Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 6, Januar 2017

 
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Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 6, Januar 2017
Bekämpfung von intestinalen
Protozoen bei Hunden und Katzen
Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 6, Januar 2017

                                                             1
Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 6, Januar 2017
PRÄAMBEL                                                                                                                                                                                                                                                                                                I N H A LT

 Präambel

 Die vorliegende ESCCAP-Empfehlung Nr. 6 (Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen) befasst sich mit       EINLEITUNG............................................................................................................................................................................4
 folgenden Erkrankungen: Giardiose, Tritrichomonose, Isosporose, Cryptospordiose, Toxoplasmose, Neosporose, Hammondiose
 sowie Sarcocystiose.                                                                                                         1.		Individuelle Faktoren: Gesundheitsstatus, Haltung und Lebensumfeld....................................................................5

                                                                                                                              2.		Bekämpfung intestinaler Protozoen.............................................................................................................................5
 Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung ist die deutsche Adaption der europäischen ESCCAP-Empfehlung Nr. 6 zur Bekämpfung
 von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen, erstellt in Kooperation von ESCCAP und den nationalen Partnern:            2.1. Giardia intestinalis..............................................................................................................................................................5

 • Bundestierärztekammer e.V. (BTK)                                                                                           2.2. Tritrichomonas foetus........................................................................................................................................................8

                                                                                                                              2.3. Isospora spp. ...................................................................................................................................................................10
 • Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V. (bpt)

                                                                                                                              2.4. Cryptosporidium spp........................................................................................................................................................13
 • Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG)
                                                                                                                              2.5. Toxoplasma gondii...........................................................................................................................................................14

 • Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin der DVG (DGK-DVG)
                                                                                                                              2.6. Neospora caninum...........................................................................................................................................................19

 • Österreichische Tierärztekammer (ÖTK)                                                                                      2.7. Hammondia spp..............................................................................................................................................................21

                                                                                                                              2.8. Sarcocystis spp.................................................................................................................................................................22
 An der deutschen Adaption der vorliegenden ESCCAP-Empfehlung beteiligte Autoren waren:
                                                                                                                              3.    Bekämpfung der Parasitenstadien in der Umwelt.....................................................................................................24
 • Prof. h. c. (KazATU) Dr. Christian Bauer, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Fachbereich Veterinärmedizin,
   Justus-Liebig-Universität Gießen
                                                                                                                              4.		Prävention zoonotischer Parasitosen..........................................................................................................................24
 • Dr. Rolf Brahm, Fachtierarzt für Kleintiere, Dortmund, Vertreter der BTK
 • Prof. Dr. Arwid Daugschies, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Fakultät,                        5.		Schulung von Praxisteam, Tierbesitzern und Öffentlichkeit.....................................................................................24
   Universität Leipzig
 • Prof. Dr. Manfred Kietzmann, Dipl. ECVPT, Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie,                           GLOSSAR................................................................................................................................................................................25
   Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
 • Prof. Dr. Barbara Kohn, Dipl. ECVIM, Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere, Fachbereich Veterinärmedizin,             ANHANG: Hintergrund von ESCCAP.......................................................................................................................................26
   Freie Universität Berlin
 • Prof. Dr. Andreas Moritz, Dipl. ECVIM, Vertreter der DGK-DVG, Klinik für Kleintiere, Fachbereich Veterinärmedizin,
   Justus-Liebig-Universität Gießen
 • Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin,
   Freie Universität Berlin, Vorsitzender ESCCAP Deutschland
 • Dr. Dirk Neuhaus, Tierärztliche Praxis für Kleintiere, Unna, Präsidiumsmitglied des bpt

2 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                                                                 Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 3
Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 6, Januar 2017
EINLEITUNG                                                                                                                                                                                                        11. . I INNDDI IVVI IDDUUEELLLLEE FFAAKKTTOORREENN

 Einleitung

 Infektionen von Hunden und Katzen mit intestinalen Proto-     In dieser Empfehlung werden folgende häufig verbreitete und   1. Individuelle Faktoren: Gesundheitsstatus,
 zoen sind in Europa weitverbreitet. Abgesehen von wenigen     klinisch relevante Protozoen dargestellt:
 Ausnahmen scheint es keinerlei Einschränkung hinsichtlich     1. Giardia intestinalis (syn. G. duodenalis)                     Haltung und Lebensumfeld
 der geografischen Verbreitung zu geben. Die Infektionen       2. Tritrichomonas foetus
 werden von Flagellaten (Giardia sp. und Tritrichomonas sp.)   3. Isospora (syn. Cystoisospora) spp.
                                                                                                                             Maßnahmen zur Bekämpfung von Protozoen müssen indi-               von Protozoen-Infektionen, die direkt übertragen werden,
 und Kokzidien aus dem Unterstamm der Apicomplexa (Iso-        4. Cryptosporidium spp.
                                                                                                                             viduell an die Patienten angepasst werden. Bestimmte Fak-         wie z. B. Giardia intestinalis, Tritrichomonas foetus, Crypto-
 spora spp., Cryptosporidium spp., Toxoplasma sp., Neospora    5. Toxoplasma gondii
                                                                                                                             toren erfordern intensivere Maßnahmen, während sich bei           sporidium spp. oder Isospora spp. Der Freigang von Katzen
 sp., Hammondia spp. und Sarcocystis spp.) verursacht.         6. Neospora caninum
                                                                                                                             anderen ein weniger intensives Vorgehen rechtfertigen lässt.      ist ein weiterer Risikofaktor.
                                                               7. Hammondia spp.
                                                                                                                             Folgende Aspekte sind zu berücksichtigen:
 Infektionen mit Protozoen haben folgende charakteristische    8. Sarcocystis spp.
                                                                                                                                                                                               Ernährung
 Gemeinsamkeiten:
                                                                                                                             Tier                                                              Hunde und Katzen, die mit rohem Fleisch und Innereien er-
 • Die klinischen Erscheinungen sind in den meisten
                                                               Die vorliegende Empfehlung gibt einen                         Das Risiko einer Erkrankung infolge von Protozoen-Infektio-       nährt werden (z. B. beim BARFen) und/oder Wildnager fres-
   Fällen unspezifisch.                                        Überblick über diese intestinalen Proto-                      nen ist für Hunde- und Katzenwelpen höher als für ältere Tie-     sen, mit Fötus- oder Plazentamaterial in Kontakt kommen
                                                                                                                             re. Adulte Tiere (insb. Zuchttiere) können eine permanente/       können, unterliegen einem erhöhten Infektionsrisiko für zys-
 • Jungtiere sind häufiger infiziert als ältere Tiere.         zoen und deren Bedeutung. Ein wich-
                                                                                                                             wiederkehrende Infektionsquelle für andere Tiere (insb. Wel-      tenbildende Kokzidien, wie Neospora caninum, Hammondia
 • Die Infektionen verlaufen häufig ohne klinische             tiges Anliegen ist, dem Leser praktika-                       pen) darstellen, obwohl sie nach einer Infektion häufig eine      spp., Toxoplasma gondi, Isospora spp. oder Sarcocystis spp.
   Symptome und sind oft selbstlimitierend. Dies erklärt
   die Anzahl an asymptomatischen Ausscheidern. Die            ble Maßnahmen zur Behandlung und                              Immunität entwickeln und selten klinische Symptome zeigen.
   Virulenz variiert innerhalb der einzelnen Gattungen.                                                                                                                                        Lebensraum und Reisen
                                                               Bekämpfung zu vermitteln, um einer                            Haltung                                                           Die aufgeführten Protozoen sind europaweit verbreitet. Rei-
 • Schwerwiegende klinische Symptome stehen sehr
   häufig mit Begleitinfektionen durch andere Erreger          Infektion von anderen Tieren und Men-                         Die Haltung von mehreren Hunden und Katzen in enger Ge-           sen ins europäische Ausland bergen daher grundsätzlich kein
   (Viren, Bakterien) in direktem Zusammenhang.                                                                              meinschaft (Zwinger, Tierheim, Tierpension) erhöht das Risiko     erhöhtes Infektionsrisiko.
                                                               schen vorzubeugen.
 • Negative Ergebnisse bei Kotuntersuchungen können
   eine Infektion nicht ausschließen.
 • Aufgrund fehlender wirksamer Präparate oder einer
   notwendigen Umwidmung kann sich die Behandlung                                                                            2. Bekämpfung intestinaler Protozoen
   als schwierig erweisen.

                                                                                                                             2.1
 • Einige Erreger sind Zoonoseerreger: Toxoplasma gon-
   dii, einige Genotypen von Giardia intestinalis oder
   Cryptosporidium spp.

                                                                                                                                                                     Giardia intestinalis

                                                                                                                             2.1.1. Biologische Grundlagen                                     ten, die mit dem Kot in die Umwelt gelangen. Die Anzahl der
                                                                                                                                                                                               ausgeschiedenen Zysten ist häufig sehr groß. Die Infektion er-
                                                                                                                             Arten                                                             folgt oral durch die Aufnahme von Zysten. Nach einer Infekti-
                                                                                                                             Giardia intestinalis (syn. G. duodenalis, G. lamblia) kommt bei   on heften sich die Trophozoiten an die Schleimhautepithelzel-
                                                                                                                             einer Vielzahl von Wirbeltieren vor. Es treten mehrere Geno-      len. Die Präpatenz beträgt 4-16 Tage. Zysten sind unmittelbar
                                                                                                                             typen (A-G) mit unterschiedlichen Wirtsspektren auf.              infektiös und können intermittierend über mehrere Wochen
                                                                                                                                                                                               oder Monate ausgeschieden werden (Patenz).
                                                                                                                             Lebenszyklus
                                                                                                                             Der Entwicklungszyklus von G. intestinalis ist homoxen. Tro-      Epidemiologie/Vorkommen
                                                                                                                             phozoiten besiedeln den Dünndarm, vermehren sich durch            Giardia-Infektionen zählen bei Jungtieren < 1 Jahr zu den
                                                                                                                             wiederholte Zweiteilung und bilden widerstandsfähige Zys-         häufigsten Endoparasitosen. Die Prävalenz liegt deutlich

4 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                                           Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 5
2.1 GIARDIA INTESTINALIS                                                                                                                                                                                          2.1 GIARDIA INTESTINALIS

                                                                                                                                 2.1.4. Bekämpfung                          THERAPIE UND BEKÄMPFUNG
 über der älterer Hunde und Katzen. Zysten werden von Tie-            Verwechslungsgefahr besteht v.a. mit Hefen, die ähn-       Ob eine Therapie eines Giardia-befallenen Tieres sinnvoll ist oder nicht hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine
 ren mit klinischen Symptomen, aber auch bei inapparentem             liche Form und Größe aufweisen können, bei denen           Behandlung ist bei Vorliegen gastrointestinaler Symptome angezeigt, dabei soll eine kohlenhydratarme Ernährung
 Verlauf ausgeschieden. Eine Infektion induziert eine Teilim-         jedoch, im Vergleich zu den Giardien, die Kerne nicht
                                                                                                                                 die Therapie begünstigen. Die Behandlung einer Giardiose ist in manchen Fällen von variablem oder unsicherem
                                                                      sichtbar sind und die Mediankörper fehlen. Es gibt
 munität, die zu einem milderen Krankheitsverlauf oder in                                                                        Erfolg, so dass die Infektion trotz Therapie bestehen bleiben kann. Häufig kommt es aber auch unmittelbar nach
                                                                      keine Anhaltspunkte für eine Assoziation zwischen
 einigen Fällen zu einer vollständigen Eliminierung des Erre-         Zystenzahl im Kot und dem Auftreten oder der Stär-         einer Behandlung zur Reinfektion. Daher ist ein Hinweis an die Tierhalterin/den Tierhalter, dass Rezidive möglich
 gers führen kann. Diese partielle Immunität kann Reinfek-            ke klinischer Symptome.                                    oder sogar wahrscheinlich sind, angebracht.
 tionen aber nicht sicher verhindern. Die Übertragung von           • Mikroskopischer Nachweis im Direktkotausstrich
 Giardien erfolgt oral als Schmutz- oder Schmierinfektion             in (warmer/37°C) physiologischer Kochsalzlösung            Schlussfolgernd bedeutet dies, dass die Chemotherapie nicht die Elimination der Erreger sichert. Außerdem wird
 sowie durch fäkal kontaminiertes Wasser und Futtermit-               ermöglicht eine rasche Diagnose bei massivem Befall        nicht generell empfohlen, klinisch unauffällige Giardia-Träger zu behandeln. Grundsätzlich kann jedoch das Risiko
 tel. Die minimale infektiöse Dosis beträgt nur wenige Zys-           (Ausscheidung von Trophozoiten in Durchfallproben).
                                                                                                                                 einer zoonotischen Übertragung, besonders bei Anwesenheit von Risikopatienten (Kleinkinder, immunkompro-
                                                                      Anhand unterschiedlicher Bewegungsmuster der
 ten. Die Zysten bleiben in feuchter Umgebung mindestens                                                                         mittierte Menschen), oder das Risiko einer Ansteckung anderer Tiere (in Hundezuchten oder in Tierheimen) als
                                                                      Trophozoiten kann eine Differenzierung von
 3 Monate und in Kot rund 1 Woche infektiös, sind aber ge-            Giardien („fallendes Blatt“) zu Trichomonaden              Therapiegrund gelten.
 genüber Austrocknung und kalten Temperaturen (- 4°C über             (z.B. Tritrichomonas foetus; zuckend-drehend, eher
 eine Woche) empfindlich. Wildtiere und andere Tiere können           ortsständig) vorgenommen werden. Diese Nativun-            In Deutschland sind für die Behandlung der Giardiose bei Hunden und Katzen Tierarzneimittel zugelassen die ent-
 ebenfalls befallen sein, zoonotische Übertragungen auf den           tersuchung eignet sich nur für frische (unter 30 min),     weder den Wirkstoff Fenbendazol oder Metronidazol enthalten.
                                                                      nicht gekühlte und flüssige Proben und weist eine
 Menschen sind möglich (siehe 2.1.5.).
                                                                      geringe Sensitivität auf.
                                                                    • Nachweis von Giardia-spezifischem Kopro-Antigen
 2.1.2. Klinische Symptomatik                                         mittels kommerziell erhältlicher Immunoassays
                                                                      (z.B. ELISA). Grundsätzlich weisen Enzym-Immunoas-       Dosierung von Fenbendazol für die Behandlung der               Eine Therapiekontrolle sollte mit einer der unter 2.1.3 ange-
 Die Infektion verläuft häufig inapparent. Klinisch auffällig ist     says (EIAs) durch die Enzymaktivität mit Farbreaktion    Giardiose bei Hunden und Katzen:                               führten Methoden etwa 5-7 Tage nach Behandlungsende er-
 sie vor allem bei Hunde- oder Katzenwelpen sowie bei im-             eine höhere Sensitivität und durch den eingeschalte-
                                                                                                                                                                                              folgen. Bei positivem Befund UND fortbestehender Klinik ist
 munsupprimierten Tieren, besonders bei gleichzeitiger In-            ten Waschschritt eine höhere Spezifität gegenüber        1 x täglich 50 mg/kg KG p. o. über 3 Tage.
                                                                      Nicht-Enzym-Immunoassays (NEIAs) auf. Die verfüg-                                                                       die Behandlung entsprechend zu wiederholen.
 fektion mit anderen Erregern. Die Beschwerden äußern sich
                                                                      baren Kopro-Antigentests unterscheiden sich daher
                                                                                                                               Diese Behandlung stellt sich in der Praxis
 in chronisch intermittierenden Durchfällen mit dünnbreiiger          in ihren Resultaten, sind aber insgesamt deutlich        jedoch häufig als nicht ausreichend dar,                       Begleitend zur Behandlung sind Maßnahmen zur Verminde-
 bis wässriger Kotkonsistenz und Schleimhautbeimengungen.             sensitiver als Methoden zum mikroskopischen
 Weitere Symptome sind Inappetenz, Vomitus, Gewichtsver-              Nachweis von Giardia-Zysten, sodass auch bei             so dass von vorne herein eine 5-tägige                         rung der Kontamination der Umwelt mit Giardia-Zysten (s.u.)
                                                                      vorübergehend geringer Zystenausscheidung eine                                                                          durchzuführen bzw. bei ausbleibendem Behandlungserfolg
 lust und Apathie.                                                                                                             Behandlung empfohlen wird.
                                                                      Diagnose mithilfe einer Kotprobe möglich ist.                                                                           zu intensivieren. Denn: Maßnahmen, die den Infektionsdruck
 2.1.3. Diagnose                                                    • Molekularbiologische Untersuchung zum Nachweis                                                                          reduzieren, sind für den Erfolg der Therapie oftmals entschei-
                                                                      von Giardia-spezifischer DNA aus angereicherten          Dosierung von Metronidazol für die Behandlung der              dend. Unterstützend wirkt das Shampoonieren der Hunde zu
                                                                      Zysten mittels PCR oder direkte Kopro-PCR (mittels                                                                      Beginn und Ende der Behandlung (z. B. mit einem chlorhexid-
 Giardia-Infektion verlaufen häufig über lange Zeit asympto-                                                                   Giardiose bei Hunden und Katzen:
                                                                      multicopy-Gene wie z.B. SSU). Gegebenenfalls kann
                                                                                                                                                                                              indigluconathaltigen Shampoo).
 matisch, insbesondere bei erwachsenen Tieren.                        weiterführend auch eine Genotypisierung des vorlie-      2 x täglich 25 mg/kg KG p. o. über 5-7 Tage.
                                                                      genden Giardia-Isolats erfolgen (vorzugsweise an
 Zur Diagnose eines Giardia-Befalls ausgehend von Kotproben           3-4 verschiedenen Genloci).                                                                                             Sinnvolle Maßnahmen zur Verhinderung der Über-
                                                                                                                               Auch Kombinationspräparate mit Febantel/Pyrantel/Prazi-
 stehen mehrere Methoden zur Verfügung:                                                                                        quantel (Umwidmung der Indikation, Dosierung: bei Hun-         tragung auf andere Tiere und zur Prophylaxe einer
                                                                                                                               den 1 x täglich Febantel 15 mg/kg KG, Pyrantel 14,4 mg/kg      Reinfektion sind:
 • Mikroskopischer Nachweis von Giardia-Zysten                                                                                 KG und Praziquantel 5 mg /kg KG über 3 Tage; für Katzen
   (ca. 10-20 x 5-10 µm groß, meist längsoval, dünn-                                                                                                                                          • Aufsammeln von Kot und Entfernung des Kotes im
                                                                                                                               doppelte Dosis über 5 Tage) sind wirksam. Außerdem liegen        geschlossenen Plastikbeutel über den Hausmüll.
   wandig) nach Anreicherung mit Flotationsmethoden
   (Flotationsmedium: Zinkchlorid-, Zinksulfat- oder                                                                           Berichte über die erfolgreiche Anwendung von Ronidazol         • Gründliche Reinigung aller fäkal kontaminierten
   Zuckerlösung). Die Zysten werden durch diese                                                                                (2 x täglich 30-50 mg/kg KG über 7 Tage) bei Hunden vor          Oberflächen (Böden und Wände) mit anschließender
   Lösungen verformt, sind jedoch mit Erfahrung                                                                                (für Katzen kann die Dosierung für Tritrichomonas foetus von     vollständiger Abtrocknung, optimal ist der Einsatz
   identifizierbar. Eine Alternative ist das Sodiumazetat                                                                      30 mg/kg KM täglich für 14 Tage angewendet werden). Eine         von Dampfstrahlern (> 60 °C).
   Azetatessig-Formalin(SAF)-Konzentrationsverfahren
                                                                                                                               diesbezügliche Umwidmung ist allerdings lediglich bei zuvor    • Futter- und Trinkgefäße täglich mit kochendem
   in dem die Zystenmorphologie konstant bleibt. Es
   empfiehlt es sich, Einzelkotproben von zwei oder                                                                            nachgewiesenem Therapieversagen der zugelassenen Präpa-          Wasser säubern oder bei > 65 °C in der Spülmaschine
   drei aufeinanderfolgenden Tagen zu untersuchen,                                                                             rate bzw. Wirkstoffe zulässig.                                   reinigen.
   da die Zystenausscheidung stark variieren kann.                                                                                                                                            • Katzentoilette täglich mit kochendem Wasser
                                                                                                                                                                                                säubern und anschließend gründlich abtrocknen.

6 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                                          Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 7
2.2 TRITRICHOMONAS FOETUS                                                                                                                                                                                           2.2 TRITRICHOMONAS FOETUS

 • Decken/Kissen heiß waschen (> 65 °C ).                             • Untersuchung bei Tieren, die zur Zucht eingesetzt
                                                                        werden.                                                       2.2.2. Klinische Symptomatik
 • Spielzeug mit kochendem Wasser oder in der Spül-
   maschine > 65 °C reinigen.                                         • Untersuchung von Tieren, die unter Durchfällen lei-
                                                                        den, ggf. Einleitung von Quarantänemaßnahmen.                 Infektionen mit T. foetus verlaufen häufig inapparent und
 • Kratzbäume gründlich absaugen und reinigen.                                                                                                                                                        Letztlich können die birnenförmigen Trophozoiten (10-
                                                                      • Feuchte Areale trockenlegen und nach Möglichkeit              asymptomatisch. Dies erklärt auch die Anzahl nicht erkann-      25 x 3-15 µm) auch direkt im feuchten Kot nachgewiesen
 • Hunde ggf. auch Katzen gründlich baden und sham-
                                                                        befestigen.                                                   ter, asymptomatischer Ausscheider. Klinische Symptome tre-
   poonieren (z. B. mit chlorhexidindigluconathaltigen                                                                                                                                                werden. Die Sensitivität des Nachweises ist aber gering.
   Produkten), um sie von anhaftenden Kotresten zu                                                                                    ten vorwiegend bei Katzenwelpen oder Jungkatzen auf. Sie        Während Giardien eine träge Bewegung aufweisen, zeich-
   säubern, ggf. lange Haare im Analbereich scheren.                  2.1.5. Zoonotische Bedeutung                                    äußern sich durch breiige, kuhfladenähnliche Durchfälle mit     nen sich die Trophozoiten von T. foetus durch schnelle,
 • Ggf. Desinfektion von Flächen/Gegenständen mit                                                                                     Blut- und/oder Schleimhautbeimengungen, Kotinkontinenz,         ruckartige Bewegungen und eine undulierende Memb-
   geeigneten Desinfektionsmitteln. Die aktuelle                                                                                      Hautreizungen und Schmerzen um den Anus.                        ran aus. Der Erreger muss ferner von dem Kommensalen
   Desinfektionsmittelliste der Deutschen Veterinär-                  Die meisten Genotypen, die bei Hunden und Katzen vorkom-
                                                                                                                                                                                                      P. hominis, der gelegentlich bei Katzen und Hunden nach-
   medizinischen Gesellschaft (DVG) kann angefordert                  men, sind keine Zoonoseerreger. Nur zu einem geringen Pro-      2.2.3. Diagnose                                                 gewiesen werden kann, sowie von anderen Trichomonaden
   werden unter www.dvg.net. Zu den dort gelisteten                   zentsatz werden bei Tieren zoonotisch relevante Genotypen
   Desinfektionsmitteln mit Kokzidien-Wirkung (nicht                                                                                                                                                  unterschieden werden.
                                                                      nachgewiesen. Mit den in der Praxis üblichen Nachweisver-       Der direkte Erregernachweis mittels PCR-Untersuchung von
   speziell für Giardien-Zysten getestet) gehören derzeit
                                                                      fahren werden die verschiedenen Genotypen jedoch nicht          Kot ist Methode der Wahl und kann gleichzeitig zur Spezies-
   Endosan Forte S Neu (H. Willhelm Schaumann) und                                                                                                                                                    Um die Sensitivität jeglicher Diagnostik zu erhöhen, sollten
   Neopredisan 135-1 (Menno Chemie-Vertrieb GmbH).                    differenziert und identifiziert. Zoonotisch relevante Genoty-   bestimmung eingesetzt werden. Möglich ist auch ein Nach-        aufgrund der intermittierenden Ausscheidung drei Kotproben
                                                                      pen können bei Bedarf jedoch mit molekularbiologischen Me-      weis nach kultureller Anreicherung. Hierfür eignen sich kom-
 In Tierheimen/Zuchten/Zwingern sind folgende Maß-                                                                                                                                                    über einen Zeitraum von 3-5 Tagen untersucht werden.
                                                                      thoden ermittelt werden. Immunsupprimierte Personen sind        merziell erhältliche Testsysteme, wie z. B. InPouch®TF-Kultur
 nahmen zusätzlich sinnvoll:
                                                                      besonders gefährdet und sollten bei Auftreten von Magen-        56 % (BioMed Diagnostics), in denen sich Pentatrichomonas
 • Schulung und konkrete Anweisung des Pflegeperso-                   Darm-Symptomen eine Humanmedizinerin/einen Humanme-
   nals.                                                                                                                              hominis und Giardien nicht vermehren.
                                                                      diziner aufsuchen.
 • Eingangsuntersuchung auf Giardien bei Tieren, die
   aufgenommen werden.                                                                                                                                                              THERAPIE UND BEKÄMPFUNG
                                                                                                                                        2.2.4. Bekämpfung

2.2
                                                                                                                                        Es gibt keine für die Katze zugelassenen Wirkstoffe zur Behandlung von T. foetus. Über den Einsatz von Ronidazol
                                                                                                                                        mit unterschiedlichem Erfolg wurde berichtet (Umwidmung). Basierend auf aktuellen Daten ist die momentane
                                                                                                                                        Empfehlung für die Therapie von T. foetus eine Dosierung von 30 mg/kg Körpergewicht einmal täglich über 14
                                             Tritrichomonas foetus                                                                      Tage. Aufgrund der neurotoxischen Komponente des Wirkstoffes, die zu Apathie, Ataxie und Krämpfen führen
                                                                                                                                        kann, ist während des Behandlungszeitraumes eine strenge Überwachung der Katze indiziert. Die neurotoxische
                                                                                                                                        Symptomatik scheint bei Therapieabbruch reversibel zu sein. Der Einsatz von Metronidazol und Fenbendazol führt
                                                                                                                                        nur zu kurzzeitiger Besserung und ist nicht empfehlenswert.

                                                                                                                                        2 Wochen sowie 20 Wochen nach Ende der Therapie wird jeweils eine Kontrolle mittels PCR-Untersuchung emp-
 2.2.1. Biologische Grundlagen                                        Infektion besteht oft über mehrere Wochen oder Monate.            fohlen. Sinn dieser Maßnahmen ist es, asymptomatische Ausscheider zu identifizieren und gegebenenfalls von
                                                                                                                                        anderen Tieren zu separieren sowie verstärkte Hygienemaßnahmen zu ergreifen.
 Arten                                                                Epidemiologie/Vorkommen
 Bei den Trichomonaden ist Tritrichomonas foetus für die              Bei T. foetus gibt es keine infektiösen Dauerstadien in der       Hinweis für Gruppenhaltung/Tierheime/Pensionen/Zuchten
 Kleintierpraxis relevant. T. foetus tritt als Durchfallerreger bei   Umwelt. Übertragung und Infektion erfolgen vielmehr als
 Katzen und anderen Feliden auf. Bei Hunden wurde der Er-             Schmierinfektion von Katze zu Katze bzw. bei Kontakt zum
                                                                                                                                        Reinfektionen mit T. foetus sind ein häufiges Problem in Tierheimen, größeren Katzenzuchten und Tierpensionen.
 reger nur vereinzelt nachgewiesen. Für eine Verbindung der           Kot infizierter Tiere. Trotz weniger Daten zur Prävalenz
                                                                                                                                        Sobald bei einem Tier eine Infektion nachgewiesen wird, muss dieses behandelt und von der Gruppe isoliert wer-
 Erregerreservoire von latent infizierten Katzen und Rindern          der Infektion bei Katzen kann von einer ziemlich geringen
                                                                                                                                        den. Darüber hinaus müssen sämtliche Katzen der Gruppe getestet und bei positivem Ergebnis behandelt und iso-
 liegen keinerlei Hinweise vor.                                       Prävalenz ausgegangen werden. In größeren Gruppen wie
                                                                                                                                        liert werden. Die pauschale Behandlung aller Katzen mit Ronidazol unabhängig von einem Test, ist bedenklich, da
                                                                      z. B. Zuchten, Katzenpensionen oder Tierheimen kann die
 Lebenszyklus                                                         Anzahl infizierter Tiere höher sein.                              trächtige und säugende Kätzinnen sowie sehr junge Katzen nicht mit Ronidazol behandelt werden sollten. Ferner
 Der Entwicklungszyklus ist homoxen. T. foetus vermehrt sich                                                                            steigt das Risiko, dass Nebenwirkungen zum Tragen kommen, statistisch mit zunehmender Anzahl behandelter
 durch Zweiteilung der Trophozoiten im Dünn- und Dickdarm                                                                               Katzen. Werden allerdings nur die Katzen mit Diarrhö oder bestätigter Infektion behandelt, ist dies im Allgemei-
 ohne Zystenbildung. Die Präpatenz beträgt ca. 2 Wochen. Die                                                                            nen ineffektiv, wenn die betroffenen Tiere nicht aus der Gruppe genommen und isoliert werden.

8 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                                      Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 9
2 . 3 I S O S P O R A S P P.                                                                                                                                                                                                                    2 . 3 I S O S P O R A S P P.

  Prävention                                                         • Futter- und Trinkgefäße täglich mit heißem Wasser            Epidemiologie/Vorkommen                                                  2.3.2. Klinische Symptomatik
  Die Manifestation klinischer Symptome steht oft in direktem          säubern oder bei > 40 °C in der Spülmaschine
                                                                                                                                    Isospora-Arten von Hund und Katze sind weltweit verbreitet.
  Zusammenhang mit der Haltungsform (hohe Tierzahl und/                reinigen.
                                                                                                                                    Oozysten sind im Kot klinisch erkrankter und subklinisch infi-           I. canis und I. felis verursachen bei Hunden- und Katzenwel-
  oder Besatzdichte). Quelle für Reinfektionen können bereits        • Katzentoilette täglich mit heißem Wasser säubern
                                                                                                                                    zierter Tiere nachzuweisen. Zur Erstinfektion kommt es meist             pen Durchfälle, die in schweren Fällen blutig sein können
                                                                       und anschließend gründlich abtrocknen, ggf.
  wenige chronische bzw. therapieresistente Fälle sowie asym-                                                                       während der Saugphase im Alter von 3-8 Lebenswochen.                     und gelegentlich zum Tod führen. Klinische Symptome und
                                                                       des-infizieren.
  ptomatische Ausscheider sein.                                                                                                     Folglich tritt die überwiegende Anzahl klinischer Fälle bei              Erkrankungen sind häufig mit viralen, bakteriellen oder hel-
                                                                     • Katzenboxen täglich mit heißem Wasser säubern
                                                                       und anschließend gründlich abtrocknen, ggf. desin-           Hunde- und Katzenwelpen < 4 Monaten auf. Ältere Tiere in-                minthologischen Begleitinfektionen vergesellschaftet. Bei
  Sinnvolle Maßnahmen zur Verhinderung der Übertragung auf             fizieren.                                                    fizieren sich meist durch Aufnahme infektiöser Oozysten aus              einer Futterumstellung (z. B. bei Jungtieren von Milch auf
  andere Tiere und zur Prophylaxe einer Reinfektion sind:            • Decken/Kissen heiß waschen (> 40 °C).                        der Umwelt, die in der Außenwelt mehrere Monate infektiös                Festnahrung) kann möglicherweise vermehrt Diarrhö als Sym-
                                                                     • Spielzeug mit kochendem Wasser oder in der                   sind und vermehrt in Haltungsformen mit hoher Tierzahl und/              ptom auftreten. Wie bei vielen Kokzidien-Infektionen tritt
  • Aufsammeln von Kot und Entfernung des Kotes im                     Spülmaschine > 40 °C reinigen.                                                                                                        Durchfall meist kurz vor Beginn der Oozysten-Ausscheidung
                                                                                                                                    oder Besatzdichte auftreten. Auch eine Infektion über die Füt-
    geschlossenen Plastikbeutel über den Hausmüll.
                                                                     • Da T. foetus auch Kühlschranktemperaturen nicht              terung von rohem Fleisch (z. B. beim BARFen), das zuvor nicht            auf. Es gibt aber, vor allem bei älteren Tieren, auch sehr viele
  • Gründliche Reinigung aller fäkal kontaminierten                    überlebt, können Gegenstände, Decken usw. auch               ausreichend eingefroren oder erhitzt wurde, ist möglich.                 symptomlose Ausscheider.
    Oberflächen (Böden und Wände) mit anschließender                   entsprechend gekühlt werden.
    vollständiger Abtrocknung, optimal ist der Einsatz                                                                              Nach Reinfektion scheiden die Tiere im Allgemeinen nur we-
    von Dampfstrahlern (> 40 °C).                                                                                                   nige Oozysten aus und sind klinisch inapparent.                          2.3.3. Diagnose
  • Oberflächen grundsätzlich sauber und trocken                     2.2.5. Zoonotische Bedeutung
    halten.                                                                                                                                                                                                  Der Nachweis von Oozysten erfolgt in einer Kotuntersuchung
                                                                     T. foetus hat keine zoonotische Bedeutung.                                                                                              im Flotationsverfahren. Die Morphologie der verschiedenen
                                                                                                                                                                                                             Isospora-Oozysten wird in Tabelle 1 beschrieben.

 2.3
                                                                                                                                                                       Größe (µm)                     Form              Hülle
                                                                                                                                     Isospora*                                                                          dünn, farblos oder
                                                                                                                                                                                                                        leicht bräunlich
                                                                                                                                     bei Katzen:
                                             Isospora spp.                                                                           I. felis                          45 x 33                        ovoid
                                                                                                                                     I. rivolta                        26 x 24                        rund-oval
                                                                                                                                     Bei Hunden:
                                                                                                                                     I. canis                          39 x 32                        rund-oval
                                                                                                                                     I. ohioensis                      24 x 20                        rund-oval                                     * In frischem Kot enthalten
                                                                                                                                     I. burrowsi                       21 x 18                        rund-oval
  2.3.1. Biologische Grundlagen                                                                                                                                                                                                                     die Oozysten von Isospora
                                                                                                                                                                                                                                                    spp. einen großen Sporont,
                                                                                                                                     Cryptosporidium                                                  rund-oval         dünn, farblos, gefleckt     in älteren Kotproben
  Arten                                                                                                                              C. parvum                         5.0 x 4.5                                                                    (> 12 Stunden) können zwei
                                                                                                                                                                                                                                                    runde Sporozysten gesehen
  Die Arten der zur Gattung Isospora gehörenden Kokzidien            innerhalb weniger Tage zu sporulierten, infektiösen Stadien.    C. canis                          5.0 x 4.7
                                                                                                                                                                                                                                                    werden.
                                                                                                                                     C. felis                          3.2-5.0 x 3.0-4.5 **
  sind streng wirtsspezifisch. Beim Hund sind 3 Arten bekannt:       Die Ausscheidung der Oozysten mit dem Kot (Patenz) variiert
                                                                                                                                     Toxoplasma gondii (Katze)         12.4 x 10.5                    rund              dünn, farblos               ** Hierzu liegen unter-
  I. canis, I. ohioensis und I. burrowsi. I. ohioensis und I. bur-   meist zwischen 1 und 4 Wochen.                                                                                                                                                 schiedliche Informationen
  rowsi sind morphologisch nur schwer zu differenzieren, so-                                                                         Neospora caninum (Hund)           12.0 x 10.5                    rund              dünn, farblos               vor.

  dass sie häufig als I.-ohioensis-Komplex bezeichnet werden.        Nagetiere, Wiederkäuer und einige andere Tierarten können       Hammondia                                                                          dünn, farblos               *** Verschiedene Arten mit
  Bei der Katze parasitieren I. felis und I. rivolta.                als paratenische Wirte in den Entwicklungszyklus involviert     bei Katzen: H. hammondi           11.4 x 10.6                    rund                                          morphologisch nicht zu dif-
                                                                                                                                                                                                                                                    ferenzierenden Sporozysten
                                                                     sein. Nach Aufnahme sporulierter Oozysten bilden sich bei
                                                                                                                                     bei Hunden: H. heydorni           11.9 x 11.1                    rund                                          bei Hunden und Katzen;
  Lebenszyklus                                                       diesen Wirten in verschiedenen Organen intrazelluläre Ruhe-                                                                                                                    sehr dünnwandige Oozys-
                                                                                                                                     Sarcocystis***                                                                                                 ten, Ruptur während der
  Tiere infizieren sich im Allgemeinen direkt durch Aufnahme         stadien (Dormozoiten), die in den paratenischen Wirten min-
                                                                                                                                                                                                                                                    Darmpassage und Freiset-
  sporulierter Oozysten aus der Umwelt. Der Erreger vermehrt         destens 2 Jahre infektiös bleiben und ihre Entwicklung erst     Oozyste                           11 x 8 (Katze)                 rund              sehr dünn, farblos
                                                                                                                                                                                                                                                    zung zweier vollständig
                                                                                                                                     Sporozyste                        14 x 10 (Hund)                 ovoid             dick, farbig                sporulierter Sporozysten.
  sich in den Zellen der Dünn- und Dickdarmschleimhaut. Nach         fortsetzen, wenn sie mit dem Beutetier von Hund oder Katze
  einer Präpatenz von 6-10 Tagen gelangen die unsporulierten         aufgenommen werden. Nach Aufnahme von Dormozoiten              Tabelle 1: Charakteristika der Oozysten verschiedener Kokzidien

  Oozysten mit dem Kot in die Außenwelt und entwickeln sich          kann die Präpatenz verkürzt sein.

10 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                                            Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 11
2.4
  2 . 3 I S O S P O R A S P P.                                                                                                                                                                                    2 . 4 C R Y P T O S P O R I D I U M S P P.

                                                                                                                                                                       Cryptosporidium spp.
  2.3.4. Bekämpfung                             THERAPIE UND PRÄVENTION
  In einem Wurf unterliegen die Geschwister eines mit Isospora spp. infizierten Welpen einem hohen Infektions-
  druck, auch dann, wenn sie selber noch keine Oozysten ausscheiden. Eine Behandlung im frühen Infektionsstadi-
                                                                                                                             2.4.1. Biologische Grundlagen                                    2.4.2. Klinische Symptomatik
  um ist daher wichtig, um eine rasante Vermehrung pathogener intestinaler Stadien mit der Produktion und Aus-
                                                                                                                             Arten                                                            Bei immunkompetenten adulten Tieren verläuft die Infekti-
  scheidung zahlreicher Oozysten zu unterbinden. Empfohlen ist die Behandlung aller empfänglichen Tiere, die mit
                                                                                                                             Bei Hunden und Katzen wurden drei Cryptosporidium-Arten          on meist asymptomatisch. Katzen- und selten auch Hunde-
  dem infizierten Tier Kontakt hatten/haben.
                                                                                                                             beschrieben: C. parvum, C. canis und C. felis, die nur mole-     welpen können an wässriger, manchmal faulig riechender
  Für Hunde ist ein Kombinationspräparat aus Toltrazuril und Emodepsid zur Behandlung von Mischinfektionen aus               kularbiologisch zu differenzieren sind, da die Oozysten sehr     Diarrhö erkranken, unter der sie einige Tage oder gelegent-
  Kokzidien und Nematoden zugelassen. Eine Umwidmung für Katzen kann bei entsprechender Indikation vorge-                    klein (ca. 5 µm) und morphologisch nicht zu unterscheiden        lich auch Wochen leiden. Der Durchfall setzt häufig einige
  nommen werden. Die empfohlene Dosierung bei Hunden ist 9 mg Toltrazuril/kg KGW, bei Katzen 18 mg Toltra-                   sind.                                                            Tage nach Beginn der Oozysten-Ausscheidung ein. Weitere
  zuril/kg KGW. Eine einmalige Gabe von Toltrazuril reduziert die Oozysten-Ausscheidung erheblich. Wird sie noch                                                                              Symptome sind Abdominalschmerzen, Vomitus und erhöhte
                                                                                                                             Lebenszyklus                                                     Körpertemperatur. In den meisten Fällen kommt es zu einer
  während der Präpatenz verabreicht, wird die Oozysten-Ausscheidung noch weiter vermindert und der durch die
                                                                                                                             Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme von Cryptospo-        spontanen Heilung.
  Infektion verursachte Durchfall weitgehend vermieden. In Zuchten/Beständen mit wiederkehrenden Ausbrüchen
                                                                                                                             ridium-Oozysten. Nach Vermehrung im Darm werden 2-
  klinischer Erkrankungen durch Isospora-Infektionen sollte jeder Wurf je 1 x in der 3., 5. und 7. Lebenswoche behan-
                                                                                                                             14 Tage nach Infektion unmittelbar infektiöse Stadien mit        2.4.3. Diagnose
  delt werden, um die Infektion zu kontrollieren und stufenweise zu reduzieren. Alle Hunde in der Gruppe sollten
                                                                                                                             dem Kot ausgeschieden.
  gleichzeitig behandelt werden. In sehr seltenen Fällen können auch erwachsene Tiere, ohne klinische Symptome                                                                                Mittel der Wahl zur Diagnose sind kommerziell erhältliche
  zu zeigen, Oozysten ausscheiden. Es bleibt daher eine Frage des Ermessens, ob auch ältere Tiere mitbehandelt               Epidemiologie/Vorkommen                                          Tests zum Nachweis von Kopro-Antigen, die auch bei gerin-
  werden. Um den Behandlungserfolg zu überprüfen, empfiehlt sich eine Diagnostik mittels Kotuntersuchung im                  Cryptosporidium-Oozysten sind in der Außenwelt lange in-         ger Oozysten-Ausscheidung geeignet sind. Darüber können
  Flotationsverfahren, da damit der Grad der Oozystenausscheidung festgestellt werden kann.                                  fektiös und werden nur von wenigen Desinfektionsmitteln          Cryptosporidium-Oozysten in Kotausstrichen mithilfe be-
                                                                                                                             abgetötet. Die aktuelle Desinfektionsmittelliste der Deutschen   sonderer Färbemethoden (Ziehl-Neelsen, Safranin/Heine =
                                                                                                                             Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) mit entsprechend       Negativfärbung) als kleine, runde, durchsichtige, pinke oder
                                                                                                                             empfohlenen Desinfektionsmitteln kann angefordert werden         orange Stadien mikroskopisch nachgewiesen werden. Die
  Wichtig: Ist aus außerordentlichen Grün-                         • Aufsammeln von Kot und Entfernung im geschlosse-
                                                                     nen Plastikbeutel über den Hausmüll.                    unter www.dvg.net.                                               Morphologie der verschiedenen Cryptosporidium-Oozysten
  den eine Umwidmung von Toltrazuril-                                                                                                                                                         wird in Tabelle 1 beschrieben.
                                                                   • Gründliche Reinigung aller fäkal kontaminierten
  Präparaten vom Nutztier auf Hund oder                              Oberflächen (Böden und Wände) mit anschließender
                                                                     vollständiger Abtrocknung, optimal ist der Einsatz
  Katze notwendig, dürfen stets nur orale                            von Dampfstrahlern (> 60 °C).                              2.4.4. Bekämpfung                             THERAPIE UND PRÄVENTION
  Präparate für Wirbeltiere angewendet                             • Futter- und Trinkgefäße täglich mit kochendem
  werden, niemals jedoch eine Lösung zur                             Wasser säubern oder bei > 65 °C in der Spülmaschine        Für eine Behandlung der Cryptosporidiose stehen für Hunde und Katzen keine zugelassenen oder als wirksam
                                                                     reinigen.
                                                                                                                                beschriebenen Wirkstoffe zur Verfügung. Da die Infektion in den meisten Fällen spontan abheilt, steht eine symp-
  Gabe über das Trinkwasser beim Geflü-                            • Katzentoilette täglich mit kochendem Wasser säu-           tomatische Behandlung im Vordergrund (Flüssigkeitsersatz, Spasmolytika).
  gel, da Geflügel-Formulierungen bei Säu-                           bern und anschließend gründlich abtrocknen.
                                                                                                                                Cryptosporidium-Oozysten haben eine hohe Widerstandsfähigkeit, sodass strenge hygienische Maßnahmen emp-
  gern stark ätzend auf Schleimhäute wir-                          • Decken/Kissen regelmäßig heiß waschen (> 65 °C).
                                                                                                                                fohlen werden, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Empfohlen sind folgende Maßnahmen:
  ken.                                                             • Spielzeug mit kochendem Wasser oder in der Spül-
                                                                                                                                • Aufsammeln von Kot und Entfernung im geschlossenen Plastikbeutel über den Hausmüll.
                                                                     maschine > 65 °C reinigen.
                                                                                                                                • Gründliche Reinigung aller fäkal kontaminierten Oberflächen (Böden und Wände) mit anschließender
                                                                   • Kratzbäume gründlich absaugen und reinigen.
  Toltrazuril ist wirksam gegen die Vermehrung von Kokzidien                                                                       vollständiger Abtrocknung, optimal ist der Einsatz von Dampfstrahlern (> 60 °C).
  und verhindert die Oozysten-Ausscheidung. Klinische Symp-        • ggf. Desinfektion von Flächen/Gegenständen mit             • Futter- und Trinkgefäße täglich mit kochendem Wasser säubern oder bei > 65 °C in der Spülmaschine reinigen.
  tome, die durch Schädigung der Darmschleimhaut bereits vor         geeigneten Desinfektionsmitteln (auf Kresol-Basis).
                                                                                                                                • Katzentoilette täglich mit kochendem Wasser säubern und anschließend gründlich abtrocknen.
                                                                     Die aktuelle Desinfektionsmittelliste der Deutschen
  der Behandlung entstanden sind (z. B. Durchfall), kann die                                                                    • Decken/Kissen heiß waschen (> 65 °C).
                                                                     Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) mit ent-
  Behandlung mit Toltrazuril nicht beseitigen. In diesen Fällen      sprechenden Präparaten kann angefordert werden             • Spielzeug mit kochendem Wasser oder in der Spülmaschine > 65 °C reinigen.
  können unterstützende Behandlungsmaßnahmen angezeigt               unter www.dvg.net.                                         • Kratzbäume gründlich saugen und reinigen.
  sein. Ziel der Behandlung gegen Isospora ist es, die Oozysten-
                                                                   • Frisches Fleisch nur nach ausreichendem Erhitzten          • ggf. Desinfektion von Flächen/Gegenständen mit geeigneten Desinfektionsmitteln (auf Kresol-Basis).
  Ausscheidung in die Umwelt zu minimieren und dadurch das           (70 °C Kerntemperatur über 5-10 Min.) bzw. nach               Die aktuelle Desinfektionsmittelliste der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) mit
  Risiko einer Reinfektion und Infektion anderer empfänglicher       mind. 4 Tage langem Einfrieren bei - 20 °C verfüttern
  Tiere zu verringern. Neben der Gabe von Toltrazuril ist es         (z. B. beim BARFen)                                           entsprechenden Präparaten kann angefordert werden unter www.dvg.net.
  wichtig, Hygienemaßnahmen durchzuführen:
                                                                   2.3.5. Zoonotische Bedeutung
  • Behandlung aller Tiere in einem Haushalt/Bestand,                                                                        2.4.5. Zoonotische Bedeutung
    unabhängig davon, ob klinische Symptome vorliegen
    oder nicht.                                                    Isospora spp. hat keine zoonotische Bedeutung.
                                                                                                                             Bei C. parvum besteht ein zoonotisches Risiko. Eine Infekti-
                                                                                                                             onsgefahr mit C. canis und C. felis besteht hingegen in der
                                                                                                                             Regel nur für immunsupprimierte Personen.
12 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                             Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 13
2.5 TOXOPLASMA GONDII                                                                                                                                                                                                    2.5 TOXOPLASMA GONDII

 2.5
                                                                                                                                                                                         Katze als Endwirt von
                                                                                                                                                                                          Toxoplasma gondii
                                            Toxoplasma gondii

  2.5.1. Biologische Grundlagen                                                                                                                                                                                            Extra-
                                                                                                                                                                        Infektion der                                      intestinale
                                                                                                                                                                        Katze mit                                          Entwicklung
  Arten                                                                                                                                                                 Oozysten
  Die Gattung Toxoplasma enthält als einzige Art Toxoplasma       Ausschließlich bei Katzen (Endwirt) kommt es zu einer fäka-                                           oder Zysten
  gondii, die sich weltweit in mindestens drei Genotypen mit      len Ausscheidung von Toxoplasma-Oozysten. Eine erstmalige
  verschiedenen Mischformen einteilen lässt. Endwirte sind        Infektion resultiert bei ihnen 18-36 Tage (Präpatenz) später
  ausschließlich Katzen und einige wildlebende Feliden. In sel-   in einer ca. 3 Wochen andauernden Oozystenausscheidung,
  tenen Fällen fungiert der Hund als Zwischenwirt, wobei es bei   deren Maximum in der ersten Woche liegt. Anschließende
  diesem jedoch nur zur Entwicklung extraintestinaler Stadien     Infektionen verlaufen in der Regel ohne erneute Oozysten-
  ohne Ausscheidung von Oozysten kommt. Zwischenwirte             ausscheidung.
  sind vermutlich alle warmblütigen Tiere und Menschen.
                                                                  Epidemiologie/Vorkommen                                                                                          Entwicklung im Darm der Katze
  Lebenszyklus                                                    In einer in Deutschland durchgeführten Querschnittsstudie
  Toxoplasma gondii tritt in drei Formen auf:                     wurde bei weniger als 1 % der Katzen eine fäkale Ausschei-
                                                                  dung von Toxoplasma-Oozysten festgestellt. Katzen können
  • Oozyste, intestinal und nach Ausscheidung über den            für einige Tage eine große Menge Oozysten ausscheiden. Da-
    Kot in der Umwelt.                                            nach scheiden sie, sofern sie nicht immungeschwächt sind,          Infektion
  • Tachyzoit, extraintestinal, im Rahmen frischer Infek-         selbst nach einer Reinfektion meist nur noch wenige oder gar       mit Zysten                                                                                              Infektion mit
    tionen, keine Relevanz für Übertragung von Tieren                                                                                im Fleisch                                                                                              sporulierten
                                                                  keine Oozysten mehr aus. Aufgrund der hohen Tenazität der
    auf Menschen, Ursache für selten auftretende klini-
                                                                                                                                                                                                                                             Oozysten
                                                                  Oozysten und der Bedeutung der Zwischenwirte lässt sich die
    sche Erkrankungen bei Tieren.
                                                                  weite Verbreitung von T. gondii dennoch erklären.
  • Zyste, extraintestinal, als Dauerstadien reaktionslos
    im Gewebe (z. B. im Muskel), bei latenter Infektion
                                                                                                                                                                      Bradyzoiten
    nachzuweisen.
                                                                  Die kleinen Oozysten verbreiten sich leicht und können in                                           in Zyste
                                                                  feuchtem Milieu mehrere Monate infektiös bleiben. Mit To-
                                                                                                                                                                                                                          Sporozoit
  Infektionsmöglichkeiten für Katze/Hund:                         xoplasma-Oozysten kontaminiertes Wasser ist ebenso wie                                                                       Entwicklung im
  • Aufnahme sporulierter Oozysten aus der Umwelt.
                                                                  kontaminierte feuchte Erde und Futterpflanzen eine wich-                                                                      Zwischenwirt
                                                                  tige Infektionsquelle für pflanzenfressende Zwischenwirte.
  • Pränatale Infektion (intrauterin), selten auch lakto-         Fleischfressende Zwischenwirte infizieren sich hingegen häu-
    gene Übertragung.                                             fig durch die Aufnahme von Zysten aus dem Gewebe anderer
  • Aufnahme infektiöser Zysten aus dem Gewebe eines              infizierter Zwischenwirte. Kleinnager haben als Reservoirwirte   © Deplazes, Eckert, von Samson-Himmelstjerna,
                                                                                                                                                                                   Tachyzoit                        Tachyzoiten
                                                                                                                                     Zahner. Lehrbuch der Parasitologie für die
    Zwischenwirtes (Beutetiere, wie Nager oder Vögel).            von T. gondii epidemiologisch vermutlich keine wesentliche         Tiermedizin, Enke Verlag, 3. Auflage, 2012.
                                                                  Bedeutung.                                                         Farben wurden angepasst.
  • Aufnahme infektiöser Zysten in abortiertem Material
    oder rohem oder ungenügend erhitztem bzw. nicht                                                                                Abb. 1: Entwicklungszyklus von Toxoplasma gondii
    ausreichend tiefgefrorenem Fleisch (z.B. beim BARFen).

14 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                                   Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 15
2.5 TOXOPLASMA GONDII                                                                                                                                                                                               2.5 TOXOPLASMA GONDII

                                                                                                                                                                    Frage des Katzenhalters:
  2.5.2. Klinische Symptomatik                                  Katzen als Endwirte (intestinale Toxoplasmose):
                                                                                                                                                „Ist meine Katze aktuell oder in nächster Zeit ein Infektionsrisiko
  Für die tierärztliche Praxis ist es wichtig, zu unterschei-   • Bei einer intestinalen Infektion mit folgender Aus-                                      für meine seronegative schwangere Frau?“
                                                                  scheidung von Toxoplasma-Oozysten treten keine
  den zwischen:
                                                                  klinischen Symptome auf. Betroffene Tiere sind aber
                                                                  als Ausscheider von Oozysten zoonotisch relevant.
  • Katzen als Endwirten (intestinale Toxoplasmose), die
    keine klinischen Symptome zeigen, als Ausscheider                                                                                                                   Serologische Untersuchung (Toxoplasma-AK)
    von Oozysten jedoch zoonotisch relevant sind, und                                                                                                                           + 4 Kotuntersuchungen auf
  • Katzen und Hunden mit einer akuten Infektion                2.5.3. Diagnose                                                                                              Toxoplasma-Oozysten (= 1 Woche)
    (systemische Toxoplasmose), die als klinische Patien-
    ten relevant sind, dagegen für den Menschen
                                                                Die Diagnose basiert auf der klinischen Symptomatik und
    keinerlei Risiko darstellen.
                                                                dem Nachweis spezifischer Antikörper im Serum. Bei Katzen                                serologisch positiv /             Katze war früher infiziert und ist wahrscheinlich
                                                                mit inapparenter Infektion sind Antikörpertiter häufig, aber
  Hunde mit einer akuten Infektion (systemische Toxo-
                                                                                                                                                        koproskopisch negativ               aktuell und zukünftig keine Infektionsquelle.
                                                                nicht immer nachzuweisen, sodass die Untersuchung nur im
  plasmose):                                                    positiven Fall aussagekräftig ist. Während der akuten Infekti-
                                                                onsphase kann der Erregernachweis lediglich durch Untersu-
  • Sehr selten, verursacht durch extraintestinale Ent-         chung von Liquor- oder Gewebeproben erreicht werden.                                     serologisch negativ /             Katze war bislang nicht infiziert, ist empfänglich
    wicklung (Tachyzoiten).
                                                                                                                                                        koproskopisch negativ                und kann künftig eine Infektionsquelle sein.
  • Akut betroffene Tiere stellen keinerlei zoonotisches        Bei Hunden wird eine klinisch manifeste Toxoplasmose se-
    Risiko für den Menschen dar.
                                                                rologisch nachgewiesen und zusätzlich mittels PCR (Liquor)
  • Bei Erstinfektion trächtiger Hündinnen kann es zum          gesichert.
    Abort kommen.
  • Sehr selten treten bei intrauterin und pränatal infi-                                                                                               serologisch negativ /                   Katze ist aktuell eine Infektionsquelle.
                                                                Der Nachweis von Oozysten im Kot der Katze gelingt mit dem
    zierten Welpen direkt nach der Geburt generalisierte                                                                                                koproskopisch positiv
    bzw. zentralnervöse Symptome auf.                           Flotationsverfahren nur sehr selten, da die Hauptausschei-
  • Sehr selten treten bei adulten Hunden akute Krank-          dungsphase sehr kurz ist und anschließend intermittierend
                                                                                                                                                                                                                        © ESCCAP Deutschland e.V. 2013
    heitserscheinungen mit neuromuskulären Störungen            und nur unter noch unbekannten Umständen (Reshedding)
    auf.                                                        Oozysten ausgeschieden werden. Die Oozysten sind morpho-         Abb. 2: Toxoplasma gondii – Diagnostisches Verfahren
                                                                logisch außerdem identisch mit denen von Hammondia ham-
  Katzen mit einer akuten Infektion (systemische Toxo-          mondi (siehe Tabelle 1).
  plasmose):

  • Sehr selten, verursacht durch extraintesinale Entwick-
                                                                In der Praxis ist eine Diagnose oft dann gefragt, wenn Besit-
                                                                zer wissen wollen, ob von dem Tier aktuell eine Gefahr für
                                                                                                                                  2.5.4. Bekämpfung                                     PROPHYLAXE UND THERAPIE
    lung (Tachyzoiten).                                         den Menschen ausgeht. Das Untersuchungsschema sowie die
  • Akut betroffene Tiere stellen keinerlei zoonotisches        Interpretation serologischer und koproskopischer Ergebnisse       Prophylaxe
    Risiko für den Menschen dar.                                sehen folgendermaßen aus und skizzieren drei Risikofälle:         Wichtigstes Ziel ist es, das Infektionsrisiko des Menschen durch eine Einschränkung der Oozysten-Ausscheidung zu
  • Bei intrauterin und pränatal infizierten Katzenwel-         1. sehr geringes Risiko,                                          senken.
    pen treten direkt nach der Geburt klinische Sympto-         2. unklares bzw. sich potenziell kurzfristig änderndes Risiko,    • Ernährung mit Fertigfutter
    me einer Infektion auf, die meist tödlich verlaufen.
                                                                3. unmittelbares bzw. hohes Risiko.                               • Keine Rohfleischfütterung (z. B. BARFen)
  • Gründe für eine klinische Manifestation bei adulten
    Katzen sind ungeklärt, vermutet wird unter anderem                                                                            • bei Katzen Verzicht auf Freigang (mögliche Prophylaxe, aber nicht grundsätzlich empfohlen!)
    eine Immunsuppression durch gleichzeitige virale                                                                              Therapie
    Infektion (z. B. FeLV, FIV).
                                                                                                                                  Katzen und Hunde mit einer akuten Infektion (systemische Toxoplasmose):
  • Symptome einer systemischen Infektion sind z. B.
    Fieber, Inappetenz, Abdominalschmerzen, Dyspnoe,                                                                              • Versuch einer Therapie mit Clindamycin: 2 x täglich 10-12 mg Clindamycinhydrochlorid/kg KG p. o. über
    Augenentzündungen und selten zentralnervöse                                                                                       4 Wochen. Im manchen wissenschaftlichen Veröffentlichungen werden auch höhere Dosierungen empfohlen.
    Störungen.                                                                                                                    • Die Behandlung verhindert bei Katzen jedoch eine spätere Oozystenausscheidung nicht. Katzen als Endwirte
                                                                                                                                      (intestinale Toxoplasmose):
                                                                                                                                  • Es gibt derzeit keine Arzneimittel, die in praxi gegen intestinale Toxoplasma-Stadien wirken.

16 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                              Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 17
2.5 TOXOPLASMA GONDII                                                                                                                                                                                                    2.6 NEOSPORA CANINUM

                                                                                                                                 2.6
  2.5.5. Zoonotische Bedeutung

  Toxoplasmose ist weltweit eine der bedeutendsten parasitä-     Für schwangere Frauen, bei denen vor der Schwangerschaft
  ren Zoonosen. Das Risiko eines immunkompetenten Erwach-        keine Infektion mit Toxoplasmen erfolgt ist, sowie für Perso-                                            Neospora caninum
  senen nach einer Infektion mit T. gondii an einer schweren     nen mit hohem Erkrankungsrisiko, z. B. immunsupprimierte
  Toxoplasmose zu erkranken ist gering. Jedoch können im-        Personen werden folgende Maßnahmen empfohlen:
  mungeschwächte Personen und intrauterin infizierte Kinder
  an einer schweren, bisweilen letal verlaufenden Toxoplas-      Schutz vor Infektion durch Zysten:
  mose erkranken. Diese kann lokal begrenzt sein (im Allge-      • Verzehr von Fleisch nur nach ausreichendem Erhitzen           2.6.1. Biologische Grundlagen                                     2.6.2. Klinische Symptomatik
  meinen: Auge oder Gehirn) oder generalisiert verlaufen. Prä-     (70 °C Kerntemperatur über 5-10 Min.) oder Tiefge-
  natale Infektionen treten dann auf, wenn sich schwangere         frieren (- 20 °C für mindestens 2 Tage).                                                                                        Für die tierärztliche Praxis ist es wichtig, zu unterschei-
                                                                                                                                 Arten
  Frauen während der Schwangerschaft erstmalig mit T. gondii     • Hygienische Vorsichtsmaßnahmen beim Zubereiten                In der Gattung Neospora ist für die Kleintierpraxis Neospora      den zwischen:
  infizieren.                                                      von Fleisch, anschließend Händewaschen.                       caninum von Interesse. Für Neospora caninum ist der Hund
                                                                                                                                                                                                   • Hunden als Endwirten (intestinale Neosporose), die
                                                                 • Arbeitsplätze in der Fleischindustrie (Schlachthof,           als End- und Zwischenwirt beschrieben. Möglicherweise
  Infektionsmöglichkeiten für den Menschen:                                                                                                                                                          keine klinischen Symptome zeigen, aber
                                                                   Zerlegebetrieb) beherbergen ein hohes Infektionsrisi-         kommen auch andere wildlebende Kaniden, wie der Wolf,               als Ausscheider relevant sind.
                                                                   ko (Berufsrisiko) und sind deshalb in der Schwanger-          als Endwirte in Betracht. Als Zwischenwirte dienen außerdem
  • Aufnahme von Zysten beim Verzehr von rohem oder                schaft zu meiden.                                                                                                               • Hunden mit einer akuten Infektion (systemische Neo-
                                                                                                                                 Rinder, Schafe, Ziegen und Huftiere.
    ungenügend erhitztem Fleisch, insbesondere von                                                                                                                                                   sporose), die als klinische Patienten relevant sind.
                                                                 • Schwangere Frauen sollten nicht beim Lammen von
    Schwein, Schaf und Ziege; Kontakt mit Plazentage-              Schafen oder Ziegen assistieren, um Kontakt zu
                                                                                                                                 Lebenszyklus                                                      Hunde mit einer akuten Infektion (systemische
    webe infizierter Schafe oder Ziegen.                           infiziertem Plazentagewebe zu verhindern.
                                                                                                                                 Hunde infizieren sich meistens durch Aufnahme bradyzoiten-        Neosporose):
  • Aufnahme von infektiösen, sporulierten Oozysten              Schutz vor Infektion durch Oozysten:                            haltiger Zysten aus dem Gewebe infizierter Zwischenwirte
    aus der Umwelt (insbesondere im Rahmen von                                                                                                                                                     • Meist bei jungen Hunden (< 6 Monate) nach intrau-
    Gartenarbeit, in Sandkästen, durch Aufnahme ver-             • Kein Kontakt zu Katzenkot.                                    (vorwiegend Rind). Die Präpatenz beträgt bei natürlichen In-
                                                                                                                                                                                                     teriner Infektion (neonatale Neosporose). Intrau-
    schmutzten Oberflächenwassers oder beim Verzehr              • Tragen von Handschuhen bei der Gartenarbeit.                  fektionen 5-9 Tage, die Patenz im Allgemeinen 11-20 Tage.
                                                                                                                                                                                                     terin infizierte Welpen zeigen meist im Alter von
    von verschmutztem Gemüse oder Schalentieren).                                                                                Die Oozysten sind für Zwischenwirte erst 1-3 Tage nach der          5-7 Wochen klinische Symptome. Es können mehrere
                                                                 • Kein ungefiltertes Wasser (ohne Trinkwasserqualität)
  • Pränatale Infektion.                                                                                                         Ausscheidung infektiös. Bei chronisch mit dem Erreger infi-         Wurfgeschwister mit unterschiedlicher symptomati-
                                                                   trinken.
                                                                                                                                 zierten, trächtigen Milchkühen kann es darüber hinaus wie-          scher Ausprägung zu verschiedenen Zeitpunkten er-
  Wichtig:                                                       • Da Oozysten erst 2-5 Tage nach der Ausscheidung               derholt auch zu einer intrauterinen Übertragung des Parasi-         kranken. Aber auch adulte Tiere können erkranken.
                                                                   infektiös sind, sollten Katzentoilette und Garten
                                                                                                                                 ten auf die Föten kommen.                                           Zu den Symptomen zählen:
  • Ausschließlich im Haus gehaltene und                           täglich durch andere, weniger gefährdete Personen
                                                                   von frischem Kot bereinigt werden. Der Kot sollte in                                                                            • Lähmungen der Hintergliedmaßen, zunehmende
    nicht mit Rohfleisch gefütterte Katzen                         einem verschlossenen Müllbeutel über den Hausmüll             Epidemiologie/Vorkommen                                             Ataxie, Muskelatrophien, Schmerzen in der Lum-
                                                                   entsorgt werden.                                              Untersuchungen zeigen, dass sich die meisten Hunde post-            balmuskulatur, Verkürzungen und Schmerzen des
    stellen kein Risiko für den Menschen
                                                                                                                                 natal infizieren. Die Infektion tritt bei älteren Hunden häu-       Quadrizeps sowie Hals- und Kopfschiefhaltung im
                                                                 • Reinigen der Katzentoilette mit heißem Wasser durch
    dar!                                                           andere, weniger gefährdete Personen.                          figer auf als bei jungen. Die Tiere infizieren sich meist durch     fortgeschrittenen Erkrankungsstadium. Augenverän-
                                                                                                                                                                                                     derungen und Schluckstörungen möglich; gelegent-
                                                                                                                                 Aufnahme von infiziertem Abortmaterial vom Rind oder von
  • Für Schwangere, die bereits vor der                                                                                                                                                              lich letaler Verlauf.
                                                                                                                                 rohem, erregerhaltigem Rindfleisch (z.B. beim BARFen). Eine
    Schwangerschaft mit T. gondii infi-                                                                                          intrauterine Übertragung erfolgt vermutlich erst gegen Ende       • Auch andere neurologische Veränderungen, die
                                                                                                                                                                                                     keiner anderen Ursache zugeordnet werden können,
    ziert waren und einen positiven 		                                                                                           der Trächtigkeit.
                                                                                                                                                                                                     können vor allem bei adulten Hunden auf eine
    Antikörpertiter aufweisen, besteht                                                                                                                                                               Neosporose zurückzuführen sein.
                                                                                                                                 Oozysten von N. caninum können im Kot infizierter Hunde
                                                                                                                                                                                                   • Bei älteren Tieren wurden ferner Dermatitis, Myo-
    bezüglich einer Toxoplasma-Proble-                                                                                           nachgewiesen werden. Die Anzahl an Oozysten variiert von
                                                                                                                                                                                                     karditis, Pneumonien und Pankreatitis beschrieben.
    matik kein Risiko!                                                                                                           sehr wenigen bis zu > 100.000 Oozysten/g Kot. N. caninum
                                                                                                                                 gilt als Hauptverursacher von Aborten beim Rind. Aktuelle         • Akut betroffene Tiere stellen keinerlei zoonotisches
                                                                                                                                                                                                     Risiko für den Menschen dar.
                                                                                                                                 Studien belegen aber, dass der Hund als Überträger via Kon-
                                                                                                                                 tamination von Weiden und Futter praktisch keine Rolle spielt.    Hunde als Endwirte (intestinale Neosporose):

                                                                                                                                                                                                   • keine klinischen Symptome und als Ausscheider zoo-
                                                                                                                                                                                                     notisch nicht relevant

18 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                                  Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 19
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