Ausbildung 2013 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung
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Ausbildung 2013 Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung
Der DIHK hat erneut die Unternehmen zu ihren Ausbildungsplänen und -motiven befragt. In der Zeit vom 20. Februar bis 1. März 2013 konnten sich Unternehmen online an der Befragung beteiligen. Die Auswahl und Ansprache der Unternehmen erfolgte über die Industrie- und Handelskammern. Insgesamt beteiligten sich 15.002 Unternehmen an der Online-Umfrage. Die Antworten verteilen sich auf die Wirtschaftszweige wie folgt: Industrie (ohne Bau) 26 Prozent, Baugewerbe 4 Prozent, IT 5 Prozent, Medien 3 Prozent, Handel 18 Prozent, Gastgewerbe 7 Prozent, Verkehr (Transport/Logistik) 5 Prozent, Banken/Versicherungen 7 Prozent, Unterneh- mensorientierte Dienste 4 Prozent, Gesundheit/Pflege 2 Prozent, Immobilien 3 Prozent, Sonstige Dienstleis- tungen 16 Prozent. Nach Größenklassen zeigt sich folgende Verteilung: Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten 16 Prozent, Unternehmen mit 10 bis 19 Beschäftigten 13 Prozent, Unternehmen mit 20 bis 199 Beschäftigten 46 Prozent, Unternehmen mit 200 bis 499 Be- schäftigten 12 Prozent, Unternehmen mit 500 bis 1.000 Beschäftigten 6 Prozent, Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten 7 Prozent. Die Regionen wurden wie folgt aufgeteilt: Dem Norden werden die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, dem Westen die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, dem Osten Berlin, Bran- denburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie dem Süden die Bundes- länder Baden-Württemberg und Bayern zugerechnet. Überwiegend beteiligten sich Ausbildungsbetriebe an der Umfrage, der Anteil der Nichtausbildungsbetriebe der Vergleichsgruppe beträgt 5 Prozent. Auf Grund der besseren Lesbarkeit wurde in dieser Publikation jeweils die männliche Form für beide Ge- schlechter bei der Bezeichnung bestimmter Personengruppen verwendet. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Bereich Ausbildung – Berlin 2013 Copyright Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Ein Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Herausgeber © DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.| Berlin | Brüssel DIHK Berlin: Postanschrift: 11052 Berlin | Hausanschrift: Breite Straße 29 | Berlin-Mitte Telefon (030) 20 308-0 | Telefax (030) 20 308-1000 Internet: www.ihk.de DIHK Brüssel: Hausanschrift: 19A-D, Avenue des Arts | B-1000 Bruxelles Telefon ++32-2-286-1611 | Telefax ++32-2-286-1605 Internet: www.ihk.de Redaktion DIHK – Bereich Ausbildung Ulrike Friedrich, Berit Heintz, Simon Grupe Stand April 2013
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE • Weniger Bewerber, weniger Ausbildungsplätze Die demographische Entwicklung ist in den Unternehmen angekommen. Das Ausbildungsplatz- angebot wird vielfach der sinkenden Nachfrage anpasst. Die Schwierigkeiten, offene Ausbildungsstellen zu besetzen, haben sich weiter verstärkt und wirken sich besonders in Kleinstbetrieben aus. 2012 blieben im IHK-Bereich 70.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. • Unternehmen stellen sich auf Schwächere ein Um dem demographisch bedingten Rückgang an Bewerbern zu begegnen, senken Unternehmen ihre Anforderungen an Bewerber und geben damit auch lernschwächeren Jugendlichen eine Ausbildungschance. 70 Prozent der Unternehmen sind bereit, diese Jugendlichen in Ausbildung zu integrieren. Schulische Leistungen können gefördert werden, gute soziale und persönliche Kompetenzen sind für die Unternehmen jedoch notwendige Voraussetzung für eine Ausbildung. • Berufsorientierung: Mangelhaft Die Unzufriedenheit der Unternehmen mit der Berufsorientierung steigt stetig und wird mit 53 Prozent als das zweithäufigste Ausbildungshemmnis genannt. Eine qualifizierte Berufsorientierung muss in der Schule beginnen. Die Unternehmen unterstützen diese Übergänge mit einem signifikanten Ausbau ihres Angebotes an Schülerpraktika um plus 10 Prozentpunkte. • Azubis gesucht! - Marketinginstrumente werden geschärft Nahezu alle Betriebe nutzen bei der Azubisuche verstärkt alternative Wege und Medien. Die Meldung der freien Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit reicht bei Weitem nicht mehr aus, um geeignete Auszubildende zu finden. 60 Prozent der Betriebe setzen dabei auf das Internet. Social Media-Aktivitäten nehmen deutlich zu. Marketing-Kampagnen werden entwickelt, um sich den zukünftigen Azubis zu präsentieren.
Inhalt Seite I Besetzung von Ausbildungsplätzen 7 70.000 unbesetzte Ausbildungsplätze im Jahr 2012 7 Schulabgängerzahlen entwickeln sich regional sehr unterschiedlich 8 Angebot folgt der sinkenden Nachfrage 8 Verdrängungswettbewerb innerhalb der Betriebsgrößenklassen 10 Industrie verhalten optimistisch 12 Rückgang im Osten verlangsamt 13 II Unternehmensaktivitäten zur Besetzung 14 Unternehmen gewinnen Auszubildende zunehmend durch Schülerpraktika 14 Wenn die Bewerber weniger werden 14 Wanted: Bewerber 16 Arbeitsagenturen verstärkt gefragt 19 Viele Wege führen zu Bewerbern 20 IHK-Lehrstellenbörse und Soziale Medien stark im Kommen 21 III Übernahme von Auszubildenden 23 Fachkräfte durch Ausbildung sichern 23 Übernahmepläne in allen Regionen und Branchen auf hohem Niveau 24 Fachkräftesicherung bleibt Leitmotiv für die Übernahmeentscheidung 25 IV Ausbildungshemmnisse, Ausbildungsreife 26 Berufsorientierung mangelhaft 26 Der Osten tickt anders 27 Berufsschule als Partner geschätzt 29 Weniger Kritik an Deutsch und Mathekenntnissen 29 Mangelnde Sozialkompetenzen sind Ausbildungshemmnis 31 Unternehmen werden zu Nachhilfeschulen 33 Unternehmen stellen sich auf lernschwächere Jugendliche ein 34 Zeugnisse müssen aussagekräftiger werden 35 Bereitschaft nach Branchen unterschiedlich 36 Soziale Kompetenzen sind entscheidend 38 Anhang 39 Fragebogen 41
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung I BESETZUNG VON Im Jahr 2012 blieben hochgerechnet 70.000 Ausbildungsplätze im IHK-Bereich unbesetzt. AUSBILDUNGSPLÄTZEN Der Ausbildungsmarkt ist in vielen Regionen und Branchen inzwischen ein Bewerbermarkt. Jugend- 70.000 unbesetzte Ausbildungsplätze liche können dadurch vielfach zwischen mehreren im Jahr 2012 Ausbildungsstellen wählen und unterschreiben mitunter mehrere Verträge. Nicht angetretene Erneut wurden die Betriebe danach befragt, wie Ausbildungsplätze nach zu besetzen ist für viele viele Ausbildungsplätze sie nicht besetzen konn- Betriebe dann kaum möglich. ten. Dadurch ist es möglich, die Gesamtzahl der unbesetzten Ausbildungsplätze besser als in der Insgesamt gibt mehr als ein Fünftel der Betriebe Vergangenheit abzuschätzen. Im Bundesdurch- an, dass sie 2012 nicht alle angebotenen Ausbil- schnitt bleiben pro Ausbildungsbetrieb mit Beset- dungsplätze besetzen konnten. zungsschwierigkeiten rund 2,3 Ausbildungsplätze unbesetzt. Für die hohe Zahl an Betrieben mit Besetzungs- schwierigkeiten gibt es mehrere Gründe: Insbe- Laut Umfrage kann rund die Hälfte der Betriebe sondere im Jahr 2011 wurden die Angebote für mehr als einen Ausbildungsplatz nicht besetzen. Ausbildungsstellen ausgebaut. Mit gestiegenem Bei nahezu 30 Prozent der Betriebe, die 2012 Angebot erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass nicht alle Plätze besetzen konnten, blieben sogar Plätze nicht besetzt werden können. Die Schulab- alle angebotenen Ausbildungsplätze unbesetzt. gängerzahl verringerte sich 2012 um minus Dies hat letztlich zur Folge, dass immer mehr 1,8 Prozent. Noch weiter angestiegen ist die Unternehmen als Ausbildungsbetriebe ausschei- Studierneigung unter studienberechtigten den, da sie keine geeigneten Bewerber finden. Schülern. Seit 1999 ist die Zahl der Ausbildungsbetriebe in Um diesen Entwicklungen zu begegnen, senken der Größenklasse mit „bis zu 19 Beschäftigten“ Unternehmen ihre Anforderungen an die Bewer- um rund 14 Prozent zurückgegangen. In den ber, und geben damit unter anderem auch lern- neuen Bundesländern, die bisher stärker vom schwächeren Jugendlichen eine Ausbildungs- demografischen Wandel betroffen sind, beträgt chance. Auszubildende müssen jedoch zugleich der Rückgang in dieser Größenklasse sogar Mindestanforderungen genügen, um sie zu Fach- 48 Prozent. Der Zusammenhang zwischen fehlen- kräften qualifizieren zu können. den Fachkräften und dadurch verminderter Wett- bewerbsfähigkeit stellt die Betriebe gleichzeitig vor große Herausforderungen. 7
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Schulabgängerzahlen entwickeln sich ist im bundesweiten Durchschnitt nicht mit einer regional sehr unterschiedlich stark wachsenden Nachfrage nach Ausbildungs- plätzen zu rechnen. Die Bundesagentur rechnet 2013 ist mit einer leichten Zunahme der Schulab- mit einem Rückgang der Altbewerber. gängerzahlen zu rechnen. Allerdings ist dies Besonders betroffen vom Bewerberrückgang ist nahezu ausschließlich auf die doppelten Abitur- erneut das Gastgewerbe. 84 Prozent der Betriebe jahrgänge in Hessen und Nordrhein-Westfalen stellen einen Rückgang der Bewerberzahlen fest. zurückzuführen, hat also nur regionale Auswir- Bei den Banken und Versicherungen sind kungen auf den Ausbildungsmarkt. 72 Prozent betroffen, hier verbessert sich der Wert um 3 Prozentpunkte. Dies weist darauf hin, In den meisten anderen Bundesländern sinken die dass Banken und Versicherungen von den doppel- Schulabgängerzahlen im Vergleich zum Vorjahr. ten Abiturjahrgängen leicht profitieren. In den neuen Bundesländern ist der starke Rück- gang der Bewerberzahlen der vergangenen Jahre Ausbildungsangebot der vorerst gestoppt. Dort steigen die Schulabgänger- Betriebe im Jahr 2013 zahlen aufgrund zwischenzeitlich leicht gestiege- ner Geburtenzahlen zum Teil an. Dies wirkt sich Angebot folgt der sinkenden Nachfrage auch auf den Ausbildungsmarkt aus. So ist die Zahl der Unternehmen, die weniger Bewerber um Besetzungsschwierigkeiten von offenen Ausbil- Ausbildungsplätze verzeichnen, im Vergleich zum dungsplätzen haben sich weiter verstärkt und Vorjahr nicht weiter angestiegen, liegt allerdings wirken sich besonders in Kleinstbetrieben aus. Die weiterhin auf dem hohen Vorjahresniveau von demographische Entwicklung ist in den Unter- 62 Prozent. nehmen angekommen. Das Angebot wird der sinkenden Nachfrage anpasst. Die Betriebe wer- Doppelte Abiturjahrgänge gibt es 2013 in Nord- den im Jahr 2013 deshalb ihr Angebot an Ausbil- rhein-Westfalen und in Hessen. Da aber aufgrund dungsplätzen nicht weiter ausweiten. Die Chan- steigender Studierneigung nur ein geringer Teil cen der Jugendlichen sind angesichts des Niveaus von Abiturienten eine duale Ausbildung anstrebt, an Ausbildungsangebot weiterhin gut. Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr 100% 18 14 15 17 22 21 22 21 80% 60% mehr 59 60 57 55 62 55 61 gleich bleibend 61 40% weniger 20% 25 23 24 27 25 17 18 21 0% 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 8
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Leitmotiv für Ausbildung ist in Zeiten des demo- Die betrieblichen Ausbildungspläne können nur grafischen Wandels, Fachkräfte durch eigene das zu erwartende Angebot an Ausbildungsplät- Ausbildung zu sichern und damit die Wettbe- zen wiedergeben. Sie erlauben jedoch keinen werbsfähigkeit zu stärken. direkten Rückschluss darauf, wie viele geeignete Bewerber sich für einen Ausbildungsplatz interes- 17 Prozent der Unternehmen werden mehr Aus- sieren und letztlich einen Vertrag mit einem bildungsplätze als 2012 anbieten, 21 Prozent Betrieb abschließen. Entscheidend hierfür ist die werden ihr Angebot reduzieren, 62 Prozent wer- Entwicklung der tatsächlichen Bewerberzahlen im den ihr Angebot konstant halten. Die Differenz Jahr 2013. von Mehr- und Weniger-Antworten ergibt einen Saldo von minus vier Punkten. Dies ist ein Rück- Die Zahl der Bewerber ist in den vergangenen gang um sieben Punkte gegenüber dem Vorjahr. Jahren deutlich zurückgegangen. 2012 haben sich Nachdem die Unternehmen in 2011 und 2012 bei der Bundesagentur für Arbeit rund 24 Prozent expansive Ausbildungspläne gemeldet hatten, weniger Interessenten für einen Ausbildungsplatz antizipieren sie jetzt Besetzungsschwierigkeiten gemeldet als noch 2007. Gründe hierfür sind und Bewerberrückgänge in einem entsprechend insbesondere die sinkenden Schulabgängerzahlen konsolidierten Angebot. und die steigende Studierneigung. Diese zunehmenden Herausforderungen vor Hinzu kommt: Die Zahl der Ausbildungsverträge Augen planen noch immer 79 Prozent der Betrie- hängt auch davon ab, dass ein entsprechendes be ein gleich bleibend hohes Angebot an Ausbil- Potenzial an geeigneten Bewerbern zur Verfügung dungsplätzen oder gar ein vergrößertes Angebot. steht. Daher müssen die Ausbildungsreife verbes- Als Reaktion auf die sinkende Nachfrage verstär- sert werden, mehr leistungsstarke Jugendliche für ken die Unternehmen ihre Anstrengungen, junge eine duale Ausbildung gewonnen und Leistungs- Erwachsene für eine Ausbildung zu begeistern, schwache integriert werden. machen sich als Unternehmen attraktiver und schalten vermehrt die Bundesagentur für Arbeit in ihre Suche nach Auszubildenden ein. Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten) 15 10 5 0 -5 -10 -15 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 9
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Beurteilung nach Betriebsgrößenklassen Auch in den Betrieben der Größenklassen 10- 19 sowie 20 – 199 Mitarbeiter, die gut die Hälfte der Verdrängungswettbewerb innerhalb der Auszubildenden beschäftigen ist eine leichte Betriebsgrößenklassen Trendwende in den Ausbildungsplänen erkennbar. Seit dem Boom-Jahr 2011 wurden die Ausbil- Bei kleinen Betrieben mit weniger als dungspläne stark ausgeweitet. Inzwischen spie- 20 Mitarbeitern ist der Saldo aus Mehr- und geln die Angebote über alle Betriebsgrößenklas- Weniger-Antworten in der Regel negativ. Dafür sen das veränderte Marktgeschehen wider. gibt es einen zentralen Grund: Meist können sie Zunehmende Besetzungsschwierigkeiten der nur alle drei Jahre einen neuen Azubi einstellen. Unternehmen werden voraussichtlich zu einer Selbst ein leicht negativer Saldowert geht in leichten Angebotsreduktion in 2013 führen. dieser Größenklasse daher mit einem stabilen Betroffen sind alle Betriebsgrößenklassen. Ausbildungsangebot einher. In Kleinstbetrieben gewinnt der Saldo einen Punkt im Vergleich zum Für die Einschätzung der Entwicklung des Ausbil- Vorjahr hinzu, so dass die Situation hier als stabil dungsplatzangebotes ist der Vergleich zu den eingestuft werden kann. Dies ist besonders im Vorjahren wichtiger als allein die Höhe des Sal- Zuge des beschriebenen Verdrängungswettbewer- dos. Unternehmen mit mehr als bes bemerkenswert. 1.000 Mitarbeitern beabsichtigen im Vorjahres- vergleich mehr auszubilden. Die Angebots- Insbesondere in den beiden großen Betriebsgrö- Ausweitung soll weniger stark ausfallen und wird ßenklassen kann auch die Ausweitung des Ange- bereits an die rückläufigen Bewerberzahlen botes von Dualen Studiengängen für leistungs- angepasst. Da Bewerber oft größere Betriebe als starke Jugendliche dazu führen, dass klassische Arbeitgeber bevorzugen, haben kleinere Betriebe Ausbildungsplätze durch Duale Studienplätze (besonders bis 10 Mitarbeiter) immer mehr Beset- ersetzt werden. Bei einem „praxisintegrierten“ zungsschwierigkeiten. Dualen Studium gibt es im Vergleich zum „aus- bildungsintegrierten“ Dualen Studium keinen Ausbildungsvertrag, so dass ersteres nicht als Ausbildungsverhältnis erfasst wird. 10
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Bieten Sie im Jahr 2013 mehr oder weniger Ausbildungsplätze an als 2012? (Ergebnisse differenziert nach Größenklassen) Größenklassen mehr weniger gleich Saldo Saldo bleibend (mehr/weniger) (mehr/weniger) 2013 2012 weniger als 10 13 % 28 % 59 % -15 -16 10 - 19 13 % 24 % 63 % -11 -6 20 - 199 16 % 21 % 63 % -5 3 200 - 999 22 % 17 % 61 % 5 17 mehr als 1.000 24 % 15 % 61 % 9 21 Durchschnitt 17 % 21 % 62 % -4 3 Bieten Sie im Jahr 2013 mehr oder weniger Ausbildungsplätze an als 2012? (Ergebnisse differenziert nach Industriezweigen, sortiert nach dem Saldo (mehr/weniger) 2013) Industriezweig mehr weniger gleich Saldo Saldo Saldo bleibend 2013 2012 2011 (mehr/weniger) (mehr/weniger) (mehr/weniger) Ernährungsmittel 20 % 19 % 61 % 1 6 7 Chemie/Pharma 22 % 22 % 56% 0 6 11 Maschinenbau 20 % 21 % 59 % -1 15 19 übriger Indust- -2 6 12 17 % 19 % 64 % riebereich Kfz-Produktion bzw. Kfz- 18 % 21 % 61 % -3 15 23 Zulieferung Elektrotechnik 18 % 21 % 61 % -3 6 14 Durchschnitt -3 10 14 18 % 21 % 61 % (Industrie) Metallerzeugung -7 9 12 15 % 22 % 53 % und -bearbeitung 11
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Beurteilung nach Branchen Verglichen mit der expansiven Stimmung des Vorjahres findet hier eine Konsolidierung auf Industrie verhalten optimistisch hohem Niveau statt. Die Ausbildungspläne der Industrie unterlagen in Bei den eher auf den Binnenmarkt und den priva- den vergangenen Jahren deutlichen Schwankun- ten Verbrauch orientierten Bereichen wie der gen: Verbesserte sich die konjunkturelle Gesamt- Ernährungsmittelindustrie liegen die Ausbildungs- lage, baute die Industrie überproportional stark pläne im positiven Bereich und sollen im Ver- aus. Verschlechterte sich die wirtschaftliche gleich zum Vorjahr noch weiter ausgebaut wer- Situation hingegen, baute die Industrie überpro- den. portional stark ab. In diesem Jahr entspricht die erwartbare Entwicklung des industriellen Angebo- Metallerzeugung und -verarbeitung kämpfen mit tes (minus drei) nahezu dem Durchschnitt über den Kosten der Energiewende, so dass sich diese alle Branchen (minus vier). Es findet somit eine Kosten auf die Ausbildungspläne auswirken. Diese Angleichung der Entwicklung der Angebotspläne Negativeinschätzung überkompensiert die positi- an die übrigen Branchen statt. ven Impulse anderer Industriebereiche. Bei näherer Betrachtung der einzelnen Industrie- Über alle Branchen gehört die Industrie bei den bereiche wird ersichtlich, dass das Angebot in Ausbildungsplänen immer noch zu den Spitzen- einigen Bereichen reduziert wird, in anderen wird reitern. Dies unterstreicht den hohen Stellenwert, es hingegen stärker ausgeweitet. den die Industrieunternehmen der eigenen Aus- bildung bei der Fachkräftesicherung beimessen. Die Ausbildungspläne von Betrieben aus der Kfz- Produktion und -zulieferung liegen mit minus drei im industriellen Durchschnitt – der Maschinenbau liegt mit minus eins deutlich darüber. Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr Industrie (ohne Bau) (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten) 20 15 10 5 Industrie (ohne Bau) 0 alle Branchen gesamt -5 -10 -15 -20 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 12
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Angebote nach Regionen Der Süden verzeichnet mit einem Saldo von minus sechs Punkten den größten Rückgang. Hier gab es Rückgang im Osten verlangsamt in den Jahren 2011 / 2012 in Bayern bzw. Baden- Württemberg doppelte Abiturjahrgänge und ein Der Saldo der Ausbildungspläne der Betriebe aus höheres Angebot an Ausbildungsplätzen. Nun- dem Norden und Westen liegt jeweils bei minus mehr ist davon auszugehen, dass sich das Ange- vier Punkten. Im Osten verlangsamt sich der bot an die gegenwärtigen Bewerberzahlen an- Rückgang zunehmend und liegt jetzt bei minus passt. drei Prozentpunkte. Der Osten hat damit auf die dortigen starken demographischen Veränderun- gen reagiert. Damit wird im Osten eine ver- gleichsweise stabile Situation erreicht. Angebot an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr nach Regionen (Saldo zwischen Mehr- und Weniger-Antworten) 10 5 0 Norden Süden -5 Osten Westen -10 -15 -20 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 13
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung II UNTERNEHMENSAKTIVITÄTEN Die Bundesregierung hat ein Sonderprogramm (MobiPro-EU) aufgelegt, um an einer Ausbildung ZUR BESETZUNG interessierte Jugendliche aus der EU zu unter- stützen. Unternehmen gewinnen Auszubildende zunehmend durch Schülerpraktika Wenn die Bewerber weniger werden Unternehmen nutzen verschiedene Wege, Auszu- Der regional unterschiedliche Ausbildungsmarkt bildende für sich zu gewinnen. 2013 fällt beson- spiegelt sich auch darin wider, wie Unternehmen ders auf, dass die Bereitschaft, Schülern Berufs- bei der Gewinnung von Auszubildenden vorgehen. orientierungspraktika anzubieten, stark zunimmt. So ist der Handlungsbedarf der Unternehmen in Der entsprechende Anteil der Betriebe ist deutlich Regionen ohne Schulabgängerrückgang geringer von 28 auf 38 Prozent gestiegen. Zugleich steigt als in Regionen, in denen die Unternehmen den der Anteil der Betriebe, der mangelnde Berufsori- demografischen Wandel schon deutlich spüren. entierung der Schulabgänger als Ausbildungs- hemmnis wahrnimmt. Als möglichen eigenen Die Abbildung zeigt die Unterschiede nach Regio- Beitrag zur Verbesserung der Berufsorientierung nen Nord, Süd, Ost und West. Deutlich wird, dass sehen die Betriebe in dieser Situation die Bereit- die demografische Entwicklung im Osten die stellung von Praktikumsplätzen. Betriebe veranlasst, frühzeitig Kontakte zu poten- ziellen Bewerbern zu knüpfen. Der eigene Hand- Darüber hinaus nutzen die Betriebe Kooperatio- lungsbedarf wird entsprechend deutlicher be- nen mit Schulen und verbessern ihr Ausbildungs- nannt. marketing, um Jugendliche für ihre Ausbildung zu interessieren. Beide Werte stabilisieren sich bei Nach Branchen betrachtet ergibt sich ein recht knapp 30 Prozent. Etwas weniger Betriebe nutzen unterschiedliches Bild. So bieten besonders häufig die überregionale Suche nach Auszubildenden. die Industriebetriebe (47 Prozent), das Gastge- Hier ist ein Rückgang von elf auf neun Prozent zu werbe (54 Prozent) und die Banken und Versiche- verzeichnen. Offenbar gelingt es kaum, Jugendli- rungen (46 Prozent) den Schülern Praktika an. che aus anderen Regionen zu gewinnen, da durch Auch bei Kooperationen mit Schulen sind die die demografische Entwicklung überall das Be- Industrie (42 Prozent) und die Banken und Versi- werberpotenzial sinkt. cherungen (44 Prozent) besonders aktiv. Das Gleiche gilt bei der Verbesserung des Ausbil- Auch die Suche von Auszubildenden im Ausland dungsmarketings (Industrie: 34 Prozent, Banken/ hat sich bislang nicht zu einer „Welle“ entwickelt. Versicherungen: 47 Prozent). Sicher spielen Sprachbarrieren und Heimatver- bundenheit eine wesentliche Rolle. Einige IHKs Bei letzterem sieht auch das Verkehrsgewerbe für führen aktuell Projekte durch, um ausländische sich Handlungsbedarf. 33 Prozent der Betriebe Azubis und deutsche Unternehmen zusammenzu- dieser Branche wollen ihr Ausbildungsmarketing bringen. Vor der Ausbildung werden zunächst verbessern. Das Gastgewerbe zeigt besondere Sprachkurse und Praktika angeboten. Gerade für Bereitschaft, die Anforderungen an die Vorbildung Jugendliche aus EU-Krisenstaaten, die von hoher der Bewerber zu senken (33 Prozent) bzw. lern- Jugendarbeitslosigkeit betroffen sind, ergeben schwächeren Bewerbern spezielle Angebote zu sich sinnvolle Perspektiven. unterbreiten, wie Einstiegsqualifizierungen oder innerbetriebliche Nachschulungen (25 Prozent). 14
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Wie reagieren Sie bei der Gewinnung von Auszubildenden auf rückläufige Bewerberzahlen (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) Ich registriere rückläufige Bewerberzahlen und sehe 57 79 Handlungsbedarf. 62 58 27 Kooperationen mit Schulen 34 33 24 34 Angebote von Praktikumsplätzen 46 40 36 25 verbessertes Ausbildungsmarketing 35 29 25 Erschließung neuer Bewerbergruppen (z. B. 13 24 Studienabbrecher) 12 11 Senkung der Anforderungen an die Vorbildung von 12 28 Bewerbern 14 14 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Nord Süd Ost West Die Erschließung neuer Bewerbergruppen, z. B. Lediglich beim Gastgewerbe ist nochmals eine der Studienabbrecher, ist vor allem für die IT- nennenswerte Steigerung von 19 auf 25 Prozent Branche (23 Prozent) und für die Banken und festzustellen. Versicherungen (25 Prozent) interessant, da diese Branchen favorisiert Abiturienten ausbilden. Die stabilen Ergebnisse in diesem Bereich sind ein Praxisbeispiele zeigen, dass durch gezielte Unter- Indiz dafür, dass Anforderungen an die Ausbil- stützung Studienabbrechern ausgezeichnete dungsreife von Schulabgängern nicht beliebig Perspektiven eröffnet werden und Unternehmen weit abgesenkt werden können. Es hat den An- passende Bewerber finden. schein, dass für viele Betriebe der Spielraum nach unten ausgeschöpft ist. Im Gegensatz zum Vorjahr bleibt die Bereitschaft, die Anforderungen an die Bewerber zu senken, stabil. Im Durchschnitt können sich rund 15 Prozent der Betriebe vorstellen, hier Abstriche zu machen. Dieses Ergebnis spiegelt sich bei den Unterstützungsangeboten für lernschwächere Bewerber wider. 15
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Wie reagieren Sie bei der Gewinnung von Auszubildenden auf rückläufige Bewerberzahlen (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) 29 Kooperationen mit Schulen 32 30 24 Angebote von Praktikumsplätzen 28 38 24 verbessertes Ausbildungsmarketing 29 28 13 Erschließung neuer Bewerbergruppen (z. B. Studienabbrecher) 15 14 12 Senkung der Anforderungen an die Vorbildung von Bewerbern 16 16 11 verstärkte überregionale Suche nach Auszubildenden 11 9 Angebot für lernschwächere Bewerber 10 11 (EQs, innerbetriebliche Nachqualifizierung) 11 Kooperationen mit Hochschulen 10 11 (z. B. Angebot von dualen Studiengängen) 11 Angebot von Zusatzqualifikationen 5 6 (z. B. Fremdsprachenunterricht) 5 5 andere Vorgehensweisen 6 7 3 Angebot von Auslandsaufenthalten in der Ausbildung 3 4 1 verstärkte Suche nach Auszubildenden im Ausland 1 1 0 5 10 15 20 25 30 35 40 2013 2012 2011 Wanted: Bewerber Die wachsenden Schwierigkeiten bei der Beset- zung von Ausbildungsplätzen führen seit 2008 Der Mangel an geeigneten Bewerbern war mit dazu, dass sich bei der Bewerbergewinnung Abstand der entscheidende Grund für Betriebe, erfolglos gebliebene Betriebe zunehmend aus dem dass Stellen nicht besetzt werden konnten. Mehr Ausbildungsmarkt zurückziehen. Wenn Betriebe als zwei Drittel gaben dies an - ein Anstieg um keinen Nachwuchs mehr finden, werden sie z. T. zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr sowie auch versuchen, ihren Fachkräftebedarf über den 19 Prozentpunkte mehr als noch 2006. Dies ersten Arbeitsmarkt zu decken. Bei fortgesetztem entspricht einem Anstieg von plus 40 Prozent seit Trend werden die Besetzungsschwierigkeiten 2006. Der inzwischen deutlich spürbare Bewer- künftig verstärkt auf dem Arbeitsmarkt spürbar berrückgang verschärft demnach die Probleme der sein. Betriebe, überhaupt Bewerber zu finden. 16
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Besonders deutlich steigt der Anteil der Betriebe, enger an den Betrieb zu binden, z. B. durch die keine Bewerbungen erhalten haben. Seit 2006 persönliche Einladungen zu Informations- und kletterte dieser Anteil von vier auf 19 Prozent in Praktikumstagen oder durch mehr betriebliche 2013. Im Osten liegt der Anteil sogar bei Informationen. 26 Prozent der Unternehmen. Dies bedeutet, dass jeder vierte ostdeutsche Jedes fünfte Unternehmen meldet als Grund für Ausbildungsbetrieb überhaupt keine Bewerbungen die Nicht-Besetzung von Plätzen, dass die Ausbil- mehr erhält! dungsverträge von den Auszubildenden vor An- tritt der Ausbildung aufgelöst wurden. Mit Aufgrund der Entwicklung zum Bewerbermarkt 28 Prozent ist dieser Anteil im Gastgewerbe stehen den jungen Erwachsenen häufig auch immer noch besonders hoch. Eine positive Ent- mehr als eine Stelle zur Verfügung. Rund jedes wicklung ist jedoch erkennbar. Im Vorjahr lag fünfte Unternehmen kann Ausbildungsplätze dieser Wert noch bei 31 Prozent. Bei IT/Medien nicht besetzen, weil die Stellen von Auszubilden- hingegen ist der Anteil der vorzeitigen Lösungen den nicht angetreten wurden. Im Ergebnis bleiben von Ausbildungsverträgen als Grund für die viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Nicht-Besetzung mit elf Prozent am geringsten. Bei Banken und Versicherungen liegt dieser Wert Dieser Branche scheint es besonders gut zu sogar bei 37 Prozent. Hier zeigt sich Handlungs- gelingen, Jugendliche an sich zu binden. Aller- bedarf auf beiden Seiten: Der Jugendliche sollte dings ist sie auch am stärksten davon betroffen, auch aus Gründen der Fairness gegenüber ande- nicht ausreichend geeigneten Bewerber für die ren Bewerbern den Betrieb frühzeitig informieren, ihre Berufe zu finden. Der Anteil hat sich von wenn er eine Alternative gefunden hat. Das 60 Prozent auf 73 (IT) / 78 (Medien) Prozentpunk- erhöht die Chancen des Betriebs, den angebote- te drastisch erhöht. Dies zeigt, dass auch beliebte nen Platz mit anderen Bewerbern zu besetzen. und stärker nachgefragte Branchen bereits mit Besetzungsproblemen konfrontiert sind. Interes- Zugleich sind die Betriebe gefordert, den Jugend- sierte schlagen häufig letztlich doch den Weg ins lichen in der Zeit von der Zusage für einen Aus- Studium ein. bildungsplatz bis zum Beginn der Ausbildung Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen bei Betrieben mit Besetzungsschwierigkeiten (in %) (Mehrfachnennungen möglich) 65 Es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor. 68 68 Die Ausbildungsplätze wurden von den Auszubildenden nicht 21 20 angetreten. 19 Die Ausbildungsverträge wurden von den Auszubildenden nach 19 20 Beginn der Ausbildung aufgelöst. 18 10 Es lagen keine Bewerbungen vor. 18 19 20 andere Gründe 12 13 0 10 20 30 40 50 60 70 80 2013 2012 2011 17
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Konnten Sie im Jahr 2012 alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen? (Ergebnisse differenziert nach Branchen, sortiert nach Nein-Antworten 2012) Nein Nein Branche (2012) (2011) Gastgewerbe 55 % 52 % Baugewerbe 25 % 27 % Verkehr (Transport/Logistik) 23 % 23 % Durchschnitt 22 % 21 % Industrie (ohne Bau) 20 % 20 % Banken/Versicherungen 18 % 19 % Handel 19 % 18 % IT 19 % 19 % Medien 13 % 12 % Unternehmensorientierte 17 % 16 % Dienste Aus welchen Gründen konnten Sie im Jahr 2012 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen? (Ergebnisse differenziert nach Branchen, sortiert nach der Antwortkategorie „Es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor“) Es lagen keine Die Ausbil- Die Ausbildungs- Es lagen keine geeigneten dungsplätze verträge wurden Bewerbungen Bewerbungen wurden von von den Auszu- vor Branche vor den Auszubil- bildenden nach denden nicht Beginn der angetreten Ausbildung aufgelöst IT 78 % 14 % 15 % 5% Medien 73 % 12 % 12 % 12 % Industrie (ohne Bau) 72 % 17 % 12 % 20 % Handel 72 % 19 % 22 % 14 % Durchschnitt 68 % 19 % 18 % 19 % Banken/Versicherungen 68 % 37 % 13 % 3% Gastgewerbe 67 % 17 % 28 % 34 % Baugewerbe 66 % 14 % 16 % 25 % Unternehmensorientierte 65 % 19 % 24 % 11 % Dienste Verkehr (Transport/Logistik) 61 % 27 % 25 % 15 % 18
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Arbeitsagenturen verstärkt gefragt Im Gastgewerbe sind es 78 Prozent, in der Industrie 72 Prozent. Überdurchschnittlich häufig 65 Prozent der Betriebe melden im Jahr 2013 melden Banken und Versicherungen ihre offenen offene Ausbildungsplätze immer den Arbeits- Ausbildungsplätze den Arbeitagenturen agenturen. Dies ist der bislang höchste Wert seit (68 Prozent). der Durchführung der Umfrage und gegenüber dem Vorjahr ein erneuter leichter Anstieg. Im Damit sinkt der Anteil der Betriebe, die bei der Vergleich zum bislang niedrigsten Wert aus dem Besetzung von Ausbildungsplätzen Dienstleistun- Jahr 2007 ist ein deutliches Plus von gen der Arbeitsagenturen nicht oder nur gele- 13 Prozentpunkten zu beobachten. Der kontinu- gentlich nutzen um einen Prozentpunkt. Er ist mit ierliche Anstieg der vergangenen Jahre setzt sich 35 Prozent aber immer noch groß. Hier besteht damit fort. Im Zuge des sich verschärfenden für die Unternehmen weiteres Potenzial, ihre Wettbewerbs um Auszubildende beschreiten die offenen Stellen zukünftig verstärkt an die Ar- Betriebe alle Wege, um Bewerber zu gewinnen. beitsagentur zu melden. Dies zeigt auch der Blick in die Branchen. Der Anteil der meldenden Unternehmen ist in den Branchen mit Besetzungsproblemen am höchsten: Melden Sie Ihre offenen Ausbildungsplätze der Agentur für Arbeit? 100% 80% 54 52 54 56 58 61 64 65 60% ja, immer ja, hin und wieder 40% nein 20 22 23 23 21 20 19 18 20% 26 26 23 21 21 19 17 17 0% 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 19
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Viele Wege führen zu Bewerbern Für 41 Prozent der Unternehmen sind die IHKs ein wichtiger Partner bei der Gewinnung von Auszu- Darüber hinaus schlagen nahezu alle Betriebe bildenden. Sie unterstützen Betriebe und Jugend- zusätzliche Wege ein, um geeignete Auszubilden- liche vor Ort, z. B. durch ihre Ausbildungsberater, de zu finden. Im Vergleich zu 2012 bleiben bei Ausbildungsmessen oder die Vermittlung von dieser Frage fast alle Antwortmöglichkeiten auf Ausbildungsplätzen über ihre gemeinsame Lehr- dem Vorjahresniveau oder legen sogar leicht zu. stellenbörse. Mehr als die Hälfte (60 Prozent) der Betriebe Mehr als jedes dritte Unternehmen wirbt in nutzt das Internet. 45 Prozent der Unternehmen Schulen für die eigenen Ausbildungsmöglich- werben mit Anzeigen in den regionalen Print- keiten. Im Branchenvergleich wird die Direkt- medien. werbung in Schulen besonders stark von den Banken und Versicherungen (55 Prozent) sowie der Industrie (49 Prozent) betrieben. Demgegen- über wird diese Möglichkeit bei Betrieben des Gastgewerbes weniger genutzt. Auf welchem Wege - außer Einschaltung der Agentur für Arbeit - gewinnen Sie Ihre Auszubildenden (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) 56 Internet 60 45 Anzeigen in regionalen Printmedien 45 42 IHK 41 Ausbildungsmessen* 38 37 Direktwerbung in Schulen 37 20 andere Wege 20 Branchenverbände/Arbeitgeberverbände* 10 Private Ausbildungsvermittler 3 3 0 10 20 30 40 50 60 70 * erstmals 2013 abgefragt 2013 2012 20
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung IHK-Lehrstellenbörse und Soziale Medien Das zeigt, dass Sozialen Medien eine wachsende stark im Kommen Bedeutung bei der Bewerbergewinnung zukommt. 60 Prozent der Unternehmen gaben an, das Erstaunlich ist, dass vor allem Kleinbetriebe Internet zur Gewinnung von Bewerbern zu nut- (weniger als 10 Beschäftigte) die sozialen Medien zen. Diese Gruppe wurde differenzierter befragt, überdurchschnittlich stark nutzen. Hier ist seit auf welche Weise das Internet genutzt wird: 2011 ein Anstieg um 13 Prozentpunkte auf Mit 86 Prozent steht die Nutzung der eigenen 35 Prozent zu verzeichnen. Hierunter dürften z. B. Unternehmenshomepage weiterhin an der Spitze. Start-up-Unternehmen fallen, die besonders in Branchenübergreifend gehört diese Möglichkeit den sozialen Medien aktiv sind und von den der Bewerberakquise damit zum Standardinstru- persönlichen Kontakten profitieren. Zudem ment. greifen Kleinunternehmer eher auf die Nutzung z. B. einer persönlichen facebook-Seite zurück, Sehr gut angenommen wird die neue Lehrstellen- anstatt eine eigene Homepage für die Bewerber- börse (www.ihk-lehrstellenboerse.de) der Indust- gewinnung zu entwickeln. Auch Großbetriebe rie- und Handelskammern, die im Februar 2012 (mehr als 1.000 Beschäftigte) liegen bei der an den Start ging. Die Hälfte der Antwortenden Nutzung von Sozialen Medien mit 38 Prozent geben an, dieses Instrument für die Suche nach deutlich über dem Durchschnitt. Im Vergleich zu Bewerbern zu nutzen. Besonders bedeutsam ist 2011 (17 Prozent) ist hier der steilste Anstieg um sie für Großunternehmen mit mehr als 1.000 21 Prozentpunkte zu verzeichnen. Diese Unter- Beschäftigten: 59 Prozent setzen die IHK- nehmen haben im Vergleich zu anderen Betriebs- Lehrstellenbörse für ihre überregionale Bewerber- größen häufiger ein professionelles Personal- suche ein. management, das die Nutzung sozialer Medien im stark wachsenden Maße einbezieht. Ein Viertel der Antwortenden nutzt andere Onli- ne-Börsen (z. B. stepstone, monster) als Plattform Im Branchenvergleich werden die Sozialen für die Bewerbersuche. Soziale Medien, wie z. B. Medien überdurchschnittlich in den Bereichen IT facebook oder XING, wurden in diesem Jahr von (34 Prozent), Medien (37 Prozent) sowie im 23 Prozent aller Unternehmen, die das Internet Gastgewerbe (40 Prozent) genutzt. Im Baugewer- zur Bewerbergewinnung nutzen, angegeben. Im be spielen sie zwar eine geringere Rolle Vergleich zu 2011 ist dies ein deutlicher Anstieg (elf Prozent), aber auch hier gab es im Vergleich um neun Prozentpunkte. zum Jahr 2011 einen Anstieg um sechs Prozentpunkte. Insgesamt lässt sich festhal- ten, dass die Sozialen Medien von den Unterneh- men deutlich stärker als in der Vergangenheit genutzt werden, um die Jugendlichen anzuspre- chen. 21
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung In welcher Form nutzen Sie das Internet zur Gewinnung Ihrer Auszubildenden (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) Stellenanzeigen auf der 90 Unternehmenshomepage 86 IHK-Lehrstellenbörse* 51 andere Online-Börsen (z. 29 B. stepstone, monster) 25 sonstige 15 Websites/Nutzungsformen 20 Soziale Medien (z. B. 19 facebook) 23 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 * erstmals 2013 abgefragt 2013 2012 22
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung III ÜBERNAHME VON Das Thema Fachkräftesicherung ist und bleibt damit für viele Betriebe ein zentrales Anliegen. AUSZUBILDENDEN Statt den Fachkräftebedarf über den Arbeitsmarkt zu sichern, will die Mehrheit der Unternehmen Fachkräfte durch Ausbildung sichern ihre selbst ausgebildeten Fachkräfte im eigenen Betrieb halten und bietet daher ihren Auszubil- Zu ihren Übernahmeplänen befragt gibt die Hälfte denden gute Übernahmeperspektiven. der Unternehmen für 2013 an, den Großteil (75 bis 100 Prozent) ihrer neu ausgebildeten Fach- kräfte übernehmen zu wollen. Im Vergleich zum Vorjahreswert ist hier kaum eine Veränderung zu verzeichnen. Wie viel Prozent Ihrer Auszubildenden, die 2013 voraussichtlich ihre Ausbildung abschließen, planen Sie zu übernehmen (in %)? 100% 80% 46 54 57 59 60% 75 - 100 Prozent 50 - 74 Prozent 15 25 - 49 Prozent 40% 14 0 - 24 Prozent 8 12 13 7 6 6 20% 31 25 23 24 0% 2010 2011 2012 2013 23
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Übernahmepläne in allen Regionen und Bei den Industrieunternehmen sind es 59 Prozent, Branchen auf hohem Niveau das ist ein vergleichbares Niveau wie im Vorjahr (2012: 61 Prozent). Die Übernahmebereitschaft bleibt auch 2013 im Vergleich zu dem Nachkrisenjahr 2010 in allen Im Gastgewerbe bleibt die beabsichtigte Über- Regionen auf hohem Niveau bestehen. Die Aus- nahmequote von 75 bis 100 Prozent wie im wertung nach Regionen zeigt hierbei ein Süd- Vorjahr mit 23 Prozent, die mit dem im Branchen- Nord-Gefälle. Im Süden ist die geplante Über- vergleich niedrigsten Wert. nahmequote am höchsten: Wie im Vorjahr wollen 65 Prozent der Unternehmen 75 bis 100 Prozent Eine Ursache für den bestehenden Niveauunter- ihrer Auszubildenden übernehmen; das ist gegen- schied ist, dass das Gastgewerbe traditionell über 2010 ein Plus um 14 Prozentpunkte. Hier stärker über Bedarf ausbildet und zudem viele zeigt sich, dass im Süden nahezu Vollbeschäfti- angehende Fachkräfte ihre Qualifizierung durch gung herrscht. Demgegenüber beabsichtigen im Wanderjahre nach der Ausbildung ausbauen Norden 47 Prozent der Unternehmen, 75 bis wollen. Allerdings liegt die Übernahmequote auch 100 Prozent ihrer Auszubildenden zu überneh- in diesem Jahr um neun Prozentpunkte über dem men; dies ist ebenfalls ein um zehn Prozentpunk- Wert aus dem Jahr 2010. Das zeigt, dass es in te höherer Wert als noch 2010. Der Westen liegt dieser Branche ebenfalls wichtiger wird, die selbst bei der Übernahmequote etwa im Bundesdurch- ausgebildeten Fachkräfte durch das Aufzeigen schnitt, der Osten leicht darunter. von längerfristigen Beschäftigungsperspektiven an den eigenen Betrieb zu binden. Im Branchenvergleich liegen die Banken und Versicherungen wie in den Vorjahren an der Spitze: 72 Prozent planen eine Übernahmequote von 75 bis 100 Prozent. Wie viel Prozent Ihrer Auszubildenden, die 2013 voraussichtlich ihre Ausbildung abschließen, planen Sie zu übernehmen? Kriterium Übernahme 75 – 100 Prozent 2013 2012 2011 2010 Industrie (ohne Bau) 72 % 73 % 69 % 57 % Gastgewerbe 27 % 27 % 16 % 14 % Banken/Versicherungen 78% 79% 78 % 73 % … nach Industriebranchen Maschinenbau 81 % 80 % 79 % 59 % Metallerzeugung und -bearbeitung 77 % 79 % 76 % 63 % Pharma 67 % 68 % 60 % 68 % 24
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Fachkräftesicherung bleibt Leitmotiv für die Für 36 Prozent der Betriebe ist daher das Motiv Übernahmeentscheidung wichtig, sich als attraktiver Arbeitgeber mit Karriereperspektiven zu positionieren. Im Ver- Die Sicherung von gut ausgebildeten Fachkräften gleich zum Vorjahr ist ein Anstieg insbesondere in bleibt auch 2013 das Leitmotiv für die Übernah- den Branchen Industrie um plus sechs Prozent- me von Auszubildenden. Mehr als vier von fünf punkte auf 40 Prozent, Medien um plus sieben der Betriebe (83 Prozent) halten dies für einen Prozentpunkte auf 26 Prozent und Unterneh- zentralen Aspekt. Der stabile Wert unterstreicht, mensorientierte Dienste um plus sechs Prozent- dass das Thema Fachkräftesicherung bei vielen punkte auf 30 Prozent zu verzeichnen. Unternehmen zentral und prägend für ihre Perso- nalpolitik ist. 14 Prozent der Betriebe geben an, Auszubildende nicht übernehmen zu können, da diese sich für Die aktuelle wirtschaftliche Lage ist für andere Unternehmen oder Bildungswege ent- 46 Prozent (2012: 45 Prozent) der Unternehmen scheiden. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr ein ein wichtiger Faktor, wenn es um die Übernahme- leichter Anstieg um einen Prozentpunkt. entscheidung geht. In wirtschaftlich guten Zeiten spielt insbesondere die Bewältigung einer hohen Im Gastgewerbe sind es sogar 28 Prozent – hier Auftragsauslastung mit selbst ausgebildetem ist in den letzten drei Jahren eine Steigerung von Personal eine wichtige Rolle. elf Prozentpunkten zu verzeichnen (2010: 17 Prozent). In dieser Branche wird der Wechsel Wer eine gute Übernahmeperspektive bieten in ein neues Unternehmen oder in eine Weiter- kann, hat angesichts sinkender Schulabgänger- bildungsmaßnahme von den ausgebildeten zahlen Wettbewerbsvorteile. Fachkräften offenbar favorisiert. Welche Aussagen treffen auf Ihre Entscheidung zur Übernahme Ihrer Auszubildenden im Jahr 2013 zu (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) 75 Fachkräfte sichern. 80 84 83 Aktuelle wirtschaftliche Lage ist 52 48 ausschlaggebend. 45 46 16 31 Positionierung als attraktives Unternehmen. 36 36 Trotz Übernahmeangebot wechseln 9 12 Auszubildende zu anderen Unternehmen oder 13 Bildungswegen. 14 13 Tarifliche Bestimmungen liegen vor. 9 9 11 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 2013 2012 2011 2010 25
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung IV AUSBILDUNGSHEMMNISSE, Eine reflektierte Berufswahl kann dazu beitragen, AUSBILDUNGSREIFE die Anforderungen in einer Ausbildung besser zu bewältigen bzw. Ausbildungsabbrüche zu ver- meiden. Berufsorientierung mangelhaft Im Vergleich zum Vorjahr wird die wirtschaftliche Wie im Vorjahr beklagen 44 Prozent der Aus- Situation der Unternehmen geringfügig stärker als bildungsunternehmen Rahmenbedingungen, die ausschlaggebend wahrgenommen. Zwölf Prozent eine Ausbildung verhindern oder erschweren. der Unternehmen (2012: elf Prozent) sehen die unsichere wirtschaftliche Perspektive als ausbil- Die mangelnde Ausbildungsreife vieler Schulab- dungshemmend an. Unsicherheiten resultieren für gänger ist für die meisten dieser Betriebe die Unternehmen weiterhin aus der Eurokrise. (75 Prozent) das Ausbildungshemmnis Nr. 1. Gegenüber 2010, dem Jahr nach der Wirtschafts- Die Tendenz der vergangenen drei Jahre ist leicht und Finanzkrise von 2009, ist dieser Wert jedoch rückläufig. Dagegen steigt die Unzufriedenheit nach wie sehr niedrig. 2010 hatten noch doppelt mit der Berufsorientierung stetig. 53 Prozent der so viele Unternehmen (24 Prozent) angegeben, die Unternehmen geben an, unklare Berufsvorstellun- unsichere wirtschaftliche Perspektive beeinträch- gen vieler Schulabgänger wirkten sich als Aus- tige ihre Ausbildungsbereitschaft. bildungshemmnis aus. Dies ist seit 2011 ein Zuwachs um vier Prozentpunkte. Im Ausbildungs- Auch für 2013 gilt, dass der Anteil der Unter- pakt setzen sich die Partner für eine bessere und nehmen, die Ausbildungshemmnisse feststellen, systematische Berufsorientierung in den Schulen im Osten mit fast 55 Prozent der Betriebe unver- ein. Unternehmen unterstützen dies zusätzlich ändert hoch ist. Eine Erklärung liefert abermals durch ihre Bereitschaft, mit Schulen zu kooperie- die demografische Entwicklung. Ein Viertel der ren und durch ihre Praktikumsangebote. So bieten Unternehmen im Osten (26 Prozent) kann Ausbil- rund fünf Prozent der Betriebe 2013 erstmals dungsplätze nicht besetzen, weil die Betriebe Schülerpraktika an, 18 Prozent wollen ihr bis- keine Bewerbungen mehr erhalten. Im bundes- heriges Angebot aufstocken. Ähnlich sieht es bei weiten Durchschnitt trifft das auf 19 Prozent der den Schulkooperationen aus. Betriebe zu. So kann die demografische Entwick- lung als Ausbildungshemmnis gewertet werden. Zwölf Prozent der Unternehmen wollen Koope- rationen mit Schulen anbahnen, 25 Prozent wollen ihr bisheriges Engagement intensivieren. 26
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Welche Ausbildungshemmnisse wirken sich auf Ihren Betrieb aus (in %)? (Antworten von Unternehmen, die Ausbildungshemmnisse verzeichnen; Mehrfachnennungen möglich) 76 mangelnde Ausbildungsreife 75 75 49 unklare Berufsvorstellungen vieler Schulabgänger 51 53 23 Auszubildende sind zu lange in der Berufsschule 20 20 15 Die Entfernung zur Berufsschule ist zu groß 16 16 12 unsichere wirtschaftliche Perspektive 11 12 12 andere 11 11 10 Ich kann nicht alle Qualifikationen vermitteln 9 9 9 Ich kann Auszubildende nicht übernehmen 7 8 9 Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit der Berufsschule 7 8 5 Die eigene Ausbildung ist mir zu teuer 4 4 3 Ich benötige Fachkräfte mit Studienabschluss 3 3 0 10 20 30 40 50 60 70 80 2013 2012 2011 Der Osten tickt anders Die Dauer des Berufsschulbesuchs im Osten deutlich weniger kritisch gesehen als in den Die Unzufriedenheit der Unternehmen mit der übrigen Regionen, elf Prozent gegenüber Ausbildungsreife der Schulabgänger ist leicht 20 Prozent. Hier fällt vor allem der Norden auf: zurückgegangen. Doch noch immer sehen 24 Prozent der Betriebe geben an, die Auszubil- 75 Prozent der Unternehmen, die Ausbildungs- denden seien zu lange in der Berufsschule. Das hemmnisse feststellen, darin eine Beeinträchti- Lernen in der Berufsschule wird also offensicht- gung für eine erfolgreiche Ausbildung. lich als Hilfe gesehen, gemeinsam lernschwächere Jugendliche für die Ausbildung fit zu machen. Die Beim Vergleich der Regionen weichen die Aus- Entfernung zur Berufsschule wird demgegenüber sagen der Unternehmen im Osten Deutschlands im Osten häufiger als Ausbildungshemmnis deutlich von denen der anderen Regionen ab. So wahrgenommen (21 Prozent gegenüber 16 Pro- sind im Osten 80 Prozent der Unternehmen mit zent im Durchschnitt). Hier spiegelt sich die im der Ausbildungsreife der Schulabgänger unzufrie- Zuge der demografischen Entwicklung vorge- den und 64 Prozent mit der Berufsorientierung. nommene Konzentration der Schulstandorte Dies sind fünf bzw. elf Prozentpunkte mehr als im wider. Eine unsichere wirtschaftliche Situation Durchschnitt. Nach wie vor suchen gute Schulab- spielt für die Unternehmen im Osten offenbar nur gänger, Chancen in anderen Regionen. eine untergeordnete Rolle. 27
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Nur neun Prozent gegenüber zwölf Prozent im Die ausbildungsbegleitenden Hilfen der Arbeits- Durchschnitt geben dies als Ausbildungshemmnis agenturen (abH) werden im Osten ebenfalls an. Der Fachkräftemangel überlagert hier die überdurchschnittlich genutzt (41 Prozent gegen- Konjunkturunsicherheiten also nachweislich. über 36 Prozent im Durchschnitt). Dagegen wird Nachhilfe im eigenen Unternehmen seltener Auch die Reaktionen der Betriebe im Osten auf angeboten (49 Prozent gegenüber 58 Prozent im die mangelnde Ausbildungsreife weichen von bundesdeutschen Durchschnitt). denen der Betriebe in anderen Regionen ab. So bieten sie häufiger Praktika an für Jugendliche, die bei einem Bildungsträger ausgebildet werden (24 Prozent gegenüber 18 Prozent im Durch- schnitt). Sie sehen offenbar darin eine Möglich- keit, durch ein Praktikum zunächst zu prüfen, ob sich lernschwächere Jugendliche für eine Ausbil- dung in ihrem Betrieb eignen. Wie reagieren Sie bei der Gewinnung von Auszubildenden auf rückläufige Bewerberzahlen (in %)? (Mehrfachnennungen möglich) Ich registriere rückläufige Bewerberzahlen und sehe 57 79 Handlungsbedarf. 62 58 27 Kooperationen mit Schulen 34 33 24 34 Angebote von Praktikumsplätzen 46 40 36 25 verbessertes Ausbildungsmarketing 35 29 25 Erschließung neuer Bewerbergruppen (z. B. 13 24 Studienabbrecher) 12 11 Senkung der Anforderungen an die Vorbildung von 12 28 Bewerbern 14 14 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Nord Süd Ost West 28
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Berufsschule als Partner geschätzt Weniger Kritik an Deutsch- und Mathekenntnissen Nur ein geringer Anteil der Unternehmen (acht Prozent), die überhaupt über Ausbildungshemm- Der Anteil der Unternehmen, die zu geringe nisse klagen (44 Prozent), sehen Schwierigkeiten Deutsch- und Mathematikkompetenzen der bei der Zusammenarbeit mit der Berufsschule. Das Schulabgänger beklagen, geht seit 2006 kontinu- lässt darauf schließen, dass die duale Ausbildung ierlich zurück. Auch 2013 setzt sich diese Ent- mit ihrem theoretischen Teil in der Schule und der wicklung fort. So ist der Anteil der Betriebe, der praktischen Ausbildung im Betrieb nach wie vor ein zu geringes mündliches und schriftliches für die Ausbildungsunternehmen einen hohen Ausdrucksvermögen der Schulabgänger bemän- Wert hat und als sinnvolle Arbeitsteilung wahrge- gelt, erstmals auf knapp unter 50 Prozent gesun- nommen wird. ken. Seit 2006 ist dies eine Verbesserung um 16 Prozentpunkte. Ähnlich sieht es bei den elemen- Die Betriebe senken die Anforderungen und bilden taren Rechenfertigkeiten aus. Berichteten 2006 verstärkt auch lernschwächere Jugendliche aus. noch 53 Prozent der Ausbildungsbetriebe über Der Anteil der Betriebe, die Anforderungen redu- Defizite, so sind es 2013 noch 45 Prozent. Dies zieren, beträgt im Osten 28 Prozent. Im Westen entspricht einer Verbesserung seit 2006 um acht ist der Anteil nur halb so hoch. Deutlich wird Prozentpunkte. Diese Ergebnisse bestätigen den damit einmal mehr: Eine gute Konjunktur löst Trend der vergangenen Jahre. Da sich die Ergeb- nicht automatisch die Probleme auf dem Aus- nisse der deutschen Schüler bei den PISA-Studien bildungsmarkt. Zwar sind Unternehmen zu- nicht in gleichem Maße verbessert haben, ist dies nehmend bereit, auch lernschwächeren Jugend- möglicherweise ein Zeichen, dass sich die Unter- lichen beim Einstieg in eine Ausbildung Hilfe- nehmen auf das Leistungsvermögen der Schulab- stellung zu geben, doch kann es nicht Aufgabe gänger eingestellt haben. der Wirtschaft sein, schulische Defizite in der Berufsausbildung auszugleichen. In welchen Bereichen stellen Sie Mängel bei der Ausbildungsreife heutiger Schulabgänger fest? - Entwicklung der Deutsch- und Mathematikfähigkeiten - (Unternehmensantworten in %; Mehrfachnennungen möglich) 70 65 60 elementare Rechenfertigkeiten 55 mündliches und schriftliches Ausdrucksvermögen 50 45 40 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 29
Ausbildung 2013 – Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung Betrachtet man die Entwicklung nach Branchen, In der IT-Branche ist die Unzufriedenheit dagegen so zeigt sich, dass die größte Unzufriedenheit mit leicht um einen Prozentpunkt angewachsen. den Mathematikkenntnissen in der Industrie Zugenommen hat die Kritik in der Medienbranche, vorherrscht. 55 Prozent der Industrieunternehmen wo fast 50 Prozent der Unternehmen Deutsch- stellen unzureichende Fähigkeiten bei den Be- kenntnisse der Ausbildungsplatzbewerber bemän- werbern fest. Der Wert ist im Vergleich zum geln. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als im Vorjahr leicht um einen Prozentpunkt gesunken, vergangenen Jahr. Im Baugewerbe dagegen ging im Vergleich zu 2006 um sechs Punkte, also der Wert um sechs Prozentpunkte auf 41 Prozent weniger stark als im Durchschnitt aller Branchen. zurück, im Handel und im Verkehrsgewerbe um Dagegen werden die Rechenfähigkeiten der jeweils drei Punkte auf jeweils 49 Prozent. Azubis in der Medienbranche (29 Prozent) weni- ger bemängelt. Nach Regionen betrachtet, ist die Kritik an zu geringe Deutsch- und Mathekompetenzen überall Bei differenzierter Betrachtung der Industrie- zurückgegangen. Einzige Abweichung: branche zeigt sich, dass besonders im Maschinen- Während sich im vergangenen Jahr die Unzufrie- bau (61 Prozent der Betriebe) und in der Metall- denheit der Betriebe im Osten Deutschlands mit erzeugung und -bearbeitung (58 Prozent) eine den Mathematikleistungen leicht erhöht hatte hohe Unzufriedenheit herrscht. Im Vergleich zum (um plus zwei Punkte auf 53 Prozent), ist sie in Vorjahr ist der Wert im Maschinenbau nicht wie diesem Jahr deutlich um fünf Prozentpunkte (auf in den anderen Branchen zurückgegangen; ein 48 Prozent) gesunken. Die Zunahme der Unzufrie- Zeichen dafür, dass hier die Unzufriedenheit denheit war also ein kurzfristiges Phänomen. anhaltend hoch ist. Es zeigt sich damit, dass gerade die Industrie Wert legt auf gute Mathe- Zufriedener sind die Betriebe im Süden mit den matikkompetenzen der Schulabgänger. In den Mathekompetenzen (42 Prozent). Hier hat sich technischen Berufen werden junge Leute ge- der Wert noch einmal um zwei Prozentpunkte braucht, die gute Leistungen und Kompetenzen in verbessert. Hinsichtlich der Ausdrucksfähigkeiten in der deutschen Sprache zeigen sich die Betriebe den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, im Westen (51 Prozent) und im Norden Naturwissenschaft, Technik) mitbringen. (52 Prozent) unzufriedener als diejenigen im Osten (47 Prozent) und im Süden (48 Prozent). Bei den Deutschkompetenzen der Schulabgänger Während sich jedoch der Wert im Westen um sind besonders die Banken (55 Prozent) und die zwei Prozentpunkte verbessert hat, stagniert er im IT-Branche (58 Prozent) unzufrieden. Die Unzu- Norden. Einmal mehr zeigt sich, dass die Schüler friedenheit bei den Banken und Versicherungen im Süden im Durchschnitt offenbar höhere Kom- hat jedoch abgenommen, denn Anfang des petenzen in den Schulen erwerben als in anderen vergangenen Jahres sagten noch 59 Prozent der Regionen. Unternehmen, dass sie mit dem mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen der Schulab- gänger unzufrieden sind. Hier wirkt sich aus, dass diese Branche im vergangenen Ausbildungsjahr in einigen Ländern auf die Absolventen doppelter Abiturjahrgänge zurückgreifen konnte und daher rückblickend eine Verbesserung der Deutsch- kenntnisse wahrnimmt. 30
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