Über den gewandelten Sinn des Sports und neue Aufgaben in der Sportmedizin

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Übersichten                                       Sinn des Sports und Aufgaben der Sportmedizin

O. Grupe

Über den gewandelten Sinn des Sports und
neue Aufgaben in der Sportmedizin
The altered meaning of sports and new challenges in sports medicine
Institut für Sportwissenschaft, Universität Tübingen

 Zusammenfassung                                                              Summary
Sinn und Selbstverständnis sowie Organisations- und Angebotsformen           The meaning and self-image, as well as the organization and proffered
des Sports haben sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Neben den        forms of sports have changed over the past decades. In addition to the
traditionellen Formen des Leistungs- und Wettkampfsports gibt es neue        traditional forms of high-performance and competitive sports, there are
und andere Sportangebote und Sportanbieter. Dabei haben sich auch die        new and other sports offered by different suppliers. The associations
Sinnmuster des Sports verändert. An die Stelle des alten, an Fairness,       with the term „sport“ have changed as well. Instead of the old „sports
Leistung, Wettkampf und Vereinsbindung orientierten „Sportsgeists“ ist       spirit“, oriented on fairness, performance, competition and group mem-
die neue Sportlichkeit getreten, die eher als erlebnis- und spaßorientiert   bership, there is a new sense of fitness, oriented more toward pleasure
gilt und auf Vergnügen und Wohlbefinden (wellness) ausgerichtet ist. Zu      and wellness. The league of sports doctors and sports medicine are
den Institutionen, die zur Sinnstiftung im Sport beitragen, gehören die      among the institutions which contribute to give sports meaning. This
Sportärzteschaft und die Sportmedizin. Dies gilt insbesondere für Sinn-      applies especially for terms like health and healthy living. In changing
muster wie Gesundheit und gesundes Leben. Mit der Änderung ihres Na-         its name to the Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention
mens in Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention über-          (German Society for Sports Medicine and Prevention), the society has
nimmt die Gesellschaft auch Verantwortung dafür, dass die damit ver-         taken on the responsibility that the attendant expectations evoked are
bundenen Erwartungen eingelöst werden.                                       fulfilled.

Schlüsselwörter: Sinn- und Wertewandel, Aufgaben der Sportmedizin,           Key words: self-image of sport, responsibilities of sports medicine
                 Personen- und Institutionsethik

                                                                             dabei die erste Sportärzteorganisation der Welt gegründet
 Zur Geschichte der Sportmedizin                                             werden konnten. Diese Organisation erhielt einen Namen,
Im September 2002 konnte die (organisierte) deutsche                         auf den man heute vermutlich nicht mehr kommen würde,
Sportärzteschaft ihr neunzigstes Gründungsjubiläum feiern.                   und wenn, den dann auch noch andere für sich beanspru-
Hinter ihr liegen neunzig Jahre Geschichte, unterbrochen al-                 chen würden. Dieser Name lautete: „Reichskomitee zur wis-
lerdings von zwei Weltkriegen und der Zeit der nationalso-                   senschaftlichen Erforschung der Leibesübungen“.
zialistischen Diktatur, die auch in ihr tiefe Spuren hinterließ.                 Im Zusammenhang mit dieser Entstehungs- und Grün-
Gleichwohl bleibt es eine große Geschichte der Sportärzte-                   dungsphase der Sportmedizin ist vor allem Arthur Mallwitz
schaft. Vor dieser großen gibt es aber auch noch eine klei-                  zu erwähnen, ein engagierter Leichtathlet, der als Arzt be-
ne; diese gibt es in Gestalt herausragender Arztpersönlich-                  reits bei den Olympischen Spielen 1906 tätig war - ihm ver-
keiten, die mit ihren Ideen und ihrem Wissen den Weg zu ei-                  danken wir übrigens den Namen „Sportarzt“ und auch schon
ner eigenständigen Sportärzteschaft vorbereiteten, indem sie                 so etwas wie ein „präventives“ Verständnis von Sportmedi-
über die Bedeutung der Leibesübungen nachdachten und de-                     zin, wenn er für eine „aktive Hygiene“ eintrat. Es ist so ge-
ren gesundheitlichen Nutzen öffentlich vertraten. An Hufe-                   sehen nicht übertrieben, wenn man sagt, dass Deutschland
land ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel zu erinnern,                    das Mutterland der Sportmedizin sei - sie hat den darin lie-
an Virchow oder Du Bois-Reymond.                                             genden Anspruch bis heute mit ihren Forschungsergebnis-
   Es war insofern nicht zufällig, sondern schon vorbereitet,                sen, großen Kongressen, exzellenten Publikationen und
dass bereits vor dem Ersten Weltkrieg sportärztliche Unter-                  ihren national und international hoch angesehenen Präsi-
suchungen durchgeführt, auf der internationalen Hygie-                       denten immer wieder bestätigt.
neausstellung 1911 in Dresden ein sportärztliches Laborato-                      Die Gründung selbst fiel aber nicht vom Himmel. Sie ist
rium eingerichtet und betrieben, 1912 der erste sportmedizi-                 auch nicht allein das Ergebnis von Überzeugungen, Empfeh-
nische Kongress in Oberhof in Thüringen stattfinden und                      lungen und Bemühungen einzelner Arztpersönlichkeiten

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oder der Weitsicht der allgemeinen Medizin - die tat sich oh-     gen betreffen ihn nämlich gleich doppelt. Sie betreffen seine
nehin immer etwas schwer mit diesem neuen Gebiet. Es war          Organisations- und Angebotsformen, und sie betreffen sein
auch die Tatsache, dass von Turnen und Sport - bereits seit       Sinn- und Selbstverständnis.
Mitte des 19. Jahrhunderts sportbezogenes ärztliches Wissen
zunehmend öffentlich nachgefragt wurde, dass sie Unter-
stützung bei der Sportärzteschaft bei dem Bemühen um öf-
                                                                  Was heißt „Sinn“ des Sports?
fentliche Anerkennung suchten und dabei vor allem auch            Wenn wir von „Sinn“ sprechen, verstehen wir darunter jenes
nach fundierten Begründungen dafür, warum die von ihnen           Bündel von Orientierungen, Beweggründen, Regeln, Verhal-
angebotenen Leibesübungen für die Gesundheit der Men-             tensmustern und Werten, die sowohl im individuellen Han-
schen und für die Volksgesundheit wichtig seien.                  deln wirksam sind als auch als generelle Sinnzuschreibun-
   Sportärztliches Wissen, im Anfang manches vielleicht           gen die Sinnstruktur von Lebensbereichen bestimmen. Unser
noch etwas naiv, mehr auf praktische Erfahrungen gestützt         ganzes Handeln ist so gesehen in irgendeiner Weise mit Sinn
und weniger experimentell fundiert, lag dafür nun bereit,         verbunden,
und vorhandene, wenn auch verstreute und noch unzusam-                Der Sinn, den wir als Individuum dabei mit unserem
menhängende sportärztliche Aktivitäten konnten mit der            sportlichen Handeln verbinden, ist immer auch im Zusam-
Gründung der deutschen Sportärzteschaft organisatorisch           menhang mit dem generellen Sinn des Sports zu sehen. Die-
zusammengefasst und institutionalisiert werden. Es entstand       ser ist als kulturelles und gesellschaftliches Phänomen
eine Organisation, die sich einerseits der Sportentwicklung       „Sinnträger“ und „Sinnvermittler“ und auch „Sinnstifter“;
verdankte, andererseits aber eben auch jenen Ärzten, sicher-      über diesen Sinn definiert er sich, an diesem Sinn richtet er
lich die meisten selber sportlich aktiv, die ihre Vorstellungen   sein Selbstverständnis als Organisation aus, und über diesen
von Sinn und Bedeutung der Leibesübungen mit ihren Vor-           Sinn liefert er auch ein Angebot für die individuelle Sinn-
stellungen und Erkenntnissen zu Gesundheit, Gesundheits-          findung. Das gilt für den Sport insgesamt, aber auch für sei-
pflege, Hygiene, Vermeidung und Heilung von Krankheiten           ne Teilorganisationen und Teilbereiche, z. B. dem Leistungs-
und Verletzungen verbanden und auf diese Weise sowohl             sport, dem Breitensport oder dem Gesundheitssport. Aller-
persönlich und nun auch als Organisation zur Entwicklung          dings gibt es zwischen dem generellen Sinn des Sports und
des Sports beitrugen. Dass dabei manche Ärzte sich mehr als       der individuellen Sinnfindung auch noch jene kleinen sport-
national gesinnte und der Vielseitigkeit verpflichtete Turner     lichen „Lebenswelten“ wie Clubs, Mannschaften, Gruppen,
verstanden, andere mehr als international eingestellte und        „Szenen“, Cliquen, manchmal kleine Subkulturen, die als
dem Leistungsstreben und Wettkampf zugetane Sportler,             wichtige soziale Zwischeninstanzen Sinn an die sich ihnen
wieder andere im Sport die Möglichkeit der Wehrertüchti-          zugehörig fühlenden Individuen weitergeben.
gung sahen, spiegelt etwas vom generellen Selbstverständ-             Auch die Medien und unter diesen insbesondere das Fern-
nis der damaligen Leibesübungen wieder. Ärztinnen waren           sehen mit seiner zumeist einseitigen Auswahl von Sportar-
übrigens in den ersten Jahrzehnten selten.                        ten und Sportereignissen, seinen Darstellungsformen und
   Sportärzte waren von nun an jedoch sowohl als Einzel-          der Art seiner Berichterstattung üben auf die allgemeine wie
persönlichkeiten als auch als Organisation an der Entwick-        die individuelle Sinnfindung Einfluss aus. Das Fernsehen hat
lung des Sports beteiligt, und sie wurden dann in den ver-        sich sogar ein Sinndeutungsmonopol verschafft. Indem es
gangenen neun Jahrzehnten immer auch mit seinen Proble-           etwas behandelt oder unterschlägt, sportliches Geschehen
men konfrontiert, die dann oft auch zu ihren wurden, wie          „inszeniert“, Belanglosigkeiten dramatisiert und Unbedeu-
sich an der politischen Instrumentalisierung des Sports in der    tendes zu großen Ereignissen aufbläst, wirkt es sinnstiftend.
nationalsozialistischen Diktatur, von der auch die Sportärz-          Sinn ist allerdings nichts Festes; Sinn ist auch nicht im-
teschaft nicht verschont blieb, oder in den letzten Jahrzehn-     mer eindeutig. Mit den gleichen sportlichen Handlungen
ten an dem Problem des Dopingunwesens zeigt.                      können unterschiedliche Sinnmuster verbunden werden - so
   Vieles hat sich nun in der 90-jährigen Geschichte der          kann jemand aus unterschiedlichen Gründen fair sein; oder
Sportärzteschaft verändert. Besonders die letzten Jahrzehn-       Sportorganisationen können das Bemühen um Gesundheit in
te waren Jahrzehnte schnellen Wandels. Diese Veränderun-          ihre Satzung schreiben, ohne dieses Ziel ernst zu nehmen
gen betreffen einmal das Gesundheitswesen und das Medi-           oder zu wissen, was dies genau heißt. Nicht einmal in rela-
zinsystem im ganzen, das gilt sowohl für ihre zunehmende          tiv homogenen Gruppen wie z. B. in denen der Snowboarder
Ausdifferenzierung und Spezialisierung als auch hinsichtlich      oder Bodybuilder, muss der individuelle Sinn, den sie jeweils
neuer Aufgaben und Verpflichtungen. Die deutsche                  ihrem Sport zu Grunde legen, gleich sein.
Sportärzteschaft hat dem mit der Änderung ihres Verbands-             Wie notwendig Diskussionen über Sinnfragen sind, zeigt
namens in Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und              sich besonders bei Sinnkrisen, wenn bestimmte Werte prinzi-
Prävention bereits Rechnung getragen.                             piell in Zweifel gezogen werden, wie dies in der Leistungsdis-
   Zum anderen betreffen diese Wandlungen auch den                kussion der 70er Jahre der Fall war, in der der Leistungssport
Sport. Da die heutigen und zum Teil auch neuen Aufgaben           radikal in Frage gestellt wurde; oder wenn alte Sinnmuster
der Sportmedizin in Zusammenhang mit diesen Wandlungen            überholt sind, aber immer noch Geltung für sie beansprucht
zu sehen sind, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, wie und    wird, wie dies bei der Amateurregel der Fall war, die auch
inwiefern der Sport sich gewandelt hat. Diese Veränderun-         dann noch zur Anwendung kam, als Amateure längst zu

Jahrgang 54, Nr. 1 (2003)       DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN                                                         7
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Staats- oder Scheinamateuren geworden waren; oder wenn               Dabei ist es nicht so, dass es die damals entwickelten tra-
über die Olympische Idee gestritten wird, was ja in Deutsch-     ditionellen sportlichen Sinnmuster heute nicht mehr gibt. In
land sehr beliebt ist, oder wenn gefragt wird, was Gesundheit    den Formen des Turnens, des Wettkampf- und Leistungs-
wirklich heißt, worüber im Sport bislang nur ziemlich vage       sports und der Gymnastik spiegeln sie sich nach wie vor wi-
Vorstellungen bestehen; oder auch, wenn über Dopingproble-       der. Aber neben ihnen sind neue sportliche Verhaltens- und
me diskutiert wird - an der Diskussion der beiden letzten Fra-   Sinnmuster entstanden und bedingen oder erzeugen auch
gen war und ist die Sportärzteschaft intensiv beteiligt.         neue Organisations-, Beziehungs- und Bindungsformen.
    Die Klärung von Sinnfragen ist auch eine praktische Fra-         Die Veränderungen des Sports gehen aber über sein
ge für die Sportorganisationen. Sie dient nicht zuletzt dazu,    Selbstverständnis hinaus und betreffen auch seine öffentli-
Grenzziehungen gegenüber dem Nicht-Sport vorzunehmen             che Wahrnehmung und seine Angebots- und Organisations-
oder sich gegenüber dem, was sich zwar heute auch Sport          formen und die über diese vermittelten Inhalte. Zwar gibt es
nennt, aus dem Blickwinkel des organisierten Sports aber         Sportbereiche, die relativ konstant geblieben sind; dies gilt
kein Sport ist, abzugrenzen. Dass sich heute um den in Ver-      vor allem für den sportartorientierten Leistungs- und Wett-
einen und Schulen organisierten (traditionellen) Sport her-      kampfsport. Aber neben diesem gibt es innerhalb und außer-
um neue Formen von Bewegung, Spiel und Sport entwickeln,         halb der Turn- und Sportvereine heute zahlreiche neue For-
ist dabei auch Ergebnis der Zunahme neuer „sportlicher“          men des Sports, die teils aus dem traditionellen Sport selbst
Sinnmuster, die sich mit dem traditionellen Sportverständnis     hervorgegangen sind, teils aber auch neu „erfunden“ wur-
oft nur schwer vereinbaren lassen.                               den; und schließlich gibt es auch noch jene Formen, die man
    Heute haben wir es mit einem Sport zu tun, dessen Sinn-      heute zwar als „Sport“ versteht oder „Sport“ nennt, die es
muster unklar geworden sind. Sein Sinn ist vielfältiger und      aber dem traditionellen Verständnis des Sports nach nicht
unübersichtlicher geworden. Wir fassen dies meist unter dem      sind.
Begriff der „neuen Sportlichkeit“, die unverbindlicher, belie-       Von außen betrachtet zeigt sich dies darin, dass heute im-
biger und hedonistischer ist oder sei als dies der auf ver-      mer mehr Menschen sportlich aktiv sind und dass neben die
gleichsweise klare Prinzipien wie Fairness, Leistung, Ge-        wachsende Zahl der Sportvereine, Sportarten und Sportdis-
sundheit, Wettkampf, Kameradschaftlichkeit und Vereins-          ziplinen die gewerblichen Sportanbieter in Gestalt von Ge-
bindung gegründete „alte Sportsgeist“ war, von dem               sundheits-Studios, Fitness-Clubs, Wellnesszentren, Körper-,
sicherlich auch viele unserer Sportärzte noch geprägt sind -     Bewegungs- und Tanztherapie-Einrichtungen treten und
diesen „alten Sportsgeist“ gibt es natürlich auch noch.          dass neben diesen nun auch Volkshochschulen und kirchli-
                                                                 che und sozialpädagogische Institutionen Sport anbieten.
                                                                 Dazu gibt es dann die vielen individuellen Sportaktivitäten
Sinn und Selbstverständnis des Sports                            wie zum Beispiel Inlineskaten, Skifahren, Snowboarden,
                                                                 Surfen oder Radfahren - bei denen man vielleicht für sich
haben sich verändert                                             sein möchte, sich aber oft in Scharen von Seinesgleichen
Wie wir wissen verdankt der Sport seine Entstehung im Eng-       wiederfindet. Für Möglichkeiten zum Tiefseetauchen in der
land des 18. und 19. Jahrhunderts und seine Ausbreitung in       Karibik und Trekkingtouren in Nepal sorgen Touristikunter-
Deutschland um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert,            nehmen. Viele Menschen bleiben aber auch lieber daheim
also in den Jahren, als auch die Sportärzteschaft sich zu or-    und finden in umweltschonenden und platzsparenden
ganisieren begann, nicht zuletzt dem Umstand, dass Men-          fernöstlichen Formen der Bewegungsübung und Entspan-
schen in Tätigkeiten „Sinn“ fanden, die viele andere damals      nung wie Yoga und Tai Chi ihren spezifischen Sinn.
noch als“Unsinn“ ansahen. Sie wollten ein neues Verhältnis           Neben dem Betreiben mehrerer Sportarten und Sportakti-
zu ihrem Körper finden und ungezwungener mit ihm umge-           vitäten nacheinander im Lebenslauf - in der Jugend Leicht-
hen können, sie wollten dem Staub der Fabriken und der           athletik und Fußball, dann Tennis und Skifahren, später viel-
stickigen Luft der „Stillsitzschulen“ entfliehen, sie wollten    leicht Golf - ist heute auch das Hin und Her zwischen Sport-
eine neue Beziehung zur Natur aufbauen, sie hatten ein neu-      arten oder Sportaktivitäten verbreitet: Als Langläufer kann
es Verständnis von einem „gesunden“ Leben und entwickel-         man auch noch Tennisspieler, Radfahrer, Bergsteiger im
ten dazu neue und freiere Lebensformen. Und sie erlebten         Sommer und im Winter Skifahrer sein, und - wenn man nicht
dabei die neu gewonnene Bewegungsfreiheit, die ihnen ihre        gerade Arzt ist - zwischendurch auf den Abenteuertrip ge-
Sportaktivitäten ermöglichte, auch als „Befreiung“ von sie       hen und - wenn dann noch Zeit ist - Kunde oder Kundin in
einengenden traditionellen Zwängen.                              einem Kraft- und Fitnessstudio sein. Nicht das Festhalten an
    Dieser neue Sinn des Sports bedurfte zu seiner Realisie-     dem einen Sport, nicht mehr nur das eine Verhaltensmuster
rung allerdings auch noch anderer Voraussetzungen, vor al-       das ganze Leben lang, nicht mehr volles Vereinsengagement,
lem auch solcher gesellschaftlicher und kultureller Art. Zu      sondern partielle Bindungen und der Wechsel der Sinn- und
diesen gehörte, dass neue weltliche und von traditionellen       Aktivitätsmuster werden zu einer häufigen Form gegenwär-
Sinndeutungs-Institutionen - wie zum Beispiel den Kirchen        tiger Sportpartizipation.
- losgelöste Deutungssysteme entstehen konnten. Zu diesen            Vor allem aber: Das Verständnis von dem, was Sport ist,
gehörten, was den Sport betrifft, die Sportverbände und          hat sich verändert. Viele körperliche Aktivitäten werden in-
dann - seit ihrer Gründung - auch die Sportärzteschaft.          zwischen als Sport bezeichnet und verstanden und sie zu be-

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Sinn des Sports und Aufgaben der Sportmedizin                          Übersichten
treiben wird als sportlich angesehen, die man früher eher als   man sportlich sein, ohne einem Verein anzugehören, ohne
albern angesehen hätte. Heute ist man da großzügiger. Was       noch Sportler oder Sportlerin zu sein, ja, man kann sportlich
heute unter Sport verstanden wird, reicht von dem traditio-     sein, ohne noch „richtig“ Sport treiben zu müssen. Oft genü-
nellen Wettkampf- und Leistungssport bis zu Spaß- und Er-       gen die Schuhe, das Outfit oder der Logenplatz beim Tennis-
lebnissport, Freizeit- und Gesundheitssport, Sporttherapie      event, um sportlich zu sein, sportlich zu erscheinen oder sich
und Herzsport, Lungen- und Venensport. Auch Spazierenge-        sportlich zu fühlen. Sportlichkeit steht für mehr als in Verei-
hen, Rasenmähen und Kniebeugen werden als Sport angese-         nen nach Regeln wettkampfmäßig und leistungsbezogen
hen. Sogar Steuerhinterziehung, Krankfeiern und Versiche-       Sport zu treiben. An die Stelle des alten Sportsgeistes tritt die
rungsbetrug werden Sport genannt, vom „Spiegel“ sogar           neue Sportlichkeit, deren Sinn eher privat, hedonistisch,
Volkssport.                                                     ästhetisch, spaß- und erlebnisorientiert ausgerichtet ist, dies
    Entscheidungen für eine Sportart und für bestimmte          verbunden mit wenig Bereitschaft zu stärkeren Bindungen,
Sinnmuster sind heute keine Weltanschauungsfrage mehr.          geringen Ansprüchen an Training, Übung, Anstrengung und
Ohne Folgen kann man wechseln, ohne Umstände kann man           Belastung, hohen dagegen an den sozialen und ästhetischen
auch im Tennis-, Fußball- und Turnverein zugleich sein. Das     Rahmen sportlicher Aktivitäten.
war vor neunzig Jahren und selbst vor fünfzig Jahren noch           Aus einer eher homogenen Sportkultur mit einer gewis-
anders, als säuberlich zwischen Turnen und Sport unter-         sen einheitlichen sportbezogenen Lebenspraxis und ver-
schieden wurde, sogar „Glaubenskriege“ geführt wurden.          gleichsweise einheitlichen Sinnorientierung werden nun-
Sport ist „unideologisch“ geworden. Die meisten Sportarten      mehr lockere sportbezogene „Kulturen“ mit eher nachlassen-
und Sportaktivitäten übergreifen inzwischen die Kategorien      den Bindungskräften und vielfältigeren Sinnausrichtungen.
von Alter, Geschlecht, Milieu und Schicht. Das bedeutet al-     Dies ist auch das eigentlich Neue, und es besteht darin, dass
lerdings nicht, dass sie nicht immer auch noch allgemeine       traditionelle sportliche Motive ihren alten sozialen Bezugs-
soziale Determinanten widerspiegeln; denn selbst, wenn          rahmen verlassen und in neue Eingang finden, aber eben
heute selbstbewusste Frauen längst in die bisherigen sportli-   auch neue Motive entstehen, die nun auch als „sportlich“ an-
chen Männlichkeitsdomänen eingedrungen sind - immer             gesehen werden und mit traditionellen Sportformen, aber
noch stehen das Weiche und Beziehungsorientierte im Sport       auch mit neuen Bewegungsaktivitäten verbunden werden.
der Frauen gegen das Harte und Konkurrenzorientierte der        Unsere Kultur sei „sportlich“ geworden, kann man lesen.
Männer, beispielhaft ist dies repräsentiert im die Straßen      Nicht mehr die „Sportaktiven“, sondern die „Sportabstinen-
Nordamerikas leerfegenden US-Superbowl - neben den har-         ten“ geraten unter Rechtfertigungsdruck, heißt es bei Diet-
ten, muskelbepackten Machos auf dem Spielfeld finden sich       mar Mieth.
die leichtbekleideten und mit ihren Federbüschen wedelnden          Solche Wandlungen im Sport sind nicht etwas, was aus
Cheerleader.                                                    dem Rahmen gegenwärtiger allgemeiner Entwicklungen her-
    Die Veränderungen des Sports beziehen sich auch auf die     ausfällt. Sie passen in das Bild, das von der modernen Ge-
Motive der Menschen und damit auf das, was wir heute un-        sellschaft gezeichnet wird, in der sich die alten Werte ge-
ter „Sportlichkeit“ verstehen. Diese Sportlichkeit wird neu     wandelt hätten und neue entstanden seien: Statt Leistungs-
und anders verstanden, und sie reicht dabei über den alten      und Pflichtbewusstsein nun Streben nach Selbsterfahrung
„Sportsgeist“, der sich vor allem an Leistung, Wettkampf,       und „Selbstverwirklichung“; statt traditioneller Arbeits- und
Fairness und Vereinsbindung ausrichtete, hinaus. Sie über-      Leistungsmoral nun das hedonistische und oft egoistische
greift die sozialen Schichten und Altersstufen, auf die sich    Bedürfnis nach Wohlbefinden, Unterhaltung, Erlebnis und
der klassische Vereinssport vor allem konzentrierte, nämlich    Vergnügen. Individualisierung der Entscheidungen und Le-
Jugend und mittleres Alter und insbesondere Männer, und         bensorientierungen gilt als Schicksal der Menschen von heu-
sie betrifft auch nicht mehr nur aktive Sportlerinnen und       te, aber auch als gesellschaftliches und ökonomisches Erfor-
Sportler. Für viele Menschen sind es heute nicht mehr Stre-     dernis. Viele Menschen empfänden, so wird gesagt, ihr Le-
ben nach Leistung, Wettkampf und „Sport-Kameradschaft“,         ben deshalb als unübersichtlich. Da die großen
sondern es sind Körpererfahrung, Körperästhetik, Gesund-        Sinnvermittlungsinstanzen - wie die Kirchen oder politi-
heit im Sinne von Wohlbefinden - besser noch: Wellness -,       schen Parteien - ihre Sinnstiftungskraft verloren hätten, sei-
Abenteuer, Erlebnis, Spaß und Vergnügen, die sie als sport-     en sie in ihrer Sinnsuche vor allem auf sich selbst verwiesen,
lich ansehen und verstehen. Und da man für diese keine be-      und dazu bedienten sie sich zunehmend der neuen Sinnan-
sonderen Talente braucht, findet man auch leicht Zugang.        gebots-Agenturen, zu denen auch der Sport gehöre, oder sie
    Die traditionelle „Sportlichkeit“, die als ein eher über-   machten sich oft auch zu ihren eigenen Sinngebern, indem
schaubares Sinnmuster im sozialen Rahmen des sportartori-       sie die Individualisierungs-Möglichkeiten sportlicher Akti-
entierten Sportvereinslebens entstand - eben als „Sports-       vitäten für sich nutzten und sich an das hielten, was ihnen
geist“ - und die lange kennzeichnend war für den in Verei-      dabei am ehesten noch stabilen Sinn verspreche, nämlich an
nen organisierten Sport und sich damit vor allem auf            ihren eigenen Körper.
diejenigen beschränkte, die diesem Sport verbunden waren            Zufällig ist die neue Sportlichkeit so gesehen nicht, son-
und die wohl auch von der Mehrzahl der Sportärzte mit ge-       dern ein Stück weit ist sie auch Ausdruck und Folge eines
tragen wurde, hat sich nun von diesem (traditionellen) Sport    nachvollziehbaren und offensichtlich auch einsichtigen
abgelöst und ein Stück weit verselbständigt. Heute kann         sportlichen Sinn-Angebots innerhalb der unübersichtlichen

Jahrgang 54, Nr. 1 (2003)      DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN                                                           9
Übersichten                                 Sinn des Sports und Aufgaben der Sportmedizin

Sinn-Vielfalt, die unsere Zeit charakterisiert. Die Erwartung,      Entspannung, Training und Erholung. Das aber geht eben
Halt und Sicherheit in einer unsicheren Lebenswelt zu fin-          nicht mit jedem beliebigen Sport, das erfordert bei entspre-
den, macht das Sportlichkeitsmotiv heute sogar für viele            chend ausgewähltem Sport bestimmte Dosierungen und Be-
Menschen zu einem besondere Verhaltenssicherheit verspre-           lastungen, das erfordert Regelmäßigkeit und Langfristigkeit,
chenden Sinnmuster. Ob diese Erwartung dabei wirklich vom           und dabei muss man auch noch darauf achten, dass Ge-
Sport eingelöst werden kann, ist eine andere Frage.                 sundheit mit Sport allein selten zu erreichen ist, vielmehr
                                                                    auch mit Umstellungen in der Lebensweise verbunden sein
                                                                    muss. Wenn Sportärztinnen und -ärzte sich diese Bera-
 Sportmedizin als „Sinnvermittlung“.                                tungsleistungen abfordern, kostet dies Zeit (und wird wohl
 Ihre doppelte Verantwortung                                        kaum je angemessen honoriert werden) - denn es geht um
                                                                    nachhaltige und langfristige Einstellungsänderungen in be-
Die Sportmedizin ist auch ein „Kind“ des Sports; sie ist Teil       zug auf die eigene Lebensweise. Dass die Sportmedizin eine
seiner Entwicklung. Aber sie ist auch eigenständig und in           solche Beratungstätigkeit mit einer gediegenen empirischen
Distanz zu ihm, ihrem ärztlichen und medizinischen Ethos            und experimentellen Forschung stützen sollte, ist selbstver-
verpflichtet. Als Teil des Sports ist sie - auf ihre Weise - aber   ständlich.
auch an der Sinnstiftung und Sinnvermittlung im Sport be-               Neben dieser individuellen Verantwortung gibt es die ge-
teiligt. Sie wurde dazu oft sogar durch den Sport ausdrück-         nerelle Verantwortung der Organisationen und Institutionen.
lich in Anspruch genommen. Sinnstiftend tritt sie dadurch           Natürlich sind es zunächst die Sportorganisationen, der
auf, dass sie einzelne Sinnelemente formulieren und diese           Deutsche Sportbund und das Nationale Olympische Komitee,
zur Sinnstiftung im Sport beisteuern, dass sie vorhandene           die für Sinn und Selbstverständnis des Sports verantwortlich
Sinnmuster verstärken oder kritisieren oder im Falle von            sind. Aber neben diesen großen sind es auch die Deutsche
„Sinnkrisen“ sich an deren Lösung beteiligen kann; und              Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention und die Deut-
schließlich, indem sie an der Klärung von Sinnfragen und an         sche Vereinigung für Sportwissenschaft, die Institute für
der Formulierung von öffentlichen Erklärungen zu Sinnfra-           Sportmedizin und die für Sportwissenschaft an den Univer-
gen beteiligt ist. Naheliegenderweise gilt dies besonders im        sitäten, die alle eine relativ genau bestimmbare Verantwor-
Hinblick auf Fragen der Gesundheit, der Prävention, der Ge-         tung für die Sinnentwicklung im Sport tragen.
sundheitserziehung, dem „richtigen“ Verständnis von Wohl-               Was die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und
befinden, der sportlichen Leistung und ihrer Grenzen oder           Prävention speziell betrifft, trägt sie als wissenschaftliche
der Leistungsmanipulation - allgemein: des “gesunden“ Le-           und zugleich berufsständische Organisation eine besondere
bens.                                                               Verantwortung im Hinblick auf alle Fragen von Gesundheit
    In die Sportentwicklung auf diese Weise eingebunden zu          und gesundem Leben. Sie trägt diese Verantwortung auf-
sein, bedeutet sowohl für die einzelnen beteiligten Sportärzte      grund ihrer Satzung, die sie sich gegeben hat, aufgrund ih-
und -ärztinnen als auch für die Sportärzteschaft als Organi-        res Selbstverständnisses und ihres neuen programmatischen
sation, nicht nur Einfluss auf sie auszuüben, sondern auch          Namens sowie ihrer Diskussionsmöglichkeiten. Für diese ge-
Verantwortung für sie übernehmen zu müssen. Folgen wir den          sundheitliche Frage kann im Sport niemand so gut und so
Einsichten der neueren Ethikdiskussion, die zwischen Perso-         kompetent sprechen wie sie. Sie hat darüber hinaus als Or-
nenethik und Institutionen- und Organisationenethik unter-          ganisation die Chance zur Konsensbildung, auch über einen
scheidet, handelt es sich um eine doppelte Verantwortung.           offenen Meinungsstreit zwischen ihren Mitgliedern. Sie kann
    Diese Verantwortung bezieht sich einmal auf das konkre-         für ihre Mitglieder oder große Teile ihrer Mitglieder und in
te Handeln der einzelnen Sportärztinnen und -ärzte und auf          ihren Sektionen für bestimmte Sinnprobleme sprechen; sie
die Verantwortungs-Regeln, die darin wirksam sind. Diese            kann Positionsbestimmungen in bezug auf den Sport, sein
Verantwortung leitet sich vor allem von der allgemeinen             Gesundheitsversprechen und seine tatsächlichen gesund-
ärztlichen Ethik ab. Allerdings muss man sie heute wohl et-         heitlichen Möglichkeiten vornehmen; sie kann auf der
was weiter fassen. Neben die traditionellen Aufgaben kura-          Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und experimen-
tiver und rehabilitativer Praxis ist es die Prävention, die als     teller Befunde fundierte Erklärungen und daraus resultieren-
neues Element eines erweiterten sportärztlichen Selbstver-          de Empfehlungen abgeben - sozusagen regelmäßige Berich-
ständnisses formuliert wurde. Wenn man dies richtig ver-            te zu „state of the art“. Sie kann Kritik äußern. Diese kann
steht, heißt dies wohl vor allem: Aufklärung und Beratung           sich sowohl nach innen auf ihre Mitglieder beziehen, wie
im Hinblick auf ein gesundes Leben und darüber, was einem           sportmedizinisch und sportärztlich mit Problemen des Sports
solchen Leben in der modernen, hochtechnisierten Welt               umgegangen wird oder werden sollte; sie kann sich auch
dienlich oder schädlich ist und was Gesundsein dazu im              nach außen richten als Kritik am Sport. Und da die organi-
Kontext von Sport und Sporttreiben heißt, wie man Gesund-           sierte Sportärzteschaft dies alles kann, ist sie auch verant-
heit bewahren, wiederherstellen und verbessern kann. Dazu           wortlich dafür, dass es geschieht. Wohin ihr Weg gehen soll,
gehören entsprechende Empfehlungen und Programme - ge-              darauf hat sie sich durch die Änderung ihres Namens und die
nerell im Hinblick auf den Umgang mit dem eigenen Körper,           Begründung dafür selbst festgelegt.
speziell in Bezug auf Bewegung, Ernährung, Körperpflege,                Eine anspruchsvolle Sportkultur müsse sich heute an ei-
Hygiene, Alkohol, Nikotin, Medikamente, Belastung und               nem Bild des Sports orientieren, in dem unterschiedliche,

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Sinn des Sports und Aufgaben der Sportmedizin                               Übersichten
möglicherweise sogar widersprüchliche Wertorientierungen
vertreten würden - nämlich „agonale“ und „konviviale“, wie
                                                                  Literatur
sie Wolfgang Huber nennt, ermöglicht, angeboten und ge-           1. Dickhuth H-H (Hrsg.): Einführung in die Sport- und Leistungsmedizin.
                                                                     Schorndorf 2000.
pflegt werden; erst wenn dies geschähe, sei der Sport davor       2. Dietrich K, Heinemann K: Der nichtsportliche Sport: Beiträge zum Wandel
gesichert, nicht zum Körper-, Leistungs- und Gesundheits-            im Sport. Schorndorf 1989.
kult oder - schlimmer noch - Gewaltkult abzusinken, son-          3. Grupe 0, Huber W (Hrsg.): Zwischen Kirchturm und Arena. Evangelische
dern sich als eine wirkliche Kultur des Körpers in seinen            Kirche und Sport. Stuttgart 2000.
                                                                  4. Grupe O: Vom Sinn des Sports. Kulturelle, pädagogische und ethische
sportlichen, gesundheitlichen und ästhetischen Darstel-              Aspekte. Schorndorf 2000.
lungs- und Ausdrucksformen zu entwickeln. Und er fügt             5. Heinemann K: Einführung in die Soziologie des Sports. Schorndorf 1998.
hinzu und er unterscheidet dabei ein „jesuanisches“ Men-          6. Hollmann W: Medizin. Sport. Neuland. St. Augustin 1993
schenbild von einem „olympischen“ -, dass in einer Zeit, in       7. Kurz D: Was suchen die Menschen im Sport. In: Gieseler K, Grupe O, Hei-
                                                                     nemann K (Hrsg.): Menschen im Sport 2000. Schorndorf 1988.
der der jugendliche, schlanke, gesunde, fitte, „alterslose“ und   8. Tongeren PJM van: Sinn. In: Grupe O, MIieth D (Hrsg.): Lexikon der Ethik
„schöne“ Körper zu einem offensichtlich weit verbreiteten            im Sport. Schorndorf 1998.
Leitbild im Sport geworden sei, der Sport sich immer auch an
Verletzlichkeit, Krankheit, Leiden, Hinfälligkeit und Endlich-                                                  Korrespondenzadresse
keit unseres Lebens erinnern lassen müsse. Ich denke, dass                                                      Prof. Dr. Ommo Grupe
die Sportärzteschaft dem mit den vielen von ihr initiierten                                            Institut für Sportwissenschaft
und betreuten Gruppen von kranken, behinderten und alten                                                         Universität Tübingen
Menschen bereits in besonderer Weise gerecht wird, aber es                                                            Wilhelmstr. 124
gibt darüber hinaus noch manches, dem sie noch gerecht                                                                72074 Tübingen
werden müsste und sollte.                                                                    e-mail: ommo.grupe@uni-tuebingen.de

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