Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Deutsche Adaption der ...
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Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 3, Februar 2022 1
PRÄAMBEL PRÄAMBEL Präambel Die vorliegende ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 (Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen) befasst sich mit folgenden An der deutschen Adaption der vorliegenden ESCCAP-Empfehlung beteiligte Autoren waren: für Deutschland relevanten Ektoparasiten: Flöhe, Zecken, Läuse, Haarlinge, Sandmücken, Stechmücken und Milben. • Dr. Christian Bauer, DipEVPC, Schöneiche bei Berlin Die ESCCAP-Empfehlungen • Prof. Dr. Wofgang Bäumer, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Freie Universität Berllin • Dr. Rolf Brahm, Fachtierarzt für Kleintiere, Dortmund, Vertreter der BTK • Nr. 1 zur Bekämpfung von Würmern (Helminthen) bei Hunden und Katzen, • Prof. Dr. Arwid Daugschies, DipEVPC, Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Fakultät, • Nr. 2 zur Bekämpfung von Dermatophytosen bei Hunden und Katzen, Universität Leipzig • Nr. 5 zur Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen, • Prof. Dr. Anja Joachim, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Department für Pathobiologie, • Nr. 6 zur Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen, Veterinärmedizinische Universität Wien • Nr. 7 zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) und • Prof. Dr. Barbara Kohn, Klinik für kleine Haustiere, Freie Universität Berlin, 2. Vorsitzende ESCCAP Deutschland • Nr. 8 zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden • Prof. Dr. Ard Nijhof, PhD, Insitut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin sind bereits als deutsche Adaptionen veröffentlicht und stehen zum kostenfreien Download auf www.esccap.de zur Verfügung. • Dr. Friedrich E. Röcken, DipECVS, Fachtierarzt für Kleintiere und Chirurgie (Kleintiere), Schleswig, Leiter der Deutschen Gesellschaft für Kleintiermedizin (DGK-DVG) Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung ist die deutsche Adaption der europäischen ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 zur Bekämpfung • Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken), erstellt in Kooperation von ESCCAP und Freie Universität Berlin, Vorsitzender ESCCAP Deutschland Partnern: • Dr. Andrea Springer, Fachtierärztin für Parasitologie, Institut für Parasitologie, Zentrum für Infektionsmedizin, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover • Bundestierärztekammer e.V. (BTK) • Prof. Dr. Reinhard K. Straubinger, PhD, Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen, Tierärztliche Fakultät, Veterinärwissenschaftliches Department, Ludwig-Maximilians-Universität München • Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) • Prof. Dr. Christina Strube, PhD, Institut für Parasitologie, Zentrum für Infektionsmedizin, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover • Dr. Burkhard Wendland, Fachtierarzt für Tierärztliche Allgemeinpraxis, GrossKoeris, Leiter der Fachgruppe • Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) Kleintierpraxis des bpt • Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin der DVG (DGK-DVG) • Österreichische Tierärztekammer (ÖTK) 2 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 3
I N H A LT I N H A LT Einleitung .......................................................................................................................................................................... 6 ABBILDUNGEN Biologie, Symptomatik, Diagnose und Bekämpfung von Ektoparasiten...................................................................... 8 Abbildung 1: Lebenszyklus von Ctenocephalides felis.......................................................................................................... 8 Abbildung 2a: Verbreitungsgebiet von Rhipicephalus sanguineus........................................................................................ 16 1. Flöhe .............................................................................................................................................................................. 8 Abbildung 2b: Verbreitungsgebiet von Dermacentor reticulatus.......................................................................................... 17 2. Zecken........................................................................................................................................................................... 13 Abbildung 3: Lebenszyklus von Ixodes ricinus ................................................................................................................... 18 3. Läuse und Haarlinge...................................................................................................................................................... 22 Abbildung 4: Lebenszyklus von Läusen............................................................................................................................. 22 4. Sandmücken.................................................................................................................................................................. 24 Abbildung 5: Lebenszyklus von Sandmücken.................................................................................................................... 24 Abbildung 6: Lebenszyklus von Stechmücken................................................................................................................... 27 5. Stechmücken................................................................................................................................................................. 26 Abbildung 7: Lebenszyklus von Demodex spp. ................................................................................................................. 28 6. Demodikose.................................................................................................................................................................. 28 Abbildung 8: Demodex-Milben unter dem Mikroskop....................................................................................................... 30 7. Sarcoptes-Räude............................................................................................................................................................ 31 Abbildung 9: Lebenszyklus von Sarcoptes scabies-Milben.................................................................................................. 32 8. Notoedres-Räude........................................................................................................................................................... 34 Abbildung 10: Sarcoptes-Milben unter dem Mikroskop....................................................................................................... 33 Abbildung 11: Lebenszyklus von Notoredes cati-Milben...................................................................................................... 34 9. Otodectes-Räude........................................................................................................................................................... 35 Abbildung 12: Lebenszyklus von Otodectes cynotis-Milben................................................................................................. 35 10. Pelzmilbenbefall (Cheyletiellose)..................................................................................................................................... 37 Abbildung 13: Lebenszyklus von Pelzmilben........................................................................................................................ 37 11. Befall mit Neotrombicula autumnalis (Grasmilbenbefall/Trombiculose)............................................................................ 39 Abbildung 14: Pelzmilbe (Cheyletiella) unter dem Mikroskop.............................................................................................. 38 12. Nasenmilbenbefall des Hundes...................................................................................................................................... 41 Abbildung 15: Herbstgrasmilbe (Neotrombicula autumnalis) unter dem Mikroskop............................................................. 39 Abbildung 16: Lebenszyklus von Herbstgrasmilben ............................................................................................................ 39 Individuelle Faktoren: Haltung, Lebensumfeld, Alter, Erkrankungen............................................................................ 42 TABELLEN Resistenz............................................................................................................................................................................. 42 Tabelle 1: Übersicht zu parasitären Arthropoden und den von ihnen übertragenen Erregern.......................................... 6 Bekämpfung von Ektoparasiten in der Umgebung......................................................................................................... 43 Tabelle 2: Abiotische Faktoren mit Einfluss auf das Überleben von Flöhen...................................................................... 9 Tabelle 3: Bei Hunden und Katzen in Europa vorkommende Zeckenarten.................................................................... 13 Prävention von Zoonosen................................................................................................................................................. 43 Tabelle 4: Übersicht zu Erregern, die in Europa durch Zecken übertragen werden und zeckenübertragene Schulung von Praxisteam, TierhalterInnen und Öffentlichkeit...................................................................................... 44 Krankheiten (tick-borne diseases, TBDs) auslösen................................................................................... 14–15 Tabelle 5: Bei Hunden und Katzen in Europa vorkommende Läuse und Haarlinge........................................................ 22 Anhang Tabelle 6: Veterinärmedizinisch relevante Milben bei Hunden und Katzen in Europa.................................................... 28 Anhang 1 – Glossar.............................................................................................................................................................. 45 Anhang 2 – Hintergrund von ESCCAP................................................................................................................................... 46 4 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 5
G E G E N W Ä R T I G E S I T U AT I O N U N D EINLEITUNG AUFKOMMENDE BEDROHUNGEN EINLEITUNG Zu den externen Parasiten oder Ektoparasiten gehört eine parasiten verursachte Immunantwort kann aller- Die meisten für Hunde und Katzen zugelassenen Ektoparasiti- Innen als auch HaustierbesitzerInnen bei der erfolgreichen Vielzahl parasitischer Arthropoden, die taxonomisch der Un- gische Reaktionen auslösen (z. B. Flohspeichelallergie- ka verfügen über eine schnell einsetzende und über mehrere Kontrolle von Ektoparasiteninfektionen und der Verhinde- terklasse Acari (Zecken und Milben) und der Klasse Insecta dermatitis, FAD) Wochen anhaltende Wirkung und lassen sich damit sowohl rung der Krankheitsübertragung auf ihre Haustiere zu unter- (Flöhe, Läuse, Haarlinge, Stechmücken, Fliegen und Sandmü- • Manche können bestimmte Erreger übertragen, die therapeutisch bei vorliegendem Befall als auch prophylaktisch stützen. Diese Leitlinie konzentriert sich auf die wichtigsten cken [Phlebotomen]) zugeordnet werden (Tabelle 1). Ektopa- zu schweren Krankheiten führen (sog. vektorüber- zur Verhinderung eines (erneuten) Befalls verwenden. Wie Gruppen von Ektoparasiten, nämlich Zecken, Milben, Flöhe rasiten sind aus folgenden Gründen für die veterinärmedizini- tragene Krankheiten) alle Tierarzneimittel müssen auch Ektoparasitika ein strenges und Läuse (die taxonomisch aus zwei verschiedenen Gruppen sche Praxis relevant: • Manche können Blut saugen und bei starkem Befall Zulassungsverfahren durchlaufen, für jede in der Fachinfor- bestehen, den Läusen und den Haarlingen). Andere Ektopa- Anämien verursachen mation genannte Indikation ist ein wissenschaftlicher Nach- rasiten wie Phlebotome (Sandmücken) und Stechmücken sind • Sie können Hautveränderungen (Dermatitiden) • Manche sind wenig wirtsspezifisch, können auch weis erforderlich. hauptsächlich als Krankheitsüberträger von Bedeutung und verursachen, die bisweilen durch Sekundärinfektio- Menschen befallen und humanpathogene Erreger werden, obwohl hier nur kurz erwähnt, in einer separaten nen mit Bakterien oder Pilzen (z. B. Malassezia spp.) übertragen (Zoonosen) Da viele Ektoparasiten als Überträger verschiedener wichti- Richtlinie der ESCCAP über vektorübertragene Krankheiten verschlimmert werden • Sie können die Mensch-Tier-Beziehung beein- ger Haustierkrankheiten fungieren können, ist es das Ziel der von Haustieren (ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: Bekämpfung von • Sie können immunpathologische Reaktionen hervor- trächtigen ESCCAP, einen Leitfaden zu erstellen, der umfassende In- durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und rufen. Vor allem die durch den Speichel der Ekto- formationen und Unterstützung bietet, um sowohl Tierärzt- Katzen) genauer behandelt. Tabelle 1: Übersicht zu parasitären Arthropoden und von diesen übertragenen Erregern ARTHROPODEN INFESTATION/ER- ÜBERTRAGENE HAUPTERREGER KRANKUNG DURCH (KORRESPONDIERENDE ERKRANKUNG) DIE ARTHROPODEN GEGENWÄRTIGE SITUATION UND AUFKOMMENDE Flöhe Flohbefall, teilweise Dipylidium caninum (Dipylidiose), Bartonella henselae (Katzen- Flohallergiedermatitis kratzkrankheit = Bartonellose), Bartonella vinsonii, Rickettsia felis, BEDROHUNGEN (FAD) Acanthocheilonema reconditum Läuse und Haarlinge Läuse-Haarlingsbefall D. caninum, A. reconditum Fliegenlarven (Maden) der Myiasis Der zunehmende Reiseverkehr mit Tieren und die klimati- Hunden und in geringerem Maße auch von Katzen von Tier- Diptera (Zweiflügler) schen Veränderungen werden vermutlich das Vorkommen schutzorganisationen z. B. aus den Mittelmeerländern in Pri- Sandmücken (Phlebotomen) Sandmückenbefall Leishmania infantum (Leishmaniose) bestimmter Ektoparasiten ausweiten. Ebenso werden sich vathaushalte in ganz Europa umgesiedelt. Dies ist besonders die Erreger, die einige Ektoparasitenarten beherbergen, mög- bedeutsam, da der Mittelmeerraum ein Gebiet ist, in dem der Stechmücken Stechmückenbefall Dirofilaria immitis, Dirofilaria repens (Dirofilariose), (Culex spp., Aedes spp. und Acanthocheilonema [Dipetalonema] spp. (Filariose) licherweise in andere Regionen verbreiten. So breitete sich Befall mit zahlreichen Ektoparasiten oder von diesen übertra- Anopheles spp.) beispielsweise die canine Babesiose von den ursprünglichen genen Krankheitserregern stark verbreitet ist. Fliegen (sekretophage und Fliegenbefall, Myiasis Thelazia spp. (okuläre Thelaziose) endemischen Gebieten im Mittelmeerraum und osteuropäi- stechende Fliegen) schen Ländern in den vergangenen Jahren bis nach Zentral- Tierarzneimittel müssen vor ihrer Zulassung durch europä- Zecken (Rhipicephalus Zeckenbefall Babesia canis, Babesia gibsoni, Babesia [Theileria] annae und Nordeuropa aus. ische oder nationale Behörden ein strenges Testverfahren sanguineus, Ixodes spp., (Piroplasmose, Babesiose), Hepatozoon spp. (Hepatozoonose), durchlaufen, und jede Anwendungsindikation muss wissen- Dermacentor spp., Ehrlichia canis, E. spp., Anaplasma phagocytophilum, Anaplasma Darüber hinaus hat innerhalb der Europäischen Union die schaftlich begründet werden. TierärztInnen werden in der Hyalomma spp., platys (Ehrlichiose, Anaplasmose), Rickettsia spp. (Rickettsiose), Abschaffung der Grenzkontrollen im Rahmen des Schenge- sachgemäßen Verwendung dieser Verbindungen gemäß der Haemaphysalis spp. und an- Borrelia burgdorferi s.l. (Lyme Disease = Borreliose), Flaviviren dere) (z. B. Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, Louping-ill-Krankheit), ner Abkommens zu einem einfachen Reiseverkehr zwischen geltenden nationalen Gesetzgebung ausgebildet. Acanthocheilonema [Dipetalonema] dracunculoides den verschiedenen Ländern Kontinentaleuropas geführt. Lei- Cheyletiella yasguri (beim Cheyletiellosis Keine beschrieben der trägt dies auch zu nicht genehmigten und sogar illega- Ektoparasitizide Präparate für Haustiere können prophylak- Hund) und Cheyletiella blakei len Transporten von Heimtieren innerhalb Europas bei. Mit tisch oder therapeutisch zur Bekämpfung von Ektoparasiten (bei der Katze) Ausnahme des Vereinigten Königreichs gibt es keine oder nur eingesetzt werden. Befall mit Flöhen, Läusen, Haarlingen, Otodectes cynotis Ohrmilbenbefall Keine beschrieben begrenzte Zollkontrollen bei der Beförderung von Heimtieren Milben oder Zecken erfordert eine Behandlung zur Beseiti- Trombicula autumnalis (Neo- Ohrmilbenbefall Keine beschrieben von einem Land in ein anderes. Während Haustiere, die mit gung der Infestation. Die meisten Ektoparasitizide haben trombicula autumnalis), Strae- ihren BesitzerInnen reisen, einen großen Teil der Gesamttrans- jedoch eine Restwirkung und können daher prophylaktisch lensia cynotis porte von Haustieren ausmacht, wird eine große Anzahl von eingesetzt werden, um einen erneuten Befall zu verhindern. Sarcoptes scabiei Sarcoptes-Räude Keine beschrieben Notoedres cati Notoedres-Räude Keine beschrieben Demodex canis, D. cati, Demodikose Keine beschrieben D. injai, D. gatoi, Demodex spp. 6 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 7
1. FLÖHE 1. FLÖHE Biologie, Symptomatik, Diagnose und Bekämpfung von Ektoparasiten 1. 1. Flöhe sind 1–6 mm lange, seitlich abgeplattete, 4. Sind die Larven ausgewachsen, spinnen sie einen flügellose Insekten. Sie besitzen kräftige Hinterglied- Kokon und verpuppen sich. Nach abgeschlossener maßen, die ihnen Sprünge ermöglichen, und Mund- Entwicklung können die adulten Flöhe die Puppen- FLÖHE werkzeuge, mit denen sie die Haut durchdringen und Blut saugen. Sobald die adulten männlichen und hülle entweder sofort verlassen oder 6 Monate oder länger darin verbleiben. Bei geeigneten Stimuli wie weiblichen Flöhe aus der Puppenhülle geschlüpft Veränderung der CO2-Konzentration, Erschütterun- sind, beginnen sie mit der Wirtssuche. Ohne einen gen, Druckreize oder Temperaturanstieg kommt Wirt können sie nur wenige Tage überleben. Nach es zu einem Schlupf. Dieser kann entsprechend bei der ersten Blutmahlzeit müssen sie zum Überleben Erscheinen eines geeigneten Wirtes sehr zeitnah Flöhe (Siphonaptera) sind flügellose, seitlich abgeplattete, heitserreger fungieren. Der Katzenfloh Ctenocephalides felis täglich weiter Blut saugen. In der Regel bleiben sie erfolgen. blutsaugende Insekten, die bei Säugetieren und Vögeln vor- ist unter anderem Vektor für Rickettsia felis und Bartonella ihr Leben lang auf dem gleichen Wirt (bis zu ca. kommen. Die im Folgenden genannten Floharten sind in ganz henselae, die Erreger der Katzenkratzkrankheit. 5 Monaten). Als maximale Lebenszeit wurden Das Überleben und die Entwicklung der Flohstadien in der Europa verbreitet. Auf dem Wirtstier finden sich nur die adul- 160 Tage ermittelt, doch die meisten Flöhe leben Umgebung hängen in hohem Maße von den Umgebungsbe- ten Stadien. Eier, vor allem aber die Larven und Puppen befin- C. felis und der Hundefloh C. canis dienen ferner als Zwi- nicht mehr als 1–3 Wochen, da sie vom Wirtstier bei dingungen ab. Unter idealen Bedingungen läuft die Entwick- der Fellpflege eliminiert werden. lung vom Ei zum adulten Floh in 14 Tagen ab, bei ungünsti- den sich dagegen in der Umwelt und stellen den Großteil der schenwirt für den Bandwurm Dipylidium caninum. (Mehr Flohpopulation in dem betroffenen Haushalt dar. Ein Flohbe- Informationen finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: 2. Eibildung und -ablage finden bei C. felis immer gen Bedingungen kann sie bis zu 140 Tage dauern. fall tritt bei Katzen, Hunden und anderen kleinen Säugetieren Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten auf dem Wirtstier statt. Ein weiblicher Floh legt durchschnittlich 20 (maximal 40–50) Eier pro Tag. Die Entwicklung und das Überleben der nicht auf dem Wirt, relativ häufig auf. bei Hunden und Katzen.) Sind männliche und weibliche Flöhe auf dem Wirt sondern in der Umgebung befindlichen Stadien hängen von vorhanden, kommt es sehr schnell zur Reproduktion Flohstiche können Juckreiz verursachen. Bei sensibilisier- Die im Folgenden genannten Floharten sind wenig wirtsspezi- und Eiablage (48 Stunden nach der Infestation). Die den Umgebungsbedingungen ab (Tabelle 2). Bei höheren ten Tieren ist dieser besonders stark ausgeprägt. Bei massiv fisch und können auch Menschen befallen, diese stechen und perlenartigen, weißen Eier (0,5 mm Länge) fallen Temperaturen läuft die Entwicklung schneller ab, so dass die- befallenen Tieren kann es darüber hinaus zu einer Anämie juckende Hautveränderungen hervorrufen. vom Wirtstier ab in die Umgebung. Bei idealen Be- se durch Jahreszeiten maßgeblich bestimmt wird. Förderlich dingungen schlüpfen die Larven bereits nach weni- wirkt sich ferner eine feuchte, aber nicht nasse Umgebung kommen. Flöhe können außerdem als Vektoren für Krank- gen Tagen. aus, die zudem keiner starken direkten Sonneneinstrahlung 3. Die Larven ernähren sich von Debris wie Hautschup- unterliegt. Für die Entwicklung in Innenräumen spielen die pen und von eingetrocknetes Blut enthaltendem 1.1. Biologische Grundlagen Flohkot und entwickeln sich über drei Larvenstadien. Jahreszeiten keine Rolle, da Zentralheizung und relative Luft- feuchtigkeit von mehr als 50 % das ganze Jahr über geeig- Die Larven (vor allem Larve 3, L3) meiden das Licht nete Bedingungen für die Entwicklung von Flöhen darstellen. und befinden sich daher häufig verborgen im Dunk- len wie beispielsweise auf dem Teppichgrund. Arten 1 Die Drittlarve Adulte Flöhe schlüpfen Tabelle 2: Abiotische Faktoren mit Einfluss auf das Überleben von Flöhen Die häufigste Flohart bei Hunden, Katzen und als Heimtie- spinnt einen Kokon aus der Puppenhülle ren gehaltenen kleinen Säugern ist C. felis (Katzenfloh). Dies und verpuppt sich. und suchen zur Blut- TEMPERA- AUSWIRKUNG AUF DIE FLÖHE RELATIVE LUFT- AUSWIRKUNG AUF DIE FLÖHE mahlzeit einen Wirt auf. macht deutlich, dass die namentliche Bezeichnung des Flohs TUR (OC) FEUCHTIGKEIT nicht gleichzusetzen ist mit der von ihm befallenen Tierart. (RL) (%) Der Häufigkeit eines Befalls mit C. felis folgt die mit C. canis 4 -1 Alle Entwicklungsstadien sterben binnen 12 Mortalität der Larven beträgt bei 27 °C (Hundefloh) und Archaeopsylla erinacei (Igelfloh). Gelegent- 5 Tagen. und 24-stündiger Exposition 100 %. lich kommen Ceratophyllus gallinae, Echidnophaga gallina- Die Entwicklung erfolgt 3 Alle Eier, Larven und Puppen werden bei 33 Mortalität der Larven beträgt bei 32 °C über drei Larvenstadien. cea (Geflügelflöhe), Spilopsyllus cuniculi (Kaninchenfloh), Pu- 5-tägiger Exposition abgetötet; bei den und 24-stündiger Exposition 100 %. lex irritans (Menschenfloh) und weitere Floharten vor. Adulten können bei dieser Temperatur und 75 % RL bis zu 65 % überleben. 3 2 13 Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert 50 Niedrigste RL für das Überleben von Eiern bei 50 % der Eier 130–140 Tage (75 % RL). und Larven bei 35 °C. 21 Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert 75 RL mit der höchsten Überlebensrate und Adulte Flohweibchen legen bei 50 % der Eier etwa 40 Tage (75 % RL). optimalen Entwicklung aller Stadien. täglich ca. 20 Eier ab, die in die Umgebung abfallen. 27 Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert bei 50 % der Eier etwa 24 Tage (75 % RL). Abbildung 1: Lebenszyklus von Ctenocephalides felis 32 Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert bei 50 % der Eier etwa 16 Tage (75 % RL). 8 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 9
1. FLÖHE 1. FLÖHE Epidemiologie Bei Tieren mit klinischen Anzeichen für eine Dermatitis durch gilt. Diese Tests können im positiven Fall zur Diagnosefindung bei wildlebenden Säugetieren gefunden werden, die dann allergische Reaktion auf den Flohspeichel (Flohspeichelaller- beitragen, schließen aber im negativen Fall die FAD nicht aus. Nach Erreichen des Puppenstadiums bietet der Kokon einen wieder als Infektionsquelle dienen können. Grundsätzlich ist giedermatitis, FAD) ist der Nachweis adulter Flöhe manchmal Die Diagnose FAD ist dagegen gesichert, wenn Flöhe (oder guten Schutz gegenüber ungünstigen Umgebungsbedingun- eine direkte Übertragung adulter Flöhe möglich, vor allem bei schwierig, da die Flöhe durch das intensive Putzverhalten eli- Flohkot) auf dem Tier zu finden sind, die klinischen Symp- gen. Dieser Schutz erstreckt sich sogar auf Insektizide, mit de- engem Kontakt der Tiere. Meist jedoch kommt es zur Konta- miniert werden. Für die Praxis steht auch eine Reihe von Aller- tome auf eine entsprechende Behandlung ansprechen und nen Räume oder Schlafstätten der Tiere behandelt werden. So mination der Umgebung mit Eiern, so dass eine Infestation gietests zur Verfügung, wobei keiner bisher als Goldstandard andere Ursachen ausgeschlossen werden können. kann der noch nicht ausgereifte Floh im Kokon trotz Umge- durch neu entwickelte adulte Flöhe erfolgt. Auch C. canis ist bungsbehandlung mit einem Insektizid über mehrere Monate wenig wirtsspezifisch. Ein Befall mit anderen Floharten weist (≥ 6 Monate) überleben. in der Regel auf einen engen Kontakt von Hunden und Kat- zen zu anderen Tierarten oder deren Lebensraum hin. So las- 1.4. Behandlung bei bestehender Infestation C. felis weist eine außerordentlich geringe Wirtsspezifität auf sen sich beispielsweise Igelflöhe (A. erinacei) gelegentlich auf und kann nicht nur bei Katzen und Hunden, sondern auch Hunden oder Katzen nachweisen, nachdem diese Kontakt zu bei vielen Heimtieren wie Kaninchen und Frettchen sowie einem Igel oder dessen Bau hatten. • Therapeutisches Ziel ist die Elimination vorhandener dem Tier abtöten. Zusätzlich können Maßnahmen adulter Flöhe mit einem geeigneten Ektoparasiti- wie das tägliche Absaugen von Liegeplätzen und zid. Je nach Schwere des Befalls und angewendeten Teppichböden oder das Waschen von Liegedecken Präparaten muss die Behandlung unter Umständen zu einer Reduktion der Flohstadien in der Wohnung 1.2. Symptomatik wiederholt werden. In Tierbeständen und Haushalten mit mehreren Tieren sollten alle Tiere in die Behand- beitragen. Mit diesen Maßnahmen werden aber meist nicht alle Flohstadien vollständig erreicht. Bei lung mit einbezogen werden. starkem Flohbefall empfiehlt es sich daher, ergän- zend zur Behandlung gegen adulte Flöhe geeignete • Die adulten Flöhe auf den Tieren machen in der Ein Flohbefall bei Hunden und Katzen und anderen kleinen ckelt haben, zeigen Juckreiz, Alopezie, Haarbruch, Papeln Präparate mit direkter Wirkung gegen Entwicklungs- Regel nur einen kleinen Anteil der gesamten Floh- stadien anzuwenden. Dazu stehen spezielle Produkte Säugetieren kann in der Stärke des Befalls stark variieren (we- und erythematöse Veränderungen mit Krusten. Eine nässende population aus, das Gros befindet sich als Entwick- zur Verfügung, die entweder nur in der Umgebung nige bis sehr viele Flöhe) und sich klinisch unterschiedlich äu- Dermatitis kann oft im Bereich des Rutenansatzes entstehen lungsstadien (Eier, Larven, Puppen) im Umfeld der einzusetzen sind (Pestizide) oder als Arzneimittel ßern. Die Ausbildung von Krankheitserscheinungen bei einem und die Veränderungen können sich auf die Hintergliedma- Wirtstiere. Daher müssen auch die in der Umgebung eine Zulassung für die Anwendung am Tier besitzen. befindlichen Stadien bekämpft werden, vor allem bei Flohbefall hängt von folgenden Faktoren ab: ßen und den Bauch ausbreiten. Nicht selten resultiert daraus einer starken und/oder wiederholten Infestation. Zu • Zusätzlich können lokale oder systemische Behand- eine sekundäre pyotraumatische Dermatitis, Pyodermie und einer Reduktion der unreifen Stadien in der Umge- lungen des Tieres notwendig sein, um die klinischen • Häufigkeit einer Exposition gegenüber Flöhen Seborrhoe. In chronischen Fällen findet sich eine verdickte bung kommt es mit der Zeit auch bei regelmäßiger Symptome eines Flohbefalls oder einer FAD zu redu- • Dauer und Grad der Flohinfestation Dermis mit Akanthose, Hyperkeratose und Lichenifikation. Anwendung von Präparaten, die adulte Flöhe auf zieren. • Vorliegen von Sekundärinfektionen oder begleiten- den Hauterkrankungen Ein ausgeprägter, über längere Zeit bestehender Flohbefall • Grad der Hypersensitivität (FAD) bei jungen, alten oder geschwächten Tieren kann aufgrund 1.5. Prophylaxe und kontinuierliche Bekämpfungs- Nicht sensibilisierte Tiere können keine oder geringe Symp- des Blutverlustes eine Anämie verursachen. Eine Infektion mit dem Bandwurm Dipylidium caninum, für den Flöhe als Zwi- maßnahmen tome aufweisen und kratzen sich nur gelegentlich. Tiere, die schenwirte dienen, ist ein deutlicher Hinweis auf eine beste- eine immunologische Reaktion auf den Flohspeichel entwi- hende oder kurz zurückliegende Flohinfestation. Eine sachgerechte Flohbekämpfung hat zum Ziel, einen Floh- • Leidet das Tier an FAD? befall bei Haustieren zu verhindern. Das individuelle Risiko ei- • Ist die Besitzerin oder der Besitzer bereit, sich an ein ner Infestation oder Reinfestation hängt von der individuellen langfristiges Behandlungsprotokoll zu halten? 1.3. Diagnose Lebensweise des Tieres ab. Ist die Wahrscheinlichkeit für eine Reinfestation hoch, emp- Folgende Fragen können bei der Entwicklung geeigneter fiehlt sich eine regelmäßige, eventuell ganzjährige Prophylaxe Maßnahmen hilfreich sein: Eine gründliche Anamnese kann bei der Diagnose eines Floh- kamm stellt die sensitivste Methode für den Nachweis eines durch Anwendung geeigneter Tierarzneimittel. Auch wenn befalls hilfreich sein. Bei stärkerem Befall lassen sich die Flöhe Flohbefalls dar. Auch wenn keine adulten Flöhe auf dem Tier der Flohbefall im Sommer und Herbst am häufigsten auftritt, • Welche Hunde, Katzen und/oder anderen Tiere leben mit dem bloßen Auge feststellen, vor allem bei Tieren mit hel- zu finden sind, lässt sich unter Umständen Flohkot auf dem im Haushalt? haben Studien gezeigt, dass eine Infestation mit Flöhen in je- lem Fell und blasser Haut. Die Flöhe sind als braune, seitlich Tier oder in dem ausgekämmten Material nachweisen. Das der Jahreszeit möglich ist. • Hat das Tier (regelmäßig) Kontakt zu anderen Tieren abgeplattete, flügellose Insekten zu erkennen. Bei Tieren mit Material wird auf ein angefeuchtetes weißes Papier, Gaze o. ä. oder Zugang zu einem Umfeld, in dem Flöhe, Eier langem und dichtem Fell gestaltet sich die Adspektion schwie- verbracht. Handelt es sich um Flohkot, entwickelt sich um das und/oder Larven vorhanden sein können? riger. Das Kämmen des Tieres mit einem engzackigen Floh- schwarze Material ein roter Ring aus unverdautem Blut. 10 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 11
1. FLÖHE 2. ZECKEN Die erfolgreiche Bekämpfung von Flöhen ist auf eine gute Compliance der TierhalterInnen angewiesen. Ursachen für das Versagen eines sachgerecht entwickelten Behandlungs- • Es kommt regelmäßig zu Kontakt mit anderen Tieren mit Flohbefall oder einer kontaminierten Umgebung außerhalb des Haushaltes. 2. ZECKEN Bei Zecken werden zwei Familien unterschieden: Ixodidae (Schildzecken) und Argasidae (Lederzecken). Die in Europa auf Katzen und Hunden festgestellten Zecken sind ausschließlich ne weibliche Ixodes-Zecke kann eine Größe von etwa 1 cm erreichen, vollgesogene Dermacentor-Zecken sind meist so- gar größer. protokolls können unter anderem sein: • Die Behandlung erfolgte nicht entsprechend der Vertreter der Familie Ixodidae (Schildzecken). Zu ihnen gehö- jeweiligen Vorgaben z. B. hinsichtlich lokaler Appli- ren Arten der wichtigen Gattungen Ixodes, Dermacentor und Ixodes-Zecken sind in ganz Europa verbreitet. Die Abbildun- • Es wurden nicht alle Tiere im Haushalt parallel kation oder zeitlichem Abstand der erforderlichen Rhipicephalus, die sich hinsichtlich biologischer Eigenschaften gen 2a und b zeigen darüber hinaus die hauptsächlichen Ver- behandelt. Wiederholungsbehandlungen. und geografhischer Verbreitung unterscheiden (Tabelle 3). breitungsgebiete von Rhipicephalus und Dermacentor. • Waschen der Tiere oder Schwimmen haben die Wirk- samkeit angewendeter Medikamente verringert. Weibliche Schildzecken saugen vor der Eiablage Blut, ihr Ge- • Mit Entwicklungsstadien infestierte Bereiche im Um- wicht steigt dabei bis auf das 120-Fache an. Eine vollgesoge- feld, wie z. B. Fahrzeuge und Liegeplätze im Außen- bereich, werden nicht erkannt und/oder sachgerecht Tabelle 3: Bei Hunden und Katzen in Europa vorkommende Zeckenarten behandelt. GATTUNG ART UMGANGSSPRACHLICHE BEZEICHNUNG Ixodes spp. I. ricinus Holzbock 1.6. Bekämpfung von Flöhen – verschiedene Szenarien I. canisuga Fuchszecke I. hexagonus Igelzecke I. persulcatus Taigazecke 1) Minimales Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit begrenz- wird eine ganzjährige integrierte Flohbekämpfung empfoh- Rhipicephalus spp. R. sanguineus Braune Hundezecke tem oder keinem Zugang ins Freie und ohne Kontakt len. Kombiniert werden die Anwendung geeigneter Insekti- R. bursa zu anderen Tieren): zide am Tier in dafür vorgesehenen Intervallen mit täglichem Saugen oder mechanischer Reinigung von Boxen und Ruhe- R. turanicus Tiere mit minimalem Infestationsrisiko sollten im Rahmen der plätzen. Zur Bekämpfung der Eier, Larven und Puppen sollten R. pusillus Fellpflege regelmäßig auf einen Flohbefall inspiziert werden, zusätzlich geeignete Produkte in der Umgebung oder am Tier vorzugsweise unter Verwendung eines Flohkamms. Wird da- Dermacentor spp. D. reticulatus Wiesen- oder Buntzecke (irreführenderweise auch Auwaldzecke) angewendet werden. bei ein Flohbefall frühzeitig festgestellt, kann eine einmalige D. marginatus therapeutische Behandlung ausreichen, um diesen zu elimi- 4) Tiere mit nachgewiesener allergischer Reaktion auf Haemaphysalis spp. H. punctata nieren. Flohspeichel (FAD): H. concinna 2) Moderates Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit regel- Bei Tieren mit FAD muss die Exposition gegenüber Antigenen Hyalomma spp. H. marginatum Mediterrane/afrikanische Hyalomma mäßigem Zugang ins Freie und Kontakt zu anderen des Flohspeichels minimiert und idealerweise ausgeschlossen Tieren): werden, um klinische Erscheinungen zukünftig zu verhindern. H. rufipes Mediterrane/afrikanische Hyalomma Demzufolge empfiehlt sich eine kontinuierliche Flohbekämp- Zur Verhinderung eines Flohbefalls wird bei diesen Tieren die fung. Hierzu gehören die ganzjährige Anwendung von Insek- regelmäßige Anwendung eines geeigneten Ektoparasitizides Zecken sind Parasiten, die für einige Tage Blut saugen und die von der Zeckenart und dem geografischen Standort ab- tiziden am Tier sowie geeignete Maßnahmen in der Umge- empfohlen. Da sich die meisten Entwicklungsstadien der Flö- sich unterschiedlich lange auf ihren Wirten aufhalten. Bei hängt (Tabelle 4). Infektionen können während des Saugakts bung. Lebt ein Tier mit FAD in einem Haushalt mit mehreren he dort befinden, wo Hunde und Katzen bevorzugt liegen, Schildzecken dauert der Saugakt je nach Entwicklungsstadi- über den Speichel übertragen werden oder im Fall von Hepa- Tieren, sollten auch diese in die Maßnahmen einbezogen sollten diese „neuralgischen Stellen“ in der Umgebung zu- um 2–14 Tage. Klinisch betrachtet sind Zecken vor allem als tozoon spp. nach oraler Aufnahme der Zecke durch den Wirt. werden. sätzlich regelmäßig gereinigt bzw. gewaschen oder mit einem Vektoren für Protozoen, Bakterien und Viren von Bedeutung, Umgebungsmittel (Pestizid) behandelt werden. 5) Flohbefall bei TierhalterInnen: 3) Hohes, anhaltendes Risiko einer Reinfestation Menschen werden von Flöhen befallen, wenn aufgrund einer (z. B. Tierheime, Zuchten, Haushalte mit mehreren starken Infestation eine Vielzahl adulter Flöhe schlüpft und Tieren, Jagdhunde): kein geeigneterer Wirt zur Verfügung steht. In diesem Fall wird eine Flohbekämpfung bei allen Tieren des Haushaltes In größeren Tierbeständen, Tierheimen, bei Zwingerhaltung sowie in der Umgebung empfohlen. oder anderen Haltungs- und Nutzungsformen, die ein ho- hes, anhaltendes Risiko einer Reinfestation mit sich bringen, 12 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 13
2. ZECKEN 2. ZECKEN Tabelle 4: Übersicht zu Erregern, die in Europa durch Zecken übertragen werden und zeckenübertragene Tabelle 4: Übersicht zu Erregern, die in Europa durch Zecken übertragen werden und zeckenübertragene Krankheiten (tick-borne diseases, TBDs) auslösen Krankheiten (tick-borne diseases, TBDs) auslösen Erkrankung Auslösender Wirt Vektor Geographische Ausprägung klini- Erkrankung Auslösender Wirt Vektor Geographische Ausprägung klini- Erreger Verbreitung in scher Symptome bei Erreger Verbreitung in scher Symptome bei Europa Hund und Katze Europa Hund und Katze ERKRANKUNGEN DURCH PROTOZOEN ERKRANKUNGEN DURCH BAKTERIEN Piroplasmose Babesia canis Hund, Wolf Dermacentor West-, Süd- und Hund: moderat bis Infektionen Rickettsia Hund Rhipicephalus Südeuropa ent- subklinische Infektion (Babesiose, reticulatus Zentraleuropa bis schwer durch Rickettsien conorii sanguineus sprechend dem oder moderate Sympto- Cytauxzoonose) zum Baltikum (Mediterranean Verbreitungsgebiet matik mit Apathie spotted fever, des Vektors Babesia vogeli Hund Rhipicephalus Südeuropa ent- mild bis moderat MSF) sanguineus sprechend dem Verbreitungsgebiet Tularämie Francisella Hasenartige, Ixodes spp. v. a. Südeuropa subklinische Infektion, des Vektors tularensis Kaninchen, Dermacentor spp. aber auch Deutsch- gelegentlich moderate Maus, Katze Haemaphysalis spp. land bis schwere Symptoma- B. gibsoni und Hund, Haemaphysalis spp., In Europa spora- moderat bis schwer Rhipicephalus tik bei jungen Katzen B.-gibsoni-ähnliche Wolf Dermacentor spp. disch und selten sanguineus Babesien ERKRANKUNGEN DURCH VIREN Babesia annae Hund, Fuchs Ixodes hexagonus** Nordwesten moderat bis schwer Spaniens, Portugal, Frühsommer- FSME-Virus (Flavi- viele Tiere, Ixodes ricinus Zentral-, Ost- und neurologische klinische Kroatien Meningo- virus) Nager, Hund I. persulcatus Nordeuropa Symptomatik, kann Cytauxzoon felis und Luchs u. a. Dermacentor spp.** Süd-West-Europa, moderat bis schwer Enzephalitis moderat aber auch Cytauxzoon manul Wildfeliden, Rhipicephalus Deutschland schwerwiegend verlau- Katze sanguineus** fen, sporadisch schwer Ixodes ricinus** verlaufende Fälle in Hunden Hepatozoonose Hepatozoon canis* Hund Rhipicephalus Südeuropa meist milde Infektion; sanguineus subklinisch Louping-ill- Louping-ill-Virus viele Tiere, Ixodes ricinus Großbritannien, neurologische klinische Krankheit (Flavivirus) vor allem Irland Symptomatik, kann mo- Hepatozoon spp. Katze unbekannt Spanien subklinisch Schaf, Hund derat bis schwer sein, ERKRANKUNGEN DURCH NEMATODEN wird aber nicht häufig Filariose Acanthocheilone- Hund, Katze Rhipicephalus Südeuropa gering beschrieben ma (Dipetalonema) sanguineus*** * Die Übertragung von Hepatozoon spp. Erfolgt durch orale Aufnahme einer infizierten Zecke, nicht durch einen Zeckenstich. dracunculoides, ** Experimentell bisher nicht nachgewiesen. *** Zecken sind nicht die einzigen Arthropodenvektoren dieser Erkrankungen. Acanthocheilonema (Dip.) grassi, Acan- thocheilonema (Dip.) reconditum, Cercopithifilaria spp. ERKRANKUNGEN DURCH BAKTERIEN Bartonellose Bartonella henselae, viele Tiere, Vermutlich auch ganz Europa in der Regel subklini- Bartonella vinsoni, Hund, Katze, Zecken*** sche Infektion, Bartonella spp. Mensch chronische Endokarditis Borreliose Borrelia-burgdorferi- viele Tiere, Ixodes ricinus ganz Europa meist subklinisch, beim (Lyme Disease) Komplex vor allem I. hexagonus Hund falls klinisch (in Deutschland vor Nager, Hund, I. persulcatus typischerweise gestörtes allem B. afzelii und Katze, Allgemeinbefinden und B. garinii) Mensch Lahmheit Ehrlichiose Ehrlichia canis Hund (Katze) Rhipicephalus Südeuropa ent- moderat bis schwer (monozytäre) sanguineus sprechend dem Verbreitungsgebiet des Vektors Neoehrlichiose Neoehrlichia Nagetier, Ixodes ricinus Europa unbekannt mikurensis Mensch, Hund Anaplasmose Anaplasma viele Tiere, Ixodes ricinus, ganz Europa milde und subklinische (granulozytäre phagocytophilum Hund, Katze, (I. trianguliceps) Infektionen, meist mo- Anaplasmose) Mensch derate Symptomatik mit Apathie Anaplasmose Anaplasma Hund Rhipicephalus Südeuropa ent- in der Regel asympto- (infektiöse zykli- platys sanguineus sprechend dem matisch sche Thrombozy- Verbreitungsgebiet topenie) des Vektors * Die Übertragung von Hepatozoon spp. Erfolgt durch orale Aufnahme einer infizierten Zecke, nicht durch einen Zeckenstich. ** Experimentell bisher nicht nachgewiesen. *** Zecken sind nicht die einzigen Arthropodenvektoren dieser Erkrankungen. 14 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 15
2. ZECKEN 2. ZECKEN Abbildung 2a: Verbreitungsgebiet von Rhipicephalus sanguineus, die ursprünglich eine südeuropäische Abbildung 2b: Verbreitungsgebiet von Dermacentor reticulatus in Europa (Vorkommen in allen gepunkteten bzw. (sub)tropische Zecke ist (unterhalb der roten Linie häufigeres Vorkommen) Regionen, jedoch bevorzugt oberhalb der roten Linie) 16 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 17
2. ZECKEN 2. ZECKEN 2.1. Biologische Grundlagen 2.2. Symptomatik Arten beginnt bei D. reticulatus früher und endet später. In Süd- Zecken können überall am Körper des Wirtstieres gefunden kann, ehe es nach dem Stich der Zecke zu einer Übertragung europa kann R. sanguineus über das ganze Jahr aktiv sein. werden. Prädilektionsstellen sind dünn behaarte Körperpar- von Erregern kommt. Der Speichel stellt das Hauptmedium In Nord- und Mitteleuropa überlebt R. sanguineus aufgrund tien mit dünner Haut an Kopf, Ohren, Achseln, Interdigital- für die Erregerübertragung dar. Zu den von Zecken übertra- Zu den in Europa auf Katzen und Hunden festgestellten der kühleren Witterung üblicherweise nicht im Freien, kann spalt, Inguinal- und Perianalbereich. Bei schwerem Befall und genen Erregern gehören u. a. Babesia spp., Borrelia burg- Schildzecken gehören Arten der Gattungen Ixodes, Derma- seinen Lebenszyklus jedoch innerhalb von Wohnhäusern, unter bestimmten Umständen kann das Blutsaugen eine Anä- dorferi sensu latu, Acanthocheilonema (Dipetalonema) spp., centor und Rhipicephalus sowie der weniger bedeutsamen Tierheimen oder Hundezwingern vollenden. In Deutschland mie verursachen. Anhaftende, vollgesogene weibliche Zecken Bartonella spp., Ehrlichia spp., Anaplasma phagocytophilum, Gattungen Haemaphysalis und Hyalomma (Tabelle 3). In wie überhaupt in Zentraleuropa ist das saisonale Zeckenvor- fallen besonders leicht auf. Eine durch einen Zeckenstich ver- A. platys, Rickettsia spp., Flaviviren und andere. Eine Zecke Nordeuropa und Großbritannien handelt es sich bei Zecken, kommen von klimatischen Veränderungen abhängig. So wird ursachte Wunde kann sich infizieren. Wird eine Zecke nicht kann mehr als einen Erreger beherbergen, so dass sich un- die Katzen und Hunde befallen, meist um Ixodes oder Der- im Zuge der Klimaerwärmung zunehmend auch eine Aktivi- sachgerecht entfernt, entwickeln sich mitunter durch in der ter Umständen klinische Veränderungen ergeben, die für das macentor spp. Vertreter der Gattung Hyalomma sind derzeit tät von Zecken in Deutschland während der Wintermonate Haut verbliebene Mundwerkzeuge kleine entzündliche Reak- Vorliegen einer einzelnen Erkrankung untypisch sind. Klini- nur in Südosteuropa heimisch, werden jedoch auch nach festgestellt, so dass insbesondere in warmen Jahren mit einer tionen bzw. Granulome. sche Erscheinungen können auftreten, solange ein Zeckenbe- Deutschland durch z. B. Zugvögel eingetragen und können ganzjährigen Zeckenaktivität gerechnet werden muss. fall noch offensichtlich ist oder aber deutlich später. Tabelle 4 nach Entwicklung zum Adultstadium Haustiere befallen. Die Klinische Bedeutung haben Zecken vor allem als Vektor patho- bietet eine Übersicht zeckenübertragener Infektionen. Mehr meisten Zeckenarten können bei Hunden oder Katzen sowie gener Erreger zeckenübertragener Krankheiten (tick-borne Informationen finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: einer Reihe anderer Tierarten Blut saugen. Die beiden Ar- 6 Das Zeckenweibchen diseases, TBDs). Die Übertragung findet mit dem Stich und Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten ten Ixodes canisuga und Rhipicephalus sanguineus kommen 5 saugt Blut an einem Säugerwirt und paart dem Saugakt statt, wobei es viele Stunden bis Tage dauern bei Hunden und Katzen. meist bei Caniden vor. Zecken verbringen sich dort mit Männchen. einen Großteil ihres Lebens in der Umgebung. Das Zeckenweibchen legt Eier in die Umwelt Lebenszyklus ab und stirbt. 2.3. Diagnose 4 1 Abbildung 3 veranschaulicht den Lebenszyklus von Schild- Nymphen häuten sich in 2 der Umgebung zu achtbeinigen zecken am Beispiel von Ixodes ricinus. Die in Zentraleuropa adulten Zecken. Aus den Eiern schlüpfen heimischen Zeckenarten sind vorwiegend dreiwirtige Zecken, sechsbeinige Larven. Eine Infestation wird üblicherweise durch Nachweis von Ze- Sind die Zecken auf dem Tierkörper unbemerkt geblieben, Larven saugen d. h. jedes Entwicklungsstadium sucht aktiv einen neuen Wirt 3 Blut an geeigneten cken auf dem Tier diagnostiziert. Dabei ist es deutlich schwie- hat dabei eine Erregerübertragung stattgefunden und kommt Wirten. zum Blutsaugen auf. Bei der Wirtssuche erklimmen Larven, riger, kleine Larven- und Nymphenstadien zu sichten, als adul- es zu einer klinischen Erkrankung, gestaltet sich die Diagnose Nymphen oder Adulte von I. ricinus die Blätter kleiner Pflan- te, vollgesogene Zecken. Dort, wo es zweckmäßig erscheint, der Krankheitsursache mitunter schwieriger, da die klinischen Nymphen saugen Blut zen oder Grashalme, von denen aus sie auf ihre Wirte über- an geeigneten Wirten. Larven häuten sich in kann im Labor eine Identifizierung der jeweiligen Zeckenart Symptome stark variieren und recht unspezifisch sein können. der Umgebung zu krabbeln. achtbeinigen Nymphen. erfolgen. Als Folge von Zeckenstichen kann es zu lokalen Hier ist es wichtig, durch eine ausführliche Anamnese die Hautreaktionen oder kleinen, entzündeten Knötchen (Granu- Wahrscheinlichkeit einer früheren Zeckeninfestation zu be- Abbildung 3: Lebenszyklus von Ixodes ricinus lome, selten Mikroabszessen) kommen. urteilen. Mehr diagnostische Informationen finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: Bekämpfung von durch Vektoren Epidemiologie 1 Zeckenweibchen legt Eier in der Umwelt ab und stirbt. übertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen. 2 In der Umwelt schlüpfen aus den Eiern sechsbeinige Das Vorkommen von Zecken sowie deren Dichte in einem Ge- Larven. Die Larven ernähren sich schnell (2–3 Tage) biet werden unter anderem vom Klima, Biotop und der Zahl durch eine Blutmahlzeit von einem geeigneten Wirt. 2.4. Behandlung bei bestehender Infestation vorhandener Wirte bestimmt. Veränderungen des (Mikro-) 3 Die Larven kehren in die Umwelt zurück, um sich zu Klimas oder der Populationsdichte der Wirte sowie der Im- einer achtbeinigen Nymphe zu häuten. port von Zecken oder befallener Wirte aus anderen Regionen 4 Achtbeinige Nymphen benötigen eine erneute Blut- Werden Zecken auf einem Tier entdeckt, sollten diese um- Zur Entfernung von Zecken sollten geeignete Instrumente wie können das Vorkommen und die geographische Verbreitung mahlzeit (4–6 Tage) von einem geeigneten Wirt. Die verschiedener Zeckenarten beeinflussen. Auch Änderungen gehend entfernt werden, um eine potenzielle Übertragung z. B. Zeckenzangen, -pinzetten verwendet werden, da beim Nymphen kehren in die Umwelt zurück und häuten in Wildtierpopulationen können sich auf Vorkommen von Ze- sich zu adulten Zecken. Die Nymphen verbringen die von Krankheitserregern möglichst zu verhindern. Zwar dauert Entfernen allein mit den Fingern die Gefahr besteht, dass cken auswirken. meiste Zeit in der Umwelt. es in der Regel viele Stunden bis Tage, bis eine Erregerüber- die Zecke gequetscht wird und dadurch Krankheitserreger in tragung stattfindet, meist ist aber unbekannt, zu welchem den Stichkanal gedrückt werden. Öl, Alkohol, Klebstoff oder 5 Adulte, achtbeinige Zecke; verbringt die Zeit bis zur Die Infestation mit autochtonen Zeckenarten hängt in ho- Wirtsfindung in der Umwelt. Zeitpunkt eine Zecke ein Tier tatsächlich befallen hat. (Mehr Äther sollten nicht zum Einsatz kommen. hem Maße von der Jahreszeit ab. So lassen sich für I. ricinus Informationen finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: 6 Die Weibchen ernähren sich während einer einzigen in Zentraleuropa typischerweise zwei Gipfel feststellen: von Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten Zecken sind in die Haut eingekittet. Man sollte sie daher Blutmahlzeit von ca. 5–14 Tagen, meist von einem März bis Juni und von September bis November. Die Aktivität großen Säugetierwirt, z. B. Hund, Hausvieh oder Reh. bei Hunden und Katzen). gleichmäßig und nicht zu stark aus dem Stichkanal nach 18 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 19
2. ZECKEN 2. ZECKEN 2.6. Bekämpfung von Zecken – verschiedene Szenarien oben herausziehen, damit die Kittschicht langsam aufbrechen halt gehörenden Hunde und Katzen bis zum Ende der Ze- 1) Minimales Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit einge- kung verhindern zwar nicht, dass Zecken auf das Tier gehen, kann. Ein Drehen der Zecke wird nicht empfohlen, da dabei ckensaison prophylaktisch gegen Zecken behandelt werden. schränktem oder gar keinem Auslauf im Freien): sie verhindern aber, dass die Zecken nach dem Kontakt auf nicht selten die Mundwerkzeuge der Zecke in der Haut ste- dem Tier verbleiben und stechen, wodurch sich das Risiko Regelmäßige adspektorische Untersuchung der Tiere auf Ze- cken bleiben. Besser ist es, die Zecke nahe an der Haut des Die Möglichkeit, dass Krankheitserreger bereits übertragen einer Infektion mit zeckenübertragenen Krankheiten verrin- cken. Bei Befall Vorgehen wie unter Punkt 2.4. Wirtes zu fassen und gleichmäßig von der Einstichstelle gera- worden sind, sollte in Erwägung gezogen werden. Mehr Infor- gert. Es ist jedoch erwiesen, dass auch andere Akarizide bei de heraus wegzuziehen. Es kann eine halbe Minute dauern, mationen dazu finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: der Prävention bestimmter zeckenübertragener Krankheiten 2) Moderates Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit bis sich die Zecke löst, dann aber gleitet sie ganz leicht aus Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten erfolgreich sind, da auch diese einen Großteil der Zecken ab- regelmäßigem Auslauf und unbestimmtem Rein- der Haut. bei Hunden und Katzen. töten, bevor es zu einer Übertragung von Erregern kommt. festationsrisiko): Allerdings sind lediglich repellierende Akarizide geeignet, Entfernte Zecken müssen sorgfältig beseitigt werden, damit Für die Behandlung sollten ausschließlich Ektoparasitika ange- Bei Hunden und Katzen mit moderatem Infestationsrisiko auch einen gewissen Schutz vor der Infektion mit unmittel- sie sich keinen neuen Wirt suchen können. In der Praxis ist wendet werden, die für die zu behandelnde Tierart zugelas- wird die prophylaktische Anwendung eines Akarizids über bar nach dem Stechakt übertragenen Erregern wie z. B. dem es eine praktikable Lösung, entfernte Zecken in einen kleinen sen sind. Ist eine Umwidmung von Präparaten unumgänglich, die gesamte Zeckensaison empfohlen. Dabei ist zu beachten, Frühsommer-Meningo-Enzephalitis-Virus zu bieten. Behälter mit Alkohol oder Formalin zu verbringen und gesam- ist die Eignung und Unbedenklichkeit des Tierarzneimittels dass Zecken in milden Wintern auch ganzjährig aktiv sind, melt zu entsorgen. vorab gewissenhaft zu prüfen. was insbesondere für Regionen mit Dermacentor reticulatus- 5) Infestation eines Zwingers oder Haushalts: Vorkommen gilt. Besteht in einem Zwinger oder Haushalt eine Infestation z. B. Nach Entfernung der Zecken wird die Anwendung eines Aka- CAVE: Hochkonzentriertes synthetisches Pyrethroid ist mit R. sanguineus oder I. canisuga, sind regelmäßige akarizide rizids empfohlen, da sich nicht unbedingt alle auf dem Tier (wenn es nur für Hunde zugelassen ist) giftig für Kat- 3) Anhaltendes Risiko einer Reinfestation: Behandlungen der Tiere in Verbindung mit einer Umgebungs- befindlichen Zecken, vor allem Larven-, Nymphenstadien und zen. Daher sollten derartige Präparate in Haushalten, in Bei anhaltendem Risiko für eine Reinfestation wie z. B. in Re- behandlung durchzuführen. Für die Umgebungsbehandlung ungesogene Adulte, sicher finden und entfernen lassen. Auch denen auch Katzen leben, vermieden werden. gionen mit Dermacentor reticulatus-Vorkommen oder in mil- sollte ein staatlich geprüfter Schädlingsbekämpfer hinzugezo- anschließend sollten das betroffene Tier und alle zum Haus- den Wintern sollte eine ganzjährige Behandlung erfolgen. Bei gen werden. Tier und Umgebung sind mit Wirkstoffen unter- Haltungsformen, bei denen Zecken wie R. sanguineus den schiedlicher Wirkstoffklassen zu behandeln. Winter in Wohnräumen oder Zwingern überleben können, 2.5. Prophylaxe und kontinuierliche sollte ebenfalls eine ganzjährige Behandlung und/oder Umge- 6) Haustier-Reiseverkehrsregelung (Pet Travel Scheme, bungsbehandlung erfolgen. PETS): Bekämpfungsmaßnahmen Hunde und Katzen, die nach Großbritannien, Malta oder 4) Risiko für zeckenübertragene Erkrankungen: Nordirland einreisen oder dorthin zurückkehren sollen, müs- Innerhalb Europas differieren geografische und klimatische Um den Erfolg der Behandlung sicher zu stellen, sollten Tier- Grundsätzlich ist überall in Deutschland davon auszugehen, sen 24 bis 48 Stunden vor ihrer Einreise durch eine Tierärztin/ Bedingungen erheblich, wodurch es Unterschiede hinsicht- halterInnen über Wirkungsdauer und möglichen Wirkverlust dass in den hierzulande vorkommenden Zecken pathoge- einen Tierarzt mit einem zugelassenen Akarizid behandelt lich Prävalenz und saisonalem Auftreten der Zecken geben (z. B. durch Schwimmen) des verschriebenen Akarizids in- ne Infektionserreger vorhanden sein können. Daher werden worden sein; die Anwendung akarizid-imprägnierter Hals- kann. Die Zeckenprophylaxe sollte den gesamten Zeitraum formiert werden. So können TierhalterInnen die praktische kontinuierliche Behandlungen mit dem Ziel einer konstanten bänder ist dafür nicht ausreichend. Die Behandlung muss im abdecken, in dem Zecken aktiv sind. Je nach individuellem Bedeutung von Anwendungshinweisen und Wiederholungs- Schutzwirkung empfohlen. Akarizide mit repellierender Wir- EU-Heimtierausweis dokumentiert sein. Infestationsrisiko des Tieres und regionalen Vorraussetzungen behandlungen nachvollziehen, wodurch ihre Compliance für vektorübertragene Erkrankungen kann die Prophylaxe gefördert wird. Eine adspektorische Untersuchung der Tiere eine regelmäßige adspektorische Untersuchung der Tiere auf gegen Ende der Wirkdauer wird empfohlen, um sicherzustel- Zeckenbefall und/oder eine akarizide Behandlung umfassen. len, dass eventuell vorhandene Zecken umgehend entfernt MASSNAHMEN GEGEN ZECKENBEFALL UND ZUR MINIMIERUNG ZECKEN- Hunde und Katzen, die aus endemischen Regionen stammen werden können und gegebenenfalls eine frühzeitige Wieder- ÜBERTRAGENER KRANKHEITEN oder in solche verbracht werden, sollten vor der Verbringung holungsbehandlung erfolgt. Zu bedenken ist ferner, dass die • Beschränkung des Auslaufs in Gebieten mit hoher Zeckendichte, besonders in Jahreszeiten, in denen bzw. während des Aufenthaltes mit akariziden Präparaten be- Wirkdauer von Akariziden gegen verschiedene Zeckenarten Zecken aktiv sind handelt werden. Dies dient nicht nur dem Schutz des Tieres, unterschiedlich sein kann. • Tägliche adspektorische Untersuchung und Entfernung vorhandener Zecken sondern verhindert eine vermeidbare Verbreitung von Zecken • Anwendung zugelassener Arzneimittel mit anhaltender akarizider Wirkung in nicht endemische Gebiete. Hinweis: Katzen sind von zeckenübertragenen Krankheiten offenbar weniger betroffen als Hunde. In Fällen, in denen Zecken bei Katzen zum Problem werden, sollte aber auch hier eine Bekämpfung durch ein geeignetes Akarizid erfolgen. Achtung: Hochkonzentriertes synthetisches Pyrethroid ist, wenn es nur für Hunde zugelassen ist, giftig für Katzen. 20 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 21
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