BRIEF AUS COCHABAMBA - Lieber Freundeskreis
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Februar 2021 BRIEF AUS COCHABAMBA
Lieber Freundeskreis,
für langjährige Leserinnen und Fortbestand der Schule. und trägt nun dazu bei, dass
Leser meiner Rundbriefe ist es wir weiterhin den Kindern von
sicherlich ungewöhnlich, im Immerhin geht es um die hunderten Familien eine solide
Februar einen Brief aus Finanzierung des Lehrbetriebs Schulausbildung bieten
Cochabamba zu erhalten. für rund 600 Schülerinnen und können.
Dies hat einen ganz besonderen Schüler sowie 43 Lehrkräften
Grund – und in diesem Fall ist und Schulverwaltung. Hinzu Bewegt von der großen
es ein besonders guter: Wir kommen die Kosten für Hilfsbereitschaft, sage ich an
konnten voller Hoffnung in das Ausstattung und Unterhalt des dieser Stelle aufrichtig
neue Schuljahr 2021 starten! Gebäudes u.v.m. Dankeschön!
Noch vor wenigen Monaten Mein Dezemberbrief 2020 Ihr und Euer
sah es sehr düster aus. Das löste eine beeindruckende
schwierige Corona-Jahr 2020 Hilfsbereitschaft aus und es
brachte uns an unsere kamen kleine, größere und
nanziellen Grenzen und große Spenden zusammen.
gefährdete somit den Jeder Euro ist von Bedeutung Frank Weber
Straßenkinderhilfe e.V. Schweinfurt Martin-Luther-Platz 3 97421 Schweinfurt
Tel./Fax: 09721/21555 E-Mail: info@strassenkinderhilfe.de
Spendenkonto: Sparkasse Schweinfurt-Haßberge: BIC BYLADEM1KSW IBAN DE35 7935 0101 0000 0233 33
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Ein Rückblick
RICHARD VON WEIZSÄCKER SCHULE
Unser Schuljahr beginnt gewöhnlich am ersten In unserer Schule einigten wir uns mit den
Montag des Februars und endet am letzten Eltern darauf, dass wir dennoch weiterhin
Freitag des Novembers. Dezember und Januar virtuell unterrichten werden und auch nicht auf
sind Sommerferien. Einschreibungen sind ab die Benotung verzichten werden. Unser
Mitte Januar während zehn Werktagen möglich. Argument: Nur so können wir bleibende
Nachteile für ihre Kinder vermindern und sie in
Ein Schulplatz an unserer Schule ist seit jeher etwa auf dem notwendigen Lern- und
sehr begehrt. Das hat mit der Qualität der Wissensniveau halten, der für das nachfolgende
schulischen Ausbildung zu tun, mit den Schuljahr notwendig sein wird. Wir verloren
außerschulischen Angeboten und mit dem keinen Schultag und hielten unseren Lehrauftrag
familiären Miteinander, das in unserer Schule bis zum letzten Tag aufrecht.
von allen sehr geschätzt wird. Das nun
begonnene Schuljahr 2021 brach aber alle Auch das neue Schuljahr begann mit vielen
Nachfragerekorde. Eine Verdopplung, ja gar Einschränkungen und wieder unter virtuellen
eine Verdreifachung unserer Schülerzahlen Bedingungen. Wir sind ganz gut aufgestellt für
wären möglich. Allerdings ist dies nicht im diese Herausforderung. Aber dennoch bereitet
Ansatz denkbar, da wir dafür weder die die Situation über unsere Schule hinaus Sorge:
Räumlichkeiten zur Verfügung haben noch die Da die sozialistische Regierung auch weiterhin
nanziellen Möglichkeiten. keinen Plan für die Erziehung hat – außer die
Lobhudelei auf ihr eigenes System, fest-
Seit März 2020 gab es keinen Präsenzunterricht geschrieben in ihren „Lehrplänen“ – ist das
mehr. Unsere Schule kam damit gut zurecht Vertrauen der Bevölkerung in ihre staatlichen
(mehr dazu in meinem Rundbrief vom Schulen gleich Null. Allerdings haben sie keine
Dezember 2020). Ausnahmslos alle staatlichen Alternativen, wenn sie sich eine private Schule
Schulen konnten ihrem Auftrag nicht mehr nicht leisten können.
nachkommen. Ebenso kamen zahlreiche private
Schulen an ihre Grenzen, besonders nanziell. Da der Staat mit der korrupten Regierung vor
Als ein Ministerialbeschluss schließlich vorgab, allem der regierenden sozialistischen Partei dient
dass alle Schülerinnen und Schüler das und der Versorgung ihrer Kader, bleibt kein
Schuljahr auf jeden Fall bestehen müssen und Geld für das Schulsystem, das miserabel ist.
die Benotung ausgesetzt wird, setzten die Ungebildete Menschen sind wohl p egeleichter.
meisten Schulen den Unterricht ab August 2020 Soweit die Fehleinschätzung der Machthaber.
aus. – Aber das ist ein anderes Thema.
Die Abiturientinnen
und Abiturienten
waren froh über ihr
Abiturzeugnis.
Beunruhigt waren sie
dagegen über die
Aussicht, als
„Corona-Jahrgang“
bezeichnet zu
werden, mit der
Gefahr der
Geringschätzung
ihres Abiturs.
Das wird ihren
Anstrengungen und
Leistungen nicht
gerecht.
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Ein Ausblick
RICHARD VON WEIZSÄCKER SCHULE
Die bolivianische Regierung unternimmt alles, notwendigen Sorgfalt und den Konzepten, die
um den privaten Schulen die Arbeit zu uns Corona abverlangt, durchgeführt – übrigens
erschweren. So sollen eigene Versäumnisse an außerhalb der virtuellen Unterrichtszeiten, um
den staatlichen Schulen kaschiert werden. Die wichtige Schulstunden nicht zu verlieren.
immer neuen Anforderungen, die an die privaten
Schulen gestellt werden, gelten gewöhnlich nicht Die Planung dieser Treffen beruht auf unser
für die staatlichen Schulen, denn diese könnten aller Erkenntnis, dass die persönlichen
sie nicht im Ansatz erfüllen. Vor allem im Begegnungen für die Kinder und Jugendlichen
ländlichen Raum hat die sozialistische Regierung wichtig sind, insbesondere aus entwicklungs-
unter Evo Morales während 14 langen psychologischen Gründen. Auch wenn diese
„Regierungsjahren“ keine der notwendigen verhältnismäßig kurzen Treffen den Ansprüchen
Investitionen geleistet. Die Fortsetzung seiner nicht genügen können, so sind sie zumindest ein
Macht, über seine Getreuen in der Regierung, Lichtblick in dieser schwierigen Zeit.
verlängert und vertieft die Misere.
Es wird viel von der „verlorenen Generation“
Die Corona-Krise deckt die Schwächen im gesprochen, wenn es um junge Menschen geht.
Schulsystem schonungslos auf. Leidtragende sind Ich weiß nicht, ob diese Zuschreibung
die Kinder und Jugendlichen. angemessen ist. Schließlich trifft es alle
Altersgruppen, die viele Zumutungen zu
Unter diesen ungünstigen Vorzeichen starteten ertragen haben, sich etwa um ihre Existenzen
wir am 1. März in das neue Schuljahr. Während sorgen oder unter Einsamkeit leiden. Da gab und
das zentrale Schulministerium in einem so gibt es andere Ereignisse, die weit tiefer die
wichtigen Bereich wie der Bildung nur Menschen zu Verlierern machten bzw. machen,
improvisiert – und das noch sehr schlecht – Kriege und Hungerkatastrophen zum Beispiel.
haben wir unser Schuljahr gut geplant und Aber zweifelsohne wird sehr viel Anstrengung
organisiert. Dies ist nur möglich, weil wir alle nötig sein, um den Schaden, der während dieser
Hand in Hand arbeiten, von der Schulleitung Pandemie in allen Bereichen entstanden ist, zu
über das Lehrerkollegium bis hin zu den Eltern mindern und zu beheben.
So sind wir überein gekommen, dass wir, Wir an unserer Schule haben die Generation
während der Zeit des virtuellen Unterrichts, jede unserer Schülerinnen und Schüler nicht
Schulklasse zweimal im Monat für 60 bis 90 „verloren“ gegeben. Weder, weil sie aus
Minuten, je nach Schuljahrgang, in die Schule vermeintlichen „Verliererfamilien“ stammen,
bitten. Diese Zeit wird nicht für Unterricht noch weil die aktuelle Pandemie vermeintlich
g enu tz t, s o n d er n d a f ü r, d a s s s i ch d i e nur Verlierer produziert. Mit Schulausbildung
Schülerinnen und Schüler treffen können, sich verbindet sich immer Hoffnung auf Zukunft.
persönlich unterhalten können. Ebenso können Auch unter schwierigen Umständen.
sie ihre Lehrkräfte sprechen und Fragen stellen.
Selbstverständlich werden diese Treffen mit der Dafür arbeiten wir und setzen wir uns ein.
‚Schülerseelenallein“
steht unsere Schule
da.
Es braucht sicherlich
noch Monate bis
wieder gewohntes
Schulleben Einzug
halten darf.
Möge es bald wieder
möglich sein!
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Happy-End
Ein gutes Ende
Bis wenige Tage vor dem geplanten Termin hing Das Virus richtete überall viel Schaden an. Aber
die Verabschiedungsveranstaltung unseres es konnte unsere Begeisterung für Bildung nicht
Abiturjahrgangs am seidenen Faden. bremsen und die Schule nicht scheitern lassen.
Am 19. Dezember war es dann doch soweit:
Insgesamt 47 Abiturientinnen und Abiturienten Wie schon während all der Jahre, die uns
durften wir in ihren neuen Lebensabschnitt erfolgreich haben wirken lassen, so war es auch
verabschieden. Wegen der Pandemie in zwei diesmal die gelebte Solidarität untereinander
Durchgängen und jeweils mit nur zwei und über Grenzen hinweg, durch die wir in
Begleitpersonen pro Schülerin oder Schüler. dieser schwierigen Phase Stand halten konnten.
Wir sind noch nicht über den Berg, niemand
Wir konnten in freudige junge Gesichter sehen weiß, wie dieses anstehende Jahr der Pandemie
und auch die anwesenden Angehörigen waren verlaufen wird. Aber schon jetzt steht fest: Dank
sichtlich stolz auf das Erreichte ihrer Töchter der großen Hilfsbereitschaft gehen wir gestärkt
und Söhne. Die Erleichterung darüber, dass wir weiter und nehmen die anstehenden Aufgaben
das Jahr so gut überstanden haben, lag spürbar und Herausforderungen an.
in der Luft. MUCHAS GRACIAS
Große Freude über
das gute Ende eines
außergewöhnlichen
Schuljahres.
Die Absolventinnen
und Absolventen
waren sehr bewegt.
Und nicht nur sie.
Auch ihre Eltern.
Unsere Wünsche
begleiten die jungen
Leute auf ihrem neuen
Lebensabschnitt.
Möge ihnen – gerade
auch durch die an
unserer Schule
gelernten Fähigkeiten,
(Er-)Kenntnisse und
vor allem auch mit
Hilfe der erworbenen
Werthaltungen – ein
guter Start gelingen.
Bildung ist eben mehr
als die Summe des
angesammelten
Wissens.
Die Rose ist unser Zeichen für
die Hoffnung, die die Kette
der Ungerechtigkeit, der
www.strassenkinderhilfe.de
Verlassenheit, der Gewalt,
des Analphabetentums Facebook:
zerreißt. Bis heute begleitet www.facebook.com/centroeducativo.richardvonweizsacker
uns diese Hoffnung.
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