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Berichte: Arbeitsmarkt kompakt | Januar 2021 Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt Impressum Produktlinie/Reihe: Berichte: Arbeitsmarkt kompakt Titel: Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Veröffentlichung: Januar 2021 Herausgeber: Bundesagentur für Arbeit Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung Rückfragen an: Katrin Schmidt Michael Hartmann Regensburger Straße 104 90478 Nürnberg E-Mail: arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de Telefon: 0911 179-1080 Fax: 0911 179-3532 Weiterführende Informationen: Internet: http://statistik.arbeitsagentur.de Zitierhinweis: Bundesagentur für Arbeit, Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung, Berichte: Arbeitsmarkt kompakt – Auswirkungen der Corona-Krise, Nürnberg, Januar 2021 Nutzungsbedingungen: © Statistik der Bundesagentur für Arbeit Sie können Informationen speichern, (auch auszugsweise) mit Quellenangabe weiter- geben, vervielfältigen und verbreiten. Die Inhalte dürfen nicht verändert oder ver- fälscht werden. Eigene Berechnungen sind erlaubt, jedoch als solche kenntlich zu ma- chen. Im Falle einer Zugänglichmachung im Internet soll dies in Form einer Verlinkung auf die Homepage der Statistik der Bundesagentur für Arbeit erfolgen. Die Nutzung der Inhalte für gewerbliche Zwecke, ausgenommen Presse, Rundfunk und Fernsehen und wissenschaftliche Publikationen, bedarf der Genehmigung durch die Statistik der Bundesagentur für Arbeit. 2
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Inhaltsverzeichnis Das Wichtigste in Kürze ................................................................................................................................................4 1 Kurzarbeit ..............................................................................................................................................................5 2 Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung ...............................................................................................................8 3 Arbeitslosigkeit – Unterschiede nach Regionen und Personengruppen .............................................................11 4 Arbeitslosigkeit – Branchen .................................................................................................................................14 5 Soziale Sicherung bei Arbeitslosigkeit und Ausfall des Erwerbseinkommens ....................................................16 6 Gemeldete Stellen ...............................................................................................................................................19 7 Beschäftigung ......................................................................................................................................................21 8 Ausbildungsmarkt ................................................................................................................................................25 Statistik-Infoseite ........................................................................................................................................................27 3
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Das Wichtigste in Kürze Nach einem Rückgang im Laufe des Sommers stieg die Zahl der Kurzarbeiterinnen und Kurzar- beiter im Zuge des Teil-Lockdowns im November 2020 erstmals seit April 2020 wieder an. Sie lag nach vorläufigen hochgerechneten Daten bei 2,26 Millionen, nach 2,06 Millionen im Oktober. Die Kurzarbeiterquote lag über alle Branchen hinweg im November bei 6,7 Prozent. Die Anzeigen zur konjunkturellen Kurzarbeit sind im Zuge des andauernden Lockdowns erneut gestiegen, und ihre Zahl wird sich bis zum Monatsende noch erhöhen. Vom 1. bis einschließlich 25. Januar wurde für 745.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, nach 781.000 im Dezember. Aufgrund der Corona-Krise dürfte die Arbeitslosigkeit bis Januar 2021 um knapp 480.000 höher ausfallen. Neben schlechteren Beschäftigungsmöglichkeiten spielt hierbei auch eine Rolle, dass durch die verhängten Kontaktbeschränkungen arbeitsmarktpolitische Maßnahmen nicht im üblichen Um- fang stattfinden konnten, und die verhinderten Teilnehmenden als arbeitslos gezählt wurden. Bezogen auf die Erwerbspersonen ist die Arbeitslosigkeit vor allem in Berlin höher ausgefallen. Die geringste Auswirkung zeigt sich im Saarland. In dieser Betrachtungsweise treffen die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Maßnah- men zu ihrer Eindämmung insbesondere Personen ohne Berufsausbildung oder mit ausländi- schem Pass. Die gestiegene Arbeitsmarktanspannung, aber auch die rechtlichen Änderungen haben dazu ge- führt, dass nun mehr Menschen Anspruch auf Leistungen der Arbeitslosenversicherung und der Grundsicherung für Arbeitsuchende haben als im vergangenen Jahr. Mit Selbständigen und abhängig Beschäftigten in Kurzarbeit sind coronabedingt rund 203.000 zusätzliche Personen in den Fokus der Betreuung durch die Jobcenter gerückt. Die Nachfrage nach Arbeitskräften hat sich nach dem Einbruch im April bis Oktober merklich er- holt, reagiert seit November aber auf die erneuten und im Dezember noch einmal verschärften Maßnahmen. Durch die Corona-Pandemie dürften im November 2020 die sozialversicherungspflichtige Be- schäftigung und die geringfügig entlohnte Beschäftigung um jeweils rund eine halbe Million gerin- ger ausgefallen sein. Am stärksten betroffen war durch die weitgehenden Schließungen von Hotels und Gastronomie in den ersten Monaten das Gastgewerbe, dessen Beschäftigung sich in den Sommermonaten leicht erholt hat. Auch die Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe, das aber schon vor der Krise die Folgen der konjunkturellen Eintrübung zu spüren bekam, ist rückläufig. Im Nachvermittlungszeitraum seit Oktober 2020, im sogenannten „5. Quartal“, suchten coronabe- dingt mehr junge Menschen eine Ausbildungsstelle zum sofortigen Beginn als im Vorjahreszeit- raum. Trotz der erneuten Einschränkungen durch den Teil-Lockdown befand sich im Januar – ähnlich wie zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr – knapp jeder fünfte im „5. Quartal“ gemeldete Ausbil- dungssuchende in einer Berufsausbildung. 43 Prozent der gemeldeten Bewerberinnen und Be- werber waren im Januar 2021 noch unversorgt. 4
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt 1 Kurzarbeit A bbildung 1 Konjunkturelle Kurzarbeit: Inanspruchnahme und Anzeigen Personen in Anzeigen und kurzarbeitende Personen, Bestand Deutschland; Januar 2008 bis November 2020 (Kurzarbeiter) bzw. Januar 2021 (geprüfte Anzeigen bis 25.01.2021) Personen in Anzeigen kurzarbeitende Personen im April: 5.995.000 November: 2.258.500 1.443.000 hochgerechnete Werte Januar: 745.400 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit Realisierte Kurzarbeit1 Zu Beginn des Jahres 2019 hat Kurzarbeit in Deutschland in Folge der internationalen Handelskonflikte und damit verbundenen Unsicherheiten an Bedeutung gewonnen, die Inanspruchnahme mit rund 30.000 bis 40.000 war jedoch noch moderat. Zum Ende des Jahres 2019 stieg die Zahl der Kurzarbeitenden auf rund 100.000. Die aktuelle Corona-Krise hat alles bisher da gewesene in den Schatten gestellt. Im April – dem bisher am stärksten betroffenen Monat – bezogen knapp sechs Millionen Beschäftigte Kurzarbeitergeld aus konjunkturel- len Gründen. Im Laufe des Sommers sanken die Kurzarbeiterzahlen, wobei seit August ein Abflachen der Rückgänge zu beobachten war. Im Zuge des Teil-Lockdowns im November 2020 stieg die Zahl der Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter erst- mals seit April 2020 wieder an und lag nach vorläufigen hochgerechneten Daten bei 2,26 Millionen, nach 2,06 Millionen im Oktober. Bei der Interpretation dieser Entwicklung muss berücksichtigt werden, dass eine erste Hochrechnung immer risikobehaftet ist. Zwar wachsen die Erfahrungswerte für die derzeitige Struktur der kurzarbeitenden Betriebe und deren Abrechnungsverhalten langsam an, doch der Verlauf der Krise ist so ungewöhnlich und unvorher- sehbar, dass weiterhin von einer erhöhten Unsicherheit ausgegangen werden muss. Die Zahl der Kurzarbeiter für Oktober 2020 wurde mit der zweiten Hochrechnung anhand der aktuell vorliegen- den Daten von 1,99 Millionen auf 2,06 Millionen geringfügig nach oben korrigiert. Die Kurzarbeiterquote für November lag über alle Branchen hinweg bei 6,7 Prozent. Im April hatte die entspre- chende Quote bei 18 Prozent gelegen und vor der Corona-Pandemie bei unter einem halben Prozent. 1 Weitere Informationen finden sich im Arbeitsmarkt kompakt – Inanspruchnahme konjunkturelles Kurzarbeitergeld nach § 96 SGB III https://sta- tistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?nn=1460366&topic_f=konjunkturelles-kurzarbeitergeld 5
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Der durchschnittliche Arbeitsausfall2 belief sich im November 2020 auf 51 Prozent und lag damit deutlich über den Werten der Vormonate (36 bis 38 Prozent). So hoch war er zuletzt im April 2020 gewesen. In den vergan- genen beiden Jahren hatte der Arbeitsausfall durchschnittlich bei einem Viertel gelegen. Kurzarbeit nach Branchen Nach Branchen liegen erstmalig hochgerechnete Informationen für Oktober 20203 vor. Im Oktober erholte sich die Gesamtwirtschaft weiter, und in den meisten Wirtschaftsbereichen war ein – teils deutlicher – Rückgang der Kurzarbeit im Vergleich zu September zu beobachten. Insbesondere in den Bereichen Metall und Technik, Handel sowie den Qualifizierten Unternehmensdienstleis- tungen, zu denen bspw. auch Firmenzentralen gehören, sank die Zahl der Kurzarbeiter. Aber auch in den Sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, darunter besonders in der Zeitarbeit, und den Sonstigen Dienst- leistungen, wie Kunst und Kultur oder Friseure, war ein deutlicher Rückgang zu beobachten. Mit Abstand die meisten Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter (41 Prozent der 2,06 Millionen) sind im Verarbeite- ten Gewerbe beschäftigt. Auch hier war ein deutlicher Rückgang zu beobachten (-92.000 bzw. -9,9 Prozent). Die Entwicklung innerhalb der Branche verlief recht unterschiedlich: Während in nahezu allen Bereichen die Kurzarbeit im Oktober reduziert werden konnte, stieg die Zahl der Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter in der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen leicht an. Im Gastgewerbe sowie im Handel waren jeweils 11 Prozent aller Kurzarbeiter beschäftigt und im Bereich der Sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (z. B. Reisebüros und Reiseveranstalter, aber auch Zeitarbeitsun- ternehmen) 9 Prozent. Wie stark sich die Inanspruchnahme der Kurzarbeit zwischen den Wirtschaftsbereichen unterscheidet, kann mit Hilfe der Kurzarbeiterquoten analysiert werden. Da die Hochrechnung für Kurzarbeiter und für sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigte nicht für die gleichen Branchen erfolgt, können die Kurzarbeiterquoten am aktuellen Rand nur für ausgewählte Wirtschaftszweige berechnet werden. Mit Abstand am stärksten betroffen war im Oktober das Gastgewerbe mit einer Kurzarbeiterquote von 22,5 Pro- zent. Auch im Verarbeitenden Gewerbe blieb die Kurzarbeiterquote doppelt so hoch wie über alle Branchen hinweg. Die Bereiche Verkehr und Lagerei sowie die Sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (z.B. Reise- büros und Reiseveranstalter) wiesen – wie schon im Vormonat – ebenfalls überdurchschnittliche Kurzarbeiter- quoten von 7,9 bzw. 7,8 Prozent auf. Kurzarbeit nach Regionen Nach Ländern liegen erstmalig hochgerechnete Informationen für Oktober 2020 vor. In absoluten Zahlen hatten die bevölkerungsreichen Länder Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württem- berg die meisten Menschen in Kurzarbeit. Bezogen auf die Zahl der Beschäftigten in dem Bundesland zeigten wie schon im September die Länder Hes- sen mit 9 sowie Bremen und Hamburg mit je 8 Prozent die höchste Betroffenheit. Am geringsten betroffen waren die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein mit jeweils unter 4 Prozent der dort Beschäftigten. Auch hier gab es im Vergleich zu September keine Änderung. Neben der hohen Betroffenheit verzeichnete Bremen als einziges Bundesland überhaupt einen geringen An- stieg der Kurzarbeiterquote von 0,5 Prozentpunkten, in den übrigen Ländern sank sie. Die größten Rückgänge gab es im Saarland, in Hamburg und in Bayern, die ersten beiden mit -0,9 Prozent- punkten und Bayern mit -0,7 Prozentpunkten. Über alle Bundesländer hinweg sank die Kurzarbeiterquote um 0,5 Prozentpunkte. 2 Aufgrund einer partiellen Revision zur Veröffentlichung im Januar 2021 können die Ergebnisse zum durchschnittlichen Arbeitsausfall und zum Beschäftigungsäquivalent von bisherigen Veröffentlichungen abweichen. Die Details können dem zugehörigen Methodenbericht entnommen werden (https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Grundlagen/Methodik-Qualitaet/Methodenberichte/Leistungsstatistik/Methodenbe- richte-Leistungsstatistik-Nav.html). 3 Die Hochrechnung für Branchen wurde im Januar erweitert. Die Daten können dem zugehörigen Tabellenheft entnommen werden (https://sta- tistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?nn=1524090&topic_f=kurzarbeit-hr 6
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Anzeigen für konjunkturelle Kurzarbeit Ab Mitte März war das wirtschaftliche Leben in Deutschland in vielen Bereichen zum Stillstand gekommen. Im März und April 2020 wurde für insgesamt 10,7 Millionen Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Da- nach sank die Zahl der Personen in Anzeigen beständig von 1,1 Millionen im Mai bis 107.000 im September. Im Oktober stieg die Zahl der Personen in Anzeigen zunächst leicht. Vor dem Hintergrund des (Teil-)Lock- downs zum Jahresende waren im November (71.000 Anzeigen für 628.000 Personen) und Dezember (78.000 Anzeigen für 781.000 Personen) jedoch deutliche Anstieg zu verzeichnen. Dabei ist anhand der Statistik nicht erkennbar, ob es sich um neue oder Verlängerungsanzeigen, bspw. aus dem Frühjahr, handelt. Angesichts des andauernden Lockdowns wurden vom 1. bis zum 25. Januar 2021 weitere 78.000 Anzeigen für 745.000 Personen erfasst. Die Zahl wird sich bis zum Monatsende noch erhöhen. Im Januar gingen mit Abstand die meisten Anzeigen für Beschäftigte in den Bereichen des Handels und der Verwaltung und Führung von Unternehmen, hierzu gehören bspw. auch Firmenzentralen größerer Handelsket- ten, ein. Allerdings zeigen sich die Folgen des Lockdowns auch wieder im Bereich der persönlichen Dienstleis- tungen, hierzu zählen bspw. Friseur- und Kosmetiksalons. Allein aus dem Einzelhandel wurde für 191.000 Personen Kurzarbeit angezeigt, zusammen mit dem Groß- und dem Kfz-Handel gingen für den Handel insgesamt 26.000 Anzeigen für 283.000 Personen ein. Im Bereich der persönlichen Dienstleistungen rechnet man mit bis zu 49.000 Beschäftigten, die erstmals, weiterhin oder erneut in Kurzarbeit gehen müssen. A bbildung 2 Kurzarbeit – Personen in Anzeigen nach Wirtschaftszweigen (Top 3) Personen in geprüften Anzeigen (geprüfte Anzeigen bis 25. Januar 2021) in Prozent Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz) Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz) 8,1 Gastronomie alle anderen 7,1 Herstellung von 59,1 25,7 6,4 Kraftwagen und Kraftwagenteilen Januar März und April Verwaltung und (vorläufig) Führung von 10,7 Mio Maschinenbau 745.000 7,9 Unternehmen; Herstellung von Unternehmens- 9,9 Kraftwagen und 7,3 beratung 78,5 Kraftwagenteilen 6,8 Handel mit Kfz; 6,0 Herstellung von Instandhaltung/Re alle anderen Metallerzeugnissen Juli paratur von Kfz 254.000 alle anderen 77,4 Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit 7
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt 2 Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung A bbildung 3 Corona-Effekt auf die Arbeitslosigkeit Deutschland, Januar 2021 tatsächlicher Verlauf 2.901.000 Corona-Effekt Januar 2.406.000 2.426.000 +476.000 2.335.000 fiktiver Verlauf 2.425.000 Jan 19 Mai 19 Sep 19 Jan 20 Mai 20 Sep 20 Jan 21 Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit Arbeitslosigkeit im Januar 2021 Bestand: 2.901.000 ggü Vormonat: +193.000 (+7,1%) ggü März: +565.000 (+24,2%) saisonbereinigt: -41.000 ggü Vorjahr: +475.000 (+19,6%) Auswirkung der Corona-Krise insgesamt Im Januar steigt im Zuge der Winterpause die Arbeitslosigkeit üblicherweise deutlich an. Mit einem Anstieg von 193.000 fiel die Zunahme im Januar 2021 etwa so stark aus wie im Vorjahr. Da das Niveau der Arbeitslosigkeit durch Corona rund eine halbe Million höher ist, fällt der prozentuale Anstieg mit +7,1 Prozent jedoch um eini- ges niedriger aus als im Januar 2020 (+8,9%). Der kräftige saisonbereinigte Rückgang von 41.000 dürfte überzeichnet sein, weil das Bereinigungsverfahren auf der Grundlage der relativen und nicht der absoluten Veränderungen arbeitet und damit die aktuellen saiso- nalen Einflüsse überschätzt. Nach einer alternativen Berechnung auf der Grundlage von absoluten Verände- rung dürfte die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt um ca. 15.000 sinken. 4 Dies deutet darauf hin, dass sie sich zwar robust zeigt, die Folgen des neuerlichen Lockdowns den Erholungsprozess jedoch dämpfen. 4 Zur momentanen Unsicherheit in der Saisonbereinigung vgl. den entsprechenden Kasten im Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungs- markt, Januar 2021, https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?nn=627730&topic_f=monatsbe- richt-monatsbericht 8
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Der Corona-Effekt bei der Arbeitslosigkeit lässt sich abschätzen, indem deren Entwicklung in den Monaten seit Beginn der Krise mit der in den entsprechenden Vorjahresmonaten verglichen wird. Die erste Welle der Krise und die Maßnahmen zu deren Eindämmung wirkten sich weitgehend ab der zweiten Märzhälfte 2020 aus. Die Folgen für die Arbeitslosigkeit zeigen sich somit erstmals in den Daten von April, da der statistische Stichtag in der Monatsmitte liegt. Insgesamt hat die Arbeitslosigkeit von März 2020 bis Januar 2021 um 565.000 zugenommen. 2019 ist die Ar- beitslosigkeit in diesen Monaten zusammen in der Summe nur um 124.000 gestiegen. Fasst man den (um ei- nen Prüfeffekt5 von 35.000 korrigierten) Rückgang im Vorjahr mit dem diesjährigen Anstieg zusammen, ergibt sich ein Corona-Effekt auf die Arbeitslosigkeit von insgesamt 476.000.6 Der coronabedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit geht auf die ersten Monate nach Beginn der Pandemie im Frühjahr zurück. Im Sommer hat sich diesbezüglich kaum eine Veränderung gezeigt, seit September wird der gesamte Effekt wieder kleiner. Diese Tendenz hält auch trotz Teil-Lockdown im November und der Verschär- fungen im Dezember 2020 an, der aktuelle Rückgang ist aber nur noch gering. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Folge der Corona-Krise hat verschiedene Gründe. Zum Teil beruht er auf Personen, die im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise ihre Arbeitsstelle verloren haben. Ein weiterer Teil geht darauf zurück, dass weniger Menschen ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Be- schäftigung oder Selbständigkeit beendet haben. Auch indirekte Beschäftigungsaufnahmen – nicht direkt im Anschluss an eine Phase der registrierten Arbeitslosigkeit, sondern bspw. nach Abschluss einer Maßnahme – fallen coronabedingt geringer aus. Diese Fälle fallen unter die Sonstigen Gründe. Daneben spielt ein Effekt eine Rolle, der nicht mit dem Beschäftigungssystem in Zusammenhang steht: So werden zahlreiche Personen als arbeitslos gezählt, die sonst zwar auch von einer Arbeitsagentur oder einem Jobcenter betreut, aber bei- spielsweise wegen Teilnahme an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme nicht als arbeitslos erfasst würden. Zugänge aus Beschäftigung, Selbständigkeit und Ausbildung Von April 2020 bis Januar 2021 wurden zusammen 2,366 Mio Menschen arbeitslos, die zuvor einer Beschäfti- gung am 1. Arbeitsmarkt nachgingen (2,137 Mio), selbständig waren (88.000) oder eine (außer-)betriebliche Ausbildung absolvierten (141.000). Im Vorjahr war dieser Wert um 90.000 niedriger. Ein knappes Fünftel der höheren Arbeitslosigkeit geht somit darauf zurück, dass seit Beginn der Corona-Krise im Frühjahr mehr Menschen arbeitslos wurden. Dabei gab es sowohl aus abhängiger Beschäftigung7 als auch aus Selbständigkeit mehr Zugänge als vor einem Jahr (+81.000 bzw. +12.000); im Anschluss an eine Ausbildung hingegen haben sich in diesen Monaten etwas weni- ger Menschen arbeitslos gemeldet als im Vorjahreszeitraum (-3.000). Verstärkte Zugänge in Arbeitslosigkeit spielten vor allem im April und Mai eine Rolle, seither hat sich die Be- deutung dieser Komponente des Corona-Effekts deutlich abgeschwächt. Aus abhängiger Beschäftigung wer- den seit dem Sommer sogar weniger Menschen arbeitslos als im Vorjahr. Die Zugänge von zuvor Selbständi- gen sind hingegen deutlich höher als zuvor. Abgänge in Beschäftigung, Selbständigkeit und Ausbildung Parallel zu den gestiegenen Zugängen gelang es insbesondere in den ersten Monaten nach Beginn der Krise weniger Menschen als sonst, eine Stelle am ersten Arbeitsmarkt oder Ausbildung anzutreten. Die Abgänge in Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt, Selbständigkeit und (außer-)betriebliche Ausbildung fallen durch die Corona-Krise für die Monate April 2020 bis Januar 2021 um rund 56.000 niedriger aus als im Vorjahr. In diesen Monaten konnten 1,681 Mio Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden, indem sie eine abhängige Be- schäftigung (1,518 Mio), eine selbständige Tätigkeit (99.000) oder eine (außer-)betriebliche Ausbildung 5 Bei der Analyse des Jahres 2019 muss ein spezieller Effekt im Mai berücksichtigt werden: Aufgrund von Prüfaktivitäten in den Jobcentern im war die Arbeitslosigkeit im Mai 2019 angestiegen; dieser Prüfeffekt beschränkt sich auf den Bereich der Grundsicherung und beläuft sich auf rund 35.000 6 Eine u.U. etwas verhaltenere Arbeitslosigkeitsentwicklung in diesem Jahr wegen der bereits zuvor spürbaren konjunkturellen Schwäche wird hier vernachlässigt. 7 Zur differenzierten Betrachtung nach Branchen siehe Abschnitt 7. 9
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt (64.000) aufnahmen. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum beliefen sich diese Abgänge aus Arbeitslosigkeit zusammen auf 1,738 Mio. Auch hier hat sich die Situation zuletzt spürbar verbessert; von September bis Dezember nahmen vorüberge- hend sogar mehr Arbeitslose eine Tätigkeit am 1. Arbeitsmarkt oder Ausbildung auf als im Vorjahr. Um das im Zuge der Corona-Pandemie gestiegene Niveau der Arbeitslosigkeit wieder spürbar zu reduzieren, wären aller- dings deutlich höhere Abgangszahlen nötig. Sonstige Gründe Die beeinträchtigte Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes ist damit nicht vollständig abgebildet, da nicht alle Arbeitsaufnahmen direkt an eine Phase der Arbeitslosigkeit anschließen, sondern beispielsweise an eine Maß- nahme oder eine kurzzeitige krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit. Diese Beschäftigungsaufnahmen fallen coronabedingt auch geringer aus. Stattdessen werden die betroffenen Personen nach Beendigung der Maßnahme oder Krankheit wieder als arbeitslos gezählt. Die Erfassung erfolgt jedoch nicht bei den Abgängen aus Arbeitslosigkeit, sondern bei den Sonstigen Gründen, die mit 214.000 ins- gesamt gut zwei Fünftel des gesamten Corona-Effekts seit März erklären. Bis zu gut der Hälfte des gesamten Corona-Effekts hängt somit mit weniger direkten oder indirekten Abgängen in Beschäftigung zusammen, sind also im Zusammenhang mit der coronabedingt eingeschränkten Aufnahme- fähigkeit des Arbeitsmarktes zu sehen. Über die Monate hinweg dürfte der tatsächliche Anteil etwas niedriger liegen, denn insbesondere in den ersten Monaten im Frühjahr spielten bei den Sonstigen Gründen im Zuge der Schließungen der Agenturen für Arbeit und Jobcenter für den Publikumsverkehr auch Veränderungen in den Verfügbarkeitsüberprüfungen von Arbeitslosen eine Rolle. Diese haben zuletzt aber an Bedeutung verloren. Arbeitslosigkeit und Komponenten der Unterbeschäftigung Teilnehmende an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und Personen, die kurzzeitig arbeitsunfähig erkrankt sind, zählen nicht zu den registrierten Arbeitslosen, da sie aufgrund der Maßnahmeteilnahme bzw. ihrer Er- krankung für eine Vermittlung kurzfristig nicht zur Verfügung stehen. Sie werden aber in der Unterbeschäfti- gung ausgewiesen. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Krise wurden insbesondere anfangs erheblich weni- ger arbeitsmarktpolitische Maßnahmen neu begonnen. In der Folge wurden Personen, die ansonsten eine Maßnahme absolviert hätten, als arbeitslos gezählt. Von März 2020 bis Januar 2021 ist die so genannte Entlastung in der Unterbeschäftigung deutlich um 166.000 gesunken. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte sie in diesen Monaten nur um 50.000 abgenommen. Im Umfang von 116.000 geht der Anstieg der Arbeitslosigkeit also nicht auf veränderte Austauschprozesse mit dem Beschäftigungssystem zurück. Vielmehr handelt es sich hierbei um Personen, die auch ohne die Ein- schränkungen der Corona-Krise von einer Agentur für Arbeit oder einem Jobcenter betreut, aber aus den ge- nannten Gründen nicht als arbeitslos gezählt worden wären. Die Unterbeschäftigung ist bedingt durch diesen Effekt von März 2020 auf Januar 2021 „nur“ um 399.000 ge- stiegen, während die Arbeitslosigkeit um 565.000 zugenommen hat. Quantitativ ausschlaggebend waren auch hier vor allem die ersten beiden Monate, April und Mai, als wegen der Kontaktbeschränkungen deutlich weniger neue Maßnahmen begonnen werden konnten. Insbesondere die Teilnehmerzahlen an Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung, aber auch an Fremdförde- rung und Weiterbildungen gingen stark zurück. Auch die Zahl der arbeitsunfähig Erkrankten war im April im Zuge von krisenbedingt geänderten Arbeitsabläufen in den Agenturen und Jobcentern kräftig gesunken. 10
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt 3 Arbeitslosigkeit – Unterschiede nach Regionen und Per- sonengruppen Die Auswirkungen, die die Folgen der Corona-Pandemie auf die Arbeitslosigkeit haben, fallen regional sehr unterschiedlich aus. Meist lassen sich zwischen 5 und 30 Prozent der aktuell zu beobachtenden Arbeitslosig- keit auf die Corona-Krise zurückführen, manchmal aber auch deutlich mehr oder weniger. Unterschiedliche Auswirkung in den Bundesländern Den gesamten Corona-Effekt von +476.000 den einzelnen Bundesländern in absoluten Zahlen zuzuordnen, ist aufgrund deren unterschiedlicher Größe für Vergleichszwecke nicht sinnvoll. Naturgemäß fällt er in einem gro- ßen und bevölkerungsreichen Flächenstaat wie Nordrhein-Westfalen deutlich größer aus als im Saarland. Es benötigt also eine Referenzgröße, um den Effekt einzuordnen und vergleichen zu können. Zur vergleichenden Abschätzung, wie groß der Einfluss des Corona-Effekts auf die Arbeitslosenquote ist, wird dieser daher in Relation gesetzt zu den Erwerbspersonen. Diese setzen sich zusammen aus den Arbeitslosen und den Erwerbstätigen und stehen im Nenner der Arbeitslosenquote. A bbildung 4 Arbeitslosenquote nach Ländern und Corona-Effekt Januar 2021 ohne Corona Corona-Effekt Arbeitslosenquote Deutschland 1,0% 6,3% Berlin 2,6% 10,6% Hamburg 1,6% 8,1% Mecklenburg-Vorpommern 1,5% 8,6% Bremen 1,4% 11,5% Sachsen 1,2% 6,6% Sachsen-Anhalt 1,1% 8,2% Brandenburg 1,1% 6,6% Hessen 1,1% 5,8% Nordrhein-Westfalen 1,1% 7,9% Thüringen 0,9% 6,4% Niedersachsen 0,9% 6,1% Schleswig-Holstein 0,9% 6,3% Bayern 0,8% 4,2% Baden-Württemberg 0,7% 4,5% Rheinland-Pfalz 0,7% 5,6% Saarland 0,6% 7,5% Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit Für den Bund ergibt sich im Januar 2021, dass von der Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent insgesamt 1,0 Pro- zentpunkte der Corona-Krise zuzuschreiben sind. Ohne diesen Effekt hätte sie bei 5,3 Prozent gelegen. Am stärksten fiel der Einfluss der Corona-Krise in Berlin aus. Dort hätte ansonsten die Arbeitslosenquote um 2,6 Prozentpunkte niedriger gelegen. Der geringste Einfluss zeigt sich im Saarland; dort lag die Arbeitslosen- quote wegen Corona im Januar nur um 0,6 Prozentpunkte höher. 11
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Regionale Unterschiede der Auswirkungen der Corona-Krise nach Kreisen Auf Kreisebene fallen die Unterschiede noch weitaus deutlicher aus. In einigen Kreisen – bspw. im nördlichen Bayern, aber auch im Märkischen Kreis, Landau und Ammerland – sind keine Auswirkungen der Corona-Krise auf die Arbeitslosigkeit mehr zu beobachten. In Berlin sind hingegen 2,6 Prozentpunkte der momentanen Ar- beitslosenquote auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Auch in einigen anderen Großstädten in Nordrhein- Westfalen und Hessen sowie in Rostock und Wilhelmshaven stehen mehr als 2 Prozentpunkte der aktuellen Arbeitslosenquote mit der Corona-Krise in Zusammenhang. Relativ geringe Auswirkungen sind tendenziell in Kreisen im nördlichen und mittleren Bayern, aber auch in Ba- den-Württemberg und Kreisen im Nordwesten zu beobachten. Hier dürfte sich widerspiegeln, dass im Wirt- schaftsleben eher die Industrie und wirtschaftsnahe Dienstleistungen im Vordergrund stehen, die weniger di- rekten Einschränkungen unterworfen waren und wo auch der Einsatz von Kurzarbeit ein eingeübtes Mittel zum Erhalt von Arbeitsplätzen ist. Tendenziell weisen Regionen mit höheren Arbeitslosenquoten häufig auch höhere Corona-Effekte auf. Dies hängt auch damit zusammen, dass strukturell ohnehin schon schwächere Regionen von Einschnitten, wie sie nötig sind bzw. waren, besonders hart getroffen werden. A bbildung 5 Arbeitslosenquoten nach Kreisen und Corona-Effekt Deutschland Januar 2021 Arbeitslosenquote in Corona-Effekt in Prozent Prozentpunkten 2,2 - 4,2 -0,1 - 0,5 4,3 - 5,7 0,6 - 0,9 5,8 - 7,5 1,0 - 1,3 7,6 - 10,0 1,4 - 1,8 10,1 - 15,7 1,9 - 2,6 Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit 12
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt A bbildung 6 Arbeitslosenquote nach Personengruppen und Corona-Effekt Deutschland; Januar 2021 ohne Corona- Arbeitslosen- Corona-Effekt Effekt quote Insgesamt 1,0% 6,3% Männer 1,0% 6,8% Frauen 1,1% 5,8% 15 bis unter 25 Jahre 0,8% 5,3% 25 bis unter 55 Jahre 1,1% 6,7% 55 bis unter 65 Jahre 1,1% 6,7% Deutsche 0,9% 5,1% Ausländer 2,1% 15,1% ohne Berufsausbildung 3,7% 22,1% mit betriebl./schul. 0,7% 3,9% Berufsausbildung Akademiker 0,4% 2,8% Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit Personengruppen Bezieht man den jeweiligen Corona-Effekt auf die entsprechende Erwerbspersonenzahl, zeigen sich vor allem zwei Personengruppen deutlich stärker von der höheren Arbeitslosigkeit betroffen als andere – Ausländer und Personen ohne Berufsausbildung. Die – ohnehin schon sichtbar höhere – Arbeitslosenquote von Ausländern fiel im Januar 2021 durch die Folgen der Corona-Pandemie und Maßnahmen zu deren Eindämmung um 2,1 Prozentpunkte höher aus. Sie tragen auch überproportional die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Beschäftigung. Noch deutlicher fällt der Anstieg bei Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung aus. Diese Perso- nengruppe weist ebenfalls eine weit überdurchschnittliche Arbeitslosenquote von 22,1 Prozent auf. Auf die Corona-Krise gehen davon 3,7 Prozentpunkte zurück. Weniger stark auseinander liegen im Januar 2021 die Effekte in der Betrachtung nach Alter: hier liegen die Ar- beitslosenquoten im Zuge der Corona-Krise 0,8 (Jüngere) bzw. 1,1 Prozentpunkte höher. Dabei hat sich die Belastung hier im Verlauf der Monate auffällig verschoben: Anfangs waren Jüngere – eher am Anfang des Erwerbslebens und damit häufig auch noch in weniger etab- lierten Arbeitsverhältnissen oder auch am Übergang von der Ausbildung in den Beruf – von den Auswirkun- gen der Corona-Pandemie bzw. den Maßnahmen zu deren Eindämmung stärker betroffen als Ältere: Ihre Arbeitslosenquote war im April 2020 um 1,0 und im Juli um 1,7 Prozentpunkte erhöht. Danach hat sich die Belastung aber sichtbar verringert. Anders die Gruppe der 55- bis unter 65-Jährigen: Im April war ihre Arbeitslosenquote wegen Corona noch um 0,7 Prozentpunkte erhöht, seither nimmt der Effekt jedoch beständig zu und liegt mittlerweile bei 1,1 Prozentpunkten. Hier schlagen sich die momentan geringeren Abgangsmöglichkeiten in Beschäftigung nie- der: Ältere haben zwar einerseits ein niedrigeres Risiko, aus Beschäftigung heraus arbeitslos zu werden; auf der anderen Seite sind ihre Chancen, ihre einmal eingetretene Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wieder zu beenden, nur halb so hoch wie im Durchschnitt. Kaum Unterschiede zeigen sich differenziert nach Geschlecht. Frauen weisen im Januar einen etwas höheren Effekt auf, anfangs waren es Männer. Der Unterschied betrug aber nie mehr als 0,2 Prozentpunkte. 13
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt 4 Arbeitslosigkeit – Branchen Zugänge nach Branchen A bbildung 7 Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen im Zusammenhang mit der Corona-Krise - TOP 5 Deutschland; April 2020 bis Januar 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, absolut und in % Gastgewerbe 26.000 +18% Handel, Instandhaltung von Kfz 22.000 +8% Verkehr und Lagerei 14.000 +11% Qualifizierte Unternehmensdienstl. 12.000 +11% Gesundheitswesen 10.000 +15% Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit Ein Einflussfaktor für den Anstieg der Arbeitslosigkeit ist bzw. war vor allem in den ersten Monaten, dass mehr Menschen als üblich aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt bzw. aus Ausbildung heraus ar- beitslos geworden sind. Meist kann die Branche ermittelt werden, in der die Person zuvor tätig war. Mehr als ein Drittel der gestiegenen Zugänge geht auf Personen zurück, die zuvor im Gastgewerbe be- schäftigt waren: Von April 2020 bis Januar 2021 meldeten sich insgesamt 172.000 Menschen arbeitslos, die zuvor dort sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, 26.000 mehr als im Vorjahr. Insbesondere im April 2020 zeigten sich die Folgen der weitgehenden Schließung sämtlicher Gastronomiebetriebe und der Einschränkung touristischer Übernachtungen. 29 Prozent des Anstiegs der Zugänge hängen mit beendeten Beschäftigungsverhältnissen im Handel zu- sammen; auch hier geht das Plus insbesondere auf die ersten Monate der Krise zurück, danach wurde das Vorjahresniveau vorübergehend wieder unterschritten. Der erneute Lockdown vom Dezember hinterlässt hier aber Spuren: im Berichtsmonat Januar 2021 wurden vor allem aus einer Beschäftigung im Einzelhan- del heraus wieder sichtbar mehr Menschen arbeitslos als im Vorjahr. 14
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Abgänge nach Branchen Auch für einen großen Teil der Abgänge8 kann recherchiert werden, in welche Branche die vormals Arbeits- losen eingemündet sind. Da hierfür Informationen aus der – erstmals mit 2 Monaten Wartezeit vorliegenden – Beschäftigtenstatistik benötigt werden, sind hier aktuell Daten bis inklusive November 2020 vorhanden, die Verschärfung der Maßnahmen von Dezember sind also nicht enthalten. Insbesondere im April und Mai nahmen deutlich weniger Menschen eine sozialversicherungspflichtige Be- schäftigung auf als im Vorjahr. Danach entspannte sich die Situation und zum Jahresende hin konnten so- gar mehr Menschen eine Beschäftigung antreten als in den entsprechenden Vorjahresmonaten. Insgesamt liegen die Abgänge aus Arbeitslosigkeit in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit für die Zeit seit Be- ginn der Corona-Krise aber immer noch 64.000 niedriger als vor einem Jahr. Den größten Anteil an diesem Rückgang hat die Zeitarbeit: mit -23.000 ist sie für über ein Drittel des Rück- gangs verantwortlich. Zwar gab es parallel zur sinkenden Beschäftigungstendenz hier auch zuvor bereits Abnahmen, der Einbruch ab April liegt jedoch außerhalb dieses Trends. Auch im Verarbeitenden Gewerbe bieten sich für Arbeitslose momentan weniger Beschäftigungsmöglich- keiten als noch vor einem Jahr. Mit -11.000 gehen 18 Prozent der gesunkenen Abgänge hierauf zurück. Allerdings zeigt sich diese Entwicklung im Verarbeitenden schon seit einiger Zeit. Die Corona-Krise hat diese Entwicklung vorübergehend verstärkt, doch auch in den letzten Monaten setzt sich der Rückgang der Beschäftigungsaufnahmen von Arbeitslosen hier fort. Eine vergleichbare Entwicklung zeigt sich in den wirt- schaftlichen Dienstleistungen (mit 10.000 weniger Abgängen in Beschäftigung). Weitere 17 Prozent der gesunkenen Abgänge gehen auf das Gastgewerbe zurück. Dieses wurde sehr aus- geprägt von den Schließungen im April und Mai getroffen. Mit den Lockerungen im Frühsommer zeigten sich aber eine Entspannung bzw. sogar leichte Nachholeffekte. Diese Entwicklung wurde erst durch die erneuten Schließungen im November beendet. A bbildung 8 Abgänge aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen im Zusammenhang mit der Corona-Krise - TOP 5 Vorjahresvergleich April bis November absolut und in % -12% -23.300 Arbeitnehmerüberlassung (ANÜ) -10% -11.100 Verarbeitendes Gewerbe -12% -10.500 Gastgewerbe -9% -10.100 Sonst. Wirtschaftl. Dienstl. (ohne ANÜ) -7% -4.900 Qualifizierte Unternehmensdienstl. Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit 8 Nur Abgänge in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 15
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt 5 Soziale Sicherung bei Arbeitslosigkeit und Ausfall des Erwerbseinkommens A bbildung 9 Zahl der Arbeitslosengeld-Beziehenden und erwerbsfähigen Leistungsberechtigten Leistungsbeziehende von Arbeitslosengeld und erwerbsfähige Leistungsberechtigte i. d. Grundsicherung für Arbeitsuchende Deutschland Leistungsbeziehende Arbeitslosengeld Erwerbsfähige Leistungsberechtigte 4.008.000 3.819.000 3.754.000 3.760.000 +114.000 +330.000 -254.000 +59.000 1.179.000 770.000 884.000 849.000 Mrz 19 Jan 20 Mrz 20 Jan 21 Feb 19 Jan 20 Feb 20 Jan 21 Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit Entwicklung beim Arbeitslosengeld (vorläufige hochgerechnete Werte für Januar 2021) Bestand: 1.179.000 ggü Vormonat: +118.000 (+11,1%) ggü März 2020: +330.000 (+38,9%) saisonbereinigt: -33.000 ggü Vorjahr: +294.000 (+33,3%) Im Januar 2021 ist die Zahl der Arbeitslosengeldempfängerinnen und -empfänger um 118.000 gestiegen. Im Vergleich zu der sonst üblichen Entwicklung im Januar (+120.000 im Durchschnitt der letzten drei Jahre) ist das ein ganz gewöhnlicher Anstieg. Saisonbereinigt errechnet sich ein Rückgang von -33.000. Verglichen mit dem Januar des Vorjahres haben im aktuellen Monat rund 294.000 Menschen mehr Arbeitslo- sengeld bezogen. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie und den Maßnahmen zu deren Eindämmung im März 2020 wird ein Anstieg um insgesamt 330.000 oder 39 Prozent verzeichnet. In den Monaten März 2019 bis Januar 2020 ist die Zahl der Arbeitslosengeldempfängerinnen und -empfänger dagegen in der Summe um rund 114.000 gestiegen. Der Effekt der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie kann damit auf 216.000 beziffert werden. Hätte es die Corona-Pandemie nicht gegeben und die Entwicklung beim Arbeitslosengeld hätte dem Muster des Vorjahres entsprochen, dann läge die Zahl der Arbeitslosengeldempfängerinnen und -empfänger im Ja- nuar 2021 bei 963.000 und nicht bei 1.179.000. 16
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Bei der Interpretation ist allerding zu berücksichtigen, dass die Verlängerung des Anspruchs des Arbeitslosen- geldes die Abgänge in die Grundsicherung verzögert hat. Entwicklung beim Arbeitslosengeld II (vorläufige hochgerechnete Werte für Januar 2021) Bestand: 3.819.000 ggü Vormonat: +20.000 (+0,5%) ggü. Februar 2020 +59.000 (+1,6%) saisonbereinigt: -12.000 ggü Vorjahr: +65.000 (+1,7%) Im Januar 2021 stieg die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nach vorläufigen hochgerechneten Daten um 20.000 auf 3.819.000. Im Schnitt der letzten drei Jahre fiel der Anstieg mit +16.000 geringfügig nied- riger aus. Saisonbereinigt zeigt sich dennoch ein Rückgang von 12.000. Gegenüber dem Januar des Vorjahres zeigt sich ein Anstieg von 65.000. In der Grundsicherungsstatistik wird der Corona-Effekt – anders als beim Arbeitslosengeld – bereits ab März berechnet (also entsprechend der Veränderung gegenüber dem Februar), weil hier in den Monatswerten alle Personen erfasst werden, die in einem Kalendermonat leistungsberechtigt waren. Konkret bedeutet das, dass Personen, die nach dem statistischen Zähltag am 12. März 2020 leistungsberechtigt geworden sind, dennoch rückwirkend dem März zugerechnet werden, da der Leistungsanspruch für den März berechnet wird. Im Vergleich zu Februar 2020 ist die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten um insgesamt 59.000 ge- stiegen. In den Monaten März bis Januar 2020 ist die Zahl dagegen in der Summe um 254.000 gesunken. Der Effekt der Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie kann damit auf 313.000 beziffert werden. 17
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Bestand an nichtarbeitslosen Arbeitsuchenden im Rechtskreis SGB II in nicht geförderter Er- werbstätigkeit mit kurzer Meldedauer A bbildung 10 Anstieg der Erwerbstätigen in der Grundsicherung für Arbeitsuchende aufgrund von Corona Bestand an nichtarbeitslosen Arbeitsuchenden im Rechtskreis SGB II in nicht geförderter Erwerbstätigkeit mit kurzer Meldedauer (1 Monat) Januar 2019 bis Januar 2021 51.000 50.000 33.000 27.000 18.000 abhängig Erw erbstätige 10.000 10.000 8.000 Selbständige 1.000 1.000 Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 21 Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit Mit der Corona-Krise sind im Frühjahr 2020 in den Jobcentern zwei Personengruppen verstärkt in den Fokus der Betreuung gekommen: abhängig Beschäftigte und Selbständige, die wegen Einkommensausfällen auf- grund von Kurzarbeit oder Auftragsausfall auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind. Die Inanspruchnahme von Grundsicherungsleistungen kann für beide Personengruppen am aktuellen Rand nur abgeschätzt werden. Dazu werden die nichtarbeitslosen Arbeitsuchenden im Rechtskreis SGB II ermittelt, die gleichzeitig einer abhängigen Beschäftigung oder einer Selbständigkeit nachgehen. Diese Größe kann quasi als ein Zugang interpretiert werden. Über den Vergleich mit dem Vorjahresmonat bzw. dem Vorjahreszeitraum können auffällige Entwicklungen ermittelt werden. In den Monaten April 2020 bis Januar 2021 meldeten sich insgesamt 229.000 abhängig erwerbstätige und 103.000 selbständig tätige Menschen in der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Das ist deutlich mehr als das was in denselben Zeiträumen in früheren Jahren beobachtet wurde. Zwischen April 2019 und Januar 2020 meldeten sich knapp 117.000 abhängig Beschäftigte und gut 13.000 Selbständige erstmalig in der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Somit kann der „Corona-Effekt“ bei abhängig Beschäftigten auf 113.000 und bei Selbständigen auf 90.000 be- ziffert werden. abhängig Insgesamt Selbständige Beschäftigte Summe April 2019 bis Januar 2020 130.000 13.000 117.000 Summe April 2020 bis Januar 2021 332.000 103.000 229.000 "Corona-Effekt" 203.000 90.000 113.000 18
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt 6 Gemeldete Stellen Gemeldete Arbeitsstellen im Januar 2021 Bestand: 566.000 Zugang: 106.000 ggü Vormonat: -15.000 (-2,6%) -25.000 (-18,9%) saisonbereinigt: +1.000 -11.000 ggü. März: -125.000 seit April 1.227.000 ggü Vorjahr: -102.000 (-15,2%) -21.000 (-16,4%) Bestand Im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ging im April die Arbeitskräftenachfrage massiv zurück. Dabei lag der Bestand im Kontext der schwachen Konjunktur bereits im März 2020 13 Prozent unter dem Vorjahreswert. Nach einer Erholung über die Sommermonate wirken sich die im November in Kraft getretenen und im Dezem- ber noch einmal verschärften erneuten wirtschaftlichen Einschränkungen wieder dämpfend aus. Im Januar 2021 fiel der Stellenbestand um 102.000 bzw. 15 Prozent geringer aus als im Vorjahresmonat. Zugang Insbesondere das Ausbleiben von Stellenneumeldungen schlug bei dem Rückgang der Arbeitskräftenachfrage im Zusammenhang mit der Corona-Krise zu Buche. In der derzeit wirtschaftlich angespannten Lage wechseln weniger Menschen ihren Arbeitsplatz. Diese niedrigere Fluktuation trägt neben dem geringeren Bedarf an zu- sätzlichem Personal dazu bei, dass weniger Stellen zu besetzen sind. Nachdem die Nachfrage im April um über die Hälfte eingebrochen war, gab es in den Monaten von Mai bis Ok- tober jeweils etwas mehr Stellenmeldungen als im Monat zuvor. Danach nahm der gemeldete Personalbedarf durch die erneuten Eindämmungsmaßnahmen wieder ab. Im Januar wurden 106.000 Stellen neu gemeldet, 25.000 weniger als im Dezember. Fasst man die Monate seit dem Lockdown im April zusammen, wurden von April bis Januar 1.127.000 Stellen neu gemeldet, 430.000 oder 26 Prozent weniger als vor einem Jahr, was als Corona-Effekt betrachtet werden kann. Dieses Minus geht zu zwei Fünftel auf die Zeitarbeit und zu einem weiteren Fünftel auf den Handel und das Gastgewerbe zurück. Im Einzelnen sanken in folgenden Branchen die Neumeldungen von Personalbedarf im Vergleich zum Vorjahr besonders massiv: Arbeitnehmerüberlassung (-171.000 oder -34 Prozent), Handel (-44.000 oder -25 Prozent), Gastgewerbe (-37.000 oder -50 Prozent) Verarbeitendes Gewerbe (-36.000 oder -26 Prozent) Sonstige Wirtschaftliche Dienstleistungen (-30.000 oder -32 Prozent) Gesundheits- und Sozialwesen (-29.000 oder -17 Prozent) 19
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt A bbildung 11 Entwicklung des Zugangs gemeldeter Arbeitsstellen nach Wirtschaftszweigen im Zusammenhang mit der Corona-Krise - ausgewählte Branchen Januar 2019 bis Januar 2021 erneute 1. Lockdown 2. Lockdown im Beschränkungen Dezember 2020 im April 2020 im November 2020 16.000 13.200 10.700 Handel Verarbeitendes 8.700 9.700 Gewerbe 6.900 Sonstige Wirtschaftliche 5.200 Dienstleistungen (ohne ANÜ) 2.100 Gastgewerbe Jan 2019 Mai 2019 Sep 2019 Jan 2020 Mai 2020 Sep 2020 Jan 2021 Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit 20
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt 7 Beschäftigung Daten zur Beschäftigung liegen hochgerechnet mit zwei Monaten Wartezeit vor. Demnach sind nun vorläufige hochgerechnete Daten bis einschließlich November 2020 verfügbar und erste Effekte des Teil-Lockdowns sind in den Daten sichtbar. Der Erfassungszeitpunkt bei der Beschäftigung liegt anders als bei der Arbeitslosigkeit am Monatsende. Erste Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Maßnahmen zu deren Eindämmung, die Mitte März getroffen wurden, zeigen sich daher bereits in den Daten vom März. Der Corona-Effekt wird hier demnach im Vergleich zum Februar errechnet. Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im November 2020 Bestand: 33.893.000 ggü Vormonat: +35.000 (+0,1%) ggü Februar: +270.000 (+0,8%) saisonbereinigt: +57.000 ggü Vorjahr: -74.000 (-0,2%) A bbildung 12 Corona-Effekt auf die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung Deutschland, Januar 2019 bis November 2020 34.392.000 fiktiver Verlauf Corona-Effekt November -499.000 33.893.000 33.624.000 33.156.000 tatsächlicher Verlauf Jan 19 Mrz 19 Mai 19 Jul 19 Sep 19 Nov 19 Jan 20 Mrz 20 Mai 20 Jul 20 Sep 20 Nov 20 Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit Auswirkung der Corona-Pandemie auf die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung Im November 2020 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 35.000 gestiegen. Das war stärker als im Vorjahresmonat. Auf den ersten Blick hat sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung damit trotz des Teil-Lockdowns im November günstig entwickelt. Bei einer detaillierteren Betrachtung nach Branchen (siehe unten) sind jedoch Folgen des Teil-Lockdowns sichtbar. 21
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Für die Monate März bis November errechnet sich ein Corona-Effekt auf die sozialversicherungspflichtige Be- schäftigung von -499.000. Er ergibt sich, indem die Veränderung 2020 – von Februar bis November ist die sozi- alversicherungspflichtige Beschäftigung in diesem Jahr um 270.000 gestiegen – mit der des Jahres 2019 ver- glichen wird, als sie in diesen Monaten um 769.000 zugenommen hat. Veranschaulicht wird er in der voranste- henden Abbildung, indem ein fiktiver Verlauf der Beschäftigungsentwicklung – der eben diese Veränderungen von 2019 auch für den Jahresverlauf 2020 unterstellt – dem tatsächlichen Verlauf gegenübergestellt wird. Anders als die Verwerfungen im Zuge der Großen Rezession von 2008/2009 treffen die Corona-Krise bzw. die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung besonders Dienstleistungsbereiche, in denen häufiger als im Produzieren- den Bereich Frauen tätig sind. Die Beschäftigungseffekte unterscheiden sich damit deutlich von denen von 2008/2009, als Beschäftigungsverluste überwiegend zu Lasten von Männern und Vollzeitbeschäftigten gingen: Vom gesamten Effekt gehen 58 Prozent auf sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung zurück. Da Teilzeitbeschäftigung weniger häufig ist als Vollzeitbeschäftigung – 3 von 10 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten weniger Stunden als vergleichbare Vollzeitbeschäftigte –, ist diese Beschäftigungs- form relativ gesehen überproportional stark vom Corona-Effekt auf die Beschäftigung betroffen. Anfangs waren weibliche Beschäftigte etwas weniger von den Beschäftigungseinbußen im Zusammenhang mit Corona betroffen. Das hat sich jedoch sukzessive über das Jahr hinweg verändert. Mittlerweile geht etwas mehr als die Hälfte des Effekts von -499.000 zu ihren Lasten. Geringfügig entlohnte Beschäftigung im November 2020 Bestand: 7.060.000 ggü Vormonat: -94.000 (-1,3%) ggü Februar: -359.000 (-4,8%) saisonbereinigt: -121.000 ggü Vorjahr: -511.000 (-6,7%) A bbildung 13 Corona-Effekt auf die geringfügige Beschäftigung Deutschland, Januar 2019 bis November 2020 fiktiver Verlauf 7.567.000 7.422.000 Corona-Effekt November: 7.419.000 -508.000 7.060.000 tatsächlicher Verlauf Jan 19 Mrz 19 Mai 19 Jul 19 Sep 19 Nov 19 Jan 20 Mrz 20 Mai 20 Jul 20 Sep 20 Nov 20 Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit 22
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt Auswirkung auf die geringfügig entlohnte Beschäftigung Bei den Mini-Jobs sind die Auswirkungen des Teil-Lockdowns im November bereits sehr deutlich sichtbar. Übli- cherweise nimmt ihre Zahl in diesem Monat um 30.000 bis 40.000 zu, was unter anderem an einem Aufbau im Handel vor dem Weihnachtsgeschäft liegt. Im November 2020 nahm die Zahl der Mini-Jobs nach ersten hoch- gerechneten Daten mit -94.000 kräftig ab, was zu einem saisonbereinigten Rückgang von -121.000 führt. Vergleicht man die Entwicklung von März bis November 2020 mit der des Vorjahres, ergibt sich über diese neun Monate ein Corona-Effekt von 508.000. Der Effekt verteilt sich in etwa hälftig auf ausschließlich geringfü- gig entlohnte Beschäftigung (-273.000) und Nebenjobs (-236.000). Geringfügig entlohnte Beschäftigungsverhältnisse als flexiblere Beschäftigungsform reagieren in ihrer Entwick- lung schneller als sozialversicherungspflichtige auf Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Bereits von Februar auf März 2020 war die Zahl der geringfügig entlohnt Beschäftigten deutlich gesunken, während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung noch ein geringfügiges Plus verzeichnete. Auch im April fiel der Rückgang größer aus als bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Danach hat sich die Situation bei den Mini-Jobs stabilisiert: in den Sommermonaten hat sich die Zahl der Mini-Jobs besser entwickelt als 2019. Der gesamte Corona-Effekt nahm daher über die Sommermonate hinweg etwas ab. Die erneuten Maßnahmen wie die Schließungen von Gastronomie und Sporteinrichtungen im November haben diesen Erholungsprozess beendet. Da diese Branchen auch vergleichsweise viele Mini-Jobber be- schäftigen, hat sich der Corona-Effekt damit wieder um -127.000 verschlechtert. Betroffenheit nach Branchen A bbildung 14 Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen im Zusammenhang mit der Corona-Krise - in ausgewählten Branchen Januar 2019 bis November 2020 Verarbeitendes Gewerbe Gastgewerbe 7.053.000 2019 1.095.000 7.017.000 2019 1.068.000 6.848.000 6.958.000 2020 1.042.000 2020 997.000 Jan Febr März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan Febr März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. 4.597.000 Sonst. Wirtschaftliche Handel Dienstleistungen (ohne ANÜ) 1.603.000 4.549.000 4.589.000 1.577.000 2019 2020 1.574.000 4.502.000 2020 2019 1.541.000 Jan Febr März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan Febr März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Quelle: Statistik der B undesagentur für A rbeit In fast allen Branchen hat sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Februar auf November schlechter entwickelt als im vergangenen Jahr. Jeweils rund ein Viertel des Corona-Effekts von -499.000 geht dabei auf zwei Branchen zurück – das Verarbeitende Gewerbe und das Gastgewerbe. 23
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