Der 109. Bibliothekartag: Unter erschwerten Bedingungen erfolgreich gemeistert - B.I.T. online
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416 BIBLIOTHEKARTAG BREMEN Bergmann | Münch Der 109. Bibliothekartag: Unter erschwerten Bedingungen erfolgreich gemeistert Impressionen von der hybriden Veranstaltung, Bremen, 16. bis 18. Juni 2021 Helga Bergmann und Vera Münch Bergmann | Münch Lange war wegen der Corona-Pandemie unklar, in welchem Format der 109. Bibliothekartag stattfinden konnte. 2020 war er in Hannover geplant, aber dem Virus zum Opfer gefallen. Es bedurfte größter Flexibilität und höchster Anstrengung aller an der Vorbereitung und Durchführung Beteiligten, bis er schließlich als hybride Veranstaltung in Bremen und im Netz durchgeführt werden konnte. Dr. Ute Engelkenmeier (Bundesvorsitzende des Berufsverband Information Bibliothek e.V.) dankte in ihrer Rede auf der Eröffnungsveranstaltung dem Ortskomitee, der Stadtbücherei Bremen, der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, dem Kongresszentrum und der K.I.T Group als Organisator für ihren Einsatz: Ihnen sei es gelungen, ein interessantes und straffes Programm anzubieten, mit mehr als 120 Sitzungen und über 180 Einzelvorträgen, an denen 300 Referentinnen/Referenten und 58 Moderatorinnen/Moderatoren beteiligt waren. ❱ Um es vorwegzunehmen, die Freude darüber, end- auch weiterhin zumindest teilweise im Homeoffice ar- lich wieder Kollegen und Kolleginnen auch physisch beiten können. Sie forderte, ein ortsunabhängiger Zu- zu treffen, war allen anzumerken, die einen der pan- gang zu Information, Wissen und Kultur sollte zur Nor- demiebedingt limitierten Plätze für die Anwesenheit malität werden. Die Pandemie habe auf eine wichtige vor Ort bekommen konnten. Bis zu 100 Personen Aufgabe der Bibliotheken sehr deutlich hingewiesen: durften pro Tag in getrennten Veranstaltungen vor Ort Bibliotheken müssten in besonderem Maße darauf sein. Online schalteten sich rund 2.400 Teilnehmen- achten, dass Informationen authentisch sind. Nur so de dazu. Viele der in Bremen Anwesenden trafen sich könne verhindert werden, dass Verschwörungstheori- seit zwei Jahren zum ersten Mal wieder. Allerdings en reflexartig geteilt würden. war es der Maskenpflicht geschuldet, dass man nicht Als spannend bezeichnete es Engelkenmeier, dass jede und jeden sofort erkannte. sich das Berufsfeld der Bibliothekarinnen und Biblio- „buten un binnen, wagen un winnen“ – lautete das thekare ständig erweitere: Neben Kompetenzen im Motto des 109. Bibliothekartages. Der aus dem Jahr Umgang mit Anforderungen, digitalen Schlüsselquali- 1898 stammende Spruch der Kaufleute macht auf fikationen, der Vermittlung von Medien- und Informa- Tradition aufmerksam und gleichzeitig auf die nie ver- tionskompetenz seien Kundenorientierung, Dienst- siegende Aufgabe, sich immer wieder neuen Heraus- leistungsmarketing und Community-Management ge- forderungen zu stellen. Dr. Ute Engelkenmeier über- fragt und es müssten neue Formen der Forschungs- setzte das Motto mit „in der Fremde und zu Hause kommunikation sowie Datenmanagement beherrscht – wagen und gewinnen“. Sie sah darin eine Aufforde- werden. rung an den Unternehmensgeist und die Innovations- kraft der Bibliothekarinnen und Bibliothekare. Beides In gemeinsamer Mission hätten die Bibliotheken auch bewiesen, als sie beim zur Literaturstadt Bremen 1. harten Lockdown 2020, bei dem auch Bildung und Dr. Andreas Bovenschulte, Bürgermeister von B remen, Kultur heruntergefahren wurden, vielerorts die kul- Präsident des Bremer Senats und in dieser Funktion turelle und informationelle Nahversorgung sicherge- Senator für Kultur und Senator für Angelegenheiten stellt hätten. In rasanter Geschwindigkeit sei es ge- der Religionsgemeinschaften, betonte die gemeinsa- lungen, den Betrieb von Bibliotheken von zu Hause me Mission von Politik und Bibliotheken: „Die raison aus zu organisieren. d’être der Bibliotheken ist auch ein Kern des politi- schen und gesellschaftlichen Anliegens B remens.“ Den Corona-Effekt nutzen Dabei sei es eine zentrale Aufgabe der P olitik in Engelkenmeier berichtete in diesem Zusammenhang Bremen, eine Infrastruktur zu schaffen, die Lernen von einem Corona-Effekt: Viele Beschäftigte würden und Wissensaustausch der freien und gleichen Bür- online 24 (2021) Nr. 4 Bibliothek. Information. Technologie. www.b-i-t-online.de
Bergmann | Münch BIBLIOTHEKARTAG BREMEN 417 gerinnen und Bürger erlaubt. Für Bovenschulte ist es … Organisation des Bibliothekartages ein wichtiger Aspekt der Bibliotheksarbeit, Chancen-, Der Bibliothekartag war gut organisiert. Anmeldung Teilhabe- und Bildungsgerechtigkeit zu bewahren und und Registrierung verliefen reibungslos und für Fra- auszubauen. gen stand freundliches, kompetentes Personal be- Bremen wolle in Zukunft, so der Bürgermeister, dem reit. Für die virtuell Teilnehmenden führte eine halb- literarischen Leben eine noch besser sichtbare Büh- stündige Präsentation auf der Webseite ausführlich ne bieten. Herzstück dieses Vorhabens sei das Projekt in die vielfältigen Funktionen auf der Bibliothekar- „Haus der Literatur“ mit dem Arbeitstitel „Stadtmusi- tags-Plattform ein: Vom virtuellen Spaziergang durch kanten-Haus“. Es soll Heimstätte für Literatur und An- den Aussteller-Bereich bis hin zur Kontaktaufnahme laufstelle für Bremerinnen/Bremer und Touristen wer- zu Referenten, Ausstellenden und der K.I.T.Group den. Eine weitere enge Verbindung zwischen Stadt war alles möglich. Des Weiteren wurden offene und und Bibliothek ist die Tatsache, dass sich Bremen für geschlossene Chat-Funktionen, eine TwitterWall, den begehrten UNESCO-Titel „City of Literature“ be- eBag1 und Networking angeboten sowie die Möglich- wirbt und Barbara Lison, die Direktorin der Bremer keit, während der Vorträge Notizen zu machen. Stadtbibliothek, Botschafterin für die Bewerbung ist. Für die musikalische Untermalung der Eröffnungsver- Kommentar aus dem Chat zur Abschlussveranstaltung: anstaltung sorgte Tim Schikoré, international renom- „An dieser Stelle bereits 1000x Danke für die exzel- mierter Flamenco- und Jazzgitarrist aus Bremen. lente virtuelle Organisation, die großartigen Vorträge und die Bereitschaft so vieler Referentinnen/Refe- Was am 109. Bibliothekartag gefiel … renten, ihre Beiträge mitschneiden zu lassen, so dass Aus der Präsenzteilnahme des b.i.t.online Chefre- man sie später noch einmal nachhören kann. Das er- dakteurs, Dr. Rafael Ball, Direktor der ETH-Bibliothek gibt auch die Möglichkeit, parallel gelaufene Veran- Zürich, der Online-Teilnahme von Redaktionsmitar- staltungen nachträglich zu besuchen – ganz großar- beitenden, Chats zu Vorträgen, der Twitter-Timeline tig! Ich bin total begeistert von diesem Bibliothekar- #bibtag21, der Facebookseite „Bibliothekartag“ und tag, das Format hat für mich super gepasst.“ anderen Social-Media-Quellen stichpunktartig zu- sammengetragen, werden im Nachfolgenden einige … Die Themenkreise Eindrücke wiedergegeben, was am 109. Bibliothekar- Die Themenkreise und das dazu angebotene Vor- tag gefiel und was nicht so gut ankam. trags- und Diskussionsprogramm spiegelte hochaktu- 1 eBag – das sind virtuelle Kongressinformationen, die man sonst in einem Jutebeutel oder einer Tasche bekam. www.b-i-t-online.de 24 (2021) Nr. 4 online Bibliothek. Information. Technologie.
418 BIBLIOTHEKARTAG BREMEN Bergmann | Münch ell die vielfältigen Fragen und Herausforderungen, mit … Get together denen sich Bibliotheken zurzeit beschäftigen – und Am 16.6. zwischen 19 und 21 Uhr fand im Innenhof beschäftigen müssen. des Theaters ein zwangloses Treffen der physisch an- TK 1: Politische und gesellschaftliche Herausforde- wesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bib- rungen liothekartages statt – mit Abstand und unter Einhal- TK 2: Bibliothek als physischer Ort tung der Hygieneregeln, aber bei einem Glas Wein, TK 3: Ausbildung, Weiterbildung, Personalentwick- Wasser oder einem Bier konnten endlich wieder ein- lung mal persönliche Gespräche mit Kolleginnen und Kol- TK 4: Technik und IT-Infrastruktur legen geführt werden. TK 5: Content und Digitalisierung TK 6: Forschungsdaten und forschungsnahe Dienst- … Zugriff auf Präsentationen leistungen Die Präsentationen des Bibliothekartages sind auf TK 7: Management und Organisation dem Online-Publikationsserver BIB-OPUS einzuse- hen, soweit die Vortragenden sie freigegeben haben. … Bibliotheksbus vor dem Kongresszentrum Zu allen Vorträgen gibt es ein Abstract. Dokumentiert Kein Bibliothekartag ohne Bus! Der Bus der Stadtbib- und suchbar sind die Vorträge nach Titel, Autorenna- liothek Bremen wurde freudig begrüßt und verlieh der men etc. pp. – einfach bibliothekarisch perfekt. hybriden Veranstaltung ein Gefühl der Vertrautheit, https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/solrsearch/in- etwas Heimeliges. dex/search/searchtype/collection/id/17275 Virtuelle Preisverleihung: b.i.t.online-Innovationspreis 2021 Am 16.6. wurde der 23. b.i.t.online-Innovationspreis vergeben, zum ersten Mal virtuell. Karin Holste-Flinspach, Lehrerin an der Stauffenbergschule Frankfurt am Main und Vorsitzende der Kommission für Ausbildung und Berufsbilder (KAuB) des BIB e.V., stellte die Preisträgerinnen und Preisträger 2021 vor: online online online Kirstin Grantz INNOVATIV INNOVATIV Sachbücher des politisch rechten Randes in Öffentlichen Bi- Bibliothek. Information. technologie.technologie. Bibliothek. Information. Bibliothek. Information. technologie. BAND 81 BAND 82 bliotheken – Handlungsempfehlungen zum Umgang mit um- strittenen Werken BAND 81 • Sachbücher des politisch rechten Spektrums in Öffentlichen Bibliotheken Um- Sachbücher des politisch Gedruckte Bestände stehen nicht unbedingt im Mittelpunkt, wenn Bibliotheken Bestandsordnung rechten Spektrums (Bachelorarbeit Bibliotheks- und Informationsmanagement einen und Nutzerfreundlichkeit ihre Attraktivität für Nutzer erhöhen wollen. Aber auch mit der Art der Bestands- rn in ordnung können die Bedingungen in einer Bibliothek für die Benutzer verbessert lcher werden. In der Zweigbibliothek Sozialwissenschaften (ZB Soz) der Universitäts- in Öffentlichen Bibliotheken HAW Hamburg) satz, und Landesbibliothek Münster soll mit der relevanzbasierten Freihandaufstel- e der Optimierungsvorschläge für die Organisation lung ein besseres Angebot für die Nutzer entstehen. Die Machbarkeit des Kon- uneh- zepts wurde mithilfe einer Simulation überprüft. der Buchbestände einer fachlichen Teilbibliothek auf einer Zuerst werden verschiedeneHandlungsempfehlungen zum Die Bestandsordnungsverfahren vorgestellt. Umgang syste- der Basis eines programmierten Simulationsmodells trum, BAND 82 • Bestandsordnung und Nutzerfreundlichkeit matische Aufstellung wird näher beleuchtet, mitauch umstrittenen in Hinblick auf ihre Benut- Werken achli- zerfreundlichkeit. Die Situation in der ZB Soz wird vorgestellt und die relevanz- onen, basierte Freihandaufstellung, eine Mischform aus fluider und systematischer Sarah Pielmeier owie Aufstellung, erläutert. mente n. Im Nachdem die theoretischen Grundlagen dargelegt worden sind, wird auf die be- chen nutzten Instrumente eingegangen. Zur Überprüfung der Machbarkeit wurde eine nter- ereits Simulation eingesetzt. Mit den so gewonnenen Daten und selbst erstellten For- meln wurde der Arbeitsaufwand der relevanzbasierten Freihandaufstellung be- rechnet. Zudem kam ein Programm zur Umsystematisierung größerer Bestände Bestandsordnung und Nutzerfreundlichkeit. Optimierungs- vorschläge für die Organisation der Buchbestände einer zum Einsatz. Sarah Pielmeier Kirstin Grantz fachlichen Teilbibliothek auf der Basis eines programmier- ten Simulationsmodells Herausgegeben von b.i.t.verlag gmbh, Wiesbaden 29,50 ISBN 978-3-9821824-7-6 ISSN 1615-1577 b.i.t. innovativ 2021€ 24,50 b.i.t. innovativ 2021 17.05.21 10:10 (Masterarbeit Library and Information Science TH Köln) Bd82 Pielmeier_cover.indd Alle Seiten 17.05.21 10:19 Ahmad Jamshid Ata, Berfin Barasi, Abdla Saleh, Lisa Schulthes und Vincent Möhlenbrock, Auszubildende FaMIs Stadtbibliothek Bremen FaMI-Glossar für Nicht-Muttersprachlerinnen und Muttersprachler Holste-Flinspach betonte, dass mit dem FaMI-Glossar zum ersten Mal eine Projektarbeit von Auszubil- denden ausgezeichnet wurde und forderte auf, bei Projektarbeiten auch daran zu denken, sich für den b.i.t.online-Innovationspreis zu bewerben. Jede mit dem b.i.t.online-Innovationspreis preisgekrönte Arbeit wird mit 500 Euro prämiert. Die Arbeiten von Kirstin Grantz und Sarah Pielmeier sind in der Buchreihe »b.i.t. online innovativ« veröffentlicht worden. Ein ausführlicher Beitrag über das FaMI-Glossar ist in b.i.t.online 2021, Ausgabe 2, S.192 erschienen. On- line einsehbar am virtuellen Stand von b.i.t.online. Die Preisträger erhielten auch eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft im BIB. online 24 (2021) Nr. 4 Bibliothek. Information. Technologie. www.b-i-t-online.de
Bergmann | Münch BIBLIOTHEKARTAG BREMEN 419 … Aufzeichnung der Live-Sitzungen Bremen und Altersforscher, hielt eher eine Werbever- Die unbearbeiteten Sitzungsaufzeichnungen sind bis anstaltung für seine Jungbrunnen-Ideen und -Bücher, Ende Mai 2022 auf der Plattform des Bibliothekarta- als einen Eröffnungsvortrag zu einer Fortbildungsver- ges in Bremen einzusehen. Ab Oktober dann im Ar- anstaltung. Seinem Beitrag mangelte es an akademi- chiv der TIB Hannover. scher Tiefe. Dass eine positive innere Einstellung, ge- sunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Schlaf, Was weniger gut ankam … sowie tiefe Atmung, Entspannung und gute soziale Be- … war der Vortrag des Festredners. Sven Voelpel, Pro- ziehungen Wegbereiter für ein gesundes Leben und fessor für Betriebswirtschaft an der Jacobs University damit auch für einen Aufschub des Alterns sind, muss Fortsetzung S. 421 Virtuelle Preisverleihung: Team Information Professionals (TIP) Award https://www.b-i-t-online.de/daten/tip_call_for_papers.pdf Am 18.6. vergaben die Fachzeitschrift b.i.t.online, Schweitzer Fach- informationen und die Konferenz der informations- und bibliotheks- wissenschaftlichen Ausbildungs- und Studiengänge (KIBA), Sektion 7 des dbv und die Ausbildungskommission der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen e.V. zum sechsten Mal den TIP Award. Mit dem Nachwuchspreis werden studentische Teamleistungen aus- gezeichnet, die einen innovativen Beitrag zur Lösung von Fragestellun- gen der digitalen Transformation und Gestaltung der digitalen Gesell- schaft in der Berufspraxis liefern. Die Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von 800,– EUR verbunden. Die Arbeiten werden zusätzlich in der Fachzeitschrift b.i.t.online veröffentlicht. Folgende Teams wurden mit dem TIP-Award 2021 ausgezeichnet: Vom Klötzchen zum Pixel Stefan Schley, Claudia Zwenzner und Anika Schmidt unter der Leitung von Prof. Dr. Inka Tappenbeck an der TH Köln. In dem Projekt entwickeln die Jugendlichen Spiele und erzählen Geschichten und fördern so ihre Kreativität: di- gital und analog. Sie werden vom Konsumenten zum Produzenten. TOMMI – Deutscher Kindersoftwarepreis. Wie bewertet man gute Kindersoftware? Annika Beiche, Chantal Lisa-Marie Fidorenski, Lena Maike Hentschel, Elena Karpa, Ida Marie König, Silvia Isabell Kruse, Jasmin Ladewig, Lena Katharina Moritz, Florian-Maximilian Paul, Torge Plückhahn, Kim Sophie Schorr, Eileen Sommer, Merlina Sophie Walden und Hanneke Magdalena Wessel unter der Leitung von Prof. Frauke Schade an der HAW Hamburg In verschiedenen Arbeitsgruppen erarbeiteten 14 Studierende der HAW Hamburg einen Kriterienkatalog für PC-Spiele, Lernsoftware, Konsolenspiele und elektronisches Spielzeug sowie weitere digitale Anwendungen. Sie geben damit Kindern, E ltern, Erzieherinnen/Erzie- hern und Bibliothekarinnen/Bibliothekaren einfache und verständliche Hilfestellung bei der Auswahl guter Kindersoftware. Open Access an der HAW Hamburg − Ein Publikationsportal für studentische Arbeiten Clara Bissantz, Christine Däumling, Aline Djokic, Alev Gündogdu, Jannica Heinrich, Lisa Hoffmann, Thordis Hol- zer, Anna Jusow, Luisa Kramer, Nina Rofler, Johannes Schlosshardt, Miriam Stenger unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrike Verch und Prof. Christine Gläser an der HAW Hamburg In diesem Projekt ging es um Konzeption und Aufbau eines Repositoriums für studentische Arbeiten aus allen Fakultäten der HAW Hamburg. Die Arbeiten sollen qualitätsgeprüft und Open Access publiziert werden. Die für den Prototypen verwendete Software war DSpace. www.b-i-t-online.de 24 (2021) Nr. 4 online Bibliothek. Information. Technologie.
420 BIBLIOTHEKARTAG BREMEN Bergmann | Münch „Ubiquitäres Lernen ist unabhängig von Raum und Sozialisierung möglich“ Meik Schild-Steiniger, Koordinator für die Fort- und Weiterbildungsangebote für wissenschaftliche Bibliotheken am ZBIW in Köln, teilt im Kurzinterview seine Eindrücke zum #bibtag21. Herr Schild-Steiniger, Sie haben werden? Oder andersherum, Ich glaube, auf dem Kongressge- online am 109. Bibliothekartag konnte beim 109. Bibliothekartag lände waren um die 200 Teilneh- teilgenommen. Mit der Pandemie etwas davon ins Digitale übertra- mende. Man hat sie schon wahrge- sind Onlinekonferenzen zur Nor- gen werden? nommen, mitunter waren ja auch malität geworden. Wo sehen Sie Ich hatte den Eindruck, dass auf einige wenige in den großen Räu- den größten Unterschied zu Prä- dem #vBIB20 im letzten Jahr, der men sichtbar. Aber es war schon senzveranstaltungen? informelle Austausch besser funk- ein seltsames Bild und andere Es gibt meiner Meinung nach kei- tioniert hatte, zum Beispiel durch Kolleginnen/Kollegen haben dies ne wirklichen Unterschiede. Der die Jitsi-Räume. Ein informelles auch so wahrgenommen, wie man einzige Unterschied besteht nur in Treffen über die Zoom-Funktion auf Twitter verfolgen konnte. Der den Möglichkeiten des informellen der K.I.T-Plattform hat nicht so gut Effekt wurde durch die für den not- Austausches. Gemeinsames Es- funktioniert. wendigen Abstand leeren Plätze sen am Abend oder in die Kneipe Die Technik und die Netzstabilität verstärkt. Auffällig war auch, dass gehen oder der gemeinsame Spa- haben aber gut funktioniert, ge- die Anmeldezahlen wohl hinter der ziergang auf dem Kongressgelän- Erwartung zurückblieben. Gerade de sind digital natürlich schlecht zu kleinere Einrichtungen hätten realisieren. Alles andere lässt sich durch die Online-Ausrichtung die digital regeln. Der derzeit oft zitier- Chance gehabt, am Kongress teil- te, aus meiner Sicht nur gefühlte zunehmen. Fehlende Technik oder Unterschied, wird von Kolleginnen Zeit kann die Ursache sein, da viele und Kollegen erzeugt, die zwischen Bibliotheken Corona-bedingt gera- dem „virtuellen“ und „realen“ Raum de wieder geöffnet haben und erst unterscheiden möchten, was aus mal andere Prioritäten hatten. vielen Gründen kritisch gesehen werden muss, sprachlich und aus Sind sie mit der Ausbeute für ih- erziehungswissenschaftlicher Per- re persönliche Fortbildung, ihren spektive. Während die Digitalisie- persönlichen Informationsgewinn rung der Lernräume vorangeschrit- zufrieden? ten ist, steht die Sozialisierung der Es gab viele gute Beiträge zur stra- Lernräume eben noch am Anfang. tegischen Personalentwicklung, Präsenz wird immer noch verherr- rade wenn man bedenkt, wie vie- Citizen Science oder pädagogi- licht und es wird suggeriert, dass le Teilnehmende zuweilen in einer schen Themen. Der Mehrwert bzw. der informelle Austausch und der Session waren. Ansonsten hatte Praxistransfer erschließt sich oft Lernprozess nur im realen Raum ich den Eindruck, was sich durch später. Insgesamt bin ich aber zu- einen Mehrwert haben. Ubiquitä- Tweets auf Twitter verstärkt hatte, frieden. res Lernen ist aber unabhängig von dass die Firmenaussteller das Po- „Raum“ und „Sozialisierung“ mög- tenzial nicht wirklich nutzen konn- Was würden Sie anders machen, lich, nur muss dazu die normative ten bzw. von den Teilnehmerinnen sollte auch der 110. Bibliothe- Einstellung überwunden werden. und Teilnehmern so auch nicht kartag wieder online oder hybrid wahrgenommen wurden. stattfinden müssen? Bibliothekartage leben ganz stark Ich würde mit den Organisatorin- von ihrem Flair. Sie sind neben Nun war der 109. Bibliothekartag nen und Organisatoren über die dem Fortbildungsangebot vor ja keine reine Onlineveranstal- technischen Möglichkeiten noch allem ein fröhliches, von vielen tung, sondern eine Hybridveran- mal sprechen und wie man die sehr geliebtes Familientreffen der staltung mit, so die Abschluss- E-Moderation anders gestalten Bibliotheksmenschen mit ganz meldung, 2.400 Online-Teilneh- kann, damit ein guter informeller viel informellem Informations menden. Haben Sie als Online- Austausch gelingen kann. Ansons- austausch und immer schönem Teilnehmer die Vor-Ort-Anwesen- ten gönne ich allen Kolleginnen Rahmenprogramm. Was konnte den wahrgenommen? Wenn ja, und Kollegen, dass der Kongress davon ins Digitale übertragen wie? 2022 in Leipzig stattfinden kann. online 24 (2021) Nr. 4 Bibliothek. Information. Technologie. www.b-i-t-online.de
Bergmann | Münch BIBLIOTHEKARTAG BREMEN 421 man wohlbelesenen Bibliothekarinnen und Bibliothe- karen wie wohl den meisten in der Branche wirkenden Menschen nicht erzählen. Und im Kopfstand Fahrstuhl fahren bzw. rückwärts oder auf allen Vieren Treppen bewältigen als Tipps, Bewegung in den Alltag einzu- bauen, ist sicherlich auch nicht jedermanns Ding. Chat zum Vortrag: „Oh je, jetzt muss ich immer positiv sein.“ Antwort: „Nimm’s positiv.“ Rückantwort: „Werde mich bemühen.“ Bibliothekstag … unbeantwortete Fragen im Chat statt Bibliothekartag – Dass bei einigen Vorträgen nicht alle im Chat gestell- Petition gestartet ten Fragen beantwortet wurden, sorgte bisweilen für Wer genau hinschaute, konnte bei der Veranstal- Unmut. So manche/-r Moderatorin/Moderator war tung „Forschungsunterstützung neu gedacht“ am mit der zusätzlichen Aufgabe, die während des Vor- Donnerstag spätnachmittags auf dem Zoom-Hin- trags eingehenden Chatfragen weiterzuleiten, über- tergrund von Professorin Claudia Frick, TH Köln, fordert. Der Umgang mit „blended“ oder „mixed for- eine subtile Veränderung des Logos des 109. mats“ gehört noch zum Lernprozess, den uns die di- Bibliothekartages entdecken. Sie hatte das -ar von gitale Welt vorgibt. Bibliothek„ar“ durch ein „s“ ersetzt und so dem Vielen Dank, Bremen! Namen mit einem Federstrich seine Männlichkeit genommen. Das sagten im Namen des VDB Konstanze Söllner, Lei- Die Diskussion um die Umbenennung des Biblio- tende Bibliotheksdirektorin der Universitätsbibliothek thekartages geht ja schon lange. Jetzt soll eine Pe- der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürn- tition endlich Fahrt in die Sache bringen. Am 23. berg, und Ulrike Scholle, Fachreferentin an der Uni- Juni schrieb Frick (Twittername: @FuzzyLeapfrog) versitätsbibliothek der Universität Duisburg- Essen, in einem Tweet: „Es ist überfällig unsere größte am Ende des 109. Bibliothekartages in Bremen. Ihr Konferenz an unsere Vielfalt anzupassen. Es wur- Dank galt auch den Sponsoren für deren Beitrag zum de diskutiert, alle Argumente gehört.“ Sie forder- Gelingen der Fortbildungsveranstaltung. „Über 2.400 te die Community auf: „Zeichne diese Petition mit, Personen haben an dieser Veranstaltung teilgenom- wenn Du für einen neuen inklusiven Namen bist men. 100 Personen konnten vor Ort sein, doch wa- und der #bibtag21 der letzte „Bibliothekar“tag ge- ren in mehreren Sitzungen bis zu 500 Teilnehmende wesen sein soll.“ 115 „Gefällt mir“-Angaben und gleichzeitig dabei. Viele spannende, informative Ver- 79 Retweets sowie zahlreiche Kommentare inner- anstaltungen und Vorträge luden zu regen Diskussio- halb kürzester Zeit zeigten, wie sehr diese Frage nen ein – persönlich, per Video oder im Chat“, fasste die Branche beschäftigt. Ulrike Scholle im VDB-Blog zusammen und lobte: „Es Die Petition „Zeitgemäßer Name für den ,Bibliothe- war eine rundum gelungene und erfolgreiche Tagung kar‘ Tag“1 wurde auf „openPetition.de“ gestartet. Bis – und in dieser Zeit eine sehr besondere!“ zum 1.7.2021 hatten hatten 1.591 Unterstützende „Wir hoffen, Sie im März 2022 in Leipzig beim 8. unterzeichnet. Ziel sind 5.000 Unterstützende. Bibliothekskongress, der zugleich der 110. Deutsche Bibliothekartag ist, persönlich wieder zu treffen!“ 1 https://www.openpetition.de/petition/online/zeitgemaesser- Das Motto des Kongresses, der vom 14. bis 17. März name-fuer-den-bibliothekartag 2022 stattfindet lautet „Freiräume schaffen“. ❙ Vera Münch Helga Bergmann-Ostermann ist freie Journalistin mit Journalistin Schwerpunkt Fachinformation und Dipl.-Übersetzerin Wissensvermittlung h.bergmann-ostermann@t-online.de vera-muench@kabelmail.de www.b-i-t-online.de 24 (2021) Nr. 4 online Bibliothek. Information. Technologie.
422 BIBLIOTHEKARTAG BREMEN Bergmann | Münch Virtuelle Ausstellung: Sponsoren und Unternehmen auf dem Bibliothekartag Unternehmen, die normalerweise auf der kongress- vor. Es gibt auch keine offiziellen Angaben, welche begleitenden Fachausstellung der Branche auf ihren Sichtbarkeit jene erzielten, die sich online präsen- Messeständen und in Fachpräsentationen ihre Pro- tierten. Der subjektive Eindruck war, dass die Fir- dukte und Dienstleistungen anbieten, konnten sich menpräsentationen nicht sehr breit wahrgenommen auf der Plattform des 109. Bibliothekartages im Be- wurden. reich „Virtuelle Ausstellung“ online präsentieren. Als Zwei willkürlich ausgewählte Beispiele aus der virtu- Sponsoren und Ausstellende sind dort insgesamt ellen Ausstellung: 60 Firmen und drei Verbände aufgeführt und mit ihrem Firmenlogo auf Kacheln abgebildet. Ein Klick Nomos Verlag und Partner auf die Kachel band die Firmenpräsentation in die begrüßte die Interessenten mit einer übersichtlichen Plattform des Bibliothekartages ein und bot in einem Aufstellung der Neuheiten, lockte mit dem speziel- Chatfenster daneben die auf der Plattform bereitge- len Bibliothekartags-Angebot, Access denied-Titel stellten Funktionen für die Kommunikation und In- mit einem Sonderrabatt von 35 Prozent zu erwer- teraktion mit den Interessenten an. Mit einem Klick ben (leider nur bis zum 31.7.2021 gültig), und lobte auf den Button „Want to Meet“ wurde man als In- für die Teilnahme an einer Online-Umfrage als mögli- teressent in die Meetingliste zur Kontaktaufnahme chen Gewinn drei Gutscheine im Wert von 100,- Eu- ro aus. Die Folien zu den Firmenpräsentationen sind auf der Bibliothekartags-Plattform unter „Files“ zum Herunterladen bereitgestellt. Nichtregistrierten Teil- nehmenden bot man einen Link zu den Folien auf Google Drive an. Direkte Kontaktaufnahme mit Mit- arbeitenden der Verlagsgruppe war nicht nur über die Funktionen der Plattform möglich. Im Firmentext waren auch die Durchwahl-Telefonnummern zu meh- reren Ansprechpartnerinnen/Ansprechpartnern an- gegeben. OCLC mehr als zwei Stunden virtuell in Bremen Als Gold Sponsor trat OCLC auf dem 109. Bibliothe- kartag mit einem umfangreichen Programm virtuell auf. 14 Mitarbeitende standen unter „Staff“ zur di- eingetragen, über „Kontaktdaten teilen“ konnte man rekten Kontaktaufnahme per Mausklick bereit. Als dem Unternehmen sein vollständiges Bibliothekar- Programm angeboten wurden Roundtable-Diskus- tag-Anmeldungsprofil automatisch weiterleiten. Für sionen, z.B. zum Thema „Bargeldloses Bezahlen in die unmittelbare Interaktion standen „Conversation“ Bibliotheken – spätestens seit der Pandemie unver- (Chat), „Staff“ (direkte Kontaktaufnahme per Klick zichtbar“ und Produktpräsentationen wie „3 Dinge mit Mitarbeitenden des Unternehmens, die sich un- über WMS, die Sie (wahrscheinlich) noch nicht wuss- ter dem Menüreiter vorstellten) bereit. Unter „Files“ ten“, „Good News für Öffentliche Bibliotheken und konnten die Referierenden ihre Folien und Aufzeich- BIBLIOTHECAplus-Anwender“ und „WorldCat Disco- nungslinks ablegen (viele sind dort noch vorhanden very 2021 – Neue Technologie und vieles mehr“. und können heruntergeladen werden). Mit der Funk- Wer sich im Nachhinein noch informieren will, kann tion „Polls“ konnten während der Präsentation Live- das tun. Alle Veranstaltungen sind als Video bereit- Umfragen durchgeführt werden. Ein wirklich durch- gestellt unter Bibliothekartag 2021 – Virtueller Stand dachtes Präsentationskonzept für eine virtuelle Aus- | OCLC1 – inklusive Begrüßung ist die Aufzeichnung stellung. Die Zahl, wie viele Ausstellende die Chance zwei Stunden und sechs Minuten lang. Einzelvideos zum virtuellen Auftritt aktiv nutzten, also spezielle der Veranstaltungen gibt es auf der OCLC-Webseite. Bibliothekartag-Angebote machten, liegt uns nicht Zum Ansehen ist eine Anmeldung erforderlich.2 1 https://www.oclc.org/go/de/bibtag21/virtueller-stand.html 2 https://www.oclc.org/go/de/bibtag21/ online 24 (2021) Nr. 4 Bibliothek. Information. Technologie. www.b-i-t-online.de
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