Anhedonie als psychopathologisches Symptom - Eine Untersuchung zur hedonischen Bewertung von Geruchsstoffen bei psychiatrischen Patienten
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Aus der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. J. Kornhuber Anhedonie als psychopathologisches Symptom – Eine Untersuchung zur hedonischen Bewertung von Geruchsstoffen bei psychiatrischen Patienten Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Humanbiologie an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Dipl.-Psych. Marion Clepce aus Coburg
Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jürgen Schüttler Referent: PD Dr. med. Norbert Thürauf Korreferenten: PD Dr. med. Juan Manuel Maler Prof. Dr. phil. Heinz Jürgen Kaiser Tag der mündlichen Prüfung: 07.09.2010
Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung ..............................................................................................6 2. Einleitung ............................................................................................................7 3. Theoretischer Hintergrund................................................................................8 3.1. Das psychopathologische Symptom der Anhedonie...................................8 3.2. Der Geruchssinn des Menschen ................................................................10 3.3. Geruchswahrnehmung und psychiatrische Erkrankungen ........................13 3.3.1. Geruchswahrnehmung bei depressiven Patienten.......................14 3.3.2. Geruchswahrnehmung bei schizophrenen Patienten ..................17 3.3.3. Geruchswahrnehmung bei Demenzpatienten .............................22 3.3.4. Geruchswahrnehmung bei Patienten mit Angsterkrankungen....25 4. Ziele der Untersuchung....................................................................................27 5. Material und Methoden ...................................................................................28 5.1. Teilnehmende Probanden..........................................................................28 5.2. Verwendete Erhebungsinstrumente ..........................................................30 5.2.1. Subjektive Geruchstestung mit dem Sniffin’ Sticks Test ...........30 5.2.2. Psychologische Diagnostik .........................................................33 5.3. Ablauf der Untersuchung ..........................................................................36 6. Statistische Analyse ..........................................................................................38 7. Ergebnisse .........................................................................................................38 7.1. Ergebnisse der Auswertungen für Depressionspatienten..........................39 7.1.1. Ergebnisse zu Depressions- und Anhedoniemaßen ....................39 7.1.2. Ergebnisse zur Geruchsschwelle für die Gruppe der depressiven Patienten..................................................................40 7.1.3. Ergebnisse zur Diskrimination für die Gruppe der depressiven Patienten......................................................................................40 7.1.4. Ergebnisse zur Identifikation für die Gruppe der depressiven Patienten......................................................................................41 7.1.5. Ergebnisse zu den Einschätzungen von Intensität und Hedonik für die Gruppe der depressiven Patienten ...................................42 7.1.6. Ergebnisse zu Zusammenhängen zwischen Symptommaßen und Geruchsparametern für die Gruppe der depressiven Patienten......................................................................................42
7.1.7. Zusammenfassung der Ergebnisse für die Gruppe der depressiven Patienten..................................................................43 7.2. Ergebnisse der Auswertungen für Schizophreniepatienten ......................44 7.2.1. Ergebnisse zu Schizophrenie- und Anhedoniemaßen.................44 7.2.2. Ergebnisse zur Geruchsschwelle für die Gruppe der Schizophreniepatienten ...............................................................45 7.2.3. Ergebnisse zur Diskrimination für die Gruppe der Schizophreniepatienten ...............................................................45 7.2.4. Ergebnisse zur Identifikation für die Gruppe der Schizophreniepatienten ...............................................................46 7.2.5. Ergebnisse zu den Einschätzungen von Intensität und Hedonik für die Gruppe der Schizophreniepatienten ................................47 7.2.6. Ergebnisse zu Zusammenhängen zwischen Symptommaßen und Geruchsparametern für die Gruppe der Schizophreniepatienten ...............................................................48 7.2.7. Zusammenfassung der Ergebnisse für die Gruppe der Schizophreniepatienten ...............................................................48 7.3. Ergebnisse der Auswertungen für Demenzpatienten ................................49 7.3.1. Ergebnisse zu Demenz- und Anhedoniemaßen ..........................49 7.3.2. Ergebnisse zur Geruchsschwelle für die Gruppe der Demenzpatienten ........................................................................49 7.3.3. Ergebnisse zur Diskrimination für die Gruppe der Demenzpatienten ........................................................................50 7.3.4. Ergebnisse zur Identifikation für die Gruppe der Demenzpatienten ........................................................................50 7.3.5. Ergebnisse zu den Einschätzungen von Intensität und Hedonik für die Gruppe der Demenzpatienten..........................................50 7.3.6. Ergebnisse zu Zusammenhängen zwischen Symptommaßen und Geruchsparametern für die Gruppe der Demenzpatienten ..52 7.3.7. Zusammenfassung der Ergebnisse für die Gruppe der Demenzpatienten ........................................................................52 7.4. Ergebnisse der Auswertungen für Angstpatienten....................................53 7.4.1. Ergebnisse zu Angst- und Anhedoniemaßen ..............................53
7.4.2. Ergebnisse zur Geruchsschwelle für die Gruppe der Angstpatienten ............................................................................55 7.4.3. Ergebnisse zur Diskrimination für die Gruppe der Angstpatienten ............................................................................55 7.4.4. Ergebnisse zur Identifikation für die Gruppe der Angstpatienten ............................................................................56 7.4.5. Ergebnisse zu den Einschätzungen von Intensität und Hedonik für die Gruppe der Angstpatienten..............................................56 7.4.6. Ergebnisse zu Zusammenhängen zwischen Symptommaßen und Geruchsparametern für die Gruppe der Angstpatienten ......58 7.4.7. Zusammenfassung der Ergebnisse für die Gruppe der Angstpatienten ............................................................................59 8. Diskussion..........................................................................................................59 8.1. Diskussion des methodischen Vorgehens .................................................60 8.2. Diskussion der Ergebnisse für Depressionspatienten ...............................62 8.3. Diskussion der Ergebnisse für Schizophreniepatienten ............................65 8.4. Diskussion der Ergebnisse für Demenzpatienten......................................68 8.5. Diskussion der Ergebnisse für Angstpatienten .........................................71 8.6. Zusammenfassende Interpretation und Bewertung...................................72 9. Ausblick .............................................................................................................73 10. Literaturverzeichnis .........................................................................................74 11. Abkürzungsverzeichnis....................................................................................89 12. Publikationen ....................................................................................................90 13. Danksagung.......................................................................................................91 14. Lebenslauf .........................................................................................................92
6 1. Zusammenfassung Hintergrund und Ziele: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Erfassung von Veränderungen in der Geruchswahrnehmung bei psychiatrischen Patienten. Der Schwerpunkt liegt auf der hedonischen Bewertung olfaktorischer Stimuli und möglichen Zusammenhängen mit dem psychopathologischen Symptom der Anhedonie. Anhedonie beschreibt das Phänomen der Unfähigkeit, Freude an Aktivitäten des täglichen Lebens zu empfinden, die normalerweise als angenehm erlebt werden. Es handelt sich um ein häufiges Symptom psychiatrischer Störungsbilder, wie zum Beispiel Depression, Schizophrenie, Suchterkrankungen oder Demenz, das für Betroffene großes Leid und Beeinträchtigungen im alltäglichen Lebensvollzug mit sich bringt. Vorliegende Forschungsergebnisse zu Riechstörungen bei psychiatrisch Erkrankten und den neuronalen Verknüpfungen des Geruchssinns mit dem emotionalen System werfen die Frage auf, ob sich das klinische Bild der Anhedonie auch auf einer basalen physiologischen Ebene in Form einer eingeschränkten hedonischen Bewertung von Geruchsstoffen nachweisen lässt. Methoden: Die Fragestellung soll für drei psychiatrische Krankheitsbilder überprüft werden, bei denen Anhedonie typischerweise auftritt, nämlich Depression (n=37), Schizophrenie (n=34) und Demenz (n=18). Verglichen werden die Daten mit denen einer nach Alter und Geschlecht parallelisierten Kontrollgruppe. Die Kontrollprobanden werden aus dem Pool der Datenbank Hedos-F gezogen, die Riechtestbefunde von n=201 gesunden Personen enthält. Zur Kontrolle von Medikamenteneinflüssen wird eine weitere klinische Kontrollgruppe von Patienten mit Angststörungen (n=17) untersucht, die ebenso wie Depressive mit Antidepressiva behandelt werden, bei denen aber Anhedonie nicht zu den typischen Symptomen zählt. Es erfolgt eine Verlaufsuntersuchung mit zwei Erhebungszeitpunkten, terminiert gemäß klinischer Verlaufsaspekte der Störungsbilder. Zu den Messzeitpunkten wird der Sniffin’ Sticks-Test zur Erfassung von Riechschwelle, Identifikation und Diskrimination eingesetzt, erweitert um visuelle Analogskalen zur Erfassung der Intensitätseinschätzung und hedonischen Bewertung der präsentierten olfaktorischen Stimuli. Parallel kommen psychologische Testverfahren zur Schweregradeinschätzung der psychiatrischen Symptomatik zum Einsatz (Angst: Beck Angst-Inventar; Demenz: Mini Mental Status Test; Depression: Beck-
7 Depressions-Inventar; Schizophrenie: Positive and Negative Syndrome Scale), sowie die Snaith-Hamilton-Pleasure-Scale zur Erfassung der empfundenen Anhedonie. Ergebnisse und Beobachtungen: Bezüglich Riechschwelle, Identifikation und Diskrimination ergab sich für die vier Störungsgruppen jeweils ein charakteristisches Muster von Defiziten und erhaltenen Fähigkeiten. Die hedonischen Geruchsurteile erschienen im Rahmen einer akuten Depression intakt, während Demenzpatienten die Testgerüche im Vergleich mit Gesunden als angenehmer beurteilten. Schizophrenie- und Angstpatienten zeigten bei ihren hedonischen Ratings einen erweiterten Beurteilungsrange. Statistische Zusammenhänge zwischen den hedonischen Bewertungen und Anhedonie ergaben sich nur für die Gruppe der Depressionspatienten. Praktische Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zu Veränderungen der Riechwahrnehmung im Rahmen der vier untersuchten Störungsbilder sprechen für die in der Literatur geäußerte Hypothese, dass Riechstörungen als biologischer Marker für neurologische und psychiatrische Erkrankungen gelten können. Dabei ergibt sich jeweils ein spezifisches und typisches Muster an Beeinträchtigungen. Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen erlebter Anhedonie und Veränderungen in der hedonischen Wahrnehmung von Gerüchen lässt sich gemäß der vorliegenden Befunde nicht allgemein beantworten, sondern muss für jedes Störungsbild gesondert betrachtet werden. Die Hypothese, dass Anhedonie bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen nicht auf die gleichen biologischen Phänomene reduziert werden kann, erscheint deshalb wahrscheinlich. 2. Einleitung Inzwischen kann es als belegt gelten, dass als Begleitphänomen verschiedener psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen Veränderungen des Geruchssinns auftreten, so zum Beispiel bei Demenz, Parkinson oder Schizophrenie (Albers, M.W., Tabert, M.H. & Devanand, D.P., 2006; Atanasova, B., Graux, J., El Hage, W. et al., 2008). Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Natur dieser Anomalien in der olfaktorischen Wahrnehmung für ausgewählte psychiatrische Störungsbilder näher zu untersuchen. Ein besonderer Schwerpunkt soll dabei auf der subjektiven hedonischen Bewertung präsentierter Geruchsstimuli liegen. Die Beurteilung von Reizen als
8 angenehm oder unangenehm erscheint besonders im Bereich psychiatrischer Erkrankungen als vielversprechendes Forschungsfeld. Interessant ist hier vor allem eine mögliche Verknüpfung zwischen Veränderungen in der hedonischen Wahrnehmung und dem psychopathologischen Symptom der Anhedonie, einem Defizit in der Fähigkeit, Freude und Genuss an alltäglichen Erlebnissen zu empfinden, das im Rahmen verschiedener psychiatrischer Störungsbilder auftritt. 3. Theoretischer Hintergrund Im folgenden Abschnitt soll ein Überblick zum theoretischen Hintergrund dieser Arbeit gegeben werden. Dabei wird zunächst auf das Symptom der Anhedonie näher eingegangen (siehe Kapitel 3.1.). Es folgt eine Darstellung der anatomischen und physiologischen Grundlagen des Riechsystems (siehe Kapitel 3.2.). Anschließend soll ein Überblick über die aktuelle Literatur zu Veränderungen der Geruchswahrnehmung im Rahmen der psychiatrischen Störungsbilder gegeben werden, die im Blickpunkt dieser Arbeit stehen, nämlich Schizophrenie, Depression, Demenz und Angsterkrankungen (siehe Kapitel 3.3.). 3.1. Das psychopathologische Symptom der Anhedonie Nach Berrios und Olivares (1995) wurde der Begriff Anhedonie 1897 durch den französischen Philosophen und Psychologen Ribot geprägt, zur Beschreibung des Phänomens einer „general inability to experience pleasure” (S. 453). Weitere Definitionen für dieses psychopathologische Symptom finden sich in der Literatur. Dazu zählen „a relative lack of pleasure in response to formerly rewarding stimuli” (Keedwell, P.A., Andrew, C., Williams, S.C. et al., 2005, S. 843) oder Anhedonie als „blocking of the reward reinforcement of usually reinforcing stimuli” (Rado, 1956; zitiert nach Berrios, G.E. & Olivares, J.M., 1995, S. 454). Anhedonie beschreibt also einen Zustand, der durch einen Verlust der Freude an vormals als angenehm erlebten Aktivitäten und Erfahrungen geprägt ist. Anhedonie ist ein häufiges Symptom verschiedener psychiatrischer Störungsbilder, wie zum Beispiel Depression (Clark, D.A., Beck, A.T. & Beck, J.S., 1994; Dilling, H., Mombour, W. & Schmidt, M.H., 1991), Schizophrenie (Dilling, H., Mombour, W. & Schmidt, M.H., 1991), Demenz
9 (Bungener, C., Jouvent, R. & Derouesne, C., 1996; Reichman, W.E. & Coyne, A.C., 1995) oder Abhängigkeitserkrankungen (Heinz, A., Schmidt, L.G. & Reischies, F.M., 1994). Für betroffene Patienten bedeutet dieses Symptom großes Leid und schwere Beeinträchtigungen des alltäglichen Lebensvollzugs. Nach Berrios und Olivares (1995) unterschied bereits William James um 1903 zwischen Anhedonie als State- und als Trait-Variable. Dementsprechend kann Anhedonie also entweder im Sinne eines vorübergehenden Zustandes (state) oder aber auch als überdauerndes Persönlichkeitsmerkmal (trait) verstanden werden. Eine Zwillingsstudie (Bogdan, R. & Pizzagalli, D.A., 2009) kennzeichnet hedonische Kapazität und damit auch Anhedonie als Personenmerkmale mit ausgeprägter erblicher Komponente. Die neuronalen Korrelate des psychopathologischen Phänomens der Anhedonie werden derzeit beforscht. In einer fMRT-Untersuchung an unter Anhedonie leidenden Depressiven (Keedwell, P.A., Andrew, C., Williams, S.C. et al., 2005) fanden sich für die Anhedonie ein positiver Zusammenhang mit einer Aktivierung im ventromedialen präfrontalen Kortex und ein inverser Zusammenhang mit Aktivierung in Amygdala und ventralem Striatum. In einer weiteren fMRT-Studie an depressiven Frauen mit hohen Anhedonie-Werten (Mitterschiffthaler, M.T., Kumari, V., Malhi, G.S. et al., 2003) zeigten die Patientinnen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen eine verminderte Aktivität im medialen frontalen Kortex und erhöhte Aktivität im inferioren frontalen Kortex, anteriorem Cingulum, Thalamus, Putamen und der Insula. In einer fMRT-Untersuchung an gesunden Probanden mit hohen Werten in einem Fragebogen für Anhedonie als Trait-Faktor (Harvey, P.O., Pruessner, J., Czechowska, Y. et al., 2007) ging Anhedonie mit einer Volumenminderung im anterioren Nucleus caudatus einher. Auf funktioneller Ebene ergab sich für die anhedonen Probanden bei der Verarbeitung positiver Reize eine erhöhte Aktivität im ventromedialen präfrontalen Kortex. In einer Übersichtsarbeit zu den neuronalen Korrelaten der Anhedonie bringt Gorwood (2008) das Symptom in Zusammenhang mit einer verminderten Aktivierung im ventralen Striatum einschließlich des Nucleus accumbens und einer Überaktivität des ventralen präfrontalen Kortex und des orbitofrontalen Kortex. Eine neuere fMRT-Untersuchung bringt Anhedonie bei Depression mit Hirnarealen in Verbindung, die für Belohnung und Motivation relevant sind (Heller, A.S., Johnstone, T., Shackman, A.J. et al., 2009). Die Autoren verfolgen die Hypothese, dass Anhedonie nicht als eine einfache
10 Minderung der hedonischen Wahrnehmungsfähigkeit zu verstehen ist, sondern als Unfähigkeit, positive affektive Zustände über längere Zeit aufrecht zu erhalten. Tatsächlich fanden sie bei ihren depressiven Patienten in einer Aufgabe zur Emotionsregulation eine verminderte Fähigkeit, die Aktivität des Nucleus accumbens, eines Hirnareals mit zentraler Bedeutung für Belohnung und positive Affektivität, über längere Zeit aufrecht zu erhalten. Verursacht wird dieses Defizit durch eine gestörte Konnektivität mit dem präfrontalen Kortex, der das fronto-striatale Belohnungsnetzwerk steuert. Heinz (1999) kommt in seiner Zusammenschau der Literatur zum Thema Anhedonie bei Abhängigkeitserkrankungen dagegen zu dem Fazit, dass Anhedonie entgegen früherer Annahmen nicht mit Dysfunktionen des dopaminergen Belohnungssystem assoziiert zu sein scheint. Insgesamt sind die neuronalen Grundlagen der Anhedonie bei verschiedenen psychiatrischen Störungsbildern also noch nicht vollständig entschlüsselt. Auch die Frage, inwiefern sich Anhedonie möglicherweise auf einer basalen physiologischen Ebene in Form einer gestörten hedonischen Bewertung von Sinnesreizen in den verschiedenen Wahrnehmungskanälen niederschlägt, bleibt derzeit noch offen. Nicht zuletzt wegen der engen Verknüpfung des olfaktorischen Systems mit Emotionen (siehe Kapitel 3.2.) und zahlreichen Vorbefunden zu Geruchsstörungen im Rahmen psychiatrischer Erkrankungen (siehe Kapitel 3.3) erscheint es besonders vielversprechend, die Möglichkeit einer Assoziation zwischen dem Symptom der Anhedonie und Störungen in der hedonischen Geruchswahrnehmung zu untersuchen: „It is interesting to study the possibility that anhedonia can be expressed also at the olfactory level“ (Atanasova, B., Graux, J., El Hage, W. et al., 2008; p. 1322). 3.2. Der Geruchssinn des Menschen Die folgende Darstellung der Anatomie und Physiologie des olfaktorischen Systems folgt im Wesentlichen Birbaumer und Schmidt (1999), sowie Schmidt, Thews und Lang (2000). Geruch und Geschmack werden den chemischen Sinnen zugeordnet. Phylogenetisch betrachtet gehören sie zu den ältesten Sinnessystemen des Menschen. Der Geruchssinn – einschließlich des nasal-trigeminalen Systems – hat unter anderem wichtige Kontrollfunktionen bei der Nahrungsaufnahme oder in Bezug auf potentielle
11 Gefahrenreize aus der Umwelt (zum Beispiel Rauchgeruch als Warnhinweis für Feuer). Nicht nur in der Tierwelt, sondern auch beim Menschen spielt der Geruchssinn eine große Rolle in der zwischenmenschlichen Kommunikation, so zum Beispiel bei der Mutter-Kind-Interaktion oder der Partnerwahl. Der Geruchssinn besitzt außerdem eine starke emotionale Komponente. Prinzipiell kann das menschliche Gehirn etwa 10.000 verschiedene Düfte unterscheiden. An der Wahrnehmung von Geruchsreizen sind zwei verschiedene Sinnessysteme beteiligt: das olfaktorische und das trigeminale. Das olfaktorische System reagiert auf Moleküle flüchtiger Verbindungen in Gasform. Diese Reize treffen auf die Riechzellen, die in einem Schleimhautareal im Inneren der Nase, dem sogenannten Riechepithel, angeordnet sind. Das Riechepithel umfasst beidseits eine Fläche von etwa 5cm2 und befindet sich in der hinteren oberen Nasenhöhle. Der Mensch besitzt circa 30 Millionen Riechzellen, die nach einer durchschnittlichen Lebensdauer von etwa 30 Tagen regelmäßig erneuert werden. Die Riechzellen besitzen einen kurzen dendritischen Fortsatz, der zur Schleimhautoberfläche zieht, sowie ein langes Axon für die Signalweiterleitung zum Gehirn. Die Dendriten entsenden zahlreiche Zilien oder Sinneshaare in die Schleimhaut. In der Zilienmembran befinden sich die Geruchsrezeptoren, an die Riechstoffmoleküle anbinden müssen, um den Prozess der Signaltransduktion zu starten und wahrgenommen zu werden. Beim Andocken eines passenden Moleküls an den Rezeptor wird eine intrazelluläre Signalkaskade ausgelöst, die zur Öffnung von Ionenkanälen führt. Dadurch entsteht ein depolarisierendes Sensorpotential, das im Prozess der Transformation in ein Aktionspotential mündet, das über das Axon weitergeleitet wird. Die Axone der Riechzellen bilden beim Austritt aus dem Riechepithel Bündel von 10 bis 100 Axonen, die sogenannten Fila olfactoria. Die Fila olfactoria treten durch die winzigen Löcher der Lamina cribosa, also des knöchernen Siebbeins, aus der Nasenhöhle aus. Vereinigt zum Nervus olfactorius, dem ersten Hirnnerven, ziehen sie zum Bulbus olfactorius, dem sogenannten Riechkolben des Gehirns. Abb. 1 gibt entsprechend einen grafischen Überblick zur Anatomie der ersten Stationen des Riechsystems von der Nase bis zum Bulbus olfactorius.
12 Abb. 1 Anatomischer Aufbau des Riechsystems von der Nase bis zum Bulbus olfactorius. (aus: Birbaumer & Schmidt, 1999, S. 444) Die Riechbahn führt vom Bulbus olfactorius weiter über den Tractus olfactorius in verschiedene Gebiete des Paläokortex, die gemeinsam als Riechhirn bezeichnet werden. Dazu gehören das Tuberculum olfactorium, die Area präpiriformis, Teile des Mandelkerns und die Regio entorhinalis. Vom Riechhirn wird die Information zum einen über den Thalamus zum orbitofrontalen Kortex weitergeleitet. Zum anderen ziehen vom Riechhirn auch Bahnen zu Arealen des limbischen Systems und von dort weiter zu vegetativen Kernen des Hypothalamus und der Formatio reticularis. Die enge Verschaltung mit dem limbischen System ist vermutlich für die starke emotionale Komponente der Geruchswahrnehmung verantwortlich. Abb. 2 zeigt die Verbindungen der Riechbahn noch einmal grafisch. Abb. 2 Neuronale Verbindungen der Riechbahn. (aus: Birbaumer & Schmidt, 1999, S. 444)
13 Atanasova und Kollegen (2008) fassen in einer Übersichtsarbeit zur Geruchswahrnehmung bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen die aktuelle Literatur zur Assoziation bestimmter Hirnareale mit spezifischen Geruchsaufgaben zusammen. Dabei wird die Intensitätseinschätzung mit Aktivität im piriformen Kortex (Rolls, E.T., Kringelbach, M.L. & de Araujo, I.E., 2003) und der Amygdala (Anderson, A.K., Christoff, K., Stappen, I. et al., 2003) in Verbindung gebracht. Der orbitofrontale Kortex scheint bei der Identifikation, der Diskrimination und der hedonischen Bewertung von Gerüchen involviert zu sein (Zald, D.H. & Pardo, J.V., 1997; Zald, D.H., Mattson, D.L. & Pardo, J.V., 2002). Weitere Studien zeigen, dass an der hedonischen Bewertung von Duftstoffen neben dem orbitofronatalen Kortex auch das limbische System beteiligt ist (Royet, J.P., Plailly, J., Delon-Martin, C. et al., 2003; Zald, D.H. & Pardo, J.V., 1997), und hier vor allem die Amygdala. Die Arbeitsgruppe um Winston (2005) berichtet, dass die Amygdala die Interaktion von Intensität und hedonischer Valenz codiert. Das würde bedeuten, dass eine Amygdalaaktivierung weder Geruchsintensität noch hedonische Beurteilung des Duftstoffes an sich repräsentiert, sondern eine übergreifende emotionale Bewertung des Stimulus. Neben dem olfaktorischen- ist auch das trigeminale System an der Wahrnehmung von Duftstoffen beteiligt. In Nasenschleimhaut und Mundrachenraum befinden sich freie Nervenendigungen des Nervus trigeminus mit nozizeptiver und olfaktorischer Funktion. Dabei unterscheidet man reine Riechstoffe (z.B. Lavendel) von solchen Duftstoffen, die auch eine trigeminale Komponente besitzen (z.B. Menthol) oder eine trigeminale und eine Geschmacks-Komponente (z.B. Chloroform). Aktivierungen des nasaltrigeminalen Systems werden gewöhnlich als stechend-beißende Empfindung beschrieben, Aktivierungen des oraltrigeminalen Systems als brennend-scharf. 3.3. Geruchswahrnehmung und psychiatrische Erkrankungen Veränderungen des Geruchssinns sind bei verschiedenen psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen beschrieben, so zum Beispiel bei Schizophrenie, Depression, Alzheimer, Parkinson oder Chorea Huntington. Einen Überblick liefern beispielsweise Atanasova und Kollegen (2008) oder Hawkes (2006). Atanasova und
14 Kollegen (2008) kommen nach Sichtung der aktuellen Literatur sogar zu folgender Schlussfolgerung: „olfactory abnormalities might be a marker of psychiatric conditions, with a specific pattern for each disease“ (S. 1323). Auf Befunde zu diesen spezifischen Besonderheiten in der Geruchswahrnehmung soll für die vier Störungsbilder, die im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen, im Folgenden näher eingegangen werden. Dabei werden, soweit jeweils vorliegend, Ergebnisse zu fünf verschiedenen Bereichen der Riechleistung dargestellt: 1.) zur olfaktorischen Sensitivität oder Riechschwelle, 2.) zur Geruchsdiskrimination, also der Fähigkeit zur Unterscheidung verschiedener Riechstoffe, 3.) zur Identifikation, also dem Erkennen und Benennen von Gerüchen, 4.) zur Intensitätseinschätzung, also der Bewertung über die Stärke eines Geruchsreizes und 5.) zur hedonischen Beurteilung, also der Einstufung von olfaktorischen Stimuli als angenehm oder unangenehm. So weit vorliegend, soll auch auf entsprechende Befunde zu strukturellen und funktionellen Anomalien von Gehirn und Nervensystem eingegangen werden. 3.3.1. Geruchswahrnehmung bei depressiven Patienten Im Tierexperiment finden sich Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem olfaktorischen System und depressiven Symptomen. So beschäftigte sich zum Beispiel die Arbeitsgruppe um Wang mit Ratten, denen der Bulbus olfactorius entfernt worden war (2007). Im Verhalten dieser Tiere und verschiedenen neurochemischen Parametern entdeckten sie Ähnlichkeiten zu Symptomen einer depressiven Episode mit komorbider Angstsymptomatik, wie zum Beispiel Agitiertheit, sexuelle und kognitive Dysfunktionen oder Degeneration von Neuronen. Sie ziehen daraus den Schluss, dass Ratten nach Bulbektomie als ein Tiermodell für das Studium depressiver Störungen dienen könnten. Aber auch beim Menschen belegen zahlreiche Untersuchungen das Vorliegen einer veränderten Geruchswahrnehmung in Zusammenhang mit depressiven Erkrankungen. So lassen sich bereits bei der Betrachtung olfaktorisch evozierter Potentiale Unterschiede zwischen Depressiven und gesunden Kontrollpersonen feststellen (Pause, B.M., Raack, N., Sojka, B. et al., 2003). Akut erkrankte Patienten zeigten hier reduzierte Amplituden von P2 und P3-1, was auf eine Störung in einem frühen Stadium der Reizverarbeitung hindeutet. Nach erfolgreicher medikamentöser
15 Behandlung erwiesen sich diese Veränderungen in der hirnelektrischen Aktivität als reversibel. In mehreren Studien ergab sich bei depressiven Patienten eine im Vergleich zu Gesunden verminderte olfaktorische Sensitivität (Lombion-Pouthier, S., Vandel, P., Nezelof, S. et al., 2006; Pause, B.M., Miranda, A., Goder, R. et al., 2001). Übereinstimmend fand die Arbeitsgruppe um Pollatos (2007) auch bei Gesunden eine signifikante negative Korrelation zwischen der Sensitivitätsleistung und Werten im Beck-Depressions-Inventar als Ausdruck für eine in diesem Falle subklinische Belastung durch depressive Symptome. Die Ergebnisse von Pause und Kollegen (2001) lassen vermuten, dass die während einer depressiven Episode festgestellten Veränderungen in der Riechschwelle reversibel sind und sich nach einer erfolgreichen Behandlung wieder zurückbilden. Aber es finden sich in der Literatur auch gegensätzliche Befunde. Gross-Isseroff und Kollegen (1994) untersuchten an einer relativ kleinen Stichprobe von nur neun depressiven Patienten ebenfalls die Geruchsschwelle. Dabei fanden sie keine Unterschiede bezüglich der Sensitivität zwischen Patienten und gesunden Kontrollpersonen. Bei einer Nachuntersuchung sechs Monate nach Aufnahme einer antidepressiven Behandlung jedoch, zeigten die Patienten verglichen mit der Kontrollgruppe eine signifikant erhöhte Sensitivität für die Substanz Isoamyl Acetat. In einer weiteren Untersuchung (Thomas, H.J., Fries, W. & Distel, H., 2002) fanden sich bei Depressiven keine Veränderungen der Riechschwelle. Ebenso ergab sich in einer Studie an Personen im höheren Lebensalter keine Korrelation zwischen depressiven Symptomen und der olfaktorischen Sensitivität (Scinska, A., Wrobel, E., Korkosz, A. et al., 2008). Die Ergebnislage zur saisonalen oder sogenannten Winterdepression ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unklar. Während die Arbeitsgruppe um Postolache (1999) in einer ersten Studie keine Unterschiede in der olfaktorischen Sensitivität zwischen betroffenen Patienten und gesunden Kontrollen entdecken konnten, fanden sie in einer zweiten Untersuchung (Postolache, T.T., Wehr, T.A., Doty, R.L. et al., 2002) bei den Patienten eine erhöhte Sensitivität. Zur olfaktorischen Diskriminationsfähigkeit depressiver Patienten finden sich nur wenige Studien. In der bereits genannten Untersuchung von Pollatos und Kollegen (2007) ergab sich für gesunde Probanden kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Diskriminationsleistung und depressiven Symptomen.
16 Bezüglich der Identifikation von Gerüchen fanden sich keine Unterschiede zwischen depressiven Patienten und gesunden Kontrollen (Amsterdam, J.D., Settle, R.G., Doty, R.L. et al., 1987). In der bereits erwähnten Studie an Personen im höheren Lebensalter ergab sich auch keine Korrelation zwischen depressiven Symptomen und der Identifkationsleistung (Scinska, A., Wrobel, E., Korkosz, A. et al., 2008). Für die saisonale Depression lassen die Daten der Arbeitsgruppe um Postolache (1999) einen Lateralisierungseffekt vermuten. Hier ergab sich nur für das rechte Nasenloch eine signifikante negative Korrelation zwischen depressiven Symptomen und Werten im University of Pennsylvania Smell Identification Test (UPSIT). Bisherige Studien zu Intensitätseinschätzungen von Gerüchen bei Depressiven lieferten keine Belege für generelle Unterschiede zwischen Patienten und gesunden Kontrollpersonen (Pause, B.M., Miranda, A., Goder, R. et al., 2001; Thomas, H.J., Fries, W. & Distel, H., 2002). Bezüglich der hedonischen Bewertung olfaktorischer Stimuli ist die bisherige Ergebnislage jedoch als uneindeutig zu bezeichnen. In den beiden bereits genannten Studien zur subjektiven Bewertung von Geruchsreizen fanden sich keine Unterschiede, weder zwischen den Einschätzungen von Patienten und gesunden Kontrollprobanden, noch zwischen den Ratings der Patienten im akuten und remittierten Zustand (Pause, B.M., Miranda, A., Goder, R. et al., 2001; Thomas, H.J., Fries, W. & Distel, H., 2002). In einer Untersuchung ergab sich jedoch eine Ausnahme: depressive Patienten beurteilten den Duftstoff Citral als angenehmer, als dies Gesunde taten (Pause, B.M., Miranda, A., Goder, R. et al., 2001). In einer französischen Studie schienen die Patienten dagegen den hedonischen Wert angenehmer Düfte im Durchschnitt höher zu bewerten (Lombion-Pouthier, S., Vandel, P., Nezelof, S. et al., 2006). Diese mangelnde Konsistenz in der Datenlage kann unter anderem auf methodische Unterschiede zwischen den einzelnen Studien zurückgeführt werden. So wurden in den verschiedenen Untersuchungen zum Beispiel unterschiedliche Zusammenstellungen von Geruchsstimuli verwendet: die Arbeitsgruppe um Thomas (2002) gab ihren Probanden nur acht Düfte zur Beurteilung vor, Pause und Kollegen (2001) benutzten zehn Gerüche und die Arbeitsgruppe um Lombion-Pouthier (2006) 16. In allen drei Studien wurde das Beck-Depressions-Inventar zur Erfassung depressiver Symptome verwendet. Besonders zu berücksichtigen ist ferner, dass in keiner der drei Studien die Schwere der erlebten Anhedonie erhoben wurde. Dies erscheint problematisch, da es sich bei
17 der Anhedonie nicht um ein obligatorisches Symptom für eine depressive Episode handelt (American Psychiatric Association, 2000; Fawcett, J., Clark, D.C., Scheftner, W.A. et al., 1983a; Fawcett, J., Clark, D.C., Scheftner, W.A. et al., 1983b) und deshalb nicht davon ausgegangen werden kann, dass alle Patienten in gleichem Maße unter anhedonen Beschwerden leiden. Insgesamt ist das Vorliegen von Veränderungen in verschiedenen Domänen des Geruchssinns bei depressiven Patienten also vielfach belegt, auch wenn in einigen Bereichen die genaue Natur dieser Anomalien noch nicht feststeht. 3.3.2. Geruchswahrnehmung bei schizophrenen Patienten Anomalien im Geruchsvermögen von schizophrenen Patienten sind inzwischen ebenfalls vielfach belegt. Übersichten liefern Atanasova und Kollegen (2008), sowie Moberg und Kollegen (1999). Verschiedene Studien geben Hinweise darauf, dass bei Schizophrenen bereits im peripheren Bereich auf der Ebene der Geruchsrezeptoren Beeinträchtigungen vorzuliegen scheinen (Turetsky, B.I., Hahn, C.G., Arnold, S.E. et al., 2009; Turetsky, B.I. & Moberg, P.J., 2009). Als pathophysiologischer Mechanismus werden Störungen der cAMP-vermittelten intrazellulären Signaltransduktion vermutet. Auch auf hirnstruktureller Ebene finden sich im olfaktorischen System Unterschiede zwischen Schizophrenen und gesunden Vergleichsgruppen. So scheint bei diesen Patienten das Volumen des Bulbus olfactorius vermindert zu sein (Turetsky, B.I., Moberg, P.J., Yousem, D.M. et al., 2000; Turetsky, B.I., Moberg, P.J., Arnold, S.E. et al., 2003). Weitere MRT-Studien an Betroffenen liefern Hinweise auf das Vorliegen einer beidseitigen Volumenreduktion von Hippokampus und Amygdala (Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005a), sowie auf ein vermindertes Volumen des perirhinalen und entorhinalen Kortex (Turetsky, B.I., Moberg, P.J., Roalf, D.R. et al., 2003). Hinweise auf funktionelle Anomalien bei der Bearbeitung von Riechaufgaben liegen ebenfalls vor. So fanden Bertollo, Cowen und Levy (1996) bei schizophrenen Patienten im Vergleich zu Gesunden einen Hypometabolismus in olfaktorischen kortikalen Projektionsarealen, und zwar vor allem im lateroposterioren Quadranten des orbitofrontalen Kortex. Bei der Untersuchung olfaktorisch evozierter Potentiale
18 zeigten Patienten verminderte N1- und P2-Amplituden, sowie eine vergrößerte P2- Latenz (Turetsky, B.I., Moberg, P.J., Owzar, K. et al., 2003). Die Datenlage zur Riechschwelle schizophrener Patienten ist derzeit widersprüchlich. Während sich in einigen Untersuchungen keine Unterschiede zwischen Patienten und Kontrollpersonen fanden (Geddes, J., Huws, R. & Pratt, P., 1991; Moberg, P.J., Arnold, S.E., Doty, R.L. et al., 2006; Plailly, J., d'Amato, T., Saoud, M. et al., 2006), oder Patienten gar eine erhöhte Sensitivität zeigten (Sirota, P., Davidson, B., Mosheva, T. et al., 1999), schnitten Schizophrene in anderen Untersuchungen schlechter ab als Gesunde (Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005a; Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005b). Auf hirnstruktureller Ebene fanden Turetsky und Kollegen (2003) in ihrer bereits genannten MRT-Studie einen Zusammenhang zwischen der Volumenreduktion im perirhinalen Kortex und einer verminderten olfaktorischen Sensitivität. In einer anderen Studie derselben Arbeitsgruppe (Turetsky, B.I., Moberg, P.J., Owzar, K. et al., 2003) ergab sich bei der Untersuchung olfaktorisch evozierter Potentiale von Schizophrenen eine Korrelation zwischen den beobachteten N1- Anomalien und einer verminderten Sensitivität. Zur Diskriminationsfähigkeit schizophrener Patienten finden sich nur wenige Untersuchungen. Hier schnitten Erkrankte in der Regel schlechter ab als gesunde Vergleichspersonen (Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005a; Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005b). In der bereits genannten MRT-Studie (Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005a) ergab sich außerdem für die Patienten ein Zusammenhang zwischen geringerem Hippokampus-Volumen und schlechteren Leistungen in der Diskriminationsaufgabe. Als am besten belegte Anomalie im Bereich der Riechleistung Schizophrener können Defizite in der Identifikationsfähigkeit gelten (Brewer, W.J., Pantelis, C., Anderson, V. et al., 2001; Coleman, E., Goetz, R.R., Leitman, D. et al., 2002; Compton, M.T., McKenzie Mack, L., Esterberg, M.L. et al., 2006; Corcoran, C., Whitaker, A., Coleman, E. et al., 2005; Good, K.P., Martzke, J.S., Honer, W.G. et al., 1998; Good, K.P., Leslie, R.A., McGlone, J. et al., 2007; Houlihan, D.J., Flaum, M., Arnold, S.E. et al., 1994; Kopala, L., Good, K., Martzke, J. et al., 1995; Kopala, L.C., Clark, C. & Hurwitz, T., 1993; Malaspina, D. & Coleman, E., 2003; Moberg, P.J., Arnold, S.E., Doty, R.L. et al., 2006; Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005a; Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005b; Szeszko,
19 P.R., Bates, J., Robinson, D. et al., 2004; Wu, J., Buchsbaum, M.S., Moy, K. et al., 1993). Auch Atanasova und Kollegen (2008) kommen in ihrer Übersichtsarbeit zu dem Schluss, dass es sich hierbei um ein charakteristisches Defizit schizophrener Patienten handelt. Die Minderung der Identifikationsfähigkeit scheint bei weiblichen Patienten weniger stark ausgeprägt zu sein, als bei männlichen Patienten (Kopala, L.C., Clark, C. & Hurwitz, T., 1993). In ihrer metaanalytischen Übersicht kommen Moberg und Kollegen (1999) zu dem Schluss, dass die Defizite in der Geruchsidentifikation unabhängig von Rauchstatus und Medikation der Patienten, und damit eine primäre Störung des Geruchssinns zu sein scheinen. In der bereits genannten Untersuchung von Brewer und Kollegen (2001) erwiesen sich die Mängel in der Identifikationsleistung zudem als zeitlich stabil. Auch sechs Monate nach der Eingangsuntersuchung und Beginn der medikamentösen Behandlung schnitten schizophrene Patienten im University of Pennsylvania Smell Identification Test noch schlechter ab als gesunde Kontrollpersonen. Eine vorliegende SPECT-Studie (Malaspina, D., Perera, G.M., Lignelli, A. et al., 1998) gibt Hinweise auf die hirnfunktionellen Anomalien, die dem Identifikationsdefizit zu Grunde liegen könnten. Während der Bearbeitung einer olfaktorischen Identifikationsaufgabe fand sich bei schizophrenen Patienten ein Hypometabolismus in einem rechtshemisphärisch angesiedelten kortikalen Gebiet, welches das Broca-Areal, den oberen Temporallappen, den supramarginalen Gyrus und den Gyrus angularis umfasst. Anders als gesunde Kontrollpersonen zeigten die Patienten während der Aufgabe auch keine Steigerung des lokalen zerebralen Blutflusses im Hippokampus und in visuellen Assoziationsarealen. Gemäß der bereits genannten Studie zu olfaktorisch evozierten Potentialen (Turetsky, B.I., Moberg, P.J., Owzar, K. et al., 2003) ist eine negative Korrelation zwischen P2-Latenz und Identifikationsleistung zu vermuten. Auch zur subjektiven Bewertung von Geruchsreizen finden sich verschiedene Studien. Bezüglich der Intensitätswahrnehmung von Düften ergaben sich in mehreren Untersuchungen keine Unterschiede zwischen Schizophrenen und Gesunden (Hudry, J., Saoud, M., D'Amato, T. et al., 2002; Moberg, P.J., Arnold, S.E., Doty, R.L. et al., 2003; Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005a; Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005b). Entsprechend kommen auch Atanasova und Kollegen (2008) zu dem Schluss, dass bei Schizophreniepatienten von intakten Intensitätseinschätzungen ausgegangen werden kann.
20 Zum Thema der hedonischen Beurteilung von Duftstoffen sollen zunächst einige Befunde zu hirnfunktionellen Besonderheiten schizophrener Patienten aufgegriffen werden. So ergaben sich in einer PET-Untersuchung (Crespo-Facorro, B., Paradiso, S., Andreasen, N.C. et al., 2001) bei Stimulation mit einem unangenehmen Geruch Unterschiede im Aktivierungsmuster zwischen Patienten und gesunden Kontrollprobanden: anstelle einer Aktivierung in limbischen und paralimbischen Regionen (Insula, Nucleus accumbens, Gyrus parahippocampalis), zeigten schizophrene Patienten eine erhöhte Aktivität im frontokortikalen Bereich. In einer fMRT-Studie (Schneider, F., Habel, U., Reske, M. et al., 2007) ergab sich unter Stimulation mit einem unangenehmen Geruch für schizophrene Probanden eine Hypoaktivität in Gebieten des rechten frontalen und temporalen Kortex. In Bezug auf die subjektive hedonische Bewertung von Geruchsreizen ist die Datenlage gegenwärtig als unklar zu bezeichnen. Crespo-Facorro und Kollegen (2001) ließen schizophrene Patienten zwei verschiedene Düfte beurteilen, und zwar einen angenehmen (Vanillin) und einen unangenehmen (4-Methylpentansäure). Im Vergleich mit gesunden Kontrollprobanden ergaben sich dabei keine Unterschiede in der Bewertung des unangenehmen Geruchs, wohl aber bei der Bewertung des angenehmen Duftes: Patienten beurteilten Vanillin als weniger angenehm oder stuften es sogar vermehrt als unangenehm riechend ein. Die Schwere psychotischer Symptome korrelierte dabei negativ mit den Ratings für den unangenehmen Geruch, so dass Patienten mit einer stärkeren Ausprägung einer floriden psychotischen Symptomatik den unangenehmen Stimulus als unangenehmer beurteilten. Doop und Park (2006) verwendeten die 40 Gerüche des University of Pennsylvania Smell Identification Test, um hedonische Bewertungen zu erfassen. Dabei gaben die schizophrenen Probanden mehr positive Beurteilungen ab als Gesunde, benutzten dabei allerdings nicht die volle Breite der Schätzskala, sondern nur einen eingeschränkten, zum positiven Pol hin verschobenen Bereich. In der Patientengruppe ergab sich außerdem eine positive Korrelation zwischen den hedonischen Ratings und einer Skala zur Erfassung affektiver Verflachung und die Patienten, die mehr negative Symptome berichteten, zeigten eine größere Einengung des Beurteilungsspektrums. In einer weiteren Studie zur affektiven Beurteilung von Geruchsreizen (Hudry, J., Saoud, M., D'Amato, T. et al., 2002) ergaben sich bei den Patienten verminderte hedonische Einstufungen. Die Arbeitsgruppe um Moberg (2003) verwendete verschiedene Konzentrationen der Substanz Amyl Acetat als Teststimuli. Dabei
21 stuften gesunde Kontrollpersonen beiderlei Geschlechts und weibliche Schizophreniepatienten niedrigere Konzentrationen des Duftstoffs als angenehmer ein, während männliche Schizophrene ein umgekehrtes Beurteilungsmuster zeigten. In einer PET-Studie (Plailly, J., d'Amato, T., Saoud, M. et al., 2006) schätzten schizophrene Patienten im Vergleich zu Gesunden die präsentierten angenehmen Testgerüche als weniger angenehm ein. Auf hirnfunktioneller Ebene ergaben sich entsprechend Anomalien in linkshemissphärischen Regionen der Insula, des Gyrus frontalis inferior und des anterioren piriformen Cortex/Putamens. In zwei Studien an ausschließlich männlichen Schizophrenen erhob die Arbeitsgruppe um Rupp (Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005a; Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005b) bei den Patienten Einstufungen der Teststimuli als angenehmer. Die inkonsistente Datenlage im Bereich der subjektiven hedonischen Bewertung von Geruchsreizen kann zum Teil auf methodologische Unterschiede zwischen den einzelnen Studien zurückgeführt werden. So verwendeten die Untersuchungsteams zum Beispiel verschiedenartige Zusammenstellungen von Teststimuli. In einigen Studien wurden den Probanden nur ein oder zwei Duftstoffe angeboten (Crespo-Facorro, B., Paradiso, S., Andreasen, N.C. et al., 2001; Moberg, P.J., Arnold, S.E., Doty, R.L. et al., 2003), während andere Untersucher 40 oder mehr Geruchsreize verwendeten (Doop, M.L. & Park, S., 2006; Plailly, J., d'Amato, T., Saoud, M. et al., 2006). Nicht in allen dargestellten Studien wurde außerdem die Schwere der erlebten psychotischen Symptomatik systematisch berücksichtigt (Plailly, J., d'Amato, T., Saoud, M. et al., 2006; Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005a; Rupp, C.I., Fleischhacker, W.W., Kemmler, G. et al., 2005b). Wieder muss zudem erwähnt werden, dass bei keiner der genannten Untersuchungen ein Testverfahren zur Erfassung der Anhedonie zum Einsatz kam. Auch für Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis ist Anhedonie kein obligates Symptom (American Psychiatric Association, 2000; Dilling, H., Mombour, W. & Schmidt, M.H., 1991), so dass nicht automatisch davon ausgegangen werden kann, dass alle Studienteilnehmer auch tatsächlich unter entsprechenden Beschwerden leiden.
22 3.3.3. Geruchswahrnehmung bei Demenzpatienten Zunächst ist bekannt, dass es mit steigendem Lebensalter zu Veränderungen im Geruchsvermögen kommt. Einen Überblick liefern zum Beispiel Biacabe, Nores und Bonfils (1999). Unabhängig davon gibt es zahlreiche Belege für Defizite in der Geruchswahrnehmung von Demenzpatienten, wobei hier besonders Alzheimerkranke deutlich schlechter abzuschneiden scheinen als gleichaltrige gesunde Personen. Überblicksarbeiten zum gegenwärtigen Stand der Forschung liefern unter anderem Atanasova und Kollegen (2008), Demarquay, Ryvlin und Royet (2007), Hawkes (2006) oder Mesholam, Moberg, Mahr und Doty (1998). Inzwischen sind die Belege für olfaktorische Defizite bei Demenzpatienten so zahlreich, dass sogar vorgeschlagen wurde, sie als ein Diagnosekriterium für die Alzheimererkrankung aufzunehmen (Foster, J., Sohrabi, H., Verdile, G. et al., 2008). Vertreter der sogenannten Vektorhypothese gehen davon aus, dass degenerative Erkrankungen des Gehirns wie Alzheimer oder Parkinson ihren Ausgangspunkt in olfaktorischen Regionen nehmen und durch bisher noch unbekannte flüchtige Substanzen verursacht werden, die das Gehirn über die Nase erreichen (Doty, R.L., 1991; Doty, R.L., 2008). In der Literatur finden sich tatsächlich Belege für strukturelle Anomalien im Riechsystem von Demenzkranken. So ergaben sich zum Beispiel Hinweise auf pathologische Veränderungen in Riechschleimhaut (Brouillard, M., Laccourreye, L., Jabbour, W. et al., 1994) und Riechepithel von Alzheimerpatienten (Altman, J., 1989). Die Arbeitsgruppe um Attems (Attems, J., Lintner, F. & Jellinger, K.A., 2005; Attems, J. & Jellinger, K.A., 2006) berichtet von pathologischen Tau-Protein- Ablagerungen im Nervus und Bulbus olfactorius autopsierter Alzheimerfälle. In einer weiteren Autopsiestudie fanden sie ebenfalls alzheimer-typische degenerative Veränderungen in Tractus und Bulbus olfactorius von Alzheimerpatienten. In einer anderen Untersuchung (ter Laak, H.J., Renkawek, K. & van Workum, F.P., 1994) ergab sich bei Alzheimerpatienten eine Volumenminderung des Bulbus olfactorius. Kovacs, Cairns und Lantos (2001) beschäftigten sich mit dem zeitlichen Verlauf von pathologischen Veränderungen in verschiedenen Hirnarealen des Riechsystems von Alzheimerpatienten. Dabei fanden sich schon in sehr frühen Erkrankungsstadien Anomalien im Bulbus olfactorius, während der primäre olfaktorische Kortex erst später betroffen war. Mehrere Forschergruppen berichten von pathologischen Veränderungen in Hippokampus und entorhinalem Kortex bei Alzheimerpatienten
23 (Kesslak, J.P., Nalcioglu, O. & Cotman, C.W., 1991; Thompson, M.D., Knee, K. & Golden, C.J., 1998). Auf funktioneller Ebene fanden sich ebenfalls Unterschiede zwischen Demenzpatienten und gesunden Kontrollpersonen. In einer PET-Studie (Kareken, D.A., Doty, R.L., Moberg, P.J. et al., 2001) zeigten Alzheimerpatienten im Vergleich mit gesunden älteren Probanden bei olfaktorischer Stimulation eine verminderte Aktivität im rechten piriformen Kortex und im anterior-ventralen Teil des temporalen Kortex. In einer Studie zu olfaktorisch evozierten Potentialen (Morgan, C.D. & Murphy, C., 2002) ergaben sich bei Alzheimerkranken verlängerte P2- und P3- Latenzen. Diese korrelierten außerdem signifikant mit der Schwere der Demenzsymptomatik, so dass Patienten im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium besonders große Latenzen zeigten. Zur Riechschwelle von Demenzpatienten finden sich widersprüchliche Ergebnisse. In einigen Studien ergaben sich keine Unterschiede zwischen Alzheimer- Patienten und gesunden Kontrollen (Kareken, D.A., Doty, R.L., Moberg, P.J. et al., 2001; Koss, E., Weiffenbach, J.M., Haxby, J.V. et al., 1988; Larsson, M., Semb, H., Winblad, B. et al., 1999), während in anderen Untersuchungen Alzheimerkranke (Chan, A., Tam, J., Murphy, C. et al., 2002; Djordjevic, J., Jones-Gotman, M., De Sousa, K. et al., 2008; Doty, R.L., Reyes, P.F. & Gregor, T., 1987; Lehrner, J.P., Brucke, T., Dal-Bianco, P. et al., 1997; Murphy, C., Gilmore, M.M., Seery, C.S. et al., 1990) und Patienten mit der Diagnose einer leichten kognitiven Störung (Djordjevic, J., Jones-Gotman, M., De Sousa, K. et al., 2008) signifikant schlechter abschnitten. In einer Metaanalyse über 43 Studien kommen Mesholam, Moberg, Mahr und Doty (1998) zusammenfassend zu dem Ergebnis, dass für Alzheimerpatienten von einer signifikanten Erhöhung der Riechschwelle auszugehen ist. In einer Untersuchung fand sich auch ein direkter Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Demenzsymptomatik und einer verminderten Leistung im Schwellentest (Murphy, C., Gilmore, M.M., Seery, C.S. et al., 1990). Zur olfaktorischen Diskriminationsfähigkeit von Demenzpatienten finden sich nur wenige Daten. In den verfügbaren Untersuchungen ergaben sich für Alzheimer- Betroffene jedoch auch in diesem Bereich signifikante Leistungsdefizite (Djordjevic, J., Jones-Gotman, M., De Sousa, K. et al., 2008; Luzzi, S., Snowden, J.S., Neary, D. et al., 2007). Dabei kann vermutlich von einem positiven Zusammenhang zwischen
24 kognitiven Defiziten und Einschränkungen der Diskriminationsfähigkeit ausgegangen werden (Djordjevic, J., Jones-Gotman, M., De Sousa, K. et al., 2008). Defizite in der Identifikationsleistung von Demenzpatienten sind inzwischen vielfach belegt, am häufigsten für die Alzheimerdemenz (Chan, A., Tam, J., Murphy, C. et al., 2002; Djordjevic, J., Jones-Gotman, M., De Sousa, K. et al., 2008; Doty, R.L., Reyes, P.F. & Gregor, T., 1987; Duff, K., McCaffrey, R.J. & Solomon, G.S., 2002; Gray, A.J., Staples, V., Murren, K. et al., 2001; Kareken, D.A., Doty, R.L., Moberg, P.J. et al., 2001; Kesslak, J.P., Cotman, C.W., Chui, H.C. et al., 1988; Larsson, M., Semb, H., Winblad, B. et al., 1999; Lehrner, J.P., Brucke, T., Dal- Bianco, P. et al., 1997; McLaughlin, N.C. & Westervelt, H.J., 2008; Rezek, D.L., 1987; Royet, J.P., Croisile, B., Williamson-Vasta, R. et al., 2001; Serby, M., Larson, P. & Kalkstein, D., 1991; Suzuki, Y., Yamamoto, S., Umegaki, H. et al., 2004), aber auch für vaskuläre Demenz (Gray, A.J., Staples, V., Murren, K. et al., 2001), frontotemporale Demenz (Luzzi, S., Snowden, J.S., Neary, D. et al., 2007; McLaughlin, N.C. & Westervelt, H.J., 2008), Lewy-Body-Demenz (Westervelt, H.J., Stern, R.A. & Tremont, G., 2003; Williams, S.S., Williams, J., Combrinck, M. et al., 2009) und die Diagnose der leichten kognitiven Störung (Djordjevic, J., Jones- Gotman, M., De Sousa, K. et al., 2008; Eibenstein, A., Fioretti, A.B., Simaskou, M.N. et al., 2005; Wang, Q.S., Tian, L., Huang, Y.L. et al., 2002). Aber auch bei gesunden Verwandten von Alzheimerpatienten (Handley, O.J., Morrison, C.M., Miles, C. et al., 2006; Serby, M., Mohan, C., Aryan, M. et al., 1996) und bei nicht betroffenen Personen, die Träger des ApoE4-Allels sind (Calhoun-Haney, R. & Murphy, C., 2005; Murphy, C., Bacon, A.W., Bondi, M.W. et al., 1998; Salerno-Kennedy, R., Cusack, S. & Cashman, K.D., 2005; Wang, Q.S., Tian, L., Huang, Y.L. et al., 2002), eines genetischen Markers für ein erhöhtes Risiko an Alzheimer zu erkranken, findet sich gehäuft eine verminderte Fähigkeit zur Identifikation von Gerüchen. Identifikationsdefizite scheinen im Laufe einer Alzheimererkrankung mit Fortschreiten der kognitiven Defizite ebenfalls zuzunehmen (Serby, M., Larson, P. & Kalkstein, D., 1991). In anderen Untersuchungen fand sich ein positiver Zusammenhang zwischen dem Ausmaß kognitiver Leistungseinschränkungen und Identifikationsdefiziten (Djordjevic, J., Jones-Gotman, M., De Sousa, K. et al., 2008; Larsson, M., Semb, H., Winblad, B. et al., 1999; Suzuki, Y., Yamamoto, S., Umegaki, H. et al., 2004). In verschiedenen Studien erwies sich eine eingeschränkte Fähigkeit zur Identifikation von Gerüchen bei älteren Menschen auch als ein
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