Der Weg zu normenkonform und durchgängig sicher automa-tisierten Thermoprozessanlagen - Digital Asset Management
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Sonderdruck Brennertechnologie | FACHBERICHT 05/2020 ISSN 2567-3742 Der Weg zu normenkonform und durchgängig sicher automa- tisierten Thermoprozessanlagen von Ulf Weißhuhn, Hermann Wübbels Nach EN 298 zertifizierte Feuerungsautomaten gelten in sich als fehlersicher und sind Voraussetzung, um die Anforder- ungen der EN 746-2 an industrielle Thermoprozessanlagen zu erfüllen. Was aber ist, wenn mehrere Feuerungsautomaten von einer zentralen Steuerung zu koordinieren sind? Wenn dazu separate Sensorik und damit durchgängig sichere Kommunikation erforderlich ist und die Gesamtanlage einer Sicherheitsbetrachtung nach der EG Maschinenrichtlinie genügen muss? Ist sicher dann wirklich immer sicher? The path to standard compliant and consistently safe automated thermoprocessing equipment Automatic burner control systems which are certified according EN 298 are the precondition to fulfil the requirements of the EN 746-2 for industrial thermoprocessing equipment. But what if several automatic burner control systems need to be coordinated by a central controller? If additional sensors, consistent fail-safe communication is required and the complete system needs to fulfil the safety requirements under the EU Machinery Directive. Is safe then really always safe? S icherheitsanforderungen an Produkte werden in der Wie ist nun vorzugehen, wenn sich A-, B- und C-Normen in Europäischen Gemeinschaft durch EU-Richtlinien bestimmten Punkten widersprechen oder gar gegensätz- geregelt, die Umsetzung dieser EU-Richtlinien sind in liche Anforderungen an die Produkte stellen? So fordern spezifischen Normen beschrieben. Diese Normen gliedern beispielsweise die EN 62061 und die EN ISO 13849-1, dass sich dabei in (Typ) A-, B- und C-Normen, wobei es sich bei die Sicherheit von Sicherheitsfunktionen (beispielsweise Typ A um Sicherheits-Grundnormen, bei Typ B um Sicher- eines Flammenwächters) lückenlos vom Sensor über den heitsfachgrund- oder Sicherheits-Gruppennormen (z. B. Controller bis zum Aktor nachzuweisen ist. Und je nach EN 62061 oder ISO 13849-1) und bei Typ C um Maschinen- Gefährdungspotenzial einen Safety Integrity Level SIL1 sicherheits-Normen (z. B. EN 746-2 oder ISO 13577) handelt. bis SIL3 bzw. einen Performance Level PLa bis PLe erfüllt. Für steuerungsbasierte Sicherheitslösungen sind in der EU Die EN 746-2 besagt dagegen, dass die Sicherheit einer die EN 62061 und die EN ISO 13849-1 unter der EG Maschinen- Brennersteuerung nach EN 62061 (oder EN ISO 13849-1) richtlinie 2006/42/EG harmonisiert. Dies bedeutet, dass wenn nur für diejenigen Teile nachzuweisen ist, die nicht einer die Sicherheitsfunktionen nach den o. g. B-Normen konzipiert Produktzertifizierung nach Normen für industrielle Ther- sind, die (CE)-Konformität zu den EU-Richtlinien dadurch nach- moprozessanlagen (z. B. nach EN 298) unterliegen. Ein Bei- gewiesen werden kann. Für industrielle Thermoprozessanlagen spiel für eine solche Komponente wäre eine fehlersichere ist in der EU die C-Norm EN 746 unter der Maschinenrichtlinie Steuerung (F-CPU). harmonisiert. Was wiederum bedeutet, dass die Konformität In der Praxis führt das zu einem Konflikt: Ist die Anlagen- zu den EU-Richtlinien dadurch nachgewiesen werden sollte, sicherheit nun nach EN 62061 bzw. EN ISO 13849-1 oder dass die Brennerlösung dieser C-Norm entspricht. nach EN 746-2 nachzuweisen? www.prozesswaerme.net 1
FACHBERICHT | Brennertechnologie Bild 1: Normenpyramide (Quelle: Siemens AG) Die Norm, EN 13611, welche die Basis weiterer Nor- eine „SIL-Anspruchsgrenze“ (oder einer „Kategorie“). Ein men für industrielle Thermoprozessanlagen ist, wie z. B. durchgängiger Nachweis lässt sich damit nur sehr schwer die Produktnorm EN 298 stellt eine Verfahrensweise zur führen. Dies führt zu der absurden Situation, dass nach Überführung der Bewertung der Hardware in SIL/PL zur branchenspezifischen Normen entwickelte Produkte mit Verfügung. Jedoch ist dieser ermittelte SIL/PL trotz dersel- einem SIL/PL-Level ausgeliefert werden, der aber für den ben normativen Grundlage, wegen der unterschiedlichen Nachweis der Anlagensicherheit nicht genutzt werden soll. Zielsetzungen, nicht gleich. Es stellt sich aufgrund dieser besonderen Situation also Der Grund hierfür ist, dass die EN 13611 die Anforderun- die Frage, wie überhaupt zu verfahren ist? gen an die Hardwareauslegung über eine „Klasse“ definiert, Eine Antwort darauf gibt die Norm EN ISO 12100, in und nicht wie die EN 62061 (oder EN ISO 13849-1), über der die hierarchische Gliederung der Normen geregelt ist Bild 2: Sicherheitsbetrachtung (Quelle: Siemens AG) 2 PROZESSWÄRME 05 | 2020
Brennertechnologie | FACHBERICHT Bild 3: Schematischer Aufbau einer Thermoprozessanlage als Teil einer Maschine (Quelle: Siemens AG) (Bild 1). Danach sind die Anforderungen an Maschinen und ausgeführt werden muss? Wo endet die Anforderung Anlagen umso höher einzustufen, je applikationsbezogener der EN 746-2 – direkt am Feuerungsautomat oder erst eine Norm ist. Das bedeutet in diesem Fall, dass die Anforde- an der Eingabebaugruppe der Steuerung? rungen der EN 746-2 am höchsten einzustufen sind. Im Detail ■ Wie weiß die Steuerung mit ausreichender Robustheit, heißt das, dass bei der Berechnung von PFH und MTTF der ob ein angesteuerter Feuerungsautomat tatsächlich Sicherheitsfunktionen nach Produktnormen für industrielle arbeitet, und ist der Feuerungsautomat mit SIL3/PLe Thermoprozessanlagen zertifizierte Produkte entsprechend anzusteuern und der Betriebszustand mit SIL3/PLe den Anforderungen der EN 746-2 nicht betrachtet werden. auszulesen? Wie lässt sich nachweisen, dass mehrere Das kommt einem Fehlerausschluss gleich – und die Produk- Feuerungsautomaten mit SIL3/PLe zuverlässig koordi- te fließen nicht in die Berechnung der Ausfallwahrschein- niert werden, wenn diese keine ausreichenden Rück- lichkeit der gesamten Sicherheitsfunktion mit ein (Bild 2). meldungen geben? ■ Wie verhält es sich bei einer via Zentralsteuerung aus- Das ist normenkonform und zulässig – geführten Gasdichtheitskontrolle, wenn die dafür not- aber sind Thermoprozessanlagen dann in wendigen Ventile von einem lokalen Feuerungsauto- jedem Fall durchgängig sicher? maten gesteuert werden? Muss der Feuerungsautomat Die Ausklammerung bestimmter Teilsysteme aus der in diesem Fall SIL3/PLe entsprechend abgeschaltet und Sicherheitsbetrachtung hat zur Folge, dass dafür keine erst nach erfolgreicher Dichtheitskontrolle wieder ein- Parameter wie Mehrkanaligkeit oder Diagnosefähigkeit geschaltet werden? berücksichtigt werden. ■ Wie initiiert man eine SIL3/PLe-Störabschaltung einer Und gerade hier liegt das Risikopotenzial der Anforde- Ofensteuerung (mit mehreren Einzelbrennern), wenn die rungen der EN 746-2: Klammert man Teilsysteme der Sicher- überlagerte Steuerung die Temperatur zentral erfasst, heitskette aus der Gesamtbetrachtung aus, vernachlässigt die Kontrolle der Sicherheitsabsperrventile jedes einzel- man Schnittstellen mit all den daraus folgenden Konse- nen Brenners aber einem Feuerungsautomaten obliegt? quenzen. Unabhängig von der Frage, welche normativen ■ Oder generell: Gilt die Zertifizierung eines Flammen- Anforderungen höher einzustufen sind, ist also viel relevan- wächters nach einschlägigen Produktnormen noch, ter, wie die Sicherheit durchgängig bewertet werden kann. wenn Teile der sicherheitsgerichteten Funktionalität des ■ Was ist beispielsweise zu tun, wenn ein EN 298-kon- Feuerungsautomaten in eine Zentralsteuerung verlagert former Feuerungsautomat zwar für sich genommen werden und der Automat nur als deren „verlängerter als sicher zertifiziert ist, die Signalerfassung aufgrund Arm“ fungiert? Wie kann dies im konkreten Fall auch der Anforderung der EN 746-2 an das Steuerungssys- nachgewiesen werden? Gilt überhaupt die Zertifizie- tem aber „ausreichend robust“ entsprechend SIL3/PLe rung des Feuerungsautomaten selbst noch? www.prozesswaerme.net 3
FACHBERICHT | Brennertechnologie Wenn auch nur eine dieser Fragen nicht eindeutig posi- weisführung aufgrund der homogenen Normenanforde- tiv beantwortet werden kann, ist wohl ein Teilaspekt des rungen um vieles einfacher. Insbesondere dann, wenn Sicherheitskonzeptes fragwürdig und durchgängige Sicher- sämtliche Sicherheitsfunktionen heit möglicherweise nicht gewährleistet. 1. standardisiert sind, Darüber hinaus ergeben sich weitere spezifische und 2. in dem SPS Softwareprogramm abgebildet und allgemeine Fragen zur technischen, wirtschaftlichen und/ 3. flexibel steuerungsintern umgesetzt werden können. oder normenkonformen Machbarkeit bestimmter Dinge. Wie dies im Detail funktioniert, wird in Teil 2 des Beitrags Durchgängige Sicherheit ist möglich präsentiert. Sicher bedeutet also NICHT wirklich immer sicher. Um die genannten Diskrepanzen und Unsicherheiten AUTOREN ausschließen zu können, müssen alle relevanten System- komponenten in die Sicherheitsbetrachtung einbezogen Ulf Weißhuhn werden. Das setzt jedoch durchweg EN 61508-konforme Siemens AG Komponenten mit standardisierten Schnittstellen (z. B. Digital Industries Profisafe) voraus. Eine Alternative wäre die zusätzliche Nürnberg Anbindung per Festverdrahtung, die aber an komplexe- ulf.weisshuhn@siemens.com ren Anlagen sehr aufwändig ist, dazu sehr unflexibel und somit nicht zukunftsgerichtet. Einfacher, effizienter, komfortabler – ergo kostengünsti- Hermann Wübbels ger – lässt sich durchgängige Sicherheit durch die Integra- Siemens AG tion der brennerspezifischen Sicherheitsfunktionen in die Digital Industries ohnehin vorhandene fehlersichere Maschinensteuerung Köln realisieren (Bild 3). Zusätzlich ist der Aufwand für die Nach- hermann.wuebbels@siemens.com 4 PROZESSWÄRME 05 | 2020
Sonderdruck 07/2020 ISSN 2567-3742 FACHBERICHT | Brennertechnologie Integrierte Sicherheit für Thermoprozessanlagen von Ulf Weißhuhn, Hermann Wübbels Wie in Teil 1 unserer zweiteiligen Artikelserie vorgestellt („Der Weg zu normenkonform und durchgängig sicher automa- tisierten Thermoprozessanlagen“, PW 5/2020), kann es bei der Betrachtung der Sicherheit von Thermoprozessanlagen und ihren Teilsystemen zu undefinierten Bereichen in der sicherheitstechnischen Bewertung kommen. Ein Weg zu normenkonform und durchgängig sicher automatisierten Thermoprozessanlagen, der diese Herausforderung löst, ist die Integration der brennerspezifischen Sicherheitsfunktionen in die fehlersichere Maschinensteuerung. Diese Lösung erfüllt nicht nur die Anforderungen gemäß EN 746 und ISO 13577, sondern bietet für Anlagenbauer und -betreiber noch weitere Vorteile. Integrated safety for thermoprocessing equipment As presented in part 1 of our two-part article series (“The path to standard compliant and consistently safe automated thermoprocessing equipment“, PW 5/2020), the safety assessment of the complete system including the subsystems could result in some undefined areas in regards to the safety evaluation. A way to standard compliant and consistently safe automated thermoprocessing equipment, which solves this challenge, is the integration of burner-specific safety functions into the fail-safe machine control system. This solution not only fulfils the requirements of EN 746 and ISO 13577, but offers even more advantages for plant manufacturers and operators. K onventionell werden Schutzsysteme von Brenneran- Anlagenbetreibern zunehmend zu schaffen: Zum einen ist lagen mit einer Reihe von Komponenten gesteuert zu erwarten, dass die Schwankungen in der Zusammen- und überwacht, die alle eigenen Produktnormen setzung beim Energieträger Erdgas weiter zunehmen. Dies entsprechen (Bild 1): So kann zum Beispiel ein Feuerungs- kann gerade für industrielle Brennersysteme im produzie- automat den Anforderungen der EN 298 genügen und renden Gewerbe und in der Industrie problematisch sein, ein Sicherheitsabsperrventil kann entsprechend der Norm da sich Schwankungen der Gasbeschaffenheit negativ auf EN 161 ausgelegt sein. Das Gesamtsystem wiederum muss Schadstoffemissionen, Produktqualität, Energieeffizienz die Anforderungen der für industrielle Thermoprozessan- und die Lebensdauer von Anlagen oder Komponenten lagen relevanten Norm EN 746-2 erfüllen. Diese beschreibt auswirken können. Das allein erhöht bereits den Bedarf einen solchen Aufbau als „Festverdrahtetes System“, bei nach besser regelbaren Brennersystemen. Zum anderen dem alle Komponenten ohne zwischengeschaltete SPS fest kommen gesteigerte Anforderungen an die Prozessfüh- miteinander verbunden sind. Die betriebliche Praxis zeigt rung hinzu, wenn z. B. die Anlagen mit unterschiedlichen durchaus, dass solche Konfigurationen sicher sind. Aller- Temperaturen gefahren werden sollen und der generelle dings betrachtet diese Variante nicht die Verwendung einer Bedarf der Anlagenbauer steigt, die Bediener- und War- übergeordneten Steuerung und deren Verdrahtung zu dem tungsfreundlichkeit ihrer Anlagen zu verbessern. Feuerungsautomaten bezüglich der Diagnose im Fehlerfall. Ein weiterer Punkt ist, dass diese Variante nur wenig flexi- SPS-basierte, integrierte Sicherheitslösung bel im Hinblick auf Änderungen oder die Umsetzung von gemäß EN 746 und EN 62061 neuen oder spezifischen Aufgaben ist. Gerade die man- Als Alternative zu den klassischen Sicherheitssystemen gelnde Flexibilität macht sowohl Anlagenbauern als auch bietet es sich an, die Safety-/Sicherheitsfunktionen in die 1 PROZESSWÄRME 07 | 2020
Brennertechnologie | FACHBERICHT Bild 1: Sicherheitsbetrachtung bei konventionellen Schutzsystemen für Brenneranlagen (Quelle: Siemens AG) fehlersichere Automatisierung/Steuerung der Anlage zu zweikanalig an fehlersichere Digitaleingänge (F-DI). Die integrieren. In den allermeisten Fällen sind die Prozessan- fehlersichere Steuerung/SPS (F-CPU) wertet das Signal aus lagen bereits mit einer entsprechenden übergeordneten und steuert über das fehlersichere digitale Ausgabemodul Steuerung ausgerüstet, welche Aktoren und Sensoren, (F-DO) das Sicherheitsabsperrventil, welches im Falle eines wie z. B. Ventile, Druckschalter, Lüfter, sowie die Sicher- Flammenabrisses die Brennstoffzuführung unterbricht. heitseinrichtungen, wie z. B. einen Not-Halt-Schalter, Gemäß der Gliederung einer Sicherheitsfunktion nach adressiert. Eine solche SPS-basierte Lösung ist auch nach EN 62061 in die drei Teilsysteme Erfassen, Auswerten und EN 746-2 zulässig, insofern das System durchgängig SIL3 Reagieren stellt sich das System so dar: Die Erfassung des erfüllt. Flammenzustandes geschieht durch die Kombination aus Wie eine solche Lösung aussehen kann, zeigt Bild 2 Flammenwächter und F-DI, die Auswertung übernimmt die anhand eines Schutzsystems bei einer Flammenüberwa- F-CPU, die Reaktion findet im Zusammenspiel von F-DO chung. In dieser Konfiguration überwacht der Flammen- und Ventil statt. Um die Sicherheit nach der EN 62061 oder wächter per Sonde die Flamme und meldet den Zustand der EN ISO 13849-1 bewerten zu können, muss dement- Bild 2: Bewertung einer SPS-basierten Brennerlösung gemäß EN 746 (Quelle: Siemens AG) www.prozesswaerme.net 2
FACHBERICHT | Brennertechnologie Bild 3: Bewertung einer Sicherheitsfunktion im TIA-Selection-Tool (Quelle: Siemens AG) sprechend das gesamte System betrachtet werden. Dazu SPS-basierte Lösung die EN 62061 erfüllt und damit auch die kann man nach Kapitel 5.7.2 Teil d) der EN 746-2 die Vor- Anforderungen aus EN 746. gaben der EN 62061 bzw. der EN ISO 13849-1 heranziehen. Siemens unterstützt die darin geforderte Bewertung der Industriegerechte Komponenten Sicherheitsfunktionen des Gesamtsystems mit der Safety erleichtern den praktischen Einsatz Evaluierungs-Funktion im TIA Selection Tool (TST) (www. Bleibt jedoch die Frage, inwieweit sich solche SPS-basierten siemens.de/safety-evaluation) für die Normen IEC 62061 Lösungen in vorhandene Brennerkonzepte integrieren und ISO 13849-1. Dieses Werkzeug liefert als Ergebnis einen lassen. Gerade bei Durchlauföfen muss eine Vielzahl von normenkonformen Bericht, der als Sicherheitsnachweis in die Brennersteuerungen auf sehr beengtem Platz unterge- Maschinendokumentation integriert werden kann (Bild 3). bracht werden, sodass die Komponenten der SPS-basierten Dadurch können Anlagenbauer einfach nachweisen, dass die Lösung entsprechend kompakt sein müssen. Bild 4: Sicherheitsgerechte Automatisierung einer Brennersteuerung auf SPS-Basis (Quelle: Siemens AG) 3 PROZESSWÄRME 07 | 2020
Brennertechnologie | FACHBERICHT Durch die Auswahl geeigneter Komponenten lassen tierungsumgebung für das Siemens-Automatisierungssystem sich diese Herausforderungen jedoch meistern, wie Bild 4 erstellt werden, wodurch der Engineeringaufwand reduziert zeigt. Anstatt der üblichen Feuerungsautomaten, die und der Umstieg auf eine durchgängige SPS-basierte Sicher- jeweils nur einen Brennerkopf steuern und überwachen, heitslösung erleichtert wird. wird in diesem Beispiel eine dezentrale Simatic ET 200SP- Ein weiterer Vorteil für den Anlagenbauer ist, dass wei- Station zusammen mit entsprechend zertifizierten Flam- tere Funktionen zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüs- menwächtern und Zündtransformatoren eingesetzt. Die tet werden können und kundenspezifische Funktionen dezentralen SIMATIC ET 200SP Stationen sind in vielen umgesetzt werden können. Auch bei der Regelqualität Varianten verfügbar und benötigen nicht mehr Platz als ein bringt die SPS-basierte Lösung deutliche Vorteile bei der konventioneller Feuerungsautomat, bieten dabei jedoch Realisierung folgender Brennerfunktionen: mehr Funktionalität, da noch weitere Komponenten ein- ■ Realisierung eines elektronischen Verbundes selbst, fach in die Automatisierung eingebunden werden können. z. B. über ein fest definiertes Luft/Brennstoff-Verhältnis Beispiele sind Sensoren für die Druck- und Temperaturüber- ■ Temperaturregelung wachung. So können mehrere Feuerungszonen und Brenner ■ Sauerstoffregelung anhand des Restsauerstoffes in den über eine ET 200SP Station angesteuert werden, was den Abgasen. Hardwareaufwand reduziert. Weitere Vorteile bringt ein HMI-Bedienpanel. Der Anla- Insgesamt können dadurch die Brenner besser mit genfahrer kann die Anlage damit lokal überwachen. Auf- schwankenden Gasbeschaffenheiten umgehen, sodass grund der durchgängigen Sicherheitslösung ist eine kom- der Anlagenbetreiber nicht nur zusätzliche Emissionen plette, detaillierte Systemdiagnose angefangen von der und Qualitätseinbußen durch Prozessschwankungen ver- Verdrahtung bis hin zu Programmabläufen möglich. Dies meidet, sondern auch die Energieeffizienz seiner Anlagen unterstützt eine effiziente Wartung und Fehlerbehebung. optimieren kann. Die Bedienerfreundlichkeit und die Flexibilität steigen nicht Eine SPS-basierte Sicherheitslösung bietet in vielen Fäl- nur durch grafische Oberflächen, sondern auch durch die len Vorteile, da sie oft ohnehin vorhandene Systeme nutzt, Möglichkeit Prozessparameter komfortabel und fehlersicher wie z. B. eine übergeordnete Steuerung. Durch den Einsatz (bis SIL 3) an die fehlersichere SIMATIC-Steuerung über das einer geeigneten Systemkonfiguration können all diese HMI zu übermitteln, um zum Beispiel eine gewünschte Vorteile genutzt und die lückenlose Anlagensicherheit Prozessvariante einzustellen. gewährleistet werden – auch entsprechend der weltweit Das gesamte System wird durch eine fehlersichere Steu- gültigen Norm ISO 13577. erung gesteuert. Flexibel durch Software AUTOREN Um die von der EN 746-2 geforderten Sicherheitsfunktionen in diesem System zu implementieren, stellt Siemens dem Ulf Weißhuhn Anwender eine Bausteinbibliothek für die Projektierung im Siemens AG Engineering Tool (STEP 7 Professional TIA Portal) zur Verfü- Digital Industries gung. Diese kostenlose Bausteinbibliothek für Brenner enthält Nürnberg mehrere Bausteine für Funktionen wie Steuerung und Über- ulf.weisshuhn@siemens.com wachung eines Gas- oder Ölbrenners, die Durchführung von Gasdichtetests und weitere Brenner-Funktionen (support. Hermann Wübbels industry.siemens.com, Beitrags-ID 109477036). Die einzel- Siemens AG nen Funktionen sind modular aufgebaut und können nach Digital Industries Bedarf verschaltet werden. Auf diese Weise können die Sicher- Köln heitsfunktionen für Brenner einfach in der gewohnten Projek- hermann.wuebbels@siemens.com www.prozesswaerme.net 4
Sie können auch lesen