Frau & Kirche - Kirchenbote SG

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DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST. GALLEN

                                                                           Frau
                                                                        & Kirche
                                                                          Eine Erfolgsgeschichte? –
                                                                               Der Blick zurück von
                                                                             Pfarrerin Rut Ochsner
                                                                                             Seite 4-5

Hanna                                  Braucht es
Sahlfeld-Singer                        Frauenquoten?
Pionierin im Nationalrat,              Die Präsidentin der
unerwünscht in der St. Galler Kirche   Evanglischen Frauen Schweiz nimmt Stellung
Seite 8                                Seite 11                                         www.kirchenbote-sg.ch
Frau & Kirche - Kirchenbote SG
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Für junge Frauen ist Gleichberechtigung oft selbstverständlich. Sie
kennen den Kampf und Krampf ihrer älteren Geschlechtsgenos-
sinnen noch vom Hörensagen. Es war und ist ein zähes Ringen.

Vor 50 Jahren erhalten die Frauen das Stimm- und Wahlrecht auf
eidgenössischer Ebene, bis dato war dies nur Männern vorbehal-
ten. Zehn Jahre später, 1981, wird die Gleichberechtigung in der
Bundesverfassung festgeschrieben. 1988 geht ein Ruck durch die
Familien: Frauen und Männer werden beim Eherecht gleichge-
stellt. Bis dahin war der Mann laut Gesetz das Familienober-
haupt und die Frau für den Haushalt zuständig. 1990 führt Appen-
zell Innerrhoden als letzter Kanton das Stimm- und Wahlrecht für
Frauen auf kantonaler Ebene ein. 1991 kommt es zum landes-
weiten Frauenstreik. Erst 1992 wird die Vergewaltigung in der
Ehe strafbar. Vor 25 Jahren, 1996, tritt das Gleichstellungsgesetz
in Kraft. 2005: Der Mutterschaftsurlaub wird eingeführt. Von nun
an haben Mütter nach der Geburt 14 Wochen bezahlte Ferien.
Das Gezerre um die Kinder nach einer Scheidung erfährt 2014
eine Besserung: Das gemeinsame Sorgerecht wird der Regelfall.
Bis dahin ging das Sorgerecht meist an die Mutter.

Und wie behandelte die reformierte Kirche ihre Frauen? Im
Kanton St. Gallen erhielten die Frauen 1968 das Stimm- und
Wahlrecht auf kirchlicher Ebene. Auf den ersten Blick erfreulich,
doch es bedurfte zweier Abstimmungen. Und wie so oft, klaffen
Theorie und Praxis weit auseinander: Die verbriefte «Gleichbe-
rechtigung» musste und muss zuerst Einkehr finden in den
Köpfen der Männer. Gleiches gilt für die feministische Theologie,
wie sie die junge Pfarrerin Tina Bernhard-Bergmaier vertritt,
oder die Leitung des Kirchenrats beider Appenzell durch eine
Frau in der Person von Martina Tapernoux-Tanner. Den Weg zur
Gleichberechtigung geebnet haben Frauen wie die Pfarrerinnen
Rut Ochsner-Lätsch und Hanna Sahlfeld-Singer durch ihr Wirken.
«Es gibt aber nach wie vor hängige Probleme, wie die Lohnun-
gleichheit oder der schlechtere Zahltag in sogenannten Frauenbe-
rufen», sagt Letztere. Sie bleibt dran. Wir hoffentlich auch!

                             Katharina Meier

                                www.kirchenbote-sg.ch
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14-15     Was Menschen im
                                                                                 Kanton St. Gallen
                                                                                 heute von Gleichbe-
                                                                                 rechtigigung halten.

                            4-5                                                                         FEMINISTISCHE THEOLOGIE

                                                                                                                                       6
                                                     AUCH MÄNNER WERDEN
HIGH-HEELS AUF DER KANZEL

                                                     BENACHTEILIGT

Wie Pfarrerin Rut Ochsner Schwung ins
Gemeindeleben brachte – in High-Heels                                                                   Was sie bezweckt und weshalb sie in
und in Wanderschuhen.                                                                                   weiblichen Gottesbildern redet.

Vorneweg
Steuern, Täufer, Rat der Religionen
Einmal mehr diskutierte die Synode der          Dem Entscheid vorausgegangen war eine en-        lehnten die Kindertaufe ab und wünschten
Evangelischen Kirche Schweiz (EKS) über         gagierte Debatte. Ein Unternehmen könne          sich eine radikalere Reformation. Vielerorts
die Querelen rund um den Abgang des ehe-        nicht Mitglied einer Landeskirche sein, argu-    wurden sie verfolgt.
maligen Präsidenten Gottfried Locher. Ihm       mentierte ein Vertreter der Jungfreisinnigen.
waren von einer ehemaligen Mitarbeiterin        Deshalb solle es auch keine Steuern bezah-                             ***
Grenzverletzungen vorgeworfen worden.           len müssen. Die christliche Kultur gehöre zu
Eine Untersuchungskommission hatte              Glarus, konterte die Gegenseite. «Das haben      Friedlich geht es hingegen heute im Schwei-
danach 17 Empfehlungen ausgearbeitet. Die       die Kirchenglocken bezeugt, deren Schläge        zerischen Rat der Religionen (SCR) zu und
Synode entschied sich für eine Deadline von     die Versammlung eingeläutet haben.» Zudem        her. Er wächst auf acht Mitglieder. Neu dabei
Mitte 2022, um eine Umsetzung der Empfeh-       seien es die Kirchen, die soziale Projekte fi-   ist Jean-Luc Ziehli, der die Schweizerische
lungen zu prüfen. Zudem verabschiedete sie      nanzierten und zum Beispiel die Wiederein-       Evanglische Allianz und den Dachverband
die Rechnung 2020.                              gliederung Arbeitsloser in den Arbeistmarkt      der Freikirchen vertritt. Der Entscheid sei
                                                unterstützten. Das komme allen zugute.           einstimmig gefällt worden, heisst es in einer
                            ***                                                                  Mitteilung des SCR vom 10. September.
                                                                     ***                         Durch die Erweiterung werde der interreligi-
Um Kirchen und Geld debattierte auch die                                                         öse Dialog gefördert und der religiöse Frie-
Glarner Landsgemeinde am 5. September.          Während der Reformation fühlte sich zeit-        den in der Schweiz gestärkt. Der SCR wurde
Überrraschend deutlich entschied sie, dass      weise mehr als die Hälfte der St. Galler Be-     2006 gegründet. Ihm gehören weitere leiten-
Unternehmen weiterhin Kirchensteuern be-        völkerung der Täuferbewegung zugehörig.          de Persönlichkeiten von christlichen, musli-
zahlen müssen. Die Jungfreisinnigen hatten      Am 6. September haben sie in der Ausstel-        mischen und jüdischen Religionsgemein-
beantragt, juristische Personen, also Firmen,   lung zur Reformation in der Kirche St. Lau-      schaften an. Reformierte Vertreterin ist Rita
von der Kirchensteuerpflicht zu befreien.       renzen eine eigene Tafel erhalten. Die Täufer    Famos, Präsidentin der EKS. (ref.ch/sd)

                                                                                                                    WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 3
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«In der St. Galler Kirche war es zum Da
Text | Foto: Stefan Degen

Pfarrerin Rut Ochsner erlebte die Ent-           tin für eine Revoluzzerin und die Arbeit für    machen. Theaterspielen habe auch eine seel-
wicklung der St. Galler Kirche in den            eine Frechheit. Er stauchte sie zusammen        sorgerliche Komponente: «Manchen habe ich
vergangenen sechs Jahrzehnten hautnah            und informierte ihren Vater. Prompt strich      eine Rolle auf den Leib zugeschrieben.»
mit. Als Frau stiess sie auf Widerstand von      dieser ihr das Geld.
Professoren und Kirchenfunktionären – und
auf viel Unterstützung im Kirchenvolk. Als       Ochsner war eine engagierte Studentin,           «Heute erlebe ich die Kirche
Feministin sah sie sich nie. Sie wollte bloss    wollte an der Uni und in der Kirche Neues
Neues einführen und den Menschen auf             ausprobieren. Und sie war Studentenver-
                                                                                                     als frauenbejahend»
Augenhöhe begegnen.                              treterin in der Zeit der Studentenunruhen.
                                                 War sie tatsächlich eine Revoluzzerin? «Die     Als Ochsner als Pfarrerin in Straubenzell
«In der St. Galler Kirche war es zum Davon-      68er-Gruppierungen waren mir zu fanatisch»,     begann, stiessen ihre Ideen nicht immer auf
laufen», erinnert sich Rut Ochsner. Als sie      verneint sie. Auch mit den damaligen            Gegenliebe. Pfarrkollegen hatten Angst um
1978 vom appenzellischen Schönengrund            Feministinnen habe sie Mühe gehabt. «Ihre       ihr eigenes Gärtchen, manche Behördenmit-
ins st.-gallische Steinach wechselte, wurde      Sprache und ihr Umgangston waren mir            glieder waren mit Innovationen überfordert.
sie von der Pfarrschaft nicht mit offenen        zu extrem. Das ewige Rumhacken auf den          Immer aber hatte Ochsner die Unterstützung
Armen empfangen. Im Pfarrkapitel fragte sie      Männern brachte nichts. Ich wollte lieber       der Kirchbürgerinnen und Kirchbürger. Und
der Präsident, was sie denn hier wolle. «Sie     zusammen mit ihnen Neues bewegen.»              sie lernte, dem Ego der männlichen Kollegen
ist Pfarrerin», sagte jemand. Er entgegnete                                                      zu schmeicheln, wenn diese Angst hatten,
trocken: «Gut, dann können Sie die Büechli       THEATERPROJEKTE IN DER KIRCHE                   dass sie ihnen vor der Sonne stand. Etwa bei
verteilen und Kaffee holen.» Doch eine ande-     Teamarbeit, den Menschen auf Augenhöhe          der ersten Frauensynode von 1995. Ochsner
re Pfarrerin stand ihr bei: «Komm, wir gehen     zu begegnen, ist Ochsner bis heute wichtig.     hatte den Grossanlass in den Olma-Hallen
aufs Damenklo», rief sie ihr gut hörbar zu,      «Ich habe auch später als Pfarrerin mit         mitorganisiert und kam deswegen in die
«dort haben wir wenigstens die Führung.»         und von der Gemeinde gelernt, nicht die         Medien. «Manche Pfarrer konnten das nicht
                                                 Gemeinde belehrt», erläutert sie. «Das haben    verkraften», erinnert sie sich.
VATER WAR EIN PATRIARCH                          viele Kollegen nicht verstanden.» Sie habe
Rut Ochsner kennt die Geschichte der             versucht, die Sprache der Menschen zu           WC-PUTZEN FÜR DAS STUDIUM
Frauen in St. Galler Pfarrämtern gut – aus       sprechen, sie einzubinden. Auch die kirchen-    Als ihr Vater ihr im Studium das Geld strich,
eigener Erfahrung. Ihr Vater war Pfarrer in      fernen. Etwa durch Theaterprojekte, die sie     verdiente Ochsner den Lebensunterhalt mit
Rorschach, wo sie als Einzelkind aufwuchs.       in St. Gallen Straubenzell ins Leben rief, wo   Putzen. Sie reinigte am Bellevue die öffent-
Er war ein mutiger Mann, den sein Eintreten      sie von 1988 bis zu ihrer Pensionierung 2009    liche Toilette und bei Theologieprofessoren
für Gerechtigkeit zweimal die Stelle gekostet    tätig war. So konnte sie die Bibel erlebbar     die Wohnung. Professor Leuenberger – der
hatte, etwa, weil er sich deutlich gegen die
Nazis äusserte. Ihr Vater war aber auch ein
Patriarch, der sich entschieden gegen Frauen
im Pfarramt aussprach.
                                                   «Pfarrerin in
«Mit den damaligen Feminis-                        Wanderschuhen»
 tinnen hatte ich Mühe. Ihre                       Rut Ochsner-Lätsch wird 1946 als Einzel-      Goldach 1978 und damit in den Kanton
Sprache war mir zu extrem.»                        und Pfarrkind geboren. Sie studiert in        St. Gallen ist eine Zäsur. Die Akzeptanz
                                                   Zürich und wird 1972 ordiniert. Ihre erste    als Pfarrerin ist nicht mehr so gross wie
                                                   Pfarrstelle tritt sie in Schönengrund AR      an ihrer ersten Stelle. Ihre Ideen – wie
Gegen den Willen des Vaters entschied sich         an. Sie fühlt sich wohl – sowohl in ihrem     Theaterspiel, Meditation für Frauen
Rut Ochsner für das Theologiestudium in            Amt als auch im Team, denn schon              oder Mini-Gottedienste – fallen aber bei
Zürich. Widerwillig unterstützte er sie mit        damals macht sie sich stark für eine gute     Vereinzelten auf fruchtbaren Boden, sodass
einem bescheidenen Betrag. Bis es zum Eklat        Zusammenarbeit unter Kollegen. Bei der        sie bleibt, nach St. Gallen Straubenzell
kam. In einer Proseminararbeit bei Professor       Bevölkerung wird sie bekannt als die          geholt wird und nicht nach Zürich zurück-
Eduard Schweizer wies sie nach, dass der           «Pfarrerin in den Wanderschuhen», die es      geht. Heute erlebt Rut Ochsner die «Spät-
«Apostel Junias» in Röm 16,7 in Wirklichkeit       nicht scheut, in die Ställe zu gehen, wenn    zünderin» St. Galler Kirche als «sehr frauen-
eine Frau war: Apostelin Junia. Diese Einsicht     es eines Gespräch bedarf. Ihre Fähigkeiten    bejahend». Seit 2009 ist die Pfarrerin
hat sich in der Forschung mittlerweile durch-      werden genutzt und geschätzt. Die Wahl        pensioniert und in ihrer Kirchgemeinde
gesetzt. Damals aber war die 68er-Bewegung         des Pfarrehepaars Ochsner nach Steinach-      wohnhaft geblieben. (meka)
im Anflug. Schweizer hielt die junge Studen-
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vonlaufen»

  Vater des späteren Bundesrates Moritz – ver-
  mittelte ihr eine Stelle als Aushilfslehrerin.
  Das Leben als Werkstudentin war hart, die
  Solidarität unter den Theologiestudierenden
  aber gross. «Hanni Sahlfeld-Singer und ich
  liehen uns gegenseitig unsere Kleider aus,
  Strümpfe, und manchmal auch Geld.»

  Nach dem Studium, als das Vikariat anstand,
  kam es zum nächsten Eklat. Zusammen
  mit anderen angehenden Pfarrerinnen und
  Pfarrer wünschte sich Ochsner ein Vikariat
  im Team. Doch darauf war die Kirche nicht
  vorbereitet. Als sie ihren Wunsch äusserten,
  mussten die Studierenden beim Zürcher Kir-
  chenrat antraben. «Wenn Sie für Teamarbeit
  sind», fragte der Kirchenratsschreiber, und
  wurde rot bis über die Ohren, «sind Sie dann
  auch für Gruppensex?» Ochsner war fas-
  sungslos: «Offenbar konnten sie sich keinen
  anderen Grund für Teamarbeit vorstellen.»

  MIT HIGH-HEELS AUF DIE KANZEL
  Ochsner hatte trotzdem Glück mit dem
  Vikariat. Sie kam nach Meilen ZH zu Pfarrer
  Max Eglin. Er hatte einen offenen Geist und
  stärkte ihr den Rücken. Für Vikarinnen galten
  damals strenge Kleidervorschriften: schwarz,
  kein Ausschnitt. «Aber sie haben vergessen,
  die Schuhe zu reglementieren», schmunzelt
  Ochsner. Das nutzte sie aus: Sie zog hohe
  High-Heels an und marschierte damit – «tok,
  tok, tok» – bis auf die Kanzel. Pfarrer Eglin
  hatte Freude an der Provokation. «Er sass
  zuvorderst in der Kirchenbank und grinste.»

  Wie erlebt Ochsner die St. Galler Kirche heu-
  te? Wo steht sie punkto Gleichberechtigung?
  «Heute erlebe ich die Kirche als sehr frauen-
  bejahend», antwortet Ochsner, «zumindest
  in den Gemeinden, die ich kenne.» Sie habe
  den Eindruck, seit der Jahrtausendwende
  schaue man nicht mehr auf das Geschlecht,
  sondern darauf, was jemand könne. Frau-
  enquoten befürworte sie nicht. «Die waren
  früher schon nötig, wie auch die ‹giftigen›
  Feministinnen – sonst wäre nichts gegangen.
  Ich wollte einfach keine sein.» Verbittert
  blickt Ochsner nicht zurück auf ihre Tätig-
  keit in der St. Galler Kirche: «Ich habe mit viel
  Freude gearbeitet – immer zusammen mit
  engagierten Menschen, deren Fähigkeiten
  und Beziehungen ich für neue Wege in der
  Gemeindearbeit nutzen durfte.»

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Gott ist wie eine Hebamme
Text: Tina Bernhard-Bergmaier, Pfarrerin, Gossau-Andwil | Fotos: MarsBars, iStock / zVg

Die Kirchengeschichte ist geprägt von               biblischen Texten namenlos als Tochter,             lischer Gottesbilder. In Liedern und in Gebe-
einer männerzentrierten Denkweise. Die              Frau oder Mutter am Rande erwähnt wer-              ten im Gemeindealltag kommen fast aus-
feministische Theologie legt diese Einflüs-          den, schärft das Bewusstsein für die män-           schliesslich männlich geprägte Gottesbilder
se offen. Über Prophetinnen, Apostelinnen           nerzentrierte Denkweise, von der die jü-            zur Sprache. Dabei gibt es in der Bibel auch
und weibliche Gottesbilder.                         disch-christliche Tradition geprägt ist. Diese      weibliche Gottesbilder: Das Bild einer Vogel-
                                                    Denkweise zieht sich durch die Kirchenge-           mutter zum Beispiel, die ihre Flügel schüt-
Feministin und Theologin – geht das zusam-          schichte hindurch. Ein Paradebeispiel ist die       zend über ihre Jungen hält (Ps 57,2), oder
men? Immer wieder stosse ich auf verwun-                                                                das Bild einer Hebamme, die den Start in ein
derte Gesichter, wenn mein Engagement im                                                                neues Leben unterstützt (Ps 22,10). Weitere
Vorstand der IG Feministische Theologinnen
                                                     Dank der feministisch-theo-                        Bilder wie Geistkraft, Weisheit, Ewigkeit oder
zur Sprache kommt. Lange dachte ich: Ich            logischen Forschung wissen                          Liebe können neue Glaubensräume öffnen.
glaube nicht genug und hinterfrage zu viel,
um mich als Christin zu bekennen. Aber              wir, dass Frauen die Jesusbe-                       Im Alltag achte ich auf eine gendergerechte
dann las ich feministische Texte, in denen            wegung aktiv mittrugen.                           Sprache. Ich versuche, zum Beispiel bei
Theologinnen meine Fragen stellten, meine                                                               einem Taufgespräch, offene Fragen zu stellen
Zweifel benannten und theologische Grund-                                                               und nicht einfach von traditionellen Rollen-
annahmen mit ihren Erfahrungen im Leben             Apostelin Junia (Röm 16,7). Bis vor wenigen         bildern auszugehen. Wenn andere davon
verbanden. Sie ermutigten mich, zu meinen           Jahrzehnten wurde sie als Mann namens Ju-           ausgehen, mache ich sie oft mit Humor da-
Glaubensüberzeugungen zu stehen.                    nias dargestellt. Die Übersetzer konnten sich       rauf aufmerksam. Bewusst predige ich zu Bi-
                                                    eine Frau in diesem Amt nicht vorstellen.           beltexten und biblischen Figuren, die wenig
Feministische Theologie geht davon aus,                                                                 bekannt sind.
dass unsere Lebenserfahrung Einfluss da-            WEIBLICHE GOTTESBILDER
rauf hat, wie wir denken, fühlen und glauben:       Dank der feministisch-theologischen For-            Als feministische Theologin will ich so dazu
Woher wir kommen, welchem Geschlecht                schung wissen wir heute, dass Frauen die Je-        beitragen, Schritte in Richtung Gleichbe-
wir uns zugehörig fühlen, in welchem gesell-        susbewegung aktiv mittrugen und auch Lei-           rechtigung zu gehen, um damit ein selbstbe-
schaftlichen Umfeld wir uns bewegen.                tungsaufgaben übernahmen. Feministische             stimmtes Leben in Fülle zu fördern und das
                                                    Theologinnen erforschen die Vielfalt bib-           zu leben, wofür die Jesusbewegung einstand.
PROPHETIN HULDA, APOSTELIN JUNIA
Feministische Theologinnen haben biblische
Frauen wiederenteckt, die über Jahrhunder-
te kaum Beachtung fanden. So etwa die Pro-
phetin Hulda (2Kön 22,8), die in der Ge-
schichte im Buch Könige eine Schlüsselrolle
spielt. Das stärkt das Selbstbewusstsein vie-
ler Frauen. Die Art und Weise, wie Frauen in

   Tina
   Bernhard-Bergmaier
                         Tina Bernhard-
                         Bergmaier (31)
                         ist in Berneck
                         aufgewachsen
                         und hat unter
                         anderem in
                         Basel Theologie
                         studiert. Im
   Studium lernte sie die feministische
   Theologie kennen. Sie engagiert sich
   im Vorstand der IG Feministische
   Theologinnen und ist seit zwei Jahren
   Pfarrerin in Gossau-Andwil.
                                                    Kein alter Mann mit Rauschebart, sondern eine Hebamme: Das Gottesbild in Psalm 22,10.
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FRAU & KIRCHE

                                                                                                       nen nicht alles wie am Schnürchen läuft, und
                                                                                                       Trauernde. Trauernde sind ehrlich; sie ver-
                                                                                                       stecken nichts», sagt Martina Tapernoux.

                                                                                                       STÄNDIG AUF PIKETT
                                                                                                       Schwierig sei manchmal die ständige Er-
                                                                                                       reichbarkeit. «Wenn man Teilzeit arbeitet,
                                                                                                       kann man Trauernden nicht sagen, sie müss-
                                                                                                       ten die Bestattung auf diese Tage verlegen.
                                                                                                       Oft finden Sitzungen abends statt, weil die
                                                                                                       Menschen tagsüber arbeiten. Das macht die
                                                                                                       Vereinbarkeit von Familie und Beruf an-
                                                                                                       spruchsvoll.»
                                                                                                       Als Kirchenratspräsidentin wird sie sich in
                                                                                                       der ersten Zeit intensiv mit der neuen Ver-
                                                                                                       fassung beschäftigen. Ihr Vorgänger, Koni
                                                                                                       Bruderer, wird das Geschäft noch in der
                                                                                                       Herbstsynode vertreten. Martina Tapernoux-
                                                                                                       Tanner wird die Verfassung wahrscheinlich
                                                                                                       2022 zur Volksabstimmung bringen. Sie habe
                                                                                                       grossen Respekt vor dem Amt, da sie bisher
                                                                                                       noch nie Mitglied einer Exekutive gewesen
Martina Tapernoux-Tanner anlässlich ihrer Wahl zur Kirchenratspräsidentin.                             sei, sagt sie. «Gleichzeitig freue ich mich auf
                                                                                                       die neue Herausforderung.»

«Ich liebe die Vielfalt!»
Text: Margrith Widmer, Journalistin BR, Teufen | Foto: Karin Steffen, Redaktion «Magnet»
                                                                                                          Gleich?
Sie ist auch im Kanton St. Gallen bekannt.           Martina Tapernoux-Tanner liess sich zur Pri-         Wie erleben Sie die
Nun übernimmt Martina Tapernoux-Tanner               marlehrerin ausbilden. Als sie in ihrer ersten       Gleichberechtigung in der Kirche?
2022 das Kirchenratspräsidium der Evan-              Realklasse einen kleinkriminellen Jugendli-          Martina Tapernoux: Als normal. In der
gelisch-reformierten Landeskirche AR/AI.             chen erlebte, war ihr Entschluss gefasst:            reformierten Kirche sind Männer und
An der Sommersynode der Landeskirche                 «Das mache ich nicht bis zur Pensionierung;          Frauen ebenbürtig. Zum Glück. Ich bin
beider Appenzell vereinigte sie 39 von 47            das kostete zu viel Kraft und Energie.» Sie          immer sehr gefördert und unterstützt
Stimmen auf sich und überflügelte damit               studierte Theologie und wurde Pfarrerin; da-         worden. Einzig: Manchmal bekomme
ihren Gegenkandidaten Thomas Gugger.                 zu musste sie noch Griechisch, Hebräisch             ich Tipps von Männern, die wie ein
                                                     und Latein büffeln. «Aber es klappte», sagt          Papa mit mir als kleinem Mädchen
Die neu gewählte Kirchratspräsidentin lebt           sie. Während des Studiums lernte sie viele           reden. Das ärgert mich.
in Trogen und arbeitet in Teilpensen als Pfar-       spannende Frauen kennen. In dieser Zeit
rerin in Heiden, im Gehörlosenpfarramt und           kippte das Geschlechterverhältnis der Stu-           Haben Sie als Frau jemals Nachteile
am Religionspädagogischen Institut St. Gal-          dierenden zugunsten der Frauen in der                erlebt?
len. Sie wird für die Landeskirche AR/AI             Theologie.                                           Nein; ich habe von meinen Eltern viel
auch in der Synode der Evangelisch-refor-                                                                 Selbstbewusstsein mit auf den Weg
                                                     ROLLENTAUSCH                                         bekommen. Hätten wir einen Bruder
                                                     Das Vikariat absolvierte sie in Buechen-             gehabt, hätte unser Vater vielleicht
       «Dann kam es zum                              Staad. Nach der Ordination wurde sie Mut-            ihm gezeigt, wie man Velos flickt. So
                                                     ter. Ein halbes Jahr später nahm sie die erste       haben wir Töchter das gelernt.
     Rollentausch: Ihr Mann                          Stelle als Spitalpfarrerin an. Ihr Mann war
     wollte mehr von seinen                          Oberarzt am Kantonsspital St. Gallen. Zwei           Bestehen Mängel?
                                                     weitere Buben wurden den beiden ge-                  Gut wäre ein ausgeglichenes Verhältnis
        Kindern haben.»                              schenkt. Dann kam es zum Rollentausch: Ihr           zwischen Frauen und Männern.
                                                     Mann wollte mehr von seinen Kindern haben
                                                     und blieb zu Hause. Heute arbeiten beide in          Gibt es Verbesserungspotenzial?
mierten Kirche Schweiz (EKS) Einsitz neh-            Teilpensen. Bevor sie ihre Stelle als Pfarrerin      Nun gibt es schon Diskussionen um
men. Sie ist in der 170-jährigen Geschichte          in Heiden antrat, war sie Pfarrerin in Reute-        Angebote für Männer. (mw)
der Appenzeller Landeskirche die zweite              Oberegg. An ihrem Beruf liebt sie die Viel-
Frau im Kirchenratspräsidium.                        falt: «Kinder, ältere Menschen, Leute, bei de-

                                                                                                                          WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7
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Der steinige Weg in den Nationalrat
Text: Käthi Koenig, Laufen BL, Pfarrerin und ehemalige Redaktorin bei «Leben & Glauben» und «reformiert.» | Foto: Keystone

Hanna Sahlfeld-Singer war eine der ersten           zur Kenntnis zu nehmen. «Schlimm war aller-          UNERWÜNSCHT IM KANTON ST. GALLEN
Frauen im Nationalrat. 1971 wurde sie ver-          dings, dass mein Mann von jetzt an kritisiert        So hatte sich die Familie entschlossen, Alt-
eidigt. Dann begannen die Schwierigkeiten –         und attackiert wurde. Aber ich hatte ihn und         stätten zu verlassen, damit die Gemeinde zur
auch in der Kirchgemeinde Altstätten – so-          seine Ermunterung dennoch immer im Rü-               Ruhe kommen könne. Sahlfelds streckten die
dass sie und ihr Mann die Schweiz schliess-         cken. Und meine Eltern waren hilfreiche              Fühler nach verwaisten Pfarrstellen im Kan-
lich verlassen mussten.                             Grosseltern», erzählt sie. «1972 kam ja unser        ton St. Gallen aus. Vergebliche Liebesmüh.
                                                    zweites Kind zur Welt.»                              Überall wurde abgewinkt, bevor sich ihr
Hanna Sahlfeld-Singer stolperte oft über Ge-        Auch in der Fraktion spürte sie Vorbehalte,          Mann nur vorstellen konnte. Rolf Sahlfeld hat-
setze und Verordnungen, die den Frauen vor-         etwa von Juristen oder Ökonomen, die dach-           te in St. Gallen keine Chance mehr. Er bewarb
schreiben, wie sie zu leben haben, und ihnen        ten: «Was versteht diese junge Theologin             sich in der Rheinischen Kirche um eine Stelle
weniger Rechte zugestehen als dem starken           schon vom politischen Geschäft?» Sie erhielt         als Schulpfarrer und bekam sie.
Geschlecht. Das Zölibatsgebot für Pfarrerin-        aber auch Unterstützung. Für Fragen aus dem          Hanna Sahlfeld wollte noch einige Zeit weiter-
nen in Deutschland war aus-                                                                                                  machen, mithilfe der Eltern
schlaggebend, dass das jun-                                                                                                  und der Schwestern. Als
ge Theologenehepaar im                                                                                                       dann das Gerücht herum-
Kanton St. Gallen eine Pfarr-                                                                                                ging, Sahlfelds stünden kurz
stelle suchte – und in die                                                                                                   vor der Scheidung, da woll-
Gemeinde Altstätten ge-                                                                                                      te sie glaubwürdig bleiben.
wählt wurde: er als Haupt-                                                                                                   Jahrelang hatte sie in Arti-
pfarrer, sie mit Teilzeitver-                                                                                                keln und in Vorträgen er-
trag. «Arbeit gab es mehr                                                                                                    klärt, dass auch die Väter
als genug, aber dass da                                                                                                      für die Kinder da sein und
‹Doppelverdiener› am Werk                                                                                                    dass die Männer den Frauen
waren, gefiel manchen nicht»,                                                                                                Freiraum schaffen sollten,
erzählt Hanna Sahlfeld.                                                                                                      damit diese ihre Fähigkeiten
                                                                                                                             entfalten könnten. «Ich bin
1.-AUGUST-REDNERIN                                                                                                           meinem Mann bis heute
Weil ihr Mann als Ausländer                                                                                                  dankbar, dass er das gelebt
nicht als 1.-August-Redner                                                                                                   hat», sagt sie. Sie nahm eine
infrage kam, durfte Hanna                                                                                                    halbe Stelle in der Rheini-
Sahlfeld 1970 die Ansprache                                                                                                  schen Kirche als Schulpfar-
halten. Das Thema war für                                                                                                    rerin an.
sie klar: Frauenstimmrecht,
Zivildienst, Respekt für an-                                                                                                   HÄNGIGE PROBLEME
dere Meinungen. Manchen                                                                                                        Seitdem Hanna Sahlfeld
Zuhörern war das zu kri-          Hanna Sahlfeld, SP-Nationalrätin aus dem Kanton St. Gallen, wurde am 13. Dezember 1971       pensioniert ist, beschäftigt
tisch. Aber als 1971 das          als elfte Frau im Nationalrat vor der vereinigten Bundesversammlung vereidigt. Sie rückte    sie sich vermehrt mit der
Frauenstimmrecht ange-            für den in den Ständerat gewählten Mathias Eggenberger, stehend, in den Rat nach.            Schweizer Politik und ver-
nommen wurde, erinnerten                                                                                                       folgt ab und zu auf der Tri-
sich die Sozialdemokraten                                                                                                      büne die Diskussionen des
an die Rednerin. Hanna Sahlfeld liess sich            wirtschaftlichen Bereich wandte sich Hanna           Parlaments. Es habe sich einiges in Bezug
schliesslich von der SP portieren. Mit ihrer          Sahlfeld-Singer an Otto Stich, den späteren          auf Gleichberechtigung getan, stellt sie fest.
Wahl rechnete sie nicht. Gewählt wurde sie            Bundesrat. Die Theologin setzte sich in ihrer        Noch gebe es hängige Probleme, etwa die
dennoch. Dann stellte sich heraus, dass sie           politischen Arbeit für die Rechtsgleichheit in-      Lohngleichheit oder bessere Bezahlung in
als «Person geistlichen Standes» gemäss Bun-          nerhalb des Rechtsstaates, für die Vertiefung        den sogenannten Frauenberufen. Dann fügt
desverfassung gar nicht ins Parlament wähl-           der demokratischen Rechte und die Humani-            sie an: «Für die jungen Mütter im Nationalrat
bar war. Schliesslich durfte sie in den Natio-        sierung im Sozialbereich ein.                        steht jetzt ein Stillzimmer zur Verfügung. Ich
nalrat einziehen, weil sie sich in der Kirchge-                                                            wünsche regen Gebrauch!» Die eigentlichen
meinde auf Aufgaben beschränkte, die auch             1975 wurde Hanna Sahlfeld erneut in den Na-          Genderdebatten berühren sie weniger. Der
jede mit einem Pfarrer verheiratete Frau ma-          tionalrat gewählt, sie verzichtete aber auf das      Kampf für die Frauen, die in vielen Ländern
chen durfte. Mitte 1971 wurde sie vereidigt.          Amt. Zu stark war der Druck geworden. «Mein          unterdrückt werden oder die nicht wissen,
                                                      Mann wurde ständig belauert, ob er etwas             wie sie ihre Kinder ernähren können, beschäf-
ANGRIFFE NAHMEN NICHT AB                              sagen würde, was man ihm als politisch an-           tigt sie mehr. Das hänge wiederum mit unse-
Doch die Angriffe nahmen nicht ab. Hanna              lasten könnte», erzählt Hanna Sahlfeld-Singer.       rem Kaufverhalten und Lebensstil zusammen,
Sahlfeld-Singer versuchte, Nerviges gar nicht         «Sachliche Diskussionen wurden unmöglich.»           meint sie nach wie vor kämpferisch.
Frau & Kirche - Kirchenbote SG
GEMEINDEN                                          IN KÜRZE

                                                                                                                     Neubeginn in Rheineck
                                                                                                                     Seit 1. Juli hat die Kirchgemeinde Rhein-
                                                                                                                     eck eine vollständige Vorsteherschaft.
                                                                                                                     Nach den Sommerferien nahm diese die
                                                                                                                     Tätigkeit mit den Projekten Zusammen-
                                                                                                                     schluss mit St. Margrethen, William-Wol-
                                                                                                                     fensberger-Archiv, Sanierung/Umbau
                                                                                                                     Kirche und Verkauf Pfarrhaus auf. Der
                                                                                                                     Kirchenrat der Evang.-ref. Kirche des Kan-
                                                                                                                     tons St. Gallen hatte per 2. April 2020 die
                                                                                                                     dannzumalige Kirchenvorsteherschaft auf-
                                                                                                                     gelöst und Barbara Ill-Schenkel als Kurato-
                                                                                                                     rin eingesetzt. Ihre Arbeit ist nun beendet.
Foto: meka

                                                                                                                     Jetzt ist Schluss
                                                                                                                     Die gute Seele vom Pfarrhaus Sevelen,
                                                                                                                     Margrit Engler, geht in Pension. Nach 30
             Geballte Ladung Fröhlichkeit – trotz Regen                                                              Jahren Fenster- und WC-Putzen, Böden-
                                                                                                                     saugen und -aufnehmen und vielem mehr
             Geplant war für die Kirchgemeinde Unteres Toggenburg ein Krippenspiel. Als dieses wegen der Pandemie    ist nun Schluss. Margrit Engler lässt es
             abgesagt wurde, mussten Pfarrerin Katharina Leser, die Zuständige des Ressorts «Familie und Kinder»     nun ein bisschen ruhiger angehen, wie es
             Sonja Britt und Nathalie Abderhalden, Daniela Ungricht sowie Michaela Fässler, Leiterinnen der «Sonn-   in den Gemeindemitteilungen heisst. Das
             tagschule-Chinderfiir» und der «Werchtigsunntigschuel», umdisponieren. Sie zauberten Ende August ein     Pfarramt und die Behörde danken für die
             Sommerspiel auf die Bühne im Freien. Wegen der Kälte und des Dauerregens mutierte es aber beinahe       treuen Dienste. (kgs)
             zum Winterspiel. Die Fröhlichkeit und Herzlichkeit der Kinder liess dies aber vergessen. (meka)

                                                                                                                     Wie eine Schweizer Uhr
             Baracke ade, Pfadi ahoi!                                                                                Zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk
                                                                                                                     waren Silvia Wortmann, Hans und Vreni
                                                                                                                     Lufi 30 Jahre lang im Einsatz für die
             Die Parzelle, auf der die Jugendbaracke              heim auf der gegenüberliegenden Parzelle           Kirchgemeinde Sargans, Mels, Vilters-
             Haggen der Kirchgemeinde Straubenzell -              der Stadt. Sie erachte es als wichtig, auch in     Wangs, wie es in der Gemeindemitteilung
             St. Gallen West steht, ist nach einem Land-          Zukunft im Quartier Haggen Veranstaltungen         heisst. Es wurde geputzt, entsorgt, ge-
             abtausch von der Stadt an die Ortsbürger-            und Angebote am Ort durchführen zu kön-            mäht, Schnee geräumt und vieles mehr.
             gemeinde übergegangen. Der Mietvertrag               nen. Gerade in der Arbeit mit Kindern sei die      1991 konnte Silvia Wortmann für die Rei-
             für die Baracke läuft 2026 aus. Nun wird             geografische Nähe wichtig, schreibt die Kir-       nigung der öffentlichen Räume der Kirch-
             eine gemeinsame Lösung mit der Pfadi                 chenvorsteherschaft in einer Mitteilung. Ziel      gemeinde gewonnen werden. Hans Lufi
             St. Martin angestrebt.                               sei es deshalb, das neue Pfadiheim gemein-         hatte seinen ersten Arbeitstag am 1. Juli
                                                                  sam von der Pfadi, der evangelischen und           1990, seine Frau Vreni gesellte sich dazu.
             Denn ihre Baracke ist baufällig und soll er-         der katholischen Kirchgemeinde zu nutzen,          Die drei Emsigen treten nun den verdien-
             setzt werden. Geplant wird ein neues Pfadi-          um die Räume auszulasten.                          ten Ruhestand an. (kgs, meka)

                                                                  Für die Kirchgemeinde Straubenzell - St. Gal-
                                                                  len West sind zwei eigene Räume als Büro
                                                                  und Materialraum vorgesehen. Im Saal könn-
                                                                  ten Veranstaltungen und Angebote der Kin-
                                                                  der- und Jugendarbeit durchgeführt werden.
                                                                  Der Baubeitrag der Kirchgemeinde wird vor-
                                                                  aussichtlich im April 2022 an der Kirchge-
                                                                  meindeversammlung zur Abstimmung vorge-
                                                                  legt. In einer vorgängigen Veranstaltung soll
                                                                  über das Projekt orientiert werden.

             Der geplante Neubau der Pfadi St. Martin soll auch   Informationen und Pläne zum Neubau auf:            Sie standen über 30 Jahre motiviert im Einsatz:
             kirchlich genutzt werden.                            www.pfadistmartin.ch/pfadiheim                     Hans und Vreni Lufi und Silvia Wortmann.

                                                                                                                                     WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9
Frau & Kirche - Kirchenbote SG
IN KÜRZE                                      KANTON

20 000 Franken für Hilfe
in Afghanistan

Die St. Galler Regierung unterstützt die
Hilfsorganisation Afghanistanhilfe mit
20 000 Franken aus dem Lotteriefonds zu-
gunsten der Nothilfe für Not leidende
Menschen in Afghanistan. Dort haben die
Taliban die Macht übernommen und Prä-
sident Ghani hat das Land verlassen. Die
Hilfsorganisation arbeitet Hand in Hand
mit lokalen Partnern. Sie verteilt Lebens-
mittelpakete und Produkte des täglichen
Bedarfs. (sk)

Neu im Vorstand der
Frauenhilfe: Karin Rohner                     Vom Buch bis zum Bierdeckel: Neu auf www.ref-sg.ch
                                              Der Shop des Netzwerks Junge Erwachsene ist nun auch auf www.ref-sg.ch zu finden. Unter dem Menü
                       Karin Rohner,          Service->Zum Bestellen ist er für alle aufgeschaltet: Für die Angestellten der Kirchgemeinden und alle
                       St. Gallen, heisst     Privatpersonen. Die Produkte wie die Bücher «Gotti Götti», «Mami Papi», Trauscheine, Couverts,
                       das neue Vorstands-    Segnungsurkunden, Hochzeitbroschüren und Bierdeckel werden per Mausklick vorgestellt. Wer im
                       mitglied der Evan-     Kanton St Gallen oder im Appenzellerland wohnt, profitiert vom subventionierten Preis. Ausserkantonale
                       gelischen Frauenhil-   bezahlen den Selbstkostenpreis (20 Prozent mehr). (pd)
                       fe St. Gallen-Appen-
                       zell. An der Jahres-
                       versammlung wur-
de zudem der gesamte Vorstand mit
Käthy Buner, Helga Deussen Meyer, Mar-
celle Gmür (Präsidium), Susi Tapernoux
                                              «Gottgewollte Ordnung»
und Nadine Zwingli Meier wiedergewählt.
Die Frauenhilfe wurde 1903 gegründet          1968 sagten die St. Galler Reformierten              St. Galler Synode dafür aus. Vor der Abstim-
und ist als Verein organisiert. Immer ging    Ja zum Frauenstimmrecht. An vorderster               mung druckt der «Kirchenbote»-Redaktor
es darum, Frauen zu unterstützen und ih-      Front stand der Wattwiler Pfarrer Carl               Gsell ein Streitgespräch zwischen einem Be-
nen Mut zu machen, ihr Leben selber zu        Gsell, der von 1952 bis 1962 Redaktor des            fürworter (ihm) und einem Gegner ab. Doch
gestalten. Die Frauenhilfe führt eine Bera-   St. Galler «Kirchenboten» war.                       die Männer lehnen die Vorlage 1955 mit 58
tungsstelle für Frauen in Notlagen. Gelei-                                                         Prozent ab. 10 der 55 Gemeinden nahmen das
tet wird sie von Anita Marti. (nmz/meka)      In allen reformierten Kantonalkirchen konnten        Stimmrecht an. Es waren vor allem städtische
                                              die Frauen bereits vor Annahme des Frauen-           Gebiete um St. Gallen sowie die Diaspora-
efh-sgapp.ch                                  stimmrechts auf Bundesebene 1971 kirchlich           gemeinden Sargans, Uznach und Rapperswil.
                                              abstimmen. Im Kanton St. Gallen aber erst ab
                                              1968. Er steht damit an zweitletzter Stelle der      DIE FRAU WERDE «VERMÄNNLICHT»
                                              Kantone mit einer namhaften reformierten Be-         Die Abstimmungsdiskussion von damals liest
Das Wibordaprojekt geht                       völkerung, wie Daniel Klingenberg ineinem Be-        sich laut Bericht als Ausflug in die patriarcha-
                                              richt des «Toggenburger Tagblatts» vom 20. Fe-       le Welt. Die Gegner befürchteten eine «Ver-
weiter                                        bruar schreibt. Die Männer des Kantons Grau-         männlichung» der Frau, die «gottgewollte Ord-
                                              bünden befürworteten das kirchliche Stimm-           nung» sei: «Der Mann ist des Weibes Haupt.»
Das Projekt Wiborada 2021 wird um ein         recht für Frauen 1918, in Zürich gab es 1963         Ein praktisches Gegenargument war, dass die
Jahr verlängert, wie es in einer Mitteilung   ein Ja und in St. Gallen musste nach dem Nein        Kirchen zu klein seien, wenn Männer und
heisst. Der Mai 2022 werde zum Wibora-        1955 ein neuer Anlauf genommen werden.               Frauen an Versammlungen teilnehmen könn-
damonat, in welchem sich fünf Interes-                                                             ten. 1968 kommt das Anliegen nochmals vors
sierte als Inklusinnen oder Inklusen für je   SYNODE DAFÜR, MÄNNER DAGEGEN                         Volk. Auf sechs Seiten lanciert der «Kirchen-
eine Woche einschliessen lassen können.       Ins Rollen kam das Anliegen des Frauen-              bote» die Abstimmung. Carl Gsell, längst nicht
(Bewerbung bis November auf der Home-         stimmrechts in der Kirche durch eine Ände-           mehr Redaktor, greift nochmals ein: «Es geht
page) In dieser Zeit wird das «Fürbittge-     rung der St. Galler Kantonsverfassung im Jahr        um die rechte Partnerschaft von Mann und
bet in der Stadt» gepflegt.                   1952. Sie gab den Katholiken und Reformier-          Frau.» Am 5. Mai 1968 stimmen die reformier-
                                              ten die Möglichkeit, den Frauen das Stimm-           ten Männer dem Frauenstimmrecht mit einem
www.heilige-wiborada.ch                       recht zu verleihen. 1954 spricht sich die            Ja-Anteil von 72 Prozent zu.
SCHWEIZ

Braucht die Kirche eine Frauenquote?
Interview: Tilmann Zuber, kirchenbote-online | Foto: zVg

Das Patriarchat schränke auch Männer ein,            die heute eine Kirche prägen, tragen zum              Natürlich. Es ist ein grosses Problem, dass
findet Gabriela Allemann. Die Präsidentin             Reichtum des Lebens in den Gemeinden bei.             viele Frauen in schlecht bezahlten Berufen
der Evangelischen Frauen Schweiz über mo-                                                                  arbeiten, die wenig Prestige haben. Die Co-
derne Feministinnen, Frauenquoten und die            Und thematisch?                                       ronazeit zeigt, wie systemrelevant diese Ar-
angebliche «Feminisierung» der Kirche.               Nein, die Kirche ist durch die Frauen nicht           beit ist und wie sie unser Leben am Laufen
                                                     emotionaler und «softer» geworden. Ich leh-           hält.
                                                     ne solche Geschlechterstereotype ab. Eigen-
In Sachen Frauenstimmrecht war die refor-            schaften sind nicht ans Geschlecht gebunden.          Was unterscheidet die heutige Generation
mierte Kirche Pionierin. Einige Kantonal-                                                                  der Frauen und Feministinnen von derjeni-
kirchen – nicht darunter die St. Galler Kir-         Braucht es in der Kirche eine Frauenquote?            gen von 1971?
che – kannten das Frauenstimmrecht Jahr-             In der reformierten Kirche braucht es diese           Wir stellen fest, dass sich im Bewusstsein
zehnte vor dem Staat.                                Quote nicht mehr, aber ein starkes Bewusst-           und im Alltag noch etliches nicht verändert
Gabriela Allemann: Für eine Institution, die         sein, wo welches Geschlecht vertreten ist.            hat, selbst wenn Mann und Frau formal
über Jahrhunderte predigte, die Frau schwei-                                                               gleichgestellt sind. Heute finden die Feminis-
ge in der Gemeinde, ist dies beachtlich. Die-        Braucht die Gesellschaft Frauenquoten?                tinnen in der Gesellschaft viel mehr Verbün-
se Vorreiterrolle der Kirche hat jedoch etwas        Ja, in gewissen Bereichen auf jeden Fall. Ge-         dete, auch unter den Männern. Vor 50 Jahren
Ambivalentes: Man ermächtigte die Frauen             rade in den Verwaltungsräten braucht es               mussten sie viel mehr einstecken, da die
schon früh, ihre Stimme zu erheben, aber             mehr Frauen.                                          Männer es nicht wagten oder sich nicht leis-
nur in den gesellschaftlichen Bereichen Kir-                                                               ten konnten, mit den Bestrebungen der Frau-
che, Kinder und Wohltätigkeit. Bei anderen           Stichwort Verwaltungsrat: Bei der Frauen-             en zu sympathisieren. Heute stellen etliche
Themen waren Frauen lange nicht gefragt.             quote denkt man als Erstes an die Teppich-            Männer fest, dass das Patriarchat auch sie
                                                     etagen. Kaum jemand spricht von den Frau-             einschränkt in ihren Möglichkeiten.
Heute stehen an der Spitze der Evange-               en in der Pflege und im Verkauf. Ist dies
lisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS)              nicht störend?                                        Vollständiges Interview: kirchenbote-sg.ch
erstmals zwei Frauen: als Präsidentin Rita
Famos und als Synodepräsidentin Evelyn
Borer. Hat man damit das Ziel erreicht?
Ich finde es bezeichnend, dass man so stark
betont, dass jetzt Frauen die EKS präsidie-
ren. Das zeigt, die Gleichberechtigung ist
noch lange keine Selbstverständlichkeit. Und

   «Die Kirche ist durch die
  Frauen nicht emotionaler
    oder ‹softer› geworden.
 Eigenschaften sind nicht an
  ein Geschlecht gebunden.»

gerade weil es aussergewöhnlich ist, müssen
sich Frauen in solchen Positionen nach wie
vor stärker beweisen als Männer und stehen
unter starkem Druck. Ausserdem: Die Ge-
schichte lehrt, wie rasch sich solche Macht-
verhältnisse wieder verschieben können.

Pfarrerinnen und Präsidentinnen prägen
heute die Kirche. Hat sie sich dadurch ver-
ändert?
Ja, die reformierte Kirche ist vielfältiger ge-
worden. Die verschiedenen Lebensentwürfe,            Pfarrerin Gabriela Allemann (43) ist Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz.

                                                                                                                               WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11
EINBLICK                                       PALETTE

Olma: Und sie gebar
ihren ersten Sohn …
Auch dieses Jahr ist die Evangelisch-
reformierte Kirche des Kantons St. Gallen
an der Olma präsent. Das Thema dreht
sich um die Bibelstelle «Und sie gebar
ihren ersten Sohn, … und legte ihn in eine
Krippe». Weil die weihnächtliche Botschaft
durch das ganze Jahr trägt, haben die
Verantwortlichen für die Olma eine Krippe
aufgebaut, bei der sich eine Gruppe von
Besucherinnen und Besuchern fotogra-
fieren lassen kann. Eine Weihnachtskarte
ist ihnen gewiss. Die Olma findet vom
7. bis 17. Oktober statt. Es gilt die Covid-
Zertifikatspflicht. (kh)

«Glocken der Heimat»
Am Samstag, 16. Oktober, erklingen um
17.20 Uhr auf der Musikwelle von Radio         Zurück in der bewährten Lokremise: Los geht’s!
SRF sowie um 18.50 Uhr auf Radio SRF 1
die Glocken der evang.-ref. Kirche             Zurück in der bewährten St. Galler Lokremise, präsentiert die Spurgruppe Repertoire der Evang.-ref.
Neukirch-Egnach TG. Sie wurde 1727 vom         Kantonalkirche am kantonalen Singtag vom 31. Oktober von 14 bis 17.30 Uhr wieder zwölf Kirchenlieder
Teufener Baumeister Jacob Grubenmann           zum gemeinsamen Singen im Gottesdienst und im sonstigen kirchlichen Gemeindeleben. Die Organisa-
erbaut. Namentlich die Turmkuppel              toren freuen sich sehr, wieder mit allen zu singen! (www.ref-sg.ch/singtag)
erfuhr immer wieder Neuerungen, der
Knopf wurde gar einst von Munition
durchlöchert. Dem schönen Klang der
Glocken tat dies keinen Abbruch. (meka)        Gottesdienste                                       Hilfe
                                               ÉGLISE FRANÇAISE DE SAINT-GALL                      FRAUENHILFE ST. GALLEN-APPENZELL
                                               Dimanche 10, 17 et 24 octobre (fête de              Jeden Donnerstag, 16 – 18 Uhr, St. Gallen
«Religions for Peace»                          l’église)                                           Beratung bei Krisen, Beziehungsproblemen,
                                               10 h Culte à Saint-Gall, église de St-Mangen        Scheidung, Kündigung, Unsicherheiten im
Im Rahmen der interreligiösen Dialog-          Dimanche 10 octobre                                 Umgang mit Behörden, finanzieller Not … –
und Aktionswoche Kanton St. Gallen «ida»       19 h Culte à Rorschach, église réformée             info@efh-sgapp.ch
und in Zusammenarbeit mit den Fachstel-        Dimanche 17 octobre
len Integration Region St. Gallen und Stadt    19 h Culte à Rapperswil, maison de paroisse         GANZ OHR FÜR IHRE ANLIEGEN
Gossau werden seit dem 28. September in        www.eglisefrancaise.ch                              Ab 28. Oktober, 16 – 18 Uhr, St. Gallen
der Stadtbibliothek Gossau zehn lebens-        Pasteur Rédouane Es-Sbanti, 078 648 27 67           Kirche St. Laurenzen. Gibt es Dinge, die Sie
grosse Porträts (Holzständer) mit State-                                                           im Moment beschäftigen oder belasten? Ein
ments zum Thema Respekt, Gewaltlosig-          ALL SOULS PROTESTANT CHURCH                         Gesprächsangebot der Kirchen St. Gallens
keit, interreligiöser und interkultureller     Jeweils am Sonntag um 12 Uhr
Dialog ausgestellt. Die zehn Porträts jun-     Kirche Rotmonten, Pfr. Scotty Williams
ger Menschen aus der Region sind wäh-          Worship Service: 3. und 17. Oktober                 Jung und frisch
rend der Öffnungszeiten zugänglich. (sbg)      www.allsouls.ch / S. Williams, 079 559 09 40
                                                                                                   WORKSHOP FÜR MELODIEINSTRUMENTE
www.bibliogossau.ch                            KAPELLE SCHWÄGALP                                   Sa, 2. Oktober, 9.30 – 16 Uhr, St. Gallen
www.ida-sg.ch                                  Jeweils am Sonntag um 9.30 Uhr                      Kirchenmusikschule St. Gallen, Gallusplatz
                                               3.10.: Klaus Stahlberger, Walzenhausen              Was kann ich zum Sound der Kirchenband
                                               10.10.: Felix Indermaur, Berneck                    beitragen? Hans-Joachim Eissler vermittelt
                                               17.10.: Maik Becker, St. Peterzell                  kreative Ansätze. www.ref-sg.ch
                                               http://kapelle-schwaegalp.ch
                                                                                                   WORKSHOP: CLIPS UND KNIFFS
                                               GEDENKFEIER FÜR STERNENKINDER                       Sa, 30. Oktober, 9 – 17 Uhr, St. Gallen
                                               Do, 24. Oktober, 18 Uhr, Wil                        Oberer Graben 31. Mit Digital Storyteller
                                               Liebfrauenkapelle, bei Kirche St. Peter, ökum.      Nadia Holdener erhältst du Tricks, wie du
                                               Feier für Menschen, die um ein Kind trauern.        mit deinem Smartphone den eigenen Kanal
                                               Kontakt: andrea.bosshart@kathwil.ch                 professionell gestaltest. www.ref-sg.ch
PALETTE                             TIPPS DES MONATS

Kontemplation                                      Führungen
HEILMEDITATION                                     walterfrei@stgaller-geschichten.org
Mi, 13. Oktober, 14.30 Uhr, St. Gallen             und charlie.wenk@gmx.ch
Offene Kirche, Böcklinstr.2, 071 333 30 38,        Bei jedem Wetter. Ohne Anmeldung.
hedda.schurig@bluewin.ch
                                                   PERSÖNLICHKEITEN UND ORIGINALE
HEILSINGEN IN DER GALLUSKRYPTA                     Fr, 15. Oktober, 14.30 – 16 Uhr, St. Gallen
Do, 28. Oktober, 18 Uhr, St. Gallen                Frauen und Männer, die mit ihrer Art, ihrem
Kathedrale, mit Hildegard Aepli                    Handeln und Denken, ihren Ideen und Initia-         Pilger danken und feiern
                                                   tiven die Stadt verändert haben. Stadtwan-
NACH VIA INTEGRALIS                                derung mit Charlie Wenk. Treff beim Rathaus         Zum Dank am Ende der Saison führt
SITZEN IN DER STILLE                                                                                   der Verein Pilgerherberge St. Gallen
Mi, 6. und 20. Oktober, 3. November                KREUZBLEICHE UND UMGEBUNG                           am Freitag, 29. Oktober, um 19.30 Uhr
18 – 20.30 Uhr, KGZ Heiligkreuz, Lettenstr. 18.    Mi, 20. Oktober, 18.00 Uhr, St. Gallen              einen regionalen Pilgergottesdienst in
Mit Impuls und Möglichkeit zum Einzelge-           Geschichten, vorgetragen von Walter Frei,           der Schutzengelkapelle am Klosterplatz
spräch. eveline.felder@gmx.net                     veranstaltet vom Quartierverein Lachen.             St. Gallen durch. Er wird gestaltet durch
                                                   Treff bei der Vonwilstrasse, Abzweigung             Rosmarie Wiesli und Josef Schönauer.
EINFÜHRUNG SITZEN IN DER STILLE                    Kreuzbleicheweg                                     Musikalische Begleitung: Duo Praxedis
Mi, 3. November, 17.30 – 19 Uhr                                                                        mit Piano und Harfe. Die Feier ist öffent-
Evang. KGZ Heiligkreuz, Lettenstr. 18. Ken-        GESCHICHTEN VON JUDEN IN ST. GALLEN                 lich. Wegen Corona wird um eine Anmel-
nenlernen der Rituale. Danach unverbind-           Fr, 22. Oktober, 14.30 – 16 Uhr, St. Gallen         dung gebeten: pilgerherberge-sg.ch/
liches Ausprobieren des Sitzens in der Stille      Das Verhalten der Mönche, ein Nebeneinan-           pilgergottesdienst-herbst/ oder per
mit der Gruppe. eveline.felder@gmx.net             der von West- und Ostjuden, jüdische Textil-        WhatsApp auf 079 414 00 71.
                                                   firmen. Mit Walter Frei. Treff beim Broder-
                                                   brunnen
Musik
                                                   HUGENOTTENFLÜCHTLINGE AUS                           Klostererlebnistage
BACHKANTATE                                        FRANKREICH
Fr, 29. Oktober, ab 17.30 Uhr, St. Gallen          Sa, 30. Oktober, 14.30 – 16 Uhr, St. Gallen         Vom 7. bis zum 10. Oktober finden in der
Olma-Halle 2.0, 17.30 Uhr Einführung, 19 Uhr       1683–1699: Reiche aufgenommen, Arme wei-            Vierländerregion die Klostererlebnistage
erste Aufführung von «Gott, man lobet dich         tergeschickt. Treff beim Eingang zu Kathari-        Bodensee statt. Mehr als 26 Klöster und
in der Stille» – Kantate zur Ratswahl. Tickets:    nen (Nähe Marktplatz). Mit Walter Frei              Klosterorte mit über 60 Angeboten sind
www.bachstiftung.ch, info@bachstiftung.ch,                                                             dabei. Die Erkundungstour durch die ehe-
071 242 16 61                                                                                          maligen Zentren von Spiritualität, Kultur
                                                                                                       und Wissen führt auch in den Stiftsbezirk
                                                                                                       St. Gallen. Vom 7. bis 9. Oktober wird
                                                                                                       jeweils um 9.30 Uhr eine speziell auf das
                                                                                                       Thema abgestimmte Führung in der
                                                                                                       Stiftsbibliothek angeboten. Eine Anmel-
                                                                                                       dung ist erforderlich.

                                                                                                       www.stiftsbezirk.ch und www.bodensee.eu

                                                                                                       Trauerraum in St. Gallen
                                                                                                       Die katholische Kirche im Lebensraum
                                                                                                       St. Gallen richtet vom 30. Oktober bis
                                                                                                       9. November im Kreuzgang der Kathedra-
                                                                                                       le einen Trauerraum ein. Verschiedene
                                                                                                       Stationen animieren, den eigenen Kum-
                                                                                                       mer niederzuschreiben, dort zu lassen,
Farben im Licht – Glasmalerei vom 13. bis 21. Jahrhundert                                              einer Klagemauer anzuvertrauen, in der
                                                                                                       Stille zur Ruhe zu kommen oder mit ei-
Die Motive von Glasgemälden und ihre Leuchtkraft faszinieren seit Jahrhunderten. Eine Ausstellung im   nem Seelsorger zu sprechen. Unter der
Landesmuseum Zürich bietet einen Überblick über die Entwicklung der Schweizer Glasmalerei von ihrem    Woche ist des von 9 bis 11 Uhr und 17 bis
Ursprung im Mittelalter bis zur Gegenwart. Welche Geschichten werden auf dem bunten Glas erzählt?      19 Uhr, am Samstag von 9 bis 11 Uhr und
Was steckt hinter dem aufwendigen Handwerk? Die Ausstellung dauert bis am 3. April 2022. Unser Bild    14 bis 16 Uhr sowie am Sonntag von 14
zeigt «Myrrhen», ein von Frère Marc bemaltes Fenster der reformierten Kirche Uznach. (lmz)             bis 16 Uhr möglich. (maw)

                                                                                                                      WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13
UMFRAGE

                      Auch heute ist
                      eine Mär …                                         Ist die Frau
                       …dass wir alle die glei-
                       chen Rechte hätten!
                       Die gleichen Rechte für
                                                                         wirklich
Beatrix Bock
Kirchenpräsidentin
                       Frauen und Männer
                       sind seit 40 Jahren ge-
                       setzlich verankert.
                                                                         gleichberechtigt?
Rapperswil-Jona        Seither wurde das                                 Umfrage: Stefan Degen, Katharina Meier | Fotos: meka, zVg
                       Gleichstellungsgesetz
                       in Kraft gesetzt, die
Bundesverfassung angepasst und vieles ver-
bessert. Es gibt allerdings noch genug Diffe-
renzen, die nicht ausgeräumt sind. Wir neh-
men auch bewusst in Kauf, dass es bei den         ship» vorantreiben. Das Pendel schwingt                                  Kitas und
Sozialversicherungen unterschiedliche An-         vielleicht gerade etwas stark in Richtung
sprüche für Frauen und Männer gibt. Andere        Vorteile für Frauen. Bevor es in der Mitte
                                                                                                                           Blockzeiten
Ungleichheiten wollen wir dagegen bewusst         zum Stehen kommt, muss es sich erst einmal                               Ich bin in den USA auf-
abschaffen und schreiben Lohngleichheits-         in verschiedenste Richtungen ausschwingen.                               gewachsen, beide El-
analysen vor. Eine tatsächliche Gleichstel-       Das ist Teil des Prozesses. Wir Frauen haben                             tern waren berufstätig.
lung – Fehlanzeige! Die formale Rechtsgleich-     aber nicht nur Vorteile: «Du wirst genommen,                             Mein Vater arbeitete im
heit konnte daher die ökonomischen, sozia-        nur weil du eine Frau bist», heisst es etwa.      Vicki Gabathuler       Aussendienst, meine
len und politischen Ungleichheiten bis heute      Und laut Statistiken erhalten Start-Up-Grün-      Marketingfachfrau      Mutter war Vizepräsi-
auch nicht endgültig beseitigen. Wenn wir         derinnen immer noch weniger Finanzierung          Gams                   dentin der grössten
selbst Unterschiede schaffen, bleiben sie uns     als ihre männlichen Kollegen zugesprochen.                               Bank in Tennessee. Zu
noch lange erhalten!                              Grund: unbewusste Voreingenommenheit.                                    Hause haben wir alle
                                                                                                    Haushaltpflichten durch drei geteilt.
                                                                                                    Als ich in die Schweiz kam, war es anders.
                                                                                                    Ich fragte mich, wieso. Das habe ich verstan-
                                                                                                    den, als meine drei Kinder das Schulalter er-
«Wir sind besser dran, wenn                                             Quoten sind                 reichten: Irgendjemand ist immer nach Hau-
                                                                                                    se gekommen oder rausgegangen – das Haus
 Frauen mehr Macht bekom-                                               unfair                      war nie leer. Seither haben Blockzeitein in
  men – das führt zu einer                                               Frauen in niederen so-     der Schule, Mittagstische, Horte und Kitas
                                                                         zialen Schichten und       den Alltag vereinfacht. Neue Arbeitsformen
   besseren Gesellschaft.»                                               mit Migrationshinter-      und Familienmodelle auch.
                John Legend                                              grund sind oft schlech-    Diese Fortschritte ermöglichen vielen Frau-
                                                  Marcel Ammann          ter gestellt als ihre      en die Wahl, ob sie zu Hause bleiben oder ih-
                                                  Pfarrer, Altstätten    männlichen Kollegen.       ren Beruf ausüben möchten. Frauen, die die-
                                                                         Da muss sich unbe-         se Wahl nicht haben, brauchen Unterstüt-
                                                                         dingt etwas ändern.        zung. Wir sollten ihre Entscheide respektie-
                                                  Aber ich hörte auch schon von Männern, die        ren, auch wenn sie anders sind als unsere.
                                                  darum keine Stelle bekamen, weil sie das fal-
                      Frau zu sein                sche Geschlecht haben – gerade wenn es um
                                                  Leitungspositionen an staatlichen Stellen
                      hat Vorteile                geht. Einem Grossunternehmen eine Frauen-
                     Für mich als «Female         quote aufzudrücken dünkt mich für die «be-
                     Young Professional»          vorzugten» Frauen allerdings keine gute Idee.
                     gibt es eine Reihe von       Ja, ich empfinde es geradezu als diskriminie-
                     Vorteilen. Ich komme         rend – aber vielleicht, weil ich halt ein Mann     «Männer, die behaupten, sie
Meike Kocholl (26)   gerade etwas leichter        bin.                                               seien die uneingeschränkten
Jungunternehmerin    an meinen Traumjob           Als besonderes Kapitel wäre unser sexuali-
St. Gallen           als ein Mann und ich         sierter Alltag zu beleuchten. Hier wundere         Herren im Haus, lügen auch
                     komme in den Genuss          ich mich, dass Frauenverbände nicht mehr
                     von Frauenevents:            protestieren gegen die Ausbeutung der Frau.
                                                                                                       bei anderer Gelegenheit.»
Frauen-Brunch, Frauen-Coaching, Frauen-           Ebenso, wenn es um Prostitution und Men-                            Mark Twain
Recruitment. In der Unternehmerwelt gibt es       schenhandel geht.
viele Programme, die «female entrepreneur-
UMFRAGE

                       Auch Männer                                                                                   Reden fällt
                       benachteiligt                                                                                 vielen schwer
                        Ich bin sehr dafür dass      «Gleichberechtigung zwi-                                         Früher hatte der Mann
                        noch mehr für die                                                                             den Zahltag und damit
                        Gleichstellung gemacht
                                                   schen Mann und Frau ist nur                                        vielfach das Sagen.
                        wird, etwa im Bereich       möglich, wenn die Frau sich                                       Frauen schwiegen, der
                        Arbeit und Familie.                                                    Elsbeth Meier (85)     Harmonie zuliebe. Dies
Justin Kaufmann (17)    Deshalb finde ich auch,            unterordnet.»                       Hausfrau               hat sich Gott sei Dank
Konfirmand, Gams         dass ein gesundes                   Marcus Valerius Martial            Wattwil                geändert. Vor allem im
                        Mass an Feminismus                                                                            öffentlichen Bereich ist
                        unserer Gesellschaft                                                                          die Gleichberechtigung
guttut. Doch leider gibt es auch Leute, die es                                                 da, obwohl bei gewissen Berufen Frauen
mit dem Feminismus, gelinde gesagt, etwas                                                      nach wie 120 Prozent leisten müssen, um
übertreiben. Solange man begründete und                                                        eine Gleichstellung zu erreichen oder den
relevante Verbesserungsvorschläge bringt                                                       gleichen Lohn zu erhalten. Im privaten
und sich nicht mit utopischen Ideen im De-          50 Jahre Stimm- und                        Bereich habe ich aber meine Zweifel, ob
tail verrennt, ist das schön und gut. Männer                                                   die Gleichberechtigung funktioniert. Hier
werden übrigens ebenfalls benachteiligt. So
                                                    Wahlrecht für Frauen                       gibt es nach wie vor Männer, die einfach
ist das Bildungssystem besser auf Mädchen                                                      entscheiden, ohne gross über eine Sachlage
zugeschnitten, was sich in einer höheren Ma-        Stellen Sie sich vor, morgen sind          partnerschaftlich zu diskutieren. Man(n)
turitätsquote widerspiegelt. Auch der Wehr-         Wahlen und Sie dürfen nicht hin. Nur       macht es mit sich selber aus. Offen über
dienst ist nur für Männer obligatorisch. Wes-       weil Sie eine Frau sind. Klingt unfair?    etwas zu reden fällt vielen Männern nach wie
halb sollen Frauen keinen Wehrdienst leis-                                                     vor schwer. Da hat es noch Potenzial.
ten? Ich finde, dass man gemeinsam über die         Noch vor knapp 50 Jahren war das die
Benachteiligung beider Geschlechter spre-           Realität für Frauen in der Schweiz. Erst
chen und Lösungen finden sollte.                    1971 wurde schweizweit das Stimm-
                                                    und Wahlrecht für Frauen eingeführt.
                                                    Das Stimm- und Wahlrecht ist ein            «Wir wissen, wenn Frauen
                                                    Aspekt der Gleichberechtigung. Es gibt
                                                    auch andere. Wir fragten quer durch
                                                                                               mehr Macht bekommen, ver-
                       Dem Manne                    unsere Kanton Männer und Frauen,            bessert es das Leben aller,
                                                    wie sie die Gleichberechtigung sehen.
                       gleich                                                                  die mit ihnen zu tun haben.»
                                                                                                                Prinz Harry
                       Genesis 2 betont die
                       Einsamkeit des eben
                       geschaffenen Mannes.
Redouane Es-Sbanti     Gottes Entscheid, ihm
Pasteur, Église        etwas Ähnliches beizu-                                                                        Streetdance
française Saint-Gall   gesellen ist offensicht-
                       lich (Gn 2,18): «Ich will       «Frauen sind für zwei                                         für Mädchen
                       ihm eine Hilfe (ezer)       Drittel der gemachten Arbeit                                      In der Schweiz hat
machen, ihm gemäss (kenegdo). Das Hebrä-                                                                             sich im Verlauf
ische hebt hervor, dass die Frau nicht über,          verantwortlich, trotzdem                                       der letzten Jahre
neben, noch unterstellt eingeordnet wird,          verdienen sie nur 10 Prozent                                      einiges verbessert
sondern gleichgestellt ist. Die Frau wurde                                                     Janine Büchler (19)    in Bezug auf die
aus dem Manne geschaffen. Setzt das vo-            des Gesamteinkommens und                    Praktikantin           Gleichberechtigung.
raus, dass sie ihm untergeordnet ist? So wie                                                   St. Gallen             Jedoch erfahre ich
der Mensch (Adam) aus der Erde (Adama)
                                                   besitzen nur ein Prozent vom                                       immer noch, dass in
geformt wurde, ist auch er ihr nicht unterge-      gesamten Eigentum. Sind wir                                        manchen Volksschulen
ordnet. La côte ou le côté (wörtlich «Rippe                                                    Frauen ausgegrenzt, gehänselt oder mit
oder Geschätzte», sela auf hebräisch) betont        also gleich? Bis die Antwort               Vorurteilen eingedeckt werden. Ähnliches
die Begriffe der Beziehungen, der Untrenn-           Ja heisst, dürfen wir nicht               erlebe ich in manchen Lokalen, im Bus oder
barkeit und der Einigkeit. Nichts im Bibeltext                                                 im Zug, auch in Bezug auf Homosexuelle.
lässt auf irgendeine Minderwertigkeit der               aufhören zu fragen.»                   Die Genderfreiheit wird noch von vielen
Frau deuten unter dem Vorwand, dass sie                                                        Leuten belächelt, da sie einfach neu ist.
                                                          Daniel Craig (James Bond)
aus dem Mann hervorgegangen ist. Die Frau                                                      Mittlerweile gibt es auch Vereine, die
ist dem Manne gleich, sie steht ihm gleich-                                                    stark auf Gleichberechtigung setzen. Das
wertig gegenüber.                                                                              Streetdance-Angebot «roundabout» etwa ist
                                                                                               speziell für Mädchen konzipiert.

                                                                                                                  WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 15
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