Die Auferstehung MITTWOCH, 5. JUNI 2019 - 20:15 Uhr - Presseportal
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Die Auferstehung Sechs Familienmitglieder und ein Todesfall: Ein Geschwisterquartett samt Anhang versucht sich zusammenzuraufen, um das Erbe zu retten Papa ist tot. Seit Jahren wollte er mit seinen Kindern Zwischen Mitte 50 und Mitte 60 haben sie ihr Leben in nichts mehr zu tun haben, weil sie mit seiner Lebensfüh- Abgrenzung zur strebsamen Elterngeneration geführt. rung nicht einverstanden waren. Jetzt alarmiert Toch- Nun könnten sie einen Erbteil gut gebrauchen. So be- ter Linda die drei Brüder Joschi, Jakob und Uli, und alle ginnt eine intensive Suche nach dem Testament, um es versammeln sich samt Ehepartnern Fred und Franziska gegebenenfalls gleich wieder verschwinden zu lassen. am Totenbett, das in diesem Fall ein neues rotes Sofa Doch die sechs müssen auf den Anwalt warten, ausge- mitten im Wohnzimmer des Elternhauses ist. Der Vater, rechnet Max „das Schwein“, dem die gesamte Schar seit früher Chefarzt, seit Jahren verwitwet und zuletzt an Jahrzehnten grollt. Die erzwungene Wartezeit in Gesell- Parkinson leidend, hatte eine überbordende Altersvirili- schaft der väterlichen Leiche presst aus den Geschwis- tät entwickelt, in der seine Pflegerin eine nicht geringe tern mehr von ihren Lebensgeschichten heraus, als Rolle spielte. „Die ungarische Hure“ wird die Frau in Pa- diese eigentlich preisgeben wollen. Als „das Schwein“ pas Leben deshalb von den Geschwistern genannt, die endlich eintrifft, sind die Geschwister schon ziemlich befürchten, dass ihr Erbe an diese Frau gehen könnte. zermürbt und Max obenauf. Zeit für den Showdown ... Leslie Malton, Joachim Król, Dominic Raacke und Michael Rotschopf, Herbert Knaup und Brigitte Zeh sind die Pro- tagonisten im Kammerspiel „Die Auferstehung“, in dem vier Geschwister samt Anhang am Totenbett des Vaters zusammenkommen, weil sie um ihr Erbe fürchten. Eine Nacht, in der die mühsam gehüteten Lebensentwürfe dieser Post-68er Generation zerbröseln, deren Lebensvorstellung sich vom Clinch mit der Realität nie wirklich er- holt hat. Karl Heinz Käfer schrieb das Drehbuch zu „Die Auferstehung“ nach dem Roman von Karl-Heinz Ott, Niki Stein inszenierte den Film, der eine Prüfung für die Figuren, aber ein Fest für die Schauspieler ist.
BESETZUNG STAB Linda Leslie Malton Regie Niki Stein Fred Herbert Knaup Drehbuch Karl Heinz Käfer Joschi Joachim Król nach dem Roman von Karl-Heinz Ott Jakob Dominic Raacke Kamera Michael Schreitel Franziska Brigitte Zeh Schnitt Julia Karg Uli Michael Rotschopf Musik Jacki Engelken Max Mathieu Carrière Szenenbild Benedikt Herforth Anna Tatiana Nekrasov Kostümbild Susanne Fiedler Papa Peter Maertens Produzent Ernst Ludwig Ganzert Redaktion Brigitte Dithard Eine Produktion der Eikon Media GmbH im Auftrag des SWR
GESPRÄCH MIT REGISSEUR NIKI STEIN Als der zugrundeliegende Roman erschien, dachte wunderbare britische Prise »schwarzer Humor« dazu, die Produzent Ernst-Ludwig Ganzert sofort an eine Ver- bei deutschen Komödien sehr selten ist. filmung und auch in Rezensionen war schon davon die Rede. Was ist für Sie der Reiz der Konstellation von »Die Auferstehung« ist eine Familiengeschichte, die »Die Auferstehung«? auch ein Blick auf eine bestimmte Generation von Bürgerkindern ist. Was verbinden Sie selbst mit dieser Der Grundkonflikt ist geradezu allgemeingültig: Jeder Generation, deren Haltungen man als Post-68-er be- kennt das, das Streiten um das Erbe, die Missgunst, wenn zeichnen könnte? auf einmal eine außerfamiliäre Person in den letzten Jahren, Monaten des Erblassers eine emotionale Rolle ge- Es ist meine Generation. Und auch ich habe drei Ge- spielt hat. Im Moment unseres Dramas ist das ja noch al- schwister, nur waren meine Eltern so klug, uns nichts zu les Spekulation der Angehörigen, in Abwesenheit der Be- vererben. Karl-Heinz Ott und dem Drehbuchautor Karl argwöhnten ... Und besonders schön ist, Sie erlauben mir Heinz Käfer ist ein wunderbarer Blick auf diese Generati- diese Geschmacklosigkeit, dass der Autor Karl-Heinz Ott on gelungen, die sich irgendwie Zeit ihres Lebens an ihren die Leiche des Vaters »noch nicht hat kalt werden lassen«! Eltern abgearbeitet hat. - Selbst angesichts des Todes der Sie liegt allgegenwärtig im Wohnzimmer, während sich Eltern benehmen sie sich noch, wie Kinder. – Alles kommt die Kinder schon um sein Fell streiten. – Da kommt so eine wieder hoch, herrlich, man kennt das!
Beim Erben geht es häufig gar nicht ums Materielle, son- Arbeiten mit den Schauspielern voraus, fast wie bei einer dern um Liebesbeweis, um Anerkennung, um verletzte Theaterinszenierung. Vor einigen Jahren habe ich schon Gefühle. Wie steht es damit in »Die Auferstehung«? einmal eine ähnliche Versuchsanordnung gehabt, bei Natürlich sind das Ersatzhandlungen: Da werden Dinge meinem Kammerspiel »Die Konferenz« (2004). Damals geklärt, brechen Konflikte offen aus, die noch keinen Ka- saßen die zehn Protagonisten alle um einen Tisch, was es nal fanden, solange die Eltern lebten. Und natürlich geht nicht unbedingt einfacher machte. Diesmal bewegen sie es der von Leslie Malton mit Furor gespielten Tochter nicht sich frei im Haus und um den toten Vater herum. Wir ha- um das Erbe. Sie fühlt sich zurückgesetzt vom Vater, des- ben vieles »gemastert«, das heißt, ohne Schnitt gedreht, sen »Prinzessin« sie all die Jahre war, und der in seinen aus vielen Perspektiven. Dass ich das mit einem der bes- letzten Jahren seine Gunst unvermittelt einer anderen zu ten Kameramännern, die wir haben, Michael Schreitel, Teil werden lässt. machen konnte, war mehr als hilfreich. Er hat auch das Lichtkonzept erarbeitet, das mir größtmögliche Freihei- Ein Kammerspiel mit zeitlicher und räumlicher Beschrän- ten beim Inszenieren gab. Und ganz wichtig war, dass ich kung und ständig sechs Protagonisten am Set – wie sind das ganze mit einer herausragenden Cutterin, Julia Karg Sie und Ihr Kameramann darangegangen? (»Bad Banks«) montiert habe! Genau aus diesem Grund habe ich mich so um den Stoff gerissen, und Gott sei Dank haben Sender und Produzent mein Flehen erhört: Ich liebe das. Es setzt ein intensives
Was war wichtig bei der Zusammenstellung des En- sembles? Der Produzent Ernst Ludwig Ganzert und ich waren uns schnell einig, dass wir da großartige Schauspieler brau- chen, die ihren Figuren eigene Konturen geben, auch beim Publikum durchaus beliebte. Natürlich habe ich mit jedem vorher gesprochen, ihnen Rollenbeschreibungen in die Hand gegeben, wie ich das immer tue. Aber ich war dann doch noch einmal begeistert, als ich gesehen habe, wie Leslie Molton, Joachim Krôl, Herbert Knaup, Dominc Raacke, Michael Rotschopf, Brigitte Zeh und nicht zuletzt Mathieu Carrière das machen. – Ein großes Geschenk. Und man sieht hoffentlich, dass auch die Schauspieler Spaß an ihrer Arbeit hatten. Der Film hat übrigens zwei stille Stars, die, »aus der zweiten Reihe« kommend, enor- men Eindruck hinterlassen: Tatiana Nekrasov und der großartige Peter Maertens.
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