Ocrelizumab zur Behandlung der Multiplen Sklerose

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Der Nervenarzt
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      Nervenarzt 2020 · 91:722–734                 Jonas Graf · Philipp Albrecht · Norbert Goebels · Orhan Aktas · Hans-Peter Hartung
      https://doi.org/10.1007/s00115-020-00937-6   Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität,
      Online publiziert: 10. Juni 2020             Düsseldorf, Deutschland
      © Der/die Autor(en) 2020

                                                   Ocrelizumab zur Behandlung der
                                                   Multiplen Sklerose

      Hintergrund                                  folgepräparate mit ähnlichem Wirkpro-                  2005 und 2006. In einer ersten Fallserie
                                                   fil [8] in der klinischen Entwicklung                   von PPMS-Patienten wurde zunächst das
      Die Multiple Sklerose (MS) ist mit welt-     befinden bzw. gerade zugelassen wur-                    B-Zell-Muster sowohl im peripheren Blut
      weit ca. 2,5 Mio. Betroffenen die häufigste    den (z. B. der oral applizierte Bruton-                als auch im Liquor vor und nach Gabe
      immunvermittelte, chronisch-entzünd-         Tyrosin-Kinase-Hemmer Evobrutinib                      von Rituximab untersucht. Erwartungs-
      liche Erkrankung des zentralen Nerven-       [9] NCT04032158 und die monoklo-                       gemäß depletierte Rituximab B-Zellen
      systems (ZNS). Der Krankheitsverlauf ist     nalen Antikörper Ofatumumab [10]                       im peripheren Blut rasch, effektiv und
      entweder schubförmig (RMS) – mehr-           NCT02792218 bzw. NCT02792231, Ub-                      längerfristig, die Wirkung auf B-Zellen
      heitlich im Verlauf mit Übergang in die      lituximab NCT03277261 bzw. NCT0327                     im Liquor war jedoch gering ausgeprägt.
      sekundär progrediente Form (SPMS)            7248 und NCT04032171). Die Ergebnis-                   Auch konnte gezeigt werden, dass die
      oder primär progredient [1]. Trotz jahr-     se der Ofatumumab-Zulassungsstudien                    Kinetik der B-Zell-Repopulation indivi-
      zehntelanger Forschung sind die eigent-      wurden 2019 auf dem ECTRIMS-Kon-                       duell bei Patienten deutlich schwanken
      lichen Ursachen der Erkrankung nicht         gress präsentiert. Ofatumumab führ-                    kann [15]. Diese Ergebnisse stehen teil-
      geklärt. Derzeitigen Hypothesen zufolge      te zu einer relativen Risikoreduktion                  weise im Widerspruch zu einer weiteren
      handelt es sich um eine komplexe Ge-         von 50,5 % (ASCLEPIOS I) bzw. 58,5 %                   Fallserie, bei der Rituximab als Zusatz-
      nese, zu der sowohl genetische als auch      (ASCLEPIOS II) der auf ein Jahr um-                    therapie bei RRMS-Patienten verabreicht
      immunologische und umweltbedingte            gerechneten Schubrate im Vergleich zu                  wurde: Bei diesen Patienten zeigte sich
      Faktoren beitragen. Eine Heilung der MS      Teriflunomid [11]. Die Substanz wurde                   ein Abfall von sowohl B- als auch T-Lym-
      ist bis dato nicht möglich. In den letzten   gut vertragen.                                         phozyten im Liquor [16]. Bei einem an-
      zwei bis drei Dekaden gab es jedoch eine         Interessanterweise führen niedrig do-              deren RRMS-Patienten mit fulminantem
      erfreuliche Entwicklung zahlreicher im-      sierte intrathekale Gaben von Rituximab
      munmodulatorischer Therapieoptionen          zu einer kompletten CD20-Depletion im
      [1–3]. Mechanistisch neuartig ist die        peripheren Blut [12], jedoch zu keiner                  Tab. 1 Hinweise auf die möglichen patho-
      Depletion von CD20-positiven Zellen,         vollständigen CD20-Depletion im ZNS                     physiologischen Rollen von B-Lymphozyten
                                                                                                           bei der Multiplen Sklerose
      ein Therapieprinzip, das sich bei anderen    [13]. Diese therapeutischen Entwicklun-
                                                                                                           Intrathekale Produktion von Immunglobuli-
      Autoimmunerkrankungen in Form von            gen haben dazu beigetragen, unsere Kon-                 nen (oligoklonale Banden)
      Rituximab bereits länger bewährt hat [4,     zepte der pathophysiologischen Rolle der
                                                                                                           Produktion von Antikörpern gegen Myelin-
      5]. Das CD20-Molekül ist ein Mitglied        Immunzellen in der MS wesentlich zu                     bestandteile in Blut und Liquor
      der „membrane spanning 4A family“            wandeln [14].
                                                                                                           B-Zell- und Komplementablagerungen in
      und wird vom MS4A1-Gen auf Chro-                 Aktuell geht man davon aus, dass                    Hirnläsionen
      mosom 11 kodiert [6]. Mittels CD20-          B-Zellen – und nicht mehr ausschließ-                   Meningeale B-Zell-Aggregate bei SPMS
      Depletion konnte nicht nur der schub-        lich oder dominant T-Zellen – eine
                                                                                                           Expandierte Plasmablasten in Blut und
      förmige (RMS bzw. RRMS), sondern             zentrale Bedeutung in der MS zukommt                    Liquor
      erstmals auch der primär chronisch-          (. Abb. 2, adaptiert aus [14]). . Tab. 1
                                                                                                           Antigenpräsentation, Zytokinproduktion,
      progrediente Krankheitsverlauf (PPMS)        fasst die Rolle von B-Zellen in der Pa-                 Förderung des „homing“ autoreaktiver
      positiv beeinflusst werden. . Abb. 1          thophysiologie der MS zusammen.                         T-Zellen ins ZNS
      veranschaulicht die Entwicklungssta-                                                                 Induktion und Regulation der Proliferation
      dien der B-Zell-Linie, die von einer         Rituximab bei RRMS und PPMS:                            autoreaktiver, proinflammatorischer T-Zel-
      gegen das CD20-Differenzierungsanti-          Fallberichte und -serien                                len (u. a. TH17-Zellen)
      gen gerichteten Therapie betroffen sind                                                               Induktion der Apoptose von Neuronen und
      (adaptiert aus [7]). Dieser therapeuti-      Die ersten Berichte über den Einsatz von                Oligodendrozyten
      sche Ansatz ist hoch effektiv und es          CD20-Depletion bei Patienten mit Mul-                   SPMS Sekundär progrediente Multiple Skle-
      spricht für sich, dass sich aktuell Nach-    tipler Sklerose stammen aus den Jahren                  rose

722    Der Nervenarzt 8 · 2020
Pro-B-Zelle                       Prä-B-Zelle Unreife B-Zelle Reife B-Zelle Gedächtnis-B-Zelle                                       Plasmablast                           Plasmazelle

                                                                                                                   CD27-posiv
                                                                                                                                                                                              CD138-
                                                                                                                                                                                              posiv

                                                   Knochenmark                                     Peripheres Blut bzw. sekundäre, lymphasche Organe
                                         CD20-posiv = Ziel von Rituximab, Ocrelizumab, Ofatumumab, Ublituximab

                                                            CD19-posiv = Ziel von Inebilizumab                                                  Atacicept

Abb. 1 8 Zelluläre Ziele der CD20-Depletion. Während der B-Zell-Reifung werden unterschiedliche Differenzierungsantige-
ne auf der Oberfläche der Zellen exprimiert, die von den therapeutisch eingesetzten monoklonalen Antikörpern erkannt wer-
den. Die Bindung führt schließlich über antikörper- oder komplementabhängige zytotoxische Mechanismen zur Depletion.
Von Bedeutung ist, dass die frühesten und spätesten Reifungsstufen wegen fehlender CD20-Expression nicht depletiert wer-
den. Somit ist die Fähigkeit zur B-Zell-Repopulation erhalten sowie auch das humorale Immungedächtnis unbeeinträchtigt.
Dadurch werden natürliche Abwehrmechanismen in ihrer Funktionalität bewahrt. Atacicept ist ein Wirkstoff, der die Differen-
zierung der B-Zelle hemmt. Atacicept ist ein rekombinantes Fusionsprotein, welches zwei für B-Zell-Reifung, -Funktion und
-Überleben notwendige Zytokine, „B-lymphocyte stimulator“ (BlyS) und „A proliferation-inducing ligand“ (APRIL), über den
Fc-Teil von Immunglobulin bindet und somit neutralisiert. (Adaptiert aus [7])

                                                                                                                                             Teff (TH1; TH17)
                                              T-Zelle                                                                             T-Zelle    Treg (nTreg; iTreg) Anti-inflammatorische
                   Teff (TH1; TH17)
                                                                                                                                                                        Makrophage
                   Treg (nTreg; iTreg)
                                                                       Treg Treg                                                                                         Bregg Tregg
                                                                                                                                                                                         Proinflammatorische
                                                                          Treg                                                                                                               Makrophage

                                                                                        TH17T 17                                                                                            TBHeff
                                                                                                                                                                                               1177 TH1177
                                                                                              H
                                                                                       TH17 TH17                                                                                                 TH177
                                                                                          TH17

                                          ZNS-gerichtete                                                                       ZNS-gerichtete
            B-Zelle
                                         Autoimmunantwort                                              CD80/86                Autoimmunantwort
                                                                                                                 MHC

                                                                    Makrophage                                         CD40
                                                                                                       B-Zelle

        Relativ homogen,
                                                                                                                                                              Makrophage
   warten passiv auf T-Zell-Hilfe,
   um Antikörper zu produzieren                   Proinflammatorische Makrophagen
                                                      (IL-12, IL-23, IL-6 and IL-1b)                            Beff
                                                  Anti-inflammatorische Makrophagen            (TNF, LTb, IL-6, IL-15 and GM-CSF)
                                                                  (IL-10)                                       Breg                              Proinflammatorische Makrophagen
                                                                                              (IL-10, TGF-b and IL-35) + Antikörper                   (IL-12, IL-23, IL-6 and IL-1b)
                                                                                                                                                  Anti-inflammatorische Makrophagen
   a                                                                                          b                                                                   (IL-10)

Abb. 2 8 Hypothesen zur Rolle von Immunzellen bei der Multiplen Sklerose (MS) im Wandel. a Traditionell war man der An-
sicht, dass T-Zellen eine primäre zentrale Bedeutung in der Pathophysiologie der MS haben. MS-Schübe stehen im Zusam-
menhang mit einem Missverhältnis zwischen proinflammatorischen TH1-Helferzellen und TH17-Effektor-T-Zellen (Teff) und
Treg-Zellen. Antigenpräsentierende Zellen prägen T-Zell-Antworten und vice versa. B-Zellen produzieren ZNS-autoreaktive
Antikörper. b Aktuell ist man der Ansicht, dass B-Zellen eine zentrale Rolle in der Pathophysiologie der MS einnehmen, die
wahrscheinlich sowohl antikörpervermittelt als auch antikörperunabhängig ist. Zytokinvermittelte Immunantworten von
proinflammatorischen B-Effektorzellen (Beff) oder antiinflammatorischen, regulatorischen B-Zellen (Breg), die sich gegensei-
tig beeinflussen und sowohl antigenpräsentierende Zellen, als auch T-Zellen regulieren, scheinen im Mittelpunkt zu stehen.
IL Interleukin, TNF Tumornekrosefaktor, TGF Transforming growth factor, GM-CSF Granulozyten-Monozyten-Kolonie-stimu-
lierende Faktor, ZNS Zentralnervensystem. (Modifiziert nach [14])

                                                                                                                                                                         Der Nervenarzt 8 · 2020               723
Zusammenfassung · Abstract

      Krankheitsverlauf kam es nach intrave-       Nervenarzt 2020 · 91:722–734       https://doi.org/10.1007/s00115-020-00937-6
      nöser Gabe von Rituximab nicht nur zum       © Der/die Autor(en) 2020
      Stillstand der Erkrankung, sondern auch
      zu Besserungen des klinischen Funkti-        J. Graf · P. Albrecht · N. Goebels · O. Aktas · H.-P. Hartung
      onsstatus [17–19].                           Ocrelizumab zur Behandlung der Multiplen Sklerose

      Rituximab bei RRMS: Phase-1-                 Zusammenfassung
                                                   Ocrelizumab ist ein monoklonaler Antikörper,          sowohl ein Blick zurück auf die Entwicklung
      und -2-Studien                                                                                     der antikörpervermittelten CD20-Depletion
                                                   der sich gegen das Differenzierungsantigen
                                                   CD20 richtet und zu einer effektiven                   als auch auf die der Zulassung zugrunde
      Eine nichtkontrollierte „Open-label“-        längerfristigen Depletion von Lymphozyten,            liegenden Studien sowie deren Extensions-
      Phase-1-Studie mit 26 RRMS-Patienten         insbesondere von B-Zellen, führt. Unlängst            phasen. Diese Übersichtsarbeit diskutiert
      belegte ein günstiges Sicherheitspro-        publizierte Phase-3-Studien belegen, dass             die verfügbaren Daten zur Wirksamkeit und
      fil von Rituximab über 72 Wochen.             Ocrelizumab sowohl bei der Behandlung                 Sicherheit der langfristigen B-Zell-Depletion
                                                   der schubförmigen als auch der primär                 bei MS-Patienten und erörtert den aktuellen
      Der Antikörper verminderte die An-
                                                   progressiven Multiplen Sklerose (MS) wirksam          Kenntnisstand zur Rolle von B-Lymphozyten
      zahl neu aufgetretener Hirnläsionen          ist. Darauf basierend wurde Ocrelizumab               in der Immunpathogenese der MS.
      zwischen Woche 4 und 72 und re-              als erstes Medikament zur Behandlung
      duzierte die Schubrate im Vergleich          der primär chronisch-progredienten                    Schlüsselwörter
      zum Jahr vor Studienbeginn [20]. Die         MS zugelassen. Um diesen Durchbruch                   B-Zell-depletierende monoklonale Antikör-
                                                   besser in den Kontext des heutigen MS-                per · B-Zellen · Immunsuppression · Klinische
      anschließende, doppelblinde, placebo-
                                                   Therapiekanons einordnen zu können, lohnt             Neuroimmunologie · Neuroinflammation
      kontrollierte Phase-2-Studie (HERMES,
      . Tab. 2) konnte dokumentieren, dass
      Rituximab nicht nur im primären ma-          Ocrelizumab for treatment of multiple sclerosis
      gnetresonanztomographischen (MRT-)
      Endpunkt, sondern auch in den sekun-         Abstract
      dären klinischen Zielkriterien gegenüber     Ocrelizumab is a monoclonal antibody                  at the development of antibody-mediated
      Placebo überlegen war [21].                  directed against the differentiation antigen           CD20 depletion, the studies underlying the
                                                   CD20, which leads to an effective long-                approval of ocrelizumab and their open
                                                   term depletion of lymphocytes, in particular          extension phases. This review article discusses
      Rituximab bei PPMS:                          B cells. Recently published phase 3 studies           the available data on the efficacy and safety
      Phase-2/3-Studie                             confirmed that ocrelizumab is effective in              of long-term B-cell depletion in MS patients
                                                   the treatment of both relapsing multiple              and reviews current knowledge on the role of
      Aufgrund der überraschend guten Wirk-        sclerosis (RMS) and primary progressive               B-lymphocytes in the immunopathogenesis
                                                   multiple sclerosis (PPMS). Based on these             of MS.
      samkeit der CD20-Depletion bei Patien-
                                                   results, ocrelizumab was the first drug to be
      ten mit schubförmiger Multipler Sklerose     approved for primary chronic progressive              Keywords
      wuchs die Hoffnung, dass dieser thera-        MS. To place this therapeutic breakthrough            B cell depleting monoclonal antibodies ·
      peutische Ansatz ebenfalls einen positi-     in the context of the current MS therapeutic          B cells · Immunosuppression · Clinical
      ven Einfluss auf den primär chronisch-        landscape, it is worthwhile taking a look back        neuroimmunology · Neuroinflammation
      progredienten Krankheitsverlauf haben
      könnte. Die randomisierte, doppelblinde,
      placebokontrollierte Phase-2/3-OLYM-       Ocrelizumab: RRMS-Phase-                              zahl der gadoliniumaufnehmenden T1-
      PUS-Studie bei PPMS (. Tab. 2) ver-        2-, RRMS-Phase-3- und                                 Läsionen im der zerebralen MRT). Hin-
      fehlte jedoch den primären klinischen      PPMS-Phase-3-Studien sowie                            sichtlich der Nebenwirkungen zeigte
      Endpunkt: Es konnte kein signifikan-        Folgestudien nach Zulassung                           sich kein relevanter Unterschied zwi-
      ter Unterschied in der Wirksamkeit auf                                                           schen den einzelnen Gruppen [24].
      die bestätigte Behinderungsprogression     In den folgenden Studien zur Wirk-                       Zur Zulassung von Ocrelizumab bei
      nachgewiesen werden. Doch der sekun-       samkeit der CD20-Depletion bei MS-                    RMS und PPMS führten die anschlie-
      däre radiologische Endpunkt, die sig-      Patienten wurde nun nicht mehr der                    ßenden Phase-3-Studien, die alle ihre pri-
      nifikante Reduktion der T2-Läsionslast,     chimäre monoklonale Antikörper Ritu-                  märenklinischdefiniertenEndpunkte er-
      wurde erreicht und Subgruppenanalysen      ximab, sondern der strukturell huma-                  reichten: die beiden identisch designten
      zeigten, dass insbesondere jüngere Pati-   nisierte Antikörper Ocrelizumab ver-                  Studien OPERA I und II zu Ocrelizu-
      enten, die im MRT aktive entzündliche      wendet (. Tab. 3). Die randomisierte,                 mab vs. Interferon-β1a (intramuskulär)
      Läsionen aufweisen, auch klinisch von      doppelt verblindete Phase-2-Studie mit                bei RMS [25] sowie die Studie ORA-
      einer Therapie mit Rituximab profitier-     Interferon-β1a (IFN-β1a 30 μg pro Woche               TORIO zu Ocrelizumab vs. Placebo bei
      ten [22, 23].                              intramuskulär) als aktivem Komparator                 früher PPMS [26] definiert über Alter
                                                 zeigte die Überlegenheit von Ocreli-                  (18 bis 55 Jahre) und Erkrankungsdauer
                                                 zumab hinsichtlich des radiologisch                   (5,0 bzw.
Tab. 2 Phase-2- und -3-Studien von Rituximab zur Behandlung von Multiple-Sklerose-Patienten
Studie                Primärer Endpunkt                         Sekundärer Endpunkt
                      Ergebnis                                  Ergebnis
Phase-2-RRMS            Summe der Anzahl der gadoliniumpo-             Anteil der Patienten mit Schüben
Hauser et al. [21]      sitiven T1-Läsionen in Serien-MRTs des         Auf das Jahr umgerechnete Schubrate
(HERMES)                Gehirns in den Wochen 12, 16, 20, 24           Absolute Anzahl von neuen gadoliniumpositiven T1-Läsionen in Serien-MRTs
n = 104 Patienten       → Rituximab Placebo überlegen                  des Gehirns in den Wochen 12, 16, 20, 24 und
                                                                       Änderung des T2-Läsionsvolumens im Vergleich zum Ausgangswert
                                                                       → Rituximab Placebo überlegen
Phase-2/3-PPMS          Zeit bis zum Einsetzen von CDP                 Änderung des absoluten T2-Läsionsvolumens in Woche 96 im Vergleich zum
Hawker et al. [22]      Prozentsatz der Patienten mit CDP              Ausgangswert
(OLYMPUS)               → Kein Hinweis für einen signifikanten         Änderung des Hirnvolumens in Woche 96 im Vergleich zum Ausgangswert
n = 439 Patienten       Unterschied                                    → Patienten, die Rituximab erhalten haben, hatten eine signifikant geringere Zu-
                                                                       nahme an T2-Läsionsvolumen
MRT Magnetresonanztomographie, CDP „confirmed disability progression“ (bestätigte Krankheitsprogression)

Tab. 3 Phase-2- und -3-Studien von Ocrelizumab zur Behandlung von Multiple-Sklerose-Patienten
Studie        Primärer Endpunkt        Sekundärer Endpunkt
              Ergebnis                 Ergebnis
Phase-2-RRMS     Anzahl der gado-          Auf das Jahr umgerechnete Schubrate
Kappos et al.    liniumpositiven           Prozentsatz der schubfreien Patienten
[24]             T1-Läsionen zwischen      Änderung des absoluten T2-Läsionsvolumens
                 Woche 12 und 24           Anzahl der neuen gadoliniumpositiven T1-Läsionen zwischen Woche 4 und 24
                 → Ocrelizumab Place-      Anzahl der gadoliniumpositiven T1-Läsionen zwischen Woche 4 und 24
                 bo überlegen              → Ocrelizumab Placebo in allen Punkten überlegen außer Prozentsatz der schubfreien Patienten und Änderung
                                           des absoluten T2-Läsionsvolumens
Phase-3-RMS      Auf das Jahr umge-        Zeit bis zum Einsetzen von CDP
Hauser et al.    rechnete Schubrate        Anzahl der gadoliniumpositiven T1-Läsionen
[25]             → Ocrelizumab IFN-β1a     Anzahl der neuen und/oder vergrößerten T2-Läsionen
(OPERA I         überlegen                 Prozentsatz der Patienten mit CDI
und II)                                    Anzahl der T1-Läsionen
                                           Änderung des MSFC im Vergleich zum Ausgangswert
                                           Prozentsatzänderung des Hirnvolumens
                                           Änderung des Short Form Health Survey-36 (SF-36) Physical Component Summary (PCS) im Vergleich zum
                                           Ausgangswert
                                           Prozentsatz der Patienten mit NEDA
                                           → Ocrelizumab überlegen in allen sekundären Endpunkten außer MSFC und SF-36 in OPERA I und überlegen in
                                           allen sekundären Endpunkten außer CDI und Prozentsatzänderung des Hirnvolumens in OPERA II
Phase-3-PPMS     Zeit bis zum Einsetzen    Zeit bis zum Einsetzen von anhaltender CDP für mindestens 24 Wochen
Montalban        von anhaltender           Prozentsatzänderung des T25-FW im Vergleich zum Ausgangswert
et al. [26]      CDP für mindestens        Prozentsatzänderung des absoluten T2-Läsionsvolumens im Vergleich zum Ausgangswert
(ORATORIO)       12 Wochen                 Prozentsatzänderung des Hirnvolumens
                 → Ocrelizumab Place-      Änderung im Physical Component Summary Score (PCS) und SF-36 Health Survey
                 bo überlegen              Prozentsatz der Patienten mit mindestens einem unerwünschten Ereignis
                                           → Ocrelizumab überlegen in Bezug auf Zeit bis zum Einsetzen von anhaltender CDP für mindestens 24 Wo-
                                           chen, Prozentsatzänderung des T25-FW im Vergleich zum Ausgangswert; Prozentsatzänderung des absoluten
                                           T2-Läsionsvolumens im Vergleich zum Ausgangswert, Prozentsatzänderung des Hirnvolumens
T25FW Timed 25-Foot Walk, MSFC Multiple Sclerosis Functional Composite, NEDA „no evidence of disease activity“ (kein Anhalt für Krankheitsaktivi-
tät), CDP „confirmed disability progression“ (bestätigte Krankheitsprogression), CDI „confirmed disability improvement“ (bestätigte Verbesserung des
Behinderungsgrads), IFN Interferon

Tab. 4 Indikationen für Ocrelizumab gemäß EMA [30]
                                                                                                             In den OPERA-Zwillingsstudien bei
Ocrelizumab ist angezeigt zur Behandlung erwachsener Patienten mit schubförmiger Multipler
                                                                                                          RMS reduzierte Ocrelizumab die jähr-
Sklerose (RMS) mit aktiver Erkrankung, definiert durch klinischen Befund oder Bildgebung
                                                                                                          liche Schubrate gegenüber IFN-β1a um
Ocrelizumab ist angezeigt zur Behandlung erwachsener Patienten mit früher primär progredien-
ter Multipler Sklerose (PPMS), charakterisiert anhand der Krankheitsdauer und dem Grad der
                                                                                                          46 % bzw. 47 % (jeweils p < 0,0001). Zu-
Behinderung sowie mit Bildgebungsmerkmalen, die typisch für eine Entzündungsaktivität sind                dem wurden alle sekundären Endpunkte
                                                                                                          erreicht, darunter die Reduktion der Be-
                                                                                                          hinderungsprogression bzw. die Besse-
                                                                                                          rung der Behinderung (jeweils mit Bestä-
                                                                                                          tigung nach 12 und 24 Wochen) und ma-

                                                                                                                                 Der Nervenarzt 8 · 2020   725
Übersichten

       Tab. 5   Dosierungs- und Anwendungsschema von Ocrelizumab
                                             Infusionsmenge Infusionsgeschwindigkeit und -dauer
                                             Ocrelizumab
       Initialdosis (600 mg)   Infusion 1       300 mg in        Infusionseinleitung mit einer Geschwindigkeit von 30 ml/h über 30 min
       aufgeteilt auf                           250 ml           Die Geschwindigkeit kann in Schritten von 30 ml/h alle 30 min bis auf einen Höchstwert
       2 Infusionen            Infusion 2 (2 Wo- 300 mg in       von 180 ml/h gesteigert werden
                               chen später)      250 ml          Die Infusionsdauer sollte jeweils ca. 2,5 h betragen

       Folgedosen (600 mg) Einmalinfusion       600 mg in        Infusionseinleitung mit einer Geschwindigkeit von 40 ml/h über 30 min
       einmal alle 6 Monate                     500 ml           Die Geschwindigkeit kann in Schritten von 40 ml/h alle 30 min bis auf einen Höchstwert
                                                                 von 200 ml/h gesteigert werden
                                                                 Die Infusionsdauer sollte jeweils ca. 3,5 h betragen

      gnetresonanztomographische Wirksam-               EDSS-Wert von >5,0 oder
Tab. 6 Schwerwiegende Nebenwir-             den Kontrollgruppen höhere Anzahl              sierender Läsionen beschrieben [61]. Es
kungen unter Ocrelizumab in den Pha-        maligner Erkrankungen (einschließlich          sind wenige Fälle einer „carry-over“ pro-
se-3-Zulassungsstudien                      Mammakarzinom) beobachtet [53, 54].            gressiven multifokalen Leukenzephalo-
Studie       Anzahl        Davon Infek-         In der 2:1 randomisierten Zulassungs-      pathie (PML) bekannt geworden. Die-
                           tionen
                                            studie zur PPMS wurden unter Ocrelizu-         se traten nach vorangegangener Therapie
 OPERA I     28 (6,9 %)    5 (1,2 %)        mab (486 Patienten) in der placebokon-         mit anderen Immunmodulatoren mit be-
 OPERA II    29 (7,0 %)    6 (1,4 %)        trollierten Phase 11 Neoplasien verzeich-      kannt erhöhtem PML-Risiko auf (7 Fälle
 ORATORIO    99 (20,4 %)   30 (6,2 %)       net, (Mammakarzinom 4, Basalzellkar-           Stand Ende 2019) [62, 63]. Aktuell ist ei-
                                            zinom 3, endometrioides Adenokarzi-            ne nichtinterventionelle Studie geplant,
                                            nom 1, anaplastisches großzelliges Lym-        die das Langzeitrisikoprofil von Ocrelizu-
fache [47]. Eine Analyse der gepoolten      phom 1, fibröses Histiozytom 1, Pankre-         mab besser erfassen soll [64]. Die Ergeb-
Daten aus den Phase-2- und -3-Studien       askarzinom 1), während in der Placebo-         nisse dieser Studie in Deutschland flie-
legt nahe, dass Ocrelizumab die MRT-        gruppe (239 Patienten) in der kontrol-         ßen auch in globale Sicherheitsregister
Läsionsaktivität innerhalb von 4 Wo-        lierte Studienphase 2 Neoplasien auftra-       ein [65].
chen und klinische Krankheitsaktivität      ten (Basalzellkarzinom 1, zervikales Ade-          Dieser Kontext ist ähnlich wie bei
innerhalb von 8 Wochen effektiv un-          nokarzinom in situ 1; [26]).                   den Fällen einer PML in Assoziation
terdrückt [48]. Eine MR-Spektroskopie-          Bei den RMS-Patienten unter Ocre-          mit dem Vorläuferpräparat Rituximab
Studie mit sequenzieller Messung über       lizumab traten in den 2-jährigen kon-          in anderen Nicht-MS-Indikationen, wie
96 Wochen eines Markers des „neuro-         trollierten Phasen der OPERA-Studien           z. B. rheumatoider Arthritis [66]. Die
nal-myelin coupling“ (NAA, tCr, tCho        insgesamt 4 maligne Erkrankungen auf           Auswertung eines Rituximab-Therapie-
und NAA/tCr) zeigt, dass Ocrelizumab        (Mammakarzinom 2; Nierenzellkarzi-             registers ergab keine neuen Aspekte hin-
das Ausmaß einer zerebralen Gliose im       nom 1, malignes Melanom 1) und in              sichtlich des Nebenwirkungsprofils von
Vergleich zu Interferon-β reduziert [49].   der mit IFN-β1a behandelten Gruppe 2           CD20-Depletion [67]. Es gibt Hinweise
Die klinische Progression scheint bei       (Mantelzell-Lymphom 1 und pulmonales           dafür, dass ein sekundärer Immunglo-
PPMS-Patienten mit chronischer Lä-          Plattenepithelkarzinom 1; [25]).               bulinmangel das Auftreten schwerer
sionsaktivität in der weißen Substanz           Jährlich aktualisierte Analysen (aktu-     Infektionen begünstigen kann [68]. In
assoziiert zu sein [50].                    eller Stand Januar 2019) zur Inzidenz-         einem Review über das Risiko einer Hy-
                                            rate von malignen Erkrankungen (ohne           pogammaglobulinämie bzw. Infektion
Ocrelizumab: Nebenwirkungen                 nichtmelanotische Hautmalignome) bei           unter Rituximab konnten jedoch keine
                                            den weiter beobachteten Patienten des          klaren Risikofaktoren herausgearbeitet
Akute Infusionsreaktionen                   klinischen Studienprogramms zu Ocre-           werden [69]. Wie unter Rituximab sollte
                                            lizumab zeigen, dass die alters- und ge-       unter Ocrelizumab regelmäßig der IgG-
Als relevante Nebenwirkungen traten         schlechtsstandardisierten Raten pro 100        Spiegel kontrolliert werden [70]. Dies
unter Ocrelizumab gegenüber Placebo         Patientenjahre in der exponierten Popu-        ist insbesondere relevant, da die Infekti-
häufiger akute Infusionsreaktionen und       lation über die Zeit stabil blieben und        onsrate unter CD20-Depletion bei MS-
Infektionen auf. Die Häufigkeiten der        keinen zeitabhängigen Expositionseffekt         Patienten am höchsten zu sein scheint
schwerwiegenden Nebenwirkungen in           zeigen. Des Weiteren ergaben Verglei-          [71].
den Zulassungsstudien sind in . Tab. 6      che der standardisierten Inzidenzraten             Bei einer 78 Jahre alten Patientin,
zusammengefasst. Weitere laufend ak-        für alle maligne Erkrankungen und für          mit niedrigen CD4+- und CD8+-Lym-
tualisierte Daten – insbesondere zu         Mammakarzinome mit der US-amerika-             phozytenzahlen vor Therapiebeginn und
Infektionen und Neoplasien – werden         nischen SEER-Datenbank (Allgemeinbe-           vermuteter Immunseneszenz wurde eine
regelmäßig auf Kongressen vorgestellt       völkerung) und dem dänischen MS-Re-            PML unter Ocrelizumab ohne Vorexpo-
und ergaben bislang keine neuen Sicher-     gister, dass die beobachteten Inzidenz-        sition gegenüber anderen immunologi-
heitsaspekte [51].                          raten im gesamten bisherigen Beobach-          schen Therapien gemeldet [72].
   Eine retrospektive Studie konnte zei-    tungszeitraum innerhalb der epidemio-              Bezüglich anderer infektiöser Kom-
gen, dass das Auftreten von infusionsas-    logischen Referenzbereiche lagen [55].         plikationen wurden einzelne Fallberich-
soziierten Reaktionen durch die zusätzli-                                                  te von Patienten publiziert, die unter ei-
che Gabe von Histaminantagonisten und       Infektionen                                    ner Ocrelizumab-Behandlung eine Her-
oraler Flüssigkeitszufuhr deutlich redu-                                                   pes-simplex-Typ-2-Enzephalitis [73], ei-
ziert werden kann [52].                     Fallberichte weisen auf das Risiko einer       ne Parvovirus-B19-Infektion [74] und in
                                            Hepatitisreaktivierung unter CD20-De-          2 Fällen eine Meningitis entwickelten. In
Malignome                                   pletion hin [56, 57], daher ist eine Risiko-   einem Fall verlief die Meningitis asep-
                                            stratifizierung vor Therapiebeginn sinn-        tisch, bei der anderen konnte eine ver-
Im klinischen Studienprogramm wur-          voll [58]. Ferner wurden als Risiken ei-       mutete Borreliengenese nicht verifiziert
de bei Patienten, die mit Ocrelizumab       ne Late-onset-Neutropenie [59, 60] und         werden [75]. Ein Fallbericht legt nahe,
behandelt wurden, eine verglichen mit       das Auftreten tumefaktiver, demyelini-         dass Ocrelizumab zwar B-Zellen deple-

                                                                                                              Der Nervenarzt 8 · 2020   727
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      tiert, jedoch nicht die T-Zell-Immunant-      bei RMS-Patienten unter Ocrelizumab         einen Immunglobulinklassenwechsel er-
      wort auf Varizella Zoster beeinflusst [76].    im Vergleich zu Interferon-β1a zu mehr      fahren haben [101], und dass B-Zellen
          Kürzlich wurde unter Ocrelizumab          Varizella-Zoster-Infektionen (17 vs. 8      von MS-Patienten vermehrt Antigene
      das Auftreten einer Endokarditis berich-      [25]) und bei PPMS-Patienten unter          präsentieren [102]. Diese Immunzellen
      tet [77].                                     Ocrelizumab im Vergleich zu Placebo zu      müssen dabei mittels komplexer, mehr-
          Die Therapie mit Ocrelizumab ist          mehr oralen Herpesinfektionen (2,3 %        schrittiger Kaskaden Immunbarrieren
      wahrscheinlich nicht mit einem erhöh-         vs. 0,4 %; [26]) gekommen ist.              überwinden [103], um dort klonal zu
      ten Risiko einer Tuberkuloseinfektion                                                     expandieren [104] und spezifische Im-
      assoziiert [78].                              Pathomechanistische Aspekte                 munglobuline zu produzieren [105] und
          Es ist zu beachten, dass es bei RMS-Pa-   der Rolle von B-Zellen in der MS            Lymphangiogenese zu fördern [106]. Die
      tienten unter Ocrelizumab im Vergleich                                                    Reifung der ZNS-ständigen B-Zellen bei
      zu Interferon-β1a mehr Infektionen mit        Die rasch einsetzenden tiefgreifenden       MS-Patienten erfolgt nach aktuellem
      Varizella-Zoster-Viren (n = 17 vs. 8 [25])    Effekte einer CD20-B-Zell-gerichteten        Wissenstand in den drainierenden zer-
      auftraten und bei PPMS-Patienten un-          Therapie haben zu einer Neubewer-           vikalen Lymphknoten [107]. B-Zellen
      ter Ocrelizumab im Vergleich zu Place-        tung der humoralen Immunantwort             von RRMS-Patienten sind in der Lage,
      bo mehr Episoden mit oralem Herpes            bei MS geführt. Nach ursprünglicher         komplement- und immunglobulinunab-
      simplex (2,3 % vs. 0,4 %; [25]). In der       Vorstellung würde eine B-Zell-Deple-        hängige Faktoren zu produzieren, die in
      Zusammenschau sind regelmäßige Ver-           tion vermutlich wesentlich über eine        vitro toxisch für Neurone und Oligoden-
      laufskontrollen bei MS-Patienten unter        Verminderung der Produktion von Au-         drozyten sind [108]. Bei Patienten mit
      CD20-depletierendenTherapiensinnvoll          toantikörpern wirken.                       Myelitis als klinisch isoliertem Syndrom,
      [79].                                             Die Wirkungsweise von CD20-De-          die sich somit im Anfangsstadium einer
          Obwohl sowohl eine retrospektive          pletion bei MS und den autoimmunen          möglichen MS befinden, konnte sowohl
      Analyse von Patienten mit neuroim-            Tiermodellen ist allerdings bisher nicht    eine expandierte und mutierte Plasma-
      munologischen Erkrankungen unter              vollständig verstanden [88]. Die aktu-      blastensubgruppe [109] als auch eine
      7-jähriger Rituximab-Therapie [80] als        elle Datenlage hinsichtlich der B-Zell-     bestimmte Verteilung von Interleukin-
      auch eine Metaanalyse von Patienten           Rolle bei MS wurde rezent mehrfach          6/-10-produzierenden B-Lymphozyten
      mit rheumatoider Arthritis [81] ein           zusammengefasst [7, 14, 89–92] und die      differenziert werden [110], was im Ein-
      günstiges Sicherheitsprofil bestätigen         Interaktion von B- und T-Zellen dis-        klang mit dem aktuellen Verständnis
      konnten, ist der Einfluss einer Langzeit-      kutiert [93]. Die Effektivität der B-Zell-   über die Rolle der Zytokine bei autoim-
      B-Zell-Depletion auf Malignom- und            Depletion bei MS unterstützt die Hy-        munen Erkrankungen steht [111]. Somit
      Infektionsrisiken nicht vollständig cha-      pothese, dass mit Epstein-Barr-Viren        scheint es, dass B-Zellen sowohl zu Be-
      rakterisiert [82, 83]. Für Ocrelizumab        latent infizierte B-Zellen eine wichtige     ginn als auch bei der Aufrechterhaltung
      liegen aktuell aus klinischen Studien         Rolle bei der Pathogenese der MS spielen    der MS-Erkrankung eine wichtige Rolle
      Daten von Patienten mit bis zu 6 Jahren       könnten [94, 95]. Aus tierexperimen-        spielen [112]. Wichtig dabei scheint die
      Exposition vor, mit einer Gesamtexpo-         tellen Studien gibt es Hinweise, dass       Regulierung des „Macrophage-migrati-
      sition von über 14.000 Patientenjahren        eine CD20-Depletion die Aktivierung         on-inhibitory-factor“(MIF)-Signalwegs
      (Stand Mai 2019; [55]).                       von Mikrogliazellen und die Rekru-          zu sein, da ein supprimiertes CD74
                                                    tierung von T-Lymphozyten reduziert         und ein hochreguliertes CXCR4 mit ei-
      Schwangerschaften unter CD20-                 [96]. Die pathogene CD40-vermittelte        ner frühen MS-Diagnose assoziiert sind
      gerichteter Therapie                          NF-κB-Aktivierung in B-Zellen ist bei       [113]. Ferner wird diskutiert, dass nicht
                                                    MS-Patienten verstärkt [97]. Zusätzlich     alle B-Lymphozyten pathophysiologisch
      Es zeigten sich keine klaren Sicherheitssi-   werden B-Zell Aggregate in lymphfolli-      relevant sind, sondern insbesondere eine
      gnale (i.e. Spontanaborte oder kindliche      kelähnlichen Strukturen im Subarach-        bestimmte Subgruppe, und zwar „Granu-
      Fehlbildungen) bei Schwangeren, die in        noidalraum, insbesondere bei Patienten      locyte-macrophage-colony-stimulating-
      den ersten 6 Schwangerschaftsmonaten          mit sekundär chronisch-progredienter        factor“(GM-CSF)-exprimierende hu-
      eine CD20-Depletion mittels Rituximab         Verlaufsform, als erkrankungsrelevant       mane B-Gedächtnis-Zellen [114], bzw.
      erfahren haben [84]. Die Auswertung der       diskutiert [98, 99]. Eine tierexperimen-    verschiedene B-Lymphozyten-Subgrup-
      bisher dokumentierten Schwangerschaf-         telle Studie konnte diesbezüglich zeigen,   pen im Liquor entscheidend sind für den
      ten mit Ocrelizumab-Exposition ergab          dass eine intrathekale Gabe von Anti-       Erkrankungsphänotyp [115]. Basierend
      keine Auffälligkeiten [85]. Weitere Da-        CD20-Antikörpern zu einer relevanten        auf den Erkenntnissen über die phasen-
      ten werden im Ocrelizumab-Schwanger-          Depletion von B-Zellen in etablierten       abhängige Oberflächenexpression von
      schaftsregister erhoben [86].                 ZNS-Läsionen führt [100]. Des Weiteren      Differenzierungsantigenen in der B-Zell-
         Die Datenlage bezüglich intrathekaler      gibt es Hinweise dafür, dass es bei MS-     Reifung und der Diskussion einer aktuel-
      Applikation von CD20-depletierenden           Patienten einen Transit zwischen dem        len Phase-2/3-Studie von Inebilizumab,
      monoklonalen Antikörpern ist gering           ZNS und der Peripherie von insbeson-        ein gegen CD19 gerichteter monoklo-
      [87]. Ferner ist hervorzuheben, dass es       dere immunaktiven B-Zellen gibt, die        naler Antikörper, bei NMOSD [116]

728    Der Nervenarzt 8 · 2020
muss zwischen CD20- und CD19-De-              nicht für Fingolimod, Natalizumab und        aktionen geschult sein, ferner ist ein un-
pletion unterschieden werden (. Abb. 1):      Alemtuzumab vor.                             eingeschränkter Zugang zu intensivme-
CD20 wird nicht auf der Oberfläche von             Je nach Vortherapie sollte vor Ocreli-   dizinscher Versorgung in der eigenen
Plasmazellen exprimiert, wohingegen           zumab-Therapiebeginn ein Sicherheits-        oder nächstliegenden Einrichtung sinn-
CD19 auf der Mehrheit von Plasma-             abstand zur Vortherapie eingehalten          voll. Patienten sollten nach Ocrelizumab-
zellen in sekundären lymphatischen            werden. Nach Interferon-β, Dimethyl-         Infusion für mindestens 1 h nachbeob-
Organen (z. B. Milz, Tonsillen), auf allen    fumarat oder Glatirameracetat sollten        achtet werden. Eine klinisch-neurologi-
Plasmazellen im Blut und bei mehr als         mögliche Effekte auf Laborwerte abge-         sche Behandlungskontrolle ist nach dem
50 % der Plasmazellen im Knochenmark          klungen sein, Teriflunomid sollte ausge-      ersten Behandlungsmonat und im Ver-
nachgewiesen werden kann [117, 118].          waschen und nicht mehr im Blut nach-         lauf einmal im Quartal sinnvoll. Fer-
Zusätzlich muss beachtet werden, dass         weisbar sein, bei Fingolimod beträgt der     ner sollte nach einem Jahr Therapie ei-
CD19 nur von Plasmazellen, CD20 je-           Sicherheitsabstand mindestens 4 Wo-          ne kritische Prüfung der Therapieindi-
doch auch von einer Untergruppe CD-           chen, bei Natalizumab 6 bis 8 Wochen,        kation nicht nur hinsichtlich des Effekts
positiver T-Zellen exprimiert wird [119].     bei Cladribin 6 Monate und bei Alemtu-       auf den Krankheitsverlauf, sondern auch
In der Zusammenschau sind B-Zellen            zumab 6 bis 12 Monate. Laborchemische        hinsichtlich Nebenwirkungen und pa-
allerdings nicht alleinig für die Entste-     Untersuchungen vor Ocrelizumab-Infu-         raklinischer Befunde erfolgen. Eine MRT
hung und Aufrechterhaltung der MS             sion sind erforderlich. Wichtig ist, dass    des Schädels ist 3 Monate („baseline“
verantwortlich: Es gibt Hinweise dafür,       in Einzelfällen ggf. von oben genann-        nach Einsetzen der therapeutischen Wir-
dass (Gedächtnis-)B-Zellen autoreakti-        ten Sicherheitsabständen abgewichen          kung) nach Therapiebeginn und im Ver-
ve, autoproliferative [120], proinflam-        werden muss, basierend auf einer indi-       lauf einmal jährlich sinnvoll. Auf eine
matorische T-Zellen (u. a. TH17-Zellen)       viduellen Risiko-Nutzen-Bewertung. Es        Kontrastmittelgabe kann dabei verzich-
induzieren, die wiederum eine entschei-       wird ein Differenzialblutbild, ein IgG-       tet werden [133]. Sollte es notwendig sein,
dende Rolle in den Entzündungskaska-          Spiegel im Serum, CRP, Urinstatus und        die Ocrelizumab-Therapie umzustellen,
den im ZNS spielen [121–123], und dass        ggf. ein Schwangerschaftstest empfohlen.     ist eine 6- bis 12-monatige Therapiepau-
„polymorphonuclear myeloid-derived            Infektiologisch sollte vor Ocrelizumab-      se sinnvoll, ferner sollte eine Zytopenie
suppressor cells“ (PMN-MDSCs) selek-          Therapiebeginn eine Hepatitis-B/C-,          möglichst abgeklungen sein.
tiv die Akkumulierung von B-Zellen im         HIV-, VZV-Serologie sowie bez. Tuber-            Sollte es bei einer schubförmigen MS
ZNS kontrollieren [124]. Nichtsdesto-         kulose ein Interferon-γ-Freisetzungstest     zu Krankheitsaktivität unter Ocrelizu-
trotz war es bis heute nicht möglich, ein     (z. B. Quantiferon) erfolgen. Patienten      mab kommen, kann eine Umstellung auf
bestimmtes Zielantigen dieser Immun-          mit ausgeheilter, nicht mehr aktiver         eine andere hochaktive Therapie sinn-
zellen zu identifizieren [125]. Zusätzlich     Hepatitis B können ggf. Ocrelizumab          voll sein. Der Einsatz von Ocrelizumab
ist bislang unklar, welche Rolle die kleine   erhalten, jedoch ist analog zu dem Vor-      ist bei PPMS-Patienten im frühen Krank-
Subgruppe der CD20-positiven T-Zel-           gehen bei Rituximab eine Vorstellung         heitsstadium mit entzündlicher Aktivität
len bei der MS spielt [126]. So zeigte        in einem Leberzentrum zur Diskussion         sinnvoll [134]. Da Ocrelizumab das einzi-
eine Phase-2a-Studie mit dem CD20-            einer prophylaktischen Therapie mit Te-      ge zur Behandlung der primär chronisch-
depletierenden Antikörper Ublituximab         nofovir und engmaschige Kontrollen der       progredienten MS zugelassene Medika-
eine Veränderung des T-Zell-Profils bei        HBV-DNA im Blut sinnvoll [129–131].          ment ist, kann bei PPMS-Progression
MS-Patienten unter Therapie [127].            Alle 6 Monate sollte unter Therapie          unter Ocrelizumab mangels zugelasse-
                                              das Differenzialblutbild und ein IgG-         ner Therapiealternativen keine Empfeh-
Ocrelizumab: Indikationen,                    Serumspiegel kontrolliert werden. Ocre-      lung zur Umstellung erfolgen, sondern
praktische Aspekte und                        lizumab kann zu einem erniedrigten           die Therapie wird in den meisten Fällen
Therapiehinweise                              IgG-Spiegel führen [132]. Bei erhöh-         fortgeführt werden. Patienten, die bereits
                                              ter Infektanfälligkeit und erniedrigtem      vor Zulassung von Ocrelizumab auf Ritu-
Die Indikationen von Ocrelizumab sind         IgG-Serumspiegel kann eine intravenöse       ximab eingestellt sind und keine Krank-
in . Tab. 4, das Anwendungsschema             IgG-Substitution nach internistischer        heitsaktivität und Nebenwirkungen zei-
in . Tab. 5 und der detaillierte Infusi-      Maßgabe erfolgen. Immunphänotypisie-         gen, können aus medizinischer Sicht die
onsablauf im Handbuch Ocrelizumab             rungen vor und während der Therapie          Rituximab-Therapie fortsetzen. Da dies
des Kompetenznetzes Multiple Sklerose         sind nicht obligat, sondern fakultativ.      „off label“ ist, empfiehlt sich die vorhe-
[128] dargestellt: Hinsichtlich der Indika-       Vor Ocrelizumab-Infusion sollte eine     rige Einholung einer Kostenübernahme-
tionen ist zu beachten, dass Ocrelizumab      Vortherapie mit 100 mg Methylpredni-         erklärung der Krankenversicherung.
auch für die Behandlung einer sekundär        solon intravenös und ein Antihistamini-          Hinsichtlich viraler Epidemien (wie
chronisch-progredienten MS zugelassen         kum verabreicht werden, um eine mög-         z. B. aktuell SARS-CoV-2/COVID19)
ist, sofern weiterhin aufgelagerte Schübe     liche Infusionsreaktion zu minimieren.       besteht laut einer Stellungnahme der
vorliegen. Diese relativ breite Zulas-        Das medizinische Personal, das Ocre-         Deutschen Multiple Sklerose Gesell-
sung liegt ebenfalls für die hochaktive       lizumab verabreicht, sollte für die Be-      schaft (DMSG) ein erhöhtes Risiko,
Therapie mit Cladribin, jedoch formal         handlung schwerer anaphylaktischer Re-       unter Ocrelizumab zu erkranken [135].

                                                                                                               Der Nervenarzt 8 · 2020   729
Übersichten

      Da bei Ocrelizumab das Infektionsrisiko       für mindestens 12 Monate nach jeder                    Novartis, Roche, Sanofi-Genzyme sowie Honorare
                                                                                                           und Reisekostenunterstützung durch Allergan, Bayer
      unmittelbar nach Infusion am größten          Ocrelizumab-Gabe von der EMA emp-                      Healthcare, Biogen, Celgene, Ipsen, Merck, Merz, No-
      ist, kann eine Streckung des Intervalls in-   fohlen wird. Neue Daten legen nahe,                    vartis, Roche, Sanofi-Genzyme und Teva. N. Goebels
      dividuell diskutiert werden [136] und die     dass dieser Sicherheitsabstand in Zu-                  hat Forschungsförderung, Reisekostenunterstüt-
                                                                                                           zung und/oder Honorare erhalten von BMBF, HHU-
      Indikation zur Ersteinstellung ist kritisch   kunft möglicherweise verkürzt werden                   Forschungskommission, Progressive MS Alliance,
      zu stellen. Laut Kompetenznetz Multiple       kann [85].                                             Wellcome Trust, Biogen, Novartis, Roche und Sanofi-
      Sklerose (KKNMS) besteht bei Patienten                                                               Genzyme. O. Aktas erhielt Forschungsförderung durch
                                                                                                           das Bundesministerium für Bildung und Forschung
      unter Ocrelizumab insbesondere in den         Schlussfolgerung                                       (BMBF, NationNMO im KKNMS, FKZ 01GI1602B) sowie
      ersten Wochen nach Anwendung eine                                                                    Bayer Healthcare, Biogen, Novartis, Sanofi-Genzyme
      größere Infektionsgefahr, daher sollte in     In der Zusammenschau hat man bei                       und Teva sowie Honorare und Reisekostenunter-
                                                                                                           stützung durch Almirall, Bayer Healthcare, Biogen,
      dieser Zeit besonders sorgfältig auf die      der Behandlung der Multiplen Sklerose                  Celgene, Medimmune, Merck, Novartis, Roche, Sa-
      Vermeidung von Infektionserkrankun-           in den letzten Jahren viel erreicht; die               nofi-Genzyme, VielaBio und Teva. H.-P. Hartung hat
      gen geachtet werden. Bei älteren Pati-        Zulassung von Ocrelizumab war ein wei-                 Honorare erhalten für Tätigkeit in Steering und Data
                                                                                                           Monitoring Committees von Bayer Healthcare, Biogen,
      enten oder Patienten mit begleitenden         terer wichtiger Schritt in die Richtung                Celgene Receptos, Geneuro, Medimmune, Merck, No-
      Herz- oder Lungenerkrankungen sollte          einer effektiven Behandlung von MS-Pa-                  vartis, Roche, Sanofi Genzyme, Teva, TG Therapeutics,
      die Einleitung einer Ocrelizumab-The-         tienten. Dieser humanisierte anti-CD20-                VielaBio.
      rapie ggf. verschoben werden [137]. Die       monoklonale Antikörper, zweimal jähr-                  Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine
      Schweizerische Multiple Sklerose Gesell-      lich intravenös verabreicht, zählt zu den              Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.
      schaft empfiehlt Ocrelizumab-Patienten         Hochwirksamkeitsmedikamenten zur                       Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort
                                                                                                           angegebenen ethischen Richtlinien.
      in der Schweiz, die in einem Gebiet mit       Behandlung der schubförmigen MS mit
      vielen SARS-CoV-2-Fällen leben, sich          einem bislang guten Sicherheitsprofil bei               Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative
      so weit wie möglich zu isolieren, um          halbjährlicher Anwendung.                              Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
                                                                                                           veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,
      ihr Infektionsrisiko zu verringern, und          Hervorzuheben ist, dass Ocrelizumab                 Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli-
      den Beginn einer Ocrelizumab-Therapie         das erste Medikament mit Wirksamkeit                   chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die
      sorgsam abzuwägen [138]. Die Multiple         bei PPMS ist. Wichtig, wie bei jeder im-               ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge-
                                                                                                           mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz
      Sclerosis International Federation rät Pa-    munmodulierenden Substanz, sind eine                   beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom-
      tienten unter Therapie, sich bei Verdacht     rigorose Pharmakovigilanz, die Analyse                 men wurden.
      auf, oder bei einer bestätigten Infekti-      von Registerdaten und die Ergebnis-
                                                                                                           Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges
      on mit SARS-CoV-2 nach vorheriger             se von Phase-4-Studien (Beispiel die                   Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten
      telefonischer Absprache, beim behan-          in Deutschland aktuell rekrutierende                   Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil-
      delnden Arzt vorzustellen. Das Risiko         CONFIDENCE-Studie [64]). Weitere                       dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-
                                                                                                           treffende Material nicht unter der genannten Creative
      einer schwerwiegenden SARS-CoV-2-             mechanistische Studien zur Aufklärung                  Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung
      Infektion wird unter Glatirameracetat,        der Wirkweise der CD20 B-Zell-Deple-                   nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für
      Interferon-β oder Natalizumab als am          tion sind angezeigt.                                   die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma-
                                                                                                           terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers
      geringsten eingeschätzt [139]. Eine ver-                                                             einzuholen.
      zögerte Ocrelizumab-Gabe kann auch            Korrespondenzadresse
      aus Sicht des Multiple Sclerosis Trust und                                                           Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der
                                                    Prof. Dr. Hans-Peter Hartung, FRCP                     Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/
      der Association of British Neurologists                                                              licenses/by/4.0/deed.de.
                                                    Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum
      erwogen werden, um ein Infektionsrisiko       Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Heinrich-
      zu reduzieren [140, 141].                     Heine-Universität
          Um Infektionskrankheiten vorzubeu-        Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf,                      Literatur
      gen, sollten alle Patienten, die Ocreli-      Deutschland
                                                    hans-peter.hartung@uni-duesseldorf.de                   1. Thompson AJ, Baranzini SE, Geurts J, Hemmer B,
      zumab bekommen, vor Erstgabe nach
                                                                                                               Ciccarelli O (2018) Multiple sclerosis. Lancet
      den Empfehlungen der Ständigen Impf-                                                                     391:1622–1636. https://doi.org/10.1016/S0140-
                                                    Funding. Open Access funding provided by Projekt
      kommission (STIKO) für immunsuppri-           DEAL.
                                                                                                               6736(18)30481-1
      mierte Patienten inkl. jährlicher Grip-                                                               2. Lublin FD, Reingold SC, Cohen JA, Cutter GR,
                                                                                                               Sørensen PS, Thompson AJ et al (2014) Defining
      peschutz- und Pneumokokkenimpfung                                                                        the clinical course of multiple sclerosis: the 2013
      vakziniert werden. Zwischen Impfung           Einhaltung ethischer Richtlinien                           revisions. Neurology 83:278–286. https://doi.org/
      und Ocrelizumab-Infusion sollte ein                                                                      10.1212/WNL.0000000000000560
                                                                                                            3. LublinFD(2014)Newmultiplesclerosisphenotypic
      Abstand von 6 Wochen liegen, Leben-           Interessenkonflikt. J. Graf hat Kongress- und Fort-         classification. Eur Neurol 72(Suppl 1):1–5. https://
      dimpfungen sind unter Ocrelizumab             bildungsunterstützung von Biogen, Merck Serono,            doi.org/10.1159/000367614
      kontraindiziert.                              Sanofi-Genzyme, Grifols sowie ein Forschungsstipen-      4. Kinzel S, Weber MS (2016) B cell-directed
                                                    dium von der Deutschen Forschungsgemeinschaft              therapeutics in multiple sclerosis: rationale and
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730    Der Nervenarzt 8 · 2020
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