D.W. WINNICOTT Objektverwendung, Übergangsraum, Spielen - Dozent: Andreas Klöcker

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D.W. WINNICOTT

Objektverwendung, Übergangsraum, Spielen
                    AAI
                  Mai 2021

          Dozent: Andreas Klöcker
„Spielen in der Psychotherapie“
– Bedeutung, Einsatz und Technik des Spiels
   und Spielens in der Psychotherapie mit
  Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
                  (3. Abend)

                     AAI
                  März 2021

           Dozent: Andreas Klöcker
Welcome back
                             der 3. Abend
Was bisher geschah:
1.Der eigene Zugang zum Thema spielen
2.Ein kulturhistorischer Rückblick
3.Allgemeine psychologische Betrachtungen zum Spiel
4.ANNA FREUD und MELANIE KLEIN
5.WINNICOTT…
    die Frage die hier letztlich offen geblieben ist, lautet:
   Warum ist Spielen eigentlich Psychotherapie?
                         oder
   Wie begründen wir (mit WINNICOTT) spielen als etwas
         psychotherapeutisch Wirksames?
D.W. WINNICOTT

Objektverwendung
 Übergangsraum
     Spielen
D.W. WINNICOTT
                             Objektverwendung

WINNICOTTS Ausgangsfrage:
      Wie und warum gelingt Deuten eigentlich?
      Und warum braucht Deuten Zeit?

„Wenn (…) Deutungen des Analytikers eine Wirkung haben sollten (…)…
  braucht es die Fähigkeit des Patienten, vom Analytiker Gebrauch zu machen.
  „(1)

•   [1] Kapitel 6 aus D.W. WINNICOTT: Vom Spiel zur Kreativität .Stuttgart: Klett-Cotta1990
WINNICOTT :   Objektverwendung II
           Objektverwendung ein ganz normaler Entwicklungsschritt

   Gemeint ist hier ein Entwicklungsschritt, in welchem
die Selbst-Selbstobjekt-Beziehung (Besetzung) aufgeben
                         werden
    und das Kind die Mutter als eigenständiges Objekt,
         außerhalb seines omnipotenten Selbst,
                     anerkennen kann.
WINNICOTT :   Objektverwendung II
                                 Die Unterscheidung
                      von Objektbeziehung und Objektverwendung

Am Anfang steht die
               OBJEKTBEZIEHUNG
In der Objektbeziehung sind SELBST und OBJEKT noch
wenig getrennt aber auch nicht mehr ganz verschmolzen.
Das Objekt wird mehr wahrgenommen, - „hat an
Bedeutung gewonnen…“ „Projektionsmechanismen und
Identifikationen sind wirksam geworden“; „…und das
Subjekt ist trotz der Weiterung im Gefühlsbereich (noch)
so weit geschwächt, dass es einen Teil seines Selbst im
Objekt wiederfindet. (Selbst-Selbstobjekt-Beziehung)
WINNICOTT :   Objektverwendung II
                           Realitätsprinzip
                    und fördernde Umweltfaktoren

         „Das Kleinkind erschafft das Objekt,
 aber das Objekt war bereits vorher da, um geschaffen
               und besetzt zu werden“

„Die Entwicklung der Fähigkeit zur Objektverwendung ist
 ein weiteres Beispiel dafür, dass der Reifungsprozess
     von fördernden Umweltfaktoren abhängig ist.“

       Der Reifungsprozess hin zur Fähigkeit der
            Objektverwendung … „ ist Teil
         des Übergangs zum Realitätsprinzip“.
WINNICOTT :   Objektverwendung
    Das Subjekt muss das Objekt „zerstören“, um zur Objektverwendung zu gelangen

1.Das Subjekt steht in Beziehung zum Objekt
2.Das Subjekt zerstört das Objekt (das dadurch etwas
Äußeres wird)
3.Das Objekt überlebt die Zerstörung durch das Subjekt
4.Das Subjekt kann jetzt das Objekt verwenden.
WINNICOTT :   Objektverwendung
Liebe, Zerstörung und Überleben gehören zusammen –                bei der Entstehung der Realität

„Das Subjekt sagt gewissermaßen zum Objekt:                                       „Ich habe
   dich zerstört“,                                                         und das Objekt
  nimmt die Aussage an.                                               Von nun an sagt das
         Subjekt:                                                    „Hallo, Objekt!
 Ich habe dich zerstört! Ich liebe dich!                                        Du bist für
   mich wertvoll, weil du überlebt hast,                                  obwohl ich dich
     zerstört habe!                                               Obwohl ich dich liebe,
  zerstöre ich dich                                               in meiner (unbewußten)
                                    Phantasie.“

       Das Subjekt kann jetzt das Objekt, dass überlebt hat, verwenden.
WINNICOTT :   Objektverwendung
                        … weil das Objekt überlebt

Dies ist die unabdingbare Voraussetzung für den Entwicklungsweg
 zur Objektverwendung.                           Destruktion und
      Ärger wird so gewissermaßen zu einem Bestandteil des
 Realitätsprinzips, und dies wederholt sich          von nun an
                     immer wieder und überall,
                  Und auch in der Psychotherapie

  Auch der Analytiker wird angegriffen und muss gleichwohl die
Erfahrung des Patienten sichern, dass Angriffe nicht unabdingbar
                      zur Vergeltung führen

                          Überleben
             bedeutet in diesem Zusammenhang
                  „SICH-NICHT-RÄCHEN“
WINNICOTT

                            Übergangsraum

       Objektverwendung – Übergangsraum - Spielen

„Spiel (ist) in Wahrheit weder eine Sache der inneren psychischen
         Realität, noch eine Sache der äußeren Realität (..)“
Wenn Spiel weder zur Inneren- noch zur Außenwelt gehört, wohin
                           gehört es dann?

   Im Prozeß der Entstehung der Objektverwendung
       entsteht der Raum, wo das Spiel beginnt.
 „Spielen ereignet sich nicht im Innen (…) jedoch auch
                      nicht außen
WINNICOTT

                         The Capicaty to be Alone

    Am Anfang ist das Kind nur in Anwesenheit eines anderen
                       Menschen allein.

 Die Fähigkeit des Allein-Seins in Anwesenheit definiert bereits
einen Übergangsraum, in dem Mutter und Kind auf eine bestimmte
             Weise miteinander verbunden bleiben.
WINNICOTT

                         Spielen

  „Spielen ereignet sich nicht im Innen (…) jedoch auch
                       nicht außen“
 „Um einen bestimmten Ort für das Spielen anzugeben,
habe ich einen potentiellen Raum zwischen Kleinkind und
                     Mutter postuliert“

Um zu kontrollieren, was außen ist, hat man zu handeln,
 da es nicht ausreicht, zu denken oder zu wünschen.
                 Handeln braucht Zeit.
                  Spielen ist Handeln!
D.W. WINNICOTT
                        Spielen II

• „In psychoanalytischen Schriften und Diskussionen ist
  das Thema Spielen allzu eng mit Masturbation und
  sinnlichem Erleben in Verbindung gesetzt worden.“

• „Ich habe herauszuarbeiten versucht, dass der
  masturbatorische Anteil gerade dann fehlt, wenn das
  Kind spielt.“
D.W. WINNICOTT
                          Spielen III

• „Ich halte es übrigens für wichtig, einen Unterschied
  zwischen der Bedeutung „Spiel“ und „Spielen“ zu
  machen.“

• „Was sich über das Spielen bei Kindern sagen lässt,
  trifft eigentlich genauso für Erwachsene zu…“
D.W. WINNICOTT
                          Spielen IV

Wo findet Spielen statt?

„Für mich ist die Bedeutung des Spielens in ein neues
Licht gerückt, seit ich mich mit dem Thema der
Übergangsphänomene beschäftigt habe …“

•„Spielen ereignet sich an einer bestimmten Stelle in Raum und
Zeit. Es ereignet sich nicht im Innern (…) jedoch auch nicht
außen…“
D.W. WINNICOTT - Theorie des Spiels

„Es ist möglich, für den Entwicklungsprozess eine Folge
  von Objektbeziehungen anzunehmen und zu
  versuchen, diese mit dem Spiel in Beziehung zu
  setzen“:

   1. „Das Kleinkind und das Objekt sind miteinander
  verschmolzen. Das Kind nimmt das Objekt subjektiv wahr. Die
  Mutter ist darauf ausgerichtet, anzubieten, was das Kind zu
  finden bereit ist“.
D.W. WINNICOTT - Theorie des Spiels II

2. „Das Objekt wird verworfen, wieder angenommen und
  objektiv wahrgenommen.“

• „Die Mutter befindet sich also in einem steten „Hin und Her“:
  einmal ist sie das, was das Kind anzunehmen in der Lage ist,
  ein andermal wartet sie, angenommen zu werden“.
D.W. WINNICOTT - Theorie des Spiels III

• „Wenn die Mutter diese Rolle über eine längere Zeit
  übernehmen kann, ohne das Kind einzuengen, kann
  das Kind die Erfahrung machen, was magische
  Kontrolle ist (Omnipotenz)“.
D.W. WINNICOTT IV - Theorie des Spiels IV

„In der Atmosphäre des Vertrauens, die entsteht, wenn
   die Mutter diese schwierige Aufgabe bewältigen kann
   (und die nicht entsteht, wenn sie dazu nicht in der Lage
   ist), fängt das Kleinkind an, Erfahrungen zu machen,
   die darauf beruhen, dass die Omnipotenz
   intrapsychischer Prozesse mit seiner Kontrolle der
   Wirklichkeit in Einklang steht.
   Aufgrund des Vertrauens zur Mutter entsteht dann ein
   „intermediärer Spielplatz“:

• „Ich spreche hier von Spielplatz, weil an dieser Stelle
  das Spiel beginnt. Der Spielplatz ist ein potentieller
  Raum zwischen Mutter und Kleinkind.“
D.W. WINNICOTT IV - Theorie des Spiels V

3. „Die nächste Phase ist das Alleinsein in Gegenwart
  eines anderen.“

• „Beim Spielen geht das Kind jetzt davon aus, dass der Mensch,
  von dem es geliebt wird, und den es deshalb für zuverlässig
  hält, erreichbar ist und es auch bleibt, wenn es sich an ihn
  erinnert, selbst, wenn es ihn vergessen hatte. Im Erleben des
  Kindes spiegelt dieser Mensch, was im Spiel geschieht. „
D.W. WINNICOTT IV - Theorie des Spiels VI

4.“In dieser Phase kommt es zu einer Überschneidung
  von zwei Spielbereichen. Anfänglich ist die Mutter
  darum bemüht, sich an das Spielverhalten des Kindes
  anzupassen. Früher oder später bezieht sie jedoch ihr
  eigenes Spielverhalten mit ein.“
• „Sie wird dann feststellen, dass Kinder sich in ihren Fähigkeiten
  unterscheiden, fremde Ideen ertragen zu können, und darauf
  wohlwollend oder ablehnend reagieren. So wird der Weg für
  gemeinsames Spiel in einer Beziehung geebnet.“
D.W. WINNICOTT - Psychotherapie

„Der Psychotherapeut beschäftigt sich speziell mit
  dem Reifungsprozess und der Beseitigung von
  Entwicklungshemmnissen“.

• „Man sollte immer wieder daran erinnern, dass Spielen an
  sich schon Therapie ist; Kinder dazu zu bringen, dass sie
  spielen können, ist bereits Psychotherapie.“
D.W. WINNICOTT – Psychotherapie II

„Die therapeutische Einstellung zum Spielen muss von
  der Erkenntnis ausgehen, dass Spielen stets
  beängstigend wirken kann.“

• „Spiele mit Spielregeln müssen als Teil eines Versuchs
  betrachtet werden, diesem beängstigenden Aspekt des Spielens
  zuvorzukommen…“
D.W. WINNICOTT IV – Psychotherapie III

„Wenn Kinder spielen, müssen verantwortliche Personen
  dabei sein; dies bedeutet jedoch nicht, dass die
  verantwortliche Person ins Spiel eingreifen muss.“

• „Wenn derjenige, der das Spiel organisiert, leitend einbezogen
  werden muss, dann heißt das, dass das Kind oder die Kinder
  nicht schöpferisch spielen können.“
D.W. WINNICOTT IV – Psychotherapie IV

„
Das kindliche Spielen enthält bereits alles (der Therapeut
  arbeitet jedoch nur mit dem Material, mit dem Inhalt
  des Spiels). Weil das Spiel bereits alles enthält, ist zu
  verstehen, dass umfassende Psychotherapie auch
  ohne Deutung durchgeführt werden kann.“
D.W. WINNICOTT IV – Psychotherapie V
                             Deutungen

„Nicht der Augenblick, in dem ich eine kluge Deutung
  gebe ist der entscheidende.“

• „Vorzeitige Deutungen des Materials stellen eine Belehrung dar
  und führen zur Anpassung.“

• „Als Folge von Deutungen, die außerhalb des
  Überschneidungsbereiches des gemeinsamen Spiels von
  Patient und Therapeut gegeben werden, entsteht Widerstand.“

• „Der entscheidende Augenblick (beim therapeutischen
  Spielen) ist der, in dem das Kind in Verwunderung gerät.“
D.W. WINNICOTT IV – Psychotherapie VI

„Deutungen sind einfach nutzlos oder wirken stark
  verunsichernd, wenn der Patient die Fähigkeit zu
  spielen nicht hat.“

• „Kommt es aber zum gemeinsamen Spielen, so können
  Deutungen, die den üblichen psychoanalytischen Prinzipien
  entsprechen, die therapeutische Arbeit voranbringen“.

• „Dieses Spielen muss spontan sein, nicht angepasst oder
  gefügig, wenn die Psychotherapie gelingen soll.“
Weitere Pioniere
• Zulliger          Dolto     Spitz
•    V. Axline                   Bowlby
•       Tausch u. Tausch      Dornes
•          Schmidtchen        Lichtenberg
•   Schubenz u. Mitarbeiter     Stern
  Fonagy und Target
Peter FONAGY und Mary TARGET:

„Mentalisation und die sich ändernden Ziele der
 Psychoanalyse des Kindes“

oder:
Wenn Kinder nicht spielen können
oder:
die therapeutische Arbeit mit strukturell gestörten
  Kindern
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