Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration - BAMF
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Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes 16. März 2020 Afghanistan Kampfhandlungen Die Zahl der sicherheitsrelevanten Vorfälle ging in der vergangenen Woche zwar zurück, jedoch kam es trotzdem in verschiedenen Provinzen zu Angriffen, Raketenbeschuss oder Anschlägen auf Sicherheitskräfte. Betroffen waren u.a. die Provinzen Kapisa, Laghman, Kunar, Balkh, Helmand, Faryab, Badakhshan, Kunduz, Wardak und Logar. Offizielle Angaben zu zivilen Opfern liegen nicht vor, jedoch ist davon auszugehen, dass auch Zivilisten zu Schaden kamen. So wurden am 09.03.20 mindestens neun Kinder bei der Explosion einer Straßenbombe in der südlich von Kabul liegenden Provinz Logar verletzt oder getötet. Niemand bekannte sich zu dem Anschlag. Der US-Sondergesandte Khalilzad erklärte, dass das Ausmaß der Gewalt nach wie vor zu hoch sei. Es gebe allerdings derzeit keine Angriffe gegen die Koalitionstruppen, die Gewalt in den Städten sei relativ gering und die großen Autobahnen seien nicht blockiert. Truppenabzug eingeleitet Die US-Streitkräfte begannen gemäß dem Abkommen mit den Taliban (vgl. BN v. 09.03.20) mit dem schrittweisen Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan. Innerhalb der nächsten 135 Tage soll die Truppenstärke von etwa 13.000 auf 8.600 Soldaten verringert werden. Friedensgespräche der afghanischen Regierung mit den Taliban ausstehend Das ursprünglich für den 09.03.20 in Oslo geplante Treffen zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban kam bisher nicht zustande. Beide Seiten streiten über die Freilassung von 5.000 gefangenen Taliban als Vorbedingung für Gespräche. Inzwischen kam die afghanische Regierung den Taliban entgegen und bot an, zunächst nach und nach 1.500 Taliban-Kämpfer freizulassen. Sie müssten allerdings versprechen, sich nicht wieder an Kämpfen zu beteiligen. Die Taliban wiesen das Angebot zurück. Präsidentenwahl/ Regierungskrise Nachdem zwischen Ashraf Ghani und Abdullah Abdullah keine Einigung über das Ergebnis der Präsidentenwahl erzielt werden konnte (vgl. BN v. 09.03.20), legten beide am 09.03.20 an unterschiedlichen Orten einen Amtseid ab. Die Vereidigung des von der Wahlkommission zum Sieger erklärten bisherigen Staatspräsidenten Ghani erfolgte im Präsidentenpalast. Während der Zeremonie schlugen vier von ISKP- Kämpfern abgefeuerte Raketen in der Nähe ein. Ein Polizist erlitt leichte Verletzungen. Am 11.03.20 erklärte Ghani das Amt des CEO für abgeschafft. Abdullah erhielt dieses Amt, eine Art Ministerpräsident, der in der Verfassung nicht vorgesehen ist, nach den Wahlen 2014, um ihn in eine Regierung der nationalen Einheit einzubinden. Albanien Sondergesetz zur Verbrechensbekämpfung durch Parlament gebilligt Das albanische Parlament verabschiedete laut aktuellem Pressebericht trotz deutlicher Kritik von Menschenrechtsorganisationen am 06.03.20 ein nur bis Jahresende geltendes Sondergesetz zur Stärkung polizeilicher Befugnisse bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität. Es beinhalte u.a. Regelungen für 1
eine beschleunigte Beschlagnahmung von Eigentum mutmaßlicher Krimineller. Kritiker hätten davor gewarnt, dass das Gesetz durch Schwächung der Staatsanwaltschaft grundlegende demokratische Prinzipien missachte und verfassungswidrige Maßnahmen vorsehe. In der parlamentarischen Debatte habe sich der albanische Premierminister Edi Rama als kompromissloser Kämpfer gegen die Kriminalität positioniert und die Kritiker der Ignoranz gegenüber den Leiden von Verbrechensopfern bezichtigt, während die Opposition der Regierung selektive Handhabung bei der Umsetzung vorwarf, da beispielsweise verdächtige Kriminelle mit Verbindungen zur regierenden Sozialistischen Partei von der Polizei keine Aufforderung zur Offenlegung ihrer Eigentumsverhältnisse erhalten hätten. Algerien Massendemonstrationen wegen Coronavirus verboten Die Regierung hat im Kampf gegen das Coronavirus alle kulturellen, wirtschaftlichen, politischen und sportlichen Zusammenkünfte untersagt. Damit sind auch die seit 22.02.19 regelmäßig stattfindenden Demonstrationen der Protestbewegung Hirak verboten. Dennoch gab es vereinzelt Demonstrationen auf den Straßen. Seit dem Ausbruch der Coronakrise hat die Polizei bei Demonstrationen härter als bisher durchgegriffen. Mehrere Menschen wurden verletzt. Burkina Faso Bewaffnete töten 43 Dorfbewohner Laut Regierungsangaben griffen am 08.03.20 unbekannte Bewaffnete in der nördlichen Provinz Yatenga die drei von der Ethnie der Fulani (Peul) bewohnten Dörfer Dinguila, Ramdolla und Barga an. Hierbei seien mindestens 43 Dorfbewohner getötet und sechs verletzt worden. Es soll sich bei dem Angriff um eine Vergeltungsaktion örtlicher sog. Koglweogo-Selbstverteidigungsmilizen für vorangegangene Anschläge von Dschihadisten handeln. Von diesen Bürgerwehren werden Fulani immer häufiger pauschal der Unterstützung islamistischer Terroristen verdächtigt und deshalb zu Opfern von Übergriffen der Koglweogo-Milizen. Burundi Problematische Lage vor geplanten Wahlen Wie die Untersuchungskommission der UN zu Burundi (COIB) am 09.03.20 dem UN-Menschenrechtsrat berichtete, bestehen Risikofaktoren für eine gewaltsame Eskalation der Situation vor den für Mai 2020 geplanten allgemeinen Wahlen weiterhin oder verschärfen sich sogar. So verschlechtere sich die politische, wirtschaftliche und Sicherheitslage. Mitglieder der Jugendmiliz Imbonerakure der Regierungspartei Conseil national pour la défense de la démocratie – Forces de défense de la démocratie (CNDD-FDD) seien weiterhin verantwortlich für Morde, Verschwindenlassen, willkürliche Festnahmen, Folter, Misshandlungen und Vergewaltigungen von tatsächlichen und vermeintlichen Oppositionellen. Die Menschenrechtslage habe sich mi dem wirtschaftlichen Abschwung verschlimmert. Die humanitäre Situation bleibe besorgniserregend. 336.000 burundische Flüchtlinge lebten in Tansania und anderen Nachbarländern. China Covid-19 Nach offiziellen Verlautbarungen vom 12.03.20 ist der Höhepunkt der Ausbreitung von Covid-19 überschritten. Die Zahl neuer Infektionen bleibt demnach auf niedrigem Niveau. In Festlandchina haben sich insgesamt 80.860 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 65.000 haben die Krankenhäuser inzwischen wieder verlassen, 3.213 Menschen starben. 2
Georgien Einigung von Regierung und Opposition auf ein neues Wahlrecht Nach dem parlamentarischen Scheitern der Einführung des vollen Verhältniswahlrechts (statt des bisher gemischten Systems) im November 2019 kam es zu Protesten. Es hatte bereits im Vorfeld der parlamentarischen Entscheidung Proteste im Sommer 2019 gegeben. Seit dem 30.11.19 fand ein All-Parteien- Dialog statt, um einen von allen Seiten akzeptierten Kompromiss zum Wahlrecht für die kommenden Parlamentswahlen zu erzielen. Der deutsche Botschafter, der Leiter der EU-Delegation, der Vertreter des Europarats sowie die Geschäftsträgerin der US-amerikanischen Botschaft waren Vermittler des Dialogprozesses. Am 08.03.20 kam es nun zu einer gemeinsamen Vereinbarung von Regierungspartei und Opposition. Sie sieht weiterhin ein gemischtes Wahlrecht vor, jedoch werden statt 73 von 150 künftig nur noch 30 Abgeordnete mit Direktmandat gewählt. Die überwiegende Mehrheit der Sitze von 120 wird zukünftig nach dem Verhältniswahlrecht vergeben. Irak Weitere Raketenangriffe auf US-amerikanische Ziele Am 11.03.20 kam es zu Raketenangriffen auf die irakische Militärbasis Taji (Bagdad). Dort sind auch internationale Truppen stationiert. Bei dem Angriff kamen Medienberichten zufolge zwei US-amerikanische und ein britischer Soldat ums Leben, mehr als zehn weitere wurden verletzt. Keine Gruppe bekannte sich zu dem Angriff. Die USA machen die pro-iranischen Miliz, Kataeb Hizbollah, für die Angriffe verantwortlich. Die USA führten am 13.03.20 mehrere Luftschläge gegen Waffendepots der Miliz aus. Der irakische Präsident Braham Salih verurteilte die Luftschläge als Eingriff in die Souveränität des Irak. Am 14.03.20 kam es zu einem erneuten Raketenangriff auf die Militärbasis Taji. Bei dem Angriff seien mehrere Soldaten verletzt worden. Bereits im Dezember 2019 kam es zu vermehrten Raketenangriffen auf US- amerikanische Ziele (vgl. BN vom 16.12.20). Die Spannungen eskalierten im Januar 2020 mit dem US- amerikanischen Drohnenangriff auf den iranischen Kommandanten Qassem Soleimani in Bagdad (vgl. BN vom 13.01.20). Die Kataeb Hizbollah (KH) gilt als pro-iranische, schiitische Miliz, die der Volksmobilisierungsfront (Hashd al-Shaabi) angehört. Der Anführer der KH, Abu Mahdi al-Muhandis, wurde ebenfalls im Januar bei dem Drohnenangriff getötet (vgl. BN vom 13.01.20). Die Volksmobilisierungsfront wurde 2014 im Kampf gegen den IS gegründet und 2016 offiziell in die irakischen Streitkräfte eingegliedert. Die irakische Regierung hat nur bedingt Kontrolle über die einzelnen Milizen der Volksmobilisierungsfront. Übergriffe auf Journalisten Erneut wurde in Bagdad ein Journalist, Tawfik al-Tamimi (Chef der Zeitschrift Al-Sabah), entführt. Al- Tamimi ist der dritte bekannt gewordene Entführungsfall seit Beginn der Proteste im Oktober 2019. Zwei weitere Journalisten wurden mittlerweile wieder freigelassen. Reporter ohne Grenzen berichtet, dass allein im Januar 2020 mindestens drei Journalisten getötet wurden und vier einem Tötungsversuch entkommen sind. Iran Haftstrafe für Regisseur Rasoulof Der Regisseur Mohammad Rasoulof ist zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Mit seinem Film „Es gibt kein Böses“ über die Todesstrafe in Iran hatte er am 29.02.20 den Goldenen Bären der diesjährigen Berlinale gewonnen. Da er Iran seit 2017 offiziell nicht mehr verlassen darf, konnte Rasoulof den Preis nicht persönlich entgegennehmen. In seinen Filmen thematisiert der Regisseur das Leben son Menschen unter den Bedingungen eines autoritären Systems. Seine letzten Filme „Be Omid-e Didar“ („Auf Wiedersehen"), „Dastnew-e Schteha Nemissusand“ („Schreiben verbrennen nicht“) und „Lerd“ („Der Unbescholtene“) waren in Cannes ausgezeichnet worden. Im vergangenen Jahr war der Regisseur wegen des Vorwurfs der Propaganda gegen das System zu einer einjährigen Haftstrafe und einem zweijährigen Berufsverbot verurteilt worden. Die Haftstrafe wurde bislang nicht vollstreckt. 3
70.000 Häftlinge wegen Coronavirusgefahr freigelassen Iran hat wegen des Coronavirus nach eigenen Angaben rd. 70.000 Häftlinge aus Haftanstalten entlassen. Es würden darüber hinaus noch weitere Inhaftierte freigelassen, solange dies nicht zu Unsicherheit in der Gesellschaft führe, teilten die Justizbehörden mit. Unklar ist indes, ob und wann die Menschen in die Gefängnisse zurückkehren müssen. Iran ist eines der am stärksten vom Coronavirus betroffenen Länder. Die Zahl der Infizierten liegt nach Behördenangaben bei mehr als 7.100. Mindestens 237 Menschen sind bisher an den Folgen der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Religionsfreiheit: Situation der sunnitischeen Minderheiten In vielen Bereichen werden nicht-schiitische Muslime benachteiligt. Vor allem sollen sich andere Richtungen des Islam nach dem Willen der religiösen und politischen Führung nicht noch weiter am Nordrand des Persischen Golfs (v.a. Provinz Chuzestan) ausbreiten. Allerdings spielt bei der Ausgrenzung neben der islamischen Konfession auch die ethnische Zugehörigkeit eine Rolle. So haben Angehörige der ethnischen Minderheiten schlechteren Zugang zu Wasser, Wohnraum, Arbeit oder Bildung. Die meisten Sunniten in dem Vielvölkerstaat sind Kurden, Turkmenen, Araber oder Balutschen, die in den Randprovinzen des Landes leben. Dort gibt es starke Autonomiebstrebungen, gegen die die Zentralregierung vorgeht. Sunnitentum, ethnische Zugehörigkeit und Autonomiebestrebungen vermischten sich in der staatlichen Wahrnehmung. Iran fürchtet eine Einflussnahme Saudi-Arabiens auf die Sunniten im Lande. Libyen Ungezielte Angriffe auf Tripolis Die Nationale Menschenrechtskommission Libyens veröffentlichte am 11.03.20 ein Statement, das die trotz der theoretischen Waffenruhe nach wie vor in Tripolis stattfindenden Gefechte, die v.a. mit unpräzisen Raketen und Artillerie geführt werden, verurteilte. Diese betreffen hauptsächlich Stadtviertel in der Nähe des Mitiga- Flughafens. Im benachbarten Stadtteil Arada waren erst am Vortag zwei Menschen bei einem Raketenangriff umgekommen. Hilfe durch IOM IOM gab am 15.03.20 bekannt, dass zwischen dem 12. und 14.03. rund 3.800 Basisversorgungskits an intern vertriebene Libyer von der Organisation verteilt wurde. Diese enthalten u.a. Matratzen, Decken, Küchensets und Solarlampen. Durch die Verschlechterung der Lage in 2019 ist die Zahl der innerhalb Libyens vertriebenen Personen auf rund 200.000 deutlich angestiegen. Ein erheblicher Anteil der Bevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. Montenegro Massendemonstrationen gegen Religionsgesetz gehen weiter Hintergrund der seit Wochen stattfindenden Massenproteste ist das neue und kontrovers diskutierte sogenannte Gesetz über die Religions- und Glaubensfreiheit sowie die rechtliche Stellung religiöser Gemeinschaften (auch: Gesetz über die Religionsfreiheit), das Anfang des Jahres – begleitet von tumultartigen Szenen im montenegrinischen Parlament – verabschiedet worden war. Nachdem u.a. auch der Europarat und die Europäische Kommission an die Vertreter von Staat und Kirchen in Montenegro appelliert hatten, sich an einen Tisch zu setzen, forderten laut aktuellen Medienberichten Vertreter der Serbisch-Orthodoxen Kirche (SPC) am 10.03.20 im Vorfeld anberaumter Verhandlungen mit der Regierung, die Umsetzung des Gesetzes während der Gespräche auszusetzen. Das Gesetz sehe im Kern eine Beweiserbringungspflicht zur Klärung der Eigentumsverhältnisse von Kirchen, Klöstern und anderen Immobilien vor, die vor 1918 in das Eigentum der in Montenegro tätigen Kirchen und Religionsgemeinschaften gelangt sind. Bei fehlenden Besitznachweisen soll solches Eigentum an den montenegrinischen Staat fallen. Die SPC, welche in Montenegro großen Einfluss habe und dem Patriarchat im Nachbarland Serbien unterstehe, befürchte, dass ihr die Regierung mittels des Gesetzes Besitztümer entziehen könnte. Kritiker würden des Weiteren unterstellen, dass das Gesetz einzig die Schwächung der in Montenegro dominierenden SPC und somit auch des Einflusses Serbiens zum Ziel hat, um die Stärkung der jüngst neu begründeten Montenegrinisch-orthodoxen Kirche (CPC) als Teil der nationalen montenegrinischen Identität voranzutreiben. Laut Presseberichten habe sich der öffentliche Disput im Kontext 4
der im Herbst anstehenden Parlamentswahlen zusehends radikalisiert. Unter den Demonstrierenden (so u.a. im Norden Montenegros) hätten sich auch pro-serbische Aktivisten befunden, die die aufgeheizte Stimmung für ihre Zwecke nutzen würden. Es gehe bei den Protesten daher inzwischen nicht mehr nur um Religion, sondern auch um Themen wie die serbische Identität, Großserbien und das Kosovo. Der montenegrinische Präsident, Milo Djukanovic, habe bereits angekündigt, sich den Protesten nicht beugen zu wollen. Nicaragua 100.000 Flüchtlinge Wie der UNHCR am 10.03.20 meldete, flohen vor der im April 2018 ausgebrochenen Gewalt bislang 103.600 Menschen ins Ausland, die meisten (77.000) nach Costa Rica. Weitere wichtige Zielländer und -regionen sind Europa (9.000), Panama (8.000) und Mexiko (3.600). Weiterhin flüchten etwa 4.000 Menschen monatlich aus dem Land. Ein Ende der Krise sei nicht absehbar. Im April 2018 eskalierten Demonstrationen um eine Reform der Sozialversicherung zu landesweiten Unruhen, in deren Verlauf mehrere Hundert Menschen getötet wurden. Pakistan Medienmogul verhaftet Am 12.03.20 wurde der Chefredakteur des größten Medienhauses in Pakistan (Jang Group/Geo Group) von der Anti-Korruptions-Behörde (National Accountability Bureau, NAB) verhaftet. Mir Shakil-ur-Rahman werden Unregelmäßigkeiten bei Grundstückskäufen vorgeworfen. Die Grundstücke hatte er 1986 vom ehemaligen Premierminister Nawaz Sharif erworben. Nach Ansicht des Medienhauses erfolgte die Festnahme wegen kritischer Berichterstattung über die NAB. Zuvor seien Journalisten von der Behörde monatelang eingeschüchtert worden. Seit dem Wahlsieg von Premier Imran Khan im Jahr 2018 weisen Oppositionsparteien immer wieder auf eine Instrumentalisierung der NAB für politische Belange hin. Journalisten und Medienagenturen beklagen, dass sie zunehmend Druck von der Regierung erfahren würden und Berichterstatter nicht selten zu Selbstzensur gezwungen seien. Erst im Februar war ein Gesetz zur Regulierung von sozialen Medien erlassen worden. Danach sind Betreiber von Social-Media-Plattformen verpflichtet, in Verdachtsfällen auf Verlangen der Regierung Beiträge zu löschen sowie Daten und Informationen herauszugeben. Kritiker sehen darin eine Massenzensur. Russische Föderation Proteste gegen die geplante Verfassungsreform Während Demonstrationen der Opposition gegen weitreichende Verfassungsänderungen, die Präsident Putin eine Verlängerung seiner Amtszeit ermöglichen würden, nahm die Polizei am 12.03.20 in mehreren Städten des Landes zahlreiche Oppositionsaktivisten fest. Beide Kammern des Parlaments hatten am 11.03.20 den Verfassungsänderungen zugestimmt. Alle 85 regionalen Parlamente billigten inzwischen ebenfalls die Reform. Stimmen am 22.04.20 bei einem landesweiten Referendum mehr als die Hälfte der Stimmberechtigten den Änderungen zu, sollen diese in Kraft treten und der amtierende Präsident Putin könnte erneut im Jahr 2024 als Präsidentschaftskandidat antreten. Somalia US-Luftangriff auf Zivilisten Nach Angaben des US-Militärs wurden bei einem Luftangriff des US Africa Command (AFRICOM) in Janale (Region Lower Shabelle) am 10.03.20 fünf Kämpfer der al-Shabaab getötet. Ein somalischer Parlamentsabgeordneter und die Familienmitglieder der Getöteten behaupten jedoch, dass es sich um Zivilisten handle. Unter den Opfern sollen sich ein 70-jähriger Mann und ein 13-jähriger Junge befinden. Das US AFRICOM hat erklärt, die Vorwürfe zu untersuchen. 5
Sudan Attentatsversuch auf Premierminister Abdalla Hamdok Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur SUNA soll es am 09.03.20 zu einem Attentatsversuch auf den Konvoi von Premierminister Abdalla Hamdok gekommen sein. Eine Explosion soll seinen Konvoi in der Hauptstadt Khartum getroffen haben, der Premierminister sei dabei aber unverletzt geblieben. Über die weiteren Hintergründe des versuchten Attentats ist bislang nichts bekannt. Syrien Waffenruhe in Idlib durch russisch-türkische Patrouillen Gemäß den Vereinbarungen aus dem letzten Waffenstillstandsabkommen vom 05.03.20 sind die beiden Schutzmächte am 15.03.20 dazu übergegangen, gemeinsame Patrouillen entlang der M4-Schnellstraße abzuhalten. Der M4-Schnellweg durchquert von Osten nach Westen die Provinz Idlib und erstreckt sich im Norden des Landes von Latakia am Mittelmeer bis zur irakischen Grenze. Seit 2012 war keine durchgängige Nutzung mehr möglich, aber die syrische Regierung ist bereits dabei, den Verkehrsweg wieder instand zu setzen, nachdem das Militär in den letzten Wochen große Streckenabschnitte zurückerobern konnte. Die andere große Verkehrsader in der Region, der M5-Schnellweg, steht schon seit mehreren Wochen wieder unter vollständiger Regierungskontrolle (vgl. BN v. 24.02.20). Die erste gemeinsame Patrouille des russischen und des türkischen Militärs musste allerdings verkürzt werden, nachdem Oppositionsaktivisten Abschnitte der Straße blockiert hatten. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge hätten Rebellenkämpfer Frauen und Kinder dazu missbraucht, diese als Schutzschilde für die Sperrung des Weges missbraucht. Während das Abkommen, das die gemeinsamen Patrouillen vorsieht, bislang erfolgreich darin war, militärische Konfrontationen abzuwenden, zementiert es gleichzeitig die großen Gebietsgewinne der syrischen Regierungstruppen. Innerhalb der letzten drei Monate verlor die letzte Rebellenenklave etwa die Hälfte ihres Einflussgebiets an die Zentralregierung in Damaskus. Idlib: Islamisten plündern Büro einer Hilfsorganisation Wegen angeblicher Korruptionsfälle soll eine islamistische Rebellenmiliz am 14.03.20 das Büro der Hilfsorganisation Syrisch-Arabischer Roter Halbmond in Idlib geplündert und anschließend geschlossen haben. Die Arbeit der Hilfsorganisation werde einer Stellungnahme des selbsterklärten Justizministers in dem Rebellengebiet zufolge solange ausgesetzt, bis Nachforschungen abgeschlossen seien und ggf. ein Gerichtsverfahren stattgefunden habe. Virusgefahr Die syrische Regierung hat am 14.03.20 erste Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie angeordnet: Schulen sollen zunächst bis Anfang April geschlossen bleiben, Veranstaltungen vorerst ausgesetzt und öffentliche Einrichtungen entweder geschlossen oder mit nur 40% des Personals besetzt werden. Der Pilgertourismus wurde für einen Monat ausgesetzt und der Personenverkehr mit dem Irak und Jordanien eingeschränkt. Syrien blieb auch während des Krieges ein beliebtes Ziel für viele schiitische Pilger aus dem Irak, Libanon und Iran. Viele Syrer wiederum besuchen jedes Jahr die heiligen Stätten in Iran. Berichte der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, denen zufolge bereits erste Fälle des neuartigen Coronavirus in Damaskus und den Provinzen Tartus, Latakia und Homs entdeckt worden sein sollen, wurden von Seiten des Gesundheitsministeriums indirekt dementiert. Die Bürgerkriegsländer Syrien, Jemen und Libyen sind derzeit die einzigen Länder der MENA-Region, in denen von offizieller Seite noch kein Fall von Covid-19 bestätigt worden ist. Hilfsorganisationen äußerten unterdessen ihre Sorge über einen möglichen Ausbruch in Idlib und den angrenzenden Gebieten, wo sich hunderttausende Kriegsflüchtlinge, zum Teil unterernährt und von unzureichend behandelten gesundheitlichen Problemen heimgesucht, auf dicht gedrängtem Raum aufhalten. Die WHO ließ am 11.03.20 verlauten, dass aktuell nur etwa die Hälfte aller Gesundheitseinrichtungen im Nordwesten Syriens funktionsfähig sei. 6
Anschlag in Ras al-Ayn Am 12.03.20 wurde an einem Checkpoint im türkisch besetzten Nordosten des Landes eine Autobombe gezündet, die mindestens vier Angehörige dort im Einsatz befindlicher Milizen tötete. Der Gouverneur der türkischen Provinz Şanlıurfa, aus der die angrenzenden syrischen Gebiete verwaltet werden, ließ verlauten, dass es bei der Tat auch zehn Verletzte gab, darunter sieben Zivilsten. Die türkische Regierung machte kurdische Aufständische für die Tat verantwortlich. Türkei Ex-Bürgermeister von Diyarbakir verurteilt Die türkische Regierung hatte im vergangenen Jahr mehrere Bürgermeister von Städten mit überwiegend kurdischer Bevölkerung wegen des Vorwurfs der Verbindungen zur PKK ihres Amtes enthoben und durch Verwalter ersetzt. Adnan Selcuk Mizrakli, Politiker der prokurdischen Partei HDP und ehemaliger Bürgermeister von Diyarbakir, wurde nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am 09.03.20 zu einer Gefängnisstrafe von neun Jahren und vier Monaten wegen Mitgliedschaft in der PKK verurteilt. Er war im August 2019 des Amtes enthoben und im Oktober verhaftet worden. Uganda Ex-Minister festgenommen Der frühere Minister für Sicherheit, Generalleutnant Henry Tumukunde, wurde am 12.03.20 in Kampala festgenommen. Ihm wird Verrat vorgeworfen. Tumukunde hatte jüngst angekündigt, bei den Präsidentenwahlen 2021 zu kandidieren. Laut Polizei soll er für eine Unterstützung durch das Nachbarland Ruanda für die Ablösung der ugandischen Führung geworben haben. Das Verhältnis zwischen den beiden Ländern ist gespannt, da sie sich gegenseitig vorwerfen, Dissidenten des jeweils anderen zu unterstützen. Ugandas amtierender 75-jähriger Präsident Yoweri Museveni hat bereits angekündigt, bei den nächsten Wahlen erneut zu kandidieren. Ukraine / Russische Föderation Aktivisten der Krim-Tataren festgenommen Auf der Halbinsel Krim nahmen russische Sicherheitskräfte bei Hausdurchsuchungen fünf Aktivisten der Krim-Tataren fest. Nach Angaben eines Rechtsanwalts ereigneten sich die Festnahmen am 11.03.20 in der Stadt Bachtschyssaraj. Die Aktivisten stünden im Verdacht, Mitglieder der verbotenen islamistischen Organisation Hizb ut-Tahrir zu sein. Nachdem die Halbinsel im Frühjahr 2014 durch die Russische Föderation annektiert worden war, wurden Dutzende Krim-Tataren aufgrund dieses Vorwurfes Ziel staatlicher Verfolgung. Insbesondere die Krim-Tataren kritisieren vehement die Annexion der Halbinsel. Venezuela Quarantäne über mehrere Bundesstaaten verhängt Die Regierung Maduro verhängte am 16.03.20 ab 5 Uhr früh eine Quarantäne über Caracas und sieben weitere venezolanische Bundesstaaten. Ausgenommen seien Gesundheitsversorgung, Nahrungsmittelverteilung und ähnliche Bereiche ausgenommen. In Anbetracht der bereits schwierigen Lage v.a. in Provinzen wie Zulía ist davon auszugehen, dass sich die Versorgungslage der Bevölkerung weiter verschärfen wird. In Anbetracht des Zustandes des Gesundheitssystems ist davon auszugehen, dass die Datenlage und das Lagebild die reale Situation in Venezuela mit seiner bereits zu erheblichen Teilen stark geschwächten Bevölkerung deutlich unterzeichnen. 7
Venezuela/Kolumbien Grenzschließung wegen Coronavirus Die Regierung Kolumbiens hat ab dem 16.03.20 eine Schließung der Grenze zu Venezuela verkündet. Dies sorgt in Anbetracht der anhaltenden desolaten Versorgungslage in Venezuela für große absehbare Probleme. Neben der Ausreise über irreguläre Grenzübergänge wird die effektive Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus durch fehlende Tests der Ausgereisten deutlich erschwert. Innerhalb Venezuelas sind bisher 17 Covid-19-Fälle bestätigt worden, jedoch kann aufgrund des maroden Gesundheitssystems angenommen werden, dass es sich um Zufalsfunde handelt. Vietnam Haftstrafe für Blogger Ein Gericht in Hanoi verurteilte am 09.03.20 den Blogger Truong Duy Nhat zu zehn Jahren Haft. Ihm wird vorgeworfen, für ein zum Schaden des Staates abgewickeltes Immobiliengeschäft verantwortlich zu sein. 2014 war Nhat wegen kritischer Blog-Beiträge zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Anfang 2019 floh er nach Thailand, um eine Anerkennung als Flüchtling durch den UNHCR zu erreichen. Für sein Verschwinden aus Bangkok im Januar 2019 wurden vietnamesische Stellen verantwortlich gemacht. Später wurde bekannt, dass er sich seitdem in Vietnam in Haft befindet. Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing-Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 8
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