Extreme Wetterereignisse in Hessen - Klimawandel in Hessen - Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen
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Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen Extreme Wetterereignisse in Hessen Klimawandel in Hessen
Impressum Reihe: Klimawandel in Hessen Redaktion: Dr. Heike Hübener (HLUG), Dr. F. Kaspar (DWD), C. Weder (HLUG), Dr. D. Maraun (JLU Gießen) Layout: Nadine Monika Lockwald, Christine Zarda Herausgeber, © und Vertrieb: Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen Rheingaustraße 186 65203 Wiesbaden Telefon: 0611 6939–111 Telefax: 0611 6939–113 E-Mail: vertrieb@hlug.hessen.de www.hlug.de Stand: Januar 2014 Korrigierter Nachdruck: Juni 2015 Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Titelfoto: © N. Büttner
Vorwort Extreme Wetterereignisse wie Hitze- oder Kälteperioden, Trockenheit, Überschwemmung oder starke Stürme traten und treten in Hessen immer wieder auf. Sie führen zu großen volkswirtschaftlichen Schäden und leider auch immer wieder zu Todesfällen. Deswegen müssen wir wissen, wie oft welche Arten von Extremereignissen eintreten können und ob sie durch den Klimawandel häufiger werden. Auch wenn ein einzelnes Ereignis nicht direkt auf den Klimawandel zurückgeführt werden kann, so wird doch durch Dr. Thomas Schmid Präsident des die Änderung der mittleren Verhältnisse (z. B. von Temperatur Hessischen Landesamtes oder Niederschlag) das Auftreten bestimmter Extremereignisse für Umwelt und Geologie wahrscheinlicher. Auch die Stärke von Extremereignissen kann durch den Klimawandel beeinflusst werden. Wir können zwar nicht absehen, wann und wo genau das nächste Extremereignis eintritt, aber wir können untersuchen, welche Arten von Extremereignissen durch den Klimawandel häufiger oder stärker werden. Wir müssen uns also auf Extremereignisse einstellen, damit im Fall der Fälle die Schäden möglichst gering ausfallen. Weitere Informationen zum Klimawandel in Hessen bietet das HLUG über seine Internetseiten, über weitere Informationsmaterialien und über die direkte Auskunft der Fachleute in der Dienststelle an. 3
Was ist extrem? Das kommt auf den Zusammenhang an. Zum erhoben und dem HLUG zur Verfügung gestellt. Beispiel ist in Hessen eine Tagesmitteltempera- Zusätzlich werden in dieser Broschüre Nieder- tur von 20 °C nicht gerade extrem hoch, in Grön- schlags-Messdaten von 70 Messstationen des land aber schon. Wir definieren in dieser Bro- hessischen Landesmessnetzes* verwendet. schüre Extremereignisse als besonders seltene Ereignisse in der beobachteten Zeitreihe. Seit 1901 gibt es in Hessen mindestens zehn Klimastationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), sie messen Temperatur, Feuchte, Druck, Niederschlag, Windstärke und -richtung. Ihre Anzahl stieg bis 1960 auf über 50. Seit 1990 ist die Zahl der Klimastationen auf ca. 40 zurück- gegangen, da die Stations-Messungen zuneh- mend durch Radar- oder Satellitendaten ersetzt werden. Da der Niederschlag viel kleinräumiger variabel ist als z. B. die Temperatur, gibt es zu- sätzliche Niederschlagsmessstationen. Seit 1901 liegen Messdaten von mehr als 150 DWD-Sta- tionen in Hessen vor. Diese Zahl stieg bis 1950 auf über 350 Stationen an, ging dann aber nach 1990 wieder auf ca. 150 Stationen zurück, da auf flächendeckende Radardaten zurückgegriffen wird. Die verwendeten Daten wurden vom DWD Einsatz der Feuerwehr Offenbach nach einem Sturmschaden. 4 *siehe: http://www.hlug.de/start/wasser/niederschlag.html Foto: © S. Danisch, Feuerwehr Offenbach
Nur wenige Stationen messen durchgehend geeignete Interpolation werden die Frankfurter über einen sehr langen Zeitraum. Die Datenreihen miteinander verbunden. Die längste Messreihe in Hessen existiert für meisten Stationen messen seit den 1930er oder Frankfurt, allerdings wurde die Station in 1940er Jahren, aber nicht alle Messdaten liegen ihrer Geschichte mehrmals verlegt. Durch digital vor. Messzeitraum von Kassel DWD-Klimastationen in Hessen Burgwald-Bottendorf Gilserberg-Moischeid Neukirchen-Hauptschwenda Bad Hersfeld Biedenkopf Dillenburg Gießen-Wettenberg Wartenberg-Angersbach Fulda Wasserkuppe Grebenhain-Herchenhain Schotten Bad Nauheim Waldems-Reinborn Kleiner Feldberg Nidderau-Windecken Frankfurt (Feldbergstr.) Frankfurt (Stadt) Frankfurt (Westend) Frankfurt (Flughafen) Geisenheim Beerfelden 1870 1890 1910 1930 1950 1970 1990 2010 5
Temperaturextreme Um zu erkennen, ob ein Tag z. B. im Jahr 2013 gemessene Tagestiefsttemperatur (blau) und extrem warm oder kalt war, muss die Tempe- die höchste bisher gemessene Tageshöchsttem- ratur mit dem für die Jahreszeit üblichen Wert peratur (rot) eingezeichnet. Zusätzlich ist für das verglichen werden. Jahr 2013 der jeweilige Tagestiefstwert (türkis) und Tageshöchstwert (violett) eingezeichnet. Die Temperatur-Statistik für die Station Schot- ten (rechte Seite) zeigt für jeden Tag des Jahres An mehreren Tagen im Jahr 2013 (z. B. im Januar, (z. B. jeden 03. Oktober) Mittelwerte über den Oktober und Dezember) lag die Tagestiefsttem- 30-Jahres-Zeitraum 1981–2010 für die Tagesmit- peratur (türkis) über der langjährigen Tagesmit- teltemperatur (schwarz), die Tagestiefst- (grün) teltemperatur (schwarz). Am 19.06.2013 wurde in und die Tageshöchsttemperatur (orange). Au- Schotten ein neuer Hitzerekord aufgestellt: Die ßerdem ist für jeden Tag des Jahres die nied- Tagestiefsttemperatur lag bei 19,3 °C und die rigste im bisherigen Messzeitraum (1949–2012) Höchsttemperatur erreichte 34,1 °C. Schotten, Hessen. Quelle: http://www.tourist-schotten.de 6 Foto : © G. Wieser
40 30 20 Temperatur in °C 10 0 -10 -20 Daten: DWD -30 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Der lange Winter 2012/2013 zeigt sich an den Tagestemperatur in Schotten tiefen Werten im März. Am 15.03.2013 wurde Tagesmitteltemperatur, Mittelwert über 1981–2010 sogar ein neuer Kälterekord aufgestellt: Die Tagestiefsttemperatur, Mittelwert über 1981–2010 Tagestiefsttemperatur lag mit -13,1 °C unter Tageshöchsttemperatur, Mittelwert über 1981–2010 dem bislang tiefsten an einem 15.03. in Schot- tiefste je gemessene Tagestiefsttemperatur, 1949–2012 höchste je gemessene Tageshöchsttemperatur, 1949–2012 ten gemessenen Wert. Die Tiefstwerte unter Tagestiefsttemperatur 2013 -20 °C Anfang Februar (blau) stammen aus Tageshöchsttemperatur 2013 dem Jahr 2012. 7
War der Winter 2011/2012 besonders kalt? Der Winter 2012 (Dez. 2011, Jan. 2012, Feb. Einige Extremwerte vom Februar 2012: 2012) ist vielen als besonders kalt in Erinnerung. Aber war er das auch? Nein. Nur im Februar war • In Kassel gab es 16 aufeinander folgende Eistage (Tageshöchsttemperatur unter 0 °C) es ca. zwei Wochen lang sehr kalt, der Rest des • Tiefsttemperatur in Michelstadt-Vielbrunn: -17,1 °C Winters war vergleichsweise warm. Dadurch war • Tiefsttemperatur in Burgwald-Bottendorf: -19,6 °C der gesamte Winter mit 1,2 °C sogar 0,3 °C wär- mer als der Mittelwert über 1981–2010 (Graphik). 5,0 2007 Der kälteste Winter in Hessen 4,0 seit 1951 war 1963 mit -5,45 °C, 3,0 der wärmste war 2007 mit +4,35 °C. 2,0 2012 Der langjährige Mittelwert ist 1,0 seit 1951 angestiegen und ein Temperatur in °C 0,0 Winter, der uns heute kalt vor- -1,0 kommt, wäre früher noch normal gewesen. Zusätzlich zu diesem -2,0 Mittelwert 1981—2010 = 0,9 °C mittleren Trend nehmen die be- -3,0 sonders warmen Winter zu und Mittelwert 1951—1980 = 0,3 °C die besonders kalten Winter ab. -4,0 -5,0 Hessenmittel der Wintertemperatur 1963 Daten: DWD (Dez., Jan., Feb.) 1951–2013 in °C. -6,0 1951 1956 1961 1966 1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006 2011 8
Spätfrost Bis Mitte Mai muss man hierzulande noch mit Spätfrost rechnen („Eisheilige“). Wenn die Pflanzen zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu weit entwickelt sind, dann überstehen sie den Frost ohne Schaden. Ist die Pflanzenentwick- lung jedoch schon relativ weit fortgeschritten, dann kann Frost zu erheblichen Ernteeinbußen führen. In der nebenstehenden Graphik wird daher nicht nur der letzte Frosttag (Tiefsttempe- ratur unter 0 °C) dargestellt, sondern zusätzlich der erste Sommertag (Höchsttemperatur über 25 °C) jedes Jahres und der mögliche Beginn der Vegetationsperiode (Abfolge von 5 Tagen, an denen die Tagesmitteltemperatur mindes- tens 5 °C beträgt). Die Graphik für Frankfurt/Main zeigt, dass in ei- Spätfrostschaden an Kirschblüten (Foto: © Uni Gießen). nigen Jahren der letzte Frosttag (blau) erst nach dem ersten Sommertag (rot) eintrat (z. B. 1968, Der Beginn der theoretisch möglichen Vegetati- 1996 und 2011). In 2011 war der April sehr warm, onsperiode (grün) hat sich seit 1950 im Mittel zu dadurch war die Pflanzenentwicklung schon weit früheren Zeitpunkten im Jahr verlagert. In diese fortgeschritten und der Spätfrost im Mai führte Definition des Vegetationsbeginns geht aber zu empfindlichen Schäden im Wein- und Obst- nicht ein, ob es danach noch einmal winterlich bau. kalt wurde. 10
180 Daten: DWD 160 140 120 Tag des Jahres 100 80 60 40 20 0 1949 1953 1957 1961 1965 1969 1973 1977 1981 1985 1989 1993 1997 2001 2005 2009 2013 Spätfrostgefahr in Frankfurt/Main, 1950–2013 Tage des Kalenderjahres: erster Sommertag des Jahres letzter Frosttag des Jahres 01. Januar = Tag 1 Beginn der Vegetationsperiode 01. Februar = Tag 32 usw. Trend Vegetationsbeginn Eisheilige 11
Hitzesommer 2003 Belastend sind Tage mit Höchsttemperaturen über 30 °C (sog. heiße Tage) und Nächte, in Einige Extremwerte vom Sommer 2003: denen die Tiefsttemperatur nicht unter 20 °C fällt (sog. Tropennächte). Der Sommer 2003 war • Höchsttemperatur 38,7 °C in Frankfurt (Flughafen) europaweit besonders heiß und führte vor allem und Fulda • 98 Sommertage (Tageshöchsttemperatur > 25 °C), in Frankreich zu vielen Todesfällen aufgrund davon 51 in Folge in Gernsheim der großen Hitze. Auch in Hessen starben im • 19 heiße Tage in Fulda Sommer 2003 ca. 1 000 Menschen mehr als • 12 Tropennächte in Frankfurt (Westend) üblicherweise (Schätzung des Hessischen Lan- desprüfungs- und Untersuchungsamts im Ge- sundheitswesen). Wer12bei Hitze schwimmen gehen kann, hat es gut. Badebetrieb am Hattensteinweiher.
Durch den Klimawandel werden Hitzesommer wie 2003 in Zukunft deutlich häufiger auftreten. Große Hitze geht oft mit Trockenheit einher. Der Sommer 2003 wurde nicht nur wegen der vielen Sonnenstunden so heiß, sondern auch, weil es im Frühling 2003 besonders wenig geregnet hatte. Der trockene Boden erwärmte sich viel schneller und stärker, als es ein feuchter Boden getan hätte. Sonnenstunden pro Jahr: Mittelwert 1981–2010 und im Jahr 2003 (DWD-Stationen) Ausgetrockneter Boden in einem Erdbeerfeld im Hessischen Ried, Station 1981–2010 2003 Mai 2011. Schotten 1 353 1 547 Die Kombination von Hitze und Trockenheit Bad Hersfeld 1 436 1 942 führt insbesondere in der Landwirtschaft häufig Kassel 1 499 1 905 zu Ernteausfällen. Wasserkuppe 1 564 2 048 Auch in anderen Bereichen können Schäden durch langanhaltende Trockenheit entstehen. Gießen-Wettenberg 1 600 2 170 Im Forst führte der trockene und heiße Som- Geisenheim 1 647 2 193 mer 2003 erst im Folgejahr 2004 zu Schäden durch vermindertes Baumwachstum und starken Frankfurt a. M. 1 662 2 138 Schädlingsbefall. 13
Niederschlag Der Niederschlag ist räumlich sehr variabel. in Hofheim fällt aber in den meisten Jahren Die Graphik zeigt den mittleren jährlichen deutlich mehr Niederschlag als in Hofheim- Niederschlag an zwei Stationen, die nur ca. Wallau. Der Unterschied beträgt im Mittel fast 5 km voneinander entfernt liegen. Die beiden 100 l/m2 pro Jahr. In einzelnen Jahren kann er Linien zeigen zwar einen ähnlichen Verlauf, auch bis zu 300 l/m2 betragen (z. B. 1965). 1200 Hofheim 1100 Hofheim-Wallau 1000 Jahresniederschlag in l/m2 900 800 700 600 500 400 Daten: DWD 300 1931 1937 1943 1949 1955 1961 1967 1973 1979 1985 1991 1997 2003 2009 Niederschlagssumme pro Jahr in l/m2 an den Stationen Hofheim und Hofheim-Wallau. Altes Rathaus in Hofheim am Taunus. Foto: © R. Stricker 14
Extreme Nassjahre in Hessen: Extreme Trockenjahre in Hessen: • 1981: Jahresniederschlagssumme von 1 084 l/m 2 • 1959: 492 l/m2 im Mittel über ganz Hessen über ganz Hessen • 1959: Längste Trockenperiode mit einer Dauer von • 1965: Jahresniederschlagssumme von 1 074 l/m2 69 Tagen (August bis Oktober) in Greifenstein über ganz Hessen • 1959: In Volkmarsen fielen nur 297 l/m2 Niederschlag • 1965: Größte in Hessen an einer DWD-Station ge- • 1976: In Lich wurde ebenfalls ein Jahresnieder- messene Jahresniederschlagssumme von 1 823 l/m2 schlag von nur 297 l/m2 registriert in Grebenhain-Herchenhain 1200 Im Zeitraum 1981–2010 Einzeljahre Linearer Trend 1951–2010: +5 % fielen im Mittel über ganz Linearer Trend 1000 Hessen 839 l/m2 Nieder- Jahresniederschlag in l/m2 schlag. Der Trend von 800 1951 bis 2010 ist sehr klein im Vergleich zur 600 Jahr-zu-Jahr-Schwankung. Mit dem Klimawandel wird keine Änderung des 400 mittleren Jahresnieder- schlages erwartet, jedoch 200 Daten: DWD eine Verschiebung des Niederschlages vom Som- 0 1950 1960 1970 1980 1990 2000 mer in den Winter. Niederschlagssumme pro Jahr in l/m2 in Hessen (1951–2010). 15
Starkniederschlag Besonders im Sommer treten immer wieder star- Es gibt in Hessen zwar ca. 150 Niederschlags- ke Niederschlagsereignisse auf, die zu lokalen messstationen des Deutschen Wetterdienstes Überschwemmungen und Schäden führen. und weitere 70 Stationen des hessischen Lan- Während der 30-jährige Mittelwert (blau) des desmessnetzes, doch auch damit kann nicht Tagesniederschlages in Fulda zwischen 0,5 und jeder Starkniederschlag erfasst werden. Mitun- 4 l/m2 liegt, können einzeln auftretende Extrem- ter fällt der stärkste Niederschlag eben genau ereignisse (rot) diese Werte weit übersteigen. neben der Messstation. 100 Mittelwert: Daten: DWD 90 22. Juni 1981–2010: 1,8 l/m2 80 Extremwert: 22. Juni 1975: 87,5 l/m2 70 Tagesniederschlag in l/m2 60 50 Tagesniederschlag (l/m2 pro Tag) in Fulda 40 Mittlerer Niederschlag pro Kalendertag 1981–2010 (blau) 30 und 20 maximaler jemals gemessener Niederschlag pro Kalendertag 10 1949–2011 (rot). 0 Januar Februar März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. 16
Die größten Tagesniederschlagssummen, die Maximale Tagesniederschlagssummen an ausge- an verschiedenen Stationen in Hessen gemes- wählten Stationen (DWD und Landesmessnetz) sen wurden, zeigt die Tabelle. An einem Tag mit Datum l/m2 Messstation Starkniederschlag kann so viel Niederschlag fallen wie sonst in einem ganzen Monat. 18.07.1994 168,0 Wächtersbach 03.11.1940 162,3 Lautertal-Eichelhain 17.09.2006 161,0 Haiger 15.07.1965 156,0 Diemelstadt-Rhoden 18.07.1994 155,5 Sinntal-Weiperz 20.06.1992 150,0 Bad Soden-Salmünster 13.07.1941 149,5 Weilrod-Gemünden 18.08.1987 138,1 Hesseneck-Hesselbach 17.09.2006 137,7 Eschenburg-Hirzenhain 11.08.1958 137,7 Burgwald-Wiesenfeld Abfluss nach Starkregenereignis. Foto: © H. Grebe 17
Untersuchungen der Universität Gießen haben Im Sommer (Juni, Juli, August) sind hinge- ergeben, dass im Zeitraum von 1961–2000 in gen an den meisten Stationen die höchsten den Wintermonaten (Dezember, Januar, Fe- Tagesniederschläge pro Monat zurückgegan- bruar) an den meisten Stationen die Nieder- gen (braune Punkte in rechter Abbildung). schlagssumme des jeweils stärksten Nieder- An einigen Stationen hat sich der Starknie- schlagsereignisses pro Monat zugenommen derschlag im untersuchten Zeitraum nicht hat (grüne Punkte in der linken Abbildung). signifikant verändert (graue Punkte). Trends im beobachteten Extremniederschlag 1961–2000 in Prozent (100 % = Mittelwert 1961–1990). Quelle: Univ. Gießen, 2013. < -20 % < -20 % -20 % – -15 % -20 % – -15 % -15 % – -10 % -15 % – -10 % -10 % – -5 % -10 % – -5 % -5 % – 5 % -5 % – 5 % 5 % – 10 % 5 % – 10 % 10 % – 15 % 10 % – 15 % 15 % – 20 % 15 % – 20 % >20 % >20 % Winter Sommer 18
Durch lokal begrenzte, sehr starke Nieder- Darüber hinaus sind Starkregenereignisse auch schlagsereignisse können insbesondere an oft mit starker Bodenerosion verbunden und kleineren Wasserläufen extreme Abfluss-Ereig- verursachen erhebliche Schäden besonders in nisse ausgelöst werden. Diese führen häufig der Landwirtschaft. zu Schäden an Gebäuden und Infrastukturen Je wärmer die Luft ist, desto mehr Niederschlag (z. B. Straßen, Schienen, Stromleitungen) und kann bei einem Extremereignis fallen. Der Kli- schlimmstenfalls sogar zu Todesfällen. mawandel lässt daher mehr Starkniederschlag erwarten. Hessen Hochwassermarke Extremes Niederschlags-Abfluss- Ereignis am 17.09.2006 im Hessische Landesregierung Kuhbach, Sechshelden, in Folge von Starkniederschlag. Die Landesmessnetz-Station ca. 5 m Richtlinien für die Vereinheitlichung des Erscheinungsbildes der Hessischen Landesregierung Haiger meldete an diesem Tag 161 l/m2 Niederschlag, davon 150 l/m2 innerhalb von nur 4 Stunden; die Station Angelburg-Frechenhausen meldete am selben Tag 151 l/m2. Eine ausführliche Beschreibung des Ereignisses finden Sie im Jahresbericht 2006 des HLUG. im Hessischen Landesamt 3. Klimaschutzkongress – Mecklenburg-Vorpommern Foto: © W. Debus, RP Gießen für Umwelt und Geologie 19 9 Güstrow © A. Debus, RP Gießen,–Abt. 9. Juni 2006 IV Umwelt 19
Wind und Sturm Starkwind und Sturm können ebenfalls zu erheb- lichen Schäden führen. Winterstürme wie die Orkane Kyrill (18.01.2007), Xynthia (28.02.2010) oder Christian (28.10.2013) waren in der bundes- weiten Presse sehr präsent. In Hessen haben sie jedoch relativ wenig Schäden angerichtet. Aber nicht nur im Winter haben wir mit Sturmböen zu rechnen, sondern auch im Zusammenhang mit sommerlichen Gewittern können Windböen mit sehr hohen Geschwindigkeiten auftreten. Die nebenstehende Graphik zeigt die täglichen Windmaxima für jeden Tag des Jahres auf dem kleinen Feldberg (Taunus). Es fällt auf, dass im Allgemeinen im Winter höhere Windgeschwin- digkeiten auftreten (grün), die höchste je ge- messene Windgeschwindigkeit trat aber im Sommer im Zusammenhang mit einem Sommer- gewitter am 01.07.2003 auf. Winterstürme haben an dieser Station nicht zu auffälligen Windmaxi- ma geführt. Die maximale Windgeschwindigkeit am 28.10.2013 (Orkan Christian) betrug 24,4 m/s (d. h. 87,8 km/h) und stellte damit keinen neuen Rekordwert dar. Entwurzelter Baum nach dem Durchzug einer Gewitterfront, Wiesbaden, 20 21.06.2013.
50 Extremwert: 01.07.2003: 47 m/s 45 d. h. 169,2 km/h 40 35 30 Windstärke im m/s 25 20 15 10 5 Daten: DWD 0 Januar Februar März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Maximale Windgeschwindigkeiten (m/s) an der Station kleiner Feldberg (Taunus) Höchstes je gemessenes Windmaximum für jeden Tag des Jahres, 1966–2012 Mittleres Windmaximum für jeden Tag des Jahres im Mittel über 1981–2010 Windmaximum für jeden Tag des Jahres 2013 Mittlerer Wind über 1981–2010 21
Extremereignisse in Hessen: Fazit Extremereignisse gab es immer und wird es weiter Niederschlagsextreme geben. Bestimmte Extremereignisse werden durch Der Niederschlag ist kleinräumig sehr unterschied- den Klimawandel zukünftig voraussichtlich häufiger lich. In den meisten hessischen Regionen regnet es oder stärker werden. im Sommer mehr als im Winter. Auch die größten Temperaturextreme Niederschlagssummen pro Tag treten im Sommer auf, üblicherweise in Form starker Gewitter. Wäh- Das Jahr 2013 brachte an einigen Stationen in rend die stärksten Tagesniederschläge im Winter Hessen neue Rekordwerte, z. B. die besonders seit 1961 eher zunahmen, ist für den Sommer ein warmen Tage Mitte Juni, aber auch die besonders Rückgang zu sehen. kalte Phase im März. Im Jahr 2012 gab es eine ungewöhnlich kalte Phase im Februar. Der gesam- Mit dem Klimawandel sind für die Zukunft mehr te Winter 2011/2012 (Dez. 2011 bis Feb. 2012) war Starkniederschlagsereignisse zu erwarten. jedoch vergleichsweise warm. Windextreme Sommerrekorde traten in Hessen überwiegend im Herbst- und Winterstürme verursachen oft große Jahr 2003 auf, z. B. Tageshöchsttemperaturen von Schäden, da sie relativ große Gebiete betreffen und 38,7 °C in Frankfurt und Fulda sowie 2 193 Sonnen- über mehrere Stunden starken Wind bringen. Die stunden in Geisenheim. stärksten einzelnen Windböen können jedoch auch Durch den Klimawandel sind in Hessen in Zukunft bei Sommergewittern auftreten, wie z. B. an der Sta- mehr Hitzeextreme zu erwar- tion auf dem kleinen Feldberg. ten. Kälteextreme werden Weitere Informationen zum Klima in Hessen finden Sie auf unseren Ob Windextreme durch den Klimawandel seltener, können aber immer Internetseiten: zunehmen werden, können wir heute noch noch gelegentlich auftreten. http://klimawandel.hlug.de nicht sicher sagen. http://atlas.umwelt.hessen.de 22
In der Reihe Klimawandel in Hessen sind bisher folgende Infobroschüren erschienen: • Beobachteter Klimawandel • Klimawandel in der Zukunft • Extreme Wetterereignisse in Hessen In Vorbereitung: • Klimawandel und Wasser • Folgen des Klimawandels für die menschliche Gesundheit 23
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