Malaria Stellungnahmen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit

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Bekanntmachungen – amtliche Mitteilungen

Bundesgesundheitsbl                               Mitteilungen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit
https://​doi.org/​10.1007/​s00103-​022-​03490-6
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil

                                                  Malaria
von Springer Nature 2022

                                                  Stellungnahmen des Arbeitskreises Blut des
                                                  Bundesministeriums für Gesundheit

Zusammenfassung und                               Zeiträume von der Spende zurückgestellt.           den, da derzeit noch keine verläss-
Bewertung                                         Aufgrund der veränderten Epidemiologie             lichen Testverfahren zur Verfügung
                                                  und der verbesserten Malariadiagnostik             stehen, die eine niedrige Parasitämie
Mit über 200 Mio. Neuinfektionen pro              empfiehlt der Arbeitskreis Blut die folgen-        und damit eine potenzielle Infektiosi-
Jahr ist die in tropischen und subtropi-          de Aktualisierung der Vorschriften:                tät sicher ausschließen können.
schen Gebieten der Erde vorkommende               1. Bei Reisenden, die sich kurzfristig in
Malaria eine der bedeutendsten parasi-               einem Malaria-Endemiegebiet aufge-           Zur Standardisierung und Sensitivität der
tären Erkrankungen des Menschen. Die                 halten haben, sollte weiterhin an der        Antikörpertestung existiert noch For-
durch Plasmodium falciparum verursach-               6-monatigen Rückstellfrist festgehal-        schungsbedarf. Die unter Punkt 2.) emp-
te Malaria tropica ist hauptsächlich für die         ten werden, weil das Auftreten einer P.      fohlene Antikörpertestung sollte in regel-
zurzeit jährlich weltweit über 400.000 To-           falciparum Malaria nach diesem Zeit-         mäßigen Abständen bewertet werden.
desfälle verantwortlich.                             raum weitgehend ausgeschlossen wer-
    In Deutschland schwankt die Zahl der             den kann. Die Spendewilligen werden          Erreger und Krankheitsbild
gemeldeten Malariaerkrankungen in den                danach unter Beachtung der vorge-
letzten 10 Jahren zwischen etwa 500 und              schriebenen Spendeauswahlkriterien           Malaria kommt in den tropischen und
1000 Fällen pro Jahr. Die Patientinnen               ohne weitere Testung für die Blut-           subtropischen Regionen der Erde vor und
und Patienten stammen in der Regel aus               spende zugelassen. Es bleibt ein gerin-      ist eine der bedeutendsten durch Protozo-
endemischen Regionen oder sind dorthin               ges Restrisiko, weil bei den Plasmo-         en hervorgerufene Erkrankung des Men-
gereist. Infektionen durch Import infizier-          dienarten P. vivax und P. ovale auch         schen. In 2019 erkrankten nach W      ­ HO-​
ter Anopheles-Mücken (Flughafen-Mala-                nach diesem Zeitraum noch eine Pa-           Angaben etwa 229 Mio. Menschen und
ria) oder autochthone Infektionen sind               rasitämie auftreten kann. Angesichts         ca. 409.000 verstarben an Malaria [1].
sehr selten.                                         der wenigen importierten Malariafälle            Verschiedene Protozoenarten der Gat-
    Ein weiterer Übertragungsweg ist die             und der Tatsache, dass unter diesem          tung Plasmodium (Klasse Haematozoea,
Transfusion von Blut bzw. Blutprodukten              seit 2005 geltenden Vorgehen keine           Ordnung Haemosporida) sind für die Er-
von (latent) infizierten Spenderinnen und            transfusionsassoziierten Infektionen         krankung verantwortlich:
Spendern. Während in Ländern, in denen               berichtet wurden, wird jedoch keine          1. P. falciparum – Erreger der Malaria
Malaria endemisch vorkommt, die trans-               Änderung dieser Regelung empfoh-                 tropica
fusionsassoziierte Malaria ein Problem               len.                                         2. P. vivax und
darstellt, sind die Fallzahlen in nicht-en-       2. Bei der Rückstellung von Personen,           3. P. ovale – Erreger der Malaria tertiana
demischen Ländern gering. Seit der Zu-               die entweder länger als sechs Monate         4. P. malariae – Erreger der Malaria
ständigkeit für Blutprodukte (1994) wur-             in endemischen Gebieten gelebt ha-               quartana
de dem Paul-Ehrlich-Institut lediglich               ben oder dort geboren wurden, wird           5. sowie die zoonotisch übertragenen
eine gesicherte transfusionsassoziierte              eine Verkürzung der Rückstellzei-                Spezies P. knowlesi [2] und P. cyno-
Malaria im Jahr 1997 gemeldet. Dies be-              ten von 4 auf 3 Jahre empfohlen. Zur             molgi [3–6] in Südostasien sowie P. si-
legt, dass das Risiko einer transfusions-            weiteren Reduzierung des Risikos                 mium und P. brasilianum in Südame-
assoziierten Malaria in Deutschland sehr             wird eine Antikörpertestung nach der             rika [7, 8], die alle vier in Primaten
gering ist.                                          Rückstellperiode empfohlen. Fällt der            beschrieben wurden und gelegentlich
    Zur Prävention einer transfusionsas-             Antikörpertest positiv aus, werden die           Infektionen bei Einheimischen und
soziierten Malaria werden in Deutsch-                Personen nicht zur Spende zugelas-               Touristen verursachen.
land gemäß der Richtlinie Hämotherapie               sen. Damit wird eine Harmonisierung
Personen, die in ein Malaria-Endemiege-              auf E­ U-Ebene erreicht.                     Die weit überwiegende Anzahl der Mala-
biet gereist sind, dort geboren oder auf-         3. Nach abgelaufener Malariaerkran-             riainfektionen wird durch Mücken über-
gewachsen sind bzw. zeitweise dort ihren             kung sollte an dem aktuell geltenden         tragen. Für die klassischen humanpatho-
Lebensmittelpunkt hatten, für definierte             Spendeausschluss festgehalten wer-           genen Plasmodienarten ist der Mensch der

                                                                            Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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einzige Wirt mit Ausnahme von P. falcipa-           licher in der Anopheles-Überträgermü-                Dies entspricht in etwa der Nachweis-
rum, das auch in Schimpansen vorkom-                cke. Speziesspezifische Unterschiede                 grenze der Malaria-Mikroskopie (Dicker
men kann. Bei den regional begrenzt vor-            bezüglich der Dauer der Entwicklungs-                Tropfen). Während der erythrozytären
kommenden zoonotischen Spezies dienen               phasen sind in Tab. 1 zusammengefasst.               Phase können die Parasiten eine asexuelle
Primaten als Erregerreservoir. Grundsätz-           Grundsätzlich gilt, dass die während einer           und eine sexuelle Entwicklung durchlau-
lich sind Übertragungen von Malariapa-              Blutmahlzeit der Anophelesmücke über-                fen. Die asexuelle intraerythrozytäre Ent-
rasiten von Primaten auf den Menschen               tragenen Sporozoiten aus der Blutbahn                wicklung ist je nach Erregerspezies unter-
in den entsprechenden Habitaten möglich             rasch in Leberparenchymzellen eindrin-               schiedlich lang und dauert zwischen 24
[9–11]. Die Häufigkeit von humanen In-              gen, in denen sie sich asexuell vermehren.           (P. knowlesi) und 72 h (P. malariae) (siehe
fektionen durch diese zoonotischen Plas-            Diese präerythrozytäre Schizogoniepha-               Tab. 1). Nach Eindringen in den Erythro-
modienspezies ist nicht genau bekannt,              se ist je nach Plasmodienart unterschied-            zyten entstehen zunächst zarte ringförmi-
insbesondere da durch unzureichende                 lich lang und dauert zwischen 5 bis 7 Tage           ge Strukturen. Diese jungen Trophozoiten
Spezifität der klassischen mikroskopi-              bei P. falciparum bzw. 6 bis 18 Tage bei den         vergrößern sich im weiteren Verlauf, um
schen Malariadiagnostik Verwechslun-                übrigen Arten. Dabei entstehen Gewebe-               sich anschließend – ähnlich wie in der Le-
gen vorkommen, z. B. Fehlidentifikation             schizonten mit mehreren Zellkernen. Die              berzelle – asexuell zu teilen (Schizogonie),
von P. knowlesi als P. malariae oder P. simi-       Tochterkerne umgeben sich mit Zytoplas-              wobei aus jedem reifen Schizonten 6 bis 32
um oder P. cynomolgi als P. vivax [12]. Ob          ma und organisieren sich zu Einzelindi-              Merozoiten hervorgehen.
und ggf. in welchem Ausmaß der Mensch               viduen, den Merozoiten. Pro infizierter                  Nach der Freisetzung können die Me-
als Reservoir für die Übertragungen die-            Leberzelle können aus einem einzelnen                rozoiten erneut Erythrozyten infizieren.
ser Spezies dienen kann, ist zum heutigen           Sporozoiten mehr als 30.000 Merozoiten               Ein kleiner Teil der Parasiten differen-
Zeitpunkt ebenfalls unklar. Bislang sind            hervorgehen, die anschließend nach Frei-             ziert im Erythrozyten zu geschlechtlichen
nur wenige Fälle von natürlichen Infekti-           setzung aus der Leber Erythrozyten infi-             Formen, den sog. Mikro- und Makroga-
onen mit P. cynomolgi beschrieben wor-              zieren (erythrozytäre Phase). Im Gegen-              metozyten (sexuell differenziert intrae-
den [12–14]. Diese könnten potenziell               satz zu anderen Plasmodienspezies, wird              rythrozytäre Entwicklungsstadien). Die
auch über Transfusionen übertragen wer-             bei P. vivax und P. ovale nur ein Teil der           Gametozytenentwicklung findet haupt-
den [4]. Zudem wurde unlängst P. brasili-           Parasiten aus der Leber freigesetzt. Die             sächlich im Knochenmark statt. Sie ver-
anum aufgrund von Sequenzhomologien                 verbleibenden Schizonten verharren in                läuft über mehrere Zwischenstadien und
in der 18S rRNA dem P. malariae zuge-               einer Art Ruhephase (Hypnozoiten) [15].              dauert ca. 14 Tage. Nach Freisetzung aus
ordnet [16].                                        Sie können in der Leberzelle Monate bis              den Knochenmarkszellen können die rei-
                                                    Jahre verbleiben und dann zu den für die             fen Gametozyten mehrere Tage im Blut
Erregereigenschaften                                Malaria tertiana charakteristischen Rück-            zirkulieren. Nur Gametozyten können
                                                    fällen (Relapse) führen (. Tab. 1).                  sich nach Aufnahme in der Anopheles-
Plasmodien sind intrazellulär wachsende                 Nur die erythrozytäre Phase führt zu             mücke weiter differenzieren.
eukaryotische Einzeller (Protozoen), de-            klinischen Symptomen. Bei Infektionen                    Nach Aufnahme kommt es im Magen
ren Entwicklungszyklus in zwei Phasen               mit P. falciparum treten die ersten klini-           der Anophelesmücke zur Fusion der Mi-
verläuft: ein ungeschlechtlicher Zyklus im          schen Symptome ab einer Parasitämie von              kro- und Makrogametozyten und es bil-
menschlichen Wirt, sowie ein geschlecht-            etwa 50 bis 100 Parasiten/µl Blut auf [17].          det sich eine bewegliche Zygote, die den

 Tab. 1 Speziesspezifische Erregereigenschaften und Infektionsverläufe
                          P. falciparum             P. vivax                  P. ovale                  P. malariae              P. knowlesi
 Krankheit                Malaria tropica           Malaria tertiana          Malaria tertiana          Malaria quartana         Knowlesi Malaria
 Inkubationszeit          7–28 Tage                 12 Tage–1 Jahr            12 Tage–1 Jahr            20–50 Tage               7 Tage bis Monate
 Fieber                   nicht periodisch          alle 48 h                 alle 48 h                 alle 72 h                alle 24 h
 Parasitämie              unbegrenzt                1–2 %                     1–2 %                     1–2 %                    unbegrenzt
 Dauer der erythrozytä-   ca. 48 h, asynchron       48 h                      48 h                      72 h                     24 h
 ren Phase
 Relapse                  keine                     häufig                    häufig                    keine                    nicht gesichert [18]
 (durch Hypnozoiten)
 Rückfälle                keine                     häufig                    häufig [19]               selten                   selten
 Rekrudeszenz             a
                                                    nicht bekannt             nicht bekannt             möglich [20]             nicht gesichert
 Zerebrale Malaria        ja                        nein                      nein                      nein                     möglich [21]
 a
  Bei semi-immunen Personen; am wahrscheinlichsten hierfür ist eine anhaltende, sehr niedrige Parasitämie, welche auf eine (fast) erfolgreiche Clearance
 durch das Immunsystem zurückzuführen ist.

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Mitteldarm der Mücke besiedelt und sich       nen komplizierten Malariaverlauf verur-         knowlesi-Infektionen ähnelt denen von P.
zu einer Oozyste ausbildet. In Abhängig-      sachen. Charakteristisch für komplizierte       falciparum bzw. P. vivax. Wie bei P. falci-
keit von der Außentemperatur entstehen        Verläufe der Malaria tropica sind Bewusst-      parum können Hyperparasitämien auf-
hier durch Sporogonie in einem Zeitraum       seinstrübungen bis hin zum Koma, oft            treten. Schwere Verläufe von P. knowle-
von 12 bis 18 Tagen bewegliche Sporozoi-      verbunden mit Krampfanfällen (zereb-            si-Malaria, z. B. bei Mefloquin-Resistenz,
ten, die nach Freisetzung aus der Oozyste     rale Malaria), Hypoglykämie, Laktata-           sind durch metabolische Azidose, hepato-
über das Haemozoel in die Speicheldrü-        zidose, Nieren- und Leberfunktionsstö-          renale Dysfunktion, schwere Anämie und
sen wandern. Die reifen, infektiösen Spo-     rungen, ­ARDS (acute respiratory distress       Hypotonie gekennzeichnet [24]. Eine ze-
rozoiten können hier mehrere Tage ver-        syndrome) sowie hämatologische Verän-           rebrale Malaria ist beschrieben, tritt aber
weilen, bis sie während einer weiteren        derungen, insbesondere eine ausgeprägte         selten auf [21].
Blutmahlzeit auf einen neuen menschli-        hämolytische Anämie. Weiterhin treten               Andere zoonotische Spezies wie z. B. P.
chen Wirt übertragen werden.                  Gerinnungsstörungen (nur sehr selten            cynomolgy und P. simius zeigen ebenfalls
                                              als disseminierte intravasale Gerinnung),       ein P. vivax-ähnliches Krankheitsbild oder
Infektion und Infektionskrankheit             Thrombozytopenie und Hämoglobinurie             verlaufen asymptomatisch.
                                              auf. Die schwerste Verlaufsform der Ma-
Die Malariainfektion beim Menschen be-        laria tropica stellt die zerebrale Malaria      Epidemiologie
ginnt mit dem Stich der weiblichen Ano-       dar. Diese ist in den meisten Fällen für die
phelesmücke, bei dem Sporozoiten in den       hohe Letalität trotz adäquater Therapie so-     Obwohl die Anzahl der Malariaerkran-
Wirtsorganismus gelangen. Die Sympto-         wie nach Überwinden der akuten Krank-           kungen seit den 1950er-Jahren stetig zu-
me werden einerseits durch die Invasion       heit für neurologische Defizite, insbeson-      rückgegangen ist, lebt zurzeit etwa die
und Zerstörung der Erythrozyten durch         dere bei Kindern, verantwortlich.               Hälfte der Weltbevölkerung unter einem
die asexuelle Parasitenvermehrung und             Die klinischen Symptome der durch P.        ständigen Malariarisiko. 2019 traten nach
andererseits durch die Immunreaktion          vivax und P. ovale ausgelösten Malaria          ­WHO-​Schätzungen weltweit 229 Mio.
des Wirtes ausgelöst.                         tertiana sind ähnlich. Beide Parasiten in-       Malariaerkrankungen in 87 Endemielän-
   Die Symptome der akuten Malaria            fizieren jedoch nur junge Erythrozyten           dern auf [1], davon allein 215 Mio. Fälle
sind unspezifisch und beginnen frühes-        (Retikulozyten), so dass die Parasitämie         (94 %) in der ­WHO-​Region Afrika, wei-
tens 6–7 Tage, abhängig von der Plasmo-       im Blut auf maximal 1–2 % der Erythro-           terhin 3 % in Südostasien und 2 % in der
dienart normalerweise 11–12 Tage nach         zyten begrenzt bleibt. Neben Thrombozy-          ­WHO-​Region östlicher Mittelmeerraum,
dem Stich durch eine infizierte Mücke.        topenie tritt häufig Anämie aufgrund von          v. a. im Sudan, sowie 0,7 % bzw. 0,4 % in
Es treten zunächst bei allen Malariafor-      Erythrolyse auf. Wegen des Vorkommens           den Regionen Western-Pazifik und Ame-
men Fieber sowie allgemeines Unwohl-          ruhender Parasitenformen in der Leber           rika. Fast alle Todesfälle sind auf die Mala-
sein, Kopfschmerzen, Bauch, Glieder- und      (Hypnozoiten) kann es nach initial über-        ria tropica zurückzuführen. In Afrika sind
Muskelschmerzen auf. Häufig kommt es          standener Malaria tertiana nach Monaten         vor allem Länder der Sub-Sahara-Regi-
auch zu Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe         oder Jahren zu Rückfällen kommen.               on betroffen. Zwei Drittel der Todesfälle
und orthostatischer Hypotonie. Bei der            Die durch P. malariae verursachte Ma-       (67 %) sind Kinder unter 5 Jahren.
durch P. falciparum verursachten Mala-        laria quartana verläuft in der Regel mit nur          P. falciparum ist der häufigste Erre-
ria tropica tritt das Fieber unregelmäßig     milden Symptomen. Die Parasiten infizie-        ger in den W   ­ HO-​Regionen Afrika (na-
auf, wohingegen schubweise Symptome           ren vorwiegend alte Erythrozyten; daraus          hezu 100 % aller dortigen Infektionen),
mit Schüttelfrost und Fieber in 48- bzw.      resultiert eine niedrige Parasitämie im           Südostasien (53 %), östlicher Mittelmeer-
72-stündigem Rhythmus auf eine Infekti-       Blut (in der Regel unter 1 % der Eryth-         raum (73 %) und Western Pazifik (68 %),
on mit P. vivax oder P. ovale bzw. P. ma-     rozyten). Eine Glomerulonephritis auf-          wohingegen P. vivax mit 76 % aller Fälle
lariae hindeuten (Malaria tertiana bzw.       grund chronischer Bildung von Immun-            häufigster Erreger in der W   ­ HO-​Region
Malaria quartana) (Tab. 1). Bei P. knowlesi   komplexen mit Ablagerung in der Niere           Amerika ist [1]. Insgesamt über 40 ver-
treten hingegen Fieberschübe wegen des        kann auftreten. Im Unterschied zur Mala-        schiedene Anophelesmückenspezies sind
24-stündigen asexuellen Entwicklungszy-       ria tertiana entstehen keine Hypnozoiten        in der Lage, Malaria zu übertragen. Der
klus täglich auf [16, 17]. Bei nicht immu-    in der Leber und daher keine latenten he-       wichtigste Malariavektor Anopheles gam-
nen Personen kann das Fieber 40 °C und        patischen Formen. Spätanfälle einer Ma-         biae kommt ausschließlich in Afrika vor.
höher betragen. Vielfach bestehen eine        laria quartana (Rekrudeszenzen) resul-                P. knowlesi kommt bisher ausschließ-
Thrombozytopenie sowie zusätzlich eine        tieren aus persistierenden Formen von P.        lich in Südostasien (Malaysia, Kambo-
Spleno- und Hepatomegalie und in 30 %         malariae in Gefäßendothelien. P. malariae       dscha, Indonesien, Myanmar, Thailand,
auch Durchfälle.                              kann bis zu 40 Jahre lang persistieren [22].    Vietnam, Philippinnen und Singapur)
   Bei unbehandelter oder inadäquat be-           Hauptwirt von P. knowlesi sind Java-        endemisch vor. Importierte Fälle sind in
handelter Malaria tropica kann die Se-        neraffen (Macaca fascicularis und Macaca        Australien, Neuseeland, Japan, Taiwan
questration von infizierten Erythrozyten      nemestrina). Als Vektoren fungieren Mü-         und in Europa aufgetreten. In Deutsch-
einen Verschluss von Kapillaren in ver-       cken der Anopheles leucosphyrus-Gruppe          land wurden pro Jahr 0–2 Fälle mit P.
schiedenen Organen auslösen und so ei-        [23]. Die Symptomatik von schweren P.           knowlesi gemeldet.

                                                                        Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
Bekanntmachungen – amtliche Mitteilungen

   Andere zoonotisch übertragene Spe-             339 (7,5 %) waren mit P. vivax, 236 (5,2 %)         Grundsätzlich sind auch die in
zies sind regional limitiert ebenfalls in         mit P. ovale, 135 (3 %) mit P. malariae, 3      Deutschland einheimischen Anopheles-
Südostasien und in Brasilien beschrieben.         (0,1 %) mit P. knowlesi infiziert und bei 9     arten in der Lage, Plasmodien zu übertra-
Importe dieser Erreger sind bislang nicht         Fällen (0,2 %) handelte es sich um Misch­       gen. In Abhängigkeit von der bestehenden
beschrieben.                                      infektionen. Die Letalität betrug bei den       Umgebungstemperatur sind Infektketten
                                                  Fällen mit dokumentierten Ausgang 0,8 %         demzufolge auch hierzulande möglich
Malaria in nicht-endemischen                      und 1 % bei P. falciparum Malaria [26].         und in der Vergangenheit auch vorgekom-
Ländern in Europa                                                                                 men. In Süddeutschland war P. vivax bzw.
2016 wurde Europa als erste Region welt-          Malaria in Deutschland                          Malaria tertiana bis Mitte des 19. Jahrhun-
weit von der W­ HO als frei von einheimi-         Seit Einführung des Infektionsschutzge-         derts weit verbreitet. Am Oberrhein ging
scher Malaria erklärt. Die Zahl der ge-           setzes (­IfSG) in 2001 hatte sich die Zahl      die Malaria erst nach der Rheinbegradi-
meldeten Fälle in Europa war von 90.172           der gemeldeten Malariaerkrankungen in           gung und der dadurch bedingten Reduk-
Fällen im Jahr 1995 auf sehr wenige Fälle         Deutschland zunächst von über 1000 Fäl-         tion der Anophelesbrutplätze zurück. In
im Jahr 2015 gefallen. 2015 wurden nur            len pro Jahr stetig auf ca. 500–600 Fälle       den letzten Dekaden ist allerdings kein
sieben Fälle als im Land erworben ange-           pro Jahr verringert und blieb von 2005 bis      Fall von endemischer Malaria in Deutsch-
geben, fünf davon in Griechenland und             2013 in etwa auf diesem Niveau. In 2014         land gemeldet worden. Die letzten autoch-
jeweils einer in Belgien und den Nieder-          und 2015 fand mit 1011 bzw. 1068 Fällen         thonen Fälle von Malaria wurden bis etwa
landen. Die fünf P. vivax-Fälle in Grie-          ein starker Anstieg statt, gleichzeitig stieg   1950 in Berlin und Umgebung beobach-
chenland traten in Regionen auf, in denen         der Anteil an P. vivax von 7 auf 31 bzw.        tet [32].
kompetente Anopheles-Vektoren behei-              30 %. In einer aktuellen Arbeit zur Mala-           1997 wurde in Deutschland über eine
matet sind und sich zudem Malariainfi-            riaepidemiologie in Deutschland wurden          Malariainfektion bei zwei Kindern, die
zierte aus Endemieländern aufhielten. Bei         11.678 Malariafälle aus dem Zeitraum            keine Auslandsanamnese aufwiesen, sich
dem Fall in Belgien handelte es sich um           2001 bis 2016 untersucht [29]. P. falcipa-      aber gleichzeitig mit einem an Malaria
eine „Airport“- (bzw. „Suitcase“-) Mala-          rum war mit Abstand der häufigste Erre-         tropica erkrankten Kind aus Angola im
ria. Bei der Airport-Malaria wird diese           ger, gefolgt von P. vivax. Der starke An-       Krankenhaus aufhielten, berichtet. Weil
während des Fluges oder anlässlich eines          stieg von P. vivax in den Jahren 2014 und       in näherer Umgebung des Krankenhau-
Zwischenaufenthaltes bzw. durch z. B. im          2015 lässt sich durch den hohen Anteil          ses Brutstätten von Anopheles plumbeus
Gepäck transportierte Moskitos übertra-           von Geflüchteten aus Eritrea und Län-           gefunden wurden und die Tagestempe-
gen [25]. Bei dem holländischen Fall han-         dern aus der Region um das Horn von             raturen im Mittel zwischen 21 und 27 °C
delt es sich um eine kongenitale P. vivax-        Afrika erklären. Der Anteil von P. mala-        lagen, wurde eine Übertragung durch A.
Malaria bei einem Neugeborenen einer              riae, P. ovale sowie der Mischinfektionen       plumbeus als mögliche Ursache angenom-
aus Eritrea stammenden Mutter. Seitdem            blieb in diesem Zeitraum mit etwa 2,5 %         men [33]. Eine weitere vermutlich noso-
sind weiterhin nur Einzelfälle von in Eu-         relativ stabil.                                 komiale Übertragung von P. falciparum
ropa nosokomial erworbener Malaria be-                Im Jahr 2019 wurden in Deutschland          wurde in Deutschland 2017 beschrieben
schrieben worden [26].                            insgesamt 993 (Vorjahr 899) importier-          [27, 34].
   2018 erfolgten laut ­ECDC 14 Malaria-          te Fälle von Malaria gemäß Referenzde-
infektionen in der E­ U, davon 10 in Grie-        finition gemeldet [30, 31]. Dies entspricht     Malariadiagnostik
chenland (alle P. vivax), 1 in Italien (P. fal-   einer Inzidenz von 1,2 Erkrankungsfäl-          (Nachweismethoden)
ciparum), 1 in Frankreich (unbekannte             len pro 100.000 Einwohner. Der größ-
Plasmodienart) sowie 2 in Spanien (P. fal-        te Teil der Malariaerkrankungen im Jahr         Bei jeder Patientin oder jedem Patienten
ciparum, P. ovale und malariae-Mischin-           2019 stammte aus afrikanischen Ländern          mit Verdacht auf Malaria (Reiseanamne-
fektion) [26]. Gemäß E ­ CDC muss davon           (97 %), 2,3 % der gemeldeten Fälle aus          se, Herkunft aus einem Endemie-Land)
ausgegangen werden, dass in Europa spo-           Asien. Bei den Ländern, aus denen die           und Fieber ≥ 37,5 °C sollte eine Malaria-
radisch autochthone Fälle auftreten, die          Malaria importiert wurde, lagen Nigeria,        diagnostik unverzüglich eingeleitet wer-
entweder nosokomialen [27] oder vek-              Kamerun und Ghana wie in vergangenen            den. Wegen der unspezifischen klinischen
torübertragenen Ursprungs sind [26, 28].          Jahren an der Spitze. In 85 % der 2019 ge-      Symptomatik ist unbedingt der direkte
   Für Europa wurden vom ­ECDC 8349               meldeten Malariafälle wurde P. falciparum       Nachweis der Plasmodien durch Mikro-
bestätigte Malariafälle für das Jahr 2018         als Erreger identifiziert, an zweiter Stelle    skopie (Goldstandard), durch Antigen-
gemeldet. Die höchsten Zahlen waren in            lag P. vivax mit 4 %, gefolgt von P. mala-      nachweis mittels ­RDT (rapid diagnostic
Frankreich (n = 2840) und Großbritannien          riae (3,6 %) und P. ovale (3,4 %). Misch-       test) oder Nukleinsäure-Amplifikations-
(n = 1656) zu verzeichnen [26]. 99,8 % der        infektionen hatten einen Anteil von 2 %.        technik (­NAT)-Verfahren anzustreben.
Fälle waren reiseassoziiert. Die Inzidenz         P. knowlesi-Infektionen wurden in 2019          Hinweise liefert die Leitlinie der Arbeits-
war mit 0,8 (Frauen) und 1,7 (Männer)             nicht erfasst [31]. Zwei Malariaerkran-         gemeinschaft der Wissenschaftlichen Me-
Fällen/100.000 Einwohner vergleichbar mit         kungen mit P. falciparum (Herkunftslän-         dizinischen Fachgesellschaften (­AWMF)
den Vorjahren. Bei 3798 Personen (84 %)           der Togo und Demokratische Republik             Diagnostik und Therapie der Malaria von
erfolgte der Nachweis von P. falciparum,          Kongo) verliefen tödlich [31].                  2021 [35, 36].

 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
Mikroskopischer Parasitennachweis                (HRP2), parasitischer Laktatdehydroge-           nen mit persistierender Infektion, welche
    Als Goldstandard in der Malariadiag-         nase (pLDH) und Aldolase [37, 39]. In            in endemischen Regionen mit mäßigen
nostik gilt nach wie vor der Nachweis von        der Regel zeigt das HRP2 mit hoher Sen-          Transmissionsraten leben, Parasitenzah-
Blutformen der Parasiten durch mikros-           sitivität und Spezifität eine P. falciparum      len aufweisen, die unter dieser Detekti-
kopische Untersuchung des so genannten           Infektion an. Die Detektionsschwelle liegt       onsschwelle liegen [43]. Seit 2002 wer-
Dicken Tropfens bzw. von dünnen Blut-            bei etwa 100 Parasiten pro µl [37]. Aller-       den von der W   ­ HO in Zusammenarbeit
ausstrichen, die nach May-Grünwald bzw.          dings wurden seit 2005 in verschiedenen          mit dem C  ­ DC und anderen Institutionen
Wright-Giemsa gefärbt werden. Im Di-             Ländern und Kontinenten zunehmend P.             regelmäßig Listen mit sog. „Prequalified
cken Tropfen werden die Plasmodien etwa          falciparum-Isolate mit einer Deletion im         Diagnostic Products“ veröffentlich [39].
um das 5–10-fache im Vergleich zum Blut-         pfhrp2 und/oder pfhrp3 Gen nachgewie-            Diese Listen enthalten die Ergebnisse von
ausstrich angereichert. Die Nachweisgren-        sen. Diese Isolate werden mit den übli-          Malaria RDT, welche von den Herstellern
ze liegt zwischen 5 und 50 Parasiten pro µl      chen mono-HRP2-basierten RDT nicht               freiwillig für eine (Chargen)-Kontrolle zur
[37]. Die Erfahrung der untersuchenden           detektiert, wodurch eine potenziell töd-         Verfügung gestellt und nach den von der
Person spielt hierbei eine große Rolle. Ein      liche Malaria tropica unerkannt bleiben         ­WHO empfohlenen Standards überprüft
negatives Untersuchungsergebnis schließt         kann [40]. Bei P. falciparum-infizierten         wurden [45]. In der aktuellen Liste von
eine Erkrankung nicht sicher aus, zumal          Reiserückkehrern scheint die Gefahr ei-          2019 finden sich z. B. Testergebnisse von
zu Beginn der klinischen Erscheinungen           ner HRP2-Defizienz derzeit noch gering,          17 Produkten [46].
und bei semi-immunen Personen die Pa-            in endemischen Gebieten jedoch anstei-               Trotz der geschilderten Einschränkun-
rasitendichte im peripheren Blut gering          gend zu sein [41]. Auch ­RDT, die meh-           gen bei Malaria-RDT betreffend Sensiti-
sein kann [38]. Bei fortbestehendem kli-         rere Plasmodien-Antigene verwenden,              vität und Spezifität stellen die Tests eine
nischen Verdacht und negativen Befun-            sind beschrieben worden [42]. Da aber            wertvolle Ergänzung für das klinische Ma-
den sollte die Untersuchung mehrfach,            die meisten Programme zur Ausrottung             nagement von Malariapatienten in nicht-
z. B. im 12–24 h-Rhythmus, wiederholt            der P. falciparum-Malaria mit HRP2-ba-           endemischen Ländern dar. Allerdings
werden. Der Blutausstrich eignet sich zur        sierten RDTs arbeiten, sind weitere Ent-         sollte jedes Ergebnis zeitnah mittels Mik-
Spezialdifferenzierung und insbesondere          wicklungen auf diesem Gebiet dringend            roskopie oder einer ­NAT-​Methode über-
zur Bestimmung der Parasitendichte, die          erforderlich.                                   prüft werden, wie es auch die deutschen
vor allem bei Infektionen durch P. falci-            Die pLDH wird speziesspezifisch (Pf-        Leitlinien empfehlen [36].
parum und P. knowlesi zur Einschätzung           pLDH oder Pv-pLDH) verwendet oder es
des Schweregrads der Infektion und zur           wird auf der Basis konservierter Molekül-       ­NAT-​Verfahren
Überwachung des Therapieverlaufs von             strukturen (pan-pLDH) eine Infektion mit         ­ AT-​Methoden werden überwiegend zur
                                                                                                  N
Bedeutung ist.                                   nicht-P. falciparum Spezies (bei negativem       Bestätigung einer Malariadiagnose, zum
    P. knowlesi und andere zoonotische           HRP2) detektiert oder auf eine Koinfek-          Nachweis sehr kleiner Parasitenmengen
Malariaspezies, wie z. B. P. simius und P.       tion (bei positivem HRP2) hingewiesen.           sowie zum Nachweis von Resistenzen ein-
cynomolgi, können morphologisch nicht            Bei kombinierten Tests (P. f./Pan) ist die       gesetzt. Zur Kontrolle einer Malariathera-
von P. malariae bzw. P. vivax unterschie-        Sensitivität für nicht-P. falciparum Spezi-      pie sind sie nicht geeignet.
den werden. Eine Fehldiagnose von P.             es, insbesondere P. ovale und P. malariae,           Zum Nukleinsäurenachweis von Plas-
knowlesi als P. malariae ist jedoch bei fort-    meist geringer [43]. P. knowlesi und andere      modien sind mehrere Verfahren wie z. B.
geschrittener Infektion aufgrund der kli-        zoonotische Spezies werden von den RDT          ­DNA/­RNA-​Hybridisierungsmethoden,
nischen Sympotome kaum möglich, da               bislang nicht erfasst. Grundsätzlich kön-        konventionelle Polymerasekettenreakti-
im Gegensatz zu P. malariae bei P. know-         nen HRP2-basierte Tests auch zum Mo-             on (­PCR) und real-time P  ­ CR-​Verfahren
lesi Hyperparasitämien und schwere (z. T.        nitoring des Therapieerfolgs bei Infektion       oder loop-mediated isothermal amplifica-
letale) Verläufe auftreten können. Durch         mit HRP2-exprimierenden P. falciparum            tion (­LAMP) entwickelt worden [47, 48].
zusätzlichen Einsatz von ­NAT-​Verfahren         verwendet werden [44]. Bei Proben, die            Vorteile dieser Techniken sind die hohe
kann die Sensitivität erhöht und die unzu-       im Schnelltest positiv sind und in der Mi-        Sensitivität mit Nachweisgrenzen < 10
reichende Spezifität der mikroskopischen         kroskopie negativ, kann es sich um thera-        Parasiten/µl Blut, Nachteile ihre Komple-
Diagnostik für diese Spezies verbessert          pierte Patienten handeln [43].                   xität und die hohen Kosten. Die meisten
werden [6, 11, 19, 20].                              Von der ­WHO wird für P. falciparum          ­PCR-​Verfahren nutzen genus- oder spe-
                                                 und P. vivax eine Detektionsschwelle von          ziesspezifische Zielsequenzen der 18S ri-
Plasmodien-Antigen-Nachweis                      200 Parasiten/µl gefordert. Der entspre-          bosomalen R ­ NA, des ­CSP (Circumsporo-
Die Malaria-Schnelltests (rapid diagnostic       chende panel detection score (­PDS) der          zoite-Protein) oder das Cytochrom b-Gen
tests, R
       ­ DT; lateral flow test, L
                                ­ FT) basieren   Tests sollte bei ≥ 75 % liegen. Es können        [37, 49]. Das ­LAMP-​Verfahren ist wegen
auf dem immunologischen Nachweis von             aber Detektionsschwellen von < 50 Pa-            der isothermen Durchführung nicht auf
Plasmodien-Antigenen durch monoklo-              rasiten pro µl erreicht werden [43]. Die         die Bereitstellung eines Thermocyclers an-
nale Antikörper. Es erfolgt die Detekti-         Falschpositivrate sollte nach W  ­ HO-​Kri-      gewiesen, lässt bislang aber keine Spezies-
on spezifischer Plasmodien-Antigene,             terien 10 % nicht überschreiten. Unter           differenzierung zu [50].
insbesondere von Histidin rich protein 2         Umständen können präimmune Perso-

                                                                           Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
Bekanntmachungen – amtliche Mitteilungen

    Für die Bestätigung einer P. knowle-         Transfusionsassoziierte Malaria                beruhen, dass sie sich in der Zwischen-
si-Infektion oder bei Verdacht auf eine                                                         zeit nicht nochmals in einem Malariaen-
Doppelinfektion (z. B. mit P. falciparum/P.      Übertragbarkeit                                demiegebiet aufgehalten haben und keine
ovale) stellen ­NAT-​Verfahren (Multiplex-­                                                     anderweitigen Möglichkeiten einer erneu-
PCR) zur Zeit die Diagnosemethode der            Eine Übertragung kann grundsätzlich be-        ten Exposition bestanden. Diese Angaben
Wahl dar [51]. Aber auch andere zoonoti-         reits mit einem einzelnen Präparat einer       konnten jedoch nicht überprüft werden.
sche Spezies können von den klassischen          nicht-pathogeninaktivierten Blutkompo-
humanen Malariaerregern nur durch die            nente erfolgen, da alle Blutpräparate einen    Schweregrad und Verlauf der
molekulare Typisierung des ­CSP-​Gens            Restgehalt an Erythrozyten aufweisen. Bei      Erkrankung
und der mitochondrialen D      ­ NA unter-       Plasmaderivaten ist eine Kontamination
schieden werden, so z. B. P. simium oder P.      mit Plasmodien durch das Herstellungs-         Die Symptome bei der Transfusionsmala-
cynomolgi von P. vivax [7, 12].                  verfahren ausgeschlossen.                      ria sind sehr variabel: Schwindel, Erbre-
                                                     Das Risiko der Übertragbarkeit einer       chen, Muskelschmerzen, leichter Ikterus,
Plasmodien-Antikörper-Diagnostik                 Malaria durch Transfusionen ist, bedingt       abdominelle Schmerzen und Durchfall.
Eine serologische Testung auf Plasmodi-          durch das vorrangige Vorhandensein der         Eine Fieber-Periodizität liegt meist nicht
enantikörper ist für die Diagnostik einer        Parasiten in Erythrozyten, vor allem bei       vor. Laborchemisch fällt besonders der er-
akuten Malaria ungeeignet, wird aber in          der Transfusion von Vollblut bzw. von          höhte ­LDH-​Spiegel im Plasma und eine
der Transfusionsmedizin zum Screening            Erythrozytenkonzentraten gegeben. Al-          Hämoglobinurie auf. Generell ähnelt die
von Blutspendewilligen verwendet [52].           lerdings ist ein Risiko auch bei der Über-     transfusionsassoziierte Malaria in ende-
Ein erhebliches Problem in der Transfu-          tragung von Thrombozytenkonzentraten           mischen Ländern der einer natürlichen
sionsmedizin stellen semi-immune Per-            [59], Leukozytenkonzentraten [60] und          Infektion. In nicht-endemischen Ländern
sonen mit asymptomatischer Parasitä-             sogar bei Frischplasma [61] vorhanden.         ist aufgrund der fehlenden Teilimmuni-
mie und niedriger Parasitendichte dar            Drei transfusionsassoziierte Malariafälle      tät und der möglicherweise verzögerten
[53–55]. Während bislang in Ländern wie          durch Thrombozytenkonzentrate in Ka-           Diagnose vermehrt mit schweren Verläu-
den U ­ SA und Kanada zur Minimierung            nada [62] legen nahe, dass auch geringe        fen und Organversagen zu rechnen. Bei
des Risikos einer transfusionsassoziierten       Zahlen infizierter Erythrozyten ausrei-        Patientinnen und Patienten mit ernster
Malaria die Rückstellung von Spendewilli-        chend für die Übertragung einer Malaria        Grunderkrankung, v. a. mit Immunsup-
gen mit damit möglicherweise verbunde-           beim Empfänger sind. Bei P. vivax konn-        pression, zeigt die transfusionsassoziier-
nen Versorgungslücken praktiziert wurde,         te gezeigt werden, dass eine Übertragung       te Malaria oft einen schweren Verlauf mit
haben einige europäische Länder Vor-             von 10 Parasiten für eine Infektion ausrei-    frühzeitiger zerebraler Beteiligung.
schriften zum Screening von Blutspende-          chen kann [63, 64].                                 Eine Posttransfusions-Malaria tropi-
willigen erlassen [56].                              Wegen zum Teil sehr langer Über-           ca verläuft bei Nicht-Immunen, die nicht
    Die meisten kommerziell verfügbaren          lebenszeiten der Malariaparasiten im           aus einem Endemiegebiet stammen, ohne
Testverfahren zur Detektion von Plas-            menschlichen Organismus können auch            Therapie fast immer tödlich. In einer
modienantikörpern basieren auf Enzym-            noch Jahre nach einer abgelaufenen Ma-         ­US-​amerikanischen Studie zur transfu-
immunoassays (­ELISA) oder dem Im-               laria Parasiten im Blut vorhanden sein          sionsassoziierten Malaria in den Jahren
munfluoreszenztest (­IFAT) [57]. In einer        und eine Infektion bei der Empfängerin          1963–1999 wurde die Letalität mit 11 %
aktuellen Arbeit wurden fünf kommer-             oder dem Empfänger verursachen. Im              angegeben [68]. In der Amazonasregi-
ziell in Europa erhältliche ­ELISA-​Tests        Allgemeinen persistieren P. vivax und P.        on in Brasilien hatten alle vier Fälle einer
mit einem heute nicht mehr kommerzi-             ovale selten länger als 3 Jahre, P. falcipa-    Posttransfusionsmalaria von 2005–2018
ell erhältlichen I­ FAT-​Test verglichen [58].   rum etwa 1–2 Jahre. Die längsten be-            einen tödlichen Ausgang [69, 70]. Von
Während die Spezifität aller 5 E ­ LISA-​Tests   schriebenen Zeiträume zwischen einer            fünf Behandelten mit Posttransfusions-
bei 100 % lag, betrug die Sensitivität im        Übertragung durch eine Blutspende und           malaria in Großbritannien verstarb ei-
Vergleich zum ­IFAT für die eingeschlos-         zurückliegender Malariaexposition bei           ner an zerebraler Malaria tropica, ein an-
senen Patienten lediglich 53–64 %, was           der Spenderin oder dem Spender waren            derer mit P. falciparum infizierter Patient
die Notwendigkeit zur Entwicklung von            13 Jahre bei einer P. falciparum-Infekti-       an Multiorganversagen [71]. Eine retro-
serologischen Testverfahren mit höherer          on [65] und 27 Jahre bei einer P. vivax-        spektive Analyse aus Nord- und Südame-
Sensitivität in der Plasmodienantikörper-        Infektion [66], sowie 7 Jahre bei einer P.      rika zur transfusionsbedingten Malaria
diagnostik unterstreicht, die unabhängig         ovale-Infektion [67]. Bei P. malariae sind      von 1971 bis 2016 zeigte eine Letalität
von der individuellen Antikörperkinetik          wesentlich längere Zeitabstände bis zu          von 5,3 % bei 422 Fällen [72]. Die Mortali-
eine zurückliegende Infektion mit allen          50 Jahre und noch länger beschrieben, die       tät war mit überwiegendem Aufenthalt in
bekannten humanpathogenen Plasmodi-              in seltenen Fällen auch eine Transfusions-      einer nicht-endemischen Region, Infekti-
en erfasst und von Impfantikörpern dif-          malaria auslösen können [54]. Einschrän-        on mit P. falciparum und Vorhandensein
ferenziert.                                      kend ist anzumerken, dass die berichteten       von Tumorerkrankungen assoziiert. Die
                                                 extrem langen Zeiträume jeweils auf Ein-        hohe Letalität der transfusionsassoziier-
                                                 zelfällen und den Angaben der Patienten         ten Malaria kann außerdem damit erklärt

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werden, dass es sich in den meisten doku-       [54, 55, 76]. Zwei Übertragungen von P.         Nigeria eine Antikörperprävalenz von
mentierten Fällen um immungeschwächte           vivax auf Neugeborene wurden in Kolum-          30,2 % ermittelt [90]. Bei der Bewertung
Empfängerinnen und Empfänger mit ei-            bien und Indien berichtet [77, 78].             der Daten zu Parasitämien unter Spen-
ner mehr oder minder schweren Grund-                In den letzten 40 Jahren wurden insge-      denden gilt grundsätzlich, dass neben re-
erkrankung handelte, bzw. dieser seltene        samt drei Fälle von transfusionsassoziier-      gionalen Unterschieden auch der Zeit-
Infektionsweg zu spät diagnostiziert wur-       ter Malaria in Deutschland veröffentlicht       punkt der Studie und damit verbunden
de. Angaben zum Verlauf des in Deutsch-         [79–81], davon zwei in den 1980er-Jah-          saisonale Einflüsse Auswirkungen auf die
land bestätigten Falles einer transfusions-     ren sowie der oben bereits beschriebene         Prävalenzen haben. Verschiedene Studi-
assoziierten Malaria liegen nicht vor.          Fall aus dem Jahr 1997. In Frankreich und       en zeigen eine Parasitämie bei Blutspen-
    Die Inkubationszeit der transfusions-       England wurden im Zeitraum von 2002             denden zwischen 1 und 30 % [82, 84, 85,
assoziierten Malaria hängt von der Spezies      bis 2013 insgesamt vier Fälle registriert;      87, 88, 90–92]. Eine Metaanalyse von 71
sowie von der Anzahl übertragener Para-         die Spendenden kamen alle aus Westafri-         Studien aus 21 Ländern und fünf Konti-
siten ab und liegt zwischen 10 und 60 Ta-       ka [56]. Im gleichen Zeitraum wurden in         nenten zur Prävalenz in 984.975 asymp-
gen [73]. Sie beträgt für P. falciparum im      den ­USA sieben Fälle von transfusionsas-       tomatischen Blutspendenden ergab eine
Mittel 10 Tage, bei P. vivax 16 Tage und        soziierter Malaria (5 mit P. falciparum, 2      weltweite Gesamtprävalenz von 10,54 %
bei P. malariae 40 Tage [74]. In der Studie     mit P. malariae) bekannt und einer in Ka-       bei mikroskopischem Nachweis von Plas-
von Alho et al. [72] wurden in knapp 30 %       nada [56]. 2018 war unter den 14 von 7338       modien, 5,36 % bei Detektion durch mo-
der Fälle Inkubationszeiten von 2–3 Wo-         gemeldeten Malariafällen, die in der E  ­U      lekularbiologische Methoden und 0,38 %
chen ermittelt. In einer weiteren, aktuellen    erworben wurden, keine transfusionsas-          bei Einsatz von Antigen-RDT [35].
Übersichtsarbeit wurden 100 transfusi-          soziierte Malaria [26].
onsassoziierte Malariafälle aus Nicht-En-           Einige aktuellere Studien haben sich        Belastung des Ausgangsmaterials
demiegebieten untersucht [75]. Das Alter        mit der transfusionsassoziierten Malaria        und Infektionsdosis
der betroffenen Patientinnen und Patien-        in endemischen, vor allem afrikanischen
ten lag zwischen unter einem Jahr und           Ländern beschäftigt [82–88, 88]. Die mo-        Bei den meisten transfusionsassoziier-
85 Jahren. P. falciparum hatte mit 45 %         lekulare Typisierung der Parasiten in einer     ten Malariafällen handelte es sich bei den
den höchsten Anteil an den Infektionen,         dieser Studien zeigte, dass die wahre In-       Spendenden um asymptomatische, semi-
gefolgt von P. malariae mit 30 %, P. vivax      zidenz der transfusionsassoziierten Mala-       immune Personen mit geringer Parasitä-
mit 16 %, P. ovale mit 4 % und P. knowlesi      ria wahrscheinlich deutlich geringer ist als    mie. Aus früheren Untersuchungen ist be-
mit 2 %. Die Gesamtletalität lag bei 14 %       eine nachgewiesene Parasitämie bei der          kannt, dass Plasmodien in Blutkonserven
(P. falciparum 11 %, P. malariae 2 %, P. ova-   Empfängerin oder dem Empfänger [87].            mindestens 10–12 Tage, evtl. länger über-
le 1 %). Nahezu alle Infektionen wurden         Nur in einem von 50 Personen, die eine          leben können [73, 93]. Die minimale In-
durch Vollblut oder Erythrozytenkon-            Plasmodium-positive Spende erhalten             fektionsdosis beim Menschen ist gering
zentrate verursacht, in zwei Fällen durch       hatten, konnte eine genotypische Über-          (etwa 10 Parasiten bei P. vivax) [60].
Thrombozytenkonzentrate und in einem            einstimmung mit dem Plasmodientyp der
Fall durch Plasma. Bei allen transfusions-      spendenden Person festgestellt werden.          Testmethoden
assoziierten Fällen waren die Inkubations-                                                      Bei einer angenommenen (geringen) Pa-
zeiten für alle Erreger länger als jene bei     Prävalenz und Inzidenz bei                      rasitämie beim Spendewilligen von 1–2
natürlicher Infektion, bei P. malariae war      Spenderkollektiven                              Parasiten pro µl Blut würden bei einer
dies am deutlichsten mit 63,9 gegenüber                                                         Spende von 250 ml Erythrozytenkonzent-
34,6 Tagen.                                     Zur Prävalenz und Inzidenz von Malaria          rat allerdings schon etwa 250.000–500.000
                                                bei Blutspendenden in Deutschland und           Parasiten übertragen werden. Nachweis-
Epidemiologie                                   der E­ U liegen keine Daten vor. In Süd-        methoden müssten daher in der Lage sein,
                                                amerika untersuchten Nunez et al. 890           noch 4 × 10–5 Parasiten pro µl Blut nachzu-
Alle zurzeit bekannten humanpathoge-            Blutspendende aus verschiedenen Regio-          weisen [52, 73]. Die Sensitivität der heu-
nen Plasmodienarten sind auch bei trans-        nen Venezuelas mit Hilfe eines ­ELISA und       te zur Verfügung stehenden Direktnach-
fusionsassoziierter Malaria nachgewiesen        stellten eine Gesamtprävalenz der Anti-         weismethoden reicht dafür nicht aus:
worden. Seit den 1980er-Jahren ist P. fal-      körper von 1,7 % fest [89]. In einer Lite-          Die mikroskopische Beurteilung des
ciparum in den Ländern, in denen Ma-            raturstudie zur Übertragung von Malaria         Dicken Tropfens bzw. von Blutausstri-
laria nicht endemisch vorkommt (z. B.           durch Bluttransfusion auf dem amerikani-        chen kommt wegen der meist sehr gerin-
­USA, Kanada und Großbritannien) die            schen Kontinent wurden mittels P ­ CR Ma-       gen Parasitämie der Spendenden nicht
 am häufigsten registrierte Spezies bei Ma-     lariaprävalenzen bei Blutspendewilligen         für eine Blutspendeuntersuchung in Fra-
 laria nach Bluttransfusion. Kürzlich wur-      zwischen 0 (­USA, Kolumbien) und 7,5 %          ge. Die Sensitivität beider Verfahren liegt
 de auch über eine durch Transfusion über-      (Brasilien) berichtet [72].                     zwischen 5 und 500 Parasiten pro µl Blut,
 tragene P. knowlesi-Malaria aus Malaysia          Aus endemischen Regionen in Afri-            abhängig von der Erfahrung des Untersu-
 und P. malariae Übertragungen in Sao           ka liegen Daten vor: In einer Arbeit von        chenden [37]. Auch die auf der Detektion
 Paolo, Brasilien und den ­USA berichtet        Okocha et al. wurde bei Spendenden in           von HRP2 bzw. pLDH basierenden Anti-

                                                                          Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
Bekanntmachungen – amtliche Mitteilungen

gentests weisen in der Regel nur > 100 Pa-         wurde 1997 eine Antikörpertestung (en-        Testung der Spendewilligen (in der Regel
rasiten/µl Blut nach [37]. ­NAT-​Verfahren         zymgekoppelter Immunadsorptionstest,          mit dem Lab21-­EIA) praktiziert wird, er-
weisen demgegenüber eine erhöhte Sen-             ­EIA) implementiert, ab 2001 erfolgte eine     folgt in den ­USA und Kanada ausschließ-
sitivität auf. Bei der Anwendung einer se-         Testung mittels I­FAT und Lab21-Test in       lich eine Spenderückstellung.
mi-nested multiplex ­PCR an potenziell             Kombination mit Spendebefragung [56,              Die in Deutschland in den vergange-
Malaria-exponierten Spendenden lag die             71, 99]. Es wurden seitdem keine Fälle        nen Jahren getroffenen Maßnahmen ha-
Nachweisgrenze bei 0,04–0,004 Parasiten/           transfusionsbedingter Malaria mehr be-        ben bislang eine transfusionsassoziierte
µl Blut [94]. Eine Arbeit aus Brasilien be-        schrieben [26, 101].                          Malaria verhindert.
schreibt hingegen in der Spendetestung                 In Australien wird seit 2005 nach ei-     1. Reiserückkehrer aus Malaria-Ende-
für den P  ­ CR-​basierten mitochondrialen         ner 4-monatigen Rückstellung der po-              miegebieten
­DNA Nachweis von P. vivax sogar eine              tenziell Malaria-exponierten Spendewil-           Gemäß der Richtlinie Hämothera-
 Sensitivität von 6 × 10–6 Parasiten/µl Blut       ligen mittels E­ IA auf Malariaantikörper         pie werden Reisende aus Malaria-
[70]. In diesem Zusammenhang wurde                 getestet. Seit Einführung dieser Maßnah-          Endemiegebieten für sechs Mona-
kürzlich aus Brasilien der Prototyp eines          men sind keine Transfusionsmalariafäl-            te zurückgestellt und danach ohne
Multiplex-­NAT Verfahrens beschrieben,             le aufgetreten [99, 102]. Allerdings zeig-        weitere Testung für die Blutspende
das unter anderem auch Plasmodien auf                                       ­ IA rekurrente P.
                                                   ten zwei Fälle, dass der E                        zugelassen. Dieses Verfahren hat sich
Genusebene anhand der 18S rRNA detek-             vivax Infektionen, die 5 bzw. 15 Mona-             bewährt, es sind seit der Verkürzung
tiert [95]. In einer Pilotstudie wurden in        te nach Rückkehr aus Papua-Neuguinea               auf sechs Monate in 2005 keine Mala-
4745 Blutspenden drei mit P. vivax infi-          und 1–2 Monate nach Spende und Trans-              riatransmissionen über Blutproduk-
 zierte Spender identifiziert. Die Autoren        fusion auftraten, nicht detektieren konnte         te aufgetreten. Durch die 6-monati-
 folgern, dass die Einführung eines sol-          [103]. Die Blutkomponenten dieser Spen-            ge Rückstellfrist werden auch andere
 chen Systems zu einer Verbesserung der           der wurden nicht transfundiert. Da dieses          Infektionsrisiken, wie z. B. Dengue-
 Sicherheit von Blutspenden in endemi-            Risiko auch durch andere Testungen nicht           Fieber Virus, ausgeschlossen. Mit der
 schen Ländern führen könnte.                     sicher erfasst werden kann und Papua-              Festlegung auf diesen Zeitrahmen
     Die gezielte serologische Untersuchung       Neuguinea als Malaria-Hochrisikoland               kann davon ausgegangen werden,
 von Spendewilligen, die aus Malariaen-           eingestuft wurde, entschied die australi-          dass eine P. falciparum Malaria kli-
 demiegebieten zurückkehren, wird in              sche Behörde, Reisende aus Papua-Neu-              nisch aufgefallen wäre. Lediglich eine
 Frankreich seit 1986 zusätzlich zur Spen-        guinea für drei Jahre von der Blutspende           Malaria durch die in Deutschland
 debefragung durchgeführt. Nach einer             auszuschließen.                                    seltener importierten Plasmodienar-
 Rückstellungsfrist von 4 Monaten wurden               Anmerkung: Durch eine Malariaimp-             ten P. vivax, P. ovale und P. malariae
 die Spendewilligen mit dem I­ FAT (indi-         fung können Antikörpernachweise im                 ist noch möglich, da sie sich später
 rekter Immunfluoreszenz-Antikörpertest)          Serum positiv ausfallen. Zum gegenwär-             manifestieren kann als die Malaria
 getestet und bei negativem Ergebnis wie-         tigen Zeitpunkt betrifft dies in Deutsch-          tropica. Ca. 15 % der P. vivax Infekti-
 der zugelassen. Zwischen 1983 und 2002           land Einzelpersonen, die an Studien teil-          onen können nach einem Zeitraum
 wurden keine transfusionsassoziierten            genommen haben. Mit der jetzt auch von             von 6 Monaten auftreten. Da die im-
 Malariafälle in Frankreich bekannt [52].         der W ­ HO empfohlenen Zulassung von               portierten P. vivax Infektionen in
 Nachteile des ­IFAT sind allerdings seine        Impfstoffen könnte sich die Situation zu-          Deutschland rückläufig sind (2016 –
 Beschränkung auf Antikörper gegen P. fal-        künftig ändern und die Erhebung der                168, 2017 – 73, 2018 – 50, 2019 – 39
 ciparum mit geringer Kreuzreaktivität ge-        Impfanamnese auch für eine Malariadia-             Fälle) [30] und keine Malariaübertra-
 gen die anderen Plasmodienspezies, hoher         gnostik relevant werden [104].                     gungen über Blutprodukte bekannt
 Arbeitsaufwand im Labor sowie schlech-                                                              geworden sind, kann von einer wei-
 te Reproduzierbarkeit wegen der subjek-          Prävention der                                     terhin hohen Sicherheit bei Festhalten
 tiven Beurteilung des Ausstriches. In der        Plasmodiumübertragung                              an den bestehenden Regelungen aus-
 Zwischenzeit wurden Enzymimmunoas-                                                                  gegangen werden.
 says entwickelt, die für die Spendetestung       Rückstellung von Spendewilligen                    Bei einer Reduktion der Rückstell-
 zum Teil geeignet erscheinen [52, 58, 96–        In zwei 2015 und 2019 erschienenen                 zeit auf vier Monate würde sich das
 98]. 2012 wurde daraufhin in Frankreich          Übersichtsarbeiten [56, 99] wurden für             Risiko insbesondere für die Über-
 der I­ FAT durch den Lab21-(DiaMed) Test         fünf nicht-endemische Länder (Frank-               tragung einer durch P. vivax oder P.
 (Cambridge, U  ­ K) ersetzt [56, 97, 99]. Seit   reich, England, ­USA, Kanada und Austra-           ovale verursachten Malaria erhöhen.
 diesem Wechsel wurde ein Fall beschrie-          lien) deren derzeit gültige Standards zur          Eine Testung der Spendewilligen zum
 ben, bei dem der Lab21-Test falsch nega-         Kontrolle des Malariarisikos bei Blutspen-         Ausschluss dieser Infektionen wür-
 tiv ausfiel. Nachuntersuchungen zeigten,         denden in Relation zur Häufigkeit von              de in diesem Zeitfenster keinen Vor-
 dass der Spender sehr niedrige Antikör-          importierten Malariafällen und transfu-            teil bieten, da weder Antikörper noch
 pertiter und Parasitenlast aufwies, sodass       sionsassoziierter Malaria diskutiert. Wäh-         Plasmodien nachweisbar wären. Ein
 es auch in anderen Tests zu diskrepanten         rend in England, Frankreich und Aus-               Festhalten an der 6-monatigen Rück-
 Ergebnissen kam [99, 100]. In England            tralien eine Rückstellung von bzw. eine            stellfrist erscheint daher sinnvoll, so-

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lange keine zusätzliche N ­ AT-​Testung      Fieberschüben oder der Einnahme ei-         Testung von Reisenden
   für Malaria tertiana, wie in Brasilien       ner Malariaprophylaxe.                      aus Ländern mit niedrigem
   [95], erfolgt.                            3. Spendewillige mit Malariaanamnese           Malariarisiko
2. Personen, die in einem Malariaen-            Gemäß der gültigen Richtlinie Hämo-         Neuere Konzepte legen nahe, dass anhand
   demiegebiet geboren oder aufge-              therapie werden Personen nach Mala-         einer differenzierten Reiseanamnese Rei-
   wachsen sind oder die zeitweilig             riainfektion dauerhaft von der Spende       sende aus Niedrigrisikogebieten in Kom-
   ihren Lebensmittelpunkt in einem             ausgeschlossen [106]. Aufgrund der          bination mit einer von einer Rückstellfrist
   Malariaendemiegebiet hatten                  derzeit fehlenden Möglichkeit, sehr         unabhängigen, negativen Malariatestung
   Des Weiteren werden Personen, die            geringe Parasitenkonzentrationen            für die Spende zugelassen werden könn-
   in einem Malariaendemiegebiet gebo-          und somit eine potenzielle Infektio-        ten [107]. Dies ist insbesondere für Ge-
   ren oder aufgewachsen sind oder die          sität nachzuweisen, sollte an diesem        biete relevant, deren Bewohner häufig in
   zeitweilig ihren Lebensmittelpunkt in        Vorgehen festgehalten werden.               Länder reisen, in denen ein absolut nied-
   einem Malaria-Endemiegebiet hat-             Dieses Verfahren gilt analog für Pro-       riges oder regional sehr begrenztes Mala-
   ten, für insgesamt 4 Jahre nach dem          banden, die im Rahmen von huma-             riainfektionsrisiko besteht. Diese Voraus-
   letzten Aufenthalt von der Blutspende        nen Expositionsstudien zum Wirk-            setzung trifft auf die Hauptreiseländer
   zurückgestellt. Vor der Spende muss          samkeitsnachweis von Impfstoffen            von Spendewilligen in Deutschland nicht
   durch eine gezielte Anamnese, klini-         und Antimalariamitteln mit Malaria-         zu. Insgesamt lag in einer Studie aus 2017
   sche Untersuchung und durch eine             parasiten infiziert wurden.                 die Rückstellung aufgrund der Reise­
   validierte Labordiagnostik festgestellt                                                  anamnese in Deutschland bei nur 0,36 %
   werden, dass kein Anhalt für Infekti-     Personen, die ausschließlich Plasma zur        [108]. Eine Änderung der Empfehlungen
   osität besteht. Auf der Basis veröf-      Fraktionierung spenden, müssen wegen           im Sinne einer differenzierten Abstufung
   fentlichter Daten kann empfohlen          eines potenziellen Malariainfektions-          des regionalen Malariainfektionsrisikos
   werden, die Rückstellfrist auf 3 Jahre    risikos nicht zurückgestellt werden, da        könnte zu einer Verbesserung der Ver-
   zu verkürzen [71, 98, 99, 105]. Nach      aufgrund der Pathogeninaktivierungs-           fügbarkeit von seltenen Blutgruppen zur
   Ablauf dieser Frist ist für die Zulas-    verfahren bei der Herstellung von Plas-        Versorgung von Patienten aus der Subsa-
   sung zur Spende zusätzlich ein negati-    maderivaten kein Übertragungsrisiko be-        hara-Region führen, erhöht aber im Ein-
   ves Testergebnis erforderlich. Hierfür    steht.                                         zelfall das Risiko transfusionsassoziierter
   wird aktuell nur die Antikörpertes-                                                      Infektionsübertragungen.
   tung als aussagekräftig für den Nach-     Testung der Spendewilligen und                     Eine Studie aus den ­USA zeigt auf,
   weis einer zurückliegenden Malaria­       Aussagekraft                                   dass der Spendeverlust durch Rück-
   infektion und damit die Bewertung         In Deutschland wird aufgrund der aktuel-       stellung aufgrund von Reisen in Mala-
   eines potenziellen Übertragungsrisi-      len und wirksamen Ausschlussregelungen         ria-Endemiegebiete in einem Zeitraum
   kos angesehen. Dieses Vorgehen ent-       und der niedrigen Prävalenz in der Bevöl-      von 7 Jahren (2000–2006) etwa 540.000
   spricht den Vorgaben in der E  ­ U Di-    kerung zurzeit kein allgemeines Spende-        Spenden betrug [109]. In einer weiteren
   rektive (­EG 2004/33). Der Wert der       screening auf Plasmodien durchgeführt.         Studie aus den U ­ SA wurden Blutproben
   Antikörpertestung hängt zwar von          Wichtig ist zu beachten, dass die Spende-      von 5610 Personen analysiert, die im Zeit-
   der Sensitivität des jeweiligen Tests     rückstellung von Reisenden aus Malaria-        raum von 2005 bis 2011 malariabedingt
   ab, wird aber als geeignet angesehen,     endemiegebieten nicht auf den Ausschluss       von der Blutspende zurückgestellt wur-
   weil ein negatives Testergebnis darauf    einer Malaria beschränkt ist, sondern          den [110]. Von den getesteten Proben
   hinweist, dass die spendende Person       auch hinsichtlich anderer Infektionserre-      waren nur 1,6 % im ­EIA positiv und alle
   keinen Kontakt zu Plasmodien hatte        ger wirksam ist.                               in der P­ CR negativ. Über 90 % der Rück-
   oder dieser sehr lange Zeit zurück-                                                      stellungen erfolgte aufgrund von Reisen
   liegt. Ein positives Ergebnis erlaubt     Befragung der Spendewilligen                   in Malariaendemiegebiete. In 20 % der
   keine Aussage über die Infektiosität.     Bei der Anamnese wird ermittelt, ob die        Fälle waren dies Reisen nach Mexiko, da-
   Im Gegensatz dazu könnte mit einer        Person aus einem Malariaendemiegebiet          von > 95 % in Niedrigrisikogebiete inner-
   sehr sensitivem N ­ AT-​Methode eine      kommt oder dort aufgewachsen ist bzw. ob       halb Mexikos. Weitere Analysen zeigten,
   Aussage zur aktuellen Infektiosität im    ein Aufenthalt während der letzten 6 Mo-       dass die Verkürzung des Intervalls für die
   Blut getroffen werden. Angesichts der     nate in einer solchen Region stattgefunden     Spenderückstellung von Mexikoreisen-
   mutmaßlich sehr geringen Parasiten-       hat [106]. Eine durchgeführte Malariapro-      den von 12 auf 3 Monate das Risiko einer
   konzentration im Blut der asympto-        phylaxe und ob das Reiseland ein Niedrig-      Übertragung durch Blutprodukte nur ge-
   matischen Spendewilligen, sind aus-       oder Hochrisikogebiet war, bleibt hier ak-     ring erhöht [111]. Die in 2020 implemen-
   reichend sensitive Nachweisverfahren      tuell unberücksichtigt. Weiterhin müssen       tierte Verkürzung der Spenderückstel-
   derzeit nicht verfügbar.                  Spendewillige angeben, ob sie jemals an        lungszeiten durch die F ­ DA auf 3 Monate
   Sowohl bei 1.) als auch bei 2.) ist die   Malaria erkrankt waren.                        und der Ausschluss der Niedrigrisikore-
   Entscheidung über eine evtl. Rückstel-                                                   gionen Quintana Roo and Jalisco von der
   lung unabhängig vom Auftreten von                                                        Spenderückstellung ist in diesem Zusam-

                                                                      Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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