Dr. Martin Luther King Jr.

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Dr. Martin Luther King Jr.
Projektarbeit im Rahmen des Lernfeldes 2.3.2

Von:
Anna Kononov, Anna Thiel-Dombrowski & Stephan Ax
Dr. Martin Luther King Jr.

Inhaltsverzeichnis

  1. Kindheit und Studium ............................................................................................... 1

  2. Der Busstreik von Montgomery ............................................................................... 2

  2.1.     Rosa Parks bleibt sitzen ........................................................................................ 2

  2.2.     Die Gerichtsentscheidung ..................................................................................... 3

  3. Die Zeit von 1957 bis 1963........................................................................................ 4

  4. Das Birmingham-Jahr 1963 ...................................................................................... 5

  4.1.     Brief aus dem Gefängnis ....................................................................................... 6

  5. Sternmarsch nach Washington und seine Rede .................................................. 10

  6. Hoover und das FBI ................................................................................................ 12

  7. Von Selma nach Montgomery ................................................................................ 15

  7.1.     Der blutige Sonntag ............................................................................................ 15

  7.2.     Der Marsch der Demonstranten für das Wahlrecht.............................................. 15

  8. King und der Vietnamkrieg .................................................................................... 17

  9. Die Ermordung 1968 ............................................................................................... 19

  10. Kings Verständnis für Gewaltlosigkeit und Politik ............................................... 22

  10.1.    Was bedeutet Gewaltfreiheit und Passivität ........................................................ 22

  10.2.    Gewaltlosigkeit/Gewaltfreiheit ............................................................................. 23

  10.3.    Das Verhältnis zum Gegner ................................................................................ 23

  11. Kings Kirchenverständnis...................................................................................... 26

  12. Die ökumenische Dimension in Kings Reden und Handeln ................................ 28

  13. Der Weltbürger Al Imfeld über Martin Luther King ........................................... 30

      Quellenverzeichnis ................................................................................................. 34
Dr. Martin Luther King Jr.

1. Kindheit und Jugend

Martin Luther King wurde am 15. Januar 1929 in Atlanta, im US-amerikanischen
Bundesstaat Georgia, geboren. Er wuchs - im Gegensatz zu vielen anderen Afro-
amerikanern - als Sohn eines Pfarrers und einer Lehrerin in einer wohlhabenden
Familie auf. Martin hatte eine 1 ½ Jahre ältere Schwester (Christina King) und einen
1 ½ Jahre jüngeren Bruder (Alfred Daniel King). Da die Familie sehr religiös war, un-
terstützte Martin Luther seinen Vater in der Gemeinde, er war mit 4 Jahren der
jüngste Chor Mitglied. Mit sieben Jahren verkaufte er Limonade, um sich etwas zum
Taschengeld dazu zuverdienen. Ab dem 13.Lebensjahr betätigte er sich als Austrä-
ger von unterschiedlichen Zeitschriften. Nachdem er zwei Schulklassen überspringen
konnte, besteht King bereits als fünfzehnjähriger die Aufnahmeprüfung für das Mo-
rehouse College. Er studierte an der Universität von Boston zunächst Soziologie. An-
schließend entschloss er sich, Geistlicher zu werden und studierte wie sein Vater
Theologie in Chester, Pennsylvania (1951). Während seines Studiums begann sich
King für Mahatma Gandhi zu interessieren, dessen Lehren zum Kern seiner eigenen
Philosophie des gewaltlosen Widerstandes werden sollten.

“In seiner Lehre von der Liebe und Gewaltlosigkeit entdecke ich die Methode für eine
Sozialreform, nach der ich schon so viele Monate gesucht hatte…Ich kam zu der
Überzeugung, dass sie für ein unterdrücktes Volk in seinem Kampf um Freiheit die
einzige moralisch und praktisch vertretbare Methode war.“1

Zusammen mit seiner Frau Coretta Scott Williams, die er 1953 geheiratet, hatte King
vier Kinder. 1954 wurde King Pastor der Baptistenkirche Dexter Avenue in Mont-
gomery im Bundesstaat Alabama. 1955 promovierte er zum Doktor der Philosophie.

1
    Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 37
                                                                                              Seite | 1
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2. Der Busstreik von Montgomery (01.12.1955 - 21.12.1956)

Die Jim-Crow Gesetze:
„Mit Jim Crow bezeichnet man in der Umgangssprache die Gesetze, auf denen das
1883 im Süden der USA in Kraft getretene System der Rassentrennung beruht. 1896
erklärt der Supreme Court, die höchste gerichtliche Instanz des Landes, die diese
Gesetze für verfassungsgemäß. Schwarze und Weiße leben von dem Zeitpunkt an
getrennt voneinander.“2

Anfang der 50er Jahre war die Rassentrennung in öffentlichem Verkehrsmittel deut-
lich zu sehen. Obwohl die Busunternehmen das meiste Geld durch die Afroamerika-
ner einnahmen (70% aller Fahrgäste), wurden die „Schwarzen“ sehr schlecht behan-
delt und ständig beschimpft. Die ersten zehn Plätze waren nur für „Whites“ reserviert,
auch wenn nur diese frei waren, war es für Farbige verboten sich auf diese zu set-
zen. War der Bus überfüllt und ein „Weißer“ ist eingestiegen, musste ein Farbiger
aufstehen und den Platz abgeben.

2.1. Rosa Parks bleibt sitzen
Als eines Tages die zweiundvierzigjährige Näherin, Rosa Parks, müde und erschöpft
von der Arbeit auf den Weg nach Hause war, erwischte sie ausnahmsweise einen
freien Sitzplatz. Als ein weißer Fahrgast den Bus betrat und keine freien Sitzplätze zu
sehen waren, forderte er Rosa Parks auf von Ihrem Sitzplatz auf zusteht und Ihm
diesen zu überlassen. Auf seine Aufforderung sagte sie: „Ich bin einfach müde und
meine Füße schmerzen. Ich habe den ganzen Tag schwer gearbeitet“3. Dieses war
ein großer Eklat: Eine Schwarze widersetzte sich den gesetzlichen Anordnungen.
Aus diesem Grund rief der Busfahrer die Polizei und Rosa Parks wurde verhaftet. Für
nur 100 Dollar Kaution dürfte sie schon nach kurze Zeit, am 1.Dezember 1955 aus
dem Gefängnis raus. Die Verhandlung von Rosa Parks wegen Verstoßes gegen das
Gesetz der Rassentrennung wurde für den 5.Dezember angesetzt.

2
    Schrems, Martin: http://home.schule.at/teacher/zellreligion/archiv/rechte/usa_apart.html, 1999
3
    Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 55
                                                                                                Seite | 2
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Auf Grund des anstehenden Prozesses gegen Rosa Parks und der damit verbunden
Publicity, organisierte King und seine Gemeinde eine Versammlung, an der schwarze
Geistliche und einflussreiche Mitglieder der Gemeinde teilnahmen. Alle waren sich
einig, am Tag der Gerichtsverhandlung wird kein Schwarzer mit Bussen von Mont-
gomery fahren. 1955 wurde King zum Vorsitzender und Anführer eines Boykotts der
Schwarzen gegen die Omnibusse. Dieser Boykott wurde weit über den geplanten
einen Tag durchgeführt…

2.2. Die Gerichtsentscheidungen
Im Laufe der 381 Tage andauernden Aktion wurde King - unter dem Vorwand, er sei
mit dem Auto etwas zu schnell gefahren - festgenommen und inhaftiert. Kurz darauf
wurde sein Haus von Unbekannten in die Luft gesprengt und bekam mehrere
Morddrohungen. Am 13.November 1956 musste sich Martin Luther King wieder vor
Gericht stellen, er wurde von der Stadt und der Busgesellschaft wegen Schadener-
satz verklagt. Während der angesetzten Mittagspause des Gerichtes bekam er plötz-
lich eine Notiz von einem Reporter: „Das Oberste Gericht des Staates Alabama be-
stätigte heute die Entscheidung…und erklärte die…Gesetze, welche die Segregation
in den Bussen anordnet, für verfassungswidrig.“ 4 Trotz des Erfolges vor Gericht,
dauerte der Boykott weiterhin bis zum 20.Dezember 1956 an, bis das Urteil nämlich
rechtskräftig geworden war. Am selben Tag um 6.00 Uhr morgens trafen sich King,
Rosa Parks und drei weitere Freunde um in der Begleitung von Fernsehen und
Rundfunk einen Bus zu besteigen.

Am 21. Dezember 1956 fuhren schwarze und weiße Passagiere in Montgomery das
erste Mal gemeinsam in nicht segregierten Bussen.

Nur einige Tage später gab es mehrere Zwischenfälle: Es wurde auf die Busse mit
schwarzen Fahrgästen geschossen. Das Haus von Martin Luther King wurde das
zweite Mal bombardiert. Ebenfalls wurden Bombenattentate auf das Haus seines
Freundes und seine Kirche, so wie auf drei weitere Kirchen von Schwarzen ausge-
übt.

4
    Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 55
                                                                                              Seite | 3
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3. Die Zeit von 1957 bis 1963

Im Jahre 1957 wurde King zum Präsident des Southern Christian Leadership Con-
ference (kurz: SCLC) gewählt. Es war ein Jahr mit vielen Demonstrationen, King reis-
te über 1 Million Kilometer quer durch das Land und hielt über 200 Reden. 1958 ver-
öffentlichte King sein erstes Buch mit dem Titel: „Schritte zur Freiheit: die Mont-
gomery-Geschichte“. Während einer Werbeaktion für sein Buch wurde er Opfer ei-
nes Messer-Attentats durch eine schwarze Amerikanerin. Im Jahr 1959 reiste King
nach Indien, um Gandhis Prinzip des Satyagraha, des gewaltlosen Widerstandes,
besser kennen zu lernen.

1960 zog King nach Atlanta und wurde Kopastor seines Vaters an der Ebenerer Bap-
tist Church. In seiner Rede hat er die Wichtigkeit der kommenden Präsidentschafts-
wahl angedeutet und die schwarzen Bürger motiviert Einfluss auf die Politik zu neh-
men und zahlreich an dieser Wahl teilzunehmen.

                                                                                  Seite | 4
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4. Das Birmingham-Jahr 1963

Anfangs der 60er war Birmingham in Alabama die Stadt, in der die Rassentrennung
am härtesten durchgesetzt wurde. Schwarze Männer und Frauen veranstalteten „Sit-
ins“ an Essensausgaben, an denen sie kein Essen bekamen und „Kneel-ins“ auf den
Stufen der Kirchen, in die sie nicht reingelassen wurden. Hunderte von Demonstran-
ten wurden bestraft und kamen ins Gefängnis. Es wurden siebzehn Bombenattentate
auf Kirchen und Häuser von Schwarzen durchgeführt, ohne dass die Täter ermittelt
werden konnten. Martin Luther King äußerte sich dazu: „ Alle Übel und Ungerechtig-
keiten, die Neger erleiden können, sind hier in Birmingham versammelt“5.

Im September 1962 haben King und andere Mitglieder der „SCLC“ einen Plan ent-
worfen, den sie „Projekt C“ nannten. Jeder der sich freiwillig erklärt hatte daran teil-
zunehmen, musste eine Verpflichtung unterschreiben. Die wichtigsten Punkte waren:
Die Liebe zum Jesus beizubehalten und das tägliche Beten, die Gewaltlosigkeit ge-
genüber Feinden einzuhalten und den Anweisungen des Leiters immer zu folgen. Die
Wichtigkeit dieses Protests unterstützt eine Aussage des führenden Mitgliedes der
„SCLC“: „Man muss bereit sein zu sterben, bevor man wirklich zu leben beginnt“6.
Am 3. April 1963 führten Martin Luther King und zwei weitere Geistliche einen Pro-
testmarsch in Birmingham an. Jeden Tag wurde demonstriert, jeden Tag wurden
Verhaftungen durchgeführt (über 450 Menschen saßen bereits im Gefängnis). Vorher
schon sammelte die „SCLC“ Gelder, um die festgenommenen Demonstranten gegen
eine Kaution frei zu kaufen. Als sich King als symbolische Opferung am Karfreitag,
den 12.April auch verhaften lassen wollte, bekam er eine Nachricht dass keine Gel-
der mehr vorhanden seien um ihm wieder aus dem Gefängnis rausholen zu können.
Trotzdem opferte er sich für sein Volk, indem er sagte: „Ich weiß nicht, was gesche-
hen wird, ich weiß nicht, woher das Geld kommen wird. Aber ich muss mich durch
die Tat zu meinem Glauben bekennen“7.

5
  Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 72
6
  Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 74
7
  Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 76
                                                                                            Seite | 5
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Kurz darauf führte King eine Demonstrantation an. Er und seine Anhänger gingen
dann die „weißen“ Straßen entlang bis nach ca. acht Häuserreihen Polizisten, mit
Schlagstöcken bewaffnet, die protestierende Menschenmenge überfielen. Alle De-
monstranten, auch Martin Luther King, wurden sofort verhaftet.

King und Ralph Abernathy, sein treuster Freund wurden in Einzelhaft gesteckt. Beide
erhielten sogar Kontakt- und Besuchsverbot: „Mehr als 24 Stunden wurde ich in Ein-
zelhaft gehalten, ohne Möglichkeit, mit der Außenwelt in Verbindung zu treten. Nie-
mand, nicht einmal meine Rechtsanwälte, durften mich besuchen. Diese Stunden
waren die längsten, zermürbendsten und verwirrendsten meines Lebens“8.

Er durfte nicht mal seine Ehefrau über die Inhaftierung benachrichtigen. Die besorgte
Coretta King entschied sich, nach vier Tagen der Unwissenheit, den Präsidenten an-
zurufen und bat ihn um Hilfe. Dieser sorgte dafür, dass nur einige Zeit später King mit
seiner Frau telefonieren durfte.

4.1. Brief aus dem Gefängnis
Am 16. April 1963 schrieb Martin Luther King einem sehr langen Brief. Da er kein
Schreibpapier hatte, nutzte er die Ränder von Zeitungen sowie Toilettenpapier. Er
richtete sich darin an seine Freunde und Wegbegleiter und erläutert darin die Bewe-
gungsgründe für seinen gewaltlosen Kampf verlieren.

In Auszüge aus seinem Brief heißt es:
„Vor einigen Monaten hat uns ein Bruder hier aus Birmingham mit seinem Aufruf ge-
beten, an einer gewaltfreien direkten Aktion zu beteiligen, denn diese wurde als not-
wendig erachtet“.9

„Aber grundsätzlich, bin ich hier in Birmingham, weil die Ungerechtigkeit hier ist. So
wie die Propheten des achten Jahrhunderts v. Chr. verließen Sie ihre Dörfer und tru-
gen "das Wort Gottes" weit über die Grenzen ihrer Heimatstädte, und auch so der
Apostel Paulus, er trug das Evangelium von Jesus Christus aus seinem Dorf von

8
    Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 77
9
    Ali B. Ali-Dinar, Ph.D., Homepage:http://www.africa.upenn.edu/Articles_Gen/Letter_Birmingham.html
                                                                                            Seite | 6
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Tarsus zu den entferntesten Winkel der griechisch-römischen Welt, so bin ich eben-
falls gezwungen, das Evangelium der Freiheit jenseits meiner Heimatstadt zu tragen.
Wie einst Paul, muss ich auf den ständigen mazedonischen Hilferuf reagieren.“ 10

„Außerdem lege ich Wert auf eine Wechselbeziehung aller Gemeinschaften und
Staaten. Ich bin betroffen über das was in Birmingham passiert, ich kann von Atlanta
aus nicht tatenlos zusehen. Ungerechtigkeit irgendwo, ist eine Bedrohung der Ge-
rechtigkeit überall.“11

Weiter schilderte Martin Luther King, dass er die gewaltfreien Demonstrationen be-
dauerte, aber diese für unablässig hielt - insbesondere in Birmingham auf Grund der
harten Segregation. Er kritisiert außerordentlich hart die Behandlung von Negern in
dieser Stadt in der Vergangenheit und zeigt sich bestürzt, dass die Stadtväter Ihre
Versprechen und Zusagen zur Abschaffung der Segregation vom September 1962
nicht eingehalten haben und schreibt dazu folgende Worte:

„Im Laufe der letzten Wochen und Monate, erkannten wir, dass wir die Opfer eines
gebrochenen Versprechens wurden. „[…]“ und der Schatten der tiefen Enttäuschung
legte sich auf uns. „[…]“Wir haben also keine andere Alternative, außer uns für die
direkte Aktion vorzubereiten, in der wir unsere Körper präsentieren und als Mittel nut-
zen um auf unsere Fall aufmerksam zu machen, wir wollen somit an das Gewissen
der lokalen und nationalen Gemeinschaft appellieren.“12

King schilderte nochmal was Sie bis zu diesem Zeitpunkt erreicht hatten und forderte
seine Gemeinde auf, weiter an der Zielverfolgung festzuhalten. Des Weiteren ani-
mierte er zu weiteren gewaltfreien Aktionen, diese hielt er für effektiver als neu zu
verhandeln. Denn bei Demonstrationen, so war er der Meinung, könne man die ame-
rikanische Gesellschaft direkt mit der Problematik konfrontieren.

10
   Ali B. Ali-Dinar, Ph.D., Homeage:http://www.africa.upenn.edu/Articles_Gen/Letter_Birmingham.html
11
   Ali B. Ali-Dinar, Ph.D., Homeage:http://www.africa.upenn.edu/Articles_Gen/Letter_Birmingham.html
12
   Ali B. Ali-Dinar, Ph.D., Homeage:http://www.africa.upenn.edu/Articles_Gen/Letter_Birmingham.html
                                                                                           Seite | 7
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Martin Luther King offenbarte in seinem Brief auch seine persönlichen Gefühle, in
dem er klar seine Angst vor den Aktionen bekundete. Er sei ängstlich gegenüber
Spannungen, dennoch wusste er genau, dass Spannungen eine konstruktive, ge-
waltfreie Art sei, die zum Nachdenken anregt. Daher hielt er es für notwendig, so wie
einst Sokrates, Spannungen in den Köpfen zu schaffen.

Neben seinen philosophischen und theologischen Thesen, kritisiert er nicht nur die
Politik der Stadt Birmingham scharf sondern auch den zuständigen Polizeichef Theo-
phil Eugene Connor, genannt „Bull“ - wegen seiner bulligen Statur. Er war auch der-
jenige, der King mit den anderen Mitstreitern, darunter waren auch Jugendlichen und
sogar Kindern, inhaftieren ließ. King sah „Bull“ deutlich als den alleinigen Herrscher
der Stadt an, er verurteilte seine Vorgehensweise und rief zum Boykott des Polizei-
chefs auf. Abschließend appellierte King noch einmal an seine Gefolgsleute, die Ru-
he zu bewahren und den Glauben in ihn und Jesus Christus nicht zu verlieren.

Nach der Entlassung Martin Luther King am 20. April 1963 wurde sein Brief gedruckt
und es verkauften sich 1 Millionen Exemplare.

Während King im Gefängnis saß und seinen Brief verfasste, führten über 5000 Afro-
amerikaner ihren Protestmarsch weiter, mit dem Ziel ebenfalls wie King inhaftierte zu
werden, um die Gefängnisse zu überfüllen und das Polizeisystem zum Zusammen-
brechen zu zwingen. Und damit zu Guter Letzt die Rassentrennung durch diese Akti-
on abgeschafft wird. Trotz aller Mühe existierte die Rassentrennung nach wie vor in
Birmingham. Nach seiner Freilassung, am 20. April 1963, entschied sich King zu ei-
nem neuen Versuch, das „Projekt C“ umzusetzen. King und andere führende Mitglie-
der der SCLC besuchten mehrere Schulen und erklärten die Methode der Gewaltlo-
sigkeit in Workshops. Die jugendliche Begeisterung war riesig: über 6000 Kinder und
Jugendliche meldeten sich freiwillig.

Am 2. Mai 1963 zogen die ersten Kinder-Demonstrationszüge singend -das Lied:
„We shall overcome“- durch die Stadt, 959 Kinder wurden durch „Bull“ Connor verhaf-

                                                                                 Seite | 8
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tet. Es wurden mehrere Hunde und Wasserwerfer ihnen entgegengesetzt. „Die
Wucht des Wassers warf die Kinder zu Boden, riss ihnen die Kleider vom Leib“13.

Nach diesem Vorfall setzen sich der Stadtrat und das weiße Bürgerkomitee zusam-
men. Auf einer Pressekonferenz am 10. Mai 1963 stellte Präsident Kennedy die
Übereinstimmung in vier Punkten mit den Forderungen Kings. Nur einen Tag nach
dem Beschluss traf eine Bombe des Ku-Klux-Klans das Haus von King. Die Rassis-
ten wollten damit erreichen, dass die Afroamerikaner Gewalt gegenüber den weißen
Bürger anwenden und somit den Plan von King, durch gewaltlosen Marsch die Frei-
heit zu erkämpfen, beenden.

13
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seiten 83/84
                                                                                            Seite | 9
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5. Sternmarsch nach Washington und seine Rede: „I have a dream …“

Nach den schrecklichen Ereignissen in Birmingham setzte sich Präsident J.F. Ken-
nedy mit der Bürgerrechtsgesetzgebung auseinander und wollte die Verbesserung
der sozialen, beruflichen und rechtlichen Stellung der Schwarzen festlegen.
Auf Vorschlag des schwarzen Politikers A.Phillip Randolh führten mehr als ein Viertel
Millionen Menschen, davon 60.000 Weißen, einen Marsch auf Washington durch. Am
28. August 1963 kam Martin Luther King nach Washington. „ A.Phillip Randolh stellte
dann King jr. als den „moralischen Führer der Nation“ vor.“14 Martin Luther sprach
seine Rede: „Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in
einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach
ihrem Charakter beurteilen wird.“15

Nur 14 Tage nach der legendären Rede, am 15. September 1963 detonierte eine
Bombe in der Sonntagsschule der 16th Avenue Baptist Church in Birmingham. Über
21 Kinder wurden schwer verletzt, vier kleine schwarze Mädchen wurden getötet. Nur
ein paar Stunden später erschoss ein Polizist einen sechzehnjährigen schwarzen
Jungen. Am gleichen Nachmittag erschossen zwei weiße Jugendliche einen drei-
zehnjährigen schwarzen Jungen. An einen Sonntag waren es schon insgesamt
sechs Morde. Alle Täter wurden festgenommen und bekamen zwischen sechs und
sieben Monate auf Bewährung, der Bombenleger musste nur zusätzlich 100 Dollar
Geldstrafe zahlen.

Nur drei Monate später, am 22. November 1963 wurde der Präsident F.J.Kennedy
erschossen. Denn Martin Luther King hat die unerwartete Ermordung hart getroffen,
da er mit dem Präsidenten persönlich verbunden war und somit einen guten Freund
verlor. Bis heute glaubt keiner, dass der Mord alleinig durch Harvey Oswald durchge-
führt worden ist. Ob es ein Auftragsmord war - nur „ weil er sich für die Schwarzen

14
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 92
15
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 94
                                                                                               Seite | 10
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Amerikas einsetzte“16 und für viele Menschen in den U.S.A., durch sein Amt, „uner-
träglich wurde“ - bleibt bis heute ungeklärt. 17

16
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 97
17
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 97
                                                                                               Seite | 11
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6. Hoover und das FBI

Die USA starteten in Zeiten des Kalten Krieges, während der 50er und 60er Jahre,
einen großen Lauschangriff, d.h. die Überwachung von Telefonen mittels Wanzen.
Die Abhöraktion wurde durchgeführt aus Angst vor Angriffen der kommunistischen
Sowjetunion und Wahrung der nationalen Sicherheit. Voranging sollten die sowjeti-
schen Agenten überwacht werden. Nachdem sich das Überwachungsprogramm un-
ter der Leitung von Edgar Hoover, zwar unter sehr unkonventionellen und gesetztes
widrigen Praktiken, als Effektiv erwies, wurde es gegen jeden angewendet der als
Bedrohung der nationalen Sicherheit angesehen wurde. - So auch Marin Luther King
Jr.

In den Augen des FBI-Chefs J.Edgar Hoover „habe er in King einen „möglichen Mes-
sias“, eine mögliche Befreiergestalt gesehen, die das schwarze Amerika vereinigen
wollte, um es gegen die weiße Rasse zu führen.“18 Dazu soll King in Verbindung mit
den Kommunisten gestanden haben. Der Grund für diese Annahme war, dass einer
seiner engsten Berater der New Yorker Rechtsanwalt Stanley Levison in den 50er
Jahren als Spendensammler für die Kommunistische Partei Amerikas aufgefallen
und aktiv war. Somit nahm Hoover an das M.L. King ebenfalls ein Kommunist sei.

Nach seiner bedeutenden Rede im Jahre 1963 in Washington geriet King zu neh-
mender in das Fadenkreuz von J. Edgar Hoover und dem FBI. In Kings Akte des FBI
wurde, nach dem Sternmarsch und seiner Rede, folgendes vermerkt: „Sie sei eine
wirkungsvolle demagogische Rede. „Wir müssen King jetzt, wenn wir es nicht schon
bisher taten, als den gefährlichsten Neger für die Zukunft dieser Nation bezeichnen,
und zwar unter dem Gesichtspunkt der kommunistischer Unterwanderung, der Ras-
senfrage und der nationalen Sicherheit!“19
Um beweisen zu können, dass King ein Kommunist und ein Volksverhetzer war,
drängte das FBI „den Justizminister um Genehmigung einer elektronischen

18
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 106
19
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 106
                                                                                            Seite | 12
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Lauschoperation gegen den Negerpastor zu.“ 20 Nachdem die zuständigen Regie-
rungsstellen informiert waren und der Abhöroperation, die als eine Studie mit dem
Titel „Kommunismus und Negerbewegung“ deklariert wurde, zu stimmten, ließ das
FBI King in der Zeit von 1963 bis 1965 intensiv abhören. J.E. Hoover veranlasste
seine Agenten Kings Wohnung mit Abhörvorrichtungen zu überwachen. „Wenn King
reiste, wurden seine Hotelzimmer vorher entsprechend präpariert. Nachdem er 1964
zum „Mann des Jahres“ erklärten worden war, entwarf das FBI einen Plan ihn vom
Sockel zu holen und seinen Einfluss zu mindern. Man beschloss, King Jr. durch ei-
nen anderen Neger zu ersetzen.“21

Nach dem das FBI unablässig gegen King ermittelt hatte und keinerlei Hinweise auf
kommunistische Aktivitäten sowie damit verbundenen Gesetzesverstöße von King
fanden, wollte Hoover die Ermittlung gegen Martin Luther King trotz der geringen
Beweise nicht einstellen! Er hatte nämlich zahlreiche Gründe intensiv nach rufschä-
digen Material zu suchen und Ihn zu diskreditieren. Denn King hatte Hoover sowie
seine Behörde aufgebracht, in dem er die Behandlung von Bürgerrechtsfällen durch
das FBI öffentlich kritisierte. Dazu bezeichnete er das FBI als gänzlich untauglich.

Wenige Tage vor der Entgegennahme des Friedensnobelpreises: – In Dr. King´s
Haus in Atlanta öffnete seine Ehefrau Coretta King ein anonymes Päckchen. Dieses
enthielt eine Tonbandaufnahme von einem Seitensprung Ihres Ehemanns mit einer
anderen Frau, welches auf einer seiner Reisen in einem Hotelzimmer aufgenommen
wurde. Des Weiteren enthielt das Päckchen einen Brief. In diesem Brief hieß es: “Die
einzige Möglichkeit das die Öffentlichkeit nie davon erfährt und der damit verbunde-
nen Schande aus dem Weg zu gehen, sei der Selbstmord von Martin L. King.“

Nachdem King auf diese Form von Erpressung des FBI nicht eingegangen war, folg-
ten weitere Boykottversuche an King sowie an seinen Beratern und insbesondere an
seinen Gefolgsleuten der Bürgerrechtsbewegung.

20
     Zitelmann, Arwulf: Keiner dreht mich um, Verlag: Beltz, Weinheim 1997, Seite 111
21
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 106
                                                                                            Seite | 13
Dr. Martin Luther King Jr.

So auch „im September 1964 versuchte das FBI mit Hinweis auf Kings „sexuelle Ver-
fehlungen“ den amerikanischen Bischof Francis Kardinal Spellmann dafür zu gewin-
nen, er möge dem Papst von einem Treffen mit King abraten. Desgleichen warnte
das FBI zwei amerikanischen Universitäten, die Ehrendoktorwürde an King Jr. zu
verleihen. Am 28. Februar 1968 streute das FBI in Memphis, Tennessee, die Lo-
sung aus, King sei ein Heuchler. Während die schwarzen Müllarbeiter gegen die
weiße Verwaltung streikten, wohne er in einem vornehmen Hotel, das einem Weißen
gehöre. King zog sofort aus dem Holiday-Inn aus und nahm ein Quartier im Lorraine
Motel, das einem Schwarzen gehörte. Es war aber auch das Hotel, das einem
Schützen von der gegenüberliegenden Seite ein gutes Schussfeld bot.“22

22
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 106
                                                                                            Seite | 14
Dr. Martin Luther King Jr.

7. Von Selma nach Montgomery

Für sein Engagement als Wortführer der gewaltlosen Rassenintegration bekam King
im Alter von nur 35 Jahren den Friedensnobelpreis im Jahre 1964 überreicht. Er war
bereits auf dem Höhepunkt seiner Popularität und öffentlichen Anerkennung ange-
langt. Zeichen für den Erfolg seines Einsatzes war die Unterzeichnung der Gesetze,
welche die Rassentrennung in den Vereinigten Staaten endgültig untersagten, durch
Präsident Johnsons am 02. Juni 1964. Vor allem hatten Schwarze ein neues Selbst-
bewusstsein gewonnen und somit den "aufrechten Gang" erlernt.

Am 18. Januar 1965 fuhr King nach Selma, Alabama um die schwarze Bevölkerung
bei Eintragungen in die Wahllisten zu unterstützen. Mehrere Wahlwillige wurden ver-
haftet, am Abend den 18. Februar zog ein Protestmarsch in der Richtung des Ge-
fängnisses. Als die Schwarzen die Straßen entlang gingen, fiel die Straßenbeleuch-
tung aus. Plötzlich kamen Polizisten und Rassenfanatiker den protestierenden
Schwarzen entgegen und schlugen auf sie ein.

Da viele Hindernisse die Wählerregistrierung unmöglich machten, entschloss sich
King am 5. März 1965 mit dem Präsidenten B. Johnson zu sprechen und bat ihn um
Hilfe. Als er aus Washington zurückkam, gab er bekannt, dass ein Marsch von Selma
nach Montgomery stattfinden wird.

7.1. Der blutige Sonntag
Am 7. März 1965, an einem Sonntag, marschierten 500 Afroamerikaner über 54 Mei-
len nach Montgomery. Diese wurden während des Protestzuges von Polizisten über-
fallen und mit Peitschen, Stöcken und Tränengasgranaten so zugerichtet, dass die
Straßen mit Blut bedeckt waren. Der Marsch blieb ohne Erfolg.

7.2. Der Marsch der Demonstranten für das Wahlrecht
Am 9. März 1965 versuchten die Schwarzen den Marsch zu wiederholen um Mont-
gomery zu erreichen. Aufgrund des starken Drucks der Kongressmitglieder rief King
zum Umkehren auf.

                                                                             Seite | 15
Dr. Martin Luther King Jr.

Der dritte Versuch begann am 21. März 1965, die Demonstranten liefen bis Sie am
24. März erreichten die Demonstranten die Hauptstadt Montgomery. King und über
50000 Menschen versammelten sich um diesen Erfolg zu feiern. Zu den Feiernden
gehörten auch mit unter Kings Vater, seine Ehefrau und Rosa Parks.

Direkt gegenüber dem Capitol in Montgomery hielt King seine Rede und erinnerte an
die Würde des Menschen, so auch die der schwarzen Menschen.

Von Sommer 1965 bis Sommer 1966 ging Martin Luther King nach Chicago um auch
im Norden seine Ideen zu verbreiten und die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf
die schlimmen Schul-, Wohnungs- und Arbeitsverhältnisse zu lenken. Am 24. Juli
führte King 20.000 schwarze und weiße Demonstranten vor das Rathaus in Chicago.

King und seine Methode des gewaltlosen Widerstands wurden im Norden der USA
nicht angesehen. Die Bewohner der Ghettos sahen ihn als einen berühmten Mann
an, der gar keine Ahnung von Alltagsproblemen hatte. Anfangs 1966 zogen King und
seine Familie in eine überteuerte Ghettowohnung. Mit diesem Schritt zeigte er Soli-
darität mit den Ärmsten und konnte damit einige Jugendliche für seine gewaltlose
Methode gewinnen. Am 10. Juli 1966 begannen in Chicago neue Demonstrationen.
Über 50.000 Menschen waren dran beteiligt. Der Marsch ging bis zum Rathaus, wel-
ches an diesem Tag verschlossen war. Selbst der Bürgermeister war nicht anwe-
send. Am 26. August traf sich King und seine Mitarbeiter wieder mit den Oberen der
Stadt, die sich verpflichteten die Ghettos aufzulösen und allen schwarzen Bürgern
eine menschenwürdigen Wohnungen anboten. Die „SCLC“ setzen sich auch später
für eine Verminderung der Arbeitslosigkeit der Afroamerikaner ein.

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Dr. Martin Luther King Jr.

8. King und der Vietnamkrieg

Inzwischen brachte der Vietnamkrieg erste sichtbare Folgen mit sich. King hielt die-
sen Krieg als das schlimmste Ereignis in der Geschichte der USA. Es machte ihn zu
schaffen, dass doppelt so viele Schwarze verletzt oder getötet wurden. Er stellte sich
gegen dem Krieg und wurde somit als „Feigling“, „Verräter“ und sehr oft als ein
„Kommunist“ bezeichnet. Viele Mitarbeiter der SCLC zogen sich zurück und waren
der Ansicht der Vietnamkrieg wäre was sinnvolles, sogar notwendig für das Land. Die
Regierung kürzte die Sozialhilfe für die Bedürftigen, die Notlage verschlimmerte sich
gravierend. Es kam zu Gewaltausbrüchen in vielen größeren Städten. King konnte
jedoch nicht länger schweigen, er setzte sich 1967 mit der Antikriegsbewegung und
deren weißen Führung zusammen um gegen den Vietnamkrieg zu protestieren. „Ein
Marsch der Armen nach Washington müsste: Leute aus den unterentwickelten Ge-
bieten des Südens und des Nordens zusammenholen, Leute, die keine Jobs und
Geld haben“ […] „So würde das Problem wirklich allen dramatisch vor Augen geführt.
Nicht nur Schwarze müssten es sein, sondern alle Armen. Indianer, Puertoricaner,
Mexikaner und selbst die armen Weißen müssten sich beteiligen.“23

King spricht immer wieder vom Zusammenhang zwischen Rassismus, Armut und
Krieg. Für King war es nur konsequent, dass er, der Verfechter von Gewaltlosigkeit,
auch gegen die Gewalt des Krieges war. Er unterstütze die Kriegsdienstverweige-
rung und nahm an den Friedensmärschen teil. King wurde so in den politischen Krei-
sen zu einer unerwünschten Person, besonders Präsident Johnson war er ein Dorn
im Auge. Man propagierte seine Linie als kommunistenfreundlich.

Am 4. Februar 1968 hielt King in Atlanta eine Predigt, in der er auf den Vietnam-Krieg
einging: „Gott hat Amerika nicht berufen, das zu tun, was es jetzt in der Welt tut. Gott
hat Amerika nicht berufen, sich in einem sinnlosen und ungerechten Krieg zu enga-
gieren, wie dem in Vietnam. Wir sind Verbrecher in diesem Krieg. Wir haben fast

23
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 121
                                                                                            Seite | 17
Dr. Martin Luther King Jr.

mehr Kriegsverbrechen begangen als irgendeine Nation in der Welt, und ich werde
das auch in Zukunft sagen.“24

Im März konnte man schon mit Vorbereitungen für den Marsch beginnen. Doch da-
zwischen kam der Streik in Memphis, Tennessee der Müllarbeiter, die für gerechten
Lohn ausnahmslos für Afroamerikaner kämpften. King besuchte Memphis um die
Bürgerbewegung zu unterstützen, man einigte sich das der große Protest durch
Memphis nach Washington gehen soll. Wegen des schlechten Wetters, der Kälte und
dem Schneefall wurde die Demonstration auf den 28. März verschoben.

24
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 120
                                                                                            Seite | 18
Dr. Martin Luther King Jr.

9. Die Ermordung 1968

Martin Luther King entschloss sich, am 28. März 1968, angesichts des anstehenden
Poor People’s March zuerst in Memphis, Tennessee zu demonstrieren und sich
nochmals für die (soziale) Gleichberechtigung aller einzusetzen. Außerdem konnte
man den Besuch in Memphis als eine Art Test sehen, wie stark die Massen auf ihn
reagieren würden.

Als er diese Demonstration anführte, endete Sie in Krawalle, Plünderungen und
Bränden. Es war das erste Mal dass eine Demonstration, die er anführte, gewalttätig
wurde. Es gab Vermutungen, dass das FBI schwarze Jugendliche zu den Krawallen
anstiftet hatte.

King redete noch einmal mit den Jugendlichen und legte einen neuen Termin für eine
Demonstration fest, den 8.April. Bis zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand das Martin
Luther King an diesen Termin bereits schon Tod sein würde:
Am 3. April 1968 sagte er nämlich, in seiner berühmten Rede in der Mason Temple
Church,: “I have been to the mountain top", dass er das "promised land", das ver-
sprochene (heilige) Land, gesehen habe. - Viele deuteten diesen Satz als Todesah-
nung.

Im Nachhinein wurde auch ein Ereignis von dem Coretta King berichtete, welches
ebenfalls als Todesahnung interpretiert wird: Sie erklärte, dass Sie regelmäßig fri-
sche Blumen vom Ihn bekam. Doch am 12.März schickte er Ihr erstmalig künstliche
rote Nelken. Als Sie Ihn darauf ansprach, sagte Martin Luther King: „ich wollte Dir
etwas schenken, was Du immer behalten kannst.“25 - Es waren die letzten Blumen,
die sie von ihrem Mann erhielt. Irgendwie schien er geahnt zu haben, dass die Blu-
men nicht verwelken dürfen. Dazu kam noch dass er nach der Ermordung von Ken-
nedy, äußerte, dass er so auch so mal umkommen würde.

25
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 126
                                                                                            Seite | 19
Dr. Martin Luther King Jr.

Am 4. April 1968 wurde er dann mutmaßlich von James Earl Ray erschossen. Von
einem Balkon des Lorraine Hotels in Memphis soll er die tödlichen Schüsse auf den
Bürgerrechtler abgefeuert haben. Ray legte auf Anraten seines Anwaltes ein Ge-
ständnis ab und wurde zu 99 Jahren Haft verurteilt. Drei Tage später widerrief er sein
Geständnis. 1997 kam es zu einem neuen Verfahren mit den Ergebnis dass Ray
nicht alleine der Täter gewesen war, sondern das King einem Mordkomplott zum Op-
fer gefallen sei. Die Anführer dieses Komplotts konnten, trotz drei Jahrzehnter langer
Recherche, nicht ermittelt werden. Allerdings werden in diesen Zusammenhang oft
das FBI, der CIA und die Bundesregierung gebracht und verdächtigt. Neben dieser
Theorie steht auch eine Aussage, dass der Arbeitslose und Gelegenheitsdieb sowie
überzeugte Rassist im Auftrag des Ku-Klux-Klans gehandelt haben soll. Auch diese
Theorie konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden.

Ob es nun eine überzeugte Einzeltat von Ray oder ein Auftragsmord im Rahmen ei-
ner Verschwörung war, wird weiterhin ungeklärt bleiben. Da er am 23. April 1998 im
Gefängnis verstarb. Denn noch bleiben die Ergebnisse der Ballistischen Tests beste-
hen, die heute allerdings wieder angezweifelt werden: Die tödliche Kugel soll ein-
deutig aus der Waffe von Ray stammen und somit gilt er als der Mörder von King.
In über 100 Städten kam es nach der Ermordung Kings zu Krawallen bei denen 39
Menschen ums Leben kamen. Selbst in Washington D.C. kam zu heftigen Unruhen,
so dass selbst Präsident Johnson seine politische Reise unterbrechen und sich um
die innere Sicherheit bemühen musste.

Coretta Scott-King schrieb:
"Einer Nation die im bittersten Rassismus erstarrte weckte ein Schwarzer das
schlummernde Gewissen; einer Nation krank von Gewalt predigte ein Schwarzer
Gewaltlosigkeit; einer Nation die Entfremdung zersetzte predigte ein Schwarzer Lie-
be; einer Welt die während zwanzig Jahren in drei Kriegen verstrickt war predigte ein
Schwarzer Frieden." (Coretta Scott-King)

Martin Luther King jr. wurde am 9. April 1968 unter der Anteilnahme von 150.000
Menschen in Atlanta auf dem South View Cemetery, einem Friedhof für Schwarze,
beerdigt. In seinem Gradstein sind die letzten Worte: „Free at last! Free at last! Thank

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Dr. Martin Luther King Jr.

God Almighty, I'm free at last!“ (übersetzt: „Endlich frei! Endlich frei! Dank Gott dem
Allmächtigen, ich bin endlich frei!“) eingraviert.

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Dr. Martin Luther King Jr.

10.   Kings Verständnis für Gewaltlosigkeit und Politik

Der Ursprung des gewaltlosen Verhaltens von Körper und Rede liegt im Geist. Des-
halb ist Gewaltlosigkeit kein äußeres Verhalten, sondern ein Geistesfaktor

In vielen Fällen, meist in öffentlichen Diskussionen, wird die Gewaltlosigkeit als Pas-
sivität missinterpretiert und das Ziel der Methode wird falsch verstanden. Das eigent-
liche Ziel der Gewaltlosigkeit ist, dass selbst dann, wenn einem einen Schaden zuge-
fügt wird, kein Impuls mehr aufsteigt, diesen Schaden mit gleichen Mitteln zu vergel-
ten und sich zu rächen. Stattdessen bleibt er fähig, intelligent, gefasst und ohne
Feindschaft zu reagieren. – Nach diesen Privilegien agierte auch Gandhi in seinem
Kampf zur Befreiung Indiens von der britischen Besatzungsmacht. Er demonstrierte
mit seinen Anhängern, wie man mit Hilfe von Boykotten und Nicht-Kooperation mit
den Unterdrückern und mit Öffentlichkeitsarbeit einen solchen Weg gehen kann, der
sicherlich mehr Mut erfordert als die Anwendung von Gewalt. Er sagte er sei so, den
Weg des Frieden gegangen, den dieser sei der Frieden!

Gandhis Methoden und Lehren der Gewaltlosigkeit inspirierte Martin Luther King, er
wurde somit zu seinem Vorbild. Er wollte in ähnlicher Art und Weise die Bürgerrechte
der amerikanischen Farbigen gegenüber den herrschenden Weißen durchsetzen. Er
sah in der Gewährung dieser Bürgerrechte auch die Chance für die Weißen, sich von
ihrem Dasein als unmenschliche Unterdrücker zu befreien. Martin Luther King, der
ein christlicher Prediger war, stützte sich natürlich auch auf die Lehren Jesu. Seine
Botschaft von der Feindesliebe forderte Liebe zur gesamten Menschheit, nicht nur
zum eigenen Stamm, und umfasste sogar Schädiger.

10.1. Was bedeutet Gewaltfreiheit und Passivität?
Gewaltlosigkeit wurde und wird oftmals als Widerstandslosigkeit oder passiver Wi-
derstand bezeichnet, es angeblicher weise etwas für Schwache, Feiglinge, Ängstli-
che, Hilflose, die keine Waffen besitzen oder sich fürchten, Waffen zu führen.

                                                                                Seite | 22
Dr. Martin Luther King Jr.

Zur Vermeidung derartiger Missverständnisse wurde der Begriff Gewaltfreiheit für die
aktive Gewaltlosigkeit geprägt, der sich aber nicht überall durchsetzte. Es werden
deshalb meistens beide Wörter, Gewaltlosigkeit und Gewaltfreiheit, für ein und die-
selbe Sache gegenübergestellt bzw. verwendet.

Martin Luther King sagte dazu:
„Mein Studium Gandhis überzeugte mich davon, dass wahrer Pazifismus nicht ein-
fach Widerstandslosigkeit gegenüber Bösem ist, sondern Widerstand ohne Gewalt.
Zwischen den beiden Standpunkten besteht ein himmelweiter Unterschied. Gandhi
widersetzte sich dem Bösen mit ebenso viel Energie und Gewalt wie der, der gewalt-
tätig Widerstand leistet. Aber er widersetzte sich mit Liebe statt mit Hass.“ (Martin
Luther King)

10.2. Gewaltlosigkeit/Gewaltfreiheit…
… ist eine aktive innere Haltung, eine Kampfmethode und Aktionsform zur Lösung
von Konflikten und zur Herbeiführung bzw. Durchsetzung positiver gesellschaftlicher
Veränderungen, die auf die Anwendung von physischer Gewalt gegen Menschen
bewusst verzichtet. Da keine Absicht besteht einen anderen Menschen zu verletzten
oder zu töten, selbst die Fahrlässige Verletzung oder Tötung soll vermieden werden.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, wenn nicht der Weg schon der Frieden ist“.
(Martin Luther King)

10.3. Das Verhältnis zum Gegner
Der klassische Revolutionär rechtfertigt den Hass gegenüber dem Gegner und des-
sen Diskreditierung, so wie es J. Edgar Hoover tat. Der Gegner wird zum Feind er-
klärt, der gedemütigt, verletzt und letztlich vernichtet werden soll.

„Der Satyagraha trennt den Menschen von seinen Taten, das Böse von dem, der das
Böse tut. Er achtet Freiheit und Würde des Gegners, übt Widerstand ohne Feindse-
ligkeit. Der Vertreter der Gewaltfreiheit betrachtet den Gegner nicht als Feind. Er ver-
sucht, ihn zu beschämen, zu überzeugen, ihn umzustimmen, sein Verständnis zu
gewinnen. Damit lässt er die Möglichkeit der Wiedergutmachung offen und hinterlässt

                                                                                  Seite | 23
Dr. Martin Luther King Jr.

keinen Hass. Der Gewaltlose versucht, die Feindesliebe, die neutestamentliche Aga-
ve, zu praktizieren.“26

„Wir müssen unsere weißen Brüder lieben, gleichgültig, was sie uns antun“.
(Martin Luther King)

Der Satyagraha lehnt verschwörerische Guerilla- und Kriegsähnliche Methoden ab,
arbeitet so weit wie möglich offen, kündigt oft sogar seine Aktionen vorher an.

Der Gewaltlose hat den Mut, eine Aktion sofort abzubrechen, wenn Wege zu Abwe-
gen wurden. Armee und Revolution brauchen nur gesunde Leute mit einem gewis-
sen Mindestalter. In der gewaltfreien Aktion ist Platz für jeden, der mitmachen will.
King berichtet von Kindern, Jugendlichen, Behinderten, einem blinden Sänger, die
von keiner Armee irgendeines Landes angenommen worden wären, aber in den Rei-
hen der Bürgerrechtsbewegung eine führende Stellung einnahmen. Die Revolution
strebt nach der Macht.

„Die Gewaltlosigkeit strebt nicht nach der Macht“. (Gandhi)

Das Ziel ist nicht der Sieg, sondern Gerechtigkeit und Versöhnung.

Die gewaltlose Bewegung ist sehr flexibel in Bezug auf Zusammenarbeit und
Nichtzusammenarbeit mit dem System. Das ist für die Gegenseite schwer begreifbar,
muss aber immer wieder deutlich gemacht werden. Konstruktive Mitarbeit, Kritik und
kritische Nichtzusammenarbeit kann durchaus zusammengehören. Zu den Kennzei-
chen und Prinzipien der Gewaltfreiheit gehören auch Opferbereitschaft, Verzicht auf
Wohlstand, ein Höchstmaß an Zivilcourage, Selbstdisziplin, Selbstachtung und Be-
reitschaft, ein persönliches Risiko einzugehen, ein Beispiel freiwillig erduldeten Lei-
dens zu geben, wenn nötig, Demütigungen ohne Rache hinzunehmen, Gewalttätig-
keiten ohne zurückzuschlagen.

26
     King, Martin Luther, Mein Weg zur Gewaltlosigkeit/Zeichen der Zeit, Verlag: Unbekannt, 1965
                                                                                            Seite | 24
Dr. Martin Luther King Jr.

Martin Luther King hatte diese Theorien immer wieder versucht seiner Gemeinde und
Anhängern, vorzuleben. Selbst nach Gewalttätigen Aktion des Ku-Klux-Klanes,
vergab er diesen.

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Dr. Martin Luther King Jr.

11.    Kings Kirchenverständnis

Kings Vater war die erste wichtige Person in seinem Leben, der Einfluss auf seine
solide Erziehung hatte. King-Senior war als ein baptistischer Pfarrer tätig, dadurch
entwickelte King jr. eine starke Verbindung zur Kirche und ausgeprägte Bibelgläubig-
keit. Er beurteilte Verhalten also nach biblischen Richtlinien und versuchte sein Ver-
halten an die Anforderungen der Bibel anzupassen. King weiß, dass es schwer ist für
die unpopulären Dinge zu kämpfen. Nach seiner Meinung, ist aber die Hauptaufgabe
der Religion und der Kirche die Benachteiligten und Armen, egal welcher Herkunft,
zu helfen und zu unterstützten. King sagt: „Alles, was ich für die Bürgerrechte tue,
sehe ich als Teil meines Dienstes als Pastor an, weil ich überzeugt bin, dass das
Evangelium seinem Wesen nach dem ganzen Menschen dient. Es genügt nicht, sich
um die Seele des Menschen zu sorgen. Man muss sich auch um den Körper und um
die Umweltbedingungen kümmern, die die Seele verletzen können.“ 27

Die Kraft, für die Gerechtigkeit zu kämpfen holt sich King direkt aus der Bibel, in der
geschrieben steht, dass keiner sich weigern darf für Gerechtigkeit zu leiden oder zu
opfern.

„Am Ebenbild Gottes haben alle Menschen im gleichen Maße teil. Es gibt keine Stu-
fenleiter des Wertes. Jedes menschliche Wesen trägt in seiner Persönlichkeit den
unauslöslichen Stempel des Schöpfers eingeprägt. Jeder Mensch wird geachtet wer-
den, weil Gott ihn liebt. Der Wert des einzelnen liegt nicht in der Kraft seines Intellek-
tes, seine rassischen Herkunft oder seiner sozialen Stellung. Der menschliche Wert
liegt in seiner Beziehung zu Gott. Der einzelnen hat Wert, weil er für Gott Wert hat.“ 28

Er begründete sein Vorgehen immer wieder durch seinen Glauben: „Vor 2000 Jahren
sagte eine Stimme aus Betlehem, das alle Menschen gleich sind. Sie sagte, Recht
werde triumphieren. Jesus von Nazareth schrieb keine Bücher; er besaß kein Eigen-
tum, das ihm Einfluss verlieh. Er hatte keine Freunde an den Höfen der Mächtigen.

27
   Bahr, Hans-Eckehard: Martin Luther King – Für ein anderes Amerika, Verlag: Aufbau, Berlin, 2004,
Seite 151
28
   Bahr, Hans-Eckehard: Martin Luther King – Für ein anderes Amerika, Verlag: Aufbau, Berlin, 2004,
Seite 147
                                                                                          Seite | 26
Dr. Martin Luther King Jr.

Aber er änderte den Kurs der Menschheit mit den Armen und Verachteten allein.
Mögen wir auch naiv und unbedarft sein, die Armen und Verachteten des 20. Jahr-
hunderts werden dieses Zeitalter revolutionieren. In unserer „Arroganz, Gesetzlosig-
keit und Undankbarkeit“ werden wir für menschliche Gerechtigkeit, Brüderlichkeit,
sicheren Frieden und Fühle für alle kämpfen. Wenn wir diese Ziele erreicht haben- im
Geist der unerschütterlicher Gewaltlosigkeit- dann, in leuchtendem Glanz, wird die
christliche Ära wahrlich beginnen.“29

29
  Bahr, Hans-Eckehard: Martin Luther King – Für ein anderes Amerika, Verlag: Aufbau, Berlin, 2004,
Seite 152
                                                                                         Seite | 27
Dr. Martin Luther King Jr.

12.       Die ökumenische Dimension in Kings Reden und Handeln:

"Ökumene" heißt "bewohnte Erde". Ökumenische Schule richtet den Blick auf die
gesamte bewohnte Erde, auf Menschen unterschiedlicher Konfession, Religion,
Hautfarbe, Gesinnung, und Kultur. Denn:

                          "Das ist das große Problem der Menschheit:

                Wir haben ein großes Haus geerbt, ein großes Haus der Welt,
                              in dem wir zusammen leben müssen.
                      Schwarze, Weiße, Morgenländer und Abendländer,
                      Juden und Nichtjuden, Katholiken und Protestanten,
                                       Moslems und Hindus.
                        Eine Familie, die in Ideen, Kultur und Interessen
                                       zu Unrecht getrennt ist.

                         Weil wir niemals wieder getrennt leben können,
              werden wir lernen müssen, in Frieden miteinander auszukommen.
                            Alle Bewohner der Erde sind Nachbarn."30

Martin Luther King wurde nicht nur wegen seine Methode der Gewaltlosigkeit be-
rühmt, sondern auch weil er ein „Prophet der ökumenischen Christenheit“ war. Schon
als kleines Kind musste er die ersten Erfahrungen mit der Rassentrennung machen.
Er wusste noch genau, als er mit seinem Vater Schuhe kaufen war. Da King und sein
Vater sich auf die Plätze, die nur für weiße Bürger bestimmte waren, hingesetzt hat-
te, weigerte sich der Verkäufer sie zu bedienen. Daraufhin nahm sein Vater ihn an
der Hand und sie verließen das Geschäft. Was sein Vater ihm dazu antwortete präg-
te sich in sein Gedächtnis fest. Ihm wurde klar, er wird das System nie anerkennen,
er möchte für Gleichberechtigung kämpfen. Es gibt genügend Beispiele für sein
Handeln, dass dies bestätigen, z.B. den Marsch auf Washington organisierte er zu-

30
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 141
                                                                                            Seite | 28
Dr. Martin Luther King Jr.

sammen mit Repräsentanten der protestantischen, der katholischen und der jüdi-
schen Religionsgemeinschaften. Der Marsch hat bewiesen, dass die drei führenden
Glaubensgemeinschaften in den USA miteinander kooperieren können. „King rief auf
zu einer weltweiten Kameradschaft, die den Sinn für gute Nachbarschaft über den
eigenen Stamm, die Rasse, die Klasse und die Nation ausdehnt“ […] „bis zu einer
allumfassenden, bedingungslosen Liebe zu allen Menschen“. 31

King setzte sich auch gegen den Vietnamkrieg ein. In der Vereinigung engagierten
sich Pastorinnen, Priester, Rabbiner und Gemeindeglieder. Dieses wurde zum Abbild
jener "neuen Ökumenen" von weißen und schwarzen Protestanten, Katholiken und
Juden. Das Ziel war die gemeinsame Vertretung der elementaren Interessen von
Benachteiligten und Unterdrückten - in diesem Falle von Menschen in Vietnam.

31
     Presler, Gerd: Martin Luther King, Verlag: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000, Seite 141
                                                                                            Seite | 29
Dr. Martin Luther King Jr.

13.   Der Weltbürger Al Imfeld über Martin Luther King

Ein Interwiev von Alexander Debrunner
Veröffentlich: 16.05.2011 auf http://www.tink.ch/

Der Journalist und Theologe Al Imfeld war einer der Wegbegleiter von Martin
Luther King. Er hat erlebt, wie aus Kings Traum Wirklichkeit wurde.

Der im Luzerner Hinterland geborene Schriftsteller Al Imfeld hat in seinem Leben
schon sehr viel erlebt. Er studierte in Amerika an einer renommierten Journalisten-
schule und bereiste die sieben Kontinente der Welt. So hat er schon alle 56 afrikani-
schen Länder besucht. Auch war er zur Zeit des Vietnamkrieges im Auftrag der
Washington Post im Kriegsgebiet und wurde bei seinen Recherchen von den eige-
nen Leuten als Spion verdächtig und gefangen gehalten. Doch nie konnte ihm je-
mand etwas anhängen und so setzte er sein Leben als freier Journalist fort und
schrieb für verschiedene Zeitungen im In- und Ausland.

Erinnern Sie sich an die Situation, als Martin Luther King den Ausspruch tat: "I
have a dream!"?
Al Imfeld: Ich erinnere mich gut daran, obwohl ich diesem Ausspruch damals nicht
die Bedeutung schenkte, die er später bekam. Dieses Zitat ist durch das Wiederholen
und das Herausnehmen aus einer Rede ein Selbstrenner geworden, so etwas wie
ein Fanal, das zuerst durch Amerika und später um die Welt zog.

Wann haben Sie Martin Luther King das erste Mal getroffen?
Ich weiß es nicht mehr genau. Ich war bei einer Versammlung, an der er eine Rede
hielt. Ich habe ihn am Anschluss an seine Rede, die von der Gewaltlosigkeit handel-
te, die Hand gedrückt. Er hat mich jedoch nicht besonders beachtet, da ich nicht der
einzige war. Erst das zweite Mal, 1961, hat er zu mir gesagt: «Wie kommen Sie als
Weisser hier hinein, sind Sie ein Spion?» Ich habe geantwortet: «Nein, ich glaube
nicht an Rassen, ich glaube nicht an Farben, und ich möchte für die Sache der Ge-
rechtigkeit kämpfen. Ich sehe nicht ein, warum nicht alle Menschen wählen sollten.»

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Dr. Martin Luther King Jr.

Wie sah die Zusammenarbeit aus?
King ist ständig gereist und so sah man ihn nur kurz und erhielt dann die Aufträge.
Martin Luther King hat zu mir gesagt: «Al, wenn du in Harlem dabei sein willst, über-
nimmst du dort die Verantwortung in der Weiterbildung.» Es fand kein Marsch statt,
ohne dass die Leute, die daran teilnahmen, mindestens zwei Wochenenden einer
Weiterbildung über Spiritualität der Gewaltlosigkeit besucht hatten. Meist handelten
die Kurse auch davon, warum auch Schwarze wählen sollten, die bis anhin nicht
stimmen konnten. Viele haben nicht eingesehen, warum sie für das Stimmrecht an-
derer kämpfen sollten.

Was für eine Persönlichkeit war Martin Luther King, dass es ihm gelang, die
Massen anzusprechen?
Er war ein typischer Prediger. Er konnte gut reden, jedoch blieben es Predigten.
Wenn ich diese im Nachhinein lese, frage ich mich: Wie konnten diese Reden die
Leute derart anfeuern? Er strahlte etwas aus. In dem Moment, als er zu reden be-
gann, waren die Worte nicht so wichtig, sie waren fast nebensächlich. Martin Luther
King hatte eine enorme Ausstrahlungskraft, er konnte animieren und anzünden, aber
er tat dies wie ein Prediger und handelte wie ein Prediger. Er war kein guter Organi-
sator. Wenn er keine Unterstützung gehabt hätte, wäre der Kampf wahrscheinlich
schief gelaufen. Enorm wichtig war seine Frau, die im Hintergrund wirkte.

Was gab Martin Luther King die Kraft, an seinen Traum zu glauben?
Das war definitiv seine Religion, das Christentum, ein gewisser religiöser südstaatli-
cher Fundamentalismus. In dem Sinne eine sehr einfache Art von Christentum, die
ich als Theologe eher als Minimalismus bezeichnen würde. Aber wie gesagt, auch
ich war beeindruckt von seiner Ausstrahlung. Als Theologe war er schwach. Es war
sein Glaube an das gleiche Recht für alle Menschen, der seine Anhänger in Bann
zog und der zu einer Art Religion wurde. Martin Luther King hat sich immer wieder
mit Moses beschäftigt und ich glaube, er hat sich selbst ab und zu als kleiner Moses
gesehen.

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