CFP: Lizensur fiktionaler Literatur - Modalitäten ästhetischer, epistemischer und ethischer , Münster (31.03.21) - H-Net

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CFP: Lizensur fiktionaler Literatur - Modalitäten
ästhetischer, epistemischer und ethischer , Münster
(31.03.21)
Discussion published by Nursan Celik on Wednesday, January 6, 2021

                                                        Call for Papers

                                           Lizensur fiktionaler Literatur
              Modalitäten ästhetischer, epistemischer, und ethischer Autorisierungsprozesse

                                            - English Version below -
                                (SFB 1385 Recht und Literatur, Universität Münster)

                                                      30.06. - 02.07.2021

Keynote: Prof. Dr. Peter Lamarque (University of York)

Ziel der geplanten Tagung ist es, die Autorisierungsprozesse fiktionaler Literatur, hier als Prozesse
der Lizensur umschrieben, zum Gegenstand zu machen. Dabei ist Lizensur hier frei vom juristischen
Fachjargon und im ursprünglichen Sinne des lat. licere als Dürfen literarischer Fiktion zu verstehen.
Eine Lizensur fiktionaler Literatur kann dann etwa in einem Selbstakt und qua des eigenen Status als
Fiktion a priori zugebilligt (Selbstlizensur) oder extern zugebilligt werden.
Begleitet von „Was sind die Lizenzen fiktionaler Literatur?“ als programmatische Hauptfrage der
Veranstaltung heißt es, ein Gegenpol zur Debatte über die Begrenzungen fiktionaler Literatur
anzuvisieren. Die Grenzen der Fiktion erfahren, obwohl immer schon Kardinalgegenstand der
Fiktionalitätsforschung, in jüngster Zeit eine zusätzliche Aktualität: Maßgeblich hieran beteiligt ist
das Forschungsfeld Recht und Literatur, das sich in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen
Raum mit eigenem Profil hat entwickeln können. Dabei ist innerhalb der Auseinandersetzungen mit
dem genannten Themenkomplex nicht selten das Relikt eines mimetisch orientierten
Literaturverständnisses zu beobachten, das auch auf fiktionale Literatur Anwendung findet: Weil
fiktionale Literatur von der Judikativen häufig als potentiell auf Wirklichkeit referierend und somit
wahrheitswertfähig aufgefasst wird, erlegt sie der literarischen Fiktion mitunter Grenzen auf. Im
Kontrast dazu sei mit der geplanten Tagung (zunächst) dem Credo „We grasp fiction in opposition of
reality (actuality)“ (Lubomír Doležel: Heterocosmica) gefolgt und die Lizenzen, die sich aus einem
derartigen Fiktionsverständnis ableiten lassen, thematisiert. Denn, so die Beobachtung, eine
Verschränkung zwischen fiktionaler Literatur und einem Zusatz an Lizenzen ist seit jeher vorfindbar.
Fingierte, imaginativ geladene Texte werden dann etwa als hochlizenziert angeführt, da sie nicht
„tied to the laws of matter“ (Francis Bacon: The Advancement of Learning) sind, wodurch sie ihre
Sondererlaubnisse schöpfen können. Die Autorisierungen und Ermächtigungsprozesse fiktionaler
Literatur sollen dabei in mehrfacher Hinsicht Gegenstand der Tagung werden:
Die Lizensur als Befähigung, sich von geltendem Recht zu befreien, heißt es im Hinblick auf

Citation: Nursan Celik. CFP: Lizensur fiktionaler Literatur - Modalitäten ästhetischer, epistemischer und ethischer , Münster
(31.03.21). H-Germanistik. 01-06-2021.
https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/7054372/cfp-lizensur-fiktionaler-literatur-modalit%C3%A4ten-epistemischer
Licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 United States License.

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ästhetische, epistemische wie auch ethische Aspekte und Modi interdisziplinär zu untersuchen.
Insbesondere ethische Lizenzen fiktionaler Literatur sollen behandelt und so etwa die Frage
durchleuchtet werden, ob ein willing suspension of moral sense (Johannes Franzen: Contested
Inventions) in der Tat für die Fiktionsrezeption zu beobachten sei.
Darüber hinaus wird angestrebt, auch Delizenzierungsmomente und -praktiken derartiger Lizenzen,
ausgeübt vonseiten der Rechtspraxis/-sprechung, mitunter aber auch der Literaturwissenschaft, zu
behandeln. Diese zeichnen sich in meist monodiskursiven Rahmen für Begrenzungen der
literarischen Fiktion verantwortlich (Delizensur). Solche Praktiken sind nicht zuletzt anhand von
diversen Romanverbotsverfahren (wie etwa Maxim Billers Esra) als Präzedenzfälle innerhalb dieser
Debatte lokalisierbar, die auch in den Folgedebatten die komplexen und hochsensiblen
Urteilsprozesse und Urteilsschwierigkeiten über fiktionale Literatur „vor dem Richtenden“ deutlich
werden lassen.

Mögliche Themenfelder:
Fiktionstheorien; Formen und Funktionen literarischer Fiktion
Fiktion und Kognition, Fiktion und Emotion
Schnittstellen zw. Fakt und Fiktion, u.a. Autofiktion, Life Writing, Autobiografie etc.
Literatur und (Nach-/Selbst-)Zensur
Justiziabilität (fiktionaler) Literatur und Kunst
Hermeneutik in Recht und Literatur
Lizenzen und Grenzen der Fiktion
Diskursive Bildung von Literaturlizenzen
Kunstrichtertum
Possible-World-Theories
…
Die genannten Themenfelder und Aspekte verstehen sich lediglich als Rahmen für
Beitragsvorschläge. Weitere Anregungen sind ausdrücklich erwünscht. Wir bitten um die Zusendung
von deutsch- oder englischsprachigen Beitragsvorschlägen in Form von Abstracts mit max. 500
Wörtern. Neben Vorschlägen aus allen Bereichen der Literaturwissenschaft(en) wie auch
Rechtswissenschaften sind auch Beiträge aus der Philosophie, Ästhetik, Kulturwissenschaft,
Soziologie, Politikwissenschaft und benachbarten Disziplinen erwünscht.
Nachwuchswissenschaftler*innen sind ausdrücklich aufgefordert, Beitragsvorschläge einzureichen.
Einsendeschluss hierfür ist der 31.03.2021. Die Vorträge sollten idealerweise eine Länge von 20
Minuten nicht überschreiten. Die Publikation ausgewählter Beiträge in einem Sammelband ist
geplant.

Wichtige Termine:
Einreichungsfrist für Abstracts: 31. März 2021
Bekanntgabe der Annahme von Vortragsvorschlägen: 15. April 2021
Voranmeldung per Email: ab 01. Mai 2021

Die Tagung findet im Rahmen des SFB 1385 Recht und Literatur an der Westfälischen Wilhelms-
Universität Münster statt. Je nach Covid-19-Entwicklung behalten wir es uns jedoch vor, die Tagung

Citation: Nursan Celik. CFP: Lizensur fiktionaler Literatur - Modalitäten ästhetischer, epistemischer und ethischer , Münster
(31.03.21). H-Germanistik. 01-06-2021.
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in einem Onlineformat stattfinden zu lassen. Die Veranstaltungssprachen sind Deutsch und Englisch.
Um Voranmeldung per E-Mail an Nursan Celik (ncelik@uni-muenster.de) wird gebeten.
Einreichungen und Rückfragen sind mit dem Betreff „Lizensur der Fiktion“ bitte zu richten an:
Daniel Arjomand (d_arjo01@uni-muenster.de) und Nursan Celik (ncelik@uni-muenster.de)

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                                                        Call for Papers

                                    Licencorship for fiction
            Modalities of aesthetic, epistemic and ethical authorisation processes

  (Collaborative Research Center (CRC) 1385 Law and Literature, University of Muenster, Germany)
                                       June 30 - July 2, 2021

Confirmed keynote speaker: Professor Peter Lamarque (Professor of Philosophy, University of York)

The Collaborative Research Center (CRC) 1385 ‘Law and Literature’ of the University of Muenster
will be hosting an international conference in Muenster, Germany on June 30 - July 2, 2021. The
conference theme is licencorship for fiction. The keynote lecture will be delivered by Professor Peter
Lamarque (University of York).

This conference focuses on the processes of authorisation and permission of fiction, which we have
coined as processes of licencorship. ‘Licencing’ is not to be confused with the juridical (technical)
term. Taking into account, instead, the original semantics of the Latin term licere, licencorship is
conceived as the authorisation of fictional works. Licences for fiction can then be granted a priori
(self-licencing) or, as one among many others options, a posteriori through an act of self-
empowerment and in accordance with the labelling of one’s own work as fiction.

Our theme of licencorship is broadly defined and the aim of the conference is to offer an antipole to
the long-standing debate on the borders of fiction. We seek to bring scholars of literature and law and
of other related disciplines, such as philosophy, aesthetics, cultural studies, sociology and political
science, into conversation in an interdisciplinary setting at this three-day event. The conference seeks
to understand three main dimensions of licencorship:

▪ Since fiction is often seen as potentially referring to reality by the judiciary and thus as capable of
being truthful, (legal) limits on/of fictional works are at times imposed. By contrast, this conference
will initially follow the credo ‘We grasp fiction in opposition of reality (actuality)’ (Lubomír Doležel:

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Heterocosmica).
▪ Licencorships of fictional works as the authorisation to stand above ‘the’ law are to be examined
across fields in terms of epistemic, ethical as well as aesthetic aspects and modes. Ethical licences of
fiction, in particular, are to be emphasized by raising the question whether a ‘willing suspension of
moral sense’ (Johannes Franzen: Contested Inventions) can indeed be observed in the reception of
fiction.
▪ Acts and practices of de-licencorship, which are performed by legal practice and jurisprudence as
well as – though less often and less obviously – by literary studies. Such practices can be best
conceived when considering the judicial prohibition of the distribution of novels (i.e., Maxim Biller’s
Esra) as precedents within this debate, which grants a glimpse of the complexity and difficulties
faced by court rulings on issues of fictional works.

Possible topics might include but are not limited to:
Theories, techniques and functions of fiction
Fiction and cognition, fiction and emotion
Interfaces between fact and fiction, including autofiction, life writing, autobiography, etc.
Literature and (Post-/Self) censorship
Legal status of literature
Hermeneutics in law and literature
Licences and limits of fiction
Discursive formation of literature licences
Judging art from a legal perspective
Legal issues around the world in fiction

Please submit paper proposals of up to 500 words either in German or in English. In addition to
proposals from all areas of literary studies and jurisprudence, we also encourage contributions from
fields ranging from philosophy, aesthetics, cultural studies to sociology, political science and related
disciplines. Young researchers in particular are kindly invited to submit proposals. All abstract
submissions must be received by 31 March 2021. Lectures should not exceed 20 minutes in length.

Important dates:
Submission of Abstracts: 31 March 2021
Notification of applicants: 15 April 2021
Early registration will start from 1 May 2021

We are planning on publishing selected contributions in an anthology after the conference.

Depending on the development of Covid-19, we reserve the option of moving the conference to an
online format. The conference languages are German and English. Pre-registration by e-mail (please
contact Nursan Celik: ncelik@uni-muenster.de) is required.
Submissions and general inquiries should be sent to Daniel Arjomand (d_arjo01@uni-muenster) and

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Nursan Celik (ncelik@uni-muenster.de).

Citation: Nursan Celik. CFP: Lizensur fiktionaler Literatur - Modalitäten ästhetischer, epistemischer und ethischer , Münster
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