Concrete Student Trophy 2020
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04 Projekte Ausschreibung und Jury Zement+Beton 5_20 Concrete Student Trophy 2020 Ü B ER SI CHT SEET ER R ASSEN Bei der 15. Concrete Student Trophy war ein begrüntes Hochhaus für das Seeterrassen-Quartier der Seestadt Aspern gefragt. Konkret sollte ein Entwurf für den Bauplatz H5 erarbeitet werden, ein spitz zulaufendes Grundstück, das den Studierenden einiges an Raffinesse abverlangte. TE XT: G IS ELA GA RY A B B IL D UN G E N / F OTOS: ST U D I O V L AY ST RE E RU WI T Z / W IE N 3 42 0 A S P E RN D EV ELOPME N T AG
Concrete Student Trophy 2020 05 Concrete Student Trophy 2020 05 Kommentar ARCH. MAG.ARCH. SILJA TILLNER Architekten Tillner & Willinger ZT GmbH; Juryvositzende der Concrete Student Trophy 2020 Foto: Fotostudio Huger Concrete Student BAUF E LD H 5 Trophy im Zeichen der Klimakrise Um der urbanen Überhitzung entgegenzuwir- ken, müssen Bepflanzungs- und Begrünungs- konzepte zukünftig Bestandteil der Planung aller Neubauten werden. Dabei reicht nicht nur Die Seestadt Aspern ist eines der eine, sondern es braucht mehrere bepflanzte CONCRETE größten Stadtentwicklungsgebiete Europas. Aktuell leben knapp 8.000 vertikale und horizontale Ebenen (Fassaden, Terrassen und Dächer). Der diesjährige STUDENT Einwohner auf dem ersten fertigge- Concrete Student Trophy Wettbewerb zum TROPHY stellten Teil der Seestadt Aspern, 2.000 Grünen Hochhaus in der Seestadt widmete sich Menschen arbeiten hier. Bis 2030 wird diesem topaktuellen Thema. Die Aufgaben- Die Concrete Student Trophy ist ein es mehr als 20.000 Seestadt-Bewohner stellung stellte die Studierenden in vielerlei zweistufig angelegter Wettbewerb zur Förderung interdisziplinärer Zusammen- geben. Das Planungsgebiet umfasst Hinsicht vor große Herausforderungen. Sie arbeit von Bautechnik und Architektur. insgesamt 240 Hektar und wird bei mussten diese schwierige Planungsaufgabe in Die begehrte Trophäe aus Beton wird für Fertigstellung eine Bruttogeschoßflä- inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit herausragende Projekte und Seminar- arbeiten vergeben, die interdisziplinär che von 2,6 Millionen Quadratmeter von Städtebau, Architektur, Bauingenieurwesen entwickelt wurden und bei deren Gestal- umfassen. Die Seestadt liegt im Nord- und auch Landschaftsplanung lösen. Das tung und Konstruktion dem Werkstoff osten des Stadtgebiets und ist Teil prominente Seegrundstück in der Seestadt war Beton eine wesentliche Rolle zukommt. Als Teilnehmer werden ausschließlich des 22. Wiener Gemeindebezirks, der städtebaulich schwierig zu lösen, mit der U2 interdisziplinär gemischte Teams von Donaustadt. Sie ist eingebettet in auf der einen und dem Seeufer auf der anderen Architektur- und Baufakultäten öster- stadtrandtypische Siedlungsstrukturen Seite. Die Planung eines Hochhauses ist reichischer Universitäten zugelassen. Die Teilnahme erfolgt bis zur zweiten mit einer Mischung aus alten Orts- aufgrund zusätzlicher Faktoren wie des Windes Wettbewerbsstufe anonym. Die Arbeiten kernen, lockerer Wohnbebauung auch im Normalfall weitaus komplexer und müssen im Rahmen einer Lehrveran- jüngerer Stadterweiterungsgebiete, verlangt intensivere Kooperation zwischen den staltung in den Fakultäten Architektur und Bauingenieurwesen abgegeben und Landwirtschaft und Gewerbe. Land- Disziplinen. Die intensive Bepflanzung erzeugt für das Studium positiv bewertet bzw. schaftsräumlich stellt der Standort ein größere Lasten und erschwerte die Lösungs- benotet worden sein. Bindeglied zwischen der offenen Ebene findung sowohl für die Statik als auch für die Bereits zum 15. Mal wurde der mit des Marchfeldes und dem Nationalpark Architekturplanung, da die Nutzbarkeit und insgesamt 12.000 Euro dotierte Stu- Donauauen dar. Pflege der Freiflächen ebenso zu lösen war. dentenwettbewerb ausgeschrieben. In den vergangenen Jahren wurden drei Siegerprojekte bereits realisiert (Paul- Aktuell wird der Norden der Seestadt Die Jury beurteilte alle oben angeführten Amann-Brücke im Wiental, Schwimminsel bebaut und entwickelt. Studio Vlay Themen sowie die städtebauliche Einbindung, aus Beton in der Neuen Donau und Streeruwitz erstellte auf Basis des die architektonische Wirkung, die Nutzbarkeit Grillplätze für die Donauinsel). Bei der Concrete Student Trophy 2020 waren Masterplans von Tovatt Architects & der Grundrisse, die Wohnkonzepte und die Entwurfsideen für ein begrüntes Hoch- Planners mit N+ Objektmanagement Zusammenarbeit der Disziplinen. Mit großer haus in der Seestadt Aspern gefragt. 15 das städtebauliche Leitbild für das Freude habe ich an dieser Jury teilgenommen, Architektur- und Bauingenieurteams von der TU Graz und der TU Wien sowie von Quartier „Seeterrassen“, gemeinsam es war eine Inspiration, die guten Projekte der FH Campus Wien stellten sich der mit Carla Lo Landschaftsarchitektur. zu studieren und eine Ehre, den Vorsitz Aufgabe. Die Arge Lavaland und Treibhaus innezuhaben. lieferte die Grundlagen für das Freiraum- und Grünraumkonzept Alle teilnehmenden Studententeams stellten für den Norden der Seestadt: Quartierspark, Promenade, sich dieser komplexen Aufgabe mit großem Ufermodellierung, Seeflora, Topografie, BMX-Hügel, Engagement und entwickelten trotz der Vegetationskonzept, Spielplätze, wegebegleitendes Spiel, äußerst schwierigen Arbeitsbedingungen Badestellen, Skatepark, Slipanlagen, schwimmende Inseln während der Covid-19-Pandemie außer- und neu eröffnete Fußgängerbrücke. gewöhnlich gute Konzepte. Chapeau!
06 Projekte Ausschreibung und Jury Zement+Beton 5_20 Das Baufeld H5, ein spitz zulaufendes Grundstück, gleich Bahnhof „Aspern Nord“ und dem See sowie dem Quartier neben der U-Bahn und direkt am See, war der ausgesuchte „Seeterrassen“ entlang der nördlichen Seekante. Beide sind Bauplatz für den Entwurf eines Hochhauses in Betonbau- Teil der sogenannten „Roten Saite“, einer der strategischen weise mit viel Grün im Rahmen der 15. Concrete Student Entwicklungslinien aus der „Partitur des öffentlichen Raums“ Trophy. Der diesjährige Studentenwettbewerb fand unter von Gehl Architects. erschwerten Bedingungen statt: Covid-19 machte den persönlichen Präsentationen und dem Austausch einen Für das Quartier „Seeterrassen“ lobt die Entwicklungs- Strich durch die Rechnung, das Vorstellen der Entwürfe wie gesellschaft der Seestadt, die Wien 3420 aspern auch die Jurierung fanden nahezu ausschließlich virtuell Development AG, aufgrund der prominenten Lage, der statt. Und dennoch, 15 Entwürfe wurden eingereicht: „Das zentralen Funktionalität und der Hochhausstandorte einen Engagement der Studierenden war städtebaulichen Wettbewerb aus. beeindruckend, wir konnten ja nicht Die Entwicklung des Quartiers einmal die Input Lecture real durch- führen, normalerweise begehen wir DIE JURY „Seeterrassen“ ist ein Projekt von hohem strategischen Rang, mit den Studierenden gemeinsam Silja Tillner, Architekten Tillner & Willinger ZT nicht nur für den nördlichen Teil GmbH, Juryvorsitzende das Grundstück und diskutieren Georgine Zabrana, Stadt Wien – Kompetenzzen- des Stadtentwicklungsgebiets, mit den Experten die Bauaufgabe“, trum übergeordnete Stadtplanung, Smart City sondern für die gesamte Seestadt. erläutert Claudia Dankl, stellver- Strategie, Partizipation, Gender Planning (KPP) Das Areal erstreckt sich entlang Peter Hinterkörner, Wien 3420 aspern tretende Geschäftsführerin der Development AG der nordöstlichen, nördlichen und Vereinigung der Österreichischen Jürgen Preiss, Stadt Wien – Umweltschutz nordwestlichen Uferkante des Zementindustrie, VÖZ. Werner Sellinger, Landschaftsarchitekt ÖGLA, Sees und zeichnet sich damit als grünplan Landschaftsarchitekten, Innovations- labor Bauwerksbegrünung GrünStattGrau einer der prominentesten und Hochhäuser gewünscht Markus Querner (Peter Krohn als Vertreter), attraktivsten Orte der Seestadt Die Entwicklung der Seestadt Nord iC Consulenten ZT GesmbH aus. Gemeinsam mit dem unmit- Robert Seiser, Ingenieurbüro ste.p ZT GmbH hat mit den Baufeldern des Quar- Gernot Brandweiner, Verband Österreichischer telbar angrenzenden öffentlichen tiers „Am Seebogen“ im Jahr 2016 Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) Raum weist das Gebiet eine Größe mit Bauträgerwettbewerben und Gernot Tritthart, Lafarge Zementwerke GmbH von rund zehn Hektar auf, davon weiteren Vergabe- und Planungs- sind knapp fünf Hektar Bauland. verfahren für einzelne Bauplätze und öffentliche Räume begonnen. Hochhäuser sind im Prägnanz und Qualität Norden durchaus erwünscht. Ausgehend vom Masterplan Für die anstehende Planungsaufgabe gilt es, auf den steht eine städtebaulich-funktionale Vertiefung und Masterplan und das städtebauliche Konzept aufzubauen Qualifizierung zentraler Teilquartiere bzw. Stadträume der und beides in den nächsten Planungsschritten zu berück- Seestadt im Zentrum: der zentralen Einkaufsstraße zwischen sichtigen. Zentrale Zielsetzungen in der Entwicklung des
Concrete Student Trophy 2020 07 Concrete Student Trophy 2020 07 Kommentar DIPL.-ING. PETER HINTERKÖRNER Projektmanager Städtebau, Wien 3420 aspern Development AG; Jurymitglied der Concrete Student Trophy 2020 Foto: SiMshot Der neue Leuchtturm an der Waterfront Juryvorsitzende Silja Tillner lauscht der Präsentation der Einreichteams. Mit der Eröffnung des Jane-Jacobs-Stegs über den See und mit dem wachsenden Quartier „Am Seebogen“ hat die Seestadt den Entwick- Quartiers „Seeterrassen“ sind hohe Prägnanz und Qualität lungssprung in den Norden bereits gemacht. in Städtebau, Architektur und Freiraum, Identitätsbildung Als nächster Schritt wird nun das Quartier und Kohärenz des Stadtraumes am See trotz zeitlich „Seeterrassen“ entwickelt. Das künftige urbane gestaffelter Umsetzung, „Vermittlerrolle“ des Quartiers Herzstück mit Freiräumen und Gebäuden in zwischen den öffentlichen Räumen am See und den dahin- unverwechselbarer Lage am Wasser und im terliegenden Nachbarschaften, Profilierung des Gebiets als Schnittpunkt wichtiger Entwicklungsräume, mit urbanes Zentrum mit hohem Freizeit- und Erlebniswert, markanten Hochpunkten und Ausblick in die Definition von Leitplanken für die prozessuale und strate- nähere und fernere Umgebung. gische Entwicklung des gesamten Quartiers „Seeterrassen“. Das Baufeld H5 nimmt hierbei eine ganz Noch steht am Baufeld H5 das „Flederhaus“, geplant von zentrale Stellung ein: Es ist – gemeinsam mit den Architekten Heri & Salli, ein mobiler Treffpunkt, der dem schon fertiggestellten „HoHo Wien“ – Teil Besuchern zur Information über die Seestadt dient. Peter eines Hochhausensembles rund um die U2- Hinterkörner von der Wien 3420 aspern Development AG, Station „Seestadt“. Auf minimaler Grundfläche erläutert: „Ein aktueller Blick auf das Baufeld H5 zeigt, dass zwischen U-Bahn und See zielt die Bebauung es bereits einige Projekte rundherum gibt, rund 25 Prozent mit einer Höhe von etwa 80 Metern auf große Nichtwohnbauten wie auch z. B. den Bildungscampus. architektonische Wirkung ab. Prägend sind die Seepromenade und der Park, das Baufeld H5 ist sehr klein und schmal, rund 80 Meter hoch darf hier Andererseits ist das Baufeld ein Dreh- und gebaut werden kann. Wir wollen hier einen dritten Hoch- Angelpunkt verschiedener Bewegungs- und hausplatz. Genützt werden soll auch das Potenzial des Sichtachsen: Hier gelangt man in wenigen Bauplatzes H5, durch Aufweitungen und durch öffentliche Schritten von der U-Bahnstation zum Wasser; Räume können Sichtachsen ermöglicht werden.“ hier beginnt die großzügige Arkadenreihe der „Seeterrassen“, welche die Gebäude entlang der Seestadtpromenade bis zur zentralen Einkaufsstraße säumt. Eine Vielfalt DIE FINALISTEN von Lokalen präsentiert sich hier in den hohen Erdgeschoßen, davor laden Gastgärten, gemüt- liche Stadtmöbel und schattige Bäume zum 1. Platz „Capa Verde“, TU Graz, Preisgeld: 3.000 Euro Flanieren und Verweilen ein. Bei der Erstellung des städtebaulichen Leitbildes für das Quartier 2. Platz „Living Tetris“, TU Wien, Preisgeld: 2.500 Euro „Seeterrassen“ wurde ein Leuchtturmprojekt für klimaresilienten Städtebau umgesetzt: Von der Anordnung der Baumassen bis zur 3. Platz „Ein Familienhaus“, TU Wien, Preisgeld: 2.000 Euro Gebäudebegrünung wurden verschiedene Maßnahmen mittels Simulationen optimiert und in ein Regelwerk übersetzt. 4. Platz „Grüne Spirale“, TU Wien, Preisgeld: 1.500 Euro Im Rahmen der Concrete Student Trophy standen nun all diese Überlegungen auf Drei Anerkennungen, dotiert mit jeweils 1.000 Euro: „Concrete Jungle – die vertikale Stadt“ (TU Wien), dem Prüfstand. Ich war beeindruckt, wie die „climbing curtain“ (TU Wien) und „Green Lakeview Studierenden die vielfältigen Anforderungen Tower“ (TU Graz) meisterten und zu sehr eigenständigen Gebäudeentwürfen entwickelten!
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