Der erweiterte Suizid als Waffe - von 9/11 nach Winnenden - Eine vergleichende Analyse von Selbstmordattentaten und Amok
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Der erweiterte Suizid als Waffe – von 9/11 nach Winnenden Eine vergleichende Analyse von Selbstmordattentaten und Amok Wildbad Kreuth 26.07.2009 von Dorothee Dienstbühl
Einführung „Eigentlich tat ich nichts mehr als warten, stilliegen und warten.“ Stefan Zweig, Der Amokläufer
Programm z Basiswissen Amok z Basiswissen Selbstmordattentat z Zahlen, Daten, Fakten – die Unvollendete z (K)ein Vergleich z Vor, während und nach der Tat z Debattenkultur und die Rolle der Medien z Eine Frage der Prävention? z Erklärungsansätze – eine Auswahl z Abschluss / Ausblick
Basiswissen Amok z vom malaiischen amuk = wütend, rasend (alt. aus Java amoak = töten); barbar. Sitte: plötzliche Raserei mit Kris nach Opiumkonsum) z „Nicht materiell motivierte, tateinheitliche, mindestens in selbstmörderischer Absicht durchgeführte, auf den unfreiwilligen Tod mehrerer Menschen zielende plötzliche Angriffe“
Basiswissen Amok Formen von Amok: zden Amoklauf in Gruppen (kriegerischer Amok); und zden Amoklauf einzelner Person = individueller Amok; Seit Mitte des letzten Jahrhunderts Verlust des religiös-kriegerischen Bezug, lediglich Prägung durch den spezifisch kulturellen Hintergrund.
Basiswissen Selbstmordattentat zauch als die „Sperrspitze der asymmetrischen Kriegsführung“ bezeichnet (vgl. Dietl, Hirschmann, Tophoven 2006); z„…bezeichnet Taten, in denen der Körper des Täters durch absichtliche Selbsttötung als Teil der Waffe gegen eine größtmögliche Anzahl von Opfern eingesetzt wird, um religiösem oder politischem Ziel Ausdruck zu verleihen“ (eigener Versuch)
Basiswissen Selbstmordattentat zim Mittelalter bei den Assassinen im vorderen Orient; z1864 sprengte der preußische Pionier Karl Klinke sich selbst in die Luft beim Angriff auf die Düppeler Schanzen; zim 20. Jhd.: Angriffe japanischer Kamikazeflieger während des 2. Weltkrieges
Basiswissen Selbstmordattentat Gruppierungen (Auswahl): z Sri Lanka: Liberation Tigers of Tamil Ealam (LTTE) z Palästina: Hamas, Al-Fatah z Iran: schiitische Hisbollah z Afghanistan: Al Qaida (präsent in 70 Ländern, Aktivisten in 40 Ländern) Terroristensuizide finden an öffentlichen Orten statt, nahe militär. Einrichtungen, zu best. Anlässen; teilweise durch „Kommandos“ ausgeführt
Daten, Zahlen, Fakten – die Unvollendete z Quantitativer Vergleich beider Suizidformen kaum möglich z Definition uneinheitlich (vgl. USA; vgl. zudem: Amok DSM-IV und ICD-10-Aufführung, SeAtt: Anschlagsform; Kriegsstrategie) z Unterteilungen innerhalb Oberbegriff Amok z SeAtt: auf Berichte und Statistiken anderer Länder angewiesen; verschiedene Gruppenphänomene z Täterstudien nach Tat durch Tod schwierig oder wegen psych. Behandlung nur sehr eingeschränkt
Zahlen, Daten, Fakten – die Unvollendete Unterschiedliche Hintergründe: Affekttat (eines Einzeltäters) mit politischem / religiösen Motiv Tat gegen Fremde / Für Tat ausgebildet kaum Bekannte Kurze Vorbereitung Tat gegen Familie / Freunde / Partner Amok SeAtt Ökono m on Aspek ischer r i t Alte tu at i u s S ekt All a ff ein n A i ge Gr a o nt / im Einfluss von Ta up sp aus Drogen / ta u p r sfü t er / en he te hru rb nt Medikamenten Tat einer ei du vo pla ng r Organisation ge ch fü hr u ng
(K)ein Vergleich Amok SeAtt Alter der Täter zwischen 14 - 40 Jahren zwischen 7 und 40 Jahren Täteranzahl 1 (2) 1-20 Tatorganisation i.d.R. Einzeltaten, z.T. von mehreren Personen geplant; spontan Tat alleine od. mit mehreren Tatausführung meist amateurhaft meist professionell Opferauswahl von persönlichem Bezug bis innerhalb Feindbild absolut vollkommen fremd indifferent Tatbekennung spontan nichts; geplant durch Organisation: in über 80 % Abschiedsbriefe, Listen der Fälle Gesellschaftlicher Außenseiter/ Einzelgänger / unterschiedlich (Betrachtung introvertierte nach Personenumfeld) Status Persönlichkeiten Anzeichen vor Tat/ häufig aggressives / unan- unterschiedlich gemessenes Verhalten Auffälligkeiten bekannt
Vor, während und nach der Tat Angenommenes* Phasenmodell Amok I. Vorstadium: Depression, Rückzug, Rachegefühl; Gedanke des Amok Reiz II. Homizidaler Ausbruch: Reiz, Verlust der Impulskontrolle, Angriff von Gegenständen, Tieren, wahllose Tötung eines / mehrerer Menschen Dauer III. Amnesie: seelische und körperliche Erstarrung * wissenschaftlich nicht bewiesen
Vor während und nach der Tat Phasenmodell Selbstmordattentat* I. Rekrutierungsprozess: extrinsische Beeinflussung wird intrinsische Motivation ggf. Bewährung II. Tatvorbereitung: ggf. Ausbildung, exakte Planung, Betreuung III. Tatausführung: nach Plan und anvisiertem Ziel Ziel erreicht: Tod Ziel verfehlt: Gefangennahme, Tod Abbruch: Rückzug *eigenes Modell
Debattenkultur und die Rolle der Medien zAmok und SeAtt rufen Debatten hervor über: { Schutz { Ursachen { Schuld Hohe öffentliche Präsenz des Themas
Eine Frage der Prävention? zAspekt Schule und Mobbing zAspekt Migration zGewaltfördernde Umgebung und Medien z„Cues“ zExterne Sicherheitsmaßnahmen/ Überwachung zNotfallpläne
Erklärungsansätze – eine Auswahl 1. Der „geborene Verbrecher“ 2. Sozialisations - Theorien 3. Ziel - Mittel - Konflikt 4. Subkulturen -Theorie 5. Biographien – Forschung (individueller Anasatz)
Abschluss / Ausblick „Und so säße ich heute noch… wenn das nicht gekommen wäre .“ Stefan Zweig, Der Amokläufer
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