COVID - 19 Chronologischer Ausschnitt unzähliger Ereignisse Wirkungen, Problemfelder, Herausforderungen Sichtweisen eines 3-fachen Weltmeisters ...
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COVID – 19 Chronologischer Ausschnitt unzähliger Ereignisse Wirkungen, Problemfelder, Herausforderungen Sichtweisen eines 3-fachen Weltmeisters JETZT erst recht? Fritz Weilharter 1
Chronologischer Ausschnitt unzähliger Ereignisse 24.Jänner: erste Nachweise eines neuartigen Virus in Europa in Frankreich 9.März: Olympia: Verschiebung? Vorbereitungen? Qualifikationsnormen? Absagen erbrachte Limits? 10.März: Sportveranstaltungen ohne Zuschauer, Spiele aussetzen, Ligen beenden die Saison vorzeitig 11. März: Die WHO ruft eine Pandemie aus 16.März: Sport-Beschränkungen, kein Training an Sportstätten mehr möglich, Vereinsbetrieb wird eingestellt 22.März: trotz Corona pilgern 50.000 Japaner zum Olympischen Feuer 24.März: Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio werden um ein Jahr verschoben 28.März: Celta-Star Sisto, Flucht per Auto von Spanien nach Dänemark trotz Ausgangssperre 31.März: Johns-Hopkins-Universität: weltweit 800.000 Menschen infiziert und 40.000 an Covid-19 verstorben 2
6.April: Verbot öffentlicher Veranstaltungen bis Ende Juni, alle Sport-Events mit Publikum 20.April: Spitzensportler*Innen dürfen an Sportstätten wieder trainieren, Bundesliga-Clubs in 6-Gruppen 1.Mai: Sportstätten für den Breitensport für Outdoor Aktivitäten werden wieder geöffnet 14.Mai: Verfahren gegen LASK (verbotenes Mannschaftstraining), gesteht den „Blödsinn“, Punkteabzug, Geldstrafe 24.Juni: Sport Indoor und Outdoor ab 1. Juli erlaubt, begrenzte Sitzplätze, Präventionskonzepte sind vorlegen 24.Juni: derStandard: „Corona-Festspiele-alle gegen Djokovic“, im Mittelpunkt der Kritik 5.August: dt. Basketballer Saibou gekündigt; Teilnahme Corona-Demo, “..ein permanentes Infektionsrisiko" September: europaweit Risikogebiete definiert, Reiswarnungen ausgesprochen, Neuinfektionen steigen an 4.September: Covid-19-Konzepte der Fußball Bundesliga genehmigt, verschiedene Zuschauergrenzen festgelegt 6.September: US-Open ohne Zuschauer. Kurier: "Verrückt, unfair, Farce“, Ausschluss weltbestes Damen-Doppel 3
7.Oktober: Corona-Party: Englands „junge Wilden“ machen dem Teammanager Southgate Probleme 17./18.Oktober: Der alpine Ski-Weltcup-Auftakt in Sölden startet ohne Zuschauer (Wunsch FIS und ÖSV) 22.Oktober, derStandard: Rogan zu Corona-Flucht: "Ich habe das Hirn ausgeschaltet“, Ex-Schwimmer habe befürchtet, später nicht mehr in die USA einreisen zu dürfen 23.Oktober: Luka Jovic (Real Madrid) droht in Serbien eine Haftstrafe wegen Quarantäneverstoßes 31. Oktober: zweiter "Lockdown" erneut Verschärfungen, Profisport ab 3.11. ohne Zuseher, Amateursport ruht 10. November: RB Salzburg, neuerlicher Corona-Test, alle Spieler negativ, Aufhebung Quarantäne für Länderspiel 10.November, derStandard: Lazio Rom Betrugsverdacht, negative Tests von Ciro Immobile manipuliert? 12.November, derStandard: Teamspieler, Leipzig-Profi Sabitzer kritisiert Länderspiele: "Wir sind Puppen, die ausführen müssen“ 4
Wirkungen, Problemfelder, Herausforderungen Das Virus wird eingeatmet, befällt den Menschen, wirkt: schmerzhaft, zer- und verstörend, physisch und psychisch - Sportler*innen, Trainer*innen infizieren sich und erkranken - Die gewohnten und liebgewonnenen Alltagsstrukturen der Athlet*innen und Trainer*innen werden brüchig - Ziele, Träume, Pläne können sich auflösen - Belastende Emotionen tauchen auf, erfassen den Menschen; existenzielle Sorgen erleben, innere Leere spüren, wütend über unklare Entscheidungen anderer sein, in den inneren Widerstand gegenüber Einschränkungen gehen, Zukunftsängste und Ohnmachtsgefühle aushalten müssen, mit Unverständnis reagieren, Enttäuschungen über Wettkampfabsagen erleben, sich allein gelassen fühlen, inneren Spannungen und Konflikten ausgesetzt sein, sich zurückziehen wollen, von den Orten der Infektion in Panik flüchten, sich gehen lassen, eigene Ratlosigkeit aushalten müssen… - Neigen Leistungsportler*innen mitunter zur Selbsteinschätzung der „Unverwundbarkeit“? 5
Wirkungen, Problemfelder, Herausforderungen Der „Spaltpilz“ Corona: Spannungen, Verwerfungen, Meinungsverschiedenheiten in Teams, zwischen Konkurrenten, den politischen Entscheidern und Betroffenen, Konflikte eskalieren - Konflikte im Kontext der Verschiebung der OS, Qualifikationen/Quotenplätze für Tokio in den Großveranstaltungen: Das Problem, die Herausforderung: bleiben frühere Qualifikationsergebnisse gültig? Sollten nicht Qualifikationen wegen veränderter Leistungsentwicklungen neu durchgeführt werden? - Trainingsmöglichkeiten werden von mir fremden Entscheidern eingeschränkt/verunmöglicht, den Athlet*innen und Trainer*innen wird eine subjektiv bedeutsame „Einschränkung“ angetan. Dürfen Maßnahmen soweit gehen, Profisportler an der Ausübung ihres Berufes zu behindern? - Spielräume von Verordnungen und Bescheiden ausreizen, sie uminterpretieren, dann eventuell bestraft, entlassen, von Konkurrenten beschuldigt werden - Sich gegenüber Vorgaben oder Bescheiden widersetzen, sich verweigern, rebellieren 6
Sichtweisen eines 3-fachen Weltmeisters Jakob Schubert (Kleine Zeitung 5.August 2020) KZ: Dann kam Corona. Wie ging es ihnen mit der Verschiebung der Spiele? JS: Natürlich war es im ersten Moment enttäuschend. Aber es kam nicht von einem Tag auf den anderen, und das es die richtige Entscheidung war, sehen wir diesen Sommer ja sowieso. Und sobald es fix war, dass es keine Spiele geben würde, habe ich sie aus meinem Kalender gestrichen. Es würde keinen Sinn machen, ihnen nachzutrauern. KZ: Wie sind sie als, nennen wir es Naturbursch mit dem Lockdown, dem Eingesperrt sein umgegangen? JS: Es ist für keinen Sportler leicht, wenn man nicht mehr machen kann, was man am liebsten tut. Aber wir konnten bald wenigstens im Garten zusammen trainieren und an den Schwächen arbeiten – in die investiert man sonst ohnehin nicht so gern Zeit. Ich habe viel an der Mobilisierung gearbeitet, am Dehnen. KZ: Zählen. Sie jetzt eigentlich die Tage bis zu Olympia 2021? JS: Würde ich das machen, müsste ich wohl meine Karriere beenden. Ich bin erst ein paar Momente vor dem Einstieg nervös. Die Woche davor kann ich sicher gut schlafen. Und es hilft sicher unter Druck gestanden zu sein, damit positive Erfahrungen gemacht zu haben. KZ: Also gibt es keine „Versagensängste“ wie das manche nennen? JS: Nicht, wenn man solide und glücklich im Leben steht. Wenn es 2021 nicht klappt mit dem Medaillentraum, und die Wahrscheinlichkeit ist ja durchaus gegeben, wird mein Leben nicht zugrunde gehen. 7
Sportpsycholog*innen leisten gerade JETZT - in der Zeit der Belastungen und Verwerfungen für das System Sport wertvolle Unterstützung! JETZT sollten wir dabei beachten….? - die Eckpunkte psychosozialer Unterstützung der COVID 19 Krise definieren, Erkenntnisse aus dem Gesundheitskontext nutzen? - die spezifischen Themen der Sportpsychologie in den Fokus setzen - die bisherigen Lerneffekte innerhalb der ÖBS-Community aus der COVID 19 Pandemiephase besprechen, vernetzen und nutzen 8
Eckpunkte psychosozialer Unterstützung in der COVID 19 Krise aus Erkenntnissen meiner Arbeit im Krisenstab OÖ und der Beratung der OÖ Gesundheitsholding – PEH („Psychosoziale Erste Hilfe“) - Psychosoziale Unterstützung funktioniert, wenn sie direkt vor Ort von vertrauten Fachkräften gegeben wird, die als klar definierte Gruppe organisatorisch mit den Betroffenen zusammengeführt werden - Psychosoziale Unterstützung funktioniert, wenn dafür Beratungs-Ressourcen ohne administrative Hemmschwellen, auch anonym und auf Basis von Konzepten, ausreichender finanzieller Ausstattung und klaren Vereinbarungen organisiert werden - Psychosoziale Unterstützung funktioniert, wenn dafür eine analoge und digitale Informationen bereitgestellt wird: Handlungsempfehlungen, Kontaktwege, Liste der psychosozialen Ansprechpartner*innen, „Tipps Hilfe zur Selbsthilfe“, Nachsorgeangebote - Proaktiver telefonischer Kontakt zu Menschen die in Quarantäne werden sehr positiv aufgenommen, wenn sie von vertrauten Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen, Führungskräften und Peers angeboten werden Inwieweit treffen diese Eckpunkte auch auf unsere Arbeit JETZT im COVID-Kontext zu? 9
Welche sportpsychologische Themen könnten JETZT - im Kontext COVID 19 in den Fokus gesetzt werden? - Begleiten, um Resümee zu ziehen, neue sportliche Ziele, vor allem Prozessziele zu entwickeln? - den individuellen sportlichen Tagesrhythmus - den Möglichkeiten entsprechend – zu sichern? - Das individuelle Durchhaltevermögen und die Stressregulation stärken? - Begleiten, um Motivation aufrecht zu erhalten? - Emotionen der Verunsicherung, der Existenzängste bearbeiten? - Die sportlichen Stärken „Struktur und Routinen“ stärken? - Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten sichern, bewahren? - mentale Kompetenzen definieren, lernen und trainieren, die COVID-spezifische Probleme bewältigen helfen? - Sinn und Ziele von Krisenintervention für Sportler*innen/Trainer*innen proaktiv kommunizieren und organisatorisch etablieren? - Mit den Athlet*innen und Trainer*innen Ziele auch außerhalb der sportlichen Identität entwickeln? 10
COVID 19 als eine Chance für die individuelle und gemeinsame sportpsychologische Arbeit JETZT? Ja, wenn - wir für die Bedeutung der Inhalte, Werthaltungen und Kompetenzen der Sportpsychologie gerade JETZT eintreten - wir uns als Sportpsycholog*Innen vernetzen, um uns selbst in den herausfordernden Zeiten zu unterstützen - wir regelmäßig unsere sportpsychologische Arbeit reflektieren - analog und in digitalen Formaten - Es uns mehr und mehr gelingt, angewandte Sportpsychologie und sportpsychologische Forschung zu verknüpfen Daher meine ich: Wir sollten die ÖBS – Community, das gesamte Netzwerk der Sportpsycholog*innen stärken Bleiben wir in Kontakt! Danke für ihre Bereitschaft für das Gemeinsame! 11
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