Effekte von Chemikalienmischungen auf die Hautsensibilisierung: Untersuchungen an in-vitro-Modellen - opus4.kobv.de
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Effekte von Chemikalienmischungen auf die Hautsensibilisierung: Untersuchungen an in-vitro-Modellen Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. vorgelegt von Anna Maria Antonia De Rentiis
Als Dissertation genehmigt von der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. med. Markus Neurath Gutachterin: Prof. Dr. med. Simone Schmitz-Spanke Gutachter: Prof. Dr. med. Hans Drexler Tag der mündlichen Prüfung: 24.05.2022
Inhalt 1. Einleitung ............................................................................................................................................... 1 I. Fragestellung und Zielsetzung der Dissertation ........................................................................................... 1 II. Aktueller Forschungsstand .......................................................................................................................... 1 1. Aufbau der gesunden menschlichen Haut .................................................................................................. 1 2. Hautsensibilisierung durch ein Allergen, Hautirritation durch einen Reizstoff – Begriffserklärung und Unschärfen..................................................................................................................................................... 2 3. Sensibilisierende Wirkung von Chemikalienmischungen.......................................................................... 4 4. Adverse Outcome Pathways ...................................................................................................................... 5 5. Der AOP der allergeninduzierten Hautsensibilisierung ............................................................................. 6 6. Methoden zur Messung des AOP an der Haut ........................................................................................... 7 7. Der AOP an Ko-Kulturen: Möglichkeit mechanistischer Untersuchungen – Ausblick Zytokine/Chemokine ..................................................................................................................................... 7 III. Methoden .................................................................................................................................................... 8 1. Chemikalien ............................................................................................................................................. 8 2. Modelle und Messgrößen ........................................................................................................................ 8 1. Keratinozyten und der KeratinoSensTM-Test......................................................................................... 8 2. Fibroblasten ........................................................................................................................................ 10 3. Monozyten und der U-SENSTM-Test .................................................................................................. 10 4. Ko-Kultur............................................................................................................................................ 11 3. Versuchsdesign ....................................................................................................................................... 13 IV. Ergebnisse .................................................................................................................................................. 15 1. Ergebnisse Einzelsubstanzen an KeratinoSensTM-Zellen ................................................................... 15 2. Ergebnisse Mischungen an KeratinoSensTM-Zellen ........................................................................... 15 3. Erste Ergebnisse zum Metabolitenprofil nach Exposition gegen Einzelsubstanzen und Mischungen in Ko-Kultur .............................................................................................................................................. 16 V. Fazit ............................................................................................................................................................. 16 2. Text der Publikation ............................................................................................................................ 17 3. Literaturverzeichnis ............................................................................................................................ 18 4. Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................................... 25 5. Verzeichnis der Veröffentlichungen ..................................................................................................... 26 6. Danksagung ......................................................................................................................................... 27
1. Einleitung I. Fragestellung und Zielsetzung der Dissertation Die Verhinderung der Entstehung von Erkrankungen ist die Kernaufgabe der Arbeitsmedizin. Dafür müssen pathophysiologische Mechanismen und der Übergang von adaptiven zu adversen Effekten bekannt sein. Die vorliegende experimentelle Arbeit untersucht, ob die gleichzeitige Applikation von Allergenen und hautreizenden Stoffen (Reizstoffen) eine sensibilisierende (= adverse) Reaktion auslöst und diese, im Gegensatz zur alleinigen Applikation, bereits bei niedrigeren Konzentrationen der Substanzen eintritt. II. Aktueller Forschungsstand 1. Aufbau der gesunden menschlichen Haut Abbildung 1: Aufbau der menschlichen Haut (eigene Grafik nach Lüllmann-Rauch, 2012 – Libre Office Draw) Die menschliche Haut besteht aus drei Schichten: Epidermis, Dermis und Hypodermis (Pupovac et al., 2018). Die Epidermis bildet einen mechanischen und chemischen Schutzwall vor der Umwelt, vergleichbar mit einer Ziegelmauer mit Mörtelfugen (Elias, 1983). Sie besteht aus mehreren Schichten von Keratinozyten, die durch Lipide und Zellkontakte verknüpft sind. Die 1
Neubildung der Keratinozyten findet am Stratum basale der Epidermis, also an der Grenze von Dermis zu Epidermis statt. Neugebildete Keratinozyten schieben die älteren Keratinozyten Richtung Körperoberfläche. Die alten Keratinozyten sterben sukzessive ab und bilden so eine variabel dicke, hydrophobe, superfizielle Hornschicht aus abgestorbenen Keratinozyten, die weiterhin durch Lipide und Zellkontakte miteinander vernetzt sind. Dieser lipophile „Mörtel“ hindert wasserlösliche Moleküle an der Hautpassage (Lüllmann-Rauch, 2012: 108). Zwischen den Keratinozyten eingestreute Zellen erweitern die Schutzfunktion der Epidermis. Dazu gehören unter anderem Melanozyten, die dem Schutz vor ultraviolettem Licht dienen, und Langerhans-Zellen (Matejuk, 2018). Langerhans-Zellen sind besondere dendritische Zellen. Wenn sie einen Fremdstoff detektieren, der das Stratum corneum überwunden hat, wandern sie zu dem ihnen am nächsten gelegenen Lymphknoten und aktivieren dort v.a. über MHC-II-Moleküle T-Zellen des adaptiven Immunsystems (Lüllmann-Rauch, 2012: 557). Die Dermis leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Immunabwehr. Sie besteht aus einem Netz von Fibroblastenausläufern, das unter anderem von zahlreichen Immunzellen (meist dendritische Zellen) durchsetzt ist (Matejuk, 2018). Unterschiedliche Typen von Fibroblasten unterteilen die Dermis in eine papilläre, dichtere und eine retikuläre, lockerere Schicht (Sriram et al., 2015). Die Hypodermis dient als dicke, mit Blutgefäßen durchsetzte Fettschicht besonders der thermischen und mechanischen Isolierung sowie der Ernährung der Haut. Sie besteht vor allem aus Adipozyten (Abaci et al., 2017). 2. Hautsensibilisierung durch ein Allergen, Hautirritation durch einen Reizstoff – Begriffserklärung und Unschärfen Unter dem Begriff „Reizstoff“ werden verschiedene Chemikalien mit irritativen Eigenschaften zusammengefasst, wie zum Beispiel Detergentien, organische Lösungsmittel und Säuren. „Allergene“ sind immer Antigene, also Stoffe, die eine Antwort des adaptiven Immunsystems hervorrufen (Altmeyer, 2017a). Meist handelt es sich dabei um Eiweiße oder Eiweißverbindungen; aber auch andere, darunter auch nicht-organische, Stoffe können als Antigene fungieren (Altmeyer, 2017b). 2
Beide Stoffgruppen können das klinische Bild einer Kontaktdermatitis hervorrufen. Reizstoffe führen typischerweise zu einer sogenannten irritativen Kontaktdermatitis (ICD), Allergene zu einer allergischen Kontaktdermatitis (ACD) (Ruëff and Schnuch, 2018). Unschärfen entstehen einerseits, da die eindeutige Klassifikation eines Stoffes als Allergen oder als Reizstoff nicht immer möglich ist, zum Beispiel besitzen bestimmte Allergene zusätzlich reizende Eigenschaften (Koppes et al., 2017); andererseits spielen sowohl bei der allergischen als auch bei der irritativen Kontaktdermatitis nicht nur die auslösenden Substanzen, sondern auch intrinsische und extrinsische Faktoren eine beeinflussende Rolle (Fartasch, 2012). So ist die Ausprägung einer irritativen Kontaktdermatitis abhängig von der Potenz des Reizstoffes, der Expositionsdauer und der Expositionsart, aber auch von individueller Anfälligkeit. Die Entstehung eines allergischen Kontaktekzems ist hingegen abhängig von der individuellen immunologischen Prädisposition (Ruëff and Schnuch, 2018). Zudem wird sie von exogenen Faktoren wie zum Beispiel klimatischen Bedingungen oder Vorschädigung der Haut beeinflusst (Fartasch, 2012). Vereinfacht beschrieben wird der Unterschied zwischen den beiden Kontaktekzemen wesentlich dadurch bedingt, dass das irritative Kontaktekzem primär vom angeborenen Immunsystem und das allergische Kontaktekzem vom erworbenen Immunsystem unterhalten wird. Daher ist die Entstehung einer akuten irritativen (toxischen) Kontaktdermatitis, anders als bei einer allergischen Kontaktdermatitis, schon bei Erstkontakt mit einem Reizstoff möglich. Dieses Krankheitsbild ist nach Beendigung der Exposition in der Regel vollständig reversibel und chronifiziert nur, wenn weiterhin Kontakt zur auslösenden Noxe besteht. Kommt es zur erneuten Exposition auf abgeheilter Haut, ruft dieselbe Dosis eine gleich starke Hautreaktion hervor wie bei Erstkontakt (Ruëff and Schnuch, 2018). Im Detail ist der Pathomechanismus der irritativen Kontaktdermatitis noch nicht vollständig geklärt (Soltanipoor et al., 2018). Es wird unter anderem davon ausgegangen, dass Reizstoffe den Schutz der Haut durch eine chemische Schädigung der Ziegelstein-Mörtel-Struktur der Epidermis beeinträchtigen (Williams and Barry, 2004). Reizstoffe wie Natriumdodecylsulfat (SDS) können Lipidvernetzungen lösen und Zellkontakte sowie Zellwände denaturieren (Crawford and Zirwas, 2014). Konsequenzen eines Kontaktes mit Reizstoffen sind meist eine Durchlässigkeitssteigerung der Haut und eine Entzündungsreaktion (Smith et al., 2002). Die Durchlässigkeitssteigerung wird im medizinischen Bereich genutzt, um die Hautpenetration 3
von Medikamenten zu erleichtern (Mueller et al., 2016). Die Entzündungsreaktion wird durch proinflammatorische Zytokine aus Keratinozyten hervorgerufen, die das angeborene Immunsystem aktivieren (Ruëff and Schnuch, 2018). Zwar weisen Ergebnisse der Grundlagenforschung darauf hin, dass es allein schon durch die Durchlässigkeitssteigerung der Haut zu einer Rekrutierung von T-Zellen kommt (Nishijima et al., 1997), die aktive Mitwirkung von T-Zellen als Teil des erworbenen Immunsystems wird aber bislang explizit ausgeschlossen (Ruëff and Schnuch, 2018). Im Gegensatz zu Reizstoffen lassen Haut- bzw. Kontaktallergene die Epidermis nach bisherigem Stand der Forschung zum großen Teil intakt. Aktuell wird die Entstehung der allergischen Kontaktdermatitis so erklärt: Allergene rufen in Keratinozyten eine Freisetzung von Gefahrsignalen hervor, die zu einer vom adaptiven/spezifischen Immunsystem erzeugten, insbesondere T-Zell-vermittelten, allergischen Reaktion der Haut führen. Anders als bei Reizstoffen genügen durch diese Sensibilisierung des erworbenen Immunsystems bei wiederholtem Kontakt immer kleinere Dosen des Allergens, um eine allergische Reaktion (sog. Streureaktion) zu provozieren, die nicht nur lokal, sondern auch systemisch ablaufen kann (Ruëff and Schnuch, 2018). Zudem besteht, wie bei allen Allergien, die Möglichkeit der Kreuzsensibilisierung auf strukturähnliche Stoffe. Eine Sensibilisierung sollte also schon vor dem Auftreten erster Hautzeichen vermieden werden (Rodrigues Neves and Gibbs, 2018). Eine prophylaktische Karenz zu allen potentiell sensibilisierenden Stoffen ist nicht möglich. Daher ist es notwendig, zu untersuchen, ab welchen Konzentrationen und Expositionsdauern allergische Reaktionen entstehen, und wie diese Determinanten durch andere Faktoren, wie etwa die gleichzeitige Applikation hautreizender Stoffe, beeinflusst werden (Rodrigues Neves and Gibbs, 2018). Dabei sollten nicht nur Endgrößen wie das Auftreten der allergischen Reaktion, sondern auch die zugrunde liegenden Mechanismen untersucht werden. 3. Sensibilisierende Wirkung von Chemikalienmischungen Untersuchungen der sensibilisierenden Wirkung von Chemikalienmischungen aus mehreren Allergenen im Vergleich zu Einzelstoffen sind nicht neu. Parfums beispielweise enthalten häufig eine Vielzahl von Allergenen (Bonefeld et al., 2011), die unter anderem sogenannte Compoundallergien hervorrufen können. Patienten mit einer solchen Compoundallergie zeigen in klinischen Tests eine allergische Reaktion auf die Mischung, nicht aber bei alleiniger Applikation der einzelnen Komponenten in gleicher Konzentration (Bashir and Maibach, 1997). Die Untersuchung der zugrunde liegenden Mechanismen erfolgt in klinischen Studien 4
(Bonefeld et al., 2017), Tierversuchen (Bonefeld et al., 2011; Morimoto et al., 2014) und in- vitro-Hautmodellen (Choi et al., 2014). Vermutet wird, dass Mischungen aus verschiedenen Allergenen im Vergleich zur Einzelapplikation der Allergene folgende Auswirkungen auf die Sensibilisierungswirkung haben können: additiv, synergistisch oder inhibitorisch (Pedersen et al., 2004), wobei letzterer auch als „quenching“ bekannter Effekt umstritten ist (Basketter, 2000). Im Unterschied dazu stammen Beobachtungen über die Effekte einer Ko-Exposition von Allergenen und hautreizenden Stoffen bislang hauptsächlich aus klinischen Studien. Diese in- vivo-Beobachtungen legen nahe, dass bei einer gleichzeitigen Behandlung der Haut mit einem Reizstoff bereits geringere Konzentrationen des Allergens zu einer Hautsensibilisierung führen (Pedersen et al., 2004). Es wird angenommen, dass diese Bahnung bzw. Verstärkung von allergischen Hautreaktionen durch ein Zusammenwirken von Penetrationsratensteigerung und erhöhter Grundaktivität des Immunsystems aufgrund der Hautbarriereschädigung entsteht (Fartasch, 2012). In-vitro wurde diese Beobachtung allerdings bislang nur anhand einer sehr begrenzten Anzahl von Stoffen und Konzentrationen an einem Epidermismodell (EpiSkin® s. II.4.) nachvollzogen. In dieser 2020 von Cottrez et al. veröffentlichten Studie wurde die Induktion von allergieassoziierten Signalwegen durch eine 1%ige Lösung des Allergens Zimtaldehyd mit der Induktion durch eine 0,1%ige Lösung Zimtaldehyd in Kombination mit 1% SLS und mit 1% Milchsäure verglichen. Im Rahmen dieses Versuchsaufbaus wurden Veränderungen von Genexpressions-Mustern untersucht, da Allergene zur Induktion von Genen führen, die durch Reizstoffe nicht induziert werden. Bei der Untersuchung von Mischungen wurde in diesem Fall eine quantitativ verstärkte Induktion von Genen, die durch Allergene induziert werden, im Vergleich zur Induktion von Genen durch einzelne Allergene beobachtet (Cottrez et al., 2020). Besonders hervorzuheben ist, dass das hier verwendete Epidermismodell EpiSkin® (s. 1.III.2.4.) keine Immunzellen enthielt. Dass kombinatorische Effekte dennoch beobachtet wurden, macht die weitere differenzierte Erforschung der Wirkmechanismen von Mischungen aus Reizstoffen und Allergenen in immunzellfreien und immunzellhaltigen Modellen notwendig. 4. Adverse Outcome Pathways Zur strukturierten Untersuchung von Wirkmechanismen ist unter anderem das Modell des Adverse Outcome Pathways (AOP) entwickelt worden. AOPs gliedern den Weg zu einem schädlichen Ergebnis (Adverse Outcome) in eine nachvollziehbare und reproduzierbare 5
Kausalkette von sogenannten Schlüsselereignissen (Key Events [KEs]). Idealerweise können KEs mit standardisierten Testverfahren überprüft werden. Sie werden über Schlüsselereignisbeziehungen (Key Event Relationships [KERs]) unter den Gesichtspunkten logischer Plausibilität und empirischer Ergebnisse miteinander verknüpft (Leist et al., 2017; OECD, 2014). Man kann sie sich wie Pixel vorstellen, die zusammengesetzt ein Bild ergeben – im Fall der vorliegenden Arbeit: Hautsensibilisierung. 5. Der AOP der allergeninduzierten Hautsensibilisierung Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unterstützt diesen Ansatz und veröffentlicht die verfügbaren AOPs unter https://aopwiki.org. Die AOPs werden ständig durch publizierte Studien aktualisiert und erweitert (Leist et al., 2017). Der AOP der allergeninduzierten Hautsensibilisierung wird unter dem Titel „Covalent Protein binding leading to Skin Sensitisation“ (AOP 40) gelistet. In ihm wird der erste von zwei Schritten des Pathomechanismus der allergischen Kontaktdermatitis modularisiert, die sog. Induktionsphase (s. Tabelle 1). Sie umfasst die Entstehung einer Hautsensibilisierung nach akutem Kontakt mit einer Chemikalie (OECD, 2014). Tabelle 1: Schlüsselereignisse nach AOP 40 „Covalent Protein binding leading to Skin Sensitisation“ Schlüsselereignisse Beschreibung 1 (MIE) Kovalente Bindung einer elektrophilen Substanz an Proteine der Haut 2 Keratinozytenaktivierung, Ausschüttung von Gefahrensignalen 3 Aktivierung von dendritischen Zellen 4 Aktivierung/Proliferation von T-Zellen 5 (AO) Hautsensibilisierung Erklärung: MIE: Auslösendes molekulares Ereignis; AO: Adverse Outcome (adverser Effekt); Der AOP der Hautsensibilisierung wird in eine Induktionsphase und eine Elizitationsphase unterteilt. Beide bestehen aus diesen fünf Schritten, die sich wiederholen. Der erste Schritt wird als auslösendes molekulares Ereignis bezeichnet, der letzte als adverser Effekt. Dem AOP 40 folgt laut OECD noch ein zweiter Schritt, die Auslösephase. Hierbei handelt es sich um eine chronische Entzündungsreaktion durch andauernden Kontakt zu einem Allergen. Da diese Phase aber nur auf Grundlage einer durchlaufenen Induktionsphase stattfinden kann und sich noch dazu hinsichtlich der molekularen Vorgänge – mit Ausnahme des initiierenden Schrittes – mit ihr deckt, ist es der OECD folgend hinreichend, die Induktionsphase zu 6
untersuchen, um einen Stoff in Hinblick auf seine adversen Effekte an der Haut zu klassifizieren. Die zugrunde liegende Logik setzt voraus, dass ein Stoff, der einmal ein molekulares Ereignis auf eine bestimmte Art hervorruft, das Potential besitzt, auch ein zweites Mal eine Reaktion auf diesem Wege auszulösen (OECD, 2014). 6. Methoden zur Messung des AOP an der Haut Für den AOP der Haut gibt es bereits für jedes Schlüsselereignis standardisierte Testverfahren, für deren Vergleichbarkeit und Validierung die OECD und in Zusammenarbeit das EU Reference Laboratory for Alternatives to Animal Testing (EURL-ECVAM) zuständig sind. Bei diesen Tests handelt es sich um eine Vielzahl von in-silico-, in-vitro- und in-vivo- Untersuchungen. Nach wie vor sind Tierversuche wie der meist an Mäusen durchgeführte Local Lymph Node Assay (LLNA) und der Guinea Pig Maximization Test (GPMT) Goldstandard bei der Testung von Allergenen. Seit Erlass der Richtlinie 76/768/EWG über kosmetische Mittel 1976 wird jedoch versucht, diese systematisch durch Alternativen zu ersetzen. Neuere Studien zeigen, dass Kombinationen von Ergebnissen von in-vitro-Tests inzwischen Ergebnisse erzielen, die denen der Humanexperimente ähnlicher sind als der LLNA (Bauch et al., 2012; Kreiling et al., 2017; Ramirez et al., 2014). In der vorliegenden Arbeit über die Wirkung von Chemikalienmischungen an der Haut wurden einerseits bereits standardisierten Tests verwendet, andererseits in einem komplexeren Modell (Ko-Kulturen) weitere Wirkungen untersucht. 7. Der AOP an Ko-Kulturen: Möglichkeit mechanistischer Untersuchungen – Ausblick Zytokine/Chemokine Ko-Kulturen aus verschiedenen Zelltypen repräsentieren in-vivo Verhältnisse besser als Monokulturen (Pupovac et al., 2018). So spielt in der Untersuchung von Reizstoffen eine wichtige Rolle, dass HaCaT-Keratinozyten erst durch Ko-Kultivierung auf einer Fibroblastenschicht zur Ausbildung einer Epidermis mit Stratum corneum angeregt werden (Schoop et al., 1999). In der Untersuchung von Allergenen bieten Ko-Kulturen die Möglichkeit, KERs des AOP genauer zu untersuchen. So wurde in Ko-Kulturen aus Keratinozyten und Monozyten beobachtet, dass mit einem Allergen exponierte Keratinozyten über Zytokine, TLRs 7
(Toll-like Receptors) und weitere Signalwege (Matjeka et al., 2012) und Enzyme wie NQO1 (NAD(P)H: Quinone Oxidoreduktase 1) (Hennen et al., 2011) mit dendritischen Zellen kommunizieren und deren Immunantwort auf ein Allergen verstärken. Ebenso wurde bei dendritischen Zellen eine Aktivierung von Genen des NQO1-Weges bei direktem Kontakt zu einem Allergen beobachtet (Ade et al., 2009). III. Methoden Im Rahmen der vorliegenden Promotionsleistung wurden Versuche an Mono- und Ko-Kulturen durchgeführt. Die Ergebnisse der Versuche an Monokulturen im KeratinoSensTM-Test (IV.1. und 2.) wurden in der anhängenden Publikation veröffentlicht. Die Ergebnisse der Ko-Kultur (IV.3.) sollen ebenfalls publiziert werden. Im Folgenden werden die Versuche mit beiden Kulturformen beschrieben. 1. Chemikalien Als Allergene wurden Zimtaldehyd (CA) und Ethylenglykoldimethacrylat (EGDMA) verwendet, als Reizstoffe Natriumdodecylsulfat (SDS), Salizylsäure (SA) und α-Pinen (aP). Die Positivkontrolle erfolgte je nach Test mit CA oder Phorbol-12-Myristat-Acetat (PMA) und die Vehikelkontrolle mit Dimethylsulfoxid (DMSO) (weitere Details zu Eigenschaften der Chemikalien s. anhängende Publikation, Punkt 4.1.). 2. Modelle und Messgrößen Im Rahmen der Versuche wurden drei Zelltypen verwendet: Genetisch modifizierte humane HaCaT-Keratinozyten vom Typ KeratinoSensTM, Mausfibroblasten der Zelllinie 3T3 und humane Monozyten der Zelllinie U937. Die Keratinozyten und Monozyten wurden sowohl in Monokultur als auch in Ko-Kultur in Form eines dreidimensionalen Hautmodells für Tests verwendet, die Fibroblasten nur in Ko-Kultur. 1. Keratinozyten und der KeratinoSensTM-Test Bei der Keratinozytenzelllinie vom Typ HaCaT (Human adult low Calcium high Temperature) handelt es sich um eine vor gut dreißig Jahren spontan immortalisierte humane Zelllinie mit vollständig erhaltener Fähigkeit zur epidermalen Differenzierung (Boukamp et al., 1988). Aufgrund dieser Eigenschaften wird diese Zelllinie bei der Erstellung von Hautmodellen verwendet (Hennen and Blömeke, 2017; Okugawa and Hirai, 2008; Pudlas et al., 2011). Die in 8
der vorliegenden Arbeit verwendeten HaCaT-Zellen wurden mit einem Plasmid stabil transfiziert (KeratinoSensTM Zelllinie). Dadurch enthalten die Zellen ein lumineszierendes Enzym (Luciferase-Gen), das eine Aktivierung des ARE-Nrf2-Signalwegs (Antioxidative response element - Nuclear erythroid 2-related factor-2) anzeigt. Dieser Signalweg wird bei Exposition gegen die meisten Allergene aktiviert, nicht aber bei Kontakt mit einem Reizstoff. Die freigesetzte Lumineszenz ermöglicht die quantitative Messung der Luciferase- Geninduktion und ist ein Indikator für die Aktivität des Nrf2-Transkriptionsfaktors. Diese Eigenschaft ermöglicht es, mittels Fluoreszenzmessung die Keratinozytenaktivierung – Schritt 2 des AOP – zu prüfen. Der KeratinoSensTM-Test beruht auf der oben beschriebenen Lumineszenz-Entwicklung der KeratinoSensTM-Keratinozyten bei Exposition gegen Allergene (Emter et al., 2013; OECD, 2018a). Nach der Richtlinie TG 442D besteht der Test aus zwei Schritten. Zunächst wird mittels MTT- Test (3-(4,5-Dimethylthiazol-2-yl)-2,5-Diphenyltetrazolium Bromid) die Zellvitalität überprüft, im zweiten Schritt folgt die Lumineszenzmessung. Als Schwellenwert gilt nach OECD-Richtlinie die Konzentration, bei der in der Lumineszenzmessung eine signifikante (>1,5fache) Induktion des Signalweges bei erhaltener Zellvitalität (>70%) erfolgt. Diese Konzentration wird als EC1.5-Wert bezeichnet. Je niedriger der EC1.5-Wert, desto größer die Induktion des ARE-Nrf2-Signalweges durch das Allergen (OECD, 2018a). In der vorliegenden Arbeit wurden die KeratinoSensTM-Zellen als Monokultur nach OECD- Richtlinie und in der Ko-Kultur eingesetzt (s. III.2.4.). 9
Abbildung 2: Funktionsweise des Tests (eigene Grafik in Anlehnung an Natsch et al., 2013 - Libre Office Impress, vgl De Rentiis et al., 2019) 2. Fibroblasten Die 3T3-Fibroblastenzelllinie ist eine immortalisierte Zelllinie von Mausfibroblasten, die in Kombination mit HaCaT-Zellen in der Erstellung von Hautmodellen verwendet wird (Cubo et al., 2016; Koch et al., 2012; Okugawa and Hirai, 2008). Im Rahmen der Versuche der vorliegenden Arbeit wurde sie nicht in Monokultur getestet, sondern nur in der Ko-Kultur verwendet. Sie diente dazu, die Keratinozyten zur Ausbildung einer Epidermis anzuregen und Nährstoffe zu liefern (Wojtowicz et al., 2014). 3. Monozyten und der U-SENSTM-Test Immunzellen wurden in Form der humanen myeloiden Leukämiezelllinie U937 in das Hautmodell integriert. Diese in der Untersuchung der Hautsensibilisierung bereits in Monokultur etablierte Zelllinie entwickelt bei Aktivierung durch hautsensibilisierende Stoffe ähnliche Eigenschaften wie dendritische Zellen (Python et al., 2007). Sie wird mit HaCaT- Zellen in Ko-Kultur verwendet (Ramadan and Ting, 2016). Die U937-Zellen exprimieren bei Kontakt zu Allergenen unter anderem das Oberflächenprotein CD86. Diese Expression kann zum Beispiel mittels Durchflusszytometrie quantitativ bestimmt werden (OECD, 2018b) und bietet somit eine Möglichkeit, das dritte Schlüsselereignis des AOP zu testen. Wie schon im KeratinoSensTM-Test wird diese Expression im Rahmen des U-SENSTM-Tests in 10
Zusammenschau mit Zytotoxizitätsmessungen genutzt, um Allergene von Reizstoffen zu unterscheiden. Versuche, auch an U937-Monozyten eine Analyse hinsichtlich Sensibilisierung vorzunehmen, waren im Rahmen dieser Untersuchung aufgrund eines fehlenden Durchflusszytometers nicht nach den Vorgaben der OECD durchführbar. Alternative Versuche mittels Antikörperfärbung und Fluoreszenzmessung oder indirekte Messung der Aktivierung mittels NQO1-Test wurden begonnen, eine Etablierung und Standardisierung, die für vergleichbare und verwertbare Ergebnisse notwendig gewesen wäre, hätte hier jedoch den zeitlichen Rahmen überschritten und soll Gegenstand künftiger Forschung sein. 4. Ko-Kultur Das 3D-Hautmodell, dessen Erstellung und Etablierung ein Teil der vorliegenden Promotionsleistung war, besteht aus den drei o.g. Zelltypen (s. Abbildung 3). Abbildung 3: schematische Darstellung des 3D-Hautmodells (eigene Grafik - Libre Office Draw, vgl. Pink et al., 2019) Es gibt inzwischen eine Vielzahl von 3D-Hautmodellen aus verschiedenen Zelltypen und mit verschiedenen Eigenschaften (s. Tabelle 2). 11
Tabelle 2: Nomenklatur 3D-Hautmodelle in Anlehnung an Pupovac et al., 2018 Name Inhalt Hautschicht Beispiel Rekonstruiertes Kollagen + Epidermis Episkin®, Epidermismodell Keratinozyten + EpidermTM (Melanozyten) Vollhautmodell Kollagen + Epidermis + Epiderm-FTTM (FTS-Modell) Keratinozyten + Dermis Fibroblasten FTS-Modell mit zusätzlichen Kollagen + Epidermis + KDF-Skin Zelltypen Keratinozyten + Dermis Fibroblasten + Langerhans-Zellen/ dendritische Zellen Erklärung: FTS: Full Thickness Skin; die Nomenklatur von Hautmodellen unterscheidet sich je nach Publikation. Die vorliegende Tabelle orientiert sich an einer Übersichtsarbeit von Pupovac et al., 2018 Bei dem in dieser Arbeit verwendeten Hautmodell handelte es sich um ein Vollhautmodell mit zusätzlichen dendritischen Zellen. Es basiert auf einem Protokoll von Li et al. (Li et al., 2011) und einer Publikation des Fraunhofer Instituts (Fraunhofer IPA and BRAND, 2014), die modifiziert wurden: 3T3-Fibroblasten wurden in eine Kollagenmischung eingebettet und in einen Plastikzylinder gefüllt, dessen Boden aus einer Membran besteht. Dieser Zylinder wurde in eine Nährschale gehängt, die mit Nährmedium gefüllt war (s. Abbildung 3). Eine Suspension aus Keratinozyten und Medium wurde auf die Oberfläche des Kollagenkissens gegeben und für drei bis vier Tage bebrütet. In dieser Zeit vermehrten sich die Keratinozyten, angeregt und ernährt durch die Fibroblasten, und bildeten eine mehrschichtige Kultur, allerdings noch kein Stratum corneum. Die Ausbildung dieser obersten Epidermisschicht wurde nach drei bis vier Tagen Bebrütung provoziert, indem das Medium auf den Keratinozyten entfernt und der Mediumspiegel in der Nährschale unterhalb des Niveaus der Keratinozyten gesenkt wurde. Dadurch kam es zu einem Kalziumgradienten, der innerhalb von drei Wochen zur Ausbildung eines künstlichen Stratum corneums führte. Nach dieser Zeit wurde das Nährmedium in der Nährschale durch eine Mischung aus Monozyten und Medium ersetzt. Das Modell war nun versuchsbereit. Einzelstoffe und Mischungen wurden auf das Stratum corneum appliziert. 12
Die Analyse des Kollagen-Epidermis-Kissens erfolgte mittels quantitativer gaschromatografischer Bestimmung der Menge enthaltener Metabolite wie Zucker oder Aminosäuren (sog. Metabolomics) im Vergleich zur Kontrolle. Der dabei entstandene Datensatz wurde in zwei Schritten ausgewertet. Im ersten Schritt erfolgte eine Cluster-Analyse mittels Hauptkomponenten- und Diskriminanzanalyse (PCA und PLS-DA – mathematische Methoden zur strukturierten Analyse von Veränderungen komplexer Datensätze), im zweiten Schritt die Identifikation einzelner Biomarker mit dem Software-Analyse-Werkzeug MetaboAnalyst. 3. Versuchsdesign Das Versuchsdesign wurde in drei Phasen eingeteilt. Nach jeder Phase wurden repräsentative Konzentrationen für die folgende Phase ausgewählt (siehe Abbildung 4). Abbildung 4: Versuchsdesign; Probenzahlen exemplarisch am Beispiel der KeratinoSensTM- Tests bzw. in Phase III Metabolomics. Probenzahl = Zahl Allergene x getestete Konzentrationen + Zahl Reizstoffe x getestete Konzentrationen (eigene Grafik – Libre Office Present) 13
In Phase I wurden den Leitlinien der OECD folgend Messungen ausgewählter Stoffkonzentrationen an den KeratinoSensTM-Zellen (und U937) vorgenommen. An den Keratinozyten wurde der KeratinoSensTM-Test (OECD 442D) durchgeführt. Das bedeutete für Phase I konkret, dass zwölf verschiedene Konzentrationen von 0,98-2000 µM des jeweiligen Allergens bzw. Reizstoffs untersucht wurden. Auf der Basis dieser Ergebnisse wurden drei nicht zytotoxische Konzentrationen je Reizstoff ausgewählt (s. Abbildung 5), eine unter-, eine mittel- und eine überschwellige (low: 1 µM; medium: 4 µM und high: 16 µM), und die Tests aus Phase I wiederholt. Im Unterschied zum ersten Testdurchlauf wurden nun gleichzeitig Reizstoff und Allergen appliziert. Die Zahl der getesteten Konzentrationen der Allergene (zwölf bzw. sechs pro Allergen) wurde nicht reduziert. Abbildung 5: Auswahl der Testkonzentrationen der Mischungen anhand des MTT im Rahmen des KeratinoSensTM-Test; Ovale markieren ausgewählte Konzentrationen für die weiteren Versuche in Phase II (vgl. Pink et al., 2019) Aus den so erzielten Ergebnissen wurden wiederum Konzentrationen ausgewählt. In Phase III erfolgte zusätzlich der Wechsel von der Monokultur zur Ko-Kultur. Hier wurden zunächst ausgewählte Konzentrationen der Allergene allein appliziert (je zwei Konzentrationen) sowie dann in Kombination mit ausgewählten Konzentrationen der Reizstoffe. Nach Exposition wurden die Keratinozyten-Kollagen-Kissen von den Monozyten getrennt und Stanzproben der 14
Kissen entnommen. Diese wurden zunächst mit 0,9% NaCl gewaschen und bis zur Weiterverarbeitung eingefroren. Zur Durchführung der Metabolomics wurden die gefrorenen Stanzen chemisch und mechanisch lysiert und das Metabolitenprofil mittels GC-MS (Gaschromatographie-Massenspektrometrie) erstellt. IV. Ergebnisse 1. Ergebnisse Einzelsubstanzen an KeratinoSensTM-Zellen Der MTT-Vitalitätstest zeigte an den Keratinozyten vom Typ KeratinoSensTM bei Exposition gegen Zimtaldehyd eine deutliche Reduktion der Zellvitalität auf
3. Erste Ergebnisse zum Metabolitenprofil nach Exposition gegen Einzelsubstanzen und Mischungen in Ko-Kultur Die oben beschriebene Hauptkomponentenanalyse in Verbindung mit der Diskriminanzanalyse (PLS-DA) clusterte Proben, die mit EGDMA exponiert wurden, entfernt von Proben, die mit Zimtaldehyd exponiert wurden (s. Abbildung 6). Abbildung 6: PLS-DA Analyse Metabolomics; oranges Cluster: Ergebnisse Zimtaldehyd- Koexposition sowie Zimtaldehyd und EGDMA als Einzelstoffe; rotes Cluster: EGDMA in Kombination mit Reizstoff; Positivkontrolle: Phorbol-12-Myristat-Acetat (vgl Pink et al., 2019) Die im zweiten Schritt durchgeführte Analyse zeigte in ersten Ergebnissen, dass in den Hautmodellen, die gegen Zimtaldehyd exponiert wurden, mehr Serotonin-Derivate vorkamen als in Hautmodellen, die gegen EGDMA exponiert wurden (Pink et al., 2019; De Rentiis et al., 2020a). Eine differenzierte Analyse ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch in Arbeit. V. Fazit Die vorliegende Promotionsleistung zeigt Effekte von Mischungen aus Allergenen und Reizstoffen in in-vitro-Modellen. In Einzelzellkulturen wurde in Keratinozyten eine verstärkte Induktion eines für Allergie typischen Signalweges beobachtet. Da die Methoden an den U937- 16
Zellen bislang jedoch nicht etabliert wurden, ist unklar, ob diese Ergebnisse verwertbar sind. In metabolomischen Untersuchungen der Ko-Kulturen zeigte sich eine Abhängigkeit der exprimierten Metabolite von dem verwendeten Allergen. Erste Ergebnisse wurden bereits auf der o.e.e.s.c.-Tagung 2019 in Dublin sowie als Abstrakt im Rahmen der DGAUM 2020 präsentiert und sollen ebenfalls publiziert werden. Die beschriebenen Effekte sind komplex und bislang noch nicht verstanden. Weitere Versuche sind notwendig und, wie gezeigt wurde, auch möglich. Dabei stellt die OECD im AOP weitere, hier nicht verwendete Tests zur Verfügung und ermöglicht so auch eine standardisierte Untersuchung der Auswirkungen von Chemikalien in vitro in Laboren mit anderen Geräten und Ausstattungen. Möglicherweise können so in der industriellen Herstellung von Produkten für die Haut in Zukunft nicht nur die einzelnen Komponenten in vitro auf ihr allergisierendes Potential getestet werden, sondern auch Chemikalienmischungen, womit die Zahl von Tierversuchen reduziert würde. Zusätzlich wird mit zunehmendem Wissen über die interzelluläre Kommunikation bei Kontakt zu Allergenen und Reizstoffen die Verwendung von Ko-Kulturen in der in-vitro-Forschung zu Chemikalien ermöglicht. So könnten zunehmend komplexere in-vitro-Modelle verwendet werden, die den natürlichen Aufbau der Haut besser nachbilden als die aktuell verwendeten Monokulturen. Ein möglicher Ansatzpunkt ist die weitere Erforschung der gegenseitigen Beeinflussung von Keratinozyten und Monozyten durch den NQO1-Signalweg und der hieraus entstehenden Wechselwirkungen. 2. Text der Publikation De Rentiis, A.M.A., Pink, M., Verma, N., Schmitz-Spanke, S., 2020. Assessment of the different skin sensitization potentials of irritants and allergens as single substances and in combination using the KeratinoSensTM assay. Contact Dermatitis. https://doi.org/10.1111/cod.13762 Der Text der Publikation ist einsehbar unter: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/cod.13762 17
3. Literaturverzeichnis Abaci, H.E., Guo, Z., Doucet, Y., Jacków, J., Christiano, A., 2017. Next generation human skin constructs as advanced tools for drug development. Exp. Biol. Med. Maywood NJ 242, 1657– 1668. https://doi.org/10.1177/1535370217712690 Ade, N., Leon, F., Pallardy, M., Peiffer, J.-L., Kerdine-Romer, S., Tissier, M.-H., Bonnet, P.-A., Fabre, I., Ourlin, J.-C., 2009. HMOX1 and NQO1 genes are upregulated in response to contact sensitizers in dendritic cells and THP-1 cell line: role of the Keap1/Nrf2 pathway. Toxicol. Sci. Off. J. Soc. Toxicol. 107, 451–460. https://doi.org/10.1093/toxsci/kfn243 Altmeyer, P., 2017a. Allergen – Altmeyers Enzyklopädie - Fachbereich Allergologie [WWW Document]. Altmeyers Enzykl. URL https://www.enzyklopaedie-dermatologie.de/allergologie /allergen-363 (accessed 11.2.19) Altmeyer, P., 2017b. Antigen - Altmeyers Enzyklopädie - Fachbereich Dermatologie [WWW Document]. Altmeyers Enzykl. URL https://www.enzyklopaedie- dermatologie.de/dermatologie/antigen-488 (accessed 8.24.20) Basketter, D., 2000. Quenching: fact or fiction? Contact Dermatitis 43, 253–258. https://doi.org/doi: 10.1034/j.1600-0536.2000.043005253.x Bauch, C., Kolle, S.N., Ramirez, T., Eltze, T., Fabian, E., Mehling, A., Teubner, W., van Ravenzwaay, B., Landsiedel, R., 2012. Putting the parts together: combining in vitro methods to test for skin sensitizing potentials. Regul. Toxicol. Pharmacol. RTP 63, 489–504. https://doi.org/10.1016/j.yrtph.2012.05.013 Bonefeld, C.M., Geisler, C., Gimenéz-Arnau, E., Lepoittevin, J.-P., Uter, W., Johansen, J.D., 2017. Immunological, chemical and clinical aspects of exposure to mixtures of contact allergens. Contact Dermatitis 77, 133–142. https://doi.org/10.1111/cod.12847 Boukamp, P., Petrussevska, R.T., Breitkreutz, D., Hornung, J., Markham, A., Fusenig, N.E., 1988. Normal keratinization in a spontaneously immortalized aneuploid human keratinocyte cell line. J. Cell Biol. 106, 761–771. https://doi.org/doi: 10.1083/jcb.106.3.761 18
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4. Abkürzungsverzeichnis 3T3 – 3 day transfer, inoculum 3 x 105 cells ACD – allergische Kontaktdermatitis AO – Adverse outcome AOP – Adverse outcome pathway aP – α-Pinen ARE-Nrf2-Signalweg – Antioxidative response element - Nuclear erythroid 2-related factor-2 CA – Zimtaldehyd DMSO – Dimethylsulfoxid EGDMA – Etylenglykoldimethacrylat EURL-ECVAM – EU reference laboratory for alternatives to animal testing FTS – Full thickness skin GC-MS – Gaschromatographie-Massenspektrometrie GPMT – Guinea pig maximization test HaCaT – Human adult low calcium high temperature ICD – irritative Kontaktdermatitis KDF-Skin – dreidimensionales Hautmodell KE – Key event Keap1 – Kelch-like ECH-associated protein 1 KER – Key event relationship LLNA – Local lymph node assay MAF – musculoaponeurotic fibrosarcoma oncogene homolog MHC-II – major histocompatibility complex II MIE – Molekulares Initiationsereignis MTT – 3-(4,5-dimethylthiazol-2-yl)-2,5-diphenyltetrazolium bromide NQO1 – NAD(P)H: Quinone Oxidoreduktase 1 OECD – Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung PCA – Principal component analysis PLS-DA – Partial least squares discriminant analysis PMA – Phorbol-12-Myristat-Acetat SA – Salizylsäure SDS – Natriumdodecylsulfat TLR – Toll-like receptor 25
5. Verzeichnis der Veröffentlichungen De Rentiis, A.M.A., Pink, M., Verma, N., Schmitz-Spanke, S., 2020. Assessment of the different skin sensitization potentials of irritants and allergens as single substances and in combination using the KeratinoSensTM assay. Contact Dermatitis. https://doi.org/10.1111/cod.13762 (Paper) De Rentiis A., Pink M., Verma N., Schmitz-Spanke S., 2020. Analyse des metabolomischen Profils von 3D-Hautmodellen nach gleichzeitiger Applikation von Allergenen und Reizstoffen. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (DGAUM), München (Abstrakt) De Rentiis A., Pink M., Verma N., Schmitz-Spanke S., 2019. Einfluss einer gleichzeitigen Applikation von Allergenen und Irritanzien auf einen Schlüsselsignalweg der Hautsensibilisierung (ARE-Nrf2 Signalweg). 15. Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie (ABD), 26.-28.09.2019, Osnabrück (Poster) Pink M., De Rentiis A., Schmitz-Spanke S., 2019. Effect of simultaneous exposure to mixtures of skin sensitizers and irritants on the Keap1-Nrf2-ARE pathway. Occupational and Environmental Exposure of the Skin to Chemicals (o.e.e.s.c.), 16.-18.09.2019, Dublin (Vortrag) De Rentiis A., Verma N., Schmitz-Spanke S., M. Pink, 2019. Veränderungen der hautsensibilisierenden Wirkung von Allergenen bei gleichzeitiger Exposition gegen Irritantien. 59. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGAUM, 20.-22.03.2019, Erfurt (Poster) 26
6. Danksagung Mein erster und besonderer Dank gilt meiner Betreuerin Frau Prof. Dr. med. Simone Schmitz- Spanke, die mit sehr viel Engagement das Werden dieser Arbeit und der aus ihr entstandenen Publikationen von Anfang 2018 bis jetzt begleitet und unterstützt hat. Ganz besonders danke ich auch Herrn Prof. Dr. med. Hans Drexler, dem Leiter des Institutes für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin einerseits für die Schaffung der grundlegenden Strukturen, die das Fundament dieser Arbeit bilden, andererseits aber auch für seine weitsichtige Begleitung und Einladung zur „Kür“, zum Beispiel auf der ABD-Tagung 2019. Herrn Dr. rer. nat. Mario Pink danke ich sehr für die Mitbetreuung der Dissertation und seine weitere Unterstützung auch noch nach seinem Ausscheiden aus dem Institut. Ihm, Frau Dr. Nisha Verma und Herrn Christian Kersch danke ich besonders für die Heranführungen an das experimentelle Arbeiten im Labor. Mein weiterer Dank gilt dem gesamten Team sowie meinen Mitdoktoranden des Institutes für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg für die Unterstützung, die regen Diskussionen und die bestärkenden Worte auf den Fluren und im Anschluss an die Promovierendentreffen. Auch danke ich Frau Prof. Dr. med. Berking und dem Team der Dermatologie des Universitätsklinikums Erlangen, besonders auch Frau PD Dr. med. habil. Erfurt-Berge, die mir mit der Ermöglichung der Tagungsteilnahme und anschließender erneuter Präsentation der Ergebnisse im Rahmen der Diaklinik während meines Praktischen Jahres sehr wichtige Anregungen gegeben haben. Meiner Familie und meinen Freunden: Jedem einzelnen von euch danke ich für eure liebevolle Begleitung, nicht nur während dieser Arbeit. Danke, dass ihr immer für mich da seid. 27
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