Deutscher Ärztetag - Sächsische Landesärztekammer
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BERUFSPOLITIK 124. Deutscher Ärztetag Erstmals in der Geschichte fand ein Deutscher Ärztetag online statt. Wäh- rend der Vorstand in Berlin zusammen- kam, konnten sich die Delegierten aus den Ländern online dazu schalten, ganz gleich ob von zu Hause, von der Praxis oder von der Ärztekammer aus. Die sächsischen Delegierten nutzten das Angebot flexibel, sodass viele Dele- gierte sich aus dem eigens ge schaf fenen Meetingraum der Sächsischen Landesärztekammer einloggten, an Abstimmungen teilnahmen oder Rede- beiträge lieferten. Notwendig ge wor den war dieses Verfahren durch die nicht vorhersagbare weitere Entwick- lung des Corona-Infektionsgeschehens. © BÄK Durch die verkürzte Tagungsdauer gab es weniger Tagesordnungspunkte als Erstmals in der Geschichte fand ein Deutscher Ärztetag online statt. zu normalen Zeiten. vom Februar 2020 zum assistierten eine sehr lange Diskussion in den ein- Ärztlich assistierter Suizid – Suizid die berufsrechtlichen Regelun- zelnen Kammern und eine sehr sachli- Änderung der Berufsordnung gen für Ärzte zur Suizidhilfe jetzt geän- che Auseinandersetzung innerhalb des Ein zentraler Punkt war die Neurege- dert. Im § 16 wird der Satz 3 der (Mus- Ärztetages. Der Beschluss folgt letzt- lung in der Berufsordnung zum ärztlich ter-)Berufsordnung aufgehoben. Darin lich auch der Intention aus Sachsen. assistierten Suizid. Der 124. Deutsche hieß es bislang: „Sie [Ärztinnen und Der Präsident der Sächsischen Landes- Ärztetag hat in Konsequenz aus dem Ärzte] dürfen keine Hilfe zur Selbst ärztekammer, Erik Bodendieck, sprach Urteil des Bundesverfassungsgerichts tötung leisten.“ Vorausgegangen war sich gegenüber den Delegierten für die Streichung des Satzes aus. Er machte aber zugleich deutlich, dass niemand daraus ableiten könne, dass eine Bei- hilfe zum Suizid zu den ärztlichen Auf- gaben zähle. So sehen das auch die sächsischen Delegierten. Ärzte sollen dagegen Leben erhalten, die Gesund- heit schützen und wiederherstellen, Leiden lindern, Sterbenden Beistand leisten und an der Erhaltung der natür- lichen Lebensgrundlagen im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Gesundheit der Menschen mitwirken. Und vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte im Deutschen Bundestag über eine ge setzliche Neuregelung der Sterbehilfe wurde betont, dass es auch niemals © SLÄK Aufgabe der Ärzteschaft sein könne, für Blick in den Meetingraum der Sächsischen Landesärztekammer Nichterkrankte eine Indikation, Bera- Ärzteblatt Sachsen 6|2021 5
BERUFSPOLITIK rem die Aufnahme der „Auswirkungen Digitale Anwendungen des Klimawandels auf die Gesundheit“ praxistauglich umsetzen in die allgemeinen Inhalte der Weiter- Gefordert wird vom Deutschen Ärzte- bildung. Damit gilt der Abschnitt für tag die Streichung von Sanktionen für alle Weiterbildungen, denn die allge- Ärzte, die mit Fristen bei der Einfüh- meinen Inhalte müssen ebenso nach- rung digitaler Anwendungen verbunden gewiesen werden wie fachspezifische sind. Begründet wird die Forderung Inhalte, da sie das gesamte ärztliche damit, dass das vom Gesetzgeber vor- Berufsbild definieren. gelegte Tempo die Gefahr berge, dass „notwendige Testungen zur Praktikabi- Neu eingeführt wurde die Facharztwei- lität wie auch zur Patientensicherheit terbildung „Innere Medizin und Infek- unterbleiben“. Bundesgesundheitsmi- tiologie“ als vertiefende klinische Fach- nister Jens Spahn hatte zur Eröffnung arztkompetenz im Gebiet Innere Medi- des Ärztetages bereits eingeräumt, in zin. Prof. Dr. med. habil. Uwe Köhler, bestimmten Fällen von Sanktionen Vizepräsident und Vorsitzender des abzusehen. Er sagte: „Da, wo es objek- © Christian Glawe-Griebel Ausschusses Weiterbildung der Sächsi- tiv nicht geleistet werden kann, soll es schen Landesärztekammer, hatte sich auch keine Sanktionen geben“. Ihm sei auf dem Ärztetag dagegen ausgespro- es aber auch wichtig, dass deutsche chen, weil sich nach seiner Ansicht die Anwendungen zum Einsatz kommen, Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Inhalte der Infektiologie in allen Fach- um nicht von anderen Ländern abhän- Landesärztekammer gebieten wiederfinden. Daher brauche gig zu sein. Erik Bodendieck, der auch es keinen eigenen Facharzt. Die Mehr- Co-Vorsitzender des Ausschusses Digi tung oder gar Durchführung eines Ster- heit der Delegierten sah das jedoch talisierung der Gesundheitsversorgung bewunsches zu vollziehen. Vielmehr anders und stimmte der Einführung zu. der Bundesärztekammer ist, begrüßte müsse der Gesetzgeber die Suizidprä- Infektiologisches Wissen ist nunmehr die Ankündigung, da Praxen bei der vention in Deutschland stärker aus- in den Gebieten „Hygiene und Umwelt- Umsetzung entlastet würden und bauen, so Ute Taube, Delegierte aus medizin“ und „Mikrobiologie, Virologie Schnelligkeit selten mit Qualität zu Sachsen. Und da ein Sterbewilliger und Infektionsepidemiologie“ sowie der sammenpasse. Konkret sollten die seine Entscheidung aus freiem Willen Zusatz-Weiterbildung „Infektiologie“ in Einführung der Anwendungen eRezept treffen soll und dieser freie Wille von der MWBO verankert. und elektronische Arbeitsunfähigkeits- einem Psychiater festgestellt werden muss, werden diese gezwungen, bei gesunden Menschen über Leben und Tod zu entscheiden, so Christian Kreß, ebenfalls sächsischer Delegierter. Die Anpassung der ärztlichen Berufs- ordnung in Sachsen wird voraussicht- lich zur Kammerversammlung im Juni in Dresden erfolgen. Neuer Facharzt Innere Medizin und Infektiologie © SLÄK, FOTOGRAFISCH © SLÄK, FOTOGRAFISCH Einen weiteren Themenschwerpunkt bildete die neue Muster-Weiterbil- dungsordnung (MWBO). Erst 2018 be schlossen und seit 1. Januar 2021 in Prof. Dr. med. habil. Uwe Köhler Dr. med. Wenke Wichmann, Delegierte Sachsen in Kraft, gab es jetzt erste Vizepräsident und Vorsitzender Änderungen. Dazu gehört unter ande- Ausschuss Weiterbildung 6 Ärzteblatt Sachsen 6|2021
BERUFSPOLITIK © SLÄK, FOTOGRAFISCH © Privat Ute Taube, Delegierte Christian Kreß, Delegierter bescheinigung (eAU) mindestens um nal zur Seite gestellt werden, die bei zwölf Monate verschoben werden. Die Bedarf hinzugezogen werden können.“ Zeit bis zur flächendeckenden Einfüh- In Sachsen wird bereits seit 2007 eine rung von Telematikvorhaben sollte für ambulante Ethikberatung vom Arbeits- Erprobungen in realen Versorgungssze- kreis Ethik in der Medizin der Sächsi- narien genutzt werden. Das soll ge schen Landesärztekammer in Koope- währleisten, dass die entwickelten Pro- ration mit klinischen Ethikkomitees dukte und Dienste friktionsfrei zum angeboten. Niedergelassene Ärzte Einsatz kommen können. Dr. med. können sich mit ihren ethischen Fällen Wenke Wichmann, Delegierte aus an die Sächsische Landeärztekammer Sachsen, forderte in ihrem Beschluss- wenden. antrag eine aktivere Beteiligung und Fortbildung der Ärzteschaft, damit digi- Corona-Debatte tale Innovationen schneller umgesetzt Sehr umfassend und kritisch hat sich werden können. der Deutsche Ärztetag auch mit der Corona-Pandemie auseinandergesetzt. Ambulante Ethikberatung Insbesondere mit dem Pandemiema- Der 124. Deutsche Ärztetag will die nagement, weil dieses einen erhebli- ambulante Ethikberatung stärken. In chen Einfluss auf die ärztlichen Rah- einem entsprechenden Beschluss heißt menbedingungen hatte. Unklare Ent- es: „Neben den bereits bestehenden scheidungswege, fehlende Ausrüstung, stationären Ethikkommissionen müss- mangelnde Krisenkommunikation so ten nach Überzeugung des Ärztetages wie Fehler bei der Impfkampagne wur- auch flächendeckende Angebote der den genauso angesprochen wie die ambulanten Ethikberatung geschaffen große Leistung, die Ärzte wie das werden. Die Ethikberatung kann dazu gesamte medizinische Personal in Kli- beitragen, Ärzte nicht nur in Fragen des nik und Praxis bei der Versorgung aller Beistandes für Sterbende, sondern Patienten vollbracht haben. Lob kam auch in anderen ethischen Grenzsitua- per Videobotschaft auch von der Bun- tionen fachlich geschult zu unterstüt- deskanzlerin. Sie dankte nicht nur den zen. Diesen ärztlichen Ethikberatern Medizinern, sondern schwor sie zu muss ein Netz an Psychologen/Psy gleich auf die Impfstrategie der Bun- chiatern, Seelsorgern und Pflegeperso- desregierung ein. Ärzteblatt Sachsen 6|2021 7
BERUFSPOLITIK Corona-Impfstrategie für die psychische Entwicklung. Eine Impf- strategie spielen nach Auffassung des Kinder und Jugendliche pflicht für Kinder und Jugendliche sei Ärzteparlaments neben den Hausärz- Für Kinder und Jugendliche forderte der damit jedoch nicht gemeint, stellte der ten die Kinder- und Jugendärzte in Pra- Ärztetag, unverzüglich eine Covid-19- Deutsche Ärztetag im Nachhinein klar. xis, Klinik und Gesundheitsämtern. Sie Impfstrategie zu entwickeln. Das Recht In den sozialen Netzwerken hatte sich benötigten Unterstützung bei der kurz- auf Bildung könne im Winter 2021/2022 eine solche Falschmeldung rasant ver- fristigen Impfdurchführung. nur mit einer rechtzeitigen Corona- breitet. Weitere Hintergrundinformationen zum Impfung gesichert werden. Ohne recht- Die Forschung zu Impfstoffen für diese Deutschen Ärztetag gibt es unter zeitige Impfung, insbesondere auch für Altersgruppe sollte gezielt gefördert www.baek.de und www.slaek.de. jüngere Kinder, führe ein erneuter Lock- und die ausreichende Versorgung mit down für diese Altersgruppe zu weite- adäquaten Impfstoffen sichergestellt Knut Köhler M.A. ren gravierenden negativen Folgen für werden. Eine zentrale Rolle in der Impf- Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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