Diagnostik und Therapie von Aortenerkrankungen - Neue Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie 2014 - ERN ...

 
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Diagnostik und Therapie von Aortenerkrankungen - Neue Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie 2014 - ERN ...
Schwerpunkt

Herz 2014 · 39:931–940                        H. Eggebrecht
DOI 10.1007/s00059-014-4182-2                 CCB – Cardioangiologisches Centrum Bethanien und AGAPLESION Bethanien-Krankenhaus, Frankfurt a. M.
Online publiziert: 20. November 2014
© Urban & Vogel 2014

                                              Diagnostik und Therapie
                                              von Aortenerkrankungen
                                              Neue Leitlinien der Europäischen
                                              Gesellschaft für Kardiologie 2014

Die Leitlinie der Europäischen Gesell-        Untersuchung der Aorta                              Der Schallkopf kann auch für ein Scree-
schaft für Kardiologie zur Diagnostik und                                                         ning auf ein Bauchaortenaneurysma ge-
Therapie von Aortenerkrankungen 2014          In der Mehrzahl der Patienten verlau-               nutzt werden. Wichtige Zusatzinforma-
[1] einer interdisziplinären Expertengrup-    fen Aortenerkrankungen über eine lange              tionen liefert die TTE im Hinblick auf die
pe aus Kardiologen, Herzchirurgen, Ge-        Zeit klinisch asymptomatisch. Unspezifi-            Funktion der Aortenklappe, die linksven-
fäßchirurgen, Radiologen und Geneti-          sche Symptome wie Husten, Schluckbe-                trikuläre Funktion sowie einen möglichen
kern aktualisiert das „Task-Force“-Papier     schwerden oder Heiserkeit treten erst bei           Perikarderguss.
des Jahres 2001 zur Diagnostik und zur        Verlagerung von benachbarten Organen                    Die transösophageale Echokardiogra-
Therapie der Aortendissektion [2] und         durch ein wachsendes Aortenaneurysma                phie (TOE) erlaubt die hochauflösende
gibt Empfehlungen zum Management von          auf. Beim akuten Aortensyndrom treten               und sichere Beurteilung der Aortenwur-
Patienten mit verschiedenen anderen Er-       dagegen akut stärkste, reißende thorakale           zel, der Aorta ascendens sowie der thora-
krankungen der thorakalen sowie der ab-       oder abdominelle Schmerzen auf. Neben               kalen Aorta descendens. Der distale An-
dominellen Aorta wie den Aortenaneu-          den Symptomen umfasst die Anamnese                  teil der Aorta ascendens, der Aortenbogen
rysmata, genetisch determinierten Aor-        des Patienten auch die Erhebung kardio-             und die abdominelle Aorta können aber
tenerkrankungen, bikuspiden Aorten-           vaskulärer Risikofaktoren sowie die Fami-           aufgrund der Überlagerung der Trachea
klappen und atherosklerotischen Aorten-       lienanamnese, insbesondere mit Blick auf            nicht eingesehen werden.
läsionen.                                     Aortenerkrankungen bzw. plötzliche To-                  Als bevorzugte initiale Bildgebung,
    Im Mittelpunkt der Leitlinie steht die    desfälle unter Verwandten.                          insbesondere bei Patienten mit akutem
individualisierte Therapieentscheidung            Bei Verdacht auf ein akutes Aortensyn-          Aortensyndrom, kann die CT innerhalb
unter Berücksichtigung von Anamnese,          drom ist die umgehende Diagnosesiche-               kürzester Akquisitionszeit die gesam-
Klinik, Begleiterkrankungen und Bild-         rung durch eine geeignete Bildgebung von            te Aorta sowie die abgehenden Arterien
gebung, optimalerweise durch ein mul-         entscheidender Bedeutung für die weite-             darstellen, sie ist aber mit einer relevanten
tidisziplinäres „Aortenteam“. Aufgrund        re Prognose des Patienten (. Tab. 1). Die           Strahlenexposition verbunden und eignet
des eher seltenen Auftretens von Aorten-      Computertomographie (CT) nimmt da-                  sich für Verlaufsuntersuchungen bei jun-
erkrankungen und der besonderen An-           bei die zentrale Rolle ein. Der Röntgen-            gen Patienten nur eingeschränkt. Wird ein
forderungen an die Bildgebung und die         thorax kann Hinweise auf eine Aortenpa-             intramurales Hämatom (IMH) bzw. eine
operative/interventionelle Expertise des      thologie geben, ist aber zum Ausschluss             Aortendissektion vermutet, sollte vor der
Chirurgen/Kardiologen empfiehlt sich          eines akuten Aortensyndroms, insbe-                 obligaten Kontrastmittelgabe eine Nativ-
die elektive Behandlung von stabilen Pa-      sondere im Bereich der Aorta ascendens,             untersuchung erfolgen. Bei Untersuchung
tienten in sog. Aortenzentren („aorta cli-    nicht ausreichend. Die transthorakale               der Aortenwurzel bzw. der Aorta ascen-
nic“), die eine entsprechende Logistik, Er-   Echokardiographie (TTE) vermag den                  dens ist eine Elektrokardiographie (EKG)-
fahrung und Fallzahl vorweisen können.        proximalen Abschnitt der Aorta ascen-               Triggerung notwendig. Späte Aufnahmen
Dagegen darf bei akuter Aortendissek-         dens darzustellen und eignet sich daher             nach Kontrastmittelgabe sind nach Aor-
tion keine Zeitverzögerung durch etwai-       insbesondere zur seriellen Verlaufskont-            tenstentimplantation sinnvoll, um Endo-
gen Transport des Patienten in Kauf ge-       rolle der Aortenwurzel, z. B. bei Marfan-           leckagen zu detektieren.
nommen werden, wenn eine Versorgung           Patienten. Von suprasternal kann auch                   Die Magnetresonanztomographie
in der eigenen Klinik klinisch und logis-     der Aortenbogen eingesehen werden, al-              (MRT) eignet sich ebenfalls sehr gut für
tisch möglich ist.                            lerdings ist dieses Schallfenster bei vie-          die Diagnostik von Aortenerkrankungen.
                                              len Erwachsenen oftmals unzureichend.               Aufgrund der fehlenden Strahlenbelas-

                                                                                                                                  Herz 8 · 2014    | 931
Schwerpunkt

        Tab. 1    Vergleich der Bildgebungsmodalitäten                                                           fen, reißenden, z. T. messerstichartigen,
        Vorteil/Nachteil                              TTE      TOE       CT         MRT      Aortographie        stärksten Schmerzen. Patienten mit Dis-
        Einfache Anwendung                            +++      ++        +++        ++       +                   sektion der Aorta ascendens (Typ A nach
        Diagnostische Zuverlässigkeit                 +        +++       +++        +++      ++                  Stanford) haben häufiger (retrosternale)
        Bettseitige/periinterventionelle Unter-       ++       ++       -          -         ++                  Brustschmerzen, während Patienten mit
        suchung                                                                                                  alleiniger Dissektion der Aorta descen-
        Serielle Untersuchungen                       ++       +        ++(+)       +++      -                   dens (Stanford Typ B) über abdominel-
        Darstellung der Aortenwand                    +        +++      +++         +++      -                   le oder Rückenschmerzen berichten [4].
        Kostenfaktor                                 -        -         --         ---       ---                     Komplikationen umfassen Aorten-
        Strahlenexposition                            0        0        ---        -         ---                 klappeninsuffizienz, ggf. mit akuter Herz-
        Nephrotoxizität                               0        0        ---        ---       ---                 insuffizienz, Myokardischämie/Infarkt,
        TTE transthorakale Echokardiographie, TOE transösophageale Echokardiographie, CT Computertomographie,    Pleuraerguss/Hämatothorax infolge (ge-
        MRT Magnetresonanztomographie.                                                                           deckter) Ruptur, Synkope, neurologische
                                                                                                                 Symptome (Paraplegie, Apoplex), visze-
        Tab. 2   Klinische Risikofaktoren zur Einschätzung der Vortestwahrscheinlichkeit bei Verdacht            rale Ischämien infolge Malperfusionssyn-
        auf akutes Aortensyndrom                                                                                 drom sowie Nierenversagen [5].
        Hochrisiko: Anamnese               Hochrisiko: Schmerzcha-         Hochrisiko: klinische Unter-              Eine starke Erhöhung der D-Dime-
                                           rakteristik                     suchung                               re, die typischerweise unmittelbar di-
        Marfan-Syndrom (oder andere        Brust-, Rücken- oder abdo-      Nachweis eines Perfusionsdefizits     rekt nach Symptombeginn nachweisbar
        Bindegewebserkrankung)             minelle Schmerzen mit          - Pulsdefizit                          ist, kann den Verdacht auf eine Aorten-
        Aortenerkrankungen in der         - abruptem Beginn               - systolische Blutdruckdifferenz       dissektion lenken, wobei dann frühzeitig
        Familienanamnese                  - starker Intensität            - fokales neurologisches Defizit (in
                                                                                                                 eine Bildgebung zur Diagnosebestätigung
                                          - reißendem Charakter            Verbindung mit Schmerzen)
        Bekannte Aortenklappener-                                                                                bzw. zum Ausschluss einzuleiten ist. Al-
        krankung                                                                                                 lerdings sind Erhöhungen der D-Dime-
        Bekanntes thorakales Aorten-                                                                             re unspezifisch und können bei PAU bzw.
        aneurysma
                                                                                                                 IMH fehlen. Bei starkem klinischen Ver-
        Vorhergehende Manipulatio-                                         Aortales Diastolikum (neu und in
                                                                                                                 dacht sollte daher unabhängig vom Ergeb-
        nen der Aorta (Katheter oder                                       Verbindung mit Schmerzen)
        Bypass-Operation)                                                                                        nis der D-Dimere eine (CT-)Bildgebung
                                                                           Hypotension/Schock
                                                                                                                 erfolgen. Dagegen kann bei niedriger kli-
                                                                                                                 nischer Vortestwahrscheinlichkeit eine
    tung sollte sie für Verlaufsuntersuchun-                  umfasst neben der klassischen Aortendis-           Aortendissektion bei negativen D-Dime-
    gen eingesetzt werden. Sie ist nicht ubi-                 sektion mit intimalem Einriss und Ausbil-          ren ausgeschlossen werden (Empfehlung
    quitär verfügbar, benötigt längere Unter-                 dung von wahrem und falschem Lumen,                IIa, Evidenzgrad B).
    suchungsprotokolle und erlaubt bei insta-                 das IMH, das penetrierende Aortenulkus                 Mittels Bildgebung muss die Aorten-
    bilen Patienten in der Akutsituation kein                 (PAU; . Abb. 1), die Ruptur der thoraka-           dissektion gesichert bzw. ausgeschlossen
    ausreichendes Monitoring.                                 len Aorta, aber auch das symptomatische            werden und zum anderen der maxima-
        Die luminographische Abbildung der                    bzw. rupturierte Bauchaortenaneurysma              le Diameter der Aorta, die Ausdehnung
    Aorta durch Katheterangiographie kann                     (. Abb. 2).                                        der Dissektion, die Einbeziehung von ab-
    Pathologien der Aortenwand nicht dar-                                                                        gehenden Arterien sowie die Beziehung
    stellen und spielt heute nur noch eine                    Akute Aortendissektion                             zu Umgebungsstrukturen bestimmt wer-
    untergeordnete Rolle, z. B. bei nicht ein-                                                                   den. Hinsichtlich der Diagnosesicherung
    deutigen Befunden der nicht-invasiven                     Die Inzidenz der Aortendissektion wird             wird zwischen CT, MRT und TOE kein
    Diagnostik mittels CT/MRT.                                mit 6 per 100.000 Personen pro Jahr ge-            Unterschied gesehen. CT bzw. MRT wer-
        Neu ist der Einsatz der Positronen-                   schätzt und steigt mit dem Patientenal-            den aber als überlegen hinsichtlich der
    emissionstomographie in Kombination                       ter an. Die Aortendissektion betrifft häu-         Beurteilung der Ausdehnung der Dissek-
    mit der CT bei inflammatorischen Aor-                     figer Männer (65%) mit einem mittleren             tion und der Einbeziehung von Organ-
    tenerkrankungen (z. B. Takayashu-Arte-                    Alter von etwa 63 Jahren. Häufigster Risi-         arterien eingestuft. Aufgrund der nahe-
    riitis) im Rahmen von wissenschaftlichen                  kofaktor ist die arterielle Hypertonie (65–        zu ubiquitären Verfügbarkeit und der ra-
    Fragestellungen.                                          75% der Betroffenen); weitere Risikofak-           schen Durchführung ist die CT heute die
                                                              toren sind bikuspide Aortenklappe, fami-           primär angewendete Bildgebungsmoda-
    Akutes Aortensyndrom                                      liäre Häufung von Aortenerkrankungen,              lität bei Verdacht auf eine akute Aorten-
                                                              Zustand nach Herzoperation, Nikotinab-             dissektion. Die Multidetektortechnologie
    Das akute Aortensyndrom stellt, in Ana-                   usus, stumpfes Thoraxtrauma sowie Dro-             der CT bietet zudem die Möglichkeit zum
    logie zum akuten Koronarsyndrom, die                      genmissbrauch (Kokain, Amphetamin).                sog. „triple rule-out“, d. h. zum Ausschluss
    notfallmäßige, symptomatische Manifes-                        In der Regel berichten die Patienten           einer Aortendissektion, einer Lungenem-
    tation einer Aortenerkrankung dar [3]. Es                 über einen perakuten Beginn mit schar-

932 |   Herz 8 · 2014
Zusammenfassung · Abstract

bolie bzw. eines Myokardinfarkts in einer       Herz 2014 · 39:931–940      DOI 10.1007/s00059-014-4182-2
Untersuchung.                                   © Urban & Vogel 2014
    Der diagnostische Algorithmus bei
                                                H. Eggebrecht
Verdacht auf Aortendissektion orien-
tiert sich an einem Flussdiagramm, das          Diagnostik und Therapie von Aortenerkrankungen. Neue
klinische Beurteilung, Laborparame-             Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie 2014
ter und Bildgebung umfasst (. Abb. 3).          Zusammenfassung
Hinsichtlich der klinischen Beurteilung         Die neuen Leitlinien zur Diagnostik und The-         kann eine Operation aber bereits frühzeitiger,
kommt der Vortestwahrscheinlichkeit we-         rapie von Aortenerkrankungen sehen die               d. h. ab einem geringeren Aortendurchmes-
                                                kontrastverstärkte Computertomographie               ser indiziert sein. Bei Läsionen im Bereich der
sentliche Bedeutung zu. Diese kann abge-
                                                (CT) als Bildgebungsmodalität der ersten             Aorta descendens, insbesondere der thora-
schätzt werden anhand eines Score-Sys-          Wahl bei Patienten mit Verdacht auf Aorten-          kalen Segmente der A. descendens, ist neben
tems, das Anamnese (Marfan-Syndrom,             erkrankungen an, da sie rasch und nahezu             der konservativen Therapie einschließlich
familiäre Häufung von Aortenerkran-             überall verfügbar ist und die Aorta als gesam-       Modifikation der kardiovaskulären Risikofak-
kungen, vorbestehendes Aortenaneurys-           tes Organ in einem kurzen Untersuchungs-             toren die endovaskuläre Aortenstentgraftim-
ma), Beschwerdesymptomatik (abrupte             gang darstellen kann. Bei hohem klinischen           plantation der offenen Chirurgie überlegen.
                                                Verdacht auf ein akutes Aortensyndrom auf-           Beim infrarenalen Bauchaortenaneurysma ist
stärkste Schmerzen, reißender Charakter)
                                                grund von (Familien-)Anamnese und Be-                sie bei anatomischer Eignung gleichberech-
sowie klinische Untersuchung (Pulsdefi-         schwerdesymptomatik sollte umgehend eine             tigt. Das Management von Patienten mit Aor-
zit, fokales neurologisches Defizit, aorta-     CT zwecks Diagnosesicherung bzw. -aus-               tenerkrankungen infolge genetisch deter-
les Diastolikum, Hypotension/Schock)            schluss durchgeführt werden. Pathologien im          minierter Bindegewebserkrankungen (z. B.
einbezieht (. Tab. 2). Bei hohem klini-         Bereich der Aorta ascendens sind eine Domä-          Marfan, Loeys-Dietz, Ehlers-Danlos) ist kom-
schen Verdacht sollte ohne weitere Ver-         ne der Chirurgie, sei es notfallmäßig bei aku-       plex und erfordert besondere multidisziplinä-
                                                ter Typ-A-Aortendissektion oder aber elektiv         re Expertise.
zögerungen eine umgehende Bildgebung            bei einem Aortenaneurysma, üblicherweise
erfolgen. Kann die Diagnose einer Typ-A-        ab einem Durchmesser von mehr als 5,5 cm.            Schlüsselwörter
Dissektion bereits in der Echokardiogra-        Bei bestimmten Risikokonstellationen (z. B.          Aortendissektion · Aneurysma · Aortenstent ·
phie gesichert werden, erfolgt die direk-       Marfan-Syndrom, bikuspide Aortenklappe,              Marfan-Syndrom · Aortitis
te Verlegung des Patienten zur Operation        Aortendissektionen/-rupturen in der Familie)
mit Durchführung einer TOE im Opera-
tionssaal. Ansonsten wird eine CT emp-          Diagnosis and treatment of aortic diseases. New
fohlen. Bei einer unauffälligen Primär-         guidelines of the European Society of Cardiology 2014
diagnostik muss die Bildgebung bei wei-
terhin bestehendem klinischen Verdacht          Abstract
                                                In September 2014 the European Society of            ture in the family history) may prompt earli-
wiederholt werden (Empfehlung I, Evi-
                                                Cardiology issued guidelines for the diagno-         er surgical repair at a lower threshold diam-
denzgrad C).                                    sis and treatment of aortic diseases in adults.      eter. The treatment of descending aortic dis-
    Grundlagen der Therapie der Aorten-         Contrast-enhanced computed tomography                ease is primarily conservative including mod-
dissektion, sowohl Stanford A als auch B,       (CT) represents the imaging modality of first        ification of cardiovascular risk factors. If indi-
sind die Schmerzbehandlung und die hä-          choice as it is rapidly and almost ubiquitous-       cated, endovascular aortic stent graft repair
modynamische Stabilisierung des Patien-         ly available and can evaluate the entire aor-        appears to be superior to open surgery for
                                                ta in a single-step examination. In patients         descending thoracic aortic disease or equiva-
ten. Alle Patienten mit einer Typ-A-Aor-
                                                with a high clinical suspicion of an acute aor-      lent in the treatment of infrarenal abdominal
tendissektion müssen im Grundsatz einer         tic syndrome based on (family) history and           aortic aneurysms. The management of aortic
dringenden Operation zugeführt wer-             symptoms, CT should be performed without             diseases related to genetic connective tissue
den (Empfehlung I, Evidenzgrad B), da           further delay to confirm or refute the diagno-       diseases (e. g. Marfan syndrome, Loeys-Di-
die alleinige konservative, medikamentö-        sis. Diseases involving the ascending aorta re-      etz syndrome and Ehlers-Danlos syndrome)
se Therapie mit einer hohen Sterblichkeit       main a domain of open surgery, be it on an           is complex and requires special multidisci-
                                                emergency basis in an acute type A dissec-           plinary expertise.
verbunden ist (ca. 50% innerhalb der ers-       tion or electively in asymptomatic aneurysms
ten 48 h). Ein neurologisches Defizit und       with an aortic diameter >5.5 cm. The pres-           Keywords
ein viszerales/peripheres Malperfusions-        ence of risk factors (e. g. bicuspid aortic valve,   Aortic dissection · Aneurysm · Aortic stent
syndrom, das bei rund 30% der Patienten         Marfan syndrome and aortic dissection/rup-           graft · Marfan syndrome · Aortitis
auftreten kann, sind Risikofaktoren für
das postoperative Überleben. Bei einem
Malperfusionssyndrom können daher             zes sinnvoll sein (Empfehlung IIa, Evi-                rente Schmerzen, unkontrollierte Hyper-
vor der eigentlichen Operation durchge-       denzgrad B).                                           tonie, frühe Expansion oder Ruptur ge-
führte Maßnahmen zur Wiederherstel-              Bei der Typ-B-Aortendissektion wird                 kennzeichnet. Für sie stellt die thorakale
lung der Organperfusion (z. B. interven-      zwischen der unkomplizierten und der                   endovaskuläre Aortenstentgraftimplanta-
tionelle Membranfensterung, ggf. zusätz-      komplizierten Form unterschieden. Ers-                 tion die Behandlung der Wahl dar (Emp-
liche Stentversorgung der Viszeral-/Nie-      tere wird primär konservativ behandelt,                fehlung I, Evidenzgrad C). Die offen-chi-
renarterien) im Sinne eines Hybridansat-      Letztere ist durch Malperfusion, rekur-                rurgische Versorgung der Aorta descen-

                                                                                                                                        Herz 8 · 2014     | 933
Schwerpunkt

    Abb. 1 8 Penetrierendes Aortenulkus im dista-
    len Aortenbogen (kontrastverstärkte Computer-
    tomographie)

    dens bei akuter Aortendissektion spielt
    aufgrund der Invasivität des Eingriffs und
    hoher Komplikationsraten heute prak-
    tisch keine Rolle mehr (Empfehlung IIb,
    Evidenzgrad C).                                 Abb. 2 8 Klassifikation des akuten Aortensyndroms im Rahmen der Aortendissektion: Klasse I: klas-
                                                    sische Aortendissektion mit wahrem und falschen Lumen sowie intimalem Einriss; Klasse II: intramu-
                                                    rales Hämatom (IMH); Klasse III: umschriebene Dissektion mit Auswölbung der Aortenwand; Klas-
    Intramurales Hämatom (IMH)                      se IV: penetrierendes Aortenulkus (PAU); Klasse V: iatrogene oder traumatische Dissektion. [Aus [1],
                                                    mit freundlicher Genehmigung von Oxford University Press (UK), © European Society of Cardiology,
    Bei etwa 10–25% der Patienten findet            http://www.escardio.org/guidelines]
    sich als Ursache des akuten Aortensyn-
    droms ein Wandhämatom der Aorta oh-             tales Hämatom oder eine aneurysmati-                 sich das PAU als kontrastmittelgefüll-
    ne Nachweis eines falschen Lumens bzw.          sche Aufweitung der Aorta, sollte der Ein-           te Auswölbung durch eine kalzifizierte
    eines intimalen Einrisses [6]. Im Gegen-        griff notfallmäßig erfolgen. Bei älteren Pa-         Plaque hindurch dar. Die primäre konser-
    satz zur klassischen Aortendissektion be-       tienten mit mehreren Begleiterkrankun-               vative Therapie zielt auf die Kontrolle des
    trifft das IMH in der Mehrzahl der Pa-          gen ohne vitales Risiko wird dagegen ein             Blutdrucks und die Schmerzbehandlung,
    tienten die deszendierende Aorta (ca. 60–       primär konservativer Ansatz unter wie-               wobei bei unkompliziertem Verlauf wie-
    70%). Auch hier wird entsprechend der           derholter Bildgebung empfohlen. Patien-              derholte bildgebende Kontrollen genügen
    Stanford-Klassifikation zwischen Typ A-         ten mit Typ-B-IMH werden ebenfalls pri-              (Empfehlung I, Evidenzgrad C). Symp-
    und Typ-B-IMH unterschieden. Das IMH            mär konservativ behandelt (Empfehlung                tomatische Patienten bzw. Patienten mit
    kann progredient verlaufen und in eine          I, Evidenzgrad C), bei Komplikationen                Nachweis einer gedeckten Ruptur, einem
    klassische Aortendissektion münden. Ri-         kann ggf. eine Aortenstentgraftimplanta-             rasch progredienten PAU, einem beglei-
    sikofaktoren hierfür sind:                      tion erfolgen (Empfehlung IIa, Evidenz-              tenden periaortalen Hämatom oder Pleu-
    F rekurrente, intraktable Schmerzen;            grad C). Ähnlich wie bei Typ-B-Aorten-               raerguss sollten dagegen rasch einer Aor-
    F schwierige Blutdruckeinstellung;              dissektion spielt auch hier die Chirurgie            tenstentgraftimplantation zugeführt wer-
    F Beteiligung der Aorta ascendens;              nur eine untergeordnete Rolle (Empfeh-               den (Empfehlung IIa, Evidenzgrad C). Ein
    F Durchmesser des betroffenen Aorten-           lung IIb, Evidenzgrad C).                            PAU mit einem Durchmesser über 20 mm
        segments >50 mm;                                                                                 oder einem Defekt der Aortenwand von
    F Verdickung der Aortenwand                     Penetrierendes Aortenulkus (PAU)                     mehr als 10 mm sollte ebenfalls frühzei-
        >11 mm;                                                                                          tig mittels Aortenstentgraftimplantati-
    F „ulkusartige“ Veränderungen der Me-           Das PAU stellt eine Subform des akuten               on behandelt werden. Die offene Opera-
        dia der Aortenwand mit lokalisierter        Aortensyndroms dar, die bei etwa 2–7%                tion spielt aufgrund des erhöhten Ope-
        Perfusion des Hämatoms.                     der Patienten nachgewiesen werden kann               rationsrisikos der oftmals älteren Patien-
                                                    [7]. Komplikationen umfassen die Ent-                ten mit zahlreichen Begleiterkrankungen
    Ähnlich wie bei der klassischen Aorten-         wicklung eines IMH bzw. eines Pseudoan-              eine untergeordnete Rolle (Empfehlung
    dissektion wird auch bei den meisten Pa-        eurysmas, einer Aortenruptur oder einer              IIb, Evidenzgrad C).
    tienten mit Typ-A-IMH der dringliche            Aortendissektion. Es sind meist ältere Pa-
    operative Ascendensersatz innerhalb von         tienten mit fortgeschrittener Atheroskle-
    24 h empfohlen. Liegen Komplikationen           rose von einem PAU betroffen. Die Dia-
    vor, wie ein Perikarderguss, ein periaor-       gnostik erfolgt durch die CT. Dabei stellt

934 |   Herz 8 · 2014
ACUTE CHEST PAIN

                                                      Medical history + clinical examination + ECG                       STEMIa: see ESC guidelines169

                 UNSTABLE                                           HAEMODYNAMIC STATE                                  STABLE

               TTE + TOE/CT°                                                         Low probability (score 0–1)               High probability (score 2–3)
           +                –                                                                                                     or typical chest pain

        AAS                      AAS                                              D-dimersd,e + TTE + Chest X-ray                          TTE
     confirmed                excluded;                                                                                               +            –
                                                                                  –     –        –
                              consider
                              alternate
                              diagnosis                                                 +          +   +                  Definite                 Inconclusive
                                                                                               Signs   Widened          Type A -ADc
                                                                    No argument
                                                                       for AD                  of AD   media-              +           –
                                                                                                        stinum

                                                                                                                    Refer on emergency             CT (or TOE)
                                                                      Consider                                      to surgical team and
                                                                      alternate                                      pre-operative TOE           +            –
                                                                      diagnosis

                                                                                         CT (MRI or TOE)b                                 AAS                   Consider
                                                                                         +            –                                confirmed                alternate
                                                                                                                                                               diagnosis;
                                                                                  AAS                  Consider                                                 repeat CT
                                                                               confirmed               alternate                                              if necessary
 a
  STEMI can be associated with AAS in rare cases.                                                      diagnosis
 b
   Pending local availability, patient characteristics and physician experience.
 c
  Proof of type-A AD by the presence of flap, aortic regurgitation, and/or pericardial effusion.
 d
   Preferably point-of-care, otherwise classical.
 e
  Also troponin to detect non-ST-segment elevation myocardial infarction.

Abb. 3 8 Diagnostischer Algorithmus bei Verdacht auf ein akutes Aortensyndrom. [Aus [1], mit freundlicher Genehmigung
von Oxford University Press (UK), © European Society of Cardiology, http://www.escardio.org/guidelines]

Pseudoaneurysma der Aorta                                            der klinischen Präsentation und den Ko-               gesamte Aorta, einschließlich der Iliakal-
                                                                     morbiditäten des Patienten.                           und Femoralarterien. Bei Nachweis einer
Ein Pseudoaneurysma entsteht nach ge-                                                                                      gedeckten Ruptur der Aorta ist eine um-
deckter Ruptur der aortalen Wandschich-                              (Gedeckte) Ruptur der Aorta                           gehende Behandlung erforderlich (Emp-
ten und wird lediglich durch das periaor-                                                                                  fehlung I, Evidenzgrad C). Die endovas-
tale Bindegewebe stabilisiert. Bei exzes-                            Eine gedeckte Ruptur muss bei sympto-                 kuläre Aortenstentimplantation stellt bei
sivem Blutdruckanstieg im Pseudoaneu-                                matischen Patienten mit akutem Aor-                   anatomischer Eignung heute die Behand-
rysma droht daher die fatale Ruptur. Als                             tensyndrom vermutet werden, wenn die                  lungsmethode der ersten Wahl dar (Emp-
weitere Komplikationen kommen die Fis-                               Bildgebung ein Aneurysma mit erhalte-                 fehlung I, Evidenzgrad C), da mittlerweile
telformation bzw. die Kompression/Ar-                                ner Wandintegrität zeigt. Diese Patienten             Daten vorliegen, die einen klaren Vorteil
rosion benachbarter Organe hinzu. Oft-                               sind meist hämodynamisch stabil. Refrak-              der minimal-invasiven Behandlung ver-
mals wird ein aortales Pseudoaneurysma                               täre Schmerzen bzw. Nachweis eines Pleu-              sus der offenen Operation belegen.
als Spätfolge nach stumpfem Thoraxtrau-                              raergusses bzw. freie abdominelle Flüs-
ma beobachtet, seltener nach Infektio-                               sigkeit stellen eine Hochrisikokonstella-             Traumatische Aortenverletzung
nen (mykotisches Aneurysma) bzw. in-                                 tion für eine Progression zur freien Rup-
folge eines PAU. Derzeit liegen keine ran-                           tur dar. Die notfallmäßige CT stellt die              Die traumatische Aortenverletzung tritt
domisierten Studien zum Vergleich Aor-                               Bildgebung der Wahl dar (Empfehlung                   typischerweise infolge eines starken De-
tenstentgraftimplantation versus Opera-                              I, Evidenzgrad C). Dabei wird zunächst                zelerationstraumas, z. B. bei einem Auto-
tion vor. Die Auswahl des geeigneten The-                            ein nicht kontrastverstärkter Scan gefah-             unfall bei hoher Geschwindigkeit oder
rapieverfahrens richtet sich somit nach in-                          ren, um ein IMH zu detektieren. Die an-               einem Sturz aus großer Höhe auf. Je nach
dividuellen anatomischen Gegebenheiten,                              schließende CT-Angiographie erfasst die               Ausdehnung werden 4 verschiedene Ty-

                                                                                                                                                              Herz 8 · 2014   | 935
Schwerpunkt

    pen der traumatischen Aortenverletzung        koronaren Kathetereingriffen, herzchi-       graphie) gestellt. Die Zunahme des Aor-
    unterschieden:                                rurgischen Operationen, Stentimplantati-     tendiameters beträgt bei familiärem tho-
    F Typ I – Einriss der Intima,                 onen bei Aortenisthmusstenose, Aorten-       rakalen Aortenaneurysma etwa 2,1 mm/
    F Typ II – IMH,                               stentgraftimplantationen, peripheren In-     Jahr, beim Marfan-Syndrom etwa 0,5–
    F Typ III – Pseudoaneurysma,                  terventionen, Anlage einer intraaortalen     1 mm/Jahr, beim Loeys-Dietz-Syndrom
    F Typ IV – Ruptur.                            Ballonpumpe sowie bei Transkatheteraor-      sogar bis zu 10 mm/Jahr. Das Risiko der
                                                  tenklappenimplantationen auftreten. Die      Dissektion bzw. der Ruptur steigt stark
    Nach dem Schädel-Hirn-Trauma ist die          Behandlung ist nicht einheitlich. Bei ka-    an, wenn der maximale Durchmesser der
    Aortenverletzung die zweithäufigste To-       theterinduzierter Dissektion der abdomi-     Aorta ascendens 60 mm überschreitet, bei
    desursache von Patienten mit Thorax-          nellen Aorta wird in der Regel konserva-     der thorakalen Aorta descendens 70 mm.
    trauma. Rund 80% der betroffenen Pa-          tiv verfahren. Bei Dissektion der aszen-         Bei einem Aneurysma der Aor-
    tienten versterben vor Ort. Die CT stellt     dierenden Aorta, z. B. infolge einer osti-   ta ascendens wird die prophylaktische
    die Bildgebungsmodalität der Wahl zum         alen Intervention an der rechten Koro-       Operation bei Patienten ohne Bindege-
    Nachweis traumatischer Aortenverletzun-       nararterie, kann die weitere Ausbreitung     webserkrankung bei einem maximalen
    gen dar (Empfehlung I, Evidenzgrad C).        der Dissektion durch eine Stentimplanta-     Durchmesser von über 55 mm empfoh-
    Weitere Verletzungen können mit der CT        tion und die Unterlassung weiterer Kon-      len (Empfehlung IIa, Evidenzgrad C). Bei
    ebenfalls rasch nachgewiesen werden, so-      trastmittelinjektionen oftmals verhindert    Patienten mit Marfan-Syndrom wird die
    dass viele Kliniken bei polytraumatisier-     werden. Dissektionen, die sich über ei-      Operation dagegen frühzeitiger empfoh-
    ten Patienten eine Ganzkörper-CT als          ne längere Strecke progredient ausdeh-       len, d. h. bereits bei einem Durchmesser
    Basisdiagnostik anwenden. Auch mittels        nen, müssen dagegen notfallmäßig ope-        über 50 mm (Empfehlung I, Evidenzgrad
    TOE kann eine traumatische Aortenver-         riert werden.                                C), bzw. bei Vorliegen von Risikofaktoren
    letzung sicher und gut dargestellt werden.                                                 (Dissektionen/Rupturen in der Familien-
        Der optimale Zeitpunkt zur Behand-        Aortenaneurysma                              anamnese oder Größenzunahme >3 mm/
    lung der Aortenverletzung ist bei poly-                                                    Jahr) sogar bereits bei mehr als 45 mm
    traumatisierten Patienten umstritten. Bis-    Man unterscheidet thorakale und abdo-        (Empfehlung IIa, Evidenzgrad C). Bei
    lang herrschte die Auffassung, dass jede      minelle Aortenaneurysmata. Allerdings        Patienten mit bikuspider Aortenklappe
    Aortenverletzung notfallmäßig behan-          berücksichtigt diese dichotome Einteilung    wird die Operationsindikation ebenfalls
    delt werden müsse, da Rupturen inner-         nicht, dass sich ein Aneurysma über die-     bereits bei einem maximalen Durchmes-
    halb von 24 h befürchtet wurden. Dage-        se Grenzen hinaus ausdehnen kann oder        ser von mehr als 50 mm gestellt, wenn Ri-
    gen wurde in jüngerer Zeit auch berich-       Erweiterungen auch in anderen arteriel-      sikofaktoren (z. B. Aortenisthmussteno-
    tet, dass Paraplegie- und Sterblichkeitsra-   len Gefäßsegmenten (z. B. A. poplitea)       se, Hypertonie, Dissektionen in der Fa-
    ten gesenkt werden konnten, wenn die Pa-      vorliegen können. Daher ist bei Patien-      milienanamnese oder Größenzunahme
    tienten erst verzögert einer Therapie der     ten mit einem Aneurysma der thorakalen       >3 mm/Jahr) vorliegen.
    Aortenverletzung zugeführt wurden. Da-        oder infrarenalen Aorta eine umfassende          Bei einem Aneurysma des Aortenbo-
    her sollten Patienten mit einer Aortenrup-    Bildgebung der gesamten Aorta erforder-      gens wird die prophylaktische Operation
    tur oder einem ausgedehnten periaortalen      lich. Bei Patienten mit Bauchaortenaneu-     bei einem maximalen Durchmesser von
    Hämatom einer sofortigen notfallmäßigen       rysma sollte auch ein Duplex-Screening       über 55 mm empfohlen (Empfehlung IIa,
    Behandlung mittels Aortenstentgraft-          der peripheren Arterien erfolgen. Patien-    Evidenzgrad C).
    implantation unterzogen werden, wäh-          ten mit Aortenaneurysma haben ein er-            Obwohl bislang keine randomisier-
    rend alle anderen Patienten zur Stabilisie-   höhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereig-     ten Studien vorliegen, wird das thorakale
    rung von Begleitverletzungen verzögert        nisse, die auf ein beiden Erkrankungen       Aortenaneurysma der Aorta descendens
    behandelt werden sollten. Bei minimaler       gemeinsames Risikofaktorenprofil (Ni-        heute primär minimal-invasiv, d. h. mit-
    Aortenverletzung (Typ-I-Läsion) ist die       kotinabusus, Hypertonie) zurückzufüh-        tels Aortenstentgraftimplantation behan-
    Behandlung ohnehin primär konservativ.        ren sind. Dieses Risiko ist auch nach er-    delt (Empfehlung IIa, Evidenzgrad C).
    Die Aortenstentgraftimplantation scheint      folgreicher Behandlung weiterhin erhöht.     Die Operation hat aufgrund der maxima-
    der offenen Operation bei Patienten mit       Entsprechend ist bei Aneurysmapatienten      len Invasivität der lateralen Thorakoto-
    traumatischer Aortenverletzung überle-        eine Behandlung des kardiovaskulären Ri-     mie nur noch eine untergeordnete Rolle,
    gen, sodass – bei anatomischer Eignung        sikoprofils erforderlich.                    dann z. B. bei Patienten mit Marfan-Syn-
    – das minimal-invasive Verfahren bevor-                                                    drom oder anderen Bindegewebserkran-
    zugt werden sollte (Empfehlung IIa, Evi-      Thorakales Aortenaneurysma                   kungen. Die Indikation zur Aortenstent-
    denzgrad C).                                                                               graftimplantation besteht bei einem maxi-
                                                  Patienten mit thorakalem Aortenaneurys-      malen Durchmesser der thorakalen Aor-
    Iatrogene Aortendissektion                    ma sind meist asymptomatisch; die Dia-       ta descendens von mehr als 55 mm. Sollte
                                                  gnose wird oftmals als Zufallsbefund im      sich die Anatomie des arteriellen Zugangs
    Iatrogene Aortenverletzungen können als       Rahmen von Screening-Untersuchun-            sowie des Aneurysmas für eine Aorten-
    seltene Komplikationen im Rahmen von          gen (z. B. Röntgenthorax, Echokardio-        stentgraftimplantation nicht eignen, wird

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die Operation erst bei einem Durchmes-      tion bzw. Intervention bedarf (Durchmes-         Hinsichtlich des „kleinen“, asympto-
ser von über 60 mm empfohlen.               ser: 30–49 bzw. 54 mm), und dem thera-        matischen Bauchaortenaneurysmas steht
    Bei Patienten mit einem Durchmes-       piebedürftigen Bauchaortenaneurysma           die Risikofaktorenmodifikation im Vor-
ser des Aortenaneurysmas unter 55 mm        von mehr als 55 mm unterschieden. Alter,      dergrund, da diese Patienten ein deut-
wird konservativ verfahren; eine Bildge-    männliches Geschlecht, manifeste Athe-        lich erhöhtes Risiko für kardiovaskulä-
bung mittels CT oder MRT ist bei einem      rosklerose bzw. vorbestehende kardiovas-      re Ereignisse haben (Zehnjahresrisiko
maximalem Durchmesser unter 45 mm in        kuläre Vorerkrankungen, Nikotinabusus         für fatalen Herzinfarkt: 38%). Ein fortge-
jährlichen Abständen sinnvoll. Bei einem    und Hypertonie sind mit dem Bauchaor-         führter Nikotinabusus führt zu einer be-
Aortenaneurysmadurchmesser von mehr         tenaneurysma assoziiert. Da die Sterb-        schleunigten, fast doppelt so hohen Grö-
als 45 und weniger als 55 mm wird eine      lichkeit infolge eines rupturierten Bauch-    ßenzunahme eines noch kleinen Bauch-
engmaschigere Bildgebung alle 6 Mona-       aortenaneurysmas sehr hoch ist (ca. 60–       aortenaneurysmas im Vergleich zu Nicht-
te empfohlen.                               70%), auf der anderen Seite das Risiko der    rauchern. Daher sollte das Rauchen um-
                                            elektiven Operation/Aortenstentimplan-        gehend aufgegeben werden (Empfeh-
Abdominelles Aortenaneurysma                tation aber sehr niedrig ist, wird bei Män-   lung I, Evidenzgrad B). Hinsichtlich der
                                            nern über 65 Jahre ein generelles Ultra-      Wachstumsverlangsamung des Bauchaor-
Eine Erweiterung der Bauchaorta von         schall-Screening empfohlen (Empfehlung        tenaneurysmas haben Statine und ACE-
mehr als 30 mm wird als Bauchaorten-        Ia, Evidenzgard A). Auch im Rahmen            Hemmer günstige Effekte gezeigt, aller-
aneurysma definiert. Dieses betrifft ganz   einer Echokardiographie sollte bei Män-       dings ist die Datenlage nicht einheitlich,
überwiegend die infrarenale Aorta. Es       nern im Alter über 65 Jahre ein echokar-      insbesondere in Bezug auf Betablocker
wird zwischen dem sog. „kleinen“ Bauch-     diographisches Screening auf ein Bauch-       und Doxycyclin. Hier sind weitere Stu-
aortenaneurysma, das noch keiner Opera-     aortenaneurysma erfolgen.                     dien erforderlich. Eine frühzeitige endo-
Schwerpunkt

    vaskuläre Aortenstentimplantation hat         geschlossen werden. Wenn sie vorliegt,        arteriellen System, Hypertelorismus und
    dagegen keinen Vorteil gegenüber einer        besteht eine 50%ige Chance, die geneti-       eine Uvula bifida. Es gibt klinische Über-
    konservativen Therapie beim „kleinen“         sche Mutation ebenfalls zu tragen. Daher      lappungen mit dem Marfan-Syndrom,
    Bauchaortenaneurysma gezeigt. Bildge-         wird für direkte Nachkommen und El-           aber auch mit dem Ehlers-Danlos-Syn-
    bende Kontrollen werden in Abhängigkeit       tern von betroffenen Patienten eine Scree-    drom Typ IV. Aufgrund der oftmals rasch
    vom Durchmesser des Bauchaortenaneu-          ning-Untersuchung empfohlen. Erhärtet         progredienten Aortenläsionen wird ein
    rysmas nach 3 Jahren (Durchmesser 30–         sich der Verdacht, sollten Patienten an ein   prophylaktischer Ersatz im Einzelfall be-
    39 mm), 2 Jahren (40–44 mm) bzw. jähr-        humangenetisches Zentrum zur Beratung         reits bei einem maximalen Durchmesser
    lich (>45 mm) empfohlen.                      überwiesen werden.                            der Aorta von mehr als 42 mm empfoh-
        Eine elektive Operation bzw. Aorten-          Das Marfan-Syndrom stellt die häu-        len; Daten für eine generelle Empfehlung
    stentgraftimplantation wird bei einem         figste genetisch bedingte Bindegewebser-      fehlen aber.
    maximalen Durchmesser des Bauch-              krankung dar, die zu einem/einer Aorten-          Das arterielle Tortuositätssyndrom ist
    aortenaneurysmas von mehr als 55 mm           aneurysma/-dissektion führen kann. Zu-        extrem selten und zeichnet sich durch Ge-
    bzw. bei einer dokumentierten Größen-         grunde liegt eine Mutation im FBN1-Gen,       fäßtortuositäten, Elongationen, Stenosen
    zunahme von mehr als 10 mm/Jahr oder          das für das Bindegewebsprotein Fibrillin      und Aneurysmen der großen bis mittle-
    bei symptomatischen Patienten empfoh-         1 kodiert.                                    ren Arterien aus. Es wird autosomal-re-
    len. Bei anatomischer Eignung wird die            Das Turner-Syndrom ist verursacht         zessiv vererbt. Es gibt typische Gesichts-
    minimal-invasive Aortenstentgraftim-          durch eine partielle oder komplette Mo-       anomalien und unterschiedliche Beteili-
    plantation als gleichberechtigt gegenüber     nosomie des X-Chromosoms (Karyotyp            gungen der Haut infolge der Störung im
    der konventionellen Operation angese-         45 X0). Etwa 75% der betroffenen Frau-        Bindegewebsstoffwechsel.
    hen (Empfehlung I, Evidenzgrad A). Bei        en weisen Anomalien im kardiovaskulä-             Das Aneurysmaosteoarthritissyndrom
    komplexer Anatomie, die einer endovas-        ren System vor. Bei etwa 12% besteht eine     ist eine relativ neue Form und betrifft et-
    kulären Behandlung nicht zugänglich ist,      Aortenisthmusstenose, bei 30% eine bis-       wa 2% aller Patienten mit familiärem tho-
    ist die Operation aber weiterhin Standard     kupide Aortenklappe mit Erweiterung der       rakalen Aortenaneurysma. Diese auto-
    der Behandlung. Bei komorbiden Patien-        Aortenwurzel bzw. der Aorta ascendens.        somal-dominant vererbte Erkrankung
    ten, die für eine offene Operation nicht in   Eine Aortendissektion tritt rund 100-mal      zeichnet sich durch das frühe Auftreten
    Frage kommen, kann die Aortenstentgraf-       häufiger bei Turner-Frauen als bei Nicht-     von Gelenkanomalien (Osteoathritis bzw.
    timplantation eine Option in der indivi-      betroffenen auf. Daher wird bei Hochrisi-     Osteochondrosis dissecans) und Aorten-
    duellen Therapieentscheidung darstellen       kopatientinnen (Aortendissektion bei Fa-      aneurysmen bzw. -dissektionen aus. Die
    (Empfehlung IIb, Evidenzgrad B).              milienangehörigen) eine MRT alle 1 bis        Erkrankung ist assoziiert mit einer Mu-
        Rund 50% der Patienten mit ruptu-         2 Jahre empfohlen.                            tation im SMAD-3-Gen. Hinsichtlich der
    riertem Bauchaortenaneurysma stellen              Das Ehlers-Danlos Syndrom (sog. Typ       Behandlung gibt es derzeit keine generel-
    sich mit der klassischen Trias (abdomi-       IV/vaskulärer Typ) ist eine seltene, auto-    len Empfehlungen; eine individuelle The-
    nelle Schmerzen, Hypotonie und pulsati-       somal-dominant vererbte Bindegewebser-        rapieentscheidung ist erforderlich.
    le abdominelle Raumforderung) vor. Bild-      krankung, die auf einer Mutation im sog.
    gebung der Wahl ist die notfallmäßige CT.     COL3A1-Gen basiert. Klinische Zeichen         Bikuspide Aortenklappe
    Die optimale Behandlungstrategie wird         sind eine dünne, durchscheinende Haut,
    derzeit in klinischen Studien untersucht.     ausgeprägte Hämatomneigung, typische          Die bikuspide Aortenklappe stellt mit
    Bei anatomischer Eignung sehen die Leit-      Gesichtsauffälligkeiten und vorzeitige        einer Prävalenz von etwa 1–2% aller Neu-
    linien die notfallmäßige endovaskuläre        Hautalterung. Häufige Komplikationen          geborenen den häufigsten angeborenen
    Versorgung als gleichberechtigt gegen-        sind spontane Rupturen der inneren Or-        „Herzfehler“ dar. Männer sind häufiger
    über der konventionellen offenen Opera-       gane und Gefäße. Arterien können auch         betroffen als Frauen (2:1–4:1). Ursache ist
    tion an (Empfehlung I, Evidenzgrad A).        ohne vorbestehende Erweiterung spon-          in der Mehrzahl der Fälle (>70%) eine Fu-
                                                  tan dissezieren und sind somit nicht vor-     sion von links- und rechtskoronarem Se-
    Genetische Erkrankungen                       hersagbar. Eine chirurgische Behandlung       gel, seltener eine Fusion von rechts- und
    mit Aortenbeteiligung                         ist aufgrund der Gewebsfragilität schwie-     nichtkoronarem Segel (10–20%) bzw. eine
                                                  rig. Daher ist eine individuelle Therapie-    Fusion von links- und rechtskoronarem
    Bei den meisten Patienten mit thorakalem      findung im multidisziplinären Team er-        Segel (5–10%). Die Fusion von links- und
    Aortenaneurysma liegt keine bekannte          forderlich.                                   rechtskoronarem Segel ist mit dem Auf-
    genetische Form der Erkrankung zugrun-            Das Loeys-Dietz-Syndrom wurde 2005        treten einer Aortenisthmusstenose asso-
    de. Dennoch besteht manchmal eine fa-         erstmals beschrieben und stellt eine auto-    ziiert.
    miliäre Häufung, sodass etwa 19% der di-      somal-dominante Erkrankung mit Muta-              Bei Patienten mit bikuspider Aorten-
    rekten Nachkommen ebenfalls ein thora-        tion im TGF („transforming growth fac-        klappe findet sich häufig eine Erweite-
    kales Aortenaneurysma haben.                  tor“)-β-Rezeptor Typ I oder II dar. Typi-     rung der Aorta ascendens von mehr als
       Bei Patienten mit thorakalem Aorten-       sche Zeichen sind Gefäßschlängelungen         40 mm. Interessanterweise ist die Loka-
    aneurysma sollte eine familiäre Form aus-     und Aneurysmabildungen im gesamten            lisation der Erweiterung (Aortenwurzel

938 |   Herz 8 · 2014
bzw. mittlere Aorta ascendens) abhängig        thode der Wahl dar. Ab einer 50%igen Lu-      Tumoren der Aorta
vom Typ der Fusion. Neben dieser Er-           menreduktion des Aortenisthmus im Ver-
weiterung der Aorta stellt die bikuspide       gleich zur diaphragmalen Aorta sollte eine    Primäre maligne Tumoren der Aorta sind
Aortenklappe einen eigenen Risikofak-          Stentimplantation bei hypertensiven Pa-       extrem selten. Angiosarkome können zu
tor für das Auftreten einer Aortendissek-      tienten unabhängig vom Druckgradien-          peripheren oder intestinalen Embolien
tion/-ruptur dar. Daher sollte bei allen Pa-   ten angestrebt werden.                        führen und sollten daher in die Differen-
tienten mit bikuspider Aortenklappe eine                                                     zialdiagnostik, insbesondere bei Patien-
echokardiographische Darstellung, bei          Atherosklerotische                            ten mit Embolien, aber nur milder Athe-
unzureichendem Schallfenster ggf. MRT          Aortenläsionen                                rosklerose, einbezogen werden. Die Pro-
bzw. CT, der Aortenwurzel und der Aor-                                                       gnose der Angiosarkome der Aorta ist
ta ascendens erfolgen. Die Messungen           Thrombembolien aus aortalen Plaques           mit einem mittleren Überleben von et-
der Aortendurchmesser müssen im Ver-           können zu Schlaganfall, Niereninfark-         wa 16 Monaten nach Diagnosestellung
lauf wiederholt werden, ab einem Durch-        ten oder peripheren Embolien führen.          schlecht.
messer von 45 mm in jährlichen Abstän-         Bei mehr als 20% der Patienten mit aku-
den. Ab einem Durchmesser von 50 mm            tem Schlaganfall finden sich fortgeschrit-    Chronische Aortendissektion
in der Echokardiographie ist eine Bestäti-     tene atheromatöse Läsionen im Aorten-
gung mittels CT oder MRT erforderlich.         bogen. Bei Patienten mit mobilen aorta-       Die Aortendissektion wird nach dem zeit-
    Bei Patienten mit bikuspider Aorten-       len Plaques werden sowohl Antikoagu-          lichen Einsetzen der initialen Beschwer-
klappe wird aufgrund der starken fami-         lanzien als auch Thrombozytenaggrega-         desymptomatik in 3 Phasen eingeteilt:
liären Assoziation ein Screening von Ver-      tionshemmer zur Rezidivprophylaxe ein-        1. akut (90 Tage).
mehr als 40 mm ist eine Betablockergabe        her ist eine individuelle Therapieentschei-
sinnvoll, auch wenn randomisierte Daten        dung notwendig. Eine prophylaktische          Zur chronischen Aortendissektion wer-
fehlen. Kraftübungen mit hoher isometri-       chirurgische Plaque-Exzision ist kontra-      den auch Patienten mit Zustand nach
scher Beanspruchung sollten vermieden          indiziert.                                    Ascendensersatz bei initialer Typ-A-Aor-
werden.                                                                                      tendissektion mit postoperativ persistie-
    Ein chirurgischer Ascendensersatz          Aortitis                                      render Dissektion des Aortenbogens oder
wird ab einem Durchmesser über 55 mm                                                         der Aorta descendens gezählt.
empfohlen, bei Vorliegen von Risikofak-        Nichtinfektiöse Vaskulitiden können zu            Zeichen einer chronischen Aortendis-
toren (Aortenisthmusstenose, Hyperto-          einer inflammatorischen Beteiligung der       sektion im CT sind eine verdickte, immo-
nie, Aortendissektion in der Familie) oder     Aortenwand führen. Die Aortitis wird in-      bile Dissektionsmembran, eine Throm-
einer dokumentierten Größenzunahme             besondere im Rahmen der Riesenzellar-         busformation im falschen Lumen sowie
von mehr als 3 mm/Jahr bereits ab einem        teriitis (auch Arteriitis temporalis) so-     ein Falschlumenaneurysma, das sich ty-
Durchmesser über 50 mm. Bei einem              wie der Takayashu-Arteriitis beobachtet,      pischerweise im distalen Aortenbogen
operativen Aortenklappenersatz sollte die      kann aber auch bei M. Behcet, Kawasa-         entwickelt. Die chronische Aortendis-
Aorta ascendens bei einem Durchmesser          ki-Syndrom, Reiter-Syndrom oder HLA-          sektion verläuft oftmals stabil. Kompli-
über 45 mm in selber Sitzung ersetzt wer-      B27-positiver Spondylarthrose (M. Bech-       kationen der chronischen Aortendissek-
den.                                           terew) auftreten.                             tion sind die aneurysmatische Degenera-
                                                   Kortikosteroide sind die Basis der The-   tion des falschen Lumens, eine chronische
Aortenisthmusstenose                           rapie, in einer initialen Dosierung von       Malperfusion der Organe bzw. der peri-
                                               0,5–1 mg/kg Körpergewicht. Die Behand-        pheren Arterien, persistierende/rekurren-
Die Prävalenz der Aortenisthmussteno-          lungsdauer beträgt etwa 1 bis 2 Jahre, wo-    te Schmerzen sowie die Ruptur.
se liegt bei etwa 3 pro 10.000 Neugebore-      bei die Dosis 2 bis 3 Monate nach Thera-          Bei asymptomatischen Patienten mit
nen. Klinische Zeichen sind die Hyperto-       piebeginn herabgesetzt wird. Etwa 50%         chronischer Dissektion der Aorta ascen-
nie der oberen Körperhälfte bei gleichzei-     der Patienten benötigen, trotz der langen     dens (Typ A) sollte ein elektiver Aorten-
tiger Hypotonie der unteren.                   Behandlungsdauer der Steroidgabe, eine        ersatz angestrebt werden. Bei Patienten
    Eine Behandlungsindikation besteht         zusätzliche Immunsuppression (Metho-          mit chronischer, unkomplizierter Typ-B-
bei Patienten mit einem Gradienten über        trexat, Azathioprin, TNF-α-Inhibitoren).      Aortendissektion wird primär konserva-
20 mmHg, unabhängig von der klinischen         Bei Stenosierungen, die bei der Takaya-       tiv unter regelmäßiger bildgebender und
Beschwerdesymptomatik, wenn gleich-            su-Arteriitis die supraaortalen Gefäßab-      klinischer Kontrolle verfahren. Sportar-
zeitig eine Hypertonie (>140/90 mmHg)          gänge betreffen, müssen ggf. revaskula-       ten mit starker isometrischer Kraftan-
der oberen Körperhälfte, eine Belastungs-      risierende Maßnahmen, optimalerweise          strengung bzw. Kontaktsportarten sollten
hypertonie oder eine linksventrikuläre         während einer Remissionsphase, durch-         vermieden werden. Der Blutdruck sollte
Hypertrophie besteht. Die Stentimplanta-       geführt werden.                               unter 130/80 mmHg eingestellt werden.
tion stellt heutzutage die Behandlungsme-                                                    Betablocker werden bei der Mehrzahl der

                                                                                                                        Herz 8 · 2014   | 939
Schwerpunkt

    Patienten eingesetzt. AT1-Blocker sollten       rurgie, sei es notfallmäßig bei aku-                    3. Bossone E, Suzuki T, Eagle KA, Weinsaft JW (2013)
                                                                                                               Diagnosis of acute aortic syndromes: imaging and
    bei Nichterreichen des Blutdruckziels als       ter Typ A-Aortendissektion oder aber                       beyond. Herz 38(3):269–276
    Kombinationspartner eingesetzt werden.          elektiv bei einem Aortenaneurysma,                      4. Sievers HH, Schmidtke C (2011) Diagnostic pa-
       Bei Patienten mit komplizierter chro-        üblicherweise ab einem Durchmesser                         thways and pitfalls in acute thoracic aortic dissec-
                                                                                                               tion: practical recommendations and an awaren-
    nischer Typ-B-Aortendissektion [Grö-            über 5,5 cm.                                               ess campaign. Herz 36(6):474–479
    ßenzunahme der thorakalen Aorta               F Bei bestimmten Risikokonstellationen                    5. Jánosi RA, Böse D, Konorza T et al (2011) Malperfu-
    >10 mm/Jahr, Falschlumenaneurysma               (z. B. Marfan-Syndrom, bikuspide Aor-                      sion in aortic dissection: diagnostic problems and
                                                                                                               therapeutic procedures. Herz 36(6):531–538
    >60 mm (gesamte Aorta), Malperfusi-             tenklappe, Aortendissektionen/-rup-                     6. Song JK (2011) Aortic intramural hematoma:
    onssyndrom oder rekurrenten Schmer-             turen in der Familie) kann eine Opera-                     aspects of pathogenesis 2011. Herz 36(6):488–497
    zen] besteht die Indikation zur Aorten-         tion aber bereits frühzeitiger, d. h. ab                7. Bischoff MS, Geisbüsch P, Peters AS et al (2011) Pe-
                                                                                                               netrating aortic ulcer: defining risks and therapeu-
    stentgraftimplantation bzw. Operation.          einem geringeren Durchmesser (z. B.                        tic strategies. Herz 36(6):498–504
    Das morphologische Ergebnis nach Aor-           >50 mm), indiziert sein.
    tenstentgraftimplantation (sog. aortales      F Bei Läsionen im Bereich der Aorta de-
    Remodelling) ist bei chronischer Aor-           scendens ist, neben der konservati-
    tendissektion allerdings schlechter als bei     ven Therapie, die endovaskuläre Aor-
    akuter Aortendissektion. Die offene Ope-        tenstentgraftimplantation, insbeson-
    ration der Aorta descendens ist ein maxi-       dere im Bereich der thorakalen Aorta,
    mal-invasiver Eingriff und birgt ein ent-       der offenen Chirurgie überlegen bzw.
    sprechend hohes Operationsrisiko.               beim infrarenalen Bauchaortenan-
                                                    eurysma, bei anatomischer Eignung,
    Kontrolluntersuchung nach                       gleichberechtigt.
    Aortenstentimplantation                       F Das Management von Patienten mit
                                                    Aortenerkrankungen infolge gene-
    Nach endovaskulärer Aortenstentgraft-           tisch determinierter Bindegewebs-
    implantation wird eine klinische Kon-           erkrankungen (z. B. Marfan, Loeys-
    trolluntersuchung einschließlich Bildge-        Dietz, Ehlers-Danlos) ist komplex und
    bung nach 1, 6 und 12 Monaten, danach           erfordert besondere multidisziplinäre
    in jährlichen Abständen empfohlen. Die          Expertise.
    CT ist dabei die Bildgebungsmodalität
    der Wahl. Bei jungen Patienten sollte auf-
    grund der repetitiven Strahlenexposition
                                                  Korrespondenzadresse
    die CT durch eine MRT ersetzt werden.         Prof. Dr. H. Eggebrecht
    Nach Bauchaorten-Stenting sollten Pa-         CCB – Cardioangiologisches Centrum Bethanien
    tienten jedes Jahr einer klinischen Kon-      und AGAPLESION Bethanien-Krankenhaus
    trolle unterzogen werden. Bei fehlendem       Im Prüfling 23, 60389 Frankfurt a. M.
                                                  h.eggebrecht@ccb.de
    Nachweis einer Endoleckage bzw. einer
    Erweiterung des Aneurysmasacks inner-
    halb des ersten Jahres kann der Abstand       Einhaltung ethischer Richtlinien
    der CT-Bildgebung auf 5 Jahre erweitert
    werden.                                       Interessenkonflikt. H. Eggebrecht gibt an, dass kein
                                                  Interessenkonflikt besteht.
    Fazit für die Praxis
                                                  Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen
                                                  oder Tieren.
    F Die kontrastverstärkte CT stellt die
      Bildgebungsmodalität der ersten
      Wahl bei Patienten mit Verdacht auf         Literatur
      Aortenerkrankungen dar; sie kann die
      Aorta als gesamtes Organ in einem           1. Erbel R, Aboyans V, Boileau C et al (2014) 2014 ESC
                                                     Guidelines on the diagnosis and treatment of aor-
      Untersuchungsgang darstellen.                  tic diseases: document covering acute and chro-
    F Bei hohem klinischen Verdacht auf              nic aortic diseases of the thoracic and abdomi-
      ein akutes Aortensyndrom aufgrund              nal aorta of the adult. The Task Force for the Dia-
                                                     gnosis and Treatment of Aortic Diseases of the
      von (Familien-)Anamnese und Be-                European Society of Cardiology (ESC). Eur Heart J
      schwerdesymptomatik sollte umge-               35(41):2873–2926
      hend eine CT durchgeführt werden.           2. Erbel R, Alfonso F, Boileau C et al (2001) Diagnosis
                                                     and management of aortic dissection. Eur Heart J
    F Pathologien im Bereich der Aorta               22(18):1642–1681
      ascendens sind eine Domäne der Chi-

940 |   Herz 8 · 2014
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