Bubble Tea - eine Modegetränk experimentell für den Chemieunterricht erschlossen - Bernhard Sieve, Dr. Sabine Struckmeier

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Bubble Tea - eine Modegetränk experimentell für den Chemieunterricht erschlossen - Bernhard Sieve, Dr. Sabine Struckmeier
Bubble Tea – eine Modegetränk
     experimentell für den
  Chemieunterricht erschlossen

Bernhard Sieve, Dr. Sabine Struckmeier
Bubble Tea - eine Modegetränk experimentell für den Chemieunterricht erschlossen - Bernhard Sieve, Dr. Sabine Struckmeier
Trend-Getränk: Grüne machen
  Stimmung gegen Bubble Tea
   Spiegel online 24.07.2012

Bubble Tea ist eine Kalorienbombe
  und steckt voller Zusatzstoffe.
         Test 27.07.2012

Bubble Tea gefährlich für Kinder
  Ostsee Zeitung 31.07.2012

Aigner fordert Warnhinweise für
           Bubble Tea
   Spiegel online 02.08.2012
Bubble Tea - eine Modegetränk experimentell für den Chemieunterricht erschlossen - Bernhard Sieve, Dr. Sabine Struckmeier
Bubble Tea - eine Modegetränk experimentell für den Chemieunterricht erschlossen - Bernhard Sieve, Dr. Sabine Struckmeier
Bubble Tea - ein Thema für den
                 Chemieunterricht?
• Bubble Tea gehört zur unmittelbaren Erfahrungswelt der
  Schüler.
• Schülerversuche sind leicht durchführbar.
• Thema lässt sich in bestehende Curricula integrieren
  • S I: Schwerpunkt Fachmethoden / Nachweisverfahren
  • S II: Kohlenhydratchemie / BK Struktur-Eigenschaften
• Fachübergreifende Bezüge:
  • Bewusstsein für eine gesunde Ernährung entwickeln.
Bubble Tea - eine Modegetränk experimentell für den Chemieunterricht erschlossen - Bernhard Sieve, Dr. Sabine Struckmeier
Was ist Bubble Tea?

Bubble Tea ist ein in den 1980er Jahren in Asien entstandenes
Modegetränk mit
• gesüßtem grünem oder schwarzem Tee,
• evtl. Milch,
• Fruchtsirup,
• schwarzen Bubbles (Kügelchen) oder
• farbigen, mit Fruchtsirup gefüllte Bubbles (Popping Bobas).
Bubble Tea - eine Modegetränk experimentell für den Chemieunterricht erschlossen - Bernhard Sieve, Dr. Sabine Struckmeier
Bubble Tea – die Komponenten

der Tee ...

die Bubbles ...
Versuch: Zuckernachweise in Bubble Tea
• Fehling-Probe (A)
• Fructosenachweis mit Seliwanoff-Reagenz (B)
                                       Tee mit Popping Bobas
   Tee mit schwarzen Perlen
                                        Tee            Bobas

          A      B                 A        B           A        B
                     Fachmethoden: Nachweisverfahren, Donator-Akzeptor
                              (Redox), Reaktionsmechanismen
Versuch: Halbquantitativer Glucosenachweis
         mit Blutzucker-Teststreifen
• Verdünnung der Probenlösungen auf den Messbereich 500 mg/l
  Glucose:
     3 ml Bubble Tee bzw. Coca Cola in 1000 ml Lösung
     einlegen des Teststreifens für 2 Minuten
     1 Minute trocknen lassen, mit der Farbskala vergleichen
     zurückrechnen auf die Gesamtkonzentration
                            Bubble Tea mit      Bubble Tea mit Popping Coca Cola
       Getränk
                           schwarzen Perlen             Bobas
    g Glucose/ 400 ml            33,3                    38,3               33,3
     Stück Würfelzucker           10                      12                 10
Literaturangaben Stück
                                              15-18                         13,5
       Würfelzucker
% des Tagesbedarfs eines
                                              30-40
       Jugendlichen

                      Berechnungen zu Gehaltsangaben, Verdünnungsfaktoren
Versuch: Stärkenachweis
         schwarze Perlen        aufgeschnittene Perle
Tee

      geöffnete Popping Bobas       Popping Boba „Hüllen“
Zwischenfazit

• es gibt zwei Sorten von Bubble Tea
  • schwarze Stärkeperlen
  • Hülle der Popping Bobas besteht nicht aus Stärke
• alle Tees sowie die Bubbles enthalten Glucose und Fructose
Löseversuche
                   dest.   NaCl     HCl      HCl     NaOH     NaOH
Perlen     Zeit
                  Wasser   -Lsg.   (2 M)   (konz.)   (2 M)   (konz.)

           1h
 farbig

           24 h

           1h
 schwarz

           24 h
Löseversuche
                  CaCl2                      H2O2              Pepsin/
Perlen     Zeit           Aceton   Heptan            Amylase
                  -Lsg.                     (30 %)               HCl

           1h
 farbig

           24 h

           1h
 schwarz

           24 h
Herstellung gut sichtbarer „Popping Bobas“

• 2 g Natriumalginat in 100 ml Wasser.
• ½ Teelöffel Stärke in 50 ml Wasser aufkochen, abkühlen
  und mit Lugolscher Lösung versetzen.
• Jeweils die Hälfte der beiden Lösungen mischen und in
  eine Spritze füllen.
• 4 g Calciumlactat in 150 ml
  Wasser lösen.
• Aus der Spritze Tropfen in die
  Calciumlactatlösung geben.
Popping Bobas - angewandte molekulare Küche
• Popping Bobas bestehen aus
  Natriumalginat, das mit
  Calcium-Ionen ein Gel
  gebildet hat.
• Gele können auch mit
  anderen Metallionen
  gewonnen, allerdings nicht
  für die molekulare Küche
  verwendet werden.
             Struktur-Eigenschaftsbeziehungen
                     Donator-Akzeptor
Natriumalginat und Metallionen

Kation     Na+       K+      Ca2+      Mg2+      Cu2+     Fe2+      Fe3+      Al3+
Ionen-
 radius    102      138       106       78       72        82        67       57
  (pm)

  „Gel-
           --        --       +++        -        ++        +        ++        +
bildung“

In der Literatur sind als Salze für diese Versuche die Chloride der o.a. Metallionen
genannt. Hier ist es sinnvoll, die Chloride durch Nitrate zu ersetzen, da nur eine
ausreichende Löslichkeit des Salzes zu einer genügend großen Ionenkonzentration
führt.
Phänomene beim Herstellen von Tapiokaperlen

• Eine Stärkesuspension zeigt Dilatanz: Erhöhung der
  Viskosität bei höheren Scherkräften
  • nicht-newtonsche Flüssigkeit
  • stärkere Scherkräfte und Erhöhung der Viskosität durch
    Wechselwirkungen zwischen Amylose- und / oder
    Amylopektinmolekülen (Dipol-Dipol-WW und sterische
    Hinderung)
Fazit 1: Bubble Tea, ein Thema für den CU!

Das Thema ist experimentell einfach zu erschließen.
• Schwerpunkte S I:
    • Nachweisverfahren für Kohlenhydrate als black box
    • Brennwertberechnungen, Berechnungen zu Gehaltsangaben
• Schwerpunkte S II:
    • chemische Hintergründe der Nachweisverfahren (BK Donator-
      Akzeptor, Reaktionsmechanismen)
    • Gelbildung der Alginate (BK Struktur-Eigenschaft)
Fazit 2: Ein Beitrag zur Gesundheitserziehung
     und kritischem Umgang mit Medien!
                     Bubble Tea – das Modegetränk aus Asien kommt
                     nicht aus den Schlagzeilen: Das zuckrige Getränk
                     mit den bunten Fruchtkügelchen soll Giftstoffe
                     enthalten, die das Krebsrisiko erhöhen und
                     Allergien auslösen.

                     Zu diesem Ergebnis kommen Chemiker des Instituts für
                     Hygiene und Umweltmedizin der Rheinisch-Westfälischen
                     Technischen Hochschule Aachen (RWTH). Bei Proben, die in
                     einer bundesweiten Filialkette in Mönchengladbach
                     genommen wurden, entdeckten die Wissenschaftler Styrol
                     (wird in Kunststoffen verarbeitet und steht in Verdacht Krebs
                     auszulösen), Acetophenon (wird u.a. als Lösungsmittel
                     eingesetzt, giftig) und bromierte (giftige) Substanzen
                     im Tee eines Großherstellers aus Taiwan. Das berichtet die
                     „Rheinische Post“.

                     (Bild online 22.08.2012)
Fazit 2: Ein Beitrag zur Gesundheitserziehung
        und kritischem Umgang mit Medien!

Rheinische Post vom 21.08.2012: „Die Stichprobenmenge ist zu gering, als
dass man valide Aussagen treffen könne. Zudem hat das Institut nur
Spuren nachgewiesen; Angaben zu Konzentrationen der betreffenden
Stoffe liegen derzeit noch nicht vor.“
Ausblick
Weitere Anwendungen des Themas Bubble Tea...
• Alginate als Lebensmittelzusatzstoffe (Geliermittel) und in der
  molekularen Küche (Melonenkaviar, restrukturierte Lebensmittel) >>
  E400 bis E404
• Na-Alginatsole zur Stabilisierung von O/W-Emulsionen in
  Lebensmitteln (Soßen, Majonaise,...), Farbmittelindustrie,
  Kosmetikindustrie...
• Medizinische Anwendungen (Retard-Arzneimittel, Wundlauflagen,
  Alginatfasern als Nähfaden, Dentalabdruckmassen...)
• Biotechnologie (immobilisierte Enzyme)
• Textilindustrie (z.B. Druckpasten)
Zu guter Letzt...

Der Weg zum Teilchenmodell mit Bubble Tea?
Literatur
Laimbacher, J., L‘Allemand-Jander, D. und G. Marx: Kohlenhydratbedarf für Wachstum und
   Entwicklung und Kohlenhydratbedingte krankheiten beim Kind. In: Schweizer Zeitschrift für
   Ernährungsmedizin (2009) 3, 21-28
Lander, V. und E. Schwab:      Alginate. In: Römpp-Online, RD-01-014, letzte Aktualisierung
   August 2006
Marburger, A.: Alginate und Carrageenane – Eigenschaften, Gewinnung und Anwendungen in
  Schule und Hochschule. Dissertation, Philipps-Universität Marburg, Marburg 2003
Ternes, W.: Naturwissenschaftliche Grundlagen der Lebensmittelzubereitung. Behr‘s Verlag, 3.
   Aufl. Hannover 2007
Risch, B. und M. Iseke: Molekularküche – mehr als ein Modetrend. In: Chemkon 17 (2010) 3,
   111-113
Frank, E., Bauch, V., Schultze-Gebhardt, F. und K.-H. Herlinger: Fibers, 1. Survey. In: Ullmann‘s
   Encyclopedia of industrial Chemistry, Wiley-VCH, Weinheim
   10.1002/14356007.a10_451.pub2 (23.1.2012)
Maass, H.: Über die Verwendungsmöglichkeiten von Alginaten. In: Botanica Marina
  Supplement 3 (1962) 86-100
Abb.: Stiftung Warentest: http://www.test.de/filestore/bubble_tea_klein.jpg (18.7.2012)
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