BIX 2019 Belastung transparent mach Bürokratie abbauen - en, KBV

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BIX 2019 Belastung transparent mach Bürokratie abbauen - en, KBV
BIX          DER BÜROK
                                                  R ATIEINDE
                                                             X

                         2019         FÜR DIE
                                      VERSORGU
                                              V ER T
                                                  NG
                                                     R AGSÄRZT
                                                               LICHE

www.fh-mittelstand.de
www.kbv.de

                                                      t m a c h e n ,
                                 g  t r a n s p a ren
                        Belastun              u e n .
                                  e  a  b b a
                        Bürokrati
BIX 2019 Belastung transparent mach Bürokratie abbauen - en, KBV
IMPRESSUM

Dieser Bericht wurde erarbeitet von
Prof. Dr. Volker Wittberg,
Fachhochschule des Mittelstands (FHM)
RA Hans-Georg Kluge,
Staatssekretär a.D., Landrat a.D.,
Röttgen, Kluge & Hund PartG mbB
RA Heiko Rottmann,
Röttgen, Kluge & Hund PartG mbB
Elisa Goldmann MBA,
Fachhochschule des Mittelstands (FHM)    Layout
                                         www.artisan-berlin.de
Herausgeberin
Kassenärztliche Bundesvereinigung        Druckerei
Dezernat Versorgungsmanagement –         www.kerndruck.de
Sicherstellung und Versorgungsstruktur
Aufgabenbereich Bessere Regulierung      Bildnachweise
Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin      Titelbild: © Istockphoto/EasyBuy4u
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                                         Seiten 24, 25, 27: KBV
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                                         Stand
                                         November 2019
BIX 2019 Belastung transparent mach Bürokratie abbauen - en, KBV
Inhalt

           Management                            Niederlassungshemmnis
 1         Summary
           Seite 2
                                       5         Bürokratie
                                                 Seite 20

                                           5.1   Status Quo Niederlassung Seite 21
           Ziel und Methode des
 2         Bürokratieindex
           Seite 4
                                           5.2

                                           5.3
                                                 Niederlassungshemmnisse Seite 23

                                                 Blick in die Praxis – Bürokratische Hürden bei
                                                 der Niederlassung Seite 24
     2.1   Bürokratiekostenkontrolle
           und -begrenzung durch
           den Bürokratieindex                   Schlussfolgerungen

     2.2
           Seite 5
           Methodisches Vorgehen
                                       6         der KBV
                                                 Seite 28
           Seite 6

           Ergebnis
                                                 Vorschläge der KBV
 3         Bürokratieindex 2019
           Seite 8                     7         zum Bürokratieabbau
                                                 Seite 30
     3.1   Index im Überblick
           Seite 9
     3.2   Be- und Entlastungen
           im Detail Seite 10

           Aktuelle Belastung
 4         durch Bürokratiekosten
           Seite 14

     4.1   Aufwände nach
           Themenbereichen Seite 15
     4.2   Aufwände in Stunden
           und Kosten Seite 16
     4.3   Die Top-25-Informations-
           pflichten Seite 16

                                                                           BÜROKRATIEINDEX 2019 SEITE 1
BIX 2019 Belastung transparent mach Bürokratie abbauen - en, KBV
1               Management
                      Summary

                                        Die Kassenärztliche Bundesvereinigung       58 Millionen Nettoarbeitsstunden Ge-
                                        (KBV) und die Fachhochschule des Mit-       samtaufwand auf 55,6 Millionen im Jahr
                                        telstands (FHM) legen hiermit den vier-     der ersten Erhebung 2016 stiegen die Bü-
                                        ten Bericht über die Entwicklung der        rokratielasten in den beiden letzten Jah-
                                        durch die gemeinsame Selbstverwal-          ren 2017 und 2018 wieder moderat an,
                                        tung im Gesundheitswesen verursach-         während im Berichtsjahr 2019 nun er-
                                        ten Bürokratiebelastung für niederge-       neut eine deutliche Reduzierung ver-
                                        lassene Ärzte und Psychotherapeuten1        zeichnet werden konnte.
                                        vor. Die FHM hat auf Basis des Projektes
                                        „Mehr Zeit für Behandlung“ des Natio-       2019 konnte ein Rückgang um 1,93 Pro-
                                        nalen Normenkontrollrates und des Sta-      zent zum Vorjahr auf nun rund 55 Milli-
                                        tistischen Bundesamtes aus dem Jahr         onen Nettoarbeitsstunden festgestellt
                                        2013 den Bürokratieindex (BIX) entwi-       werden, was durchschnittlich einer um
                                        ckelt, mit dem die bürokratische Belas-     einen Tag reduzierten Gesamtbelastung
                                        tung für die vertragsärztlichen Praxen      pro Praxis entspricht, die allein durch
                                        jährlich ermittelt und kontrolliert wird.   Informationspflichten der gemeinsamen
                                                                                    Selbstverwaltung auf Bundesebene be-
                                        Die Entwicklung der Bürokratiekosten        gründet sind. Hinzu kommen Aufwände
                                        verläuft dabei uneinheitlich. Nach ei-      aufgrund von Bundes- und Landesge-
                                        nem deutlichen Rückgang der Belastung       setzen sowie Vorgaben der Kassenärztli-
                                        für die Praxen um fast 5 Prozent            chen Vereinigungen und Kommunen.
                                        zwischen dem Basisjahr 2013 mit über
                                                                                    Die grundsätzlich weiterhin sehr hohe
                                                                                    bürokratische Belastung in den Praxen
                                                                                    stellt ein beachtliches Problem und
                                                                                    auch ein zentrales Niederlassungs-
                                                                                    hemmnis für junge Mediziner dar, für
                                                           r
                                n nte   e in  Rückgang de                           die die inhabergeführte eigene Praxis
                      2019 ko                  3 Prozent zum                        als Berufsziel damit an Attraktivität
                                 g  u m    1,9
                      Belastun
                                                                                    verloren hat.2
                                                        en
                            h r a uf  ru  n d 55 Million
                      Vorja                   den festge-
                              r be its  stu  n
                      Netto­a
                                      n.
                      stellt werde

SEITE 2 BÜROKRATIEINDEX 2019
BIX 2019 Belastung transparent mach Bürokratie abbauen - en, KBV
n
                                                                            a n n t e n  b  ü rokratische
                                                                      bek                                  b
                                                        Neben den              g u lä  r e n P raxisbetrie
                                                                       im re
                                                        Aufwänden             n d e r e  bürokratisc
                                                                                                       he
                                                                     b  e s o
                                                        werden ins            ic herheiten im
                                                                     d  U n s                              nd
                                                        Hürden   u n
                                                                              h r e n  a  ls s ehr belaste
                                                                      verfa
                                                        Zulassungs             h a s e  empfunden
                                                                                                      .
                                                                       d e r p
                                                        für die Grün
Die KBV und die FHM haben in Work-
shops mit neu Niedergelassenen diese
Probleme näher beleuchtet und festge-
stellt, dass neben den bekannten büro-
kratischen Aufwänden im regulären
Praxisbetrieb insbesondere bürokrati-
sche Hürden und Unsicherheiten im
Zulassungsverfahren als sehr belastend
für die Gründungsphase empfunden
werden. Vereinfachungen bei der Zulas-
sung, dem Verordnungsmanagement
und bei der Abrechnung wurden von
jungen Medizinern und Psychothera-
peuten gewünscht, um die Belastungen
für Praxisgründer wirksam zu
reduzieren.

1) Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit
wird auf die geschlechtsspezifische Schreibweise
verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen
sind geschlechtsneutral und beziehen sich auf
Angehörige aller Geschlechter.
2) Vgl. KBV, online-Artikel „Arztzeitmangel“ abrufbar
unter www.kbv.de/html/themen_38343.php.

                                                                                           BÜROKRATIEINDEX 2019 SEITE 3
BIX 2019 Belastung transparent mach Bürokratie abbauen - en, KBV
2                Ziel und Methode
                      des Bürokratieindex

                                                                    Methode

                                  Ziel
                                                                 Auf der Grundlage des
                                                               bewährten Standardkosten-
                             Die jährliche Messung der Bü-     Modells (SKM) wird der in
                           rokratielasten für Vertragsärzte    den Praxen anfallende büro-
                           und -psychotherapeuten und          kratische Aufwand, der durch
                           ihre Sichtbarmachung im             Informationspflichten auf-
                           Bürokratieindex (BIX) dient der     grund von Regelungen der
                           Verbesserung der Transparenz        gemeinsamen Selbstverwal-
                           und mittelbar der effektiven        tung verursacht wird, ermittelt
                           Kontrolle der Bürokratielasten.     und die Entwicklung der Be-
                           Der Index liefert für Entscheider   lastung im Bürokratieindex
                           der Gesundheitspolitik wichtige     veranschaulicht.
                           Informationen für eine bessere
                           Regulierung und Begrenzung
                           sowie Reduzierung der Belas-
                           tung für Ärzte und Psychothera-
                           peuten.

                                                                                                    r
                                                                     ü ro k  ra tie  b elastung fü
                                                               Die B                    Ärzte und
                                                                      g  e la s s e n e
                                                               nieder                  te n bewegt
                                                                            e ra p e  u
                                                               Psychoth
                                                                    se it Ja  h r en auf einem
                                                               sich                                ie
                                                                     n N  iv e  au  , behindert d
                                                               hohe                                    n
                                                                          r  u n d   m it den Patiente
                                                               Arbeit fü                 vantes Hinder
                                                                                                       -
                                                                          t  e in  r ele
                                                               und stell                in d ie Zulassun
                                                                                                         g
                                                                                 W  e g
                                                               nis auf dem
                                                                                Praxis dar.
                                                               und eigene

SEITE 4 BÜROKRATIEINDEX 2019
BIX 2019 Belastung transparent mach Bürokratie abbauen - en, KBV
2.1                   Bürokratiekostenkontrolle und -begrenzung
                      durch den Bürokratieindex

Die Bürokratiebelastung für niederge-       mation für eine bessere Regulierung        3) Vgl. im Einzelnen zur Entwicklung Kapitel 3,
lassene Ärzte und Psychotherapeuten         und Normsetzung dar. Vor dem Hinter-       S. 8 ff.
                                                                                       4) Zum Themenschwerpunkt Bürokratie als
bewegt sich seit Jahren auf einem hohen     grund dieser Informationen ist es umso
                                                                                       Niederlassungshemmnis vgl. Kapitel 5, S. 20 ff.
Niveau,3 behindert die Arbeit für und       wichtiger, bei jeder Normsetzung bereits   5) Siehe dazu Fachhochschule des Mittelstands,
mit den Patienten und stellt ein relevan-   von vorneherein die verursachten Büro-     Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kassenärztliche
tes Hindernis auf dem Weg in die Zulas-     kratielasten unbedingt mit zu beden-       Vereinigung Westfalen-Lippe, Belastung transparent
sung und eigene Praxis dar. 4               ken, um eine bessere Rechtsetzung in       machen, Bürokratie abbauen, BIX 2016, Kapitel 6,
                                                                                       S. 24.
                                            der gemeinsamen Selbstverwaltung zu
                                                                                       6) Statistisches Bundesamt/Nationaler Normen-
Eine wertvolle Hilfe für eine effektive     erreichen.                                 kontrollrat, gemeinsam mit der Kassenärztlichen
Bürokratie- und auch Kostenkontrolle                                                   Bundesvereinigung (KBV), der Kassenzahnärztlichen
ist dabei zunächst eine Messung der bü-     Der Bürokratieindex (BIX) für Vertrags-    Bundesvereinigung und Bundeszahnärztekammer
rokratischen Belastung für Vertragsärz-     ärzte und -psychotherapeuten wurde         (KZBV/BZÄK) sowie dem GKV-Spitzenverband (GKV-
                                                                                       SV), Mehr Zeit für Behandlung, Vereinfachung von
te und -psychotherapeuten und eine          von der FHM analog zum Bürokratiekos-      Verfahren und Prozessen in Arzt- und Zahnarztpra-
Analyse der Entwicklung über mehrere        tenindex des Statistischen Bundesamtes     xen, Abschlussbericht August 2015.
Jahre.                                      (BKI) konzipiert, mit dem die Bundesre-
                                            gierung die Bürokratiekosten für die
Bereits zum vierten Mal seit 2016 führen    Wirtschaft seit 2012 misst und kontrol-
die KBV und die Fachhochschule des          liert.5
Mittelstands daher zur Kontrolle und
Bestandsaufnahme eine Bürokratiemes-        Der BIX schreibt die durch das Statisti-
sung in den Praxen durch und bilden         sche Bundesamt (Destatis) und den Na-
den dort anfallenden bürokratischen         tionalen Normenkontrollrat (NKR) im
Aufwand durch den Bürokratieindex           Jahre 2015 vorgelegte Untersuchung
(BIX) ab, um zu mehr Bewusstsein und        „Mehr Zeit für Behandlung“ 6, die als
Aufmerksamkeit für die Problematik          Nullmessung und Ausgangspunkt
durch die nötige Transparenz und Infor-     dient, für den Bereich der Selbstverwal-
mation beizutragen. Der Bürokratiein-       tung auf Bundesebene kontinuierlich
dex gibt Hinweise darauf, ob und in         fort und ermöglicht so eine Vergleich-
welchem Umfang das Ziel des Bürokra-        barkeit und fortlaufende jährliche Büro-
tieabbaus im vertragsärztlichen Bereich     kratiekostenkontrolle bezogen auf das
tatsächlich erreicht wird, und stellt da-   Basisjahr 2013 (=Index 100).
mit für Entscheider eine wichtige Infor-

                                                                                          g ib t  H in w eise darauf,
                                                                              tieindex                           s
                                                                 Der Bürokra em Umfang das Ziel de
                                                                              elch                    gsärztlichen
                                                                 ob und in w          s im  ve  rtr a
                                                                              bbau
                                                                 Bürokratiea         c h err e icht wird, u
                                                                                                              nd
                                                                                ch li
                                                                 Bereich tats
                                                                              ä
                                                                                          h e id  er  eine wichtige
                                                                              für Entsc                          ng
                                                                 stellt damit         ine b e s s e re Regulieru
                                                                               für e
                                                                 Information
                                                                             etzung dar.
                                                                 und Norms

                                                                                                        BÜROKRATIEINDEX 2019 SEITE 5
BIX 2019 Belastung transparent mach Bürokratie abbauen - en, KBV
2.2                   Methodisches Vorgehen

Messung des Aufwands aus                  und seiner Anlagen sowie Richtlinien       heterogenen und damit schwer abbild-
Informationspflichten mit dem             des Gemeinsamen Bundesausschusses          baren Vorgaben auf der Landes- bzw.
Standardkosten-Modell (SKM)               (G-BA) auf Änderungen der bestehen-        KV-Ebene entstehen, nicht berücksich-
                                          den Informationspflichten und neue         tigt werden.
Die Messung und Ausweisung von            Informationspflichten hin überprüft.
Bürokratiekosten erfolgt in dieser Stu-   Hierbei wurden alle Änderungen be-         7) Ausf. zum Standardkostenmodell: Statistisches
die auf der Grundlage des bewährten       rücksichtigt, die bis zum 31.03.2019       Bundesamt, Einführung des Standardkosten-Modells
                                                                                     – Methodenhandbuch der Bundesregierung, Version
Standardkosten-Modells (SKM)7; die-       beschlossen wurden und bis zum
                                                                                     1.2006.
ses in den Niederlanden entwickel-        30.09.2019 in Kraft getreten sind.         8) Vgl. ausführlich zum Konzept und zur Definition
te Verfahren ist bereits in mehreren                                                 von Informationspflichten Statistisches Bundesamt/
europäischen Ländern zur Messung          Nicht betrachtet wurden hingegen Infor-    Nationaler Normenkontrollrat, a.a.O. Kapitel 4.1.,
von Bürokratielasten etabliert und        mationspflichten, die durch die Bundes-    S. 25 ff.
                                                                                     9) Aus der Bundesgesetzgebung resultierende
wird eingesetzt, um sogenannte In-        gesetzgebung begründet sind,9 wodurch
                                                                                     Informationspflichten werden durch den Bürokratie-
formations- und Berichtspflichten zu      Mehrfacherfassungen von gesetzgebe-        index BKI abgebildet; siehe www.destatis.de/DE/
erfassen, die den Normadressaten          rischen Aktivitäten auf Bundesebene        ZahlenFakten/Indikatoren/Buerokratiekosten/
durch gesetzliche und untergesetz-        vermieden werden. Ferner können die        Aktuell_Buerokratiekostenindex.html
liche Normen auferlegt werden.            Bürokratielasten, die durch die zum Teil

Informationspflichten8 stellen einen
klar abgegrenzten Bereich der büro-
kratischen Belastungen dar, nämlich                                     Informationspflichten
unmittelbare und mittelbare Informa-                                    im Detail
tionstransfers, zu denen die Norm-
adressaten wie z.B. Unternehmen oder
in diesem Falle niedergelassene Ärzte
und Psychotherapeuten durch den Staat         In der Untersuchung                    In der Untersuchung
verpflichtet werden. Insbesondere erge-       betrachtet:                            NICHT betrachtet:
ben sich für sie aus formellen Gesetzen
oder aus Regelungen der gemeinsamen
                                                Informationspflichten aus               Bundesgesetzliche Vorgaben
Selbstverwaltung Berichts-, Doku-
                                              dem Verantwortungsbereich                 Zahnärztliche Informations-
mentations- oder Antragspflichten wie
                                              des Gemeinsamen Bundesaus-             pflichten
zum Beispiel Genehmigungsanträge,
Bescheinigungen, Verordnungen so-
                                              schusses (G-BA)
                                                                                        Ärztliche und psychotherapeu-
wie Statistiken, Nachweise etc., deren          Informationspflichten aus            tische Leistungen für privat ver-
Zeit- bzw. Kostenaufwand für die Studie       dem Bundesmantelvertrag-               sicherte Patienten
durch Befragungen ermittelt werden.           Ärzte (BMV-Ä) sowie den
                                                                                        Informationspflichten, die über-
                                              Anlagen
                                                                                     wiegend Fachärzte mit geringem
Auswahl der Informationspflichten               Informationspflichten aus            oder keinem Kontakt zu Patienten
                                              Regelungen im Verantwor-               (zum Beispiel Bereich Labormedi-
Die FHM-Studie BIX 2019 ist wie in den        tungsbereich der Bundes-
Vorjahren fokussiert auf die durch die
                                                                                     zin) betreffen
                                              ärztekammer (BÄK)
gemeinsame Selbstverwaltung in ihrem                                                    Informationspflichten, die aus
eigenen Verantwortungsbereich auf               Informationspflichten aus            regionalen Regelungen im Verant-
Bundesebene veranlassten Informati-           Vereinbarungen zwischen                wortungsbereich von KVen oder
onspflichten für niedergelassene Ärzte        KBV und sonstigen Kosten-              Landesärztekammern resultieren
und Psychotherapeuten. Insbeson-              trägern (zum Beispiel
                                                                                        Regelungen auf Landes- und
dere wurden alle Novellierungen des           Unfallversicherung, Polizei,
                                                                                     kommunaler Ebene
Bundesmantelvertrages-Ärzte (BMV-Ä)           Bundeswehr)

SEITE 6 BÜROKRATIEINDEX 2019
BIX 2019 Belastung transparent mach Bürokratie abbauen - en, KBV
Folgende wesentliche Anpassungen von        gen, wurden die Fallzahlen der betroffe-
                                            Daten wurden in diesem Berichtsjahr         nen Informationspflichten rückwirkend
                                            vorgenommen:11                              ab 2017 angepasst.

                                            Auf der Grundlage von Prüfungen der         Den Fallzahlen der Informationspflich-
                                            Zeitwerte einzelner Informationspflich-     ten bei den Präventionsempfehlungen
                                            ten konnten diese zum Teil angepasst        lagen bisher Vorabschätzungen des
                                            und somit ein realitätsnäheres Gesamt-      G-BA im Zusammenhang mit der Reform
                                            ergebnis erreicht werden. Um die Ver-       der Präventionsrichtlinie13 zu Grunde,
                                            gleichbarkeit der Daten zu gewährleis-      die nun durch aktuelle Fallzahlen er-
                                            ten, mussten Anpassungen auch               setzt werden konnten und rückwirkend
                                            rückwirkend vorgenommen und                 ab 2017 angepasst wurden.
                                            Vorjahreswerte korrigiert werden.
                                                                                        Um die durch die Anpassungen der
                                            So konnten etwa durch Nachmessungen         Lohnkostentabelle des Statistischen
Erhebung der Zeitwerte und                  bei den Disease-Management-Program-         Bundesamtes im Jahr 2017 in absoluten
Fallzahlen sowie notwendige                 men (DMP) die Zeitwerte für die Doku-       Zahlen hervorgerufenen Steigerungen
Anpassungen                                 mentation aktualisiert werden. Bisher       der Lohnkosten aus dem Index heraus-
                                            wurde für die DMPs der Schätzwert aus       zuhalten, wurde, wie auch im vergange-
Basis der Erhebung sind die zeitlichen      der Bestandsmessung der Bundesregie-        nen Berichtsjahr14, für die Indexierung
Aufwände für die Erfüllung von Infor-       rung aus dem Jahr 2007 verwendet. Da        der Bürokratiekosten auf die Bildung ei-
mationspflichten, die im Rahmen des         die DMPs inzwischen weiterentwickelt        nes Kettenindexes auf Basis der alten
Projektes „Mehr Zeit für Behandlung“        worden sind, bildete dieser Wert nicht      Tarife zurückgegriffen. Für die Betrach-
durch das Statistische Bundesamt ge-        mehr den aktuellen Aufwand ab. Durch        tung der absoluten Werte werden die ak-
messen wurden. Für neue Informations-       die Nachmessung konnte die zeitliche        tuellen Lohnkosten gemäß Tabelle ver-
pflichten wurden Ex-ante-Abschätzun-        Belastung realitätsnäher abgebildet         wendet. Dieses Vorgehen orientiert sich
gen nach den Vorgaben des                   werden; die Anpassung der Zeitwerte er-     an der Methodik des Statistischen Bun-
Methodenhandbuches der Bundesregie-         folgte nun rückwirkend ab 2013.             desamtes.
rung10 durchgeführt. Für Informations-
pflichten aus den Richtlinien des Ge-       Im Zusammenhang mit der Reform der          10) Statistisches Bundesamt, Einführung des Stan-
meinsamen Bundesausschusses (G-BA)          Psychotherapie-Richtlinie zum               dardkosten-Modells – Methodenhandbuch der
                                                                                        Bundesregierung, Version 1.2006.
wurden die Zeitwerte der dort durchge-      1.4.201712 wurden die Zeitwerte und
                                                                                        11) Hinsichtlich der methodischen Anpassungen wird
führten Ex-ante-Abschätzungen über-         Fallzahlen von zu erwartenden Belas-        ergänzend auf den Anhang zum Bericht verwiesen;
nommen. Für die Ermittlung aktueller        tungen durch den G-BA seinerzeit zu-        abrufbar unter www.kbv.de/html/bix.php
Fallzahlen wurde sowohl auf KBV-inter-      nächst über Ex-ante-Abschätzungen           12) Vgl. zur Reform der Psychotherapie-Richtlinie
ne als auch auf veröffentlichte Daten zu-   ermittelt. Durch Expertengespräche und      bereits den Exkurs in: Fachhochschule des Mittel-
                                                                                        stands, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Belas-
rückgegriffen. Hierbei wurden die je-       Messungen konnten inzwischen aktuel-
                                                                                        tung transparent machen, Bürokratie abbauen, BIX
weils aktuellsten Daten herangezogen.       le Zeitwerte ermittelt werden, so dass      2017, Kapitel 3.2., S. 14 und den Exkurs in diesem
Durch den zeitlichen Abstand zwischen       die Zeitwerte für die Informationspflich-   Bericht Kap. 3.2, S. 13.
Erhebung und Veröffentlichung von Da-       ten „Antrag auf Fortsetzung der Be-         13) Vgl. zur Reform und den erwarteten Auswirkun-
ten werden Änderungen im Bürokratie-        handlung“ und „Anzeige Akutbehand-          gen des seit 2017 geltenden Präventionsgesetzes
                                                                                        bereits den Bericht von 2017, Fachhochschule des
index teilweise erst mit Verzug deutlich,   lung“ rückwirkend ab 2017 angepasst
                                                                                        Mittelstands et al., BIX 2017, Kapitel 3.2., Exkurs
was sich leider nicht verhindern lässt.     wurden. Die Fallzahlen der im Rahmen        S. 13.
                                            der Reform geänderten oder neu einge-       14) Vgl. Fachhochschule des Mittelstands , Kassen-
                                            führten Informationspflichten wurden        ärztliche Bundesvereinigung, Belastung transparent
                                            zunächst abgeschätzt. Da nun Fallzah-       machen, Bürokratie abbauen, BIX 2018, Kapitel 2.2., S. 9.

                                            len aus den Abrechnungsdaten vorlie-

                                                                                                           BÜROKRATIEINDEX 2019 SEITE 7
BIX 2019 Belastung transparent mach Bürokratie abbauen - en, KBV
3                 Ergebnis
                      Bürokratieindex 2019

                                          Abb. 1

                                             BÜROKRATIEINDEX 2013 – 2019
       Der Bürokratieindex 2019
     im Bereich der ärztlichen                101
                                                     100
     Selbstverwaltung ist auf                 100
     94,87 Punkte gesunken                     99
     (bei Betrachtung nach Net-
     tostunden; 2018: 96,74                    98
     Punkte). Damit fallen ins-                97
                                                                                                   96,74
     gesamt rund eine Million
                                               96
     Stunden Bürokratieauf-                                                       96,14
     wand weniger an als 2018.                 95                 95,83
                                                                                                                         94,87
                                               94

                                                                                                                 Index 2019
                                                                                                                Nettostunden

Der Bürokratieindex zeigt die Verände-
rungen der bürokratischen Gesamtbe-
lastung für Vertragsärzte und -psycho-    Abb. 2

therapeuten auf, indem er – an der
Nettostunden- bzw. Nettokostenbelas-
                                             BÜROKRATIEKOSTENINDEX 2013 – 2019
tung des Basisjahres 2013 orientiert
(Nullmessung mit Index 100) – die aktu-
                                            100,5
ell gemessene Bürokratiebelastung                      100
durch die Informationspflichten der          100
gemeinsamen Selbstverwaltung dazu in        99,5
Beziehung setzt.
                                              99                                     98,74
                                                                                                        98,60
                                            98,5

                                            97,5
                                                                          97,40
                                              97
                                                                                                                       96,89
                                            96,5

                                              96
                                                     Index 2013    Index 2016      Index 2017    Index 2018       Index 2019
                                                    Nettokosten   Nettokosten     Nettokosten   Nettokosten      Nettokosten

SEITE 8 BÜROKRATIEINDEX 2019
3.1
Index im Überblick
Im Vergleich zum Vorjahr ist es bei            Betreuung“ als drittgrößte Entlastung           15) Bei der Nettoberechnung werden sog. Sowieso-
162 Informationspflichten zu höheren           einen erheblichen Anteil. Allerdings blei-      Kosten für Maßnahmen, die von Ärzten/Psychothe-
                                                                                               rapeuten als originäre Tätigkeit auch durchgeführt
Bürokratiebelastungen aufgrund von             ben unter den Top-Belastungen auch
                                                                                               werden müssten, wenn keine rechtliche Informati-
Erhöhungen bei den Fallzahlen bzw.             2019 vor allem solche Informationspflich-       onspflicht bestünde (z.B. das Erheben und die
Zeitwerten gekommen, bei 125 Informa-          ten an der Spitze, die durch Ärzte und          Dokumentation von Befunden oder die Beratung
tionspflichten hat sich der Aufwand ver-       Psychotherapeuten (hauptsächlich)               von Patienten), nicht einbezogen. Vgl. zur Metho-
ringert und bei 123 Informationspflich-        selbst zu erledigen und nicht (oder nur         dik: Fachhochschule des Mittelstands et al., Bericht
                                                                                               2016, Kap. 4.2, S. 10 m.w.N.
ten ist der Aufwand konstant geblieben         zum geringeren Teil) delegierbar sind:
                                                                                               16) Vgl. auch Hinweis zur Bildung des Indexes in
bzw. liegen noch keine Fallzahlen über         Dies gilt für die „Auskünfte an Kranken-        Kapitel 2.2., S. 7.
null vor. Im Berichtsjahr 2019 sind 29 In-     kassen und MDK auf vereinbarten Vor-            17) Vgl. im Einzelnen zu den Top-Entlastungen
formationspflichten hinzugekommen              drucken“, die „Bescheinigung der Ar-            Kapitel 3.2., S. 10.
und 15 wurden abgeschafft.                     beitsunfähigkeit auf Muster 1 und
                                               Prüfung genaue Umstände und Ausnah-
Der Bürokratieindex ist an der Netto-          metatbestände“ oder auch die „Verord-
stundenbelastung15 orientiert und zeigt        nung Krankenbeförderung“.
gegenüber dem Vorjahr einen signifi-
kanten Rückgang der Bürokratiebelas-           Insgesamt bleibt die Aufteilung der büro-
tung für Vertragsärzte und -psychothe-         kratischen Lasten im Binnenverhältnis
rapeuten an, und zwar indexiert von            zwischen Ärzten und Medizinischen
96,74 Punkten 2018 auf 94,87 Punkte            Fachangestellten (MFA) (s. Abbildung 3)
2019. Dies bedeutet in absoluten Zahlen        im Vergleich zu den Vorjahren konstant.
eine Reduktion um ca. 1,93 Prozent bzw.
eine Einsparung von insgesamt rund ei-
ner Million Netto-Arbeitsstunden (Abbil-           Abb. 3
dung 1).
                                                      AUFTEILUNG AUFWAND 2019
Unter Berücksichtigung der Lohnkosten                 ARZT, PSYCHOTHERAPEUT, MFA
zeigt sich ein ähnliches Bild (Abbildung 2):          NETTOSTUNDEN IN PROZENT
Der Bürokratiekostenindex geht eben-
                                                                     6,30
falls zurück, von 98,60 Punkten 2018 auf
nunmehr 96,89 Punkte 2019. Damit redu-
zieren sich die Bürokratiekosten für die            62,84                              30,86
Praxen um rund 41 Millionen Euro.16
An der Entlastung bei den Ärzten selbst
haben u.a. der Wegfall von für den Arzt
sehr zeitintensiven Pflichten wie z.B. das
„Ausfüllen und Archivieren Muster 30“
als der Top-Entlastung in diesem Jahr17
oder der „Bestätigung psychosoziale

                                                                                                      Arzt/Psychotherapeut (hohe Qualifikation)
                                                                                                      MFA (niedrige und mittlere Qualifikation)
                                                                                                      gemischt

                                                                                                                BÜROKRATIEINDEX 2019 SEITE 9
3.2                   Be- und Entlastungen im Detail

Folgende Top 5 Be- und Entlastun-          geschrieben“ werden müssen, die in der      die Einführung dieser Formulare even-
gen (Abbildung 4, S. 11) haben sich        Vergangenheit gar keine Bescheinigung       tuell sogar eine leichte Reduzierung der
entscheidend auf die Entwicklung           benötigt haben. Dies bedeutet auch eine     Belastung erreicht.
des Bürokratieindex ausgewirkt und         entsprechende Zunahme des damit ein-
werden daher näher betrachtet:             hergehenden bürokratischen Aufwands         5. Begründungspflicht
                                           in den Praxen um über 31.000 auf 4,96       Gebührenordnungspositionen
                                           Millionen Stunden.
Belastungen                                                                            Bei einigen Gebührenordnungspositio-
                                           3. Verordnung von                           nen (GOP) des Einheitlichen Bewer-
Der hauptsächliche Treiber für den An-     Krankenbeförderung                          tungsmaßstabes (EBM) müssen die Nie-
stieg des Bürokratieaufwands sind auch                                                 dergelassenen in bestimmten
in diesem Jahr die steigenden Fallzah-     Auch bei der Verordnung von Kranken-        Konstellationen eine Begründung ange-
len bei vielen Informationspflichten.      beförderung ist die jährliche Fallzahl      ben, um diese abrechnen zu können.
Hierbei handelt es sich in der Regel um    leicht um ca. 0,8 Prozent gestiegen,        Dies ist beispielsweise der Fall, wenn
Informationspflichten, die sehr hohe       was aber angesichts der insgesamt           eine GOP mit einer anderen zusammen
Fallzahlen aufweisen. Auch ein prozen-     sehr hohen Fallzahl von über 50 Millio-     abgerechnet werden soll oder eine defi-
tual gesehen geringer Anstieg bedeutet     nen in absoluten Zahlen einen erhebli-      nierte Abrechnungsfrequenz überschrit-
hier in absoluten Zahlen einen starken     chen Anstieg der zeitlichen Aufwände        ten oder die GOP in einer anderen Kons-
Anstieg der gesamten Zeitbelastung.        um über 30.000 Nettoarbeitsstunden          tellation als ursprünglich vorgesehen
                                           bedeutet. Grund hierfür ist vermutlich      abgerechnet werden soll. Der Anstieg
1. Dokumentation Hautkrebs-                die in den letzten Jahren in der entspre-   der Nettoarbeitsstunden um ca. 15.000
screening (Dermatologen)                   chenden Richtlinie des G-BA vorgenom-       für diese Informationspflicht ist in erster
                                           mene Ausweitung der Leistungsansprü-        Linie auf eine Überarbeitung des EBM
Der stärkste Anstieg wird durch die Än-    che sowie die steigende Morbidität der      im Berichtszeitraum zurückzuführen.
derung der Vorgaben zur Dokumentati-       Gesamtbevölkerung, die eine Zunahme         Im Zuge dessen sind neue GOP mit Be-
on des Hautkrebsscreenings verursacht.     der Krankenbeförderung erforderlich         gründungspflicht hinzugekommen und
Durch den entsprechenden Beschluss         macht.                                      bestehende GOP mit Begründungs-
des G-BA müssen insbesondere Derma-                                                    pflicht haben einen Aufwuchs der Fall-
tologen nun mehr Parameter als früher      4. Verordnung von Leistungen der            zahlen erfahren.
dokumentieren. Bei einer jährlichen        medizinischen Vorsorge für Mütter
Fallzahl von über 3,3 Millionen bedeutet   und Väter
dies einen Anstieg der jährlichen Netto-
arbeitsstunden um mehr als 32.000.         Für diese Leistung wurden zum 1. Okto-
                                           ber 2018 zwei neue Formulare einge-
2. Bescheinigung der                       führt. Trotzdem handelt es sich hierbei
Arbeitsunfähigkeit                         nicht um eine neue Informationspflicht,
                                           da diese Leistung bisher auf den Formu-
Beim Anstieg der Belastung im Bereich      laren von Krankenkassen oder den An-
der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung       bietern der Vorsorgeleistungen (z. B.
handelt es sich um eine rein fallzahlbe-   Müttergenesungswerk) verordnet wur-
dingte Entwicklung. Wie auch in den        de. Diese wurden bisher im Bürokratie-
letzten Jahren ist zu beobachten, dass     index in der Informationspflicht „Aus-
die Zahl der bescheinigten Arbeitsunfä-    künfte an Krankenkassen und MDK
higkeiten zugenommen hat. Grund hier-      (formfrei)“ erfasst. Da die neuen Verord-
für kann u.a. eine weiter steigende Be-    nungsvordrucke einheitlich gestaltet
schäftigungsquote sein, die im Ergebnis    sind und per Praxisverwaltungssystem
dazu führt, dass mehr Menschen „krank      ausgestellt werden können, wird durch

SEITE 10 BÜROKRATIEINDEX 2019
Abb. 4

  TOP BE- UND ENTLASTUNGEN 2019
  in Stunden (netto)                              Entlastungen:
                                                  1. Ausfüllen und Archivieren Muster 30
                                                  2. Erhebung Daten im Ersatzverfahren
  100.000                                         3. Bestätigung psychosoziale Betreuung
  75.000
                                                  4. Ausstellen von Überweisungen
   50.000
                                                  5. Auskünfte an Krankenkassen
   25.000                                            und MDK (formfrei)
             1.     2.      3.     4.     5.
         0                                        1.     2.       3.   4.    5.        0
             Belastungen:
             1. Dokumentation Hautkrebs-
                screening – Dermatologen
                                                                                      -100.000
             2. Bescheinigung der
                Arbeitsunfähigkeit auf Muster 1
                und Prüfung genaue Umstände
                und Ausnahmetatbestände
             3. Verordnung                                                            -200.000
                Krankenbeförderung
             4. Verordnung von Leistungen der
                medizinischen Vorsorge für
                Mütter und Väter                                                      -300.000
             5. Begründungspflicht
                Gebührenordnungspositionen

                                                                                      -400.000

                                                                                      -500.000

                                                                                      -600.000

                                                                            BÜROKRATIEINDEX 2019 SEITE 11
Entlastungen

1. Ausfüllen und Archivieren               2. Erhebung Daten im                        sprechenden Richtlinie des G-BA wer-
Muster 30                                  Ersatzverfahren                             den Änderungen der Richtlinie der Bun-
                                                                                       desärztekammer (BÄK) sowie der
Mit der Änderung der Gesundheitsun-        Mit über 329.000 Nettostunden Gesamt-       Betäubungsmittelverschreibungsverord-
tersuchungs-Richtlinie (GU-RL) ist zum     entlastung für dieses Berichtsjahr bildet   nung nachvollzogen. Die Dokumentati-
25.10.2018 das Ausfüllen und Archivie-     der weitere Rückgang bei der Informati-     on zur Qualitätssicherung konnte im
ren des Berichtsvordrucks Gesundheits-     onspflicht „Erhebung Daten im Ersatz-       Zuge der Änderungen vereinfacht wer-
untersuchung (Muster 30) und ferner        verfahren“ die zweitstärkste Entlastung.    den, ohne die Qualität der Versorgung
auch der Aufwand für Bestellung und        Um den Behandlungsanspruch des Ver-         zu verschlechtern.
Lagerung der Vordrucke entfallen; es       sicherten zu dokumentieren, kommt bei
bleibt nur bei der Dokumentation in der    dieser Pflicht ein Ersatzverfahren auf      4. Ausstellen von Überweisungen
normalen Patientenakte. Das Muster 30      Grund von Daten aus der Patienten-
wurde bisher in der Praxis archiviert,     stammdatei bzw. von Angaben des Ver-        Seit der Abschaffung der Praxisgebühr
soweit die Ärzte in Papierform doku-       sicherten dann zur Anwendung, wenn          zeigt sich ein Rückgang der Anzahl der
mentieren. Ärzte, die eine elektronische   bei einer Arzt-/Patientenbegegnung die      jährlich ausgestellten Überweisungen.
Patientenakte führen, konnten die In-      elektronische Gesundheitskarte nicht        Am Anfang war dieser Rückgang sehr
formationen bereits hier speichern und     verwendet werden kann und nicht be-         deutlich, inzwischen ist die Verände-
mussten es nicht benutzen. Da die elekt-   reits im betreffenden Quartal vorlag. Es    rung prozentual gesehen nur noch sehr
ronische Dokumentation der Inhalte         kann vermutet werden, dass der Rück-        gering. Aufgrund der hohen jährlichen
von Muster 30 nicht in allen Praxisver-    gang der Fallzahl durch weniger fehler-     Fallzahl von fast 200 Millionen sind
waltungssystemen vorgesehen war, war       hafte Gesundheitskarten, die Probleme       aber auch kleinere Veränderungen in
der Anteil der Ärzte, die das Muster in    beim Einlesen verursachen, und/oder         absoluten Zahlen nicht unerheblich und
Papierform genutzt haben, nach Anga-       weniger häufiges Vergessen der Karte        führen zu einer Entlastung von fast
ben der KVen aber recht hoch. Für diese    durch die Patienten bedingt ist.            35.000 Nettoarbeitsstunden jährlich.
Informationspflicht war durch das Sta-
tistische Bundesamt ein Zeitaufwand        3. Bestätigung psychosoziale                5. Auskünfte an Krankenkassen
von 3,5 Minuten, davon 3 Minuten für       Betreuung                                   und MDK (formfrei)
die hohe Qualifikationsstufe des Arztes
selbst, ermittelt worden, der durch das    Mit dem Wegfall der Informationspflicht     Mit dieser Informationspflicht werden
Entfallen der zusätzlichen Dokumenta-      „Bestätigung psychosoziale Betreuung“       die zahlreichen unterschiedlichen An-
tion nun eingespart werden kann, was       konnte die Bürokratielast um jährlich       fragen abgebildet, die die Praxen von
aufgrund der sehr hohen Fallzahl zu ei-    knapp 150.000 Nettoarbeitsstunden ge-       Krankenkassen und MDK erreichen und
ner deutlichen Entlastung führt, die mit   senkt werden. Es handelt sich hier um       für die kein Vordruck vereinbart ist.
knapp 26 Millionen Euro beziffert wer-     eine sehr aufwändige Pflicht im Umfang      Durch die Einführung der neuen verein-
den kann. Gleichzeitig geht diese Ent-     von rund 30 Minuten, davon allein 28        barten Vordrucke für Leistungen der
lastung mit keiner Reduktion von Quali-    Minuten im Bereich der hohen Qualifi-       medizinischen Vorsorge für Mütter und
tät und Umfang der Informationen für       kation des Arztes, bei rund 300.000 Fäl-    Väter18 reduziert sich die Anzahl der
Arzt und Patienten einher.                 len. Durch die Reform der Substitutions-    formfrei gestellten Anfragen entspre-
                                           behandlung konnte die bisherige             chend. Es wird mit einer leichten Entlas-
                                           schriftliche Bestätigung der psychosozi-    tungswirkung von knapp 34.000 Stun-
                                           alen Beratungsstelle über die Aufnahme      den gerechnet.
                                           oder die Fortführung einer psychosozia-
                                           len Betreuung in der Dokumentation          18) Vgl. oben Belastung Nr. 4 in Kap. 3.2., S. 10
                                           entfallen. Durch die Anpassung der ent-

SEITE 12 BÜROKRATIEINDEX 2019
Exkurs: Auswirkungen
der Psychotherapie-
Reform auf die
Bürokratiebelastung

       Mit der Anpassung der Psychotherapie-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses
       traten 2017 umfassende Änderungen in Kraft. Diese betrafen nicht nur die inhaltliche Arbeit
       der rund 33.000 Psychotherapeuten, sondern auch die Informationspflichten, die im Zusam-
       menhang mit der Beantragung und Dokumentation von Therapien anfallen. Die Änderung
       des Bürokratieaufwands wurde im Gemeinsamen Bundesausschuss zunächst mithilfe des
       Standardkosten-Modells abgeschätzt, da noch keine belastbaren Daten vorlagen. Inzwi-
       schen liegen Abrechnungsdaten für den Zeitraum nach der Psychotherapie-Reform vor, so
       dass die Auswirkungen der Reform besser bewertet werden können.

       Ein deutlicher Rückgang der bürokratischen Belastung zeigt sich bei den Fortsetzungsanträ-
       gen im Bereich der Langzeittherapie. Hier hat sich die zeitliche Belastung im Vergleich mit
       dem Stand vor der Reform um 95 Prozent reduziert. Grund hierfür ist zum einen die Erweite-
       rung der Stundenkontingente bei der Langzeittherapie, die dazu führt, dass deutlich weniger
       Fortsetzungsanträge gestellt werden müssen als vor der Reform. Zum anderen trägt aber
       auch die Tatsache, dass nicht mehr regelhaft ein Bericht für den Gutachter erstellt werden
       muss, zum Bürokratieabbau bei.

       Auch im Bereich der Kurzzeittherapie gab es durch den Verzicht auf das regelhafte Gutach-
       terverfahren für die ersten 35 Therapien eine Entlastung, die besonders neu niedergelasse-
       nen Psychotherapeuten zugutekommt. Gleichzeitig wurde aber das Stundenkontingent für
       Kurzzeittherapien von früher 25 Stunden in zwei Teile zu je 12 Stunden aufgeteilt. Diese Än-
       derung hat zu einem deutlichen Anstieg der Anzahl der gestellten Anträge und damit des Bü-
       rokratieaufwands geführt. Trotz der Vereinfachung durch die Abschaffung des Gutachterver-
       fahrens steigt daher der Aufwand für die Beantragung von Kurzzeittherapie um 34 Prozent.

       Aus einer Bürokratiekostenperspektive muss daher eine gemischte Bilanz der Reform der
       Psychotherapie-Richtlinie gezogen werden. Obwohl im Zuge der Reform sinnvolle Maßnah-
       men beschlossen wurden, die die Bürokratiebelastung in einigen Bereichen deutlich redu-
       ziert haben, ist der zeitliche Aufwand, den Psychotherapeuten für Bürokratie aufwenden
       müssen, aktuell etwa 18 Prozent höher als vor der Reform. Dies ist auch auf eine gestiegene
       Inanspruchnahme von psychotherapeutischen Leistungen und damit höhere Fallzahlen zu-
       rückzuführen, vor allem aber auf die Aufteilung der Stundenkontingente bei der Kurzzeitthe-
       rapie: Während vorher nur ein Antragsverfahren erforderlich war, müssen jetzt in der Regel
       zwei Anträge gestellt werden.

                                                                            BÜROKRATIEINDEX 2019 SEITE 13
4                 Aktuelle Belastung
                      durch Bürokratiekosten

                                                                                           Der jährliche Bürokratie-
                                                                                         aufwand für die durch die
                                       Die zeitliche Belastung                           gemeinsame Selbstver-
                                     von Vertragsärzten und                              waltung induzierten
                                     -psychotherapeuten                                  Informationspflichten
                                     durch Informationspflich-                           beträgt im Bundesdurch-
                                     ten im Bereich der Selbst-                          schnitt pro Praxis nun
                                     verwaltung auf Bundes-                              rund 60 Nettoarbeitstage
                                     ebene ist 2019 im                                   (2018: noch rund 61
                                     Vergleich zum Vorjahr                               Tage). Hinzu kommt der
                                     deutlich um 1,93 Prozent                            Aufwand, der sich aus der
                                     gesunken (2018: 56,12                               Bundesgesetzgebung so-
                                     Millionen Netto-Std./                               wie aus den Vorgaben auf
                                     2019: 55,04 Millionen                               KV- bzw. Landes- und
                                     Netto-Std.).                                        Kommunalebene ergibt.

                                Im Folgenden werden die Ergebnisse der              Dabei steht die dadurch bedingte zeitli-
                                Messung der bürokratiebedingten Auf-                che Belastung für niedergelassene Ärzte
                                wände für den Bereich der gemeinsa-                 und Psychotherapeuten im Fokus der
                                men ärztlichen Selbstverwaltung ge-                 Betrachtung, die für die Behandlung ih-
                                nauer dargestellt.                                  rer Patienten fehlt. Zudem werden die
                                                                                    für die Praxen entstehenden Kosten
                                                                                    durch Bürokratie betrachtet.

                                 Abb. 5

                                 ANZAHL INFORMATIONSPFLICHTEN
                                 IM JAHRESVERGLEICH
                                 Nicht erfasst werden einmalige Informationspflichten

                                  500
                                                                                          395              410
                                  400           353                   382

                                  300

                                  200

                                  100

                                     0
                                                2016                  2017               2018              2019

SEITE 14 BÜROKRATIEINDEX 2019
4.1                  Aufwände nach Themenbereichen

Insgesamt steigt die Zahl der Informati-   Die Aufteilungen zwischen den Themen-                       19) Vgl. Fachhochschule des Mittelstands et al.,
onspflichten von 395 im Vorjahr weiter     bereichen bleiben dabei im Vergleich zu                    Bericht 2016, Kapitel 5.1., S. 15; Fachhochschule des
                                                                                                      Mittelstands et al., Bericht 2017, Kapitel 4.1., S. 17.
auf 410 an; die Anzahl der Pflichten hat   den Vorjahren recht konstant.19
                                                                                                      Fachhochschule des Mittelstands et al., Bericht 2018,
sich in der Vergangenheit stetig erhöht,                                                              Kapitel 4.1., S. 17.
so sind in diesem Berichtsjahr 29 Infor-
                                            Abb. 6
mationspflichten hinzugekommen und
15 entfallen (vgl. Abbildung 5). Dies
zeigt, dass auch die Regulierungsdichte      INFORMATIONSPFLICHTEN JE THEMENBEREICH 2019
in der Selbstverwaltung weiter ansteigt.     Nicht erfasst werden einmalige Informationspflichten

Allerdings handelt es sich bei den neuen                                                                           Qualität in der Versorgung
                                                                      55 / 13,41 %
                                                                                                                   Verordnungen und Bescheinigungen
Informationspflichten insbesondere um
                                                     20 / 4,88 %                                                   Auskünfte an Kostenträger
solche, die für Spezialfälle mit kleinen                                                                           Überweisung und eGK
Fallzahlen relevant sind wie z.B. in der                                                                           Sonstige
ambulanten spezialfachärztlichen Ver-         31 /7,56 %
sorgung (ASV), deren Regelungen aber
                                                                                                          Anzahl der Informationspflichten
ohne wesentliche Auswirkungen auf
                                                                                                          je Themenbereich / %
den Index bleiben.                           46 / 11,22 %

                                                                                                   258 / 62,93 %
Die Informationspflichten lassen sich
nach folgenden Themenfeldern auftei-
len:
                                                                                1,38 / 2,50 %
• Qualität in der Versorgung
                                                     7,10 / 12,89 %
• Verordnungen und Bescheinigungen                                                              15,22 / 27,65 %
• Auskünfte an Kostenträger
• Überweisung und eGK
  (elektronische Gesundheitskarte)
• Sonstige                                                                                                Nettostunden Informationspflichten
                                                                                                          je Themenbereich in Mio. Stunden / %
Den zahlenmäßig mit Abstand größten
Teil machen die 258 Informationspflich-       10,77 / 19,57 %
ten aus dem Bereich „Qualität der Ver-                                                          20,58/ 37,38 %
sorgung“ aus, die allerdings nur knapp
28 Prozent der Nettostunden bzw. 24
Prozent der Nettokosten verursachen.
                                                                                 71,07 / 2,95 %
Der Bereich „Verordnungen und Be-
scheinigungen“ umfasst nur 46 Pflich-                253,66 / 10,52 %                           580,44 / 24,07 %
ten, schlägt aber aufgrund hoher Fall-
zahlen und aufwändigerer Pflichten mit
über 37 Prozent der Nettostunden und
knapp 39 Prozent der Nettokosten zu
Buche.                                      574,11 / 23,80 %                                              Nettokosten Informationspflichten
                                                                                                          je Themenbereich in Mio. Euro / %

                                                                                                932,52 / 38,66 %

                                                                                                                       BÜROKRATIEINDEX 2019 SEITE 15
4.2                         Aufwände in Stunden und Kosten

                                                                  Abb. 7
Die durch die gemeinsame Selbstverwal-
tung induzierten Informationspflichten
verursachen bei den Vertragsärzten und                            BÜROKRATIEAUFWÄNDE 2013 / 2016 / 2017 / 2018 / 2019               70
-psychotherapeuten eine Gesamt-Bürokra-
                                                                                    58,02                         56,13             60
tiebelastung im Umfang von 55,04 Millio-                                                     55,60       55,78            55,04
nen Netto-Arbeitsstunden; dies bedeutet im                                                                                          50
Vergleich zum Vorjahr mit 56,13 Millionen
Stunden einen Rückgang um 1,9 Prozent                                                                                               40
(vgl. Abbildung 7).
                                                                                                                                    30

Unter Berücksichtigung der jeweiligen                                                                                               20
Tarifsätze und Zusatzkosten sinkt die Büro-
                                                                  Nettostunden                                                      10
kratiekostenbelastung entsprechend deut-
                                                                  in Mio. Stunden
lich um über 41 Millionen Euro auf 2,41                                                                                             0
                                                                                     2013     2016       2017     2018    2019
Milliarden Euro.
                                                                                                                                    3,00
Hochgerechnet auf die Zahl der Arzt- und                                             2,40                         2,45    2,41      2,50
                                                                                              2,34       2,37
Psychotherapeutenpraxen ergibt sich da-
mit im Vergleich zum Vorjahr eine Redukti-                                                                                          2,00
on des durchschnittlichen Zeitaufwands
                                                                                                                                    1,50
für die durch die Selbstverwaltung veran-
lasste Bürokratie um einen Tag auf nun                                                                                              1,00
rund 60 Tage pro Praxis und Jahr.20
                                                                 Nettokosten                                                        0,50

20) Exakt ergibt sich eine geringere Belastung von               in Mrd. Euro                                                       0,00
60,1 Tagen gegenüber 61,3 Tagen im Vorjahr.                                          2013     2016       2017     2018    2019

4.3                         Die Top-25-Informationspflichten

Die Hauptlast der Bürokratiepflichten                Dies gilt im Mittel für die Gesamtheit al-      Zu ausgewählten Pflichten
ergibt sich konstant aus einer kleinen               ler Vertragsärzte und -psychotherapeu-          im Einzelnen
Zahl von Informationspflichten mit                   ten; allerdings können die Schwerpunk-
hohen Fallzahlen, wir legen hierbei                  te der Informationspflichten bei                Ein hoher bürokratischer Aufwand für
den Fokus wieder auf die Top-25:                     einzelnen Facharztgruppen und in Ab-            Vertragsärzte und -psychotherapeuten
Denn über 91 Prozent der bürokrati-                  hängigkeit von Organisation und fachli-         ergibt sich typischerweise bei Informa-
schen Belastung für Ärzte und Psycho-                cher Ausrichtung der Praxen durchaus            tionspflichten mit sehr hohen Fallzah-
therapeuten wird weiterhin durch nur                 abweichen.                                      len oder solchen mit hohem Zeitauf-
6 Prozent der Informationspflichten                                                                  wand im Einzelfall. In der Liste der 25
ausgelöst.                                           So werden von Praxisgründern21 zum              aufwändigsten Informationspflichten
                                                     Beispiel vor allem Belastungen und              lassen sich diese idealtypischen Kon-
Oder anders formuliert: Diese Top-25 der             Unsicherheiten im Zusammenhang mit              stellationen sehr gut identifizieren:
untersuchten 410 Informationspflichten               dem Zulassungsverfahren und Abrech-             Zum einen finden sich zahlreiche In-
bilden bereits 50,24 Millionen Stunden               nungsprobleme als belastend empfun-             formationspflichten, die mit einem nur
des Gesamtaufwands von 55,04 Millio-                 den.22                                          geringen Zeitaufwand von wenigen Mi-
nen Stunden pro Jahr ab, wie die Kurve                                                               nuten, aber sehr hohen Fallzahlen im
der kumulierten Aufwände in Abbil-                                                                   Ergebnis zu einem sehr hohen bürokra-
dung 8 zeigt.                                                                                        tischen Aufwand führen;

SEITE 16 BÜROKRATIEINDEX 2019
Abb. 8

     KUMULIERTER AUFWAND AUS INFORMATIONSPFLICHTEN in Mio. Stunden

  Nettostunden   Top-25
  in Mio.
     60,0

     50,0

     40,0

     30,0

     20,0

      10,0

      0,0
             0        50          100        150          200          250            300        350           400            450
                                                                                                       Anzahl Informationspflichten

es handelt sich hier also um die typi-     von über 30.000 Arbeitsstunden zu            Neu in der Liste der TOP-25-Informa-
schen und bekannten Massenpflichten.       verzeichnen) oder die „Verordnung            tionspflichten sind zwei Pflichten
                                           Hilfsmittel“ mit über 33 Millionen Fäl-      aus dem Bereich der psychothera-
Den größten bürokratischen Aufwand         len und 4 Minuten Aufwand pro Fall.          peutischen Versorgung, und zwar an
verursacht– trotz eines beachtlichen                                                    Platz 22 der „Antrag Kurzzeittherapie
Rückgangs um knapp 35.000 Nettoar-         Auf der anderen Seite fallen in den Top-     (ohne Gutachterverfahren)“ mit rund
beitsstunden in diesem Jahr23 – mit        25 solche Informationspflichten auf,         973.000 Fällen und knapp 517.000
knapp 6 Millionen Nettoarbeitsstunden      die zwar besonders zeitintensiv sind,        Stunden Gesamtnettobelastung und
nach wie vor die Informationspflicht       allerdings nur mit einer recht geringen      an Platz 25 die „Individuelle Patien-
„Ausstellen von Überweisungen“; hier       Gesamtfallzahl in die Berechnung ein-        teninformation Psychotherapie“ mit
schlägt die extrem hohe Fallzahl von       gehen. Hier ist als typisches Beispiel       rund 1,36 Millionen Fällen bzw. über
knapp 200 Millionen bei nur zwei Mi-       der „Antrag Langzeittherapie“ mit rund       384.000 Stunden Gesamtbelastung.25
nuten Zeitaufwand pro Fall zu Buche.       228.000 Fällen und einem Zeitauf-
                                           wand für den Psychotherapeuten von           Auch in diesem Jahr dominieren wei-
Die „Bescheinigung Arbeitsunfähigkeit      rund 4 Stunden pro Fall zu nennen.           terhin Massenpflichten mit sehr großen
auf Muster 1“ bleibt als weitere Massen-                                                Fallzahlen auf den vorderen Plätzen
pflicht auf Platz 3 der Top-25 mit einem   In der Liste der Top-25-Informations-        in der Top-25-Liste, die in der Tendenz
Gesamtaufwand von knapp 5 Millionen        pflichten, die durch die gemeinsame          aber ein uneinheitliches Bild zeigen.
Stunden und über 80 Millionen Fäl-         Selbstverwaltung begründet werden,           Zum einen gibt es bei einigen Pflichten
len und einem Zeitaufwand pro Fall         ist weiterhin eine äußerst hohe Kon-         merkliche Anstiege wie bei der „Be-
von 4 Minuten; hier ist ein Anstieg um     stanz der Pflichten feststellbar: die        scheinigung Arbeitsunfähigkeit“ oder
rund 31.000 Stunden zu verzeichnen.        ersten sechs Pflichten sind sogar in         der „Verordnung Krankenbeförderung“.
Weitere Informationspflichten mit sehr     der Reihenfolge identisch geblieben.         Zum anderen sind aber auch deutliche
hohen Fallzahlen sind zum Beispiel                                                      Entlastungen v.a. für Ärzte z.B. bei
die „Verordnung Krankenbeförde-            Insgesamt waren 23 Pflichten                 den Informationspflichten „Ausstellen
rung“ mit über 51,7 Millionen Fällen       aus dem Jahr 2019 bereits im Vor-            von Überweisungen“ oder durch den
und einem Zeitaufwand von rund 4,5         jahr in der Liste der aufwändigs-            Wegfall der Pflicht „Ausfüllen und Ar-
Minuten (auch hier ist eine Zunahme        ten Pflichten enthalten.24                   chivieren Muster 30“ zu verzeichnen.

                                                                                                    BÜROKRATIEINDEX 2019 SEITE 17
Die 25 aufwändigsten Informationspflichten 2019

 RANG BEZEICHNUNG DER INFORMATIONSPFLICHT                                         FALLZAHL      GESAMTSTUNDEN
                                                                                     2019          netto 2019

   1     Ausstellen von Überweisungen                                             199.458.877      5.983.766

   2     Auskünfte an Krankenkassen und MDK auf vereinbarten Vordrucken           26.694.688       5.783.849

   3     Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit auf Muster 1 und Prüfung genaue
                                                                                  80.718.938       4.964.215
         Umstände und Ausnahmetatbestände

   4     Verordnung Krankenbeförderung                                            51.741.938       3.897.893

   5     Foto-/Video-/Bilddokumentation                                           13.637.245       3.130.884

   6     Aufklärung des Patienten, dass Kosten für eine nicht verordnungsfähige
                                                                                  26.249.440       2.515.571
         veranlasste Leistung selbst zu tragen sind. (Erstaufklärung)
   7     Dokumentation DMP DM Typ 2                                               12.551.301       2.510.260

   8     Dokumentation Qualitätsmanagement                                          114.902        2.497.395

   9     Auskünfte an Krankenkassen und MDK (formfrei)                            12.431.432       2.279.096

   10    Verordnung Hilfsmittel                                                   33.883.850       2.033.031

   11    Heilmittelverordnung im Regelfall                                        29.319.466       1.979.064

   12    Durchgangsarztbericht                                                     2.916.176       1.822.610

   13    Aufklärung des Patienten bei Überschreitung der Festbetragsgrenze        33.780.770       1.407.532

   14    Dokumentation zytologische Untersuchung                                  14.667.656       1.393.427

   15    Dokumentation DMP KHK                                                    5.577.264        1.115.453

   16    Heilmittelverordnung außerhalb des Regelfalls                            7.329.866        989.532

   17    Erhebung Daten im Ersatzverfahren                                         6.218.863       932.829

   18    Aufklärung des Patienten, dass Kosten für eine nicht verordnungsfähige
                                                                                  104.997.760      874.981
         veranlasste Leistung selbst zu tragen sind. (Folgeaufklärung)
   19    Begründungspflicht Gebührenordnungspositionen                            14.025.536       874.258

   20    Antrag Langzeittherapie                                                   228.436         843.785

   21    Dokumentation DMP Asthma                                                 2.830.392        566.078

   22    Antrag Kurzzeittherapie (ohne Gutachterverfahren)                         972.978         516.895

   23    Verordnung stationärer Krankenhausbehandlung                             8.834.205        485.881

   24    Dokumentation DMP COPD                                                   2.270.643        454.129

   25    Individuelle Patienteninformation Psychotherapie                          1.355.695        384.114

SEITE 18 BÜROKRATIEINDEX 2019
Dies zeigt, dass erfolgreiche Entlas-
RECHTSGRUNDLAGE
                                                                                     tungsmaßnahmen zum Bürokra-
                                                                                     tieabbau vor allem bei diesen Mas-
 Bundesmantelvertrag                                                                 senpflichten ansetzen müssen.

 Bundesmantelvertrag                                                                 Fazit
 Arbeitsunfähigkeits-Richtlinien des G-BA über die Beurteilung der Arbeitsunfähig-   Die Bürokratiebelastung bei Ärz-
 keit und die Maßnahmen zur stufenweisen Wiedereingliederung nach § 92 Abs. 1        ten und Psychotherapeuten ist in
 Satz 2 Nr. 7 SGB V                                                                  diesem Jahr nach Anstiegen in den
                                                                                     Vorjahren deutlich gesunken.
 Richtlinien des G-BA über die Verordnung von Krankenfahrten, Krankentransport-
 leistungen und Rettungsfahrten nach § 92 Abs. 1 Satz 2 Nr. 12 SGB V
                                                                                     Gleichzeitig sind Erhöhungen von Fall-
 Einheitlicher Bewertungsmaßstab                                                     zahlen und Zeitwerten vorhandener
                                                                                     Informationspflichten zu konstatieren.
 Bundesmantelvertrag                                                                 In der Summe konnten die Rückgänge
                                                                                     insbesondere auch bei ausgewählten
 DMP-Anforderungen-Richtlinie                                                        Top-25-Pflichten aber den Anstieg der
                                                                                     Bürokratiebelastung in einigen Berei-
 Qualitätsmanagement-Richtlinie                                                      chen mehr als auffangen und somit zu
                                                                                     der relevanten Reduktion der Bürokra-
 Bundesmantelvertrag
                                                                                     tiebelastung im Jahr 2019 beitragen.
 Hilfsmittel-Richtlinie des G-BA über die Verordnung von Hilfsmitteln in der
 vertragsärztlichen Versorgung                                                       Insgesamt bleibt gleichwohl fest-
                                                                                     zuhalten, dass die Anstrengungen
 Richtlinie des G-BA über die Verordnung von Heilmitteln
                                                                                     zur Einschränkung der Bürokratie
 in der vertragsärztlichen Versorgung
                                                                                     und z.B. die Nutzung von Potentia-
 Vertrag über die Durchführung der Heilbehandlung, die Vergütung der Ärzte sowie     len der Digitalisierung unbedingt zu
 die Art und Weise der Abrechnung der ärztlichen Leistungen                          intensivieren sind, um die Bürokra-
                                                                                     tielast spürbar zurückzufahren.
 Bundesmantelvertrag
                                                                                     21) Vgl. allg. zum Erfüllungsaufwand bei Betriebsneu-
 Richtlinie des G-BA über die Früherkennung von Krebserkrankungen                    gründungen: Bundesministerium für Wirtschaft und
                                                                                     Energie und Statistisches Bundesamt, Erfüllungsauf-
 DMP-Anforderungen-Richtlinie                                                        wand im Bereich Betriebsgründung – Ablauf von der
                                                                                     Geschäftsidee zum ersten Umsatz, 2014; abrufbar
 Richtlinie des G-BA über die Verordnung von Heilmitteln
                                                                                     unter: www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/
 in der vertragsärztlichen Versorgung                                                Studien/erfuellungsaufwand-im-bereich-betriebsgru-
                                                                                     endung.pdf?__blob=publicationFile&v=3.
 Vereinbarung zum Inhalt und zur Anwendung der elektronischen Gesundheitskarte       22) Vgl. im Einzelnen zur bürokratischen Belastung
                                                                                     bei Praxisneugründungen das Schwerpunkt-Kapitel 5,
 Bundesmantelvertrag                                                                 S. 20ff.
                                                                                     23) Vgl. ausführlich Kapitel 3.2., S. 10ff. zu den
 Einheitlicher Bewertungsmaßstab                                                     wesentlichen Be- und Entlastungen; zum „Ausstellen
                                                                                     von Überweisungen“ s. S. 13.
 Vereinbarung über die Anwendung von Psychotherapie in der                           24) Nicht mehr in den TOP-25 enthalten sind die
                                                                                     Informationspflicht „Ausfüllen und Archivieren
 vertragsärztlichen Versorgung
                                                                                     Muster 30“ (mit über 11 Mio Fällen und über 520.000
                                                                                     Stunden Gesamtbelastung in 2018), welche nun
 DMP-Anforderungen-Richtlinie
                                                                                     entfallen ist und die Nummer 1 Entlastung darstellt,
                                                                                     s.o. Kapitel 3.1., S. 13, und weiterhin die „Verordnung
 Vereinbarung über die Anwendung von Psychotherapie in der
                                                                                     häusliche Krankenpflege“ (mit über 2,6 Mio Fällen
 vertragsärztlichen Versorgung
                                                                                     und 350.000 Stunden Gesamtbelastung trotz eines
 Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen                       geringen Anstiegs zum Vorjahr).
                                                                                     25) Vgl. auch den Exkurs zur Psychotherapie-Reform
 über die Verordnung von Krankenhausbehandlung
                                                                                     in Kapitel 3.2, S. 13.
 DMP-Anforderungen-Richtlinie

 Psychotherapie-Richtlinie

                                                                                                     BÜROKRATIEINDEX 2019 SEITE 19
5               Niederlassungshemmnis Bürokratie

                                                                  Die Ergebnisse der Medizinstudieren-
                                                                  denbefragung 2018 machen deutlich,
                                                                  dass die Bürokratiebelastung als zentra-
                                                                  les Problem der niedergelassenen Tätig-
                                                                  keit und als wesentliches Hemmnis für
                                                                  die Niederlassung/Gründung angese-
                                                                  hen wird.26

                                                                  KBV und FHM haben daher im Rahmen
                                                                  von Workshops mit neu Niedergelasse-
                                                                  nen diskutiert, welche bürokratischen
                                                                  Hürden bei der Niederlassung die größte
                                                                  Rolle spielen und wie Lösungen hierfür
                                                                  aussehen könnten.

                                                                  26) Vgl. Kassenärztliche Bundesvereinigung, Univer-
                                                                  sität Trier, Medizinischer Fakultätentag und Bun-
                                                                  desvertretung der Medizinstudierenden in Deutsch-
                                                                  land, Berufsmonitoring Medizinstudierende 2018,
                                                                  Präsentation, abrufbar unter: www.kbv.de/
                                                                  html/5724.php; S. 12: 62, 3 Prozent der Befragten
                                                                  sehen das hohe Maß an Bürokratie als Top-1-Grund
                                                                  gegen eine Niederlassung.

                                   In vielen Bereichen, wie zum
                                 Beispiel bei der Verordnung
   Insbesondere die bürokra-     von Arznei- und Heilmitteln
 tischen Hürden und Unsicher-    oder der vertragsärztlichen
 heiten im Zulassungsverfah-     Abrechnung, ist die Komplexi-
 ren belasten die neu            tät der bestehenden Regelun-
 Niedergelassenen.               gen sehr hoch. Um jungen
 Vereinfachungen vor allem       Vertragsärzten und -psycho-
 beim Zulassungsverfahren        therapeuten die Chance zu ge-
 und bei der Abrechnung          ben, sich mit den Regelungen
 könnten die Belastungen         vertraut zu machen, sollte die
 für Praxisgründer reduzieren.   Idee einer Übergangsfrist für
                                 neue Praxen geprüft werden,
                                 während der noch nicht alle
                                 Regeln „scharf gestellt“
                                 werden.

SEITE 20 BÜROKRATIEINDEX 2019
5.1                    Status Quo Niederlassung

Die Arbeitsorganisation und Zusam-             Die Wochenarbeitszeit sinkt bei selbst-     Zukunft ausscheiden werden, während
mensetzung der Ärzteschaft wie auch            ständigen wie angestellten Ärzten seit      eine jüngere Generation nachwächst mit
der Psychotherapeuten unterliegen –            2012 kontinuierlich auf nun 53,3 bzw.       anderen Wünschen des Ausgleichs von
wie in vielen anderen akademischen             42,8 Stunden im Jahr 2018, wobei die        Beruf und Privatleben und anderen Prä-
Berufsgruppen auch – gesellschaftli-           wöchentliche Arbeitszeit bei angestell-     ferenzen der Beschäftigung.
chen Trends und weisen stetige Ent-            ten Ärzten um über 10 Stunden deutlich
wicklungen auf, die sich schlussendlich        niedriger als bei Selbstständigen           Diese Präferenz für angestellte Tätigkei-
auch in einem Arztzeitmangel mit               bleibt.29 Hier lässt sich klar erkennen,    ten und Teilzeitmodelle gilt dabei insbe-
Folgen für die ärztliche Versorgung            dass die Work-life-balance für die jünge-   sondere für die jungen Ärztinnen.30
auswirken:                                     re Ärzte-Generation von größerer Be-        Zudem steigt die Zahl der Frauen im
                                               deutung ist und mehr jüngere Ärzte in       Arztberuf deutlich an,31 während ihre
Zunächst ändern sich die Beschäfti-            Teilzeit arbeiten.                          durchschnittlichen wöchentlichen Ar-
gungsformen von niedergelassenen                                                           beitszeiten aus den genannten Gründen
Ärzten nachhaltig: so hat sich die Zahl        Die demographische Entwicklung be-          über 7 Stunden unter denen ihrer männ-
der angestellten Ärzte seit 2012 mehr als      deutet aber auch, dass gerade die Ärzte     lichen Kollegen liegen.32
verdoppelt;27 die Zahl der Ärzte, die in       mit besonders hoher Arbeitsleistung in
einem Medizinischen Versorgungszent-           der Arbeitsform des selbständig tätigen
rum arbeiten, hat sich sogar verdreifacht.28   Arztes, z.B. ältere Hausärzte, in naher

                                                                                                       BÜROKRATIEINDEX 2019 SEITE 21
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