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BACHELORARBEIT Frau Lisa Jabar Fast Fashion, die Jugend und die Nachhaltigkeit - ein unlös- bares Problem? 2018
Fakultät: Medien BACHELORARBEIT Fast Fashion, die Jugend und die Nachhaltigkeit - ein unlös- bares Problem? Autorin: Frau Lisa Jabar Studiengang: Businessmanagement Seminargruppe: BM15wD2-B Erstprüfer: Prof. Hermann Mayer Zweitprüfer: Dr. Bettina Heinrichs Einreichung: Düsseldorf, 25.07.2018
Faculty of Media BACHELOR THESIS Fast Fashion, youth and sus- tainability, a problem which cannot be solved? author: Ms. Lisa Jabar course of studies: Businessmanagement seminar group: BM15wD1-B first examiner: Prof. Hermann Mayer second examiner: Dr. Bettina Heinrichs submission: Düsseldorf, 25.07.2018
Bibliografische Angaben Nachname, Vorname: Jabar, Lisa Fast Fashion, Jugend und Nachhaltigkeit, ein unlösbares Problem? Fast Fashion, youth and sustainability, a problem which cannot be solved? 47 Seiten, Hochschule Mittweida, University of Applied Sciences, Fakultät Medien, Bachelorarbeit, 2018 Abstract Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht den Bezug junger Frauen zur Nachhaltigkeit, mit Fokus auf den Bekleidungseinkauf. Die Komplexität der Nachhaltigkeit in der Textil- und Bekleidungsindustrie wird ergründet. Als Produkt der Textilwirtschaft wird die Nachhaltigkeit einer Jeans in allen Schritten der Wertschöpfungskette untersucht. Die darauffolgende Megatrendanalyse stellt die Bedeutung der Nachhaltigkeit für die Gesellschaft dar. Durch eine empirische quantitative Befragung werden Antworten junger Frauen im Alter von 14 bis 29 Jahren zu den Themen Nachhaltigkeit und Social- Media erhoben. Die Analyse der Befragung zeigt die Meinung dieser Frauen zu nachhaltiger Kleidung und erläutert den Wissensstand der Befragten zur Nachhaltigkeit. Als Kommunikationsmaßnahme zur Verbreitung der nachhaltigen Jeans werden Influencer hinsichtlich ihrer Meinung und Kenntnis zur Nachhaltigkeit untersucht. Ziel dieser Arbeit ist es, herauszufinden, unter welchen Bedingungen junge Frauen zwischen 14 und 19 beziehungsweise zwischen 20 und 29 nachhaltige Mode günstigen Schnäppchen vorziehen würden.
Inhaltsverzeichnis V Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................ V Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................ VIII Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... IX Tabellenverzeichnis ..................................................................................................... X 1 Einleitung ............................................................................................................... 1 1.1 Problemstellung ........................................................................................... 1 1.2 Ziel der Arbeit ............................................................................................... 1 1.3 Vorgehensweise .......................................................................................... 2 2 Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit ..................................................................... 3 2.1 Dimensionen der Nachhaltigkeit .................................................................. 4 2.1.1 Ökologische Dimension ............................................................... 5 2.1.2 Ökonomische Dimension ............................................................ 5 2.1.3 Soziale Dimension ....................................................................... 5 2.1.4 Kulturelle Dimension ................................................................... 5 2.2 Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit in den Subelementen ............................ 6 2.2.1 Strukturwandel in der Textilwirtschaft .......................................... 6 2.2.2 Nachhaltigkeit in den Stufen der Wertschöpfungskette ............... 7 2.3 Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft am Beispiel „Produktion einer Jeans“ 7 2.3.1 Herstellung einer ökologisch nachhaltigen Jeans ....................... 8 2.3.2 Mögliche Ökozertifizierungen ...................................................... 9 2.3.3 Probleme bei der Herstellung nachhaltiger Jeans ..................... 10 2.3.4 Jeanslabels und Nachhaltigkeitsübersicht ................................ 11 2.4 Fazit zur Nachhaltigkeit bei der Jeans-Herstellung .................................... 12 3 Der Nachhaltigkeitstrend .................................................................................... 13 3.1 Trend der nachhaltigen Jeans ................................................................... 13 3.2 Megatrend Nachhaltigkeit .......................................................................... 14 3.2.1 Zeitverlauf .................................................................................. 14 3.2.2 Gegenwart des Megatrends ...................................................... 16 3.2.3 Abhängigkeiten .......................................................................... 17 3.3 Schlussfolgerung zum Megatrend Nachhaltigkeit ...................................... 19 3.3.1 Verifizierung des Megatrends Nachhaltigkeit ............................ 19 3.3.2 Rolle der nachhaltigen Jeans .................................................... 20 4 Empirische Forschung zur Untersuchung von Teenagern und Twens ......... 22
Inhaltsverzeichnis VI 4.1 Zielgruppenbefragung ................................................................................ 22 4.2 Information zur Forschung ......................................................................... 23 4.2.1 Bildung der Befragten ................................................................ 24 4.2.2 Alter und Geschlecht der Befragten .......................................... 25 4.3 Anschaffung von Bekleidungsartikeln ........................................................ 25 4.3.1 Entstehung der Kaufentscheidung ............................................ 25 4.3.2 Prioritäten beim Kauf von Bekleidungsartikeln .......................... 27 4.3.3 Wissen und Kaufbereitschaft zu ökozertifizierter Kleidung ....... 28 4.3.4 Fazit zur Bekleidungsanschaffung ............................................ 29 4.4 Social-Media und Online Blogs .................................................................. 30 4.4.1 Zeitvertreib in den sozialen Medien ........................................... 31 4.4.2 Beliebte Influencer ..................................................................... 32 4.4.3 Tatsächlicher Einfluss................................................................ 33 4.4.4 Fazit zum Verhältnis zu Social-Media ....................................... 33 4.5 Nachhaltigkeit ............................................................................................ 34 4.5.1 Wissen zur Nachhaltigkeit ......................................................... 34 4.5.2 Quelle des Wissens ................................................................... 35 4.5.3 Fazit zum Wissen über Nachhaltigkeit ...................................... 35 4.6 Junge Frauen im Alter von 14 bis 29 Jahren als Zielgruppe für nachhaltige Bekleidungsartikel ................................................................................................. 36 4.6.1 Änderung der Rahmenbedingungen ......................................... 36 4.6.2 Aussichten ................................................................................. 36 5 Influencer-Marketing zum Vorantreiben des Trends nachhaltiger Bekleidungsprodukte ................................................................................................. 38 5.1 Influencer der Social-Media-Kanäle ........................................................... 38 5.1.1 Definition .................................................................................... 38 5.1.2 Influencer zur Erreichung der Zielgruppe .................................. 39 5.1.3 Influencer der Nachhaltigkeitsbranche ...................................... 39 5.1.4 Wissen und Ansicht der Influencer zur Nachhaltigkeit .............. 40 5.2 Influencer und Unternehmen ..................................................................... 41 5.3 Fazit zum Influencer-Marketing und nachhaltigen Jeans ........................... 41 6 Handlungsempfehlungen ................................................................................... 43 6.1 Kommunikation .......................................................................................... 43 6.1.1 Unternehmen ............................................................................. 43 6.1.2 Influencer ................................................................................... 43 6.2 Aufklärung .................................................................................................. 44
Inhaltsverzeichnis VII 6.2.1 Schulen...................................................................................... 44 6.2.2 Eltern ......................................................................................... 44 6.2.3 Politik ......................................................................................... 45 7 Fazit ...................................................................................................................... 46 7.1 Beantwortung der Fragen .......................................................................... 46 7.2 Ausblick ...................................................................................................... 47 Literaturverzeichnis .................................................................................................... XI Anlagen ...................................................................................................................... XVI Eigenständigkeitserklärung ................................................................................... XXV
Abkürzungsverzeichnis VIII Abkürzungsverzeichnis kbA. kontrollierter biologischer Anbau kbT. kontrollierte biologische Tierhaltung ILO Internationale Arbeitsorganisation BI Bekleidungsindustrie Abb. Abbildung ebd. ebenda f. folgende ff. fortfolgende Hrsg. Herausgeber vgl. vergleiche a.a.O. am angegebenen Ort S. Seite
Abbildungsverzeichnis IX Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Altes und neues Säulenmodell der Nachhaltigkeit ..................................... 3 Abbildung 2 Starke und schwache Nachhaltigkeit ......................................................... 4 Abbildung 3 Wertschöpfungskette Textilwirtschaft ......................................................... 6 Abbildung 4 Zeitverlauf der Nachhaltigkeit ................................................................... 14 Abbildung 5 Auswertung Frage II 1 .............................................................................. 25 Abbildung 6 Auswertung der Frage II 3 ........................................................................ 26 Abbildung 7 Auswertung Frage II 2 .............................................................................. 27 Abbildung 8 Auswertung Frage II 4 .............................................................................. 27 Abbildung 9 Auswertung Frage II 6 .............................................................................. 28 Abbildung 10 Auswertung Frage II 7 ............................................................................ 29 Abbildung 11 Auswertung Frage III 1 ........................................................................... 31 Abbildung 12 Auswertung Frage III 2 ........................................................................... 32 Abbildung 13 Auswertung der Frage III 5 ..................................................................... 33 Abbildung 14 Auswertung Frage IV 1 ........................................................................... 34 Abbildung 15 Auswertung Frage IV 2 ........................................................................... 35
Tabellenverzeichnis X Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Nachhaltigkeit in den Wertschöpfungsstufen ................................................. 7 Tabelle 2 Nachhaltig starke Jeansproduktion ................................................................ 8 Tabelle 3 Ökosiegel im Vergleich .................................................................................. 9 Tabelle 4 Jeanslabel nach Preissegment ..................................................................... 11 Tabelle 5 Prüfung des Megatrends .............................................................................. 20 Tabelle 6 Auswertung Frage I 3 ................................................................................... 24 Tabelle 7 Probleme bei der Werbung mit Influencern .................................................. 42 Tabelle 8 Beantwortung der Fragen in der Einleitung .................................................. 46
Einleitung 1 1 Einleitung Nachhaltigkeit spielt für den Erhalt der Erde eine enorme Rolle. Es gilt hauptsächlich eine schadenfreie Zukunft und den Stopp des Klimawandels zu gewährleisten. In der Textil- und Bekleidungsindustrie gibt es Ansätze zur nachhaltigen Produktion seit Mitte der 1990er Jahre. Doch welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Mode für die Generationen Y und Z? Diese Frage wird in dieser Arbeit am Beispiel der Jeans untersucht. 1.1 Problemstellung Obwohl Nachhaltigkeit schon lange im Gespräch ist, ist die Bedeutung des Wortes und die dazugehörigen Inhalte nicht eindeutig. Besonders in der Textil- und Bekleidungsin- dustrie ist das Ausmaß der Nachhaltigkeit komplex. Die Meinungen darüber, ob Nach- haltigkeit tatsächlich eine große Bedeutung für die Gesellschaft hat, gehen weit auseinander. Der Verkauf nicht nachhaltiger Bekleidung an Jugendliche ist sehr hoch.1 Aus welchem Grund junge Frauen diese Mode vorziehen und wie es zu ihrem Stand- punkt zum Thema Nachhaltigkeit in der Mode kommt, ist noch unklar. 1.2 Ziel der Arbeit Ziel dieser Arbeit ist es, folgende Forschungsfrage zu beantworten: Welche Rahmen- bedingungen müssen geschaffen werden, damit weibliche Jugendliche im Alter von 14 bis 29 Jahren bereit sind, Jeans aus nachhaltiger Produktion zu kaufen? Durch die vorgenommene Untersuchung können folgende Unterfragen beantwortet werden: 1. Gibt es Nachhaltigkeit in der Jeansherstellung? 2. Gibt es den Megatrend der Nachhaltigkeit und inwiefern trifft er auf die Beklei- dungsindustrie zu? 3. Nachhaltigkeit und Influencer = Perfect Match? 4. Wie steht die Generation Y/Z zum Thema Nachhaltigkeit 1 vgl. Statista (2018) b): H&M Kunden in Deutschland (...).
Einleitung 2 1.3 Vorgehensweise Im ersten Teil der Arbeit wird Nachhaltigkeit genauer definiert und im Bereich der Textil- und Bekleidungsindustrie untersucht. Hierzu wird die Wertschöpfungkette auf Nachhaltigkeit bei der Herstellung einer Jeans analysiert. Fortführend wird ermittelt, welche Relevanz Nachhaltigkeit in der Gesellschaft hat. Der Trend der Nachhaltigkeit und der Trend der nachhaltigen Jeans werden in einen Kontext eingeordnet. Im dritten Teil der Arbeit wird das Verhalten junger Frauen zwischen 14 und 29 beim Bekleidungskauf mittels einer Befragung erforscht. Es wird analysiert, was den Jugendlichen beim Kauf besonders wichtig ist und was sie zum Thema Nachhaltigkeit wissen. Um ein umfassendes Bild der Genrationen Y und Z zu bekommen, wurde die Zielgruppe um 20 bis 29-jährige Frauen erweitert. Die Analyse soll zeigen, unter welchen Bedingungen die Frauen sich für eine nachhaltige Jeans entscheiden würden. Es wird untersucht, ob und wie nachhaltige Jeans in den sozialen Medien an Bedeutung gewinnen können. Dazu werden verschiedene Influencer herangezogen und deren Kenntnisse zum Thema Nachhaltigkeit abgefragt. Anhand der Befragungsergebnisse können Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden, wie die Akzeptanz zum Kauf einer nachhaltig produzierten Jeans bei der angegebenen Zielgruppe verbessert werden kann.
Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit 3 2 Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit Die Textilwirtschaft umfasst die zwei heterogenen Industriezweige: Bekleidungsindustrie und Textilindustrie, die eng miteinander verwandt sind.2 Diese zwei Industriezweige wer- den auf ihre Ansätze der Nachhaltigkeit hin untersucht. Am Beispiel der Herstellung einer Jeans wird anschließend ausgeführt, wie Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft gestaltet sein kann. Der Begriff der Nachhaltigkeit ist facettenreich und unterschiedlich beschrie- ben. Daher gibt es bis jetzt keine einheitliche Begriffsdefinition, jedoch wird meist von einem 3- bzw. 4-Säulenmodell der Nachhaltigkeit ausgegangen. Ursprünglich wurde das 3-Säulenmodell zur Darstellung der Nachhaltigkeit entworfen, doch es wird mittlerweile von neuen Modellen ersetzt.3 4 Abbildung 1 Altes und neues Säulenmodell der Nachhaltigkeit Diese neuen Modelle legen beispielsweise Ökologie als Fundament für die anderen As- pekte der Nachhaltigkeit fest. Zur Analyse der Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft und der Bekleidungsbranche wird der Begriff „Nachhaltigkeit“ genauer untersucht und erläu- tert. 2 vgl. Heinrichs (2017), S.2. 3 vgl. Abbildung 1 4 BUND (2013): Heft 1.
Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit 4 Nachhaltigkeit ist keineswegs ein positiv oder negativ belasteter Begriff. Bedarf es einer Bewertung des Begriffes, kann die Nachhaltigkeit eines Unternehmens als schwache oder starke Nachhaltigkeit gesehen werden.5 6 Abbildung 2 Starke und schwache Nachhaltigkeit In der starken Nachhaltigkeit hat die Ökologie eine zentrale Bedeutung, während bei schwacher Nachhaltigkeit ökonomische Belange im Vordergrund stehen. 2.1 Dimensionen der Nachhaltigkeit Der Begriff Nachhaltigkeit wird überwiegend eingeteilt in ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Hierbei wird die Funktion des ökologischen Aspektes meist vor- rangig beschrieben.7 Neben den überwiegend bekannten Ebenen der Nachhaltigkeit spielt insbesondere in der Textilwirtschaft auch die kulturelle Ebene eine Rolle.8 5 vgl. Pufé (2014), S. 117. 6 vgl. ebd. 7 vgl. a.a.O., S. 104. 8 vgl. Heinrichs (2017), S.22.
Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit 5 2.1.1 Ökologische Dimension Die ökologische Dimension umfasst Aspekte wie Ressourcenbewusstsein, Überwa- chung des ökologischen Fußabdruckes und Emissionsreduktion. Generell sind alle Be- lange des umweltbewussten Handelns hier einzuordnen.9 Das Ziel der Beachtung dieser Dimension ist, das Ökosystem langfristig zu erhalten. Wird diese Dimension nicht be- achtet, werden Ressourcen unwiederbringlich vernichtet.10 2.1.2 Ökonomische Dimension Die ökonomische Dimension umfasst die Langfristigkeit der Rentabilität und der finanzi- ellen Basis. Spekulationen, um schnelle Gewinne einfahren zu können, sind das Gegen- teil ökonomischer Nachhaltigkeit. Auch die Beziehung zu Share- und Stakeholdern11 und der Umgang mit Ressourcen im wirtschaftlichen Sinne muss langfristig ausgerichtet wer- den. 12 2.1.3 Soziale Dimension Die soziale Dimension umfasst Belange zwischenmenschlicher Beziehungen, Gender- gerechtigkeit, fairer Bezahlung und Arbeitsbedingungen, sowie Einhaltung der Men- schenrechte und sozialer Verantwortung. 13 Das Ziel dieser Dimension ist es, soziale Systeme zu erhalten und zu fördern. 14 2.1.4 Kulturelle Dimension In vielen Modellen ist diese Dimension nicht zu finden. Für viele wirtschaftliche Bereiche ist die Erhaltung der Kultur für langfristige Überlegungen relevant und daher als Teil der 9 vgl. Pufé (2014), S.127. 10 vgl. Nowak / Leymann (2018) a): Ökologische Nachhaltigkeit. 11 vgl. Pufé (2014), S.127. 12 vgl. Nowak/ Leymann (2018) b): Ökonomische Nachhaltigkeit. 13 vgl. Pufé (2014), S.127. 14 vgl. Nowak / Leymann (2018) c): Soziale Nahhaltigkeit.
Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit 6 Nachhaltigkeit zu sehen. 15 Im Zuge der Globalisierung arbeiten Unternehmen aus ver- schiedenen Ländern bei der Herstellung eines Produktes zusammen. Die Erhaltung der interkulturellen Vielfalt ist einer der wichtigsten Aspekte. 2.2 Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit in den Subele- menten Die Wertschöpfungskette der Textilwirtschaft (Textilpipeline) stellt sich folgendermaßen dar: 16 Abbildung 3 Wertschöpfungskette Textilwirtschaft Zur Herstellung eines nachhaltig hergestellten Bekleidungsproduktes sind alle Stufen der Wertschöpfungskette von der Rohstoffherstellung bis zum Endkonsumenten konse- quent auf die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit auszurichten. 2.2.1 Strukturwandel in der Textilwirtschaft Seit den 1970er Jahren macht Textilwirtschaft insgesamt einen erheblichen Strukturwan- del durch. Globalisierung, steigende Löhne, Verkürzung der Leadtime, Änderung des Nachfrageverhaltens etc. führten zu permanenten Verlagerung der Produktionsstan- dorte. Nahezu jeder deutsche Bekleidungshersteller verfügt heute über mindestens eine Produktionsstätte im Ausland. 17 15 vgl. Wenck (2013), S.29 ff. 16 eigene Darstellung in Anlehnung an Grüger (2007), S8. 17 Knoll (2000), S.635 ff.
Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit 7 2.2.2 Nachhaltigkeit in den Stufen der Wertschöpfungskette Für die einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette der Textilwirtschaft spielen zahlreiche Nachhaltigkeitsaspekte eine Rolle. Welche davon für die Produktion nachhaltiger Klei- dung relevant sind, wird in der nachfolgenden Tabelle verdeutlicht. Dimension Rohstoffherstellung Textilherstellung Bekleidungsherstellung Ökologisch Pestizideinsatz Rohstoffentsorgung Schnittrestentsorgung, Abbaubarkeit der Roh- Abbaubarkeit der Stoffe Abbaubarkeit der Kleidung stoffe Wasserverbrauch CO2 Ausstoß der Belieferung CO2-Ausstoß der verwendeten Maschinen Ökonomisch Langfristige finanzielle Planung Langfristige Partnerschaft mit Stake- und Shareholdern Sozial Faire Bezahlung Schutz vor gesundheitsschädlichen Chemikalien Schutzvorrichtungen der Maschinen Arbeitsbedingungen nach menschenrechtlichem Standard für alle Arbeitnehmer unab- hängig des Standortes Kulturell Erhaltung der vorherrschenden Kulturen Einhaltung örtlicher Feiertage Akzeptanz der Religionen Erhaltung der kulturellen Kleidungsform Vermeidung von Rassismus Tabelle 1 Nachhaltigkeit in den Wertschöpfungsstufen 2.3 Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft am Beispiel „Produktion einer Jeans“ Unter der Voraussetzung der Durchführbarkeit der nachhaltigen Bewertungskriterien wird dargestellt, wie diese auf die Produktion einer Jeans angewendet werden können. Hierzu werden auch die bestehenden gültigen Ökozertifizierungen herangezogen und aufgezeigt, welche Bekleidungshersteller nachhaltig produzierte Jeans anbieten.
Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit 8 2.3.1 Herstellung einer ökologisch nachhaltigen Jeans Eine Jeans kann als „nachhaltig stark“ bezeichnet werden, wenn besonders die ökologi- schen Kriterien umgesetzt werden. 18 Der Produktionsweg einer Jeans wird mit Hilfe der aufgestellten Kriterien zur Nachhaltigkeit untersucht: Herstellungsstufe Kriterien zur starken Nachhaltigkeit Herstellung der Baumwolle und Ernte • keine Pestizide • verringerter Wasserverbrauch • keine CO2 ausstoßenden Maschinen zur Ernte • geringere Produktion von Resten Die Wolle wird zu Garn gesponnen • keine CO2 ausstoßenden Maschinen zur Ernte • Resteverwertung • Belieferung des Rohstoffes mit geringem CO2- Ausstoß • Strom für die Maschinen aus erneuerbaren Energien Erstellung des Jeansstoffes aus dem • Resteverwertung Garn • Strom für die Maschinen aus erneuerbaren Energien • kein hoher CO2-Ausstoß durch Garnbelieferung Herstellung der chemischen Farbe zur • kein Austritt von Chemikalien in die Natur Färbung des Jeans-Stoffes • gut zersetzbare Chemikalien • keine Tierversuche Einfärbung des Jeansstoffes • kein Austritt von Chemikalien in die Natur • ordnungsgemäße Resteentsorgung Veredlung des Jeansstoffes • keine zusätzlichen Chemikalien • Bewahrung der Abbaubarkeit der Stoffe Nähen der Jeans aus dem fertigen • Resteverwertung Jeans-Stoff • elektrische Versorgung der Maschinen aus erneuer- baren Energien Weitere Bearbeitung der fertigen Jeans • Vermeidung von Chemikalien (Bsp.: Stone-Washing) • Erhaltung der Abbaubarkeit Bearbeitung mit dem Firmenlabel und • Ökologisch hochwertige Verpackung 19 Vorbereitung für den Verkauf f • Logistikplanung mit wenig CO2-Ausstoß Tabelle 2 Nachhaltig starke Jeansproduktion Die Tabelle zeigt, dass zur Produktion einer nachhaltig starken Jeans sehr viele Krite- rien beachtet werden müssen. Vor allem zeigt dies, dass der Hersteller den Überblick über alle Produktionsstufen behalten muss. 18 vgl. 2.1. 19 vgl. Ökoprojekt MobilSpiel e.V. (o.A): Marken, Mode und Moneten.
Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit 9 2.3.2 Mögliche Ökozertifizierungen Ökozertifizierungen sollen Klarheit über die Herstellung beziehungsweise die ökologi- sche oder soziale Qualität eines Kleidungsstückes bringen.20 Im Gegensatz zu den ei- genen Zertifizierungen der Bekleidungshersteller sind unabhängige Ökozertifizierungen, auch Ökosiegel genannt, transparenter und allgemeingültig.21. Ökozertifizierungen ma- chen unterschiedliche Aussagen zur Nachhaltigkeit eines Produktes. An drei ausgewähl- ten Siegeln wird dargestellt welche Bereiche der Nachhaltigkeit abgedeckt werden. Fair Wear 22 Naturtex- 25 Kriterium / Siegel GOTS 23 Founda- Fairtrade til 24 tion International X - X X Kontrolle der Rohstoffherstellung X X X X Chemikalienregulierung X X - X Umweltschutzmaßnahmen in der BI X X - - Kontrolle der sozialen Standards - - - X während des gesamten Prozesses CO2 Emissionskontrolle im gesam- - - - - ten Prozess Ökonomische Kontrolle - - - X Kulturschutz X - X X Nachhaltigkeit in unternehmeri- schen Handlungen außerhalb des X X - - Produktionsprozesses 26 Zusammenarbeit mit der ILO X X X X Regulierung der Kinderarbeit X X X X Maßnahmen zur Weiterbildung - - X X 27 Tabelle 3 Ökosiegel im Vergleich Ökozertifizierungen können, wie oben gezeigt, unterschiedliche Bereiche der Nachhal- tigkeit abdecken. Fair Wear und Fairtrade setzen den Schwerpunkt auf soziale Kriterien, 20 allgemein bekannte Ökozertifizierungen sind beispielsweise GOTS, Fairwear, Fairtrade, Naturtextil. 21 vgl. Kirchhoff (2008): Jeans-Kauf ohne schlechtes Gewissen. 22 vgl. Global Organic Textile Standard (2016): Kriterien. 23 vgl. Naturtextil (2018): NATURTEXTIL IVN zertifiziert BEST. 24 vgl. Fair Wear Foundation (2018): Standards. 25 vgl. Fairtrade (2018): Arbeitsschwerpunkte. 26 International Laber Organization, Richtlinien für soziale Standards und Arbeitsverhältnisse. International anerkannte Organisation mit strikten Kriterien für den Umgang mit Mitarbeitern. (http://www.ilo.org/global/about-the-ilo/lang--en/index.htm ) 27 vgl. Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V. (2014): Die einzelnen Label im Vergleich.
Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit 10 während GOTS und Naturtextil die Ökologischen vorziehen. Alle sozialen Standards leh- nen sich an die der ILO an, was jedoch nicht bedeutet, dass sie alle Kriterien der Orga- nisation befolgen. Jedoch zeigt dies, dass die sozialen Ziele aller Siegel sich ähneln. Kein Siegel deckt alle Bereiche der Nachhaltigkeit ab. 2.3.3 Probleme bei der Herstellung nachhaltiger Jeans Bei der Produktion einer nachhaltigen Jeans müssen viele Kriterien bedacht wer- den.28Die Jeansproduktion ist durch soziale und ökologische Missstände schon lange in der Kritik. Nur wenige Bekleidungshersteller aus dem gehobenen, mittleren und niedri- gen Preissegment produzieren Jeans entsprechend den Ökozertifizierungen. 29 28 vgl. 2.2.1-2.2.4. 29 vgl. Knolle (2006), S. 15.
Textilwirtschaft und Nachhaltigkeit 11 2.3.4 Jeanslabels und Nachhaltigkeitsübersicht Bewertung in Label Materialien Herstellung Ökozertifizierung Tests Biobaumwolle, konventionelle Im Vergleich zu Baumwolle, Nes- Bangladesch, günstigeren Vari- G-Star (gehobe- selpflanzen, recy- China, Indien, anten weniger Türkei, Vietnam, nes Preisseg- celte Materialen abfärbend und Keine Vereinigte Emi- 32 ment) (Nylon, Polyester, rate reißfester Wolle, Baumwolle), optischer Sie- 33 Hanf, Tencel, Mo- ger 30 31 nocel, Leinen Biobaumwolle, Fairtrade, Fair Armedangels 35 EcoVero, alle Ma- Indien, Türkei Es gibt noch Wear, GOTS, (mittleres Preis- terialen nach keine Tests PETA vegan ap- segment) 34 GOTS Richtlinien proved Konventionelle und Nicht strapazier- China, Türkei, anteilig Biobaum- Bangladesch, fähig und neigt zu H&M (niedriges wolle, Viskose, Indien, Indone- Abfärbungen sien, Südkorea, Keine Preissegment) weitere chemisch im optischen Ver- Kambodscha, zusammengesetzte Sri-Lanka, Bul- gleich mittelmä- 37 36 Stoffe garien (...) 38 ßig Tabelle 4 Jeanslabel nach Preissegment Alle Jeans-Hersteller produzieren in Entwicklungsländern. Die Zahl der Lieferanten ist bei G-Star und bei H&M deutlich höher als bei Armedangels. Der Überblick über die Produktionsbedingungen fällt bei Armedangels folglich deutlich leichter. Alle Hersteller geben an, unfaire Arbeitsbedingungen zu meiden, jedoch kann nur Armedangels dies 30 vgl. G-Star (2018) b): Responsibility. 31 G-Star gibt nur die nachhaltigen Materialien an. Es wird erwähnt, dass das Ziel des Unternehmens sei bis 2020 zu 90% nachhaltige Materialien zu nutzen. Welche Materialien noch nicht nachhaltig sind, wird nicht angegeben. 32 vgl. G-Star (2018) a): About Us. 33 vgl. Focus Money Online (2014): Welche Markenjeans ist ihr Geld wert? 34 vgl. Armedangels (2018) a): Materialien. 35 vgl. Armedangels (2018) b): Unsere Produktionsstätten. 36 Beobachtung aus Jeanslabel-Untersuchung. Die eingenähten Labels in der Jeans wurden Angaben zum Material und Herstellungsland untersucht. 37 vgl. Statista (2013): Standorte der Zulieferer von H&M weltweit 2013. 38 vgl. Focus Money Online (2014): Welche Markenjeans ist ihr Geld wert?
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