Echtzeit Sendungsverfolgung über das Mobilfunknetz
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Kommunikationssysteme EchtzeitSendungsverfolgung über das Mobilfunknetz Offene Standards wie GPRS und Java bieten neue Möglichkeiten für Logistikunternehmen Logistikunternehmen, die in jedem Moment den aktuellen den deshalb konsequent Standards für die Kommunikationsprotokolle gewählt Standort und Zustand der Fahrzeuge und der transportierten (TCP/IP5), HTTP6)), die unabhängig vom Sendungen kennen, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil. Transportmedium noch längere Zeit ver- fügbar sind. Bei der Umsetzung macht Insbesondere Grosskunden machen die Auftragsvergabe immer der Einsatz von Java-Technologie als ge- häufiger von der Möglichkeit abhängig, diese Informationen je nerische und breit verfügbare Plattform die erstellte Software weit gehend unab- derzeit abfragen zu können. Fortschritte in der mobilen Daten hängig von der konkreten Hardware. übertragung und die Leistungsfähigkeit moderner portabler Indem die Architektur des Clients auf Pocketcomputer erlauben heute, die gewünschten Daten in einem spezialisierten Mobile-Framework basiert, lassen sich die verbleibenden articles spécialisés Echtzeit zu erfassen und zur Verfügung zu stellen. Dieser Beitrag Hardware-Unterschiede (wie Tastenlay- beschreibt ein solches System zur Sendungsverfolgung, das von out, Displaygrösse usw.) soweit eingren- zen, dass sich die Adaption der An- Ergon Informatik AG für die BTL Logistics1) und deren Kunden wendung an zukünftige neue Hardware IBM erstellt wurde. typischerweise auf eine Anpassung der Konfiguration reduziert. Die Aufgabenstellung Mobile Datenterminals für den Indus- tionssysteme eingespeist werden, um an- Im Transport- und Logistik-Umfeld trieeinsatz sind in den vergangenen Jah- deren internen oder externen Mitarbeitern wird es immer wichtiger, dass der Dienst- ren immer kleiner, leichter und dabei ab sofort den Zugriff zu ermöglichen. leister jederzeit umfassend und aktuell deutlich leistungsfähiger geworden. Zur Ein wesentlicher Aspekt von An- Auskunft über den Aufenthaltsort der gleichen Zeit haben sich die Möglichkei- wendungen für die Unterstützung von transportierten Güter geben kann. Von ten der mobilen Datenkommunikation Geschäftsprozessen ist die Zukunftssi- den Auftraggebern wird eine lückenlose enorm verbessert. In der Schweiz bieten cherheit der realisierten Lösung. Es wur- Prozesskette – ohne das heute noch viel- mehrere Mobilfunkprovider Kommuni- Peter K. Brandt kation über gut ausgebaute GSM-Netze2) an. Diese Netze erlauben nahezu überall auch paketorientierte Datenkommunika- tion mittels GPRS3). Dank dieser Entwicklungen können nun die Mobilfunknetze, die seit Jahren erfolgreich im Geschäftsumfeld für die Telefonie und für das Senden von SMS4) verwendet werden, auch zur kosteneffi- zienten Anbindung von mobilen Applika- tionen an das Firmennetz genutzt werden. Dies erlaubt Anwendungen, welche die Möglichkeiten der Mitarbeiter im Ausseneinsatz deutlich erweitern. Bei- spielsweise können Mitarbeiter jederzeit auf aktuelle Daten in den internen Fir- mendatenbanken zugreifen, um Informa- tionen über Kunden oder Produkte zu er- halten. Auf dem gleichen Weg können Quelle: Ergon Informatik AG Daten, die unterwegs erfasst wurden, in Echtzeit in die firmeneigenen Informa- Bild 1 Systemanforderungen Bulletin SEV/VSE 11/04 33
Kommunikationssysteme mit einem 1D-Barcode-Scanner sowie Mobile Anwendungen mit Datenkommunikation zum einer GSM/GPRS-Einheit ausgestattet Firmennetz sind. Die Software-Komponenten auf dem Client sind in Java realisiert. Das Die Ergon Informatik AG hat in den letzten Jahren eine Reihe derartiger mobi- Mobile Device kommuniziert via Internet ler Anwendungen mit Datenkommunikation zum Firmennetz realisiert. mit dem Server. – Bei der SBB ist beispielsweise seit vergangenem Jahr eine Anwendung zur Serverseitig ermöglicht ein Mobile stichprobenartigen Frequenzanalyse von Fahrgastzahlen im Einsatz. Ferner Application Gateway die Anpassung der wird zurzeit ein neues System realisiert, über welches das Zugspersonal unter speziellen Eigenschaften der mobilen anderem Fahrkarten verkaufen, Fahrplanauskünfte geben oder E-Tickets Kommunikation an den Applikationsser- kontrollieren kann. In beiden Fällen war die effiziente Kommunikationsanbin- ver. Dieser kommuniziert mittels XML dung der mobilen Geräte an das Unternehmensnetz und der dort befindlichen mit dem Dispositionssystem des Logis- Backend-Systeme eine wesentliche Anforderung der SBB. tikunternehmens und bedient die Web- – Bereits 1999 wurde für die Credit Suisse mit Youtrade for Palm eine Anwen- Applikationen, mit denen Disponent und dung zum Online-Aktienhandel erstellt, die die weltweit erste mobile Java-An- Auftraggeber in Echtzeit auf die erfassten wendung für Transaktionen war. Daten zugreifen können. Zur lokalen Da- – Mehrere weitere Anwendungen für moderne Mobiltelefone ermöglichen einen tenspeicherung kommt eine Datenbank einfachen mobilen Zugriff auf aktuelle Daten wie Wetterinformationen oder zum Einsatz. Fahrpläne. Der vorliegende Beitrag stellt die Erfahrungen vor, die bei der Realisierung einer Mobile Client mobilen Anwendung zur Online-Sendungsverfolgung für das Transportunter- Da die Software-Komponenten auf nehmen BTL Logistics gemacht wurden. dem Client in Java implementiert sind, Ergon (www.ergon.ch) wurde 1984 gegründet und beschäftigt heute rund wird eine Java Virtual Machine (JVM) benötigt. Dazu kommt eine Java-Lauf- fachbeiträge 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen ist als unabhängiger Anbieter von Software-Engineering spezialisiert auf Design, Entwicklung und zeit-Umgebung (Bild 3) zum Einsatz, die Implementierung von hoch stehenden Softwarelösungen auf der Basis offener dem Personal-Java-Standard entspricht Systeme. (J2ME+CDC+PersonalProfile). Im kon- kreten Fall wurde ein Gerät des Herstel- lers Symbol mit einem Pocket-PC-Be- triebssystem gewählt. Als Java-Laufzeit- fach bestehende «schwarze Loch» im tuellen Informationen zum Zustand der Umgebung verwenden wir die CrEme Transportumfeld – gewünscht. Sendungen (Bild 1). VM der Firma NSICOM. Das für die Firma BTL Logistics ent- Die Java Virtual Machine macht die wickelte System soll eine Lösung zur Client-Applikation weit gehend unabhän- Sendungsverfolgung sein, die jede Zu- Architektur der Lösung gig vom eingesetzten Betriebssystem standsänderung der Sendungen im ent- Für die Lösung wurde eine J2EE7)-ba- oder dem Prozessor auf dem Mobile De- sprechenden Moment erfasst und un- sierte Architektur gewählt, die konse- vice. Um verbleibende Hardware-Unter- mittelbar für alle Beteiligten (Disponent, quent auf etablierten Standards aufsetzt. schiede für die Anwendung weitgehend Auftraggeber, Backend-Systeme) verfüg- Die Systemarchitektur ist in Bild 2 darge- transparent zu machen, haben wir ein bar macht. stellt. Mobile Application Framework (MAF) Die Fahrzeuge des Transportunterneh- Bei den Mobile Clients handelt es sich entwickelt, auf das die Anwendung auf- mens werden dazu mit einem mobilen um handelsübliche Industrie-PDAs, die setzt. Als zusätzlicher Vorteil ergibt sich Gerät ausgestattet, in welches der Fahrer bei jedem relevanten Vorgang (Aufladen, Abliefern) per Scanner einen auf der Sen- dung angebrachten Barcode einliest. Das Mobilgerät meldet die Aktion in Echtzeit an den Server im Logistikunternehmen, eventuell ergänzt um den momentanen Aufenthaltsort des Fahrzeugs. Weiter können auch Verzögerungen in der Aus- lieferung (z.B. wegen Stau) einfach an die Zentrale gemeldet werden. Die Be- dienung des Mobilgerätes erfolgt über nur sehr wenige klar beschriftete Tasten und erfordert keine spezielle Schulung. Der Server reicht die Information an das Dispositionssystem des Unterneh- mens weiter. Ebenso werden Informa- tionen über neu eintreffende Aufträge Quelle: Ergon Informatik AG vom Dispositionssystem an den Server geliefert. Über ein Web-Interface haben Bild 2 Systemarchitektur sowohl die Mitarbeiter des Logistikunter- GPRS: General Packet Radio Service; HTTP: Hyper Text Transfer Protocol; J2EE: Java 2 Enterprise Edition; nehmens als auch die Auftraggeber der J2ME: Java 2 Micro Edition; MAF: Mobile Application Framework; MAG: Mobile Application Gateway; Transporte jederzeit Zugriff auf die ak- Java VM: Java Virtual Machine; XML: Extensible Markup Language 34 Bulletin SEV/AES 11/04
Kommunikationssysteme radigmas (MVC) erstellt und die HTML- Views werden mittels Java Server Pages (JSP) generiert. Zentrale Komponenten Mobile Anwendungen stellen sehr spe- zielle Anforderungen. Zwar sind die ein- gesetzten Technologien häufig aus ande- ren Bereichen bekannt. Dennoch muss den besonderen Randbedingungen des mobilen Betriebs bei der Systemarchitek- tur und dem Anwendungsdesign Rech- nung getragen werden; nur so wird man ein Gesamtsystem erhalten, das den An- forderungen des Auftraggebers auch be- züglich Usability und Zukunftssicherheit Quelle: Ergon Informatik AG voll Rechnung trägt. Bild 3 Java als Applikationsplattform Auf dem Client kommt eine dem PersonalJavaStandard entsprechende LaufzeitUmgebung zum Einsatz Mobile Application Gateway (MAG) Obwohl die Kommunikation der Clients mit dem Server über TCP/IP via dadurch, dass die Hardwarebeschaffung Container Tomcat des Apache Jakarta GPRS erfolgt, handelt es sich nicht um von der Software-Entwicklung entkop- Projekts gewählt, wobei die Anwendung eine herkömmliche Netzwerkverbindung. articles spécialisés pelt ist. Die Aufgaben des MAF werden auch auf dem Server durchgängig in Java Bezüglich vieler Parameter haben mobile unten im Detail beschrieben. implementiert wurde. Der Einsatz von Netze stark von drahtgebundenen Netzen Das Mobile Device kommuniziert über Open-Source-Softwarekomponenten und abweichende Charakteristika. Generell das HTTP-Protokoll via Internet mit dem Linux erlaubt die Kosten zu reduzieren, kann man niedrigen Durchsatz, hohe La- Server. Als Grundlage der HTTP-Verbin- was im Logistikgeschäft von grosser Be- tenz und geringe Zuverlässigkeit (Paket- dung über TCP/IP mit dem Server dient deutung ist. verluste, Verbindungsabbrüche) beobach- GPRS über ein Mobilfunknetz. Zur persistenten Speicherung von In- ten. formationen durch den Server ist eine re- Diese Eigenschaften führen dazu, dass Applikationsserver lationale Datenbank nötig. Wir setzen TCP mit den typischerweise gewählten Beim Server handelt es sich um einen dazu MySQL ein, das ebenfalls open- Parametern und Algorithmen (slow-start) J2EE-Applikationsserver. Dieser kom- source-verfügbar ist. Der Server greift zu schlechter Performance der Übertra- muniziert mit den Mobile Devices und via JDBC auf die Datenbank zu. Die gung führt. Zudem wird dadurch der Ap- realisiert die Schnittstelle zum Disposi- Schnittstelle zwischen Server und Dispo- plikationsserver mit einer grossen Zahl tionssystem des Logistikunternehmens. sitionssystem des Logistikunternehmens sehr langsamer und unzuverlässiger Ver- Ausserdem sind auf dem Server die Web- wird mittels FTP-Austausch (File Trans- bindungen belastet. Applikationen für die internen Mitarbei- fer Protocol) von XML-Dokumenten rea- Um diesen spezifischen Rahmenbedin- ter sowie die Kunden des Unternehmens lisiert. Die Web-Applikationen für die gungen, welche die Kommunikation über implementiert. Die Hardware ist Intel- internen Mitarbeiter sowie für die Kun- ein GSM-Mobilfunknetz vorgibt, gerecht basiert, das Betriebssystem Linux. Als den des Logistikunternehmens wurden zu werden, kommt auf der Serverseite ein Server wurde der Open-Source-Servlet- auf Basis des Model-View-Controller-Pa- spezieller Mobile Application Gateway (MAG, Bild 4) zum Einsatz, der auf einem Sun-Sparc-System unter dem Be- triebssystem Solaris läuft. Der MAG steht zwischen Endgerät und dem Appli- kationsserver und entkoppelt deren Kom- munikation vollständig voneinander. Dadurch können die Verbindungspara- meter zwischen Client und MAG auf die Eigenschaften der GPRS-Übertragung optimiert werden, was die Performance des Gesamtsystems deutlich verbessert. Erst wenn der gesamte Client-Request vom MAG empfangen wurde, baut dieser eine Verbindung zum Applikationsserver im lokalen Netz auf. Der Applikations- server verarbeitet die Anfrage, sendet das Resultat an den MAG und schliesst die Quelle: Ergon Informatik AG offene Verbindung sofort wieder. Unmit- Bild 4 Funktionalitäten des Mobile Application Gateways (MAG) telbar danach kann er allozierte Res- Der Mobile Application Gateway (MAG) entkoppelt die Kommunikation zwischen Endgerät und dem Applika sourcen (Threads, Datenbankverbindun- tionsserver gen usw.) wieder freigeben, was zu einer Bulletin SEV/VSE 11/04 35
Kommunikationssysteme deutlichen Entlastung des Applikations- servers führt. Für den Fall, dass Clients je nach An- wendung auf mehrere Applikationsserver zugreifen müssen, kann der MAG durch die Terminierung der Verbindungen von den Clients auf Grund des Inhalts des Re- quests entscheiden, welches der richtige Applikationsserver für die Anfrage ist. Gleichzeitig erlaubt dies, zwischen Client und Backend verschlüsselte Verbindun- gen (SSL) einzusetzen, ohne dass die be- teiligten Applikationsserver davon tan- giert werden. Somit ist für die Verschlüs- selung auch ein einziges Serverzertifikat ausreichend, das zentral auf dem MAG installiert wird. Da die SSL-Terminierung auf dem MAG erfolgt, ist eine Filterung und Vor- verarbeitung der Kommunikation vor dem Erreichen des Zielsystems möglich. Quelle: Ergon Informatik AG Dadurch lässt sich die Datenmenge für die mobile Kommunikation verringern Bild 5 Header Delegation und die Kommunikation beschleunigen. fachbeiträge Dieser Mechanismus erlaubt, ClientRequests und ServerResponses mit beliebigen HeaderInformationen Ein Beispiel dafür ist die Kapselung der anzureichern. Sessions der Applikationsserver: Infor- mationen wie HTTP-Cookies werden nicht bis zum Client geschickt, sondern in der MAG-Session gespeichert. MAG- des HTTP-Protokolls gewährleistet. doch vielfach stark in Eigenschaften wie Sessions lassen sich – unabhängig von Zudem lassen sich erlaubte Requests auf Display oder Tastatur-Belegung. Durch den Fähigkeiten der Applikationsserver – verschiedenen Stufen explizit konfigurie- den Einsatz von MAF, das über mächtige an SSL-Sessions oder an ein einziges ren (Whitelist), wodurch die meisten At- Geräteabstraktionen verfügt, ist es ein HTTP-Cookie binden. tacken auf den Applikationsserver verei- Leichtes, eine MAF-Applikation auf eine Der Einsatz des MAG als zentrale Zu- telt werden. Vielfalt von mobilen Geräten zu portie- gangskomponente für mobile Clients hat Zusammenfassend handelt es sich bei ren. weitere Anwendungsmöglichkeiten zur MAG um eine spezialisierte Komponente Trotz der hohen Flexibilität und Ma- Folge: Der MAG erlaubt, Clients auf fle- zur Entkopplung der über das Mobil- schinenabstraktionen ist es möglich, auf xible, konfigurierbare Art und Weise zu funknetz angebundenen Clients von den gerätespezifische Funktionalität zuzu- authentisieren und ihnen entsprechende Applikationsservern, wobei die zentrale greifen. So beinhaltet das MAF eine Na- Zugriffsrechte auf verschiedene Ba- Stellung des MAG zur Bereitstellung von tive Library, die den Zugriff auf System- ckend-Services zu vergeben, was ohne allgemein verfügbarer Funktionalität ge- routinen (z.B. Einstellen der Hinter- zusätzliche Kommunikations-Roundtrips nutzt wird. Der MAG ist daher eine grundbeleuchtung, Ansprechen der zwischen Client und MAG erfolgt. Mit wesentliche Komponente der realisierten GPRS-Einheit) erlaubt. Das MAF bietet dem in den MAG eingebauten Mecha- Lösung. daneben ein auf dem Model-View-Con- nismus der Header Delegation können troller-Paradigma basierendes GUI zur Client-Requests und Server-Responses Mobile Application Framework Entwicklung von einfachen, aber robus- mit beliebigen Header-Informationen an- (MAF) gereichert werden, bevor sie das Zielsys- Dem Ziel, mobile Java Clients sehr ef- tem erreichen. So können auf einfache fizient konfigurieren zu können, ohne an Weise und ohne zusätzliche Kommunika- den Applikationen hardwareabhängige tions-Roundtrips zentrale Funktionen wie Änderungen vornehmen zu müssen, dient Client-Update, Device-Management, ein eigens entwickeltes Mobile Applica- Tracking oder spezielle Arten von Au- tion Framework (MAF). Das MAF ist auf thentisierung und Autorisierung realisiert verschiedensten mobilen Geräten ein- werden (Bild 5). setzbar. Dabei erleichtert es nicht nur die Die Bündelung der Kommunikation zu effiziente Entwicklung von Benutzer- mehreren Applikationsservern und die schnittstellen, sondern unterstützt auch zentrale Authentisierung im MAG erlaubt viele weitere Funktionalitäten, die auf eine umfassende Überwachung aller Ap- mobilen Clients häufig benötigt werden. plikationen. Ein wesentlicher Seitenef- Dank der Plattformunabhängigkeit der Quelle: Ergon Informatik AG fekt des MAG-Einsatzes ist die massiv Java-Technologie besteht grundsätzlich Bild 6 Mobile Application Framework (MAF)Archi erhöhte Sicherheit der Applikationsser- die Möglichkeit, eine einmal erstellte An- tektur ver. Sämtliche Requests werden im MAG wendung mit wenig Aufwand auf andere Dank den mächtigen Geräteabstraktionen von MAF komplett zerlegt und neu zusammenge- Hardware-Plattformen zu portieren. Ge- lassen sich MAFApplikationen auf eine Vielfalt von setzt. Dadurch wird die strikte Einhaltung rade mobile Geräte unterscheiden sich je- mobilen Geräten portieren. 36 Bulletin SEV/AES 11/04
Kommunikationssysteme ten Benutzerschnittstellen. Diese sind insbesondere bei Einsatz im Freien – bei Regen und Kälte – zwingend nötig. Auch ein Mechanismus zur Sprachübersetzung von ganzen Applikationen und Überset- zungen zwischen dem Datenmodell und der Darstellungssicht ist im MAF enthal- ten. In Client-Server-Anwendungen tau- schen mobile Geräte über die drahtlose Verbindung mit einem oder mehreren Ap- plikationsservern Daten aus. Um das Blo- ckieren des Geräts während des Verbin- dungsaufbaus und der Übermittlung zu verhindern, implementiert das MAF einen asynchronen Request Scheduler. Dieser wird im Hintergrund gestartet und leitet Anfragen der Applikation asyn- chron an den Server weiter. Die erhaltene Antwort wird mit einem Eventmecha- nismus an das Frontend der Applikation Quelle: Ergon Informatik AG weitergeleitet. Dadurch ist es einfach Bild 7 Application Service Providing (ASP)Modell möglich, eine Fortschrittsanzeige (Pro- Der zentrale Server wird von einem Application Service Provider betrieben. Die Kommunikationspartner grei gress Bar) oder eine Abbruchmöglichkeit articles spécialisés fen darauf über das Internet zu. für die Übermittlung zu realisieren. Um das Problem des Datenverlusts auf mobilen Geräten bei Entleerung des Akkus zu bewältigen, besitzt das MAF von wesentlicher Bedeutung, jederzeit nötige Wartezeiten und Betriebskosten einen Power Watcher. Dieser überprüft vom mobilen Endgerät auf Daten im Fir- verringert werden. Die enge Integration periodisch den Ladezustand der Akkus mennetz zugreifen und aktualisierte mit den vorhandenen Backend-Systemen und ruft bei Unterschreitung eines vorge- Daten zurückspeisen zu können. Der Ein- wird vom Logistikunternehmen sehr ge- gebenen Akkureserve-Niveaus Prozesse satz von GPRS für diesen Zugriff anstelle schätzt, entfallen doch so aufwändige auf, die sich bei ihm angemeldet haben. alternativer Technologien wie SMS führt und fehlerträchtige manuelle Datentrans- So realisiert z.B. der Persistent Memory zu deutlich verringerten Betriebskosten fers. Die Möglichkeit, dem Auftraggeber Manager des MAF die Möglichkeit, bei und zu reduzierter Komplexität der mobi- der Transporte Einblick in den minuten- niedrigem Akkustand automatisch Back- len Kommunikation. Die Mobilgeräte genauen Status der Sendungen zu geben, ups beliebiger Applikationsdaten im sind auch bei der Anbindung über GPRS war wesentliches Kriterium der Vergabe nichtflüchtigen Speicher des Mobilgeräts bei Netzverfügbarkeit permanent erreich- eines grossen Transportauftrags von IBM abzulegen. So haben diese auch bei voll- bar; was dem Server erlaubt, mittels eines an BTL Logistics. ständig entleertem Akku Bestand. Push-Mechanismus Nachrichten an die Schliesslich lässt sich sagen, dass sich Als Gegenstück zum Gerätemanage- Clients zu schicken. die gewählte Implementierungstechnolo- ment im MAG verfügt der MAF über die Als weitere Massnahme zur Kostenef- gie Java unter Einsatz spezialisierter Sys- Möglichkeit, inkrementelle Updates (die fizienz wurde auf den Einsatz eines GPS- temkomponenten wie MAG und MAF «Differenz» zweier Applikationsversio- Empfängers zur Positionsbestimmung sehr bewährt und eine effiziente Realisie- nen) auf dem Client vorzunehmen. So des Mobilgeräts verzichtet. Für den ange- rung erlaubt hat. Der durchgängige Ein- entsteht ein mächtiges Instrument für die strebten Einsatzzweck war die Genauig- satz von Java vom Server (J2EE) bis zum Organisation und Wartung mobiler keit ausreichend, die durch das Auf- oder Client (J2ME8)) führt zu einer überschau- Client-Applikationen. Abladen einer Sendung am Ursprungs- baren Architektur, zu besserer Wartbar- Der Einsatz eines auf mobile Anwen- oder Zielort erreicht wird. In Kombina- keit, zur Erleichterung des Code Re-Use dungen spezialisierten Client-Frame- tion mit dem Zeitstempel der betreffen- und zu einem hohen Grad an Plattform- works bietet grosse Vorteile bei der den Aktion entsteht eine Lokalisierung unabhängigkeit. kostengünstigen und effizienten Entwick- des Fahrzeugs, die dem Logistikunter- lung von mobilen Client-Server Syste- nehmen ausreichend Information liefert. men. Nicht zuletzt ermöglicht es, den Auch die Entscheidung zur Entwick- Ausblick Hardware-Entscheid unabhängig von der lung einer eigenständigen Client-Anwen- Da das gesamte System auf offenen Software-Entwicklung vorzunehmen. Da dung anstelle einer eventuell möglichen Technologien basiert, können zukünftige die Hardware dadurch später beschafft Lösung, die auf dem Web-Browser auf Erweiterungen leicht realisiert werden. werden kann, sind Kosteneinsparungen dem mobilen Gerät basiert, hat sich voll- Das Vorhandensein eines leistungsfähi- möglich. umfänglich bewährt: Der Bedienkomfort gen mobilen Geräts in den Fahrzeugen und die Interaktionsmöglichkeiten der ermöglicht vielerlei neue Anwendungen spezialisierten Client-Anwendung sind ohne weitere Hardwarekosten. Faktoren, die Erfolg um ein Vielfaches grösser. Zudem müs- Beispielsweise ist ein Server-gestütz- versprechen sen nur Daten über das Mobilfunknetz ter Routenplaner denkbar, der die aktuali- Für einen erfolgeichen Einsatz des Ge- übertragen werden, die tatsächlich neuen sierten Informationen über das Strassen- samtsystems bei der BTL-Logistics war Informationsgehalt haben, wodurch un- netz und die Berechnung der optimalen Bulletin SEV/VSE 11/04 37
Kommunikationssysteme Fahrtstrecke zentral vornimmt und nur Echtzeit mit heutigen Technologien sinn- Apache Jakarta Tomcat: OpenSourceServletContai die ermittelte Route mit den Karteninfor- voll erfüllt werden können und dass ein ner des ApacheJakartaProjekts mationen auf das Gerät überträgt. Eine derartiges System dem Transportunter- http://jakarta.apache.org/tomcat/ NSIcom: Hersteller von Java Virtual Machines für den solche Lösung bietet im Gegensatz zu nehmen und seinen Kunden deutliche EmbeddedMarkt. http://www.nsicom.com/ einer nicht vernetzten Client-only-Lö- Geschäftsvorteile einbringt. sung ausserdem die Möglichkeit, aktuelle Der Einsatz von Java als durchgängige Angaben zum Autor Informationen wie Verkehrssituation, Realisierungstechnologie ist wegen Peter K. Brandt ist Senior Software Engineer und Wetterlage oder temporäre Sperrungen zu hoher Effizienz und leichter Wiederver- Business Developer bei der Zürcher Firma Ergon Infor berücksichtigen. Hierzu kann auch eine wendbarkeit klar nutzbringend. Auch die matik AG. Nach dem Studium der Informatik an der optionale Einbindung von exakteren Po- Verwendung von GPRS zur Datenüber- ETH Zürich und der TU München war er als wissen schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Computersys sitionsdaten hilfreich sein. Diese können tragung ist sinnvoll, sofern bei der Archi- teme der ETH Zürich tätig. Im Anschluss daran befas vom Mobilfunkbetreiber ermittelt wer- tektur des Systems und dem Design der ste er sich während mehreren Jahren als Research En den oder, falls eine sehr hohe Genauig- Software grundlegende Eigenschaften gineer bei Swisscom Corporate Technology mit den keit nötig ist, von einem GPS-Empfänger des mobilen Netzes beachtet werden. Gebieten Personenzentrierte Kommunikation, Elec im Fahrzeug bezogen werden. tronic Commerce, Mobilen Applikationen sowie Java basierten InternetAnwendungen. Seit 2001 ist Peter Die Möglichkeit, aktuelle Informatio- K. Brandt Mitarbeiter bei Ergon und dort für den Be nen auf das Gerät zu senden, kann auch Links reich vernetzter mobiler Anwendungen auf JavaBasis benutzt werden, um aus der Zentrale eine Java: http://java.sun.com/ verantwortlich. Just-in-Time-Routenvorgabe an das J2ME: Java 2 Plattform, Micro Edition; hochoptimierte Ergon Informatik AG, Kleinstrasse 15, 8008 Zürich Java Technologie für kleine ConsumerGeräte www.ergon.ch Fahrzeug zu senden. Insbesondere im http://java.sun.com/j2me/ Umfeld von Sicherheitstransporten ist J2EE: Java 2 Plattform, Enterprise Edition; Technolo 1 BTL Logistics AG, 3074 Muri b. Bern (Hauptsitz), dies eine wichtige Anforderung. gieStandard für komponentenbasierte multitier www.brechtbuehl.ch 2 Um auch kleineren Transportunterneh- EnterpriseAnwendungen 3 GSM: Global System for Mobile Communication http://java.sun.com/j2ee/ GPRS: General Packet Radio Service men ohne eigene Serverinfrastruktur und 4 fachbeiträge SMS: Short Message Service JDBC: Java Standard zum herstellerunabhängigen Zu 5 TCP/IP: Transmission Control Protocol/Internet Proto- permanente Internetanbindung die Vor- griff auf relationale Datenbanken col teile einer Lösung zur Echtzeit-Sen- http://java.sun.com/jdbc/ 6 HTTP: Hyper Text Transfer Protocol dungsverfolgung zugänglich zu machen, MySQL™: relationales OpensourceDatenbankSys 7 J2EE: Java 2 Enterprise Edition bietet sich das ASP-Modell (Application tem. http://www.mysql.org/ 8 J2ME: Java 2 Micro Edition Service Providing, Bild 7) an. Hierbei be- findet sich der zentrale Server bei einem Application Service Provider, der den Betrieb übernimmt. Sowohl die mobilen Geräte als auch das Transportunterneh- Le suivi des envois en temps réel men und dessen Kunden greifen über das sur le réseau radio mobile Internet auf den Server zu. Schliesslich stellen auch die zuneh- Les normes ouvertes telles que GPRS et Java ouvrent mend verbreiteten Java-fähigen Mobilte- de nouvelles possibilités pour les entreprises de lefone eine ernstzunehmende Alternative logistique zu den bislang eingesetzten Industriege- Les entreprises de logistique qui connaissent en tout temps la position actuelle räten dar. Die typischerweise eingebaute et l’état des véhicules et des marchandises transportées ont un net avantage de Kamera in diesen Telefonen besitzt das concurrence. Les gros clients surtout posent de plus en plus souvent comme Potential, zusammen mit entsprechender condition à leurs commandes la possibilité de demander ces informations à tout Bilderkennungs-Software den nicht vor- moment. Les progrès réalisés dans la transmission mobile des données et les per- handenen Barcode-Leser zu ersetzen. Wir formances d’ordinateur de poche modernes et portables permettent actuellement konnten bereits erste Versuche dieser Art de saisir les données souhaitées et de les mettre à disposition en temps réel. erfolgreich durchführen. L’article décrit un tel système de suivi des envois développé par Ergon Informatik Zusammenfassend lässt sich feststel- AG pour BTL Logistics et son client IBM. len, dass die Anforderungen an ein Sys- tem zur mobilen Sendungsverfolgung in 38 Bulletin SEV/AES 11/04
Sie können auch lesen