Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg

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Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg
Das Rittergut Gaschwitz
Gartendenkmalpflegerische Rahmenzielstellung

Auftraggeber:
Stadtverwaltung Markkleeberg
Rathausplatz 1
04416 Markkleeberg

Tel.: 0341 35330
Fax: 0341 3533-147

Bearbeitung:
Rehwaldt Landschaftsarchitekten
Bautzner Str. 133
01099 Dresden

Tel.: 0351-8119690
Fax: 0351-8119699
E-Mail: mail@rehwaldt.de

08.07.2021

INHALTSVERZEICHNIS
Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz   1
Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg
I VORWORT ........................................................................................................................................................................ 3

  Anlass und Ziel ...................................................................................................................................................................... 3
  Lage ....................................................................................................................................................................................... 3
  Eigentum ................................................................................................................................................................................ 3
  Denkmalliste .......................................................................................................................................................................... 4
  Rechtliche Vorgaben .............................................................................................................................................................. 6
  Übersicht der untersuchten Quellen ...................................................................................................................................... 7

  II Historische Analyse ........................................................................................................................................................ 10

  Phase I – 1616-1716 ............................................................................................................................................................ 10
  Phase II – ca. 1716 bis 1876 ............................................................................................................................................... 10
  Phase III – ca. 1876 - 1903 .................................................................................................................................................. 12
  Phase IV – ca. 1903 - 1958 ................................................................................................................................................. 13
  Phase V – ca. 1958 bis 2006 ............................................................................................................................................... 17
  Phase VI – seit 2006 (Bau der A 38) ................................................................................................................................... 17
  Übersicht wichtigste Entwicklungsphasen ........................................................................................................................... 18

  III Bestandsanalyse ............................................................................................................................................................ 20

  Vegetation – Beschreibung .................................................................................................................................................. 20
  Vegetation – Bewertung ....................................................................................................................................................... 25
  Wegenetz – Beschreibung und Bewertung .......................................................................................................................... 25
  Gebäude und Ausstattung – Beschreibung und Bewertung ................................................................................................ 26

  IV Denkmaleigenschaft und gartenhistorische Einordnung .......................................................................................... 27

  V Gartendenkmalpflegerische Zielkonzeption................................................................................................................. 28

  Vorbemerkungen ................................................................................................................................................................. 28
  Ziele der Gartendenkmalpflege - allgemein ......................................................................................................................... 28
  Nutzungskonzept und Maßnahmen ..................................................................................................................................... 29
  Übersicht der Nutzungsempfehlungen und Maßnahmen .................................................................................................... 30

  Anhang ................................................................................................................................................................................ 32

  Liste der Abbildungen .......................................................................................................................................................... 32
  Gehölzliste ........................................................................................................................................................................... 33

  Planteil ................................................................................................................................................................................. 39

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                                                                                    2
Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg
I          VORWORT

 Anlass und Ziel                     Das Rittergut Gaschwitz ist ein herrschaftliches Anwesen, dessen Geschichte bis in das
                                     14. Jahrhundert zurückreicht. In seiner Blütezeit im 18. und 19. Jahrhundert verfügte es
                                     neben Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Wirtschaftshöfen, Anbauflächen, Teichen auch
                                     über ausgedehnte Gärten mit einer Orangerie sowie landschaftlich gestaltete Parkanlagen.
                                     In Folge des Braunkohletagebaus gingen große Flächen des Rittergutes verloren. Weitere
                                     Verluste erlitt die Anlage durch Nutzungsänderungen und Umbauten ab den 1950er Jahren,
                                     durch den Bau der A 38 und mangelnde Pflege. Teile des Ensembles, darunter das Herren-
                                     haus und das Gutsverwalterhaus, stehen seit mehreren Jahren leer und befinden sich in
                                     einem unsanierten Zustand, der Park ist verwildert.

                                     Die vorliegende gartendenkmalpflegerische Rahmenzielstellung dient dazu, die historische
                                     Entwicklung der Gartenanlagen des Rittergutes darzustellen, die Anlage zu bewerten und
                                     die Ziele und Maßnahmen für eine dem Gartendenkmal angemessene Entwicklung zu for-
                                     mulieren. Zugleich sollen künftige Nutzungsoptionen vorgeschlagen werden.

 Lage                                Gaschwitz ist ein Ortsteil von Markleeberg und liegt 10 km südlich von Leipzig an der Pleiße.
                                     Westlich eingeschlossen vom früheren Tagebau Zwenkau und östlich vom Tagebau Espen-
                                     hain, liegt der Ort auf einer etwa 500 Meter breiten Nord-Süd-Rippe, gemeinsam mit der
                                     Eisenbahnlinie Leipzig-Altenburg, der Fernverkehrsstraße F2/95 und der begradigten
                                     Pleiße. Die Nachbarorte von Gaschwitz sind im Norden Großstädteln (zu Markkleeberg ge-
                                     hörig) und im Süden Großdeuben (zu Böhlen). Im Osten grenzen die Fluren von Großpösna
                                     und im Westen die von Zwenkau an.

                                     Das Rittergut befindet sich inmitten des Ortsteils Gaschwitz. Die BAB A 38 durchquert das
                                     Areal in ostwestlicher Richtung und teilt die Parkanlage in einen nördlichen und einen süd-
                                     lichen Bereich. Im Osten schließt sich die Pleiße an, im Westen wird das Gut von der Fern-
                                     verkehrsstraße begrenzt.

 Abb. 1: Lage des Rittergu-          Das in der denkmalpflegerischen Rahmenzielstellung untersuchte Betrachtungsgebiet be-
 tes Gaschwitz in Markklee-          schränkt sich, in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege, auf den nördlich der
 berg zwischen Bahntrasse,           A 38 gelegenen Parkteil (siehe Plan Abb. 3).
 Pleiße und A38
 Eigentum                            Die betrachteten Flächen befinden sich im Eigentum der Stadt Markkleeberg. Ausnahmen
                                     bilden das Flurstück um das Gutsverwalterhaus sowie der Bereich des Wirtschaftshofes,
                                     die sich beide in Privatbesitz befinden. Ein Übersichtsplan der Flurstücke ist der Abbildung
                                     Nr. 3 zu entnehmen.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                           3
Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg
Denkmalliste                        Das Rittergut Gaschwitz samt Gutspark ist in der Erfassungsliste des Freistaates Sachsen
                                     wie folgt erfasst:

                                     Rittergut Gaschwitz (Sachgesamtheit)
                                     Anschrift:
                                     Markkleeberg, Stadt
                                     Cröbernsche Straße 12a
                                     Einzeldenkmal der Sachgesamtheit Rittergut Gaschwitz: Herrenhaus mit Ausstattung und
                                     Gutspark (siehe Sachgesamtheitsliste - Obj. 09300387, Cröbernsche Straße 12a)

                                     Rittergut Gaschwitz (Sachgesamtheit)
                                     Anschrift:
                                     Markkleeberg, Stadt
                                     Cröbernsche Straße 12a
                                     Kurzcharakteristik:
                                     Sachgesamtheit Rittergut Gaschwitz mit folgenden Einzeldenkmalen: Herrenhaus mit Aus-
                                     stattung und Gutspark (siehe Einzeldenkmalliste - Obj. 09256724, Cröbernsche Straße
                                     12a), Gutsverwalterhaus (»Altes Schloss«), südliches Torhaus, Orangerie sowie Kopfbau
                                     des östlichen Wirtschaftsgebäudes (siehe Einzeldenkmalliste - Obj. 09256743, Hauptstraße
                                     313a, 315, 317), sowie nördliches Torhaus (Hauptstraße 313), vier Wirtschaftsgebäude und
                                     Reste der Toranlage als Sachgesamtheitsteile

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                      4
Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg
Abb. 2: Rittergut Gaschwitz
 - Luftbild 2017

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz   5
Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg
Rechtliche Vorgaben                 Das Gut Gaschwitz steht als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz. Eine Anpassung des
                                     Denkmalumgriffes erfolgte zuletzt 2019.

 Denkmalschutz

                                                                                              24/16
                                               1/18                                           1

                                                                                              29/1

                                                                                                24/21
                                               1/19
                                                                                            24/24
                                      1/17

                                      30/10

 Abb. 3: gelb markiert: in der
 Denkmalliste ausgewiese-
 nes Kulturdenkmal nach §2
 SächsDSchG, Festlegung
 2019,
 rot markiert: Betrachtungs-
 gebiet der vorliegenden
 Rahmenzielstellung
 violett: Flurstücknummern

 Naturschutz, Hochwasser-            Das Betrachtungsbiet oder Teile davon unterliegen keinem naturschutzrechtlichen
 schutz                              Schutzstatus. Das Gebiet liegt nicht im festgesetzten Überschwemmungsgebiet.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                6
Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg
Übersicht der untersuch-
 ten Quellen

 Archivalien                         Bauaktenarchiv Markkleeberg
                                     - keine relevanten Bauakten zum Gut Gachwitz vorhanden - Auskunft Stadt
                                     Markkleeberg/Archivleitung v. 16.07.2019
                                     - Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Gut Gaschwitz, Dr. Schneider und Küster,
                                     2001. (enthält Fotokopien historischer Ansichten und einen Lageplan des Herenhauses
                                     von Peter Dybwad von 1903)

                                     Sächsisches Staatsarchiv
                                     Nr. 20386 Rittergut Gaschwitz (Patrimonialgericht)
                                     1553 – 1849
                                     - keine relevanten Unterlagen

                                     Nr. 20632 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk
                                     Böhlen
                                     Sign. 0287
                                     1923 – 1948
                                     - keine relevanten Unterlagen

                                     Nr. 20028 Amtshauptmannschaft Leipzig
                                     Sign. 0161
                                     - keine relevanten Unterlagen

                                     Nr. 11396 Vereinigung Volkseigener Güter (VVG) des Landes Sachsen
                                     Sign. 157
                                     (1932, 1946, 1948) Jan. 1949 - Febr. 1952
                                     - keine relevanten Unterlagen

                                     Nr. 20009 Amt Leipzig, 2278
                                     1839 – 1840
                                     - keine relevanten Unterlagen

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                 7
Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg
Kreisarchiv Landkreis Leipziger Land
                                     B 3786
                                     Flurstück 152, Ortslistennummer 23B
                                     Bauherr: Friederici, Golfclub Plantier
                                     Rittergut: Ziegelscheune, Umbau Zieglerhaus, Anbau (1887-1937)
                                     - keine relevanten Unterlagen

                                     B6
                                     Ortlistennummer 1
                                     Bauherr: Sächsische Werke
                                     Rittergut: Scheune (1924)
                                     - keine relevanten Unterlagen

                                     B9
                                     Flurstück 29
                                     Bauherr: Sächsische Administration Stockhausen
                                     Umbau Schule (1947-1949)
                                     - keine relevanten Unterlagen

                                     B 3296
                                     Flurstück 29/1
                                     Bauherr: Rat der Gemeinde Gaschwitz
                                     ehem. Herrenhaus: Generalüberholung Oberschule Gaschwitz
                                     - Fotografien des Schulgebäudes, 1969

                                     Archiv des Landesamtes für Denkmalpflege
                                     - keine relevanten Unterlagen (topografische Registratur, Bildsammlung, Plansammlung,
                                     Bibliothek)

 Literatur                           Moser, Otto: Die Umgebung Leipzigs in geschichtlichem Abriß der nächstliegenden 56
                                     Dörfer. Leipzig 1868

                                     Poenicke, G.-A.: Album der Rittergüter und Schlösser in Sachsen, Bd. 1 Leipziger Kreis
                                     Leipzig (um 1860)

 Sonstige Daten                      Digitales historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (Direktlink:
                                     https://hov.isgv.de/Gaschwitz)

 Historische Ansichten               Ansicht des Ritterguts Gaschwitz von Westen. Kupferstich von ca. 1760 (Original wohl in
                                     Besitz der Familie Plantier, Kopie aus: Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Gut
                                     Gaschwitz, Dr. Schneider und Küster, 2001)

                                     Das Rittergut Gaschwitz aus der Vogelperspektive. Zeichnung von Adlph Eltzner, um
                                     1870. Stadtgeschichliches Mueum Leipzig. (https://www.stadtgeschichtliches-museum-
                                     leipzig.de/)

                                     Gaschwitz, Luftbild, ca. 1920, Leibnitz Institut für Länderkunde, Signatur: Eu068-1549
                                     (Link: https://ifl.wissensbank.com, am 01.11.2019)

                                     Fotografische Ansichten der Fassade. Amateurkleinbildaufnahmen nach 1950 (Kopie aus:
                                     Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Gut Gaschwitz, Dr. Schneider und Küster, 2001)

                                     Historische Ansichtskarte Neues Herrenhaus, ca. 1920. www.zvab.com (Link:
                                     https://www.akpool.de/ansichtskarten/26745667-ansichtskarte-postkarte-gaschwitz-
                                     markkleeberg-in-sachsen-rittergut-kirchturm, 01.10.2019)

                                     Historische Ansichtskarte, Teilansichten vom Rittergut, ca. 1920.
                                     www.zvab.com (Link: https://www.zvab.com/servlet/BookDetailsPL?bi=22096005938&se-
                                     archurl
                                     =hl%3Don%26sortby%3D20%26tn%3Dgaschwitz&cm_sp=snippet-_-srp1-_-image3, am
                                     01.10.2019)

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                     8
Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg
Historische topografische           Meilenblätter von Sachsen – Berliner Exemplar, 1802, SLUB, Kartenforum 2.0
 Karten, Messtischblätter
                                     Cröbern und Umgebung, 1828, SLUB, Kartenforum 2.0

                                     Liebertwolkwitz, 1876, SLUB, Kartenforum 2.0

                                     Liebertwolkwitz, 1912, SLUB, Kartenforum 2.0

 Quellenbewertung                    Die Quellenlage zur Gartengeschichte des Rittergutes ist dünn. Es ist kein detaillierter
                                     historischer Lageplan zur den Gartenanlagen bekannt. Aus dem Jahr 2001 liegt eine
                                     denkmalpflegerische Rahmenzielstellung für das Ensemble Gut Gaschwitz vor, die sich
                                     jedoch vorrangig auf das Gebäudeensemble bezieht. Die Unterlage enthält Fotokopien
                                     zweier detailreicher historischer Ansichten. Diese sind der Kupferstich von Eltzner, entstan-
                                     den nach der Pleißeverlegung 1876, aus dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig sowie
                                     die Vogelperspektive aus dem 18. Jahrhundert, die sich im Privatbesitz der Familie Plantier
                                     befindet.
                                     Als gedruckte Quelle diente das Album der Rittergüter und Schlösser in Sachsen von G.A.
                                     Poenicke (1860) mit einer Zeichnung des Herrenhauses von der Teichseite aus.
                                     Fotografien aus dem Jahr 1969 enthielt eine Bauakte des Kreisarchivs zur
                                     Generalsanierung des Schulgebäudes.
                                     Im Bestand der Fotothek der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) gibt
                                     es weitere Fotografien aus den 1920er bis 1990er Jahren, die jedoch keine neuen Infor-
                                     mationen zur Anlage brachten.
                                     Meilen- und Messtischblätter für das Gebiet lieferte die Datenbankanwendung Kartenforum
                                     2.0. der SLUB.
                                     Die Datenbank des Leibniz Institutes für Länderkunde enthält ein Luftbild des Rittergutes
                                     von ca. 1920.
                                     Historische Postkartenansichten konnten im Internet auf entsprechenden Anbieterseiten
                                     recherchiert werden.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                           9
Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg
II Historische Analyse

    Phase I – 1616-1716                 Die früheste Erwähnung einer herrschaftlichen Anlage in Gaschwitz stammt aus dem Jahr
                                        1349/501. Von 1616 an befand sich am Ort des heutigen Herrenhauses ein Rennaissance-
                                        schloss im Besitz der Familie Brandt von Lindenau. Unter ihrer Herrschaft wurde das
                                        Schloss zu einer Wasserburganlage umgebaut.

    Phase II – ca. 1716 bis 1876        Nach mehreren Besitzerwechseln ging das Gut 1716 in den Besitz der aus Thüringen stam-
                                        menden Familie Magen über. Ludwig Magen, der das Gut 1737 von seinem Bruder Heinrich
                                        Magen erbte, ließ umfangreiche Veränderungen und Modernisierungen an den Schlossanla-
                                        gen und den Gutsgebäuden vornehmen. Zu dieser Zeit entstand eine mehrteilige Gutsan-
                                        lage aus Gebäuden, darunter die Orangerie und das Südtorhaus, mit Wirtschaftsbereichen
                                        und Gärten2.

                                        Das Gutsensemble bestand, wie ein Kupferstich von 1760 (Abb. 5) zeigt, zur Mitte des 18.
                                        Jahrhunderts aus dem Wasserschloss, daran westlich vorgelagert der Wirtschaftshof mit
                                        flankierenden Wirtschaftsgebäuden, dem sich nach Süden der Hof mit dem Gutsverwalter-
                                        haus und weiteren Wirtschaftsgebäuden anschloss. Hofseitig waren vor der Westfassade
                                        des Schlosses mehrere Bäume in einer Reihe gepflanzt. An der Westseite des Hofes befand
                                        sich das Haupttor. Von dort verband eine breite Zufahrt mit Baumallee das Rittergut mit der
                                        nach Leipzig führenden Hauptstraße. Südlich dieser Zufahrt zeigt der Kupferstich ein Oran-
                                        geriegebäude, dem eine weitläufige barocke Gartenanlage vorgelagert war.

                                        Ludwig Magen war es, der offensichtlich die Gestaltung der Gartenanlage vorantrieb: „Von
                                        ihm wird gesagt, dass er durch sein holdseliges Wesen die Herzen seiner Untertanen unge-
                                        mein an sich gezogen und durch seine gute Wirtschaft das Ritterguth trefflich und mit vielen
                                        Kosten das hiesige Herrenhausspendid ausputzen, auch besonders den Garten auf das
                                        Schönste hat einrichten lassen.“3

                                        Vermutlich entstand zu seiner Lebzeit eine Gartenanlage in barockem Stil, in der Orangerie
                                        und Gärten durch Gestaltungselemente wie Wegeachsen, Treppen und Baumreihen mitei-
                                        nander in Beziehung gesetzt wurden. Der Kupferstich zeigt symmetrisch an einer auf die
                                        Orangerie bezogene Achse ausgerichtete Gartenparterres mit Broderien, Freitreppen, einge-
                                        fassten Schmuckbeeten und Ausstattungselementen wie Skulpturen, Kübelpflanzen und
                                        Formgehölzen. Zur Straße schloss eine Mauer den Garten ab, während er nach Süden
                                        durch einen Kanal begrenzt wurde.

                                        Nördlich der Zufahrt zeigt der Kupferstich einen Nutzgarten, in dem möglicherweise Obstge-
                                        hölze kultiviert wurden. Zur Pleiße hin lagen sechs, durch Dämme voneinander getrennte
                                        Teiche, deren Ufer mit Baumreihen bepflanzt waren. 1762 gelangte das Rittergut in den Be-
                                        sitz der Familie Friderici, später in den Besitz der Tochter namens Plantier. Vermutlich
                                        wurde in der Zeit der Plantiers der nördlich der Einfahrt gelegene Nutzgarten zu einem wei-
                                        teren Wirtschaftshof umgestaltet, wie ihn die Vogelperspektive von Eltzner (Abb. 8) zeigt.

1 Digitales historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (Direktlink: https://hov.isgv.de/Gaschwitz)
2 Vgl. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung 2001, S. 8
3 Poenicke, G.A.: Album der Schlösser und Rittergüter in Sachsen. Bd. 1, S.62

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                      10
Abb. 4: 1804 – Meilenblatt,
 erkennbar das Herrenhaus
 bzw. Wasserschloss, Hof mit
 umgebenden Wirtschaftsge-
 bäuden, die Orangerie, Pflan-
 zungen südlich der Orange-
 rie, die Teiche, darunter der
 Margarethenteich mit Insel,
 Wassergräben, die mäandrie-
 rende Pleiße

 Abb. 5: ca. 1760 – Wasser-
 burganlage, Ansicht des Rit-
 tergutes von Westen, erkenn-
 bar der kostbar und garten-
 künstlerisch hochwertig aus-
 gestattete Garten vor der
 Orangerie,
 Kupferstich (verkleinert, siehe
 Anhang)

 Abb. 6: 1860 – Rittergut
 Gaschwitz, Blick von Osten
 auf das Herrenhaus mit um-
 gebendem Teich, links im
 Hintergrund das Gutsverwal-
 terhaus mit Turm, Pappel-
 reihe

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz   11
Phase III – ca. 1876 - 1903            Um die Hochwasser der Pleiße zu beherrschen, wurde der Fluss im Jahr 1876 zwischen
                                        Gaschwitz und dem südlicher gelegenen Großdeuben nach Osten verlegt und begradigt.
                                        Nach der Regulierung verblieben von den ursprünglich sechs Teichen des Gaschwitzer Rit-
                                        tergutes nur noch zwei große Gewässer: der Margarethenteich östlich sowie der Teich um
                                        das Wasserschloss. In der Karte von 1876 (Abb. 7) ist nur der Margarethenteich, nicht aber
                                        das Herrenhaus und der umgebende Schlossteich verzeichnet.

                                        Die Vogelperspektive von Eltzner (Abb.8) zeigt den Margarethenteich, das Herrenhaus und
                                        den Schlossteich. Außerdem zeigt sie einen, nach der Regulierung angelegten, landschaftli-
                                        chen Park südlich des Herrenhauses, etwa auf der Fläche der früheren Teiche. Auf dieser
                                        detaillierten Darstellung sieht man mit Zäunen gefasste Wiesenflächen, dichte und lockere
                                        baumbestandene Bereiche mit Solitärgehölzen, Nadelgehölzen, niedrige Gruppen von
                                        Sträuchern, geschwungene Wege sowie zwei kleinere Teiche. Diese sind auch in der Karte
                                        von 1876 eingetragen. In der Vogelperspektive ist außerdem erkennbar, dass der barocke
                                        Ziergarten einer Nutzgartenanlage mit Warmbeeten gewichen ist, die jedoch noch immer die
                                        frühere axiale Gliederung aufweist. Man sieht unter anderem einen halbrunden platzartigen
                                        Bereich vor der Orangerie, Beete, gefasst mit kleinen Hochstämmen von Beerenobst oder
                                        Rosen sowie eine Kleinarchitektur, möglicherweise ein Taubenschlag. Formgehölze, Skulp-
                                        turen und Brunnenanlagen wie im Kupferstich von 1760 sind nicht mehr dargestellt.

 Abb. 7: 1876 – Liebertwolk-
 witz 1 : 25 000
 Nach der Pleißeregulierung.
 Das Herrenhaus samt
 Schlossteich ist nicht einge-
 tragen.

 Abb. 8: nach der Pleißeregu-
 lierung 1876 – Vogelperspek-
 tive Rittergut Gaschwitz,
 Eltzner (verkleinert, siehe An-
 hang).
 Deutlich zu erkennen: Herren-
 haus mit Schlossteich, Mar-
 garethenteich, Wirtschaftsge-
 bäude, Orangerie und frühere
 barocke Gartenanlage mit
 Nutzbeeten, landschaftliche
 Parkgestaltung, im Vorder-
 grund ein Gewässer.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                     12
Phase IV – ca. 1903 - 1958             1903 wurden auf dem Gut ein Herrenhaus (sogenanntes Neues Herrenhaus) und ein Stall-
                                        gebäude mit Turm nach Plänen des Leipziger Architekten Peter Dybwad errichtet. Mit Blick
                                        auf das Luftbild von ca. 1920 (Abb. 11) wird ersichtlich, dass im Zuge des Neubaus die Um-
                                        gebung des Schlosses neugestaltet wurde. In den 1920er Jahren bestanden demnach auf
                                        der Ost- und der Südseite des Herrenhauses anstelle des früheren Schlossteiches eine Gar-
                                        tenanlage mit regelmäßigen Rasenflächen oder Beeten in der Art eines Villengartens. In der
                                        Verlängerung der Pappelreihe östlich des Herrenhauses existierte eine Wegeverbindung
                                        nach Süden, die offenbar in einem Baumrondell mündete. Dieses verknüpfte den Gartenbe-
                                        reich um das Herrenhaus mit dem Orangeriegarten, den dichten waldartigen Parkbereichen
                                        im Süden und offenen Wiesen im Südosten. Wie auf dem Luftbild (Abb. 11) erkennbar, ent-
                                        sprach der Orangeriegarten noch im Jahr 1920 in seiner wesentlichen Gliederung der An-
                                        lage aus dem 19. Jahrhundert.

                                        1925 verkauften die Eigentümer das Rittergut mitsamt allen dazugehörigen Flächen und Ge-
                                        bäuden an die Aktiengesellschaft Sächsische Werke, die die Flächen des Gutes für die Er-
                                        schließung von Braunkohleabbaufeldern benötigte.

 Abb. 9: 1908-1945 – Mess-
 tischblatt

   Abb. 10: 1903 – Lageplan
   zum Neubau des Herren-
   hauses (Architekt P. Dyb-
   wad) mit den Eintragungen
   „Gewässer“ am Marga-
   rethenteich östlich und
   „Graben“ südlich des Her-
   renhauses. Vor dem Haupt-
   eingang neun Bäume, auf
   die Achse des Gebäudes
   ausgerichtet. Geschwun-
   gene Wege südlich des
   Gutsverwalterhauses. Ge-
   rade Wegeführung vom
   Herrenhaus nach Norden.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                   13
Abb. 11: ca. 1920 – Luftbild
   Rittergut Gaschwitz (Aus-
   schnitt, siehe Planteil), zu
   erkennen sind der etwas
   verlandete Margarethen-
   teich, eine Baumallee, die
   auf den Nordgiebel des
   Herrenhauses zuführt, süd-
   lich des Herrenhauses
   Beete oder Rasenflächen
   mit Zierwegen, südlich der
   Orangerie regelmäßige
   Gartenanlagen, westlich vor
   dem Herrenhaus die Pap-
   pelreihe, ein Baumrondell in
   der Verlängerung der Pap-
   pelreihe.

   Abb. 12: ca. 1920 – Neues
   Herrenhaus, Haupteingang
   noch mittig in der Westfas-
   sade, Rampen, Zierbeete,
   Kübelpflanzen, links im Bild
   (angeschnitten) die Pappel-
   reihe und deren Schatten-
   wurf. Am Nordgiebel ein mit
   Hecke und Tor abgegrenz-
   ter Bereich. Südlich des
   Herrenhauses sind keine di-
   rekt benachbarten Bäume
   erkennbar. Die heutigen
   Kastanien an der Gebäude-
   ecke sind (noch) nicht vor-
   handen.

   Abb. 13: ca. 1920 – An-
   sichtskarte Neues Herren-
   haus Gaschwitz, Foto Her-
   renhaus, Westseite, Pap-
   peln, Zierbeete. Ganz
   rechts im Bild, nur knapp
   angeschnitten, ein größerer
   Baum.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz   14
Abb. 14: ca. 1920 – Fotoan-
   sicht des Neuen Herrenhau-
   ses von Osten, im Vorder-
   grund der Margarethen-
   teich, vor der Terrasse
   rechts im Bild eine Gruppe
   Nadelbäume, links Laub-
   bäume am Ufer. Im Hinter-
   grund sind mehrere Pap-
   peln erkennbar.

   Abb. 15: 1969 – Fotoansicht
   des Neuen Herrenhauses
   von Westen, anstelle des
   früheren Schlossteiches im
   Vordergrund eine Rasenflä-
   che.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz   15
Abb. 16: 1969 – Fotoansicht
   des Neuen Herrenhauses
   von Norden, Nutzung als
   Schulgebäude, Anbau und
   neuer Haupteingang

   Abb. 17: 1969 – Fotoansicht
   des Neuen Herrenhauses,
   Nutzung als Schulgebäude,
   Anbau und neuer Hauptein-
   gang. Ein Zaun begrenzt ei-
   nen Bereich um den neuen
   Hauptzugang. Dort deutlich
   erkennbar eine Kastanie,
   ebenso ein weiterer Baum
   links im Bild.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz   16
Abb. 18: ca. 1906 – An-
   sichtskarte Rittergut
   Gaschwitz, Erkennbar: das
   Gutsverwalterhaus von Os-
   ten, offenbar südlich davon
   ein eingezäunter Garten.
   Pappelreihe und Sträucher
   im Mittelgrund, im Vorder-
   grund die heute überwach-
   sene Wiesenfläche südlich
   des Herrenhauses.

   Abb. 19: ca. 1906 – An-
   sichtskarte Rittergut
   Gaschwitz, Garten zur
   Orangerie, Pavillon an un-
   bekanntem Standort (Aus-
   schnitt, siehe Anhang)

 Phase V – ca. 1958 bis 2006            Zwischen 1930 und 1970 wurde die Pleiße zwischen Regis-Breitingen und Markkleeberg in-
                                        folge des Braunkohlentagebaus auf einer Länge von etwa 35 Kilometern nahezu vollständig
                                        verlegt. Im Bereich Gaschwitz, zwischen Großdeuben und Großstädteln erfolgte die Verle-
                                        gung wahrscheinlich um 1960. Da das neue Flussbett nun deutlich an das Herrenhaus her-
                                        anrückte, fielen der Verlegung große Teile des Parks sowie der letzte verbliebene Teich, der
                                        Margarethenteich, zum Opfer.
                                        Von 1945 befand sich das Rittergut als Staatsgut in öffentlichem Eigentum. Das Neue Her-
                                        renhaus wurde zu einem Schulgebäude umgebaut, dabei unter anderem der Haupteingang
                                        von der Westfront an die Nordseite verlegt.
                                        1972 wurden mehrere Wirtschaftsgebäude um das Gutsverwalterhaus abgebrochen. Die
                                        Gutsanlage wurde nunmehr durch die VEB Technische Gebäudeausrüstung (TGA) und
                                        Nachfolgeeinrichtungen als Produktions- und Materiallagerstätte genutzt. Die historischen
                                        Wirtschaftsgebäude verfielen zunehmend. Westlich des Gutsverwalterhauses wurde eine
                                        Fabrikhalle als Betonstahlkonstruktion errichtet. Eine Mauer trennte das Herrenhaus vom
                                        Wirtschaftshof.
                                        Im Jahr 2000 erwarb die Stadt Markkleeberg die Grundstücke am Rittergut.

 Phase VI – seit 2006 (Bau              Seit 2006 verläuft die A 38 als Brückenbauwerk etwa 90 Meter südlich des Herrenhauses in
 der A 38)                              Ostwestrichtung durch den Park und teilt diesen in einen nördlichen und einen südlichen Be-
                                        reich. Auch wenn sowohl visuelle Barrieren durch die Pfeiler, als auch eine starke Lärmbe-
                                        lastung vorliegen, besteht in der Wegeebene noch immer eine, sichtbar genutzte, Wegever-
                                        bindung zwischen beiden Parkteilen.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                      17
Übersicht wichtigste Entwicklungsphasen

                                    Anhand der Meilenblätter, Messtischpläne, der historischen Fotografien sowie der Be-
                                    standsanalyse lassen sich die wichtigsten Entwicklungsphasen nachvollziehen und grafisch
                                    in schematischen Plänen darstellen. Da keine detaillierten Gartenpläne vorliegen, ist hinsicht-
                                    lich der Wegeführung und der exakten Lage von Staffagen und anderen Elementen eine ent-
                                    sprechende Unschärfe zu berücksichtigen.
                                    Jedoch ermöglichen diese Darstellungen, die wesentlichen Ausprägungen und die Entwick-
                                    lungsschritte nachzuvollziehen. Deutlich wird dabei die Kontinuität, mit der in Gaschwitz zwi-
                                    schen ca. 1734 und ca. 1972 eine Gutsanlage mit einem barocken Garten und spätestens ab
                                    ca. 1876 mit ausgedehnten landschaftlichen Gartenpartien bestand. Auch die Lage der Tei-
                                    che blieb über lange Zeit noch an der Wegeführung ablesbar.
                                    Durch den Braunkohletagebau und die erneute Verlegung des Flusses in unmittelbare Nähe
                                    des Herrenhauses wurde der Park drastisch verkleinert. Seit dem Bau der A 38 durch die
                                    Parkanlagen sind diese quasi zweigesteilt.

   Abb. 20: Entwicklung der Anlage, zeitliche Übersicht

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                       18
Phase II – ca. 1716 bis 1876                  Phase III– ca. 1876 - 1903              Phase IV – ca. 1903 – 1958                  Phase V 1958 – 2006
                                                                                                                                                                                                                                          Phase VI – seit 2006
                                                                                                                                                                                               Pleißeregulierung, Verfüllung Marga-
                                                                                                                                                   Gutsanlage mit villenartigem Herren-        rethenteich, Verlust des ehemaligen Ba-
                                                             Gut mit Wirtschaftsbereichen und großer       Regulierung der Pleiße, Verfüllung                                                                                             BAB A 73 führt durch den
                                                                                                                                                   haus, deutlicher Zusammenhang zwi-          rockgartens und weiterer Parkflächen
                                                             barocker Gartenanlage im Zusammen-            Schlossteich, Abriss Herrenhaus, noch                                                                                          Park
                                                                                                                                                   schen Villa und umgebendem Garten,          und mehrerer historischer Wirtschaftsge-
                                                             hang mit der Orangerie, Teiche mit Baum-      kein landschaftlicher Park
                                                                                                                                                   Orangerie mit Nutzgarten mit barocker       bäude
                                                             reihen, der landschaftliche Park existiert
                                                                                                                                                   Grundstruktur, großer, landschaftlich ge-
                                                             noch nicht, stattdessen landwirtschaftliche
                                                                                                                                                   stalteter Park
                                                             Flächen

                                                             Plan Phase II                                                                         Plan Phase IV                                                  Plan Phase VI

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz
                                                             Abb. 21: Übersicht Entwicklungsphasen der Anlage: Ausdehnung, Wegesystem, Gewässer, vereinfachte Darstellung
                                                             Rot umrandet: Betrachtungsgebiet, projeziert: Gebäudebestand 2019

19
III Bestandsanalyse

 Vegetation – Beschrei-            Die Beschreibung des Gehölzbestandes erfolgte auf Grundlage von Kartierungen im August
 bung                              2019 und im Juni 2020.

                                   Hinsichlich des Vegetationsbestandes lassen sich die Hofflächen mit Solitärgehölzen einer-
                                   seits und die parkartigen Bereiche mit mehr oder weniger dichten Gehölzbeständen ande-
                                   rerseits unterscheiden. Der Hof westlich des Neuen Herrenhauses stellt sich als eine offene,
                                   im Wesentlichen unbefestigte Fläche dar. Links und rechts der Mittelachse in der Westfas-
                                   sade des Herrenhauses stehen Säulenpappeln (Populus nigra ´italica´) von einer Höhe zwi-
                                   schen 25 und 30 Metern. Daneben wachsen Robinien (Robinia pseudoacacia), eine Linde
                                   (Tilia spec.), ein Eschenahorn (Acer negundo) sowie weiterer strauchiger Aufwuchs, vorran-
                                   gig Hundrose (Rosa canina) und Brombeere (Rubus sect. Rubus). An der Rückseite des in
                                   jüngerer Vergangenheit errichteten Lagergebäudes wurde eine Reihe Pappeln (Populus
                                   nigra) gepflanzt.

                                   Die Zufahrt zwischen den Torhäusern flankieren niedrige Hecken, die nach der Sanierung
                                   gepflanzt wurden. Südlich der Orangerie stehen mehrere Blutpflaumen (Prunus cerasifera)
                                   und eine Gruppe aus Salweide (Salix caprea) und Birke (Betula pendula)

                                   Auf der parkartigen Ostseite des Herrenhauses, der Terrasse vorgelagert, befindet sich eine
                                   Wiesenfläche, die zur Zeit der Vegetationsaufnahme von Brombeeren und anderen strauchi-
                                   gen Gehölzen überwachsen war. Direkt an der Terrasse steht eine Lärche (Larix decidua).
                                   Im Randbereich der Wiese sowie zum Pleißedamm hin fallen folgende große Bäume ins
                                   Auge: Weide (Salix alba), Robinie (Robinia pseudoacacia), Birke (Betula pendula), mehrere
                                   Eschenahornbäume (Acer negundo) sowie zwei Weymouth-Kiefern (Picea strobus). Im Um-
                                   feld eines kleinen Wasserbeckens sind eine Eibe (Taxus baccata) und Ziersträucher, wie
                                   gewöhnlicher Flieder (Syringa vulgaris), Pfeifenstrauch (Philadelphus coronaria), Mahonie
                                   (Beberis aquifolium) und Wacholder (Juniperus virginiana), als Überreste einer gärtneri-
                                   schen Gestaltung erkennbar.

                                   Zum Pleißedamm hin befindet sich ein dichter Gürtel aus Gehölzaufwuchs, in dem
                                   Eschenahorn (Acer negundo), Bergahorn (Acer pseudoplatanus) und Spitzahorn (Acer pla-
                                   tanoides) dominieren.

                                   Vor dem Erker am Südgiebel des Herrenhauses fallen ein einzelner Goldregen (Laburnum
                                   anagyroides) sowie mehrere Eschen (Fraxinus excelsior) auf, die eine Reihe in Richtung
                                   des Damms bilden. Weiter südöstlich des Giebels schließt sich eine Wiesenfläche an, die in
                                   den Randbereichen stark von Gehölzaufwuchs bedrängt wird (Sambucus nigra, Rubus sect.
                                   Rubus, Rosa canina, Acer negundo, Acer pseudoplatanus). Auf der Wiese stehen eine
                                   Weide (Salix alba), mehrere Hundsrosen (Rosa canina) sowie ein Schmetterlingsbusch
                                   (Buddleja davidii). Ein großer Bergahorn (Acer pseudoplatanus) wächst am Übergang zum
                                   Pleißedamm.

                                   Weiter südlich des Herrenhauses fallen drei große Platanen auf. Sie stehen im Umfeld der
                                   Betonfläche. Dazwischen und im Bereich des Brückenbauwerks befindet sich Aufwuchs aus
                                   verschiedenen Ahornarten (Acer negundo, Acer campestre, Acer pseudoplatanus, Acer pla-
                                   tanoides), Vogelkirsche (Prunus avium), Ulme (Ulmus glabra) und Esche (Fraxinus excel-
                                   sior).

                                   Nordöstlich vom Herrenhaus prägen mehrere Trauerweiden (Salix babylonica) das Erschei-
                                   nungsbild des Parks. Entlang des Weges zur Cröbernschen Straße sind fünf Kastanien
                                   (Aesculus hippocastaneum) zu finden, die vermutlich Überbleibsel einer Allee sind. Sie bil-
                                   den mit zwei Kastanien am heutigen Haupteingang zum Herrenhaus (Nordseite) eine Linie,
                                   die am Giebel des Herrenhauses endet. Parallel westlich der Kastanien bilden des Weiteren

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                       20
mehrere alte Linden (Tilia spec.) eine Doppelreihe. An sonstigen Gehölzen sind entlang des
                                   Weges Hainbuche (Carpinus betulus), Weide (Salix alba), Bergahorn (Acer pseudoplatanus)
                                   und Weißdorn (Crataegus monogyna) zu nennen. Neben Schneebeerbüschen (Symphori-
                                   carpos albus) sind größere Flächen mit Brombeere (Rubus sect. Rubus), Hundsrose (Rosa
                                   canina) und Aufwuchs von Eschenahorn (Acer negundo) überwuchert. Südlich des Jugend-
                                   clubs bilden drei Pappeln (Populus nigra) sowie Obstbäume zwei Reihen.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                  21
Abb. 22: Säulenpap-
   peln vor der Westfas-
   sade des Herrenhau-
   ses

   Abb. 23: Kastanien
   (Hintergrund) und
   Hainbuche am Haupt-
   eingang des Herren-
   hauses

   Abb. 24:
   Kastanienallee, Blick
   vom Herrenhaus nach
   Norden in Richtung
   Cröbernsche Straße

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz   22
Abb. 25: Westfassade
   Herrenhaus mit Kas-
   tanie, Blickrichtung
   Nordosten

   Abb. 26: Lärche im
   Vordergrund, Blick
   von der Terrasse in
   Richtung Pleißedamm

   Abb. 27: Gehölzauf-
   wuchs am Plei-
   ßedamm, südöstlich
   des Herrenhauses

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz   23
Abb. 28: Platane im
   südlichen Betrach-
   tungsbereich

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz   24
Vegetation – Bewer-             Der Gehölzbestand gibt Zeugnis von mehreren Gestaltungs-Zeitschichten. Er befindet sich im
 tung                            Pflegenotstand. Große Teile des Parks sind von wildem Gehölzaufwuchs geprägt. Insbeson-
                                 dere zum Pleißedamm ist dieser sehr dicht. Schmuckpflanzungen oder Beete sind nicht mehr
                                 zu finden.

                                 Trotz der mehrfachen Überformung der Parkanlage sind im Betrachtungsgebiet gerüstbil-
                                 dende Gehölze, einzelne Motive und Strukturen aus den früheren Entwicklungsphasen der
                                 Parkanlagen auffindbar. So sind die zwei Säulenpappeln wohl Teil einer früheren Pappelreihe.
                                 Dieses Motiv ist seit dem frühen 19. Jahrhundert nachweisbar und blieb auch nach dem Neu-
                                 bau des Gebäudes im Jahr 1903 erhalten. Die Säulenpappeln markieren den früheren Haupt-
                                 eingang in der Gebäudeachse (Abb. 23). Auch im Lageplan von Peter Dybwad (Abb. 10) sind
                                 die Pappeln auf diese Achse ausgerichtet.

                                 Die Kiefern östlich des Herrenhauses stimmen mit dem Standort der Nadelbäume überein, die
                                 auf der Fotografie von ca. 1920 (Abb. 14) zu sehen sind und könnten, möglicherweise als
                                 Nachpflanzung, Bestandteil der früheren Gartenanlage sein. Auch weitere Großbäume, wie
                                 Ahorn und Weiden, könnten noch aus der Phase III der Gestaltung stammen oder wurden
                                 später nachgepflanzt.

                                 Einzelne Ziersträucher, wie der Goldregen am Erker oder der Flieder, geben Hinweise auf
                                 eine frühere Gestaltung der unmittelbaren Umgebung des Herrenhauses, die gemäß den Fo-
                                 tos von ca. 1920 bzw. 1969 vor allem mit Wegen unterteilte Rasenflächen und Pflanzungen
                                 aus Ziersträuchern aufwies.

                                 Kontinuierlich bestanden offenbar die in Reihe gepflanzten Bäume entlang der Wegeverbin-
                                 dung vom Herrenhaus zur Cröbernschen Straße. Der Weg verband das Rittergut mit der Plei-
                                 ßebrücke und den zu dem Rittergut gehörigen Ziegeleianlagen jenseits des Flusses. Während
                                 im Kupferstich von 1760 sowie im Meilenblatt von 1802 eine einfache Baumreihe dargestellt
                                 wurden, zeigt das historische Luftbild (Abb. 11) eine doppelte Baumreihe. Auf den Fotografien
                                 des Gebäudes um 1920 (Abb. 12) sind die Bäume jedoch nicht zu sehen. Die nach Schätzung
                                 etwa 100 Jahre alten Kastanienbäume könnten also auch erst deutlich nach dem Neubau des
                                 Herrenhauses, möglicherweise erst in den 1930er Jahren, neu gepflanzt worden sein. Auf den
                                 Fotografien von 1969 sind sie bereits als größere Bäume sichtbar.

                                 Im südlichen Parkbereich sind drei Platanen erhalten, die mutmaßlich Überbleibsel eines
                                 Baumrondells aus der landschaftlichen Parkanlage sind, das auf dem Luftbild von ca. 1920
                                 (Abb. 11) erkennbar ist. Dieses Baumrondell könnte als gestalterisches Motiv eine Besonder-
                                 heit der Gaschwitzer Parkanlage gebildet haben, zu dem es leider aber keine genaueren
                                 Quellen gibt.

 Wegenetz – Beschrei-            Der rechteckige Hof vor dem Herrenhaus, der Wirtschaftshof und die Zufahrt sind in ihrer
 bung und Bewertung              räumlichen Struktur bis heute vorhanden. Vom Wegenetz der Parkanlage sind hingegen weni-
                                 ger Strukturen erhalten. Lediglich die Verbindung nach Norden, die am Ufer des Margarethen-
                                 teiches entlang den Hof des Herrenhauses mit der Pleiße verband, existiert als befestigter
                                 Weg, der von Kastanien gesäumt wird (Abb.25). Seit der Verlegung des Eingangs an den
                                 Nordgiebel um 1950 führt der Weg nun auf diesen Eingang zu und verlässt dabei kurz vor
                                 dem Gebäude die Linie der Kastanienreihe.
                                 Auch gibt es vom Hof aus einen schmalen Weg nach Süden in Richtung des ehemaligen
                                 Baumrondells. Er verläuft etwas „gezackelt“ und ist zum Teil asphaltiert, teilweise unbefestigt
                                 und überwachsen. Die runde Fläche, die anhand der historischen Fotos innerhalb des frühe-
                                 ren Baumrondells vermutet werden kann, ist nicht mehr erkennbar. Hier verzweigt sich jedoch
                                 der asphaltierte Weg.
                                 Auf der Ostseite des Herrenhauses besteht noch eine Freifläche, an der einst der
                                 Schlossteich, ab etwa 1903 jedoch eine durch Wege gegliederte Gartenanlage existierte. Die
                                 Geometrie der Wege ist im Bestand nicht mehr nachvollziehbar.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                         25
Gebäude und Ausstat-            Zentrale Bestandteile des ehemaligen Rittergutes sind das Herrenhaus, das Gutsverwalter-
 tung – Beschreibung             haus, die Orangerie, mehrere Wirtschaftsgebäude sowie die Torhäuser, die mit dem Hof und
 und Bewertung                   der weitläufigen Parkanlage einen baulichen und historischen Zusammenhang bilden.

                                 Das Herrenhaus ist ein 1903 nach Plänen des Architekten Peter Dybwad errichteter zweige-
                                 schossiger Bau mit neobarocken und neoklassizistischen Fassadenelementen und einem
                                 ebenfalls zweigeschossigen nördlichen Anbau mit Seiteneingang. Die neunachsigen Ost- und
                                 Westfassaden sind durch einen Mittelrisalit, die Nord- und Südfassade durch seitliche Risalite
                                 gegliedert. Nach Osten bestand eine Terrasse zum Garten, die 1986 verkleinert und verändert
                                 wurde. Eine halbrunde Veranda mit Ausgang zum Garten befindet sich an der Südseite des
                                 Gebäudes. Der ehemals mittig in der Westfassade eingeordnete Hauptzugang, dem ein zwei-
                                 flügeliger Rampenaufgang vorgelagert war, befindet sich seit etwa 1950 an der Nordseite
                                 (ehemaliger Nebeneingang). Die Rampen bestehen heute nicht mehr. 1985 wurde ein freiste-
                                 hender Schornstein unmittelbar vor der Westfassade, am früheren Haupteingang, errichtet
                                 und verstellt seither die Fassade.

                                 Mehrere Wirtschaftsgebäude umschließen den kleinen Wirtschaftshof. Sie wurden, mit Aus-
                                 nahme des Stallgebäudes an der Südostecke, möglicherweise bereits um 1800 errichtet. Auch
                                 diese Gebäude wurden in den letzten Jahren saniert und werden derzeit gewerblich genutzt.
                                 Das Stallgebäude wurde um 1903 gebaut. Sein Turm ist ruinös, das Dach nicht mehr vorhan-
                                 den. Das Gutsverwalterhaus bildet den südlichen Abschluss des Hofes. Der zweigeschossige
                                 Bau mit Mansarddach und Glockentürmchen wurde vermutlich im 18. Jahrhundert im Zusam-
                                 menhang mit der Gutsanlage errichtet. Westlich wurde der Hof einst von weiteren Wirtschafts-
                                 gebäuden oder Scheunen begrenzt, die den Hof vom barocken Garten trennten (vgl. Abb. 8,
                                 9). Diese Gebäude wurden in den 1980ern durch die Produktionshalle ersetzt, die durch ihre
                                 Platzierung und Dimension dem historischen Ensemble schwer schadet.

                                 Die Orangerie und die Torhäuser mit Mansarddächern und barocker Fassadengestaltung ent-
                                 standen wahrscheinlich ebenfalls im 18. Jahrhundert während des Besitztums durch Familie
                                 Magen. Die Gebäude flankieren die Zufahrt und sind dadurch ein besonders prägnanter Be-
                                 standteil des Gutsensembles. Sie wurden in den letzten Jahren saniert.

                                 Südlich des Herrenhauses wurden mehrere Funktionsgebäude, die in den 1980er Jahren ent-
                                 standen, abgerissen. Ein kleineres Lagergebäude ist noch vorhanden und steht leer. Ein klei-
                                 ner Holzschuppen befindet sich an der Südostecke des Herrenhauses.
                                 Im nördlichen Bearbeitungsbereich befindet sich ein Jugendclub, ein Flachbau aus den 1980er
                                 Jahren.

                                 Als einzige bauliche Gartenausstattung existiert ein kleines rundes Wasserbecken von ca.
                                 zwei Metern Durchmesser im Park östlich des Herrenhauses, dessen Entstehung sich jedoch
                                 nicht datieren lässt (siehe Bestandsplan).
 Abb. 29: Übersicht Ge-
 bäude und Nutzungen,
 Stand 2019

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                    26
IV Denkmaleigenschaft und gartenhistorische Einordnung

                                        Das Gaschwitzer Gut ist eines von einstmals vielen Rittergütern entlang der Pleiße, die
                                        die Entwicklung dieser Kulturlandschaft bis in das 20. Jahrhundert wesentlich bestimm-
                                        ten.

                                        Seit dem 18. Jahrhundert verfügte das Gut Gaschwitz über einen Park, der sich südlich
                                        der Orangerie erstreckte. Er enthielt gemäß den Bildquellen typische Elemente barocker
                                        Gartengestaltung, wie ein System symmetrischer Wegeachsen und Parterres mit
                                        Schmuckpflanzungen, Formgehölzen und Skulpturen. Die historischen Darstellungen
 Abb. 30: Herrenhaus und                zeigen eine außergewöhnlich große Anlage mit reicher Ausstattung, die wahrscheinlich
 Wirtschaftshof Güldengossa             weithin bekannt und stilprägend war, vergleichbar mit den einstigen Parkanlagen im na-
                                        hegelegenen Zöbigker oder dem Park mit Orangerie am Gut Gautzsch.
                                        Im 19. Jahrhundert, nach der Pleißeregulierung 1876, wurde der barocke Garten um ei-
                                        nen landschaftlichen Park erweitert, der sich weit nach Süden in Richtung Großdeuben
                                        erstreckte und im Osten von der Pleiße begrenzt wurde. Mit geschwungenen Wegen,
                                        Gehölzgruppen, offenen und waldartigen Partien und einem planvoll komponierten Über-
                                        gang in die umgebende Landschaft entsprach er dem Geschmack der Zeit.

                                        Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Gegend südlich von Leipzig massiv durch die
                                        Folgen des Braunkohleabbaus verändert. Alte Siedlungen und historische Anlagen fielen
                                        dem Kohleabbau zum Opfer. Das Gaschwitzer Gut ist ein Bestandteil dieser überform-
                                        ten Kulturlandschaft. Im Zusammenhang mit den noch in Teilen erhaltenen Herrenhäu-
 Abb. 31: Gutsverwalterhaus             sern in der Umgebung, darunter Großstädteln, Großdeuben und Kahnsdorf, steht das
 und Wirtschaftshof Gaschwitz           Rittergut Gaschwitz beispielhaft für die Siedlungsentwicklung entlang der Pleißeaue, für
                                        die Herausbildung eines komplexen Gutsökonomiewesens und für die Geschichte bür-
 2019
                                        gerlicher und adliger Gesellschaft im Leipziger Umland. Die Nutzungsänderungen ab
                                        1950 einerseits sowie andererseits die zweite Verlegung der Pleiße um 1960 führten
                                        dazu, das große Teile der Parkanlagen verloren gingen oder stark überformt wurden.
                                        Die wenigen Befunde lassen jedoch, im Zusammenspiel mit den Quellen, den früheren
                                        Charakter der Gartenanlage auch heute noch nachvollziehen.

                                        Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es sich in Gaschwitz um eine mehrteilige
 Abb. 32: Orangerie und Par-            Gutsanlage, bestehend aus einem bemerkenswerten barocken Garten mit Orangerie,
 terres auf Gut Gautzsch, um            einem landschaftlichen Park aus dem 19. Jahrhundert, Wirtschaftsbereichen und einem
 1910                                   System aus Gewässern handelte. Das Gebäudeensemble ist in seinen wesentlichen
                                        Teilen noch vorhanden. Die Gesamtheit aus Orangerie, Wirtschaftsgebäuden, Hof und
                                        Herrenhaus samt den gärtnerischen Anlagen in dem nördlich der Autobahn ausgewiese-
                                        nen Denkmalumgriff kann als ein auf den Kern reduzierter ehemaliger Herrschaftssitz
                                        des Ritterguts Gaschwitz definiert werden. Entsprechend sind der Hof und der umge-
                                        bende Park als Teil des Gesamtzusammenhanges der Rittergutsanlage anzusprechen.

                                        Die Parkanlage lässt sich in die Reihe herrschaftlicher Gärten des 18. Und 19. Jahrhun-
                                        derts einordnen, die typischerweise über gebäudenahe Partien in barockem und Parker-
 Abb. 33: Orangerie und Par-            weiterungen in landschaftlichem bzw. spätromantischem Stil verfügten. Dabei sind die
 terres auf Gut Gaschwitz, um           Motive Kastanienallee, Hof mit Pappelreihe sowie die gerüstbildenden Gehölze im Süd-
 1876                                   teil deutliche historische Strukturen und besitzen für sich Denkmalwert.
                                        Da die 1903 durch den Architekten des Bundesverwaltungsgerichtes Peter Dybwad ent-
                                        worfene Villa in einem erkennbaren Zusammenhang mit einer Gestaltung der umgeben-
                                        den Freiflächen stand, ist der Park auch in diesem Sinne als Denkmal anzusehen.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                        27
V Gartendenkmalpflegerische Zielkonzeption

 Vorbemerkungen                         Die vorliegende Zielkonzeption soll als Grundlage für die denkmalgerechte
                                        Entwicklung und Erhaltung des nördlich der Autobahn befindlichen Ensembles aus Ge-
                                        bäuden und Parkanlage dienen. Daneben zeigt sie Möglichkeiten für die zukünftige
                                        denkmalgerechte Integration künftiger Nutzungen in und um die Rittergutsanlage. Das
                                        wichtigste Ziel hierbei ist, allen Beteiligten in Planung, Bau, Pflege, Nutzung und Betrieb
                                        einen Handlungsrahmen bereitzustellen, der den Charakter und die Bedeutung der Rit-
                                        tergutsanlage auf Dauer zu bewahren hilft.

                                        Die Voraussetzung für die fachgerechte Erhaltung des Denkmals ist die zwischen den
                                        Nutzern zu praktizierende enge Kommunikation, Abstimmung und einheitliche Entschei-
                                        dungsfindung. Da die Anlage unter Denkmalschutz steht, bedürfen bauliche Maßnah-
                                        men nach SächsDenkmSchG § 12 der Genehmigung. Die Belange der Gartendenkmal-
                                        pflege sind daher bei jeglichen Maßnahmen, die mit einer Veränderung des Zustandes
                                        einhergehen, frühzeitig einzubeziehen.

                                        Die notwendigen gärtnerischen Pflegemaßnahmen betreffen hauptsächlich den Vegeta-
                                        tionsbestand und hier vorrangig die Gehölze. Ein differenzierter, von Fachpersonal aus-
                                        geführter Gehölzschnitt ist die Grundlage für die Erhaltung und Weiterentwicklung des
                                        Baumbestandes. Die im Rahmen der Bestandserfassung gewonnenen Erkenntnisse
                                        stellen einen ersten Forschungsstand dar. Exakte und aktuelle Daten zum Vegetations-
                                        bestand sind nur durch eine aktualisierte Gehölzaufnahme und -bewertung sicher zu
                                        stellen.

 Ziele der Gartendenkmal-               Entsprechend der allgemein fachlich anerkannten Begriffsterminologie lassen sich die
 pflege - allgemein                     folgenden drei Gruppen der denkmalpflegerischen Ziele und der entsprechenden Maß-
                                        nahmen einteilen (siehe hierzu auch Charta von Florenz und Kommentar zum Sächsi-
                                        schen Denkmalschutzgesetz). Die konkreten Ziele und Maßnahmen für die Anlage las-
                                        sen sich entsprechend zuordnen.

                                        Maßnahme                                           Definition
 Erhaltung                              Instandhaltung                                     Erhaltung durch Pflege- und Unterhal-
                                        (Bestehendes erhalten)                             tungsmaßnahmen
                                        Konservierung                                      Erhaltung des Zustandes mit vorbeu-
                                                                                           genden oder schadensbeseitigenden
                                                                                           Maßnahmen
                                                                                           Statische Sicherung Festigung, Er-
                                                                                           gänzung oder Auswechslung
 Wiederinstandsetzung                   Anastylose                                         Wiederaufsetzen der originalen Teile
                                        (Bestehendes wiederaufrichten)
                                        Restaurierung                                      Wiederherstellung eines Denkmales
                                        (Bestehendes rückverwandeln)                       oder von Teilen eines Denkmales
                                                                                           Ergänzung zum originalen Bestand,
                                                                                           ohne Verminderung des originalen
                                                                                           Bestandes Maßnahmen an Vorhande-
                                                                                           nem zur Erhöhung der Lesbarkeit
                                        Renovierung                                        Erneuerung des äußeren Bildes, Äs-
                                        (ästhetische Wiedergewinnung)                      thetische Verbesserung der Sichtflä-
                                                                                           chen
                                                                                           Wiedergewinnung des ästhetischen
                                                                                           Bildes des Denkmals
                                                                                           Meistens: Verlust von Originalsub-
                                                                                           stanz
 Nachbildung                            Rekonstruktion (*)                                 Wiederherstellung anhand von Quel-
                                        (Verlorengegangenes nachbilden)                    len in den alten Formen, gleichen
                                                                                           Werkstoffen und unter Verwendung
                                                                                           der ursprünglich Bautechnik

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                            28
Neugestaltung nach                                  Einer dem Original bzw. einer be-
                                        historischem Vorbild (*)                            stimmten Epoche des Denkmals na-
                                                                                            hekommende Neugestaltung
                                        Neuinterpretation (*)
                                                                                            (*) keine denkmalpflegerische Maß-
                                                                                            nahme im eigentlichen Sinn
Tab. 1: Ziele der Denkmalpflege – Allgemein

Nutzungskonzept und Maßnahmen

 Entwicklungsziele                                      Ziel ist es einerseits, die historischen Flächen der Gutsanlage instand zu
                                                        halten und vor Verlusten durch weitere Zergliederung, ungeeignete Nut-
                                                        zung oder durch beeinträchtigende Maßnahmen in der unmittelbaren Um-
                                                        gebung zu schützen.
                                                        Andererseits sollte die Parkanlage mit ihren früheren Zusammenhängen,
                                                        insbesondere Blickachsen und Gliederungen, entwickelt und erlebbar ge-
                                                        macht werden.

 Nutzungskonzept                                        Ein Nutzungskonzept muss mit der Sicherung und Entwicklung der Parkan-
                                                        lage als Ganzes einhergehen und einer zukunftsfähigen Entwicklung des
                                                        Herrenhauses als deren Kern dienen.

                                                        Eine separate Entwicklung abgetrennter Teilflächen entspricht nicht den
                                                        Entwicklungszielen. Stattdessen sollten in einer langfristigen Perspektive
                                                        neben den Flächen innerhalb des Denkmalumgriffs auch die Bereiche der
                                                        derzeitigen Produktionshalle und des Wertstoff-Gewerbe-Geländes mit in
                                                        die Betrachtungen einbezogen werden, um eine nachhaltige Entwicklung
                                                        des Standortes zu ermöglichen.

 Maßnahmen                                              Grundsätzlich sollte der Gehölzbestand im Hinblick auf den Erhalt der ge-
                                                        rüstbildenden Gehölze, die Strauchbestände und die offenen Bereiche ent-
                                                        wickelt werden. Wilder Aufwuchs soll dort, wo er wertvolle oder gerüstbil-
                                                        dende Gehölze bedrängt, kurzfristig entnommen werden.
                                                        Aufgrund der Befundlage und um eine nachhaltige Entwicklung zu ermögli-
                                                        chen, werden neben erhaltenden Maßnahmen vor allem Maßnahmen ei-
                                                        ner behutsamen, dem historischen Kontext angemessenen Neugestaltung
                                                        im Vordergrund stehen.

                                                        Die Nutzungsempfehlungen und Maßnahmen wurden im der folgenden
                                                        Tabelle zu besseren Übersicht verschiedenen Bereichen, die jedoch im
                                                        Zusammenhang zu entwickeln sind, zugeordnet.

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                           29
Übersicht der Nutzungsempfehlungen und Maßnahmen

 Gutshof                                                     Mögliche Nutzungen
                                                                 -    Veranstaltungsfläche im Zusammenhang mit der Nutzung
                                                                      des Herrenhauses und der Orangerie
                                                                 -    temporäre PKW-Stellflächen bei Veranstaltungen

                                                             Maßnahmen
                                                                -   Erhalt bzw. ggf. Neupflanzung der markanten Pappelreihe
                                                                    vor dem Herrenhaus, Entfernen der wild aufgewachsenen
                                                                    Gehölze
                                                                -   Erhalt der Freifläche mit einer dem historischen Ensemble
                                                                    angemessenen Oberfläche (wassergebundene Wegede-
                                                                    cke, begrünt oder Natursteinpflaster), Erhalt der Sichtbe-
                                                                    ziehung zwischen den Gebäuden

 Umgebung des Herrenhauses und Kasta-                        Mögliche Nutzungen
 nienallee                                                   Herrenhaus
                                                                 -    Museum für Rittergutsgeschichte im Pleißegebiet / histori-
                                                                      sche Landwirtschaft, ähnlich englischer Museumsgüter,
                                                                      Beispiel Heligan Gardens / England (www.he-
                                                                      ligan.com/deutsch)
                                                                 -    Firmensitz
                                                                 -    Seminarhaus,
                                                                      Beispiel Seminarhaus der Fa. Freudenberg/Weinheim
                                                                      (https://www.rhein-neckar-industriekultur.de/objekte/villa-
                                                                      hermannshof-mit-schau-und-sichtungsgarten-in-weinheim)
                                                                 -    Wohnsitz

 Abb. 34: Seminarhaus der Fa. Freudenberg,
 Weinheim
                                                             Park
                                                                    -   Museumsfreifläche, Ausstellungen
                                                                    -   gärtnerische oder landwirtschaftliche Nutzungen stets im
                                                                        Zusammenhang mit der Entwicklung des Herrenhauses
                                                                    -   parkartiger Garten im Zusammenhang mit der Nutzung als
                                                                        Firmen- oder Wohnsitz
                                                                    -   extensive Flächen für Arten- und Biotopschutz

                                                             Maßnahmen
                                                                -   Erhalt der von Wege- und Blickbeziehungen, der gerüstbil-
                                                                    denden Nadel- und Laubgehölze, Wiesenmahd zur Erhal-
 Abb. 35: Museale Gutsgärten in Heligan Gar-                        tung der offenen Flächen
 dens, England                                                  -   Erhalt der Wegeverbindung nach Norden, ästhetische Wie-
                                                                    dergewinnung der historischen Kastanienallee (ggf. Anpas-
                                                                    sung in Breite und Belagsart an die künftigen Nutzungsan-
                                                                    forderungen), Erhalt der Linden
                                                                -   Schaffung von Wege- und Blickverbindungen zwischen Her-
                                                                    renhaus und Pleißeradweg
                                                                -   Pflege und Auslichtung des Gehölzbestandes
                                                                -   Entfernen des Schuppens
                                                                -   Neugestaltung einer Parkanlage unter Beachtung der ge-
                                                                    nannten Erhaltungsprämissen

Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz                                                                          30
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