Indikatoren für das LNOB-Prinzip - Eine Indikatoren-Toolbox, um im Kampf gegen Armut und Ungleichheit niemanden zurückzulassen Praktischer ...
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Indikatoren für das LNOB-Prinzip 1 Indikatoren für das LNOB-Prinzip Eine Indikatoren-Toolbox, um im Kampf gegen Armut und Ungleichheit niemanden zurückzulassen Praktischer Leitfaden für Projektentwickler*innen und Projektdurchführende
Als Bundesunternehmen unterstützt die GIZ die deutsche Bundesregierung bei der Erreichung ihrer Ziele in der Internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung. Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Sitz der Gesellschaft Bonn und Eschborn Friedrich-Ebert-Allee 32 + 36 53113 Bonn T +49 228 44 60-0 F +49 228 44 60-17 66 Dag-Hammarskjöld-Weg 1 - 5 65760 Eschborn T +49 61 96 79-0 F +49 61 96 79-11 15 E info@giz.de I www.giz.de Autor: Franziska Denz, Camilla Huys, Stefan Silvestrini Design/Layout: DIAMOND media GmbH, Neunkirchen-Seelscheid Fotonachweise/Quellen: shutterstock.com Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Referat 410: Agenda 2030, Entwicklungsfinanzierung, Reduzierung von Armut und Ungleichheit Johanna Hauf Bonn Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, nach FSC-Standards zertifiziert. Bonn, 2021 Danksagung Dieser Leitfaden wurde gemeinsam vom Sektorvorhaben „Reduzierung von Armut und Ungleichheit in der Agenda 2030“ der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) herausgegeben. Er basiert auf Forschungsarbeiten von Franziska Denz, Camilla Huys und Stefan Silvestrini. Die Erstellung des Leitfadens wurde von Maria Krisch (GIZ) Janine Gunzelmann (GIZ) und Lorenz Ullein (GIZ) koordiniert. Die Beiträge und Kommentare von Franziska Denz (GOPA) und Stephanie Guha (DEZA) sowie die Gespräche mit ihnen waren ebenfalls von unschätzbarem Wert.
Indikatoren für das LNOB-Prinzip Eine Indikatoren-Toolbox, um im Kampf gegen Armut und Ungleichheit niemanden zurückzulassen Praktischer Leitfaden für Projektentwickler*innen und Projektdurchführende
4 Table des matières INHALT Zusammenfassung 6 1. Einleitung: Warum sollten wir Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen? 9 1.1 Methodik 11 1.2 Konzepte 11 1.3 Geschlechtersensibilität 11 2. Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann: Schritte und Tools für die Gestaltung guter Indikatoren 12 2.1 Schritt 1: Kontextanalyse: Welche Gruppen sind arm oder werden anderweitig zurückgelassen? 14 2.2 Schritt 2: Stufen der ergebnisorientierten Interventionslogik ermitteln: Wie gestaltet sich die Ergebniskette mit Indikatoren? 16 2.3 Schritt 3: Indikatortyp: Welcher Indikatortyp ist geeignet? 17 2.4 Schritt 4: SMARTer Indikator: Was macht einen guten Indikator aus? 20 2.5 Schritt 5: Planung der Datenerhebung für Indikatoren und Monitoring: Welche Art von Daten ist erforderlich? 22 3. Beispiele für gute Indikatoren zur Messung von Armut, Ungleichheit und des LNOB-Prinzips 24 4. Empfehlungen zur Verbesserung von Indikatoren und F ragen zur Reflexion 41 Quellenangaben 45 Anhang 51 Anhang 1: Indikator-Definitionsblatt und Monitoring-Plan 51
Indikatoren für das LNOB-Prinzip 5 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Konzepte 11 Abbildung 2: Übersicht über Schritte und Tools 13 Abbildung 3: Überblick über die Indikatortypen 18 Abbildung 4: Tool 4: SMARTener 21 Abbildung 5: Empfehlungen für Projektentwickler*innen und -durchführende 43 Abbildung 6: Reflexionsfragen 44 TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 1: Tool 1 – Kontext- und Exklusionsanalyse 15 Tabelle 2: Tool 2 – Identifizierung der Ebene innerhalb der Ergebnislogik 17 Tabelle 3: Tool 3 – Identifizierung des Indikatortyps 19 Tabelle 4: Tool 5 – Datenerhebungs- und Monitoring-Plan 23 Tabelle 5: Beispiele für sektorspezifische Indikatoren 26 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS CSO Zivilgesellschaftliche Organisation (Civil Society Organization) DFID Department for International Development (Vereinigtes Königreich), jetzt: UK AID EC (DEVCO) Generaldirektion Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung der Europäischen Kommission FAO Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organi- zation of the United Nations) GIZ Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit d. h. das heißt ILO Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organization) LCU Lokale Währungseinheit (Local Currency Unit) LNOB Niemanden zurücklassen (Leave No One Behind) MFI Index der mehrdimensionalen Armut ODI Overseas Development Institute (London) OECD Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OPHI Oxford Poverty and Human Development Initiative DEZA Schweizerische Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit SIDA Schwedische Behörde für internationale Entwicklungszusammenarbeit UK AID Department for International Development (Vereinigtes Königreich), ehemals DFID UN/UNO Vereinte Nationen/Organisation der Vereinten Nationen UN DESA Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen UNAIDS Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids UNICEF Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNDP Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNSD United Nations Statistics Division UNSDG Entwicklungsgruppe der Vereinten Nationen WFP Welternährungsprogramm WHO Weltgesundheitsorganisation
6 Zusammenfassung Zusammen- fassung
Indicators Matter to LNOB 7 Indikatoren sind von großer Bedeutung, um bei der bieten sowohl bei Entwicklungsprojekten als auch in der Armutsbekämpfung (SDG 1) und der Verringerung von Politik eine solide Grundlage für evidenzbasierte Ent- Ungleichheit (SDG 10) dem LNOB Prinzip Rechnung scheidungsfindung. zu tragen („Niemanden zurücklassen“). Hierzu hat sich die internationale Staatengemeinschaft im Rahmen der Es bedarf jedoch zusätzlicher Anstrengungen, um Indi- Agenda 2030 verpflichtet. Als quantitative oder qualita- katoren zu entwickeln und anzuwenden, mit denen jene tive Variablen stellen Indikatoren eine Möglichkeit dar, Fortschritte gemessen werden können, die im Rahmen die Zielerreichung in der Entwicklungszusammenarbeit von Entwicklungsprojekten zugunsten zurückgelassener zu messen. Mit diesen Indikatoren kann also aufgezeigt Bevölkerungsgruppen erzielt wurden. Diese Studie ver- und nachverfolgt werden, ob Entwicklungsmaßnahmen steht sich als Toolbox und als praktischer Leitfaden, der arme und zurückgelassene Bevölkerungsgruppen in ver- Projektentwickler*innen und Projektdurchführenden schiedenen Kontexten tatsächlich erreichen. Was gemes- dabei hilft, ihre Indikatoren armuts-, ungleichheits- und sen wird, wird auch eher angegangen - denn Indikatoren LNOB-sensibel auszurichten und damit zu stärken. Mit 5 SCHRITTE UND TOOLS, UM SINNVOLLE INDIKATOREN FÜR ARMUT, UNGLEICHHEIT UND LNOB ZU GESTALTEN: Kontextanalyse Kontext- und Exklusionsanalys Definition des Sektors; Interventions- Detaillierte Zielgruppenanalyse, um fest- SCHRITT 1 ebene; Merkmale der zurückgelasse- TOOL 1 zustellen, wer arm ist oder wann, wo, von nen Menschen usw. wem, von was und aus welchen Gründen ausgegrenzt oder zurückgelassen wird (oder hiervon bedroht ist) Definition der Ebene innerhalb Identifizierung der Ebene innerhalb der Ergebnislogik der Ergebnislogik SCHRITT 2 Bestimmung der Indikatoren entlang TOOL 2 Check-up-Fragen zur (Neu-)Definition der Ergebniskette auf der Ebene von der Interventionslogik und Ergebniskette Output (Leistungen), Outcome (mittel- fristige Wirkung) oder Impact (lang- fristige gesellschaftliche Wirkung) Auswahl des Indikatortyps Identifizierung des Indikatortyps Auswahl geeigneter Indikatortypen Identifizierung von armuts-/ SCHRITT 3 wie absolut vs. relativ, objektiv vs. TOOL 3 ungleichheits-/LNOB-sensiblen subjektiv, eindimensional vs. mehr Indikatortypen nach mehreren Kriterien dimensional usw. Indikatoren SMARTer gestalten SMARTener Gestaltung der Indikatoren so, dass Checkliste, um sicherzustellen, dass SCHRITT 4 sie spezifisch, messbar, erreichbar, TOOL 4 der Indikator so SMART wie möglich ist relevant und nachverfolgbar sind Planung der Datenerhebung und Datenerhebungs- und Monitoring-Plan Monitoring Tabellenkalkulation, aus der Ausgangswerte, SCHRITT 5 TOOL 5 Meilensteine, Ziele, die Verantwortung für Planung der Ziele, Monitoring und Auswahl von Datenquellen oder das Monitoring, der Zeitrahmen und die Erhebungsmethoden Quellen für die Datenerhebungen hervorgehen
8 Zusammenfassung diesen verbesserten Indikatoren können Fortschritte geschaffen. Die hier vorliegenden Leitlinien konzent- gemessen und Maßnahmen effektiv umgesetzt werden, rieren sich deshalb auf eine Auswahl beispielhafter und damit bei der Bekämpfung von Armut und Ungleichheit sektorspezifischer Indikatoren, mit denen Fortschritte niemand zurückgelassen wird. gemessen werden können, die in den drei Schwerpunkt- bereichen – Armut, Ungleichheit und LNOB – erzielt Beispiele für bewährte Verfahren: Der wachsende Kor- wurden. Diese Indikatoren werden außerdem mit Bei- pus an bestehenden Indikatoren verschiedener Organi- spielen ergänzt, um ihre Bedeutung und ihr Potenzial sationen (z. B. GIZ, DEZA, UK AID, AIDS, Weltbank bei der Messung von Armut, Ungleichheit und/oder des oder die UN) hat einen gangbaren Ausgangspunkt für LNOB-Prinzips zu verdeutlichen. die kontextspezifische Anpassung und Verfeinerung ANWENDUNG 1. Leser mit einem allgemeinen Interesse an den Themen Armut, DIESER TOOLBOX Ungleichheit und LNOB können mit Kapitel 1 beginnen, das Hintergrundinformationen zu den drei Konzepten enthält. In Kapitel 2 wird außerdem erläutert, wie diese Konzepte gemessen werden können. 2.Für Projektentwickler*innen hält diese Toolbox praktische Leitlinien und Tools bereit, um die Projektaktivitäten auf die anvisierte Zielgruppe auszurichten und sicherzustellen, dass die gewünschten Ergebnisse auf logische Weise mit den geplanten Aktivitäten verknüpft sind. In Kapitel 2, 3 und 4 werden: die Schritte und Tools dargelegt, mit denen Projektaktivitäten auf die anvisierte Zielgruppe ausgerichtet und die notwendigen Bedingungen für die Messung der Ergebnisse geschaffen werden (Kapitel 2). Beispiele für Indikatoren gegeben, die sowohl als Inspiration dienen, aber auch je nach Projektkontext weiterentwickelt werden können (Kapitel 3). Empfehlungen zur Verbesserung der Indikatoren (Kapitel 4) gegeben. 3.Projektdurchführende können diese Toolbox als praktischen L eitfaden nutzen, um zu überwachen und zu beurteilen, ob und wie ein Projekt jene Menschen erreicht, die am weitesten z urückgelassen wurden, und ob und wie es dazu dient, Armut zu beseitigen und U ngleichheit zu verringern. Kapitel 2, 3 und 4 gliedern sich daher wie folgt: Schritte und Tools zur Entwicklung von Indikatoren, die konkret messen, inwieweit die gewünschten Ergebnisse erreicht werden (Kapitel 2). Beispiele für Indikatoren, die sowohl als Inspiration dienen, aber auch je nach Projektkontext weiterentwickelt werden können (Kapitel 3). Empfehlungen zur Verbesserung der Indikatoren (Kapitel 4).
Indikatoren für das LNOB-Prinzip 9 1. Einleitung Warum sollten wir Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen?
10 Einleitung Im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwick- Wie können sich Projektentwickler*innen und -durch- lung haben sich alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten führende in der Entwicklungszusammenarbeit sicher Nationen (UN) dazu verpflichtet, „Armut in jeder Form sein, dass mit ihren Aktivitäten, die in der Agenda und überall zu beenden“ (Nachhaltigkeitsziel, SDG 1), 2030 festgelegten Ziele erreicht werden? Wie können „die Ungleichheit innerhalb und zwischen Ländern“ Stakeholder sicherstellen, dass bei der nachhaltigen (SDG 10) zu verringern und dabei das LNOB-Prinzip Bekämpfung von Armut und Ungleichheit niemand anzuwenden („niemanden zurücklassen“) (UN 2015). zurückgelassen wird? Woher wissen wir, dass Zurückge- Diese Versprechen wurden bis heute nicht vollständig lassene tatsächlich schneller vorankommen als der Rest eingelöst. Schon vor dem Ausbruch von Covid-19 lebten der Bevölkerung? Indikatoren spielen eine entscheiden- mehr als 700 Millionen Menschen in extremer Armut de Rolle, wenn es darum geht, unserer Verpflichtung – trotz der erheblichen Fortschritte, die in den letzten nachzukommen Armut zu bekämpfen, Ungleichheit zu Jahrzehnten bei der Armutsbekämpfung erzielt wurden. verringern und niemanden zurückzulassen. Diese Zahl dürfte aufgrund der gegenwärtigen Pandemie noch deutlich ansteigen. Sowohl innerhalb als auch zwi- Bei der Entwicklung sinnvoller Indikatoren besteht schen den Ländern haben nicht alle in gleichem Maße noch Verbesserungsbedarf. Das gilt für alle drei Bereiche von den jüngsten Fortschritten in der Entwicklungszu- – Armut, Ungleichheit und LNOB – und ihr Zusam- sammenarbeit profitiert. Die Ungleichheit hat weltweit menspiel untereinander. In Anbetracht der grundlegen- stetig zugenommen, wobei diese Entwicklung durch die den Bedeutung, die Indikatoren in der Entwicklungszu- Folgen der Covid-19-Pandemie noch weiter verschärft sammenarbeit haben, kommt dieser Verbesserungsbedarf wird. Gleichzeitig werden Menschen systematisch zu- einer eklatanten Lücke gleich. Diese Lücke soll mit die- rückgelassen, die nicht über die gleichen Möglichkeiten ser Studie verkleinert werden. Projektentwickler*innen und Ressourcen verfügen wie andere, um ihr Leben in und -durchführenden werden damit eine Toolbox und Würde zu gestalten. praktisch anwendbare Leitlinien an die Hand gegeben, die sie bei der Bekämpfung von Armut und Ungleich- heit nach dem LNOB-Prinzip unterstützen. FUNKTION VON ARMUTS-, „Indikatoren dienen als Variablen, die messen, in welchem Umfang UNGLEICHHEITS- UND Projekte ihre Ziele erreichen.“ (GIZ 2014a: 5) LNOB-INDIKATOREN Indikatoren geben Aufschluss über die Veränderungen (Fortschritte oder ausbleibenden Fortschritte), die mit einer Intervention oder einer Aktivität erzielt wurden, und helfen dabei, die Leistung eines Entwicklungspro- jekts zu bewerten (Qualität, Quantität und zeitlicher Rahmen). Gleich- zeitig liefern sie Informationen über bestimmte Bevölkerungsgruppen. Indikatoren wandeln komplexe, nicht messbare Elemente in beobacht- bare Einheiten um, die Projektentwickler*innen und -durchführenden eine solide Entscheidungsgrundlagen bieten Genaue Messungen und aktuelle Statistiken zu Armut und Ungleichheit sind von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die Hilfe bei benachteiligten, zurückgelassenen Gruppen auch wirklich ankommt.
Indikatoren für das LNOB-Prinzip 11 1.1 Methodik Dieser Leitfaden basiert auf der Auswertung verschiedener lage für die Ausarbeitung der jeweiligen Schritte und Datenbanken, Berichte und Projektbeschreibungen aus der Tools dienten insbesondere die von der GIZ in Auftrag Entwicklungszusammenarbeit. Die Ergebnisse des Leitfa- gegebenen Studien zu Pro-Poor-Indikatoren (Huys 2020), dens fußen zudem auf Gesprächen mit Fachexpert*innen, Indikatoren für soziale Ungleichheit (Silvestrini 2019) die vor allem um die Frage kreisten, wie groß der Bedarf und LNOB-Indikatoren (Denz 2019). nach Indikatoren in ihrem Arbeitsalltag ist. Als Grund- 1.2 Konzepte Auch wenn die Begriffe Armut, Ungleichheit und das von Armut und Ungleichheit und das LNOB-Prinzip müs- LNOB-Prinzip gesondert definiert werden können, sind sen in der Praxis deshalb gemeinsam betrachtet und als sich sie untrennbar miteinander verbunden. Die Bekämpfung gegenseitig verstärkende Faktoren wahrgenommen werden. ABBILDUNG 1: KONZEPTE ARMUT UNGLEICHHEIT bezieht sich auf ist ein mehrdimensionales • Ungleichheit innerhalb von Phänomen, das neben der Staaten (Einkommensverteilung wirtschaftlichen Armut auch und Zugang zu Dienstleistungen Aspekte wie Bildung, Gesund- innerhalb der Bevölkerung) und heit, Ernährung, Sanitärver- •U ngleichheit zwischen Staaten sorgung, politische und soziale (Ungleichheit zwischen den Teilhabe sowie spezifische Ländern im Pro-Kopf-Einkommen) Formen der Freiheit umfasst. LNOB „niemanden zurücklassen“ bedeutet, dass vor allem jene einbezogen werden, die andernfalls durch das Raster fallen (oder bereits durch das Raster gefallen sind). Dies ist sehr kontextabhängig und um- fasst unter anderem Menschen, die unter vielfältigen und miteinander verknüpften Formen von Diskriminierung leiden. 1.3 Geschlechtersensibilität Die Geschlechterfrage ist in der Vergangenheit in der heit messen und dokumentieren, weil das, was gemessen Entwicklungszusammenarbeit häufig in den Hintergrund wird, eher angegangen wird [...]. Geschlechtersensible gerückt. Dennoch ist belegt, dass verschiedene Ge- Indikatoren können verwendet werden, um die Ergebnis- schlechter unterschiedlich von Armut und Ungleichheit se geschlechtsspezifischer und allgemeiner Interventionen betroffen sind. Jede Intervention, die auf die Verringerung und Strategien zu beurteilen, erfolgskritische Herausfor- von Armut und/oder Ungleichheit sowie auf die erfolg- derungen zu bewerten und Programme und Aktivitäten reiche Anwendung des LNOB-Prinzips abzielt, sollte anzupassen, um die Ziele im Bereich der Geschlechter- daher grundsätzlich nach dem Geschlecht disaggregiert gleichstellung zu erreichen und negative Auswirkungen werden, um diesen geschlechtsspezifischen Unterschieden auf Frauen und Männer zu verringern.“ (Moser 2007:7-8). Rechnung zu tragen. „Wir müssen Geschlechterungleich-
12 Zusammenfassung 2. Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann Schritte und Tools für die Gestaltung guter Indikatoren
Indikatoren für das LNOB-Prinzip 13 Im folgenden Abschnitt werden fünf Schritte vorgestellt LNOB-Prinzips entwickelt und/oder verfeinert werden und erläutert, mit denen starke Indikatoren für die können. Jeder Schritt wird von einem Tool begleitet, das adäquate Messung von Armut, Ungleichheit und des die Umsetzung der dargestellten Schritte unterstützt. ABBILDUNG 2: ÜBERSICHT ÜBER SCHRITTE UND TOOLS SCHRITT 1 TOOL 1 • Sektor-/themenspezifischer Bereich • Interventionsebene Kontext- und Kontextanalyse • Merkmale der zurückgelassenen Exklusionsanalyse Menschen SCHRITT 2 • • Input Aktivität TOOL 2 Definition der • Output Identifizierung Ebene innerhalb • Outcome der Ebene der Ergebnislogik • Impact innerhalb der Ergebnislogik SCHRITT 3 • Allgemeine Indikatortypen TOOL 3 • Armutsspezifische Indikatortypen Auswahl des •U ngleichheitsspezifische Indikator- Identifizierung Indikatortyps typen des Indikatortyps • LNOB-spezifische Indikatortypen SCHRITT 4 • • Spezifisch Messbar Indikatoren • Erreichbar TOOL 4 SMARTer • Relevant SMARTener gestalten • Nachverfolgbar SCHRITT 5 • Ausgangswerte, Meilensteine und Ziele TOOL 5 Planung der • Verantwortung für das Monitoring Datenerhebungs- Datenerhebung • Häufigkeit der Beobachtung und und Monitoring und Monitoring Zeitrahmen • Quelle/Tool für die Datenerhebung plan
14 Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann 2.1 Schritt 1: Kontextanalyse: Welche Gruppen sind arm oder werden anderwei- tig zurückgelassen? Zunächst muss der Kontext einer Intervention klar Wann kommt es zu Armut/Ungleichheit/Ausgrenzung? definiert werden. Indikatoren können sich auf alle (DEZA 2018a, 2018b, UNSDG 2019). Ist eine detail- sektoralen oder thematischen Bereiche beziehen, z.B. lierte Analyse der Zielgruppe nicht möglich, können soziale Sicherung, Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft, anhand von vorhandenem und leichter verfügbarem Arbeit, Governance oder Menschenrechte, sowie auf alle Wissen (wie Interviews mit Expert*innen) Hypothesen Interventionsebenen, z.B. auf die globale, nationale oder oder fundierte Vermutungen bezüglich der Zielgruppe subnationale Ebene. angestellt werden. Eine erste Analyse ermöglicht ein tieferes Verständnis der relevanten (zwischengeschalteten) Interessen- und Zielgruppen, wobei diese so klar wie möglich identi- fiziert werden. Weitere Kernaspekte bei der Kontextana- lyse sind die Dimensionen und Ursachen von Armut, i Ungleichheit und Ausgrenzung sowie deren Auswirkun- gen. Hierfür müssen verschiedene Dimensionen und Ansätze berücksichtigt werden, die der Abbildung dieser komplexen Phänomene dienen können. Die Verlagerung weg von eindimensionalen bzw. rein monetären hin zu mehrdimensionalen Definitionen und entsprechenden Indikatoren wird theoretisch gemeinhin akzeptiert, in Der mehrdimensionale Ansatz (gegenüber der Praxis jedoch noch nicht flächendeckend umgesetzt. einem eindimensionalen Ansatz) findet seinen Indikatoren, die auf eindimensionalen Messungen be- häufigsten Ausdruck im Index der mehrdimen- ruhen, sind deshalb noch weiterverbreitet und Aspekte sionalen Armut (Multidimensional Poverty Index, der sozialen Ausgrenzung werden häufig nicht berück- MPI), der von der Oxford Poverty and Human sichtigt. Aufgrund begrenzter Ressourcen (Zeit und Development Initiative (OPHI) entwickelt Geld) muss in der Praxis ein Kompromiss zwischen wurde (UNDP/OPHI 2019). Dieser Index erfasst spezifischen, aber gleichzeitig praktikablen Indikatoren mehrere und sich überschneidende Depriva- gefunden werden. tionen sowie deren Intensität. Dabei werden drei Dimensionen erfasst: Gesundheit, Bildung Idealerweise sollte eine Kontext- und Exklusionsanalyse und Lebensstandard. Eine der größten Stärken durchgeführt werden, um Folgendes zu ermitteln: Wer des MPI – neben dem systemischen Ansatz – ist arm, ausgegrenzt oder wurde zurückgelassen (oder besteht darin, dass er an nationale Gegeben- ist hiervon bedroht)? Von was? Warum? Von wem? heiten angepasst werden kann.
Indikatoren für das LNOB-Prinzip 15 Tool 1: Kontext- und Exklusionsanalyse Anwendung dieses Tools: Verwenden Sie die Tabelle unten als Vorlage. Füllen Sie diese aus; optional können Sie eine kurze Zusammenfassung als Fließtext erstellen Dauer: Mehrere Stunden bis mehrere Tage, je nach Vorkenntnis und Verfügbarkeit von Informationen Erforderliche Fähigkeiten: Erfahrung mit/Kenntnisse über Online- und Vor-Ort-Recherchen (und Interviews mit relevanten Stakeholdern sowie der Zielgruppe) Erwarteter Output: Definition der Ziel- und Interessengruppen und ihres Lebensumfelds TABELLE 1: TOOL 1 – KONTEXT- UND EXKLUSIONSANALYSE Beschreibung Fragen Beispiele Indikatoren können Verän- Interventions- Was ist die Interventionsebene des Global, national, subnational oder auf derungen auf verschiedenen ebene Projekts? Projektebene Ebenen messen Indikatoren können für Sektor- oder Sozialschutz, Gesundheit, Bildung, verschiedene Sektoren oder Auf welchen Sektor oder welches themenspezifi- Arbeit, Landwirtschaft, Governance oder Themenbereiche verwendet Thema zielt das Projekt ab? scher Bereich Menschenrechte werden Frauen und Mädchen, Menschen in Wer ist arm, ausgegrenzt oder ländlichen Gebieten, indigene V ölker, wurde zurückgelassen (oder ist ethnische/sprachliche Minderheiten, hiervon bedroht)? Menschen mit Behinderungen, (Was ist die Zielgruppe Migrant*innen, geschlechtsspezifische/ der Intervention?) sexuelle Minderheiten, Jugendliche oder ältere Menschen Städtische versus ländliche Gebie- Gibt es regionale Unterschiede? te, regionale Unterschiede zwischen Bezirken oder Gemeinden Welche Definition von Armut/ Absolute oder relative, eng oder breit Ungleichheit/LNOB ist für den gefasste, (ein- oder mehrdimensionale), jeweiligen Kontext zu empfehlen? vertikale oder horizontale Dimensionen Merkmale der armen/aus- Welche Dimensionen von Armut/ (von Ungleichheit) Exklusions- gegrenzten/zurückgelasse- Ungleichheit/Ausgrenzung gibt es? diagnose nen Menschen und weitere Von was ist die Zielgruppe ausge- Spezifische Märkte, Dienstleistungen Analysen schlossen? oder Orte Diskriminierung, Schocks und Fragilität, Warum? Was ist die Hauptursache Governance/Machtbeziehungen, Gewalt, (oder zugrunde liegende) Ursache von sozioökonomischer Status und/oder Armut/Ungleichheit/Ausgrenzung? Geografie Merkmale der Gruppen, die über Von wem? Zurückgelassene Macht ausüben Wann kommt es zur Ausgrenzung? Zeitpunkt oder Kontext Ausgrenzung innerhalb des eigenen Wo kommt es zur Ausgrenzung? Haushalts Mitspracherecht/Beteiligung an oder Welche Bedürfnisse haben die Zugang zu Märkten, Dienstleistungen Zielgruppen? oder bestimmtem Orten
16 Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann Welche Partner sind für die Ver- ringerung von Armut/Ungleichheit in einem bestimmten Sektor von Auftreten und Merkmale entscheidender Bedeutung, und Zusammen- Organisationen der Zivilgesell- möglicher Kooperations wie wollen sie Armut/Ungleichheit arbeit mit schaft (CSO), Kommunalregierungen, partner*innen für eine (Potenziale) verringern? Partner*innen Geberorganisationen bessere Inklusion Welche Stärken und Schwächen haben diese? Verfügen sie über die notwendigen Kapazitäten zur Armuts- bekämpfung (auf welcher Ebene)? Menschen, die zurück- gelassen werden, leben in mehrdimensionaler Armut Anteil der Menschen (allgemein oder oder jenseits anerkannter Absoluter Erleben die Zurückgelassenen abso- in einer bestimmten Untergruppe), die Mindeststandards, die im Nachteil lute Benachteiligung/Ausgrenzung? unterhalb der absoluten Einkommensar- Hinblick auf Sicherheit, Ein- mutsgrenze von 1,90 USD/Tag leben. kommen, öffentliche Dienst- leistungen, Infrastruktur oder Wohlstand gelten. Menschen, die zurück- Anteil der Haushalte (allgemein oder gelassen wurden, werden in einer bestimmten Untergruppe), die im Vergleich zu anderen Relativer Erleben Zurückgelassene eine relati- unterhalb der relativen A rmutsgrenze Menschen mit Ausgrenzung, Nachteil ve Benachteiligung/Ausgrenzung? leben, z. B. Haushalte, deren E inkommen Diskriminierung und/oder 50 % unter dem durchschnittlichen tief verwurzelten Ungleich- Haushaltseinkommen liegt. heiten konfrontiert. 2.2 Schritt 2: Stufen der ergebnisorientierten Interventionslogik ermitteln: Wie gestaltet sich die Ergebniskette mit Indikatoren? Die Logik einer Entwicklungsmaßnahme sollte sich aus den Ergebnissen zu veranschaulichen, die in Bezug auf einer vollständigen „Theorie des Wandels“ (Theory of Armut, Ungleichheit und die Umsetzung des LNOB- Change, ToC) herleiten und besteht aus Input, Aktivi- Prinzips angestrebt werden. Daher sollte die Perspek- tät/Prozess, Output, Outcome und Impact. Je nach Ver- tive der Zielgruppe (sowie der zwischengeschalteten wendung von Indikatoren können diese den Fortschritt Stakeholder) so weit wie möglich in die Ergebnislogik entlang der gesamten ToC (einschließlich Input und integriert werden. Tool 2 hilft dabei, die Interventionslo- Aktivität/Prozess) messen oder sich nur auf Ergebnisse gik festzulegen, Konzepte zu definieren (Konzeptualisie- (Outputs, Outcomes und Impacts) konzentrieren. Es ist rung) und entsprechende Indikatoren für die Messung von entscheidender Bedeutung, die Beziehung zwischen der Ergebnisse (Operationalisierung) zu formulieren. Tool 2: Identifizierung der Ebene innerhalb der Ergebnislogik (basierend auf Delorme und Chatelain 2011; EC 2012, 2015; EC DEVCO 2017; Gassmann 2010; UNAIDS 2010; UNDP 2003) Anwendung dieses Tools: Beantworten Sie die Fragen in der untenstehenden Tabelle und markieren Sie die (Ergebnis-)Ebene, für die (angemessene) Indikatoren fehlen; erörtern Sie, wie diese Lücken geschlossen werden können, und befolgen Sie bei jedem neuen Indikator, den Sie hinzuzufügen, die 5 Schritte Dauer: 15 Minuten bis 1 Stunde, je nachdem, wie viele adäquate Indikatoren bereits vor- handen sind und je nach Dauer und Tiefe der anschließenden Diskussion Erforderliche Fähigkeiten: Kenntnisse über die zugrunde liegende „Theorie des Wandels“ (ToC) Erwarteter Output: Überblick über bestehende und fehlende Indikatoren je (Ergebnis-)Ebene
Indikatoren für das LNOB-Prinzip 17 TABELLE 2: TOOL 2 – IDENTIFIZIERUNG DER EBENE INNERHALB DER ERGEBNISLOGIK Ergebniskette Beschreibung Fragen Beispiele Input-Indikatoren messen die finanziellen, humanen, materiellen, Was sind die Input-Indikatoren Ausgaben für soziale Sicherung nach administrativen und des Projekts? Funktion (Krankheit/Gesundheit, Input regulatorischen Ressour Sind diese Input-Indikatoren Behinderung, Alter, Hinterbliebene, cen, die zur Umsetzung armuts- und/oder LNOB-/ Familie/Kinder, Arbeitslosigkeit, einer Strategie oder ungleichheitssensibel? Wohnraum und soziale Ausgrenzung) eines Programms benötigt werden Was sind die Prozess- oder Anzahl der Rechtsvorschriften zu Prozess-/Aktivitäts Aktivitätsindikatoren des nichtdiskriminierenden geschlechts indikatoren beziehen sich Projekts? spezifischen Klauseln Prozess/Aktivität auf die Aktivitäten, mit denen Inputs in Outputs Sind diese Prozess-/Aktivitäts- Indikatoren armuts- und/oder Anzahl der durchgeführten Schulungen umgewandelt werden LNOB-/ungleichheitssensibel? für Analphabet*innen Output-Indikatoren Was sind die Output- Anzahl der von Ernährungsunsicherheit messen die unmittel- Indikatoren des Projekts? betroffenen Menschen, die über Sozial- baren und konkreten Output Sind diese Output-Indikatoren transfers Hilfe erhalten, aufgeschlüsselt Auswirkungen der einge- armuts- und/oder LNOB-/ nach Geschlecht, Alter und geografischem setzten Ressourcen und ungleichheitssensibel? Standort ergriffenen Maßnahmen Anteil der Bevölkerung, die von Sozial- Was sind die Outcome-Indika- schutzsystemen abgedeckt ist, aufge Outcome-Indikatoren toren des Projekts? schlüsselt nach Geschlecht, K indern, messen die direkten Outcome Sind diese Outcome-Indikatoren Arbeitslosen, älteren Menschen, Menschen Auswirkungen auf die armuts- und/oder LNOB-/ mit Behinderungen, s chwangeren Frauen, Begünstigten ungleichheitssensibel? Neugeborenen, Opfern von Arbeitsunfällen, Armen und schutzbedürftigen Menschen Armutsanteil oder Verringerung des Impact-Indikatoren Was sind die Impact-Indikatoren Gefälles nach geografischem Standort messen die Auswirkungen des Projekts? Gini-Koeffizient für Einkommensungleichheit Impact der Outcomes und die Sind diese Indikatoren armuts- Anzahl der Menschen, die von schwerer Fortschritte in Bezug auf und/oder LNOB-/ungleichheits- Ernährungsunsicherheit betroffen sind das Gesamtziel sensibel? Index der mehrdimensionalen Armut (MPI) Index der menschlichen Entwicklung (HDI) 2.3 Schritt 3: Indikatortyp: Welcher Indikatortyp ist geeignet? Verschiedenen Indikatortypen erfüllen unterschiedliche verbessert. Doch insbesondere einkommensschwache Anforderungen. Daher ist es wichtig, spezifische Indika- Länder stehen bei der Erfüllung ihrer LNOB-Verpflich- toren anhand einer plausiblen Definition und Methodik tungen im Rahmen der Datenerhebung vor mehreren zu wählen, um so Armut, Ungleichheit oder das LNOB- Hindernissen (ODI 2019). Disaggregierte Daten sind Prinzip zu messen. Viele Organisationen veröffentlichen oft nicht in den Kontexten verfügbar, in denen sie am ihre Entwicklungsindikatoren, die als Grundlage für die wichtigsten wären. In vielen Fällen können die ver- Auswahl von Indikatoren dienen können (Operatio- fügbaren Datensätze und amtlichen Statistiken nicht nalisierung). Ein wichtiger Schritt hin zu einer ange- aufgeschlüsselt werden, weil die entsprechenden (ho- messenen Darstellung von Armut, Ungleichheit und rizontalen) Kategorien (z.B. die Merkmale armer und/ des LNOB-Prinzips ist die Disaggregation (Aufschlüs- oder zurückgelassener Gruppen) bei der Datenerhebung selung) der verfügbaren und neu erhobenen Daten in nicht erfasst wurden. In einigen Fällen ist die disaggre- mehreren Dimensionen (z. B. Geschlecht, Alter, Region gierte Datenerhebung von politischen Entscheidungsträ- usw.). In den letzten Jahren hat sich die Verfügbarkeit ger*innen unerwünscht. Daher sollten alle Regierungen von Daten aus Haushaltserhebungen erfreulicherweise und internationale Organisationen Ressourcen bereit-
18 Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann stellen, um die Verfügbarkeit aufgeschlüsselter Daten zu oder diskriminierte Gruppen nur schwer zu erreichen, verbessern und so erzielte Fortschritte in den Bereichen beispielsweise aufgrund früherer schlechter Erfahrungen LNOB, Armutsbekämpfung und Verringerung der Un- mit Behörden und/oder öffentlichen Institutionen oder gleichheit zu überwachen (OECD 2017). aufgrund geografischer Einschränkungen. Allerdings kommt es entscheidend darauf an, diese Gruppen (und Insgesamt ist es von entscheidender Bedeutung, dass arme Gruppen im Allgemeinen) aktiv in die Datenerhe- die Indikatoren spezifisch für die Zielgruppe und/oder bungsprozesse einzubeziehen und, wann und wo immer Zielregion sowie für die Messung von Armut/Ungleich- möglich, partizipative Ansätze zu verfolgen. Besonders heit/Ausgrenzung sind. Bei der Auswahl und Gestaltung wichtig ist es, dass die jeweiligen Ziel- und Interessen- von zielgruppensensiblen Indikatoren ist es wichtig, eine gruppen die Erhebungsinstrumente und die entsprechen- Methodik dafür zu entwickeln, wie die Veränderungen den Indikatoren akzeptieren und gutheißen. Idealerweise für die jeweilige Zielgruppe erfasst und operationa- werden Zielgruppen in die Gestaltung der Indikatoren lisiert werden können. Oft sind marginalisierte und/ einbezogen (UNDP 2006: 8; GIZ 2014a: 18). ABBILDUNG 3: ÜBERBLICK ÜBER DIE INDIKATORTYPEN Allgemeine Armutsspezifische Ungleichheits LNOB-spezifische Indikatortypen Indikatortypen spezifische Indikatortypen Indikatortypen explizit absolut/relativ armutsspezifisch/ implizit Ungleichheit des gezielt/fokussiert armutsspezifisch Ergebnisses (Outcome)/ objektiv/subjektiv Chancenungleichheit absolute Armut/ Fluss (flow)/ relative Armut disaggregiert Bestand (stock) nationale/ vertikale additiv/ internationale Ungleichheit/ disaggregiert Armutsgrenzen horizontale Ungleichheit Indikatoren für eindimensional/ Unterschiede mehrdimensional mehrdimensionale zwischen Gruppen Armut (Median)
Indikatoren für das LNOB-Prinzip 19 Tool 3: Identifizierung des Indikatortyps Anwendung dieses Tools: Verwenden Sie die folgende Tabelle als Vorlage, um Ihre Indikatoren zu überprü- fen und weitere Fragen/Kriterien aus der Übersicht über die Indikatortypen (siehe Abbildung 3 oben) hinzuzufügen, insofern dies für den Projektkontext geeignet und relevant ist. Dauer: 10 – 30 min pro Indikator Erforderliche Fähigkeiten: Keine Erwarteter Output: Bewertung des (bestehenden/neu entworfenen) Indikators anhand mehrerer Kriterien TABELLE 3: TOOL 3 – IDENTIFIZIERUNG DES INDIKATORTYPS Fragen: Ist der Indikator auf eine Gruppe/Untergruppen, z. B. Männer oder Frauen, ausgerichtet oder fokussiert? Wurden zurückgelassene Gruppen ausdrücklich berücksichtigt, z. B. junge Mütter, Menschen mit Behinderungen, landlose und Bäuer*innen, Binnenflüchtlinge? Targeting Wurde die „Geografie der Armut [/Ungleichheit]“ (Shepherd 2019: 11) berücksichtigt? Zum Beispiel, indem man insbesondere Landbesitzer*innen mit marginalen, trockenen oder hoch- wassergefährdeten Flächen oder die Entfernung der Menschen zu öffentlichen Dienstleistun- gen berücksichtigt hat? Beispiel: Anteil der Frauen, die Genitalverstümmelungen unterzogen wurden, 2004–2006 (UN Women 2019). Frage: Welches Maß an Desaggregation ist erforderlich, um die Veränderungen zu messen, die bei den relevanten, von Armut/Ungleichheit/LNOB betroffenen (Unter-)Gruppen erzielt wurden? Disaggregation Kann oder könnte der Indikator Informationen über Untergruppen liefern und Ver- gleichsmöglichkeiten bieten? Beispiel: Anteil der Menschen, die mit weniger als 50 % des Medianeinkommens leben, nach Geschlecht, Alter und Menschen mit Behinderungen (UN 2017, Indikator 10.2.1). Frage: Vergleicht der Indikator zurückgelassene Gruppen mit dem Median der Gesamtbevölke- Gruppenunterschied rung? (Median) Schließen zurückgelassene Gruppen zum Rest der Bevölkerung auf? Beispiel: Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens der unteren 40 % der Bevölkerung und der Gesamtbevölkerung (UN 2017, Indikator 10.1.1). Frage: Ganzheitlicher Ansatz Erfassen die Indikatoren mehrdimensionale Deprivationen (Mangel an Geld, Ressourcen, Gesundheit, Bildung, Gewalt, Partizipation, Isolation/Diskriminierung usw.)? Fragen: Partizipativer Wie kann/können die Zielgruppe/n an der Festlegung von Indikatoren beteiligt werden? Ansatz Können sie sich direkt oder indirekt über einen Vermittler beteiligen? War der Partner (z. B. Land oder Organisation) an der Gestaltung des Indikators beteiligt?
20 Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann 2.4 Schritt 4: SMARTer Indikator: Was macht einen guten Indikator aus? Ein guter Indikator sollte so SMART wie möglich der Beurteilung der Zweckdienlichkeit und Praxistaug- sein und alle fünf Kriterien erfüllen, für die das Akro- lichkeit abhängig ist, müssen nicht alle Fragen positiv nym steht: specific (spezifisch), measurable (messbar), beantwortet werden. Gute armuts-, ungleichheits- und attainable (erreichbar), relevant und trackable (nachver- LNOB-sensible Indikatoren sollten so spezifisch wie folgbar). Allerdings erfüllen nicht alle Indikatoren die möglich sein (z. B. gezielte und/oder disaggregierte Indi- SMART-Kriterien in gleicher Weise. Die Fragen in Tool katoren) und in der Praxis messbar bleiben, insbesondere 4 können bei der Beurteilung helfen und den Indikator dann, wenn die Ressourcen knapp sind. SMARTer gestalten. Da die Wahl eines Indikators von Tool 4: SMARTener Anwendung dieses Tools: Beantworten Sie die untenstehenden Fragen, um zu überprüfen, ob der Indikator/ die Indikatoren die smarten Kriterien erfüllt/erfüllen und nehmen Sie bei Bedarf Anpassungen vor. Dauer: 15 – 30 min pro Indikator Erforderliche Fähigkeiten: Keine Erwarteter Output: SMARTe(re) Indikatoren
Indikatoren für das LNOB-Prinzip 21 ABBILDUNG 4: TOOL 4: SMARTENER Ist klar, was gemessen wird? Wurde das geeignete Maß an Disaggregation festgelegt? Erfasst der Indikator die Essenz des Ein Indikator ist spezifisch, gewünschten Ergebnisses? Spezifisch wenn er präzise formuliert und Ist der Indikator spezifisch genug, um messbar ist. die Fortschritte bei der Erreichung des Ergebnisses zu messen? Erfasst er Unterschiede zwischen Bereichen und Personengruppen? Sind Änderungen objektiv nachprüfbar? Wird der Indikator wünschenswerte Veränderungen anzeigen? Der Indikator muss (leicht) Ist er ein zuverlässiger und klarer messbar sein und zuverlässige Maßstab für Ergebnisse? Messbar Daten liefern, unabhängig von Reagiert er auf Änderungen an Strategien und Programmen? der Person, die die Messung vornimmt. Sind die Interessengruppen sich darüber einig, was genau zu messen ist? Ist eine praktikable Überwachung des Indikators möglich? Das festgelegte Anspruchsniveau des Indikators muss erreichbar sein. Wenn das Anspruchsniveau zu niedrig angesetzt ist, kann der Indikator zwar offensicht- Welche Veränderungen sind infolge liche Ergebnisse nahelegen, der Hilfsmaßnahme zu erwarten? Erreichbar jedoch nicht die Effektivität der Ist das Ergebnis bzw. sind die geplanten Intervention demons- Ergebnisse realistisch? trieren. Die Erfüllung eines Indikators sollte eine gewisse Anstrengung erfordern. Die Informationen, die der Erfasst der Indikator die Essenz des Indikator liefert, müssen für die gewünschten Ergebnisses? Entscheidungsträger wichtig sein. Ist er für die erwarteten Outputs und Relevant Es sollten nur Indikatoren ver- Outcomes relevant? wendet w erden, deren Ergebnisse Ist der Indikator plausibel mit dem für die Intervention relevant sind. Tätigkeitsbereich verbunden? Die Informationen des Indikators müssen rechtzeitig verfüg- Sind Daten tatsächlich zu vernünftigen bar sein. Um dies zu erreichen, Kosten und mit vertretbarem Aufwand Nachverfolgbar/ müssen Fristen für die Errei- verfügbar? chung der Ziele gesetzt werden. Sind die Datenquellen bekannt? zeitgebunden Das können Zwischenfristen (wie Gibt es einen Plan für die Überwachung Meilensteine) oder der Stand bei des Indikators? Abschluss der Intervention sein.
22 Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann 2.5 Schritt 5: Planung der Datenerhebung für Indikatoren und Monitoring: Welche Art von Daten ist erforderlich? Indikatoren erfordern einen Ausgangswert, einen Ziel- Wenn vorhandene Indikatoren und verfügbare Sekun- wert und einen Zeitrahmen, um die Ergebnisse einer därdaten verwendet werden, können bei der Erhebung Entwicklungsmaßnahme zu überprüfen und die Verän- von Primärdaten Kosten, Zeit und Aufwand eingespart derungen aufzuzeigen, die im Laufe der Zeit erzielt wur- werden. Allerdings sind die vorhandenen Indikatoren den. Zu Monitoring-Zwecken müssen bei der Planung manchmal veraltet oder nicht flächendeckend für alle von Datenerhebungen außerdem die Beobachtungs- Länder oder den jeweiligen Projektbereich verfügbar. häufigkeit, die Verantwortlichkeit für das Monitoring Wenn verschiedene Datenquellen genutzt werden, sowie die Datenquelle festgelegt werden. Hierfür kann erhöht dies außerdem den Zeitaufwand bei der Identi- ein Indikator-Definitionsblatt oder ein Monitoring-Plan fizierung und Zusammenfassung adäquater Sekundär- verwendet werden, der Informationen zu Stichproben- daten. Wenn der Indikator auf Sekundärdaten aus größe, Erhebungsverfahren, Einschränkungen und Partnersystemen beruht, sollten der Zeitplan und der die voraussichtlichen Kosten der Indikatoren enthält Umfang der regelmäßigen Datenerhebung mit der Pro- (UNDP 2003). jektagenda abgestimmt werden. Darüber hinaus stellen die Datentriangulation oder die Methodentriangulation Die Effizienz des Monitoring-Systems muss von Anfang wünschenswerte Schritte bei der Datenerhebung dar, an, d.h. bereits in der Planungsphase, berücksichtigt z.B. ein Vergleich zwischen administrativen Daten (nach werden. Daher müssen verschiedene Faktoren wie Kos- Fachressort) und repräsentativen Haushaltserhebungen ten und Nutzen eingehend geprüft werden – je nach- und/oder Daten, die mittels qualitativer Forschungsins- dem, welche Daten erfasst werden und welche Daten trumente erhoben werden (partizipative Bewertungen bereits vorhanden sind. Generell können detailliertere oder soziologische Erhebungen auf Grundlage halb- und aufgeschlüsselte Indikatoren dazu führen, dass die strukturierter Befragungen von wichtigen Stakeholdern Kosten der Datenerhebung und -analyse höher ausfallen. oder Vertretern der Zielgruppe). Tool 5: Datenerhebungs- und Monitoring-Plan (basierend auf UNDP 2003, UNAIDS 2010) Anwendung dieses Tools: Beantworten Sie die Fragen in der nachstehenden Tabelle (im Team) und füllen Sie das Indikator-Definitionsblatt und den Monitoring-Plan aus, idealerweise bereits im Rahmen der Projektplanung oder bei Beginn eines neuen Projekts (siehe Anhang 1), oder optimieren Sie bereits bestehende Datenerhebungs- und Monitoring-Pläne so früh wie möglich bei der Projektdurchführung Dauer: 2 – 3 Stunden Erforderliche Fähigkeiten: Detaillierte Kenntnisse über Projekt, Kontext und Team(-mitglieder) Erwarteter Output: Datenerhebungs und Monitoring-Plan
Indikatoren für das LNOB-Prinzip 23 TABELLE 4: TOOL 5 – DATENERHEBUNGS- UND MONITORING-PLAN Monitoring Plan Beschreibung Fragen Beispiele Situation vor einem Wie stellt sich die Situation vor Programm oder einer Beginn eines Programms oder Ausgangslage: 65 % der Kinder Ausgangslage Maßnahme und Aus- einer Maßnahme (basierend mit Behinderungen besuchen im gangspunkt für das auf vorhandenen Daten oder Jahr 2002 eine Schule Wirkungsmonitoring Schätzungen) dar? Zwischen Ausgangs- lage und Ziel kann Ein gutes Ergebnis ist es, wenn es mehrere Meilen- Welche Meilensteine spiegeln die 70 % der Kinder mit einer Meilensteine steine geben, die erwartete Leistung in regelmäßigen Behinderung bis Ende 2003 bzw. erwartete Leistungen Abständen wider? 75 % bis Ende 2004 eine Schule in bestimmten Zeit- besuchen abständen festlegen. Welche Ziele sollen am Ende des Erwartete Situation am Im Jahr 2005 sollen 80 % der Programms erreicht worden sein Ziel Ende eines Programms Kinder mit Behinderung eine (in Verbindung mit den jeweiligen oder einer Aktivität Schule besuchen Zielgruppen)? Name der für die Verantwort- Wer ist für die Messung von Messung verantwort- liche*r für das Armut/Ungleichheit/LNOB Name der Person oder Abteilung lichen Person oder Monitoring zuständig? Abteilung Beobachtungen zu be- Wie häufig werden die Beobachtun- Häufigkeit der stimmten Zeitpunkten gen der Zielgruppe durchgeführt? Zwischen 2002 und 2005 Beobachtung oder innerhalb eines Wie sieht der Zeitplan des Projekts (jährlich) und Zeitrahmen bestimmten Zeitraums aus? Welche Daten werden für das Monitoring verwendet? Werden Ergebnisse in den Bereichen Armut/Ungleichheit/ LNOB anhand verschiedener Daten- quellen und Erhebungsmethoden quantifiziert und qualifiziert? Verwaltungsunterlagen der Welchen Mehrwert bieten Kundenbetreuung (Client Service), Vergleiche mit Kontrollgruppen Umfragen, Fragebögen zu Sensi (siehe GIZ 2014a: 18ff)? bilisierung/Einstellung, Sach- verständigengruppen, geschulte Welche Konsultationsverfahren Quelle/Tool Primär- oder Beobachter*innen, Zielgruppen unter Einbeziehung mehrerer für die Sekundärdaten und Interviews mit Schlüssel- Stakeholder gibt es bereits? Datenerhebung informant*innen, Verhaltens- Welche Daten (Haushaltserhebungen, überwachung, Bilder/Daten von Volkszählungen, zuverlässige Satelliten/Drohnen, Management- administrative Daten der nationalen und Verwaltungsdaten, Daten von Partner usw.) werden bereits CSOs, Erhebung von Mobilfunk- erfasst und sind verfügbar (Qualität, daten in Echtzeit Umfang, Funktion, Tiefe, Zeitrahmen)? Wie unterstützen die erhobenen Sekundärdaten die Entwicklung des Projekts? Müssen Primärdaten erhoben werden?
24 Zusammenfassung 3. Beispiele für gute Indikatoren zur Messung von Armut, Ungleichheit und des LNOB-Prinzips
Indikatoren für das LNOB-Prinzip 25 Viele internationale Institutionen veröffentlichen ihre Die folgenden beispielhaften Indikatoren sind in sechs Indikatoren im Internet. Die zugrunde liegenden Daten- Sektoren unterteilt. Jeder Indikator wurde als Beispiel sätze sind in einigen Fällen offen zugänglich, aber die für einen guten Indikator für mindestens eines der drei Möglichkeiten der Disaggregation oftmals begrenzt. Schwerpunktthemen Armut, Ungleichheit und LNOB Außerdem lässt sich beobachten, dass aus den offiziellen ausgewählt. Darüber hinaus gehen aus der nachfolgen- Indikatorbezeichnungen nicht immer hervorgeht, ob den Tabelle die Interventionsebene sowie die Beobach- eine Disaggregation möglich ist. Aufschluss über das tat- tungseinheit hervor. Auf der Interventionsebene lassen sächliche Potenzial für eine Disaggregation geben häufig sich Veränderungen messen und Schlussfolgerungen vielmehr die methodischen Anmerkungen zu Indikato- ziehen, so z.B. im Hinblick auf die Bevölkerung auf der ren oder die Indikator-Definitionsblätter (DFID 2016; nationalen, regionalen oder lokalen Ebene oder eine EC 2019) sowie die zugrunde liegenden Datensätze. Die bestimmte Zielgruppe auf der jeweiligen Projektebene. folgende Tabelle enthält gute Beispiele für Armuts-, Un- Die Beobachtungseinheit bezieht sich auf die separa- gleichheits- und LNOB-Indikatoren in verschiedenen te Einheit, von der Daten erhoben werden, z.B. von Sektoren und basiert auf bereits bestehenden Indikato- Einzelpersonen, Haushalten, dem National- oder dem ren verschiedener Organisationen (u. a. Weltbank, ver- Bundesstaat. Sie kann Hinweise auf das Disaggregations- schiedene UN-Institutionen, EU, GIZ, DEZA, DFID, potenzial liefern. SIDA und Save the Children). Bitte beachten Sie, dass diese Beispiele keineswegs erschöpfend sind und nicht alle Sektoren und/oder Ebenen abdecken. Sie können jedoch als Ausgangspunkt und/oder Inspiration für die Formulierung und Weiterentwicklung aussagekräftiger Indikatoren verwendet werden.
26 Beispiele für gute Indikatoren zur Messung von Armut, Ungleichheit und des LNOB-Prinzips TABELLE 5: BEISPIELE FÜR SEKTORSPEZIFISCHE INDIKATOREN Interven- Schwerpunkthemen Beobach- tionsebene tungseinheit (Ebene, auf (Ebene, auf Indikator der Schluss- Un der Daten Armut LNOB folgerungen gleichheit erhoben gezogen werden) werden) Sozialschutz (einschließlich Steuerpolitik und Governance) Armutsbekämpfung (basierend auf der Armutsquote): Die Armutsquote hat sich X aufgrund sozialer Schutz- Dieser Indikator ist zielgerich- programme um xy % Einzel tet und könnte weiter nach den verändert (von X % der personen/ Merkmalen der zurückgelasse- Bevölkerung (vor dem Haushalte nen Gruppe(n) aufgeschlüsselt Transfer) auf Y % der Projektebene (Menschen X werden, sofern die entsprechen- Bevölkerung (nach dem unterhalb den Daten verfügbar sind/erho Transfer), die unterhalb der der Armuts- ben werden (z. B. Senkung der Armutsgrenze leben). grenze) Armutsquote bei Frauen, älteren Basierend auf der Menschen oder Minderheiten). ASPIRE-Datenbank (Weltbank 2020a) Schließung der Armutslücke (basierend auf dem Armuts- lückenindex): X Dieser Indikator ist zielgerich- Die Armutslücke konnte mit Einzel tet und könnte weiter nach den Sozialschutzprogrammen personen/ Merkmalen der zurückgelassenen um xy % verringert werden Haushalte Gruppe(n) aufgeschlüsselt wer- (von X % der Bevölkerung Projektebene (Menschen X den, sofern die entsprechenden (vor dem Transfer) auf Y % unterhalb Daten verfügbar sind/erhoben der Bevölkerung (nach dem der Armuts- werden (z. B. Verringerung der Transfer), die unterhalb der grenze) Armutslücke bei Frauen, älteren Armutsgrenze leben). Menschen oder Minderheiten). Basierend auf der ASPIRE- Datenbank (Weltbank 2020a) X Prozentualer Rückgang der Dieser Indikator ist zielgerichtet Armutsquote in städtischen und nach städtischen/ländlichen Einzel und ländlichen Gebieten. Gebieten aufgeschlüsselt. Er könn- personen/ te weiter nach anderen Merkmalen Prozentuale Verringerung der Haushalte Regionale der zurückgelassenen Gruppe(n) Armutslücke in städtischen (Menschen X X Ebene aufgeschlüsselt werden, sofern die und ländlichen Gebieten. unterhalb entsprechenden Daten verfügbar Basierend auf Weltbank der Armuts- sind/erhoben werden (z. B. Senkung 2019b, 2019c, 2020a; EC grenze) der Armutsquote/Verringerung der DEVCO 2017 Armutslücke bei Frauen, älteren Menschen oder Minderheiten).
Indikatoren für das LNOB-Prinzip 27 Interven- Schwerpunkthemen Beobach- tionsebene tungseinheit (Ebene, auf (Ebene, auf Indikator der Schluss- Un der Daten Armut LNOB folgerungen gleichheit erhoben gezogen werden) werden) Sozialschutz (einschließlich Steuerpolitik und Governance) X Für den Fall, dass die Zielgruppe Der durchschnittliche aus zurückgelassenen Gruppen Nutzen für die Zielgruppe besteht, ist dieser Indikator auf sozialer Schutzmaßnahmen LNOB ausgerichtet. Die Zielgruppe Einzel – als Anteil des Median- könnte weiter nach Untermerk personen/ einkommens – hat sich um Projektebene X X malen der zurückgelassenen Haushalte xy % erhöht (von X LCU auf Gruppe(n) aufgeschlüsselt (Begünstigte) Y LCU). werden, sofern die entsprechen- Basierend auf ILO 2017: den Daten verfügbar sind/erhoben 201 werden (z. B. Frauen, ältere Men- schen, Minderheiten, Menschen in extremer Armut). Nutzen-Inzidenz: Der pro- X zentuale Anteil der Sozial- Dieser Indikator ist auf das schutzleistungen, die dem ärmste Quintil ausgerichtet und ärmsten Quintil zugutekom- berücksichtigt das LNOB-Prinzip. men (im Verhältnis zu den Einzel Er könnte weiter nach anderen gesamten Leistungen, die Nationale personen X X Merkmalen der zurückgelassenen in die Bevölkerung fließen), Ebene (Begünstigte) Gruppe(n) aufgeschlüsselt wer- hat sich um xy % erhöht den, sofern die entsprechenden (von X auf Y LCU). Daten verfügbar sind/erhoben Basierend auf der werden (z. B. Frauen, ältere Men- ASPIRE-Datenbank der schen oder Minderheiten). Weltbank 2020a Anteil der Bevölkerung, der von Sozialversicherungs X systemen abgedeckt ist Die Zielgruppe der Sozialver- (Entgeltniveau/Umfang der sicherungssysteme ist nicht Dienstleistungen/Leistun- klar definiert. Dieser Indikator gen), aufgeschlüsselt nach Einzel schlüsselt die Begünstigten Altersgruppen, Geschlecht, Projektebene personen X nach Merkmalen der zurück- Bildung, Region und Einkom- (Begünstigte) gelassenen Gruppe(n) auf, men (horizontale Dimensio- sofern die entsprechenden Daten nen der Ungleichheit). verfügbar sind/erhoben werden Basierend auf dem (z. B. Altersgruppen, Geschlecht, CRI-Index von Oxfam in Bildung, Region und Einkommen). Oxfam 2018
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