INNOVATION HUB ALS NUKLEUS REGIONALER ENTWICKLUNG

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INNOVATION HUB ALS NUKLEUS REGIONALER ENTWICKLUNG
Biosystemtechnik/
                                                                                                                                               Bioinformatik
Innovation Hub als Nukleus
regionaler Entwicklung

                                                                                                                                               UmweltmanagemenT
Frank Hartmann, Dana Mietzner, Markus Lahr

                                                                                                                                               Energie- und
Zusammenfassung                                                    Abstract

Das Konzept des Innovation Hubs aufgreifend wird im folgen-        Taking up the concept of Innovation Hub, the paper will pro-
den Beitrag der Frage nachgegangen, ob sich Innovation Hubs        vide answers to the question whether Innovation Hubs can
auch außerhalb von Stadtzentren entwickeln können und wel-         develop also outside of large cities and which conditions are
che Voraussetzungen hierfür erforderlich sind. Basierend auf       necessary for this. On the basis of empirical studies the article

                                                                                                                                               Kom.-technologien
                                                                                                                                               Informations- und
empirischen Untersuchungen wird diskutiert, ob geeignete           discusses whether suitable regional conditions for the develop-
Bedingungen für die Entwicklung eines Innovation Hubs im           ment of an Innovation Hub within the Regional Growth Core
regionalen Wachstumskern Schönefelder Kreuz gegeben sind,          Schönefeld Cross are given and how they can be anticipated
und mittels Szenarien antizipiert wie diese Standortbedingun-      using scenario techniques.
gen in einem zukünftigen Innovation Hub ausgeprägt sein
könnten.

                                                                                                                                               Produktionstechnologie
» I. Forschungsansatz                        Funktionen in sich vereinen. Beispiel-       folglich durch eine Vielzahl von Inter-

                                                                                                                                               Material- und
                                             hafte Funktionen sind Forschung und          aktionen zwischen den entsprechen-
Seit einigen Jahren steht das Thema          Entwicklung, Kultur, Wohnen und Frei-        den Akteuren gekennzeichnet und
„Innovation Hub“ auf der Forschungs-         zeit. Infolge dessen weisen solche Räu-      die Grenzen zwischen physischen, di-
agenda (vgl. Hall 2001, da Cunha             me eine hohe Dichte von jungen und           gitalen, ökonomischen, sozialen und
2007). Der Forschungsansatz beruht           hochqualifizierten Bewohnern, ein at-        kulturellen Räumen werden in ihm
wesentlich auf der Symbiose von Kon-         traktives räumliches Umfeld sowie ein        aufgehoben. Es bilden sich kreative
zepten zu räumlich konzentrierten            vielfältiges und interessantes kulturel-     Communities mit einer großen Dich-
Wissens- und Technologiestandorten           les Leben auf. Diese multifunktionalen       te an Wissensarbeitern, die eine hohe

                                                                                                                                               Lernmanagement
(beispielsweise Wissenschafts- und           räumlichen Einheiten (Quartiere bzw.         Lebensqualität suchen, einschließlich
Technologieparks) mit denen der              Stadtteile) können als mögliche Mo-          sozialer und kultureller Vielfalt sowie

                                                                                                                                               Lehr- und
Stadtentwicklung bzw. Stadterneue-           toren für die Entwicklung von Stadt-         digitaler und physischer Erreichbarkeit
rung. Damit verbinden sich Fragen der        regionen angesehen werden, um im             (vgl. Hall 2001 und da Cunha 2007).
Innovationsforschung, etwa die nach          globalen wirtschaftlichen Wettbewerb
der Bedeutung räumlicher Nähe für die        bestehen zu können (vgl. Ache 2000).         Besonders geeignete Bedingungen für
Hervorbringung und Durchsetzung              Sie bieten eine Vielzahl an qualita-         Innovationen entwickeln sich in Stadt-
von Innovationen, oder die der Offen-        tiv hochwertigen Arbeitsplätzen und          regionen, demzufolge durch eine spe-
heit von Innovationsprozessen (vgl.          stellen gleichzeig einen attraktiven Le-     zifische Integration der oben genann-
Chesbrough 2006), mit regionalwis-           bensraum dar, durch den Arbeitskräfte        ten Funktionen. Wenn dem so ist, und
senschaftlichen Fragestellungen. Eine        längerfristig an den Standort gebun-         dafür sprechen zahlreiche empirische
                                                                                                                                               Logistik

zentrale forschungsleitende These aus        den werden können.                           Befunde (vgl. Florida 2005), und wenn
regionalwissenschaftlicher Perspektive                                                    der generelle Trend der Suburbanisie-
besteht darin, dass durch die Sanie-         Fasst man die bisherigen Forschungs-         rung noch länger anhält (vgl. Mädig
rung entwicklungsbedürftiger Stadt-          arbeiten zusammen und bringt die             2004, Köppen 2008), stellt sich die
gebiete mittels der Integration von          Sicht der regionalorientierten Innovati-     Frage, ob sich Innovation Hubs nicht
Wissenschaft, Technologie, Kultur,           onsforschung in eine Arbeitsdefinition       nur in den Zentren großer Metropolen
Medien, Design und Kunst die Ent-            ein (vgl. Hartmann und Große 2012),          entwickeln können, sondern auch in
                                                                                                                                               Management und

wicklung sogenannter intelligenter, in-      lässt sich ein Innovation Hub als ein        suburbanen Räumen bzw. peripheren
                                                                                                                                               Innovation

novativer bzw. kreativer Städte forciert     räumlich konzentrierter Standort zur         Edge Cities (Garreau 1991).
werden kann (vgl. da Cunha 2007).            Hervorbringung und Vermarktung von
Man geht davon aus, dass in solchen          Innovationen beschreiben, die durch          Dieser Fragestellung wurde im Zuge
Stadtgebieten funktionelle „Schmelz-         das aufeinander bezogene Agieren von         der Anwendung des Konzepts auf
tiegel“ entstehen können, die entge-         Wissenschaft, Bildung und Wirtschaft         eine konkrete Region nachgegan-
gen bisheriger sozialwissenschaftlicher      in Kombination mit passfähigen Wohn-         gen. Die Stadt Königs Wusterhau-
                                                                                                                                               Optische Technologien

Definitionen nicht nur kulturell durch-      bedingungen sowie Kultur-, Shopping-         sen beauftrage im Jahr 2011 die TH
mischt sind, sondern auch eine Vielzahl      und Unterhaltungsangeboten beför-            Wildau [FH] zu prüfen, ob begründete
an innovativen, parallel existierenden       dert werden. Ein Innovation Hub ist          Chancen dafür bestehen, ausgehend

                                                                                                                     THWildau
                                                                                                       Wissenschaftliche Beiträge 2013   133
von der Entwicklungsdynamik des ehe-           Entwicklungsachsen der Flughafen-         Königs Wusterhausen und der Gemein-
maligen Schwermaschinenbau-Gelän-              umfeldregion Berlin-Brandenburg ent-      de Wildau, Vertreter des Arbeitskreises
des in Wildau, mit seinen Technolo-            wickeln, die von Ludwigsfelde über        Funkerberg, der Wohnungswirtschaft
giezentren, Unternehmen und dem                Dahlewitz und den Flughafen in            Wildau, von ausgewählten regional an-
Campus der TH Wildau, ein Teilareal            Schönefeld bis hinein in die Metropole    sässigen Unternehmen sowie weiteren
des Funkerberges in Königs Wuster-             Berlin führt.                             Mitarbeitern der TH Wildau als Stärken
hausen zu einem technologisch ori-                                                       und Schwächen sowie Chancen und
entierten Anpark zu entwickeln. Bei                                                      Risiken bewertet. Insgesamt gingen
dieser Untersuchung wurde von den              » II. Bedingungen für die                 die Wertungen von 14 externen Exper-
Autoren die These zugrundegelegt,              	Entwicklung eines                        ten in die Bewertung ein.
dass der Funkerberg Bestandteil der                  Innovation Hubs                     Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass
integrativen Entwicklung einer umfas-                                                    die überwiegende Zahl der untersuch-
senderen Teilregion des Regionalen             Um diese Entwicklungschancen aus-         ten 32 Standortfaktoren, die den Berei-
Wachstumskerns Schönefelder Kreuz              zuloten, wurden in der bisherigen         chen (1) Wirtschaft, (2) Architektur und
sein sollte, die zur Herausbildung eines       Literatur zu Innovation Hubs heraus-      bauliches Umfeld, (3) Naturraum und
Innovation Hubs führen könnte (vgl.            gearbeitete zentrale Entwicklungsbe-      räumliche Lage, (4) Kultur und öffentli-
Abbildung 1). Die Besonderheit eines           dingungen (vgl. da Cunha 2007) mit        cher Raum, (5) Verkehrs- und Dateninf-
solchen Innovation Hubs bestünde da-           gängigen „harten“ und „weichen“           rastruktur, (6) Arbeitsmarkt und Sozial-
rin, dass er sich nicht in einer größeren      Standortfaktoren (vgl. Meyer-Stamer       struktur/Bildung zugeordnet wurden,
Stadt oder Metropole entwickeln wür-           1999) abgeglichen und ein Faktoren-       nach Auffassung von Experten und
de, sondern im suburbanen Raum ei-             set erstellt (32 Faktoren). Dieses Fak-   zugrundeliegenden Studien bereits
ner Metropole und inmitten einer sich          torenset wurde inhaltlich weiter un-      gegenwärtig gut ausgeprägt sind. Es
profilierenden Flughafenumfeldregi-            tersetzt und durch ein internes Team      konnten zahlreiche Stärken und Chan-
on. Ein solcher Hub könnte sich zur            der Projektbearbeiter, durch Vertreter    cen identifiziert werden, was für die er-
Drehscheibe auf einer der zentralen            der Wirtschaftsförderung der Stadt        folgreiche Etablierung eines Innovation

Abb. 1) Innovation Hub Funkerberg

134          THWildau
             Wissenschaftliche Beiträge 2013
Biosystemtechnik/
                                                                                                                                                                             Bioinformatik
Hubs Funkerberg spricht. Besonders                             » III. Erarbeitung von Szenarien                       In einem weiteren Schritt schließt sich
positiv ausgeprägt sind die Standortfak-                                                                              die Ableitung von Zukunftsprojekti-
toren „Ansiedlungsgeschehen“, „Ver-                            Aufbauend auf der Konzeptentwick-                      onen an, die dann mithilfe einer Kon-
kehrsinfrastruktur“, „Rolle der Tech-                          lung zu Innovation Hubs sowie der                      sistenzanalyse zu Szenarien gebündelt
nologie- und Gründerzentren“ sowie                             Analyse und Bewertung förderlicher                     werden. Abschließend werden Szena-

                                                                                                                                                                             UmweltmanagemenT
„Nähe zu Forschung und Entwick-                                Entwicklungsbedingungen        wurden                  rien beschrieben (vgl. Gausemeier et
lung“. Allerdings gibt es auch Faktoren,                       Szenarien mit dem Zukunftshorizont                     al. 1996, Mietzner 2009).

                                                                                                                                                                             Energie- und
die als nachteilig ausgeprägt bewertet                         2027 entwickelt. Das Ziel der Szenari-
wurden. Zu diesen Faktoren gehören                             oanalyse bestand in der Herausarbei-                   In der Konzeptstudie zum Innovation
(1) die Identifikation der lokalen Be-                         tung unterschiedlicher Zukunftsbilder                  Hub Funkerberg dienten die identifi-
völkerung mit einem Innovation Hub                             zur Entwicklung des Innovation Hubs                    zierten und bewerteten Standortfak-
sowie ein diesbezügliches Image. Des                           Funkerberg. Durch die systematische                    toren zur erweiterten Beschreibung
Weiteren wurden (2) die Multikultura-                          Entwicklung von Szenarien sollte auf-                  der Ausgangssituation für die Ent-
lität, als Ausdruck einer offenen und                          gezeigt werden, wie der Innovation                     wicklung eines Innovation Hubs und

                                                                                                                                                                             Kom.-technologien
                                                                                                                                                                             Informations- und
international orientierten Region, (3)                         Hub Funkerberg ausgestaltet werden                     wurden im Prozess der Erarbeitung
der Lifestyle, im Sinne eines urbanen                          kann und welche Faktoren seine Ent-                    von Szenarien einer Einflussanalyse
Lebensstiles, und (4) die Emissionsbe-                         wicklung befördern oder hemmen                         unterzogen. Zu diesem Zweck wur-
lastungen infolge der verkehrstechni-                          können.                                                den die 32 Faktoren durch das Bear-
schen Einbindung des Standortes als                            Der Prozess der Szenarioanalyse be-                    beitungsteam in mehreren Runden
nachteilig ausgeprägt eingeschätzt.                            ginnt generell mit einer systematischen                zueinander in Beziehung gesetzt und
Auch der Standortfaktor Governance,                            Bestandsaufnahme. Darauf aufbauend                     die Stärke der Beziehungen zwischen

                                                                                                                                                                             Produktionstechnologie
als kooperative und zugleich integrie-                         werden Einflussfaktoren abgeleitet und                 den Faktoren eingeschätzt. Die Aus-
rende Form regionaler politischer Ge-                          in einer Einflussanalyse näher unter-                  wertung der Vernetzung der Faktoren
staltung, muss im Hinblick auf die zü-                         sucht, mit dem Ziel Schlüsselfaktoren                  (Aktivsummen und Passivsummen)

                                                                                                                                                                             Material- und
gige und entschlossene Entwicklung                             zu identifizieren, welche die zukünfti-                führte zu einem Systemgrid (vgl. Abb.
eines Innovation Hubs Funkerberg ge-                           gen Entwicklungsmöglichkeiten des                      2), in dem die Faktoren in Abhängigkeit
zielt weiterentwickelt werden.                                 Szenariofeldes signifikant beschreiben.                vom Grad ihrer Einflussnahme und in

                                           Absolute Values                                                            Einflussfaktoren:
32
          AktivSum indirect                                                                                            1   Grad ökonomischer Spezialisierung
                                                                                                                       2   Rolle Kreativwirtschaft

                                                                                                                                                                             Lernmanagement
                                                                                                                       3   Entrepreneurship Culture
28                                                                  11
                                                                                                                       4   Nähe zu FuE

                                                                                                                                                                             Lehr- und
                                                                                                                       5   Institutionelle Kooperation Netzwerke
                                                                                                                       6   Rolle TGZ
                              4
24       24                                                                                                            7   Wirtschaftsstruktur
                                                                                                                       8   Verfügbare Flächen
                                                              29                                        7
                                                                                                                 12    9   Ansiedlungsgeschehen
                                                                                                                      10   Expansionsdruck ansässiger Firmen
20                                                                        8                                   9
                                           15                                                                         11   Bildung
                                                                                    22
                                                               16                              1                      12   Fachkräfte
                                                                              21                                      13   Standortbindung von Studenten
16                                27    30        17   6            5     10                                          14   Sozialstruktur
                                                               2                                                      15   Multikulturalität
                                                                                                                                                                             Logistik

                         18                  23                                                                       16   Verbindung Wohnen Arbeiten Studieren
                                        28                                                    20                           Freizeit
12
                                                                                                                      17   Architektur
                                                                                              13
         31            26                                                                                             18   Raumentwicklungskonzept
                                                                               32        14                           19   Gestaltung des öffentlichen Raumes
 8                                                                  19                                                20   Identität/Image
                                                                                                                      21   Kultureinrichtungen Angebote
                                                                                                                                                                             Management und

              25                                                                                                      22   Lifestyle Dynamik
                                                                                                                      23   Umwelt und Landschaftsqualität
                                                                                                                                                                             Innovation

 4
                                                                                                                      24   Räumliche Lage
                                                                                                                      25   Landschaftsbesonderheiten
                                                                                         PassivSum indirect           26   Emissionen
 0                                                                                                                    27   Verkehrsanbindung
     0             4          8           12             16              20              24        28       32        28   Digitale Infrastruktur
                                                                                                                      29   Regionale Entwicklungsstrategie
                                                                                                                                                                             Optische Technologien

                                                                                                                      30   Politisch-administratives Handeln
                                                                                                                      31   public-private-partnership
                                                                                                                      32   Langfristige Projektunterstützung
Abb. 2) Systemgrid für die vernetzten Standortfaktoren

                                                                                                                                                   THWildau
                                                                                                                                     Wissenschaftliche Beiträge 2013   135
Abhängigkeit vom Grad ihrer Beein-                             Systemhebel sowie die interaktiven        die Konsistenzprüfung erfolgte unter
flussbarkeit geclustert wurden. Die                            und proaktiven Knoten geeignet.           Zuhilfenahme des Softwaretools die
zur Berechnung eingesetzte Software1                                                                     Auswahl geeigneter Projektionsbündel
berücksichtigt darüber hinaus auch                             Im daran anschließenden Analyse-          als Basis für die entsprechenden Sze-
indirekte Beziehungen zwischen den                             schritt wurden für jeden ermittelten      narien. Auf der Basis der softwarege-
Faktoren. Entsprechend der Positio-                            Schlüsselfaktor Projektionen, d. h.       stützten Konsistenzanalyse konnten
nierung der Faktoren in den Quadran-                           mehrere alternative Entwicklungs-         drei Szenariovorschläge ermittelt wer-
ten der Matrix werden Systemhebel,                             möglichkeiten, beschrieben. Diese Zu-     den. Das erste Szenario beinhaltete
proaktive Knoten, interaktive Knoten,                          kunftsprojektionen sind in der Regel      die Alleinstellungsmerkmale „Hoher
reaktive und proaktive Knoten, Syste-                          keine quantitativen Prognosen, son-       Grad ökonomischer Spezialisierung“
mindikatoren, reaktive Puffer und un-                          dern qualitative Beschreibungen, mit      und „innovative und integrierende
abhängige Puffer unterschieden. Wäh-                           denen sich zukünftige, mögliche Ent-      regionale Entwicklungsstrategie“, das
rend besonders aktive Faktoren eine                            wicklungen verdeutlichen lassen. Die      zweite Szenario das zentrale Projekti-
größere Zahl anderer Faktoren relativ                          tatsächliche Szenario-Bildung beginnt     onsbündel „Attraktionsstandort“ und
stark beeinflussen und auch als Sys-                           mit der Bewertung der Verträglichkeit     das dritte Szenario die zentralen Pro-
temhebel bezeichnet werden können,                             der einzelnen Zukunftsprojektionen        jektionsbündeln „Profilbegrenzung“
werden die interaktiven Knoten gleich-                         im Rahmen einer Konsistenzanaly-          und „Schrumpfende Wirtschaft“.
zeitig von anderen Faktoren stark be-                          se. In diesem Schritt wird untersucht,
einflusst. Sie haben großen Einfluss auf                       ob zwei Projektionen in Zukunft zu-       Die Clusterung der Szenariovorschläge
das Gesamtsystem, weil sie in dieses                           sammen auftreten können. Durch            und deren interne Konsistenz zeigt Ab-
sehr stark eingebunden sind. Passive                           unterschiedliche Annahmen über die        bildung 3. Hier wird sichtbar, dass die
Faktoren werden in hohem Maße von                              Zukunftsentwicklung der treibenden        Szenarien 1 und 3 sehr stark geclustert
anderen Faktoren beeinflusst, ohne                             Faktoren können so verschiedene Sze-      und in sich „stimmig“ sind. Das Szena-
diese in starkem Maße zu beeinflussen.                         narien entwickelt werden. Es entste-      rio 2 weicht hiervon etwas ab und ist
Aus diesem Grund verweisen sie auf                             hen differenzierte, in sich konsistente   nicht in diesem hohen Maße konsistent
mögliche Systemänderungen und eig-                             Szenarien. Diese werden analysiert,       und wurde demzufolge nicht ausfor-
nen sich besonders als Frühwarnindika-                         interpretiert und in einer kommunika-     muliert.
toren. Die reaktiven und unabhängigen                          tionsfähigen Form beschrieben.
Puffer sind nur wenig in das System                                                                      Das erste Szenario „Innovation Hub
eingebunden und werden in Szena-                               Im Fallbeispiel wurden für die 11         Funkerberg als Motor der Flughafen-
riobildungsprozessen häufig ausge-                             Schlüsselfaktoren insgesamt 28 Pro-       umfeldregion“ beschreibt eine positi-
klammert. Für die Erarbeitung von                              jektionen erarbeitet und auf ihre Kon-    ve Zukunftsentwicklung ausgewähl-
Szenarien sind somit insbesondere die                          sistenz überprüft. Im Anschluss an        ter Schlüsselfaktoren. Das Szenario ist

                                                     8

                                                     6

                                                     4

                                                     2

                                                                                                                                       Scenario 1
                                                                                                                                       Scenario 2
    -10                         -5                   0                           5          10               15               20
                                                                                                                                       Scenario 3

                                                    -2

                                                    -4

                                                    -6

                                                    -8

Abb. 3) Clusterung der Szenarien im Ergebnis der Konsistenzanalyse

1
    Für die Szenarioerarbeitung wurde der Szenario-Manager der ScMI AG genutzt

136             THWildau
                Wissenschaftliche Beiträge 2013
Biosystemtechnik/
                                                                                                                                                                     Bioinformatik
durch eine deutliche Profilbildung des        Literatur                                                      Autoren

Innovation Hubs Funkerberg und eine                                                                          Frank Hartmann
vorteilhafte Entwicklung wichtiger            Ache, P. (2000): Was treibt den Motor an? Stadtregionen        frank.hartmann@th-wildau.de
                                              zwischen innovativen Milieus und Urban Governance.
Standortfaktoren charakterisiert. Im          Raumforschung und Raumordnung 58(2-3), 244–253.                Dana Mietzner
zweiten Szenario „Zufallsgetriebene                                                                          dana.mietzner@th-wildau.de

                                                                                                                                                                     UmweltmanagemenT
                                              Chesbrough, H. W., Vanhaverbeke, W., West, J. (2006):
Spezialisierung und Profilbegrenzung          Open innovation: Researching a new paradigm. Oxford:           Markus Lahr
im Innovation Hub Funkerberg“ man-            Oxford University Press.                                       markus.lahr@th-wildau.de

                                                                                                                                                                     Energie- und
gelt es deutlich an einer klaren Profilbil-   da Cunha, V. (2007): Creative Urban Regeneration: The          Forschungsgruppe Innovations- und Regionalforschung,
dung des Innovation Hubs sowie einer          Case of ‘Innovation Hubs’. In: International Journal of        TH Wildau [FH]
                                              Innovation and Regional Development (Vol 1 No. 4).
adäquaten Entwicklung weiterer zent-
raler Standortfaktoren. Zudem haben           Florida, R. L. (2005): The flight of the creative class: The
                                              new global competition for talent. New York: Harper
in diesem Szenario die dynamischen            Business.
Entwicklungen an anderen Standorten
                                              Garreau, J. (1991): Edge City. Life on the New Frontier.
die verzögerte Entwicklung des Inno-

                                                                                                                                                                     Kom.-technologien
                                                                                                                                                                     Informations- und
vation Hubs Funkerberg schlichtweg            Gausemeier, J., Fink, A., Schlake, O. (1996): Szenario-
                                              Management: Planen und Führen mit Szenarien. 2. Aufl.
überrollt.                                    München, Wien: Hanser.

                                              Hall, P. (2001): Cities in Civilization: Culture, Innovation
                                              and Urban Order. London: Weidenfeld&Nicholson.
» IV. Schlussfolgerungen
                                              Hartmann, F., Große, U. (2012): Innovation Competence in
                                              Regions: A Case Study Approach: XXII ISPIM Conference,
Das Fallbeispiel belegt die These, dass       Barcelona, paper accepted for presentation.

                                                                                                                                                                     Produktionstechnologie
sich Innovation Hubs auch außerhalb           Köppen, B. (2008): Reurbanisierung als Hoffnung der
von großen Städten oder Metropolen            Städte im demographischen Wandel? In: Maretzke, St.
                                              (Hrsg.) Städte im demographischen Wandel. Materialien
entwickeln können. Voraussetzung              zur Bevölkerungswissenschaft, Heft 125, Wiesbaden,

                                                                                                                                                                     Material- und
dafür ist, dass an solchen Orten kriti-       31–40.

sche Massen an Innovationspotenzia-           Mädig, H. (2004): Raus aus der Stadt? Zur Erklärung und
len entstehen, diese Potenziale sich in       Beurteilung der Suburbanisierung. DifU Berichte 2004.

überregionale Innovationsstrukturen           Meyer-Stamer, J. (1999): Lokale und regionale Standort-
(Cluster) und Raumkontexte (Flugha-           politik – Konzepte und Instrumente jenseits von Industrie-
                                              politik und traditioneller Wirtschaftsförderung. Duisburg.
fenumfeldregion oder Metropolenre-            (INEF-Report, 39).
gion) einbinden und die erforderlichen
                                              Mietzner, D. (2009): Strategische Vorausschau und Sze-
Standortbedingungen zielgerichtet auf         narioanalysen: Methodenevaluation und neue Ansätze:

                                                                                                                                                                     Lernmanagement
hohem Niveau entwickelt werden.               Gabler Verlag 2009.

Solche Innovation Hubs können dann,

                                                                                                                                                                     Lehr- und
so die Hypothese weiter konkretisiert,
hochgradig spezifische Komponen-
ten und Funktionen ausbilden wie
beispielsweise den Betrieb eines Inku-
bators, das Vorhalten von Coworking
Space, den Betrieb von Innovation und
Living Labs, die Bereitstellung und den
Betrieb von Demonstrationsflächen für
innovative Entwicklungen oder von
                                                                                                                                                                     Logistik

gemeinsamen Laborflächen und ande-
rer Infrastruktureinrichtungen für Wis-
senschaft und Wirtschaft.
                                                                                                                                                                     Management und
                                                                                                                                                                     Innovation
                                                                                                                                                                     Optische Technologien

                                                                                                                                           THWildau
                                                                                                                             Wissenschaftliche Beiträge 2013   137
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