2021 IHK-Fachkräftereport Pandemie senkt Nachfrage nur kurz - IHK Frankfurt am Main
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2021 IHK-Fachkräftereport Pandemie senkt Nachfrage nur kurz Fachkräftemangel in Hessen: Corona-Pandemie senkt die Nachfrage nur kurzfristig Die Situation am hessischen Arbeitsmarkt war für lange Zeit Corona-Pandemie zusammenhängt und nur vorübergehender von einer positiven Beschäftigungsentwicklung und sinkender Natur ist, zeigt der seitdem wieder zu beobachtende Anstieg des Arbeitslosigkeit geprägt. Die Auswirkungen der Corona-Pande- Fachkräftemangels auf einen Anteil von nunmehr 38 Prozent in mie haben zu einem jähen Stopp des Beschäftigungswachstums der Frühjahrsumfrage 2021. und steigenden Arbeitslosenzahlen geführt. Angesichts der Un- sicherheit ist der Fachkräftemangel für die Unternehmen auf Mit dem voraussichtlichen Wiedererstarken der hessischen der Agenda vorerst hinter die geschwächte Inlandsnachfrage Wirtschaft, spätestens im Jahr 2022, wird sich die Nachfrage und die unsicheren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ebenfalls erholen und auf hohem Niveau stabilisieren. Gleich- auf Platz drei zurückgerückt. zeitig setzt sich der längerfristig wirkende demografische Wan- del nach und nach durch und sorgt für einen Rückgang beim Vor Beginn der Corona-Pandemie (Jahresbeginn 2020) sah Arbeitskräfteangebot. Nach den Berechnungen im aktualisier- noch jedes zweite hessische Unternehmen im Fachkräfteman- ten Fachkräftemonitor geht das Arbeitskräfteangebot bis zum gel ein Unternehmensrisiko und setzte es damit auf Platz eins Jahr 2035 voraussichtlich um 29 Prozent zurück. Das Durch- des Risiko-Rankings. Im Frühjahr 2020 waren es mit dem ersten schnittsalter der Arbeitnehmer steigt im gleichen Zeitraum von Lockdown nur noch 27 Prozent der Unternehmen, die sich Sor- derzeit 46 auf 50 Jahre. Diese Entwicklungen führen zu einer gen um das Angebot an Fachkräften machten. Dass diese Ent- Zunahme der Fachkräftelücke – also dem Saldo aus Angebot wicklung jedoch mit den externen Beschränkungen durch die und Nachfrage – auf 495.000 Fachkräfte im Jahr 2035. Hessischer Industrie- und Handelskammertag
2 | Entwicklung der Fachkräftelücke in Hessen Fachkräfteangebot und -nachfrage 2.500.000 2.400.000 2.300.000 2.200.000 2.100.000 2.000.000 1.900.000 1.800.000 Nachfrage 1.700.000 Angebot 1.600.000 1.500.000 2010 2015 2020 2025 2030 2035 Arbeitsangebot: Beruflich Qualifizierte stellen die große Mehrheit Den IHK-zugehörigen Unternehmen in Hessen stehen im Jahr kaufmännischen Fachwirt oder Betriebswirt und gelten als be- 2021 rund 2,2 Mio. Fachkräfte zur Verfügung. Der Großteil ruflich hochqualifiziert. 21 Prozent aller Fachkräfte haben eine der Fachkräfte (92 Prozent) ist beruflich qualifiziert, 8 Prozent gewerblich-technische Ausbildung ohne Zusatzqualifikation besitzen einen Hochschulabschluss. Mehr als die Hälfte aller und weitere sechs Prozent haben einen Abschluss als Meister, Fachkräfte hat eine kaufmännische Ausbildung ohne Zusatz- technischer Fachwirt oder technischer Betriebswirt und gelten qualifikation und damit ein mittleres Qualifikationsniveau. ebenfalls als beruflich hochqualifiziert. Weitere zehn Prozent haben eine Zusatzqualifikation zum Angebotspotenzial nach Qualifikationen im Jahr 2021 Akademisch Qualifizierte, 8% Beruflich Qualifizierte (technisch), mittel 21% Beruflich Qualifizierte (kaufmännisch), hoch 10% Beruflich Qualifizierte (technisch), hoch 6% Beruflich Qualifizierte (kaufmännisch), mittel 55% Kerninformationen zum Angebotspotenzial in Hessen Alter im Jahr 2021: 45,6 Jahre Alter im Jahr 2035: 50,1 Jahre Anteil weiblicher Beschäftigter im Jahr 2021 46,2 % Rückgang des Angebotspotenzials um 29,4 % im Jahr 2035 48,0 % im Zeitraum von 2021 bis 2035 Quelle für Daten auf dieser Seite: WifOR 2021; Ergebnisse des IHK-Fachkräftemonitors für Hessen (fachkraefte-hessen.de) Rundungsbedingt kann es zu geringfügigen Abweichungen in den ausgewiesenen Summen in diesem Dokument kommen.
Durchschnittsalter und Frauenanteil | 3 Durchschnittsalter steigt in allen Wirtschaftszweigen stark an Das Durchschnittsalter der Fachkräfte in Hessen steigt in allen kräfte in Hessen. In einigen Branchen, wie beispielsweise in den Wirtschaftszweigen stark an. Aktuell liegt das Durchschnittsal- Bereichen „Chemie und Pharma“, „Gummi und Kunststoff“ so- ter über alle Branchen hinweg noch bei 45,6 Jahren. Für das wie „Papier- und Druckgewerbe“, liegt das Durchschnittsalter Jahr 2035 prognostiziert der IHK-Fachkräftemonitor ein Durch- voraussichtlich noch über diesem Wert. schnittsalter von 50,1 Jahren für die dann beschäftigten Fach- Durchschnittsalter der Fachkräfte in den Wirtschaftszweigen 2021 und 2035 2021 2035 52 Durchschnittsalter in Jahren 50 48 46 44 42 Alle Wirtschaftszweige Baugewerbe Beratende und wirtschaftliche Dienstleistungen Chemie und Pharma Einzelhandel (inkl. Handel mit Kraftfahrzeugen) Elektrotechnik Fahrzeugbau Gastgewerbe Finanz- und Versicherungs- dienstleistungen Gesundheits- und Sozialwesen Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) Gummi und Kunststoff Information und Kommunikation Luftfahrt Maschinenbau Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Sonstiges produzierendes Gewerbe Öffentliche Dienstleistungen Papier- und Druckgewerbe Personenbezogene und sonstige Dienstleistungen Verkehr, Transport und Lagerei Frauenanteil steigt geringfügig Über alle Branchen hinweg liegt der Anteil der Frauen an allen gung (20 Prozent), Gummi und Kunststoff sowie Fahrzeugbau Fachkräften in Hessen derzeit bei rund 46,2 Prozent. Ein über- (beide 22 Prozent) weisen im Jahr 2021 allerdings sehr niedrige durchschnittlicher Frauenanteil lässt sich unter anderem im Ge- Frauenquoten auf. Hier könnten durch eine Erhöhung des Frau- sundheits- und Sozialwesen (75 Prozent), im Bereich der öffent- enanteils ungenutzte Fachkräftepotenziale erschlossen werden. lichen Dienstleistungen (61 Prozent) sowie im Gastgewerbe und Nach derzeitigem Stand wird sich der Frauenanteil in den be- im Einzelhandel (jeweils 57 Prozent) beobachten. Insbesondere trachteten Branchen bis zum Jahr 2035 nur geringfügig erhö- die Wirtschaftszweige Baugewerbe (17 Prozent), Metallerzeu- hen. Im Durchschnitt aller Wirtschaftszweige steigt der Anteil auf 48,0 Prozent. Frauenanteil in den Wirtschaftszweigen 2021 und 2035 80 Durchschnittsalter in Jahren 2021 2035 70 60 50 40 30 20 10 0 Alle Wirtschaftszweige Baugewerbe Beratende und wirtschaftliche Dienstleistungen Chemie und Pharma Einzelhandel (inkl. Handel mit Kraftfahrzeugen) Elektrotechnik Fahrzeugbau Gastgewerbe Finanz- und Versicherungs- dienstleistungen Gesundheits- und Sozialwesen Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) Gummi und Kunststoff Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Information und Kommunikation Luftfahrt Maschinenbau Öffentliche Dienstleistungen Papier- und Druckgewerbe Personenbezogene und sonstige Dienstleistungen Sonstiges produzierendes Gewerbe Verkehr, Transport und Lagerei Quelle für Daten auf dieser Seite: WifOR 2021; Ergebnisse des IHK-Fachkräftemonitors für Hessen (fachkraefte-hessen.de)
4 | Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage für Hessen Halten der Fachkräfte im Fokus Unternehmen wollen Beschäftigte halten Die IHK-Konjunkturumfrage im Frühjahr 2021 zeigt, dass im Beschäftigungsplanungen der Unternehmen Jahr 2021 mit einer weiteren Wachstumspause bei der Beschäf- 100 90 19 % 17 % 11 % 18 % 16 % tigungsentwicklung in Hessen zu rechnen ist. Die Anteile der Unternehmen mit Planungen für den Aufbau oder Abbau von 80 70 Personal halten sich gesamtwirtschaftlich und in den betrach- 60 teten Branchen weitgehend die Waage. 17 Prozent der Unter- 50 64 % 65 % 77 % 67 % 64 % nehmen wollen in den kommenden Monaten ihre Belegschaft 40 ausbauen. Beschäftigung abbauen wollen 19 Prozent der Be- 30 triebe. Die Mehrzahl der Betriebe (64 Prozent) will den derzeiti- 20 gen Personalstand möglichst halten. 10 17 % 18 % 12 % 15 % 20 % 0 Alle Industrie Baugewerbe Handel Dienstleistungen Wirtschaftszweige steigen etwa gleich fallen Quelle: Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage für Hessen im Frühjahr 2021 Fachkräftemangel bleibt ein zentrales Hemmnis Der Fachkräftemangel bleibt ein großes Thema für die Unter- Top-3-Herausforderungen der hessischen Wirtschaft nehmen in Hessen. Er steht aber – vor allem zu Beginn der 70 Corona-Pandemie – hinter dem Risiko einer schwächeren In- 60 landsnachfrage und den unsicheren wirtschaftspolitischen 50 Rahmenbedingungen zurück. Über alle Branchen hinweg geben 40 derzeit 38 Prozent der Unternehmen an, dass der Fachkräfte- 30 Inlandsnachfrage mangel ein Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung 20 Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen darstellt. Nach dem Schock des ersten Lockdowns rückte der 10 Fachkräftemangel Fachkräftemangel wieder stärker in den Fokus, während sich 0 die Inlandsnachfrage etwas erholte. Die wirtschaftspolitischen I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II III I II Rahmenbedingungen bleiben angesichts der Corona-Maßnah- 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 men ein großes Risiko für die Unternehmen. Quelle: Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage für Hessen im Frühjahr 2021 und vorangegangener Umfragen. Baugewerbe trotzt der Pandemie Der Anteil der Unternehmen, die im Fachkräftemangel ein Risiko Risiko Fachkräftemangel im Frühjahr 2021 für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sehen, liegt gesamt- 100 wirtschaftlich bei 38 Prozent. Der Vergleich unter den Branchen 90 zeigt, dass im Baugewerbe – ungeachtet der Corona-Pande- 80 70 mie – ein hoher Bedarf an Fachkräften herrscht. Zwei von drei 60 Unternehmen bezeichnen hier den Fachkräftemangel als Ge- 50 schäftsrisiko. Die Industrie und der Handel bewegen sich etwas 40 unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt, während die 30 Dienstleister diesen genau treffen. 20 10 38 35 66 34 38 0 Alle Industrie Baugewerbe Handel Dienstleistungen Wirtschaftszweige Quelle: Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage für Hessen im Frühjahr 2021
Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage für Hessen | 5 Weniger Personalbedarf im Zuge der Corona-Pandemie Ein Viertel der Unternehmen berichtet von Problemen 26 Prozent der hessischen Unternehmen konnten zur Hochpha- Weniger Personalbedarf im Zuge der Corona-Pandemie se des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 offene Stellen zwei 60 Monate oder länger mangels passender Arbeitskräfte nicht be- 50 40 setzen. In den Vorkrisenjahren lag dieser Wert deutlich höher 30 (2019: 43 Prozent, 2018: 46 Prozent). Der Anteil der Unterneh- 20 men ohne Probleme bei der Stellenbesetzung blieb hingegen 10 26 43 20 18 54 39 größtenteils stabil. Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich der 0 Personalbedarf schlichtweg verringert. Berichteten im Herbst ja, offene Stellen nein, keine Probleme nein, derzeit 2019 noch 39 Prozent von fehlendem Personalbedarf, waren es können nicht besetzt bei der Besetzung kein Personalbedarf werden im Herbst 2020 mehr als die Hälfte der hessischen Unterneh- men (54 Prozent). Herbst 2020 Herbst 2019 Quelle: Ergebnisse der jährlichen Zusatzfrage in den IHK-Konjunkturumfragen für Hessen zum Herbst 2020 und den vorangegangenen Jahren Probleme bei der Stellenbesetzung vor allem im Baugewerbe Die größten Probleme bei der Stellenbesetzung hatte im Herbst Die Stellenbesetzungen der Branchen 2020 das Baugewerbe. Fast jedes zweite Unternehmen berichte- 60 te von offenen Stellen, die nicht besetzt werden konnten. Die In- 50 40 dustrie, der Handel und die Dienstleister bewegten sich derweil 30 im – durch den Lockdown erhöhten – gesamtwirtschaftlichen 20 Durchschnitt von etwa einem Viertel der Unternehmen mit Pro- 10 2620 54 26 43 24 23 53 20 18 47 18 35 25 18 57 54 25 1839 57 blemen bei der Stellenbesetzung. 0 Alle Industrie Baugewerbe Handel Dienstleistungen Wirtschaftszweige ja, offene Stellen können nicht besetzt werden nein, keine Probleme bei der Besetzung nein, derzeit kein Personalbedarf Quelle: Ergebnisse der jährlichen Zusatzfrage in der IHK-Konjunkturumfrage für Hessen zum Herbst 2020. Rekrutierung neuen Personals erfolgt vor allem online Die hessischen Unternehmen versuchen offene Stellen vor allem Die Rekrutierungskanäle der hessischen Unternehmen über Online-Kanäle zu bewerben und zu besetzen. Eine einmali- 50 ge Zusatzfrage in der IHK-Konjunkturumfrage hat gezeigt, dass 40 dazu vor allem überregionale Online-Plattformen, Social-Me- 30 dia-Kanäle und regionale Online-Plattformen genutzt werden. Das Inserieren in Zeitungen nutzen immerhin noch fast ein 20 Drittel der Unternehmen. Headhunting und Zeitarbeitsfirmen 10 spielen hingegen vergleichsweise untergeordnete Rollen. 48 43 40 31 26 24 22 0 Überregionale Online-Plattformen Social-Media-Kanäle Regionale Online-Plattformen Zeitungen Andere Kanäle Headhunting Zeitarbeitsfirmen Quelle: Ergebnisse einer einmaligen Zusatzfrage in der IHK-Konjunkturumfrage für Hessen im Herbst 2020.
6 | Fachkräfteengpässe nach Qualifikationen Fachkräfteengpässe nach Qualifikationen Die Corona-Pandemie hat für eine starke Reduzierung der Fach- telücke auf allen Qualifikationsniveaus gerechnet. Besonders im kräftelücke bei den beruflich Qualifizierten gesorgt. Für das Jahr Bereich der beruflich Qualifizierten und dort bei den kaufmän- 2021 schwindet die Lücke bei den kaufmännisch qualifizierten nischen Berufen ist mit einem starken Anstieg zu rechnen. Der Fachkräften vollständig, während für den technischen Bereich IHK-Fachkräftemonitor prognostiziert bis zum Jahr 2035 einen gar ein Überschuss von 5.000 Fachkräften vorausgesagt wird. Anstieg des Engpasses im kaufmännischen Bereich auf 349.000 Lediglich im akademischen Bereich übersteigt die Nachfrage fehlende Fachkräfte. Im technischen Bereich legt die Lücke auf auch während der Pandemie das Angebot (+9.000). Mittel- und 98.000 und bei den Akademikern auf 48.000 Personen zu. vor allem langfristig wird jedoch mit einer steigenden Fachkräf- Fachkräftelücke (absolut) nach Qualifikationen in Hessen 350.000 Akademisch Qualifizierte 300.000 Beruflich Qualifizierte (technisch) 250.000 Beruflich Qualifizierte (kaufmännisch) 200.000 150.000 100.000 50.000 0 -50.000 2010 2015 2020 2025 2030 2035 BERUFLICH QUALIFIZIERTE BERUFLICH QUALIFIZIERTE (KAUFMÄNNISCH) (TECHNISCH) Jahr 2021 Jahr 2021 Jahr 2021 Angebot 1.460.000 Angebot 610.000 Angebot 169.000 Nachfrage 1.460.000 Nachfrage 605.000 Nachfrage 178.000 Engpass 0 Engpass -5.000 Engpass 9.000 Engpass in % 0,0 Engpass in % -0,8 Engpass in % 5,1 Fachkräftelücke (relativ) nach Qualifikationen in Hessen I 30 Akademisch Qualifizierte 25 Beruflich Qualifizierte 20 15 10 5 0 -5 2010 2015 2020 2025 2030 2035 Neben der absoluten Betrachtung bietet sich die relative Be- beruflich Qualifizierten weisen die Stellen mit einer höheren trachtung der Fachkräftelücke an. Die relative Fachkräftelücke beruflichen Qualifizierung sowohl im technischen wie auch im misst das Verhältnis der Lücke zur Nachfrage. Sie geht also der kaufmännischen Bereich im Zeitverlauf deutlich höhere relative Frage nach, wie viel Prozent der von Unternehmen nachgefrag- Engpässe auf. Der höchste relative Engpass im Jahr 2035 wird ten Arbeitskräfte nicht besetzt werden können. Der Vergleich mit 34 Prozent im hochqualifizierten technisch beruflichen Be- zwischen akademisch und beruflich Qualifizierten zeigt eine reich prognostiziert. höhere relative Lücke bei den Akademikern auf. Innerhalb der Quelle für Daten auf dieser Seite: WifOR 2021; Ergebnisse des IHK-Fachkräftemonitors für Hessen (fachkraefte-hessen.de)
Fachkräfteengpässe in den Branchen | 7 Fachkräftelücke (relativ) nach Qualifikationen in Hessen II 30 Beruflich Qualifizierte (technisch), hoch Beruflich Qualifizierte (kaufmännisch), hoch 25 Beruflich Qualifizierte (technisch), mittel Beruflich Qualifizierte (kaufmännisch), mittel 20 15 10 5 0 -5 2010 2015 2020 2025 2030 2035 Gesundheitsbereich und Dienstleister dominieren Engpassbranchen Aktuell sind die größten relativen Fachkräfteengpässe in Hes- angetrieben, steigt der Engpass im Bereich „Gesundheits- und sen in den Wirtschaftszweigen „Gesundheits- und Sozialwesen“ Sozialwesen“ auf 26 Prozent an. Hier könnte ohne Gegenmaß- (10 Prozent), im Bereich der der „Öffentlichen Dienstleistun- nahmen jede vierte Stelle nicht besetzt werden. Überholt wird gen“ (8 Prozent) sowie im Großhandel (4 Prozent) zu finden. dieser Bereich beispielsweise von den „Personenbezogenen und Im Gesundheits- und Sozialwesen kann bereits jetzt jede zehnte sonstigen Dienstleistungen“ und den „Beratenden und wirt- Stelle nicht besetzt werden. Der IHK-Fachkräftemonitor prog- schaftsnahen Dienstleistungen“. Hier könnten die relativen Eng- nostiziert, dass sich diese Engpässe bis zum Jahr 2035 teilweise pässe auf ein Drittel ansteigen. noch verschärfen werden. Durch die Alterung der Gesellschaft Engpassbranchen 2021 Gesundheits- und Sozialwesen 9,5 Öffentliche Dienstleistungen 7,9 Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 3,6 Verkehr, Transport und Lagerei 0,8 in Prozent 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Engpassbranchen 2035 Beratende und Wirtschaftsdienstleistungen 33,6 Personenbezogene und sonstige Dienstleistungen 32,4 Luftfahrt 26,3 Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 26,1 Gesundheits- und Sozialwesen 25,7 in Prozent 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Quelle für Daten auf dieser Seite: WifOR 2021; Ergebnisse des IHK-Fachkräftemonitors für Hessen (fachkraefte-hessen.de)
8 | Fachkräfteengpässe in den Berufsgruppen Fachkräfteengpässe nach Berufsgruppen Der Bedarf an Fachkräften variiert stark zwischen verschiede- reich und der Rohstoffgewinnung. Im Laufe der Zeit rücken die nen Berufsgruppen, Qualifikationen sowie Zeitpunkten. Unter Berufe aus Bereich „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche der Top-10-Engpassberufsgruppen finden sich jedoch heute wie Berufe“ in die Top-Engpassbranchen auf. auch im Jahr 2035 besonders häufig Berufe aus dem MINT-Be- Engpassberufe 2021 Mechatronik und Automatisierungstechnik, hoch 27,0 Rohstoffgewinnung und -aufbereitung, Glas- 24,2 und Keramikherstellung und -verarbeitung, hoch Rohstoffgewinnung und -aufbereitung, Glas- und 20,9 Keramikherstellung und -verarbeitung, mittel Bauplanungs-, Architektur- 18,6 Vermessungsberufe, mittel Geologie-, Geografie-, Umweltschutzberufe, mittel 17,9 Techn. Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions-, 17,6 und Produktionssteuerugsberufe, hoch Geologie-, Geografie-, Umweltschutzberufe, hoch 17,6 Mathematik-Biologie-Chemie-, Physikberufe, hoch 16,9 Maschinenbau- und Betriebstechnik, hoch 16,6 Elektrotechnik, hoch 14,8 in Prozent 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Engpassberufe 2035 Techn. Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions-, 55,5 und Produktionssteuerugsberufe, hoch Mechatronik und Automatisierungstechnik, hoch 55,5 Bauplanungs-, Architektur- 51,1 Vermessungsberufe, mittel Rohstoffgewinnung und -aufbereitung, Glas- und 50,0 Keramikherstellung und -verarbeitung, hoch Maschinenbau- und Betriebstechnik, hoch 49,8 Mathematik-Biologie-Chemie-, Physikberufe, hoch 44,4 Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, 43,3 Theologie, Helfer Geologie-, Geografie-, Umweltschutzberufe, hoch 43,3 Geologie-, Geografie-, Umweltschutzberufe, mittel 41,6 Elektrotechnik, hoch 40,9 in Prozent 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Quelle für Daten auf dieser Seite: WifOR 2021; Ergebnisse des IHK-Fachkräftemonitors für Hessen (fachkraefte-hessen.de)
Fachkräftebedarf in den Regionen Hessens | 9 Fachkräftebedarf steigt in allen Regionen Hessens an Den hessischen Unternehmen fehlen 2021 „nur“ rund 5.000 für einen deutlichen Rückgang des Angebotspotenzials. Auf die Fachkräfte. Hierbei handelt es sich allerdings um eine Moment- Landkarte übertragen lassen sich derzeit in Südhessen leichte aufnahme im Kontext der Corona-Pandemie. Die Auswirkungen Engpässe feststellen, während die Pandemie in den anderen der Pandemie haben im Jahr 2020 zu einem massiven Einbruch Teilen des Landes zu geringfügigen Überschüssen am Arbeits- bei der Fachkräftenachfrage geführt, welcher auch 2021 noch markt geführt hat. Bis zum Jahr 2035 gleichen sich die Eng- anhält. Die Unternehmen fokussieren sich derzeit vor allem auf pässe in den Regionen Hessens auf hohem Niveau einander an. das Halten der Fachkräfte. Mit dem zu erwartenden Wiederer- Der Fachkräftemangel ist also keineswegs nur ein Problem der starken der hessischen Wirtschaft im Jahr 2022 wird sich die Metropolregion FrankfurtRheinMain, sondern erfasst auch Mit- Nachfrage jedoch wieder erholen und auf hohem Niveau sta- tel- und Nordhessen. Das verdeutlicht die Notwendigkeit eines bilisieren. Die Probleme in Hessen liegen mittel- und langfris- landesweiten und koordinierten Vorgehens. tig beim Fachkräfteangebot. Der demografische Wandel sorgt Fachkräftengpässe in den Regionen Hessens 2021 2035 Hessen Hessen Kassel Kassel Dillenburg Dillenburg Gießen Gießen Fulda Fulda Limburg Limburg Friedberg Friedberg Frankfurt am Main Frankfurt am Main Wiesbaden Hanau Wiesbaden Hanau Offenbach Offenbach Darmstadt Darmstadt Überschuss Engpass 20 bis 30 % 20 bis 30 % 10 bis unter 20 % 10 bis unter 20 % 5 bis unter 10 % 5 bis unter 10 % 0 bis unter 5 % 0 bis unter 5 % Quelle: WifOR 2021; Ergebnisse des IHK-Fachkräftemonitors für Hessen (fachkraefte-hessen.de)
10 | Fachkräftebedarf in Hessen Top-4-Branchen in Hessen auf einen Blick (2021, gemessen am Arbeitsangebotspotenzial) Beratende und wirtschaftsnahe Dienstleistungen Der absolute Überschuss beträgt ca. 1.000 Personen. Das entspricht einem relativen Überschuss von 0,4 Prozent. Der Frauenanteil beläuft sich auf 44,5 Prozent. 45,7 Jahre beträgt das Durchschnittsalter aller Fachkräfte. Gesundheits- und Sozialwesen Der absolute Engpass beträgt ca. 26.000 Personen. Das entspricht einem relativen Engpass von 9,5 Prozent. Der Frauenanteil beläuft sich auf 74,7 Prozent. 45,6 Jahre beträgt das Durchschnittsalter aller Fachkräfte. Öffentliche Dienstleistungen Der absolute Engpass beträgt ca. 19.000 Personen. Das entspricht einem relativen Engpass von 7,9 Prozent. Der Frauenanteil beläuft sich auf 60,6 Prozent. 45,6 Jahre beträgt das Durchschnittsalter aller Fachkräfte. Einzelhandel Der absolute Überschuss beträgt ca. 17.000 Personen. Das entspricht einem relativen Überschuss von 8,6 Prozent. Der Frauenanteil beläuft sich auf 57,3 Prozent. 45,3 Jahre beträgt das Durchschnittsalter aller Fachkräfte. Quelle für Daten auf dieser Seite: WifOR 2021; Ergebnisse des IHK-Fachkräftemonitors für Hessen (fachkraefte-hessen.de)
IHK-Fachkräftemonitor und IHK-Demografierechner | 11 IHK-Fachkräftemonitor und IHK-Demografierechner Der IHK-Fachkräftemonitor und der IHK-Demografierechner bot und -nachfrage und ermöglichen somit die präzise Planung wurden von der WifOR GmbH (Darmstadt) entwickelt und um- des zukünftigen Fachkräftebedarfs. Beide Online-Instrumente gesetzt. Die innovativen Online-Tools unterstützen Politik, Un- sind kostenlos nutzbar und frei zugänglich. ternehmen und Öffentlichkeit bei der Analyse von Arbeitsange- Der IHK-Fachkräftemonitor zeigt Angebot und Nachfrage von Fachkräften in Hessen bis in das Jahr 2035, wahlweise auch in einzelnen Regionen und Bran- chen. wertet die Arbeitsmarktsituation von beruflich Qualifizierten und Akademikern, aber auch einzelner Berufsgruppen aus. weist die zehn Berufe mit dem höchsten Fachkräftemangel oder -überschuss in einzelnen Jahren aus, wahlweise für einzelne Regionen oder Branchen. ist kostenlos im Internet verfügbar unter: www.fachkraefte-hessen.de. Der IHK-Demografierechner visualisiert die Altersstruktur und das Durchschnittsalter der Mitarbeiter Ihres Unternehmens und einzelner Berufe bis in das Jahr 2035. ermittelt den jährlichen Ersatzbedarf Ihres Unternehmens (insgesamt und berufsspezifisch) bis in das Jahr 2030. gibt Ihnen Auskunft über die aktuelle Fachkräftesituation zu den jeweiligen Ersatzzeitpunkten (insgesamt und berufsspezifisch). vergleicht die Altersstruktur Ihres Unternehmens mit den Unternehmen Ihrer Region und Ihrer Branche bis in das Jahr 2030. zeigt Ihnen Handlungsansätze für eine demografiefeste Personalpolitik auf. ist kostenlos im Internet verfügbar unter: www.demografierechner-hessen.de. Analysieren Sie den 203 2035 035 Fachkräftebedarf für Ihr Unternehmen 2026 2022 www.fachkraefte-hessen.de www.demografierechner-hessen.de 2014 2010
12 | IHK-Fachkräftereport 2021 Hessischer Industrie- und Handelskammertag Impressum Herausgeber Hessischer Industrie- und Handelskammertag (HIHK) e. V. Karl-Glässing-Straße 8 65183 Wiesbaden 0611 360 115-0 info@hihk.de www.hihk.de Ansprechpartner Federführung Konjunktur und Beschäftigung Sebastian Trippen, Simon Peschges IHK Kassel-Marburg Bildnachweis TMLsPhotoG - stock.adobe.com Stand Juni 2021 IHK Lahn-Dill IHK Gießen-Friedberg IHK Fulda IHK Limburg IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern IHK Frankfurt a. M. IHK Wiesbaden IHK Offenbach a. M. IHK Darmstadt Rhein Main Neckar Über den Hessischen Industrie- und Handelskammertag Gemeinsam für Hessens Wirtschaft: Der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) koordiniert die landespolitischen Aktivitäten der zehn hessischen IHKs. Als Sprachrohr der gewerblichen Wirtschaft in Hessen vertreten wir die Interessen von rund 400.000 Mitgliedsunternehmen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Mit engen Kontakten zur Landesregierung, dem Landtag, den Medien sowie allen wichtigen Akteuren auf Landesebene wollen wir einen Beitrag leisten, damit die Standpunkte der hessischen Wirtschaft Gehör finden und auch in der öffentlichen Wahrnehmung zur Geltung kommen. Dabei ist das Gesamtinteresse der Wirtschaft der Maßstab unserer Arbeit.
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