Indikatoren für das LNOB-Prinzip - Eine Indikatoren-Toolbox, um im Kampf gegen Armut und Ungleichheit niemanden zurückzulassen Praktischer ...

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Indikatoren für das LNOB-Prinzip   1

Indikatoren für das LNOB-Prinzip
Eine Indikatoren-Toolbox, um im Kampf gegen Armut und Ungleichheit
niemanden zurückzulassen
Praktischer Leitfaden für Projektentwickler*innen und Projektdurchführende
Indikatoren für das LNOB-Prinzip - Eine Indikatoren-Toolbox, um im Kampf gegen Armut und Ungleichheit niemanden zurückzulassen Praktischer ...
Als Bundesunternehmen unterstützt die GIZ die deutsche Bundesregierung
bei der Erreichung ihrer Ziele in der Internationalen Zusammenarbeit für
nachhaltige Entwicklung.

Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

Sitz der Gesellschaft
Bonn und Eschborn

Friedrich-Ebert-Allee 32 + 36
53113 Bonn
T +49 228 44 60-0
F +49 228 44 60-17 66

Dag-Hammarskjöld-Weg 1 - 5
65760 Eschborn
T +49 61 96 79-0
F +49 61 96 79-11 15

E info@giz.de
I www.giz.de

Autor:
Franziska Denz, Camilla Huys, Stefan Silvestrini

Design/Layout:
DIAMOND media GmbH, Neunkirchen-Seelscheid

Fotonachweise/Quellen:
shutterstock.com

Im Auftrag des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ),
Referat 410: Agenda 2030, Entwicklungsfinanzierung, Reduzierung von Armut und Ungleichheit
Johanna Hauf
Bonn

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, nach FSC-Standards zertifiziert.

Bonn, 2021

Danksagung
Dieser Leitfaden wurde gemeinsam vom Sektorvorhaben „Reduzierung von Armut und Ungleichheit in der Agenda 2030“ der Deutschen Gesellschaft
für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) herausgegeben. Er basiert
auf ­Forschungsarbeiten von Franziska Denz, Camilla Huys und Stefan Silvestrini. Die Erstellung des Leitfadens wurde von Maria Krisch (GIZ) Janine
Gunzelmann (GIZ) und Lorenz Ullein (GIZ) koordiniert. Die Beiträge und Kommentare von Franziska Denz (GOPA) und Stephanie Guha (DEZA) sowie die
Gespräche mit ihnen waren ebenfalls von unschätzbarem Wert.
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Indikatoren für das LNOB-Prinzip
Eine Indikatoren-Toolbox, um im Kampf gegen Armut und Ungleichheit
niemanden zurückzulassen
Praktischer Leitfaden für Projektentwickler*innen und Projektdurchführende
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4   Table des matières

    INHALT

    Zusammenfassung                                                                          6

    1.     Einleitung: Warum sollten wir Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen?    9
    1.1    Methodik                                                                         11
    1.2    Konzepte                                                                         11
    1.3    Geschlechtersensibilität                                                         11

    2.    Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann:
          Schritte und Tools für die ­Gestaltung guter Indikatoren                          12
    2.1	Schritt 1: Kontextanalyse: Welche Gruppen sind arm oder werden anderweitig
          ­zurückgelassen?                                                                  14
    2.2	Schritt 2: Stufen der ergebnisorientierten Interventionslogik ermitteln:
           Wie gestaltet sich die Ergebniskette mit Indikatoren?                            16
    2.3 Schritt 3: Indikatortyp: Welcher Indikatortyp ist geeignet?                         17
    2.4	Schritt 4: SMARTer Indikator: Was macht einen guten Indikator aus?                 20
    2.5 	Schritt 5: Planung der Datenerhebung für Indikatoren und Monitoring:
           Welche Art von Daten ist erforderlich?                                           22

    3.     Beispiele für gute Indikatoren zur ­Messung von Armut, Ungleichheit und des
           LNOB-Prinzips                                                                    24

    4.     Empfehlungen zur Verbesserung von Indikatoren und F
                                                             ­ ragen zur Reflexion          41

    Quellenangaben                                                                          45

    Anhang		                                                                                51
        Anhang 1: Indikator-Definitionsblatt und Monitoring-Plan                            51
Indikatoren für das LNOB-Prinzip   5

ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Konzepte                                                                                    11
Abbildung 2: Übersicht über Schritte und Tools                                                           13
Abbildung 3: Überblick über die Indikatortypen                                                           18
Abbildung 4: Tool 4: SMARTener                                                                           21
Abbildung 5: Empfehlungen für Projektentwickler*innen und -durchführende                                 43
Abbildung 6: Reflexionsfragen                                                                            44

TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Tool 1 – Kontext- und Exklusionsanalyse                                                       15
Tabelle 2: Tool 2 – Identifizierung der Ebene innerhalb der Ergebnislogik                                17
Tabelle 3: Tool 3 – Identifizierung des Indikatortyps                                                    19
Tabelle 4: Tool 5 – Datenerhebungs- und Monitoring-Plan                                                  23
Tabelle 5: Beispiele für sektorspezifische Indikatoren                                                   26

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
CSO         Zivilgesellschaftliche Organisation (Civil Society Organization)
DFID        Department for International Development (Vereinigtes Königreich), jetzt: UK AID
EC (DEVCO)	Generaldirektion Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung der Europäischen Kommission
FAO	Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organi-
            zation of the United Nations)
GIZ	Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
d. h.       das heißt
ILO         Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organization)
LCU         Lokale Währungseinheit (Local Currency Unit)
LNOB        Niemanden zurücklassen (Leave No One Behind)
MFI         Index der mehrdimensionalen Armut
ODI         Overseas Development Institute (London)
OECD        Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
OPHI        Oxford Poverty and Human Development Initiative
DEZA        Schweizerische Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit
SIDA        Schwedische Behörde für internationale Entwicklungszusammenarbeit
UK AID      Department for International Development (Vereinigtes Königreich), ehemals DFID
UN/UNO      Vereinte Nationen/Organisation der Vereinten Nationen
UN DESA     Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen
UNAIDS      Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids
UNICEF      Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
UNDP        Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen
UNSD        United Nations Statistics Division
UNSDG       Entwicklungsgruppe der Vereinten Nationen
WFP         Welternährungsprogramm
WHO         Weltgesundheitsorganisation
6   Zusammenfassung

                      Zusammen-
                      fassung
Indicators Matter to LNOB     7

Indikatoren sind von großer Bedeutung, um bei der          bieten sowohl bei Entwicklungsprojekten als auch in der
Armutsbekämpfung (SDG 1) und der Verringerung von          Politik eine solide Grundlage für evidenzbasierte Ent-
Ungleichheit (SDG 10) dem LNOB Prinzip Rechnung            scheidungsfindung.
zu tragen („Niemanden zurücklassen“). Hierzu hat sich
die internationale Staatengemeinschaft im Rahmen der       Es bedarf jedoch zusätzlicher Anstrengungen, um Indi-
Agenda 2030 verpflichtet. Als quantitative oder qualita-   katoren zu entwickeln und anzuwenden, mit denen jene
tive Variablen stellen Indikatoren eine Möglichkeit dar,   Fortschritte gemessen werden können, die im Rahmen
die Zielerreichung in der Entwicklungszusammenarbeit       von Entwicklungsprojekten zugunsten zurückgelassener
zu messen. Mit diesen Indikatoren kann also aufgezeigt     Bevölkerungsgruppen erzielt wurden. Diese Studie ver-
und nachverfolgt werden, ob Entwicklungsmaßnahmen          steht sich als Toolbox und als praktischer Leitfaden, der
arme und zurückgelassene Bevölkerungsgruppen in ver-       Projektentwickler*innen und Projektdurchführenden
schiedenen Kontexten tatsächlich erreichen. Was gemes-     dabei hilft, ihre Indikatoren armuts-, ungleichheits- und
sen wird, wird auch eher angegangen - denn Indikatoren     LNOB-sensibel auszurichten und damit zu stärken. Mit

5 SCHRITTE UND TOOLS, UM SINNVOLLE INDIKATOREN FÜR ARMUT,
UNGLEICHHEIT UND LNOB ZU GESTALTEN:
                 Kontextanalyse                                             Kontext- und Exklusionsanalys
                 Definition des Sektors; Interventions-                     Detaillierte Zielgruppenanalyse, um fest-
SCHRITT 1        ebene; Merkmale der zurückgelasse-          TOOL 1         zustellen, wer arm ist oder wann, wo, von
                 nen Menschen usw.                                          wem, von was und aus welchen Gründen
                                                                            ausgegrenzt oder zurückgelassen wird
                                                                            (oder hiervon bedroht ist)

                 Definition der Ebene innerhalb                             Identifizierung der Ebene innerhalb
                 der Ergebnislogik                                          der Ergebnislogik
SCHRITT 2
                 Bestimmung der Indikatoren entlang
                                                            TOOL 2          Check-up-Fragen zur ­(Neu-)­Definition
                 der Ergebniskette auf der Ebene von                        der Interventionslogik und ­Ergebniskette
                 Output (Leistungen), Outcome (mittel-
                 fristige Wirkung) oder Impact (lang-
                 fristige gesellschaftliche Wirkung)

                 Auswahl des Indikatortyps                                  Identifizierung des Indikatortyps­
                 Auswahl geeigneter Indikatortypen                          Identifizierung von armuts-/­
SCHRITT 3        wie absolut vs. relativ, objektiv vs.      TOOL 3          ungleichheits-/LNOB-sensiblen
                 subjektiv, eindimensional vs. mehr­                        ­Indikatortypen nach mehreren Kriterien
                 dimensional usw.

                 Indikatoren SMARTer gestalten                              SMARTener
                 Gestaltung der Indikatoren so, dass                        Checkliste, um sicherzustellen, dass
SCHRITT 4        sie spezifisch, messbar, erreichbar,       TOOL 4          der Indikator so SMART wie möglich ist
                 relevant und nachverfolgbar sind

                 Planung der Datenerhebung und                              Datenerhebungs- und Monitoring-Plan
                 Monitoring                                                 Tabellenkalkulation, aus der ­Ausgangswerte,
SCHRITT 5                                                   TOOL 5          Meilensteine, Ziele, die Verantwortung für
                 Planung der Ziele, Monitoring und
                 Auswahl von Datenquellen oder                              das Monitoring, der Zeitrahmen und die
                 ­Erhebungsmethoden                                         Quellen für die Datenerhebungen hervorgehen
8   Zusammenfassung

    diesen verbesserten Indikatoren können Fortschritte        geschaffen. Die hier vorliegenden Leitlinien konzent-
    gemessen und Maßnahmen effektiv umgesetzt werden,          rieren sich deshalb auf eine Auswahl beispielhafter und
    damit bei der Bekämpfung von Armut und Ungleichheit        sektorspezifischer Indikatoren, mit denen Fortschritte
    niemand zurückgelassen wird.                               gemessen werden können, die in den drei Schwerpunkt-
                                                               bereichen – Armut, Ungleichheit und LNOB – erzielt
    Beispiele für bewährte Verfahren: Der wachsende Kor-       wurden. Diese Indikatoren werden außerdem mit Bei-
    pus an bestehenden Indikatoren verschiedener Organi-       spielen ergänzt, um ihre Bedeutung und ihr Potenzial
    sationen (z. B. GIZ, DEZA, UK AID, AIDS, Weltbank          bei der Messung von Armut, Ungleichheit und/oder des
    oder die UN) hat einen gangbaren Ausgangspunkt für         LNOB-Prinzips zu verdeutlichen.
    die kontextspezifische Anpassung und Verfeinerung

     ANWENDUNG
                                       1.	Leser mit einem allgemeinen Interesse an den Themen Armut,
    ­DIESER TOOLBOX
                                           ­Ungleichheit und LNOB können mit
                                       		     Kapitel 1 beginnen, das Hintergrundinformationen zu den drei
                                               ­Konzepten enthält.
                                       		In Kapitel 2 wird außerdem erläutert, wie diese Konzepte gemessen
                                                werden können.

                                       2.Für Projektentwickler*innen hält diese Toolbox praktische Leitlinien und
                                          Tools bereit, um die Projektaktivitäten auf die anvisierte Zielgruppe
                                          auszurichten und sicherzustellen, dass die gewünschten Ergebnisse auf
                                          logische Weise mit den geplanten Aktivitäten verknüpft sind. In Kapitel
                                          2, 3 und 4 werden:
                                       		     die Schritte und Tools dargelegt, mit denen Projektaktivitäten auf die
                                               anvisierte Zielgruppe ausgerichtet und die notwendigen Bedingungen
                                               für die Messung der Ergebnisse geschaffen werden (Kapitel 2).
                                       		Beispiele für Indikatoren gegeben, die sowohl als Inspiration
                                               dienen, aber auch je nach Projektkontext weiterentwickelt werden
                                               können (Kapitel 3).
                                       		      Empfehlungen zur Verbesserung der Indikatoren (Kapitel 4) gegeben.

                                       3.Projektdurchführende können diese Toolbox als praktischen L­ eitfaden
                                          nutzen, um zu überwachen und zu beurteilen, ob und wie ein Projekt jene
                                          Menschen erreicht, die am weitesten z­ urückgelassen wurden, und ob und
                                          wie es dazu dient, Armut zu beseitigen und U ­ ngleichheit zu verringern.
                                         Kapitel 2, 3 und 4 gliedern sich daher wie folgt:
                                       		Schritte und Tools zur Entwicklung von Indikatoren, die konkret
                                             messen, inwieweit die gewünschten Ergebnisse erreicht werden
                                             (Kapitel 2).
                                       		    Beispiele für Indikatoren, die sowohl als Inspiration dienen, aber auch
                                              je nach Projektkontext weiterentwickelt werden können (Kapitel 3).
                                       		 Empfehlungen zur Verbesserung der Indikatoren (Kapitel 4).
Indikatoren für das LNOB-Prinzip   9

                 1.
             Einleitung

Warum sollten wir Armut, Ungleichheit und
das LNOB-Prinzip messen?
10    Einleitung

     Im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwick-             Wie können sich Projektentwickler*innen und -durch-
     lung haben sich alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten         führende in der Entwicklungszusammenarbeit sicher
     Nationen (UN) dazu verpflichtet, „Armut in jeder Form          sein, dass mit ihren Aktivitäten, die in der Agenda
     und überall zu beenden“ (Nachhaltigkeitsziel, SDG 1),          2030 festgelegten Ziele erreicht werden? Wie können
     „die Ungleichheit innerhalb und zwischen Ländern“              Stakeholder sicherstellen, dass bei der nachhaltigen
     (SDG 10) zu verringern und dabei das LNOB-Prinzip              Bekämpfung von Armut und Ungleichheit niemand
     anzuwenden („niemanden zurücklassen“) (UN 2015).               zurückgelassen wird? Woher wissen wir, dass Zurückge-
     Diese Versprechen wurden bis heute nicht vollständig           lassene tatsächlich schneller vorankommen als der Rest
     eingelöst. Schon vor dem Ausbruch von Covid-19 lebten          der Bevölkerung? Indikatoren spielen eine entscheiden-
     mehr als 700 Millionen Menschen in extremer Armut              de Rolle, wenn es darum geht, unserer Verpflichtung
     – trotz der erheblichen Fortschritte, die in den letzten       nachzukommen Armut zu bekämpfen, Ungleichheit zu
     Jahrzehnten bei der Armutsbekämpfung erzielt wurden.           verringern und niemanden zurückzulassen.
     Diese Zahl dürfte aufgrund der gegenwärtigen Pandemie
     noch deutlich ansteigen. Sowohl innerhalb als auch zwi-        Bei der Entwicklung sinnvoller Indikatoren besteht
     schen den Ländern haben nicht alle in gleichem Maße            noch Verbesserungsbedarf. Das gilt für alle drei Bereiche
     von den jüngsten Fortschritten in der Entwicklungszu-          – Armut, Ungleichheit und LNOB – und ihr Zusam-
     sammenarbeit profitiert. Die Ungleichheit hat weltweit         menspiel untereinander. In Anbetracht der grundlegen-
     stetig zugenommen, wobei diese Entwicklung durch die           den Bedeutung, die Indikatoren in der Entwicklungszu-
     Folgen der Covid-19-Pandemie noch weiter verschärft            sammenarbeit haben, kommt dieser Verbesserungsbedarf
     wird. Gleichzeitig werden Menschen systematisch zu-            einer eklatanten Lücke gleich. Diese Lücke soll mit die-
     rückgelassen, die nicht über die gleichen Möglichkeiten        ser Studie verkleinert werden. Projektentwickler*innen
     und Ressourcen verfügen wie andere, um ihr Leben in            und -durchführenden werden damit eine Toolbox und
     Würde zu gestalten.                                            praktisch anwendbare Leitlinien an die Hand gegeben,
                                                                    die sie bei der Bekämpfung von Armut und Ungleich-
                                                                    heit nach dem LNOB-Prinzip unterstützen.

     FUNKTION VON ARMUTS-,                	„Indikatoren dienen als Variablen, die messen, in welchem Umfang
     UNGLEICHHEITS- UND                     Projekte ihre Ziele erreichen.“ (GIZ 2014a: 5)
     LNOB-INDIKATOREN
                                                Indikatoren geben Aufschluss über die Veränderungen (Fortschritte oder
                                                 ausbleibenden Fortschritte), die mit einer Intervention oder einer Aktivität
                                                 erzielt wurden, und helfen dabei, die Leistung eines Entwicklungspro-
                                                 jekts zu bewerten (Qualität, Quantität und zeitlicher Rahmen). Gleich-
                                                 zeitig liefern sie Informationen über bestimmte Bevölkerungsgruppen.

                                          	Indikatoren wandeln komplexe, nicht messbare Elemente in beobacht-
                                            bare Einheiten um, die Projektentwickler*innen und -durchführenden
                                            eine solide Entscheidungsgrundlagen bieten

                                          	Genaue Messungen und aktuelle Statistiken zu Armut und Ungleichheit
                                            sind von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die Hilfe
                                            bei benachteiligten, zurückgelassenen Gruppen auch wirklich ankommt.
Indikatoren für das LNOB-Prinzip   11

1.1      Methodik

Dieser Leitfaden basiert auf der Auswertung verschiedener        lage für die Ausarbeitung der jeweiligen Schritte und
Datenbanken, Berichte und Projektbeschreibungen aus der          Tools dienten insbesondere die von der GIZ in Auftrag
Entwicklungszusammenarbeit. Die Ergebnisse des Leitfa-           gegebenen Studien zu Pro-Poor-Indikatoren (Huys 2020),
dens fußen zudem auf Gesprächen mit Fachexpert*innen,            Indikatoren für soziale Ungleichheit (Silvestrini 2019)
die vor allem um die Frage kreisten, wie groß der Bedarf         und LNOB-Indikatoren (Denz 2019).
nach Indikatoren in ihrem Arbeitsalltag ist. Als Grund-

1.2      Konzepte

Auch wenn die Begriffe Armut, Ungleichheit und das               von Armut und Ungleichheit und das LNOB-Prinzip müs-
LNOB-Prinzip gesondert definiert werden können, sind             sen in der Praxis deshalb gemeinsam betrachtet und als sich
sie untrennbar miteinander verbunden. Die Bekämpfung             gegenseitig verstärkende Faktoren wahrgenommen werden.

ABBILDUNG 1: KONZEPTE

                                    ARMUT                            UNGLEICHHEIT
                                                                     bezieht sich auf
                          ist ein mehrdimensionales
                                                                     • Ungleichheit innerhalb von
                          Phänomen, das neben der
                                                                       ­Staaten (Einkommensverteilung
                        wirtschaftlichen Armut auch
                                                                        und Zugang zu Dienstleistungen
                       Aspekte wie Bildung, Gesund-
                                                                        innerhalb der Bevölkerung) und
                         heit, Ernährung, Sanitärver-
                                                                     •U   ngleichheit zwischen ­Staaten
                       sorgung, politische und soziale
                                                                        (Ungleichheit zwischen den
                          Teilhabe sowie spezifische
                                                                        ­Ländern im Pro-Kopf-­Einkommen)
                        Formen der Freiheit umfasst.

                                                              LNOB
                                         „niemanden zurücklassen“ bedeutet, dass
                                           vor allem jene einbezogen werden, die
                                         andernfalls durch das Raster fallen (oder
                                          bereits durch das Raster gefallen sind).
                                           Dies ist sehr kontextabhängig und um-
                                         fasst unter anderem Menschen, die unter
                                          vielfältigen und miteinander verknüpften
                                             Formen von Diskriminierung leiden.

1.3        Geschlechtersensibilität
Die Geschlechterfrage ist in der Vergangenheit in der            heit messen und dokumentieren, weil das, was gemessen
Entwicklungszusammenarbeit häufig in den Hintergrund             wird, eher angegangen wird [...]. Geschlechtersensible
gerückt. Dennoch ist belegt, dass verschiedene Ge-               Indikatoren können verwendet werden, um die Ergebnis-
schlechter unterschiedlich von Armut und Ungleichheit            se geschlechtsspezifischer und allgemeiner Interventionen
betroffen sind. Jede Intervention, die auf die Verringerung      und Strategien zu beurteilen, erfolgskritische Herausfor-
von Armut und/oder Ungleichheit sowie auf die erfolg-            derungen zu bewerten und Programme und Aktivitäten
reiche Anwendung des LNOB-Prinzips abzielt, sollte               anzupassen, um die Ziele im Bereich der Geschlechter-
daher grundsätzlich nach dem Geschlecht disaggregiert            gleichstellung zu erreichen und negative Auswirkungen
werden, um diesen geschlechtsspezifischen Unterschieden          auf Frauen und Männer zu verringern.“ (Moser 2007:7-8).
Rechnung zu tragen. „Wir müssen Geschlechterungleich-
12   Zusammenfassung

                              2.
                        Wie man Armut,
                       Ungleichheit und
                       das LNOB-Prinzip
                         messen kann

                       Schritte und Tools für die
                       ­Gestaltung guter Indikatoren
Indikatoren für das LNOB-Prinzip   13

Im folgenden Abschnitt werden fünf Schritte vorgestellt       LNOB-Prinzips entwickelt und/oder verfeinert werden
und erläutert, mit denen starke Indikatoren für die           können. Jeder Schritt wird von einem Tool begleitet, das
adäquate Messung von Armut, Ungleichheit und des              die Umsetzung der dargestellten Schritte unterstützt.

ABBILDUNG 2: ÜBERSICHT ÜBER SCHRITTE UND TOOLS

             SCHRITT 1                                                                  TOOL 1
                                    • Sektor-/themenspezifischer Bereich
                                    • Interventionsebene                            Kontext- und
            Kontextanalyse
                                    • Merkmale der zurückgelassenen              Exklusions­analyse
                                      Menschen

             SCHRITT 2              •
                                    •
                                        Input
                                        Aktivität
                                                                                        TOOL 2
              Definition der        •   Output                                      Identifizierung
            ­Ebene innerhalb        •   Outcome                                        der Ebene
           der Ergebnislogik        •   Impact                                       innerhalb der
                                                                                     Ergebnislogik

             SCHRITT 3              • Allgemeine Indikatortypen                         TOOL 3
                                    • Armutsspezifische Indikatortypen
             Auswahl des            •U ngleichheitsspezifische Indikator-          ­Identifizierung
             Indikatortyps            typen                                        des Indikatortyps
                                    • LNOB-spezifische Indikatortypen

             SCHRITT 4              •
                                    •
                                        Spezifisch
                                        Messbar
              ­Indikatoren          •   Erreichbar
                                                                                        TOOL 4
                 SMARTer            •   Relevant                                      SMARTener
                ­gestalten          •   Nachverfolgbar

             SCHRITT 5              • Ausgangswerte, Meilensteine und
                                      Ziele                                             TOOL 5
             Planung der            • Verantwortung für das Monitoring             Datenerhebungs-
            Datenerhebung           • Häufigkeit der Beobachtung und              und Monitoring­
            und Monitoring            ­Zeitrahmen
                                    • Quelle/Tool für die Datenerhebung
                                                                                         plan
14   Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann

     2.1	Schritt 1: Kontextanalyse: Welche Gruppen sind arm oder werden anderwei-
          tig zurückgelassen?

      Zunächst muss der Kontext einer Intervention klar             Wann kommt es zu Armut/Ungleichheit/Ausgrenzung?
     definiert werden. Indikatoren können sich auf alle             (DEZA 2018a, 2018b, UNSDG 2019). Ist eine detail-
     sektoralen oder thematischen Bereiche beziehen, z.B.           lierte Analyse der Zielgruppe nicht möglich, können
     soziale Sicherung, Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft,        anhand von vorhandenem und leichter verfügbarem
     Arbeit, Governance oder Menschenrechte, sowie auf alle         Wissen (wie Interviews mit Expert*innen) Hypothesen
     Interventionsebenen, z.B. auf die globale, nationale oder      oder fundierte Vermutungen bezüglich der Zielgruppe
     subnationale Ebene.                                            angestellt werden.

     Eine erste Analyse ermöglicht ein tieferes Verständnis
     der relevanten (zwischengeschalteten) Interessen- und
     Zielgruppen, wobei diese so klar wie möglich identi-
     fiziert werden. Weitere Kernaspekte bei der Kontextana-
     lyse sind die Dimensionen und Ursachen von Armut,

                                                                                            i
     Ungleichheit und Ausgrenzung sowie deren Auswirkun-
     gen. Hierfür müssen verschiedene Dimensionen und
     Ansätze berücksichtigt werden, die der Abbildung dieser
     komplexen Phänomene dienen können. Die Verlagerung
     weg von eindimensionalen bzw. rein monetären hin zu
     mehrdimensionalen Definitionen und entsprechenden
     Indikatoren wird theoretisch gemeinhin akzeptiert, in              Der mehrdimensionale Ansatz (gegenüber
     der Praxis jedoch noch nicht flächendeckend umgesetzt.             einem eindimensionalen Ansatz) findet seinen
     Indikatoren, die auf eindimensionalen Messungen be-                häufigsten Ausdruck im Index der mehrdimen-
     ruhen, sind deshalb noch weiterverbreitet und Aspekte              sionalen Armut (Multidimensional Poverty Index,
     der sozialen Ausgrenzung werden häufig nicht berück-               MPI), der von der Oxford Poverty and Human
     sichtigt. Aufgrund begrenzter Ressourcen (Zeit und                 Development Initiative (OPHI) entwickelt
     Geld) muss in der Praxis ein Kompromiss zwischen                   wurde (UNDP/OPHI 2019). Dieser Index erfasst
     spezifischen, aber gleichzeitig praktikablen Indikatoren           mehrere und sich überschneidende Depriva-
     gefunden werden.                                                   tionen sowie deren Intensität. Dabei werden
                                                                        drei Dimensionen erfasst: Gesundheit, Bildung
     Idealerweise sollte eine Kontext- und Exklusionsanalyse            und Lebensstandard. Eine der größten Stärken
     durchgeführt werden, um Folgendes zu ermitteln: Wer                des MPI – neben dem systemischen Ansatz –
     ist arm, ausgegrenzt oder wurde zurückgelassen (oder               ­besteht darin, dass er an nationale Gegeben-
     ist hiervon bedroht)? Von was? Warum? Von wem?                      heiten angepasst werden kann.
Indikatoren für das LNOB-Prinzip   15

  Tool 1: Kontext- und Exklusionsanalyse

  Anwendung dieses Tools:	Verwenden Sie die Tabelle unten als Vorlage. Füllen Sie diese aus; optional können
                           Sie eine kurze Zusammenfassung als Fließtext erstellen

  Dauer:	Mehrere Stunden bis mehrere Tage, je nach Vorkenntnis und Verfügbarkeit von
          Informationen

  Erforderliche Fähigkeiten: 	Erfahrung mit/Kenntnisse über Online- und Vor-Ort-Recherchen (und Interviews mit
                               relevanten Stakeholdern sowie der Zielgruppe)

  Erwarteter Output:            Definition der Ziel- und Interessengruppen und ihres Lebensumfelds

 TABELLE 1: TOOL 1 – KONTEXT- UND EXKLUSIONSANALYSE

                 Beschreibung                  Fragen                                Beispiele
                 Indikatoren können Verän-
Interventions-                                 Was ist die Interventionsebene des    Global, national, subnational oder auf
                 derungen auf verschiedenen
ebene                                          Projekts?                             Projektebene
                 Ebenen messen
                 Indikatoren können für
Sektor- oder                                                                         Sozialschutz, Gesundheit, Bildung,
                 ver­schiedene Sektoren oder   Auf welchen Sektor oder welches
themenspezifi-                                                                       Arbeit, Landwirtschaft, Governance oder
                 Themenbereiche verwendet      Thema zielt das Projekt ab?
scher Bereich                                                                        Menschenrechte
                 werden
                                                                                     Frauen und Mädchen, Menschen in
                                               Wer ist arm, ausgegrenzt oder         ländlichen Gebieten, indigene V­ ölker,
                                               ­wurde zurückgelassen (oder ist       ethnische/sprachliche ­Minderheiten,
                                                hiervon bedroht)?                    Menschen mit Behinderungen,
                                                (Was ist die Zielgruppe              ­Migrant*innen, geschlechtsspezifische/
                                                der Intervention?)                    sexuelle Minderheiten, Jugendliche oder
                                                                                      ältere Menschen
                                                                                     Städtische versus ländliche Gebie-
                                               Gibt es regionale Unterschiede?       te, r­egionale Unterschiede zwischen
                                                                                     ­Bezirken oder Gemeinden
                                               Welche Definition von Armut/­
                                                                                     Absolute oder relative, eng oder breit
                                               Ungleichheit/LNOB ist für den
                                                                                     gefasste, (ein- oder mehrdimensionale),
                                               jeweiligen Kontext zu empfehlen?
                                                                                     vertikale oder horizontale Dimensionen
                 Merkmale der armen/aus-       Welche Dimensionen von Armut/­
                                                                                     (von Ungleichheit)
Exklusions-      gegrenzten/zurückgelasse-     Ungleichheit/Ausgrenzung gibt es?
diagnose         nen Menschen und weitere      Von was ist die Zielgruppe ausge-     Spezifische Märkte, Dienstleistungen
                 Analysen                      schlossen?                            oder Orte
                                                                                    Diskriminierung, Schocks und Fragilität,
                                               Warum? Was ist die Hauptursache
                                                                                    Governance/Machtbeziehungen, Gewalt,
                                               (oder zugrunde liegende) Ursache von
                                                                                    sozio­ökonomischer Status und/oder
                                               Armut/Ungleichheit/Ausgrenzung?
                                                                                    Geografie
                                                                                     Merkmale der Gruppen, die über
                                               Von wem?
                                                                                     ­Zurückgelassene Macht ausüben
                                               Wann kommt es zur Ausgrenzung?        Zeitpunkt oder Kontext
                                                                                     Ausgrenzung innerhalb des eigenen
                                               Wo kommt es zur Ausgrenzung?
                                                                                     Haushalts
                                                                                     Mitspracherecht/Beteiligung an oder
                                               Welche Bedürfnisse haben die
                                                                                     Zugang zu Märkten, Dienstleistungen
                                               ­Zielgruppen?
                                                                                     oder bestimmtem Orten
16     Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann

                                                    Welche Partner sind für die Ver-
                                                    ringerung von Armut/Ungleichheit
                                                    in einem bestimmten Sektor von
                     Auftreten und ­Merkmale        entscheidender Bedeutung, und
     Zusammen-                                                                          Organisationen der Zivilgesell-
                     möglicher Kooperations­        wie wollen sie Armut/Ungleichheit
     arbeit mit                                                                         schaft (CSO), Kommunalregierungen,
                     partner*innen für eine         (Potenziale) verringern?
     Partner*innen                                                                      ­Geberorganisationen
                     ­bessere Inklusion             Welche Stärken und Schwächen
                                                    haben diese? Verfügen sie über die
                                                    notwendigen Kapazitäten zur Armuts-
                                                    bekämpfung (auf welcher Ebene)?
                     Menschen, die zurück-
                     gelassen werden, leben in
                     mehrdimensionaler Armut
                                                                                          Anteil der Menschen (allgemein oder
                     oder jenseits anerkannter
     Absoluter                                     Erleben die Zurückgelassenen abso-     in einer bestimmten Untergruppe), die
                     Mindeststandards, die im
     Nachteil                                      lute Benachteiligung/Ausgrenzung?      unterhalb der absoluten Einkommensar-
                     Hinblick auf Sicherheit, Ein-
                                                                                          mutsgrenze von 1,90 USD/Tag leben.
                     kommen, öffentliche Dienst-
                     leistungen, Infrastruktur
                     oder Wohlstand gelten.
                     Menschen, die zurück-
                                                                                          Anteil der Haushalte (allgemein oder
                     gelassen wurden, werden
                                                                                          in einer bestimmten Untergruppe), die
                     im Vergleich zu anderen
     Relativer                                      Erleben Zurückgelassene eine relati- ­unterhalb der relativen A­ rmutsgrenze
                     Menschen mit Ausgrenzung,
     Nachteil                                       ve Benachteiligung/Ausgrenzung?       leben, z. B. Haushalte, deren E
                                                                                                                        ­ inkommen
                     Diskriminierung und/oder
                                                                                          50 % unter dem durchschnittlichen
                     tief verwurzelten Ungleich-
                                                                                          Haushaltseinkommen liegt.
                     heiten konfrontiert.

       2.2	Schritt 2: Stufen der ergebnisorientierten Interventionslogik ermitteln:
            Wie gestaltet sich die Ergebniskette mit Indikatoren?

       Die Logik einer Entwicklungsmaßnahme sollte sich aus             den Ergebnissen zu veranschaulichen, die in Bezug auf
       einer vollständigen „Theorie des Wandels“ (Theory of             Armut, Ungleichheit und die Umsetzung des LNOB-
       Change, ToC) herleiten und besteht aus Input, Aktivi-            Prinzips angestrebt werden. Daher sollte die Perspek-
       tät/Prozess, Output, Outcome und Impact. Je nach Ver-            tive der Zielgruppe (sowie der zwischengeschalteten
       wendung von Indikatoren können diese den Fortschritt             Stakeholder) so weit wie möglich in die Ergebnislogik
       entlang der gesamten ToC (einschließlich Input und               integriert werden. Tool 2 hilft dabei, die Interventionslo-
       Aktivität/Prozess) messen oder sich nur auf Ergebnisse           gik festzulegen, Konzepte zu definieren (Konzeptualisie-
       (Outputs, Outcomes und Impacts) konzentrieren. Es ist            rung) und entsprechende Indikatoren für die Messung
       von entscheidender Bedeutung, die Beziehung zwischen             der Ergebnisse (Operationalisierung) zu formulieren.

       Tool 2: Identifizierung der Ebene innerhalb der Ergebnislogik
       (basierend auf Delorme und Chatelain 2011; EC 2012, 2015; EC DEVCO 2017; Gassmann 2010; UNAIDS 2010; UNDP 2003)

       Anwendung dieses Tools:	Beantworten Sie die Fragen in der untenstehenden Tabelle und markieren Sie die
                                (Ergebnis-)Ebene, für die (angemessene) Indikatoren fehlen; erörtern Sie, wie diese
                                Lücken geschlossen werden können, und befolgen Sie bei jedem neuen Indikator,
                                den Sie hinzuzufügen, die 5 Schritte

       Dauer:	15 Minuten bis 1 Stunde, je nachdem, wie viele adäquate Indikatoren bereits vor-
               handen sind und je nach Dauer und Tiefe der anschließenden Diskussion

       Erforderliche Fähigkeiten:     Kenntnisse über die zugrunde liegende „Theorie des Wandels“ (ToC)

       Erwarteter Output:             Überblick über bestehende und fehlende Indikatoren je (Ergebnis-)Ebene
Indikatoren für das LNOB-Prinzip   17

TABELLE 2: TOOL 2 – IDENTIFIZIERUNG DER EBENE INNERHALB DER ERGEBNISLOGIK

Ergebniskette     Beschreibung                Fragen                            Beispiele
                  Input-Indikatoren
                  messen die finanziellen,
                  humanen, ­materiellen,      Was sind die Input-Indikatoren    Ausgaben für soziale Sicherung nach ­
                  administrativen und         des Projekts?                     Funktion (Krankheit/Gesundheit,
Input             ­regulatorischen Ressour­   Sind diese Input-Indikatoren      ­Behinderung, Alter, ­Hinterbliebene,
                   cen, die zur ­Umsetzung    armuts- und/oder LNOB-/­           ­Familie/Kinder, Arbeitslosigkeit,
                   einer Strategie oder       ungleichheitssensibel?              ­Wohnraum und soziale Ausgrenzung)
                   eines Programms
                   ­benötigt werden
                                              Was sind die Prozess- oder        Anzahl der Rechtsvorschriften zu
                  Prozess-/Aktivitäts­        Aktivitätsindikatoren des         nichtdiskriminierenden geschlechts­
                  indikatoren beziehen sich   Projekts?                         spezifischen Klauseln
Prozess/Aktivität auf die Aktivitäten, mit
                  denen Inputs in Outputs     Sind diese Prozess-/Aktivitäts-
                                              Indikatoren armuts- und/oder      Anzahl der durchgeführten Schulungen
                  umgewandelt werden
                                              LNOB-/ungleichheitssensibel?      für Analphabet*innen
                  Output-Indikatoren          Was sind die Output-­             Anzahl der von Ernährungsunsicherheit
                  ­messen die unmittel-       Indikatoren des Projekts?         betroffenen Menschen, die über Sozial-
                   baren und konkreten
Output                                        Sind diese Output-Indikatoren     transfers Hilfe erhalten, aufgeschlüsselt
                   Auswirkungen der einge-
                                              armuts- und/oder LNOB-/­          nach Geschlecht, Alter und geografischem
                   setzten Ressourcen und
                                              ungleichheitssensibel?            Standort
                   ergriffenen Maßnahmen
                                                                              Anteil der Bevölkerung, die von Sozial-
                                              Was sind die Outcome-Indika-    schutzsystemen abgedeckt ist, aufge­
                  Outcome-Indikatoren         toren des Projekts?             schlüsselt nach Geschlecht, K­ indern,
                  messen die direkten
Outcome                                       Sind diese Outcome-Indikatoren ­Arbeitslosen, älteren ­Menschen, ­Menschen
                  Auswirkungen auf die
                                              armuts- und/oder LNOB-/­        mit Behinderungen, s­ chwangeren Frauen,
                  Begünstigten
                                              ungleichheitssensibel?          Neugeborenen, Opfern von Arbeitsunfällen,
                                                                              Armen und schutzbedürftigen Menschen
                                                                              Armutsanteil oder Verringerung des
                  Impact-Indikatoren         Was sind die Impact-Indikatoren ­Gefälles nach geografischem Standort
                  ­messen die ­Auswirkungen des Projekts?                     Gini-Koeffizient für Einkommensungleichheit
Impact             der Outcomes und die      Sind diese Indikatoren armuts-   Anzahl der Menschen, die von schwerer
                   Fortschritte in Bezug auf und/oder LNOB-/ungleichheits-    Ernährungsunsicherheit betroffen sind
                   das Gesamtziel            sensibel?                        Index der mehrdimensionalen Armut (MPI)
                                                                                Index der menschlichen Entwicklung (HDI)

2.3       Schritt 3: Indikatortyp: Welcher Indikatortyp ist geeignet?
Verschiedenen Indikatortypen erfüllen unterschiedliche           verbessert. Doch insbesondere einkommensschwache
Anforderungen. Daher ist es wichtig, spezifische Indika-         Länder stehen bei der Erfüllung ihrer LNOB-Verpflich-
toren anhand einer plausiblen Definition und Methodik            tungen im Rahmen der Datenerhebung vor mehreren
zu wählen, um so Armut, Ungleichheit oder das LNOB-              Hindernissen (ODI 2019). Disaggregierte Daten sind
Prinzip zu messen. Viele Organisationen veröffentlichen          oft nicht in den Kontexten verfügbar, in denen sie am
ihre Entwicklungsindikatoren, die als Grundlage für die          wichtigsten wären. In vielen Fällen können die ver-
Auswahl von Indikatoren dienen können (Operatio-                 fügbaren Datensätze und amtlichen Statistiken nicht
nalisierung). Ein wichtiger Schritt hin zu einer ange-           aufgeschlüsselt werden, weil die entsprechenden (ho-
messenen Darstellung von Armut, Ungleichheit und                 rizontalen) Kategorien (z.B. die Merkmale armer und/
des LNOB-Prinzips ist die Disaggregation (Aufschlüs-             oder zurückgelassener Gruppen) bei der Datenerhebung
selung) der verfügbaren und neu erhobenen Daten in               nicht erfasst wurden. In einigen Fällen ist die disaggre-
mehreren Dimensionen (z. B. Geschlecht, Alter, Region            gierte Datenerhebung von politischen Entscheidungsträ-
usw.). In den letzten Jahren hat sich die Verfügbarkeit          ger*innen unerwünscht. Daher sollten alle Regierungen
von Daten aus Haushaltserhebungen erfreulicherweise              und internationale Organisationen Ressourcen bereit-
18   Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann

     stellen, um die Verfügbarkeit aufgeschlüsselter Daten zu        oder diskriminierte Gruppen nur schwer zu erreichen,
     verbessern und so erzielte Fortschritte in den Bereichen        beispielsweise aufgrund früherer schlechter Erfahrungen
     LNOB, Armutsbekämpfung und Verringerung der Un-                 mit Behörden und/oder öffentlichen Institutionen oder
     gleichheit zu überwachen (OECD 2017).                           aufgrund geografischer Einschränkungen. Allerdings
                                                                     kommt es entscheidend darauf an, diese Gruppen (und
     Insgesamt ist es von entscheidender Bedeutung, dass             arme Gruppen im Allgemeinen) aktiv in die Datenerhe-
     die Indikatoren spezifisch für die Zielgruppe und/oder          bungsprozesse einzubeziehen und, wann und wo immer
     Zielregion sowie für die Messung von Armut/Ungleich-            möglich, partizipative Ansätze zu verfolgen. Besonders
     heit/Ausgrenzung sind. Bei der Auswahl und Gestaltung           wichtig ist es, dass die jeweiligen Ziel- und Interessen-
     von zielgruppensensiblen Indikatoren ist es wichtig, eine       gruppen die Erhebungsinstrumente und die entsprechen-
     Methodik dafür zu entwickeln, wie die Veränderungen             den Indikatoren akzeptieren und gutheißen. Idealerweise
     für die jeweilige Zielgruppe erfasst und operationa-            werden Zielgruppen in die Gestaltung der Indikatoren
     lisiert werden können. Oft sind marginalisierte und/            einbezogen (UNDP 2006: 8; GIZ 2014a: 18).

     ABBILDUNG 3: ÜBERBLICK ÜBER DIE INDIKATORTYPEN

           Allgemeine                 Armutsspezifische               Ungleichheits­               LNOB-spezifische
         Indikatortypen                 Indikatortypen                   spezifische                Indikatortypen
                                                                      ­Indikatortypen

                                           explizit
         absolut/relativ               armutsspezifisch/
                                           implizit                   Ungleichheit des              gezielt/fokussiert
                                       armutsspezifisch                 Ergebnisses
                                                                        (Outcome)/
       objektiv/subjektiv
                                                                    Chancenungleichheit
                                        absolute Armut/
          Fluss (flow)/­                 relative Armut                                                disaggregiert
         Bestand (stock)

                                           nationale/                    vertikale
             additiv/­
                                         internationale                Ungleichheit/
          disaggregiert
                                         Armutsgrenzen                  horizontale
                                                                       Ungleichheit                  Indikatoren für
        eindimensional/                                                                               Unterschiede
        mehrdimensional                mehrdimensionale                                             zwischen Gruppen
                                            Armut                                                       (Median)
Indikatoren für das LNOB-Prinzip   19

Tool 3: Identifizierung des Indikatortyps

Anwendung dieses Tools:	Verwenden Sie die folgende Tabelle als Vorlage, um Ihre Indikatoren zu überprü-
                         fen und weitere Fragen/Kriterien aus der Übersicht über die Indikatortypen (siehe
                         Abbildung 3 oben) hinzuzufügen, insofern dies für den Projektkontext geeignet und
                         relevant ist.

Dauer:                          10 – 30 min pro Indikator

Erforderliche Fähigkeiten:      Keine

Erwarteter Output:              Bewertung des (bestehenden/neu entworfenen) Indikators anhand mehrerer Kriterien

TABELLE 3: TOOL 3 – IDENTIFIZIERUNG DES INDIKATORTYPS

                      Fragen:
                         Ist der Indikator auf eine Gruppe/Untergruppen, z. B. Männer oder Frauen, ausgerichtet oder
                         fokussiert?
                             Wurden zurückgelassene Gruppen ausdrücklich berücksichtigt, z. B. junge Mütter, Menschen
                             mit Behinderungen, landlose und Bäuer*innen, Binnenflüchtlinge?
Targeting                    Wurde die „Geografie der Armut [/Ungleichheit]“ (Shepherd 2019: 11) berücksichtigt? Zum
                             Beispiel, indem man insbesondere Landbesitzer*innen mit marginalen, trockenen oder hoch-
                             wassergefährdeten Flächen oder die Entfernung der Menschen zu öffentlichen Dienstleistun-
                             gen berücksichtigt hat?
                      Beispiel: Anteil der Frauen, die Genitalverstümmelungen unterzogen wurden, 2004–2006
                      (UN Women 2019).
                      Frage:
                         Welches Maß an Desaggregation ist erforderlich, um die Veränderungen zu messen, die
                         bei den relevanten, von Armut/Ungleichheit/LNOB betroffenen (Unter-)Gruppen erzielt
                         wurden?
Disaggregation
                             Kann oder könnte der Indikator Informationen über Untergruppen liefern und Ver-
                             gleichsmöglichkeiten bieten?
                      Beispiel: Anteil der Menschen, die mit weniger als 50 % des Medianeinkommens leben,
                      nach Geschlecht, Alter und Menschen mit Behinderungen (UN 2017, Indikator 10.2.1).
                   Frage:
                      Vergleicht der Indikator zurückgelassene Gruppen mit dem Median der Gesamtbevölke-
Gruppenunterschied    rung?
(Median)              Schließen zurückgelassene Gruppen zum Rest der Bevölkerung auf?
                      Beispiel: Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens der unteren 40 % der Bevölkerung und der
                      Gesamtbevölkerung (UN 2017, Indikator 10.1.1).
                      Frage:
Ganzheitlicher
­Ansatz                  Erfassen die Indikatoren mehrdimensionale Deprivationen (Mangel an Geld, Ressourcen,
                         Gesundheit, Bildung, Gewalt, Partizipation, Isolation/Diskriminierung usw.)?
                      Fragen:
Partizipativer           Wie kann/können die Zielgruppe/n an der Festlegung von Indikatoren beteiligt werden?
­Ansatz                  Können sie sich direkt oder indirekt über einen Vermittler beteiligen?
                         War der Partner (z. B. Land oder Organisation) an der Gestaltung des Indikators beteiligt?
20   Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann

     2.4	Schritt 4: SMARTer Indikator: Was macht einen guten Indikator aus?

     Ein guter Indikator sollte so SMART wie möglich                der Beurteilung der Zweckdienlichkeit und Praxistaug-
     sein und alle fünf Kriterien erfüllen, für die das Akro-       lichkeit abhängig ist, müssen nicht alle Fragen positiv
     nym steht: specific (spezifisch), measurable (messbar),        beantwortet werden. Gute armuts-, ungleichheits- und
     attainable (erreichbar), relevant und trackable (nachver-      LNOB-sensible Indikatoren sollten so spezifisch wie
     folgbar). Allerdings erfüllen nicht alle Indikatoren die       möglich sein (z. B. gezielte und/oder disaggregierte Indi-
     SMART-Kriterien in gleicher Weise. Die Fragen in Tool          katoren) und in der Praxis messbar bleiben, insbesondere
     4 können bei der Beurteilung helfen und den Indikator          dann, wenn die Ressourcen knapp sind.
     SMARTer gestalten. Da die Wahl eines Indikators von

     Tool 4: SMARTener

     Anwendung dieses Tools:	Beantworten Sie die untenstehenden Fragen, um zu überprüfen, ob der Indikator/
                              die Indikatoren die smarten Kriterien erfüllt/erfüllen und nehmen Sie bei Bedarf
                              Anpassungen vor.

     Dauer:                        15 – 30 min pro Indikator

     Erforderliche Fähigkeiten:    Keine

     Erwarteter Output:            SMARTe(re) Indikatoren
Indikatoren für das LNOB-Prinzip   21

ABBILDUNG 4: TOOL 4: SMARTENER

                                                                   Ist klar, was gemessen wird?
                                                                 	Wurde das geeignete Maß an
                                                                   ­Disaggregation ­festgelegt?
                                                                 	Erfasst der Indikator die Essenz des
                         Ein Indikator ist spezifisch,              ­gewünschten Ergebnisses?
    Spezifisch           wenn er präzise formuliert und          	Ist der Indikator spezifisch genug, um
                         messbar ist.                                die ­Fortschritte bei der Erreichung des
                                                                     Ergebnisses zu messen?
                                                                 	Erfasst er Unterschiede zwischen
                                                                     ­Bereichen und Personengruppen?

                                                                 	Sind Änderungen objektiv nachprüfbar?
                                                                 	Wird der Indikator wünschenswerte
                                                                   ­Veränderungen anzeigen?
                         Der Indikator muss (leicht)             	Ist er ein zuverlässiger und klarer
                         messbar sein und ­zuverlässige             ­Maßstab für ­Ergebnisse?
     Messbar             Daten liefern, ­unabhängig von          	Reagiert er auf Änderungen an
                                                                     ­Strategien und ­Programmen?
                         der Person, die die Messung
                         vornimmt.                               	Sind die Interessengruppen sich darüber
                                                                      einig, was genau zu messen ist?
                                                                 	Ist eine praktikable Überwachung des
                                                                      Indikators möglich?

                         Das festgelegte Anspruchsniveau
                         des Indikators muss erreichbar
                         sein. Wenn das ­Anspruchsniveau
                         zu ­niedrig angesetzt ist, kann
                         der Indi­kator zwar offensicht-         	Welche Veränderungen sind infolge
                         liche Ergebnisse nahelegen,               der ­Hilfsmaßnahme zu erwarten?
    Erreichbar           jedoch nicht die Effektivität der       	Ist das Ergebnis bzw. sind die
                         ­geplanten Intervention demons-           ­Ergebnisse ­realistisch?
                          trieren. Die ­Erfüllung eines
                          Indikators sollte eine gewisse
                          Anstrengung ­erfordern.

                         Die Informationen, die der              	Erfasst der Indikator die Essenz des
                         ­Indikator liefert, müssen für die        gewünschten Ergebnisses?
                          Entscheidungsträger ­wichtig sein.     	Ist er für die erwarteten Outputs und
     Relevant             Es sollten nur Indikatoren ver-          Outcomes relevant?
                          wendet w  ­ erden, deren Ergebnisse    	Ist der Indikator plausibel mit dem
                          für die I­ntervention relevant sind.     Tätigkeitsbereich verbunden?

                         Die Informationen des ­Indikators
                         müssen ­rechtzeitig verfüg-             	Sind Daten tatsächlich zu vernünftigen
                         bar sein. Um dies zu erreichen,           Kosten und mit vertretbarem Aufwand
 Nachverfolg­bar/        müssen Fristen für die Errei-             verfügbar?
                         chung der Ziele gesetzt werden.           Sind die Datenquellen bekannt?
  zeitgebunden           Das können Zwischenfristen (wie         	Gibt es einen Plan für die Überwachung
                         Meilensteine) oder der Stand bei          des ­Indikators?
                         Abschluss der Intervention sein.
22   Wie man Armut, Ungleichheit und das LNOB-Prinzip messen kann

     2.5 	Schritt 5: Planung der Datenerhebung für Indikatoren und Monitoring:
           Welche Art von Daten ist erforderlich?

     Indikatoren erfordern einen Ausgangswert, einen Ziel-          Wenn vorhandene Indikatoren und verfügbare Sekun-
     wert und einen Zeitrahmen, um die Ergebnisse einer             därdaten verwendet werden, können bei der Erhebung
     Entwicklungsmaßnahme zu überprüfen und die Verän-              von Primärdaten Kosten, Zeit und Aufwand eingespart
     derungen aufzuzeigen, die im Laufe der Zeit erzielt wur-       werden. Allerdings sind die vorhandenen Indikatoren
     den. Zu Monitoring-Zwecken müssen bei der Planung              manchmal veraltet oder nicht flächendeckend für alle
     von Datenerhebungen außerdem die Beobachtungs-                 Länder oder den jeweiligen Projektbereich verfügbar.
     häufigkeit, die Verantwortlichkeit für das Monitoring          Wenn verschiedene Datenquellen genutzt werden,
     sowie die Datenquelle festgelegt werden. Hierfür kann          erhöht dies außerdem den Zeitaufwand bei der Identi-
     ein Indikator-Definitionsblatt oder ein Monitoring-Plan        fizierung und Zusammenfassung adäquater Sekundär-
     verwendet werden, der Informationen zu Stichproben-            daten. Wenn der Indikator auf Sekundärdaten aus
     größe, Erhebungsverfahren, Einschränkungen und                 Partnersystemen beruht, sollten der Zeitplan und der
     die voraussichtlichen Kosten der Indikatoren enthält           Umfang der regelmäßigen Datenerhebung mit der Pro-
     (UNDP 2003).                                                   jektagenda abgestimmt werden. Darüber hinaus stellen
                                                                    die Datentriangulation oder die Methodentriangulation
     Die Effizienz des Monitoring-Systems muss von Anfang           wünschenswerte Schritte bei der Datenerhebung dar,
     an, d.h. bereits in der Planungsphase, berücksichtigt          z.B. ein Vergleich zwischen administrativen Daten (nach
     werden. Daher müssen verschiedene Faktoren wie Kos-            Fachressort) und repräsentativen Haushaltserhebungen
     ten und Nutzen eingehend geprüft werden – je nach-             und/oder Daten, die mittels qualitativer Forschungsins-
     dem, welche Daten erfasst werden und welche Daten              trumente erhoben werden (partizipative Bewertungen
     bereits vorhanden sind. Generell können detailliertere         oder soziologische Erhebungen auf Grundlage halb-
     und aufgeschlüsselte Indikatoren dazu führen, dass die         strukturierter Befragungen von wichtigen Stakeholdern
     Kosten der Datenerhebung und -analyse höher ausfallen.         oder Vertretern der Zielgruppe).

     Tool 5: Datenerhebungs- und Monitoring-Plan
     (basierend auf UNDP 2003, UNAIDS 2010)

     Anwendung dieses Tools:	
                             Beantworten Sie die Fragen in der nachstehenden Tabelle (im Team) und füllen Sie
                             das Indikator-Definitionsblatt und den Monitoring-Plan aus, idealerweise bereits im
                             Rahmen der Projektplanung oder bei Beginn eines neuen Projekts (siehe Anhang 1),
                             oder optimieren Sie bereits bestehende Datenerhebungs- und Monitoring-Pläne so
                             früh wie möglich bei der Projektdurchführung

     Dauer:                        2 – 3 Stunden

     Erforderliche Fähigkeiten:    Detaillierte Kenntnisse über Projekt, Kontext und Team(-mitglieder)

     Erwarteter Output:            Datenerhebungs und Monitoring-Plan
Indikatoren für das LNOB-Prinzip   23

TABELLE 4: TOOL 5 – DATENERHEBUNGS- UND MONITORING-PLAN

Monitoring Plan Beschreibung              Fragen                                        Beispiele
                  Situation vor einem     Wie stellt sich die Situation vor
                  Programm oder einer     Beginn eines Programms oder                   Ausgangslage: 65 % der Kinder
Ausgangslage      Maßnahme und Aus-       ­einer Maßnahme (basierend                    mit Behinderungen besuchen im
                  gangspunkt für das       auf vorhandenen Daten oder                   Jahr 2002 eine Schule
                  Wirkungsmonitoring       ­Schätzungen) dar?
                  Zwischen Ausgangs-
                  lage und Ziel kann                                          Ein gutes Ergebnis ist es, wenn
                  es mehrere Meilen-      Welche Meilensteine spiegeln die    70 % der Kinder mit einer
Meilensteine      steine geben, die       erwartete Leistung in regelmäßigen ­Behinderung bis Ende 2003 bzw.
                  ­erwartete Leistungen   Abständen wider?                    75 % bis Ende 2004 eine Schule
                   in ­bestimmten Zeit-                                       besuchen
                   abständen festlegen.
                                          Welche Ziele sollen am Ende des
                  Erwartete ­Situation am                                               Im Jahr 2005 sollen 80 % der
                                          Programms erreicht worden sein
Ziel              Ende eines ­Programms                                                 Kinder mit Behinderung eine
                                          (in Verbindung mit den jeweiligen
                  oder einer Aktivität                                                  Schule besuchen
                                          Zielgruppen)?
                  Name der für die
Verantwort-                               Wer ist für die Messung von
                  Messung verantwort-
liche*r für das                           ­Armut/Ungleichheit/LNOB                      Name der Person oder Abteilung
                  lichen Person oder
Monitoring                                 ­zuständig?
                  Abteilung
               Beobachtungen zu be-       Wie häufig werden die Beobachtun-
Häufigkeit der
               stimmten Zeitpunkten       gen der Zielgruppe durchgeführt?     Zwischen 2002 und 2005
Beobachtung
               oder innerhalb eines       Wie sieht der Zeitplan des Projekts ­(jährlich)
und Zeitrahmen
               bestimmten Zeitraums       aus?
                                          Welche Daten werden für das
                                          Monitoring verwendet?
                                          Werden Ergebnisse in den
                                          ­Bereichen Armut/Ungleichheit/
                                           LNOB anhand verschiedener Daten-
                                           quellen und Erhebungsmethoden
                                           quantifiziert und qualifiziert?              Verwaltungsunterlagen der
                                           Welchen Mehrwert bieten                      Kundenbetreuung (Client Service),
                                           ­Vergleiche mit Kontrollgruppen              Umfragen, Fragebögen zu Sensi­
                                            (siehe GIZ 2014a: 18ff)?                    bilisierung/Einstellung, Sach-
                                                                                        verständigengruppen, geschulte
                                            Welche Konsultationsverfahren
Quelle/Tool       Primär- oder                                                          Beobachter*innen, Zielgruppen
                                            unter Einbeziehung mehrerer
für die           ­Sekundärdaten                                                        und Interviews mit Schlüssel-
                                            ­Stakeholder gibt es bereits?
­Datenerhebung                                                                          informant*innen, Verhaltens-
                                             Welche Daten (­Haushaltserhebungen,        überwachung, Bilder/Daten von
                                             Volkszählungen, zuverlässige               Satelliten/Drohnen, Management-
                                             ­administrative Daten der ­nationalen      und Verwaltungsdaten, Daten von
                                              Partner usw.) werden bereits              CSOs, Erhebung von Mobilfunk-
                                              ­erfasst und sind verfügbar (Qualität,    daten in Echtzeit
                                               ­Umfang, Funktion, Tiefe, Zeitrahmen)?
                                                Wie unterstützen die erhobenen
                                                Sekundärdaten die Entwicklung
                                                des Projekts?
                                                Müssen Primärdaten erhoben
                                                werden?
24   Zusammenfassung

                                 3.
                         Beispiele für gute
                          Indikatoren zur
                       ­Messung von Armut,
                       Ungleichheit und des
                           LNOB-Prinzips
Indikatoren für das LNOB-Prinzip   25

Viele internationale Institutionen veröffentlichen ihre     Die folgenden beispielhaften Indikatoren sind in sechs
Indikatoren im Internet. Die zugrunde liegenden Daten-      Sektoren unterteilt. Jeder Indikator wurde als Beispiel
sätze sind in einigen Fällen offen zugänglich, aber die     für einen guten Indikator für mindestens eines der drei
Möglichkeiten der Disaggregation oftmals begrenzt.          Schwerpunktthemen Armut, Ungleichheit und LNOB
Außerdem lässt sich beobachten, dass aus den offiziellen    ausgewählt. Darüber hinaus gehen aus der nachfolgen-
Indikatorbezeichnungen nicht immer hervorgeht, ob           den Tabelle die Interventionsebene sowie die Beobach-
eine Disaggregation möglich ist. Aufschluss über das tat-   tungseinheit hervor. Auf der Interventionsebene lassen
sächliche Potenzial für eine Disaggregation geben häufig    sich Veränderungen messen und Schlussfolgerungen
vielmehr die methodischen Anmerkungen zu Indikato-          ziehen, so z.B. im Hinblick auf die Bevölkerung auf der
ren oder die Indikator-Definitionsblätter (DFID 2016;       nationalen, regionalen oder lokalen Ebene oder eine
EC 2019) sowie die zugrunde liegenden Datensätze. Die       bestimmte Zielgruppe auf der jeweiligen Projektebene.
folgende Tabelle enthält gute Beispiele für Armuts-, Un-    Die Beobachtungseinheit bezieht sich auf die separa-
gleichheits- und LNOB-Indikatoren in verschiedenen          te Einheit, von der Daten erhoben werden, z.B. von
Sektoren und basiert auf bereits bestehenden Indikato-      Einzelpersonen, Haushalten, dem National- oder dem
ren verschiedener Organisationen (u. a. Weltbank, ver-      Bundesstaat. Sie kann Hinweise auf das Disaggregations-
schiedene UN-Institutionen, EU, GIZ, DEZA, DFID,            potenzial liefern.
SIDA und Save the Children). Bitte beachten Sie, dass
diese Beispiele keineswegs erschöpfend sind und nicht
alle Sektoren und/oder Ebenen abdecken. Sie können
jedoch als Ausgangspunkt und/oder Inspiration für die
Formulierung und Weiterentwicklung aussagekräftiger
Indikatoren verwendet werden.
26   Beispiele für gute Indikatoren zur ­Messung von Armut, Ungleichheit und des LNOB-Prinzips

     TABELLE 5: BEISPIELE FÜR SEKTORSPEZIFISCHE INDIKATOREN

                                           Interven-                                             Schwerpunkthemen
                                                            Beobach-
                                          tionsebene
                                                           tungseinheit
                                          (Ebene, auf
                                                            (Ebene, auf
                Indikator                der Schluss-                                    Un­­
                                                             der Daten      Armut                                 LNOB
                                         folgerungen                                  gleichheit
                                                              erhoben
                                            gezogen
                                                              werden)
                                            werden)

                               Sozialschutz (einschließlich Steuerpolitik und Governance)
     Armutsbekämpfung ­(basierend
     auf der ­Armuts­quote): Die
     Armutsquote hat sich                                                                                          X
     ­aufgrund sozialer Schutz-                                                                    Dieser Indikator ist zielgerich-
      programme um xy %                                   Einzel­
                                                                                                   tet und könnte weiter nach den
      verändert (von X % der                              personen/
                                                                                                   Merkmalen der zurückgelasse-
      ­Bevölkerung (vor dem                               Haushalte
                                                                                                   nen Gruppe(n) aufgeschlüsselt
       ­Transfer) auf Y % der         Projektebene        (Menschen            X
                                                                                                   werden, sofern die entsprechen-
        ­Bevölkerung (nach dem                            unterhalb
                                                                                                   den Daten verfügbar sind/erho­
         Transfer), die unterhalb der                     der Armuts-
                                                                                                   ben werden (z. B. Senkung der
         Armutsgrenze leben).                             grenze)
                                                                                                   Armutsquote bei Frauen, älteren
             Basierend auf der                                                                     Menschen oder Minderheiten).
         ­ASPIRE-Datenbank
          ­(Weltbank 2020a)
     Schließung der Armutslücke
     (basierend auf dem Armuts-
     lückenindex):                                                                                                  X
                                                                                                   Dieser Indikator ist zielgerich-
     Die Armutslücke konnte mit                           Einzel­
                                                                                                   tet und könnte weiter nach den
     Sozialschutzprogrammen                               personen/
                                                                                                   Merkmalen der zurückgelassenen
     um xy % verringert werden                            Haushalte
                                                                                                   Gruppe(n) auf­geschlüsselt wer-
     (von X % der Bevölkerung     Projektebene            (Menschen            X
                                                                                                   den, sofern die entsprechenden
     (vor dem Transfer) auf Y %                           unterhalb
                                                                                                   Daten verfügbar sind/erhoben
     der Bevölkerung (nach dem                            der Armuts-
                                                                                                   werden (z. B. Verringerung der
     Transfer), die unterhalb der                         grenze)
                                                                                                   Armuts­lücke bei Frauen, älteren
     Armutsgrenze leben).
                                                                                                   Menschen oder Minderheiten).
        Basierend auf der ASPIRE-
     Datenbank (Weltbank 2020a)
                                                                                                                     X
     Prozentualer Rückgang der                                                                     Dieser Indikator ist ­zielgerichtet
     Armutsquote in städtischen                                                                    und nach städtischen/­ländlichen
                                                          Einzel­
     und ländlichen Gebieten.                                                                      Gebieten aufgeschlüsselt. Er könn-
                                                          personen/
                                                                                                   te weiter nach anderen Merkmalen
     Prozentuale Verringerung der                         Haushalte
                                  Regionale                                                        der zurückgelassenen Gruppe(n)
     Armutslücke in städtischen                           (Menschen            X           X
                                  Ebene                                                            aufgeschlüsselt werden, sofern die
     und ländlichen Gebieten.                             unterhalb
                                                                                                   entsprechenden Daten verfügbar
        Basierend auf Weltbank                            der Armuts-
                                                                                                   sind/­erho­ben werden (z. B. Senkung
     2019b, 2019c, 2020a; EC                              grenze)
                                                                                                   der Armutsquote/Verringerung der
     DEVCO 2017                                                                                    Armutslücke bei Frauen, älteren
                                                                                                   Menschen oder Minderheiten).
Indikatoren für das LNOB-Prinzip   27

                                 Interven-                                     Schwerpunkthemen
                                               Beobach-
                                tionsebene
                                              tungseinheit
                                (Ebene, auf
                                               (Ebene, auf
         Indikator             der Schluss-                              Un­­
                                                der Daten     Armut                               LNOB
                               folgerungen                            gleichheit
                                                 erhoben
                                  gezogen
                                                 werden)
                                  werden)

                       Sozialschutz (einschließlich Steuerpolitik und Governance)
                                                                                                     X
                                                                                   Für den Fall, dass die Zielgruppe
Der durchschnittliche                                                              aus zurückgelassenen Gruppen
Nutzen für die Zielgruppe                                                          besteht, ist dieser I­ndikator auf
sozialer Schutzmaßnahmen                                                           LNOB ausgerichtet. Die Zielgruppe
                                              Einzel­
– als Anteil des Median-                                                           könnte weiter nach Untermerk­
                                              personen/
einkommens – hat sich um       Projektebene                    X          X        malen der zurückgelassenen
                                              Haushalte
xy % erhöht (von X LCU auf                                                         Gruppe(n) aufgeschlüsselt
                                              (Begünstigte)
Y LCU).                                                                            ­werden, sofern die entsprechen-
   Basierend auf ILO 2017:                                                          den Daten verfügbar sind/erhoben
201                                                                                 werden (z. B. Frauen, ältere Men-
                                                                                    schen, Minderheiten, Menschen in
                                                                                    extremer Armut).
Nutzen-Inzidenz: Der pro-
                                                                                                    X
zentuale Anteil der Sozial-
                                                                                   Dieser Indikator ist auf das
schutzleistungen, die dem
                                                                                   ärmste Quintil ­ausgerichtet und
ärmsten Quintil zugutekom-
                                                                                   berücksichtigt das LNOB-Prinzip.
men (im Verhältnis zu den
                                              Einzel­                              Er könnte weiter nach anderen
gesamten Leistungen, die       Nationale
                                              personen         X          X        Merkmalen der ­zurückgelassenen
in die Bevölkerung fließen),   Ebene
                                              (Begünstigte)                        Gruppe(n) aufgeschlüsselt wer-
hat sich um xy % erhöht
                                                                                   den, sofern die entsprechenden
(von X auf Y LCU).
                                                                                   Daten verfügbar sind/erhoben
   Basierend auf der
                                                                                   werden (z. B. Frauen, ältere Men-
­ASPIRE-Datenbank der
                                                                                   schen oder Minderheiten).
 Weltbank 2020a
Anteil der Bevölkerung, der
von Sozialversicherungs­                                                                             X
sys­temen abgedeckt ist                                                            Die Zielgruppe der Sozialver-
(Entgeltniveau/Umfang der                                                          sicherungssysteme ist nicht
Dienstleistungen/Leistun-                                                          klar definiert. Dieser Indikator
gen), ­aufgeschlüsselt nach                   Einzel­                              schlüsselt die Begünstigten
Altersgruppen, Geschlecht,   Projektebene     personen                    X        nach Merkmalen der zurück-
­Bildung, Region und Einkom-                  (Begünstigte)                        gelassenen Gruppe(n) auf,
 men (horizontale Dimensio-                                                        sofern die entsprechenden Daten
 nen der Ungleichheit).                                                            verfügbar sind/erhoben werden
     Basierend auf dem                                                             (z. B. Alters­gruppen, Geschlecht,
 ­CRI-Index von Oxfam in                                                           Bildung, Region und Einkommen).
  Oxfam 2018
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