Der vorsätzliche CO2-Betrug des IPCC

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Der vorsätzliche CO2-Betrug des IPCC
Der vorsätzliche CO2-Betrug des IPCC
written by Chris Frey | 26. August 2021

David Wojick

Viele meiner Meinungsverschiedenheiten mit der Summary for
Policymakers     des  IPCC   AR6  (SPM)   sind   genau  das:
Meinungsverschiedenheiten. Ich denke, dass ihre Argumentation
fehlerhaft ist, aber zumindest verstehe ich sie. Siehe meinen
letzten Artikel – The UN IPCC science panel opts for extreme
nuttiness [etwa: „Das UN IPCC entscheidet sich für extreme
Verrücktheit“.

Ein Abschnitt des SPM ist jedoch so falsch, dass es sich um eine
absichtliche Täuschung handeln muss. Der Zweck scheint darin zu
bestehen, den Anstieg des atmosphärischen CO 2 wie eine einfache
Anhäufung unserer Emissionen aussehen zu lassen. Ich nenne dies
das CO2-Verschmutzungsmodell, und es ist extrem irreführend. Die
Wahrheit ist wohlbekannt, also muss es sich um einen Betrug
seitens des IPCC handeln.

Hier ist der erste Absatz der Zusammenfassung. Der erste Satz wird
auf über 50 Wörter hochgequält, der zweite (und letzte) Satz macht
den Schwindel sehr deutlich.

„Während natürliche Kohlenstoffsenken an Land und in den Ozeanen
bei höheren CO 2 -Emissionen in absoluten Zahlen immer mehr CO2
aufnehmen werden als bei niedrigeren Szenarien, werden sie weniger
effektiv, d. h. der Anteil der Emissionen, der von Land und
Ozeanen aufgenommen wird, nimmt mit zunehmenden kumulativen CO2-
Emissionen ab. Dies wird voraussichtlich dazu führen, dass ein
höherer Anteil des emittierten CO2 in der Atmosphäre verbleibt
(hohes Vertrauen).

Es gibt sogar eine schicke Grafik, Abbildung 7, die angeblich
zeigen soll, wie sehr die „kumulativen CO 2 -Emissionen“ die
Wirksamkeit der natürlichen Senken verringern werden.

Dahinter steckt, dass ein Teil unserer Emissionen vom Land (der
Biosphäre) und den Ozeanen absorbiert wird. Der verbleibende Teil
verbleibt in der Atmosphäre und erzeugt unsere kumulativen
Emissionen, die den (angeblich sehr negativen) CO 2 -Anstieg
darstellen.

Angesichts     der   Tatsache,   dass     der   jährliche   Anstieg   des
Der vorsätzliche CO2-Betrug des IPCC
atmosphärischen CO2 geringer ist als unsere jährlichen Emissionen,
funktioniert diese einfache Geschichte gut. Daher ist sie ein
gängiges Thema im allgemeinen Diskurs. Aber die Wissenschaftler,
die die Erstellung des SPM beaufsichtigt haben, sind Experten auf
diesem Gebiet und wissen, dass sie völlig falsch ist. Unser CO2
sammelt sich nicht in der Atmosphäre an.

Die Realität, die sie verschweigen, ist der so genannte „CO 2 -
Fluss“. Dies ist der Teil des Kohlenstoffkreislaufs, der das
(kohlenstoffbasierte) Leben auf der Erde möglich macht. Der CO2-
Fluss ist eine enorme Menge an CO2, die jedes Jahr sowohl emittiert
als auch absorbiert wird. Die natürlichen Emissionen betragen etwa
das 20-fache unserer Emissionen. Was die CO2-Emissionen betrifft,
sind wir also eine kleine Sache. Behalten Sie das im Hinterkopf.

Außerdem ist der Fluss so groß, dass jedes Jahr etwa 25 % des
atmosphärischen CO 2 ausgetauscht werden. Ein Viertel der CO 2 -
Moleküle wird absorbiert und durch neu emittierte Moleküle
ersetzt. Diese unbequeme Tatsache wird vom IPCC jedoch nie
erwähnt.

Der Punkt ist, dass unsere Emissionen angesichts dieses enormen
Flusses nicht sehr lange in der Atmosphäre bleiben, bevor sie
absorbiert werden. Die Standardschätzung (die dem IPCC gut bekannt
ist) besagt, dass die Hälfte unserer Emissionen in weniger als 3
Jahren nach ihrer Emission verschwunden ist. Fast alle sind in
weniger als 8 Jahren verschwunden.

Technische Anmerkung: Die genaue Berechnung des Flusses ist sehr
schwierig. Einige Moleküle werden innerhalb von Sekunden nach
ihrer Emission absorbiert. Ein Molekül, das aus dem Blatt eines
Baumes emittiert und sofort wieder absorbiert wird, zum Beispiel.
Dasselbe gilt für ein Molekül aus einem Haus unter einem Baum.
Andere emittierte Moleküle werden vielleicht nie absorbiert, oder
erst nach einer Million Jahren oder so. Die genauen Zahlen sind
Gegenstand von Forschungen und Debatten, aber die groben Zahlen
sind bekannt.

Kurz gesagt, unsere CO 2 -Emissionen mögen zwar den beobachteten
Anstieg verursachen (oder auch nicht), aber sie sind mit
Sicherheit nicht dafür verantwortlich. Der CO2-Anstieg setzt sich
definitiv nicht aus unseren kumulativen Emissionen zusammen, wie
die SPM fälschlicherweise behauptet, denn unsere Emissionen werden
dank des Fluxes in nur wenigen Jahren absorbiert.

Was soll man von diesem eklatanten Fehler halten? Er ist nur für
Experten eklatant. Da die SPM-Wissenschaftler in der Tat Experten
Der vorsätzliche CO2-Betrug des IPCC
sind, muss dieser kolossale Irrtum beabsichtigt sein. Schließlich
wird dadurch das einfältige Verschmutzungsmodell aufrechterhalten,
das wiederum die alarmistische politische Agenda unterstützt.

Man beachte, dass diese eklatante Unwahrheit mit „hohem Vertrauen“
bewertet wird. Was für ein Witz! Wahrscheinlich sind sie davon
überzeugt, dass sie die politischen Entscheidungsträger, die
Presse und die Öffentlichkeit täuschen werden.

Im Klartext ist dies ein Schwindel. Es geht hier nicht um eine
wissenschaftliche Frage, keine Meinungsverschiedenheiten oder
Argumente. Sie sagen etwas Wichtiges, von dem sie genau wissen,
dass   es   falsch     ist.   Sie   belügen   die   politischen
Entscheidungsträger, indem sie absichtlich den Mythos
aufrechterhalten, dass der CO 2 -Anstieg nur unseren kumulativen
Emissionen geschuldet sind, die sich im Laufe der Zeit ansammeln.
Das ist nicht der Fall, und sie wissen es.
Schande über den IPCC!

Autor: David Wojick, Ph.D. is an independent analyst working at
the intersection of science, technology and policy. For origins
see http://www.stemed.info/engineer_tackles_confusion.html For
over 100 prior articles for CFACT see
http://www.cfact.org/author/david-wojick-ph-d/ Available for
confidential research and consulting.

Link:
https://www.cfact.org/2021/08/21/the-ipccs-deliberate-co2-deceptio
n/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

Das Thermische Maximum des Paläozän-
Eozän oder PETM
written by Chris Frey | 26. August 2021

Andy May

Das PETM oder Paläozän-Eozän-Thermal-Maximum war eine Warmzeit, die von
vor 56,3 bis 55,9 Ma (vor Millionen Jahren) begann. Der am 9. August
2021 veröffentlichte IPCC-Bericht AR6 (eigentlich ein Entwurf, kein
endgültiger Bericht) deutet darauf hin, dass diese Warmzeit ähnlich
Der vorsätzliche CO2-Betrug des IPCC
abläuft wie heute und auch in der Zukunft zu erwarten ist (IPCC, 2021,
S. 2-82 & 5-14). Während des PETM war es sehr warm, und die
durchschnittlichen    globalen    Oberflächentemperaturen  erreichten
wahrscheinlich kurzzeitig Spitzenwerte zwischen 25,5 °C und 26 °C,
verglichen mit einer durchschnittlichen globalen Oberflächentemperatur
von etwa 14,5 °C heute, wie in Abbildung 1 dargestellt:

Abbildung 1. Die geschätzte globale durchschnittliche
Oberflächentemperatur in den letzten 150 Millionen Jahren. Modifiziert
von: Christopher Scotese, Paleomap Project, Link.
Der vorsätzliche CO2-Betrug des IPCC
Abbildung     1.   Die   geschätzte     globale   durchschnittliche
Oberflächentemperatur in den letzten 150 Millionen Jahren. Modifiziert
von: Christopher Scotese, Paleomap Project, Link.

Heute verfügen wir über Zehntausende von täglichen Temperaturmessungen
auf der ganzen Welt und können eine ziemlich genaue globale
durchschnittliche Oberflächentemperatur berechnen. Um einen globalen
Durchschnitt für das PETM zu ermitteln, müssen wir uns auf
Ersatztemperaturen stützen, z. B. Sauerstoff-Isotopenverhältnisse oder
Kalzium/Magnesium-Verhältnisse in fossilen Schalen und fossile
Membranlipide, die wie Tex    86temperaturempfindlich sind. Proxy-
Temperaturwerte sind nur spärlich vorhanden und haben eine zeitliche
Auflösung (56 Ma) von Tausenden bis Hunderttausenden von Jahren. Daher
sind sie in Bezug auf die Geschwindigkeit der Temperaturveränderung
nicht mit den heutigen monatlichen globalen Durchschnittswerten
vergleichbar.

Bevor wir uns mit dem PETM befassen, wollen wir eine geologische
Perspektive aufzeigen. Laut Christopher Scotese war die höchste globale
Durchschnittstemperatur im Phanerozoikum (dem Zeitalter komplexer
Schalenorganismen, d. h. in den letzten 550 Millionen Jahren) das
triassische Treibhausereignis, das auf das Ende der Karoo-Eiszeit folgte
(vor   ca.   250-300    Ma).    Die   globalen    durchschnittlichen
Oberflächentemperaturen erreichten damals einen Höchststand von etwa
27,9 °C.

Die späte Kreidezeit war die nächste Warmzeit, und die globalen
Temperaturen erreichten vor 80 Mio. Jahren 24 °C. Um 65 Ma ereignete
sich der berühmte Chicxulub-Bolideinschlag in der Nähe der Halbinsel
Yucatan, der eine Explosion von 100 Millionen Megatonnen verursachte,
die das Ende der Dinosaurier bedeutete, mit Ausnahme der Vögel. Die
globalen Temperaturen sanken rasch auf ein Minimum von etwa 12 °C. Das
ist etwas kälter als das letzte glaziale Maximum, so dass die Tiere, die
die Explosion überlebten, von der Kälte getroffen wurden. Diese
Kälteperiode war kurz, vielleicht nur zehn Jahre, aber sehr kalt.

Nachdem sich die Welt von der Explosion erholt hatte, kehrte sie zu
einer globalen Oberflächentemperatur von 22 °C zurück, die knapp über
der durchschnittlichen Oberflächentemperatur des Phanerozoikums von 20
°C lag. Etwa neun Millionen Jahre später kam es dann zur PETM-Erwärmung,
die in Abbildung 1 dargestellt ist. Neben dem PETM sind in Abbildung 1
auch das EECO (Early-Eocene Climatic Optimum, in der Abbildung von
Scotese fälschlicherweise als EEOC bezeichnet), das MECO (Middle-Eocene
Climatic Optimum), die EOT (Eocene-Oligocene Transition) Abkühlung, das
MMCO (Middle-Miocene Climatic Optimum), das LGM (Last Glacial Maximum)
und die vorindustrielle Temperatur (Little Ice Age) von 13,8 °C
angegeben.      Die    derzeitige      globale     durchschnittliche
Oberflächentemperatur von 14,5 °C und die mögliche „PAW“-Temperatur
(projizierte anthropogene globale Erwärmung) von 19,8 °C sind ebenfalls
angegeben. Selbst wenn die extremste projizierte anthropogene Erwärmung
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eintritt, bringt sie die Erde nur auf ihre phanerozoische
Durchschnittstemperatur von 20 °C. Dies gibt uns eine Vorstellung davon,
wie kalt es heute historisch oder geologisch gesehen wirklich ist.

Die Vermischung von Proxy-Temperaturauflösungen von Hunderttausenden von
Jahren und modernen instrumentellen Temperaturmittelwerten ist mit
Vorsicht zu genießen. Die Proxy-Temperaturen von Scotese basieren auf
geologischen Gletschersignaturen und geschätzten Temperaturgradienten
von Äquator zu Pol. Sie sind vernünftig, haben aber eine zeitliche
Auflösung von mehreren zehn Millionen Jahren. Angesichts dieser
Auflösung können wir die Erwärmungs- oder Abkühlungsraten der
Vergangenheit nicht mit den letzten 170 Jahren vergleichen, dem
Zeitraum, in dem die Thermometer täglich die Erde erfassen. Seine Punkte
haben nicht die zeitliche Auflösung oder Genauigkeit, um dies zu
ermöglichen.

Das PETM

Zu Beginn des EECO gab es eine abrupte, aber geologisch kurze (< 200.000
Jahre) Periode extremer Erwärmung, die gewöhnlich als „PETM“ bezeichnet
wird (Scotese, 2015). Das PETM ist die wärmste von mehreren kurzen, sehr
warmen Perioden oder „Hyperthermien“, die im späten Paläozän und frühen
Eozän zwischen 56 und 53 Ma auftraten.

Die Hyperthermie des PETM könnte die Erdoberfläche auf fast 26 °C
erwärmt haben, was fast 12 °C wärmer ist als heute. Zu dieser Zeit
erreichte die SST (Meeresoberflächentemperatur) im Nordatlantik in der
Nähe von Dänemark 33 °C (Stokke, Jones, Tierney, Svensen, & Whiteside,
2020). Die PETM-Breite Dänemarks lag bei etwa 45°N, südlich der heutigen
Breite von 55,6°N (siehe Abbildung 3). Die Erwärmung fällt zeitlich mit
einem kleinräumigen marinen Aussterbeereignis zusammen. Die hohen
Temperaturen treten auch etwa zur gleichen Zeit auf wie eine
Kohlenstoff-Isotopen-Exkursion (CIE). Das bedeutet, dass sich das
Verhältnis von Kohlenstoff-13 und Kohlenstoff-12 in geologischer
Hinsicht für kurze Zeit abrupt verändert hat. Der CIE deutet auf einen
Fluss von Kohlenstoffverbindungen, die mit Kohlenstoff-12 angereichert
sind, in den Ozean und die Atmosphäre hin. Kohlenwasserstoffe sind mit
Kohlenstoff-12 angereichert, weil Pflanzen diesen Kohlenstoff gegenüber
Kohlenstoff-13 bevorzugen, so dass die Quelle Kohlenwasserstoffe wie
Methan-Clathrate sein könnten. Clathrate sind Verbindungen, bei denen
Moleküle einer Komponente, in diesem Fall Methan, in einer anderen, wie
Wasser, eingeschlossen sind. Methanclathrate werden manchmal auch als
Methanhydrate bezeichnet.
Der vorsätzliche CO2-Betrug des IPCC
Abbildung 2. Der von Stokke untersuchte Abschnitt, Fur Island, Dänemark.
Abbildung modifiziert nach (Stokke, Jones, Tierney, Svensen, &
Whiteside, 2020).

Abbildung 2 zeigt den von Stokke et al. untersuchten Abschnitt.
Unterhalb des Abschnitts befindet sich eine Diskordanz, aber man geht
davon aus, dass die PETM-Lagerstätte vollständig ist. Die Sedimentation
erfolgte sehr schnell, und der gesamte 24 Meter lange PETM-Abschnitt
wurde wahrscheinlich innerhalb von 100 000 Jahren abgelagert. Die
Ascheablagerungen der NAIP (North Atlantic Igneous Province, siehe
Abbildung 3) innerhalb des PETM-Körpers werden auf 55,6 Ma datiert.
Gleichzeitig sanken der pH-Wert des Ozeans und der Sauerstoffgehalt in
der Tiefsee (Anoxie) (IPCC, 2021, S. 2-82).

Es ist in Abbildung 2 nur schwer zu erkennen, aber nach der Diskordanz
und kurz vor dem PETM-Wärmeereignis fällt die SST in der Nordsee auf
14,5 °C, bevor sie rasch auf 33 °C ansteigt. Der heutige globale, nach
Flächen gewichtete SST-Durchschnitt liegt bei etwa 18,3 °C, wenn man die
mehrjährigen MIMOC-Daten der NOAA und der Universität Hamburg zur
Temperatur der Mischschicht des Ozeans verwendet. Die heutige
durchschnittliche SST in der Nordsee beträgt laut Climate-Data.org etwa
11 °C, so dass die Temperatur von 14,5 °C vor dem PETM etwas wärmer ist
als heute. Nach den MIMOC-Daten der NOAA beträgt die globale
durchschnittliche SST in der Mischschicht bei 45°N heute etwa 10 °C.

Der NAIP-Vulkanismus war während und vor dem PETM aktiv. Fünf Kilometer
dicke Basalte wurden auf Ostgrönland und den Färöer-Inseln zwischen 56
und 55,6 Ma abgelagert. Diese vulkanische Episode vor dem PETM dürfte
Schwefelverbindungen erzeugt haben. Die Schwefelverbindungen (wie SO2 und
SO3) erzeugten in Verbindung mit Wasser Schwefelsäure, die die Atmosphäre
und die Ozeane abkühlte, den pH-Wert der Ozeane senkte und der
Atmosphäre und den Ozeanen Sauerstoff entzog.

Francesca McInerney und Scott Wing haben ebenfalls über das PETM
geschrieben (McInerney & Wing, 2011). Sie betonen die globalen
Auswirkungen des Ereignisses. Sie glauben, dass die globale
Oberflächentemperatur um 5-8 °C anstieg. Während Stokke et al. den
Beginn des PETM auf 55,9 Ma ansetzen, datieren McInerney und Wing ihn
auf 56,0 bis 56,3 Ma. Angesichts der Unsicherheiten bei der Datierung
ist der Zeitunterschied nicht signifikant.

Die Daten deuten darauf hin, dass das PETM-Aussterben recht begrenzt war
und mit einer starken Zunahme der Säugetierarten zusammenfiel. Etwa
30-50 % der benthischen (bodenbewohnenden) Foraminiferen und
Dinoflagellaten (mikroskopisch kleine Meerestiere) starben aus. Die
ausgestorbenen benthischen Foraminiferen stammten meist aus den
mittleren und tieferen Tiefen der Ozeane. Einige spekulieren, dass das
Aussterben auf die größere Korrosivität tieferer Gewässer, den
niedrigeren Sauerstoffgehalt und/oder höhere Temperaturen zurückzuführen
ist (McInerney & Wing, 2011). Andere benthische Tiere, wie z. B.
Ostracoden, die in der gleichen Umgebung wie die Foraminiferen leben,
verzeichneten nicht den gleichen zahlenmäßigen Rückgang. McInerney und
Wing spekulieren, dass das Aussterben vor allem auf die höheren
Temperaturen zurückzuführen ist, was jedoch unklar ist. An der
Oberfläche und an Land herrschten höhere Temperaturen, und dennoch
gedieh das Leben in diesen Umgebungen zu jener Zeit.

Merkwürdigerweise haben sich die benthischen Foramen während des PETM
nicht gut entwickelt, während ihre planktischen (schwimmenden) Vettern
sehr gut gediehen sind und sowohl an Größe als auch an Vielfalt
zugenommen haben, berichten McInerney und Wing. Einige planktische Arten
haben ihr Verbreitungsgebiet und ihre Anzahl während des PETM stark
vergrößert.

An Land entwickelten sich zu dieser Zeit neue Säugetiere, insbesondere
Primaten, die sich weit verbreiteten. Während des PETM und des EECO kam
es zu einem „Ausbruch von Säugetier-Erstauftreten“. Dieser Zeitraum wird
manchmal als „Säugetier-Ausbreitungsereignis“ bezeichnet (McInerney &
Wing, 2011). Dieser Schub an neuem Säugetier-Erstauftreten ist sowohl in
Nordamerika als auch in Europa zu beobachten und fällt mit dem Beginn
des PETM CIE zusammen.

Neben Säugetieren entwickelten sich während des PETM und des EECO auch
zahlreiche neue und bestehende Schildkröten- und Eidechsenarten bzw.
breiteten sich aus. Behauptungen, dass das PETM so warm war, dass es in
den Tropen tödlich war, sind unwahrscheinlich, „weil terrestrische
Organismen aus den Tropen während des PETM nicht weniger, sondern mehr
Vielfalt entwickelten“ (McInerney & Wing, 2011).

Während des PETM stiegen die Temperaturen um 6 bis 12 °C und es gab kein
Polareis. In der Arktis wuchsen Palmen, und die Antarktis war mit
Wäldern bedeckt. Die biologische Vielfalt nahm während des PETM stark
zu, insbesondere bei den Landpflanzen (McInerney & Wing, 2011). Einige
Pflanzenarten schienen während des PETM zu verschwinden, tauchten aber
später wieder auf, was darauf hindeutet, dass sie nicht ausgestorben
sind, sondern nur für kurze Zeit nicht überlebt haben. Viele Arten
blühten auf und breiteten sich in neue Gebiete aus. Das erste Vorkommen
von Mangrovenpalmen stammt aus der Zeit des PETM. Insgesamt blühte die
Natur auf, als die globalen Temperaturen wahrscheinlich 12 °C wärmer
waren als heute.

[Hervorhebung vom Übersetzer]

Die Ursache des PETM ist unbekannt. Wie bereits erwähnt, legt die Arbeit
von Ella Stokke nahe, dass die Warmzeit und das Aussterben eng mit dem
gleichzeitigen Vulkanismus der Nordatlantischen Igneischen Provinz
(NAIP) zusammenhängen und möglicherweise durch diesen verursacht wurden.
Der Vulkanismus könnte einen Sauerstoffmangel im Atlantischen Ozean
verursacht haben, insbesondere in der Tiefe des Atlantiks, was zum
Aussterben der benthischen Foraminiferen führte. Die NAIP-Region und das
von Stokke und ihren Kollegen untersuchte Gebiet der dänischen Insel Fur
sind in Abbildung 3 dargestellt. Die Aufschlüsse auf der Fur-Insel
liefern eine ziemlich vollständige geologische Aufzeichnung, die die
Grenze zwischen Paläozän und Eozän umfasst. Zu den Sedimenten gehören
vulkanische Aschebetten aus dem NAIP, fossilreiche Tonsteine und
Schiefer mit eindeutigen Aufzeichnungen über die Kohlenstoffisotopen-
Exkursion und das PETM-Ereignis. Zur Schätzung der SST wurde der
Temperaturproxy TEX86 verwendet. Die NAIP-Ablagerung war zwischen 56 und
54 Ma während der Öffnung des Nordatlantiks am stärksten.
Abbildung 3. Die Nordatlantische Igneo-Provinz und das
Untersuchungsgebiet von Stokke. Modifiziert von: E.A.M. van
de Lisdonk, Universität Utrecht.

Es wurden viele Theorien für die Erwärmung vorgeschlagen, darunter eine
plötzliche Freisetzung von CO2 und Methan, aber die Beweise sind nicht
eindeutig. Ursprünglich wurde spekuliert, dass Vulkanismus die
Freisetzung einer großen Menge von Methanclathraten verursachte, die
dann zu einem Temperaturanstieg führten.

Sicherlich gelangten in dieser Zeit große Mengen an Kohlendioxid und
Methan in die Atmosphäre. Das Hauptproblem bei der Methan-Clathrat-
Theorie ist, dass es nicht genug davon gab, um den notwendigen
Kohlenstoff zu liefern (McInerney & Wing, 2011). Andere mögliche Quellen
für den damaligen Kohlenstoffüberschuss in der Atmosphäre und den
Ozeanen, der mit Kohlenstoff-12 angereichert war, sind Vulkanismus und
Kontaktmetamorphismus im NAIP (Stokke, Jones, Tierney, Svensen, &
Whiteside, 2020). McInerney und Wing bevorzugen die Theorie, dass Torf
und Permafrost in der Antarktis schmolzen und die Quelle des
Kohlenstoff-12-Überschusses waren.

Obwohl der Gesamtkohlenstoffgehalt der Atmosphäre während des PETM
anstieg, waren die Klimamodelle nicht in der Lage, den starken
Temperaturanstieg mit vernünftigen Parametern zu reproduzieren. Die CO2-
Schätzungen (siehe Abbildung 4), die uns für diesen Zeitraum vorliegen,
sind viel zu niedrig. Selbst wenn man davon ausgeht, dass die Atmosphäre
das 16-fache der vorindustriellen CO2-Konzentration (4.800 ppm) enthält –
ein Vielfaches des Niveaus, das die in Abbildung 4 gezeigten fossilen
Belege nahelegen – und die Klimasensitivität mit 3 °C/2xCO2 angenommen
wird (McInerney & Wing, 2011), reicht der CO2-Antrieb immer noch nicht
aus, um die in den Sedimentaufzeichnungen beobachtete Erwärmung zu
verursachen (IPCC, 2021, 5-14). Die Abkürzung „°C/2xCO2“ steht für den
Temperaturanstieg infolge einer Verdopplung der CO2-Konzentration in der
Atmosphäre.

Die NASA behauptet, dass ihre Simulationen den PETM-Temperaturanstieg
modellieren können, wenn sie eine sehr hohe CO 2 -Empfindlichkeit
einbeziehen. Jiang Zhu und Kollegen haben den PETM mit den vorhandenen
Daten erfolgreich simuliert, aber ihr Modell legt eine Klimasensitivität
von 6,6°C/2xCO2 nahe, was nicht angemessen ist (Zhu, Poulsen, & Tierney,
2019). Der sehr wahrscheinliche Bereich der Empfindlichkeit des IPCC AR6
liegt bei 2°C bis 5°C/2xCO2 (IPCC, 2021, S. TS-58). Im AR5 ist der IPCC
noch deutlicher: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Sensitivität
über 6°C liegt, dies ist ein Expertenurteil, das auf mehreren
Beweislinien beruht.“ (IPCC, 2013, S. 1111). AR5 folgt mit einer Liste
der Beweise, warum ECS nicht größer als 6°C ist.

Abbildung 4. Die Oberflächentemperaturen des
dänischen Meeres (SST) von Stokke sind blau
und die CO2-Schätzungen von Beerling in
orangefarbenen Kästen dargestellt.

Vor 55 bis 56 Ma gibt es 16 Proxy-Schätzungen des CO2-Gehalts (Beerling &
Royer, 2011, S.I. Tabelle 1). Die 16 Proxy-Proben repräsentieren sieben
einzigartige Probenzeiten, die in Abbildung 4 dargestellt sind. Laut
einer Zusammenfassung von David Beerling und Dana Royer in Nature
Geoscience lag die CO2-Konzentration während des PETM-Ereignisses bei
etwa 487 ppm (328-667 ppm). Der Datierungsfehler für die Proben wird auf
±500.000 Jahre geschätzt und der Fehler in den CO2-Schätzungen beträgt
±235 ppm (Beerling & Royer, 2011). Laut Beerling und Royer gibt es vier
Verfahren zur Bestimmung der atmosphärischen CO 2 -Konzentration im
Altertum. Die beiden terrestrischen Methoden sind die Häufigkeit von
Spaltöffnungen         auf     fossilen       Blättern       und     die
Kohlenstoffisotopenzusammensetzung von Karbonaten in fossilen Böden. Die
Anzahl der Spaltöffnungen auf den Blättern nimmt ab, wenn der CO2-Gehalt
hoch ist, und nimmt zu, wenn der CO2-Gehalt niedrig ist, wie es heute der
Fall ist.

Die beiden marinen Verfahren sind die Kohlenstoff-Isotopen-
Zusammensetzung von Phytoplankton-Fossilien und die Bor-Isotopen-
Zusammensetzung von fossilen Foraminiferen. Ich verweise auf die Arbeit
von Beerling und Royer und ihre Referenzen, um zu erfahren, wie diese
Verfahren im Einzelnen funktionieren. Es gibt auch eine gute
Zusammenfassung im AR6 (IPCC, 2021, 2-15). Die allgemeine Unsicherheit
bei den Schätzungen der CO2-Konzentration im Eozän beträgt nahezu 100 %,
d. h. der tatsächliche Wert liegt zwischen dem Doppelten des
wahrscheinlichsten Wertes und der Hälfte davon.

Die SST-Werte für Dänemark von Stokke sind in Abbildung 4 ebenfalls zum
Vergleich eingezeichnet. Die CO2-Schätzungen sind etwas niedriger als
andere PETM-Schätzungen und nur geringfügig höher als heute, aber die
globalen Durchschnittstemperaturen waren 10-12 °C höher.

Heute messen wir das atmosphärische CO2 kontinuierlich, viele Male am
Tag, und jede Probe hat ein genaues Datum und eine genaue Uhrzeit. Die
Daten aus 56 Ma sind natürlich nicht mit den heutigen vergleichbar.
Beerling und Royer behaupten, dass der höchste CO2-Gehalt 52 Mio. Jahre
nach dem PETM auftrat (siehe Abbildung 5). Sie haben zwei CO2-Schätzungen
aus diesem Zeitraum: 1.868 ppm (1.092 – 3.501 ppm) und 659 ppm (439 –
878 ppm). Erhöhte CO 2 -Werte gab es von 54 bis 32 Ma und liegen im
Durchschnitt bei 800 ppm. Die fehlende Korrelation zwischen dem CO 2 -
Anstieg und der Temperatur im Zeitraum von 52 bis 57 Ma ist in Abbildung
4 deutlich zu erkennen.

[Hervorhebung vom Übersetzer]
Abbildung 5. Verschiedene Schätzungen der CO2-Konzentration
im Känozoikum. Nach: (Beerling & Royer, 2011).

Während des PETM können wir sicher sein, dass die CO2-Konzentration nur
geringfügig höher war als heute, nicht hoch genug, um ein signifikanter
Faktor für die Erwärmung zu sein, wie im AR6 anerkannt wird (IPCC, 2021,
S. 5-14). Wir haben keine Ahnung, wie schnell es sich im PETM erwärmt
hat oder wie schnell der CO2-Anstieg im Vergleich zu heute war, da die
Schätzungen Tausende bis Hunderttausende von Jahren auseinander liegen.

Der IPCC will das PETM als Beispiel dafür verwenden, was heute passieren
kann, räumt aber ein, dass das Vertrauen in die Menge des während des
PETM freigesetzten Kohlenstoffs gering bis mittel ist und dass der aus
ihm abgeleitete CO 2 -Anstieg nur die Hälfte der geschätzten Erwärmung
während dieser Zeit erklären kann (IPCC, 2021, S. 5-14). Sie versuchen
auch, bisher ohne Erfolg, die globalen Temperaturen während des PETM zu
modellieren. Ihre Modelle der CO2-Auswirkungen auf das Klima während des
PETM und anderer ausgewählter Zeiträume sagen die beobachtete Erwärmung
nicht voraus, so dass man vernünftigerweise zu dem Schluss kommen
könnte, dass die Modelle nicht funktionieren. Im AR6 wird jedoch
festgestellt, dass dies bedeutet, dass sich die Rückkopplungen auf die
Oberflächentemperatur mit der Oberflächentemperatur ändern. Die
Rückkopplungen haben also Rückkopplungen (IPCC, 2021, S. 7-78). Sie
glauben nicht, dass die Modelle falsch sein können, sondern kommen zu
dem Schluss, dass wir einfach einen weiteren Faktor einführen müssen.
Dies ist Karl Poppers Definition von Pseudowissenschaft, eine Hypothese,
die nicht falsifiziert werden kann. Das PETM ist eine interessante Zeit
in der Erdgeschichte, aber die Ursachen für die Erwärmung, den
niedrigeren pH-Wert der Ozeane, das begrenzte Aussterben von
Meerestieren und die zunehmende Vielfalt der Säugetiere sind unklar.
Eines ist sicher: Das PETM ist kein Analogon für heute.

The bibliography can be downloaded here.

Link:
https://andymaypetrophysicist.com/2021/08/18/the-paleocene-eocene-therma
l-maximum-or-petm/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

Klimawandel und Corona haben
gemeinsame Wurzeln!
written by Admin | 26. August 2021
Manuscriptum im Gespräch mit Marc Krecher vom 13. August 2021.

Wurde die „Klimakrise“ genauso wie die „Coronakrise“ quasi künstlich
durch mathematische Modelle erzeugt oder zumindest verstärkt? Und wenn
ja, welche fatale Wissenschaftstradition trägt dann die Verantwortung
dafür? Der Geologe Marc Krecher blickt bis zum Beginn der
Industrialisierung zurück, um darauf eine Antwort zu finden und fordert
im Gespräch mit Manuscriptum, Naturwissenschaft neu zu denken, um nicht
ständig in ähnliche Sackgassen zu rennen.

Manuscriptum: Herr Krecher, wie sind Sie als Geologe auf die Idee
gekommen, ein Buch über Corona zu schreiben?

Marc Krecher: Als Geologe interessieren mich grundsätzlich
naturwissenschaftliche Themen. Was ich aber darüber hinaus immer schon
sehr spannend fand, ist der Zusammenhang zwischen
naturwissenschaftlichen Themen und gesellschaftlichen Prozessen. Natur
und Kultur sollten nie isoliert betrachtet werden. In meinem Buch
versuche ich unter anderem darzustellen, warum „Klimawandel“ nicht
einfach nur Physik ist.

Wetter und Klima sind naturwissenschaftliche Phänomene, die schon immer
auch gesellschaftliche Wechselwirkungen aufwiesen. Und so erleben wir
nunmehr seit Jahrzehnten einen starken Druck, der mit dem Thema
„Klimawandel“ auf die Gesellschaft ausgeübt wird. Wir haben aber auch
schon mit dem „Großen Waldsterben“ gesellschaftliche Diskussionen
erlebt, die anscheinend ihren Grund alleine in den physikalisch-
chemischen Umweltprozessen hatten.

Tatsächlich aber lassen sich Muster in der Art und Weise der
öffentlichen Diskussion und politischen Handhabe dieser Phänomene
erkennen, die nun erneut beim Thema „Corona“ auftreten und die erneut
deutlich machen, dass hier neben medizinisch-epidemiologischen
Hintergründen vor allem auch gesellschaftspolitische Entwicklungen eine
große Rolle spielen.

Meine These ist die, dass Waldsterben, Klimawandel und Corona gemeinsame
Wurzeln haben und immer wieder auch gleiche gesellschaftspolitische
Ziele aufweisen. Vielleicht hat mich die Geologie dazu gebracht, diese
Phänomene gut zu beobachten und die größeren Zusammenhänge zu
hinterfragen. Denn Geologie hat viel mit der direkten Beobachtung
natürlicher Phänomene zu tun, während Physik und Chemie oft sehr viel
stärker mathematisch zu fassen sind.

Als Klammer, die all diese Themen zusammenhält, nennen Sie „die Lösung
des Problems Mensch“. Wie will denn die Politik Ihrer Meinung nach den
Risikofaktor Mensch ausschalten? Und besteht hier nicht ein
offensichtlicher Widerspruch, weil gerade Politiker „menschlich,
allzumenschlich“ auftreten wollen?

Schon mit Beginn der Industrialisierung haben Wissenschaftler und
Politiker die Ausbreitung des Menschen als Problem betrachtet. Die Angst
galt zunächst der Übervölkerung durch das Prekariat und der damit
einhergehenden Beschränkung, die dann auch dem Finanzadel oder dem
„Tüchtigen“ auferlegt werden müsste.

Solche malthusianischen Ängste waren unter anderem die Grundlage
rassentheoretischer Ansätze im 20. Jahrhundert, wie sie bei weitem nicht
nur in Deutschland verfolgt wurden. Mit der Mehrung des Wohlstands nach
dem Zweiten Weltkrieg, der natürlich auch Umweltprobleme im Schlepptau
hatte, wurde der Mensch zunehmend gar als „Krebszelle“ gesehen, deren
Wucherung das lebende Gewebe der Erde – die Biosphäre – gefährdet: Der
Mensch als Risikofaktor im globalen Ökosystem. Mit Hilfe einer stark
vereinfachenden Formel sollte dieser Wucherung Einhalt geboten werden:
der IPAT-Formel, in welcher der Impakt auf die Umwelt aus dem Produkt
von Bevölkerungzuwachs, Wirtschaftswachstum und einem technologisch-
kulturellen Effizienzfaktor resultiert.

Seither schrauben diverse Forschungen und Personen wild an diesen
Faktoren herum, mit dem Ziel der Populationskontrolle, der Nivellierung
und Relativierung von Wirtschaftswachstum und der gesellschaftlichen
Ausrichtung auf eine Form ökologischer Energieautarkie. Seit ca. 50
Jahren übernehmen dabei zunehmend auch systemdynamische Ansätze die
Rolle des Angsttreibers. Mathematische Systembetrachtungen erzeugen
darin quasi-exponentielle Umweltschäden, Klimaerwärmungen und heute
geradezu apokalyptische Opferzahlen. Und hier spielt dann der
„menschliche“ Politiker seine Rolle, indem er die mathematischen
Schreckensvisionen pflichtbewusst in die Politik einbaut, ohne in der
Lage zu sein, systemdynamische Ergebnisse mit der empirischen Evidenz
abzugleichen.

Wissenschaft wird dadurch zu „die“ Wissenschaft, die einen Konsens
heraufbeschwört, der in Wahrheit aber eine Art Mittelwertbildung
unterschiedlichster, nicht selten sich widersprechender Resultate
darstellt – Konsens und Nonsens nähern sich dabei gefährlich nah an. Die
Politik wählt am Ende eines der Szenarien, die ihr aus der Science-
Black-Box heraus angeboten werden. Der politische Vorteil darin hat sehr
schnell aber gar nicht mehr unbedingt mit der Lösung des eigentlichen
Problems zu tun. Gefährlich wird das, wenn die Ängste beim Bürger einen
Grad erreichen, der uns erneut in einen Kollektivismus als Schutzhaltung
hineinführt. Und genau dies ist heute wieder in der Gesellschaft zu
erkennen.

Es beginnt mit dem „Leugner“, geht dann über ins „Wir, gemeinsam“ und
endet im Unterwerfungsterror. Der Zustand unserer Welt sieht hingegen
viel besser aus, als es uns tagtäglich entgegenschallt. Für mich als
Geologen spielt der Faktor Zeit eine sehr große Rolle. Diese Zeit bringt
eine Gelassenheit mit sich, in der die Naturgefahren stark relativiert
werden und in der sich auch das aktuelle Geschehen den mittel- und
langfristigen Prozessen unterordnet. Mein Buch versucht einen Beitrag
dazu zu leisten, wieder mehr Gelassenheit möglich zu machen und mehr auf
die Kraft einer schöpferischen Freiheit zu setzen, als auf das Kollektiv
einer erzieherischen Suffizienzgesellschaft. Die Geschichte und die
empirische Evidenz der Naturwissenschaft geben mir dabei Rückendeckung.
Mit ihrer Relativierung der Naturgefahren sprechen Sie einen
interessanten Punkt an, der ein Indiz dafür ist, wie die Fronten in der
Umwelt- und Klimadebatte durcheinandergeraten sind. Früher war es doch
so, dass konservative Ernstfalldenker auf die „Übermacht der Natur“
hinwiesen und Demut einforderten. Linke und liberale Theoretiker
verfielen hingegen schnell einem utopischen Machbarkeitswahn und
vertrauten blind dem Fortschritt. Heute hingegen fällt die „Klimajugend“
samt ihrer Anhängerschaft mit apokalyptischen Warnungen vor der
Übermacht der Natur auf und viele Politiker, die sich selbst als
„konservativ“ bezeichnen, gefallen sich darin, eine unbegrenzte
Konsumfreiheit zu fordern. Wo stehen Sie bei dieser allgegenwärtigen
Auseinandersetzung? Voll auf der Seite der Freiheit? Oder sehen Sie auch
einzelne plausible Gründe, die Freiheit einzuschränken, um Naturgefahren
abzuwenden?

Die Naturgefahren, die uns im großen Maßstab gefährlich werden könnten,
werden wir nicht abwenden. Aber geologisch gesehen unterliegt deren
Eintreten zum Glück sehr geringen Wahrscheinlichkeiten. Auch Unwetter,
wie kürzlich an der Ahr geschehen, treten vielleicht alle 100 Jahre in
einer Region auf – das letzte Mal 1910: Da war es kühler auf der Erde.
Dennoch muss sich der Staat besser darauf einstellen, wie wir sehen.
Denn wer weiß heute noch, dass im Juli 1954 in Südtirol das gleiche
passiert ist?

Auch die größten Waldbrände haben schon während der kleinen Eiszeit
stattgefunden – vermutlich, weil es da trockener war. Zum Thema Corona
als Naturgewalt äußere ich mich eingehend im Buch. Hier sollte zunächst
einwandfrei geprüft werden, inwiefern es sich tatsächlich um eine
Naturgewalt handelt. Aber mir scheint, dass es für diese wichtige
Analyse bei uns nicht ausreichend Freiheit gibt.

Freiheit und Fortschritt sind für mich fundamentale Werte. Die
Einschränkung des Grundgesetzes darf nie so weit gehen, dass der
Charakter des „Grund“ verloren geht. Ohne Freiheit wird Forschung
gelenkt oder erst gar nicht umgesetzt. Fortschritt wird damit von
vornherein eingeschränkt und er droht damit, in einer Sackgasse zu
enden. Die Geschichte hat deutlich gezeigt, dass der freiheitlich
liberale Staat mehr Fortschritt zustande bringt, als der
planwirtschaftlich organisierte autoritäre Staat.

Schöpferische Freiheit und Fortschritt hängen auch nicht von konservativ
oder links ab. Es sind vielmehr immer die Extreme, die die Freiheit
einschränken wollen und dafür immer schon irgendwelche besonderen Gründe
anführten, um so die Masse lenken zu können. Aber ich bin kein
Anarchist. Und ich weiß auch nicht, was „unbegrenzte Konsumfreiheit“
bedeuten soll. Das letzte Mal war ich 2009 auf einem Linienflug. Wie oft
sind Frau Neubauer, Al Gore oder Herr Jaenicke in den letzten Jahren
geflogen?

Jedenfalls hat uns der Konsum weitergebracht, während die DDR durch den
Verzicht untergegangen ist. Denn am Ende bestimmt immer eine
selbsternannte Elite darüber, was wir noch dürfen. Für wichtiger halte
ich die Zurückdrängung der Oligarchie: einer ausartenden Finanzelite in
Form einzelner Personen, deren Macht die des Staates zu übertreffen
scheint und unsere Freiheit im Besonderen bedroht.

Stichwort: Fortschritt. Welche konkreten, greifbaren Möglichkeiten sehen
Sie denn, dass uns die (Natur-)Wissenschaften bei der Bewältigung des
Klimawandels bzw. bei Corona helfen? Der Physiker Prof. Dr. Gerd
Ganteför sagt z.B., es bliebe uns „mittelfristig nichts anderes übrig
(…), als das Klima technisch zu stabilisieren“. Sind solche
Vorstellungen realistisch?

Gott behüte uns vor technischen Stabilisierungen des Klimas, wenn damit
geotechnische Verfahren gemeint sein sollten. In meinen Augen wäre dies
der Gipfel der Hybris.

Zunächst müsste vielmehr die Wissenschaft wieder auf Augenhöhe zum Volk
herunterkommen und uns die Angst vor den vielen angeblichen Gefahren
nehmen. Dafür gibt es ausreichend Gründe und Anlass. Es ist ja gerade
die Aussage meines Buches, dass empirische Evidenz und unser Wissen über
Naturprozesse der Klimawandelgefahr weit stärker widersprechen, als dies
alltäglich durch eine – zum Teil politisch motivierte –
Wissenschaftselite propagiert wird. Trotz des enormen
Bevölkerungswachstums hat die Menschheit in den letzten 170 Jahren eine
überwiegend gute Entwicklung erfahren. Vieles hat sich deutlich
gebessert. Vor allem auch Medizin, Hygiene und saubere Nahrung, die uns
ein immer längeres Leben ermöglichen.

Im weiteren Schritt müssen die positiven Seiten von Klimaerwärmung und
CO2-Zunahme viel stärker in den Vordergrund bzw. der negativen Seite
angemessen gegenübergestellt werden. Denn wenn irgendetwas öffentlich
geleugnet wird, dann genau das.

Und nicht zuletzt sollten wir wieder zurückkehren zu einer objektiveren
Wissenschaft, in der die Ergebnisse der Systemdynamik ausreichend
abgeglichen werden mit denen der empirischen Analyse, bevor die Politik
sich der regelmäßig überzogenen Resultate annimmt. Die Folgen des Nicht-
Abgleichens sehen wir heute im Fall der Corona-Krise, in der die
Lockdown-Maßnahmen auch mathematisch produziert wurden.
Systemsimulationen projizieren die aus der Black-Box stammenden
Szenarien auf relativ lange Zeiträume. Dabei geht die Falsifizierbarkeit
wissenschaftlicher Annahmen verloren, mit der Folge, dass die zur
Realität isomorphen Ergebnisse die groben Fehler verdecken, die sich
darin verfangen.

Am Ende sind aber auch die Bürger und Bürgerinnen gefordert, sich immer
wieder auf Bildung einzulassen. Denn die Demokratie wird sonst vor dem
Hintergrund zunehmenden Wissens und einer explodierenden Datenmasse ganz
automatisch verloren gehen. Hier liegt meines Erachtens nach seit langem
schon eine der größten Aufgaben der Politik. Letztere ist dazu da,
Freiheit und Fortschritt stetig im Hier und Jetzt zu sichern – nicht
erst in 30 Jahren.

Vielen Dank für die interessanten Auskünfte!

Marc Krecher: Vom Klimawandel zu Corona. Mit System in die Unfreiheit.
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Marc Krecher: Vom Klimawandel zu Corona

Corona, Klimawandel und „Great Reset“: diese drei Phänomene dominieren
die politischen Debatten unserer Zeit. Aufgenommen hat diese
Erzählstränge der Diplom-Geologe Marc Krecher. Nicht nur haben alle drei
– als Spielarten einer post-modernen, post-faktischen und misanthropen
Systemtheorie – die gleichen Wurzeln, sie alle weisen auch auf dasselbe
Ziel: eine „bessere“ Welt. Sicherheit, Nachhaltigkeit, Solidarität
heißen die neuen obersten Werte. Hygiene und CO2-Neutralität statt
Freiheit und Demokratie? Virologen, Klimaforscher und Politiker schüren
mit immer neuen, immer drastischeren Bedrohungsszenarien Angst vor der
Zukunft und empfehlen nie dagewesene Eingriffe in unser aller Leben, um
nichts weniger als die Welt zu retten – darunter macht man es heute
nicht mehr.

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Die Klimaschau von Sebastian Lüning:
Verändern Windkraftwerke das Klima?
written by AR Göhring | 26. August 2021

Die Klimaschau informiert über Neuigkeiten aus den Klimawissenschaften
und von der Energiewende. Themen der 60. Ausgabe vom 22. August 2021:

0:00 Begrüßung 0:23 Beeinflussen Windkraftanlagen das Klima? 4:47 Was
machen Bäume eigentlich nachts? 7:38 Wohin mit den alten Akkus der E-
Autos?

Thematisch sortiertes Beitrags-Verzeichnis aller Klimaschau-Ausgaben:
http://klimaschau.tv

Wer hat die mittelalterliche
Wärmeperiode ausradiert ?*
written by Klaus-eckart Puls | 26. August 2021

Sebastian Lüning*

     Im jüngsten Uno-Bericht wurde die Klimageschichte
verzerrt. Die Spuren führen nach Bern.

          ================================================

Im Mittelalter war es in der Schweiz und in anderen Teilen Mitteleuropas
ähnlich warm wie heute. Die sogenannte Mittelalterliche Wärmeperiode ist
in der Region wissenschaftlich gut dokumentiert: Zwischen 800 und 1300
nach Christus schrumpften viele Alpengletscher dramatisch und waren zum
Teil sogar kürzer als heute. Die Baumgrenze verschob sich nach oben. Der
Permafrost taute in hochalpinen Regionen auf, die sich heute noch immer
fest im Griff des Eises befinden. Die warmen Temperaturen sind auch
durch Baumringe, Pollen, Zuckmücken-Fossilien und weitere geologische
Rekonstruktionsmethoden eindeutig belegt.

Umstrittene Temperaturkurve

Lange hatte man angenommen, dass es sich bei der mittelalterlichen Wärme
um ein regionales, nordatlantisches Phänomen handeln könnte. Dies hat
sich jedoch nicht bestätigt, denn die Warmphase gab es auch in vielen
anderen Regionen der Erde, zum Beispiel auf der Antarktischen Halbinsel,
in den Anden, in Nordamerika, in der Arktis, im Mittelmeerraum, in
Ostafrika, China und Neuseeland. Zusammen mit Fachkollegen habe ich in
den letzten Jahren viele Hunderte von Fallstudien aus der ganzen Welt
ausgewertet und die Synthesen kontinentweise in begutachteten
Fachjournalen publiziert.

Drei der Veröffentlichungen wurden jetzt sogar vom Weltklimarat (IPCC)
in seinem kürzlich erschienenen 6. Klimazustandsbericht zitiert. Auf die
mittelalterliche Wärme folgte dann global ein jäher Temperaturabsturz.
Während der Kleinen Eiszeit, 1450–1850, kühlte sich das Klima ab, und
zwar auf das kälteste Temperaturniveau der gesamten letzten zehntausend
Jahre.

Im neuen IPCC-Bericht sucht man nach diesen Informationen leider
vergeblich. Darin pflegt man eine eigene Sichtweise der Klimageschichte
der letzten tausend Jahre. In der für Politiker gedachten
Zusammenfassung prangt gleich zu Beginn unübersehbar eine umstrittene
Temperaturkurve, die den Eindruck erweckt, als hätte es nur minimale
vorindustrielle Klimaveränderungen in den letzten zwei Jahrtausenden
gegeben. Mit Beginn der Industrialisierung um 1850 schiesst die Kurve
dann raketenhaft um mehr als ein Grad nach oben. Diese Darstellungsweise
ist auch als «Hockey Stick» bekannt: Die klimatisch angeblich
ereignislose vorindustrielle Zeit bildet den geradlinigen Schaft, und an
dessen Ende kommt mit der rapiden modernen Erwärmung die Kelle des
Hockeyschlägers. Es handelt sich daher um ein Déjà-vu, ein unnötiges.
Denn bereits im 3. Klimazustandsbericht von 2001 war ein ähnliches
Hockeyschläger-Muster enthalten, das den Politikern vorgaukeln sollte,
die heutige Erwärmung sei noch nie da gewesen und daher vollständig
menschenverschuldet.

In den jüngsten zwei Jahrzehnten machte die Paläoklimatologie dann
jedoch grosse Fortschritte, es wurden fleissig Daten gesammelt. Hieraus
wurden realistischere Temperaturentwicklungen erstellt, mit ausgeprägter
Mittelalterlicher Wärmeperiode und späterer Kleiner Eiszeit.

Umso bitterer ist nun der Rückfall in alte Hockey-Stick-Zeiten. Wie
konnte dies passieren? Was waren mögliche Beweggründe für die erneute
Verzerrung der Klimageschichte?

Die fragwürdige neue Hockeyschläger-Temperaturkurve stammt von der
internationalen Paläoklimatologengruppe PAGES 2k, deren
Koordinierungsbüro an der Universität Bern beheimatet ist. An dieser
Universität lehrt und forscht auch der Klimawissenschaftler Thomas
Stocker, der seit 1998 an den Berichten des IPCC mitgewirkt hat. Im Jahr
2015 kandidierte Stocker sogar für den IPCC-Gesamtvorsitz, unterlag
jedoch dem Südkoreaner Hoesung Lee, der soeben den 6. Bericht der
Arbeitsgruppe 1 präsentiert hat. Stocker war Co-Autor der
Zusammenfassung für Politiker des 3. IPCC-Klimazustandsberichts, in
welchem der Hockey Stick eine zentrale Rolle spielte.

Gut zwanzig Jahre später stammt nun der wiederaufgetauchte
Hockeyschläger aus Stockers Universität, wo dieser die Abteilung für
Klima- und Umweltphysik leitet. Nur ein blöder Zufall? Vieles deutet
darauf hin, dass es sich bei der neuen Klimakurve um eine Auftragsarbeit
für den 6. IPCC-Bericht gehandelt haben könnte. Fünf der neunzehn
Autoren der Beiträge zur neuen Hockey-Stick-Kurve kommen aus Bern.

Aber ein bedeutender Teil der PAGES-2k-Forscher konnte die neue Hockey-
Stick-Version fachlich nicht mittragen und verliess die Gruppe im
Streit.

Nachweis dank Baumringen

Die Aussteiger publizierten mittlerweile eine konkurrierende
Temperaturkurve mit deutlichen vorindustriellen Klimaausschlägen. Auf
Grundlage von Baumringen konnten die Spezialisten nachweisen, dass die
Sommertemperaturen in der vorindustriellen Vergangenheit bereits
mehrfach das heutige Niveau erreicht hatten. Die Arbeit von Ulf Büntgen
von der ETH-Forschungsanstalt WSL und Kollegen wurde nicht in den IPCC-
Bericht aufgenommen, obwohl sie rechtzeitig vor Redaktionsschluss
veröffentlicht wurde. Interessanterweise war die umstrittene PAGES-2k-
Kurve bereits im ersten Entwurf des 6. Klimaberichts enthalten, obwohl
die dazugehörige Publikation noch gar nicht formal erschienen war. Wie
kann das sein? Im zweiten Entwurf der Zusammenfassung für Politiker
schrumpfte die Kurve dann auf Briefmarkengrösse, positioniert am Rande
einer zusammengesetzten grösseren Abbildung. Dies war die letzte
Version, die den IPCC-Gutachtern, zu denen ich gehöre, zur Kommentierung
zur Verfügung stand. Umso überraschender war es dann, als das
Hockeyschläger-Bild plötzlich in voller Grösse in der finalen Version
auftauchte.

Es gelten die Hebelgesetze

Der IPCC verschweigt dabei der Öffentlichkeit, dass viele Fachexperten
und Gutachter die Kurve als hochproblematisch ansehen. Der neue Hockey
Stick enthält einerseits nämlich eine ganze Reihe von Ausreisserdaten,
deren Verwendung schwer zu rechtfertigen ist. Beispielsweise integriert
PAGES 2k einen Bauringdatensatz aus den französischen Meeralpen, obwohl
die Ersteller der ursprünglichen Fallstudie explizit davon abraten,
diese für Temperaturrekonstruktionen zu verwenden. Anderseits werden
Daten ausgespart, die eine starke vorindustrielle natürliche
Klimavariabilität belegen. Detaillierte, im Begutachtungsverfahren des
Berichts geübte und in Publikationen formal publizierte Kritik wurde von
den IPCC-Autoren ignoriert.

Angesichts dieses Verhaltens ist ein Begutachtungsverfahren wenig
sinnvoll. Das Grundproblem: Sowohl IPCC-Autoren als auch Begutachtungs-
Editoren werden von einem politisch gewählten IPCC-Vorstand bestimmt.
Bereits bei der Auswahl der am IPCC-Bericht beteiligten Forscher wird
daher eine inhaltliche Denkrichtung zementiert, die später kaum noch
aufzuweichen ist. Es gelten die Hebelgesetze: Wer am längeren Ende
sitzt, setzt sich durch.

Die Willkür des IPCC wird auch an einem anderen Beispiel deutlich. Noch
im ersten Entwurf des Berichts listete der Weltklimarat in Kapitel eins
der «Naturwissenschaftlichen Grundlagen» explizit die Mittelalterliche
Wärmeperiode und die Kleine Eiszeit in einer Übersichtstabelle auf. Der
fälschliche Hinweis, es handle sich um ein nordatlantisches, regional
beschränktes Phänomen, wurde als Reaktion auf Gutachterkritik im zweiten
Entwurf entfernt. In der finalen Version, die von den Gutachtern nicht
mehr eingesehen werden konnte, kam dann aber die abrupte Kehrtwende:
Sowohl die Mittelalterliche Wärmeperiode als auch die Kleine Eiszeit
wurden heimlich, still und leise wieder aus der Tabelle entfernt und
durch einen nichtssagenden Text unter dem Sammelbegriff «das letzte
Jahrtausend» ausgetauscht. Drei kleine Sternchen erläutern dem mit einer
Lesebrille ausgestatteten Leser, dass man die Begriffe «Mittelalterliche
Wärmeperiode» und «Kleine Eiszeit» im Bericht nicht verwenden wolle,
weil sie angeblich zu schlecht definiert und regional variabel seien.

So einfach schreibt man die Klimageschichte um, und kaum jemand merkt
es. Warum ist das wichtig? Die vorindustrielle Temperaturentwicklung ist
für die Aufteilung («Attribution») des modernen Klimawandels einerseits
in menschengemachte und anderseits in natürliche Faktoren von höchster
Relevanz.

Da die Klimamodelle lediglich vernachlässigbar geringe natürliche
Klimaantriebe besitzen, können sie lediglich Hockeyschläger-Muster
generieren. Jede real festgestellte vorindustrielle Warm- oder Kaltphase
bereitet den Modellen daher Probleme, denn sie können sie nicht
reproduzieren. Sie sind so konstruiert, dass das nicht vorgesehen ist.

Dies wirft unbequeme Fragen bezüglich ihrer Tauglichkeit und
Verwendbarkeit für die zukünftige Klimaentwicklung auf. Letztlich
handelt es sich um nicht kalibrierte Simulationen, die eigentlich noch
gar nicht für Zukunftsmodellierungen freigegeben sein sollten, solange
sie noch an der Klimavergangenheit scheitern. Anders gesagt: Wenn ein
Klimamodell auf die Frage, wie die Vergangenheit war, Antworten liefert,
die meilenweit neben der Realität liegen, wird die Prognose der Zukunft
wohl ähnlich abwegig sein.

Besonders kurios ist, dass sich die speziell für den 6.
Klimazustandsbericht erstellten Klimamodelle des sogenannten Typs CMIP6
als überwiegend unbrauchbar erwiesen haben. Durch
Wolkenmodellierungsfehler lieferten sie viel zu heisse
Temperaturverläufe. Daher erklärte der IPCC, er lege im aktuellen 6.
Bericht mehr Gewicht auf die historische Temperaturentwicklung.

Unbequeme Themen

Da aber auch diese – wie geschildert – höchst kontrovers ist, zerplatzt
dem IPCC nun auch quasi das Reserverad. In den offiziellen
Pressemitteilungen spart der IPCC diese unbequemen Themen weitgehend
aus. Und auch in den meisten Medienberichten erfährt die Öffentlichkeit
nichts davon.

Auf der Strecke bleibt die wissenschaftliche Nachhaltigkeit. Denn es ist
nur eine Frage der Zeit, bis kritische Klimawissenschaftler die
Ungereimtheiten im vorgefilterten IPCC-Bericht systematisch aufarbeiten
und thematisieren werden. Der Vorfall zeigt, wie politisches Taktieren
die wissenschaftliche Integrität des IPCC untergräbt und das in die
Institution gesetzte Vertrauen erschüttert.

    ===============================================================

Klimaforscher Thomas Stocker wollte auf Anfrage der Weltwoche keine
Stellung beziehen.

Sebastian Lüning ist habilitierter Geowissenschaftler und wirkte als
Gutachter an den IPCC-Berichten «SR15», «SROCC» und «AR6» mit. Mit Fritz
Vahrenholt schrieb er die Bücher «Unerwünschte Wahrheiten» und
«Unanfechtbar: Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum
Klimaschutz im Faktencheck». Auf Youtube präsentiert er «Klimaschau».

    ===============================================================

Anmerkung der EIKE-Redaktion zum w.o. besprochenen IPCC-AR6 :

Angesichts des – trotz aller IPCC-Bemühungen – ungebremst weiter
ansteigenden CO2 in der Luft (vgl.Abb.w.u.) sollte man zumindest der
Deutschen Regierung mit ihrer international bekannten Vorreiter-Rolle
dringend empfehlen, nach dem auch deutschen militärischen Scheitern in
Afghanistan, nun mit den Taliban wenigstens ein Klima-Schutz-Abkommen zu
schließen. Die Erfolgs-Aussichten sind zumindest nicht schlechter als
bei dem vergangenen 20jährigen militärischen Engagement.

(Vorsicht – Glosse ! ).

        =================================================================

)*   Anmerkung der EIKE-Redaktion   :

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der WELTWOCHE Zürich : | Die Weltwoche,
Nr. 33 (2021)| 19. August 2021 ; EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem
Autor Sebastian Lüning für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des
Beitrages, wie schon bei früheren Beiträgen :
http://www.weltwoche.ch/; Hervorhebungen und Markierungen v.d. EIKE-Redaktion.

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