Dimensionen Digitaler Spaltung in Deutschland - Ausgewählte Befunde aus ICILS 2018
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Platzhalter für Bild, Bild auf Titelfolie hinter das Logo einsetzen Dimensionen Digitaler Spaltung in Deutschland - Ausgewählte Befunde aus ICILS 2018 Impulsvortrag im Rahmen des Digitalen Kolloquiums des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung Prof. Dr. Julia Gerick 11. Januar 2022 (digital)
Verortung 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 2 Eickelmann & Drossel (2020)
Empirische Datengrundlage International Computer and Information Literacy Study (ICILS 2018) • international vergleichende Schulleistungsstudie zum Bereich ‚digitaler‘ Kompetenzen von Achtklässler*innen • Studiendesign: Bildungsmonitoringstudie mit computerbasierten Tests und Fragebögen zur Erfassung der Rahmenbedingungen • ICILS 2018: zweiter Zyklus der Studie nach ICILS 2013 mit Laufzeit 2015 – 2020 u.a. Eickelmann, Bos, Gerick, Goldhammer, Schaumburg, Schwippert, Senkbeil & Vahrenhold, 2019 14 Teilnehmerländer (12 Länder und 2 sogenannte Benchmarkteilnehmer) Eickelmann & Labusch, 2019, S.13 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 3
Fahrplan 1. Ausgewählte empirische Befunde zu Dimensionen digitaler Spaltung a) Materieller und physischer Zugang zu digitalen Medien b) Motivation/Einstellungen c) Nutzung digitaler Medien d) ‚Digitale‘ Kompetenzen 2. Ausblick: Das Konzept der Digital Equity 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 4
1. Ausgewählte empirische Befunde zu Dimensionen digitaler Spaltung 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 5
Empirische Befunde zu Dimensionen ‚digitaler Spaltung‘ Informationen zu den Analysen der Dimensionen ‚digitaler Spaltung‘ auf Grundlage der Daten aus ICILS 2018: • differenziert nach sozialer Herkunft der Schüler*innen • genauer: kulturelles Kapital der Schüler*innen bzw. ihrer Familien • Indikator: Buchbestand im Elternhaus • Differenzierung zwischen Schüler*innen, denen zu Hause maximal 100 Bücher (Kategorie: niedriges kulturelles Kapital) und solchen, denen mehr als 100 Bücher (Kategorie: hohes kulturelles Kapital) zur Verfügung stehen Gerick, 2021; Senkbeil, Drossel, Eickelmann & Vennemann, 2019 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 6
Empirische Befunde zu Dimensionen ‚digitaler Spaltung‘ a) Materieller und physischer Zugang zu digitalen Medien Optimaler Zugang Hohes Niedriges kulturelles kulturelles D Teilnehmer Kapital Kapital Differenz Differenz Keine signifikanten % (SE) % (SE) Δ% M1–M2 herkunftsbedingten Uruguay 60.1 (3.5) 39.4 (1.4) 20.6 ▲ Republik Korea 55.9 (1.3) 36.4 (1.8) 19.5 ▲ Unterschiede im Kasachstan 58.1 (3.3) 40.4 (1.7) 17.8 ▲ Zugang zu digitalen Italien 72.5 (1.6) 59.4 48.0 (1.3) 13.1 ▲ ■ Chile 58.7 (3.3) (2.0) 10.6 Medien in Internat. Mittelwert 63.5 (0.6) 53.3 (0.4) 10.3 ▲ Luxemburg 79.7 (0.9) 71.3 (1.1) 8.3 ■ Deutschland (2018) Portugal 84.3 (1.2) 76.1 (1.1) 8.2 ■ zwischen VG EU Finnland 66.6 83.0 (0.5) (1.4) 60.3 77.5 (0.4) (1.2) 6.3 5.5 ■ ■ Achtklässler*innen Frankreich 78.3 (1.7) 73.2 (1.3) 5.1 ■ Deutschland 68.3 (1.5) 64.2 (1.5) 4.0 – aus Familien mit Moskau 80.8 (1.2) 78.2 (1.3) 2.6 ■ niedrigem und hohem Nordrhein-Westfalen Dänemark 65.9 - (1.8) - 64.5 - (1.8) - 1.4 - ■ – kulturellen Kapital. USA - - - - - – -10 -5 0 5 10 0 5 10 15 20 25 ▲ Mittelwertdifferenz betragsmäßig signifikant größer als in Deutschland (p
Empirische Befunde zu Dimensionen ‚digitaler Spaltung‘ b) Motivation/Einstellungen Keine signifikanten herkunftsbedingten Hohes kulturelles Kapital Niedriges kulturelles Kapital Unterschiede in Bezug 1) Zu lernen, wie 2) Ich hoffe, einen 1) Zu lernen, wie 2) Ich hoffe, einen auf digitalisierungs- man IT- Arbeitsplatz zu man IT- Arbeitsplatz zu Anwendungen finden, der die Anwendungen finden, der die bezogene Berufswahl- nutzt, wird mir Arbeit mit nutzt, wird mir Arbeit mit helfen, die Arbeit fortschrittlichen helfen, die Arbeit fortschrittlichen neigungen in auszuüben, die Technologien auszuüben, die Technologien Deutschland (2018) mich interessiert. beinhaltet. mich interessiert. beinhaltet. zwischen Deutschland 50,5 % 57,1 % 48,3 % 54,3 % Achtklässler*innen International 67,6 % 49,4 % 68,2 % 52,3 % aus Familien mit niedrigem und hohem Abb.: Digitalisierungsbezogene Berufswahlneigungen von Schülerinnen und Schülern nach kulturellem Kapital in ICILS 2018 in Deutschland im internationalen Vergleich kulturellen Kapital. (Angaben der Schülerinnen und Schüler in Prozent, zusammengefasste Kategorie Zustimmung) Senkbeil, Drossel, Eickelmann & Vennemann, 2019; Gerick, 2021 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 8
Empirische Befunde zu Dimensionen ‚digitaler Spaltung‘ c) Nutzung digitaler Medien Herkunftsbedingte Unterschiede zugunsten der Schüler*innen mit hohem kulturellem Kapital bei der Nutzung digitaler Medien außerhalb der Abb. Häufigkeit der Nutzung digitaler Medien für schulbezogene und andere Zwecke Schule für nicht- in und außerhalb der Schule nach kulturellem Kapital in ICILS 2018 in Deutschland schulbezogene im internationalen Vergleich (Angaben der Schülerinnen und Schüler, zusammengefasste Kategorie Mindestens einmal in der Woche) Zwecke (2018). Senkbeil, Drossel, Eickelmann & Vennemann, 2019 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 9
Empirische Befunde zu Dimensionen ‚digitaler Spaltung‘ d) ‚Digitale‘ Kompetenzen von Schüler*innen In Deutschland erneut erhebliche sozialbedingte Bildungsdisparitäten. 49 Leistungspunkte Differenz für Indikator kulturelles Kapital Keine Veränderung zu ICILS 2013. Senkbeil, Drossel, Eickelmann & Vennemann, 2019, S. 312 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 10
Empirische Befunde zu Dimensionen ‚digitaler Spaltung‘ d) ‚Digitale‘ Kompetenzen von Schüler*innen Mehr als zwei Fünftel der Schüler*innen aus Familien mit niedrigem kulturellen Kapital erreichen lediglich Kompetenzen auf den unteren beiden Kompetenzstufen. Keine Veränderung zu ICILS 2013. Senkbeil, Drossel, Eickelmann & Vennemann, 2019, S. S.314 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 11
Zwischenfazit „Aus den Befunden von ICILS 2018 lassen sich damit im Hinblick auf die technische Ausstattung, auf digitalisierungsbezogene Einstellungen sowie auf die Nutzungshäufigkeit digitaler Medien kaum bzw. keine herkunftsbedingten Disparitäten feststellen. Umso frappierender sind die herkunftsbezogenen Unterschiede allerdings ausgerechnet in Bezug auf jene computer- und informationsbezogenen Kompetenzen, die für eine erfolgreiche Teilhabe an einer digitalisierten Welt von hoher Bedeutung sind.“ Gerick (2021) third-level digital divide Ungleichheiten in den ‚Erträgen‘ aus der Internetnutzung, die innerhalb von Personengruppen mit sehr ähnlichem Nutzungsverhalten und vergleichbarem Zugang zu digitalen Technologien und dem Internet auftreten. Enorme Relevanz der systematischen Förderung ‚digitaler‘ Kompetenzen aller Schüler*innen mit dem Ziel des Abbaus sozialer Ungleichheiten in einer digitalisierten Welt 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 12
KMK-Strategie 2016 „Bildung in der digitalen Welt“ Kompetenzrahmen „Bildung in der Ergänzung zur Strategie der digitalen Welt“ (KMK, 2016) Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ (KMK, 2021) Sechs Bereiche Für das Lernen, Leben und Arbeiten in einer 1. Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren zunehmend digitalisierten Welt werden u. a. 2. Kommunizieren und Kooperieren folgende übergreifende Kompetenzen als 3. Produzieren und Präsentieren besonders bedeutsam erachtet: 4. Schützen und sicher Agieren • gelingend kommunizieren können, 5. Problemlösen und Handeln • kreative Lösungen finden können, 6. Analysieren und Reflektieren • kompetent handeln können, • kritisch denken können sowie • zusammenarbeiten können. Verfügbar unter: Verfügbar unter: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichung https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschlu en_beschluesse/2018/Strategie_Bildung_in_der_digital esse/2021/2021_12_09-Lehren-und-Lernen-Digi.pdf en_Welt_idF._vom_07.12.2017.pdf 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 13
2. Ausblick: Das Konzept der Digital Equity 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 14
2. Ausblick: Das Konzept der Digital Equity 1. Zugang zu Hardware, Software und Internetanbindung (Access to hardware, software, and connectivity to the Internet) IT-Infrastruktur 2. Zugang zu sinnvollen, qualitativ hochwertigen und kulturell relevanten Inhalten (Access to meaningful, high quality, and Digitale Lehr- culturally relevant content in local languages) Lernmaterialien 3. Zugang zur Erstellung, Verbreitung und zum Austausch digitaler Inhalte (Access to creating, sharing, and exchanging Digitale digital content) Plattformen 4. Zugang zu Lehrkräften, die wissen, wie man mit digitalen Werkzeugen und Ressourcen umgeht. (Access to educators Professionali- sierung who know how to use digital tools and resources) 5. Zugang zu hochwertiger Forschung über die Anwendung digitaler Technologien zur Verbesserung des Lernens (Access Transfer to high-quality research on the application of digital techno- logies to enhance learning) Gerick, 2021, Gerick & Schwippert, 2019, in Anlehnung an Resta et al., 2018 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 15
Platzhalter für Bild, Bild auf Titelfolie hinter das Logo einsetzen Vielen Dank für Ihr Interesse! Prof. Dr. Julia Gerick Kontakt: j.gerick@tu-braunschweig.de
Zum Weiterlesen Eickelmann, B. & Gerick, J. (2020). Lernen mit digitalen Medien. Zielsetzungen in Zeiten von Corona und unter besonderer Berücksichtigung von sozialen Ungleichheiten. In Fickermann, D. & Edelstein, B. (Hrsg.), "Langsam vermisse ich die Schule...". Schule während und nach der Corona Pandemie. DDS – Die Deutsche Schule, 16. Beiheft, 153– 162. Verfügbar unter: https://www.waxmann.com/?eID=texte&pdf=4231OpenAccess09.pdf&typ=zusatztext Gerick, J. (2021). Bildungsgerechtigkeit in einer digitalisierten Welt - Herkunftsbedingte Unterschiede und Perspektiven für Schule und Unterricht. Beitrag im Rahmen des Dossiers „Digitale Schule: Lektionen aus der Pandemie“. Berlin: Heinrich Böll Stiftung. Verfügbar unter: https://www.boell.de/de/2021/04/15/bildungsgerechtigkeit-in-einer- digitalisierten-welt Senkbeil, M., Drossel, K., Eickelmann, B. & Vennemann, M. (2019). Soziale Herkunft und computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im zweiten internationalen Vergleich. In B. Eickelmann, W. Bos, J. Gerick, F. Goldhammer, H. Schaumburg, K. Schwippert, M. Senkbeil & J. Vahrenhold (Hrsg.), ICILS 2018 #Deutschland – Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im zweiten internationalen Vergleich und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking (S. 301–333). Münster: Waxmann. Verfügbar unter: https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4000 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 17
Zentrale Literatur Eickelmann, B., Bos, W., Gerick, J., Goldhammer, F., Schaumburg, H., Schwippert, K., Senkbeil, M. & Vahrenhold, J. (Hrsg.) (2019). ICILS 2018 #Deutschland – Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im zweiten internationalen Vergleich und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking. Münster: Waxmann. Verfügbar unter: https://kw.uni- paderborn.de/fileadmin/fakultaet/Institute/erziehungswissenschaft/Schulpaedagogik/ICILS_2018__De utschland_Berichtsband.pdf Eickelmann, B. & Drossel, K. (2020). Digitalisierung im deutschen Bildungssystem im Kontext des Schulreformdiskurses. In N. Berkemeyer, W. Bos & B. Hermstein (Hrsg.), Schulreform – Zugänge, Gegenstände, Trends (S. 445–458). Beltz Verlag: Weinheim. Gerick, J. & Schwippert, K. (2019). Potenziale digitaler Medien für die Reduzierung von Bildungsbenachteiligungen in der Grundschule – Theoretische Bezüge, empirische Befunde und zukünftige Forschungsperspektiven. In E. Inckemann, T. Trautmann & R. Sigel (Hrsg.), Chancengerechtigkeit durch Schul- und Unterrichtsentwicklung an Grundschulen – Konzeptionelles, Konkretes und Anschauliches (S.195-212). Klinkhardt. 11.01.2022 | Prof. Dr. Julia Gerick | Digitalisierung und Bildungsbenachteiligung| Seite 18
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