Bestandsaufnahme Quantitative Analyse - Auswertungsübersicht der Basisindikatoren - Stadt Solingen
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Bestandsaufnahme Quantitative Analyse Auswertungsübersicht der Basisindikatoren für die Stadt Solingen Arbeitsstand September 2016 Durchgeführt von
Basisindikatoren GNK NRW Die quantitative Analyse im Modellprojekt GNK NRW beruht auf einem Indikatorenset, das von der LAG 21 NRW im Auftrag des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MKULNV NRW) und in Abstimmung mit dem Deutschen Städtetag, dem Städte- und Ge- meindebund NRW, dem Landkreistag NRW sowie dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), der Bertelsmann Stiftung und dem Landesbetrieb für Information und Technik (IT.NRW) entwickelt wurde. Dieses Indikatorenset enthält quantitative Basisindikatoren deren zugrundeliegende Daten auf der Ebene der Kreise, Städte und Gemeinden verfügbar und öffentlich zugänglich sind. Für das Modell- projekt GNK NRW wurde dieses Set punktuell um zusätzliche Indikatoren erweitert. Basisindikatoren werden dabei als Kenngrößen verstanden, die in ihrer Gesamtheit Auskünfte über den an sich nicht messbaren Tatbe- stand einer Nachhaltigen Entwicklung auf kommunaler Ebene geben. Mit dem Indikatorenset wird u. a. das Ziel verfolgt, einheitliche Indikatoren für alle Kommunen in NRW zu definieren und zugrundeliegende Datensätze gra- phisch aufbereitet darzustellen. Vor diesem Hintergrund wurden bestimmte Kriterien für die auszuwählenden Datengrundlagen definiert: Vergleichbarkeit (ausgewählte Daten liegen für alle Kommunen NRWs vor) Verfügbarkeit (ausgewählte Daten sind für alle Kommunen NRWs frei verfügbar) Relevanz (ausgewählte Daten haben einen Bezug zum Thema Nachhaltige Entwicklung) Aktualität (ausgewählte Daten sind aktuell und werden regelmäßig aktualisiert) Diesen Kriterien wird das Angebot von IT.NRW mit seinen statistischen Publikationen sowie der Landesdatenbank NRW insgesamt gerecht, so dass sich mit einer Ausnahme die Daten aller Indikatoren aus dieser Datenquelle speisen. Im Folgenden werden die Ergebnisse der quantitativen Analyse anhand einer Auswertungsübersicht dargestellt. Diese besteht für den jeweiligen Basisindikator aus einem Stammblatt, das allgemeine Informationen zu dem jeweiligen Indikator beinhaltet sowie einem Auswertungsteil. Mithilfe von insgesamt 20 Basisindikatoren aus acht verschiedenen Themenfeldern (s. Tab. 1) werden kommunale Entwicklungstrends aufgezeigt und interpretiert, die für eine Nachhaltige Entwicklung von Bedeutung sind. Für jeden Basisindikator werden die folgenden Informatio- nen bereitgestellt: 2
1. Bezeichnung des Basisindikators: Der Indikator Bevölkerungsstände dieser Datengrundlagen wird namentlich genannt. nicht miteinander vergleichen. Im Zuge des Pro- 2. LAG 21 NRW Themenfeld: Der Indikator wird jekts GNK NRW werden daher ausschließlich die einem bestimmten Themenfeld einer Nachhalti- Bevölkerungszahlen auf Basis des Zensus 2011 gen Entwicklung zugeordnet (s. Tab. 1). herangezogen. Unter Berücksichtigung der zu- 3. NHS-NRW Handlungsfeld: Der Bezug des Indi- rückgerechneten Zahlen von 2010 ergibt sich kators zur Nachhaltigkeitsstrategie Nordrhein- aktuell ein fünfjähriger Betrachtungszeitraum Westfalen wird auf Ebene der Handlungsfelder von 2010 bis 2014 für 12 von 20 Indikatoren. hergestellt. 10. Datengrundlage: Für jeden Indikator wird die 4. NHS-NRW Nachhaltigkeitspostulat: Der Bezug Herkunft der verwendeten Daten hinterlegt. Da des Indikators zur Nachhaltigkeitsstrategie ausschließlich Daten der Landesdatenbank Nordrhein-Westfalen wird auf Ebene der Nach- NRW verwendet werden, wird an dieser Stelle haltigkeitspostulate hergestellt. die entsprechende Tabellenbezeichnung des 5. Bedeutung des Indikators für Nachhaltige Ent- statistischen Landesamts genannt. wicklung: Es wird aufgezeigt, in welchem all- 11. Abbildung: Die berechneten Ist-Werte des Indi- gemeinen Zusammenhang der Indikator zu dem kators werden grafisch aufbereitet und darge- Thema Nachhaltige Entwicklung steht. stellt, um deren Interpretation zu erleichtern. 6. Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen Anhand von Zeitreihen können kommunale Ent- (SDG-Bezug): Es wird aufgezeigt, inwiefern der wicklungstrends abgelesen werden. verwendete Indikator einen direkten bzw. indi- 12. Interpretation: Die Messergebnisse des Indika- rekten Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeits- tors werden anhand der grafischen Darstellung zielen und Unterzielen (SDGs - Goals und Tar- (Abbildung) beschrieben und interpretiert. Die gets) aufweist. Aussagen sind als eine erste wissenschaftliche 7. Berechnung: Die notwendigen Berechnungs- Bewertung der kommunalen Entwicklungsten- schritte zur Ermittlung des Ist-Werts des Indika- denzen zu verstehen, die im Zuge der Kern- und tors werden auf dem Stammblatt hinterlegt. Steuerungsgruppensitzung durch die lokalen 8. Datenqualität / Aussagekraft: Es werden Aus- Experten verifiziert und ggf. angepasst werden sagen zu der Genauigkeit der verwendeten Da- können. tengrundlage und etwaigen methodischen bzw. statistischen Einschränkungen getroffen. In die- sem Zusammenhang wird auch die generelle Aussagekraft des Indikators kritisch bewertet und Hinweise zur Interpretation der dargestell- ten Informationen gegeben. 9. Datenaktualität: Die zeitliche Verfügbarkeit der verwendeten Daten kann zwischen den Indikato- ren variieren. Es wird angezeigt, in welchem In- tervall die Datengrundlage des Indikators aktua- lisiert wird (z. B. jährlich). Bei allen Indikatoren, bei deren Berechnung die amtliche Bevölke- rungszahl herangezogen wird, kommt es zu fol- gender Einschränkung: Aufgrund der unter- schiedlichen methodischen Vorgehensweisen bei der Volkszählung von 1987 (VZ87) und dem Zensus 20111 lassen sich die fortgeschriebenen 1 Im Unterschied zur klassischen Volkszählung von 1987, bei der jeder Haushalt befragt wurde, wird beim Zensus 2011 auf Daten aus den Einwohnermelderegis- zurückgegriffen. Diese werden durch Haushaltsbefra- tern zur Feststellung der amtlichen Einwohnerzahlen gungen auf Stichprobenbasis korrigiert bzw. ergänzt. 3
Tabelle 1: Verwendetes Indikatorenset der Klingenstadt Solingen im Modellprojekt GNK NRW Themenfeld Lag 21 NRW Basisindikatoren Add-On-Indikatoren der Stadt Solingen Bevölkerungsentwicklung (Zensus Einwohnerzahl lt. Fachverfahren MESO 2011) Bevölkerungsvorausberechnung Demografie Altenquotient Jugendquotient Anteile der stationär und ambulant ver- sorgten Pflegebedürftigen*** Schulabgänger mit höherem Ab- schluss* Schulabgänger ohne Abschluss* Bildung Betreuungsquote der unter 3- Jährigen (ohne Tagespflege) Betreuungsquote der Kinder unter 3 Betreuungsquote der 3- bis unter 6- Jahren (inkl. Tagespflege) und ab 3 Jahre Jährigen (ohne Tagespflege) bis Schuleintritt Mindestsicherungsquote Wahlbeteiligung Wahlbeteiligung Jugendstadtrat Gesellschaftliche Finanzvolumen für Kinder- und Jugend- Teilhabe und Gender arbeit im städtischen Haushalt*** Anteil der Mitarbeiterinnen in höheren Gehaltsgruppen / Besoldungsstufen (EG12 / A13gD) Anteil weiblicher Ratsmitglieder Neuinanspruchnahme von Siedlungs- und Verkehrsfläche Belegung von Siedlungs- und Ver- kehrsflächen pro Einwohner Natürliche Ressour- cen und Umwelt Anteile der Nadel- und Mischwaldbe- Anteil der reinen Nadelwaldbestän- stände an der Waldfläche (Datengrund- de/Anteil der Mischwaldbestände lage der Stadt Solingen) *** Biodiversität, Landschafts- und Frei- raum*** Erneuerbare Energie am Stromver- Installierte Leistung an Erneuerbaren brauch** Energien*** Klima und Energie Stromverbrauch (Haushalte bzw. Klein- verbraucher) pro Einwohner PKW-Dichte Tote bzw. Verletzte bei Verkehrsun- Mobilität fällen Zahl der ÖPNV-Personenfahrten(jährlich) 4
Finanzen Kommunale Schulden Beschäftigtenquotient* Arbeit und Arbeitslosenquote* Wirtschaft Saldo gewerbliche An- und Abmel- dungen Anteil der Kinder mit dem Befund ‚Ein- schränkungen in der Körperkoordination‘ im Rahmen der Schuleingangsuntersu- Gesundheit und chung Ernährung Anteil der Kinder mit den Befunden Übergewicht und Adipositas im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung Anzahl der polizeilich gemeldeten Fälle häuslicher Gewalt Sicherheit Anzahl der Straftaten differenziert nach Eigentums-, Gewalt- und Drogendelikten Konsum und Gesamtmenge Restmüll in kg pro Ein- Lebensstile wohner und Jahr Mietpreise Wohnen * Desaggregation nach Geschlecht sowie Personen ohne deutschen Pass. ** Im Zuge der quantitativen Analyse konnten teilweise erhebliche Mängel in der Datengrundlage von Energymap.info ausge- macht werden. Aus diesem Grund entfällt die Berechnung Darstellung und Interpretation des Indikators „Erneuerbare Energien am Stromverbrauch“ aus der vorliegenden Auswertungsübersicht. Da der Indikator grundsätzlich jedoch verschiedene, für eine Nachhaltige Entwicklung bedeutende Aspekte abbilden kann (s. Seite 30), wird empfohlen den Indikator auf der Grundlage von lokalen Daten der jeweiligen Kommune zu berechnen. *** Datenaufbereitung und graphische Darstellung des Add-On-Indikators noch nicht abgeschlossen. Quelle: LAG 21 NRW / Klingenstadt Solingen 5
Themenfeld Demografie Basisindikator: Bevölkerungsentwicklung LAG 21 NRW – Themenfeld: Demografie NHS-NRW Handlungsfeld: Demografische Entwicklungen werden ohne festgelegte Zielwerte über Hinter- grundindikatoren betrachtet NHS-NRW Nachhaltigkeitspostulat: – Bedeutung des Indikators für eine Nachhaltige Entwicklung: Die demografische Entwicklung entscheidet im hohen Maß über die finanzielle, soziale, gesundheitliche, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung einer Kommune. Demografische Faktoren sind daher bedeutend für eine Nachhaltige Entwicklung. Eine schrumpfende Bevölkerung kann negative Folgewirkungen für die Kommune, insbesondere bezüglich der Kosten für die sozialen und technischen Infrastrukturen haben. Diese Folgewirkungen bekommen dann nicht nur die kommunalen Haushalte zu spüren, auch die Bevölke- rung hat höhere Kosten zu tragen, wenn höhere Lasten auf weniger Menschen übertragen werden. Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG-Bezug): Die Globalen Nachhaltigkeitsziele enthalten keinen expliziten Zielwert für die demografische Entwicklung, berücksichtigen die Altersstruktur aber als Querschnittsindikator über die Desaggregation nach Alter und die explizite Erwähnung in Unterzielen, sodass ein sehr differenziertes Bild der sozialen und wirtschaftli- chen Situation verschiedener Altersgruppen entsteht (SDG 1 – Armut, SDG 2 – Hunger, SDG 3 – Gesundheit, SDG 4 – Bildung, SDG 8 – Wirtschaft und Arbeit, SDG 10 – Reduzierte Ungleichheiten, SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden). Berechnung: ö = (Geburten − Sterbefälle) + (Zugezogene − Fortgezogene) * * Keine Berechnung notwendig. Daten sind direkt abrufbar. Datenqualität / Aussagekraft: Die Bevölkerungsentwicklung einer Kommune ergibt sich im Wesentlichen aus dem natürlichen Bevölke- rungssaldo (Geburten- und Sterbefälle) und dem Wanderungssaldo (Saldo der Zu- und Fortzüge). Bei den Statistiken der Geburten- und Sterbefälle handelt es sich um eine laufende Vollerhebung mit Auskunfts- pflicht. Die beurkundeten Geburten- und Sterbefälle werden von den Standesämtern geliefert und ggf. durch das statistische Landesamt überprüft. Die Wanderungsstatistik ist ebenfalls eine Totalerhebung. Grundlage sind die Fälle von An- und Abmeldungen, die bei den Meldeämtern nach den melderechtlichen Regelungen anfallen. Auch diese Daten werden dem statistischen Landesamt übermittelt und dort über- prüft. Die Qualität der Datensätze ist daher als gut einzuschätzen. Aufgrund des begrenzten Betrachtungs- zeitraums, der sich durch die verwendeten Zensus-Daten ergibt (s. Seite 3), können die dargestellten Er- gebnisse keine langfristigen, sondern lediglich kurz- bis mittelfristige Entwicklungstrends abbilden. Dies gilt es bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen. In Solingen weichen die auf dem Zensus basierenden Zahlen erheblich von den Zahlen ab, die auf Grundla- ge nicht statistischer Volkszählungen und aus dem Meldeverfahren MESO erhoben werden. Diese Werte liegen im Schnitt um ca. 3.500 Einwohner höher als die Zensus-Zahlen. Im Add-On-Indikatorenset wird daher ein ergänzender Indikator mit den in Solingen auf oben genannter Grundlage erhobenen Daten abge- bildet. Datenaktualität: Daten werden jährlich erhoben Datengrundlage: Tabelle 12410-00ir 6
Bevölkerungsstand der Stadt Solingen 2010-2014 (Stichtag jeweils 31.12.) 180.000 175.000 170.000 165.000 Anzahl Einwohner 160.000 155.000 155.768 156.771 155.330 155.080 155.316 150.000 145.000 140.000 135.000 130.000 2010 2011 2012 2013 2014 Bevölkerungsstand Quelle: LAG 21 NRW Interpretation: Im Zeitraum von 2010 bis 2014 hat die Stadt Solingen eine Bevölkerungszunahme um 1.441 Einwohner erfahren. Im Durchschnitt ergibt sich ein jährlicher Bevölkerungszuwachs von etwa 0,2 Prozent. Über den gesamten Betrachtungszeitraum hinweg bedeutet dies eine Zunahme der Einwohnerzahl um rund 0,9 Pro- zent. Damit gehört die Stadt Solingen zu den Kommunen Nordrhein-Westfalens, die in dem kurzen Be- trachtungszeitraum einen relativ deutlichen Bevölkerungszuwachs aufwiesen. Denn im landesweiten Durchschnitt ist die Bevölkerung in diesem Zeitraum lediglich um rund 0,5 Prozent gewachsen. Auch im Rahmen der Interpretation ist zu berücksichtigen, dass die in Solingen im Fachverfahren MESO erhobenen Daten im Schnitt um rund 3.500 Einwohner höher liegen als die Zensus-Daten (siehe Add-On- Indikatoren). Hierbei ist festzuhalten, dass sowohl bei den Zensus-Zahlen als auch bei den MESO-Daten ein Bevölkerungswachstum zu erkennen ist. Aktuell ist die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Solingen zudem durch eine abnehmende deutsche Be- völkerung (Sterbeüberschuss und negativer Wanderungssaldo) und eine Zunahme der ausländischen Be- völkerung (durch Geburtenüberschuss und positiven Wanderungssaldo) gekennzeichnet. Diese Zunahme ist auf den höheren Fertilitätsfaktor ausländischer Frauen und auf Zuzüge vor allem aus den süd- und ost- europäischen Ländern zurückzuführen. 7
Basisindikator: Alten- und Jugendquotient LAG 21 NRW – Themenfeld: Demografie NHS-NRW Handlungsfeld: Demografische Entwicklungen werden ohne festgelegte Zielwerte über Hinter- grundindikatoren betrachtet NHS-NRW Nachhaltigkeitspostulat: – Bedeutung des Indikators für eine Nachhaltige Entwicklung: Demografische Komponenten spielen bei der Nachhaltigen Entwicklung von Städten und Gemeinden eine wichtige Rolle, insbesondere auch der Faktor Alter. So können sich mit einem hohen Altenquotienten viel- fältige Folgeherausforderungen ergeben, z. B. in den Bereichen Wohnungsmarkt, Arbeitsmarkt, Gesund- heit, Mobilität, Sozialhilfekosten, Stadtplanung oder sozialen Infrastrukturen. Andererseits profitiert eine Gesellschaft auch von Älteren, die ihre Lebenserfahrung weitergeben können. Dennoch kann davon ausge- gangen werden, dass ein kontinuierlich ansteigender Altenquotient eher negative ökonomische und soziale Folgewirkungen nach sich zieht. Ein hoher Anteil jüngerer Menschen in der Einwohnerstruktur von Städten und Gemeinden lässt indirekt Rückschlüsse auf unterschiedliche positive Faktoren zu. Hierzu zählen z. B. die Attraktivität der Kommune für Familien, die dauerhafte Auslastung von Infrastrukturen oder die langfristigen Potenziale für den hiesi- gen Arbeitsmarkt. Das Vorhandensein eines großen Anteils jüngerer Menschen ist dabei noch keine Garan- tie für eine positive Nachhaltige Entwicklung, dieses Potenzial ist mit weiteren Indikatoren (z. B. Schulab- gänger ohne Abschluss) zu verifizieren. Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG-Bezug): Die Globalen Nachhaltigkeitsziele enthalten keinen expliziten Zielwert für die demografische Entwicklung. Sie berücksichtigen die Altersstruktur aber als Querschnittsindikator über die Desaggregation nach Alter und die explizite Erwähnung in Unterzielen, sodass ein sehr differenziertes Bild der sozialen und wirt- schaftlichen Situation verschiedener Altersgruppen entsteht (SDG 1 – Armut, SDG 2 – Hunger, SDG 3 – Gesundheit, SDG 4 – Bildung, SDG 8 – Wirtschaft und Arbeit, SDG 10 – Reduzierte Ungleichheiten, SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden). Berechnung: Bevölkerung über 65 Jahre (%) = ∗ 100 Bevölkerung 15 bis unter 65 Jahre Bevölkerung unter 15 Jahre (%) = ∗ 100 Bevölkerung 15 bis unter 65 Jahre Datenqualität / Aussagekraft: Aufgrund des NRW-weit einheitlichen Vorgehens kann davon ausgegangen werden, dass kleinere Berech- nungsfehler zu keinen dramatischen Verzerrungen führen. Es kann von einer insgesamt guten Datenquali- tät ausgegangen werden. In Abgrenzung zum Alten- bzw. Jugendanteil (Anteil der Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung) bietet die Verwendung des Alten- bzw. Jugendquotienten den Vorteil, dass neben allgemeinen Einschätzungen zur Veränderung der Altersstruktur, zusätzlich abgeschätzt werden kann, inwiefern die Bevölkerung im Ren- ten- bzw. Jugendalter potenziell von der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter abhängig ist. Insbesondere im Hinblick auf die sozialen Sicherungssysteme ist dies von Relevanz. Datenaktualität: Daten werden jährlich erhoben Datengrundlage: Tabelle 12410-09ir 8
Alten- und Jugendquotienten der Stadt Solingen 2010-2014 (Stichtag jeweils 31.12.) 40% 34,1% 33,9% 33,6% 33,4% 35% 33,4% 30% Prozent 25% 21,7% 21,4% 20,9% 20,8% 20,8% 20% 15% 10% 2010 2011 2012 2013 2014 Altenquotient Jugendquotient Quelle: LAG 21 NRW Interpretation: In der Stadt Solingen haben sich im Betrachtungszeitraum sowohl Alten- als auch Jugendquotient leicht verringert. Im landesweiten Vergleich zeigt sich, dass der Jugendquotient im Jahr 2014 mit 20,8 Prozent leicht über dem Durchschnitt der NRW-Kommunen (20,3) liegt, der Altenquotient liegt mit 33,4 Prozent hingegen erkennbar über dem NRW-Durchschnitt von 31,4. Im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung gilt es, diesen Entwicklungen im Zuge der Stadtentwicklungspolitik Rechnung zu tragen, indem kommunale Leistungen weiter an die Alterszusammensetzung der Bevölkerung angepasst werden und ein ausreichen- des Versorgungsangebot für alle Altersgruppen gewährleistet wird. 9
Basisindikator: Bevölkerungsvorausberechnung LAG 21 NRW – Themenfeld: Demografie NHS-NRW Handlungsfeld: Demografische Entwicklungen werden ohne festgelegte Zielwerte über Hinter- grundindikatoren betrachtet NHS-NRW Nachhaltigkeitspostulat: – Bedeutung des Indikators für eine Nachhaltige Entwicklung: Die demografische Entwicklung entscheidet im hohen Maß über die finanzielle, soziale, gesundheitliche, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung einer Kommune. Demografische Faktoren sind daher bedeutend für eine Nachhaltige Entwicklung. Eine schrumpfende Bevölkerung kann negative Folgewirkungen für die Kommune, insbesondere bezüglich der Kosten für die sozialen und technischen Infrastrukturen haben. Diese Folgewirkungen bekommen dann nicht nur die kommunalen Haushalte zu spüren, auch die Bevölke- rung hat höhere Kosten zu tragen, wenn höhere Lasten auf weniger Menschen übertragen werden. Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG-Bezug): Siehe Basisindikator „Bevölkerungsentwicklung“ auf Seite 5 Berechnung: Keine Berechnung notwendig. Daten sind direkt abrufbar. Datenqualität / Aussagekraft: Bevölkerungsvorausberechnungen zeigen die zukünftige Entwicklung der Bevölkerungszahl unter der Bedingung, dass die zuvor getroffenen Annahmen auch eintreten. Während die natürlichen Bevölkerungsbewegungen (Geburten- und Sterbefälle) relativ gut vorausberechnet werden können, sind die Annahmen zur zukünftigen Entwicklung von Zu- und Fortzügen mit erheblichen Unsicher- heiten verbunden. Bevölkerungsvorausberechnungen sind demnach grundsätzlich als „Wenn-dann- Aussagen“ zu verstehen und entsprechend zu interpretieren. Sie liefern jedoch wichtige Informationen über die zu erwartenden grundlegenden Entwicklungstendenzen. Der Bevölkerungszuwachs aus dem Flüchtlingszuzug ist in den verwendeten Daten des statistischen Lan- desamts noch nicht berücksichtigt, da der Bezugszeitraum der Vorausberechnung die Jahre 2011 bis 2013 umfasst, die Entwicklung im Wesentlichen jedoch erst im 2. Halbjahr 2015 eingetreten ist. Insgesamt ma- chen die Flüchtlingszuzüge in Solingen nur etwa 1 - 1,5% der Bevölkerung aus. Es kann dennoch davon ausgegangenen werden, dass die Annahmen zu Wanderungsgewinnen aus dem Ausland, die der Vorausbe- rechnung des statistischen Landesamtes zugrunde liegen, jedenfalls in den Jahren 2015 und 2016 übertrof- fen werden. Die demografische Perspektive der Stadt Solingen kann daher zumindest kurzfristig von den unten dargestellten Entwicklungen abweichen. Grundsätzlich gilt zu berücksichtigen, dass Vorhersagen mit Zuwanderungsbezug aus mehreren Gründen mit beträchtlichen Unsicherheiten verbunden sind. Denn auch wenn die Zahl der Asylanträge in Deutsch- land aktuell auf einem hohen Niveau verbleibt, ist unklar, inwiefern sich die politischen Debatten und Maß- nahmen zur Begrenzung der Zuwanderung auswirken werden. Ungewiss ist zudem, welchen Personen- gruppen zukünftig ein dauerhaftes Bleiberecht gewährt wird und wie viele dieser Personen ihre Perspekti- ve tatsächlich langfristig in Deutschland sehen. Außerdem sollte bedacht werden, dass viele Zuwanderer auch innerhalb der Bundesrepublik migrieren werden, wenn ihnen freie Wohnortwahl gestattet wird. Auf- grund der vermeintlich besseren Bildungs- und Erwerbschancen sowie kultureller Anknüpfungspunkte dürften sie dann tendenziell eher großstädtische Räume bevorzugen. Datenaktualität: etwa alle drei Jahre Datengrundlage: Tabelle 12421-01i oder 12422-01i 10
Bevölkerungsvorausberechnung für die Stadt Solingen 2014-2040 (Stichtag jeweils 01.01.) 162.000 161.000 160.000 159.000 Anzahl Einwohner 158.000 157.000 156.000 155.000 154.000 153.000 152.000 2014 2016 2018 2020 2022 2024 2026 2028 2030 2032 2034 2036 2038 2040 Bevölkerungsstand Quelle: LAG 21 NRW Interpretation: Nach den Berechnungen des statistischen Landesamtes wird die Stadt Solingen im Zeitraum von 2014 bis 2040 einen durchgängigen Bevölkerungszuwachs erfahren. Mit einem durchschnittlichen Plus von 0,1 Pro- zent unterscheidet sich die Stadt Solingen vom Durchschnitt der NRW-Kommunen, deren Bevölkerung im gleichen Zeitraum laut Prognose um jährlich 0,1 Prozent zurückgehen wird. Im Vergleich zum Ausgangs- jahr der Vorausberechnung nimmt die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2040 um rund 3.870 Einwohner zu. Damit ergibt sich im Jahr 2040 ein relativ starker Bevölkerungszuwachs von 2,5 Prozent, der deutlich über dem landesweiten Durchschnitt von -0,5 Prozent liegt. 11
Themenfeld Bildung Basisindikator: Schulabgänger mit höherem Schulabschluss LAG 21 NRW – Themenfeld: Bildung NHS-NRW Handlungsfeld: Bildung und Wissenschaft NHS-NRW Nachhaltigkeitspostulat: Bildung und Qualifikation kontinuierlich verbessern Bedeutung des Indikators für eine Nachhaltige Entwicklung: Diverse Studien bestätigen, dass das Niveau der formalen Ausbildung in direkten Zusammenhang mit dem beruflichen Erfolg der Schulabgänger steht. So legt der Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung dar, dass der Anteil an vollwertiger Beschäftigung mit der Höhe des Schulabschlusses steigt (für Deutsch- land im Jahr 2010: Hauptschulabschluss: 55,1 Prozent, mittlere Reife: 60,9 Prozent, Hochschulreife: 68,2 Prozent). Darüber hinaus ist die Hochschulreife bzw. die Fachhochschulreife Eingangsvoraussetzung für ein Universitätsstudium, welches wiederum als gute Voraussetzung für beruflichen Erfolg gilt. Die Gewährleistung von beruflicher Chancengleichheit unabhängig vom Geschlecht oder der sozialen bzw. ethnischen Herkunft gehört zu den elementarten Zielen einer Nachhaltigen Entwicklung, Um dies zu errei- chen gilt es den Bildungserfolg beispielsweise von der sozialen Herkunft zu entkoppeln. Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG-Bezug): SDG-Ziel: 4 – Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten le- benslangen Lernens für alle fördern SDG-Unterziele: 4.1, 4.5 Berechnung: ℎ ä ℎöℎ ℎ (%) = Schulabgänger mit Hochschulreife + Schulabgänger mit Fachhochschulreife ∗ 100 Schulabgänger insgesamt Die Berechnung erfolgt zusätzlich nach den Kriterien männlich / weiblich sowie ohne deutschen Pass. Datenqualität / Aussagekraft: Bei der Interpretation dieses Indikators ist zu berücksichtigen, dass in NRW im Schuljahr 2012/13 aufgrund der Einführung des achtstufigen Gymnasiums (G8) zwei Jahrgänge gleichzeitig die Hochschulreife erreicht haben und es deshalb entsprechende Verzerrungen gibt. Die Desaggregation des Indikators nach Geschlecht und sowie Deutschen und Ausländern kann indirekt das Ausmaß der Chancengleichheit im Bildungsbereich abbilden. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass letztendlich nicht ausschließlich die strukturellen Voraussetzungen über den individuellen Bildungs- erfolg entscheiden, sondern beispielweise auch die persönliche Motivation eine nennenswerte Rolle spielt. Datenaktualität: Daten werden jährlich erhoben Datengrundlage: Tabelle 21112-22ir 12
Anteil der Schulabgänger mit höherem Schulabschluss an allgemeinen Schulen in der Stadt Solingen 2005- 2014 70% 60% 50% 40% Prozent 30% 20% 10% 0% 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Insgesamt männlich weiblich ohne deutschen Pass Quelle: LAG 21 NRW Interpretation: Im Betrachtungszeitraum von 2005 bis 2014 ist der Anteil aller Schulabsolventen mit höheren Schulab- schlüssen in der Stadt Solingen von knapp über 32 Prozent im Jahr 2005 auf knapp 44 Prozent im Jahr 2014 angestiegen. Am Ende des Zeitraums liegt er im Jahr 2014 mit rund 44 Prozent über dem landesweiten Durchschnitt von etwa 42 Prozent. Im Jahr 2012 erreichten aufgrund der Einführung des achtstufigen Gym- nasiums zwei Jahrgänge gleichzeitig die Hochschulreife, wodurch sich der deutliche Anstieg in diesem Jahr erklären lässt. Bei der Betrachtung der geschlechtlichen Unterschiede zeigen sich zu erwartende Entwicklungen, die sich landesweit in ähnlicher Ausprägung beobachten lassen: Die Anteile der weiblichen Schulabsolventen mit höherem Schulabschluss liegen durchgängig über denen der männlichen Mitbürger. Der Unterschied schwankt deutlich zwischen Höchstwerten von über 13 Prozent im Jahr 2009 und geringeren Differenzen von knapp über 5 Prozent im Jahr 2014. Insgesamt zeigt die Zahl der Schulabgänger mit höherem Ab- schluss unter beiden Gruppen über den Zeitraum eine deutlich positive Entwicklung. Der Anteil der Schulabsolventen mit höherem Schulabschluss ohne deutschen Pass ist im Betrachtungs- zeitraum ebenfalls gestiegen. Während er 2005 noch bei etwa 13 Prozent liegt, steigt er bis 2014 auf über 22 Prozent. Das Jahr 2012 gilt auch hier als Sonderfall und muss entsprechend interpretiert werden. Im Jahr 2014 liegt der Anteil ausländischer Schulabsolventen mit höherem Abschluss leicht über dem landes- weiten Durchschnitt von 21,7 Prozent. In der Gesamtbetrachtung wird deutlich, dass Schulabsolventen ohne deutschen Pass deutlich seltener höhere Schulabschlüsse erreichen als Schüler deutscher Staatsangehörigkeit (etwa 22 Prozent im Ver- gleich zu 44 Prozent bei deutschen Mitbürgern). Die Gründe hierfür sollten identifiziert und die Unterschie- de zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Sinne gleichwertiger Bildungschancen abgebaut werden. Im Falle einer Schwerpunktsetzung in diesem Themenfeld sollte über eine Ausweitung des Betrachtungs- zeitraumes nachgedacht werden, um ggf. eine längerfristige Entwicklung ab Beginn der 1990er Jahre 13
darzustellen. Zudem könnte eine weitere Ausdifferenzierung des Personenkreises zusätzliche Erkenntnis- se ermöglichen. So wäre beispielsweise zu prüfen, inwieweit auch auf Basis kommunaler Daten das Merk- mal ‚Migrationshintergrund‘ ergänzt werden könnte. 14
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Basisindikator: Schulabgänger ohne allgemeinen Schulabschluss LAG 21 NRW – Themenfeld: Bildung NHS-NRW Handlungsfeld: Bildung und Wissenschaft NHS-NRW Nachhaltigkeitspostulat: Bildung und Qualifikation kontinuierlich verbessern Bedeutung des Indikators für eine Nachhaltige Entwicklung: Schulabgänger ohne schulische Qualifizierung haben es beim Start ins Berufsleben oft schwerer als Schul- abgänger mit Abschluss. Nur etwa einem Fünftel gelingt es, ohne Schulabschluss eine Ausbildung zu fin- den und etwa ein Viertel bleibt langzeitig erwerbslos. Die Arbeitslosenquote von Schulabgängern ohne Abschluss ist mit etwa 25 Prozent die höchste in ganz Deutschland. Das Erlangen eines Schulabschlusses hat dagegen einen positiven Effekt auf einen schnellen beruflichen Einstieg und eine höhere Entlohnung. Darüber hinaus hat die formale Bildung der Bevölkerung eine hohe ökonomische Bedeutung, da sie poten- ziell die Zahl der Leistungsempfänger reduziert und sich tendenziell positiv auf das Leistungsvermögen der Volkswirtschaft auswirkt (Statistisches Bundesamt 2015). Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG-Bezug): SDG-Ziele: 4 – Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle Fördern 8 – Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern SDG-Unterziele: 4.1, 4.4, 4.5, 8.6 Berechnung: Schulabgänger ohne allgmeinen Schulabschluss ℎ ä ℎ ℎ ℎ (%) = ∗ 100 Schulabgänger insgesamt Die Berechnung erfolgt zusätzlich nach den Kriterien männlich / weiblich sowie ohne deutschen Pass. Datenqualität / Aussagekraft: Reformen im Bildungssystem können sich auf die Aussagekraft der Daten zum der Schulabgänger ohne allgemeine Schulabschluss auswirken. Im Schuljahr 2012/13 haben aufgrund der Einführung des achtstufi- gen Gymnasiums (G8) zwei Jahrgänge gleichzeitig die Hochschulreife erreicht, so dass für diesen Zeitraum ein geringerer Anteil Schulabgänger ohne allgemeinen Schulabschluss zu erwarten ist. Des Weiteren wur- de mit der Einführung der Sekundarschule ab dem Schuljahr 2012/2013 und der Streichung der Hauptschu- le aus der Verfassung in NRW ein fünfeinhalb-gliedriges Schulsystem mit Haupt- und Realschule, Gymna- sium, dazu Gesamt- und Sekundarschule eingeführt. Bisher ist unklar, wie sich diese Veränderungen in der nordrhein-westfälischen Schullandschaft auswirken. Dennoch sollten bei der Interpretation der Daten zur Schulabschlussquote mögliche Auswirkungen der Schulreformen mit bedacht werden. Datenaktualität: Daten werden jährlich erhoben Datengrundlage: Tabelle 21112-22ir 16
Anteil der Schulabgänger ohne allgemeinen Schulabschluss in der Stadt Solingen 2005-2014 20% 15% Prozent 10% 5% 0% 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Insgesamt männlich weiblich ohne deutschen Pass Quelle: LAG 21 NRW Interpretation: Im Betrachtungszeitraum von 2005 bis 2014 ist der Anteil aller Schulabgänger ohne allgemeinen Schulab- schluss in Solingen insgesamt von etwa 7 Prozent auf 5 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2012 konnte mit 4,4 Prozent der niedrigste Wert erzielt werden. Diesen gilt es jedoch vorsichtig zu interpretieren, da es 2012 aufgrund der Einführung des achtstufigen Gymnasiums zwei Abiturjahrgänge gab. Im Jahr 2014 liegt der Anteil der Schulabgänger ohne allgemeinen Schulabschluss mit 5,0 Prozent leicht unter dem Durchschnitt der NRW-Kommunen (5,3 Prozent). Bei der Betrachtung der geschlechtlichen Unterschiede zeigen sich zu erwartende Entwicklungen, die sich landesweit in ähnlicher Ausprägung beobachten lassen: Die Anteile der weiblichen Schulabgänger ohne allgemeinen Schulabschluss liegen durchgängig unter denen der männlichen Mitbürger. Der Anteil der Schulabgänger, die keinen deutschen Pass besitzen und ohne allgemeinen Schulabschluss bleiben, schwankt im Betrachtungszeitraum erheblich zwischen 5 und über 18 Prozent. Das Jahr 2012 gilt auch hier als Sonderfall und muss entsprechend interpretiert werden. Insgesamt lässt sich jedoch eine positive Entwicklung beobachten, da der Anteil der ausländischen Schulabgänger ohne Schulabschluss trotz erwähnter Schwankungen insgesamt deutlich zurückzugeht. So lässt sich für das Jahr 2014 mit 8,3 Prozent der bislang niedrigste Anteil beobachten (Ausnahme bildet das Jahr 2012), was deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt von 11,1 Prozent liegt. In der Gesamtbetrachtung wird deutlich, dass Schulabsolventen ohne deutschen Pass häufiger die Schulen ohne allgemeinen Schulabschluss verlassen als Schüler deutscher Staatsangehörigkeit. Die Gründe hierfür sollten identifiziert und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Sinne gleichwertiger Bildungschancen abgebaut werden. Auch hier sollte im Falle einer Schwerpunktsetzung in diesem Themenfeld ebenso wie beim Indikator ‚Schulabgänger mit höherem Schulabschluss‘ über eine Ausweitung des Betrachtungszeitraumes nachge- dacht werden, um ggf. eine längerfristige Entwicklung ab Beginn der 1990er Jahre darzustellen. Natürlich könnte auch hier eine weitere Ausdifferenzierung des Personenkreises zusätzliche Erkenntnisse ermöglichen. So wäre beispielsweise zu prüfen, inwieweit auch auf Basis kom- munaler Daten das Merkmal ‚Migrationshintergrund‘ ergänzt werden könnte. 17
Basisindikator: Betreuungsquoten der unter 3- und 3- bis unter 6-Jährigen LAG 21 NRW – Themenfeld: Bildung NHS-NRW Handlungsfeld: Bildung und Wissenschaft NHS-NRW: Nachhaltigkeitspostulat: Frühkindliche Bildung stärken sowie Integration und Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern Bedeutung des Indikators für eine Nachhaltige Entwicklung: Der Ausbau der Kinderbetreuung in Deutschland hat zum einen das Ziel, die Chancengleichheit aller Kin- der, unabhängig von Herkunft und Bildungsstand der Eltern, durch eine qualitativ hochwertige frühe Förde- rung zu erhöhen. Zum anderen soll durch die Schaffung eines bedarfsgerechten Kinderbetreuungsange- bots beiden Elternteilen eine Erwerbstätigkeit ermöglicht werden, um damit die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Berufswelt zu stärken. Aus den oben aufgeführten Gründen sind die „Betreuungsquo- ten“ ein wichtiger Indikator für die soziale (Bildung, Chancengleichheit, Gleichberechtigung der Geschlech- ter, Demographischer Wandel) und auch ökonomische Dimension (finanzielle Situation von Familien oder alleinerziehenden Eltern) einer Nachhaltigen Entwicklung. Des Weiteren soll durch den Ausbau der Kin- derbetreuung zur Stärkung der Volkswirtschaft das Arbeitskräftepotential beider Elternteile mobilisiert werden. Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG-Bezug): SDG-Ziel: 4 – Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten le- benslangen Lernens für alle Fördern SDG-Unterziele: 4.2, 4.5, 5.4 Berechnung: 3 − äℎ (%) = Kinder in Tageseinrichtungen unter 3 Jahren ∗ 100 Kinder unter 3 Jahren insgesamt 3 − 6 − äℎ (%) = Kinder in Tageseinrichtungen im Alter von 3 bis unter 6 Jahren ∗ 100 Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren insgesamt Datenqualität / Aussagekraft: Die von IT. NRW bereitgestellte Statistik erfasst nur die Betreuungsplätze in Tageseinrichtungen ohne Be- treuungsplätze bei Tagesmüttern (Kindertagespflege). Gerade die Kindertagespflege wurde von Kommunen in den letzten Jahren jedoch stark ausgebaut. Deshalb wird empfohlen, für eine genauere Bewertung der Betreuungssituation ergänzend kommunale Daten einzubeziehen. Die kommunalen Zahlen, die auch die Betreuung im Rahmen der Kindertagespflege berücksichtigen, werden daher zusätzlich als Add-On- Indikator dargestellt. Die allgemeinen Betreuungsquoten der unter 3-Jährigen sowie der 3- bis unter 6-Jährigen können keine Aussage dazu treffen, wie es um die Qualität der Betreuungsplätze bestellt ist, bzw. welche Familien und alleinerziehenden Eltern die Betreuungsangebote wahrnehmen. Eine Differenzierung nach Nationalität der betreuten Kinder ist anhand der verfügbaren Statistiken des statistischen Landesamtes ebenfalls nicht möglich. Datenaktualität: Daten werden jährlich erhoben Datengrundlage: Tabellen 22541-01i und B-A01.3-G1 18
Betreuungsquoten von Kindern unter 3 und 3 bis unter 6 Jahren in der Stadt Solingen 2010-2014 (Stichtag 01.03. bzw. 31.12.) 100% 90% 93,2% 92,9% 94,7% 92,1% 80% 88,5% 70% 60% Prozent 50% 40% 30% 18,7% 20,8% 20% 14,1% 14,7% 11,0% 10% 0% 2010 2011 2012 2013 2014 Betreuungsquote unter 3-Jährige Betreuungsquote 3- bis unter 6-Jährige Quelle: LAG 21 NRW Interpretation: Die Betreuungsquote von Kindern unter 3 Jahren in Tageseinrichtungen in der Stadt Solingen ist im Be- trachtungszeitraum von 11 Prozent auf 20,8 Prozent stark angestiegen. Im Jahr 2014 liegt die Betreuungs- quote der unter 3-Jährigen damit über dem landesweiten Durchschnitt von 18,7 Prozent. Wird die Tages- pflege mitberücksichtigt, erreicht die Stadt Solingen nach eigenen Angaben zum 01.08.2015 eine Betreu- ungsquote von knapp 35 Prozent (Aktionsprogramm „Nachhaltige Entwicklung in Solingen“: Auszüge der Sachstandsberichte aus den Leitprojekten 2016). Dies wird auch aus dem ergänzend dargestellten Add-on- Indikator ersichtlich (siehe Auswertungsübersicht der Add-on-Indikatoren). Um die Chancengleichheit aller Kinder durch eine qualitativ hochwertige Förderung zu erhöhen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie insbesondere für berufstätige Mütter weiterhin zu verbessern, sollte angestrebt werden die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen in den kommenden Jahren weiter anzuhe- ben. Bei der Betreuungsquote der 3- bis unter 6-Jährigen in der Stadt Solingen ist eine ähnlich positive Entwick- lung erkennbar, wie im U3-Bereich. Hier ist die Quote der betreuten Kinder im Betrachtungszeitraum um über 6 Prozent auf 94,7 Prozent gestiegen. Diese Quote liegt leicht über dem landesweiten Durchschnitt von 93,7 Prozent. 19
Themenfeld Gesellschaftliche Teilhabe und Gender Basisindikator: Mindestsicherungsquote LAG 21 NRW – Themenfeld: Gesellschaftliche Teilhabe und Gender NHS-NRW Handlungsfeld: Sozialer Zusammenhalt und gesellschaftliche Teilhabe NHS-NRW Nachhaltigkeitspostulat: Sozialen Zusammenhalt und gesellschaftliche Teilhabe sicherstellen Bedeutung des Indikators für eine Nachhaltige Entwicklung: Mindestsicherungsleistungen werden von Menschen in Anspruch genommen, wenn sie z.B. aufgrund von gering entlohnten Arbeitsverhältnissen, Arbeitslosigkeit, einer geringen Rente im Alter oder ihren Lebens- umständen als Asylsuchende bzw. -berechtigte nicht in der Lage sind, selbst für ihren Unterhalt zu sorgen. Damit gehören sie zu dem akut armutsgefährdeten Teil der Bevölkerung. Die Mindestsicherungsquote ist somit ein Indikator, der das Ausmaß von Armut und sozialer Ausgrenzung misst. Ein hoher bzw. wachsen- der Teil von Menschen, die auf Mindestsicherungsleitungen angewiesen sind, kann sich negativ auf den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft auswirken und steht damit einer Nachhaltigen Entwicklung entgegen. Da die Mindestsicherungsleistungen aus dem kommunalen Haushalt bestritten werden, bedeu- tet eine hohe Quote weiterhin eine Einschränkung der finanziellen Handlungsfähigkeit der Kommune für freiwillige Aufgaben und kann zu einer weiteren Verschuldung führen. Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG-Bezug): SDG-Ziel: 1 – Armut in allen ihren Formen und überall beenden SDG-Unterziele: 1.2 Berechnung: ä ℎ Empfänger Mindestsicherungsleistungen = ∗ 100 Einwohner insgesamt Hinweis: Unter den Empfängern von Mindestsicherungsleistungen sind Personen zusammengefasst, die Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem SGB II, laufende Hilfen zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen nach dem SGB XII, Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem SGB XII sowie Regelleistungen nach dem AsylbLG erhalten. Datenqualität / Aussagekraft: Die Datengrundlage für diesen Indikator ist weitgehend verlässlich, da die Statistik direkt von den jeweili- gen leistungsauszahlenden Stellen übermittelt wird (z. B. Bundesagentur für Arbeit). Jedoch fehlen laut IT. NRW für das Jahr 2011 für einzelne Gemeinden aufgrund „unplausibler bzw. unvollständiger Datenlage“ einige Werte. Weiterhin ist zu beachten, dass zu der Gesamtzahl von Empfängern von Mindestsicherungs- leistungen in NRW ebenso Personen gerechnet werden, die Leistungen nach dem SGB XII oder Regelleis- tungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz von Trägern aus NRW erhalten, aber außerhalb von NRW wohnen. Datenaktualität: Daten werden jährlich erhoben Datengrundlage: Tabelle 22811-03ir 20
Mindestsicherungsquote in der Stadt Solingen 2010-2015 (Stichtag 31.12.) 20% 18% 16% 14% 11,2% 11,5% 11,9% 12% 10,9% 10,5% Prozent 10% 8% 6% 4% 2% 0% 2010 2011 2012 2013 2014 Mindestsicherungsquote Quelle: LAG 21 NRW Interpretation: Die Mindestsicherungsquote ist in der Stadt Solingen im Betrachtungszeitraum gestiegen von 10,9 auf 11,9 Prozent. Damit liegt die Stadt Solingen sowohl bei der Dynamik des Anstiegs, als auch bei den absoluten Prozentzahlen über dem Durchschnitt der NRW-Kommunen (Anstieg von 10,8 auf 11,3 Prozent im gleichen Zeitraum). Den Entwicklungstrend einer leicht steigenden Mindestsicherungsquote gilt es in den kommen- den Jahren möglichst umzukehren, um den akut armutsgefährdeten Teil der Bevölkerung zu verringern und so den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Durch eine steigende Mindestsicherungsquote sind ebenfalls negative Effekte auf die finanzielle Handlungsfähigkeit der Stadt Solingen zu erwarten. Im Falle einer Schwerpunktsetzung wäre hier eine detailliertere Untersuchung, auch auf Basis ergänzen- der kommunaler Daten erforderlich. Insbesondere könnte eine Differenzierung nach Geschlecht und Alter hilfreich sein. 21
Basisindikator: Wahlbeteiligung LAG 21 NRW – Themenfeld: Gesellschaftliche Teilhabe und Gender NHS-NRW Handlungsfeld: Sozialer Zusammenhalt und gesellschaftliche Teilhabe NHS-NRW Nachhaltigkeitspostulat: Sozialen Zusammenhalt und gesellschaftliche Teilhabe sicherstellen Bedeutung des Indikators für eine Nachhaltige Entwicklung: Durch die Messung der Wahlbeteiligung können im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung unterschiedliche soziale Komponenten indirekt abgeleitet werden. So lässt sich über die Beteiligung an demokratischen Willensbildungsprozessen eine indirekte Aussage zum gesellschaftlichen bzw. demokratischen Engage- ment treffen. Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG-Bezug): SDG-Ziel: 16 – Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Insti- tutionen auf allen Ebenen SDG-Unterziele: 16.7 Berechnung: WählerInnen ℎ (%) = ∗ 100 Wahlberechtigte Personen Kommunalwahl Datenqualität / Aussagekraft: Die Erhebung der Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen wird durch unabhängige Wahlleitungen durchgeführt. Aufgrund der hohen Sensibilität dieses Prozesses kann von einer hohen Genauigkeit ausge- gangen werden. Der Indikator ist dabei nur ein Näherungswert, der keine spezifischen Aussagen zum ge- sellschaftlichen Engagement der Bevölkerung macht. Datenaktualität: Daten werden jährlich erhoben Datengrundlage: Tabelle 14491-9k91 22
Wahlbeteiligung in der Stadt Solingen an den letzten 5 Wahltagen 100% 90% 80,3% 80% 70% 60% 48,7% 47,2% Prozent 48,1% 50% 43,7% 40% 30% 20% 10% 0% 1994 1999 2004 2009 2014 Wahlbeteiligung Kommunalwahl Quelle: LAG 21 NRW Interpretation: Zunächst muss beachtet werden, dass die Wahlen am 16.10.1994 nicht mit den anderen Wahltagen vergli- chen werden können, da an diesem Tag neben den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen auch die Wahl zum 13. Deutschen Bundestag stattfand. Dies hat sich massiv auf die Wahlbeteiligung der Kommu- nalwahl ausgewirkt und kann die hohe Wahlbeteiligung von über 80 Prozent erklären. Im Zeitraum von 1999 bis 2014 ist, dem landesweiten Trend entsprechend, auch in der Stadt Solingen ein kontinuierlicher Rückgang der Wahlbeteiligung zu beobachten. Während im Jahr 1999 noch knapp 49 Pro- zent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgaben, fiel die Beteiligung bei den folgenden Wahlen bis auf knapp unter 44 Prozent. Bei der letzten Kommunalwahl lag die Wahlbeteiligung der Stadt Solingen damit deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt von 50 Prozent. Ergänzend zu diesem Indikator wurde die Wahlbeteiligung bei der Jugendstadtratswahl als Add-On- Indikator hinzugenommen, da damit für eine zukünftige Entwicklung in Sachen Wahlbeteiligung eine we- sentliche Basis gelegt wird. 23
Themenfeld Natürliche Ressourcen und Umwelt Basisindikator: Neuinanspruchnahme Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) LAG 21 NRW – Themenfeld: Natürliche Ressourcen und Umwelt NHS-NRW Handlungsfeld: Schutz natürlicher Ressourcen NHS-NRW Nachhaltigkeitspostulat: Reduzierung der Flächeninanspruchnahme Bedeutung des Indikators für eine Nachhaltige Entwicklung: Die Folgen der Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke sind weitreichend und viel- fältig. Direkte Folgewirkungen sind z. B. der Verlust der natürlichen Bodenfunktionen und an Biodiversität durch die Versiegelung. Flächeninanspruchnahmen führen insbesondere am Siedlungsrand zu indirekten Folgelasten wie Lärm- und Schadstoffemissionen durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen oder auch zu erhöhten Kosten für die Bereitstellung und den Unterhalt technischer und sozialer Infrastrukturen. Auf- grund nicht nur ökologischer, sondern auch ökonomischer und sozialer Folgewirkungen ist ein nachhalti- ger Umgang mit den Flächenressourcen eine zentrale Herausforderung für Kommunen. Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG-Bezug): SDG-Ziel: 11 – Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten SDG-Unterziele: 11.3 Berechnung: ℎ ℎ (ℎ ) = Siedlungs − und Verkehrsfläche (t) − Siedlungs − und Verkehrsfläche (t − 1) Datenqualität / Aussagekraft: Durch laufende Umstellungen der amtlichen Statistik kann es bei diesem Indikator bei Vergleichen zwi- schen einzelnen Jahren zu gewissen Ungenauigkeiten kommen. Durch Umwidmungen können beispiels- weise Flächenzu- oder abnahmen in der Statistik Ausschläge verursachen, die keiner realen Entwicklung folgen. Aus diesem Grund lassen sich aus der vorliegenden Statistik lediglich grobe Tendenzen ableiten. Insbesondere die konkreten Jahreswerte für die einzelnen Flächenkategorien müssen ausdrücklich vor- sichtig interpretiert werden. Eine Überprüfung und Interpretation der Daten zur Flächeninanspruchnahme auf kommunaler Ebene ist somit generell empfehlenswert. Datenaktualität: Daten werden jährlich erhoben Datengrundlage: Tabelle 33111-04iz 24
Neuinanspruchnahme von Siedlungs- und Verkehrsflächen der Stadt Solingen nach Flächenkategorien 2005-2014 160 140 120 100 80 ha 60 40 20 0 -20 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Gebäude- und Freifläche Betriebsfläche ohne Abbaufläche Erholungsfläche Verkehrsfläche Friedhofsfläche Quelle: LAG 21 NRW Interpretation: "Siedlungs- und Verkehrsfläche" und "versiegelte Fläche" können nicht gleichgesetzt werden, da in die Siedlungs- und Verkehrsfläche auch unbebaute und nicht versiegelte Flächen eingehen. Vielmehr liegt die tatsächlich versiegelte Fläche in Nordrhein-Westfalen bei etwa der Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsflä- chen. Nichtsdestotrotz steigen mit dem Flächenverbrauch auch der Versiegelungsgrad und somit die dau- erhafte Zerstörung der natürlichen Bodenfunktionen an. Die vergleichsweise hohe Neuinanspruchnahme von Siedlungs- und Verkehrsflächen der Stadt Solingen in den Jahren 2005 bis 2007 ist im Wesentlichen durch die Umwidmung und Entwicklung von Flächen im Zu- sammenhang mit Projekten der Regionale 2006 zu erklären. Hierzu zählen u. a. Projekte wie der Umbau einer ehemaligen Bahntrasse in einen Fuß- und Radweg, die Einrichtung des "Brückenpark Müngsten" sowie weitere kleinere Maßnahmen. Dabei gilt es zudem zu beachten, dass Erholungsflächen im Allgemei- nen nur einen geringen Anteil an versiegelter Fläche aufweisen. Ab dem Jahr 2008 bewegt sich die Neuinanspruchnahme auf einem relativ niedrigen Niveau. Die vermeint- lich hohe Neuinanspruchnahme durch Gebäude- und Freiflächen im Jahr 2013 lässt sich vermutlich eben- falls auf Umwidmungseffekte in der Statistik zurückführen. Dies legen zumindest die Rückgänge in den Flächenkategorien „Betriebsfläche ohne Abbaufläche“ und „Erholungsfläche“ im selben Jahr nahe. Positiv im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung ist zudem zu vermerken, dass Verkehrsflächen im Be- trachtungszeitraum nur in sehr geringem Umfang zunehmen. Um die negativen Auswirkungen der Flä- cheninanspruchnahme in Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung zu verringern, ist es anzustreben, die Neu- inanspruchnahme von Flächen zu Siedlungs- und Verkehrszwecken, insbesondere Verkehrsflächen sowie Gebäude- und Freiflächen, auch weiterhin auf ein Minimum zu begrenzen. 25
Basisindikator: Belegung von Siedlungs- und Verkehrsfläche pro Einwohner LAG 21 NRW – Themenfeld: Natürliche Ressourcen und Umwelt NHS-NRW Handlungsfeld: Schutz natürlicher Ressourcen NHS-NRW Nachhaltigkeitspostulat: Reduzierung der Flächeninanspruchnahme Bedeutung des Indikators für eine Nachhaltige Entwicklung: Die Folgen der Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke sind weitreichend und viel- fältig. Direkte Folgewirkungen sind z.B. der Verlust der natürlichen Bodenfunktionen und an Biodiversität durch die Versiegelung. Flächeninanspruchnahmen führen insbesondere am Siedlungsrand zu indirekten Folgelasten wie Lärm- und Schadstoffemissionen durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen oder auch zu erhöhten Kosten für die Bereitstellung und den Unterhalt technischer und sozialer Infrastrukturen. Auf- grund nicht nur ökologischer, sondern auch ökonomischer und sozialer Folgewirkungen, ist ein nachhalti- ger Umgang mit den Flächenressourcen eine zentrale Herausforderung für Kommunen. Bezug zu den Globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG-Bezug): SDG-Ziel: 11 – Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten SDG-Unterziele: 11.3 Berechnung: Siedlungs − und Verkehrsfläche − ℎ ä ℎ ℎ ( 2 ) = ∗ 100 Einwohner insgesamt Datenqualität / Aussagekraft: Durch laufende Umstellungen der amtlichen Statistik kann es bei diesem Indikator bei Vergleichen zwi- schen einzelnen Jahren zu gewissen Ungenauigkeiten kommen. Durch Umwidmungen können beispiels- weise Flächenzu- oder abnahmen in der Statistik Ausschläge verursachen, die keiner realen Entwicklung folgen. Eine Überprüfung der Daten zur Flächeninanspruchnahme auf kommunaler Ebene ist somit gene- rell empfehlenswert. Datenaktualität: Daten werden jährlich erhoben Datengrundlage: Tabelle 33111-04iz 26
Belegung von Siedlungs- und Verkehrsfläche pro Einwohner in der Stadt Solingen 2010-2014 350 340 330 320 310 300 m² 290 280 279 279 279 278 278 270 260 250 2010 2011 2012 2013 2014 Siedlungs- und Verkehrsfläche je Einwohner Quelle: LAG 21 NRW Interpretation: "Siedlungs- und Verkehrsfläche" und "versiegelte Fläche" können nicht gleichgesetzt werden, da in die Siedlungs- und Verkehrsfläche auch unbebaute und nicht versiegelte Flächen eingehen. Vielmehr liegt die tatsächlich versiegelte Fläche in Nordrhein-Westfalen bei etwa der Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsflä- chen. Nichtsdestotrotz steigen mit dem Flächenverbrauch auch der Versiegelungsgrad und somit die dau- erhafte Zerstörung der natürlichen Bodenfunktionen an. Im Durchschnitt entfallen bei NRW-Kommunen etwa 442 m² Siedlungs- und Verkehrsfläche auf jeden Ein- wohner. Mit einem Unterschied von rund 165 m² ist der Flächenverbrauch pro Einwohner in der Stadt Solin- gen deutlich geringer ausgeprägt als im landesweiten Durchschnitt. Dies wird auch anhand der prozentua- len Zuwachsraten deutlich. Während die Siedlungs- und Verkehrsfläche landesweit im Betrachtungszeit- raum um 1,3 Prozent zugenommen hat, liegt die Zuwachsrate in der Stadt Solingen im gleichen Zeitraum bei -0,3 Prozent. Zu berücksichtigen ist in Solingen die topographische Ausgangslage: Landschafts- und Freiräume sind oftmals in Hanglage vorhanden, was eine Nutzung als Siedlungs- und Verkehrsflächen einschränkt und den im NRW-Durchschnitt geringeren Anteil an Siedlungs- und Verkehrsfläche zum Teil erklären kann. Für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Boden gilt es, diesen positiven Trend beizubehalten. 27
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