Extreme Wetterereignisse in Hessen - Klimawandel in Hessen - Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen

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Extreme Wetterereignisse in Hessen - Klimawandel in Hessen - Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie
Fachzentrum Klimawandel Hessen

Extreme Wetterereignisse
in Hessen

Klimawandel in Hessen
Extreme Wetterereignisse in Hessen - Klimawandel in Hessen - Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen
Impressum

Reihe: Klimawandel in Hessen

Redaktion: Dr. Heike Hübener (HLUG), Dr. F. Kaspar (DWD),
           C. Weder (HLUG), Dr. D. Maraun (JLU Gießen)
Layout:          Nadine Monika Lockwald, Christine Zarda
Herausgeber, © und Vertrieb:
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie
Fachzentrum Klimawandel Hessen
Rheingaustraße 186
65203 Wiesbaden

Telefon:         0611 6939–111
Telefax:         0611 6939–113
E-Mail:          vertrieb@hlug.hessen.de

www.hlug.de
Stand: Januar 2014
Korrigierter Nachdruck: Juni 2015

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
Titelfoto: © N. Büttner
Extreme Wetterereignisse in Hessen - Klimawandel in Hessen - Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen
Vorwort
                          Extreme Wetterereignisse wie Hitze- oder Kälteperioden,
                          Trockenheit, Überschwemmung oder starke Stürme traten
                          und treten in Hessen immer wieder auf. Sie führen zu großen
                          volkswirtschaftlichen Schäden und leider auch immer wieder zu
                          Todesfällen. Deswegen müssen wir wissen, wie oft welche Arten
                          von Extremereignissen eintreten können und ob sie durch den
                          Klimawandel häufiger werden.
                          Auch wenn ein einzelnes Ereignis nicht direkt auf den
                          Klimawandel zurückgeführt werden kann, so wird doch durch
Dr. Thomas Schmid
Präsident des
                          die Änderung der mittleren Verhältnisse (z. B. von Temperatur
Hessischen Landesamtes    oder Niederschlag) das Auftreten bestimmter Extremereignisse
für Umwelt und Geologie   wahrscheinlicher. Auch die Stärke von Extremereignissen kann
                          durch den Klimawandel beeinflusst werden. Wir können zwar
                          nicht absehen, wann und wo genau das nächste Extremereignis
                          eintritt, aber wir können untersuchen, welche Arten von
                          Extremereignissen durch den Klimawandel häufiger oder stärker
                          werden.
                          Wir müssen uns also auf Extremereignisse einstellen, damit im
                          Fall der Fälle die Schäden möglichst gering ausfallen.
                          Weitere Informationen zum Klimawandel in Hessen
                          bietet das HLUG über seine Internetseiten, über weitere
                          Informationsmaterialien und über die direkte Auskunft der
                          Fachleute in der Dienststelle an.
                                                                                          3
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Was ist extrem?
    Das kommt auf den Zusammenhang an. Zum                      erhoben und dem HLUG zur Verfügung gestellt.
    Beispiel ist in Hessen eine Tagesmitteltempera-             Zusätzlich werden in dieser Broschüre Nieder-
    tur von 20 °C nicht gerade extrem hoch, in Grön-            schlags-Messdaten von 70 Messstationen des
    land aber schon. Wir definieren in dieser Bro-              hessischen Landesmessnetzes* verwendet.
    schüre Extremereignisse als besonders seltene
    Ereignisse in der beobachteten Zeitreihe.
    Seit 1901 gibt es in Hessen mindestens zehn
    Klimastationen des Deutschen Wetterdienstes
    (DWD), sie messen Temperatur, Feuchte, Druck,
    Niederschlag, Windstärke und -richtung. Ihre
    Anzahl stieg bis 1960 auf über 50. Seit 1990 ist
    die Zahl der Klimastationen auf ca. 40 zurück-
    gegangen, da die Stations-Messungen zuneh-
    mend durch Radar- oder Satellitendaten ersetzt
    werden. Da der Niederschlag viel kleinräumiger
    variabel ist als z. B. die Temperatur, gibt es zu-
    sätzliche Niederschlagsmessstationen. Seit 1901
    liegen Messdaten von mehr als 150 DWD-Sta-
    tionen in Hessen vor. Diese Zahl stieg bis 1950
    auf über 350 Stationen an, ging dann aber nach
    1990 wieder auf ca. 150 Stationen zurück, da auf
    flächendeckende Radardaten zurückgegriffen
    wird. Die verwendeten Daten wurden vom DWD
                                                                       Einsatz der Feuerwehr Offenbach nach einem Sturmschaden.
4   *siehe: http://www.hlug.de/start/wasser/niederschlag.html          Foto: © S. Danisch, Feuerwehr Offenbach
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Nur wenige Stationen messen durchgehend                  geeignete Interpolation werden die Frankfurter
über einen sehr langen Zeitraum. Die                     Datenreihen miteinander verbunden. Die
längste Messreihe in Hessen existiert für                meisten Stationen messen seit den 1930er oder
Frankfurt, allerdings wurde die Station in               1940er Jahren, aber nicht alle Messdaten liegen
ihrer Geschichte mehrmals verlegt. Durch                 digital vor.

          Messzeitraum von
                                                                                Kassel
          DWD-Klimastationen in Hessen
                                                                                Burgwald-Bottendorf
                                                                                Gilserberg-Moischeid
                                                                                Neukirchen-Hauptschwenda
                                                                                Bad Hersfeld
                                                                                Biedenkopf
                                                                                Dillenburg
                                                                                Gießen-Wettenberg
                                                                                Wartenberg-Angersbach
                                                                                Fulda
                                                                                Wasserkuppe
                                                                                Grebenhain-Herchenhain
                                                                                Schotten
                                                                                Bad Nauheim
                                                                                Waldems-Reinborn
                                                                                Kleiner Feldberg
                                                                                Nidderau-Windecken
                                                                                Frankfurt (Feldbergstr.)
                                                                                Frankfurt (Stadt)
                                                                                Frankfurt (Westend)
                                                                                Frankfurt (Flughafen)
                                                                                Geisenheim
                                                                                Beerfelden

         1870      1890      1910        1930   1950   1970    1990     2010

                                                                                                           5
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Temperaturextreme
    Um zu erkennen, ob ein Tag z. B. im Jahr 2013              gemessene Tagestiefsttemperatur (blau) und
    extrem warm oder kalt war, muss die Tempe-                 die höchste bisher gemessene Tageshöchsttem-
    ratur mit dem für die Jahreszeit üblichen Wert             peratur (rot) eingezeichnet. Zusätzlich ist für das
    verglichen werden.                                         Jahr 2013 der jeweilige Tagestiefstwert (türkis)
                                                               und Tageshöchstwert (violett) eingezeichnet.
    Die Temperatur-Statistik für die Station Schot-
    ten (rechte Seite) zeigt für jeden Tag des Jahres          An mehreren Tagen im Jahr 2013 (z. B. im Januar,
    (z. B. jeden 03. Oktober) Mittelwerte über den             Oktober und Dezember) lag die Tagestiefsttem-
    30-Jahres-Zeitraum 1981–2010 für die Tagesmit-             peratur (türkis) über der langjährigen Tagesmit-
    teltemperatur (schwarz), die Tagestiefst- (grün)           teltemperatur (schwarz). Am 19.06.2013 wurde in
    und die Tageshöchsttemperatur (orange). Au-                Schotten ein neuer Hitzerekord aufgestellt: Die
    ßerdem ist für jeden Tag des Jahres die nied-              Tagestiefsttemperatur lag bei 19,3 °C und die
    rigste im bisherigen Messzeitraum (1949–2012)              Höchsttemperatur erreichte 34,1 °C.

    Schotten, Hessen. Quelle: http://www.tourist-schotten.de
6   Foto : © G. Wieser
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                            30

                            20
         Temperatur in °C

                            10

                             0

                            -10

                            -20

                                                                                                              Daten: DWD
                            -30
                                  Jan.   Feb.   März   April   Mai       Juni   Juli   Aug.    Sept.   Okt.    Nov.   Dez.

Der lange Winter 2012/2013 zeigt sich an den                         Tagestemperatur in Schotten
tiefen Werten im März. Am 15.03.2013 wurde                                Tagesmitteltemperatur, Mittelwert über 1981–2010
sogar ein neuer Kälterekord aufgestellt: Die                              Tagestiefsttemperatur, Mittelwert über 1981–2010
Tagestiefsttemperatur lag mit -13,1 °C unter                              Tageshöchsttemperatur, Mittelwert über 1981–2010
dem bislang tiefsten an einem 15.03. in Schot-                            tiefste je gemessene Tagestiefsttemperatur, 1949–2012
                                                                          höchste je gemessene Tageshöchsttemperatur, 1949–2012
ten gemessenen Wert. Die Tiefstwerte unter
                                                                          Tagestiefsttemperatur 2013
-20 °C Anfang Februar (blau) stammen aus                                  Tageshöchsttemperatur 2013
dem Jahr 2012.
                                                                                                                                  7
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War der Winter 2011/2012 besonders kalt?
    Der Winter 2012 (Dez. 2011, Jan. 2012, Feb.
                                                                                                              Einige Extremwerte vom Februar 2012:
    2012) ist vielen als besonders kalt in Erinnerung.
    Aber war er das auch? Nein. Nur im Februar war                                                            •     In Kassel gab es 16 aufeinander folgende Eistage
                                                                                                                    (Tageshöchsttemperatur unter 0 °C)
    es ca. zwei Wochen lang sehr kalt, der Rest des                                                           •     Tiefsttemperatur in Michelstadt-Vielbrunn: -17,1 °C
    Winters war vergleichsweise warm. Dadurch war                                                             •     Tiefsttemperatur in Burgwald-Bottendorf: -19,6 °C
    der gesamte Winter mit 1,2 °C sogar 0,3 °C wär-
    mer als der Mittelwert über 1981–2010 (Graphik).
                       5,0
                                                                                                                2007               Der kälteste Winter in Hessen
                       4,0
                                                                                                                                   seit 1951 war 1963 mit -5,45 °C,
                       3,0                                                                                                         der wärmste war 2007 mit
                                                                                                                                   +4,35 °C.
                       2,0
                                                                                                                            2012
                                                                                                                                   Der langjährige Mittelwert ist
                       1,0
                                                                                                                                   seit 1951 angestiegen und ein
    Temperatur in °C

                       0,0                                                                                                         Winter, der uns heute kalt vor-
                       -1,0
                                                                                                                                   kommt, wäre früher noch normal
                                                                                                                                   gewesen. Zusätzlich zu diesem
                       -2,0
                                                                                                   Mittelwert 1981—2010 = 0,9 °C
                                                                                                                                   mittleren Trend nehmen die be-
                       -3,0                                                                                                        sonders warmen Winter zu und
                                                    Mittelwert 1951—1980 = 0,3 °C                                                  die besonders kalten Winter ab.
                       -4,0

                       -5,0
                                                                                                                                     Hessenmittel der Wintertemperatur
                                                   1963                                                           Daten: DWD         (Dez., Jan., Feb.) 1951–2013 in °C.
                       -6,0
                              1951   1956   1961   1966   1971     1976    1981     1986   1991   1996   2001     2006    2011

8
Extreme Wetterereignisse in Hessen - Klimawandel in Hessen - Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen
9
Der besonders kalte März 2013 brachte Riesen-Eiszapfen im Taunus (19.03.2013).
Extreme Wetterereignisse in Hessen - Klimawandel in Hessen - Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Fachzentrum Klimawandel Hessen
Spätfrost
     Bis Mitte Mai muss man hierzulande noch mit
     Spätfrost rechnen („Eisheilige“). Wenn die
     Pflanzen zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu
     weit entwickelt sind, dann überstehen sie den
     Frost ohne Schaden. Ist die Pflanzenentwick-
     lung jedoch schon relativ weit fortgeschritten,
     dann kann Frost zu erheblichen Ernteeinbußen
     führen. In der nebenstehenden Graphik wird
     daher nicht nur der letzte Frosttag (Tiefsttempe-
     ratur unter 0 °C) dargestellt, sondern zusätzlich
     der erste Sommertag (Höchsttemperatur über
     25 °C) jedes Jahres und der mögliche Beginn
     der Vegetationsperiode (Abfolge von 5 Tagen,
     an denen die Tagesmitteltemperatur mindes-
     tens 5 °C beträgt).
     Die Graphik für Frankfurt/Main zeigt, dass in ei-   Spätfrostschaden an Kirschblüten (Foto: © Uni Gießen).

     nigen Jahren der letzte Frosttag (blau) erst nach
     dem ersten Sommertag (rot) eintrat (z. B. 1968,     Der Beginn der theoretisch möglichen Vegetati-
     1996 und 2011). In 2011 war der April sehr warm,    onsperiode (grün) hat sich seit 1950 im Mittel zu
     dadurch war die Pflanzenentwicklung schon weit      früheren Zeitpunkten im Jahr verlagert. In diese
     fortgeschritten und der Spätfrost im Mai führte     Definition des Vegetationsbeginns geht aber
     zu empfindlichen Schäden im Wein- und Obst-         nicht ein, ob es danach noch einmal winterlich
     bau.                                                kalt wurde.

10
180
                                                                                                                              Daten: DWD

                 160

                 140

                 120
Tag des Jahres

                 100

                 80

                 60

                 40

                 20

                  0
                       1949   1953    1957   1961   1965   1969   1973   1977   1981   1985   1989   1993    1997   2001   2005   2009   2013

                        Spätfrostgefahr in Frankfurt/Main, 1950–2013
                                                                                                            Tage des Kalenderjahres:
                                     erster Sommertag des Jahres
                                     letzter Frosttag des Jahres                                            01. Januar = Tag 1
                                     Beginn der Vegetationsperiode                                          01. Februar = Tag 32 usw.
                                     Trend Vegetationsbeginn
                                     Eisheilige
                                                                                                                                                11
Hitzesommer 2003
      Belastend sind Tage mit Höchsttemperaturen
      über 30 °C (sog. heiße Tage) und Nächte, in                              Einige Extremwerte vom Sommer 2003:
      denen die Tiefsttemperatur nicht unter 20 °C
      fällt (sog. Tropennächte). Der Sommer 2003 war                           •     Höchsttemperatur 38,7 °C in Frankfurt (Flughafen)
      europaweit besonders heiß und führte vor allem                                 und Fulda
                                                                               •     98 Sommertage (Tageshöchsttemperatur > 25 °C),
      in Frankreich zu vielen Todesfällen aufgrund
                                                                                     davon 51 in Folge in Gernsheim
      der großen Hitze. Auch in Hessen starben im                              •     19 heiße Tage in Fulda
      Sommer 2003 ca. 1 000 Menschen mehr als                                  •     12 Tropennächte in Frankfurt (Westend)
      üblicherweise (Schätzung des Hessischen Lan-
      desprüfungs- und Untersuchungsamts im Ge-
      sundheitswesen).

Wer12bei Hitze schwimmen gehen kann, hat es gut. Badebetrieb am Hattensteinweiher.
Durch den Klimawandel werden Hitzesommer
wie 2003 in Zukunft deutlich häufiger auftreten.
Große Hitze geht oft mit Trockenheit einher. Der
Sommer 2003 wurde nicht nur wegen der vielen
Sonnenstunden so heiß, sondern auch, weil es
im Frühling 2003 besonders wenig geregnet
hatte. Der trockene Boden erwärmte sich viel
schneller und stärker, als es ein feuchter Boden
getan hätte.

Sonnenstunden pro Jahr: Mittelwert 1981–2010
und im Jahr 2003 (DWD-Stationen)
                                                   Ausgetrockneter Boden in einem Erdbeerfeld im Hessischen Ried,
Station                    1981–2010     2003      Mai 2011.
Schotten                   1 353         1 547
                                                   Die Kombination von Hitze und Trockenheit
Bad Hersfeld               1 436         1 942     führt insbesondere in der Landwirtschaft häufig
Kassel                     1 499         1 905     zu Ernteausfällen.

Wasserkuppe                1 564         2 048     Auch in anderen Bereichen können Schäden
                                                   durch langanhaltende Trockenheit entstehen.
Gießen-Wettenberg          1 600         2 170     Im Forst führte der trockene und heiße Som-
Geisenheim                 1 647         2 193     mer 2003 erst im Folgejahr 2004 zu Schäden
                                                   durch vermindertes Baumwachstum und starken
Frankfurt a. M.            1 662         2 138     Schädlingsbefall.

                                                                                                                    13
Niederschlag
        Der Niederschlag ist räumlich sehr variabel.                                                  in Hofheim fällt aber in den meisten Jahren
        Die Graphik zeigt den mittleren jährlichen                                                    deutlich mehr Niederschlag als in Hofheim-
        Niederschlag an zwei Stationen, die nur ca.                                                   Wallau. Der Unterschied beträgt im Mittel fast
        5 km voneinander entfernt liegen. Die beiden                                                  100 l/m2 pro Jahr. In einzelnen Jahren kann er
        Linien zeigen zwar einen ähnlichen Verlauf,                                                   auch bis zu 300 l/m2 betragen (z. B. 1965).
                                  1200
                                            Hofheim
                                  1100      Hofheim-Wallau

                                  1000
     Jahresniederschlag in l/m2

                                  900

                                  800

                                  700

                                  600

                                  500

                                  400

                                                                                             Daten: DWD
                                  300
                                    1931 1937 1943 1949 1955 1961 1967 1973 1979 1985 1991 1997 2003 2009

                                     Niederschlagssumme pro Jahr in l/m2 an den Stationen Hofheim
                                     und Hofheim-Wallau.                                                         Altes Rathaus in Hofheim am Taunus. Foto: © R. Stricker

14
Extreme Nassjahre in Hessen:                                                                 Extreme Trockenjahre in Hessen:
 •   1981: Jahresniederschlagssumme von 1 084 l/m                              2
                                                                                              •      1959: 492 l/m2 im Mittel über ganz Hessen
     über ganz Hessen
                                                                                              •      1959: Längste Trockenperiode mit einer Dauer von
 •   1965: Jahresniederschlagssumme von 1 074 l/m2                                                   69 Tagen (August bis Oktober) in Greifenstein
     über ganz Hessen
                                                                                              •      1959: In Volkmarsen fielen nur 297 l/m2 Niederschlag
 •   1965: Größte in Hessen an einer DWD-Station ge-
                                                                                              •      1976: In Lich wurde ebenfalls ein Jahresnieder-
     messene Jahresniederschlagssumme von 1 823 l/m2
                                                                                                     schlag von nur 297 l/m2 registriert
     in Grebenhain-Herchenhain

                                                    1200
Im Zeitraum 1981–2010                                                     Einzeljahre                                    Linearer Trend 1951–2010: +5 %
fielen im Mittel über ganz                                                Linearer Trend
                                                    1000
Hessen 839 l/m2 Nieder-
                                Jahresniederschlag in l/m2

schlag. Der Trend von
                                                             800
1951 bis 2010 ist sehr
klein im Vergleich zur
                                                             600
Jahr-zu-Jahr-Schwankung.
Mit dem Klimawandel
wird keine Änderung des                                      400

mittleren Jahresnieder-
schlages erwartet, jedoch                                    200                                                                                  Daten: DWD
eine Verschiebung des
Niederschlages vom Som-                                        0
                                                                   1950            1960       1970            1980           1990              2000
mer in den Winter.
                                                                   Niederschlagssumme pro Jahr in l/m2 in Hessen (1951–2010).

                                                                                                                                                               15
Starkniederschlag
     Besonders im Sommer treten immer wieder star-                                               Es gibt in Hessen zwar ca. 150 Niederschlags-
     ke Niederschlagsereignisse auf, die zu lokalen                                              messstationen des Deutschen Wetterdienstes
     Überschwemmungen und Schäden führen.                                                        und weitere 70 Stationen des hessischen Lan-
     Während der 30-jährige Mittelwert (blau) des                                                desmessnetzes, doch auch damit kann nicht
     Tagesniederschlages in Fulda zwischen 0,5 und                                               jeder Starkniederschlag erfasst werden. Mitun-
     4 l/m2 liegt, können einzeln auftretende Extrem-                                            ter fällt der stärkste Niederschlag eben genau
     ereignisse (rot) diese Werte weit übersteigen.                                              neben der Messstation.
                                                                     100
                                                                                Mittelwert:                                                        Daten: DWD
                                                                     90
                                                                                22. Juni 1981–2010: 1,8 l/m2
                                                                     80
                                                                                Extremwert:
                                                                                22. Juni 1975: 87,5 l/m2
                                                                     70
                                         Tagesniederschlag in l/m2

                                                                     60

                                                                     50
      Tagesniederschlag (l/m2 pro Tag)
      in Fulda
                                                                     40
      Mittlerer Niederschlag
      pro Kalendertag 1981–2010 (blau)                               30
      und
                                                                     20
      maximaler jemals gemessener
      Niederschlag pro Kalendertag                                   10
      1949–2011 (rot).
                                                                      0
                                                                           Januar Februar März   April   Mai   Juni   Juli   Aug.   Sept.   Okt.   Nov.   Dez.

16
Die größten Tagesniederschlagssummen, die         Maximale Tagesniederschlagssummen an ausge-
an verschiedenen Stationen in Hessen gemes-       wählten Stationen (DWD und Landesmessnetz)
sen wurden, zeigt die Tabelle. An einem Tag mit
                                                  Datum        l/m2    Messstation
Starkniederschlag kann so viel Niederschlag
fallen wie sonst in einem ganzen Monat.           18.07.1994   168,0   Wächtersbach
                                                  03.11.1940   162,3   Lautertal-Eichelhain
                                                  17.09.2006   161,0   Haiger
                                                  15.07.1965   156,0   Diemelstadt-Rhoden
                                                  18.07.1994   155,5   Sinntal-Weiperz
                                                  20.06.1992   150,0   Bad Soden-Salmünster
                                                  13.07.1941   149,5   Weilrod-Gemünden
                                                  18.08.1987   138,1   Hesseneck-Hesselbach
                                                  17.09.2006   137,7   Eschenburg-Hirzenhain
                                                  11.08.1958   137,7   Burgwald-Wiesenfeld

                                                                                Abfluss nach Starkregenereignis.
                                                                                Foto: © H. Grebe            17
Untersuchungen der Universität Gießen haben                   Im Sommer (Juni, Juli, August) sind hinge-
     ergeben, dass im Zeitraum von 1961–2000 in                    gen an den meisten Stationen die höchsten
     den Wintermonaten (Dezember, Januar, Fe-                      Tagesniederschläge pro Monat zurückgegan-
     bruar) an den meisten Stationen die Nieder-                   gen (braune Punkte in rechter Abbildung).
     schlagssumme des jeweils stärksten Nieder-
                                                                   An einigen Stationen hat sich der Starknie-
     schlagsereignisses pro Monat zugenommen
                                                                   derschlag im untersuchten Zeitraum nicht
     hat (grüne Punkte in der linken Abbildung).
                                                                   signifikant verändert (graue Punkte).

                                              Trends im beobachteten
                                              Extremniederschlag
                                              1961–2000 in Prozent
                                              (100 % = Mittelwert 1961–1990).
                                              Quelle: Univ. Gießen, 2013.

                                    < -20 %                                                                  < -20 %
                             -20 % – -15 %                                                            -20 % – -15 %
                             -15 % – -10 %                                                            -15 % – -10 %
                             -10 % – -5 %                                                             -10 % – -5 %
                               -5 % – 5 %                                                               -5 % – 5 %
                                5 % – 10 %                                                               5 % – 10 %
                              10 % – 15 %                                                              10 % – 15 %
                              15 % – 20 %                                                              15 % – 20 %
                            >20 %                                                                    >20 %

                  Winter                                                                 Sommer

18
Durch lokal begrenzte, sehr starke Nieder-                      Darüber hinaus sind Starkregenereignisse auch
schlagsereignisse können insbesondere an                        oft mit starker Bodenerosion verbunden und
kleineren Wasserläufen extreme Abfluss-Ereig-                   verursachen erhebliche Schäden besonders in
nisse ausgelöst werden. Diese führen häufig                     der Landwirtschaft.
zu Schäden an Gebäuden und Infrastukturen
                                                                Je wärmer die Luft ist, desto mehr Niederschlag
(z. B. Straßen, Schienen, Stromleitungen) und
                                                                kann bei einem Extremereignis fallen. Der Kli-
schlimmstenfalls sogar zu Todesfällen.
                                                                mawandel lässt daher mehr Starkniederschlag
                                                                erwarten.

                                     Hessen            Hochwassermarke
 Extremes Niederschlags-Abfluss-
 Ereignis am 17.09.2006 im           Hessische Landesregierung
 Kuhbach, Sechshelden, in Folge
 von Starkniederschlag.
 Die Landesmessnetz-Station                   ca. 5 m
                                     Richtlinien für die Vereinheitlichung des Erscheinungsbildes
                                     der Hessischen Landesregierung
 Haiger meldete an diesem
 Tag 161 l/m2 Niederschlag,
 davon 150 l/m2 innerhalb von
 nur 4 Stunden; die Station
 Angelburg-Frechenhausen
 meldete am selben Tag 151 l/m2.
 Eine ausführliche Beschreibung
 des Ereignisses finden Sie im
 Jahresbericht 2006 des HLUG.         im Hessischen Landesamt                            3. Klimaschutzkongress – Mecklenburg-Vorpommern
                                                                                                      Foto:   © W. Debus,         RP    Gießen
                                      für Umwelt und Geologie                 19
                                                                               9                                      Güstrow
                                                                                                          © A. Debus, RP Gießen,–Abt.
                                                                                                                                  9. Juni 2006
                                                                                                                                      IV Umwelt

                                                                                                                                                  19
Wind und Sturm
                                                           Starkwind und Sturm können ebenfalls zu erheb-
                                                           lichen Schäden führen. Winterstürme wie die
                                                           Orkane Kyrill (18.01.2007), Xynthia (28.02.2010)
                                                           oder Christian (28.10.2013) waren in der bundes-
                                                           weiten Presse sehr präsent. In Hessen haben sie
                                                           jedoch relativ wenig Schäden angerichtet. Aber
                                                           nicht nur im Winter haben wir mit Sturmböen zu
                                                           rechnen, sondern auch im Zusammenhang mit
                                                           sommerlichen Gewittern können Windböen mit
                                                           sehr hohen Geschwindigkeiten auftreten.
                                                           Die nebenstehende Graphik zeigt die täglichen
                                                           Windmaxima für jeden Tag des Jahres auf dem
                                                           kleinen Feldberg (Taunus). Es fällt auf, dass im
                                                           Allgemeinen im Winter höhere Windgeschwin-
                                                           digkeiten auftreten (grün), die höchste je ge-
                                                           messene Windgeschwindigkeit trat aber im
                                                           Sommer im Zusammenhang mit einem Sommer-
                                                           gewitter am 01.07.2003 auf. Winterstürme haben
                                                           an dieser Station nicht zu auffälligen Windmaxi-
                                                           ma geführt. Die maximale Windgeschwindigkeit
                                                           am 28.10.2013 (Orkan Christian) betrug 24,4 m/s
                                                           (d. h. 87,8 km/h) und stellte damit keinen neuen
                                                           Rekordwert dar.
Entwurzelter Baum nach dem Durchzug einer Gewitterfront,
Wiesbaden,
20          21.06.2013.
50
                                                         Extremwert:
                                                         01.07.2003: 47 m/s
                    45                                   d. h. 169,2 km/h

                    40

                    35

                    30
Windstärke im m/s

                    25

                    20

                    15

                    10

                    5

                                                                                                                           Daten: DWD
                    0
                          Januar     Februar   März    April    Mai      Juni     Juli     Aug.    Sept.     Okt.   Nov.      Dez.

                         Maximale Windgeschwindigkeiten (m/s) an der Station kleiner Feldberg (Taunus)
                                   Höchstes je gemessenes Windmaximum für jeden Tag des Jahres, 1966–2012
                                   Mittleres Windmaximum für jeden Tag des Jahres im Mittel über 1981–2010
                                   Windmaximum für jeden Tag des Jahres 2013
                                   Mittlerer Wind über 1981–2010

                                                                                                                                        21
Extremereignisse in Hessen: Fazit
     Extremereignisse gab es immer und wird es weiter             Niederschlagsextreme
     geben. Bestimmte Extremereignisse werden durch
                                                                  Der Niederschlag ist kleinräumig sehr unterschied-
     den Klimawandel zukünftig voraussichtlich häufiger
                                                                  lich. In den meisten hessischen Regionen regnet es
     oder stärker werden.
                                                                  im Sommer mehr als im Winter. Auch die größten
     Temperaturextreme                                            Niederschlagssummen pro Tag treten im Sommer
                                                                  auf, üblicherweise in Form starker Gewitter. Wäh-
     Das Jahr 2013 brachte an einigen Stationen in
                                                                  rend die stärksten Tagesniederschläge im Winter
     Hessen neue Rekordwerte, z.  B. die besonders
                                                                  seit 1961 eher zunahmen, ist für den Sommer ein
     warmen Tage Mitte Juni, aber auch die besonders
                                                                  Rückgang zu sehen.
     kalte Phase im März. Im Jahr 2012 gab es eine
     ungewöhnlich kalte Phase im Februar. Der gesam-              Mit dem Klimawandel sind für die Zukunft mehr
     te Winter 2011/2012 (Dez. 2011 bis Feb. 2012) war            Starkniederschlagsereignisse zu erwarten.
     jedoch vergleichsweise warm.
                                                                  Windextreme
     Sommerrekorde traten in Hessen überwiegend im
                                                                  Herbst- und Winterstürme verursachen oft große
     Jahr 2003 auf, z.  B. Tageshöchsttemperaturen von
                                                                  Schäden, da sie relativ große Gebiete betreffen und
     38,7 °C in Frankfurt und Fulda sowie 2 193 Sonnen-
                                                                  über mehrere Stunden starken Wind bringen. Die
     stunden in Geisenheim.
                                                                  stärksten einzelnen Windböen können jedoch auch
     Durch den Klimawandel sind in Hessen in Zukunft              bei Sommergewittern auftreten, wie z.  B. an der Sta-
     mehr Hitzeextreme zu erwar-                                        tion auf dem kleinen Feldberg.
     ten. Kälteextreme werden       Weitere Informationen zum Klima
                                    in Hessen finden Sie auf unseren    Ob Windextreme durch den Klimawandel
     seltener, können aber immer
                                    Internetseiten:                     zunehmen werden, können wir heute noch
     noch gelegentlich auftreten.
                                      http://klimawandel.hlug.de        nicht sicher sagen.
                                      http://atlas.umwelt.hessen.de
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In der Reihe Klimawandel in Hessen sind
bisher folgende Infobroschüren erschienen:
•   Beobachteter Klimawandel
•   Klimawandel in der Zukunft
•   Extreme Wetterereignisse in Hessen

In Vorbereitung:
•   Klimawandel und Wasser
•   Folgen des Klimawandels für die
    menschliche Gesundheit

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