Die Staufer und Italien - Drei Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim 9. 9. 2010 2. 2011

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Die Staufer und Italien - Drei Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim 9. 9. 2010 2. 2011
Die Staufer und Italien
Drei Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa
Reiss-Engelhorn-Museen
Mannheim
9. 9. 2010 - 20. 2. 2011
                            Vom 19. September 2010 bis 20.
                            Februar 2011 widmen die Reiss-
                            Engelhorn-Museen in Mannheim dem
                            bedeutendsten Herrschergeschlecht
                            des hohen Mittelalters die große
                            Geschichtsschau „Die Staufer und
                            Italien – Drei Innovationsregionen im
                            mittelalterlichen Europa“ und nehmen
                            damit bedeutende Zentrallandschaften
                            staufischer Herrschaft, die Rhein-
                            Main-Neckar-Region, Oberitalien und
                            Süditalien, näher in den Blick.
                            Die Ausstellung präsentiert die von
                            diesen historischen Regionen aus-
                            gehenden, epochemachenden
                            Errungenschaften in den Bereichen
                            Kunst, Kultur, Wissenschaft, Recht,
                            Wirtschaft und Religion. Mit bedeu-
                            tenden Kunstwerken, von denen viele
                            noch nie in Deutschland ausgestellt
                            waren, wird in Mannheim an die Kunst
                            und Kultur der Stauferzeit und an die
                            Vernetzungen mit Italien erinnert.
                            Im „staufischen Jahrhundert“, zwischen
                            1138 und 1268, vollzogen sich in ganz
                            Europa weitgreifende Veränderungs-
                            und Umschichtungsprozesse, die zu
                            einem gewandelten Weltbild führten:
                            Neue künstlerische Aktivitäten und
                            Ausdrucksformen entwickelten sich,
                            eine blühende Wissenskultur entstand,
                            höfisches Leben entfaltete sich in un-
                            geahnter Pracht und Größe, kirchliche
                            Strukturen wurden erneuert. Radikal

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Die Staufer und Italien - Drei Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim 9. 9. 2010 2. 2011
veränderten sich auch die wirtschaft-           Reiss-Engelhorn-Museen, Zeughaus,
lichen Bedingungen. Die neun staufi-            C5, 68159 Mannheim
schen Herrscher Konrad III., Friedrich
                                                Infohotline: +49(0)621-293.3150 / Fax:
Barbarossa, Philipp von Schwaben,
                                                +49-(0)621-293.9539
Friedrich II., Heinrich VI., Heinrich (VII.),
Konrad IV., Konradin und Manfred, hat-          reiss-engelhorn-museen@mannheim.
ten hieran maßgeblichen Anteil.                 de - www.staufer2010.de
Begleitend zur Ausstellung feiern
41 historische Stätten in Baden-
Württemberg, Rheinland- Pfalz,                  Augustalis Kaiser Friedrichs II.
Hessen, Bayern und dem Elsass das
                                                Messina, nach 1231. Gold; Gewicht: 5,27 g /
Stauferjahr 2010 und laden dazu ein,
                                                Durchmesser: 20 mm
die Geschichte der Staufer vor Ort wie-
derzuentdecken.                                 Vs. IMP(ERATOR) ROM(ANORVM) CESAR
                                                AVG(VSTVS).– Rs. + FRIDERICVS
Öffnungszeiten der Ausstellung „Die             Berlin, Staatliche Museen zu Berlin,
Staufer und Italien“ in Mannheim:               Münzkabinett, 1861. Friedländer, Objektnr.
19.09.2010 – 20.02.2011, täg-                                18218875
lich (Mo – So, auch an
                                                                    © Berlin, Staatliche
Feiertagen, außer
                                                                       Museen zu Berlin
24. und 31.                                                               – Preußischer
12.) 11 –                                                                    Kulturbesitz,
18 Uhr                                                                          Münzkabinett,
                                                                                 Fotograf:
                                                                                   Reinhard
                                                                                    Saczewski

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Rundgang durch die                         I. Auftakt: Staufermythen
Ausstellung                                Am Anfang des Ausstellungsrundgangs,
Auf insgesamt drei Stockwerken ent-        der sich in insgesamt sechs Themen-
faltet sich dem Ausstellungsbesucher       abschnitte gliedert, stehen die „Stau-
die Welt der Stauferzeit. Die Ausstel-     fermythen“. Das Erbe der Staufer in
lungsmacher entführen ihn auf eine         unserer heutigen Zeit spielt hier eine
spannende Zeitreise in die europäische     wichtige Rolle. Schlaglichtartig wer-
Vergangenheit. Dabei begegnet er an-       den die geläufigsten Mythen und
hand kostbarer Exponate den kulturel-      Meistererzählungen um die bekann-
len Errungenschaften, die während der      teste Herrscherfamilie des Mittelalters
staufischen Herrschaft die europäische     beleuchtet. Dazu zählen der schla-
Gesellschaft prägten. Im Mittelpunkt       fende Barbarossa im Kyffhäuser
stehen die drei Regionen Rhein-Main-       ebenso wie die Verherrlichung des
Neckar-Gebiet, Oberitalien und Sizilien,   Jünglings aus Apulien, Friedrich II. Die
die sogenannten Innovationsregionen        Bandbreite erstreckt sich von nationalen
im mittelalterlichen Europa. Hier fanden   Instrumentalisierungen der letzten bei-
wesentliche gesellschaftliche und kultu-   den Jahrhunderte in Deutschland wie in
relle Entwicklungen statt, die weit über   Italien hin zu populären Aufarbeitungen,
die Regionen hinausweisen und die          wie sie den erfolgreichen Ausstellungen
abendländische Epoche des 12. und
13. Jahrhunderts prägen sollten.           Barbarossa am Kyffhäuserdenkmal. Bild:
                                           Wikimedia Commons/IjonTichy

                                                                                    5
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zu diesem Thema (1977 in Stuttgart,     Königreichs Jerusalem bisweilen wei-
1995/1996 in Bari und Rom und           te Teile des christlichen Abendlandes.
Palermo) geboten wurden.                Dieser Themeneinheit spürt den
                                        Wurzeln der Familie nach, deren
                                        Ursprünge im Dunkeln liegen. Anhand
II. Die Staufer: Aufstieg einer Familie von Siegelbildnissen wird der Aufstieg in
                                        den höchsten Rang des Reiches nach-
Die neun staufischen Herrscher von      gezeichnet. Ambitioniertes Auftreten,
Konrad III. (1138-1152) bis Konradin    politisches Durchsetzungsvermögen
(1262-1268) prägten die europäische     und historisches Legitimationsbedürfnis
Geschichte des Hochmittelalters ent-    fanden ihren Ausdruck in zahlreichen
scheidend. Eingesetzt als schwäbi-      zeitgenössischen Text- und Bildquellen,
sche Herzöge, gewählt zu römischen      so zum Beispiel in der Weingartener
Königen und erhoben in den Rang römi- Welfenchronik, die ein facettenreiches
scher Kaiser standen die Staufer an der Bild der staufischen Familie und ihrer
Spitze der mittelalterlichen Hierarchie Mitglieder zeichnen. Eine Inszenierung
und regierten darüber hinaus auch als   der Grabmalanlage von Palermo lei-
normannische Könige und Erben des       tet als Schlusspunkt dieser Abteilung
                                                     über zur nächsten Sequenz
                                                     „Italien: Vorbild und
                                                     Faszination“.

                                                     III. Italien: Vorbild und
                                                     Faszination
                                                     Eine der spannendsten
                                                     Fragen früh- und hochmit-
                                                     telalterlicher Herrschaft ist
                                                     die nach der Bedeutung
                                                     Roms. Seit Karl dem
                                                     Großen sind Romzüge zur
                                                     Kaiserkrönung nicht aus
                                                     dem Herrschaftsverständnis
                                                     mittelalterlicher Herrscher
                                                     wegzudenken. Daher ge-
                                                     wann Italien zunehmend
                                                     an Bedeutung für die nach-
                                                     folgenden Herrscher bis
                                                     hin zu den Staufern – für

                                                     Friedrich I. Barbarossa als
                                                     Kreuzfahrer; Miniatur aus einer
                                                     Handschrift von 1188, Biblioteca
                                                     Apostolica Vaticana, Rom

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ren Herrschaftszeichen sowie Bau- und
                                  Kunstwerke der Antike in den Blick. Die
                                  Ausstellung wird diese beiden Facetten
                                  exemplarisch aufzeigen: Übersichten
                                  zu Aufenthalten und Residenzorten der
                                  Staufer in Italien, Herrschaftszeichen
                                  wie Augustalen stehen neben der
                                  Herrscherreihe, in der ein Anschluss
                                  an Augustus gesucht wird. Außerdem
                                  werden höfische Sammlungen kost-
                                  barer Dinge, die nach antikem Vorbild
                                  gefertigt wurden, gezeigt. Dazu
                                  gehören beispielsweise kostbare
                                  Gemmensammlungen.

Jupiter oder Silvanus, Capua,
1234 –1239
Kalkstein, H: 78 cm. Capua,
Museo Campano di Capua, Inv.-
Nr. 4p © Capua, Museo Campano
di Capua, Inv.-Nr. 4p, Foto:
Beniamino Ricci

manche Regenten wurde die
Herrschaft in Italien sogar
wichtiger, als die Geschicke
des Reiches nördlich der
Alpen zu lenken. Mit Rom
rückten antike Regenten als
Vorbilder und mit ihnen de-

Bärengruppe. Worms, Dom
St. Peter, um 1150 (Abguss:
Hamm, 2009). Gips nach rotem
Sandsteinoriginal; H: 91 cm .
Worms, Dompfarramt St.
Peter zu Worms, o. Inv.-Nr. ©
Dompfarramt St. Peter zu Worms,
Foto: Jean Christen

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IV. Beschleunigung: Drei                     Ausstellung, der „Thronende König“ aus
Kraftregionen in Stauferreich                dem New Yorker Metropolitan Museum.
                                             Ursprünglich stand die Steinskulptur
Innerhalb des weiträumigen Herr-
                                             wohl in Italien. Wissenschaftler vermu-
schaftsbereiches der Staufer lassen
                                             ten, dass sie ursprünglich in der Nähe
sich bestimmte regionale Schwerpunkte
                                             eines öffentlichen Gebäudes, beispiels-
erkennen. Bischofsstädte, Pfalzen und
                                             weise einem Stadttor oder Gerichtshof,
Kastelle waren wichtige materielle und
                                             aufgestellt wurde.
personelle Stützen der hochmittelalter-
lichen Politik und ihr Stellenwert für die
Herrschaftspraxis wurde bereits von
                                             V. Gelebte Vielfalt
den Zeitgenossen erkannt. Regionen
an Rhein-Main- Neckar, am Po und             Die Begegnung mit vergangenen
das Königreich Sizilien mit Apulien          Lebenswelten prägt den weiteren
und Kalabrien lassen sich auch als           Verlauf des Ausstellungsrundgangs.
Kernregionen staufischer Herrschaft          Als Herrscher über weite Teile Mittel-
bezeichnen. Einzelne Orte, wie Mainz         und Südeuropas regierten die staufi-
und Wimpfen, Mailand oder Palermo            schen Könige und Kaiser zweifelsoh-
wurden zu Schauplätzen glänzen-              ne eine hohe Bevölkerungszahl und
der Hoffeste und Hoftage oder zum            vereinten eine Vielzahl unterschied-
erbitterten Gegner in kriegerischen          lichster Lebensordnungen unter ih-
Auseinandersetzungen, aber auch zum          rer herrschenden Hand. Ungleiche
Hort des Wissens und Zentrum künstle-        Voraussetzungen führten nördlich wie
rischer Aktivität.                           südlich der Alpen zu verschiedenen
                                             Ausprägungen der Lebensverhältnisse.
Der Austellungsbesucher „durchwan-
                                             Die nun folgende Themeneinheit
dert“ im Folgenden die drei Regionen
                                             „Gelebte Vielfalt“ hat es sich zum Ziel
von Nord nach Süd. Symbolischen
                                             gesetzt, diese Lebenswelten historisch
Eingang in jede Region bietet jeweils
                                             erfahrbar zu machen und miteinander
eine inszenierte Toranlage als Sinnbild
                                             zu vergleichen.
vergangener Toranlagen aus der jewei-
ligen Region. Unter den hier präsentier-     Wie hat man sich die mittelalterli-
ten architektonischen Kunstschätzen          che Lebenswelt vorzustellen? Die
befindet sich auch das eindrucksvolle        Sachkultur des Mittelalters bietet vie-
Ensemble der Brückenfiguren aus              le Hinweise, den „Alltag“ des 12. und
Capua. Die Geschichte ausgewähl-             13. Jahrhunderts wieder erstehen zu
ter Orte entfaltet sich dem Besucher         lassen. Archäologische Befunde do-
in dieser Themeneinheit auf einzig-          kumentieren die Wohn- und Esskultur
artig erlebbare Weise: Neuartige             und geben spannende Einblicke in die
Filminszenierungen erwecken die mit-         Lebensverhältnisse eines Wohnhauses
telalterlichen Städte Worms, Mailand         in der Rhein-Main- Neckar-Region
und Palermo anhand detailreicher             oder eines königlichen Kastells in
Rekonstruktionen erstmalig zum Leben.        Süditalien. Erhaltene Inschriften
In diesem Ausstellungsbereich erwar-         und Schriftzeugnisse berichten vom
tet den Besucher das Titelmotiv der          Nebeneinander unterschiedlichster

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Die Staufer und Italien - Drei Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim 9. 9. 2010 2. 2011
Bevölkerungsgruppen multiethni-             stehen daher auch im Mittelpunkt des
scher Prägung, die in einer städti-         Interesses dieser Abteilung, die frühe
schen Gemeinschaft ein friedliches          mittelhochdeutsche Dichtung und adeli-
Auskommen miteinander suchten, wie          ge Repräsentationsobjekte zeigt.
beispielsweise die Araber in Messina,
die jüdischen Gemeinschaften in Parma
oder in den rheinischen Bischofsstädten     VI. Verwandlungen des Stauferreichs
Worms und Speyer. Schriftliche und
künstlerische Zeugnisse ermöglichen         Der nun folgende Themenbereich
interessante Einsichten in Denkweise        „Verwandlungen des Stauferreichs“
und Mentalität der Menschen unter-          will Aspekte des Wandels, wie ein
schiedlichen Standes. Wissensstand          verändertes Herrschaftsverständnis,
und Wissensvermittlung der Menschen         die neuen kirchlichen Strukturen und
des Hochmittelalters werden exempla-        Heiligkeitsideale, die aufblühende
risch an den Schriften der Hildegard        Wissenskultur und der Aufstieg der
von Bingen nachvollziehbar. Das stau-       Universitäten, die gesellschaftlichen
fische Jahrhundert gilt als Hochblüte       Umbrüche, die neuen künstlerischen
der höfisch-ritterlichen Kultur. Jagd und   Aktivitäten und die veränderten wirt-
Minne als Formen adeligen Zeitvertreibs     schaftlichen Bedingungen in ihren

                                                                   Emailplatte mit
                                                                   Krönung Rogers II.
                                                                   Süditalien, zweites
                                                                   Viertel 12. Jh.
                                                                  Email; H: 44 cm /
                                                                  B: 21,2 cm
                                                                  Bari, Museo del-
                                                                  la Basilica di San
                                                                  Nicola
                                                                  © Bari, Museo del-
                                                                  la Basilica di San
                                                                  Nicola , Foto: Beppe
                                                                  Gernone

                                                                                         9
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Grundlagen und Auswirkungen für die        Neue Ordnung
drei ausgewählten Regionen untersu-
                                           Die größte gesellschaftliche
chen. Die Frage nach dem Wandel der
                                           Veränderung lag in der Entstehung der
Welt in den drei Regionen steht jetzt im
                                           städtischen Kultur, die an Rhein, Main
Mittelpunkt.
                                           und Neckar um 1190 fassbar wird, in
                                           Oberitalien bereits zuvor. In Oberitalien
Neue Herrschaft
                                           lag mit Mailand, das zum Jahr 1285
Als Kaiser und König von Sizilien          200 000 Einwohner zählte, die Stadt
erhebt Friedrich II. ganz neue             mit der höchsten Einwohnerzahl.
Herrschaftsansprüche, die in einem         Kommunen dieser Größenordnung
neuen Gesetzeswerk (Liber Augustalis)      konnten nur durch eine wohl durch-
und neuen Herrschafts-zeichen sicht-       dachte und organisierte schriftliche
baren Ausdruck finden. Der speziell für    Verwaltung gesteuert werden. Welch
die Ausstellung restaurierte sogenannte    hoch entwickelte Verwaltungs-
Mantel Karls des Großen, den Friedrich     instrumentaria in Oberitalien damals
II. anlässlich seiner Krönung getragen     entstanden, zeigt die Ausstellung
hat, ist hier ausgestellt und sicherlich   anhand früher Verwaltungscodices
eines der Glanzstücke der Schau.           auf. Sozialer und wirtschaftlicher
                                           Wandel riefen die Entstehung neu-
                                                 er Frömmigkeitsbewegungen,
                                                     wie den Bettelorden der
                                                        Franziskaner, hervor. Die
                                                          heilige Elisabeth von
                                                            Thüringen gilt als
                                                              Vorreiterin dieser
                                                                Armutsbewegung
                                                                 im Reich nördlich

                                                                   Türzieher. Bad
                                                                  Wimpfen im Tal, zwei-
                                                                 te Hälfte 13. Jh.
                                                               Bronze; Durch-
                                                              messer: 16,6 cm / T: 6,8
                                                            cm. Hamburg, Museum
                                                          für Kunst und Gewerbe
                                                       Hamburg,
                                                      © Hamburg, Museum für Kunst
                                                      und Gewerbe

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der Alpen. Ihr Gewand, das in diesem      Rhein-Main-Neckar-Region und wich-
Ausstellungsbereich zu sehen ist, wur-    tigen europäischen Messeplatz. Der
de in der Rhein- Main-Neckar Region       Aufbau weiter Handelssysteme wur-
früh als Reliquie verehrt.                de durch ausgedehnte Geldwirtschaft
                                          gefördert. Messeprivilegien und
Neues Wissen
                                          Handelprodukte aus dieser Zeit, sind
Das stauferzeitliche Italien ist der Ort  bis heute erhalten geblieben und ver-
epochemachender Neuerungen im             deutlichen in der Ausstellung die her-
Bereich der Wissenskultur. Das führen- ausragende Rolle Frankfurts. Aus den
de Zentrum medizinischen Wissens lag gesellschaftlichen, wirtschaftlichen
im Königreich Sizilien, in Salerno. Die   und religiösen Wandlungsprozessen
medizinische Ausbildung an diesem         resultierten neue Bedingungen der
Zentrum erfuhr durch Kaiser Friedrich II. Kunst, deren Veränderungen wie neue
(1212-1250) Unterstützung, während im Materialien, eine neue Situation in den
Rechtswesen sich Bologna bereits un-      Werkstätten, eine neue soziale Stellung
ter Friedrich Barbarossa (1152-1190) zu der Künstler und in ihrer Folge z.B. der
dem Ort entwickelte, der Studenten aus Künstlersignatur oder ein neuer Umlauf
ganz Europa anzog.                        der Artefakte mit Exponaten aus den
                                          drei Regionen vorgestellt werden.
Nicht zufällig ist mit Bologna die
Gründung der ersten Universität zu        Am Ende des Rundgangs – wie auch
verbinden. Die Innovationen des 13.       der staufischen Geschichte – steht
Jahrhunderts schlechthin gehen jedoch Karl von Anjou (1226 – 1285), der
auf den Kreis der Gelehrten am Hofe       der französischen Herrscherdynastie
Friedrichs II. wie den Herrscher selbst   der Kapetinger entstammte. Der
zurück. Die prächtig ausgestatteten       Ausstellungsbesucher begegnet ei-
Wissenschaftscodices spielen in die-      ner imposanten Steinskulptur, die
sem Ausstellungsbereich eine zentrale     Karl von Anjou als Garant für Recht
Rolle.                                    und Frieden darstellt. Karl von Anjou
                                          besiegte Manfred von Sizilien, den
Neuer Glanz                               Sohn Friedrichs II., in der Schlacht bei
Eng verbunden mit der Bildung kom-        Benevent und ließ den letzten Staufer
munaler Zentren war die wirtschaftliche in männlicher Abstammung, den erst
Entwicklung der einzelnen Regionen.       sechzehnjährigen Konradin, 1268
Unter herrschaftlichem Schutz der         öffentlich hinrichten. Damit fand die
Staufer entwickelte sich Frankfurt        staufische Herrschaft, die im Heiligen
zum führenden Handelszentrum der          Römischen Reich schon zuvor unterge-
                                          gangen war, auch in Sizilien ein Ende.

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                                                                                11
Die Staufer und Italien - Drei Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim 9. 9. 2010 2. 2011
Höhepunkte der Ausstellung                 des hohen Ranges die Reste eines
                                           Zepters in der linken Hand. Die inzwi-
Thronender König aus New York              schen beschädigte rechte Hand war
Erstmals überhaupt in einer europä-        vermutlich in mahnender Geste erho-
ischen Ausstellung wird die berühmte       ben. Kein konkreter Herrscher sollte
Skulptur des Thronenden Königs aus         mit der Skulptur abgebildet werden.
New York gezeigt. Das Bild der fast le-    Vielmehr ging es dem Künstler um eine
bensgroßen, steinernen Sitzfigur aus       Darstellung der Idee von Königtum
der Stauferzeit ziert als Hauptmotiv das   und Gerechtigkeit, um ein Idealbild von
Ausstellungsplakat und den Katalog.        Herrschaft. Für die Wissenschaftler
                                           stellt sich deshalb bis heute die span-
Das in Norditalien zwischen 1230           nende Frage, wer die Skulptur aufge-
und 1235 entstandene Kunstwerk             stellt hat, die in Oberitalien vermutlich
war Anfang des 20. Jahrhunderts            an einem öffentlichen Gebäude, etwa
über den Kunsthandel in die USA            einem Stadttor oder einem Gerichtshof
gekommen, wo es seither zu den             angebracht war.
Schätzen des Metropolitan Museums
zählt. Monumentale dreidimensio-           Krönungsmantel Kaiser Friedrichs II.
nale Steindarstellungen thronender         (sog. Mantel Karls des Großen)
Könige waren im hohen Mittelalter äu-      Unmittelbar in Verbindung mit Kaiser
ßerst selten. Die aus einem einzigen       Friedrich II. steht der prachtvolle
Steinblock gehauene, kunstvoll gear-       Herrschermantel, der im Kirchenschatz
beitete Herrscherfigur hält als Zeichen    der Metzer Kathedrale als „sogenann-

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ter „Mantel Karls des Großen“ bewahrt
wird und ausnahmsweise in einer
Ausstellung in Deutschland präsentiert
werden kann. Der Mantel ist in den
staufischen Hofwerkstätten auf Sizilien
entstanden und wurde vermutlich ex-
tra zur Königskrönung 1215 in Aachen
oder zur anschließenden Kaiserkrönung
in Rom 1220 für Friedrich II. angefer-
tigt. Auf dem Seidenmantel sind in
Goldstickerei als Herrschaftssymbol
Adler dargestellt, zu deren Füßen,
als Zeichen der Unterwerfung,
Schlangen liegen. Da sich in
der Stauferzeit der             Titel
„Heiliges Römisches
Reich“ für das
Herrschaftsgebiet
durchsetzt, tragen die
Adler, als Symboltier
des Reiches,
Heiligenscheine.
In den Besitz der
Metzer Kathedrale
kam der Mantel ver-
mutlich als Geschenk
des Kaisers an den
Bischof von Speyer
und Metz,
Konrad von
Scharfenberg.
In Metz wurde
der Mantel wohl
im 16. Jahrhundert zu einem liturgi-      Thronender König. Norditalien (Veneto?),
schen Gewand umgearbeitet.                ca. 1230 –1235. Stein (Pietra d’Aurisina);
                                          H: 109,2 cm. New York, The Metropolitan
Dass der Krönungsmantel den Metzer        Museum of Art, Inv.-Nr. 22.31.2 (Mrs. Stephen
Kirchenschatz verlassen konnte, ist       V. Harkness Fund) © 2004 The Metropolitan
eine Ausnahme, da er im Vorfeld           Museum of Art
der Staufer-Ausstellung in den
Forschungsstellen und Texilwerkstätten
der Reiss-Engelhorn-Museen restaura-
torisch aufgearbeitet wurde.

                                                                                     13
Krönungsmantel Friedrichs II., luviale,
 sog. Mantel Karls des Großen. Mantel:
 Sizilien, Anfang 13. Jh.; Schild und Stab:
 Niederrhein, 16. Jh.;
 Grundgewebe: Seide, Seiden- und
 Goldstickerei in Anlegetechnik; Schild
 und Stab: Seiden- und Metallstickerei in
 Anlegetechnik, Flach- und Reliefstickerei;
 L: 304 cm (gerade Kante) / H: 142 cm
 Metz, Conseil de fabrique de la cathédrale
 de Metz, Trésor de la Cathédrale Saint-
 Etienne de Metz, CI. M.H. 20 mai 1975. ©
 Foto: Jean Christen, rem

 Kaiser Friedrich Barbarossa zwischen
 seinen Söhnen. Darstellung aus der
 Weingartener Welfenchronik. Weingarten,
 zwischen 1185 – 1191. Pergament; 152
 Bll.; farbig lavierte Federzeichnung;
 Buchmalerei in Deckfarben; H: 32,4 cm /
 B: 22 cm
 Bildnachweis: Fulda, Hochschule Fulda,
 Hochschul- und Landesbibliothek, Cod. D
 11, fol. 13v-14r

14
Weingartener Welfenchronik                Barbarossakopf aus Cappenberg
Mit der Welfenchronik aus der             Als einzigartiges Denkmal sei-
Hochschul- und Landesbibliothek           ner Zeit repräsentiert der
Fulda wird eine der berühmtesten          Cappenberger Barbarossakopf
Handschriften der Stauferzeit überhaupt   die Herrscherpersönlichkeit Kaiser
in der Ausstellung gezeigt. In dem        Friedrichs I. Barbarossa. Die kost-
Codex aus dem Kloster Weingarten ste-     bare Goldschmiedearbeit aus dem
hen sich eine Stammtafel der Dynastie     dritten Viertel des 12. Jahrhunderts
der Welfen und ein Herrscherbild des      stammte aus dem Besitz Graf Ottos
Stauferkaisers Friedrich Barbarossa       von Cappenberg, des Taufpaten
zwischen seinen Söhnen, dem späteren      Barbarossas, der die Büste seiner
Kaiser Heinrich VI. und dem schwäbi-      Stiftskirche übergab. Im Schenkungs-
schen Herzog Friedrich, gegenüber.        brief wird berichtet, dass der Kopf nach
Friedrich Barbarossa war mütterlicher-
seits mit den Welfen verwandt und
väterlicherseits Staufer. Nach dem
Aussterben des welfischen Zweiges
in Süddeutschland konnte er hier des-
sen Erbe antreten. Die Darstellung
des Kaisers und seiner Nachfolger
steht in enger Beziehung zu den
Geschehnissen am Mainzer Hoffest
von 1184, auf dem sich Barbarossa im
Kreise seiner Familie prachtvoll prä-
sentierte und seine beiden Söhne zu
Rittern schlug.
Die farbenprächtige Miniatur gilt
als eines der frühesten weltlichen
Herrscherbilder der Buchmalerei ohne
sakralen Charakter oder kirchliche
Funktion. Mit dem Familienbildnis
wird die Wende zu einem neuen
Herrschaftsverständnis greifbar,
die sich in der staufischen Zeit voll-
zog und bei der der Herrscher be-
anspruchte, die Macht an seine
Nachkommen weitergeben zu können          Cappenberger Barbarossakopf.
– ohne hierzu die Vermittlung durch die   Westdeutschland, um 1160. Bronze; H:
Kirche zu benötigen.                      31,4 cm / Gewicht: 4605 g. Selm, Kath.
                                          Kirchengemeinde St. Johannes Ev., Schloss
                                          Cappenberg. © Münster, Bischöfliches
                                          Generalvikariat, Kunstpflege, Foto: Stephan
                                          Kube Gräven

                                                                                        15
dem Aussehen des Kaisers geschaffen       Skulpturen vom Brückentor aus
 worden sei. Der Kopf trug ursprüng-       Capua
 lich ein Diadem nach Art spätantiker
                                           Kaiser Friedrich II. ließ zwischen
 Imperatoren, das Friedrich Barbarossa
                                           1234 und 1239 am Volturno, dem
 als Nachfolger des Kaisers Konstantins
                                           Grenzfluss seines Königreichs Sizilien
 auswies. Im kirchlichen Besitz wurde
                                           zum Kirchenstaat, das berühmte
 die Büste zu einem Reliquiengefäß
                                           Brückentor von Capua errichten. Von
 umgearbeitet, in dem seither die re-
                                           dem Monumentalbauwerk haben
 ligiös verehrten Partikel hochrangi-
                                           sich zwölf Skulpturen erhalten, die
 ger Heiliger, wie des Evangelisten
                                           zum Bestand des Museo Provinciale
 Johannes oder des Heiligen Nikolaus
                                           Campagno in Capua gehören. In der
 bewahrt werden. Der Einschluss von
                                           Mannheimer Ausstellung werden erst-
 Reliquien verlieh dem Memorialbildnis
                                           mals in Deutschland alle Teile des
 Barbarossas eine zusätzliche, hei-
                                           Ensembles gemeinsam gezeigt. Dazu
 lige Aura. Im Vorfeld der Staufer-
                                           zählen Darstellungen der einflussrei-
 Ausstellung wurden die ursprünglich im
                                           chen Diplomaten Thaddaeus von
 Kopf verwahrten Reliquienbehältnisse
                                           Suessa und Petrus von Vinea am Hofe
 an den Forschungsstellen der Reiss-
                                           Friedrichs II., der Kopf des Jupiter und
 Engelhorn- Museen untersucht und sind
                                           das, in Kopf und Torso getrennte, Abbild
 nun erstmals öffentlich zu sehen.
                                           des Kaisers. Bei der Büste handelt es
                                           sich um eine im 18. Jahrhundert ent-
                                           standene Kopie. Der Figurenschmuck
                                           des Capuaner Brückentors gibt einen
                                           Eindruck von den kulturellen Interessen
Skulpturenköpfe vom Brückentor in Capua.
Foto: Jean Christen,. rem
                                           Friedrichs II. und seiner Wertschätzung
                                                                                der

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Kunst der Antike. Zahlreiche Quellen         schichtlich herausragenden Dokument
überliefern die Faszination, die das         eine veränderte Herrschaftsordnung im
skulpturengeschmückte Bauwerk auf            Reich sichtbar.
die Betrachter zu Zeiten Friedrichs II.
                                                                                 Text: rem
ausübte. Im Jahr 1557 musste das
Brückentor einem neuen Mauerring um
die Stadt Capua weichen. Erst Ende
des 19. Jahrhunderts wurden einige             täglich, Mo – So, auch an
Teile des abgebrochenen Bauwerks               Feiertagen (außer 24. und 31. 12.)
und des Skulpturenschmucks wieder-             11 – 18 Uhr
entdeckt.                                      Erwachsene 12 €, ermäßigt 8 €,
                                               Schulklassen 3 € je Person.

Statutum in favorum principum                  weitere Preise siehe
(Privileg zugunsten der Fürsten)               www.staufer2010.de

Zu den herausragenden
Dokumenten, die den Wandel
im Verhältnis zwischen dem
Kaiser und den Fürsten des
Stauferreichs zeigen, zählt das
sogenannte statutum in favor-
um principum. Die kaiserliche
Urkunde von 1232 listet in 23
Artikeln Verbote zur Gründung
von neuen Städten und Burgen,
zur Errichtung von Märkten,
Münzen und Straßen sowie
Regelungen zur Ausübung der
Gerichtsbarkeit auf. Die spätere
Bezeichnung als statutum in
favorem principum betont den
fürstlichen Vorrang, der auch
inhaltlich durch die Übertragung
königlicher Rechte deutlich zum
Ausdruck kommt. Das Privileg
von 1232 dokumentiert den zu-
nehmenden Verlust der könig-
lichen Herrschaftsgrundlagen
in spätstaufischer Zeit
und den Beginn des               Statutum in favorem           principum. Udine, Mai
Aufbaus landesfürstlicher        1232. Pergament, an-        gehängte Goldbulle; H:
Herrschaftsstrukturen. Zum       48,5 cm / B: 40,5 cm.       Halle (Saale), Stadtarchiv,
Ende der staufischen Ära         Urkundensammlung U1, Nr. 1. Bild: Halle (Saale),
wird in dem verfassungsge-       Stadtarchiv: VI.A.3

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