Die Umweltverträglichkeitsprüfung in Norwegen - dargestellt am Beispiel des Opernhauses in Oslo

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Die Umweltverträglichkeitsprüfung in Norwegen - dargestellt am Beispiel des Opernhauses in Oslo
NORDEN                                    Band 20                                        S. 59-65                 Bremen 2011

                Die Umweltverträglichkeitsprüfung in Norwegen –
                dargestellt am Beispiel des Opernhauses in Oslo

                                                         Simon Aleker*

Zusammenfassung / Summary
In Bjørvika, einem Areal in dem ehemals Hafenanlagen und Werften dominierten, wurde im April 2008 das Opernhaus Oslo eröffnet.
Mit dem Opernhaus stellte Oslo in der Entwicklungsplanung der Stadt eine weitere umfassende Baumaßnahme zur Revitalisierung
des Hafengeländes fertig. Das Ziel der sehr strukturierten Stadtplanung Oslos ist es, eine Stadt zu gestalten, in der neben Bildung und
Kultur, der Fokus insbesondere auf die Umwelt gelegt wird. Um in diesem Planungsprozess die Verträglichkeit des Opernhauses auf
die Umwelt zu gewährleisten, wurde das Opernhaus bereits im Planungsstadium einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterzo-
gen. Jedoch kann das Opernhaus nicht als umweltneutral eingestuft werden. Als Gründe sind die Ausmaße des Gebäudes, sowie die
Vorbelastungen des Areals durch die ehemalige Nutzung als Hafenanlage zu nennen.
In April 2008, Bjørvika (a district of Oslo), an area that was formerly dominated by ports and shipyards, was transformed with the opening
of the Opera House. With this opening, another comprehensive construction project to revitalise the port as part of the development
planning of the city of Oslo has been completed. The goal of the very structured urban planning here is, to make Oslo a place where the
environment is emphasized along with education and culture.To ensure the environmental safety and sustainability of the Opera House,
its structure has been rigorously tested according to the environmental impact assessment (EIA) process. Despite these measures, the
Opera House is not environmentally friendly as the scale of the building and the former use of the area as a port, prevent this.

1 Einleitung                                                           2 Die Umweltverträglichkeitsprüfung
Die UVP als europäisches Instrument der Umweltvor-                       in Norwegen
sorge ist ein integrierter Teil eines verwaltungsbehörd-               Bereits seit der ersten Umweltkonferenz der Verein-
lichen Verfahrens, das heute fester Bestandteil der                    ten Nationen in Stockholm im Jahr 1972 ist allgemein
Raumplanung ist. Dieses Verfahren soll sicherstellen,                  bekannt, dass die Umwelt nicht grenzenlos belastbar
dass die Auswirkungen auf die Umwelt im Rahmen                         ist. Infolgedessen gab der Rat der Europäischen
bestimmter öffentlicher und privater Vorhaben sowie                    Gemeinschaft (EG) am 27. Juni 1985 die erste UVP
bestimmter Pläne und Programme zur wirksamen                           betreffende Richtlinie 85/337 EWG über die Ein-
Umweltvorsorge nach einheitlichen Grundsätzen                          führung der UVP an alle Mitgliedsstaaten der EWG
frühzeitig und umfassend ermittelt, beschrieben und                    heraus(vgl. EWG-RICHTLINIE 85/337 EWG).
bewertet werden (vgl. BAU GB 2009: 270ff.).                              Im Rahmen des Abkommens über den Europäi­
   Der vorliegende Beitrag betrachtet und analysiert                   schen Wirtschaftsraum (EWR) aus dem Jahre 1992
die UVP in Norwegen und geht anhand des Beispiels                      verpflichtete sich Norwegen, geltende EG-Richtlinien
des Opernhauses in Oslo der Frage nach, wie die                        in die norwegische Gesetzgebung einzuarbeiten (vgl.
UVP in Norwegen strukturiert ist und welche Auswir-                    TESLI et al. 2006: 18f.). Daraufhin wurde eine Form
kungen das Opernhaus auf die Umwelt hat.                               der UVP (norwegisch: „Konsekvensutredninger“
   Hierzu hat der Autor im Frühjahr 2009 die UVP                       (KU)) im norwegischen Planungs- und Baugesetz
in Norwegen sowie die Stadtentwicklung und Re-                         (norwegisch: „plan- og bygningsloven“) verankert
vitalisierung der Hafenanlage im Stadtteil Bjørvika                    (PLAN OG- BYGNINGSLOV 2009). Die KU wurde
untersucht. Ziel der Analyse der gewonnenen Daten                      durch die königliche Resolution vom 26. Juni 2009
ist es, die Auswirkungen des Opernhauses in Oslo                       mit der Rechtsgrundlage im Gesetz vom 27. Juni
auf die Umwelt, sowie die Umsetzung der UVP in                         2008 Nr. 71 über die Planung und Sachbearbeitung
Norwegen unter dem Aspekt der Effektivität und                         in den §§ 4-2 und 14-6 des plan- og bygningsloven
Nachhaltigkeit zu ermitteln.                                           festgesetzt (vgl. FORKU 2009).

*Dipl.-Geogr. Simon Aleker, Universität des Saarlandes (E-Mail: simonaleker@web.de)
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  Bereits 1990 wurden Bestimmungen über die An-            Der größte Unterschied zwischen dem norwegi­
forderungen einer KU für Projekte, die Auswirkungen      schen und dem deutschen Regelwerk ist, dass die
auf Umwelt, Naturressourcen und Gesellschaft ha-         FORKU der betroffenen Öffentlichkeit eine Beteili­
ben, in die Gesetzgebung Norwegens eingearbeitet         gungsmöglichkeit bereits während des scoping-
(vgl. FORKU). Im Verlauf wurde das Regelwerk             Verfahrens ermöglicht (vgl. HUSBY 1997: 60f.).
der KU durch UVP-betreffende EG-Richtlinien und          Dagegen ist in Deutschland eine aktive Beteiligung
zusätzlich durch die Aarhaus-Konvention erweitert.       an einer UVP der betroffenen Öffentlichkeit erst vor
Als Folge dieser Erweiterungen etablierte sich die KU    der zusammenfassenden Darstellung der Auswir-
zu einem zentralen umweltpolitischen Planungs- und       kungen auf die Umwelt möglich(vgl. BAU-GB 2009:
Steuerungswerkzeug in Norwegen.                          272ff). Folglich kann sich die jeweils betroffene
                                                         Öffentlichkeit in Norwegen im Gegensatz zur deut-
2.1 Die Umweltverträglichkeitsprüfung in
    Norwegen und Deutschland im Vergleich                schen Öffentlichkeit zweimal aktiv an dem Verfahren
                                                         einer UVP beteiligen. Intention der norwegischen
Die UVP betreffenden Richtlinien der EG (heute: Eu-      Regelung ist die frühzeitige Einbindung der Belange
ropäischen Union (EU)) wurden sowohl in Deutsch-         der betroffenen Öffentlichkeit in die Planungs- und
land als auch in Norwegen umgesetzt. In Deutsch-         Untersuchungs­prozesse einer UVP. Diese Methode
land geschah dies in Form des Umweltverträglich-         steigert die Akzeptanz einer UVP in der Öffentlichkeit,
keitsprüfungsgesetz (UVPG), in Norwegen durch die        denn Konfliktpotentiale können frühzeitig angespro-
forskrift om konsekvensutredninger (FORKU). Im           chen, untersucht und je nach Fall behoben werden.
Vergleich beider Gesetzgebungen lassen sich, wie in      Dies bietet den Vorteil, dass die Bearbeitungsdauer
Tabelle 1 dargestellt, die Vorgehensweisen der UVP       einer UVP, vor allem bei kritischen Vorhaben, deutlich
in folgende Verfahrensschritte unterteilen: Screening,   verringert wird. Dadurch wird die Effizienz einer UVP
Scoping, Ermittlung und Beschreibung der Umwelt-         als umweltpolitisches Werkzeug der Umweltvorsorge
auswirkungen, zusammenfassende Darstellung der           gesteigert.
Auswirkungen, Bewertung der Umweltauswirkungen
sowie Berücksichtigung der UVP bei der Vorhabens-
entscheidung (vgl. SCHOLLES 1997: 39ff.). Darüber
                                                         3 Die Revitalisierung der Hafenanlage
hinaus zeigt Tabelle 1 einen zusammenfassenden             in Oslo
Überblick über die Verfahrensschritte der UVP in         Oslo vollzieht einen städtebaulichen Wandlungspro-
der jeweiligen Gesetzgebung. Hierbei wurden die          zess. Besonders die Stadtentwicklung an der Küste
betreffenden Paragraphen, die Zuständigen für die        zum Oslofjord steht diesbezüglich im Mittelpunkt.
Durchführung einer UVP, die Beteiligung anderer          Zu Beginn des 21. Jahrhunderts entspricht das Bild
Behörden sowie die Beteiligung der Öffentlichkeit in     der Wasserfront Oslos nicht mehr den Ansprüchen
einen Vergleich gesetzt.                                 einer nachhaltigen Stadtentwicklung (vgl. ARING
                                                         2004: 170f.).

Tab. 1: Vergleich der Verfahrensschritte UVPG und FORKU

                                               Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an SCHOLLES (1997: 37)
Norden 20        Die Umweltverträglichkeitsprüfung in Norwegen – Ein Beitrag am Beispiel des Opernhauses in Oslo      61

Abb. 1 : Områdekart Fjordbyen 2009

                                                                                              Quelle: City of Oslo (2009)

  Die zunehmende Konkurrenz des Schiffbaus                    OSLO 2008). Die Neugestaltung der Stadtteile an
oder die Einführung von Containern beispielsweise             der Wasser­front Oslos soll neue Flächen für Unter-
wirkten sich auch in Oslo nachhaltig auf die Hafen­           nehmen sowie Wohnmöglichkeiten und kulturelle
anlagen innenstadtnaher Areale aus. Als Folge                 Aktivitäten im Zentrum Oslos schaffen.
dieser Entwicklungen wurden die Hafenanlagen zu
großen Hafenterminals in Stadtteile außerhalb des             4 Das Fallbeispiel Bjørvika
Stadtzentrums verlegt (vgl. DEECKE 2007, HOYLE
2000, SCHUBERT 2002). Die dadurch brachgefalle­               Wie in Abbildung 1 zu sehen, liegt Bjørvika im Süd-
nen Flächen ermöglichten eine Wiedernutzung als               Osten des Zentrums von Oslo und spielt durch die
städtischen Lebensraum, der den Ansprüchen einer              Lage eine besondere Rolle in der Entwicklung der
nachhaltigen Stadtplanung entspricht (vgl. SCHU-              Stadt. Südlich des Hauptbahnhofs von Oslo gelegen,
BERT 2007: 15ff).                                             grenzt es im Osten an den Stadtteil „Akerselva“ und
  Der „Fjord City Plan“ ist für Stadtteile, die an den        im Westen an das ehemalige Hafengelände „Lang-
Oslofjord angrenzen, in verschiedene Bereiche unter­          kaia“ an. Aufgrund der Größe und des Umfangs Bjør-
teilt (siehe hierzu Abb. 1). Der Stadtteil Bjørvika mit       vikas wird auch von „der neuen Stadt in der Stadt“
dem Opernhaus stellt in diesem Zusammenhang den               gesprochen (CITY OF OSLO 2008). Traditionell
größten und umfangreichsten Stadtteil dar.                    war Bjørvika als Dreh- und Angelpunkt durch den
  Die Intention des „Fjord City Plan“ ist es, eine            Transport und Handel von Waren geprägt. Dadurch
besse­re Verbindung zwischen Stadtzentrum und                 entwickelte sich der Stadtteil zu einem wichti­gen
Fjord zu schaffen und im Zuge dessen die Voraus-              raumstrategischen Standort für das Zollamt, das
setzungen für eine hohe Lebens- und Freizeitquali­            norwegische Hauptpostamt, die Börse und der
tät der Bevölkerung bereitzustellen (vgl. CITY OF             Staatsbank (vgl. ebd.). Ebenfalls wurde Bjørvika stark
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Abb. 2: Das Opernhaus Oslo

                                                                                     Quelle: Statsbygg (2009)

durch verkehrsinfrastrukturelle Baumaßnahmen wie        der ÖRA wurde die Beeinträchtigungsempfindlichkeit
der Europastraße E18 und zahlreichen Hafenanlagen       (Eignung der betroffenen Schutzgüter) und daraufhin
geprägt. Dies führte zu hohen Umweltbelastungen         die Beeinträchtigungsintensität (Auswirkungen der
(z.B. Straßenlärm, Luftverunreinigungen) im betroffe­   verursachenden Faktoren) untersucht. Im Anschluss
nen Areal. Natürliche Elemente oder nennenswerte        konnte das Risiko der Beeinträchtigung mit Hilfe
Vegetation waren in Bjørvika kaum noch vorhanden        einer Präferenzmatrix ermittelt werden. Zu den unter­
(vgl. ST. PRP. NR. 48 1998-1999: 49ff.).                suchten Bereichen (Schutzgütern) zählten Boden,
  Aufgrund umfassender Umstrukturierungen und           Klima, Landschaft sowie Kulturgüter.
dem Bau des in Abbildung 2 zu sehenden Opern-
                                                        4.1.1 Beeinträchtigungsempfindlichkeit
hauses wurde die Funktion des Stadtteils grund-
legend geändert. Bewohnern der Stadt wurde ein          Der untersuchte Bereich des Bodens ist durch das
gefahrloser Zugang zu den öffentlichen Flächen und      Opernhaus direkt in Form von Flächenversiegelung
Promenaden des Areals, die das künftige kulturelle      betroffen. Die für das Opernhaus relevante Fläche
Zentrum Oslos bilden, ermöglicht. Dem Opernhaus         war bereits zum Teil durch eine Kaianlage bebaut.
sollen das Munch Museum, das kulturhistorische          Der unbebaute Teil der benötigten Fläche war auf-
Museum sowie die öffentliche Bibliothek Oslos           grund einer jahrelangen Nutzung der Fläche als Indu­
folgen. Darüber hinaus entstehen, wie in Abbildung      strie­hafen mit dem Umweltgift PCB (Polychlorierte
3 zu sehen, zahlreiche Flächen, die der Erholung        Biphenyle)verschmutzt.
dienen sollen.                                            Topographisch wird Oslo im Norden, Osten und
                                                        Westen von Bergen eingeschlossen, im Süden da-
4.1 Analyse der Umweltverträglichkeit des
    Opernhauses in Oslo                                 gegen schließt Oslo direkt an den Oslofjord an. Über
                                                        die kalten Luftströme, die vom Oslofjord her fließen,
Im Rahmen der KU wurde die Analyse der Umwelt-          wird das Lokalklima im Zentrum Oslos kontinuierlich
verträglichkeit des Opernhauses in Oslo durch die       beeinflusst.
Bewertungsmethoden der ökologischen Risikoana­            Die exponierte Lage Bjørvikas in Verbindung mit
ly­se (ÖRA) unterstützt (STATSBYGG 1994). Die           dem Volumen des Opernhauses behindert den vom
Anwendung von Bewertungsmethoden muss aller-            Süden her kommenden Strömungsverlauf der Kaltluft
dings kritisch hinterfragt werden, da für kaum einen    in erheblichem Maße. Ebenfalls wirkt das Opernhaus
Umweltbereich eine Bewertungsmethode vorliegt, die      durch die herausragende Position gewollt auf das
eine wissenschaftlich abgesicherte absolute Bewer-      Landschaftsbild Oslos an der Fjordküste.
tung der gegenwärtigen Umweltbelastung oder der           Hierbei dient das Opernhaus als „eyecatcher“ und
möglichen Auswirkungen eines geplanten Vorhabens        Identifikationsmerkmal der Stadt. Dadurch findet
liefern kann (MEGERLE et al. 2005: 60f.) Zu Beginn      eine, auf das gesamte Stadtviertel übergreifende,
Norden 20        Die Umweltverträglichkeitsprüfung in Norwegen – Ein Beitrag am Beispiel des Opernhauses in Oslo   63

Abb. 3: Geplante Flächennutzung des Stadtteils „Bjørvika“ und Umgebung

                                                          Quelle: Eigene Berechnung und Darstellung nach FAO 2010

Neugestaltung des Stadtbildes statt. Kulturgüter wer-         des unter Wasser liegenden Teils des Bodens durch
den durch das Opernhaus nur in einem begrenzten               Stelzen ermöglicht wurde.
Maße beeinflusst, allein schützenswerte Kaimauern               Aufgrund der heterogenen Form des Opernhauses
des ehemals größten Hafenviertels mussten erhalten            wird das Bruttovolumen des Opernhauses auf ca.
und in die Bauprozesse einbezogen werden.                     200.000 m³ geschätzt (STATSBYGG 1994: 18ff.).
                                                                Kalte Luftströme und das Volumen des Gebäudes
4.1.2 Beeinträchtigungsintensität
                                                              an der exponierten Lage führen zu Luftströmungen,
1998 wurde durch das norwegische Parlament be-                die das Areal nördlich des Opernhauses (Hauptbahn-
schlossen, dass die Nettofläche (die nutzbare Fläche)         hof Oslo) beeinträchtigen. Infolgedessen kommt es
des Opernareals zwischen 22.900 m² und 21.900 m²              zu starken Verwirbelungen am Hauptbahnhof Oslo
umfassen muss. Die Bruttofläche (Gesamtfläche)                (ST. PRP. NR. 48 1998-1999).
musste demzufolge zwischen 35.500 m² und 35.000                 Allein durch die architektonische Gestaltung
m² betragen (ST. PRP. NR. 48 1998-1999: 6f.). Diese           des Opernhauses sowie die Symbolwirkung als
Ausmaße führten bei der Intensität der Beeinträchti-          kul­turell wichtiges Gebäude, ist die Intensität der
gung des Bodens zu einem verhältnismäßig hohen                Be­einträch­tigung auf das Landschaftsbild als sehr
Flächenverbrauch. Allerdings wurden hierbei keine             hoch einzustufen. Die Intensität der Beeinträchtigung
neuen Flächen versiegelt, da die Flächen­ge­winnung           auf weitere Kulturgüter ist im Stadtteil Bjørvika nur
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gering, da die Nutzung des Areals als Hafenanlage       argumentativer Ebene geschehen muss, da ein
den Bau weiterer kultureller Gebäude größtenteils       über­­greifender Maßnahmen- und Bewertungskatalog
verhinderte.                                            nicht vorhanden ist. Daher ist die Bewertung der
                                                        Auswirkungen auf ein Schutzgut vom Kenntnisstand
5 Fazit                                                 des Bearbeiters abhängig.
                                                          Für die Anwendung der ÖRA ist es sinnvoll einen
Sowohl Deutschland als auch Norwegen wollten            internationalen Leitfaden zu erstellen, der eine Maß-
im Rahmen der UVP-betreffenden Richtlinien der          nahmenregelung und die Bewertung von Indikatoren
EU einen möglichst effektiven, sowie präventiven        im Rahmen einer ÖRA für eine UVP vorgibt. Dadurch
Schutz der Umwelt schaffen. Die Umsetzung der           käme es zu einer internationalen Standardisierung
Richtlinien erfolgte jedoch in unterschiedlicher Art    der ÖRA in Bezug auf Ablauf, Vorgehensweise und
und Weise. Zur Durchführung wurden in beiden Län-       Ergebnis.
dern entsprechende Gesetze auf nationaler Ebene
in das Baurecht integriert (vgl. BAU-GB 2009, PLAN
OG- BYGNINGSLOV 2009). Hinsichtlich der Vorge-
hensweise verfolgen beide Länder die gleichen Ver-
fahrensschritte: Screening, Scoping, Ermittlung und
Beschreibung-, zusammenfassende Darstellung- und
                                                        Literatur
Bewertung von Umweltauswirkungen sowie einer an-        ARING, J. (2004): Stadtwachstum und Stadtumbau in Oslo. Ex-
                                                        kursion durch die inneren Bereiche der norwegischen Hauptstadt.
schließenden Berücksichtigung der UVP bei der Ent-      - In: GLÄSSER, E., LINDEMANN, R., PRIEBS, A., VENZKE, J.-F.
scheidung des Vorhabens (vgl. FORKU 2009, UVPG          (Hrsg.): „Eingeordnet“ Besondere Exkursionsrouten in Nordeuropa
2010). Beide Methoden sind in ihrer Durchführung        ausgewählt und erläutert aus Anlass des 65. Geburtstages von
aufgrund der vorgegebenen EU-Richtlinien prinzi­        Ewald Gläßer. Bremen.
piell identisch, jedoch findet sich in Bezug auf das    CITY OF OSLO (2008): Bjørvika, the new city within a city. In:
scoping-Verfahren ein erheblicher Unterschied. Im       AGENCY FOR PLANING AND BUILDING SERVICES (Hrsg.):
                                                        Publications and Reports. Oslo.
Gegensatz zum UVPG in Deutschland und entgegen
den UVP-Richtlinien der EU, ermöglicht das FORKU        DEECKE, H. (2007): Globalisierung, Container und Seehafen.
                                                        In: SCHUBERT, D. (Hrsg.): Hafen- und Uferzonen im Wandel.
bereits während des scoping-Verfahrens eine Be-         Analysen und Planungen zur Revitalisierung der Waterfront in
teiligungsmöglichkeit der betroffenen Öffentlichkeit    Hafenstädten. Berlin.
an einem Vorhaben (vgl. HUSBY 1997: 60f.). Durch        HOYLE, B. (2000): Revitalizing the Port-City Waterfront: Retro-
die frühe Einbindung der betroffenen norwegischen       spect and Prospect. - In: BLOTEVOGEL, H. H., OSSENBRÜG-
Bevölkerung bei einer KU, wird die Akzeptanz der        GE, J. & WOOD, G. (Hrsg.): Lokal verankert – weltweit vernetzt.
KU in der Öffentlichkeit wesentlich gesteigert. Diese   Stuttgart.
vor­zeitige Beteiligung widerspricht allerdings den     HUSBY, S. R. (1997): Seks år med konsekvensutredninger:
Vorschriften der EU-Richtlinien und ist daher einer     erfaringer med praktisering av plan og bygningslovens bestem-
                                                        melser om konsekvensutredninger 1990-1996. - NIBR (Hrsg.):
rechtlichen Überprüfung zu unterziehen (vgl. EWG-       Prosjektrapport 1997. Oslo.
RICHTLINIE 85/337 EWG). In Deutschland steht die
                                                        TESLI, A., THOMASSEN, J., SØRENSEN, J. (2006): Samar-
Methode der UVP regelmäßig aufgrund der langen          beidsrapport NIBR/ Miljøalliansen 2006. In: NIBR (Norsk insti-
Bearbeitungsdauer in der Kritik (vgl. MEGERLE et al.    tutt for by- og regionsforskning) (Hrsg.): Kvaliteten på norske
2005). Eine qualifizierte und frühzeitige Beteiligung   konsekvensutredninger. Gjennomgang, kvalitetsvurdering og
der Öffentlichkeit an der UVP entsprechend des nor-     metodeutvikling. Oslo.
wegischen Vorbilds könnte zu einer Aufwandsredu­        MEGERLE, H., MEGERLE, A. (2005): Angewandte Geographie,
zierung im Verfahren einer UVP beitragen, sofern        Raum- und Regionalplanung. Grundlagen und Arbeitsmaterialien.
                                                        - In: EBERLE, D., FÖRSTER, H., KOHLEPP G., PFEFFER K.-H.
der rechtliche Rahmen dies zuließe.                     (Hrsg.): Kleinere Arbeiten aus dem Geographischen Institut der
  Die ÖRA eignet sich als Entscheidungshilfe für        Universität Tübingen. Tübingen.
die Wahl eines geeigneten Standorts innerhalb ei-       SCHOLLES, F. (1997): Abschätzen, Einschätzen und Bewerten
ner UVP, jedoch obliegt die Wahl für den jeweiligen     in der UVP. Weiterentwicklung der ökologischen Risikoanalyse
Standort schlussendlich dem Projektträger und des-      vor dem Hintergrund der neueren Rechtslage und des Einsatzes
sen Zielvorstellungen.                                  rechnergestützter Werkzeuge. Dortmund.
  Die Anwendung und damit auch die Ergebnisse           SCHUBERT, D. (2002): Revitalisierung von brachgefallenen Ha-
der ÖRA müssen kritisch hinterfragt werden. Diese       fen- und Uferzonen. Transformationsprozese an der Waterfront.
                                                        - Raumforschung und Raumordnung (60).
Methode bietet einem Gutachter sehr viel Gestal-
tungsspielraum und damit auch die Möglichkeit das       SCHUBERT, D. (2007): Revitalisierung von (brachgefallenen)
                                                        Hafen- und Uferzonen in Seehafenstädten – Anlässe, Ziele,
Ergebnis seiner Empfehlung sowohl positiv, als auch     Ergebnisse sowie Forschungsansätze und -defizite. - In: SCHU-
negativ zu beeinflussen. Bei der Analyse ist die Wahl   BERT, D. (Hrsg.): Hafen- und Uferzonen im Wandel. Analysen und
der zu untersuchenden Indikatoren, die ebenfalls        Planungen zur Revitalisierung der Waterfront in Hafenstädten.
dem Gutachter obliegen (MEGERLE et al. 2005:            Berlin.
60f.), von entscheidender Bedeutung.                    STATSBYGG (1994): Konsekvensutredninger etter Plan- og
  Bei der Methode der ÖRA stellte sich heraus,          bygningslovens bestemmelser om konsekvensutredninger. Nytt
                                                        operabygg i Oslo. Oslo.
dass die Bewertung der Schutzgüter auf verbal-
Norden 20          Die Umweltverträglichkeitsprüfung in Norwegen – Ein Beitrag am Beispiel des Opernhauses in Oslo          65

Weitere Quellen                                                  RICHTLINIE 85/337/EWG (1985): Richtlinie des Rates der EG.
                                                                 In: EUR-LEX (Hrsg.): http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexU-
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17.03.2009)
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