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02 | 2018 Zusammenarbeit. Transnational. B Journa LIEBE LESERINNEN UND LESER, hoffentlich hatten Sie einen schönen Sommer! Damit Sie nach Rekordtemperaturen und Urlaubszeit gut informiert in den erfahrungsgemäß turbulenten Herbst starten können, bringen wir Sie mit dieser Ausgabe des Interreg Journals auf den neuesten Stand. Auf den Seiten 6 und 7 haben wir für Sie zusammengefasst, welche Neuerungen die Verord- nungsvorschläge der EU-Kommission für die transnationale Zusammenarbeit bereithalten. Sie können den aktuellen Stand der Diskussion um die Ausgestaltung der Verord- nungen stets auf unserer neuen Rubrik „Interreg nach 2020“ auf www.interreg.de verfolgen. Auch was die aktuelle För- derperiode angeht, haben wir alle Fakten für Sie zusam- mengefasst. Lesen Sie auf Seite 8, in welchen Programmräu- men mit deutscher Beteiligung noch Calls anstehen, wie viele Vorhaben laufen und wie viele deutsche Akteure sich momentan bei Interreg einbringen. Auf den Seiten 2 und 3 stellen wir wie üblich ein aktuelles Interreg-Projekt vor. Das Nordseevorhaben „Northern Con- nections“ beschäftigt sich damit, wie Städte, Regionen, Un- ternehmen und Universitäten rund um die Nordsee besser zusammenarbeiten können, um die Region im Bereich er- neuerbare Energien nachhaltig zu entwickeln. Wie gelingt Daseinsvorsorge, wenn im ländlichen Raum kaum mehr Busse und Bahnen fahren, der nächste Arzt fast einen Ta- gesausflug weit entfernt arbeitet? Das ist das Thema des Projektes MAMBA, das aus dem Bundesprogramm Trans- nationale Zusammenarbeit kofinanziert wird (Seite 4). „Unsere Mission ist es, die Wirtschaft zu stärken, die kultu- relle Identität herauszustellen und Vertrauen zwischen den Staaten aufzubauen“, erzählte uns Monika Schönerklee- Grasser im Gespräch. Sie ist Leiterin der Abteilung Evaluati- on und Monitoring im Gemeinsamen Sekretariat des Mittel- europaraums und spricht auf Seite 5 darüber, was die Besonderheiten von CENTRAL EUROPE sind und was sie sich für die Zukunft ihres Programmraumes erhofft. Viel Spaß beim Lesen! Ihr Interreg-Team im BBSR © pixabay.com Interreg B Reportage: Northern Connections Seite 2 ‒ 3 Bundesprogramm Transnationale Seite 4 Zusammenarbeit: MAMBA Im Gespräch: Monika Schönerklee-Grasser Seite 5 Zukunft der Transnationalen Zusammenarbeit Seite 6 ‒ 7 Interreg: 389 Projekte genehmigt Seite 8 www.interreg.de
Interreg V B Reportage Northern Connections: Zusammenarbeit und Innovation für erneuerbare Energien Der Nordseeraum ist eine führende Region im Bereich der erneuerbaren Energien und der sauberen, ressourcenschonenden Technolo- gien („Cleantech“). Bislang agieren kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie einige Clusterorganisationen allerdings in erster Li- nie auf regionalen und nationalen Märkten. Herausforderungen wie die Entwicklung von Lösungen zur Energiespeicherung und die wachsende globale Konkurrenz machen jedoch eine stärkere grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Energie- und Cleantech-Clu- stern und Unternehmen notwendig. Wie also können Städte, Regionen, Unternehmen und Universitäten rund um die Nordsee besser kooperieren, um die Nordseeregion im Bereich erneuerbare Energien nachhaltig zu entwickeln und sie fit für den globalen Wettbewerb zu machen? Antworten darauf erarbeiten 21 Projektpartner aus sieben Ländern im Interreg-Projekt Northern Connections. An Northern Connections sind vier deutsche Partner beteiligt: Innovationsfähigkeit von Clustern und Unternehmen erhöhen Die HafenCity Universität Hamburg (HCU) ist im Projekt für den Zunächst wurden die Clusterorganisationen befragt, in welchen Wissenstransfer und den Lernprozess zwischen Städten und Re- Bereichen ihre Unternehmen tätig sind, wie sie kleine und mitt- gionen sowie Unternehmen verantwortlich. Hierzu führte die lere Unternehmen bislang unterstützt haben und zu welchen HCU zwei Befragungen von Clusterorganisationen durch und Themen sie künftig grenzüberschreitend kooperieren möchten. analysierte den Lernprozess. Das Justiz- und Europaministerium Im Ergebnis zeigte sich, dass die Unternehmen, die in den Clu- Schleswig-Holstein leitet die Zusammenarbeit der Städte und stern gebündelt sind, alle wichtigen Bereiche der Produktion Regionen, in diesem Bereich wirkt auch die Wirtschaftsbehörde und Speicherung erneuerbarer Energien abdecken, ebenso wie der Freien und Hansestadt Hamburg als Partner mit. Der Cluster die verschiedenen Wertschöpfungsstufen. Dazu zählen unter Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) übernimmt die Feder- anderem die Bereiche Forschung und Entwicklung, Design, An- führung für die Reallabore („Living Labs“) lagenbau, Vertrieb, Betrieb bis hin zu Finanzierungsfragen. ------------------------ 1 OREEC lnnovatum Business Region Göteborg Joharmeberg Science Park PowerVäst Biogas Vast North Denmakr Region (Nordjylland) Sustainable Business Hub Sichtung Energy Valley s-h So'" II d Region (Noord-Holland Noor~ d en: gy "-r' ! i-L Schleswig-HolsteinEmeuerbare Energien Netzwerkagentur rg Projektpartner, © Northern Connections Interreg B Journal 02|2018 [2]
Partner, © Northern Connections Damit sie sich im globalen Wettbewerb besser positionieren verstetigt und wenn möglich auf andere grenzüberschreitende können, wird allerdings eine stärkere internationale Zusam- Kooperationen übertragen werden. Hierzu führt die HCU be- menarbeit gerade in den Bereichen intelligente Stromnetze und gleitende Befragungen und Workshops mit den Projektpart- Sektorenkopplung (Energie, Industrie, Verkehr) für notwendig nern durch: Was haben die Cluster gelernt? Welche Ansätze ha- erachtet. Zur Förderung der Unternehmen bieten die Cluster ben sich bewährt? Wie lässt sich die begonnene Kooperation vielfältige Angebote an. Anknüpfend an die Befragungsergeb- ausbauen und verstetigen? Mit den Städten und Regionen wird nisse entwickeln und testen die Cluster gemeinsam Instru- ausprobiert, ob und wie sich die erprobten Ansätze für eine mente. Durch diese für viele Partner erstmalige Zusammenar- nachhaltige Wirtschaftsentwicklung auch in anderen Branchen beit im Nordseeraum vernetzen sich die Clusterorganisationen und Sektoren nutzen lassen. untereinander. Regionen, Städte und Cluster erarbeiten ge- meinsam an der Optimierung von Strategien für intelligente Spezialisierung. Reallabore zur Entwicklung von Lösungen nutzen Andreas Obersteg In den sieben am Projekt beteiligten Ländern formulieren Städ- Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der te und Regionen energiepolitische Herausforderungen. Wie HafenCity Universität Hamburg kann zum Beispiel der Einsatz neuer Technologien die nachhal- tige energetische Gestaltung von bestehenden oder neu ge- „Die Nordseeregion muss stärker kooperieren, um im Bereich planten Wohn- und Gewerbegebieten unterstützen? Anschlie- erneuerbare Energien führend zu bleiben. Das Projekt kann ßend werden kleine und mittlere Unternehmen aus dem dazu beitragen, regionale Innovationsstrategien künftig in- gesamten Nordseeraum eingeladen, im Rahmen von Reallabo- ternationaler auszurichten und dadurch mehr Zusammenar- ren („Living Labs“) in den beteiligten Städten und Regionen an beit im Nordseeraum zu ermöglichen. Davon könnten insbe- Lösungen zu arbeiten. Ein Beispiel für ein Living Lab ist SMART sondere kleine und mittlere Unternehmen in ländlichen PORT HAMBURG, wo öffentliche Hand und private Unterneh- Räumen profitieren, die bislang noch selten grenzüberschrei- men daran arbeiten, mit modernster digitaler Intelligenz und tend agieren.“ Steuerungssystemen einen reibungslosen und energieeffizien- ten Betrieb zu gewährleisten. Durch die sektorenübergreifende und transregionale Zusammenarbeit ergeben sich Lerneffekte bei den öffentlichen Partnern, den Clustern und den Unterneh- NORTHERN CONNECTIONS 0 men. Über die Laufzeit von Northern Connections hinaus sollen dadurch neue Projekte und zukünftige Living Labs angestoßen, Kooperationsraum: Nordseeraum transregionale KMU-Partnerschaften gefördert und internatio- Laufzeit: 11/2016 – 04/2020 nale Wertschöpfungsketten gestärkt werden. Themenschwerpunkt: Wirtschaft, Arbeit, Leben Lead Partner: Stadt Aalborg, Dänemark Verstetigung der Ergebnisse und Wissenstransfer northsearegion.eu/northern-connections/ Die Projektergebnisse sollen im Bereich erneuerbare Energien Interreg B Journal 02|2018 [3]
Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit O('Cessibi/ity -innovotio n MAMBA: Verbesserte Mobilität in ländlichen Räumen In vielen ländlichen Regionen des Ostseeraums fahren immer MAMBA und mehr weniger Busse; Bahnlinien sind stillgelegt und Straßen vernach- Sie ergänzt: „Mobilität bedeutet mehr als ‚Hardware‘“, und be- lässigt. Es wird dadurch zunehmend schwieriger, den öffentli- tont die Bedeutung der Gesundheitsversorgung und der Alten- chen Nahverkehr und transportabhängige Dienstleistungen pflege für den ländlichen Raum. „Mobilität kann zu einem In- aufrechtzuerhalten, wie etwa häusliche Pflege oder Liefer- klusionsverstärker werden. Denn Erreichbarkeit von sozialen dienste frei Haus. Das beeinflusst die Lebensqualität der Men- Dienstleistungen und Angeboten, die den sozialen Zusammen- schen, die außerhalb urbaner Räume leben. Das Projekt MAM- halt auf dem Dorf stärken, sind ein elementarer Teilhabebau- BA entwickelt und unterstützt deshalb nachhaltige stein.“ Eine Kernfrage sei, wie man soziale Dienstleistungen in Verkehrskonzepte. Diese verzahnen Personen und Dienstlei- die Fläche zu den Menschen bringen könne. „Wir zeigen mit un- stungen in ländlichen Regionen stärker miteinander und kombi- seren Pilotprojekten, dass diese Mobilitätsperspektive zur posi- nieren existierende Mobilitätsangebote mit innovativen Ansät- tiven Entwicklung ländlicher Räume beitragen kann“, sagt zen, wie zum Beispiel mit Bürgerbussen, Carsharing, Scheer. „Eine verlässliche und funktionierende soziale Infra- Mitfahrgelegenheiten oder kombinierten Lieferdiensten. struktur ist für sich selbst bereits ein ökonomischer Faktor und kann Arbeitsplätze sichern. Außerdem ist sie eine Vorausset- Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein arbeitet gemeinsam zung für die wirtschaftliche Entfaltung und Zukunftsfähigkeit mit 14 weiteren Partnern aus sechs Ländern des Ostseeraums ländlicher Räume.“ im Rahmen des Interreg-Projektes MAMBA („Maximized Mobi- lity and Accessibility of Services in Regions Affected by Demo- graphic Change“) an diesen Zielen. Dabei wird die federführen- de Diakonie zusätzlich mit einer Kofinanzierung aus dem Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit unterstützt. Doris Scheer Europareferentin des Diakonischen Werkes Koordinierung von Mobilitätsstrukturen Schleswig-Holstein Im Rahmen des Projekts schaffen die Partner in neun Regionen des Ostseeraums Mobilitätszentralen. Die Zentralen erfassen „Bei MAMBA klären wir auch rechtliche Fragestellungen: bereits bestehende Mobilitätsoptionen, initiieren die Entwick- Darf ein mobiler Pflegedienst überhaupt andere Dienstlei- lung innovativer Lösungen als Pilotaktivitäten und fördern das stungen für ältere Menschen übernehmen, wie etwa den Engagement örtlicher Akteure. Um die langfristige Tragfähigkeit Einkauf? Und dann ist es auch sehr wichtig, unsere Erkennt- der Mobilitätszentren und Pilotaktivitäten sicherzustellen und nisse auf der internationalen Ebene stärker einzubringen ihre Übertragbarkeit auf andere Regionen zu ermöglichen, te- und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Wir haben et- sten und bewerten die Projektpartner verschiedene Organisa- was beizutragen und europäische Netzwerkarbeit ist eine tions-, Finanzierungs- und Managementkonzepte. Die Ergeb- wichtige Investition in die Professionalisierung unserer Ar- nisse dieser Aktivitäten bereiten sie auf und bündeln sie in beit bei der Diakonie. Dass wir die Kofinanzierung durch das einer Wissensdatenbank. Durch Workshops, Seminare und Stu- Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit erhal- dienaufenthalte werden diese Inhalte vertieft und nach außen ten, hat einen positiven Impuls gegeben und dazu beigetra- getragen. Somit können viele weitere Regionen von den Pro- gen, den Vorstand zu überzeugen, dass wir mit der Teilnah- jektergebnissen profitieren. „Das Projekt lebt vor allem vom me an Interreg-Projekten auch am guten Ruf der Diakonie Austausch und der Kooperation zwischen den Partnern mit ih- Schleswig-Holstein arbeiten.“ ren Netzwerken“, betont Koordinatorin Doris Scheer vom Dia- www.mambaproject.eu konischen Werk Schleswig-Holstein. Landbus, © Marco Barnebeck, pixelio.de Interreg B Journal 03|2017 [4]
Im Gespräch: Monika Schönerklee-Grasser „Mitteleuropa hat eine Brückenschlagfunktion“ Interview mit Monika Schönerklee-Grasser vom Gemeinsamen Sekretariat des Mitteleuroparaums, Bis heute ist Mitteleuropa durch die Unterschiede zwischen den Ländern geprägt, die früher durch den Eisernen Vorhang getrennt wa- ren. Gerade was zum Beispiel Innovation betrifft, gibt es nach wie vor große Disparitäten zwischen Ländern wie Deutschland und Ös- terreich sowie schwächeren Mitgliedstaaten. Das gleiche gilt für Themen wie Umweltschutz und Energieeffizienz. Monika Schönerklee- Grasser, Leiterin der Abteilung Evaluation und Monitoring im Gemeinsamen Sekretariat für Mitteleuropa (CENTRAL EUROPE) erzählt im Interview, warum die verbindende Funktion ihres Programmraumes in vielerlei Hinsicht bedeutend ist und wie sich die Verwaltungsver- einfachung in der aktuellen Förderperiode auszahlt. Was sind die Besonderheiten des Kooperationsprogramms für attraktiv sind, sondern auch für kleine und mittlere Unterneh- Mitteleuropa? men, private Forschungseinrichtungen, Consultants und viele mehr. Wir sind nicht durch eine einzelne Makroregion charakterisiert. Vielmehr sind wir ein Teil von allen vier bislang bestehenden ma- Im Vergleich zu den vergangenen Förderperioden: Wie schätzen kroregionalen Strategien. Mitteleuropa ist ein funktionaler Raum, Sie das jetzige Programm ein? der auch durch seine industrielle Bedeutung geprägt ist, vor allem durch die Autoindustrie und entsprechende Zuliefererbetriebe. Wir haben uns weiterentwickelt. Wir haben schon immer auf ei- Genauso bedeutend sind die Nord-Süd- und Ost-West-Verkehrs- ne starke Ergebnisorientierung Wert gelegt. Auch jetzt sind uns achsen, die durch unseren Programmraum verlaufen. Ein wei- eine vernünftige Interventionslogik und konkrete Ergebnisse sehr teres verbindendes Element ist die kulturelle Identität in Mittel- wichtig, aber bislang entwickelt sich alles sehr zufriedenstellend; europa sowie unsere gemeinsame Geschichte – allerdings muss so zum Beispiel die administrativen Vereinfachungen, die wir un- diese Identität auch gepflegt werden: Gerade angesichts des jet- ter anderem über das elektronische Monitoring- und Reporting- zigen politischen Klimas sehen wir es als eine wichtige Aufgabe System erreicht haben. Auch die Harmonisierung mit den ande- an, Vertrauensbildung zu betreiben. Es gibt momentan deutliche ren Programmen über INTERACT hat sehr gut geklappt. Wir Diskrepanzen zwischen den Visegrád-Ländern, also Polen, Tsche- konnten die komplexe Projektabwicklung vereinfachen. Zudem chien, Slowakei und Ungarn, sowie den westlichen Staaten. Da haben wir einen guten Austausch mit den benachbarten Pro- kommt Interreg eine große verbindende Rolle zu. Zusammenfas- grammräumen: Ostseeraum, Donauraum und Alpenraum. Was send lässt sich sagen: Wir haben eine Brückenschlagfunktion. Un- die Kommunikation betrifft, so hat sich das „Joint Branding“, also sere Mission ist es, die Wirtschaft zu stärken, die kulturelle Iden- die gemeinsame Markenstrategie von Interreg ausgezahlt, die es tität herauszustellen und Vertrauen zwischen den Staaten seit dieser Förderperiode gibt: Dass alle das standardisierte Logo aufzubauen. und den gleichen Webauftritt haben, hat uns eine höhere Sicht- barkeit der Projekte beschert. Wo steht das Programm zur Halbzeit, wie ist die Resonanz? Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Bislang wurden 85 Projekte in zwei Calls genehmigt. Die Ge- nehmigungen der neuen Projekte aus dem dritten Call erfol- Es geht vieles in die richtige Richtung und ich finde es gut, dass gen dann Anfang 2019. Anfang 2019 soll es zudem noch einen mit den Entwürfen nun eine eigene Verordnung für Interreg auf kleineren vierten Call geben, der noch ca. zehn Millionen Euro dem Tisch ist. Die Themen sind sehr grün und es gibt einen Fokus umfassen wird. Bislang wurden schon mehr als 70 Prozent der auf Innovation, das begrüßen wir. Letztere sowie Energie und Fördermittel gebunden. Wir haben wie immer eine große Re- Umwelt sind wichtige Themen und die möchten wir künftig wei- sonanz bei den Bewerbern. Das zeigt, dass wir ein attraktives terbetreiben. Zudem sehen wir vielversprechende Möglichkeiten Programm für unsere Stakeholder sind. Gleichzeitig liegt das in der Koordination mit anderen Förderinstrumenten, zum Bei- natürlich auch zum Teil an unserer im Vergleich zu anderen spiel mit den Strategien zur smarten Spezialisierung der Europä- Programmräumen hohen Kofinanzierungsrate von bis zu 85 ischen Kommission und mit Horizont 2020. Im dritten Call hatten Prozent. Im ersten Call, der zweistufig war, hatten wir mehr als wir schon einen thematischen Fokus auf „Smart Specialisiation“ 800 Bewerbungen. Beim zweiten und dritten Call sind wir und „Social innovation“. Das hat ein großes Potenzial und wir dann auf ein einstufiges Verfahren umgestiegen, da gingen je- möchten das gerne weiter vertiefen. Bei Horizont 2020 werden weils etwa 200 Anträge ein, darunter auch immer viele von viele gute sehr innovative Projekte umgesetzt, aber die Verbin- Interreg-„Newcomern“. Es freut uns, dass im Rahmen der er- dung zum Politik-Sektor ist oft schwierig. Wir haben deshalb be- sten beiden Calls momentan 900 Partner in 85 Projekten aktiv gonnen, uns über die Projektergebnisse mit Horizont 2020 aus- sind. Fast alle Regionen Mitteleuropas konnten involviert wer- zutauschen. Auch beim Matchmaking der Akteure möchten wir den. Auch private Partner sind relativ stark vertreten, sie ma- helfen, und die Vorhaben dann in den Regionen zur Umsetzung chen mehr als 20 Prozent der Projektpartner aus. Das freut bringen. Nicht zuletzt möchten wir bei unserem Fokusthema uns, denn es zeigt, dass wir nicht nur für die öffentliche Hand „Brückenschlag“ Kontinuität zeigen. Interreg B Journal 02|2018 [5]
Zukunft der transnationalen Zusammenarbeit Interreg nach 2020: Rückbesinnung auf Kooperation und Kommunikation Überblick über die Interreg-relevanten Verordnungsvorschläge und den Stand der Diskussion Am 29. Mai 2018 hat die Europäische Kommission den Vorschlag für die neue Verordnung der Europäischen Territorialen Zusam- menarbeit (ETZ) verabschiedet. Diese wird die Grundlage für die Interreg-Programme ab 2020 bilden. Der Verordnungsentwurf ist Teil eines ganzen Paketes von Vorschlägen zur Kohäsionspolitik. Dazu gehören insbesondere die Vorschläge zu den Verordnungen mit gemeinsamen Bestimmungen für alle Fonds, die Vorschläge für die EFRE- und ESF-Verordnungen und – ein Novum – der Vor- schlag über den „Mechanismus zur Überwindung rechtlicher und administrativer Hindernisse in einem grenzübergreifenden Kon- text“. Letzterer führt kein Finanzierungsinstrument ein, aber er kann besonders dem territorialen Zusammenhalt dienen. Aus dem Vorschlag der ETZ-Verordnung lässt sich bereits herauslesen, dass sich die Interreg-Programmatik künftig wieder mehr auf ihre ei- gentliche Stärke beziehen soll, nämlich auf die Förderung von Kooperation und Kommunikation in funktionalen Gebieten. Viele De- tails sind allerdings noch offen, alle Akteure sind aufgerufen, sich aktiv in die Diskussionen einzubringen. Rückbesinnung auf Kooperation und Kommunikation die Programme zur Förderung der Zusammenarbeit mit Dritt- Interreg wird ein hoher europäischer Mehrwert zugemessen staaten, die aus den Fonds für die externe Zusammenarbeit fi- und soll weiterhin durch spezifische Programme finanziert wer- nanziert werden, mit in die Interreg-Programme integriert wer- den. Der Verordnungsvorschlag veranschlagt für die Europä- den sollen. Daraus ergeben sich folgende fünf „Bestandteile“ ische Territoriale Zusammenarbeit im Förderzeitraum 2021 bis von Interreg: 2027 insgesamt 8,4 Milliarden Euro. Der Großteil dieser Mittel soll nach Vorstellung der Europäischen Kommission der grenzü- • Bestandteil 1: interne grenzübergreifende Zusammenarbeit bergreifenden Zusammenarbeit an Landgrenzen (52,7 Prozent) innerhalb der EU (Interreg A), externe grenzübergreifende und der transnationalen und maritimen Zusammenarbeit in Zusammenarbeit; funktionalen zusammenhängenden Gebieten und im Umkreis • Bestandteil 2: transnationale Zusammenarbeit (Bestandteil 2 von Meeresbecken (31,4 Prozent) zu Gute kommen. Die kon- A), transnationale maritime Zusammenarbeit (Bestandteil 2 B); kreten Vorschläge zur Abgrenzung der Programme werden erst • Bestandteil 3: Zusammenarbeit der Gebiete in äußerster zu einem späteren Zeitpunkt vorgelegt. Randlage; • Bestandteil 4: führt – vereinfacht gesagt – die bisherigen Die neuen fünf Bestandteile von Interreg Programme INTERACT und ESPON fort; Künftig soll es fünf Ausrichtungen von Interreg geben, die nun- • Als Bestandteil 5 wird ein neues Programm für interregionale mehr als „Bestandteile“ bezeichnet werden. Neu ist dabei, dass Innovationsprojekte vorgeschlagen. © Savvapanf Photo, Fotolia.com Interreg B Journal 03|2017 [6]
© magele-picture, fotolia.com Zwei Interreg-spezifische Ziele sung der Ergebnisse der Zusammenarbeit geben – ein erster Das bedeutet für die transnationalen Programme, dass nach Ansatz, um die themenübergreifenden, prozessorientierten Vorstellung der Kommission inhaltlich stärker zwischen einer Wirkungen und Erfolge von Interreg B besser abbilden zu kön- maritimen und einer „landseitigen“ Ausrichtung unterschieden nen. Denn die Erfolge der Interreg-Projekte können nun daran werden soll. Was das im Einzelnen bedeutet, bleibt offen. Neu gemessen werden, ob gemeinsame regionale Strategien erar- ist auch, dass Interreg-spezifische Ziele vorgeschlagen werden, beitet wurden, wie viele Teilnehmer es in gemeinsamen Fortbil- nämlich „mehr Sicherheit in Europa“ und eine „bessere Inter- dungsprogrammen gab und – sogar – wie viele Partnerschaften reg-Governance“. Mit letzterem sollen insbesondere die institu- nach Projektende fortbestehen. Auch bei den Verwaltungsvor- tionellen Kapazitäten von Behörden und Stakeholdern für die schriften werden Erleichterungen vorgeschlagen. Allerdings Umsetzung von makroregionalen Strategien und Meeresbe- sind einige Regelungen, wie etwa die Zwei-Prozent-Fehlerquo- ckenstrategien unterstützt, sowie die Vertrauensbildung ver- te, die in der Vergangenheit für Schwierigkeiten gesorgt haben, stärkt werden. Dies sollen vor allem „people-to-people-Pro- nach wie vor enthalten. jekte“ gewährleisten, also Vorhaben, die die Begegnungen zwischen Menschen fördern. Mindestens 15 Prozent der Pro- Gelegenheit nutzen, sich einzubringen grammittel sollen für diese Interreg-spezifischen Ziele einge- Nun wird es darum gehen, welche Vorschläge der Kommission setzt werden. Wenigstens 60 Prozent der Mittel sollen der Um- in die finale Verordnung aufgenommen werden. Die Diskussi- setzung der allgemeinen nunmehr fünf EFRE-Ziele dienen. Für onen laufen, das EU-Gesetzgebungsverfahren ist vor kurzem Interreg besonders relevant ist vor allem das fünfte Ziel: „Ein gestartet. Abgeschlossen ist es, wenn sich der Ministerrat und bürgernäheres Europa durch die Förderung einer nachhaltigen das Parlament geeinigt haben und unter Einbeziehung einer und integrierten Entwicklung von städtischen, ländlichen und Stellungnahme des Ausschusses der Regionen die Verord- Küstengebieten und lokaler Initiativen“. Denn damit kann zu- nungen verabschieden. Angestrebt wird, das Gesetzgebungs- künftig die integrierte räumliche Komponente gegenüber den verfahren bis zu den Europawahlen im Juni 2019 abzuschließen stärker sektoral ausgerichteten Förderzielen der aktuellen För- – ein sehr ambitionierter Zeitplan. In jedem Fall verbleiben ge- derperiode wieder stärker in den Vordergrund der Interreg-Pro- nug Zeit und Gelegenheiten für die deutschen Interreg-Akteure, gramme gerückt werden. Dort, wo die Programme „der Unter- um Positionen abzustimmen und diese in das Gesetzgebungs- stützung einer makroregionalen Strategie dienen“, soll der verfahren einzubringen. gesamte EFRE-Beitrag für die Ziele dieser Strategie eingesetzt werden, also eine stärkere Verzahnung zwischen makroregio- Weitere Informationen: nalen Strategien und transnationalen Programmen erfolgen. Die Verordnungsentwürfe, Positionspapiere, Artikel, Blogbeiträ- ge und Interviews zum Thema finden Sie auf www.interreg.de in Novum: Interreg-spezifische Indikatoren unserer neuen Rubrik „Interreg nach 2020“. Auch soll es künftig Interreg-spezifische Indikatoren zur Mes- Interreg B Journal 02|2018 [7]
Interreg Interreg: 389 Vorhaben genehmigt - deutsche Partner in 75 Prozent aller Projekte vertreten Status Quo zu den laufenden Programmen der transnationalen Zusammenarbeit Derzeit sind die Verordnungsvorschläge für die Ausrichtung der Interreg-Programme ab 2021 in aller Munde. Doch so wichtig und aufregend die Diskussion um die Zukunft der transnationalen Zusammenarbeit sein mag – auch in der aktuellen Programmperiode sind wir in einer spannenden Phase: Momentan laufen eine Vielzahl von Projekten, erste Vorhaben kommen zum Abschluss, andere starten gerade oder sind in Vorbereitung. Neue Projektaufrufe sind geöffnet oder werden vorbereitet. Ein aktueller Überblick. Ein Fünftel der Projekte hat einen deutschen Lead Partner tragsstufe erreicht und in Nordwesteuropa wurden in laufenden Das Interesse an transnationaler Zusammenarbeit ist groß. In Calls von 110 Anträgen der ersten Antragsstufe 38 eingeladen, den sechs Programmräumen mit deutscher Beteiligung wurden Vollanträge in der zweiten Stufe einzureichen. Weitere neun im Rahmen der bislang abgeschlossenen Aufrufe 934 Anträge Anträge sind im Rahmen eines einstufigen Projektaufrufs mit eingereicht. Aus dieser Auswahl wurden bislang 389 Projekte dem Themenfokus auf „Erneuerbare Energien“ eingegangen, genehmigt, das heißt, rund 42 Prozent der eingereichten Voll- über die das Monitoring Committee im Oktober 2018 entschei- anträge. Eine erfreuliche Erfolgsquote! Berücksichtigt man in den wird. den Programmräumen, die ein zweistufiges Antragsverfahren haben, auch die Interessensbekundungen bzw. Anträge der er- Neue Projektaufrufe 2018 und 2019 sten Stufe, so wurden insgesamt sogar 2.928 Anträge eingerei- Aktuell läuft in Nordwesteuropa der achte reguläre Projektauf- cht. Eine beeindruckende Zahl, die zeigt, wie groß das Interesse ruf, weitere werden folgen. Im Alpenraum-Programm wird der und der Bedarf, transnationale Projekte auf den Weg zu brin- vierte und voraussichtlich letzte reguläre Projektaufruf im Sep- gen, wirklich sind. Deutsche Partner sind in den Programmen tember 2018 veröffentlicht. Und auch im Donauraum ist der gut vertreten: Sie sind an rund drei von vier Projekten beteiligt dritte Call, der gerade vorbereitet wird, der voraussichtlich letz- und sogar 20 Prozent der genehmigten Projekte haben einen te reguläre Projektaufruf. Im Nordseeraum-Programm läuft deutschen Lead-Partner. derzeit ein Aufruf für Interessenbekundungen; eine weitere Möglichkeit wird es Anfang 2019 geben. Die erfolgreichen Be- Bislang 80 Prozent der EFRE-Mittel gebunden werber können ihre Vollanträge im Anschluss daran Anfang Bereits jetzt sind 80 Prozent der Mittel aus dem Europäischen 2019 bzw. im Sommer 2019 einreichen. Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gebunden, die in den sechs Programmen für transnationale Projekte vergeben wer- Letzte Programmphase widmet sich Ergebnisverbreitung und den können.* In Mitteleuropa und im Ostseeraum stehen die Austausch Entscheidungen für den jeweils dritten einstufigen Aufruf noch In der letzten Programmphase werden dann Projektaufrufe mit aus. Hier wurden jeweils 191 (Mitteleuropa) bzw. 114 (Ostsee- verkürzten Laufzeiten und einer stärkeren thematischen Fokus- raum) Anträge eingereicht. In beiden Räumen werden dann die sierung erfolgen, etwa hinsichtlich eines intensiveren thema- meisten EFRE-Mittel gebunden sein. Im Nordseeraum und in tischen Austauschs zwischen Projekten und einer besseren Ver- Nordwesteuropa, die weiterhin zweistufige Antragsverfahren breitung der Projektergebnisse. haben, stehen Entscheidungen der zweiten Stufe an: Im Nord- seeraum haben fünf von 13 Projektkonsortien die zweite An- *ohne die im 2. Call Donauraum gebundenen EFRE-Mittel i1 Bundesinstitut Im Rahmen der „Europäischen territorialen Zusammenarbeit“ der europäischen Strukturpolitik – besser bekannt unter dem Programmtitel Interreg B – för- für Bau •, Stadt· und dert die Europäische Union die transnationale Zusammenarbeit in staatenübergreifenden Kooperationsräumen mit dem Ziel einer integrierten räumlichen Raumforschung Entwicklung. m 811rulesemt f(lr ßB1JWt!Rfl mxl bumordnung Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung informiert die Fachöffentlichkeit und befördert den Ergebnistransfer, organisiert den bundesweiten Austausch, vertritt den Bund in Lenkungsausschüssen und unterstützt im Auftrag des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat Projekte von be- sonderem Bundesinteresse im Rahmen des „Bundesprogramms Transnationale Zusammenarbeit“. IMPRESSUM Herausgeber: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) | Deichmanns Aue 31-37 | 53179 Bonn Ansprechpartnerin: BBSR | Referat I 3 | Europäische Stadt- und Raumentwicklung | Brigitte Ahlke | interreg@bbr.bund.de | www.bbsr.bund.de | www.interreg.de Redaktion & Gestaltung: Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V. | Littenstraße 10 | 10179 Berlin Druck: Spree Druck Berlin GmbH | Wrangelstraße 100 | 10997 Berlin Bezugsquelle: beatrix.thul@bbr.bund.de | Stichwort: Interreg Journal Bildnachweis: Titelbild: pixabay.com | Seite 2: 2018, HCU | Seite 3: Northern Connections | Seite 4: Marco Barnebeck, pixelio.de | Seite 5: privat Seite 6: Savvapanf Photo, Fotolia.com | Seite 7: © magele-picture, fotolia.com Nachdruck und Vervielfältigung: Alle Rechte vorbehalten | Nachdruck nur mit genauer Quellenangabe gestattet. Bitte senden Sie uns zwei Belegexemplare zu. 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