Über die Kunst nicht zu Schweigen und schwache Zeichen zu hören
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Über die Kunst nicht zu Schweigen und schwache Zeichen zu hören Patientensicherheit im Zusammenspiel von Teamkommunikation und Patientenbeteiligung Peter Nowak 7. November 2017, Tagung SPEAK-UP! Wenn Schweigen gefährlich ist, Wien Ich danke Florian Menz für seine Inspiration und Ideen, die in diesem Vortrag eingeflossen sind, und Marlene Sator für ihre Stärke, Ausdauer und Eleganz, die einen Paradigmenwechsel möglich machen!
Zwei Grundlagen für den Perspektivenwechsel 1. Es gibt keine richtige oder falsche Kommunikation 2. Missverständnisse sind der Normalfall in der Kommunikation Es ist vielmehr unwahrscheinlich, dass Kommunikation gelingt WARUM: Erwartungen und Erwartungserwartungen der Beteiligten Nowak 2017 2
Besser vorher bedenken: Missverständnisse sind die Norm! Nowak 2017 3
Warum braucht Kommunikation gezielte Aufmerksamkeit: Wir glauben, Kommunikation läuft einfach! Nowak 2017 4
Warum braucht Kommunikation gezielte Aufmerksamkeit: Erwartungen prägen die Wahrnehmung Nowak 2017 5
Warum braucht Kommunikation gezielte Aufmerksamkeit: Erwartungen prägen die Wahrnehmung und Wissen darüber, verändert die Wahrnehmung nicht! Nowak 2017 6
Komplexe Betreuungskontexte sind häufig und brauchen viel effektive Teamkommunikation Aber Organisationsgrenzen, Berufsgruppen, Disziplinen, Hierarchie, Marginalisierung von Patienten und informellen Netzwerken behindern effektive Kommunikation Und wo ist da eigentlich ein Patient? Nowak 2017 7
Status quo in Österreich: widersprüchliche und lückenhafte Kommunikation » 17 % der Befragten bekommen von unterschiedlichen Gesundheitsdienstleistern widersprüchliche Behandlungsmethoden vorgeschlagen » Schwankungsbreite Bundesländer: 15 % (T)-20 % (OÖ) » 17 % der Befragten beanstanden, dass nicht alle wichtigen Informationen über den Gesundheitszustand bzw. die Behandlung zwischen den Gesundheitsdienstleistern weitergegeben werden » Schwankungsbreite Bundesländer: 14 % (V,S)-23 % (W) GÖG/BIQG: Sektorenübergreifende Patientenbefragung 2015. N: ca. 14.000 Nowak 2017 8
Wer ist das Team? Betreuung braucht die Koproduktion der PatientInnen und der informellen Netzwerke Aber Das informelle Betreuungssystem wird zu selten ausreichend einbezogen Nowak 2017 9
Zwei zentrale Ansatzpunkte aus kommunikativer Sicht 1. Entwicklung multiprofessioneller Teams rund um den individuellen Patienten 2. Entwicklung von aktiver Beteiligung von PatientInnen und ihren informellen Netzwerken a) in der individuellen Betreuung b) in der Gestaltung von Versorgungsprozessen Effektive Kommunikation ist für beides entscheidend Nowak 2017 10
Kooperation in Teams über Hierachie- und Organisationsgrenzen hinaus entwickeln » Gemeinsam Teamkommunikation lernen » Gemeinsame Teamsitzungen (auch mit PatientInnen!) » Gemeinsame Übergaben (z.B. I-Pass) » Systemkenntnis durch IKT unterstützen » Kooperativer Führungsstil » Gemeinsame Ausbildung Nowak 2017 11 nach: I. Kickbusch Vienna 2017
Schwache Zeichen verstehen, bewerten und individuell und als Organisation reagieren 3 Hindernisse auf schwache Zeichen zu reagieren (Rossel 2011) 1. Beobachtungsfilter: Schauen wir auf die relevanten Ereignisse? 2. Mentaler Filter: Ignorieren wir Unerwartetes/Ungewohntes? 3. Machtfilter: Wollen Führungskräfte hören, was problematisch ist? Vertrauensvolle Kommunikation in multiprofessionellen Teams aufbauen: regelmäßige Reflexionsbesprechungen auf den individuellen Fall reagieren Gute Geschichten für das Management mit der Kombination von quantitativen Fakten und qualitativen Erfahrungsberichten als Organisation reagieren Quelle: Liff, R. et al. (2017): Attending Weak Signals. Nordic journal of working life studies, Vol.7 / 2, p.49-69 Nowak 2017 12
Wie aktivieren wir Patienten? 2 Hauptprobleme: » Gesundheitsfachkräfte hören zu wenig zu » PatientInnen stellen zu wenig Fragen „Mir ist es in letzter Zeit so schlecht gegangen, dass ich nicht einmal darüber reden wollte“ Nowak 2017 13
Patientenbeteiligung JC: SPEAK UP-Kampagne » Melden Sie sich, wenn sie Fragen oder Bedenken haben. Wenn Sie die Antworten nicht verstehen, fragen Sie erneut. » Verfolgen Sie aufmerksam Ihre Behandlung. Vergewissern Sie sich, dass Sie die richtigen Therapien und Medikamente von den richtigen medizinischen Mitarbeitern bekommen. Hinterfragen Sie alles. » Informieren Sie sich über Ihre Erkrankung, Untersuchungen und geplante Behandlung. » Bitten sie Vertrauenspersonen aus Familie oder Freundeskreis um ihre Fürsprache. » Kennen Sie die Medikamente, die Sie einnehmen. Verstehen Sie, warum Sie sie nehmen. » Lassen Sie sich in Krankenhäusern, Praxen versorgen, die eine strenge Qualitätsstandards vorweisen können. » Nehmen Sie an allen Entscheidungen zu Ihrer Therapie teil. Sie sind der Mittelpunkt des Teams, das sich um Ihre Gesundheit bemüht. Nowak 2017 Quelle: www.jointcommission.org/speakup.aspx 14
Ein neuer strategischer Gesamtrahmen für Gesprächsqualität in Österreich Nowak 2017 15
Umsetzungsphasen Gesprächsqualität 2017-2020: Überblick Kommunikativ kompetente ab 2020 MitarbeiterInnen ab 2018 Gesundheits- Rollout kompetente PatientInnen Pilotierung Gesundheits- 2017/2018 Evaluierung kompetente „Best Practice- Einrichtungen Einrichtungen“ 2016/2017 Entwicklung Instrumente / fachliche Grundlagen Vorbereitung Pilotierung http://oepgk.at/ Wissensaufbau ÖPGK-Netzwerk Gesprächsqualität Nowak 2017 16
Resümee: Ein Paradigmenwechsel steht an! Kommunikation gelingt nur ausnahmsweise und nicht einfach Betreuungsleistungen werden in immer komplexeren formellen und informellen Netzwerken erbracht Patientensicherheit wird entscheidend durch die Qualität der Kommunikation bestimmt Machen Sie die „soft skills“ zur harten Grundlage Ihrer Patientensicherheitsstrategie! Nowak 2017 17
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! peter.nowak@goeg.at Nowak 2017 18
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