Das Makrozoobenthos als Indikator von anthropogenen Beeinträchtigungen an tropischen Bächen (La Gamba, Costa Rica)
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Das Makrozoobenthos als Indikator von anthropogenen Beeinträchtigungen an tropischen Bächen (La Gamba, Costa Rica) Diplomarbeit ZUR ERLANGUNG DES AKADEMISCHEN GRADES Magistra der Naturwissenschaften Ausgeführt unter der Anleitung von ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Leopold Füreder, Institut für Ökologie LEOPOLD-FRANZENS-UNIVERSITÄT INNSBRUCK vorgelegt von Verena Gertrud Duschek Innsbruck, Jänner, 2020
Mein besonderer Dank gilt... ...ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Leopold Füreder, der mir diese Arbeit ermöglichte und ohne dessen fachliche Unterstützung diese Arbeit nicht möglich gewesen wäre. …Monika Springer für die fachliche Unterstützung und die engagierte Hilfe bei der Bestimmung des Makrozoobenthos. … “Rainforest Luxemburg” und COBIGA für die Finanzierung dieses Projektes. … dem International Relations Office der Universität Innsbruck für das KWA-Stipendium. …meinen Freunden, die während des Studiums trotz meiner längeren Auslandsaufenthalte immer für mich da waren. …allen, die meinen Aufenthalt in Costa Rica so unvergesslich gemacht haben. Allen voran meinen Zimmerkolleginnen Jenny und Chiara, meinem Laborbuddy Randy und den Zivis Simon und Matti. Gracias a todos los trabajadores de la estación para los bailes, las risas, las fiestas, las excursiones, la ayuda… en fin gracias por todo el tiempo que compartimos juntos. ¡Sin ustedes no hubiera sido la misma experiencia! ...vor allem aber meiner Familie, die während meines Studiums immer hinter mir stand und mich finanziell als auch persönlich immer unterstützte. ... meinem Papa, der meiner Arbeit den letzten grammatikalischen und sprachlichen Schliff verliehen hat. …meiner Oma für die kostenlose Verpflegung und den Schlafplatz, wenn ich zu faul war, nach Landeck zu fahren. …allen, die in irgendeiner Weise meinen Weg beeinflusst haben. ¡Gracias y Pura Vida! 2
Zusammenfassung Costa Rica ist ein Land in Zentralamerika mit einer Vielzahl verschiedener Ökosysteme, das trotz seiner geringen Größe ca. 5% der weltweiten Artenvielfalt beherbergt und somit als wichtige Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika gilt. Vor allem im 20. Jahrhundert litt die Natur Costa Ricas unter der sich rasch entwickelnden Bevölkerung, die Primärwälder für Siedlungsgebiet und landwirtschaftliche Flächen (Weideland und Plantagen) abholzte und natürliche Lebensräume zerstörte. Um den potenziellen Einfluss anthropogener Landnutzung auf tropische Bäche zu untersuchen, wurden 36 Makrozoobenthos-Proben aus bewaldeten und beeinträchtigten Gebieten dreier Bäche nahe der Tropenstation La Gamba genommen und ausgewertet. Neben der Erfassung von Abundanz und Diversität des Makrozoobenthos und der Zusammensetzung der Makrozoobenthos-Gemeinschaft als auch der „Functional Feeding Groups“, wurde die Wasserqualität anhand des BMWP´-CR-Index evaluiert. Trotz der hohen Indexwerte, die für alle 6 untersuchten Standorte exzellente Wasserqualität ergaben, zeigten sich signifikante Unterschiede in der Abundanz und der Makrozoobenthos- Gemeinschaftsstruktur. Beeinträchtigte Gebiete wiesen deutlich höhere Individuenzahlen toleranter Taxa (z.B. Chironomidae und Oligochaeta) auf, kennzeichneten sich aber dennoch durch eine geringere Anzahl an Familien und einer geringeren Anzahl sensibler Taxa. Die Abundanz des Makrozoobenthos in beeinträchtigten Gebieten spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der „Functional Feeding Groups“ wider. Collector-gatherers, Filterers und Piercers waren tendenziell häufiger an beeinflussten Standorten; für Shredders, Predators und Scarpers konnten keine klaren Muster festgestellt werden. Die Unterschiede waren an zwei Bächen (Quebrada Negra und Quebrada Bolsa) stärker ausgeprägt als am dritten (Quebrada Gamba), was zum Schluss führt, dass Ufervegetation anthropogenen Einfluss deutlich reduzieren kann. Weiters konnte gezeigt werden, dass die Art der Landnutzung Einfluss auf die Makrozoobenthos-Gemeinschaftsstruktur hat. Die Aufklärung der Bevölkerung und die Etablierung von Waldpufferzonen sind essentiell, um Fließgewässer nachhaltig zu schützen und um eine sukzessive Verschlechterung zu verhindern. 3
Abstract Costa Rica is a country in Central America with a multitude of different ecosystems. Despite its small size, it is home to about 5% of the world's biodiversity and is therefore considered an important land bridge between North and South America. Especially in the twentieth century, Costa Rica's nature suffered from the rapidly developing population, which deforested primary forests and destroyed natural habitats for settlement and agricultural land (pasture and plantations). To investigate the potential influence of anthropogenic land use on tropical streams, 36 macroinvertebrates samples were taken and evaluated from forested and impacted areas of three streams near the tropical research station La Gamba. In addition to recording the abundance and diversity of macroinvertebrates and the composition of the macroinvertebrate community, as well as the functional feeding groups, the water quality was evaluated using the BMWP´-CR-Index. Despite the high index values, which showed excellent water quality for all 6 investigated sites, there were significant differences in abundance and macroinvertebrates assemblage structure. Impacted areas showed significantly higher numbers of individuals of tolerant taxa (e.g. Chironomidae and Oligochaeta), but were nevertheless characterized by a smaller number of families and a smaller number of sensitive taxa. The higher abundance of aquatic macroinvertebrates in affected areas is also reflected in the composition of the functional feeding groups. Collector-gatherers, Filterers and Piercers tended to be more abundant at affected sites; for Shredders, Predators and Scarpers no clear patterns could be found. The differences were more pronounced in two streams (Quebrada Negra and Quebrada Bolsa) than in the third (Quebrada Gamba), leading to the conclusion that riparian vegetation can significantly reduce anthropogenic influence. Furthermore, it could be shown that the type of land use has an influence on the macroinvertebrate community structure. Environmental education of the population and the establishment of forest buffer zones are essential for the protection of watercourses and to prevent a successive deterioration. 4
Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung .......................................................... 3 Abstract ........................................................................... 4 1. Einleitung.................................................................... 7 1.1. Klima ........................................................................................................................... 7 1.2. Abholzung der Primärwälder....................................................................................... 8 1.3. Erforschung tropischer Bäche ..................................................................................... 9 1.4. Erforschung anthropogener Einflüsse auf Fließgewässer ........................................... 9 1.5. Das Makrozoobenthos als Bioindikator .................................................................... 10 1.6. Bisherige Arbeiten im Untersuchungsgebiet ............................................................. 10 2. Fragestellungen und Zielsetzung ............................ 11 3. Material und Methoden ........................................... 12 3.1. Untersuchungsgebiet ................................................................................................. 12 3.1.1. Quebrada Negra.................................................................................................. 14 3.1.2. Quebrada Gamba ................................................................................................ 16 3.1.3. Quebrada Bolsa .................................................................................................. 18 3.2. Abiotische Messungen ............................................................................................... 20 3.3. Makrozoobenthos-Sampling ...................................................................................... 20 3.4. Bestimmung des Makrozoobenthos........................................................................... 21 3.5. Der BMWP´- CR- Index............................................................................................ 22 3.6. EPT-Taxa ................................................................................................................... 23 3.7. „Functional Feeding Groups“ .................................................................................... 23 3.8. Datenanalyse .............................................................................................................. 25 5
4. Ergebnisse ................................................................. 26 4.1. Physikalisch-chemische Parameter ............................................................................ 26 4.2. Abundanz und Diversität ........................................................................................... 27 4.3. Zusammensetzung der benthischen Lebensgemeinschaften ..................................... 28 4.4. EPT Taxa ................................................................................................................... 33 4.5. BMWP´-CR ............................................................................................................... 34 4.6. „Functional feeding groups“ ...................................................................................... 36 5. Diskussion ................................................................. 39 6. Schlussfolgerungen und Empfehlungen ................. 45 7. Unterrichtseinheit .................................................... 46 Anhang........................................................................... 57 Literaturverzeichnis ..................................................... 63 Abbildungsverzeichnis.................................................. 70 Tabellenverzeichnis ...................................................... 71 Abkürzungsverzeichnis ................................................ 72 Eidesstattliche Erklärung ............................................. 73 6
1. Einleitung Costa Rica ist ein kleines Land am Isthmus von Zentralamerika, liegt zwischen Nicaragua (Norden) und Panamá (Südosten) und wird im Osten vom Karibischen Meer (Atlantik) und im Westen vom Pazifischen Ozean begrenzt. Costa Rica bietet eine Vielzahl von Ökosystemen wie z.B. tropische Wälder, Feucht- bzw. Sumpfgebiete, Flüsse, Meere und aktive Vulkane (KOHLMANN et al. 2015). Mehr als die Hälfte des Landes ist mit Wald bedeckt und mehr als 25% des Landes sind geschützte Gebiete (z.B. Nationalparks, Wildschutzgebiete, etc.) (INSTITUTO NACIONAL DE ESTADÍSTICA Y CENSOS 2015). Es ist eines der artenreichsten Länder der Welt und beherbergt zwischen 4-5% der weltweiten Artenvielfalt (manche Forscher gehen sogar von bis zu 10% aus) (OBANDO 2002), obwohl es mit nur 51 000 km² terrestrischer Fläche nur 0,03% der Gesamtfestlandfläche ausmacht (INSTITUTO NACIONAL DE ESTADÍSTICA Y CENSOS 2015). Diese hohe Vielfalt kann nicht nur in terrestrischen, sondern auch in marinen und limnischen Lebensräumen gefunden werden. Die hohe Biodiversität kann unter anderem durch die geografische Lage als Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika, das tropische Klima, seine zwei Küsten und die Gebirge, die für unterschiedlichste Mikroklimate sorgen, erklärt werden. Die zwei zentralen Gebirgsketten sind die Cordillera Volcánica Central und die Cordillera de Talamanca im Süden, die das Land längs durchziehen und somit eine natürliche Barriere zwischen karibischer und pazifischer Seite bilden (ebd.). Die Flüsse im Osten (karibische Seite) entwässern in den Atlantik, die im Westen (pazifische Seite) in den Pazifik (WEISSENHOFER et al. 2008a). Der Esquinas Wald reicht von Meereshöhe bis zu 579m (Cerro Nicuesa) (ebd.). 1.1. Klima Das Klima in Costa Rica kann grob in drei Regionen unterteilt werden: die tropisch- feuchte Atlantikregion, die zentrale intermontane Region und die tropische Pazifikregion, letztere weist Regen- und Trockenzeit auf. Aufgrund der physisch-geografischen Gegebenheiten können diese wiederum in weitere sieben sogenannte Basisregionen mit ihren jeweiligen Subregionen unterteilt werden (INSTITUTO NACIONAL DE ESTADÍSTICA Y CENSOS 2015). Das Gebiet um die Tropenstation La Gamba liegt demnach in der Region Pacífico Sur (Abb. 1). In der Region Pacífico Sur ist die Trockenzeit meist sehr kurz (Dezember-März) oder in manchen Gebieten nicht eindeutig vorhanden, wohingegen sich die Regenzeit über mehrere Monate (April- November) mit intensiven, kräftigen Regen erstreckt. Im Gebiet der Tropenstation liegt die Jahresdurchschnittstemperatur zwischen 26-28 Grad und der durchschnittliche 7
Jahresniederschlag bei über 5000mm (MINISTERIO DE AMBIENTE Y ENERGÍA, INSTITUTO METEOROLÓGICO NACIONAL DE COSTA RICA 2009). Abb. 1: Durchschnittlicher Jahresniederschlag in Costa Rica. Die Tropenstation (roter Stern) befindet sich in der Region Pacifico Sur (schwarz umrandet). Entnommen und leicht verändert aus MINISTERIO DE AMBIENTE Y ENERGÍA, INSTITUTO METEOROLÓGICO NACIONAL DE COSTA RICA (2009). 1.2. Abholzung der Primärwälder Wie in vielen tropischen Regionen führten die rasche Entwicklung der Bevölkerung, das schnelle Bevölkerungswachstum und die wirtschaftliche Lage vor allem im 20 Jahrhundert zur Abholzung großer Waldflächen, um diese zu besiedeln und landwirtschaftlich zu nutzen. Die günstigen Klimabedingungen in Costa Rica ermöglichen u.a. die Produktion von Kaffee, Bananen, Palmherzen und Ananas (KOHLMANN et al. 2015), aber auch die Nutzung als Weidefläche für Rinder ist vor allem in ländlichen Gebieten weit verbreitet (DUDGEON 2008, CHARÁ-SERNA et al. 2015). Ende des 19 Jahrhunderts war vor allem die Pazifikküste von einer Kolonialisierungswelle geprägt. In den frühen 1920er Jahren stieg die Abholzung exponentiell 8
an. Zwischen 1940 und 1986 verlor Costa Rica ca. 50% seiner Waldfläche, was zu erheblichen Problemen wie Bodenerosion, Flussverlandung und Verschlechterung der Wasserqualität führte. Aktuelle Entwaldungsraten sind relativ gering, da der Großteil des verbleibenden Primärwaldes in Schutzgebieten liegt, dennoch steigt der Druck zur Nutzung dieser Gebiete/ von Holz und Wasserressourcen mit steigendem Bevölkerungswachstum (PRINGLE et al. 2016). 1.3. Erforschung tropischer Bäche Erste Erforschungen tropischer Bäche und Flüsse begannen bereits Ende des 18. Jahrhunderts mit Entdeckern und Naturforschern, die auf ihren Reisen aquatische Arten dieser Regionen sammelten, wie z.B. von Humboldt und Bonpland (1799-1802) oder später Spix und von Martius (1817-1820) oder Bates (1848-1859). Später, im 20 Jahrhundert, wurden umfangreichere Kollektionen u.a. von professionellen Sammlern wie H. S. Parish und F. Woytkowski erstellt (JACKSON & SWEENEY 1995). Die Anzahl der Publikationen pro Jahr zu Forschungen in tropischen Bächen steigt seit den 1980er Jahren deutlich (ebd.); auch die Anzahl publizierter Studien und das Interesse an Makroinvertebraten in Bächen und Flüssen in lateinamerikanischen Ländern (RAMÍREZ & GUTIÉRREZ-FONSECA 2014a) und Costa Rica (SPRINGER 2008, SPRINGER et al. 2014) wächst stetig an. Aktuell werden Makroinvertebraten vor allem in Umweltstudien, Wasserqualitätsbewertungen und regelmäßigen Gewässerüberwachungen, insbesondere von Flüssen und Bächen, verwendet (SPRINGER 2019). 1.4. Erforschung anthropogener Einflüsse auf Fließgewässer Hunderte von Studien dokumentieren statistische Zusammenhänge zwischen anthropogener Landnutzung und Gewässergegebenheit und liefern wichtige Beweise für die Bedeutung der umgebenden Landschaft und deren Nutzung zur ökologischen Integrität eines Baches. Forscher aus gemäßigten Gebieten haben die Auswirkungen der Abholzung und Landwirtschaft auf Fließgewässer erforscht und u. a. erhöhten Sediment-, Nährstoff- und Pestizideintrag, Änderungen des Durchflussregimes, und die Verschlechterung der Lebensräume an Ufern und in Bächen festgestellt (ALLAN 2004). Die Auswirkungen der Entwaldung auf tropische Flussökosysteme erfuhr vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit, fand aber vor allem in den letzten Jahren immer mehr Beachtung. Zahlreiche Forscher stellen u. a. Veränderungen der physisch-chemischen Gegebenheiten und Nahrungsverfügbarkeit fest, was in der Folge zu Verschiebungen in der Abundanz, Vielfalt und Gemeinschaftsstruktur des Makrozoobenthos führt (LORION & KENNEDY 2009). 9
1.5. Das Makrozoobenthos als Bioindikator Aquatische Makroinvertebraten, insbesondere die Insekten, sind von besonderer Bedeutung für die Bestimmung der Gesundheit aquatischer Ökosysteme, da einige Gruppen aufgrund ihrer Sensibilität gegenüber Wasserverschmutzung und Lebensraumveränderung als verlässliche Bioindikatoren für die Wasserqualität gelten (ROSENBERG 1993; SPRINGER 2010b). Aquatische Insekten sind die häufigste und artenreichste Gruppe von Organismen in tropischen Fließgewässern, sind in einer großen Vielfalt aquatischer Ökosysteme zu finden und erreichen ihre höchste Diversität in sauberen, schnell fließenden Gebirgsflüssen und Bächen. Die artenreichsten Gattungen in diesen Habitaten sind Köcherfliegen (Trichoptera), Zweiflügler (Diptera) und die Käfer (Coleoptera) (SPRINGER 2008). Die wichtigste wissenschaftliche Sammlung aquatischer Makroinvertebraten in Costa Rica befindet sich im Zoologischen Museum der Universität von Costa Rica (MZUCR). SPRINGER (2019) bietet eine aktuelle Liste der in der Kollektion vorkommenden Wasserinsekten, welche 98 Familien und 341 identifizierte Taxa aus elf Insektenordnungen auflistet. 1.6. Bisherige Arbeiten im Untersuchungsgebiet Verglichen mit anderen Fachgebieten der Biologie liegen nur wenige Fließgewässeruntersuchungen im und um den Nationalpark Piedras Blancas vor, obwohl sich das Flussnetzwerk des Rio Esquinas geradezu anbietet, tropische Bäche zu erforschen. SCHIEMER et al. (2010) bietet eine umfassende gewässerökologische Studie des Gebiets, während TSCHELAUT et al. (2008) eine umfassende Beschreibung des Einzugsgebiets des Rio Esquinas erarbeiteten. Über die Biodiversität und Ökologie des Makrozoobenthos in den Flüssen und Bächen La Gambas ist bisher wenig bekannt: In FÜREDER et al. (2014) werden hydromorphologische Gegebenheiten, abiotische Parameter und biologische Auswertungen für die Beschreibung der aquatischen Biodiversität mehrerer Flüsse und Bäche der Region herangezogen. Das Ergebnis ist ein Artikel, der die Vielfalt des Makrozoobenthos, der Fische, Krebse und Garnelen der Region darstellt. TSCHELAUT (2005) beschäftigte sich einerseits mit der Besiedlung von Makroinvertebraten verschiedener Blattarten und deren Abbau und andererseits mit der Verteilung der Invertebraten und der funktionellen Zusammensetzung des Makrozoobenthos in vier verschiedenen Habitattypen. In der Masterarbeit von HOLZER (2018) geht es zwar primär um die Diversität und Verbreitung von Süßwassergarnelen in der Golfo Dulce Region, dennoch wurden auch Proben des Makrozoobenthos genommen, ausgewertet und interpretiert. Über die potenziellen Auswirkungen anthropogener Landnutzung auf die Bäche und Flüsse gab es bisher noch keine ökologischen Studien im Untersuchungsgebiet. 10
2. Fragestellungen und Zielsetzung Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Biodiversität aquatischer Invertebraten tropischer Bäche unter dem Einfluss anthropogener Landnutzung. Das generelle Ziel dieser Studie war es, Makrozoobenthos Proben und physikalisch-chemische Werte von Wald- und anthropogen beeinflussten Standorten desselben Baches zu vergleichen, um den potenziellen anthropogenen Einfluss darzustellen. Daraus ergaben sich diese Fragestellungen: 1) Welche physikalisch-chemische Gegebenheiten herrschen in tropischen Fließgewässern? 2) Welche Makrozoobenthosgemeinschaften kommen in tropischen Fließgewässern vor? 3) Wie wirkt sich die anthropogene Landnutzung auf die physikalisch-chemischen Gegebenheiten und die Zusammensetzung des Makrozoobenthos aus? 4) Welche Korrelationen gibt es zwischen physikalisch-chemischen Gegebenheiten und Makrozoobenthosgemeinschaften? Diese Fragen führten zu folgender Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es also herauszufinden, wie sich unterschiedliche anthropogene Belastung auf physikalisch-chemische Gegebenheiten des Baches und auf (i) die Abundanz, (ii) die Zusammensetzung und (iii) die Funktion des Makrozoobenthos auswirkt und welche Faktoren dabei eine entscheidende Rolle spielen. 11
3. Material und Methoden 3.1. Untersuchungsgebiet Die Untersuchung wurde in der Golfo Dulce Region, im Süden von Costa Rica, unweit der Tropenstation La Gamba, im gleichnamigen Dorf durchgeführt. Die Region hat einen jährlichen Niederschlag von 5.836 mm und gehört zu den feuchten Tieflandregenwäldern. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 28,2°C und die Luftfeuchtigkeit bei 88,3% (WEISSENHOFER et al. 2008a). Abb. 2: Costa Rica und die Golfo Dulce Region mit dem Piedras Blancas Nationalpark und dem Untersuchungsgebiet. Die Beprobungsstandorte sind mit grünen (Waldstandort) und roten (beeinträchtigter Standort) Sternchen markiert. Abk.: QN Quebrada Negra, QG Quebrada Gamba, QB Quebrada Bolsa. Bilder bzw. Karten entnommen und leicht verändert aus: (1)https://www.wpclipart.com/geography/Co untry_Maps/global_location/North_America/ Costa_Rica_on_globe.png.html (2)https://www.freeworldmaps.net/centralam erica/costarica/costarica-geography.jpg (3) WEISSENHOFER et al. (2008c) . QN QB QG QN QB QG 12
Der Forschungszeitraum erstreckte sich von Dezember 2018 bis Februar 2019, während der Trockenzeit. Es wurden drei Bäche des Einzugsgebiets des Rio Esquinas (Abb. 2), welcher schließlich in den Golfo Dulce (pazifischer Ozean) fließt, untersucht. Alle Bäche entspringen in der Fila Gamba und fließen über in den Rio Bonito. Es wurden insgesamt sechs Proben aus drei Flüssen entnommen. Die oberen Standorte liegen im Primärregenwald und sind keinen anthropogenen Beeinträchtigungen ausgesetzt (Referenzstandorte), wohingegen die unteren Standorte neben Weideland, Straße und Wohngebiet liegen (Tab. 1; QN: Abb. 3; QG: Abb. 6; QB: Abb. 9). Letztere werden im Weiteren als beeinträchtigte/beeinflusste Standorte bezeichnet. Tab. 1: Koordinaten und Standortbeschreibungen der einzelnen Untersuchungspunkte. Die Koordinaten sind im Dezimalgrad angegeben und wurden mit einem GPS- Gerät der Tropenstation La Gamba gemessen. Fluss Koordinaten Standortbeschreibung N 8,69981° Waldstandort: ca. 100 Meter flussaufwärts hinter der Quebrada W 83,20378° Tropenstation Negra N 8,70136° Beeinflusster Standort: große Weide nahe der Tropenstation; (QN) W 83,19829° am Weg Richtung Dorfzentrum auf der linken Seite N 8,67207° Waldstandort: Zustieg bei der letzten Brücke auf dem Weg Quebrada W 83,19926° nach Golfito; Beprobung ca. 200m flussaufwärts Gamba N 8,70180 Beeinflusster Standort: Zustieg und Standort bei der letzten (QG) W 83,19158 Brücke der Nebenstraße von der Tropenstation ins Dorfzentrum N 8,68882° Waldstandort: Standort ca. 1 km flussaufwärts ab der letzten Quebrada W 83,18017° Zustiegsmöglichkeit am Ende der Seitenstraße Bolsa N 8.70712° Beeinflusster Standort: Zustieg und Standort bei der Brücke (QB) W 83.18556° auf der Straße durch La Gamba Die Referenzstandorte zeichnen sich durch ausgedehnte Bewaldung und folglich viel Schatten aus, wohingegen bei den beeinträchtigten Standorten am Ufer nur vereinzelte Bäume relativ wenig Schatten liefern. Die Bachlänge für die Makrozoobenthos-Probenentnahme betrug zwischen 15 und 30 Meter, wobei jeweils drei Proben aus Riffle (Schnellen) und drei Proben aus Pools (Gumpen) entnommen wurden. 13
Die Sedimentgröße wurde visuell geschätzt. Dazu wurden die gängigen Korngrößen Schluff/Sand (< 2 mm), Kies (2-63 mm), Geröll (63- 200 mm) und Blöcke (>200mm) gewählt und deren prozentueller Anteil im Flussbett angegeben. Auch die Abschattung des Flusses wurde visuell in 5% Schritten geschätzt. Alle Werte sind in folgender Tabelle zu finden: Tab. 2: Geschätzter prozentueller Anteil der Sedimentgröße und der Abschattung aller sechs Standorte. Waldstandorte (W); anthropogen beeinflusste Standorte (A). Quebrada Negra Quebrada Gamba Quebrada Bolsa W A W A W A Sand 10% 30% 20% 30% 20% 40% Kies 40% 60% 40% 50% 30% 50% Sedimentgröße Geröll 40% 10% 25% 20% 30% 10% Blöcke 10% - 15% - 20% - Abschattung 90% 10% 95% 50% 85% 5% 3.1.1. Quebrada Negra Quebrada Negra ist ein Bach erster Ordnung, der im Schluchtwald auf etwa 180m Seehöhe oberhalb der Esquinas Rainforest Lodge entspringt, an der Tropenstation vorbeifließt und nach ca. 2,7km in den Quebrada Gamba mündet (FÜREDER et al. 2014). Er entwässert neben Primärregenwald, auch Sekundärwald und Viehweiden, und ist, aufgrund der Nähe zur Tropenstation, der am besten untersuchte Bach in La Gamba. In manchen Bereichen nahe der Tropenstation wurde das Flussufer, aufgrund früherer landwirtschaftlicher Nutzung, befestigt (vgl. HOLZER 2018) Abb. 3: Waldstandort (links) und beeinflusster Standort (rechts) am Quebrada Negra. 14
Der Referenzstandort befindet sich nur wenige 100 Meter von der Station entfernt. Er ist ein Beispiel für einen natürlichen, dynamischen und unregulierten Flusslauf und weist das typische Profil eines Quellflusses auf: steinig, flach, schmal und dichte Ufervegetation (TSCHELAUT et al. 2008). Die Vegetation entspricht der eines schmalen Flusses mit Anpassungen an flache Terrassen. Merkmale dieses Typs sind u.a.: hohe Bäume (bis zu 50m) mit massiven Stämmen und Brettwurzeln und dichter Unterwuchs (FÜREDER et al. 2014). Der Standort der Beprobung liegt im Bereich des alten Sekundärregenwalds (WEISSENHOFER et al. 2008b), wobei davon ausgegangen wird, dass mittlerweile natürliche Bedingungen herrschen. Durch hineingefallene Baumstämme (Abb. 5a) und in den Bach hängende Pflanzen und Wurzeln (Abb. 5c) bietet dieser Bach eine Vielzahl an Habitaten für Makroinvertebraten. Häufige Hochwasserereignisse prägen zusätzlich das Flussbett und sorgen für reich strukturierte Uferbereiche (FÜREDER et al. 2014). Abb. 4: Referenzstandort Quebrada Negra: a: Riffle an im Bach liegenden Stamm; b: Probenahme; c: Wurzeln im Wasser bieten zusätzliche Mikrohabitate. Der beeinflusste Standort ist Teil einer Rinderweide und ist auch für die Tiere frei zugänglich. Nur einzelne Bäume, die meisten der Gattung Senna, stehen am Ufer. Aufgrund der geringen Ufervegetation gibt es kaum Schatten, weshalb die Sonneneinstrahlung sehr hoch ist. Obwohl der Standort sehr nahe dem Referenzstandort liegt, ist das Bachbett deutlich breiter und die Fließgeschwindigkeit deutlich langsamer; tiefe Pools reihen sich aneinander. In den Pools wachsen teils dicht aneinander Wasserpflanzen (Abb. 4a). Starker Algenbewuchs trübt das Wasser (Abb. 4b/c) und ist typisch für diesen Abschnitt. Abb. 5: Weidestandort Quebrada Negra: a: Wasserpflanzen in einem kniehohen Pool; b und c: Starker Algenwuchs am Probestandort. 15
3.1.2. Quebrada Gamba Der Quebrada Gamba entwässert im Oberlauf primäres Regenwaldgebiet und wird im Mittel- bzw. Unterlauf zunehmend anthropogen beeinträchtigt (u.a. Straße, Ölpalmplantage, Viehweide). Er entspringt auf etwa 260m Seehöhe der Fila Gamba und windet sich über 7,7 km ins Tal, wo er vorerst mit dem Quebrada Bolsa zusammenfließt (TSCHELAUT 2005) und schließlich in den Rio Bonito mündet. Abb. 6: Waldstandort (links) und beeinflusster Standort (rechts) am Quebrada Gamba. Der Standort im Primärregenwald Abb. 6war vergleichsweise seicht und führte zum Zeitpunkt der Beprobung wenig Wasser. Kleinere Kiesbänke an denen sich Laub ansammelte, waren im Flussbett vorhanden (Abb. 7c) und wurden an mehreren Stellen durchflossen. Die Ufervegetation entspricht der eines Schluchtwaldes und weist 30-40 m hohe Bäume und dichten Unterwuchs auf (Abb. 7b). Weiters ist die Ufervegetation mit zahlreichen Lianen und Epiphyten bewachsen (Abb. 7a). Abb. 7: Waldstandort Quebrada Gamba: a: Epiphyten an Uferpflanzen; b: dichter Unterwuchs am Standort; c: Schotterinsel im Bach. 16
Der anthropogen beeinflusste Standort hat an beiden Uferseiten einen schmalen Baumgürtel, der teils unterbrochen ist. Orographisch links befindet sich landwirtschaftlich genutzte Fläche und rechts die Hauptstraße von La Gamba. Im Vergleich zum Referenzstandort führt der Quebrada Gamba hier mehr Wasser und auch das Flussbett ist deutlich breiter, was wahrscheinlich einerseits an der großen Distanz zwischen den beiden Standorten liegt und andererseits am Zufluss mehrerer kleiner Bäche. Tiefe Pools wechseln sich mit seichten, schnellerfließenden Riffeln ab (Abb. 8); Schotterbänke werden von Wasser um- bzw. durchflossen. Im Vergleich zu den anderen beeinflussten Standorten wirkt dieser deutlich naturbelassener. Abb. 8: anthropogener Standort Quebrada Gamba: a & b: tiefe Pools am Probestandort; c: Riffle am Probestandort. 17
3.1.3. Quebrada Bolsa Quebrada Bolsa ist ein tropischer Tieflandregenwaldbach zweiter Ordnung (lt. TSCHELAUT et al. 2008; FÜREDER et al. 2014), welcher bogig verzweigt zuerst Primärregenwald, Sekundärregenwald, landwirtschaftliche Flächen (z. B. Ölpalmplantagen) und schließlich Siedlungsgebiet durchquert (vgl. WEISSENHOFER et al. 2008b). Im oberen Flusslauf sind oft große Gesteinsbrocken und Baumstämme inmitten des Bachbetts, welche zahlreiche Lebensräume für Lebewesen bieten. Der Primärwald in diesem Bereich reicht bis zum Ufer und steht teils auf steilen Flanken (FÜREDER et al. 2014). Oft sind breite Schotterbänke vorhanden, die von krautigen Pionierpflanzen besiedelt werden. In der Trockenzeit kann es in manchen Teilen zur oberflächlichen Austrocknung des Flusses kommen. Abb. 9: Waldstandort (links) und beeinflusster Standort (rechts) am Quebrada Bolsa. 18
Der erste Standort befindet sich im Primärregenwald und wurde nach oben hin von umgestürzten Bäumen begrenzt (Abb. 10a). Riffle und Pools wechselten sich gleichmäßig ab; Uferpflanzen und andere Strukturen hingen teils ins Wasser und boten zusätzliche Lebensräume (Abb. 10b/c). An einer Seite ragte eine steile Flanke mit dichtem Wald empor. Trotz der umliegenden Bäume, die den Großteil des Baches beschatten, gibt es immer wieder Bereiche, die aufgrund des breiten Flussbettes gut belichtet werden. Abb. 10: Waldstandort Quebrada Bolsa: a: umgefallene Bäume am Probebach; Uferstrukturen (b) und Pflanzen (c) die ins Wasser reichen. Der anthropogen beeinflusste Standort befindet sich im Siedlungsgebiet von La Gamba. Häuser entlang des Flusses werden nur durch einen schmalen Baumgürtel, der kaum Schatten bietet, vom Fluss getrennt. Direkt über den Fluss führt eine Brücke (Abb. 11a), bei der man zum Fluss steigen kann. Hunde als auch Kinder wurden des Öfteren beim Spielen am Fluss angetroffen und bieten somit eine zusätzliche Beeinflussung. Die orographisch linke Seite des Flusses ist durch Erosion geprägt (Abb. 11b). Weiter flussaufwärts verläuft der Fluss entlang einer Ölpalmplantage, wobei auch hier das Ufer stark erodiert. Abb. 11: beeinträchtigter Standort Quebrada Bolsa: a: Brücke am Probeort, b: erodiertes Ufer c: beschatteter Pool durch Pflanzen der Gattung Senna. 19
3.2. Abiotische Messungen Die Messungen wurden mit einem Gerät der Firma HACH aus der HQ- Serie (HQ40d) durchgeführt. Es wurden Temperatur, PH- Wert, Leitfähigkeit und Sauerstoffkonzentration und -sättigung gemessen. Da die LDO (Luminescent-Dissolved-Oxygen) - Elektrode nach den ersten beiden Benutzungen nicht mehr richtig funktionierte, sind für Quebrada Gamba und Quebrada Bolsa keine Daten zu Sauerstoffgehalt und -sättigung zum Untersuchungszeitpunkt vorhanden. Die Angaben zu QB konnten durch Messungen der zoologischen Exkursion der Universität Innsbruck im Februar ergänzt werden und sind dementsprechend gekennzeichnet. Es wurden jeweils drei Messungen jedes Faktors pro Standort durchgeführt und der daraus resultierende Mittelwert errechnet. Die einzelnen Messungen wurden mindestens fünf Meter voneinander durchgeführt, um etwaige Unterschiede zu erfassen. Da das Gerät zwei Anschlüsse hat, wurden zwei Messungen parallel durchgeführt; der dritte Messwert wurde, nachdem eine Elektrode ausgetauscht wurde, im Anschluss erfasst. Der Temperaturwert wurde von der Leitfähigkeitselektrode übernommen, da dieser der genaueste ist (Dechent Elias, persönliche Mitteilung). 3.3. Makrozoobenthos-Sampling An allen Standorten wurden quantitative Proben genommen; für QN und QB liegen zusätzlich qualitative Daten der Exkursion der Universität Innsbruck vor, welche auch miteinbezogen werden. In der ersten Dezemberwoche wurden die Probenstandorte ausgesucht, dabei war wichtig, einen möglichst repräsentativen Abschnitt des Baches auszuwählen, wo sowohl Riffle- , als auch Pool -Sektionen vorhanden sind. Im Laufe der weiteren Wochen wurden dann die Proben an den verschiedenen Standorten genommen und ausgewertet. Für das quantitative Sampling wurde ein 30x30cm großer Kicksampler mit einer Maschenweite von 150μm verwendet. Insgesamt wurden 36 Proben genommen; pro Standort wurden jeweils drei Riffle und drei Pools beprobt. Diese wurden mit der Absicht, möglichst viele Mikrohabitate abzudecken, ausgesucht. Für das Sammeln des Makrozoobenthos (MZB), wurde kurz oberhalb des Kicksamplers in einem ca. 90cm² großen Feld (Grundfläche des Samplers) der Boden des Bachs von Hand bzw. Fuß für ca. eine Minute lang aufgewirbelt; die so „freiwerdenden“ Lebewesen wurden durch die Strömung in das Netz getrieben. In Pools musste mit der Hand selbst eine Strömung Richtung Netz erzeugt werden. Große Steine in dem 90cm² Feld wurden in einem weißen Kübel mit einer gewöhnlichen Küchenbürste abgeschrubbt und anschließend zurück in den Bach gelegt. Der Inhalt des Kicksamplers wurde ebenfalls in den Kübel geleert. 20
Dieser wurde dann geschwungen, um kleine Steine und Sand von organischem Material zu trennen. Anschließend wurde das organische Material durch ein Handnetz gesiebt. Dieser Vorgang wurde ca. 3mal wiederholt. Der Inhalt des Handnetzes wurde in kleine Plastiksäcke abgefüllt und mit 80% Ethanol fixiert. Die Säcke wurden verknotet, in einen Plastikbehälter gelegt und ins Labor transportiert. Für das qualitative Sampling wurden mehrere Techniken angewandt: die Benützung eines Handnetzes (Vorgang ähnlich wie beim Kicksampling) und das Sammeln von organischem Material (wie z.B. Blatthaufen) in einer Schale. Alle Individuen wurden anschließend per Pinzette aus dem Substrat gepickt. Das qualitative Samplen dauerte ca. 30 Minuten und inkludierte sowohl die Zeit des Sammelns als auch die Zeit der Separierung des MZB und wurde von vier Personen gleichzeitig durchgeführt. Die Individuen wurden mit 80% Ethanol in Eppendorfer-Tubes fixiert und für die weitere Bestimmung ins Labor gebracht. 3.4. Bestimmung des Makrozoobenthos Die quantitativen Proben wurden zum Teil in Costa Rica und zum Teil in Österreich am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck bestimmt und ausgezählt. In Costa Rica wurden die Proben unter einer Stereolupe der Marke Leica von organischem und anorganischem Material getrennt, in der Folge bestimmt und in Eppendorfer-Röhrchen in 80% Alkohol im Labor gelagert. In Österreich erfolgte ein Zwischenschritt: Die Proben wurden vor dem Auswerten durch ein 1000μm, 500 μm und 100μm Sieb gegeben: anschließend wurde das Makrozoobenthos aus den 1000μm und 500μm Proben unter einem Auflichtmikroskop aussortiert, bestimmt und in Glasröhrchen mit 80% Alkohol bei Raumtemperatur gelagert. Alle gesammelten Makroinvertebraten wurden zur tiefstmöglichen taxonomischen Ebene, meist Gattung oder Familie, bestimmt. Dazu wurden taxonomische Bestimmungsschlüssel aus Macroinvertebrados de Agua Dulce de Costa Rica I (SPRINGER et al. 2010) und Keys to neotropical hexapoda (ROGERS et al. 2018) verwendet. Zusätzlich wurden ROLDÁN PÉREZ (1996) und WIGGINS (2015) herangezogen. Die qualitativen Proben wurden in der Tropenstation mithilfe einer Stereolupe auf Familienniveau bestimmt. Dabei wurden neben oben genannter Literatur unter anderem sogenannte „Guías fotográficas“ von PABLO E. GUTIÉRREZ-FONSECA et al. (2016) und VÁSQUEZ et al. (2010) genutzt. 21
3.5. Der BMWP´- CR- Index Die “The Biological Monitoring Working Party” (BMWP) entstand 1978 und wurde zur Bewertung von Flüssen in Großbritannien entwickelt. Später wurde der Index von ALBA- TERCEDOR & SÁNCHEZ-ORTEGA (1988) für Spanien angepasst und schließlich 2007 für Costa Rica (CR) modifiziert (SPRINGER 2010a). Der Index basiert auf der Anzahl der vorkommenden Familien des Makrozoobenthos und deren zugewiesenen Toleranz-Punkte (von 1 bis 9). Weder die Anzahl der Individuen, noch die der Gattungen spielen eine Rolle (ebd.). Die Punkteanzahl jeder Familie ist im DECRETO NO. 33903- MINAE-S. (17.09. 2007) gelistet. Tab. 3 zeigt den Grad der Wasserqualität, die dazugehörigen Indexzahlen und die Farbe jeder Kategorie. Zu beachten ist, dass Familien, die im Pelagial leben (z.B. Gerridae oder Veliidae) nicht zum Makrozoobenthos zählen und deshalb nicht zur Berechnung der Wassergüte herangezogen werden. Tab. 3: Klassifizierung der Wasserqualität anhand der Gesamtpunktezahl des BMWP´-CR- Indexes entsprechend der Makrozoobenthos- Familien und die zugehörige Referenzfarbe. Grad der Wasserqualität Index Wert: Farbe BMWP´- CR Exzellente Wasserqualität >120 Sehr gute Wasserqualität 101-120 Gute Wasserqualität, leicht kontaminiert 61-100 Schlechte Wasserqualität, kontaminiert 36-60 Sehr schlechte Wasserqualität, sehr kontaminiert 16-35 Extrem schlechte Wasserqualität, extrem kontaminiert
3.6. EPT-Taxa Ephemeroptera, Plecoptera und Trichoptera (kz. EPT Taxa) gelten als relativ sensible Gruppen betreffend der Wasserqualität (vgl. u.a. SPRINGER 2010a; MAFLA 2005; AB HAMID & MD RAWI 2017) und werden daher häufig als Bioindikatoren für aquatische Systeme genutzt. In der vorliegenden Arbeit werden die taxonomische Vielfalt, Abundanz und der relative Anteil der EPT-Taxa an den Probestandorten betrachtet. 3.7. „Functional Feeding Groups“ Die “functional feeding groups” (kz. FFG) Klassifizierung wurde von Cummins (1973) und Kollaboratoren (CUMMINS & KLUG 1979) eingeführt, um die Einbeziehung von Makroinvertebraten in gewässerökologische Studien zu erleichtern (RAMÍREZ & GUTIÉRREZ- FONSECA 2014b). Zur Klassifizierung der verschiedenen Gruppen wurden morphologische Charakteristiken ( z.B. Mundwerkzeuge) und Verhaltensweisen (z.B. Art der Futteraufnahme) kombiniert betrachtet (CUMMINS & KLUG 1979), um deren Rolle in Ökosystemprozessen zu verstehen. Alle Taxa wurden, wenn möglich, entsprechend ihrer FFG in „scrapers“, „piercers“, „shredders“, „collectors“, „filterers“ und „predators“ nach TOMANOVA et al. (2006), CHARÁ- SERNA et al. (2010) und RAMÍREZ & GUTIÉRREZ-FONSECA (2014b) zugeteilt. Genaue Beschreibungen der sechs Gruppen sind Tab. 4. zu entnehmen. Um Missverständnisse zu vermeiden werden die englischen Bezeichnungen beibehalten; die Übersetzungen in den Klammern dienen als Orientierungshilfe und wurden sinngemäß übersetzt. Eine laufend aktualisierte Liste der FFG in Lateinamerika kann unter https://www.ramirezlab.net/ffg eingesehen werden. 23
Tab. 4: Beschreibung der „Functional Feeding Groups“ nach RAMÍREZ & GUTIÉRREZ-FONSECA (2014b). Functional Feeding Group Beschreibung Benutzen ihre Mundwerkzeuge, um Rohstoffe. die auf Substraten wachsen abzuschaben. Zu diesen Rohstoffen SCRAPERS (~WEIDEGÄNGER) zählen u.a. Algen, die über Steine wachsen, Biofilme aus Bakterien, Pilzen und Algen. zerschneiden oder stechen Pflanzengewebe mit ihren PIERCERS (~ZELLSTECHER) Mundwerkzeugen, um an den Pflanzensaft zu kommen Schneiden oder kauen Stücke von lebendem oder totem Pflanzenmaterial sowie Blätter oder Holz zu kleineren SHREDDERS (~ZERKLEINERER) Stücken, welche flussabwärts transportiert werden. Dabei werden auch Nährstoffe für Mikroben frei. Sie werden auch als Konsumenten des CPOM bezeichnet. COLLECTOR-GATHERERS Haben modifizierte Mundwerkzeuge, um kleine Partikel (~SAMMLER) (FPOM) am Flussboden zu sieben oder sammeln. Haben spezielle Anpassungen, um Partikel direkt aus dem FILTERERS ODER COLLECTOR- Wasser zu fangen, wie z.B. das Konstruieren von Netzen FILTERERS (~FILTRIERER) (einige Familien der Trichoptera) oder modifizierte Mundwerkzeuge (Bsp. Simuliidae). Fangen andere Organismen als Nahrung. Dabei gibt es PREDATORS (~RÄUBER) verschiedene Strategien, um Beute zu fangen, u.a. modifizierte Mundwerkzeuge (Bsp. Libellen) 24
3.8. Datenanalyse Unterschiede in der Gesamtabundanz, der taxonomischen Vielfalt und dem Beitrag von Schlüsselgruppen wie Eintagsfliegen (Ephemeroptera), Köcherfliegen (Trichoptera) und Steinfliegen (Plecoptera) oder „Functional Feeding Groups“ (FFG) in der benthischen Gemeinschaft zwischen Referenz- und beeinträchtigten Standorten wurden mit Hilfe von t- Tests (unter Verwendung des Bootstrap-Verfahren) zusammen mit Nullhypothesentests (p- Werte für Differenzen) untersucht. Mittelwerte, Standardabweichungen, Differenzen mit 95% Konfidenzintervall (CI) und Signifikanzniveaus wurden aus 9999 bootstrapped Proben mit 9999 Permutationen errechnet. Um die Verteilung der FFGs an den Standorten graphisch zu veranschaulichen, wurde eine Hauptkomponentenanalyse (engl. PCA) durchgeführt. Um die Unterschiede in der Makrozoobenthos Gemeinschaftsstruktur zwischen Wald- und beeinträchtigten Standorten zu quantifizieren, wurden eine multivariate, nicht- parametrische Varianzanalyse (einfaktorielle PERMANOVA) angewendet, die Signifikanz durch Permutation beurteilt. Bei signifikanten Ergebnissen der PERMANOVA mit 9999 Permutationen, wurden paarweise Tests zwischen den einzelnen Standorten durchgeführt. Eine nicht-metrische multidimensionale Skalierung (NMDS) verbildlicht die Unterschiede zwischen den Standorten; umso größer die Distanz zwischen den Probenahmen, desto größer der Unterschied in der Makroinvertebraten- Lebensgemeinschaft. Schließlich gibt die „Ähnlichkeitsprozentsatzanalyse“ (SIMPER) Aufschlüsse darüber, welche taxonomischen Gruppen die Unterschiede in der Makroinvertebraten-Struktur zwischen Wald- und anthropogenen Standorten ausmachen. Alle drei Verfahren basieren auf dem Bray-Curtis Ähnlichkeitsindex der Gemeinschaftsstruktur (Taxa x Abundanz). Alle statistischen Analysen wurden mit Hilfe von PASTv3.25 (HAMMER et al. 2001) durchgeführt; PCA- und NMDS-Grafiken wurden mit der Versuchsversion von Canoco5 (SMILAUER & LEPŠ 2014) erstellt. 25
4. Ergebnisse 4.1. Physikalisch-chemische Parameter Für die hydrochemische Analyse wurden Temperatur [°C], Konduktivität [µS/cm], Sauerstoffkonzentration [mg/L] und -sättigung [%] und pH-Wert jedes Flusses gemessen. Eine Auflistung aller Werte befindet sich in Tab. 5. Unterschiede zwischen Temperatur, Konduktivität und Sauerstoffsättigung zwischen Wald(W)- und beeinflussten (A) Standorten sind ersichtlich. Die Temperatur an Waldstandorten war deutlich geringer als an den anthropogenen Standorten. Die geringste Temperatur mit 24,3°C wurde am Referenzort des QG verzeichnet, die höchste im beeinträchtigen Gebiet des QB. Der geringste Unterschied (1,4°C) zwischen den Standorten bestand am QG, der größte am QB (2,49°C). Die Konduktivität war an den Referenzstandorten prinzipiell höher als an deren zugehörigen Standorten flussabwärts. So lagen die Unterschiede bei 19,1µS/cm (QN), 51,5µS/cm (QG) und 25,14µS/cm (QB). Sauerstoffkonzentration und –sättigung konnten nur an QN problemlos gemessen werden; Werte für QB liegen aus der zoologischen Exkursion der Universität Innsbruck vor; für QG konnten keine Werte gemessen werden. Die Sauerstoffsättigung war an den anthropogen beeinflussten Standorten höher als an den Waldstandorten und unterschied sich um 12% bei QN und um 27,40% bei QB. Der pH-Wert lässt keine Rückschlüsse auf Unterschiede zwischen den Standorten schließen und befindet sich zwischen 7,61(QN-A) und 8,05 (QB-W). Tab. 5: Physikalisch- chemische Parameter der sechs Beprobungsstandorte. Mit * gekennzeichnete Werte entstammen der Exkursion im Februar (siehe 3.2); nicht vorhandene Daten wurden mit n.a. (not available) gekennzeichnet. Abk.: QN Quebrada Negra QG Quebrada Gamba, QB Quebrada Bolsa; W Wald- und A anthropogener Standort. Fluss QN-W QN-A QG-W QG-A QB-W QB-A Datum 11.12.18 15.12.18 23.01.19 24.01.19 25.12.18 27.12.18 Temperatur [°C] 24,80 26,02 24,30 25,70 24,58 27,07 Konduktivität [µS/cm] 210,20 191,20 236,50 185 186,37 161,23 O2 [mg/L] 7,14 7,90 n.a. n.a. 7,91* 9.06* O2 [%] 89,30 101,30 n.a. n.a. 95,20* 122,60* pH- Wert 7,63 7,61 7,82 7,62 8,05 7,58 26
4.2. Abundanz und Diversität Insgesamt wurden 23838 Lebewesen beim quantitativen Beproben gesammelt, 6694 an den Referenzstandorten und 17144 an den beeinflussten Standorten. Alleine an dem Weidestandort am Quebrada Negra (QN) wurde fast die Hälfte der Individuen (9209) gesammelt, davon gehören alleine 7594 Individuen der Familie Chironomidae (Zuckmücken) an. Die zweithöchste Individuenzahl pro Standort wurde am unteren Standort des Quebrada Bolsa (QB) mit insgesamt 5290 Individuen verzeichnet, wobei alleine 1475 Individuen den Oligochaeta und 1320 den Chironomidae angehören. Es folgt der anthropogen beeinflusste Standort des Quebrada Gamba (QG) mit 2645 Individuen. Bei den Waldstandorten ist der Unterschied in der Individuenzahl weitaus niedriger: mit 2564 liegt QB an erster Stelle, gefolgt von QG mit nur 68 Individuen weniger (2496); QN hat deutlich am wenigsten Individuen mit nur 1627. Wenn man die beiden Standorttypen vergleicht, sind benthische Lebensgemeinschaften in anthropogen beeinflussten Standorten deutlich abundanter als in Referenzgegenden. Statistisch signifikant (p
Die taxonomische Vielfalt reichte von 41 Taxa am beeinflussten Standort des QB bis zu 50 Taxa am Waldstandort desselben Flusses. QN hat 48 Taxa am Waldstandort und 45 am Weidestandort und QG 43 am Waldstandort und 46 am Standort flussabwärts. Eine Gesamttaxaliste, die alle Beprobungsorte umfasst, ist im Anhang (Tab. 9) zu finden. Insgesamt wurden 92 Makroinvertebraten- Taxa in den Untersuchungsflüssen identifiziert, wobei 44 Fluginsektenfamilien (Pterygota) und zehn andere taxonomische Gruppen (Hydrachnidia, Oligochaeta, Ostracoda, Copepoda, Platyhelminthes, Nematomorpha, Collembola, Decapoda, Bivalvia und Hirudinea) vorhanden sind. Bei den qualitativen Proben von QN und QB wurden insgesamt 412 Individuen gesammelt, 296 von QB (141 Waldstandort und 155 beeinflusster Standort) und 116 von QN (65 Waldstandort und 51 beeinflusster Standort). Wie auch bei den quantitativen Proben ist die Anzahl der Familien bei den Waldstandorten deutlich höher als bei den anthropogen Beeinflussten. So wurden an den oberen Abschnitten des QN und QB 16 bzw. 14 und an den unteren Abschnitten 8 bzw. 11 Familien gezählt. Bemerkenswert ist, dass am Referenzort des QN trotz geringer Individuenzahl mehr Familien als am Referenzort des QB vorkommen. 4.3. Zusammensetzung der benthischen Lebensgemeinschaften Aquatische Insekten waren die dominierende Gruppe in den drei Flüssen. Sogenannte Nicht- Insekten Taxa machten an Waldstandorten nur 2,76% aus; an beeinflussten Standorten 8,79%, wobei davon ca. 90% aller Individuen (1475) der Gruppe der Oligochaeta des beeinflussten Standorts des QB angehörten. Insgesamt waren mehr als 27% aller Individuen an diesem Standort Oligochaeta und somit die am zweitstärksten vertretene Gruppe nach den Chironomidae mit 33%. Diptera war die häufigste Ordnung in allen Gebieten (~65% aller Individuen) mit der zahlenmäßig größten Familie der Chironomidae (~58% aller Individuen). Am Weidestandort des QN waren knapp 84% aller Makroinvertebraten Zuckmücken (Chironomidae). Neben den Diptera waren Ephemeroptera, Oligochaeta, Trichoptera und Coleoptera die häufigsten Taxa. Abb. 14 zeigt die absolute und relative Häufigkeit der Großgruppen an allen sechs Standorten: 28
10000 Ephemeroptera Trichoptera 9000 8000 Diptera Coleoptera 7000 Anzahl der Individuen 6000 other insect taxa Non insect taxa 5000 4000 3000 2000 1000 0 Wald Weide Wald Straße Wald Siedlung Quebrada Negra Quebrada Gamba Quebrada Bolsa 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Wald Weide Wald Straße Wald Siedlung Quebrada Negra Quebrada Gamba Quebrada Bolsa Abb. 14: Taxonomische Zusammensetzung des Makrozoobenthos in Wald- und beeinflussten Standorten gemessen an der absoluten Häufigkeit (oben) und der relativen Häufigkeit (unten). Vgl. QN und QB in DUSCHEK et al. (2019) . 29
Ein “One-Way PERMANOVA” zeigte, dass benthische Lebensgemeinschaften sich maßgeblich zwischen Waldstandort und anthropogenem Standort unterscheiden, und dass das Vorhandensein bzw. Fehlen von Ufervegetation mit der Zusammensetzung der benthischen Gemeinschaft zusammenhängt (p
Die Simper-Analyse gibt Aufschlüsse, welche taxonomischen Gruppen die Unterschiede zwischen Wald- und anthropogen beeinflussten Standorten erklären. Der Unterschied zwischen den Standorttypen konnte zu 82,96% von den elf häufigsten Taxa erklärt werden. Den größten Beitrag leistete die Ordnung Diptera (3 Taxa, 46.69%), gefolgt von Ephemeroptera (5 Taxa, 20.12%), Oligochaeta (1 Taxon, 11.34%), Trichoptera (1 Taxon, 3,32%) und Coleoptera (1 Taxon, 1,46%). Die Unähnlichkeit (average dissimilarity) der Makroinvertebraten- Gesellschaften war bei QN am größten mit mehr als 70%, bei QB lag sie bei ungefähr 66% und bei QG bei knapp unter 50%. Meist haben dieselben Taxa zu Unterschieden zwischen den Standorttypen an den drei Flüssen beigetragen. Sieben der 15 Taxa der Ordnungen Diptera (Chironomidae, Ceratopogoniae und Simuliidae), Ephemeroptera (Baetodes, Tricorythodes und Leptohyphidae) und Trichoptera (Leptonema) tragen in allen drei Flüssen zu Unterschieden zwischen Wald- und anthropogenen Standorten bei. Einige Unterschiede zwischen den Standorten waren dennoch offensichtlich. Bei QN und QG trägt die Familie der Chironomidae (QN: 77,28%, QG: 21,62%) den größten Unterschied in der Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften bei, bei QB die Gruppe der Oligochaeta (29%), die bei QN und QG keinen relevanten Beitrag leistet. Die Gattung Baetodes ist bei QG und QB an Waldstandorten deutlich häufiger, bei QN kommt sie am Weidestandort öfter vor. 80% der Ungleichheit (dissimilarity) wird bei QN von den ersten drei Taxa ausgelöst, währenddessen es bei QB die ersten sieben sind und bei QG 13 der 15 gelisteten Taxa, die 80% der Ungleichheit ausmachen. Die Reihung der ersten 15 Taxa der Simper-Analyse können Tab. 6 entnommen werden. 31
Tab. 6: Liste der Taxa, die die größten Beiträge zur Unähnlichkeit zwischen Wald- und anthropogenen Standorten leisten, basierend auf der SIMPER - Analyse, in der Reihenfolge abnehmender Bedeutung. Fettgedruckte Taxa kamen häufiger an Waldstandorten vor. Die durchschnittliche Unähnlichkeit (Average dissimilarity) in Klammer. Quebrada Negra Quebrada Gamba Quebrada Bolsa Gesamt (70,87%) (47,12%) (65,82%) (60,57%) 1 Chironomidae Chironomidae Oligochaeta Chironomidae 2 Baetodes Simuliidae Chironomidae Oligochaeta 3 Simuliidae Leptohyphes Leptohyphes Leptohyphes 4 Elmidae larvae Farrodes Tricorythodes Tricorythodes 5 Tricorythodes Chimarra Baetodes Baetodes 6 Americabaetis Baetodes Ceratopogoniae Simuliidae 7 Thraulodes Thraulodes Leptonema Ceratopogoniae 8 Leptonema Tricorythodes Simuliidae Leptonema 9 Hydroptilidae 1 Leptonema Smicridea Farrodes 10 Leptohyphes Naucoridae Hydroptilidae 1 Thraulodes 11 Oxyethira Ceratopogoniae Hydroptila Elmidae larvae 12 Baetidae 2 Hydrachnidia Baetidae 1 Naucoridae 13 Baetidae 1 Anacroneuria Naucoridae Hydroptilidae 1 14 Ceratopogoniae Elmidae larvae Americabaetis Americabaetis 15 Hydrachnidia Dixella Farrodes Smicridea 32
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