Argentinischer Peso reflektiert ein anhaltendes Desaster

Die Seite wird erstellt Niko-Veit Krauß
 
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Argentinischer Peso reflektiert ein anhaltendes Desaster
Argentinischer Peso reflektiert ein
anhaltendes Desaster
Der argentinische Peso mit anhaltender absoluter und
relativer Schwäche

Die gestrigen Parlamentswahlen in Argentinien dürften wenig an den fundamentalen Problemen des
Landes ändern. Wie kaum ein anderer Wirtschaftsindikator spiegelt dabei die Entwicklung des
argentinischen Pesos zum US-Dollar die Dringlichkeit eines nachhaltigen Richtungswechsels. Eine
Fortsetzung der seit dem Staatsbankrott 2001 verfolgten Wirtschaftspolitik steht dem nach wie vor
entgegen und dürfte damit auch zu einer fortgesetzten Abwertung des argentinischen Pesos nicht nur
gegen den US-Dollar führen.

Kaum ein ökonomischer Indikator zeigt die relative Position eines Landes besser als ein Wechselkurs
am Devisenmarkt. Insbesondere dann, wenn er das Vertrauens- und Inflationsdifferenzial effektiv
darstellen kann und nicht durch politische und administrative Interventionen verzerrt ist. In diesem
Fall zeigt sich in dem, was der Wechselkurs nicht darstellt, der interessantere Teil der Realität!

Zwischen beiden Polen einer währungspolitischen Agenda schwankt auch weiterhin eines der ehemals
reichsten Länder der Welt, in dem inzwischen 42 % der Einwohner unterhalb der Armutsgrenze leben
und in dem nach der gestrigen Parlamentswahl nicht klar ist, wie das Land ökonomisch wieder auf die
Beine kommen soll.

Der Blick auf die langfristige Entwicklung des argentinischen Pesos gegen den US-Dollar in Chart 1 ist
deshalb bezeichnend. Und passend zur Parlamentswahl erreichte der Wechselkurs zum Dollar in der
vergangenen Woche die Dreistelligkeit, als er am 08.11.2021 mit einem Tageshoch von 100,07 Peso
je US-Dollar erstmals die runde Marke von 100 Peso je Dollar überschritt.

03.12.2021 02:55:20 - © EMH News AG -
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Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen (Ausführlicher Disclaimer).
Argentinischer Peso reflektiert ein anhaltendes Desaster
Die sich beschleunigende Abwertung des Pesos spiegelt dabei eine komplexe Mischung von
politischem Opportunismus, fehlgeleiteter Wirtschaftspolitik, überzogenen Erwartungen,
Subventionsmentalität und einer andauernden ,,Tragödie der Gemeingüter‘‘ wider, die sich
wechselkursmechanisch in einer extremen Inflationsdifferenz und anhaltenden Kapitalflucht zeigt.

Wie ökonomisch toxisch das argentinische Problem-Knäuel ist, zeigt aus europäischer Perspektive
insbesondere ein Vergleich zur Wechselkursentwicklung der Nachbarländer Brasilien, Uruguay,
Paraguay und Chile in Chart 2.

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Auch diese Staaten
kämpfen mit der
Corona-Pandemie,
haben soziale
Konflikte und
leiden unter den
anhaltenden
Störungen globaler
Lieferketten.
Gleichwohl zeigt
die extreme
Differenz der
Wechselkurse,
welchen
Deflationsimpuls
der
hochinflationäre
argentinische Peso
auf die
Nachbarländer ausübt, da er nicht zuletzt die ,,Terms of Trade‘‘ der Nachbarländer im bilateralen
Handel beeinträchtigt.

Nach aktuellem Auszählungsstand hat nun die regierende Mitte-Links-Bündnis seine Mehrheit im

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Parlament verloren. Aller Voraussicht nach hält die Regierungskoalition im Senat in Zukunft nur noch
35 der 72 Sitze und wird deshalb bei wichtigen Entscheidungen deutliche Kompromisse mit den
Oppositionsparteien um das konservative Bündnis ,,Juntos por el Cambio‘‘ von Ex-Präsident Mauricio
Macri machen müssen.

Diese Entwicklung ist auch insoweit ein Novum, als dass die peronistische Mitte-Links-Partei von
Präsident Albert Fernandez erstmals seit dem Übergang von der Militärdiktatur zur Demokratie die
Mehrheit im Senat verlieren dürfte.

Das von internen Machtkämpfen zwischen der Fraktion des Präsidenten und jener um die frühere
Präsidentin und aktuelle Vizepräsidentin Fernandez de Kirchner geschüttelte neoperonistische Partei
wartet allerdings noch auf ihre ,,strategische Lernschleife‘‘. Dafür bietet die schwer von
Korruptionsvorwürfen betroffene Vizepräsidentin allerdings schlechte Voraussetzungen. Die nach den
vernichtenden Vorwahlen im September durchgeführte Kabinettsumbildung deutet vielmehr darauf
hin, dass die Macht de Kirchners vor allem gegenüber Präsident Fernandez anhaltend stark und eine
fortgesetzte Blockade wichtiger Reformen zu erwarten ist.

Und was ist das Fazit?

Bis heute hat Argentinien keinen Weg zurück zu einer Situation gefunden, in der es von seiner sehr
komfortablen Faktorausstattung an ökonomischen Wachstumsfaktoren in einer Weise profitiert, in der
sozialer Ausgleich und wirtschaftliche Prosperität dauerhaft in Einklang gebracht werden. Stattdessen
taumelt das Land von einem Staatsbankrott zum nächsten, und man darf gespannt sein, ob es dem
Land gelingt, seine rund 44 Mrd. US-Dollar Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF)
umzuschulden.

Solange das aktuelle institutionelle Arrangement fortgesetzt und dadurch eine Umsetzung dieses
strategischen Kompromisses verhindert wird, dürfte sich auch die dramatische Abwertung des
argentinischen Pesos fortsetzen. Dies schafft zusätzliche Probleme, auch und vor allem innerhalb der
Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur, in der die Länder (außer Chile) der in Chart 2 dargestellten
Währungen vereint sind. Der ,,institutionelle Stress‘‘, der aus der anhaltenden Divergenz der
Mercosur-Währungen resultiert, dürfte auch weiteren regionalökonomischen
Integrationsbestrebungen enge Grenzen setzen.

15.11.2021 - Arndt Kümpel

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