Das Rittergut Gaschwitz - Stadt Markkleeberg
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Das Rittergut Gaschwitz Gartendenkmalpflegerische Rahmenzielstellung Auftraggeber: Stadtverwaltung Markkleeberg Rathausplatz 1 04416 Markkleeberg Tel.: 0341 35330 Fax: 0341 3533-147 Bearbeitung: Rehwaldt Landschaftsarchitekten Bautzner Str. 133 01099 Dresden Tel.: 0351-8119690 Fax: 0351-8119699 E-Mail: mail@rehwaldt.de 08.07.2021 INHALTSVERZEICHNIS Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 1
I VORWORT ........................................................................................................................................................................ 3 Anlass und Ziel ...................................................................................................................................................................... 3 Lage ....................................................................................................................................................................................... 3 Eigentum ................................................................................................................................................................................ 3 Denkmalliste .......................................................................................................................................................................... 4 Rechtliche Vorgaben .............................................................................................................................................................. 6 Übersicht der untersuchten Quellen ...................................................................................................................................... 7 II Historische Analyse ........................................................................................................................................................ 10 Phase I – 1616-1716 ............................................................................................................................................................ 10 Phase II – ca. 1716 bis 1876 ............................................................................................................................................... 10 Phase III – ca. 1876 - 1903 .................................................................................................................................................. 12 Phase IV – ca. 1903 - 1958 ................................................................................................................................................. 13 Phase V – ca. 1958 bis 2006 ............................................................................................................................................... 17 Phase VI – seit 2006 (Bau der A 38) ................................................................................................................................... 17 Übersicht wichtigste Entwicklungsphasen ........................................................................................................................... 18 III Bestandsanalyse ............................................................................................................................................................ 20 Vegetation – Beschreibung .................................................................................................................................................. 20 Vegetation – Bewertung ....................................................................................................................................................... 25 Wegenetz – Beschreibung und Bewertung .......................................................................................................................... 25 Gebäude und Ausstattung – Beschreibung und Bewertung ................................................................................................ 26 IV Denkmaleigenschaft und gartenhistorische Einordnung .......................................................................................... 27 V Gartendenkmalpflegerische Zielkonzeption................................................................................................................. 28 Vorbemerkungen ................................................................................................................................................................. 28 Ziele der Gartendenkmalpflege - allgemein ......................................................................................................................... 28 Nutzungskonzept und Maßnahmen ..................................................................................................................................... 29 Übersicht der Nutzungsempfehlungen und Maßnahmen .................................................................................................... 30 Anhang ................................................................................................................................................................................ 32 Liste der Abbildungen .......................................................................................................................................................... 32 Gehölzliste ........................................................................................................................................................................... 33 Planteil ................................................................................................................................................................................. 39 Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 2
I VORWORT Anlass und Ziel Das Rittergut Gaschwitz ist ein herrschaftliches Anwesen, dessen Geschichte bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht. In seiner Blütezeit im 18. und 19. Jahrhundert verfügte es neben Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Wirtschaftshöfen, Anbauflächen, Teichen auch über ausgedehnte Gärten mit einer Orangerie sowie landschaftlich gestaltete Parkanlagen. In Folge des Braunkohletagebaus gingen große Flächen des Rittergutes verloren. Weitere Verluste erlitt die Anlage durch Nutzungsänderungen und Umbauten ab den 1950er Jahren, durch den Bau der A 38 und mangelnde Pflege. Teile des Ensembles, darunter das Herren- haus und das Gutsverwalterhaus, stehen seit mehreren Jahren leer und befinden sich in einem unsanierten Zustand, der Park ist verwildert. Die vorliegende gartendenkmalpflegerische Rahmenzielstellung dient dazu, die historische Entwicklung der Gartenanlagen des Rittergutes darzustellen, die Anlage zu bewerten und die Ziele und Maßnahmen für eine dem Gartendenkmal angemessene Entwicklung zu for- mulieren. Zugleich sollen künftige Nutzungsoptionen vorgeschlagen werden. Lage Gaschwitz ist ein Ortsteil von Markleeberg und liegt 10 km südlich von Leipzig an der Pleiße. Westlich eingeschlossen vom früheren Tagebau Zwenkau und östlich vom Tagebau Espen- hain, liegt der Ort auf einer etwa 500 Meter breiten Nord-Süd-Rippe, gemeinsam mit der Eisenbahnlinie Leipzig-Altenburg, der Fernverkehrsstraße F2/95 und der begradigten Pleiße. Die Nachbarorte von Gaschwitz sind im Norden Großstädteln (zu Markkleeberg ge- hörig) und im Süden Großdeuben (zu Böhlen). Im Osten grenzen die Fluren von Großpösna und im Westen die von Zwenkau an. Das Rittergut befindet sich inmitten des Ortsteils Gaschwitz. Die BAB A 38 durchquert das Areal in ostwestlicher Richtung und teilt die Parkanlage in einen nördlichen und einen süd- lichen Bereich. Im Osten schließt sich die Pleiße an, im Westen wird das Gut von der Fern- verkehrsstraße begrenzt. Abb. 1: Lage des Rittergu- Das in der denkmalpflegerischen Rahmenzielstellung untersuchte Betrachtungsgebiet be- tes Gaschwitz in Markklee- schränkt sich, in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege, auf den nördlich der berg zwischen Bahntrasse, A 38 gelegenen Parkteil (siehe Plan Abb. 3). Pleiße und A38 Eigentum Die betrachteten Flächen befinden sich im Eigentum der Stadt Markkleeberg. Ausnahmen bilden das Flurstück um das Gutsverwalterhaus sowie der Bereich des Wirtschaftshofes, die sich beide in Privatbesitz befinden. Ein Übersichtsplan der Flurstücke ist der Abbildung Nr. 3 zu entnehmen. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 3
Denkmalliste Das Rittergut Gaschwitz samt Gutspark ist in der Erfassungsliste des Freistaates Sachsen wie folgt erfasst: Rittergut Gaschwitz (Sachgesamtheit) Anschrift: Markkleeberg, Stadt Cröbernsche Straße 12a Einzeldenkmal der Sachgesamtheit Rittergut Gaschwitz: Herrenhaus mit Ausstattung und Gutspark (siehe Sachgesamtheitsliste - Obj. 09300387, Cröbernsche Straße 12a) Rittergut Gaschwitz (Sachgesamtheit) Anschrift: Markkleeberg, Stadt Cröbernsche Straße 12a Kurzcharakteristik: Sachgesamtheit Rittergut Gaschwitz mit folgenden Einzeldenkmalen: Herrenhaus mit Aus- stattung und Gutspark (siehe Einzeldenkmalliste - Obj. 09256724, Cröbernsche Straße 12a), Gutsverwalterhaus (»Altes Schloss«), südliches Torhaus, Orangerie sowie Kopfbau des östlichen Wirtschaftsgebäudes (siehe Einzeldenkmalliste - Obj. 09256743, Hauptstraße 313a, 315, 317), sowie nördliches Torhaus (Hauptstraße 313), vier Wirtschaftsgebäude und Reste der Toranlage als Sachgesamtheitsteile Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 4
Abb. 2: Rittergut Gaschwitz - Luftbild 2017 Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 5
Rechtliche Vorgaben Das Gut Gaschwitz steht als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz. Eine Anpassung des Denkmalumgriffes erfolgte zuletzt 2019. Denkmalschutz 24/16 1/18 1 29/1 24/21 1/19 24/24 1/17 30/10 Abb. 3: gelb markiert: in der Denkmalliste ausgewiese- nes Kulturdenkmal nach §2 SächsDSchG, Festlegung 2019, rot markiert: Betrachtungs- gebiet der vorliegenden Rahmenzielstellung violett: Flurstücknummern Naturschutz, Hochwasser- Das Betrachtungsbiet oder Teile davon unterliegen keinem naturschutzrechtlichen schutz Schutzstatus. Das Gebiet liegt nicht im festgesetzten Überschwemmungsgebiet. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 6
Übersicht der untersuch- ten Quellen Archivalien Bauaktenarchiv Markkleeberg - keine relevanten Bauakten zum Gut Gachwitz vorhanden - Auskunft Stadt Markkleeberg/Archivleitung v. 16.07.2019 - Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Gut Gaschwitz, Dr. Schneider und Küster, 2001. (enthält Fotokopien historischer Ansichten und einen Lageplan des Herenhauses von Peter Dybwad von 1903) Sächsisches Staatsarchiv Nr. 20386 Rittergut Gaschwitz (Patrimonialgericht) 1553 – 1849 - keine relevanten Unterlagen Nr. 20632 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen Sign. 0287 1923 – 1948 - keine relevanten Unterlagen Nr. 20028 Amtshauptmannschaft Leipzig Sign. 0161 - keine relevanten Unterlagen Nr. 11396 Vereinigung Volkseigener Güter (VVG) des Landes Sachsen Sign. 157 (1932, 1946, 1948) Jan. 1949 - Febr. 1952 - keine relevanten Unterlagen Nr. 20009 Amt Leipzig, 2278 1839 – 1840 - keine relevanten Unterlagen Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 7
Kreisarchiv Landkreis Leipziger Land B 3786 Flurstück 152, Ortslistennummer 23B Bauherr: Friederici, Golfclub Plantier Rittergut: Ziegelscheune, Umbau Zieglerhaus, Anbau (1887-1937) - keine relevanten Unterlagen B6 Ortlistennummer 1 Bauherr: Sächsische Werke Rittergut: Scheune (1924) - keine relevanten Unterlagen B9 Flurstück 29 Bauherr: Sächsische Administration Stockhausen Umbau Schule (1947-1949) - keine relevanten Unterlagen B 3296 Flurstück 29/1 Bauherr: Rat der Gemeinde Gaschwitz ehem. Herrenhaus: Generalüberholung Oberschule Gaschwitz - Fotografien des Schulgebäudes, 1969 Archiv des Landesamtes für Denkmalpflege - keine relevanten Unterlagen (topografische Registratur, Bildsammlung, Plansammlung, Bibliothek) Literatur Moser, Otto: Die Umgebung Leipzigs in geschichtlichem Abriß der nächstliegenden 56 Dörfer. Leipzig 1868 Poenicke, G.-A.: Album der Rittergüter und Schlösser in Sachsen, Bd. 1 Leipziger Kreis Leipzig (um 1860) Sonstige Daten Digitales historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (Direktlink: https://hov.isgv.de/Gaschwitz) Historische Ansichten Ansicht des Ritterguts Gaschwitz von Westen. Kupferstich von ca. 1760 (Original wohl in Besitz der Familie Plantier, Kopie aus: Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Gut Gaschwitz, Dr. Schneider und Küster, 2001) Das Rittergut Gaschwitz aus der Vogelperspektive. Zeichnung von Adlph Eltzner, um 1870. Stadtgeschichliches Mueum Leipzig. (https://www.stadtgeschichtliches-museum- leipzig.de/) Gaschwitz, Luftbild, ca. 1920, Leibnitz Institut für Länderkunde, Signatur: Eu068-1549 (Link: https://ifl.wissensbank.com, am 01.11.2019) Fotografische Ansichten der Fassade. Amateurkleinbildaufnahmen nach 1950 (Kopie aus: Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Gut Gaschwitz, Dr. Schneider und Küster, 2001) Historische Ansichtskarte Neues Herrenhaus, ca. 1920. www.zvab.com (Link: https://www.akpool.de/ansichtskarten/26745667-ansichtskarte-postkarte-gaschwitz- markkleeberg-in-sachsen-rittergut-kirchturm, 01.10.2019) Historische Ansichtskarte, Teilansichten vom Rittergut, ca. 1920. www.zvab.com (Link: https://www.zvab.com/servlet/BookDetailsPL?bi=22096005938&se- archurl =hl%3Don%26sortby%3D20%26tn%3Dgaschwitz&cm_sp=snippet-_-srp1-_-image3, am 01.10.2019) Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 8
Historische topografische Meilenblätter von Sachsen – Berliner Exemplar, 1802, SLUB, Kartenforum 2.0 Karten, Messtischblätter Cröbern und Umgebung, 1828, SLUB, Kartenforum 2.0 Liebertwolkwitz, 1876, SLUB, Kartenforum 2.0 Liebertwolkwitz, 1912, SLUB, Kartenforum 2.0 Quellenbewertung Die Quellenlage zur Gartengeschichte des Rittergutes ist dünn. Es ist kein detaillierter historischer Lageplan zur den Gartenanlagen bekannt. Aus dem Jahr 2001 liegt eine denkmalpflegerische Rahmenzielstellung für das Ensemble Gut Gaschwitz vor, die sich jedoch vorrangig auf das Gebäudeensemble bezieht. Die Unterlage enthält Fotokopien zweier detailreicher historischer Ansichten. Diese sind der Kupferstich von Eltzner, entstan- den nach der Pleißeverlegung 1876, aus dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig sowie die Vogelperspektive aus dem 18. Jahrhundert, die sich im Privatbesitz der Familie Plantier befindet. Als gedruckte Quelle diente das Album der Rittergüter und Schlösser in Sachsen von G.A. Poenicke (1860) mit einer Zeichnung des Herrenhauses von der Teichseite aus. Fotografien aus dem Jahr 1969 enthielt eine Bauakte des Kreisarchivs zur Generalsanierung des Schulgebäudes. Im Bestand der Fotothek der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) gibt es weitere Fotografien aus den 1920er bis 1990er Jahren, die jedoch keine neuen Infor- mationen zur Anlage brachten. Meilen- und Messtischblätter für das Gebiet lieferte die Datenbankanwendung Kartenforum 2.0. der SLUB. Die Datenbank des Leibniz Institutes für Länderkunde enthält ein Luftbild des Rittergutes von ca. 1920. Historische Postkartenansichten konnten im Internet auf entsprechenden Anbieterseiten recherchiert werden. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 9
II Historische Analyse Phase I – 1616-1716 Die früheste Erwähnung einer herrschaftlichen Anlage in Gaschwitz stammt aus dem Jahr 1349/501. Von 1616 an befand sich am Ort des heutigen Herrenhauses ein Rennaissance- schloss im Besitz der Familie Brandt von Lindenau. Unter ihrer Herrschaft wurde das Schloss zu einer Wasserburganlage umgebaut. Phase II – ca. 1716 bis 1876 Nach mehreren Besitzerwechseln ging das Gut 1716 in den Besitz der aus Thüringen stam- menden Familie Magen über. Ludwig Magen, der das Gut 1737 von seinem Bruder Heinrich Magen erbte, ließ umfangreiche Veränderungen und Modernisierungen an den Schlossanla- gen und den Gutsgebäuden vornehmen. Zu dieser Zeit entstand eine mehrteilige Gutsan- lage aus Gebäuden, darunter die Orangerie und das Südtorhaus, mit Wirtschaftsbereichen und Gärten2. Das Gutsensemble bestand, wie ein Kupferstich von 1760 (Abb. 5) zeigt, zur Mitte des 18. Jahrhunderts aus dem Wasserschloss, daran westlich vorgelagert der Wirtschaftshof mit flankierenden Wirtschaftsgebäuden, dem sich nach Süden der Hof mit dem Gutsverwalter- haus und weiteren Wirtschaftsgebäuden anschloss. Hofseitig waren vor der Westfassade des Schlosses mehrere Bäume in einer Reihe gepflanzt. An der Westseite des Hofes befand sich das Haupttor. Von dort verband eine breite Zufahrt mit Baumallee das Rittergut mit der nach Leipzig führenden Hauptstraße. Südlich dieser Zufahrt zeigt der Kupferstich ein Oran- geriegebäude, dem eine weitläufige barocke Gartenanlage vorgelagert war. Ludwig Magen war es, der offensichtlich die Gestaltung der Gartenanlage vorantrieb: „Von ihm wird gesagt, dass er durch sein holdseliges Wesen die Herzen seiner Untertanen unge- mein an sich gezogen und durch seine gute Wirtschaft das Ritterguth trefflich und mit vielen Kosten das hiesige Herrenhausspendid ausputzen, auch besonders den Garten auf das Schönste hat einrichten lassen.“3 Vermutlich entstand zu seiner Lebzeit eine Gartenanlage in barockem Stil, in der Orangerie und Gärten durch Gestaltungselemente wie Wegeachsen, Treppen und Baumreihen mitei- nander in Beziehung gesetzt wurden. Der Kupferstich zeigt symmetrisch an einer auf die Orangerie bezogene Achse ausgerichtete Gartenparterres mit Broderien, Freitreppen, einge- fassten Schmuckbeeten und Ausstattungselementen wie Skulpturen, Kübelpflanzen und Formgehölzen. Zur Straße schloss eine Mauer den Garten ab, während er nach Süden durch einen Kanal begrenzt wurde. Nördlich der Zufahrt zeigt der Kupferstich einen Nutzgarten, in dem möglicherweise Obstge- hölze kultiviert wurden. Zur Pleiße hin lagen sechs, durch Dämme voneinander getrennte Teiche, deren Ufer mit Baumreihen bepflanzt waren. 1762 gelangte das Rittergut in den Be- sitz der Familie Friderici, später in den Besitz der Tochter namens Plantier. Vermutlich wurde in der Zeit der Plantiers der nördlich der Einfahrt gelegene Nutzgarten zu einem wei- teren Wirtschaftshof umgestaltet, wie ihn die Vogelperspektive von Eltzner (Abb. 8) zeigt. 1 Digitales historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (Direktlink: https://hov.isgv.de/Gaschwitz) 2 Vgl. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung 2001, S. 8 3 Poenicke, G.A.: Album der Schlösser und Rittergüter in Sachsen. Bd. 1, S.62 Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 10
Abb. 4: 1804 – Meilenblatt, erkennbar das Herrenhaus bzw. Wasserschloss, Hof mit umgebenden Wirtschaftsge- bäuden, die Orangerie, Pflan- zungen südlich der Orange- rie, die Teiche, darunter der Margarethenteich mit Insel, Wassergräben, die mäandrie- rende Pleiße Abb. 5: ca. 1760 – Wasser- burganlage, Ansicht des Rit- tergutes von Westen, erkenn- bar der kostbar und garten- künstlerisch hochwertig aus- gestattete Garten vor der Orangerie, Kupferstich (verkleinert, siehe Anhang) Abb. 6: 1860 – Rittergut Gaschwitz, Blick von Osten auf das Herrenhaus mit um- gebendem Teich, links im Hintergrund das Gutsverwal- terhaus mit Turm, Pappel- reihe Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 11
Phase III – ca. 1876 - 1903 Um die Hochwasser der Pleiße zu beherrschen, wurde der Fluss im Jahr 1876 zwischen Gaschwitz und dem südlicher gelegenen Großdeuben nach Osten verlegt und begradigt. Nach der Regulierung verblieben von den ursprünglich sechs Teichen des Gaschwitzer Rit- tergutes nur noch zwei große Gewässer: der Margarethenteich östlich sowie der Teich um das Wasserschloss. In der Karte von 1876 (Abb. 7) ist nur der Margarethenteich, nicht aber das Herrenhaus und der umgebende Schlossteich verzeichnet. Die Vogelperspektive von Eltzner (Abb.8) zeigt den Margarethenteich, das Herrenhaus und den Schlossteich. Außerdem zeigt sie einen, nach der Regulierung angelegten, landschaftli- chen Park südlich des Herrenhauses, etwa auf der Fläche der früheren Teiche. Auf dieser detaillierten Darstellung sieht man mit Zäunen gefasste Wiesenflächen, dichte und lockere baumbestandene Bereiche mit Solitärgehölzen, Nadelgehölzen, niedrige Gruppen von Sträuchern, geschwungene Wege sowie zwei kleinere Teiche. Diese sind auch in der Karte von 1876 eingetragen. In der Vogelperspektive ist außerdem erkennbar, dass der barocke Ziergarten einer Nutzgartenanlage mit Warmbeeten gewichen ist, die jedoch noch immer die frühere axiale Gliederung aufweist. Man sieht unter anderem einen halbrunden platzartigen Bereich vor der Orangerie, Beete, gefasst mit kleinen Hochstämmen von Beerenobst oder Rosen sowie eine Kleinarchitektur, möglicherweise ein Taubenschlag. Formgehölze, Skulp- turen und Brunnenanlagen wie im Kupferstich von 1760 sind nicht mehr dargestellt. Abb. 7: 1876 – Liebertwolk- witz 1 : 25 000 Nach der Pleißeregulierung. Das Herrenhaus samt Schlossteich ist nicht einge- tragen. Abb. 8: nach der Pleißeregu- lierung 1876 – Vogelperspek- tive Rittergut Gaschwitz, Eltzner (verkleinert, siehe An- hang). Deutlich zu erkennen: Herren- haus mit Schlossteich, Mar- garethenteich, Wirtschaftsge- bäude, Orangerie und frühere barocke Gartenanlage mit Nutzbeeten, landschaftliche Parkgestaltung, im Vorder- grund ein Gewässer. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 12
Phase IV – ca. 1903 - 1958 1903 wurden auf dem Gut ein Herrenhaus (sogenanntes Neues Herrenhaus) und ein Stall- gebäude mit Turm nach Plänen des Leipziger Architekten Peter Dybwad errichtet. Mit Blick auf das Luftbild von ca. 1920 (Abb. 11) wird ersichtlich, dass im Zuge des Neubaus die Um- gebung des Schlosses neugestaltet wurde. In den 1920er Jahren bestanden demnach auf der Ost- und der Südseite des Herrenhauses anstelle des früheren Schlossteiches eine Gar- tenanlage mit regelmäßigen Rasenflächen oder Beeten in der Art eines Villengartens. In der Verlängerung der Pappelreihe östlich des Herrenhauses existierte eine Wegeverbindung nach Süden, die offenbar in einem Baumrondell mündete. Dieses verknüpfte den Gartenbe- reich um das Herrenhaus mit dem Orangeriegarten, den dichten waldartigen Parkbereichen im Süden und offenen Wiesen im Südosten. Wie auf dem Luftbild (Abb. 11) erkennbar, ent- sprach der Orangeriegarten noch im Jahr 1920 in seiner wesentlichen Gliederung der An- lage aus dem 19. Jahrhundert. 1925 verkauften die Eigentümer das Rittergut mitsamt allen dazugehörigen Flächen und Ge- bäuden an die Aktiengesellschaft Sächsische Werke, die die Flächen des Gutes für die Er- schließung von Braunkohleabbaufeldern benötigte. Abb. 9: 1908-1945 – Mess- tischblatt Abb. 10: 1903 – Lageplan zum Neubau des Herren- hauses (Architekt P. Dyb- wad) mit den Eintragungen „Gewässer“ am Marga- rethenteich östlich und „Graben“ südlich des Her- renhauses. Vor dem Haupt- eingang neun Bäume, auf die Achse des Gebäudes ausgerichtet. Geschwun- gene Wege südlich des Gutsverwalterhauses. Ge- rade Wegeführung vom Herrenhaus nach Norden. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 13
Abb. 11: ca. 1920 – Luftbild Rittergut Gaschwitz (Aus- schnitt, siehe Planteil), zu erkennen sind der etwas verlandete Margarethen- teich, eine Baumallee, die auf den Nordgiebel des Herrenhauses zuführt, süd- lich des Herrenhauses Beete oder Rasenflächen mit Zierwegen, südlich der Orangerie regelmäßige Gartenanlagen, westlich vor dem Herrenhaus die Pap- pelreihe, ein Baumrondell in der Verlängerung der Pap- pelreihe. Abb. 12: ca. 1920 – Neues Herrenhaus, Haupteingang noch mittig in der Westfas- sade, Rampen, Zierbeete, Kübelpflanzen, links im Bild (angeschnitten) die Pappel- reihe und deren Schatten- wurf. Am Nordgiebel ein mit Hecke und Tor abgegrenz- ter Bereich. Südlich des Herrenhauses sind keine di- rekt benachbarten Bäume erkennbar. Die heutigen Kastanien an der Gebäude- ecke sind (noch) nicht vor- handen. Abb. 13: ca. 1920 – An- sichtskarte Neues Herren- haus Gaschwitz, Foto Her- renhaus, Westseite, Pap- peln, Zierbeete. Ganz rechts im Bild, nur knapp angeschnitten, ein größerer Baum. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 14
Abb. 14: ca. 1920 – Fotoan- sicht des Neuen Herrenhau- ses von Osten, im Vorder- grund der Margarethen- teich, vor der Terrasse rechts im Bild eine Gruppe Nadelbäume, links Laub- bäume am Ufer. Im Hinter- grund sind mehrere Pap- peln erkennbar. Abb. 15: 1969 – Fotoansicht des Neuen Herrenhauses von Westen, anstelle des früheren Schlossteiches im Vordergrund eine Rasenflä- che. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 15
Abb. 16: 1969 – Fotoansicht des Neuen Herrenhauses von Norden, Nutzung als Schulgebäude, Anbau und neuer Haupteingang Abb. 17: 1969 – Fotoansicht des Neuen Herrenhauses, Nutzung als Schulgebäude, Anbau und neuer Hauptein- gang. Ein Zaun begrenzt ei- nen Bereich um den neuen Hauptzugang. Dort deutlich erkennbar eine Kastanie, ebenso ein weiterer Baum links im Bild. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 16
Abb. 18: ca. 1906 – An- sichtskarte Rittergut Gaschwitz, Erkennbar: das Gutsverwalterhaus von Os- ten, offenbar südlich davon ein eingezäunter Garten. Pappelreihe und Sträucher im Mittelgrund, im Vorder- grund die heute überwach- sene Wiesenfläche südlich des Herrenhauses. Abb. 19: ca. 1906 – An- sichtskarte Rittergut Gaschwitz, Garten zur Orangerie, Pavillon an un- bekanntem Standort (Aus- schnitt, siehe Anhang) Phase V – ca. 1958 bis 2006 Zwischen 1930 und 1970 wurde die Pleiße zwischen Regis-Breitingen und Markkleeberg in- folge des Braunkohlentagebaus auf einer Länge von etwa 35 Kilometern nahezu vollständig verlegt. Im Bereich Gaschwitz, zwischen Großdeuben und Großstädteln erfolgte die Verle- gung wahrscheinlich um 1960. Da das neue Flussbett nun deutlich an das Herrenhaus her- anrückte, fielen der Verlegung große Teile des Parks sowie der letzte verbliebene Teich, der Margarethenteich, zum Opfer. Von 1945 befand sich das Rittergut als Staatsgut in öffentlichem Eigentum. Das Neue Her- renhaus wurde zu einem Schulgebäude umgebaut, dabei unter anderem der Haupteingang von der Westfront an die Nordseite verlegt. 1972 wurden mehrere Wirtschaftsgebäude um das Gutsverwalterhaus abgebrochen. Die Gutsanlage wurde nunmehr durch die VEB Technische Gebäudeausrüstung (TGA) und Nachfolgeeinrichtungen als Produktions- und Materiallagerstätte genutzt. Die historischen Wirtschaftsgebäude verfielen zunehmend. Westlich des Gutsverwalterhauses wurde eine Fabrikhalle als Betonstahlkonstruktion errichtet. Eine Mauer trennte das Herrenhaus vom Wirtschaftshof. Im Jahr 2000 erwarb die Stadt Markkleeberg die Grundstücke am Rittergut. Phase VI – seit 2006 (Bau Seit 2006 verläuft die A 38 als Brückenbauwerk etwa 90 Meter südlich des Herrenhauses in der A 38) Ostwestrichtung durch den Park und teilt diesen in einen nördlichen und einen südlichen Be- reich. Auch wenn sowohl visuelle Barrieren durch die Pfeiler, als auch eine starke Lärmbe- lastung vorliegen, besteht in der Wegeebene noch immer eine, sichtbar genutzte, Wegever- bindung zwischen beiden Parkteilen. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 17
Übersicht wichtigste Entwicklungsphasen Anhand der Meilenblätter, Messtischpläne, der historischen Fotografien sowie der Be- standsanalyse lassen sich die wichtigsten Entwicklungsphasen nachvollziehen und grafisch in schematischen Plänen darstellen. Da keine detaillierten Gartenpläne vorliegen, ist hinsicht- lich der Wegeführung und der exakten Lage von Staffagen und anderen Elementen eine ent- sprechende Unschärfe zu berücksichtigen. Jedoch ermöglichen diese Darstellungen, die wesentlichen Ausprägungen und die Entwick- lungsschritte nachzuvollziehen. Deutlich wird dabei die Kontinuität, mit der in Gaschwitz zwi- schen ca. 1734 und ca. 1972 eine Gutsanlage mit einem barocken Garten und spätestens ab ca. 1876 mit ausgedehnten landschaftlichen Gartenpartien bestand. Auch die Lage der Tei- che blieb über lange Zeit noch an der Wegeführung ablesbar. Durch den Braunkohletagebau und die erneute Verlegung des Flusses in unmittelbare Nähe des Herrenhauses wurde der Park drastisch verkleinert. Seit dem Bau der A 38 durch die Parkanlagen sind diese quasi zweigesteilt. Abb. 20: Entwicklung der Anlage, zeitliche Übersicht Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 18
Phase II – ca. 1716 bis 1876 Phase III– ca. 1876 - 1903 Phase IV – ca. 1903 – 1958 Phase V 1958 – 2006 Phase VI – seit 2006 Pleißeregulierung, Verfüllung Marga- Gutsanlage mit villenartigem Herren- rethenteich, Verlust des ehemaligen Ba- Gut mit Wirtschaftsbereichen und großer Regulierung der Pleiße, Verfüllung BAB A 73 führt durch den haus, deutlicher Zusammenhang zwi- rockgartens und weiterer Parkflächen barocker Gartenanlage im Zusammen- Schlossteich, Abriss Herrenhaus, noch Park schen Villa und umgebendem Garten, und mehrerer historischer Wirtschaftsge- hang mit der Orangerie, Teiche mit Baum- kein landschaftlicher Park Orangerie mit Nutzgarten mit barocker bäude reihen, der landschaftliche Park existiert Grundstruktur, großer, landschaftlich ge- noch nicht, stattdessen landwirtschaftliche stalteter Park Flächen Plan Phase II Plan Phase IV Plan Phase VI Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz Abb. 21: Übersicht Entwicklungsphasen der Anlage: Ausdehnung, Wegesystem, Gewässer, vereinfachte Darstellung Rot umrandet: Betrachtungsgebiet, projeziert: Gebäudebestand 2019 19
III Bestandsanalyse Vegetation – Beschrei- Die Beschreibung des Gehölzbestandes erfolgte auf Grundlage von Kartierungen im August bung 2019 und im Juni 2020. Hinsichlich des Vegetationsbestandes lassen sich die Hofflächen mit Solitärgehölzen einer- seits und die parkartigen Bereiche mit mehr oder weniger dichten Gehölzbeständen ande- rerseits unterscheiden. Der Hof westlich des Neuen Herrenhauses stellt sich als eine offene, im Wesentlichen unbefestigte Fläche dar. Links und rechts der Mittelachse in der Westfas- sade des Herrenhauses stehen Säulenpappeln (Populus nigra ´italica´) von einer Höhe zwi- schen 25 und 30 Metern. Daneben wachsen Robinien (Robinia pseudoacacia), eine Linde (Tilia spec.), ein Eschenahorn (Acer negundo) sowie weiterer strauchiger Aufwuchs, vorran- gig Hundrose (Rosa canina) und Brombeere (Rubus sect. Rubus). An der Rückseite des in jüngerer Vergangenheit errichteten Lagergebäudes wurde eine Reihe Pappeln (Populus nigra) gepflanzt. Die Zufahrt zwischen den Torhäusern flankieren niedrige Hecken, die nach der Sanierung gepflanzt wurden. Südlich der Orangerie stehen mehrere Blutpflaumen (Prunus cerasifera) und eine Gruppe aus Salweide (Salix caprea) und Birke (Betula pendula) Auf der parkartigen Ostseite des Herrenhauses, der Terrasse vorgelagert, befindet sich eine Wiesenfläche, die zur Zeit der Vegetationsaufnahme von Brombeeren und anderen strauchi- gen Gehölzen überwachsen war. Direkt an der Terrasse steht eine Lärche (Larix decidua). Im Randbereich der Wiese sowie zum Pleißedamm hin fallen folgende große Bäume ins Auge: Weide (Salix alba), Robinie (Robinia pseudoacacia), Birke (Betula pendula), mehrere Eschenahornbäume (Acer negundo) sowie zwei Weymouth-Kiefern (Picea strobus). Im Um- feld eines kleinen Wasserbeckens sind eine Eibe (Taxus baccata) und Ziersträucher, wie gewöhnlicher Flieder (Syringa vulgaris), Pfeifenstrauch (Philadelphus coronaria), Mahonie (Beberis aquifolium) und Wacholder (Juniperus virginiana), als Überreste einer gärtneri- schen Gestaltung erkennbar. Zum Pleißedamm hin befindet sich ein dichter Gürtel aus Gehölzaufwuchs, in dem Eschenahorn (Acer negundo), Bergahorn (Acer pseudoplatanus) und Spitzahorn (Acer pla- tanoides) dominieren. Vor dem Erker am Südgiebel des Herrenhauses fallen ein einzelner Goldregen (Laburnum anagyroides) sowie mehrere Eschen (Fraxinus excelsior) auf, die eine Reihe in Richtung des Damms bilden. Weiter südöstlich des Giebels schließt sich eine Wiesenfläche an, die in den Randbereichen stark von Gehölzaufwuchs bedrängt wird (Sambucus nigra, Rubus sect. Rubus, Rosa canina, Acer negundo, Acer pseudoplatanus). Auf der Wiese stehen eine Weide (Salix alba), mehrere Hundsrosen (Rosa canina) sowie ein Schmetterlingsbusch (Buddleja davidii). Ein großer Bergahorn (Acer pseudoplatanus) wächst am Übergang zum Pleißedamm. Weiter südlich des Herrenhauses fallen drei große Platanen auf. Sie stehen im Umfeld der Betonfläche. Dazwischen und im Bereich des Brückenbauwerks befindet sich Aufwuchs aus verschiedenen Ahornarten (Acer negundo, Acer campestre, Acer pseudoplatanus, Acer pla- tanoides), Vogelkirsche (Prunus avium), Ulme (Ulmus glabra) und Esche (Fraxinus excel- sior). Nordöstlich vom Herrenhaus prägen mehrere Trauerweiden (Salix babylonica) das Erschei- nungsbild des Parks. Entlang des Weges zur Cröbernschen Straße sind fünf Kastanien (Aesculus hippocastaneum) zu finden, die vermutlich Überbleibsel einer Allee sind. Sie bil- den mit zwei Kastanien am heutigen Haupteingang zum Herrenhaus (Nordseite) eine Linie, die am Giebel des Herrenhauses endet. Parallel westlich der Kastanien bilden des Weiteren Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 20
mehrere alte Linden (Tilia spec.) eine Doppelreihe. An sonstigen Gehölzen sind entlang des Weges Hainbuche (Carpinus betulus), Weide (Salix alba), Bergahorn (Acer pseudoplatanus) und Weißdorn (Crataegus monogyna) zu nennen. Neben Schneebeerbüschen (Symphori- carpos albus) sind größere Flächen mit Brombeere (Rubus sect. Rubus), Hundsrose (Rosa canina) und Aufwuchs von Eschenahorn (Acer negundo) überwuchert. Südlich des Jugend- clubs bilden drei Pappeln (Populus nigra) sowie Obstbäume zwei Reihen. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 21
Abb. 22: Säulenpap- peln vor der Westfas- sade des Herrenhau- ses Abb. 23: Kastanien (Hintergrund) und Hainbuche am Haupt- eingang des Herren- hauses Abb. 24: Kastanienallee, Blick vom Herrenhaus nach Norden in Richtung Cröbernsche Straße Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 22
Abb. 25: Westfassade Herrenhaus mit Kas- tanie, Blickrichtung Nordosten Abb. 26: Lärche im Vordergrund, Blick von der Terrasse in Richtung Pleißedamm Abb. 27: Gehölzauf- wuchs am Plei- ßedamm, südöstlich des Herrenhauses Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 23
Abb. 28: Platane im südlichen Betrach- tungsbereich Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 24
Vegetation – Bewer- Der Gehölzbestand gibt Zeugnis von mehreren Gestaltungs-Zeitschichten. Er befindet sich im tung Pflegenotstand. Große Teile des Parks sind von wildem Gehölzaufwuchs geprägt. Insbeson- dere zum Pleißedamm ist dieser sehr dicht. Schmuckpflanzungen oder Beete sind nicht mehr zu finden. Trotz der mehrfachen Überformung der Parkanlage sind im Betrachtungsgebiet gerüstbil- dende Gehölze, einzelne Motive und Strukturen aus den früheren Entwicklungsphasen der Parkanlagen auffindbar. So sind die zwei Säulenpappeln wohl Teil einer früheren Pappelreihe. Dieses Motiv ist seit dem frühen 19. Jahrhundert nachweisbar und blieb auch nach dem Neu- bau des Gebäudes im Jahr 1903 erhalten. Die Säulenpappeln markieren den früheren Haupt- eingang in der Gebäudeachse (Abb. 23). Auch im Lageplan von Peter Dybwad (Abb. 10) sind die Pappeln auf diese Achse ausgerichtet. Die Kiefern östlich des Herrenhauses stimmen mit dem Standort der Nadelbäume überein, die auf der Fotografie von ca. 1920 (Abb. 14) zu sehen sind und könnten, möglicherweise als Nachpflanzung, Bestandteil der früheren Gartenanlage sein. Auch weitere Großbäume, wie Ahorn und Weiden, könnten noch aus der Phase III der Gestaltung stammen oder wurden später nachgepflanzt. Einzelne Ziersträucher, wie der Goldregen am Erker oder der Flieder, geben Hinweise auf eine frühere Gestaltung der unmittelbaren Umgebung des Herrenhauses, die gemäß den Fo- tos von ca. 1920 bzw. 1969 vor allem mit Wegen unterteilte Rasenflächen und Pflanzungen aus Ziersträuchern aufwies. Kontinuierlich bestanden offenbar die in Reihe gepflanzten Bäume entlang der Wegeverbin- dung vom Herrenhaus zur Cröbernschen Straße. Der Weg verband das Rittergut mit der Plei- ßebrücke und den zu dem Rittergut gehörigen Ziegeleianlagen jenseits des Flusses. Während im Kupferstich von 1760 sowie im Meilenblatt von 1802 eine einfache Baumreihe dargestellt wurden, zeigt das historische Luftbild (Abb. 11) eine doppelte Baumreihe. Auf den Fotografien des Gebäudes um 1920 (Abb. 12) sind die Bäume jedoch nicht zu sehen. Die nach Schätzung etwa 100 Jahre alten Kastanienbäume könnten also auch erst deutlich nach dem Neubau des Herrenhauses, möglicherweise erst in den 1930er Jahren, neu gepflanzt worden sein. Auf den Fotografien von 1969 sind sie bereits als größere Bäume sichtbar. Im südlichen Parkbereich sind drei Platanen erhalten, die mutmaßlich Überbleibsel eines Baumrondells aus der landschaftlichen Parkanlage sind, das auf dem Luftbild von ca. 1920 (Abb. 11) erkennbar ist. Dieses Baumrondell könnte als gestalterisches Motiv eine Besonder- heit der Gaschwitzer Parkanlage gebildet haben, zu dem es leider aber keine genaueren Quellen gibt. Wegenetz – Beschrei- Der rechteckige Hof vor dem Herrenhaus, der Wirtschaftshof und die Zufahrt sind in ihrer bung und Bewertung räumlichen Struktur bis heute vorhanden. Vom Wegenetz der Parkanlage sind hingegen weni- ger Strukturen erhalten. Lediglich die Verbindung nach Norden, die am Ufer des Margarethen- teiches entlang den Hof des Herrenhauses mit der Pleiße verband, existiert als befestigter Weg, der von Kastanien gesäumt wird (Abb.25). Seit der Verlegung des Eingangs an den Nordgiebel um 1950 führt der Weg nun auf diesen Eingang zu und verlässt dabei kurz vor dem Gebäude die Linie der Kastanienreihe. Auch gibt es vom Hof aus einen schmalen Weg nach Süden in Richtung des ehemaligen Baumrondells. Er verläuft etwas „gezackelt“ und ist zum Teil asphaltiert, teilweise unbefestigt und überwachsen. Die runde Fläche, die anhand der historischen Fotos innerhalb des frühe- ren Baumrondells vermutet werden kann, ist nicht mehr erkennbar. Hier verzweigt sich jedoch der asphaltierte Weg. Auf der Ostseite des Herrenhauses besteht noch eine Freifläche, an der einst der Schlossteich, ab etwa 1903 jedoch eine durch Wege gegliederte Gartenanlage existierte. Die Geometrie der Wege ist im Bestand nicht mehr nachvollziehbar. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 25
Gebäude und Ausstat- Zentrale Bestandteile des ehemaligen Rittergutes sind das Herrenhaus, das Gutsverwalter- tung – Beschreibung haus, die Orangerie, mehrere Wirtschaftsgebäude sowie die Torhäuser, die mit dem Hof und und Bewertung der weitläufigen Parkanlage einen baulichen und historischen Zusammenhang bilden. Das Herrenhaus ist ein 1903 nach Plänen des Architekten Peter Dybwad errichteter zweige- schossiger Bau mit neobarocken und neoklassizistischen Fassadenelementen und einem ebenfalls zweigeschossigen nördlichen Anbau mit Seiteneingang. Die neunachsigen Ost- und Westfassaden sind durch einen Mittelrisalit, die Nord- und Südfassade durch seitliche Risalite gegliedert. Nach Osten bestand eine Terrasse zum Garten, die 1986 verkleinert und verändert wurde. Eine halbrunde Veranda mit Ausgang zum Garten befindet sich an der Südseite des Gebäudes. Der ehemals mittig in der Westfassade eingeordnete Hauptzugang, dem ein zwei- flügeliger Rampenaufgang vorgelagert war, befindet sich seit etwa 1950 an der Nordseite (ehemaliger Nebeneingang). Die Rampen bestehen heute nicht mehr. 1985 wurde ein freiste- hender Schornstein unmittelbar vor der Westfassade, am früheren Haupteingang, errichtet und verstellt seither die Fassade. Mehrere Wirtschaftsgebäude umschließen den kleinen Wirtschaftshof. Sie wurden, mit Aus- nahme des Stallgebäudes an der Südostecke, möglicherweise bereits um 1800 errichtet. Auch diese Gebäude wurden in den letzten Jahren saniert und werden derzeit gewerblich genutzt. Das Stallgebäude wurde um 1903 gebaut. Sein Turm ist ruinös, das Dach nicht mehr vorhan- den. Das Gutsverwalterhaus bildet den südlichen Abschluss des Hofes. Der zweigeschossige Bau mit Mansarddach und Glockentürmchen wurde vermutlich im 18. Jahrhundert im Zusam- menhang mit der Gutsanlage errichtet. Westlich wurde der Hof einst von weiteren Wirtschafts- gebäuden oder Scheunen begrenzt, die den Hof vom barocken Garten trennten (vgl. Abb. 8, 9). Diese Gebäude wurden in den 1980ern durch die Produktionshalle ersetzt, die durch ihre Platzierung und Dimension dem historischen Ensemble schwer schadet. Die Orangerie und die Torhäuser mit Mansarddächern und barocker Fassadengestaltung ent- standen wahrscheinlich ebenfalls im 18. Jahrhundert während des Besitztums durch Familie Magen. Die Gebäude flankieren die Zufahrt und sind dadurch ein besonders prägnanter Be- standteil des Gutsensembles. Sie wurden in den letzten Jahren saniert. Südlich des Herrenhauses wurden mehrere Funktionsgebäude, die in den 1980er Jahren ent- standen, abgerissen. Ein kleineres Lagergebäude ist noch vorhanden und steht leer. Ein klei- ner Holzschuppen befindet sich an der Südostecke des Herrenhauses. Im nördlichen Bearbeitungsbereich befindet sich ein Jugendclub, ein Flachbau aus den 1980er Jahren. Als einzige bauliche Gartenausstattung existiert ein kleines rundes Wasserbecken von ca. zwei Metern Durchmesser im Park östlich des Herrenhauses, dessen Entstehung sich jedoch nicht datieren lässt (siehe Bestandsplan). Abb. 29: Übersicht Ge- bäude und Nutzungen, Stand 2019 Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 26
IV Denkmaleigenschaft und gartenhistorische Einordnung Das Gaschwitzer Gut ist eines von einstmals vielen Rittergütern entlang der Pleiße, die die Entwicklung dieser Kulturlandschaft bis in das 20. Jahrhundert wesentlich bestimm- ten. Seit dem 18. Jahrhundert verfügte das Gut Gaschwitz über einen Park, der sich südlich der Orangerie erstreckte. Er enthielt gemäß den Bildquellen typische Elemente barocker Gartengestaltung, wie ein System symmetrischer Wegeachsen und Parterres mit Schmuckpflanzungen, Formgehölzen und Skulpturen. Die historischen Darstellungen Abb. 30: Herrenhaus und zeigen eine außergewöhnlich große Anlage mit reicher Ausstattung, die wahrscheinlich Wirtschaftshof Güldengossa weithin bekannt und stilprägend war, vergleichbar mit den einstigen Parkanlagen im na- hegelegenen Zöbigker oder dem Park mit Orangerie am Gut Gautzsch. Im 19. Jahrhundert, nach der Pleißeregulierung 1876, wurde der barocke Garten um ei- nen landschaftlichen Park erweitert, der sich weit nach Süden in Richtung Großdeuben erstreckte und im Osten von der Pleiße begrenzt wurde. Mit geschwungenen Wegen, Gehölzgruppen, offenen und waldartigen Partien und einem planvoll komponierten Über- gang in die umgebende Landschaft entsprach er dem Geschmack der Zeit. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Gegend südlich von Leipzig massiv durch die Folgen des Braunkohleabbaus verändert. Alte Siedlungen und historische Anlagen fielen dem Kohleabbau zum Opfer. Das Gaschwitzer Gut ist ein Bestandteil dieser überform- ten Kulturlandschaft. Im Zusammenhang mit den noch in Teilen erhaltenen Herrenhäu- Abb. 31: Gutsverwalterhaus sern in der Umgebung, darunter Großstädteln, Großdeuben und Kahnsdorf, steht das und Wirtschaftshof Gaschwitz Rittergut Gaschwitz beispielhaft für die Siedlungsentwicklung entlang der Pleißeaue, für die Herausbildung eines komplexen Gutsökonomiewesens und für die Geschichte bür- 2019 gerlicher und adliger Gesellschaft im Leipziger Umland. Die Nutzungsänderungen ab 1950 einerseits sowie andererseits die zweite Verlegung der Pleiße um 1960 führten dazu, das große Teile der Parkanlagen verloren gingen oder stark überformt wurden. Die wenigen Befunde lassen jedoch, im Zusammenspiel mit den Quellen, den früheren Charakter der Gartenanlage auch heute noch nachvollziehen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es sich in Gaschwitz um eine mehrteilige Abb. 32: Orangerie und Par- Gutsanlage, bestehend aus einem bemerkenswerten barocken Garten mit Orangerie, terres auf Gut Gautzsch, um einem landschaftlichen Park aus dem 19. Jahrhundert, Wirtschaftsbereichen und einem 1910 System aus Gewässern handelte. Das Gebäudeensemble ist in seinen wesentlichen Teilen noch vorhanden. Die Gesamtheit aus Orangerie, Wirtschaftsgebäuden, Hof und Herrenhaus samt den gärtnerischen Anlagen in dem nördlich der Autobahn ausgewiese- nen Denkmalumgriff kann als ein auf den Kern reduzierter ehemaliger Herrschaftssitz des Ritterguts Gaschwitz definiert werden. Entsprechend sind der Hof und der umge- bende Park als Teil des Gesamtzusammenhanges der Rittergutsanlage anzusprechen. Die Parkanlage lässt sich in die Reihe herrschaftlicher Gärten des 18. Und 19. Jahrhun- derts einordnen, die typischerweise über gebäudenahe Partien in barockem und Parker- Abb. 33: Orangerie und Par- weiterungen in landschaftlichem bzw. spätromantischem Stil verfügten. Dabei sind die terres auf Gut Gaschwitz, um Motive Kastanienallee, Hof mit Pappelreihe sowie die gerüstbildenden Gehölze im Süd- 1876 teil deutliche historische Strukturen und besitzen für sich Denkmalwert. Da die 1903 durch den Architekten des Bundesverwaltungsgerichtes Peter Dybwad ent- worfene Villa in einem erkennbaren Zusammenhang mit einer Gestaltung der umgeben- den Freiflächen stand, ist der Park auch in diesem Sinne als Denkmal anzusehen. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 27
V Gartendenkmalpflegerische Zielkonzeption Vorbemerkungen Die vorliegende Zielkonzeption soll als Grundlage für die denkmalgerechte Entwicklung und Erhaltung des nördlich der Autobahn befindlichen Ensembles aus Ge- bäuden und Parkanlage dienen. Daneben zeigt sie Möglichkeiten für die zukünftige denkmalgerechte Integration künftiger Nutzungen in und um die Rittergutsanlage. Das wichtigste Ziel hierbei ist, allen Beteiligten in Planung, Bau, Pflege, Nutzung und Betrieb einen Handlungsrahmen bereitzustellen, der den Charakter und die Bedeutung der Rit- tergutsanlage auf Dauer zu bewahren hilft. Die Voraussetzung für die fachgerechte Erhaltung des Denkmals ist die zwischen den Nutzern zu praktizierende enge Kommunikation, Abstimmung und einheitliche Entschei- dungsfindung. Da die Anlage unter Denkmalschutz steht, bedürfen bauliche Maßnah- men nach SächsDenkmSchG § 12 der Genehmigung. Die Belange der Gartendenkmal- pflege sind daher bei jeglichen Maßnahmen, die mit einer Veränderung des Zustandes einhergehen, frühzeitig einzubeziehen. Die notwendigen gärtnerischen Pflegemaßnahmen betreffen hauptsächlich den Vegeta- tionsbestand und hier vorrangig die Gehölze. Ein differenzierter, von Fachpersonal aus- geführter Gehölzschnitt ist die Grundlage für die Erhaltung und Weiterentwicklung des Baumbestandes. Die im Rahmen der Bestandserfassung gewonnenen Erkenntnisse stellen einen ersten Forschungsstand dar. Exakte und aktuelle Daten zum Vegetations- bestand sind nur durch eine aktualisierte Gehölzaufnahme und -bewertung sicher zu stellen. Ziele der Gartendenkmal- Entsprechend der allgemein fachlich anerkannten Begriffsterminologie lassen sich die pflege - allgemein folgenden drei Gruppen der denkmalpflegerischen Ziele und der entsprechenden Maß- nahmen einteilen (siehe hierzu auch Charta von Florenz und Kommentar zum Sächsi- schen Denkmalschutzgesetz). Die konkreten Ziele und Maßnahmen für die Anlage las- sen sich entsprechend zuordnen. Maßnahme Definition Erhaltung Instandhaltung Erhaltung durch Pflege- und Unterhal- (Bestehendes erhalten) tungsmaßnahmen Konservierung Erhaltung des Zustandes mit vorbeu- genden oder schadensbeseitigenden Maßnahmen Statische Sicherung Festigung, Er- gänzung oder Auswechslung Wiederinstandsetzung Anastylose Wiederaufsetzen der originalen Teile (Bestehendes wiederaufrichten) Restaurierung Wiederherstellung eines Denkmales (Bestehendes rückverwandeln) oder von Teilen eines Denkmales Ergänzung zum originalen Bestand, ohne Verminderung des originalen Bestandes Maßnahmen an Vorhande- nem zur Erhöhung der Lesbarkeit Renovierung Erneuerung des äußeren Bildes, Äs- (ästhetische Wiedergewinnung) thetische Verbesserung der Sichtflä- chen Wiedergewinnung des ästhetischen Bildes des Denkmals Meistens: Verlust von Originalsub- stanz Nachbildung Rekonstruktion (*) Wiederherstellung anhand von Quel- (Verlorengegangenes nachbilden) len in den alten Formen, gleichen Werkstoffen und unter Verwendung der ursprünglich Bautechnik Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 28
Neugestaltung nach Einer dem Original bzw. einer be- historischem Vorbild (*) stimmten Epoche des Denkmals na- hekommende Neugestaltung Neuinterpretation (*) (*) keine denkmalpflegerische Maß- nahme im eigentlichen Sinn Tab. 1: Ziele der Denkmalpflege – Allgemein Nutzungskonzept und Maßnahmen Entwicklungsziele Ziel ist es einerseits, die historischen Flächen der Gutsanlage instand zu halten und vor Verlusten durch weitere Zergliederung, ungeeignete Nut- zung oder durch beeinträchtigende Maßnahmen in der unmittelbaren Um- gebung zu schützen. Andererseits sollte die Parkanlage mit ihren früheren Zusammenhängen, insbesondere Blickachsen und Gliederungen, entwickelt und erlebbar ge- macht werden. Nutzungskonzept Ein Nutzungskonzept muss mit der Sicherung und Entwicklung der Parkan- lage als Ganzes einhergehen und einer zukunftsfähigen Entwicklung des Herrenhauses als deren Kern dienen. Eine separate Entwicklung abgetrennter Teilflächen entspricht nicht den Entwicklungszielen. Stattdessen sollten in einer langfristigen Perspektive neben den Flächen innerhalb des Denkmalumgriffs auch die Bereiche der derzeitigen Produktionshalle und des Wertstoff-Gewerbe-Geländes mit in die Betrachtungen einbezogen werden, um eine nachhaltige Entwicklung des Standortes zu ermöglichen. Maßnahmen Grundsätzlich sollte der Gehölzbestand im Hinblick auf den Erhalt der ge- rüstbildenden Gehölze, die Strauchbestände und die offenen Bereiche ent- wickelt werden. Wilder Aufwuchs soll dort, wo er wertvolle oder gerüstbil- dende Gehölze bedrängt, kurzfristig entnommen werden. Aufgrund der Befundlage und um eine nachhaltige Entwicklung zu ermögli- chen, werden neben erhaltenden Maßnahmen vor allem Maßnahmen ei- ner behutsamen, dem historischen Kontext angemessenen Neugestaltung im Vordergrund stehen. Die Nutzungsempfehlungen und Maßnahmen wurden im der folgenden Tabelle zu besseren Übersicht verschiedenen Bereichen, die jedoch im Zusammenhang zu entwickeln sind, zugeordnet. Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 29
Übersicht der Nutzungsempfehlungen und Maßnahmen Gutshof Mögliche Nutzungen - Veranstaltungsfläche im Zusammenhang mit der Nutzung des Herrenhauses und der Orangerie - temporäre PKW-Stellflächen bei Veranstaltungen Maßnahmen - Erhalt bzw. ggf. Neupflanzung der markanten Pappelreihe vor dem Herrenhaus, Entfernen der wild aufgewachsenen Gehölze - Erhalt der Freifläche mit einer dem historischen Ensemble angemessenen Oberfläche (wassergebundene Wegede- cke, begrünt oder Natursteinpflaster), Erhalt der Sichtbe- ziehung zwischen den Gebäuden Umgebung des Herrenhauses und Kasta- Mögliche Nutzungen nienallee Herrenhaus - Museum für Rittergutsgeschichte im Pleißegebiet / histori- sche Landwirtschaft, ähnlich englischer Museumsgüter, Beispiel Heligan Gardens / England (www.he- ligan.com/deutsch) - Firmensitz - Seminarhaus, Beispiel Seminarhaus der Fa. Freudenberg/Weinheim (https://www.rhein-neckar-industriekultur.de/objekte/villa- hermannshof-mit-schau-und-sichtungsgarten-in-weinheim) - Wohnsitz Abb. 34: Seminarhaus der Fa. Freudenberg, Weinheim Park - Museumsfreifläche, Ausstellungen - gärtnerische oder landwirtschaftliche Nutzungen stets im Zusammenhang mit der Entwicklung des Herrenhauses - parkartiger Garten im Zusammenhang mit der Nutzung als Firmen- oder Wohnsitz - extensive Flächen für Arten- und Biotopschutz Maßnahmen - Erhalt der von Wege- und Blickbeziehungen, der gerüstbil- denden Nadel- und Laubgehölze, Wiesenmahd zur Erhal- Abb. 35: Museale Gutsgärten in Heligan Gar- tung der offenen Flächen dens, England - Erhalt der Wegeverbindung nach Norden, ästhetische Wie- dergewinnung der historischen Kastanienallee (ggf. Anpas- sung in Breite und Belagsart an die künftigen Nutzungsan- forderungen), Erhalt der Linden - Schaffung von Wege- und Blickverbindungen zwischen Her- renhaus und Pleißeradweg - Pflege und Auslichtung des Gehölzbestandes - Entfernen des Schuppens - Neugestaltung einer Parkanlage unter Beachtung der ge- nannten Erhaltungsprämissen Denkmalpflegerische Rahmenzielstellung Rittergut Gaschwitz 30
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