Beobachteter Klimawandel - Klimawandel in Hessen - Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen
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Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen Beobachteter Klimawandel Klimawandel in Hessen
Impressum: Reihe: Klimawandel in Hessen Redaktion: Dr. Heike Hübener Layout: Nadine Monika Lockwald, Christine Zarda Herausgeber, © und Vertrieb: Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen Rheingaustraße 186 65203 Wiesbaden Telefon: 0611 6939–111 Telefax: 0611 6939–113 E-Mail: vertrieb@hlug.hessen.de www.hlug.de Stand: März 2013 Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
Vorwort Der Klimawandel ist eine Tatsache. Weltweit steigen die Tem- peraturen und auch der Meeresspiegel, der Niederschlag än- dert sich, Gletscher schmelzen und in vielen Teilen der Welt häufen sich Dürren und Überschwemmungen. Auch hier in Hessen findet der Klimawandel schon statt. Wir können sei- ne Auswirkungen bereits beobachten und dokumentieren. Der Mensch hat kein Wahrnehmungsorgan für Klima. Wir nehmen das Wetter wahr, können uns noch an den letzten Winter erinnern, aber schon wenn wir an unsere Kindheit zurückdenken, neigen wir Dr. Thomas Schmid Präsident des dazu, uns meist an die schönen Dinge zu erinnern und die unschö- Hessischen Landesamtes nen zu vergessen. In unserer Erinnerung sind wir als Kinder jeden für Umwelt und Geologie Winter Schlitten gefahren und jeden Sommer ins Schwimmbad gegangen. Diese Erinnerungen sind schön, aber sie stimmen lei- der nicht mit den langfristigen Beobachtungsdaten überein. Bereits seit dem 19. Jahrhundert gibt es Wetterbeobachtungen in Hessen. Wenn wir solche langen Zeitreihen auswerten, dann können wir zuverlässige Aussagen über die Veränderungen tref- fen, die das Klima in Hessen in diesem Zeitraum erfahren hat. Diese Broschüre gibt einen Einblick in die Klimaänderungen in Hessen, die bis heute beobachtet und gemessen wurden. Weitergehende Informationen bietet das HLUG über seine In- ternetseiten, über zusätzliche Informationsmaterialien und über persönliche Auskunft der Fachleute in der Dienststelle an. 3
Einleitung Das Klima der Erde hat sich im Laufe der Jahr- Durch die zusätzliche Freisetzung von millionen immer geändert, es gab Eiszeiten und CO2 verstärken wir den natürlichen Treib- Warmzeiten, die durch Änderungen der Lauf- hauseffekt, den unsere Atmosphäre hat. bahn der Erde um die Sonne ausgelöst wurden. Dadurch verändern wir unser Klima. Seit einigen tausend Jahren ist das Klima der Mit Klima wird das „mittlere Wetter“ einer Erde relativ stabil, so dass sich hoch entwi- Region bezeichnet. Üblicherweise wer- ckelte Kulturen bilden konnten. Seit Beginn den Zeiträume von 30 Jahren betrachtet, der Industrialisierung nutzt der Mensch nun um die Klimavariabilität zwischen einzel- vermehrt Kohle, Gas und Öl als Energie- nen Jahren oder Dekaden nicht irrtüm- quellen. Diese Materialien sind vor vielen lich als Klimawandel zu interpretieren. Millionen Jahren aus Wäldern und Sümpfen Neben den Mittelwerten über 30 Jahre ge- entstanden und in ihnen ist der Kohlenstoff hört zum Klima aber auch die natürliche dieser prähistorischen Pflanzen gespeichert. Schwankung (z. B. warme oder kalte Winter, Wenn wir Kohle, Gas und Öl verbrennen, setzen trockene oder feuchte Sommer) und das Auf- wir diesen Kohlenstoff in Form von CO2 wie- treten von extremen Wetterereignissen (z. B. der in der Atmosphäre frei. So wird mehr CO2 starke Stürme, extreme Niederschläge). in die Atmosphäre eingebracht als Pflanzen, Wenn sich der Mittelwert, die Schwankung Ozeane und Boden auf natürlichem Weg wie- oder die Extreme zwischen verschiedenen der aufnehmen. Dadurch steigt der CO2-Gehalt 30-Jahres-Zeiträumen statistisch signifikant in der Atmosphäre wie der Wasserspiegel in (d. h. zu stark, um zufällig zu sein) ändern, einer Badewanne, wenn der Hahn weiter ge- dann sprechen wir von Klimawandel. öffnet wird, der Abfluss aber gleich bleibt. 4
Beobachtete Temperaturänderung in Hessen seit 1900 Im Mittel ist es in Hessen in den Flussnie- derungen, besonders an Rhein und Main am wärmsten und auf den Höhen der Mit- telgebirge am kältesten. Bezogen auf die Temperaturmessungen an den Luftmesssta- tionen des Deutschen Wetterdienstes ist es am kältesten auf der Wasserkuppe und am wärmsten in Wiesbaden und Geisenheim. Im Zeitraum 1901–1930 lag die mittlere Tempe- ratur in Hessen bei 8,0 °C. Dieser Wert ist seit- dem angestiegen: auf 8,2 °C für den Zeitraum 1951–1980 und sogar auf 8,8 °C für den Zeitraum 1981–2010. Die Abbildung zeigt die Erwärmung (also die Temperaturdifferenz) zwischen den beiden Perioden 1951–1980 und 1981–2010. Die stärkste Erwärmung zwischen diesen beiden Zeiträumen war in Südhessen und im Gebiet des Knüllwaldes zu verzeich- nen. Die geringste Erwärmung trat um den Vogelsberg, um Kassel und in den hessi- schen Ausläufern des Westerwalds auf. -1,4 -1,0 -0,75 -0,45 -0,15 0,15 0,45 0,75 1,1 1,4 [°C] Änderung Jahresmitteltemperatur Hessen 1981–2010 im Vergleich zu 1951–1980 5
6 Feierliche Abnahme des Bürgereides der Freien Stadt Frankfurt am 16. Oktober 1816 vor dem Römer. Zeitgenössische Lithographie, J. Susenbeth. Frankfurt am Main, Institut für Stadtgeschichte
Lange Temperaturmessreihen am Beispiel Frankfurt Die Messreihe der Jahresmitteltemperatur Die Zeitreihe für Frankfurt zeigt, dass die an der Station Frankfurt / Main zeigt für den Jahre seit Ende der 1980er Jahre sehr warm Zeitraum von 1827 bis 2011 einen deutlichen waren. Selbst ein Jahr, das wir als sehr kalt Anstieg um fast 2 °C (linearer Trend: gestri- empfunden haben (z. B. 2010 mit 9,8 °C), chelte Linie). Das entspricht einem mittleren liegt noch über dem Mittelwert des Zeit- Temperaturanstieg von 1,1 °C pro 100 Jahre. raumes 1961–1990 (9,7 °C, nicht einge- Der mittlere Temperaturtrend ist von deutli- zeichnet) und es wäre in früheren Zeiten chen Jahr-zu-Jahr-Schwankungen überlagert. als vergleichsweise warm aufgefallen. 12,0 Jahresmitteltemperatur Frankfurt/Main 1827–2011 (auf heutigen Messstandort* interpolierte Zeitreihe) * Der heutige Standort der 11,0 Klimastation Frankfurt / Main liegt am Flughafen Frankfurt, damit der Einfluss der sich 10,0 Temperatur in °C zusehends erwärmenden Stadt nicht in die Temperaturzeit- 9,0 reihe einfließt. Da 1827 noch in der heutigen Stadtmitte gemessen wurde, wurden 8,0 diese Daten mittels räumlicher Interpolation auf den heuti- 7,0 gen Standort umgerechnet. 6,0 1820 1840 1860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 Jahr 7
Besonders heiße oder kalte Tage (Kenntage) Kenntage sind Tage, die durch Über- Die Anzahlen der Frosttage (Tiefsttempe- oder Unterschreitung eines bestimmten ratur unter 0 °C) sowie der Eistage (Höchst- Schwellenwertes charakterisiert sind. temperatur unter 0 °C) haben sich im Mittel über ganz Hessen zwischen den beiden Zeiträumen 1951–1980 und 1981–2010 re- Kassel Löwenburg duziert (siehe Graphik rechte Seite). 8
100 Änderung der Kenntage in Hessen 1981–2010 im 90 Vergleich zu 1951–1980 1951−1980 80 1981−2010 15 Tage von 286 auf 271 Heiz- 70 tage pro Jahr abgenommen. 60 50 Saisonale 40 Temperaturänderung 30 20 Die Erwärmung war für 1981–2010 im Vergleich zu 1951–1980 in Hes- 10 sen im Frühling und Sommer 0 stärker als im Herbst und Winter. Eistage Frosttage Sommertage Heiße Tage Der relativ geringe Trend bei der Wintertemperatur ist auf die sehr Dagegen hat sich die Zahl der Sommerta- kalten Wintermonate der Jahre ge (Höchsttemperatur über 25 °C) und der 2009 und 2010 zurückzuführen. heißen Tage (Höchsttemperatur über 30 °C) zwischen den beiden Zeiträumen im Mittel über das Gebiet von Hessen deutlich erhöht. Als Heiztage werden Tage mit einer Mit- Frühling Sommer Herbst Winter teltemperatur unter 15 °C bezeichnet, auch +0,9 +0,9 +0,4 +0,6 wenn wir nicht an jedem dieser Tage heizen. Temperaturänderung im Mittel über ganz Hessen pro Jahreszeit: Vergleich 1981–2010 mit 1951–1980 Die Zahl der Heiztage hat zwischen den bei- den hier gezeigten Zeiträumen um insgesamt 9
Beobachtete Niederschlagsänderung Der Niederschlag ist räumlich und zeitlich sehr variabel. In Hessen finden sich im Mittel die höchsten Niederschlagswerte auf dem Vogelsberg, in der Rhön und im Odenwald. Die Flussniederun- gen erhalten deutlich weniger Niederschlag, die niedrigsten Werte finden sich entlang des Rheins. Der Niederschlag ist von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich und zeigt auch Schwankungen zwischen den Jahrzehnten. Es ist daher gro- ße Vorsicht geboten bei der Bestimmung von Trends im Niederschlag. Seit Beginn der Niederschlagsmessungen (z. B. Frankfurt: 1891) hat der mittlere Jahresnieder- schlag in Hessen leicht zugenommen. Während es bis Mitte des letzten Jahrhunderts relativ trocken war (1901–1930: 761 mm/Jahr und 1931– 1960: 776 mm/Jahr), waren die nachfolgenden Mittlerer Zeiträume zusehends feuchter (1961–1990: Jahresnieder- 812 mm/Jahr und 1981–2010: 839 mm/Jahr). schlag in mm 1981–2010 10
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Saisonale Niederschlagsänderung Der Niederschlag schwankt auch im Jah- Im Sommer war die Periode 1901 bis 1930 sehr resverlauf sehr stark. Im Allgemeinen fällt trocken (223 mm im Mittel über ganz Hessen). in Hessen im Sommer am meisten Nieder- Im Vergleich dazu war der Niederschlag im schlag, gefolgt vom Niederschlag im Win- Zeitraum 1931 bis 1960 um fast 10 % höher ter. Die Übergangsjahreszeiten Frühling (239 mm) und geht seitdem wieder zurück. Im und Herbst sind weniger regenreich. aktuellsten Zeitraum, 1981 bis 2010, liegt der Mittelwert über ganz Hessen (218 mm) leicht un- Die Graphiken zeigen die große Jahr- ter dem Wert der besonders trockenen Periode zu-Jahr-Variabilität des Sommer- wie am Anfang des vergangenen Jahrhunderts. des Winterniederschlags in Hessen. Die Graphik zeigt den Som- merniederschlag seit 1951. 400 Der eingezeichnete Trend ist Einzeljahre Linearer Trend jedoch nicht signifikant. Für 300 längere Zeiträume (seit An- fang des 20. Jahrhunderts) Niederschlag (mm) ist kein Trend zu sehen. 200 100 Niederschlag im Sommer im Mittel 0 über ganz Hessen 1951 bis 2010 1950 1960 1970 1980 1990 2000 12
Im Winter hat der Niederschlag in Hessen In der aktuellsten Periode 1981–2010 stieg von Anfang des 20. Jahrhunderts bis heu- dieser Wert auf 210 mm pro Herbst an. te zugenommen. Dieser Trend ist jedoch Alle hier dargestellten Niederschlagstrends überlagert von einer großen Jahr-zu-Jahr- sind jedoch wegen der sehr großen Variabi- Variabilität. So gibt es sehr trockene (weni- lität des Niederschlages – sowohl zwischen ger als 100 mm pro Winter), aber auch sehr einzelnen Jahren als auch zwischen Dekaden feuchte Winter (über 300 mm pro Winter). oder sogar noch längeren Zeiträumen – nicht In den Übergangsjahreszeiten Frühling und signifikant; d. h. es lässt sich nicht ausschließen, Herbst hat der Niederschlag in Hessen ge- dass die Trends durch Zufall entstanden sind. ringfügig zugenommen. Im Frühling fielen in der ersten 400 Hälfte des letzten Jahrhun- Einzeljahre derts ca. 160 mm pro Frühling, Linearer Trend seit 1961 liegt der Wert bei 300 ca. 195 mm pro Frühling. Niederschlag (mm) Im Herbst betrug der Nieder- 200 schlag ca. 190 mm pro Herbst für die 30-Jahres-Zeiträume zwischen 1901 und 1990. 100 Niederschlag im Winter im Mittel über ganz Hessen 1951 bis 2010 0 1950 1960 1970 1980 1990 2000 13
Kombinierte Auswirkung von Temperatur und Niederschlag Oft verstärken sich die Wirkungen von ver- dazu beigetragen hat, dass der Sommer so schiedenen Wetterelementen noch gegensei- heiß wurde, denn der ausgetrocknete Bo- tig. Seit den 90er Jahren häuften sich gerade den hat sich viel stärker erwärmt als dies bei im Frühjahr und Sommer besonders trockene vergleichbarer Sonneneinstrahlung nach ei- und heiße Monate. Der Hitzesommer 2003 hat nem feuchteren Frühjahr geschehen wäre. europaweit für traurige Schlagzeilen gesorgt, Auch viele andere Jahre seit den spä- da durch die außergewöhnliche Hitzebelas- ten 80er Jahren waren nicht nur beson- tung vor allem viele ältere Menschen gestor- ders warm, sondern gerade im Som- ben sind. Untersuchungen haben gezeigt, mer auch noch besonders trocken. dass das trockene Frühjahr 2003 maßgeblich Edersee, September 2009: Der niedrige Wasserstand (mangelnder Regen; Abfluss durch die Staumauer) ermöglicht einen Blick auf Ruinen, die sonst im Wasser verborgen liegen. Beim Dorf Asel kann trockenen Fu- ßes eine Brücke überquert werden, die sonst einige Meter unter Wasser liegt. Hessens größter See fasst nahezu 200 Mio. m3 Wasser, am 10.10.2009 waren es nur noch 35 Mio m3. Foto: dpa 14
Als Beispiel für besonders heiße und tro- 63 % des normalerweise im April ge- ckene Frühlingsmonate ist in der Abbildung messenen Niederschlages gefallen. für den Monat April für jedes Jahr die Ab- In 2007 betrug die mittlere Tempera- weichung der Temperatur (horizontale Ach- tur im April 12,0°C und es fielen nur se) und des Niederschlags (vertikale Achse) 2,5 % des mittleren Niederschlages! vom April-Mittelwert über den Zeitraum 1961–1990 für Hessen dargestellt. Der April- Niederschlagsabweichung (%) 1961–1970 wert eines jeden Jahres wird durch einen 1971–1980 1981–1990 Pfeil dargestellt, der die Abweichung dieses 1991–2000 2001–2010 Monats vom langjährigen Mittel anzeigt. gegenüber 1961–1990 Es ist deutlich zu erkennen, dass gerade in der letzten Dekade, 2001–2010, einzelne April- Monate aufgetreten sind, die wesentlich heißer und trockener waren als alle vorherigen. Beson- ders auffällig sind die Jahre 2007 und 2009. In 2009 betrug die mittlere Tempera- Temperaturabweichung (°C) tur im April 12,2°C und es waren nur Temperatur und Niederschlag in Hessen im April 1961–2010 2009 als Abweichung vom April-Mittelwert 1961–1990. Der Mittel- wert 1961–1990 liegt im Schnittpunkt der Achsen. 2007 15
Extremereignisse Ein einzelnes Ereignis kann nicht eindeutig Auch wenn sich also derzeit aus Beobach- als Folge des bereits eingetretenen Klima- tungen noch kein unbezweifelbarer Trend wandels gedeutet werden, denn Klima und ablesen lässt, ist eine Zunahme intensi- Klimawandel beziehen sich auf Mittelwerte ver Niederschlagsereignisse durch den über lange Zeiträume. Extremereignisse tre- Klimawandel physikalisch plausibel. ten – ihrer Definition nach – so selten auf, dass eine statistisch sichere Aussage selbst bei Messreihen von teilweise bis zu 100 Jahren in vielen Fällen nicht eindeutig möglich ist. Trotzdem lassen sich einige grundlegende Hochwassermarke physikalische Überlegungen zum Auftreten Hessen bestimmter Extremereignisse anstellen. Hessische Landesregierung Für Starkregenereignisse lässt sich erwarten, ca. 5 m Richtlinien für die Vereinheitlichung des Erscheinungsbildes der Hessischen Landesregierung dass diese durch den Klimawandel zunehmen. Durch die Erwärmung der Luft kann diese mehr Wasserdampf aufnehmen als kältere Luft. Ist die Luft mit Wasserdampf gesättigt, so bilden sich Wolkentropfen, die zu Regentropfen an- wachsen und ausregnen können. Damit enthält im Hessischen Landesamt 3. Klimaschutzkongress – Mecklenburg-Vorpommern eine Wolke in wärmerer Luft mehr oder größere für Umwelt und Geologie 19 9 Güstrow © A. Debus, RP Gießen,–Abt. 9. Juni 2006 IV Umwelt Wolkentropfen als eine Wolke in kälterer Luft. Extremes Niederschlags-Abfluss-Ereignis am 17.09.2006, Kuhbach 16
Besonders in den vergangenen beiden Deka- ein Trend noch nicht sicher nachweisbar, die den seit ca. 1990 erleben wir auch in Hessen ver- Häufung könnte derzeit auch zufällig sein. mehrt sommerliche Dürreperioden. Auch hier ist Wir wissen jedoch, dass die Bedingungen, die zu der Trend derzeit noch nicht statistisch signifi- solchen Stürmen führen, sich mit dem Klimawan- kant, da die Ereignisse zu selten auftreten, um del verstärken. Wärmere Meeresoberflächen- Zufälle mit Sicherheit ausschließen zu können. temperaturen und feuchtere Luft liefern mehr Die globale Erwärmung führt aber nach der- Energie, die einen Sturm intensivieren können. zeitigem Wissensstand zu einer Intensivierung Auch für Winterstürme gilt daher, dass der Kli- der globalen Windzirkulation und dadurch mawandel ihr Auftreten wahrscheinlicher macht. – unter anderem – zu einer Verstärkung der subtropischen Hochdruckgebiete. Solche Hochdruckgebiete verursachen das trockene Sommerklima im Mittelmeergebiet. Wenn diese Hochdruckgebiete stärker werden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie weiter nach Norden reichen und auch in Hessen zu langan- haltender sommerlicher Trockenheit führen. Starke Winterstürme verursachen in Mittel- europa die größten Schäden, die durch Wet- terereignisse ausgelöst werden. Auch wenn wir eine Häufung solcher Stürme in den letz- Sturmschaden im Wald ten 20–30 Jahren feststellen können, ist 17
Beobachteter Klimawandel in Hessen: Fazit Der Klimawandel findet bereits statt, und auch schlag nur minimal zu, und im Sommer ist die in Hessen können wir Änderungen im Klima Niederschlagsmenge fast konstant geblieben. beobachten. Betrachtet man lediglich den Zeitraum seit ca. 1960, so zeigt sich im Sommer ein Nieder- In Hessen hat die mittlere Jahrestemperatur seit schlagsrückgang, der jedoch darauf zurückzu- Anfang des 20. Jahrhunderts um 0,8 °C zuge- führen ist, dass die Dekaden in der Mitte des nommen, am stärksten in den letzten Jahrzehn- letzten Jahrhunderts besonders feucht waren. ten. Die Zahl der besonders kalten Tage (Eistage und Frosttage) ist seit den 60er Jahren des letzten Für Extremereignisse wie Starkniederschlag, Jahrhunderts deutlich zurückgegangen. Dage- starke Winterstürme oder sommerliche Dürre- gen hat die Zahl der warmen und heißen Tage perioden lässt sich derzeit zwar noch kein gesi- stark zugenommen. cherter statistischer Trend nachweisen, grund- legende physikalische Überlegungen legen jedoch nahe, dass der Klimawandel zu einer Der Niederschlag zeigt sehr große Schwankun- Zunahme solcher Ereignisse führen sollte. gen von Jahr zu Jahr und auch auf längeren Zeitskalen. Weitere Informationen zum Klima in Hessen Im Jahresmittel hat der Niederschlag in Hessen finden Sie auf unseren Internetseiten: seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts zuge- nommen. Diese Zunahme fand vor allem in den http://klimawandel.hlug.de Wintermonaten statt. In den Übergangsjahres- http://atlas.umwelt.hessen.de zeiten Frühling und Herbst nahm der Nieder- 18
In der Reihe Klimawandel in Hessen sind weitere Infobroschüren geplant: zur zu- künftigen Klimaentwicklung und zu den Folgen des Klimawandels in unterschied- lichen Bereichen, wie z. B. Landwirtschaft, Forst oder menschliche Gesundheit. 19
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