BCG Gender Diversity Index Austria 2021 - WARUM SICH VIELFALT AUSZAHLT Dr. Lukas Haider, Dr. Heike Dorninger Februar 2022

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BCG Gender Diversity Index Austria 2021 - WARUM SICH VIELFALT AUSZAHLT Dr. Lukas Haider, Dr. Heike Dorninger Februar 2022
BCG Gender Diversity Index
Austria 2021
WARUM SICH VIELFALT AUSZAHLT

Dr. Lukas Haider, Dr. Heike Dorninger
Februar 2022
BCG Gender Diversity Index Austria 2021 - WARUM SICH VIELFALT AUSZAHLT Dr. Lukas Haider, Dr. Heike Dorninger Februar 2022
Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt führende Akteure
aus Wirtschaft und Gesellschaft in partnerschaftlicher Zusammen-
arbeit dabei, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu
nutzen. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im
Bereich Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group hilft
Kunden, umfassende Transformationen zu gestalten: Die Beratung
ermöglicht komplexe Veränderungen, eröffnet Wachstumschancen,
schafft Wettbewerbsvorteile, verbessert die Kunden- und Mitarbei-
terzufriedenheit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des
Geschäftsergebnisses.

Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und
menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams
von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen
Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustoßen.
BCG verzahnt führende Management-Beratung mit Expertise in
Technologie, Digital und Analytics, neuen Geschäftsmodellen und
der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als
auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch
Ergebnisse, die Kunden nach vorne bringen. Das Unternehmen mit
Büros in mehr als 90 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete
weltweit mit 22.000 Mitarbeitern im Jahr 2020 einen Umsatz von
8,6 Milliarden US-Dollar.

Weitere Informationen: www.bcg.at

Wenn in dieser Studie aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Form (generisches
Maskulinum) verwendet wird, sind damit stets wertfrei alle Geschlechter (w/m/d) gemeint.
BCG Gender Diversity Index Austria 2021 - WARUM SICH VIELFALT AUSZAHLT Dr. Lukas Haider, Dr. Heike Dorninger Februar 2022
Inhaltsverzeichnis

 1 Management-Summary                                                    3

 2 Index                                                                 4

    2.1 Einführung                                                       4

 2.2 Studienergebnisse:
		 Frauenanteil in Vorständen stagniert auf niedrigem Niveau,
		 Werte im Aufsichtsrat legen zu                                        7

 2.3 Index 2021:
		 Bewegung unter den Top-5-Diversity-Champions                         12

    2.4 Öffentliche Wahrnehmung treibt Diversität an der Firmenspitze   17

 3 Empfehlungen                                                         20

 4 Fazit                                                                21

 5 Methodik                                                             23

    5.1 Frauenanteil                                                    24

    5.2 Vergütung                                                       24
BCG Gender Diversity Index Austria 2021 - WARUM SICH VIELFALT AUSZAHLT Dr. Lukas Haider, Dr. Heike Dorninger Februar 2022
2      Doing good better: BCG Gender Diversity Index Austria 2021
1. Management-Summary

E
      s geht voran: Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 50 größten österreichi-
      schen börsennotierten Unternehmen ist innerhalb eines Jahres von 26 auf 29 Prozent
      gestiegen. Damit haben 92 Prozent der Firmen mindestens eine Aufsichtsrätin
in ihrem Kontrollgremium – nach 88 Prozent im Vorjahr. Auch die Zahl der weiblichen
Aufsichtsratsvorsitzenden hat sich erhöht: von zehn auf elf.

Dem steht allerdings die Entwicklung in den Vorständen gegenüber, die kaum Fahrt auf-
nimmt. Ganz im Gegenteil: Drei Viertel aller Chefetagen bleiben ausschließlich männlich
besetzt. Der Frauenanteil im Topmanagement der 50 größten Unternehmen liegt bei
lediglich 9,4 Prozent (2020: 8,9 Prozent). Auch die Zahl der weiblichen CEOs in den 50
Top-Unternehmen ist mit drei Frauen an der Spitze eines Unternehmens unverändert
geblieben. Progressiver Fortschritt in Richtung Geschlechtergleichheit sieht anders aus.

Das sind die wichtigsten Ergebnisse des BCG Gender Diversity Index Austria 2021, den die
Boston Consulting Group bereits zum vierten Mal ermittelt hat. Der Index analysiert die
Geschlechterparität in den Vorständen und Aufsichtsräten der 50 größten börsennotierten
Unternehmen Österreichs.

Weitere relevante Erkenntnisse im Überblick:

— Die Vergütungslücke zwischen Frauen und Männern liegt mit 27 Prozent auf
  dem Niveau von 2018.
  Damit erhalten Frauen nicht einmal drei Viertel der durchschnittlichen Männerver-
  gütung. Kleiner Lichtblick: Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Vergütungsunter-
  schied um sechs Prozentpunkte verringert.
  Unter den 80 bestverdienenden Vorständen finden sich lediglich drei Frauen.

— Treiber für Diversität sind strategische Verankerung und Zielgrößen.
  In Deutschland werden deutlich mehr Vorstandspositionen mit Frauen besetzt, nach-
  dem die R­ egierung im Sommer 2021 eine gesetzliche Quote eingeführt hat – ähnlich
  wie es in Österreich nach Einführung der Aufsichtsratsquote zu beobachten war.
  Auf Unternehmensebene ist auch hierzulande festzustellen, dass jene Konzerne, die
  Geschlechter­parität strategisch verankert und sich einen konkreten Zielwert gesetzt
  haben, vielfältiger in den Chefetagen sind.

— Darüber hinaus wirkt die breite öffentliche Wahrnehmung als starker Treiber
  für Diversität in Unternehmen.
  Firmen mit starker Endkundenorientierung sind im Schnitt diverser als jene, deren
  Kerngeschäft im Business-to-Business-Bereich (B2B) liegt.

Boston Consulting Group                                                               3
2. Index
2.1 Einführung

Als Angela Merkel Ende 2021 ihre Kanzlerschaft nach 16 Jahren beendet, ist die Anerken-
nung in Deutschland für die neue Bundesregierung groß. Ihr Nachfolger Olaf Scholz hat
sein Wahlkampfversprechen wahrgemacht und eine paritätisch besetzte Regierung gebil-
det: Acht seiner 16 Kabinettsmitglieder (ihn selbst nicht miteingerechnet) sind weiblich.

Eine derartige Geschlechtervielfalt auf Regierungsebene ist in Österreich schon länger
Realität. Seit 2019 sind fast durchgehend sieben von 14 Ministerinnen und Ministern hier-
zulande weiblich. Was an dieser Stelle interessiert: Geht davon eine Vorbildwirkung für die
österreichische Wirtschaft aus? Nehmen Unternehmen sich für ihre eigene Führungsspitze
an der Regierungsbildung ein Beispiel?

Die Antwort lautet: Eher nicht. Falls doch, wird es bislang zumindest nicht sichtbar. Die
Erfahrung zeigt stattdessen: Österreichs Unternehmen verändern sich langsam. Es bedarf
einer strategischen Verankerung der Geschlechterparität innerhalb der Organisationen,
um Diversität in Führungspositionen sowie in Vorstand und Aufsichtsrat durchzusetzen.
Schon beim Nachwuchstalentpool muss auf eine Geschlechterbalance geachtet werden,
damit Frauen wie Männer gleichermaßen ihren Weg bis an die Spitze des Unternehmens
gehen können. Das geschieht noch immer eher verhalten.

Offensichtlich ist ein wenig Druck nötig, um Veränderung zu provozieren: Seit dem Inkraft-
treten der gesetzlichen Aufsichtsratsquote im Jahr 2018 in Österreich steigt die Zahl weibli-
cher Kontrollgremiumsmitglieder deutlich. Und aktuell sorgt die Einführung einer gesetzli-
chen Vorstandsquote in Deutschland dafür, dass Topmanagementpositionen häufiger mit
Frauen besetzt werden als zuvor. Im vergangenen Jahr, während die Quote diskutiert und
schließlich im August 2021 verbindlich wurde, stieg der Anteil der Konzerne, die mindes-
tens eine Frau im Vorstand haben, von 44 auf 59 Prozent. Auch ein gewisser selbst aufer-
legter Druck führt zu Fortschritten: Unternehmen, die sich eigene Zielgrößen setzen,
haben einen deutlich höheren Frauenanteil im Vorstand als jene ohne solche selbst defi-
nierten Vorgaben.

Zu diesen Ergebnissen kommt der BCG Gender Diversity Index Austria 2021. Die Studie
untersucht die Personalentwicklung in den Vorständen und Aufsichtsräten der 50 größten
österreichischen börsennotierten Unternehmen im vergangenen Jahr. Dabei wird der
An­teil der Frauen genauso betrachtet wie ihre Vergütung im Vergleich zu den männlichen
Amtsinhabern. Da der Index für Österreich bereits zum vierten Mal in Folge erstellt wurde,
ist es möglich, auf Veränderungen gegenüber den Vorjahren einzugehen.

4                                           Doing good better: BCG Gender Diversity Index Austria 2021
Es fehlen 22 weibliche Vorstandsvorsitzende

Die Frauen, die an der Spitze der 50 größten börsennotierten Unternehmen Österreichs
stehen, lassen sich an einer Hand abzählen: Im vierten Jahr nacheinander gibt es nur drei
weibliche Vorstandsvorsitzende. 2021 wäre sogar eine Frau weniger zu zählen gewesen,
wäre nicht Silvia Schmitten-Walgenbach per 1. Jänner 2022 – dem Stichtag der Studie für
die Erhebung nach Köpfen – zur Vorstandsvorsitzenden des Immobilienunternehmens
CA Immo berufen worden. Sie komplettiert das Trio von Führungsfrauen, dem seit Beginn
der Erhebung Professor Elisabeth Stadler, CEO der Versicherung Vienna Insurance Group,
und Mag. Dr. Herta Stockbauer von der BKS Bank angehören.

Wollen wir Parität auch an der Vorstandsspitze erreichen, müsste es 25 weibliche CEOs
geben. Demnach fehlen 22 Frauen in diesen Ämtern. Um das zu bewerkstelligen, bleibt
noch einiges zu tun.

Insgesamt erzielen die Unternehmen des BCG Gender Diversity Index Austria 2021 im
Durchschnitt 40 Indexpunkte. Damit ist noch nicht einmal die Hälfte des Weges zur
Geschlechterparität zurückgelegt. Das Maximum von 100 Punkten ist erreicht, wenn
Frauen die Hälfte aller Gremiensitze innehaben und dabei das Gleiche verdienen wie der
Schnitt ihrer männlichen Kollegen.

Das Streben nach mehr Geschlechtervielfalt in den Chefetagen der Konzerne Österreichs
liegt nicht nur darin begründet, dass es sich um eine Frage der Fairness und Chancen­
gerechtigkeit für Frauen und Männer handelt. In zahlreichen Studien zeigt sich auch eine
Korrelation zwischen Geschlechterdiversität und Innovationskraft sowie besseren Finanz-
kennzahlen.1 Firmen, deren Führungsgremien überdurchschnittlich divers sind, verzeich-
nen beispielsweise einen um 19 Prozentpunkte höheren Innovationsumsatz als Unterneh-
men mit unterdurchschnittlicher Vielfalt im Leadership-Team (45 versus 26 Prozent
Inno­vationsanteil beim Umsatz). Mit anderen Worten: Steht ein diverses Topmanagement
an der Unternehmensspitze, ist zu beobachten, dass fast die Hälfte des Umsatzes mit
Innovationen – das heißt mit Produkten und Services, die nicht älter als drei Jahre sind –
gemacht wird.

1 Rocío Lorenzo, Nicole Voigt, Miki Tsusaka, Matt Krentz, Katie Abouzahr: How Diverse Leadership Teams Boost Innovation, BCG Hender-
  son Institute, Jänner 2018.

Boston Consulting Group                                                                                                          5
In einem zunehmend dynamischen Geschäftsumfeld ist eine solche von Neuheiten
getriebene Organisation vermutlich besser in der Lage, sich schnell an Änderungen in der
Kundennachfrage anzupassen. Unternehmen mit diverser Firmenspitze erzielen laut der
BCG-Analyse eine neun Prozentpunkte höhere EBIT-Marge (Gewinn vor Zinsen und Steu-
ern) als jene Firmen, deren Führungsteam unter­durchschnittlich divers ist.

6                                         Doing good better: BCG Gender Diversity Index Austria 2021
2.2 Studienergebnisse: Frauenanteil in Vorständen stagniert auf
niedrigem Niveau, Werte im Aufsichtsrat legen zu
Zwei Schritte vor, einen halben Schritt zurück: Nachdem der Frauenanteil in den Vorstän-
den der 50 größten börsennotierten Unternehmen Österreichs seit 2018 jedes Jahr um
mehr als einen Prozentpunkt zulegen konnte, schafft er 2021 nur die Hälfte: Mit einer
Zunahme von 0,5 Prozentpunkten liegt der Anteil weiblicher Vorstände nun bei 9,4 Pro-
zent. Damit ist noch immer nicht einmal jedes zehnte Vorstandsmitglied weiblich. Selbst
der Anteil der Konzerne, die mindestens eine Vorstandsfrau in ihren Reihen haben,
kommt kaum vom Fleck: Nur in 28 Prozent der Unternehmen gab es 2021 wenigstens
eine Frau im Topmanagement (2020: 26 Prozent). Entwickelt sich der Fortschritt künftig
weiterhin in diesem Tempo, wird erst in 36 Jahren in den Vorständen der 50 größten bör-
sennotierten Unternehmen Parität erreicht sein.

Auffallend ist, dass insbesondere große Konzerne auf gemischte Teams an der Firmen-
spitze verzichten. Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung bis zu 33 Mrd. Euro weisen
einen durchschnittlichen Frauenanteil von vier Prozent im Vorstand auf. In mittleren
Unter­­nehmen (580 Mio. bis 2,5 Mrd. Euro) sind elf Prozent der Topmanager weiblich. In
kleineren Firmen mit einer Marktkapitalisierung unter 200 Mio. Euro liegt der Wert sogar
bei 15 Prozent.

Die Analyse zeigt des Weiteren, dass die Konzerne die sich bietenden Chancen allzu sel-
ten nutzen. 24 Vorstandspositionen wurden in 2021 neu besetzt – 20 davon mit Männern
und nur vier mit Frauen. Das bedeutet: Im Berichtszeitraum kamen Männer fünfmal so
häufig zum Zuge wie Frauen. Dabei müsste der Trend zum Erreichen von Geschlechter­
parität genau in die entgegengesetzte Richtung gehen.

Die Aufsichtsratsteams hingegen sehen inzwischen deutlich gemischter aus: Nur noch
knapp jedes zehnte Unternehmen (acht Prozent) leistet sich ein komplett frauenfreies
Kon­trollgremium. Im Durchschnitt liegt der Anteil der weiblichen Aufsichtsräte in den
Top-50- Unternehmen bei 29 Prozent – nach 26 Prozent im Vorjahr. Ursache für die Steige-
rung dürfte die gesetzlich verankerte 30-Prozent-Frauenquote sein, die zum 01.01.2018 in
Kraft getreten ist und für börsennotierte österreichische Unternehmen sowie Firmen mit
mehr als 1.000 Beschäftigten gilt. 2018 hatte der Wert noch 21 Prozent betragen.

Bemerkenswert ist die Anzahl von elf weiblichen Aufsichtsratsvorsitzenden – beinahe ein
Viertel (22 Prozent) der analysierten Aufsichtsräte wird also von einer Frau geleitet. In
Deutschland, wo die Unternehmen im Schnitt in der Diversitätsentwicklung etwas weiter

Boston Consulting Group                                                                7
Abbildung 1 | Männerwirtschaft: Nahezu drei Viertel aller Unternehmen haben keine Frauen im Vorstand

           Vorstände mit                                                   Vorstände    Frauen
           mindestens einer Frau                                         ohne Frauen    in Vorständen

 2021       28 %                                                          72 %             9,4 %

 2020        26 %                                                         74 %             8,9 %

 2019        18 %                                                         82 %             7,6 %

 2018        12 %                                                         88 %             6,0 %

Anmerkung: Auf Basis der gerankten Unternehmen zum Stichtag 01.01.2022
Quelle: BCG Gender Diversity Index Austria 2018, 2019, 2020 und 2021

vorangeschritten sind und wo die Aufsichtsratsquote drei Jahre früher eingeführt wurde,
stehen nur sechs Prozent der 100 betrachteten Aufsichtsräte unter weiblicher Führung.

Und offensichtlich gehen von einem hohen Frauenanteil im Aufsichtsrat positive Impulse
auf die operativen Teams aus: Die vorliegende Studie zeigt, dass Unternehmen mit
gemisch­ten Aufsichtsratsteams zugleich einen deutlich höheren Frauenanteil im Vorstand
erreichen. Jene 28 Unternehmen, die im Durchschnitt sogar 39 Pro­zent Frauenanteil im
Aufsichtsrat erzielen, haben mit 15 Prozent einen Anteil weiblicher Vorstände, der fünf-
mal so hoch ist wie bei den 22 Unternehmen, welche die Aufsichtsratsquote nicht erfül-
len. Die durchschnittlichen Werte der „Nichterfüller“ liegen bei lediglich 16 Prozent Frau-
enanteil im Aufsichtsrat bzw. drei Prozent im Vorstand.

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Abbildung 2 | Der Frauenanteil im Aufsichtsrat ist seit 2018 in Bewegung

          Aufsichtsräte mit                                            Aufsichtsräte            Frauen
          mindestens einer Frau                                        ohne Frauen              in Aufsichtsräten

2021        92 %                                                                8%                 29,0 %

2020        88 %                                                              12 %                 26,1 %

2019        82 %                                                              18 %                 23,8 %

2018        76 %                                                              24 %                 20,6 %

Anmerkung: Auf Basis der gerankten Unternehmen zum Stichtag 01.01.2022; Aufsichtsratsvorsitzende zum Stichtag 01.01.2022
Quelle: BCG Gender Diversity Index Austria 2018, 2019, 2020 und 2021

Frauen in den Chefetagen verdienen noch immer deutlich weniger als
Männer

Die Analyse der Vergütungen macht ebenfalls deutlich, dass Geschlechterparität noch in
weiter Ferne liegt. Der Unterschied in der Vergütung zwischen Frauen und Männern in
Vorstand und Aufsichtsrat der Top-50-Unternehmen liegt bei durchschnittlich 27 Prozent.
Das bedeutet: Frauen erhalten nicht einmal drei Viertel der durchschnittlichen Männer-
vergütung.

Mit diesem Wert pendelt sich das Vergütungsverhältnis der Geschlechter wieder auf exakt
dem gleichen Niveau wie 2018 ein, nachdem die Lücke sich zwei Jahre in Folge weiter
vergrößert hatte: Seit 2018 war die Vergütungsdifferenz von 27 Prozent auf 30 und dann
sogar auf 33 Prozent gestiegen.

Beim Blick auf die Gremien zeigt sich jedoch, dass die Vergütungslücke stark von den
Unterschieden innerhalb der Vorstandsbezüge getrieben wird. Die Differenz zwischen
weiblichen und männlichen Aufsichtsräten liegt im Schnitt bei 24 Prozent. Bei den Vor-
ständen macht der Unterschied hingegen 30 Prozent aus – nach 39 Prozent im Vorjahr.
Das heißt, dass die Bezüge weiblicher Vorstände im Schnitt fast ein Drittel niedriger sind
als die ihrer männlichen Kollegen.

Boston Consulting Group                                                                                                   9
Die Ursache für die unterschiedliche Bezahlung liegt überwiegend in den Ressorts begrün-
det, die Frauen bzw. Männer besetzen:

— Nur 14 Prozent aller weiblichen Vorstände haben einen Vorstandsvorsitz inne.
  Unter den männlichen sind es 26 Prozent. Mit rund 1,4 Mio. Euro ist der CEO-Posten
  (Chief Executive Officer) am höchsten vergütet.

— Gleichzeitig sind Frauen deutlich häufiger in den meist geringer vergüteten finanz-
  bzw. support­nahen Positionen vertreten. Diese werden mit durchschnittlich
  0,9 Mio. Euro entlohnt. 29 Prozent aller weiblichen Vorstände bekleiden ein solches
  Amt. Unter den männlichen Vorständen ist es nur jeder Fünfte.

— Sogenannte businessnahe Vorstandspositionen – Chief Operation Officers oder
  Vertriebsvorstände – sind nahezu ausgeglichen besetzt. 57 Prozent der weiblichen
  bzw. 54 Prozent der männlichen Topmanager haben eine solche Position inne. Mit
  durchschnittlich rund 1 Mio. Euro liegen diese Posten auf Rang zwei der Vergütungs­
  hierarchie.

Betrachtet man die Gehälter einzelner Personen, wird offenkundig: Topverdienste sind
männlich. Unter den 25 Spitzenverdienern – mit einem Einkommen von mehr als
1,85 Mio. Euro – befindet sich keine einzige Frau. Erst unter den 80 Bestverdienern gibt
es drei Topmanagerinnen. Sie erhalten eine Vergütung von mehr als 1,1 Mio. Euro.

Um die Ergebnisse einordnen zu können, lohnt sich ein Blick auf unser Nachbarland.
Österreichs Unternehmen schneiden insgesamt schlechter ab als deutsche – im Gesamt-
index erreichen sie 40 gegenüber 50 Punkten. Sowohl beim Vergütungsanteil in Vorstand
und Aufsichtsrat als auch beim Frauenanteil in beiden Gremien liegt Deutschland vor
Österreich. Lediglich der Spitzenreiter des Rankings hierzulande ist seinem Pendant in
Deutschland leicht voraus: Während Marinomed auf 86 Punkte kommt, erreicht die Deut-
sche Telekom mit 84 Punkten geringfügig weniger.

10                                         Doing good better: BCG Gender Diversity Index Austria 2021
Abbildung
   Abbildung
          3 | Topverdienste
               3 | Topverdienste
                             sind sind
                                  männlich:
                                       männlich:
              KeineKeine
                     einzige
                          einzige
                             Frau Frau
                                  unterunter
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                                                                     Vorständen

                                                                                  Die Top
                                                                         Die

                                                                        25 25
                       Männer                                                                                                                    Frauen
  Männer                                                                   bestverdienenden                                                   Frauen
                                                                               Vorstände
                                                                am besten vergüteten
                                                                      Vorstände
       Neu bestellt,                                                                                                    € 1,85 Mio.                Neu bestellt,
       daher noch
       keine Daten                                                                Die Top                          € 1,85 Mio.                     daher noch
                                                                                                                                                   keine Daten

                                                                           26 – 80
       vorhanden                                                                                                                                   vorhanden
                                                                      Die Ränge

                                                                 26 – 80    bestverdienenden
                                                                                Vorstände
                                                                  der Vorstände nach
                                                                       Vergütung
                                                                                                                                             € 1,1 Mio.
                                                                                  Die Top
                                                                                                                                          € 1,1 Mio.
                                                                          81 –185
                                                                      Die Ränge
                                                                            bestverdienenden

                                                                81 – 185        Vorstände

                                                                  der Vorstände nach                                      Im vergangenen Geschäftsjahr ausgeschieden
                                                                       Vergütung

      Anmerkung: Vergütung 2020 angegeben als hochgerechnete Vergütung pro Geschäftsjahr der ca. 185 Vorstände der Index-Unternehmen
      Quelle: BCG GenderNeu
                        Diversity Index Austria 2021; Geschäftsberichte 2020
                            bestellt, daher noch keine Daten vorhanden                                    Im vergangenen Geschäftsjahr ausgeschieden

Anmerkung: Vergütung 2020 angegeben als hochgerechnete Vergütung pro Geschäftsjahr der ca. 185 Vorstände der Index-Unternehmen
Quelle: BCG Gender Diversity Index Austria 2021; Geschäftsberichte 2020

Boston Consulting Group                                                                                                                           11
2.3 Index 2021:
Bewegung unter den Top-5-Diversity-Champions
Auf hohem Niveau noch verbessert: Erstplatzierter des BCG Gender Diversity Index Austria
2021 ist das Biopharma-Unternehmen Marinomed Biotech mit 85,7 Punkten. Bereits im
vergangenen Jahr hatte sich die Firma mit 83,4 Punkten an die Spitze des Index gesetzt.
Marinomed entwickelt auf Basis patentgeschützter Technologieplattformen Produkte für
Atemwegs- und Augenerkrankungen und ist seit 2019 börsennotiert. Die Gründe für das
erneut sehr gute Abschneiden sind sowohl im Frauenanteil als auch im Vergütungsverhält-
nis in der Chefetage zu finden: Im Vorstand sitzen das Gründerpaar Eva Prieschl-Gras-
sauer (Chief Science Officer) und Andreas Grassauer (Chief Executive Officer) gemeinsam
mit dem Finanzvorstand Pascal Schmidt. Das Vergütungsverhältnis beträgt 99 Prozent.
Der vierköpfige Aufsichtsrat ist mit zwei Frauen und zwei Männern paritätisch besetzt.
Hier liegt der Gender-Pay-Gap mit 23 Prozent allerdings noch recht hoch, bleibt jedoch
unter dem Durchschnitt aller Top-50-Unternehmen.

Abbildung 4 | Vorjahressieger Marinomed verteidigt seine Spitzenposition

                                            Punkte    85,7           84,8
                                                                                    81,7
                                                       2020:          2020:
                                                       8 3 ,4         6 2 ,2         2020:          74,4
                                                                                                                   71,4
       Diversity
                                                     (Platz 1)      (Platz 6)        7 5 ,7
                                                                                   (Platz 3)       2020:
                                                                                                                    2020:
                                                                                                     -
Champions 2021:                                                                                                     5 3 ,2
                                                                                                                  (Platz 9)
 Marinomed Biotech
verteidigt Platz 1 und
Wolford Platz 3, OMV
steigt von Platz 9 auf
            Platz 5 auf

                                                        1              2              3              4               5

Quelle: BCG Gender Diversity Index Austria 2021

12                                                              Doing good better: BCG Gender Diversity Index Austria 2021
Darüber hinaus gibt es viel Bewegung an der Spitze des Rankings: Ottakringer Getränke
rückt von Platz sechs auf zwei vor, der Strumpfhersteller Wolford verteidigt Rang drei, der
Mineralöl-- und Gaskonzern OMV springt von Platz neun auf fünf, und Linz Textil, Herstel-
ler von Garnen, Geweben und Frottier­waren und erstmals im Ranking gelistet, schafft auf
Anhieb Rang vier.

Der Getränkekonzern Ottakringer erreicht 84,8 Indexpunkte und gehört damit zu den
drei Unternehmen, die sich am stärksten verbessern. Für die gute Platzierung der Otta-
kringer Getränke AG gibt es mehrere Gründe: Der zweiköpfige Vorstand ist paritätisch
besetzt. Zudem ist mit Maria Zesch eine zweite Frau in den fünfköpfigen Aufsichtsrat
bestellt worden. Ihre Vergütung wird in der vorliegenden Studie erstmals erfasst. Damit
liegt das Vergütungsniveau bei 95 Prozent, das heißt, die weiblichen Räte erhalten im
Schnitt fünf Prozent weniger als die durchschnittliche Männervergütung. Im Vorstand
beträgt die Lücke hingegen überdurchschnittliche 35 Prozent.

Der Textilhersteller Wolford kann seinen Indexwert von 75,7 auf 81,7 verbessern und
bleibt damit auf Platz drei. Auch hier liegt die Vergütungslücke im Aufsichtsrat bei verhält-
nismäßig niedrigen fünf Prozent. Mit zwei Frauen in dem sechsköpfigen Kontrollgremium
erfüllt das Unternehmen die gesetzliche Quote von 30 Prozent. Der zweiköpfige Vorstand
ist hingegen paritätisch besetzt. Mit Andrew Thorndike als Chief Operating Officer und
Silvia Azzali als Kreativvorstand (CCO) gibt es seit 2019 ein stabiles Topmanagement.
Verbesserungspotenzial besteht hinsichtlich des Vergütungsniveaus: Der Gender-Pay-Gap
im Vorstand liegt bei 34 Prozent, das heißt, die CCO-Position wird um ein Drittel geringer
vergütet als die COO-Rolle.

Diversity-Growth-Champions: Drei Unternehmen arbeiten nachhaltig auf
Geschlechterparität hin

Neben den Erstplatzierten gibt es drei Unternehmen, die gesondert zu erwähnen sind –
die sogenannten Diversity-Growth-Champions. Sie haben aktiv an der Vielfalt ihrer Füh-
rungsgremien gearbeitet und diese von einem Niveau von unter 45 Punkten in 2018 über
vier Jahre in Folge auf ein relevantes Level von heute rund 70 Punkten gesteigert. Im Ein-
zelnen sind dies der Mineralöl- und Gaskonzern OMV, das Finanzhaus Erste Group Bank
sowie der Kautschukproduzent Semperit. Neben Maßnahmen und Initiativen, die das
gesamte Unternehmen in Richtung Geschlechtervielfalt voranbringen, wird Diversität auch
in den Spitzenämtern der drei Konzerne sichtbar.

Boston Consulting Group                                                                13
— Die OMV hat einen Frauenanteil von 20 Prozent im fünfköpfigen Vorstand. Mit Elena
  Skvortsova ist die Position des Marketing- und Handelsvorstands seit dem Sommer
  2020 weiblich besetzt.

— Bei der Erste Group Bank gibt es ebenfalls eine Frau im sechsköpfigen Vorstand. Mit
  Alexandra Habeler-Drabek als Chief Risk Officer ist eine businessnahe Position weib-
  lich besetzt. Im Aufsichtsrat ist das Verhältnis sogar nahezu ausgewogen: Von den
  15 Mitgliedern auf Kapital- und Arbeitnehmerseite sind sieben Frauen.

— Semperit wiederum erreicht einen Frauenanteil im Vorstand von 33 Prozent: Petra
  Preining ist als Finanzvorstand bis 2024 bestellt und bildet mit dem Vorstandsvorsit-
  zenden und einem Technikvorstand das Führungstrio des Konzerns.

Die Initiativen der Diversity-Growth-Champions werden in Kapitel 2.4 näher beschrieben.

Abbildung 5 | Die Diversity-Growth-Champions arbeiteten über vier Jahre hinweg kontinuierlich an der
Vielfalt ihrer Chefetagen

   Punktzahl im BCG Gender Diversity Index

                                            71,4                                                    70,1                                                69,7
                                                                                           59,2
                                    53,2                                                                                                         51,2
                                                                                46,1
                           42,2                                         42,3
                  38,5
                                                                                                                                  28,3    31,1

                            OMV AG                                       Erste Group Bank AG                                             Semperit AG

                   14       11       9        5                          7       9          7        7                            29      26     10      8

                                                  2018    2019         2020     2021   #   Platzierung im BCG Gender Diversity Index

Quelle: BCG Gender Diversity Index Austria 2018, 2019, 2020 und 2021

14                                                                            Doing good better: BCG Gender Diversity Index Austria 2021
Nicht an der Spitze, aber deutlich verbessert

Zehn Unternehmen haben sich in diesem Jahr deutlich – das heißt um mehr als zehn
Indexpunkte – gesteigert. Die drei Firmen mit der größten Verbesserung sind:

— Die CA Immobilien Anlagen AG, Spezialist für Büroimmobilien in zentraleuropäi-
  schen Hauptstädten, hat sich um 29,9 auf 46,6 Punkte und damit von Platz 41 auf 15
  verbessert und führt die Rangliste der Aufholer an. Grund für die Steigerung ist unter
  anderem die Berufung von Silvia Schmitten-Walgenbach zur Vorstandsvorsitzenden.
  Sie ist seit Jänner 2022 im Amt und folgt auf Andreas Quint, der in den Ruhestand
  verabschiedet wurde. Des Weiteren hat die CA Immobilien Anlagen AG ihr Ranking
  verbessert, weil männliche Mitglieder den Aufsichtsrat verlassen haben und dadurch
  der Frauenanteil gestiegen ist.

— Das Immobilienunternehmen Immofinanz hat sich um 26 Punkte gesteigert und
  damit von Platz 40 auf 18 vorgearbeitet. Die Gründe liegen in Veränderungen im
  Aufsichtsrat: Zum einen ist das Gremium der Vergütungsparität näher gekommen.
  Darüber hinaus ist das oberste Kontrollgremium erweitert worden, mit dem Ergebnis,
  dass nun vier der neun Positionen weiblich besetzt sind.

— Weil mit Martina Maly-Gärtner als Chief Operating Officer eine Frau in den vierköpfi-
  gen Vorstand berufen wurde, hat sich der Immobilienentwickler UBM Development
  um 23 Punkte und damit von Rang 28 auf 12 verbessert. Zusätzlich ist die Vergü-
  tungslücke innerhalb des zwölfköpfigen Aufsichtsrats gesunken. Mit vier weiblichen
  Kontrolleuren erfüllt UBM zudem die gesetzliche Quote von 30 Prozent.

Auf der anderen Seite gibt es auch Rückschritte zu verzeichnen – die größten davon sind
bei dem Leiterplattenhersteller AT&S Austria Technologie & Systemtechnik sowie dem
Luftfahrtzulieferer FACC eingetreten. AT&S verliert 15 Punkte und landet auf Platz 13 des
diesjährigen Rankings – nach Rang 4 im Vorjahr. Grund ist der Rückzug zweier Topmana-
gerinnen aus dem Vorstand. FFACC büßt 21 Punkte ein. Nach Platz 13 im Vorjahr erreicht
das Unternehmen jetzt nur noch Rang 42. Die Ursache liegt im zwölfköpfigen Aufsichtsrat:
Mit vier weiblichen Kontrolleuren erfüllt das Gremium zwar den gesetzlich vorgeschriebe-
nen Frauenanteil von 30 Prozent. Allerdings ist eine signifikante Vergütungslücke entstan-
den, da zwei der Frauen nur Sitzungsgeld und kein Fixum beziehen.

Boston Consulting Group                                                             15
Abbildung 6 | Ergebnisse des BCG Gender Diversity Index Austria 2021

 2018 2019 2020 2021 Unternehmen                                      2018   2019    2020   2021

  NA    4     1    1    Marinomed AG                                         65,9    83,4   85,7
  NA    NA    6    2    Ottakringer Getränke AG                                      62,2   84,8
  1     2     3    3    Wolford AG                                    89,8   80,6    75,7   81,7
  NA   NA    NA    4    Linz Textil Holding                                                 74,4
  14    11    9    5    OMV AG                                        38,5   42,2    53,2   71,4
  2     1     2    6    Vienna Insurance Group AG                     88,4   90,8    76,4   70,9
  7     9     7    7    Erste Group Bank AG                           42,3   46,1    59,2   70,1
  29    26   10    8    Semperit AG Holding                           28,3   31,1    51,2   69,7
  9     6     8    9    Wienerberger AG                               41,3   59,0    57,0   69,2
  4     5     5    10   BKS Bank AG                                   64,7   63,1    62,4   67,2
  19    7    11    11   Frauenthal Holding AG                         33,0   48,2    47,8   60,6
  22    18   28    12   UBM Development AG                            32,6   37,3    30,6   53,4
  10    14   17    13   Verbund AG                                    39,5   39,2    40,0   49,4
  3     3     4    14   AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG   69,2   69,1    64,0   48,8
  38    27   41    15   CA Immobilien Anlagen AG                      11,5   30,9    16,7   46,6
  13    20   14    16   S Immo AG                                     39,2   37,0    42,3   43,9
  6     12   20    17   Österreichische Post AG                       43,0   41,0    37,9   43,6
  39    39   40    18   Immofinanz AG                                 5,6    12,5    17,0   42,6
  5     10   12    19   Oberbank AG                                   46,2   44,8    45,8   41,1
  18    31   24    20   Telekom Austria AG                            33,4   29,5    33,4   39,5
  16    16   19    21   EVN AG                                        35,1   38,6    39,1   39,3
  21    17   15    22   Bank für Tirol und Vorarlberg AG              33,0   38,1    41,6   39,3
  12    15   18    23   Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG     39,4   38,9    39,9   38,1
  30    32   34    24   Kapsch TrafficCom AG                          28,2   28,2    28,2   37,8
  11    13   22    25   Raiffeisen Bank International AG              39,5   39,3    36,9   37,2
  37    41   33    26   Zumtobel Group AG                             13,5   11,1    29,1   36,8
  32    19   21    27   voestalpine AG                                24,7   37,3    37,2   35,8
  17    23   23    28   Manner Josef & Comp. AG                       34,6   35,3    34,3   35,2
  20    24   16    29   Uniqa Insurance Group AG                      33,0   35,2    41,2   34,9
  NA   NA    NA    30   Addiko Bank AG                                                      34,1
  28    25   29    31   Burgenland Holding AG                         28,7   32,2    30,5   32,5
  25    28   35    32   Rath AG                                       31,3   30,6    28,1   32,2
  31    33   39    33   Lenzing AG                                    26,0   27,2    20,4   29,9
  26    30   37    34   Porr AG                                       29,6   30,2    25,4   29,7
  8     8    27    35   Polytec Holding AG                            41,4   47,7    32,5   29,4
  41    39   30    36   DO & CO AG                                    0,0    12,5    30,4   28,8
  24   21    26    37   Andritz AG                                    31,7   35,9    33,0   28,2
  27   29    38    38   Flughafen Wien AG                             28,8   30,4    22,1   27,4
  39   37    43    39   Palfinger AG                                  5,6    13,6    16,6   26,7
  41   42    25    40   Stadlauer Malzfabrik AG                       0,0    0,0     33,3   25,2
  33   34    31    41   STRABAG SE                                    24,7   26,6    29,3   24,7
  35   35    13    42   FACC AG                                       16,7   26,6    44,1   23,2
  41   42    36    43   Agrana Beteiligungs-AG                        0,0    0,0     25,7   20,8
  34    36   41    44   BAWAG Group AG                                18,2   16,7    16,7   20,0
  36    38   44    45   AMAG Austria Metall AG                        15,3   12,7    15,4   14,9
                                                                                                                   Unternehmen neu im GDI 2021/
  41    42   45    46   Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG          0,0    0,0     0,0    10,0               #
                                                                                                                   nicht im Index 2020
  41    42   45    47   Mayr-Melnhof Karton AG                        0,0    0,0     0,0    0,0                    Verbesserung > 3 Punkte
  41    42   45    47   Pierer Mobility AG                            0,0    0,0     0,0    0,0                    Änderung < ±3 Punkte
  41    42   45    47   Rosenbauer International AG                   0,0    0,0     0,0    0,0                    Verschlechterung > 3 Punkte
  41    42   45    47   Unternehmens Invest AG                        0,0    0,0     0,0    0,0                    Änderung > ± 10 Punkte

Quelle: BCG Gender Diversity Index Austria 2018, 2019, 2020 und 2021

16                                                                          Doing good better: BCG Gender Diversity Index Austria 2021
2.4 Zielgrößen, strategische Verankerung und die öffentliche
Wahrnehmung treiben Diversität an der Firmenspitze
Lange hat man in der Wirtschaft darauf gesetzt, dass sich die Dinge von allein ändern und
Frauen in dem Maße an Einfluss und Verantwortung partizipieren, wie sie sich diese erar-
beiten. Diese Rechnung ist nicht aufgegangen, und es zeigt sich jetzt, dass sanfter Druck zu
schnelleren Fortschritten führt: Seit der Gesetzgeber Anfang 2018 die Frauenquote – und
somit eine Zielgröße für den Frauenanteil – für Aufsichtsräte eingeührt hat, steigt die
Anzahl weib­licher Kontrolleure deutlich schneller. War 2018 noch gut jedes zweite Ratsmit-
glied weiblich (21 Prozent), liegt der Anteil heute – rund drei Jahre später – bei 29 Prozent.

Es bestätigt sich also: Es gibt Frauen, die qualifiziert sind, relevante Erfahrungen mitbrin-
gen und der Aufgabe gewachsen sind. Die Ausrede, geeignete Kandidatinnen seien nicht
vorhanden, ist kaum noch zu hören. Allenfalls berichten Personalberater davon, dass das
Recruiting mehr Zeit in Anspruch nimmt, da sie breitflächiger suchen müssen und in
neuen Bereichen, Ländern oder Branchen Gespräche führen.

Ähnliches ist aktuell bei unseren Nachbarn in Deutschland zu beobachten. Geraume Zeit
wurde die Frauenquote für Vorstände diskutiert und war erheblichem Gegenwind ausge-
setzt. Seit dem vergangenen Sommer ist sie nun in Kraft und hat zu deutlich mehr Beru-
fungen von Topmanagerinnen geführt. Bis August 2021 sank der Anteil der Konzerne, die
keinen einzigen weiblichen Vorstand haben, innerhalb eines Jahres deutlich von 56 auf
41 Prozent. Der durchschnittliche Anteil von Frauen im Vorstand ist von knapp 10 auf
13,3 Prozent gestiegen. Offensichtlich finden die Konzerne Mittel und Wege, sofern der
Wunsch nach einer vielfältig besetzten Firmenspitze stark genug ist.

Damit sind wir beim zweiten wichtigen Treiber für Gender-Diversity: dem internen Com-
mitment eines Unternehmens. Wie wichtig ist dem Topmanagement das Thema? Hier-
zulande wird deutlich, dass jene Konzerne, die das Ziel strategisch verankert und klar
beziffert haben, vielfältiger in den Chefetagen werden. Mit Diversitätsprogrammen und
Selbst­verpflichtungen für Frauenquoten in Führungspositionen steigt die Geschlechter­
parität kontinuierlich. Werden die Zielvorgaben dann noch mit variablen Vergütungsbe-
standteilen für Vorstände und andere Führungskräfte verknüpft, wird Gender-Diversity zu
einer echten Priorität.

Boston Consulting Group                                                                 17
Zu beobachten ist dies bei allen drei Diversity-Growth-Champions, das heißt jenen Konzer-
nen, welche die Vielfalt im Topmanagement über vier Jahre kontinuierlich auf ein relevan-
tes Niveau steigern konnten: der OMV als Fünftplatzierter, der Erste Group Bank auf
Rang 9 sowie Semperit auf Platz 7.

— Zielvorgaben: Alle drei Unternehmen haben Werte definiert, die sie innerhalb der
  näheren oder mittleren Zukunft erreichen wollen. Der Kautschukproduzent Semperit
  hat sich für das Jahr 2021 für das Management eine Frauenquote von 15 Prozent
  vorgenommen. OMV und Erste Group Bank gehen weiter: Der Mineralöl- und Gas­
  konzern will bis 2025 den Anteil weiblicher Führungskräfte auf ein Viertel ausbauen.
  Und bei dem Finanzhaus soll dieser Wert sogar auf 37 Prozent steigen.

— Diversitätsprogramme: Alle drei Unternehmen haben Initiativen lanciert, um die
  Geschlechtervielfalt in den eigenen Reihen zu erhöhen. Diese reichen von Mentoring-
  Programmen über spezifische Trainings bis hin zu Schul- und Hochschulaktivitäten
  im Hinblick auf MINT-Fächer2. Dabei richten sich zielführende Diversitäts­programme
  keineswegs nur an Frauen. Die OMV bietet ihren Mitarbeitern beispielsweise soge-
  nannte Unconscious-Bias-Trainings an, bei denen in gemischten Teams unbewusste
  Voreingenommenheit und Entscheidungsfindung thematisiert werden. Die Erste
  Group Bank wiederum arbeitet daran, ihre männlichen Mitarbeiter im Falle einer
  Vaterschaft für die Elternzeit zu begeistern. Unter dem Hashtag #glaubandich „Papa
  in Karenz“ wirbt das Unternehmen mit einer Kampagne intern wie extern dafür, dass
  Väter sich die Elternzeit mit ihrer Partnerin teilen.

2   MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik

18                                                           Doing good better: BCG Gender Diversity Index Austria 2021
B2C schlägt B2B: Endkundenorientierung steigert Geschlechtervielfalt

Ein weiterer Treiber für Gender-Diversity liegt interessanterweise in der Geschäftsaus-
richtung eines Unternehmens. Konzerne mit starker Endkundenorientierung sind im
Schnitt diverser als jene, deren Kerngeschäft im B2B-Bereich angesiedelt ist. Das bedeu-
tet, dass die öffentliche Wahrnehmung einen weiteren wirksamen Hebel darstellt.

Die Gegenüberstellung von 22 B2C-Unternehmen und 28 B2B-Firmen innerhalb des
BCG Gender Diversity Index Austria 2021 ergibt folgendes Bild:

— Die B2C-Organisationen haben ihren Frauenanteil an der Firmenspitze (Vorstand und
  Aufsichtsrat) in den vergangenen vier Jahren von 17 auf 23 Prozent gesteigert. B2B-
  Unternehmen sind hingegen deutlich männlicher dominiert: Ihr Frauenanteil an der
  Spitze ist zwar ebenfalls gestiegen, aber nur von neun auf 16 Prozent.

— Auch beim Vergütungsverhältnis lässt sich dieselbe Tendenz feststellen. Firmen mit
  Geschäftskundenorientierung haben 2021 eine überdurchschnittliche Vergütungs­
  lücke von 64 Prozent – nach 74 Prozent im Jahr 2018. Die B2C-Unternehmen schnei-
  den immerhin etwas besser ab: Ihre ge­schlech­­terbedingte Vergütungslücke ist von
  63 Prozent (2018) auf 52 Prozent im Jahr 2021 gesunken.

Abbildung 7 | B2B-Firmen sind an der Firmenspitze männlicher geprägt als B2C-Unternehmen

Frauenanteil Vorstand und Aufsichtsrat (in %)                           Vergütungsverhältnis Vorstand und Aufsichtsrat (in %)

                                                             23                                                                    48
                           19               21                                   37                               40
           17                                           16                                       36                           36
                                                                                           30               32
                     12               13                                   26
    9

        2018           2019             2020              2021                2018           2019             2020              2021

          Unternehmen mit Kerngeschäft im B2B-Bereich                           Unternehmen mit Kerngeschäft im B2B-Bereich
          Unternehmen mit starker Konsumentenkomponente                         Unternehmen mit starker Konsumentenkomponente

Anmerkung: 22 Unternehmen mit starker Konsumentenkomponente und 28 Unternehmen mit Kerngeschäft im B2B-Bereich
Quelle: BCG Gender Diversity Index Austria 2018, 2019, 2020 und 2021

Boston Consulting Group                                                                                                               19
3. Empfehlungen
Drei Hebel wirken positiv auf Geschlechterparität

Nach der Analyse der 50 größten börsennotierten Unternehmen Österreichs kristallisieren
sich drei Hebel als besonders wirkungsvoll heraus, um Gender-Diversity an der Spitze zu
fördern.

01
               ZIELGRÖSSEN SETZEN
               In Deutschland werden deutlich mehr Vorstandspositionen mit Frauen
               besetzt, nachdem die Bundesregierung im vergangenen Sommer eine
               gesetzliche Quote eingeführt hat. Die 2021 in unserem Nachbarland in
               Kraft getretene Frauenquote für Vorstände ließ den Anteil an Vorständen
               mit mindestens einem weiblichen Mitglied innerhalb eines Jahres um gut
               ein Drittel (34 Prozent) wachsen. Eine ähnliche Entwicklung war in Öster-
               reich nach Einführung der Aufsichtsratsquote zu beobachten.
               Auf Unternehmensebene ist auch hierzulande zu beobachten, dass jene
               Konzerne, die Geschlechterparität strategisch verankert und sich einen
               konkreten Zielwert gesetzt haben, vielfältiger in den Chefetagen sind.

02
               TRANSPARENZ SCHAFFEN
               Das Geheimnis von Zielgrößen ist nicht nur, sie zu formulieren, sondern
               insbesondere, sie regelmäßig nachzuhalten und zu kontrollieren. Ein ver-
               pflichtendes Reporting der Frauenanteile sorgt für Transparenz und Ver-
               bindlichkeit. In Deutschland gibt es diese Verpflichtung nicht nur für Vor-
               stand und Aufsichtsrat, sondern auch für die beiden Ebenen unter dem
               Vorstand. Dies lenkt das Augenmerk auf die wichtige Nachfolgeplanung.

03
               TALENT-PIPELINE FÜLLEN
               Im vergangenen Jahr gingen in Österreich fünfmal mehr Vorstands­
               positionen an Männer als an Frauen. Von den 24 neu vergebenen
               Vorstands­posten wurden lediglich vier weiblich besetzt.
               Ein Grund für dieses Missverhältnis ist möglicherweise auch, dass Vielfalt
               bereits an der Basis beginnt: Die Nachfolgeplanung muss langfristig und
               strategisch angelegt werden, um für Besetzungen in Führungsgremien aus
               einem paritätischen Pool schöpfen zu können.

20                                         Doing good better: BCG Gender Diversity Index Austria 2021
4. Fazit
Auch in der vierten Edition des BCG Gender Diversity Index Austria kann kein Durchbruch
vermeldet werden. Der Fortschritt kommt allenfalls auf leisen Sohlen daher. Hier und da
steigt die Geschlechterparität in einflussreichen Gremien. Abhängig von der Branche, der
Unternehmensgröße und den Funktionen geht es mal in moderaten Schritten voran, mal
in winzigen – und manchmal auch gar nicht.

Offenbar ist ein gewisser Druck vonnöten, um den Wandel zu beschleunigen. Das hat die
Frauenquote für Aufsichtsräte gezeigt. Zwar gibt es nach wie vor Unternehmen, die sich
ein rein männlich besetztes Kontrollgremium leisten. Doch ihre Zahl wird kleiner.

Ähnliches ist bei unseren Nachbarn in Deutschland zu beobachten. Seit im vergangenen
Sommer eine Frauenquote für das Topmanagement eingeführt worden ist, steigt die Zahl
der weiblichen Vorstände. Das sogenannte Zweite Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II)
sieht vor, dass in Vorständen ab vier Mitgliedern in börsennotierten und paritätisch mit­
bestimmten Unternehmen mindestens eine Frau vertreten sein muss.

Womöglich ist dieser Schritt eine Blaupause auch für die österreichische Wirtschaft. Doch
selbst wenn Vergleichbares in Österreich kommen sollte: Geschlechterparität wird dadurch
nicht hergestellt. Es ist lediglich ein weiterer Schritt auf dem Weg dorthin.

Zu erwarten ist, dass in den kommenden Jahren der Druck auch von anderer Seite steigen
wird: von Kunden, die ein modernes Unternehmen jenen vorziehen, die alten Traditionen
verhaftet sind. Die vorliegende Studie zeigt, dass Unternehmen mit Endkundenorientie-
rung bereits jetzt einen deutlich höheren Frauenanteil an der Firmenspitze haben als
Unternehmen, die im B2B-Segment tätig sind.

Am Arbeitsmarkt legen immer mehr junge Talente hohen Wert auf einen Arbeitgeber, der
Diversität und Chancengleichheit großschreibt. Weil das zu einem zeitgemäßen und welt-
offenen Unternehmen gehört – und weil junge Frauen dieselben Karrierechancen erwar-
ten wie Männer, während gleichzeitig männ­lichen Arbeitnehmern die Vereinbarkeit von
Karriere und Familie wichtiger wird.

Nicht an letzter Stelle ist der Druck von Investoren zu nennen, der Unternehmen zur
­Veränderung zwingt. Insbesondere Wagniskapitalgeber machen es inzwischen häufig
 zur Bedingung, dass eine ­Firmenspitze vielfältig besetzt ist.

Boston Consulting Group                                                              21
Erfreulicherweise ist die Entwicklung hin zu mehr Diversität kein Selbstzweck und
geschieht auch nicht aus einer Ideologie heraus. Vielmehr profitieren die Unternehmen
von dem Wandel, wie zahlreiche Studien gezeigt haben: Gemischte Führungsteams brin-
gen mehr Innovationen hervor und gelangen zu besseren Ergebnissen.

Geschlechterparität ist nicht zum Greifen nah. Doch es ist sehr wahrscheinlich, dass Fir-
men, die das Thema ernst nehmen und rasch die Weichen in die richtige Richtung stellen,
einen echten Wettbewerbsvorteil aufbauen – nicht nur in ferner Zukunft, sondern schon
heute.

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5. Methodik
Die vorliegende Studie beinhaltet den BCG Gender Diversity Index, der die Frauenquote in
Vorstand und Aufsichtsrat sowie die relative Vergütung von Frauen und Männern in die-
sen Gremien beschreibt. Diese Auswertung stellt eine Sekundärdatenerhebung dar (siehe
dazu auch die weiteren Erläuterungen).

Der Index misst den Grad der Geschlechtergleichheit in österreichischen Unternehmen.
Entwickelt wurde die Kennzahl von der Boston Consulting Group in Zusammenarbeit mit
der Technischen Universität München. Für die Berechnung des Index wurden die 50 größ-
ten österreichischen Unternehmen nach Marktkapitalisierung zum Stichtag 25. Oktober
2021 herangezogen.

Weitere Kriterien für die Aufnahme in den Index waren:

— Die Firmen haben ihren Hauptsitz in Österreich und sind im Prime-Market oder
  ­Standard-Market (ATX, ATPX, WBI) gelistet.

— Alle zur Berechnung des Index benötigten Daten müssen öffentlich verfügbar sein,
  das heißt, die Vergütungsdaten aller Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder sind für
  alle Personen separat im Jahresbericht ausgewiesen, sofern die Vergütungspunktzahl
  nicht auf andere Weise ersichtlich ist.

— Die einzelnen Vergütungskomponenten müssen nicht separat ausgewiesen werden,
  da vor allem für den Aufsichtsrat häufig nur die Summe genannt wird.

Die Indexberechnung erfolgt durch eine gleichwertige Analyse der beiden Hauptkompo-
nenten Frauenanteil in Führungspositionen sowie Vergütungsanteil von Frauen, die jeweils
für die zwei Subkomponenten Vorstand und Aufsichtsrat berechnet werden. Die vier Sub-
komponenten fließen zu gleichen Teilen von je 25 Prozent in die Gesamtpunktzahl ein.

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5.1 Frauenanteil

Die Informationen des Datenbankunternehmens BoardEx sowie der Unternehmensweb-
sites dienten als Datenbasis. Die BoardEx-Daten wurden mit den aktuellen Besetzungen,
die auf den Unternehmenswebsites verfügbar waren, abgeglichen, sodass sie zum Stichtag
1. Jänner 2022 aktuell waren. Ehrenmitglieder im Aufsichtsrat wurden ausgeschlossen,
Staatskommissare inkludiert.

Punktevergabe beim Frauenanteil

Die beiden quantitativen Komponenten wurden so konzipiert, dass sie Frauen und Män-
ner gleichermaßen berücksichtigen, denn die volle Punktzahl wird nur dann erreicht, wenn
es genauso viele Frauen wie Männer im jeweiligen Gremium gibt. Dabei wird die jeweils
kleinere Gruppe eines Geschlechts durch die größere Gruppe des anderen Geschlechts
divi­diert. Unternehmen erreichen also die volle Punktzahl bei einem Geschlechterverhält-
nis von 50 : 50. Die Punkte werden berechnet, indem der prozentuale Anteil mit 2 multipli-
ziert wird, sodass die Maximalpunktzahl 100 beträgt. Die Punktzahl wird dann bei Eingang
in die Gesamtpunktzahl jeweils mit 0,25 multipliziert.

5.2 Vergütung

Als Datenbasis wurde der letzte verfügbare Geschäftsbericht verwendet. Bei den meisten
Unternehmen handelt es sich dabei um das Geschäftsjahr vom 1. Jänner bis zum
31. Dezember 2020.

Da jedes Unternehmen jede Position im Vorstand und im Aufsichtsrat unterschiedlich
vergütet, wurden die Durchschnittszahlungen über alle Vergütungskomponenten beider
Geschlechter zueinander in Relation gesetzt, um diese über sämtliche Unternehmen hin-
weg miteinander vergleichen zu können.

Falls zwischen Zuwendungen und Zuflüssen unterschieden wurde: Als Vergütung wurden
tatsächliche Zuflüsse betrachtet, wie in den Geschäftsberichten ausgewiesen. Es wurde
nur der Zufluss vom Konzern berücksichtigt, nicht der von Tochterunternehmen. Als Ver-
gütung wurde die Summe aller Vergütungskomponenten betrachtet. Beim Vorstand sind
dies Festvergütung, Nebenleistungen, einjährige variable Vergütung, mehrjährige variable

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Vergütung, Pensionsaufwand und Sonderzahlungen. Beim Aufsichtsrat sind es Festvergü-
tung, Ausschussvergütung, Sitzungsgeld und variable Vergütung, sofern ausgewiesen.

Beim Vergütungsanteil ist das Ziel 100 Prozent Vergütungsgleichheit; für jeden Prozent-
punkt gibt es einen Indexpunkt. Beträgt das Gehalt von Frauen beispielsweise 78 Prozent
des Gehalts der Männer, gibt es dafür 78 Punkte in dieser Subkomponente. Dazu wird
zunächst der Durchschnitt der Männer bzw. Frauen eines Unternehmens berechnet und
dann der kleinere Durchschnitt zum größeren ins Verhältnis gesetzt. Da die Geschlechter-
gleichheit ermittelt werden soll, kann ein Unternehmen auch weniger Punkte bekommen,
wenn die Frauen im Schnitt besser vergütet werden als die Männer.

Punktevergabe bei der Vergütung

Die beiden qualitativen Komponenten wurden so konzipiert, dass sie Frauen und Männer
gleichermaßen berücksichtigen, denn die volle Punktzahl wird nur dann erreicht, wenn
Männer und Frauen gleich hoch vergütet werden. Dabei wird die jeweils kleinere Durch-
schnittsvergütung eines Geschlechts durch die größere Durchschnittsvergütung des ande-
ren Geschlechts dividiert. Der Vergütungsanteil in Prozent kann dabei 1 : 1 in Punkte über-
setzt werden, sodass auch hier die Maximalpunktzahl 100 beträgt. Die Punktzahl wird
dann bei Eingang in die Gesamtpunktzahl jeweils mit 0,25 multipliziert.

Personenauswahl

Von der Komponente Vergütung wurden folgende Personen ausgeschlossen:

— Personen, die weniger als drei Monate im Amt waren,
— Personen, die freiwillig auf ihre Vergütung verzichtet oder aus anderen Gründen keine
  Vergütung erhalten haben, sowie
— Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat.

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Hochrechnungen

Wenn ein Mitglied des Aufsichtsrats oder Vorstands nicht das ganze Geschäftsjahr im Amt
war, wurde sein Gehalt auf ein Jahresgehalt hochgerechnet. Die Amtszeit wurde dabei auf
den halben bzw. ganzen Monat wie folgt gerundet:

— Im Vorstand:
  Bei Mitgliedern, die nicht das ganze Jahr berufen waren, wurden alle Gehaltskompo-
  nenten außer der mehrjährigen variablen Vergütung (MVV) sowie Abfindungen auf
  ein Jahr hochgerechnet (MVV nicht hochgerechnet, da diese Vergütung im Fall eines
  Rücktritts in der Regel für das ganze Jahr ausbezahlt wird).

— Im Aufsichtsrat:
  Bei Mitgliedern, die nicht das gesamte Jahr dabei waren, wurden alle Gehaltskompo-
  nenten hochgerechnet. Dabei wurden nur Personen berücksichtigt, die länger als
  drei Monate im Amt waren. Nur dann wurde ihr Gehalt auf ein Jahresgehalt hoch­
  gerechnet.

— Die Position einer Person wurde bei der Hochrechnung nicht berücksichtigt; das
  bedeutet, dass bei unterjährigem Wechsel im Vorstandsvorsitz auch CEO-Gehälter
  hochgerechnet wurden. Dies kann dazu führen, dass in bestimmten Fällen mehrere
  CEO-Gehälter in den Durchschnitt einfließen.

— Auch andere Positionswechsel wurden nicht berücksichtigt, beispielsweise die Ernen-
  nung zum CFO, die Übernahme eines weiteren Ressorts oder die Berufung zum Auf-
  sichtsratsvorsitzenden.

Durchschnittsberechnung

Alle Durchschnitte für weitere Analysen wurden auf Firmenbasis gerechnet: Zuerst wurde
der Durchschnitt für die einzelnen Firmen berechnet und danach der Schnitt der
50 Unternehmen kalkuliert.

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Ein Beispiel für dieses Vorgehen: Für die Berechnung des durchschnittlichen Vergütungs-
verhältnisses wurden nur diejenigen Unternehmen berücksichtigt, die im entsprechenden
Geschäftsjahr eine Vergütung für Frauen im jeweiligen Gremium ausgezahlt haben.

Für die durchschnittliche Vergütung bestimmter Positionen wurde zunächst der Durch-
schnitt dieser Position für die einzelnen Firmen berechnet und danach der Schnitt über
alle 50 bzw. über alle Unternehmen mit Frauen im Vorstand kalkuliert.

Eine Ausnahme zu dieser Durchschnittsberechnung bildet der Vergleich von B2B- und
B2C-Unternehmen in Kapitel 2.4: Hier wurde der Durchschnitt über alle 50 Unternehmen
hinweg berechnet.

Amtszeit

Die Amtszeit wurde für alle Personen berechnet, die zum Stichtag 1. Jänner 2022 im Amt
waren. Als Quelle für das Startdatum in der jeweiligen Position wurde BoardEx verwendet
und anhand der auf Firmenwebsites verfügbaren Lebensläufe und Pressemitteilungen
überprüft.

Quellen

Die Daten zur Berechnung des BCG Gender Diversity Index Austria 2021 wurden aus folgen-
den Quellen bezogen:

Letzte verfügbare Geschäftsberichte zum Stichtag 25. Oktober 2021 (für die Mehrheit der
Unternehmen handelt es sich um das Geschäftsjahr vom 1. Jänner bis zum 31. Dezem-
ber 2020), Unternehmenswebsites, Pressemitteilungen, BoardEx, S&P Capital IQ.

Zusätzliche Quellen werden im Text und in den Abbildungen bzw. in den Fußnoten aus­
gewiesen.

Bei Fragen zur Methodik wenden Sie sich gern an die Studienautoren.

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Über die Autoren

Dr. Lukas Haider ist Managing Director and Partner und leitet die Wiener Niederlassung
der Boston Consulting Group. Seit Jänner 2022 gehört er zudem dem Leadership Team der
Region Central Europe an. Des Weiteren ist er Mitglied der BCG-Praxisgruppen Financial
Institutions und Operations.
haider.lukas@bcg.com

Dr. Heike Dorninger ist Managing Director and Partner in der Wiener Niederlassung der
Boston Consulting Group. Sie ist Kernmitglied der BCG-Praxisgruppe Health Care mit
Fokus auf Krankenversicherungen und Gesundheitssysteme.
dorninger.heike@bcg.com

Danksagung

Die Autoren sind dankbar für die Unterstützung vieler Menschen, die ihre Expertise in
diese Studie eingebracht und daran mitgewirkt haben. Dazu gehören Catharina Melzer,
Roman Gwosdilin und Laura Dießl.

Für weiteren Kontakt

Wenn Sie die Studie und deren Ergebnisse diskutieren möchten, wenden Sie sich gern an
die Autoren.

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Für weitere Informationen oder die Erlaubnis zum Nachdruck wenden Sie sich bitte direkt an BCG (permissions@bcg.com).

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