Die Einführung eines qualifizierten Single-Flow-Systems in Intrastat als Alternative zur gegenwärtigen Zweistromerfassung
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➣ AUSSENHANDEL Die Einführung eines qualifizierten Single-Flow- Systems in Intrastat als Alternative zur gegenwärtigen Zweistromerfassung FRANZ GRANNER ANTONIA EGERER Das im Zuge der SLIM-Initiative in den 1990er Jahren seitens der EU-Kommission vorgeschlagene Single-Flow-Konzept in Intrastat wurde aufgrund der befürchteten qualitativen Implikationen von der überwiegenden Mehrheit der Mitglied- staaten abgelehnt. Vor dem Hintergrund der durch ein Einstromverfahren zu erzielenden Respondentenentlastung erfolg- te im Juni 2006 der Auftrag des ECOFIN, die mittelfristige Einführung einer Einstromerfassung zu forcieren, wobei allerdings die Wichtigkeit der Sicherstellung einer hinreichenden Datenqualität betont wurde. Im vorliegenden Artikel wird ein qualifiziertes Single-Flow-System vorgestellt, das insbesondere durch die firmenbezoge- ne Erfassung der Versendungen und auch einen in dieser Dimension erfolgenden Datenaustausch mit den anderen Mit- gliedstaaten, die Erfassung des Ursprungslandes und anderer in mehreren Mitgliedstaaten eingangsseitig benötigter Varia- blen, den vermehrten Einsatz von Modellrechnungs- und Schätzverfahren sowie zusätzliche Plausibilitäten zur Sicher- stellung der Datenqualität gekennzeichnet ist und aufgrund einer dadurch zu erwartenden vertretbaren Ergebnisqualität als mögliche Alternativlösung gesehen wird. Systemausgangslage • Handelsstatistisches Gesetz (HStG) 1995, vom 9. März 1995 (BGBl. Nr. 173/1995), i.d.F. BGBl. I Nr. Rechtsgrundlagen 148/2004. Die wichtigsten Rechtsgrundlagen der Statistik des inner- • Verordnung des Bundesministers für wirtschaftliche An- gemeinschaftlichen Warenverkehrs auf Europäischer und gelegenheiten über Erhebungsmerkmale bei der handels- nationaler Ebene sind im Folgenden angeführt, wobei darauf statistischen Anmeldung vom 10. März 1995 (BGBl. verwiesen wird, dass sie in der jeweils gültigen Fassung an- Nr. 181/1995). zuwenden sind. • Bundesstatistikgesetz 2000 vom 17. August 1999 (BGBl. I • Verordnung (EG) Nr. 638/2004 des Europäischen Parla- Nr. 163/1999). ments und des Rates vom 31. März 2004 über die Gemeinschaftsstatistiken des Warenverkehrs zwischen Mitgliedstaaten und zur Aufhebung der Verordnung Das derzeitige Intrastat-System (EWG) Nr. 3330/91 des Rates. Die traditionelle Erstellung der Außenhandelsstatistik er- • Verordnung (EG) Nr. 1982/2004 der Kommission vom folgt in der Regel als Sekundärstatistik in Form einer Ver- 18. November 2004 zur Durchführung der Verordnung arbeitung der im Rahmen des Zollverfahrens anfallenden (EG) Nr. 638/2004 des Europäischen Parlaments und des Informationen. Im Europäischen Binnenmarkt ist aufgrund Rates über die Gemeinschaftsstatistiken des Warenver- des Wegfalls der Zolldeklarationen eine Statistikerstellung kehrs zwischen Mitgliedstaaten zur Aufhebung der Ver- auf diese Weise nicht mehr möglich. Da seitens der Daten- ordnungen (EG) Nr. 1901/2000 und (EWG) Nr. 3590/92 nutzer jedoch auch im Binnenmarkt massiver Bedarf an der Kommission. Informationen über die Handelsströme zwischen den Mit- • Verordnung (EG) Nr. 1172/95 des Rates vom 22. Mai gliedstaaten bestand, wurde als Ersatz für die nunmehr 1995 über die Statistiken des Warenverkehrs der Gemein- fehlenden Zollinformationen im EU-Binnenhandel auf euro- schaft und ihrer Mitgliedstaaten mit Drittländern (ABl. päischer Ebene ein eigenes Erhebungssystem, Intrastat, 1995 L118/10). eingeführt. Es kam somit zu einer Trennung der Daten- 258 STATISTISCHE NACHRICHTEN 3/2007 AUSSENHANDEL
sammlung für die Außenhandelsstatistiken in die Erfassungs- Österreich seit 2007 6,5 Mio. € Umsatz mit EU-Mitglied- systeme Intrastat und Extrastat (Handel mit Drittstaaten, staaten pro Jahr und Verkehrsrichtung; zuvor 5 Mio. €); der weiterhin als Sekundärstatistik unter Verwendung von eine Schwelle je Transaktion ohne Rücksicht auf die pro- Zolldaten erfolgt). duktmäßige Gliederung, die es den Auskunftspflichtigen ermöglicht, Transaktionen unter 200 € zusammenzufas- Das Intrastat-System trat auf Gemeinschaftsebene mit sen. Insbesondere die Assimilationsschwelle hält den Kreis 1. Jänner 1993, in Österreich in Verbindung mit dem Bei- der Auskunftspflichtigen gering; in Österreich treiben tritt zur Europäischen Union mit 1. Jänner 1995 in Kraft gegenwärtig mehr als 145.000 Unternehmen Handel mit und ist insbesondere durch folgende Charakteristika gekenn- den Mitgliedstaaten der EU, wogegen nur 18.834 in In- zeichnet: trastat enthalten sind. Dies bedeutet, dass nicht einmal • Im Gegensatz zur direkt in Zusammenhang mit dem jeder siebente Handeltreibende meldepflichtig ist. Grenzübertritt der Waren stehenden Zollanmeldung han- • Wird anhand der oben erwähnten Vollständigkeitskon- delt es sich beim Intrastat-System um ein Ex-post-An- trolle mit Hilfe der Steuerdaten festgestellt, dass Intrastat- meldesystem; es sieht eine direkte Erhebung der Informa- Meldungen nicht abgegeben wurden oder dass der Umsatz tionen bei den Unternehmen vor, die der zuständigen eines Unternehmens unter der Assimilationsschwelle liegt, statistischen Stelle (in Österreich: STATISTIK AUS werden die fehlenden Werte in einem Schätzverfahren TRIA) eine monatliche Meldung senden, in der die hochgerechnet. Diesem Schätzsystem dienen die Steuer- Informationen des vorangegangenen Monats erfasst sind. daten als Basis. Die Hochrechnung ist in Österreich der- In einzelnen Mitgliedstaaten haben diese Anmeldungen art konzipiert, dass Zuschätzungen bis auf Ebene der sowohl einen statistischen als auch einen steuerlichen Kombinierten Nomenklatur detailliert sind. Die Genauig- Status. keit der Schätzung lässt sich im Vergleich der ersten mit • Es basiert auf einer engen Verbindung zum Umsatzsteuer- jenen der endgültigen Ergebnisse darstellen, welche nur system für den innergemeinschaftlichen Warenverkehr. So ca. 1% bis 2% voneinander abweichen. sind die Steuerverwaltungen der Mitgliedstaaten angehal- • Darüber hinaus wurden im Bestreben um Vereinfachung ten, den statistischen Stellen mindestens vierteljährlich im Rahmen des EDICOM-Programms Maßnahmen zur das Verzeichnis der Marktteilnehmer, welche Erwerbe aus Modernisierung der Datenerfassung und -übermittlung anderen Mitgliedstaaten oder Lieferungen an andere Mit- ergriffen. Es wurden zahlreiche Hilfsmittel entwickelt und gliedstaaten getätigt haben, sowie Angaben zum Wert gefördert, die sowohl für die Auskunftspflichtigen - vor dieser Geschäfte zu übermitteln, um eine Überprüfung allem durch Bereitstellung von Softwarepaketen für die der Vollständigkeit und der Qualität der statistischen elektronische Datenverarbeitung und die Entwicklung Daten zu ermöglichen. In Österreich werden für diese moderner Online-Webfragebögen - als auch für die statis- Zwecke insbesondere Informationen aus der Umsatz- tischen Stellen - durch die Verbesserung ihres Systems zur steuervoranmeldung (UVA) sowie aus MIAS (Mehrwert- Erhebung und Verarbeitung der statistischen Angaben - steuer-Informations-Austausch-System der Europäischen bestimmt sind. Union) herangezogen. • Eine wesentliche Zielsetzung des Systems ist es, die Belas- In seiner gegenwärtigen Form sieht das Intrastat-System eine tungen der Unternehmen so weit wie möglich zu verrin- Erfassung beider Warenstromrichtungen in allen Mitglied- gern. Für alle Unternehmen führte die Einführung von staaten vor. Beispielsweise liegen für die österreichischen Intrastat zu einer Verringerung der Auflagen gegenüber Versendungen mit Bestimmungsland Deutschland primär- dem früheren System. Außerdem führte die Anwendung statistische Spiegeldaten vor, die Eingänge mit Versendungs- statistischer Schwellen für eine sehr große Zahl von land Österreich zum Inhalt haben. Dabei handelt es sich Marktteilnehmern entweder zu einer Befreiung von allen keineswegs um redundante Informationen, wie einerseits Formalitäten oder zu einer spürbaren Verringerung der zu umfangreiche Untersuchungen der Spiegeldifferenzen ge- übermittelnden Angaben. Es gibt unterschiedliche zeigt haben und wie sich andererseits aus den unterschied- Schwellentypen: eine sogenannte Assimilationsschwelle, lichen Merkmalskatalogen für Eingänge und Versendungen unterhalb derer keine statistische Anmeldung erforderlich ergibt. ist (in Österreich seit 2007 300.000 € Umsatz mit EU- Mitgliedstaaten pro Jahr und Verkehrsrichtung; zuvor 250.000 €); eine sogenannte Vereinfachungsschwelle, Datennutzer und Datenverwendung unterhalb derer nur die Daten „Ware“, „Partnermitglied- Die Ergebnisse der Intrastat-Erhebung stellen einen wesent- staat“ und „Wert“ angegeben werden (in Österreich iden- lichen Teil der Außenhandelsstatistik dar; ihr Anteil am tisch mit der Assimilationsschwelle); eine Schwelle, durch Gesamtaußenhandel der Mitgliedstaaten differiert in Ab- die Unternehmen bis zu einer bestimmten Umsatzgröße hängigkeit vom Grad der Integration des jeweiligen Mit- von der Angabe des Statistischen Wertes, des Verkehrs- gliedstaates in den Europäischen Binnenmarkt. Im Fall mittels und des Statistischen Verfahrens befreit wird (in Österreich liegt der Anteil des Handels mit den Mitglied- AUSSENHANDEL STATISTISCHE NACHRICHTEN 3/2007 259
➣ AUSSENHANDEL staaten der Europäischen Union am Gesamtaußenhandel bei Expertengruppe wurde vorgeschlagen, die zu erfragenden mehr als 70%; die Intrastat-Ergebnisse stellen daher ein Daten auf Kernbedürfnisse der Nutzer einzuschränken, die essentielles und unverzichtbares Element der Außenhandels- Produktnomenklatur zu vereinfachen, eine Reihe von Stu- daten dar und ihre Verwendung ist unmittelbar mit den dien hinsichtlich eines nachhaltigen Systemumbaus mit dem Verwendungszwecken der Außenhandelsstatistik verknüpft, Ziel einer erheblichen Kostenreduktion durchzuführen und die im Folgenden angeführt sind. die Verwendung moderner Erhebungsinstrumente und mo- derner Verfahren der Datenverarbeitung zu fördern. Diese Der Außenhandel zählt zu den sensibelsten und auch den Zielsetzungen und die zugehörigen Projekte wurden im am meisten beachteten Indikatoren bei der Beurteilung der Wesentlichen im Rahmen des Programms EDICOM I Konjunkturlage. Außenhandelsstatistiken sind ein Schlüssel- (1997-1999) durchgeführt. Neben der Entwicklung moder- indikator für die Wirtschaftsentwicklung und somit ein ner Datensammlungs- und -bearbeitungsinstrumente floss wichtiges Instrument für zahlreiche öffentliche und private das Ergebnis der damals durchgeführten Studien in die Entscheidungsträger. Sie ermöglichen beispielsweise natio- Gesetzgebung zu Intrastat ein, wobei die Anzahl der anzuge- nalen und internationalen Behörden die Vorbereitung bi- benden Merkmale reduziert und zum anderen die Warenko- und multilateraler Verhandlungen, helfen Unternehmen bei dierung vereinfacht werden konnte. der Durchführung von Marktstudien und der Festlegung ihrer Handelsstrategien, sie sind eine unverzichtbare Infor- Fundamentale Systemeingriffe, die zum Teil als Resultat mationsquelle für Zahlungsbilanzstatistiken, die volkswirt- dieser Studien empfohlen wurden, im Besonderen die Ein- schaftliche Gesamtrechnung und Konjunkturstudien. führung eines Single-Flow-Systems, scheiterten mangels Einvernehmen zwischen der Kommission und den Mitglied- Einfuhr- und Ausfuhrdaten stellen eine wesentliche wirt- staaten. Als Begründung für das damalige Veto seitens der schaftliche Basisinformation dar, die zahlreiche nationale Mehrheit der Mitgliedstaaten wurden die enormen negati- und internationale Anwendung findet. ven Auswirkungen auf die Ergebnisqualität genannt, die im Detail im Abschnitt „Das Modell eines simplen Single-Flow- Die wesentlichsten Nutzer bzw. Verwendungszwecke sind: Systems“ angeführt sind. • die Europäische Kommission für die Planung der Agrar- und Handelspolitik in Europa und den Abschluss von Im Rahmen des EDICOM II (2001-2005) wurden Maß- Handelsvereinbarungen in der Welthandelsorganisation; nahmen aus dem Vorgängerprogramm fortgeführt und neue • die österreichische Verwaltung und Politik, um die Wirt- Maßnahmen zur Vereinfachung des Intrastat-Systems durch- schaftspolitik für einzelne Bereiche festlegen zu können;. geführt. Dazu gehörten Asymmetrieanalysen, die Belastungs- • die Europäische Zentralbank und die Oesterreichische messung, die Entwicklung elektronischer Meldetools sowie Nationalbank zur Erstellung der Zahlungsbilanzstatisti- geeigneter Schätzmethoden, welche die Respondenten so- ken; wohl in zeitlicher Hinsicht als auch in Abhängigkeit von • die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung; ihrem Umsatz entlasten. In Österreich wurde in dieser Zeit • Wirtschaftsforschungsinstitute; neben anderen EDICOM-Projekten ein moderner Online- • Botschaften und Handelsvertretungen, zur Information Webfragebogen entwickelt und jährlich weiterentwickelt, über bilaterale Handelsbeziehungen; welcher wegen seiner Benutzerfreundlichkeit laufend einen • Interessenvertretungen, zur spezifischen Information ihrer starken Nutzerzuwachs erfährt. Gleichzeitig wurde in einer Mitglieder; nationalen EDICOM-II-Maßnahme ein Prognosemodell • zahlreiche österreichische Unternehmen für Markt- für aggregierte Außenhandelsergebnisse entwickelt, das eine analysen ihre Produkte betreffend; Verkürzung der Meldefrist für die Respondenten vermeiden • internationale Organisationen für die Einschätzung der konnte. Weitere Maßnahmen waren der Aufbau eines CIF/ Wirtschaftslage eines Landes; FOB-Anpassungsmodells für Importwerte sowie die Ver- • Journalisten und die Öffentlichkeit; d.h. jeder, der sich für knüpfung des Außenhandelsregisters mit dem Unterneh- die Entwicklung des Außenhandels und der Stellung un- mensregister. seres Landes im internationalen Wettbewerb interessiert. Im Jänner 2005 traten die neue Intrastat-Grundverordnung sowie die dazugehörige Durchführungsverordnung in Kraft. Bestrebungen in Richtung einer Systemvereinfachung Ihre vereinfachten Bestimmungen richten sich besonders Beginnend mit 1996 wurde seitens der Europäischen Kom- in der Anhebung der Schwellenabdeckung an die Respon- mission die SLIM-Initiative (Simpler Legislation for the denten. Gleichzeitig wurden für die Respondenten ent- Internal Market) initiiert, die neben anderen legistischen lastende Bestimmungen der Erhebung für die sogenannten Vereinfachungen betreffend den Europäischen Binnenmarkt besonderen Warenbewegungen wie beispielsweise im Be- wesentliche Vereinfachungen des Intrastat-Systems zum In- reich des Handels mit Hochseeschiffen oder Flugzeugen halt hatte. Von einer eigens diesbezüglich eingerichteten eingeführt. 260 STATISTISCHE NACHRICHTEN 3/2007 AUSSENHANDEL
Im Laufe des Jahres 2005 konkretisierte sich ein politisches Das Intrastat-System sieht ein System von Assimilations- Interesse an der Wiederaufnahme der Überlegungen zu schwellen vor, die von den Mitgliedstaaten jährlich für Ein- einem Single-Flow-System. Dies veranlasste die Kommis- gänge und Versendungen festgelegt werden können; Unter- sion den Mitgliedstaaten eine konzeptuelle Vorbereitung auf nehmen, deren Umsätze mit EU-Mitgliedstaaten in der je- ein mögliches Einstromsystem zu empfehlen. Einige dies- weiligen Verkehrsrichtung den Schwellenwert erreichen oder bezügliche Asymmetrieanalysen und Machbarkeitsstudien darüber liegen, sind meldepflichtig, die übrigen sind befreit. hinsichtlich möglicher Single- bzw. 1½-Flow-Varianten Zwar obliegt die Festlegung der Assimilationsschwellen den werden unter anderem im Rahmen des letzten Jahrespro- Mitgliedstaaten, jedoch sieht die Verordnung 638/2004 vor, gramms zu EDICOM II durchgeführt. dass zumindest 97% der EU-Umsätze des jeweiligen Mit- gliedstaates über der Schwelle liegen und somit primär zu erfassen sind. Das Modell eines „simplen“ Single Flow Systems Hinsichtlich der Meldepflicht bezogen auf die Warenstrom- Modellkonzept richtung können die Respondenten somit in drei Gruppen Das Single-Flow-System einer Erfassung der innergemein- gegliedert werden: Unternehmen, die nur für Eingänge schaftlichen Warenverkehre in seiner einfachsten Form sieht meldepflichtig sind (im österreichischen Fall gegenwärtig den Umstieg von der bisherigen Erfassung beider Handels- 9.462), solche, die ausschließlich für Versendungen melde- richtungen in allen EU-Mitgliedstaaten auf die Erfassung pflichtig sind (in Österreich: 2.214) und solche, die für nur mehr einer Warenstromrichtung und die Substitution beide Verkehrsrichtungen Meldungen erstellen müssen (in der anderen Richtung durch die spiegelbildlichen aggregier- Österreich 7.158). Die größten Profiteure eines Umstiegs ten Ergebnisse der übrigen Mitgliedstaaten vor. Obwohl auf ein Single-Flow-System wären klarerweise jene Unter- diese Vorgangsweise unabhängig davon denkbar ist, welcher nehmen, die nur eingangsseitig meldepflichtig sind, da für Handelsstrom erfasst wird und welcher aus den Spiegeldaten sie keinerlei Auskunftspflicht mehr bestünde, während es für anderer Mitgliedstaaten besteht, erscheint als Ergebnis der jene, die ausschließlich versendungsseitig auskunftspflichtig SLIM-Studien in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre und sind, keinerlei Vorteil gäbe, da sie von einer Single-Flow- aufgrund der gegenwärtigen und früheren Expertendiskus- Regelung nicht betroffen wären. Für Unternehmen, die in sionen im Fall des Handels zwischen den Mitgliedstaaten beiden Verkehrsrichtungen berichtspflichtig sind, würde ein der Europäischen Union nur ein Single-Flow-System in Be- Teil ihres Meldeaufkommens entfallen. tracht zu kommen, das die Erfassung der Versendungen und die Substitution der Eingänge zum Inhalt hat. Die Befreiung von der Auskunftspflicht für eine bestimmte Anzahl von Unternehmen ist jedoch keineswegs proportio- Konkret würde dies bedeuten, dass ab dem Zeitpunkt des nal zur dadurch erzielten Entlastung für die österreichische Systemumstiegs von den Statistikbehörden der einzelnen Wirtschaft insgesamt (oder die eines anderen Mitgliedstaa- Mitgliedstaaten nur mehr die Warenversendungen erfasst tes) in Bezug auf das Meldeaufkommen. Dies ergibt sich und die Daten nach der Datenaufarbeitung und Aggregie- insbesondere aufgrund der Konzeption der Intrastat-Erhe- rung an EUROSTAT übermittelt würden. Von EURO bung, die eine Erhebung der Warenverkehre neben anderen STAT würden diese Ergebnisse zentral gesammelt und den Gliederungsvariablen nach Partnerländern und Produkten Mitgliedstaaten die jeweils sie als Partnerland betreffenden und keine summarischen Gesamtfragebögen vorsieht. Unter- Spiegeldaten der übrigen Mitgliedstaaten übermittelt. Ein nehmen, die sehr enge Verflechtungen mit dem europäi- dezentral organisierter Datenaustausch ist zwar ebenfalls schen Binnenmarkt aufweisen, haben ein wesentlich größe- denkbar, weist aber gegenüber einer zentralen Lösung we- res Meldeaufkommen (definiert als Anzahl der Meldezeilen) sentliche organisatorische Nachteile auf. Nationale Ergeb- als solche mit spärlichen innergemeinschaftlichen Umsätzen nisse betreffend die Importseite sowie Handelsbilanzen knapp über der Assimilationsschwelle der Erhebung. Eine würden unter Verwendung der nominalen und aggregierten Analyse der diesbezüglichen österreichischen Intrastat-Da- Spiegeldaten gebildet werden. ten des Berichtsjahres 2005 zeigte, dass auf die sechs größten Intrastat-Melder (entspricht 0,03% der Auskunftspflichti- gen) bereits 20% des Meldeaufkommens entfallen, während Konsequenzen für die Respondenten auf der Gegenseite 88,17% der kleinen und mittleren Mel- Aus der Sicht der Respondenten weist ein solches simples der für nur 10% des Meldeaufkommens verantwortlich Einstromprinzip gegenüber dem derzeitigen System nur sind. Die verbliebenen 70% des Meldeaufkommens werden Vorteile auf, sofern sie nicht zugleich auch Datennutzer sind, von den übrigen 11,8% der großen bzw. mittelgroßen Mel- die die Detailergebnisse der Außenhandelsstatistik für Zwe- der abgedeckt. Es sei allerdings vermerkt, dass Meldeauf- cke der Marktbeobachtung, -bewertung und -positionierung kommen keinesfalls gleichzusetzen ist mit Meldeaufwand in verwenden und damit die negativen Implikationen auf die zeitlicher bzw. kostenmäßiger Hinsicht. Wenngleich steigen- Datenqualität in Kauf zu nehmen haben. des Meldeaufkommen auch in der Regel steigenden Auf- AUSSENHANDEL STATISTISCHE NACHRICHTEN 3/2007 261
➣ AUSSENHANDEL wand bedeutet, handelt es sich hierbei nicht unbedingt um gliedstaaten vorsehen, herrscht doch eine unterschiedliche einen direkt proportionalen Zusammenhang. Untersuchun- Praxis in den Ländern vor; von einigen werden nur diese gen der STATISTIK AUSTRIA im Zuge der Erstellung des vorgeschriebenen Mindeststandards für den Abdeckungs- Belastungsbarometers der österreichischen Wirtschaft und grad erfüllt, während sie von anderen qualitativ erheblich zahlreiche internationale Erfahrungen zeigen, dass der tat- überschritten, d.h. übererfüllt werden. Eine Aggregierung sächliche Meldeaufwand vor allem auch geprägt ist von Fak- von Daten mit unterschiedlichen Abdeckungsgraden zur toren wie der Verwendung elektronischer Medien, Auto- Gewinnung von Eingangs- bzw. Bilanzdaten stellt eigent- matisierungsgrad der Meldung, innerbetriebliche Organisa- lich eine Aggregierung nicht direkt vergleichbarer Ergeb- tion u.dgl. nisse dar. • Unterschiedliche Schätzverfahren in den Mitgliedstaa- ten: Schwellenbedingt nicht erfasster Handel ergibt sich Konsequenzen für die Datenqualität und die Datennutzer zwangsläufig aus einer Erhebung mit Assimilations- Die Einführung eines simplen Single-Flow-Systems würde schwellen, und Non-Response ist ein für Primärstatistiken massive Qualitätsverluste für die Ergebnisse der Außen- charakteristisches Phänomen. Zuschätzungen zu den er- handelsstatistik sowohl auf globaler als auch auf detaillierter hobenen Daten sollen die Vollständigkeit der Daten den- Ebene bedingen und im Weiteren Auswirkungen auf die noch gewährleisten. Aufgrund der unterschiedlichen zeitliche Verfügbarkeit der Ergebnisse sowie auf die Verfüg- Praxis der Mitgliedstaaten hinsichtlich Methodik, Ab- barkeit der Dateninhalte haben. Konkret stellen sich die deckung und Detaillierungsgrad ergeben sich enorme Konsequenzen wie folgt dar: Vergleichbarkeitsprobleme, die in der Praxis weit schwerer • Verzögerungen der Verfügbarkeit: Da Einfuhrdaten aus wiegende Auswirkungen hätten als die unterschiedlichen den spiegelbildlichen Versendungsdaten der Partnerländer Schwellenregelungen. berechnet werden, können die Ergebnisse für Einfuhren • Qualitätsverluste bei Detailergebnissen: Was für Ein- und in weiterer Folge auch Handelsbilanzdaten erst aus- fuhren und Bilanzen auf globaler Ebene zutrifft, wird im gewiesen werden, wenn die ausfuhrseitigen Ergebnisse Detail noch zusätzlich verstärkt; Spiegeldifferenzen im aller Mitgliedstaaten verfügbar sind. In Anbetracht der derzeitigen System sind in der Regel umso größer, je de- teilweise noch immer auftretenden Terminprobleme bei taillierter das Aggregierungsniveau auf Güterebene ana- einigen Mitgliedstaaten bzw. der zu erwartenden Einfüh- lysiert wird. Dies würde bedeuten, dass nationale Ver- rungsschwierigkeiten des Systems bei der Erweiterung der sorgungsbilanzen auf Produktebene qualitativ äußerst EU um neue Mitgliedstaaten stellt dies einen wesent- zweifelhaft wären und die Verwendung der Detailergeb- lichen qualitativen Mangel dar. nisse für Marktbeobachtungen nur mehr sehr schwer • Qualitätsverluste bei Globalergebnissen: Ebenso wie möglich wäre. Die Möglichkeit der Überprüfung und bei der qualitativen Dimension der Pünktlichkeit orien- gegebenenfalls der Korrektur unplausibler Detailergebnis- tiert sich das System auch bei den Eckzahlen der Außen- se wäre eingangsseitig nicht mehr vorhanden; die Statis- handelsstatistik am schwächsten Glied der Kette. Dies tikbehörden hätten keinerlei Möglichkeit mehr, im Fall bedeutet, dass die Qualität der Einfuhr- und Handels- offensichtlicher Falschmeldungen einzugreifen. bilanzergebnisse zur Gänze abhängig ist von der Qualität • Bewertungsprobleme (CIF und FOB): Der in den der Ausfuhrdaten der übrigen Mitgliedstaaten und sich Außenhandelsergebnissen ausgewiesene Statistische Wert zwangsläufig nach unten auf das Niveau des Mitglied- hat bei Ein- und Ausfuhren unterschiedliche Bewertungs- staats mit den qualitativ schwächsten Daten nivelliert. regeln; generell wird er definiert als Wert eines Gutes zum Trotz der Anstrengungen, das Qualitätsniveau der Intras- Zeitpunkt des Grenzübertritts, was einfuhrseitig eine tat-Daten zu steigern, ist ein hinreichender Qualitätsstan- CIF-Bewertung (cost insurance freight) und ausfuhrseitig dard in allen Mitgliedstaaten weder gegenwärtig erreicht eine FOB-Bewertung (free on board) bedeutet. Diese noch kurzfristig zu erwarten. Das potentielle Ausmaß der beiden Bewertungen sind nur bei direkt aneinander gren- mit einem simplen Single-Flow-System verbundenen zenden Handelspartnerländern identisch; je größer die Brüche wird bei Betrachtung der Ergebnisse der immer Distanz zwischen zwei Handelspartnerländern, desto grö- wieder durchgeführten Spiegeldatenvergleiche deutlich; ßer ist die Differenz zwischen den beiden. Bei einem im EU-25-Aggregat ergeben sich beim Vergleich Ein- simplen Single-Flow-System, bei dem zudem die Infor- gänge vs. spiegelbildliche Eingänge für die Berichtsperiode mation über das fakultative Merkmal Lieferbedingungen 05-12/2004 etwa durchschnittliche Differenzen von fehlt, ist eine exakte Bewertung der Einfuhren nicht mög- 3,6%, während diese Differenzen bei einzelnen Ländern lich. im Vergleich zum spiegelbildlichen EU-Aggregat bis • Dreieckshandel: Der neben anderen Faktoren für bilate- 11,4% reichen. rale Asymmetrien in den Ergebnissen verantwortliche • Unterschiedliche Schwellen in den Mitgliedstaaten: systematische Fehler im derzeitigen System, nämlich in- Wenngleich die Europäischen Rechtsgrundlagen Mindest- korrekter Meldungen von Dreiecksgeschäften (Rech- standards für die Festlegung der Schwellen in den Mit- nungs- und Zahlungsfluss über einen „Zwischenhandels- 262 STATISTISCHE NACHRICHTEN 3/2007 AUSSENHANDEL
Mitgliedstaat“, jedoch direkte Warenlieferung), wird einigen Mitgliedstaaten insbesondere für Zwecke der Er- möglicherweise deutlich erhöht. mittlung des Statistischen Wertes erhoben wird. Diese • Geheimhaltung: Entsprechend der Intrastat-Grundver- Information würde eingangsseitig wegfallen. Im Gegen- ordnung werden auf Antrag des Empfängers oder Ver- satz zum Merkmal Ursprungsland wäre Österreich hier- senders und qualifizierte Entscheidung der Statistikbehör- von jedoch nicht betroffen, da diese Variable in Österreich den Intrastat-Detailergebnisse, in denen ein Transakteur nicht erfasst wird. indirekt bestimmbar wäre in solcher Weise veröffentlicht, • Regionale Informationen: Von einigen, insbesondere dass eine solche Identifikation nicht mehr möglich ist. In größeren, Mitgliedstaaten wird die Bestimmungs- bzw. einem Single-Flow-System ergeben sich zwei negative Versendungsregion (Bundesländer, Provinzen o.ä.) zur Effekte: Einerseits gehen aus Gründen der Vertraulichkeit Gewinnung regionaler Außenhandelsdaten erfragt; diese von Versendungsdaten Detailinformationen verloren, die Information wäre nur mehr ausfuhrseitig verfügbar. Eben- im Empfängerland nicht vertraulich wären (z.B. ein Ver- so wie bei den Lieferbedingungen gehört Österreich auch sender - n Empfänger), und andererseits werden Informa- hierbei nicht zu den betroffenen Mitgliedstaaten. tionen veröffentlicht, die im derzeitigen System vertrau- lich sein könnten (z.B. n Versender - ein Empfänger). Konsequenzen für die Datenproduzenten • Verlust der Information über das Ursprungsland bei den Einfuhren: Die einfuhrseitige Variable Ursprungs- Die schwerwiegendste und eindeutig negative Konsequenz land, definiert als das Land, in dem eine Ware entweder eines simplen Single-Flow-Systems für die nationalen Da- zur Gänze erzeugt wurde oder ihre letzte entscheidende tenproduzenten ergibt sich aus der von ihnen in keiner Veränderung erfuhr (bei jenen Gütern, bei denen der Pro- Weise beeinflussbaren oder steuerbaren Abhängigkeit von duktionsprozess auf mehr als ein Land aufgeteilt war), ist den Statistikbehörden der jeweils übrigen 26 Mitgliedstaaten zwar ein fakultatives Erhebungsmerkmal im Intrastat- hinsichtlich der Pünktlichkeit, Vollständigkeit und inhalt- System, wird jedoch von den Datennutzern in zahlreichen lichen Qualität der Daten. Die nationalen Stellen hätten Mitgliedstaaten, darunter auch Österreich, als ein wesent- kaum Möglichkeiten, durch von ihnen gesetzte Maßnahmen liches Merkmal gesehen und auch in Intrastat erhoben. die Qualität der spiegelbildlichen Eingangsdaten in irgend- Die Bedeutung des Merkmals Ursprungsland liegt einer- einer Weise zu beeinflussen. Man kann diese Abhängigkeit seits darin, dass es ein wesentliches Qualitätsmerkmal für ohne Übertreibung durchaus auch als Ausgeliefertsein be- die Bewertung der gehandelten Güter bei Marktanalysen zeichnen. und auch in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist, und andererseits in seiner Wichtigkeit bei der Analyse Sämtliche Ungereimtheiten in den spiegelbildlichen Ein- bilateraler Handelsströmen und damit in Zusammenhang gangsdaten, die im vorangegangenen Abschnitt angeführt stehender Handelsverhandlungen. In einem simplen Sin- wurden, die entweder von den Statistikproduzenten selbst gle-Flow-System wäre diese Information nicht nur für oder von qualifizierten Datennutzern festgestellt werden, EU-Handelsdaten verloren, sondern auf nationaler Ebene könnten entweder nicht oder doch nur in einer sehr lang- auch für den Handel mit Drittstaaten wertlos. Dies ergibt wierigen Prozedur unter Einbindung der Behörden anderer sich insbesondere aus dem statistischen sogenannten Mitgliedstaaten aufgeklärt und wenn überhaupt, dann nur „Rotterdam-Effekt“, der beispielsweise auftritt, wenn mit erheblichen zeitlichen Verzögerungen bereinigt werden. Waren mit dem Ursprungsland Japan in Rotterdam ver- Rückfragen, die die spiegelbildlichen Eingangsdaten betref- zollt und anschließend nach Österreich versendet werden. fen, müssten entweder direkt an die zuständigen nationalen Ohne die Information über das Ursprungsland würden Stellen in den anderen Mitgliedstaaten gerichtet werden diese Produkte in der Österreichischen Außenhandels- oder von der STATISTIK AUSTRIA an diese Stellen wei- statistik den Niederlanden zugeordnet werden, und die tergeleitet werden. bilaterale Handelsbilanz mit Japan wäre verfälscht. Hin- sichtlich des Ausmaßes dieser Verfälschungen wäre an- Diese Situation würde zwangsläufig dazu führen, dass die zumerken, dass solche Geschäfte bei Einfuhren aus Über- nationalen Datenproduzenten sich berechtigterweise wei- seeländern bis zu 50% der Gesamteinfuhren aus diesen gern würden, die inhaltliche Verantwortung für die Ergeb- Ländern ausmachen. nisse auf der Eingangsseite zu übernehmen und dies auch • Statistisches Verfahren: Hierbei handelt es sich ebenfalls klar und transparent bei der nationalen Veröffentlichung der um ein fakultatives Merkmal auf EU-Ebene; diese Infor- Ergebnisse kommentieren würden. Zur Vermeidung des mation ginge verloren. Allerdings könnte sie aus der Kom- Eindrucks einer bruchlosen Vergleichbarkeit mit dem der- bination der Informationen Art des Geschäfts und Waren- zeitigen System würde wohl nicht mehr von „Eingängen“, stromrichtung mit voraussichtlich hinreichender Genau- sondern von „Versendungsmeldungen der Partnermitglied- igkeit geschätzt werden. staaten“ und nicht mehr von der „Handelsbilanz mit der • Lieferbedingungen: Die Lieferbedingungen stellen ein EU“, sondern vom „Saldo österreichischer Versendungen fakultatives Merkmal im Intrastat-System dar, das von mit den Versendungsmeldungen der Partnermitgliedstaaten“ AUSSENHANDEL STATISTISCHE NACHRICHTEN 3/2007 263
➣ AUSSENHANDEL gesprochen werden. Aufgrund der zu erwartenden ausblei- te ein qualifiziertes Single-Flow-System, das einerseits einen benden Akzeptanz der gesunkenen Qualität der Ergebnisse überwiegenden Teil der mit einem Einstromsystem verbun- durch die Datennutzer und die Öffentlichkeit wäre dies die denen Meldeentlastungen beibehält und andererseits die einzige Chance für die nationalen statistischen Stellen, für Nachteile und negativen Konsequenzen eines simplen Sin- Missstände nicht verantwortlich gemacht zu werden, auf die gle-Flow-Systems soweit wie möglich vermeidet bzw. kom- sie keinen Einfluss haben. pensiert, als mittelfristig gangbare Alternative zum derzeiti- gen Intrastat-System in Betracht gezogen werden. Von der Die möglichen Einsparungen durch ein simples Single- Konzeption her kann ein qualifiziertes Single-Flow-System Flow-System auf Seiten der Datenproduzenten werden synonym auch als abgesichertes und erweitertes Single-Flow- durch die Kommission im „Report on the Simplification of System bezeichnet werden. Im Wesentlichen ist ein solches Intrastat“ (EUROSTAT G/2) als wesentlich geringer einge- Modell durch den Wegfall der Erfassung der Eingänge in schätzt als jene, die sich für die Auskunftspflichtigen er- Verbindung mit einer verbindlichen Erweiterung des ver- geben. Begründet wird dieses unproportionale Einsparungs- sendungsseitigen Merkmalskatalogs zur Sicherstellung der potential mit den mit einem Single-Flow-System verbunde- zukünftigen Verfügbarkeit bisheriger eingangsseitiger Glie- nen erhöhten Qualitätsanforderungen auf Europäischer derungsmerkmale in den nationalen Außenhandelsstatisti- Ebene, d.h., EUROSTAT geht davon aus, dass seitens der ken der Mitgliedstaaten, eine auf Partnerfirmen bezogene Mitgliedstaaten ein Großteil jener Ressourcen, die aufgrund anstelle der bisherigen rein auf Partnerländer bezogenen des Wegfalls der Erfassung der Eingänge frei werden, in die Meldung der Transaktionen, eine weitgehende Vereinheitli- Bearbeitung der Versendungen mit dem Ziel einer Quali- chung der Assimilationsschwellen in den Mitgliedstaaten, tätssteigerung investiert wird, um zumindest auf Gemein- die vermehrte Nutzung von Verwaltungsdaten und die Ein- schaftsebene verlässliche Daten über die Handelsströme führung bzw. Weiterentwicklung statistischer Schätz- und sicherzustellen. Modellrechnungsverfahren gekennzeichnet. Konkret wäre ein qualifiziertes Single-Flow-System wie folgt Schlussfolgerungen aufgebaut: Wenngleich die Entlastungseffekte, die ein simples Single- Wegfall der Erfassung der innergemeinschaftlichen Eingänge Flow-System für die Respondenten mit sich bringt, zweifels- Analog zum simplen Single-Flow-Konzept würde auch hier ohne enorm sind, ist seine Einführung aufgrund der oben nur die Versendungsseite erfasst werden. Allerdings muss angeführten Auswirkungen auf die Datenqualität und Da- angemerkt werden, dass eine notwendige Voraussetzung tenverfügbarkeit aus Sicht der Datennutzer schlichtweg ab- hierfür die weitere Verfügbarkeit von Daten der Umsatz- zulehnen. Seitens der mit der Erstellung der Statistiken be- steuervoranmeldung über innergemeinschaftliche Erwerbe auftragten Datenproduzenten wird von der Einführung des ist. Bei einem etwaigen zukünftigen Wegfall dieser Informa- Systems in der hier dargestellten radikalen Form dringendst tionen müsste eine wesentlich reduzierte Eingangsmeldung abgeraten. Die qualitativen Implikationen einer derartigen erfolgen, die konkret die monatliche Summe der inner- Systemumstellung würden eine Publikation von Einfuhr- gemeinschaftlichen Erwerbe in der Gliederung nach Part- und Bilanzdaten in der Außenhandelsstatistik nicht mehr nerfirmen zum Inhalt hätte (ein sogenanntes 1½-Flow-Sys- rechtfertigen, und es müsste seitens der Statistikbehörden tem). Im Vergleich zum derzeitigen System wäre dies noch wie o.a. auch jegliche Verantwortlichkeit für auf diesem Weg immer eine wesentliche Verringerung des Meldeaufwands gewonnene Einfuhrinformationen zurückgewiesen werden. für die Respondenten, da alle weiteren Detailgliederungen Wenn der Wunsch nach einer Entlastung der Respondenten entfallen würden. im Sinne eines Wegfalls der Eingangsmeldungen besteht, sollte ein im Vergleich zur simplen und radikalen Lösung Erfassung der Versendungsseite gegliedert nach Partnerfirmen erweitertes und abgesichertes System, wie es im Folgenden Die derzeitige Erfassung der Versendungsseite nach Bestim- dargestellt wird, als Lösungsalternative in Betracht gezogen mungsländern müsste umgestellt werden auf eine Erfassung werden. nach Partnerfirmen unter Verwendung der EU-weit ein- deutigen UID-Nummer, und diese Informationen müssten auch auf dieser Ebene in den auszutauschenden Spiegeldaten Das Modell eines qualifizierten Single-Flow-Systems verfügbar sein. Eingangsseitig stehen die Versendungsdaten der anderen Mitgliedstaaten somit je österreichischer Modellkonzept Empfängerfirma zur Verfügung und können anhand der Im Gegensatz zum Konzept der Einführung eines simplen Daten der Umsatzsteuervoranmeldung jederzeit auf Voll- Single-Flow-Konzepts, dem Kappen einer Warenstromrich- ständigkeit geprüft werden. Darüber hinaus stellt die firmen- tung und anschließender Substitution durch Spiegeldaten, mäßige Verfügbarkeit der Eingangsdaten eine wesentliche dessen o.a. Nachteile und qualitativen Implikationen zu ei- Voraussetzung für Zuschätzungen unter Verwendung von nem nicht zu rechtfertigenden Qualitätsverlust führen, soll- Umsatzsteuervoranmeldungsdaten und firmenbezogener 264 STATISTISCHE NACHRICHTEN 3/2007 AUSSENHANDEL
Zeitreihendaten bei festgestellten Unvollständigkeiten der basierenden Schätzung der Regionalisierung als Alternative Spiegelinformationen sowie für Rückfragen und Korrektu- in Betracht gezogen werden, da die spiegelbildlichen Ein- ren bei festgestellten Unplausibilitäten der Daten dar. Ge- fuhrdaten diesen Mitgliedstaaten ja firmenbezogen zur Ver- nerell wäre zu sagen, dass die UID-Nummer des Kunden fügung stünden. entsprechend den gesetzlichen Regelungen zwingend beim Lieferanten verfügbar ist und die steuerliche Zusammenfas- Einführung und Erweiterung von Schätz- und sende Meldung als Grundlage des MIAS-Systems in dieser Modellrechnungsverfahren Gliederung erfolgt. Die Verfügbarkeit firmenbezogener spiegelbildlich gewon- nener Eingangsdaten ermöglicht nicht nur die Kontrolle Vereinheitlichung der Schwellenregelungen in den Mitgliedstaaten der Vollständigkeit dieser Meldungen anhand von Sekun- Die bei der Analyse des simplen Single-Flow-Systems an- därinformationen, sondern auch Zuschätzungen zu diesen gesprochene Problematik der unterschiedlichen Vergleich- Daten, die die Vollständigkeit gewährleisten sollen. Als Ba- barkeit der Vollständigkeit der Spiegeldaten kann durch eine sis für diese Schätzungen sollten die spiegelbildlichen Mel- Vereinheitlichung der Schwellenregelungen hinsichtlich der dedaten der versendenden Mitgliedstaaten, nationale Um- Abdeckungsgrade verringert werden. Hierbei handelt es sich satzsteuervoranmeldungsdaten über innergemeinschaftliche jedoch um eine optionale und wünschenswerte Systemver- Empfänge, firmenbezogene Zeitreiheninformationen sowie änderung; bei einer entsprechenden Berücksichtigung unter- gegebenenfalls bei Revisionen zwar verspätet und nur quar- schiedlicher Abdeckungsgrade in den Schätzverfahren könn- talsweise, dafür aber auch spiegelbildlich firmenbezogen ten die negativen Auswirkungen dieser mangelhaften Ver- vorliegende MIAS-Daten dienen. Eingangsdaten für ein gleichbarkeit durch Modellrechnungen minimiert werden. österreichisches Unternehmen, für das (noch) keine Ver- sendungsdaten anderer Mitgliedstaaten verfügbar sind, des- Erfassung des Ursprungslandes auf der Versendungsseite sen innergemeinschaftliche Erwerbe hinsichtlich ihrer Höhe Dies soll die Verfügbarkeit dieses für zahlreiche Mitglied- jedoch aus Steuerinformationen bekannt sind, könnten staaten, darunter auch Österreich, enorm wichtige Merkmal mittels Modellrechnungsverfahren durch die Daten ähn- sicherstellen. Die Verfügbarkeit des Merkmals erscheint in- licher Firmen (gleiche Branche, Umsatzgrößenklasse, ähn- sofern gesichert, als es dem Versender besser bekannt ist als liche Struktur in der Vergangenheit u.dgl.) substituiert dem Empfänger, wodurch in diesem Zusammenhang so- werden. Im Extremfall könnten Daten für die Eingänge aus wohl die bessere inhaltliche Qualität als auch der geringere einem verspätet meldenden Mitgliedstaat auch aus firmen- Aufwand für den Meldepflichtigen bei der versendungssei- bezogenen Zeitreihen temporär substituiert werden, um zu- tigen Erfassung liegen, sodass ein Umstieg eine wesentliche mindest die Verfügbarkeit vorläufiger Globalergebnisse Verbesserung im Vergleich zur derzeitigen Situation bringen sicherzustellen. würde. Im Weiteren sollten Modellrechnungsverfahren, die die Verbindliche Erfassung der Lieferbedingungen Lieferbedingungen berücksichtigen, auch zukünftig die kor- Die versendungsseitige Erfassung der Lieferbedingungen rekte CIF-Bewertung der Eingänge zum Ziel haben. stellt nicht nur die Verfügbarkeit dieses Merkmals in jenen Mitgliedstaaten sicher, die es für nationale Zwecke auswer- ten, sondern verbessert im Weiteren die Möglichkeit einer Konsequenzen für die Respondenten den internationalen Konventionen entsprechenden Dar- Für jene Respondenten, die ausschließlich für die Eingangs- stellung der Statistischen Werte für die Einfuhren in CIF- seite meldepflichtig sind, wären die Konsequenzen hinsicht- Bewertung. Da die Lieferbedingungen Bestandteil des Lie- lich der regelmäßigen Meldungserstellung dieselben wie bei fervertrags sind, sind sie beim Meldepflichtigen jedenfalls einem simplen Single-Flow-System; sie wären befreit. Hin- verfügbar. sichtlich der Rückfragen bei erheblichen Unplausibilitäten, die in den Daten der anderen Mitgliedstaaten festgestellt Partielle Erfassung des Merkmals Bestimmungsregion auf der werden, wären sie jedoch nach wie vor auskunfts- und Versendungsseite kooperationsverpflichtet. Diese wäre die Voraussetzung für die Darstellung regiona- lisierter Einfuhrdaten in einigen Mitgliedstaaten, wenn dies Da es sich bei den zusätzlich versendungsseitig zu erheben- auch in Zukunft gewünscht wird. Aufgrund der eher den Gliederungen und Merkmalen mit Ausnahme der Be- schwierig zu erstellenden Meldung und der Verfügbarkeit stimmungsregion im Zielland durchwegs um leicht und in von Codelisten nur für jene Mitgliedstaaten, die diese der Regel auch EDV-mäßig verfügbare Informationen han- fakultative Variable derzeit erfragen, sollte diese regionale delt, hätten Respondenten, die auch versendungsseitig aus- Gliederung jedenfalls auch nur auf diese Bestimmungs- kunftspflichtig sind, in erster Linie Initialaufwände für die länder eingeschränkt werden. Im Weiteren sollte speziell Adaptierung ihrer Meldeschnittstellen; hinsichtlich der bei dieser Variablen die Möglichkeit einer auf Register laufenden Aufwände würden sich nur geringfügige Erhö- AUSSENHANDEL STATISTISCHE NACHRICHTEN 3/2007 265
➣ AUSSENHANDEL hungen gegenüber der derzeitigen Versendungsmeldung • Unterschiedliche Schätzverfahren in den Mitgliedstaa- ergeben, die aber durch die Einsparungen über den Wegfall ten: Dieser Effekt tritt nicht auf, da die eingangsseitigen der Eingangsmeldung bei weitem mehr als kompensiert Schätzungen im Empfängermitgliedstaat selbst durch- würden. geführt werden können, wobei nur gemeldete Daten aus den spiegelbildlichen Versendungsdaten der übrigen Mit- Respondenten, die ausschließlich für Versendungen melde- gliedstaaten herangezogen werden. pflichtig sind, wären die einzigen Verlierer gegenüber dem • Qualitätsverluste bei Detailergebnissen: Diese sind derzeitigen System, da den o.a. zwar geringfügigen, aber wahrscheinlich schwieriger zu verringern als solche bei doch vorhandenen Ausweitungen keine Einsparungen ge- aggregierten Daten; jedoch können aufgrund der firmen- genüber stünden. Da es sich bei dieser Gruppe einerseits um mäßigen Verfügbarkeit der Spiegeldaten zahlreiche Plau- die kleinste Gruppe der Respondenten handelt (rd. 10% der sibilitäten, im Bedarfsfall auch verbunden mit Rückfragen Auskunftspflichtigen) und andererseits auch in erster Linie bei den Transakteuren im Empfängermitgliedstaat durch- um solche mit eher geringen Umsätzen, die aufgrund des geführt werden. Dadurch wird diese Qualitätsdimension transaktionsbezogenen Aufbaus der Intrastat-Meldung eine im Vergleich zu einem simplen Modell beiweitem über- gewisse Proportionalität zum Meldevolumen aufweisen, schritten und dürfte auf einer Bewertungsskala eher in der wäre diese Benachteiligung jedoch im Hinblick auf die da- Nähe des derzeitigen Systems liegen. mit verbundene Gesamtentlastung der Wirtschaft und die • Bewertungsprobleme (CIF und FOB): Die FOB-be- Vorteile des Konzepts vertretbar. werteten Versendungsdaten der Mitgliedstaaten, die keine gemeinsame Grenze mit dem Empfängermitgliedstaat Hinsichtlich der Vereinheitlichung der Schwellen in den haben, würden durch Modellrechnungsverfahren, vor- EU-Mitgliedstaaten könnten sich geringfügige Änderungen zugsweise unter Berücksichtigung der Lieferbedingungen, der Anzahl der versendungsseitig Auskunftspflichtigen er- CIF bewertet. Die Qualität dieser Anpassungen müsste geben; allerdings würden auch hier die Entlastungen auf der hinsichtlich ihrer Genauigkeit etwa dem derzeitigen Sys- Eingangsseite mögliche Ausweitungen um ein Vielfaches tem entsprechen. kompensieren. • Dreieckshandel: Die Erhöhung des dadurch bedingten systematischen Fehlers kann nicht verhindert werden; unter Heranziehung von MIAS-Informationen wären Konsequenzen für die Datenqualität und die Datennutzer möglicherweise eine Quantifizierung und spezielle Aus- Vorweg wäre anzumerken, dass auch ein qualifiziertes Sin- wertungen für besondere Benutzerbedürfnisse und Ana- gle-Flow-System die derzeitige Qualität wahrscheinlich lysen möglich. nicht zu 100% erfüllen kann; sehr wohl jedoch kann es • Geheimhaltung: Die bei der Analyse eines simplen Sin- systemgefährdende Faktoren und Risiken eines simplen gle-Flow-Systems angeführten Probleme in Bezug auf Ge- Single-Flow-Systems vermeiden und kompensieren oder in heimhaltung ergeben sich zwangsläufig aus einem Ein- einigen Fällen zumindest gering halten. Die verbleibenden stromsystem und können auch bei einem qualifizierten Unsicherheiten und Ungenauigkeiten wären gegenüber System nicht gelöst werden. Diese Nachteile müssten aus dem Vorteil der (auch mit einem solchen System verbunde- Nutzerseite in Kauf genommen werden; zur rechtlichen nen) enormen Entlastungen für die Respondenten abzuwä- Absicherung der Respondenten und Datenproduzenten gen. Im Einzelnen stellen sich die qualitativen Auswirkun- müssten eigene Regeln auf Europäischer Ebene erstellt gen eines erweiterten und abgesicherten Single-Flow-Sys- bzw. bestehende angepasst werden. tems im Vergleich zu jenen des simplen Single-Flow-Sys- • Ursprungsland: Aufgrund der verbindlichen versen- tems wie folgt dar: dungsseitigen Erfassung wäre diese Information für Ein- • Verzögerungen der Verfügbarkeit: Die Lieferverzöge- fuhren weiterhin in zum gegenwärtigen System vergleich- rungen einzelner Mitgliedstaaten könnten zwar auch bei barer Qualität verfügbar. einem solchen System nicht verhindert werden, jedoch • Statistisches Verfahren: Aufgrund der verbindlichen ver- besteht die Möglichkeit, fehlende Daten bei ersten vor- sendungsseitigen Erfassung bzw. der Substitution mittels läufigen Ergebnissen mittels statistischer Verfahren in zu- Kombination der Informationen über Art des Geschäfts mindest für die Eckdaten vertretbarer Genauigkeit zu und Warenstromrichtung wäre diese Information für schätzen. Einfuhren weiterhin in zum gegenwärtigen System ver- • Qualitätsverluste bei Globalergebnissen: Diese würden gleichbarer Qualität verfügbar. durch die o.a. Schätz- und Substitutionsverfahren mini- • Lieferbedingungen: Aufgrund der verbindlichen ver- miert, wenn nicht zur Gänze ausgeschlossen. sendungsseitigen Erfassung wäre diese Information für • Unterschiedliche Schwellen in den Mitgliedstaaten: Einfuhren weiterhin in zum gegenwärtigen System ver- Der Effekt schwellenbedingt unterschiedlicher Ab- gleichbarer Qualität verfügbar. deckungsgrade wird bei einem vereinheitlichten Schwel- • Regionale Informationen: Im Fall einer verbindlichen lensystem wesentlich verringert. partiellen versendungsseitigen Erfassung wäre diese In- 266 STATISTISCHE NACHRICHTEN 3/2007 AUSSENHANDEL
formation für Einfuhren in den Mitgliedstaaten, die re- • umfassende Informationen an Respondenten, Daten- gionale Außenhandelsdaten veröffentlichen, verfügbar. nutzer und die breite Öffentlichkeit. Die Qualität käme allerdings nicht an das derzeitige System heran. Generell wird in diesem Zusammenhang Einsparungsmöglichkeiten wären für die nationalen Daten- auf die Möglichkeit eines Umstiegs auf registerbasierte produzenten im Vergleich zum derzeitigen System abge- Schätzverfahren verwiesen. sehen von den Implementierungsaufwänden auch im lau- fenden Betrieb in Summe kaum vorhanden; die Erleichte- Ein qualifiziertes Single-Flow-System weist im Weiteren rungen für die Respondenten, die sich aus dem Wegfall der einen wesentlichen Vorzug hinsichtlich der Informationsver- Eingangsseite ergeben, gingen großteils zu Lasten der Pro- fügbarkeit auch gegenüber dem gegenwärtigen Zweistrom- duzenten, die durch oben angeführte angeführten Maß- erfassungssystem auf: Aufgrund der nach Partnerfirmen nahmen die Datenqualität der spiegelbildlich gewonnenen vorliegenden Handelsinformationen stellt es (vorbehaltlich Eingangsdaten sicherstellen müssten und zudem mit einem der Verfügbarkeit entsprechender Registerinformationen) durch die zusätzlichen Gliederungsebenen angestiegenen eine wesentliche Datenquelle für zukünftige Auswertungen Datensatzvolumen auf der Versendungsseite konfrontiert des Handels zwischen verbundenen Unternehmen („Intra wären. firm trade“) dar. Schlussfolgerungen Konsequenzen für die Datenproduzenten In einem qualifizierten Single-Flow-System nach o.a. Modell Im Gegensatz zu einem simplen Single-Flow-System, das bleiben die Entlastungseffekte für die Auskunftspflichtigen, durch eine weitgehend passive Rolle der Datenproduzenten die durch den Wegfall der Eingangsmeldungen bedingt sind, hinsichtlich der spiegelbildlichen Eingangsdaten gekenn- erhalten, während die qualitativen Nachteile eines simplen zeichnet ist, kommt ihnen beim gegenständlichen Modell Single-Flow-Konzepts weitgehend vermieden bzw. kom- eine aktive Rolle im Datenproduktionsprozess zu. Aufgrund pensiert werden könnten. Die durch die firmenbezogene der Tatsache, dass sie entsprechende Adaptierungen durch- Erfassung der Versendungen und durch die zusätzlich er- führen können, hochwertige statistische Schätzverfahren fragten Erhebungsmerkmale bei dieser Warenstromrichtung angewendet werden können und gegebenenfalls auch Rück- bedingten Mehraufwände sind als geringfügig zu erachten fragen bei nationalen Empfängern im Zuge von Plausibili- und sind insbesondere im Vergleich zu den mit einem sol- sierungsverfahren möglich sind, kann von ihnen auch bis zu chen Konzept verbundenen Entlastungseffekten als minimal einem gewissen Grad die Verantwortung für die Ergebnisse zu sehen. Selbst wenn bei Wegfall von Umsatzsteuervor- übernommen werden. anmeldungsinformationen über innergemeinschaftliche Er- werbe eine summarische Erfragung der Eingänge notwendig In dieser Rolle als partieller Datenproduzent auch der Ein- werden sollte (1½-Flow-System), wären die Gesamtaufwän- gangsdaten würde für die statistischen Stellen zwar die Er- de der Auskunftspflichtigen noch immer bedeutend geringer fassung und großteils auch die Aufarbeitung der Eingangs- als im gegenwärtigen Intrastat-System. daten entfallen, sie hätten allerdings auch zusätzliche Auf- gaben zu übernehmen: Wenn die Abstriche an Detailqualität der Einfuhr- und Bi- • Aufbau und laufender Betrieb eines modifizierten Sys- lanzdaten sich gegenüber dem derzeitigen System in einem tems der Erfassung und Aufarbeitung der Versendungs- vertretbaren Rahmen hielten, würde ein qualifiziertes Sin- daten; gle-Flow-System somit eine gangbare Alternative darstellen, • Aufbau und laufender Betrieb des Datenaustauschs mit insbesondere im Hinblick auf einen Ausgleich zwischen den den übrigen Mitgliedstaaten (bilateral oder über EURO Interessen der Respondenten nach größtmöglicher Entlas- STAT als zentrale Clearingstelle); tung und jenen der Datennutzer nach höchstmöglicher • Entwicklung und laufende Anwendung von Schätzver- Qualität der statistischen Daten. Die größtmögliche Ent- fahren, die die Rechtzeitigkeit, weitgehende inhaltliche lastung der Respondenten und die mit einem solchen Sys- Qualität und Vollständigkeit der spiegelbildlichen Ein- tem verbundene prioritäre Verwendung von Verwaltungs- gangsdaten sicherstellen; daten und statistischen Schätzverfahren gehen im Übrigen • Entwicklung und regelmäßige Durchführung von Plau- konform mit den Intentionen des Bundesstatistikgesetzes sibilitätsverfahren für die spiegelbildlichen Eingangs- 2000. daten; • Entwicklung und laufende Anwendung der mit dem Die firmenbezogene Erfassung der Versendungen und die System der Außenhandelsstatistik konformen CIF Be- damit verbundene Möglichkeit von Datenprüfungen und wertung der spiegelbildlichen Eingänge; Schätzungen in den Empfängermitgliedstaaten sowie die • Adaptierung der Publikationsschienen und Metainforma- versendungsseitige Erfassung des Ursprungslandes werden tionen; im Weiteren seitens der Kommission in ihrem „Report on AUSSENHANDEL STATISTISCHE NACHRICHTEN 3/2007 267
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