Curriculum Sportpsychologie
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Curriculum Sportpsychologie Postgraduales Weiterbildungscurriculum Sportpsychologie Ein Weiterbildungscurriculum zur Erlangung des Titels «Fachpsycholo- gin/Fachpsychologe für Sportpsychologie FSP» Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie SASP (www.sportpsychologie.ch) Universität Bern Philosophisch-humanwissenschaftliche Fakultät Institut für Sportwissenschaft (www.ispw.unibe.ch) Bern, Februar 2010
Curriculum Sportpsychologie 2 1 Übersicht über die Weiterbildung Dem Sport und der körperlichen Aktivität kommen in der heutigen Gesellschaft eine grosse Be- deutung zu. Der Sport stellt dabei eine Welt mit einer eigenen Dynamik und speziellen Gege- benheiten dar. Besonders deutlich wird dies im Hochleistungssport, wo höchste psychische Anforderungen an alle Personen gestellt werden, die in diesem System aktiv sind. Daraus hat sich in den letzten Jahren eine deutliche Steigerung der Nachfrage nach psychologischen Dienstleistungen ergeben. Diese werden gegenwärtig oft durch Personen erbracht, die zwar im Sport sehr verwurzelt sind, jedoch keine entsprechende psychologische Ausbildung haben, oder aber durch psychologisch geschulte Personen ohne vertiefte Kenntnisse der Welt des Sports. Gegenwärtig stehen weder in der universitären Psychologieausbildung noch in anderen Weiter- bildungen die speziellen Gegebenheiten des Handlungsfelds Sport im Mittelpunkt – es existie- ren nur punktuelle Angebote zum Thema Sportpsychologie. Dabei ist eine kompetente psycho- logische Arbeit für den Sport und die darin involvierten Menschen von Bedeutung, und zugleich könnte die Welt des Sports und der körperlichen Aktivität ein interessantes, vielseitiges und anforderungsreiches Tätigkeitsfeld für Psychologinnen und Psychologen sein. Hier wie auch im Folgenden wird dem Begriff «Sportpsychologie» ein weites Verständnis zu Grunde gelegt. «Sportpsychologie» soll, analog wie dies im angelsächsischen Pendant «Exer- cise and Sport Psychology» besser zum Ausdruck kommt, einen Erkenntnisgegenstand definie- ren, der über wettkampforientierte sportliche Tätigkeiten hinausgeht und auch anderweitige kör- perliche Freizeitaktivität und die gesamte Lebensspanne einschliesst. Allgemeine Zielsetzung: Die postgraduale Weiterbildung Sportpsychologie (PWSP, franz. FPPS) bietet einen umfassenden, systematischen und aktuellen Einblick ins Praxisfeld der Sportpsychologie und fördert die kritische Auseinandersetzung mit den relevanten Frage- und Problemstellungen. Zu diesem Zweck wird das fachliche Wissen und Können, das in diesem Arbeitsfeld notwendig ist, erlernt und vertieft. Ziel des Curriculums PWSP ist die berufsqualifizierende Ausbildung für die eigenverantwortli- che, selbständige und kompetente Tätigkeit als Psychologin oder Psychologe mit Individuen und Gruppen im Handlungsfeld Sport und körperliche Aktivität. Nach Beendigung der Weiterbildung und der Erfüllung aller Richtlinien kann von ordentlichen FSP-Mitgliedern der Titel «Fachpsychologin/Fachpsychologe für Sportpsychologie FSP» bean- tragt werden. Mit der Titelvergabe soll gewährleistet werden, dass Sportpsychologinnen und Sportpsychologen als kompetente Fachleute und Ansprechpersonen für Klientinnen und Klien- ten, darunter Einzelsportlerinnen und -sportler, Teams, Trainerinnen und Trainer sowie Coa- ches, Eltern, Klubs und andere Sportorganisationen erkannt werden. Aufbau und Umfang: Die postgraduale Weiterbildung im Bereich Sportpsychologie gliedert sich in drei Teile, wobei der dritte auf den beiden anderen aufbaut: Grundlagen der Sportwissenschaft und des Sports (Teil 1) Grundlagen der Sportpsychologie (Teil 2) Spezialgebiete der Sportpsychologie (Teil 3) Der Gesamtumfang der Weiterbildung beträgt mindestens 900 Stunden, verteilt auf mindestens drei Jahre. Davon sind im ersten Teil 120 Stunden, im zweiten Teil 330 Stunden und im dritten Teil 450 Stunden zu erbringen. Sprachen: Die Unterrichtssprachen sind in Abhängigkeit der Sprache der Unterrichtenden Deutsch, Französisch oder Englisch.
Curriculum Sportpsychologie 3 Zielpublikum: Das Weiterbildungscurriculum richtet sich an Personen mit einem Universitätsab- schluss mit Psychologie im Hauptfach. 2 Ausgangslage und inhaltliche Ziele der Weiterbildung Die Konstituierung eines postgradualen Weiterbildungscurriculums zur Erlangung des Titels «Fachpsychologin/Fachpsychologe für Sportpsychologie FSP» und die inhaltliche Konzeption dieser Weiterbildung basiert auf einer Reihe miteinander verknüpfter Beobachtungen zur aktuel- len Lage der Sportpsychologie und psychologischen Arbeit im Praxisfeld Sport und körperliche Aktivität. Die Sportpsychologie hat sich in Europa und in den USA seit der Mitte der 60er Jahre als ei- genständige Disziplin entwickelt. Sie wird dabei in einem Spannungsdreieck zwischen der Psy- chologie, den anderen Sportwissenschaften und den Anforderungen der Sportpraxis gesehen. Ihre Wurzeln liegen sehr ausgeprägt in der Sportwissenschaft, was sich unter anderem darin äussert, dass grundlegende theoretische und empirische Arbeiten durch Vertreterinnen und Vertreter der Sportpsychologie entwickelt wurden, die kein Psychologiestudium absolviert ha- ben. Zahlreiche sportpsychologische Fragestellungen, aber auch viele Interventionen lassen sich nur in enger Kooperation mit anderen sportwissenschaftlichen Disziplinen durchführen. Die Psychologie gibt für die Sportpsychologie die inhaltliche Gliederung ihrer Aufgabenbereiche ebenso vor wie Methoden der Forschung und Intervention und die ethischen Regeln für ihre Tätigkeit. Die Sportpraxis ihrerseits konstituiert den Rahmen, innerhalb dessen sowohl For- schung als auch Intervention stattfinden, und definiert gleichzeitig Erwartungen und Forderun- gen an die Sportpsychologie. Zunehmend werden von verschiedenen Bereichen des Sports konkrete Forderungen nach psy- chologischen Hilfestellungen aufgestellt. Insbesondere der Hochleistungssport, in dem mit grosser Konsequenz nach Möglichkeiten zur Leistungsverbesserung gesucht wird und bei dem durch die starke Präsenz in den Medien oder hohe finanzielle Einsätze ein enormer Erfolgs- druck besteht, ist auf Kriterien angewiesen, die es ihm erlauben, in den spezifischen Belangen der sportlichen Leistungsoptimierung kompetente Personen zu identifizieren und von unseriö- sen Beraterinnen und Beratern zu unterscheiden. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist dabei die for- male Qualifizierung, wie sie ein von der FSP vergebener Fachtitel darstellt. Im internationalen Vergleich werden zunehmend spezialisierte Weiterbildungen gefordert und eingeführt, was in einem sich öffnenden europäischen Arbeitsmarkt zu einer wichtigen Berufsqualifikation führen wird. Kompetente Arbeit von Psychologinnen und Psychologen im Sport erfordert eine intensive Kenntnis von und Auseinandersetzung mit den spezifischen Anforderungen des Handlungsfel- des Sport und körperliche Aktivität. Dieses Handlungsfeld ist Erkenntnisgegenstand vieler wis- senschaftlicher Disziplinen. Entsprechend ist die Tätigkeit von Psychologinnen und Psycholo- gen in diesem Handlungsfeld durch Interdisziplinarität gekennzeichnet. In der gegenwärtigen universitären Psychologieausbildung in der Schweiz kommen sportpsy- chologische Themen im Allgemeinen nur am Rand zur Sprache. Das Handlungsfeld Sport und körperliche Aktivität hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten stark ausgeweitet und aufgefächert. Entsprechend unterschiedlich sind die Anforderungen an die theoretischen und praktischen Kenntnisse der Sportpsychologinnen und Sportpsychologen, die in den einzelnen Feldern tätig sind. Vor diesem Hintergrund braucht es eine qualitativ hoch stehende, formal anerkannte Weiterbil- dung. Das vorliegende Konzept sieht eine dreiteilige Weiterbildung vor und geht davon aus,
Curriculum Sportpsychologie 4 1. dass ein wichtiges Element der Weiterbildung darin bestehen muss, ein Verständnis von zentralen Inhalten und Methoden angrenzender Wissenschaften und Wissenschaftszweige aufzubauen, 2. dass die Vermittlung des Kanons des aktuellen sportpsychologischen Wissens und Kön- nens im Mittelpunkt des Curriculums steht, also die Erkenntnisse aus der Sportpsychologie wie auch Erkenntnisse aus der Psychologie generell, soweit sie im Praxisfeld Sport und körperliche Aktivität bedeutungsvoll sind, 3. dass eine inhaltliche Spezialisierung bzw. Vertiefung notwendig ist, wobei gegenwärtig die Bereiche Wettkampfsport, Sport und Gesundheit, Sport Handicap und sportpsychologische Forschung im Vordergrund stehen. Was diese Bereiche bzw. Formen sportlicher Aktivität charakterisiert, sei im Folgenden grob umrissen: Wettkampfsport beinhaltet primär leistungs- und wettkampforientierte Aktivität. Zentrales Ziel ist die Leistungssteigerung, entweder an der eigenen (individuellen) Bezugsnorm ge- messen oder an der sozialen Bezugsnorm. Im Wettkampfsport sind unterschiedliche Leis- tungsniveaus ebenso enthalten wie das auf eine zukünftige Wettkampfsportkarriere ausge- richtete Aufbautraining im Kindes- und Jugendalter. Gesundheitssport beinhaltet primär körperliche Aktivität mit Ausrichtung auf die Erhaltung, Steigerung oder Wiedererlangung der Gesundheit und des Wohlbefindens in all seinen kör- perlichen, psychischen und sozialen Facetten (Lebensqualität). Sport Handicap beinhaltet sportliche und körperliche Aktivität von Menschen mit unter- schiedlichen Behinderungen, wobei diese Aktivität unter ganz verschiedenen Zielsetzungen betrieben werden kann. Sportpsychologische Forschung beinhaltet die theoretische und empirische wissenschaftli- che Auseinandersetzung mit Fragestellungen, die sich mit dem menschlichen Verhalten und Erleben im Sport und bei körperlicher Aktivität befassen. Absolventinnen und Absolventen der Weiterbildung sollen in der Lage sein, im Bereich ihrer Spezialisierung eigenverantwortlich, selbstständig und ethisch verantwortlich tätig zu sein. Im Zentrum des Weiterbildungslehrganges steht neben der praxisrelevanten Weiterbildung die praktische Tätigkeit. Sie bietet Gelegenheit, wissenschaftliche Erkenntnisse fallspezifisch um- zusetzen sowie Fertigkeiten und Erfahrungen im sportpsychologischen Handeln zu erwerben und zu reflektieren. Kenntnisse, Fertigkeiten und professionelle Einstellungen werden etwa im gleichen Mass gefördert. 3 Aufbau der Weiterbildung 3.1 Gliederung Die postgraduale Weiterbildung im Bereich Sportpsychologie (PWSP) dauert ca. 3 bis 4 Jahre und gliedert sich in drei Teile, wobei der dritte auf den beiden anderen aufbaut (vgl. Abbildung 1): Grundlagen der Sportwissenschaft und des Sports (Teil 1) Grundlagen der Sportpsychologie (Teil 2) Spezialgebiete der Sportpsychologie (Teil 3): o Wettkampfsport (3a) o Sport und Gesundheit (3b) o Sport Handicap (3c) o Sportpsychologische Forschung (3d)
Curriculum Sportpsychologie 5 Die Weiterbildung ist modular organisiert. Die verschiedenen Module sind im Sinne des Euro- pean Credit Transfer System (ECTS) konzipiert, werden einzeln abgeschlossen und umfassen insgesamt 30 Credits. Die Lerninhalte werden durch Weiterbildungskurse abgedeckt, die von anerkannten Ausbildungsinstituten oder der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Sport- psychologie (SASP) angeboten und von Ausbilderinnen und Ausbildern durchgeführt werden, die den FSP-Anforderungen entsprechen. Dieselben Anforderungen (s. Kap. 8.2) gelten für Su- pervisorinnen und Supervisoren. Die einzelnen Weiterbildungsmodule können frei gewählt wer- den. Vorgeschrieben ist eine minimale Anzahl von Lektionen in definierten Gebieten. Der Nachweis der besuchten Veranstaltungen wird durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach dem Portfolioprinzip dokumentiert. Der Gesamtumfang der Weiterbildung beträgt mindestens 30 Credits. Dies entspricht 900 Stun- den, wobei eine Stunde aus 60 Minuten inklusive maximal 10 Minuten Pause besteht. Davon sind im ersten Teil 120 Stunden (4 Credits), im zweiten Teil 330 Stunden (11 Credits) und im dritten Teil 450 Stunden (15 Credits) zu erbringen. Zusätzlich ist spätestens ab dem dritten Semester der Weiterbildung eine mindestens teilzeitli- che praktische Tätigkeit im Feld der Sportpsychologie (angestellt oder selbständig) erforderlich. Teil 3: 450 Std. (15 Credits) Spezialgebiete der Sportpsychologie Wettkampfsport (3a) oder Gesundheitssport (3b) oder Sport Handicap (3c) oder Praktische Sportpsychologische Forschung (3d) Tätigkeit im Feld der Teil 2: 330 Std. (11 Credits) Sport- Grundlagen der Sportpsychologie psychologie Sportpsychologische Theorien (2.1) (ausserhalb Sportpsychologische Methoden (2.2) des Curricu- Aufgaben und Rollen im Berufsfeld (2.3) lums) Teil 1: 120 Std. (4 Credits) Grundlagen der Sportwissenschaft und des Sports Grundlagen der Sportwissenschaft (1.1) Institutionen des Sports (1.2) Abbildung 1: Struktur, Inhalt und Umfang des Postgradualen Weiterbildungscurriculums Sport- psychologie 3.2 Lehr- und Lernformen Das PWSP kennt verschiedene Lehr- und Lernformen: In Seminarien werden zu den einzelnen Themenbereichen Grundlagen und Erfahrungen erarbeitet. Seminare können mit weiteren Anbietern und geöffnet für Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Anbieter veranstaltet werden. Geleitete Arbeitsgruppen können zu verschiedenen Aktivitäten genutzt werden, z.B. zum Behandeln von Themen und Problemen der beruflichen Praxis, Ausprobieren und Reflektie- ren von Methoden und Hilfsmitteln im sportpsychologischen Kontext.
Curriculum Sportpsychologie 6 „Praxiserfahrungen“ gewähren Einblick in diejenigen Aufgaben und sportpsychologischen Anwendungsgebiete, die den Absolventinnen und Absolventen aus ihrer eigenen Tätigkeit nicht oder wenig bekannt sind. Praxisprojekte werden im gewählten Spezialgebiet (vgl. Kap. 3.3.3) der Sportpsychologie durchgeführt. Sie beinhalten die Planung, Durchführung und ausführliche Dokumentation von Projekten und deren Reflexion im Rahmen von Supervision und/oder Intervision. In der Supervision bzw. Intervision steht das berufliche Handeln und Erleben der Teilnehme- rinnen und Teilnehmer im gewählten Spezialgebiet und damit Berufsalltag im Mittelpunkt. Schriftliche Arbeiten stellen eine vertiefte Auseinandersetzung mit einer Frage bzw. Prob- lemstellung der Sportpsychologie oder eines für die Sportpsychologie relevanten Bereichs dar. Sie bilden einen Beitrag zur Beantwortung der Frage bzw. Lösung des Problems unter Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Individuelle Studienarbeiten. 3.3 Lernziele und Inhalte der Weiterbildung 3.3.1. Grundlagen der Sportwissenschaft und des Sports (Teil 1) 3.3.1.a Grundlagen der Sportwissenschaft (Modul 1.1) Absolventinnen und Absolventen der PWSP verfügen über Kenntnisse zentraler theoretischer Grundlagen und praktischer Arbeitsweisen der Nachbardisziplinen, vor allem aus dem biolo- gisch-medizinischen (z.B. Bewegungslehre, Sportphysiologie, Trainingslehre) und dem sozial- und verhaltenswissenschaftlichen Bereich (z.B. Sportmanagement, Sportpädagogik, Sportso- ziologie). 3.3.1.b Institutionen des Sports (Modul 1.2) Absolventinnen und Absolventen der PWSP sind mit dem schweizerischen Sportkonzept ver- traut, d.h. den Strukturen, Aufgaben, Funktionsweisen und gegenseitigen Bedingtheiten der einzelnen Institutionen, und haben einen persönlichen Einblick in den Schweizer Sport. Sie kennen insbesondere: die im nationalen (und internationalen) Sport relevanten privat- und öffentlich-rechtlichen Institutionen, die psychologischen, sozialen und medizinischen Versorgungssysteme der Athletinnen und Athleten im Schweizer Sport, die Welt des Sports in seinen verschiedenen Facetten aus eigener aktiver Beteiligung und eigener Anschauung. 3.3.2. Grundlagen der Sportpsychologie (Teil 2) Absolventinnen und Absolventen der PWSP kennen die zentralen Theorien (Modelle) und Ar- beitsweisen, die in der Sportpsychologie und der Psychologie körperlicher Aktivität von Bedeu- tung sind, sowie die Gültigkeitsbereiche dieser Theorien und die Möglichkeiten und Grenzen dieser Arbeitsweisen. Sie sind ferner mit ihren Aufgaben und Rollen in diesem Berufsfeld ver- traut. Es stehen insbesondere folgende Themen im Vordergrund: 3.3.2.a Sportpsychologische Theorien (Modul 2.1) Psychologische Theorien des sportlichen Handelns (inklusive Kognition, Emotion, Motivati- on) Psychologische Theorien des Bewegungslernens Sozialpsychologische Theorien im Sport Entwicklungspsychologie des sportlichen Handelns
Curriculum Sportpsychologie 7 Gesundheitspsychologische Theorien im Sport 3.3.2.b Sportpsychologische Methoden (Modul 2.2) Diagnostische Methoden in der Sportpsychologie Sportpsychologische Interventionsmethoden 3.3.2.c Aufgaben und Rollen im Berufsfeld (Modul 2.3) Absolventinnen und Absolventen der PWSP verfügen über die für eine selbständige Berufsaus- übung notwendigen Selbstkompetenzen, sozialen und kommunikativen Kompetenzen sowie über die notwendigen betriebswirtschaftlichen, juristischen und organisatorischen Kenntnisse und Kompetenzen. Zudem kennen sie die berufsethischen und -ständischen Normen und wen- den sie an. Sie kennen die geschichtliche Entwicklung der Sportpsychologie und der verschie- denen (inter-) nationalen Organisationen, welche die Interessen der Sportpsychologie vertreten. 3.3.3. Spezialgebiete der Sportpsychologie (Teil 3) Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wählen ein Spezialgebiet, in welchem spezifische Theo- rien und Methoden vermittelt werden (Modul 3.1) und in Praxisprojekten unter Supervision und Intervision die eigenen Kompetenzen entwickelt werden (Modul 3.2). Die Fähigkeit der reflek- tierten Praxistätigkeit wird durch eine schriftliche Falldokumentation nachgewiesen (Modul 3.3). 3.3.3.a Wettkampfsport (Spezialgebiet 3a) Absolventinnen und Absolventen der PWSP mit Spezialisierung Wettkampfsport kennen die Elemente und Funktionsweisen der verschiedenen Ebenen des Systems Wettkampfsport und verfügen über die zur Systemoptimierung erforderlichen Kompetenzen. Die Absolventinnen und Absolventen mit dieser Spezialisierung kennen … die Elemente des Systems Wettkampfsport – Dachverband des Sports, Sportfachverbände, Vereine, Trainerinnen und Trainer, Athletinnen und Athleten, Organisatoren von Wettkämp- fen, Medien, Sponsoren etc. – und ihre jeweiligen Funktionsweisen und Interessen leistungsförderliche und leistungshemmende Faktoren und Bedingungen auf der Ebene des Individuums, der Gruppe und des Umfelds die Stadien einer Laufbahn im Wettkampfsport (als Athletin oder Athlet, Trainerin oder Trai- ner, Funktionärin oder Funktionär etc.), die Übergänge zwischen den Stadien und die damit verbundenen potenziellen Schwierigkeiten die für den Wettkampfsport spezifischen psychodiagnostischen Instrumente sowie die Mög- lichkeiten und Grenzen ihrer Anwendung und können die damit gewonnen Ergebnisse inter- pretieren und die erforderlichen Massnahmen ergreifen. Absolventinnen und Absolventen der PWSP mit Spezialisierung Wettkampfsport kennen die Interventionsformen zur Optimierung des Systems Wettkampfsport und können bedürfnisbezo- gene und effiziente Interventionen planen, durchführen und evaluieren. Diese Kompetenz wird belegt durch Praxisprojekte, die dokumentiert und durch Supervision und/oder Intervision be- gleitet werden, sowie durch eine ausführliche Falldokumentation. 3.3.3.b Sport und Gesundheit (Spezialgebiet 3b) Absolventinnen und Absolventen der PWSP mit Spezialisierung Sport und Gesundheit kennen die gesundheitspsychologisch relevanten Aspekte von sportlicher und körperlicher Aktivität und erwerben die notwendigen Kompetenzen, um diese Kenntnisse in den verschiedenen Settings anzuwenden. Die Absolventinnen und Absolventen mit dieser Spezialisierung kennen …
Curriculum Sportpsychologie 8 die grundlegenden Zusammenhänge zwischen sportlicher und körperlicher Aktivität einer- seits und Wohlbefinden und Gesundheit andererseits die Determinanten der Aufnahme und Aufrechterhaltung gesundheitsförderlichen Bewe- gungsverhaltens die Prozess- und Stadienmodelle der bewegungsbezogenen Verhaltensänderung die Interventionsebenen und -formen der Gesundheitsförderung durch sportliche und kör- perliche Aktivität allgemeine Grundlagen und Konzepte der Gesundheitspsychologie Die Absolventinnen und Absolventen der PWSP mit dieser Spezialisierung sind in der Lage, psychologisch begründete Interventionen im Bereich der gesundheitsfördernden körperlichen Aktivität zu planen, durchzuführen und zu evaluieren. Diese Kompetenz wird belegt durch Pra- xisprojekte, die dokumentiert und durch Supervision und/oder Intervision begleitet werden, so- wie durch eine ausführliche Falldokumentation. 3.3.3.c Sport Handicap (Spezialgebiet 3c) Absolventinnen und Absolventen der PWSP mit Spezialisierung Sport Handicap kennen die psychosozialen Gegebenheiten der sportlichen und körperlichen Aktivität von Menschen mit Behinderungen und erwerben die notwendigen Kompetenzen, um diese Kenntnisse in ver- schiedenen Settings anzuwenden. Die Absolventinnen und Absolventen mit dieser Spezialisierung verfügen über vertiefte Kennt- nisse in folgenden Themen: physische, psychische und soziale Formen von Behinderung sowie Möglichkeiten und Grenzen sportlicher und körperlicher Aktivität für Behinderte («Adapted Physical Activities») die Besonderheiten der psychischen, sozialen, motorischen und körperlichen Entwicklung von Menschen mit Behinderungen, die gegenseitige Bedingtheit der verschiedenen Entwick- lungen sowie die Bedeutung sportlicher und körperlicher Aktivität für die gesamte Entwick- lung die Besonderheiten des Bewegungslernens im Rahmen verschiedener Formen von Behin- derungen Die Absolventinnen und Absolventen der PWSP mit dieser Spezialisierung kennen die Interven- tionsformen im Bereich der «Adapted Physical Activities» und können bedürfnisgerechte und effiziente Interventionen planen, durchführen und evaluieren. Diese Kompetenz wird belegt durch Praxisprojekte, die dokumentiert und durch Supervision und/oder Intervision begleitet werden, sowie durch eine ausführliche Falldokumentation. 3.3.3.d Sportpsychologische Forschung (Spezialgebiet 3d) Absolventinnen und Absolventen der PWSP mit Spezialisierung sportpsychologische For- schung sind in der Lage, Forschungsprojekte zur Beantwortung sportpsychologischer Frage- stellungen wissenschaftlich fundiert zu planen und zu realisieren sowie die Erkenntnisse in ge- eigneter Form zu kommunizieren (z.B. in Fachzeitschriften, an Tagungen und Kongressen). Absolventinnen und Absolventen mit dieser Spezialisierung verfügen insbesondere über vertief- te Kenntnisse in sozialwissenschaftlichen Forschungsmethoden, die in der Sportpsychologie von Bedeutung sind, können sie anwenden und kritisch reflektieren. Es geht dabei um: die Grundprinzipien empirischen Forschens sowie der Möglichkeiten und Grenzen des em- pirisch-wissenschaftlichen Arbeitens die zentralen Planungsschritte zur Vorbereitung einer empirischen Untersuchung sowie der Besonderheiten der Evaluationsforschung die Möglichkeiten und Grenzen verschiedener Untersuchungsdesigns
Curriculum Sportpsychologie 9 die Verfahren zur Erhebung und zur Auswertung quantitativer und qualitativer Daten das Management von Forschungsprojekten Der Nachweis der geforderten Kompetenzen wird über die Veröffentlichung von Forschungser- gebnissen erbracht. 4 Zulassungsvoraussetzungen und Aufnahmeverfahren Das Weiterbildungscurriculum richtet sich an Personen mit einem Universitätsabschluss (Lizen- tiat/Master) mit Psychologie als Hauptfach. Ausreichende Kenntnisse der deutschen, französischen und englischen Sprache zur Teilnahme am Unterricht sind unabdingbar. Kandidatinnen und Kandidaten für die PWSP stellen zu Handen der Weiterbildungskommission der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (im Folgenden kurz: WeKo der SASP) ein schriftliches Aufnahmegesuch (vgl. auch Kapitel 8.4). Die WeKo der SASP prüft das Gesuch, entscheidet über die Zulassung und erstattet den Kandidatinnen und Kandidaten Be- richt. 5 Dokumentation des Verlaufs der Weiterbildung Einmal pro Jahr muss von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der individuelle Fortschritt der Weiterbildung schriftlich in einem Bericht zu Händen der WeKo der SASP (vgl. Kap. 8.1) doku- mentiert werden. Er beinhaltet eine Aufstellung der erfolgreich absolvierten Weiterbildungskurse und Module sowie eine Beschreibung der ausgeübten praktischen Tätigkeiten in der Sportpsy- chologie. 6 Abschluss der Weiterbildung und Antragstellung auf Verleihung des Fachtitels Am Ende der Weiterbildung reichen die Absolventinnen und Absolventen der WeKo der SASP eine schriftliche Zusammenstellung der erfolgreich besuchten Module (Credits) ein. Die WeKo prüft, ob alle erforderlichen Studienleistungen erfüllt sind, und dokumentiert ihre Beurteilung. Ordentliche FSP-Mitglieder können im Falle einer positiven Beurteilung zu Händen der WeKo der SASP einen Antrag zur Vergabe des Titels «Fachpsychologin/Fachpsychologe für Sport- psychologie FSP» einreichen. Die WeKo empfiehlt die Antragstellerin oder den Antragsteller der FSP zur Zertifizierung. 7 Kosten (Stand Januar 2010) 1. Einschreibegebühr: ca. Fr. 300 Die Einschreibegebühr beinhaltet Verwaltungskosten und Studienberatung. 2. Kursgebühren: ca. Fr. 12'000 bis Fr. 15'000 Die Kursgebühren enthalten die Teilnahme am Unterricht und sämtliche Unterlagen. Nicht enthalten sind allfällige Übernachtungs- und Verpflegungskosten sowie Auslagen für Lehrmittel. 3. Prüfungsgebühr: ca. Fr. 800 4. Supervision wird direkt mit den Anbieterinnen oder Anbietern abgerechnet (ca. Fr. 3'000).
Curriculum Sportpsychologie 10 8 Ausführungsbestimmungen 8.1 Weiterbildungskommission der SASP Die Weiterbildungskommission der SASP (WeKo) wird durch den Vorstand der SASP ernannt. Sie hat folgende Aufgaben: Sie legt basierend auf den Anforderungen der FSP die Kriterien für die Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Supervisorinnen und Supervisoren fest und anerkennt diese. Sie führt Listen über Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Supervisorinnen und Superviso- ren. Sie erteilt die Zulassung für die postgraduale Weiterbildung. Sie legt fest, welche Ausbildungsangebote anderer Weiterbildungsinstitutionen anerkannt werden. Sie überprüft und anerkennt die Äquivalenz bereits erbrachter Studienleistungen. Sie berät die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am postgradualen Weiterbildungsprogramm. Sie führt über alle Studierenden ein Dossier. Sie überprüft, beurteilt und dokumentiert die Studienleistungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie empfiehlt die Absolventinnen und Absolventen der postgradualen Weiterbildung zur Zer- tifizierung durch die FSP. Sie ist verantwortlich für die Qualitätssicherung der Weiterbildung basierend auf den Anfor- derungen der FSP. Sie erstattet dem Vorstand der SASP jährlich Bericht. 8.2 Richtlinien für die Qualifikation von Ausbilderinnen und Ausbildern sowie Supervisorinnen und Supervisoren Personen, die im Rahmen der PWSP Ausbildungs- oder Supervisionstätigkeit ausüben, erfüllen folgende Mindestanforderungen: Akademischer Abschluss im Fachgebiet der jeweiligen Wei- terbildungstätigkeit und abgeschlossene postgraduale Weiterbildung im Fachgebiet der jeweili- gen Weiterbildungstätigkeit. Es können auch Personen mit äquivalenten ausländischen Aus- und Weiterbildungen eingesetzt werden. 8.3 Fortbildung Alle Fachpsychologinnen und Fachpsychologen für Sportpsychologie FSP sind verpflichtet, sich permanent fortzubilden, um die Qualität des beruflichen Handelns zu sichern. Es gelten hierzu die aktuell gültigen Fortbildungsrichtlinien der FSP. 8.4 Übergangsbestimmung Während einer Übergangszeit von sechs Jahren nach Inkrafttreten des Curriculums kann die darin geforderte praktische Tätigkeit (nach Abs. 3.1) auch nach Abschluss der Weiterbildung erbracht werden. 8.5 Rekurse Gegen einen ablehnenden Entscheid der WeKo der SASP kann die Kandidatin bzw. der Kandi- dat gemäss den geltenden Bestimmungen der FSP an die Rekurskommission der FSP gelan- gen.
Curriculum Sportpsychologie 11 8.6 Akteneinsicht und Archivierung Absolventinnen und Absolventen haben ein Recht auf Einsichtnahme in die sie betreffenden Studien- und Prüfungsunterlagen. Diese Dossiers werden während einer beschränkten Frist durch die WeKo der SASP archiviert. 9 Änderungen am Curriculum Die Organisatorin dieser Weiterbildung, die SASP, verpflichtet sich gemäss Artikel 11 der «Richtlinien über die FSP-Anerkennung postgradualer Weiterbildungsbildungs-Curricula», alle Änderungen der für die Anerkennung des Curriculums massgeblichen Verhältnisse unaufgefor- dert und laufend der FSP mitzuteilen. 10 Qualitätssicherung der Weiterbildung Im Sinne der Qualitätssicherung der Weiterbildung verpflichtet sich die SASP, die Weiterbildung gemäss den Vorgaben der Weiter- und Fortbildungskommission (WFBK) der FSP laufend auf der Inhalts-, der Prozess- und der Outcomeebene zu evaluieren und die erforderlichen Quali- tätsberichte zu erstellen. Das vorliegende Curriculum wurde am 27. 5. 2005 von der DV der FSP genehmigt und tritt nach der Genehmigung von geringfügigen Anpassungen durch die WFBK der FSP am XX.YY.2010 in Kraft.
Curriculum Sportpsychologie 12 Anhang Tabelle A 1: Übersicht über die Module und die vorgesehenen Credits Modul Credits 1. Grundlagen der Sportwissenschaft und des Sports 1.1 Grundlagen der Sportwissenschaft 2 1.2 Institutionen des Sports 2 2. Grundlagen der Sportpsychologie 2.1 Sportpsychologische Theorien 5 Psychologische Theorien des sportlichen Handelns (inklusive Kogni- tion, Emotion, Motivation), Psychologische Theorien des Bewegungslernens Sozialpsychologische Theorien im Sport Entwicklungspsychologie des sportlichen Handelns Gesundheitspsychologische Theorien im Sport 2.2 Sportpsychologische Methoden Diagnostische Methoden in der Sportpsychologie Sportpsychologische Interventionsmethoden 3 2.3 Aufgaben und Rollen im Berufsfeld Selbstkompetenzen, soziale und kommunikative Kompetenzen Betriebswirtschaftliche, juristische und organisatorische Kenntnisse und Kompetenzen; berufsethische und -ständische Normen Geschichtliche Entwicklung der Sportpsychologie 3 3. Spezialgebiete der Sportpsychologie 3.1 Theoretische Konzepte im jeweiligen Spezialgebiet 4 3.2 Praxisprojekte inklusive Dokumentation, Supervision und/oder Inter- 8 vision 3.3 Schriftliche Falldokumentation 3 Total 30
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