Begegnung - Evangelische Kirchengemeinde Werl

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Begegnung - Evangelische Kirchengemeinde Werl
Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinde Werl

        September | Oktober | November 2021
                                    Nr. 147

Begegnung
Begegnung - Evangelische Kirchengemeinde Werl
Liebe Gemeindeglieder,                    Als Letztes der Herausforderungen
                                          möchte ich an dieser Stelle die von
wir leben in einer Zeit mit besonderen    mir wahrgenommene Spaltung der
Herausforderungen. Dabei bin ich mir      Gesellschaft in unserem Land nen-
bewusst, dass es in der Geschichte        nen.
der Menschheit und der Christen
noch nie an Herausforderungen man-
gelte. Aber zurzeit scheint es mir per-   Impfbefürworter hier und Impfgeg-
sönlich doch knüppeldick zu kom-          ner dort, einerseits zum Dialog be-
men.                                      reite und andererseits Kompromisse
                                          ablehnende Menschen, sich ernsthaft
                                          Sorgende und Verharmlosende ste-
Seit mehr als 1½ Jahren fordert uns       hen einander gegenüber und finden
die Pandemie in einer nie gekannten       keinen gemeinsamen Weg, sondern
Form heraus.                              versuchen auf je ihre eigene Art beim
                                          Seilziehen, die anderen auf ihre Seite
Im Juli mussten wir lernen, dass kata-    zu bekommen.
strophale Unwetter und damit ver-
bundene Zerstörung von Infrastruk-
tur nicht nur auf anderen Kontinen-       In einer vielschichtigen Gesellschaft
ten und in fernen Ländern geschehen,      darf das zwar so sein, aber in mir ent-
sondern bereits vor unserer Haustür       steht die Frage: Ist es auch gut für un-
in Nordrhein-Westfalen und in Rhein-      sere Gesellschaft, oder müssten wir
land-Pfalz.                               nicht gerade jetzt gemeinsam am sel-
                                          ben Ende des Seils ziehen?

Der im August vorgestellte Bericht        Eine Wundergeschichte aus dem
des Weltklima-Rates macht deutlich,       Markus-Evangelium hilft mir, eine
dass wir wohl nichts mehr aufhalten       passende Antwort zu finden.
können, sondern handeln müssen,
um Schlimmeres für zukünftige Gene-
rationen zu verhindern.                   Dort heißt es im 4. Kapitel: „Und es
                                          erhob sich ein großer Windwirbel,
                                          und die Wellen schlugen in das Boot,
                                          sodass das Boot schon voll wurde.
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Und Jesus war hinten im Boot und          Die Stille umfasst Ruhe, Harmonie,
schlief auf einem Kissen. Und sie         Frieden und Besinnung. Sie ist das Ge-
weckten ihn auf und sprachen zu ihm:      genteil des Sturms in der Geschichte
Meister, fragst du nichts danach, dass    und macht deutlich, wie nach Jesu
wir umkommen? Und Jesus stand auf         Eingreifen sich alles gut entwickelt.
und bedrohte den Wind und sprach
zu dem Meer: Schweig! Verstumme!
                                          Deswegen hat die Geschichte von der
Und der Wind legte sich und es ward       Stillung des Sturms für mich heute so
eine große Stille. Und Jesus sprach zu    große Bedeutung und gibt mir auf
seinen Jüngern: Was seid ihr so           mein Suchen und Fragen die pas-
furchtsam? Habt ihr noch keinen           sende Antwort.
Glauben? Und sie fürchteten sich sehr
und sprachen untereinander: Wer ist
der, dass ihm Wind und Meer gehor-
sam sind!“                                Keine andere Wundergeschichte er-
                                          scheint mir aktueller. Wir werden von
Drei Begriffe sind mir in dieser Wun-     immer mehr Naturkatastrophen be-
dergeschichte wichtig.                    droht und verängstigt. Auch dreht
                                          sich unser Leben immer schneller, es
Das Boot steht im christlichen Sinn als   wird uns immer mehr und mehr ab-
Bild für die Gemeinde auf ihrem Weg       verlangt und die Erwartungen, was
durch Zeit und Weltgeschehen, somit       uns das Leben zu bieten hätte, stei-
zugleich dafür, wie jeder Einzelne von    gen und steigen.
uns als Christ sein alltägliches Leben
bewältigt.
                                          Ebenso steigen Wettbewerb und Kon-
                                          kurrenzkampf in vielen Bereichen. Le-
Der Sturm bedeutet mehr als nur Na-       bensträume zerbrechen, wir fühlen
turereignis oder Naturgewalt, er kann     uns oft überfordert, übersehen und
auch in jeder einzelnen Person als Le-    an den Rand gedrängt.
benskrise, als Problem oder Schick-
salsschlag toben.                         In der heutigen Zeit begegnen mir
                                          wieder Menschen, die sich nach al-
                                          ten, verloren geglaubten Werte seh-
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nen und beginnen, verstärkt an eine      Er begleitet sie durch Schlimmes und
Macht zu glauben, die über all diesem    Schlimmstes, schützt sie, daran zu
steht.                                   verzweifeln, und rettet aus der Isola-
                                         tion.

Als Christen werden wir diese Sehn-
süchte ernst nehmen, die Wünsche
der Menschen dahinter hören und          Für mich persönlich ist diese Bibel-
auf Grund des Schatzes, der beispiels-   stelle auch deshalb von großer Be-
weise in der Wundergeschichte von        deutung, weil ich spüre und erlebe,
der Stillung des Sturms vorhanden ist,   dass es selbst in den schlimmsten Er-
Trost und Hoffnung in Lebenskrisen       eignissen und Erfahrungen immer
oder bei ähnlichem zusprechen.           noch Wunder gibt, die mit weltlichen
                                         Maßstäben nicht zu erklären sind –
                                         und doch geschehen sie und sind real
                                         wie der gestillte Sturm für die Jünger.
Dadurch erfahren die Menschen, dass
es jemanden gibt, der in den schwe-
ren Stunden bei ihnen ist, auch wenn
sie schon nicht mehr daran glauben                Pfarrer Christoph Lichterfeld
können.

           Gestaltung der Titelseite: Pfarrer Christoph Lichterfeld

Aus dem Presbyterium
Im vergangenen Gemeindebrief, Be-
gegnung 146, baten wir als Kirchenge-    Martini-Kindergarten: 150 €
meinde um Ihre Unterstützung für         Kirchliche Jugendarbeit: 200 €
unsere verschiedenen Arbeitsberei-       Diakonische Aufgaben: 475 €
che. Erfreulicherweise wurden von        Das Presbyterium bedankt sich herz-
Ihnen insgesamt 825 € gespendet; Im      lich für diesen Beitrag, mit dem Sie
Einzelnen für folgende Zwecke:           die Dienste der Gemeinde fördern.
Begegnung - Evangelische Kirchengemeinde Werl
Im Frühjahr haben wir im Eingangsbe-
reich der Paulus-Kirche – im ehemali-
gen Kirchencafé – einen Kinder-Spiel-     Lautsprecheranlage
Raum mit kindgerechter Ausstattung        In der Paulus-Kirche wurde im Früh-
                                          jahr eine neue Lautsprecheranlage in-
                                          stalliert. Der Ev. Kirchbauverein e.V.
                                          unterstützte diese Maßnahme mit
                                          4.500,00 €.

                                          Dafür dankt das Presbyterium herz-
                                          lich; ebenso der Fa. Wieschebrock für
                                          die kompetente und unterstützende
                                          Ausführung der Arbeiten.
eingerichtet. Dieser Raum darf gerne
während der Gottesdienste „be-
spielt“ werden.

                                          Im Zusammenhang mit der Renovie-
                                          rung des Pfarrhauses in der Paul-
Auf der Damen-Toilette hängt seit ein     Gerhardt-Straße dankt das Presby-
paar Wochen zudem ein Wickel-Re-          terium dem Maler-Betrieb Jade aus
gal, um Eltern mit kleinen Kindern        Welver in besonderer Weise für eine
den Windelwechsel zu ermöglichen,         großzügige Spende.
sollte er einmal nötig sein, und so den
Gottesdienstbesuch angenehmer zu                    Pfarrer Christoph Lichterfeld,
gestalten.                                        Vorsitzender des Presbyteriums
W I S S E N - S C H A (F) F T - E R K E N N T N I S
Buß- und Bettag

Buße im religiösen Sinne bedeutet
das Bemühen um die Wiederherstel-
lung eines durch menschliches Verge-    In den folgenden Jahrhunderten stieg
hen gestörten Verhältnisses zwischen    die Anzahl der Bußtage stark an, weil
Gott und Mensch. Beten ist eine ver-    jedes Kirchengebiet seine eigenen
bale oder nonverbale, rituelle oder     Bußtage einrichtete. Und so gab es im
freie Hinwendung zu Gott.               Jahr 1878 in 28 deutschen Ländern 47
                                        verschiedene Buß- und Bettage an 24
                                        unterschiedlichen Tagen.

Die Festsetzung bestimmter Tage der
Buße und der innerlichen Einkehr,       Die von 1855 – 1921 alle zwei Jahre
geht auf altkirchlichen und mittelal-   tagende Eisenacher Kirchen-Konfe-
terlichen Brauch zurück. Diese Tage     renz war bestrebt, einen einheitli-
wurden von den Staatsoberhäuptern       chen Bußtag vorzuschlagen.
angeordnet, um Gott gnädig zu stim-     Der Buß- und Bettag wird darauf hin
                                        von den deutschen evangelischen Kir-
                                        chen am vorletzten Mittwoch des Kir-
                                        chenjahres begangen.

men und somit die Geschicke des Vol-
kes zum Guten zu wenden z. B. bei
Hungersnöten oder zu Kriegszeiten.
                                        Nach der Wiedervereinigung 1990,
                                        wurde der Buß- und Bettag auch von
                                        den damals neuen Bundesländern
Dieser Brauch wurde vom Protestan-      übernommen und war somit ein
tismus übernommen und so fand der       deutschlandweiter gesetzlicher Feier-
erste Bußtag der reformatorischen       tag. Seit 1995 dient er aber der Mitfi-
Kirchen 1532 in Straßburg statt.        nanzierung der Pflegeversicherung
und ist nur noch in Sachsen ein staat-
lich geschützter Feiertag.                dass Gott uns unsere Sünden vergibt
                                          und uns dadurch die Möglichkeit
                                          schenkt jederzeit neu zu beginnen,
                                          gibt mir Mut zu einem neuen Auf-
Der Buß- und Bettag fordert zur inne-     bruch, verbunden mit einem neuen
ren Einkehr, zur Umkehr und zum Ge-       Anfang.
spräch mit Gott auf.

Er mahnt uns und schenkt die Mög-
lichkeit, sich Zeit zu nehmen, die ei-    In diesem Jahr fällt der Buß- und Bet-
gene Haltung, unser Tun und Lassen,       tag auf den 17. November. Doch ein
die Verantwortung gegenüber uns           persönlicher Neuanfang muss nicht
selbst, gegenüber anderen Men-            an dieses Datum geknüpft sein, kann
schen, für die Erde, auf der wir leben,   jederzeit passieren.
und nicht zuletzt vor Gott zu überden-
ken und gegebenenfalls neu auszu-
richten.
                                          Ich wünsche Ihnen den Mut, die Kraft
                                          und das Vertrauen in Gott neue Wege
                                          zu gehen.
„All die Gebot uns geben sind, / dass
du dein Sünd’, o Menschenkind, / er-                               Anja Heinrich,
kennen sollst und lernen wohl, / wie             Mitarbeiterin im Redaktionskreis
man vor Gott leben soll. / Kyrieleis.“
Martin Luther 1524, Evangelisches
Gesangbuch, Nr. 231
Evangelischer Kirchbauverein Werl e. V.
Konto: Sparkasse SoestWerl • IBAN DE53 4145 0075 0000 0051 57
Vereinregister: Amtsgericht Arnsberg • VR 90117
Steuernummer: Finanzamt Soest • 343/5740/0051
Anschrift: Paul-Gerhardt-Straße 15A • 59457 Werl
Vorsitzender: Pfarrer Lutz Wulfestieg

                                          •   Kirchenfenster
Der Evangelische Kirchbauverein           •   Orgel der Firma Eule
Werl e.V. hat sich zum Ziel gesetzt,      •   Mitfinanzierung des „Hauses der
den Bau, den Unterhalt und die Aus-           Begegnung“
stattung der Gebäude der Evangeli-        •   Mitfinanzierung der Renovierung
schen Kirchengemeinde Werl finan-             des Kirchturms
ziell zu unterstützen.                    •   Anschaffung neuer
                                              Kirchenglocken
Der Verein ist als gemeinnützig aner-     •   Renovierung des Evangelischen
kannt; die Vorstandsmitglieder arbei-         Martini-Kindergartens
ten ehrenamtlich und erhalten für         •   Anschaffung von Sitzkissen für
ihre Tätigkeit keine Vergütung.               die Kirchenbänke
Deshalb kommen die Zuwendungen                            • Liedanzeigen in
an den Verein dem Gebäudebestand                          der Kirche
der Kirchengemeinde in voller Höhe                        • Kreuz an der
zugute.                                                   Eingangsfassade der
                                                          Kirche
In den vergangenen Jahrzehnten wur-
den vielfältige bauliche Vorhaben der     Es werden aber auch in Zukunft im-
Kirchengemeinde bezuschusst.              mer wieder Anschaffungen, Repara-
                                          turen und Instandsetzungen zu finan-
Als Beispiele für Beteiligungen sind zu   zieren sein.
nennen:                                   Deshalb brauchen wir Ihre Hilfe, da-
                                          mit die Kirche auch für kommende
                                          Generationen das Zentrum der Ge-
•   Mitfinanzierung der Paulus-           meinde sein kann
    Kirche
Bitte werden Sie auch Mitglied im Evangelischen Kirchbauverein!
Jugendkirche Ense & Werl
                                         in       Möhnesee-
Unsere Jugendgottesdienste               Völlinghausen ge-
in der Paulus-Kirche Werl:               ben. Rund um das
Freitag, 24.09., 18:00 Uhr               OT-Fußballturnier
Freitag, 29.10., *** siehe unten         gibt es ein super
Freitag, 19.11., 18:00                   Rahmenprogramm
Je nach dem in Präsenz oder digital.     mit Rapp- und Graf-
Kommt, seht, hört macht was draus!       fiti-
Jugendkirche in Corona-Zeiten            Workshops, die Cocktailbar KATER-
Unsere Jugendtreffs, der Kinder- und     FREI, Live-Musik auf der Bühne, Bo-
Jugendtreff OMNIBUS Ense und das         genschießen und und und. Mehrere
JugendCafé in Werl, sind geöffnet. Ihr   Busse bringen Euch mehrmals an dem
könnt ohne Anmeldung kommen. Bis-        Tag dort hin und wieder zurück.
her besteht noch Maskenpflicht im        ***am 29.10. wollen wir zum Refor-
Treff. Auch der Kindertreff findet       mationstag einen kirchenkreis-wei-
statt, jeden Donnerstag von 15:00 -      ten Jugendgottesdienst mit Euch fei-
16:30 Uhr.                               ern. Mit cooler Musik, großartiger
Ferienspaß 2021                          Lightshow und tollen Texten möchten
der Ferienspaß war ein toller Erfolg.    wir mit Euch den Reformationstag
ca. 275 Kinder aus Ense und Werl ha-     mal anders feiern. Anschließend soll
ben an 30 Angeboten teilgenommen.        es noch eine Chill-Out-Area geben.
Bogenschießen, Magnetpinnwände           Der Ort und die Uhrzeit stehen noch
werken, Modellbau, Töpfern und Zau-      nicht fest. Mitfahrgelegenheiten wird
berbilder malen standen auf dem          es von vielen Orten aus geben. Wir in-
Programm. 15 Mitarbeiterinnen und        formieren Euch noch darüber.
Mitarbeiter haben die Angebote be-         Haltet Abstand * Wascht Euch die
gleitet. Vielen Dank dafür an alle.         Hände * tragt einen Mund-Nase-
Im September wird es noch ein gro-            Schutz und bleibt gesund! Wir
ßes „Dankeschön“ für Euren großarti-       freuen uns von Euch zu hören!
gen Einsatz geben.                                  Marc Pauly, Jugendreferent
Am 18.09. wird es einen großen Ju-              Erreichbar unter 0170 8156034
gendtag                                     und über WhatsApp und Instagram.
Kinderseite
Amadé, der Mäuserich
Eine Fortsetzungs-
geschichte

I. Amadé kommt an
                                          anderswo suchen, wo es nicht unter
Zu einer Zeit, da das Wünschen noch       so viele Mäuler verteilt wird.“
geholfen hat – die kann zuweilen bis
in die Gegenwart hineinreichen –,         Darum packte sie ihre Siebensachen
ging eine kleine Feldmaus auf eine        und machte sich aus dem Staub. Je-
große Wanderschaft. Sie kam nämlich       doch nicht nur bis zum nächsten Feld,
aus einer irrsinnig weitläufigen Fami-    dorthin hätten ihr viele Familienmit-
lie. Schon die Eltern und Großeltern      glieder folgen können, nein, sondern
hatten zahlreiche Schwestern und          über Wiese, Acker, Wald und nächs-
Brüder gehabt, sodass es jede Menge       tes Menschendorf hinaus, soweit die
Onkeln und Tanten gab. Sie selbst         Füße Amadé in die Welt tragen woll-
hatte nun auch unzählige Geschwis-        ten.
ter und die Zahl der Vettern und Ba-
sen war geradezu unüberschaubar.

                                          Den ganzen Sommer über war die
                                          kleine Maus auf Wanderschaft. Sie
Alle wollten genügend zu futtern ha-      besuchte entfernte Verwandte – die
ben, doch das Land, das sie ernährte,     Wühlmaus, die Brandmaus, die Spitz-
wuchs ja nicht, nur die Familie. Daher    maus, die Hausmaus, die Wald-maus,
war abzusehen, dass bald der Tag          die Rötelmaus – und blieb jeweils ei-
käme, an dem die Nahrung nicht            nige Wochen, um sich deren Lebens-
mehr für alle reichte und eine Hun-       weisen anzuschauen. Aber keine ge-
gersnot ausbräche. Der wollte             fiel ihr wirklich, deswegen zog sie im-
Amadé, so hieß die kleine Maus, ent-      mer weiter.
gehen, und weil sie klug war, sagte sie
sich: „Du musst dir dein Futter
Als der Sommer vorüber war, in den       führte und wo es freien Platz gab,
ersten Tagen eines goldenen Okto-        hängten zwei weitere ein mit bunten
bers, gelangte Amadé an einen Ort,       Bändern verziertes Flechtwerk aus
den die Menschen gebaut hatten, es       Halmen voller schwerer Ähren an ein
war eine Stadt. Neugierig erkundete      Seil und zogen es daran in die Höhe,
der Mäuserich die Gegend und kam         bis es über den Köpfen der Zweibei-
dabei zu einem Gebäude, dessen           ner schwebte. „Die Erntekrone ist
doppeltüriges, hohes und breites Tor     prächtig und hängt gut“ sagte der
weit offenstand. Schnell huschte er      eine und der andere nickte zustim-
hinein.                                  mend mit dem Kopf.

                                         „Hier bleibe ich“ dachte Amadé, „ich
                                         habe genug zu essen, ein Dach über
Der Raum war dämmrig, dies behagte       dem Kopf, rieche weder Katze noch
ihm, denn grelles Licht mochte eine      Hund, die ich fürchten müsste, und
Maus noch nie. Und riesig war er, mit    Feinde wie Eulen oder andere Greif-
vielen Möglichkeiten, sich vor unlieb-   vögel kommen nicht herein.“
samen Blicken und Verfolgern zu ver-     Darum suchte er nach Ritzen, Spalten,
bergen. Gegenüber der großen Dop-        Höhlen und Gängen in dem Gebäude,
peltür am anderen Ende des Raums         damit er sich häuslich einrichten
gab es eine Art Podest, zu dem drei      konnte. Zu seiner großen Freude fand
Stufen hinaufführten. Dort war eines     er ein Loch in der Seitenwand, durch
von den zweibeinigen Wesen damit         das er Zugang gewann zu einem Riss,
beschäftigt, Feld- und Gartenfrüchte,    der sowohl ins Freie führte als auch zu
Kohlköpfe, Möhren, Kartoffeln, ver-      weiteren Hohlräumen.
schiedene Getreidesorten, Brotlaibe
und andere Leckereien zusammenzu-
tragen und sie auf, um und vor ein
paar Strohballen zu dekorieren.          Er wartete, bis die Menschen fortgin-
                                         gen, dann begutachtete er die aufge-
                                         stapelten Dinge. Mit dem Stroh, das
                                         er sich aus einem Ballen stibitzte,
In der Mitte des Raums vor den Stu-      baute er sich eine ordentliche und ge-
fen, wohin der Weg von der Tür           mütliche Schlafstatt, der Hohlraum
wurde sein Schlafzimmer. Ein ande-        feinsten jedoch roch eine Packung
rer, in den er Körner und Früchte trug,   Käse.
besonders Weintrauben, sollte ihm
fortan als Speisekammer dienen.
                                          Die bugsierte Amadé an den Rand der
                                          Platte und ließ sie hinabplumpsen. –
                                          Kladatsch! Da lag der Käse auf dem
Später, die Dämmerung des Abends          Boden des Podestes. Es war noch ein
war schon fast der Dunkelheit der         gehöriges Stück Arbeit, bis er ihn end-
Nacht gewichen, stillte er seinen Hun-    lich in der Vorratskammer hatte. Als
ger mit Brot, Kohl und grünen Gur-        Belohnung brach er sich ein Stück ab
ken, die er annagte. Dabei kam ihm        und verzehrte es genüsslich. Müde
ein verlockender Duft in die Nase,        und sehr zufrieden begab er sich zu
dem er nicht widerstehen konnte. Er       Bett und schlief sofort ein.
wehte von einem gewaltigen, tischar-
tigen Stein nieder. Hinter dem Stein-
tisch ragte ein bronzener Balken in
die Höhe, der oben von einem ähnli-
chen, aber kürzeren, gekreuzt wurde.      Ein ungewohnter Lärm weckte
Amadé war ein hervorragender Klet-        Amadé am nächsten Morgen mitten
terer, so gelang es ihm bald, auf die     aus dem Schlaf. Das Gebäude war vol-
Tischplatte zu kommen.                    ler Zweibeiner, die Verschiedenes ge-
                                          meinsam sangen und sprachen, da-
                                          zwischen aber redete und sang einer
                                          allein, der trug einen langen schwar-
                                          zen Mantel oder Rock mit einem wei-
Seine Nase erschnupperte ein mäch-        ßen Lätzchen unter dem Kinn. Amadé
tiges Bündel Papier, das über und         spitzte die Ohren und hörte, dass die
über mit schwarzen Zeichen bedeckt        Menschen sich bedankten bei jeman-
war, aber auch Körbe voller grüner        dem, den sie „Gott“ nannten, den
Birnen, roter Äpfel, dunkel-violetter     „Vater“ oder den „Schöpfer“.
Pflaumen und gelber Quitten. Sogar
eine Kokosnuss lag dabei und Pakete       Sie bedankten sich für eine reiche
mit Mehl, Graupen, Dinkel, Nudeln,        Ernte, für all die schönen Sachen, die
getrockneten Erbsen und Linsen. Am        sie da aufgebaut hatten und die
Amadé gestern noch inspizierte. Das       seine Eltern empfangen hatte, wie
gefiel dem Mäuserich und er be-           seine Eltern es von ihren Eltern emp-
schloss, es den Menschen gleich zu        fingen, und alle Mäuse durch die
tun.                                      Schöpfungstat Gottes.

Auch Amadé sprach zu Gott und             „Beten“ sagten die Menschen dazu,
dankte ihm für das neue Heim, das er      und von Stund an jeden Tag wenigs-
ihn hatte finden lassen, dankte von       tens einmal beten, das wollte Amadé,
Herzen für reichlich Nahrung und          der Mäuserich, gleichfalls tun und
köstliche Leckereien, die er ihm be-      niemals wieder mit dieser Übung auf-
scherte, dankte für die Arbeit der        hören.
Menschen, die ihm seinen Tisch so                     Erzählt und aufgeschrieben
vielfältig deckten, dankte für alle Be-                 von Pfarrer im Ruhestand
wahrung und Hilfe während seiner                                  Norbert Ziegler
Wanderschaft. Er dankte für das Le-                Mitarbeiter im Redaktionskreis
ben, das er vom „Schöpfer“ durch

Impressum

                           Evangelische Kirchengemeinde Werl
                           Paul-Gerhard-Str. 15a, 59457 Werl
                           Tel.:    02922 / 910 97 70
                           E-Mail: gemeindebuero.werl@evkirche-so.ar.de
                           Internet: ev.kirche-werl.de

Redaktion:     W. Gleisberg, A. Heinrich, Chr. Lichterfeld, I. Malkowsky,
               Mitarbeitende der Jugendkirche Ense & Werl,
               Mitarbeitende des Martini-Kindergartens,
               K. Skarka, Pfarrer i.R. N. Ziegler
V.i.S.d.P.:    Pfarrer Christoph Lichterfeld
Auflage:       3600 Exemplare, Haase Druck Ense; Gedruckt
               auf Naturpapier; 100 % recyclefähig
Termine
Evangelische Frauenhilfe Werl
Beginn jeweils um 15:00 Uhr

08.09.2021 Vorbereitung für den Weltgebetstag
           Leitung Frau Bütefisch
10.09.2021 Gottesdienst nach Schutzkonzept zum Weltgebetstag
           um 16:00 Uhr in der Paulus-Kirche - Bitte beachten Sie dazu
           eventuelle Einschränkungen wegen der Pandemie!
22.09.2021 „Mutter Theresa, der Engel von Kalkutta“
           Leitung Frau Matzick
06.10.2021 „Hör mir mal zu!“ 2. Teil – Wir erzählen aus unserem Leben
           Leitung Frau Bütefisch
20.10.2021 „Ich beten an die Macht der Liebe“ – 250+3 Jahre  Gerhard
           Tersteegen.
           Leitung Pfarrer Wulfestieg
03.11.2021 „Bist du es Mose?“ 2. Teil
           Leitung Frau Bütefisch
17.11.2021 Bildpräsentation – Landschaften und Tiere im Herbst
Leitung Ehepaar Wenner
01.12.2021 60+1 Jahre BROT FÜR DIE WELT
           Leitung Pfarrerin im Ruhestand Bell

Einladung zu einer Gesprächs-Expedition
Unter dem Motto: „Expedition zur Freiheit - in 40 Tagen durch die Reforma-
tion“ wird herzlich zur Auftakt – Veranstaltung am Mittwoch, 10. November
2021 um 19:30 Uhr am Haus der Begegnung eingeladen.

Das Motto stammt vom Titel eines Buches, das Klaus Douglass und Fabian Vogt
geschrieben haben.
Näheres dazu unter: www.expedition-zur-freiheit.de

Bei der Auftakt – Veranstaltung geht es um das Kennenlernen und Absprachen
treffen.

Weitere Treffen nach Absprache:
01.12.2021 – 12.01. und 26.01.2022 – 09. Und 23.02.2022 – 09.03.2022)

Außer den Materialkosten werden keine weiteren Gebühren erhoben.
Die Leitung liegt bei Pfarrer Lutz Wulfestieg und Team.

Goldene – Diamantene-Hochzeit
Wenn Sie oder Ihre Angehörigen die Goldene- oder Diamantene Hochzeit mit
einer Andacht in der Paulus-Kirche feiern möchten, wenden Sie sich bitte an
Pfarrer Christoph Lichterfeld oder Pfarrer Lutz Wulfestieg.

Evangelische Kirchengemeinde Werl
Kontakt:                Gemeindebüro, Paul-Gerhardt-Str. 15A,
                        59457 Werl
Öffnungszeiten:         dienstags bis freitags 09:00 - 11:45 Uhr
Sekretärin:             Kathrin Skarka Tel.: 02922 / 910 977 0
E-Mail:                 gemeindebuero.werl@evkirche-so-ar.de
Internet:               www.ev-kirche-werl.de

                              Pfarrer Christoph Lichterfeld,
                              Paul-Gerhardt-Straße 15, Tel.: 4108
                              E-Mail: lichterfeld@ev-kirche-werl.de
                              Pfarrer Lutz Wulfestieg,
                              Kopfermannstraße 17, Tel. 910 977 3
                              E-Mail: wulfestieg@ev-kirche-werl.de
                              Küsterin, Sabrina Stemann,
                              erreichbar über das Gemeindebüro

Familienunterstützender Dienst Elke Wiggerich, Paul-Gerhardt-Str. 15A
Tel.: 9109770, E-Mail: familiendienst@ev-kirche-werl.de
Jugendkirche Ense & Werl, Marc Pauly, Paul-Gerhardt-Str. 15A,
Tel.: 0170 8156034, E-Mail: info@jugendkirche-ense-werl.de
www.jugendkirche-ense-werl.ekvw.de
Martini-Kindergarten, Leitung Isolde Gerstemeyer,
Paul-Gerhardt-Str. 15, Tel.: 910 975 8,
E-Mail: martini.werl@evkirche-so-ar.de
Diakonie Ruhr-Hellweg, Paul-Gerhardt-Str. 5, Tel.: 87835-10

     Spendenkonto für diakonische Aufgaben in der Kirchengemeinde
Volksbank: Soest: IBAN DE90 4146 0116 6101 0608 02, BIC: GENODEM1SOE
   Sparkasse: IBAN: DE35 4145 0075 0000 0372 00, BIC: WELADED1SOS
            Spendenkonto für den Ev. Kirchbauverein Werl e.V.
   Sparkasse: IBAN: DE53 4145 0075 0000 0051 57, BIC: WELADED1SOS
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