"Das Reich Gottes ist mitten unter euch (Lukas 17,21) - Evangelische ...

Die Seite wird erstellt Lea Dittrich
 
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                Zu Hause bei Ihnen
                                                                Anzünden einer Kerze – Stille
        und doch mit allen zusammen -
                                                                Hinführung:
   durch Gottes Geist sind wir verbunden                        Liebe Leserin, lieber Leser,
                                                                schon viele Jahre feiern wir im Januar unseren ökumenischen Gottesdienst zum
                                                                Bibelsonntag. In diesem Jahr auch als Hausgottesdienst.

                                                                Wir freuen uns, dass Sie diesen Gottesdienst zu Hause mitfeiern.

                                                                Lied: Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen…
         „Das Reich Gottes
   ist mitten unter euch.“
                   (Lukas 17,21)

          Ökumenischer Gottesdienst
                 zum Bibelsonntag
                   24. Januar 2021
  (18.00 Uhr katholische Kirche St. Alban)

(Wilfried Benner, Walter Erdmann, Carola Ernst, Heike Gerold,
     Hannah-Dorothea Nollert, Berthold Reis, Gabi Roos,
    Thomas Schwöbel, H.P. Spanheimer, Manuela Struck)
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Ich/wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes                           Gott sei uns gnädig und segne uns: Er lasse leuchten sein Angesicht über uns, und erbarme
und des Heiligen Geistes. Amen                                                                  sich unser.
                                                                                                Amen.

Einführung in den Gottesdienst                                                                  Gloria
… „das Reich Gottes ist mitten unter euch“ – diese Zusage erhalten wir heute aus Jesu Mund
im Evangelium und sie ist zugleich Thema unseres Gottesdienstes zum ökumenischen
Bibelsonntag. Es ist ein hoffnungsvoller und frohmachender Gedanke, der uns am heutigen
Morgen zukommt: Das Reich Gottes ist nicht ein ferner Gedanke oder etwas Abstraktes, das
uns am Ende der Zeiten erwartet. Es ist bereits jetzt mitten unter uns. Oder – wie es auch im
griechischen Text heißt – „in uns“. Das heißt, das Reich Gottes – diese alles übersteigende
Zusage Gottes – ist uns nicht fremd, sondern beginnt bei jedem einzelnen Menschen. Dann
sind wir Botschafterinnen und Botschafter des Reiches Gottes. Damit mutet uns Christus
aber auch einiges zu: Diese Botschaft im eigenen Leben Wirklichkeit werden zu lassen, sich
von ihr tragen zu lassen und sie an den oder die Nächsten weiterzugeben, ist keine leichte
Aufgabe. Aber wir können uns der Gnade Gottes sicher sein und mit dieser Zuversicht
diesen Gottesdienst als Zeuginnen und Zeugen des Reiches Gottes miteinander feiern und
auf sein Wort hören. Nicht immer werden wir dieser Aufgabe gerecht. Darum rufen wir den
Herrn um sein Erbarmen an.

Kyrie
Herr Jesus Christus, wir haben gesündigt und gegen dich und deinen Willen gehandelt;
erbarme dich unser!

Herr Jesus Christus, wir haben den Weg deiner Gerechtigkeit verlassen und sind nach dem
Willen unserer Herzen gewandelt; erbarme dich unser!

Herr Jesus Christus, unser Bekenntnis zu dir ist leise geworden und unser Zeugnis
verstummt; erbarme dich unser!
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Gebet

Gott.
  In Jesus von Nazareth hast du der Welt den neuen Menschen gegeben.
  Wir danken dir, dass wir ihn kennen dürfen; dass sein Wort und Beispiel
  in dieser Stunde unter uns lebendig wird. Öffne uns für seine Gegenwart.
  Rühre uns an mit seinem Geist.
  Mach durch ihn auch uns zu neuen Menschen.
  Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
  Amen

Schriftlesung Jesaja 55

Auf, alle Durstigen, kommt zum Wasser! Die ihr kein Geld habt, kommt, kauft Getreide und
esst, kommt und kauft ohne Geld und ohne Bezahlung Wein und Milch!
Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was
euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch
laben an fetten Speisen! Neigt euer Ohr und kommt zu mir, hört und ihr werdet aufleben!
Sucht den HERRN, er lässt sich finden, ruft ihn an, er ist nah!

So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege
und meine Gedanken über eure Gedanken. Denn wie der Regen und der Schnee vom
Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen    Psalmgebet nach Psalm 40
und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es
auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu    Ich harrte des HERRN, und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien.
bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.                          Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm,
                                                                                                    und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann;
In Freude werdet ihr ausziehen und in Frieden heimgebracht werden. Berge und Hügel         er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott.
brechen vor euch in Jubel aus und alle Bäume auf dem Feld klatschen in die Hände. Statt             Das werden viele sehen und sich fürchten und auf den HERRN hoffen.
Dornen wachsen Zypressen, statt Brennnesseln Myrten. Das geschieht zum Ruhm des            Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den HERRN und sich nicht wendet zu den
HERRN zum ewigen Zeichen, das niemals getilgt wird.                                        Hoffärtigen und denen, die mit Lügen umgehen!
                                                                                                    Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen; von deiner Wahrheit
Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Amen                                                und von deinem Heil rede ich.
                                                                                           Ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeinde.
                                                                                                    Du aber, HERR, wollest deine Barmherzigkeit nicht von mir wenden;
                                                                                                    lass deine Güte und Treue allewege mich behüten.
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Lass deiner sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen;                            Virus oder Reich Gottes. Tragen wir es vielleicht schon inwendig in uns, wie es in einer
und die dein Heil lieben, lass allewege sagen:                                                  anderen Übersetzung unseres Predigttextes heißt? Bei dem einen Befürchtung (Virus), bei
         Der HERR sei hochgelobt!                                                               dem anderen Hoffnung (Reich Gottes).
         Denn ich bin arm und elend; der Herr aber sorgt für mich.
Du bist mein Helfer und Erretter; mein Gott, säume doch nicht!                                  Die Fragen zum Virus sind allgegenwärtig. Und die Fragen zum Reich Gottes?
                                                                                                Ist die Frage des Pharisäers: „Wann kommt das Reich Gottes?“ auch Ihre Frage? Beten Sie
                                                                                                voller Überzeugung die Vaterunser-Bitte: „Dein Reich komme!“ Oder beschäftigt uns das
Halleluja                                                                                       weniger, was Jesus da verheißt und was eine der Hauptbotschaften seiner Verkündigung
                                                                                                ist?

                                                                                                Vielleicht ist es nicht so sehr unsere sehnsüchtige Frage und Hoffnung, weil das Kommen
                                                                                                des Reiches Gottes ja Veränderung, Wandel, Umsturz bedeuten könnte, wo wir es uns doch
                                                                                                in unserem reichen Teil der Welt so schön eingerichtet haben. Auch als Kirchen. Wir sind im
                                                                                                Großen und Ganzen ja zufrieden mit unserer Welt und unserem kleinen privaten Reich.

                                                                                                Deshalb brennt die Frage, wann Gottes Reich kommt, vielleicht nicht so sehr in unseren
                                                                                                Herzen.

                                                                                                Anders bei den Menschen in Israel zur Zeit Jesu. Sie gehören zum großen römischen Reich
                                                                                                und fühlen sich von seiner Macht und seinen Mächtigen benachteiligt und bevormundet.
                                                                                                Und deshalb hören sie ganz besonders aufmerksam hin, wenn Jesus bei seiner
                                                                                                Verkündigung von einer Alternative spricht, von einer anderen, besseren Großmacht
                                                                                                sozusagen, nämlich vom Reich Gottes. Und sie hören nicht nur genau hin, sondern sie
                                                                                                fragen auch nach bei Jesus.

                                                                                                „Wann kommt das Reich Gottes“! Diese Frage beinhaltet Sehnsucht: „Wann ist es soweit?“
Lesung des Evangeliums Lukas 17, 20+21                                                          „Wie lange noch?“ „Wievielmal müssen wir noch schlafen?“ Sehnsuchtsfragen unserer
Als Jesus aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?                   Kinder oder Enkel, wenn es auf Weihnachten zugeht. Hier in diesem Text die
antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen;               Sehnsuchtsfrage, wie lange es noch dauert, bis das Reich Gottes sichtbar für alle kommt.
man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes
ist mitten unter euch.                                                                          Wer so nach einem zukünftigen Reich, nach einer anderen Welt fragt, dem geht es in seiner
                                                                                                eigenen nicht gut. Jeder Flüchtling, der seine Heimat verlässt und sich auf den Weg macht,
                                                                                                trägt die Sehnsucht nach der anderen, der besseren Welt in sich. Weil er seine eigene kaum
Lesepredigt (Thomas Schwöbel)                                                                   noch aushalten kann, weil in ihr Leib und Leben, Ehre, Würde, Achtung, Freiheit, Kultur,
                                                                                                Menschlichkeit kaum noch zu finden sind. Diese neue Welt, dieses Reich der
Liebe Leserin und lieber Leser!                                                                 Mitmenschlichkeit, des Friedens, des Rechts, des Wohlstands erhoffen sie sich bei uns und
„Das Reich Gottes ist mitten unter euch“!                                                       haben auch guten Grund dazu. Wir haben, auch mit Corona, noch genug, was wir teilen und
Endlich ist einmal die Rede von etwas anderem, das mitten unter uns ist: Nicht das Virus,       aufteilen können.
das unser Leben seit Monaten bestimmt und gefährdet, sondern das Reich Gottes.
Virus und Reich Gottes: So gegensätzlich sie auch sind, bei beiden stellen sich ganz ähnliche   Die Sehnsucht nach einem anderen Reich mit besseren Ordnungen, und stabileren
Fragen: Wo ist ihr Anfang? Woran erkennt man sie? Was sind die Symptome? Auf welchen            Verhältnissen als den eigenen, lässt nicht nur in unserem 21. Jahrhundert Menschen
Wegen verbreiten sie sich.                                                                      aufbrechen, um sich auf den Weg in eine bessere Zukunft zu machen, sondern hat schon
                                                                                                ganz oft Menschen bewegt, sich auf die Suche zu begeben. Und oftmals sind sie dabei vom
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Regen in die Traufe gekommen. Denn notleidende und verunsicherte Menschen gerieten            zu fassen ist, den man aber erahnen und erleben kann. Leben und leben wollen, Werden
und geraten oft in die Fänge radikaler und totalitärer politischer oder gesellschaftlicher    und Vergehen, Leiden und Mitleiden, das verbindet alle Kreaturen miteinander.
Systeme, aber auch in die Fänge religiöser Gruppen, auch christlicher, die ihnen Wohlstand,
Ordnung, Frieden oder das Reich Gottes versprechen und doch nur auf ihre eigene Macht         Ehrfurcht vor dem Leben. Albert Schweitzer hat diesen Gedanken durch einen ebenso
und die Aufrechterhaltung ihrer Ideologie fixiert sind.                                       einfach wie grandios formulierten Satz ausgelegt: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten
                                                                                              von Leben, das leben will.“
Deshalb dämpft Jesus die Hoffnungen des Pharisäers auf Eindeutigkeit und auf Sichtbarkeit
mit den Worten: „Das Reich Gottes ist nicht so, dass man es beobachten kann; man wird         Mit diesem Gedanken Albert Schweitzers, der ja nicht nur Arzt, sondern auch Pfarrer war,
auch nicht sagen: Siehe, hier ist es! Oder: da ist es!“                                       kann man Jesu Botschaft vom Reich Gottes, das mitten unter uns ist, auch in unserer
                                                                                              modernen gegenwärtigen Welt weitersagen und im Ernstnehmen dieses Satzes gegenüber
Vorsicht vor denen, die eindeutige allgemeingültige Zeichen von Gottes Reich erkannt          allen Menschen, die uns begegnen und allen Tieren und Pflanzen, mit denen wir uns die
haben wollen und sie für absolut erklären, warnt Jesus. Das geht nicht gut.                   Erde teilen, dieses Reich weiterwachsen lassen. Das Reich Gottes geschieht in Beziehung:
                                                                                              „Ich bin Leben, das Leben will inmitten von Leben, das leben will.“
Was er uns von Gottes Reich sagt, klingt bescheiden und man kann damit keinen Staat           Das ist ein Satz, den ich weiterhin beherzigen will.
machen: Es ist mitten unter euch. Es hat seinen Raum in euren Beziehungen, es wächst in
eurem Umgang miteinander. Das Reich Gottes gewinnt Land in der Fürsorge, der Vernunft,
der Gerechtigkeit, der Besonnenheit, mit der ihr miteinander umgeht und füreinander da        Vor gut drei Monaten saßen wir ökumenisch zusammen und haben über den Inhalt unseres
seid und aufeinander achtet. Es wird kein Reich mit Landbesitz und Grenzen. Kein              ersten gemeinsamen Weihnachtsbriefs gesprochen. Und es tauchte der Gedanke auf, dass
Territorium. Es ist keine Herrschaftsform, sondern es ist Beziehung und Geschehen             in diesen Weihnachtsbrief auch ein Bericht über die Situation der Flüchtlinge auf Lesbos mit
zwischen Menschen und wir würden heute ergänzen: Schöpfung. Das Reich Gottes liegt            hineingehören sollte. Mir war der Gedanke erst fremd und ich wäre nicht selbst darauf
mitten unter uns. Darin, wie wir miteinander umgehen.                                         gekommen: Was soll das in einer Zeit, in der die Menschen schon genug Probleme mit dem
Das ist schwer zu fassen, das weiß ich. Eindeutige, greifbare Erkennungszeichen für das       Virus haben und wir sie stärken wollen und nicht noch mehr Probleme liefern wollen?
Wachsen von Gottes Reich wären für uns leichter.                                              Was für ein Glück, dass andere anders dachten und wir die Not dieser Menschen auch in
Vielleicht gilt für das Reich Gottes genau das, was Paulus in seinem großartigen Kapitel in   unserer schwierigen Situation nicht vergessen haben und ihrem Leid und dem Unrecht, das
1. Korinther 13 über die Liebe schreibt: „Jetzt erkenne ich stückweise, aber dann werde ich   ihnen - auch durch das Nichtstun anderer - widerfährt, eine Öffentlichkeit gegeben haben.
erkennen, wie ich erkannt worden bin.“ Liebe und Reich Gottes – sie sind nicht weit
auseinander. Vielleicht sind sie sogar eins.                                                  Das war für mich Reich Gottes in doppelter Hinsicht: Zum einen in der eigenen Not sich
                                                                                              nicht nur noch um sich selbst drehen, sondern den Blick auf das Leben anderer aufrecht-
Nur „stückweise“ erkennen wir, sagt Paulus. Aber auch das Stückwerk hat sein Recht. Wir       erhalten, die auch leben wollen, wie Albert Schweizer sagt, und ihre Rechte wahrnehmen.
werden ihnen nachher einige Stückwerk-Gedanken zum Reich Gottes vorstellen und Sie            Öffentlichkeit schaffen und Bewusstsein schärfen für Not und Leid, die änderbar und
können selbst noch einige aufschreiben.                                                       bewältigbar sind.
Von mir zum Schluss drei Erkennens-Stückwerke für das Reich Gottes. Ohne Anspruch auf         Ich war am Donnerstag im Impfzentrum in Ingelheim in der fast leer stehenden
Objektivität.                                                                                 Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Sicher kein Ort großer Gemütlichkeit, aber
                                                                                              saubere, warme Räume mit sanitären Einrichtungen und den Möglichkeiten medizinischer
                                                                                              Versorgung. Welch ein Unterschied zu den Zelten in den Lagern auf dem Balkan, in denen
Vor gut hundertfünf Jahren, im Herbst 1915, schleppte sich ein altes Dampfboot den Fluss      das Wasser steht und menschenwürdiges Leben nicht gegeben ist.
Ogowe hinauf. Auf dem Schiff brütet der Urwaldarzt Albert Schweitzer über seinen
Manuskripten. In Gedanken versunken schweift sein Blick über die vorbeiziehende Land-         Zum anderen: Am Reich Gottes können wir nur miteinander in Beziehung bauen. Was der
schaft. Er sieht eine Gruppe Flusspferde. Lautlos und friedlich zieht sie durch das Wasser    eine nicht sieht, darauf kann ein anderer hinweisen. Wie gut, wenn wir im Namen Jesu
und verschwimmt mit der untergehenden Abendsonne. So hat es Albert Schweitzer später          aufeinander hören, miteinander reden, uns gedanklich voranbringen, korrigieren, stärken
selbst beschrieben. In diesem Augenblick fasst Schweitzer den Gedanken, der zum               und so am Reich Gottes weiterbauen. Glaube braucht die Gemeinschaft der Glaubens-
Fundament seines Denkens und Handelns wird: Die Idee von der „Ehrfurcht vor dem               geschwister.
Leben.“ Schweitzer erkennt, dass in allem Leben ein tiefer Wert wohnt, der nicht in Worten
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Das dritte Gedankenstückwerk: An einem Gegenstand kann ich das Reich Gottes doch mit         ihre Ausstrahlung bereicherten, sondern auch schon durch den Aufnahmeprozess und das
Händen fassen: Wenn ich die Bibel in die Hand nehme und Gott sich mir in seinen Worten       dabei erforderliche Zusammenwirken.
zeigt. Das ist Reich Gottes in greifbarer, anfassbarer Form.                                 Dadurch kam es auch zur Stärkung der ökumenischen Zusammenarbeit.
Die meisten von uns haben dieses Stück Gottesreich zu Hause. Fassens sie es an. Lesen sie.
Vielleicht mit Hilfe des Losungsplans der Herrnhuter Losungen, den man sich bestellen        Wir hören unglaubliche Nachrichten über Coronaleugner, Megaparties in Frankreich und
kann.                                                                                        Spanien und beobachten auch in unserem Alltag unverantwortliches Verhalten. → Die
Jesus erzählt in der Bibel viel über das Reich Gottes. Immer in Gleichnissen, also in        überwältigende Mehrheit der Deutschen verhält sich auch nach einem knappen Jahr der
Vergleichen aus unserer Lebenswelt. Da ist es zu finden. Zwischen uns Menschen und dem,      Einschränkungen verantwortlich.
wie wir miteinander umgehen. Die Bibel zeigt uns, nicht nur am Bibelsonntag, dazu den
guten Weg.                                                                                   Wirtschaftlicher Einbruch, Verlust von Arbeitsplätzen, Existenzängste, ... welches Gefühl
Lassen Sie uns diesen Weg zusammen weitergehen im Vertrauen auf Jesu Zusage, dass das        zum folgenden Sinneswandel führte, weiß man nicht mit letzter Sicherheit, aber → Medien
Reich Gottes schon unter uns und zum Glück nicht mehr aufzuhalten ist, auch wenn uns das     berichten von einer Abkehr von Fast Fashion (schnell hergestellter Billigmode) und
manchmal zu glauben schwerfällt.                                                             Hinwendung zu Secondhand-Kleidung.
                                                                                             Das Mehr an Zeit nutzten viele außerdem dazu, mehr selbst zu kochen und auf Fast Food
AMEN                                                                                         und Fertiggerichte zu verzichten.

Weiterdenken                                                                                 Aus Angst vor Ansteckung im öPNV stieg man auf andere Verkehrsmittel um. → u.a. auf das
Das Reich Gottes ist mitten unter uns…                                                       Fahrrad: Fahrrad und Fahrradbranche boomen, aber auch längst überfällige Fahrradwege
…wenn aus schlechten gute Nachrichten werden.                                                wurden plötzlich ausgebaut.

Wir waren wehrlos gegen das Virus. → Die Entwicklung eines Impfstoffes gelang – und in       Ab 16. März 2020 ging es für viele ins Homeoffice, was mit vielfältigen Problemen behaftet
unerwartet kurzer Zeit.                                                                      war. → Jetzt kam es endlich zum technischen Ausbau dieser Möglichkeit und zur
Nicht nur die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Corona-Virus gelang, sondern auch       Verbesserung der gesetzlichen Voraussetzungen. Dadurch gab es weniger Autoverkehr auf
fast zeitgleich die Entwicklung von Wirkstoffen gegen andere schwere Krankheiten.            den Straßen, und für viele bedeutete der Arbeitsplatz zu Hause auch weniger Stress.

Die Politik folgt weiter Lobbyisten, begann aber gezwungenermaßen auch auf                   Ärzte und Pflegepersonal sind überlastet und befinden sich am Limit. → Das Pflegepersonal
wissenschaftliche Erkenntnisse zu hören.                                                     erhielt weltweit erstmals die öffentliche Wertschätzung, die es schon immer verdient.
                                                                                             Langsam dokumentiert sich diese Wertschätzung auch in einer finanziellen Aufwertung der
Das Spendenaufkommen hat aufgrund der ausfallenden Präsenzgottesdienste gelitten. →          Pflegerinnen und Pfleger.
Ein Spendenaufruf in der hiesigen ev. Kirche erbrachte aber in den letzten 3 Monaten von
2020 mehr als die Hälfte des Vorjahres (hohe Spenden nach Aufruf).                           Stürmung von Reichstag in Berlin und Kapitol in Washington → Die Bündelung von Kräften
Auch der Spendenlauf des 99jährigen Captain Tom Moore am Rollator erbrachte die              beschränkte sich nicht mehr auf das rechte Lager, sondern diese Weckrufe führten auch
unerwartete Summe von 36 Mio Euro für den National Health Service.                           zum Zusammenrücken demokratischer Kräfte.

Wir konnten 2020 nicht in gewohnter Weise in den Urlaub reisen. → Dafür haben wir die        Die unfassbar grausame öffentliche Tötung von George Floyd im Mai 2020 durch die Polizei
Klimaziele übertroffen.                                                                      von Minneapolis machte den Take-a-knee-Protest von 2016 zu einer weltweiten Black-lives-
Ein weiterer positiver Aspekt der Reisebeschränkungen war die erneute Erkenntnis „Das        matter-Bewegung.
Gute liegt so nah.“: Viele Menschen erkundeten ihre nähere Umgebung und lernten              Vergangene Woche hat dann die Auswahl von Poet Laureate Amanda Gorman und anderen
Deutschland als Urlaubsland schätzen.                                                        Darbietenden sowie Amtsträgern gezeigt, dass Diversität nicht nur auf dem Papier
                                                                                             beschworen, sondern auch gelebt wird.
Unsere gewohnten und liebgewordenen Gemeindeaktivitäten mussten eingestellt werden.
→ Unter Druck sind wir innovativ geworden und haben neue geistliche Angebote
entwickelt, z.B. Sternsingeraktion, Aufzeichnung von Gottesdiensten, die nicht nur durch
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Glaubensbekenntnis
                                                                                        Guter Gott, Du richtest unseren Blick von dem, was wir erwarten, was wir erhoffen, zurück
Ich glaube an Gott, den Vater,                                                          in unsere Mitte. In die Mitte unseres Lebens, unserer Gemeinschaft, in die Mitte unserer
den Allmächtigen,                                                                       Welt.
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
                                                                                        Wir bitten Dich für alle Menschen, die es sehen und spüren können, dass Du da bist. Wir
Und an Jesus Christus,                                                                  bitten für die, die nicht warten, sondern losgehen, um von Dir zu erzählen. Die deine gute
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,                                                 Botschaft unter die Menschen bringen, über alle Grenzen gehen, scheinbar unermüdlich.
empfangen durch den Heiligen Geist,                                                     Für sie rufen wir zu Dir: Ubi caritas ...
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,                                                         Wir bitten Dich für alle Menschen, die es suchen, dein Reich. Die darauf warten, dass
gekreuzigt, gestorben und begraben,                                                     endlich etwas geschieht. Dass Ungerechtigkeit endet und Unterdrückung aufhört. Dass Leid
hinabgestiegen in das Reich des Todes,                                                  und Geschrei Frieden finden. Dass sie selbst durch Dich und in Dir geborgen werden.
am dritten Tage auferstanden von den Toten,                                             Für sie rufen wir zu Dir: Ubi caritas ...
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,                                                            Wir bitten Dich für alle, die nicht mehr nach Dir suchen können. Weil sie alle Hoffnung
des allmächtigen Vaters;                                                                verloren haben, an Liebe nicht mehr glauben und sich von Dir verlassen fühlen. Wir bitten
von dort wird er kommen,                                                                Dich für all jene, die mitten unter uns ohne Dich leben.
zu richten die Lebenden und die Toten.                                                  Für sie rufen wir zu Dir: Ubi caritas ...

Ich glaube an den Heiligen Geist,                                                       Wir bitten Dich: Gib allen Menschen die Kraft, die Coronapandemie gut zu überstehen und
die heilige christliche Kirche,                                                         hilf den Menschen, die in ihrer Familie jemanden verloren haben, diesen Verlust zu
Gemeinschaft der Heiligen,                                                              verkraften und wieder nach vorne zu schauen. Bitte unterstütze die Menschen, die in dieser
Vergebung der Sünden,                                                                   schweren Zeit einsam und isoliert sind und niemanden zum Reden haben.
Auferstehung der Toten                                                                  Für sie rufen wir zu Dir: Ubi caritas ...
und das ewige Leben. AMEN
                                                                                        Wir bitten Dich: Hilf uns allen auch in diesen schweren Zeiten und gib uns Mut.
                                                                                        Bitte hilf den Armen und Hungrigen, die es schon schwer genug haben.
Fürbitten (einige der Fürbitten wurden von Konfirmandinnen und Konfirmanden verfasst)   Lieber Gott, in vielen Ländern wird die Bevölkerung unterdrückt. Bitte hilf ihnen und
Zwischen den Bitten singen wir:                                                         sorge für Gerechtigkeit für alle.
                                                                                        Bitte spende allen Trost, denen es schlecht geht, und schenke ihnen neue Hoffnung.
                                                                                        Guter Gott, in der Welt gibt es so viel Gewalt und Kriege. Bitte schenke uns Frieden und
                                                                                        beende das Leiden der Menschen, die in Kriegsgebieten leben müssen und täglich um ihr
                                                                                        Leben fürchten müssen.
                                                                                        Für sie rufen wir zu Dir: Ubi caritas ...

                                                                                        Gott, wir bitten Dich auch für uns selbst, die wir entmutigt, ermüdet oder ernüchtert sind.
                                                                                        Alles, was uns bewegt und bedrückt, bringen wir vor Dich in der Stille.
                                                                                        Gebetsstille
                                                                                        Für uns rufen wir zu Dir: Ubi caritas ...
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All unsere Bitten fassen wir zusammen in dem Gebet, das der Herr uns gelehrt hat:               Mit einer Spende können Sie Flüchtlingsfamilien neue Zuversicht und etwas Freude
                                                                                                schenken! Ein Paket kann für etwa 18 € zusammengestellt werden.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.                                                                      Weitere Informationen unter www.bibelsonntag.de/austausch/
Dein Reich komme.                                                                               Spendenkonto: Weltbibelhilfe
Dein Wille geschehe,                                                                            IBAN: DE59520604100000415073
wie im Himmel so auf Erden.                                                                     BIC: GENODEF1EK1
Unser tägliches Brot gib uns heute.                                                             Verwendungszweck: Ökum. Bibelwoche – Libanon
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.                                                       Lied: Komm, Herr, segne uns
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
AMEN

Friedensgruß

  Das Evangelium sagt uns den Frieden Gottes zu – wir dürfen den Frieden seines Reiches
  schon jetzt erfahren und weitergeben. Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch.

  Und mit deinem Geiste.

 Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung.

Kollekte

Der Libanon, ein Land, das nur halb so groß ist wie Hessen, gewährt derzeit schätzungsweise
bis zu zwei Millionen Flüchtlingen Schutz. Bei einer Bevölkerung von 6,8 Millionen ergibt das
einen Flüchtlingsanteil von über 25%. Die geflüchteten Menschen haben oft alles verloren,
gehören zu den Ärmsten der Armen und brauchen dringend Hilfe – materiell und geistlich.
Die Bibelgesellschaft im Libanon versorgt deshalb regelmäßig Familien mit Hilfspaketen. Sie
enthalten jeweils ca. 15 bis 20 verschiedene Produkte – neben Vorräten und
Hygieneartikeln auch christliche Literatur für Kinder, Jugendliche und die Eltern, zum
Beispiel ein Neues Testament, eine Kinderbibel und ein Malbuch. Sie arbeitet dabei mit
unterschiedlichen Organisationen (wie z.B. der Caritas) sowie Kirchen aller Denominationen
zusammen (wie z.B. der chaldäisch-katholischen Kirche, der orthodoxen Kirche und
verschiedenen evangelischen Gemeinden). Die Bibelgesellschaft stellt die Pakete zur
Verfügung, die jeweilige Organisation oder Kirche übernimmt die Logistik und die Verteilung
und bietet auch ein Kinderprogramm vor Ort an.
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Segen (Segensgebet aus Afrika)

Der Herr segne dich. Er erfülle deine Füße mit Tanz und deine Arme mit Kraft.
Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit und deine Augen mit Lachen.
Er erfülle deine Ohren mit Musik und deine Nase mit Wohlgerüchen. Er erfülle deinen Mund
mit Jubel und dein Herz mit Freude.

Er schenke dir immer neu seine Gnade: Stille, frisches Wasser und neue Hoffnung.
Er gebe uns allen immer neu die Kraft, seinem Reich ein Gesicht zu geben.
Er schenke uns Mut, Botschafterinnen und Botschafter seines Reiches zu sein.
Er schenke uns die Hoffnung auf die Vollendung seines Reiches.

Und so segne uns der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen
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