Wie geht es Deutschland in Europa? Ergebnisse des European Health Interview Survey - (EHIS) 2 AUSGABE 4 - RKI
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DEZEMBER 2019 GESUNDHEITSBERICHTERSTATTUNG DES BUNDES AUSGABE 4 GEMEINSAM GETRAGEN VON RKI UND DESTATIS Journal of Health Monitoring Wie geht es Deutschland in Europa? Ergebnisse des European Health Interview Survey (EHIS) 2 1
Journal of Health Monitoring Inhaltsverzeichnis Wie geht es Deutschland in Europa? Ergebnisse des European Health Interview Survey (EHIS) 2 3 Editorial Bessere und vergleichbare Informationen über die Gesundheit der Menschen in Europa 7 Focus Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU – Ergebnisse des European Health Interview Survey (EHIS) 2 31 Focus Bildungsunterschiede in der Prävalenz verhal- tensbezogener Risikofaktoren in Deutschland und der EU – Ergebnisse des European Health Interview Survey (EHIS) 2 52 Fact sheet Einschränkungen in Aktivitäten des täglichen Lebens im Alter in Deutschland und der EU – Ergebnisse des European Health Interview Survey (EHIS) 2 62 Fact sheet Depressive Symptomatik im europäischen Vergleich – Ergebnisse des European Health Interview Survey (EHIS) 2 71 Concepts & Methods European Health Interview Survey (EHIS) 2 – Hintergrund und Studienmethodik Journal of Health Monitoring 2019 2018 4(4) 3(1) 2
Journal of Health Monitoring Editorial: Bessere und vergleichbare Informationen über die Gesundheit der Menschen in Europa EDITORIAL Journal of Health Monitoring · 2019 4(4) Editorial: Bessere und vergleichbare Informationen über die DOI 10.25646/6217 Robert Koch-Institut, Berlin Gesundheit der Menschen in Europa Birte Hintzpeter, Anke-Christine Saß, DATEN ZUR GESUNDHEIT DER BEVÖLKERUNG · EHIS 2 · EUROPÄISCHER VERGLEICH Thomas Ziese Robert Koch-Institut, Berlin Die Europäische Union (EU) wurde mit großer Überzeu- vergleichbarer Datenzur Gesundheit bietet die Möglich- Abteilung für Epidemiologie und Gesundheits- gung aufgebaut, als Friedens-, als Wirtschafts- und als keit, Vergleiche mit anderen EU-Staaten anzustellen. Der monitoring Demokratisierungsprojekt. Sie wurde 1993 mit zwölf Mit- Vergleich von Gesundheitsdaten soll auch dazu anregen, gliedstaaten gegründet und ist seitdem stetig gewachsen. voneinander zu lernen (“mutual learning“). Eingereicht: 04.11.2019 Akzeptiert: 18.11.2019 Die gesundheitliche Situation der EU-Bevölkerung hat sich Eine wesentliche Datenbasis für Indikatoren zum Veröffentlicht: 11.12.2019 seit dem Bestehen deutlich verbessert: Die Lebenserwar- Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten in Europa tung ist gestiegen, die Lebensbedingungen haben sich ver- liefert der European Health Interview Survey (EHIS). Der bessert, es gab Fortschritte beim Gesundheitsverhalten Fokus liegt dabei auf nichtübertragbaren Krankheiten. Die und in der Gesundheitsversorgung. Dennoch stellen in der erste Welle des EHIS wurde zwischen 2006 und 2009 auf EU die steigende Krankheitslast bei nichtübertragbaren freiwilliger Basis von den Mitgliedstaaten durchgeführt. In Krankheiten, der demografische Wandel und die soziale einem mehrjährigen Arbeits- und Diskussionsprozess Ungleichheit in der Gesundheit Herausforderungen an wurde die zweite Welle des EHIS vorbereitet, die zwischen Public Health und die nationalen Gesundheitssysteme. Um 2013 und 2015 rechtsverbindlich in allen 28 EU-Mitglied- auf diese Herausforderungen angemessen reagieren zu staaten stattfand. Auf der Website Statistics Explained stellt können, werden zuverlässige bevölkerungsrepräsentative Eurostat Informationen zu verschiedenen Gesundheits Daten über die Lebensbedingungen, den Gesundheitszu- themen auf Basis der EHIS-Daten, aber auch zu vielen wei- stand, das Gesundheitsverhalten und die Inanspruchnah- teren Themen bereit. Neben umfangreichen statistischen me des Gesundheitswesens in den EU-Staaten benötigt. Daten werden Erklärungen und Hintergrundinformationen Bereits Ende der 1990er Jahre beschloss die EU, ein angeboten. Daneben stellt Eurostat auch EHIS-Auswertun- Set an abgestimmten Gesundheitsindikatoren für ein gen in Form von Tabellen bereit. gemeinsames europäisches Gesundheitsinformations- Die vorliegende Ausgabe basiert auf den Daten der zwei- und Wissenssystem festzulegen. In mehreren aufein ten EHIS-Welle und ist anschlussfähig an vorige Ausgaben anderfolgenden Projekten wurde die ECHI-Shortlist des Journal of Health Monitoring (1/2017 und 2/2017), in (European Core Health Indicators) mit 88 Indikatoren denen ausgewählte Indikatoren für Deutschland und die erarbeitet. Für 67 dieser Indikatoren liegen Zahlen aus EU verglichen wurden. Im Gegensatz zu den damaligen internationalen Datenquellen vor. Die Bereitstellung Ergebnissen, die ausschließlich auf aggregierten Daten und Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 3
Journal of Health Monitoring Editorial: Bessere und vergleichbare Informationen über die Gesundheit der Menschen in Europa EDITORIAL damit einhergehend auf eingeschränkten Analysemöglich- Herausforderungen, mit denen die EU konfrontiert ist. keiten beruhen, basieren die Beiträge der vorliegenden Gaertner et al. analysieren Einschränkungen in Aktivitä- Ausgabe nunmehr auf Mikrodaten (anonymisierte Origi- ten des täglichen Lebens im Alter, die mit Hilfe der Inst- naldaten der EHIS-Befragung aus den EU-Ländern). Sie rumente ADL (activities of daily living) und iADL (instru- wurden zu verschiedenen Aspekten von Gesundheit aus- mental activities of daily living) erfasst werden. Personen gewertet und Vergleiche mit dem Schwerpunkt „Wie geht aus Deutschland berichten im Vergleich zum Durchschnitt es Deutschland in Europa?“ durchgeführt. der EU-Mitgliedstaaten seltener Einschränkungen in Akti- Den Auftakt bildet der Beitrag Partnerschaft, Eltern- vitäten des täglichen Lebens. Dies gilt sowohl für Aktivi- schaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesund- täten wie Gehen, Essen oder Toilettenbenutzung (ADL) heit in Deutschland und der EU. Hier wird gezeigt, wie sich als auch Einkaufen, Erledigen von Bankgeschäften oder die drei zentralen Rollen, die die meisten Frauen und Män- Haushaltsführung (iADL). ner im mittleren Erwachsenenalter ausfüllen, auf die selbst- In dem Beitrag Depressive Symptomatik im europäischen eingeschätzte Gesundheit auswirken. Der Beitrag verdeut- Vergleich werden altersstandardisierte Prävalenzen einer licht unter anderem, dass Erwerbstätigkeit von großer depressiven Symptomatik in den letzten zwei Wochen auf- Bedeutung für die Selbsteinschätzung der Gesundheit ist. gezeigt. Als Indikator werden Selbstangaben der Teilnehmen- In Deutschland finden sich bei Müttern keine Unterschiede den in einer länderspezifischen Version des Patient Health in der Gesundheit nach Erwerbsstatus; dies gilt auch für Questionnaire (PHQ-8) herangezogen. In Deutschland ist Alleinerziehende. die Prävalenz einer depressiven Symptomatik höher als im Im zweiten Beitrag werden Bildungsunterschiede in der europäischen Durchschnitt. Weitere Analysen nach Schwe- Prävalenz verhaltensbezogener Risikofaktoren in Deutsch- regrad zeigen jedoch, dass sich die Unterschiede zwischen land und der EU aufgezeigt. Bildungsunterschiede im Deutschland und dem EU-Durchschnitt nur auf die leichte Gesundheitsverhalten tragen in erheblichem Maße zur Ent- depressive Symptomatik beziehen. Jüngere Menschen haben stehung von Bildungsunterschieden in der Mortalität bei. in Deutschland häufiger und Ältere seltener eine depressive Für Deutschland und die meisten anderen EU-Mitglied- Symptomatik als der Durchschnitt der EU-Mitgliedstaaten. staaten gilt: Verhaltensbezogene Risikofaktoren sind bei Der letzte Beitrag, European Health Interview Survey Personen aus unteren Bildungsgruppen stärker verbreitet (EHIS) 2 – Hintergrund und Studienmethodik, beschreibt als bei Personen aus höheren Bildungsgruppen. Der Arti- die zugrunde liegende Methodik des Surveys. Es wird deut- kel beschreibt das Ausmaß der Bildungsunterschiede für lich, dass die EHIS-Daten in den EU-Mitgliedstaaten har- fünf Risikofaktoren. Insgesamt betrachtet liegt Deutsch- monisiert erhoben werden und somit ein hohes Maß an land dabei im Mittelfeld der EU-Länder. Vergleichbarkeit gegeben ist. Gleichwohl sollten bei der Neben gesundheitlichen Ungleichheiten gehören auch Einordnung der Ergebnisse immer auch länderspezifische die demografischen Veränderungen zu den aktuellen Unterschiede berücksichtigt werden, beispielsweise in Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 4
Journal of Health Monitoring Editorial: Bessere und vergleichbare Informationen über die Gesundheit der Menschen in Europa EDITORIAL sozioökonomischer oder kultureller Hinsicht. So ist es nicht gibt. Viele der oben beschriebenen Monitoring- und Indi- unwahrscheinlich, dass kulturelle Unterschiede bei der katorensysteme im Bereich der nicht übertragbaren Krank- Bewertung des eigenen Gesundheitszustandes, von Ein- heiten wurden über befristete Projekte durchgeführt, die schränkungen oder Krankheiten zwischen den einzelnen zwar zielführende Konzepte generieren, jedoch nicht nach- EU-Mitgliedstaaten bestehen. haltig Gesundheitsinformationen und Expertise bereitstel- Viele Daten zur Gesundheit aus den EU-Mitgliedstaa- len können. Wünschenswert wäre perspektivisch ein nach- ten, wie beispielsweise die nationalen Todesursachensta- haltiges Gesundheitsinformationssystem, in dem die tistiken werden auf der Internetseite von Eurostat zentral Gesundheitsinformationsangebote der EU gebündelt bereit- angeboten. Neben absoluten Zahlen werden dabei auch gestellt werden. Idealerweise umfasst dieses Angebot rohe und standardisierte Sterberaten zur Verfügung gestellt. Gesundheitsinformationen auf der Ebene von Daten, von Darüber hinaus werden von Eurostat nicht nur EHIS-Da- Informationen wie Indikatoren und von Wissen wie zusam- ten, sondern auch Daten der EU-Statistik über Einkommen menfassende und bewertende Berichte. Damit soll die und Lebensbedingungen (EU Statistics on Income and Grundlage verbessert werden, um durch geeignete und Living Conditions, EU-SILC) bereitgestellt. evidenzgestützte Public-Health-Maßnahmen die Gesund- Europaweit vergleichbare Gesundheitsinformationen heit der Menschen in den Mitgliedstaaten zu verbessern. können dazu beitragen, nationale Strategien zu entwickeln, Korrespondenzadresse um Gesundheitsherausforderungen entgegenzutreten, die Dr. Thomas Ziese auch in anderen Ländern Europas bestehen. Darüber hin- Robert Koch-Institut aus können sie helfen, Best-Practice-Beispiele für Interven- Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring General-Pape-Str. 62–66 tionsansätze in den verschiedenen Ländern zu identifizie- 12101 Berlin ren. Hierzu sind nachhaltige Informationsflüsse und eine E-Mail: ZieseT@rki.de kontinuierliche Weiterentwicklung der Gesundheitsdaten Zitierweise in der EU eine Voraussetzung. Hintzpeter B, Saß AC, Ziese T (2019) Editorial: Bessere und vergleich- Die für alle Mitgliedstaaten verpflichtende Durchführung bare Informationen über die Gesundheit der Menschen in Europa. des EHIS stellt einen wichtigen Meilenstein zur Verbesse- Journal of Health Monitoring 4(4): 3–6. rung der Gesundheitsinformationen auf EU-Ebene da. Bis- DOI 10.25646/6217 her fehlt jedoch auf der EU-Ebene eine nachhaltige Struktur Die englische Version des Artikels ist verfügbar unter: oder Einrichtung mit Expertise für die nichtübertragbaren www.rki.de/journalhealthmonitoring-en Krankheiten und ihren Determinanten, wie sie es mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle Interessenkonflikt von Krankheiten (European Centre for Disease Prevention Die Autorinnen und der Autor geben an, dass kein Interes- and Control, EDCD) für die Infektionskrankheiten bereits senkonflikt besteht. Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 5
Journal of Health Monitoring Editorial: Bessere und vergleichbare Informationen über die Gesundheit der Menschen in Europa EDITORIAL Impressum Journal of Health Monitoring Herausgeber Robert Koch-Institut Nordufer 20 13353 Berlin Redaktion Susanne Bartig, Johanna Gutsche, Dr. Birte Hintzpeter, Dr. Franziska Prütz, Dr. Martina Rabenberg, Dr. Alexander Rommel, Dr. Livia Ryl, Dr. Anke-Christine Saß, Stefanie Seeling, Martin Thißen, Dr. Thomas Ziese Robert Koch-Institut Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring Fachgebiet Gesundheitsberichterstattung General-Pape-Str. 62–66 12101 Berlin Tel.: 030-18 754-3400 E-Mail: healthmonitoring@rki.de www.rki.de/journalhealthmonitoring Satz Gisela Dugnus, Kerstin Möllerke, Alexander Krönke ISSN 2511-2708 Hinweis Inhalte externer Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung des Robert Koch-Instituts wider. Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im International Lizenz. Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 6
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS Journal of Health Monitoring · 2019 4(4) DOI 10.25646/6218 Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbst Robert Koch-Institut, Berlin eingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU – Petra Rattay, Stephan Müters, Lea-Sophie Borgmann, Elena von der Lippe, Ergebnisse des European Health Interview Survey (EHIS) 2 Christina Poethko-Müller, Thomas Lampert Abstract Partnerschaft, Elternschaft und Erwerbstätigkeit stellen drei zentrale soziale Rollen im mittleren Erwachsenenalter dar. Robert Koch-Institut, Berlin Abteilung für Epidemiologie und Gesundheits- Vor dem Hintergrund der Diskussion um multiple Rollen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird analysiert, in monitoring welcher Weise die Kombination der sozialen Rollen in Deutschland und der Europäischen Union (EU) mit der selbsteingeschätzten Gesundheit zusammenhängt. Eingereicht: 06.05.2019 Die Analyse basiert auf Daten der zweiten Welle des European Health Interview Survey (EHIS 2), der 2013 bis 2015 in Akzeptiert: 23.09.2019 Veröffentlicht: 11.12.2019 allen EU-Mitgliedstaaten durchgeführt wurde. Einbezogen wurden 62.111 Frauen und 50.719 Männer im Alter von 25 bis 59 Jahren. Mittels logistischer Regressionen wurden adjustierte Wahrscheinlichkeiten (Predictive Margins) für eine mittlere bis sehr schlechte Gesundheit in unterschiedlichen Familien- und Erwerbskonstellationen für die EU und Deutschland berechnet (bei Männern nur für die gesamte EU). Bei Frauen und Männern zeigt sich auf Ebene der EU in allen familiären Lebensformen ein Unterschied nach dem Erwerbsstatus: Nichterwerbstätige berichten am häufigsten eine mittlere bis schlechte Gesundheit, gefolgt von Teilzeit- und Vollzeiterwerbstätigen. Bei Müttern mit Partnerin oder Partner fallen die Unterschiede nach Erwerbsstatus geringer aus als bei Frauen in anderen Lebensformen. In Deutschland finden sich bei Müttern keine Unterschiede in der Gesundheit nach Erwerbsstatus; dies gilt auch für Alleinerziehende. Darüber hinaus zeigen sich unterschiedliche Zusammenhangsmuster zwischen Ländergruppen, die auf Basis ähnlicher Wohlfahrtsstaatssysteme gebildet wurden. VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF · SELBSTEINGESCHÄTZTE GESUNDHEIT · EUROPÄISCHER VERGLEICH 1. Einleitung von Studien findet, die für die jeweilige Rolle einen positi- ven Einfluss auf die Gesundheit zeigen [1–5], fallen die Partnerschaft, Elternschaft und Erwerbstätigkeit stellen drei Ergebnisse für Elternschaft weniger eindeutig aus [6–8]. zentrale soziale Rollen im Erwachsenenalter dar. Es ist aus Allerdings wirken die drei sozialen Rollen nicht unabhän- zahlreichen Studien bekannt, dass alle drei sozialen Rollen gig voneinander, sondern bedingen sich wechselseitig. Dies wichtige Determinanten der Gesundheit sind. Während wird auch in der Diskussion um familien- und arbeitsmarkt- sich für Erwerbstätigkeit und Partnerschaft eine Vielzahl politische Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 7
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS von Familie und Beruf deutlich, die im Zuge einer stärke- diese Analyse ausgewählten Globalmaß und validen Prä- GEDA 2014/2015-EHIS ren Erwerbsbeteiligung von Frauen – und insbesondere diktor für Wohlbefinden, Morbidität, Mortalität und die (für internationale Vergleiche) Müttern – in vielen europäischen Ländern geführt wird. Inanspruchnahme medizinischer Leistungen [15–17] – fal- Datenhalter: Robert Koch-Institut len die Ergebnisse unterschiedlich aus. Zusammenhänge von Kombinationen aus Partnerschaft, Bislang ist das Thema für Männer selten untersucht Ziele: Bereitstellung zuverlässiger Informationen über den Gesundheitszustand, das Gesundheits- Elternschaft und Erwerbstätigkeit mit Gesundheit werden worden. Dies kann unter anderem damit zusammenhän- verhalten und die gesundheitliche Versorgung der in der Rollentheorie unter dem Stichwort der „multiplen gen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in stär- Bevölkerung in Deutschland, mit Möglichkeit zum Rollen“ diskutiert und analysiert [10–12]. Hierbei lassen kerem Maße für Frauen diskutiert wird. Mit Blick auf die europäischen Vergleich sich vereinfacht zwei konträre Hypothesen unterscheiden: selbsteingeschätzte Gesundheit zeigt eine australische Stu- Erhebungsmethode: Schriftlich oder online aus- Die „Rollen-Belastungs-These“ besagt, dass Anforderun- die [10], dass Nichterwerbstätigkeit von Männern mit einer gefüllter Fragebogen gen aus Partnerschaft, Elternschaft und Beruf gerade bei schlechteren allgemeinen Gesundheit assoziiert ist; Part- Grundgesamtheit: Bevölkerung ab 15 Jahren mit Frauen oft inkompatibel sind und damit zu Stress, Über- ner- und Elternstatus haben keinen Einfluss auf diesen ständigem Wohnsitz in Deutschland lastung und infolge zu einer Beeinträchtigung der Gesund- Zusammenhang. Auch für Deutschland [18] findet sich ein Stichprobenziehung: Einwohnermeldeamt-Stich- heit beitragen. Laut „Rollen-Bereicherungs-These“ berei- starker Zusammenhang zwischen Nichterwerbstätigkeit proben – zufällig ausgewählte Personen aus 301 chern mehrere soziale Rollen das Leben von Frauen und und einer schlechten allgemeinen Gesundheit bei Männern. Gemeinden in Deutschland wurden eingeladen Männern, indem sie soziale und ökonomische Ressourcen Doch während bei den Männern ohne Kinder auch eine Teilnehmende: 24.824 Personen (13.568 Frauen, bereitstellen und Belastungen in einem Lebensbereich durch Teilzeitbeschäftigung mit einer schlechten Gesundheit 11.256 Männer) Ressourcen in einem anderen Lebensbereich ausgeglichen assoziiert ist, trifft dies auf Männer mit Kindern nicht zu. Responserate: 27,6 % werden können. Neben kausalen Effekten der drei sozialen Bei ihnen zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwi- Rollen auf Gesundheit bestehen aber auch Selektionseffekte schen Teilzeit- und Vollzeiterwerbstätigen [18]. Untersuchungszeitraum: November 2014 – Juli 2015 derart, dass gesunde Frauen und Männer mit größerer Wahr- Für Frauen wurden Zusammenhänge zwischen den drei scheinlichkeit eine Partnerschaft eingehen, eine Familie grün- sozialen Rollen und der selbstberichteten Gesundheit Mehr Informationen unter www.geda-studie.de und bei Lange et al. 2017 [9] den und einer Erwerbstätigkeit nachgehen [13, 14]. Kausal- bereits häufiger untersucht [10, 18–27]. Während in allen und Selektionseffekte schließen sich keineswegs gegenseitig Studien bei kinderlosen Frauen eine Nichterwerbstätigkeit aus, sondern können ineinandergreifen und gesundheit mit einer schlechten allgemeinen Gesundheit assoziiert ist, liche Ungleichheiten wechselseitig verstärken [13]. zeigen sich bei Frauen mit Kindern deutliche Unterschiede Der Forschungsstand zu Zusammenhängen zwischen in den Ergebnissen: Zwar kommt der Großteil der Studien der Kombination der drei genannten sozialen Rollen und zu dem Ergebnis, dass erwerbstätige Mütter ihre Gesund- Gesundheit stellt sich recht uneinheitlich dar. Dies hängt heit besser bewerteten als nicht erwerbstätige Mütter unter anderem damit zusammen, dass unterschiedliche [19, 23–26], es gibt aber auch Studien, die bei Müttern Gesundheitsindikatoren analysiert wurden. Jedoch auch in keinen Unterschied in der selbstberichteten Gesundheit Bezug auf die selbsteingeschätzte Gesundheit – dem für nach dem Erwerbsstatus finden [18, 26] oder in denen Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 8
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS Vollzeit erwerbstätige Mütter ihre Gesundheit schlechter Erwerbstätigkeit und Elternschaft werden aber nicht mit einstuften als nicht erwerbstätige Mütter [10]. Auch hin- einander kombiniert, sondern stehen als Einzelfaktoren sichtlich des Umfangs der Erwerbstätigkeit differieren die nebeneinander. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Ergebnisse: Während einige Studien keine Unterschiede in nord-, ost- und südeuropäischen Ländern die subjektive zwischen Voll- und Teilzeiterwerbstätigkeit berichten [18, Gesundheit nicht mit dem Elternstatus oder dem Umfang 19], zeigt sich in anderen Studien bei Teilzeit arbeitenden der Wochenarbeitszeit variiert, während dies in kontinen- Müttern eine bessere allgemeine Gesundheit als bei Voll- taleuropäischen und angelsächsischen Ländern der Fall ist. zeit erwerbstätigen Müttern [10, 22]. Für Deutschland zei- Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass es gen sich bei Frauen keine Unterschiede in der selbstberich- international bereits eine größere Anzahl an Studien gibt, teten Gesundheit zwischen Vollzeit- und Teilzeiterwerbs- die Zusammenhänge zwischen Partner-, Eltern- und Erwerbs- tätigen [18]. Dies gilt unabhängig davon, ob Kinder, eine status mit der selbsteingeschätzten Gesundheit analysieren; Partnerin oder ein Partner im Haushalt leben. Bei in Part- meist jedoch nur auf der Ebene einzelner Länder. nerschaft lebenden Müttern geht auch eine Nichterwerbs- tätigkeit nicht mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für In dem vorliegenden Beitrag werden erstmals für die eine schlechte Gesundheit einher, wohl aber bei alleiner- EU die Zusammenhänge von Partnerschaft, Elternschaft ziehenden Müttern und kinderlosen Frauen. und Erwerbstätigkeit mit der selbstberichteten Gesundheit Diese Varianz in den Ergebnissen wird – neben Unter- vor dem Hintergrund unterschiedlicher Familienpolitiken schieden im Studiendesign, dem Alter der einbezogenen und Wohlfahrtssysteme verglichen. Hierfür wird auf eine Studienteilnehmenden oder dem Zeitpunkt der Befra- wissenschaftlich etablierte Ländergruppierung zurückge- gung – vor dem Hintergrund differierender Familienpoli- griffen, laut der sich die EU-Mitgliedstaaten fünf Wohl- tiken und Wohlfahrtssysteme der betrachteten Länder fahrtsstaatentypen zuordnen lassen [29–31]. Die wesent diskutiert. Es wird angenommen, dass diese in unterschied- lichen Charakteristika der fünf Typen lassen sich wie folgt licher Weise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermög- skizzieren [30, 32]: lichen [26, 28]. Ländervergleichende Studien, die auf Ebene In den nordeuropäischen Ländern Dänemark, Finnland der Europäischen Union (EU) den Zusammenhang von und Schweden zielt die Familienpolitik auf Geschlech- Partner-, Eltern- und Erwerbsstatus mit Gesundheit ana tergleichheit und die Vereinbarkeit von Familie und lysieren, gibt es bislang nicht. Lediglich die Studie von Beruf. Länder dieses Typs zeichnen sich durch eine hohe Artazcoz et al. [29] untersucht für Ländergruppierungen Müttererwerbstätigenquote, hohe Geburtenraten und der EU Zusammenhänge zwischen dem Umfang der eine gut ausgebaute öffentliche Kinderbetreuung aus. Erwerbstätigkeit und der selbsteingeschätzten Gesundheit Aufgrund hoher Steuern müssen allerdings in der Regel für in Partnerschaft lebende, erwerbstätige Frauen und beide Eltern für ein durchschnittliches Familieneinkom- Männer und bezieht dabei den Elternstatus mit ein. men arbeiten. Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 9
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS Die Familienpolitik in den kontinentaleuropäischen Slowenien und der Tschechischen Republik bestehen Ländern, zu denen neben Belgien, Frankreich, Luxem- große Variationen hinsichtlich der familienpolitischen burg, den Niederlanden und Österreich auch Deutsch- Maßnahmen. Ein gemeinsames Charakteristikum ist dar- land gezählt werden kann, zielt vorrangig auf eine finan- in zu sehen, dass im Zuge postkommunistischer Trans- zielle Unterstützung von Ehen und Familien durch formationsprozesse die Familienpolitiken bislang ver- direkte Geldleistungen. Das Steuersystem fördert das gleichsweise wenig entwickelt sind. Trotz der in einigen traditionell geprägte männliche Ernährermodell, sodass Ländern vorhandenen Unterstützung von Doppelverdie- trotz umfangreicher Kinderbetreuungseinrichtungen ner-Paaren und hoher Anteile Vollzeit erwerbstätiger eine eher geringe Erwerbsbeteiligung von Müttern, ins- Mütter findet sich in starkem Maße eine eher traditio- besondere in Vollzeit, besteht. Frankreich stellt mit einer nelle Aufteilung der Haus- und Familienarbeit zwischen starken Förderung der Erwerbsintegration von Frauen Frauen und Männern. eine Ausnahme dar. Die südeuropäischen Länder Griechenland, Italien, Es wird angenommen, dass vor dem Hintergrund dieser Malta, Portugal, Spanien und Zypern zeichnen sich differierenden politischen Kontexte auch die Zusammen- durch eine Familienpolitik aus, die mit einer vergleichs- hänge zwischen der Kombination von Erwerbsarbeit, Eltern- weise geringen sozialen Absicherung durch den Staat und Partnerschaft und Gesundheit in den Ländergruppen und geringen Ausgaben für familienpolitische Maßnah- unterschiedlich ausfallen. men einhergeht. Infolgedessen tragen Frauen in star- kem Maße Verantwortung für familiäre Aufgaben. Kin- Der vorliegende Beitrag geht im Einzelnen folgenden Fra- derbetreuungsquoten und Vollzeitbeschäftigung von gestellungen nach: Müttern liegen dennoch auf mittlerem Niveau. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Kombinationen Das soziale Sicherungssystem der angelsächsischen der drei sozialen Rollen (Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbs Länder, zu denen das Vereinigte Königreich und Irland tätigkeit) und der selbsteingeschätzten Gesundheit? Vari- zählen, orientiert sich an der Leitidee der Grundsiche- iert dieser Zusammenhang rung bei Bedürftigkeit und zielt damit vorrangig auf a) in der gesamten EU zwischen Frauen und Männern? Armutsbekämpfung. Die Vereinbarkeit von Familie und b) bei Frauen zwischen Deutschland und der gesamten EU? Beruf wird in eher geringem Ausmaß staatlich gefördert. c) bei Frauen zwischen Ländergruppen der EU, die durch Die gesetzlich vorgesehene Elternzeit ist vergleichswei- unterschiedliche Wohlfahrtssysteme gekennzeichnet se kurz und wird teilweise durch vom Arbeitgeber indi- sind? viduell gewährte Elternzeiten kompensiert. In den osteuropäischen Ländern Bulgarien, Estland, Lett- Der überwiegende Teil der Männer in der EU ist Vollzeit land, Litauen, Polen, Ungarn, Rumänien, der Slowakei, erwerbstätig. Daher sind die Fallzahlen nicht oder Teilzeit Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 10
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS erwerbstätiger Männer in einem repräsentativen Survey Einwohnermelderegistern gezogen wurde. Die Erhebung Infobox: entsprechend gering. Bei den differenzierten Analysen zu wurde von November 2014 bis Juli 2015 durchgeführt [9]. Europäische Gesundheitsbefragung Unterschieden innerhalb Deutschlands sowie zwischen (European Health Interview Survey, EHIS) Ländergruppen werden Männer daher nicht berücksichtigt 2.2 Variablen Die europäischen Kernindikatoren für Gesund- (siehe Fragestellungen b und c). heit (European Core Health Indicators, ECHI) Als Outcome-Variable fungiert der selbsteingeschätzte all- wurden gemeinsam von den EU-Mitgliedstaaten 2. Methode gemeine Gesundheitszustand. Dieser wurde mittels der und internationalen Organisationen unter Berücksichtigung wissenschaftlicher und gesund- 2.1 Stichprobendesign und Studiendurchführung Frage „Wie schätzen Sie Ihre Gesundheit im Allgemeinen heitspolitischer Anforderungen entwickelt. Für ein?“ erhoben. Die fünf Antwortkategorien wurden in zwei die europäische Gesundheitsberichterstattung Die hier vorgestellte Analyse basiert auf Daten der zweiten Gruppen („sehr gut/gut“ und „mittelmäßig/schlecht/sehr bilden die Indikatoren ein Gerüst für bevölke- rungsbezogene Erhebungen und Analysen zur Welle des European Health Interview Survey (EHIS 2), die in schlecht“) zusammengefasst. Gesundheit sowie zur gesundheitlichen Versor- allen 28 EU-Mitgliedstaaten zwischen 2013 und 2015 erho- Die Prädiktorvariable „Partner-, Eltern- und Erwerbssta- gung auf europäischer und nationaler Ebene. Ein wichtiger Baustein ist dabei die europäische ben wurden (Infobox). Einbezogen wurden Personen im Alter tus“ wurde aus einer Kombination der Variablen zum Haus- Gesundheitsbefragung (European Health Inter- von mindestens 15 Jahren, die in privaten Haushalten leben. halts- und Erwerbsstatus gebildet und weist zwölf Ausprä- view Survey, EHIS). Die erste EHIS-Welle (EHIS 1), Um ein hohes Maß an Harmonisierung der Erhebungser- gungen auf (Tabelle 1). die noch nicht verpflichtend war, wurde zwischen 2006 und 2009 durchgeführt. An EHIS 1 nahmen gebnisse zwischen den Mitgliedstaaten zu erreichen, wurden Im EHIS-2-Datensatz befindet sich mit Blick auf den 17 Mitgliedstaaten sowie zwei weitere Nicht-EU- Leitlinien für die Methodik der Erhebung in Form eines Hand- Partner- und Elternstatus eine Variable zum Haushaltstyp, Staaten teil. Die Beteiligung an der zweiten buchs zur Verfügung gestellt, das auch einen Musterfrage- die die Ausprägungen „Ein-Personen-Haushalt“, „Allein- EHIS-Welle (EHIS 2), die zwischen 2013 und 2015 in allen Mitgliedstaaten der EU (sowie in Island, bogen enthält [33]. In Deutschland ist EHIS Teil des Gesund- erziehende mit Kind(ern) unter 25 Jahren“, „Paare mit Norwegen und der Türkei) durchgeführt wurde, heitsmonitorings am Robert Koch-Institut. EHIS 2 wurde in Kind(ern) unter 25 Jahren“ und „Paare ohne Kind(er) unter ist rechtsverbindlich und stützt sich auf die Ver- die Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 25 Jahren“ sowie „andere Lebensformen“ aufweist. Der ordnung (EU) Nr. 141/2013 der Kommission vom 19. Februar 2013. Sie stellt wesentliche Informa- 2014/2015-EHIS) integriert [34, 9]. Die EU-Mitgliedstaaten Begriff „Paar“ umfasst alle Personen, die mit einer Partne- tionen für die ECHI-Indikatoren bereit. In wählten für EHIS 2 jeweils eine national repräsentative Stich- rin oder einem Partner zusammen in einem Haushalt leben, Deutschland erfolgt die Durchführung des EHIS im Rahmen des Gesundheitsmonitorings am probe, basierend auf Bevölkerungsregistern, Volkszählungen, unabhängig vom Familienstand. Als Kinder gehen leibliche, Robert Koch-Institut. Zum Erhebungszeitraum Wohnregistern oder anderen statistischen Quellen. Im Stief- und Adoptivkinder bis zum Alter von 24 Jahren ein, von EHIS 2 hatte die EU 28 Mitgliedstaaten. Durchschnitt über alle EU-Mitgliedstaaten dauerte die Daten die ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Haushalt der befrag- Mehr Informationen unter erhebung acht Monate. Ein Qualitätsbericht enthält detail- ten Person haben. Die Kategorie „andere Lebensformen“ https://ec.europa.eu/eurostat/web/microdata/ lierte Angaben zum methodischen Vorgehen der einzelnen umfasst alle Lebensformen, in denen (auch) andere Per- european-health-interview-survey Staaten [35]. Eine ausführlichere Darstellung der Methodik sonen als Partnerinnen beziehungsweise Partner oder Kin- von EHIS 2 findet sich im Beitrag Hintzpeter et al. [36] in die- der unter 25 Jahren im Haushalt leben [33]. Da in dem vor- ser Ausgabe. In Deutschland basierte die Erhebung auf einer liegenden Datensatz nicht eindeutig identifizierbar ist, zweistufig geschichteten Cluster-Stichprobe, die zufällig aus welche Personen in diesen Haushalten leben, wurde diese Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 11
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS Tabelle 1 EU gesamt1 Deutsch- Kontinental- Süd- Nord- Ost- Angelsächs. Stichprobenbeschreibung EU gesamt, land europa2 europa europa europa Europa3 Deutschland und EU-Ländergruppierungen Frauen Männer Frauen Frauen Frauen Frauen Frauen Frauen (n = 62.111 Frauen, n = 50.719 Männer) Gesamt (n) 62.111 50.719 6.434 19.223 18.408 3.839 16.572 4.069 Quelle: EHIS 2 (2013 – 2015) Selbsteingeschätzte Gesundheit (n) Sehr gut/gut 48.257 41.021 5.024 15.572 13.878 3.053 12.390 3.364 Mittelmäßig/schlecht/sehr schlecht 13.854 9.698 1.410 3.651 4.530 786 4.182 705 Partner-, Eltern- und Erwerbsstatus (n) Kein(e) Partner(in), kein(e) Kind(er), nicht erwerbstätig 1.239 1.727 101 285 560 63 269 62 Kein(e) Partner(in), kein(e) Kind(er), Teilzeit erwerbstätig 1.131 563 192 605 254 76 111 85 Kein(e) Partner(in), kein(e) Kind(er), Vollzeit erwerbstätig 5.755 7.478 706 1.530 1.805 394 1.686 340 Partner(in), kein(e) Kind(er), nicht erwerbstätig 3.782 1.404 194 762 1.950 105 846 119 Partner(in), kein(e) Kind(er), Teilzeit erwerbstätig 2.909 573 671 1.718 475 194 236 286 Partner(in), kein(e) Kind(er), Vollzeit erwerbstätig 9.669 11.058 1.375 2.934 2.258 803 3.106 568 Kein(e) Partner(in), Kind(er), nicht erwerbstätig 1.438 152 48 355 561 33 321 168 Kein(e) Partner(in), Kind(er), Teilzeit erwerbstätig 1.274 62 223 685 223 41 100 225 Kein(e) Partner(in), Kind(er), Vollzeit erwerbstätig 3.335 796 181 677 1.074 232 1.151 201 Partner(in), Kind(er), nicht erwerbstätig 8.912 2.266 540 2.257 3.506 283 2.441 425 Partner(in), Kind(er), Teilzeit erwerbstätig 7.285 863 1.606 4.255 1.252 374 469 935 Partner(in), Kind(er), Vollzeit erwerbstätig 15.382 23.777 597 3.160 4.490 1.241 5.836 655 Partner-, Eltern- und Erwerbsstatus (%) Kein(e) Partner(in), kein(e) Kind(er), nicht erwerbstätig 1,6 2,9 1,6 1,7 2,0 1,6 1,3 1,1 Kein(e) Partner(in), kein(e) Kind(er), Teilzeit erwerbstätig 1,5 1,3 2,9 2,7 1,3 2,2 0,6 1,7 Kein(e) Partner(in), kein(e) Kind(er), Vollzeit erwerbstätig 8,5 14,1 11,7 9,6 6,6 9,9 9,0 8,2 Partner(in), kein(e) Kind(er), nicht erwerbstätig 5,6 2,7 2,8 3,7 11,0 2,6 4,6 2,3 Partner(in), kein(e) Kind(er), Teilzeit erwerbstätig 5,1 1,3 9,9 7,8 3,2 4,8 1,1 6,1 Partner(in), kein(e) Kind(er), Vollzeit erwerbstätig 15,3 22,3 21,1 16,2 12,5 19,0 17,3 14,7 Kein(e) Partner(in), Kind(er), nicht erwerbstätig 2,4 0,3 0,8 2,2 2,5 0,9 1,8 4,3 Kein(e) Partner(in), Kind(er), Teilzeit erwerbstätig 2,5 0,2 3,3 3,2 1,3 1,2 0,5 5,5 Kein(e) Partner(in), Kind(er), Vollzeit erwerbstätig 4,5 1,4 2,5 3,7 4,3 6,1 6,3 4,7 Partner(in), Kind(er), nicht erwerbstätig 15,4 4,5 9,6 11,2 23,6 8,1 16,6 12,1 Partner(in), Kind(er), Teilzeit erwerbstätig 14,8 2,0 25,6 21,5 8,7 10,6 3,1 23,6 Partner(in), Kind(er), Vollzeit erwerbstätig 15,3 47,0 8,3 16,5 23,1 33,1 37,8 15,6 n = ungewichtete Anzahl der Befragten, % = gewichteter Anteil 1 EU = Durchschnitt der EU-Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen (ohne Irland) 2 inklusive Deutschland 3 ohne Irland Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 12
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS Kategorie aus der Analyse ausgeschlossen. Für die Alters- die kontinentaleuropäischen Länder (Belgien, Deutschland, gruppen 25 bis 59 Jahre traf dies auf 33.429 Personen zu. Frankreich, Luxemburg, die Niederlande, Österreich), die Die Kombination von Partner- und Elternstatus wird im südeuropäischen Länder (Griechenland, Italien, Malta, Por- Folgenden auch als Familienstatus oder familiäre Lebens- tugal, Spanien, Zypern), die nordeuropäischen Länder form bezeichnet. (Dänemark, Finnland, Schweden), die osteuropäischen Bezüglich des Erwerbsstatus erfolgte eine Differenzie- Länder (Bulgarien, Tschechische Republik, Estland, Lett- rung in „Vollzeit erwerbstätig“, „Teilzeit erwerbstätig“ und land, Litauen, Ungarn, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowe- „nicht erwerbstätig“. Die Zuordnung zu Voll- oder Teilzeit nien) und die angelsächsischen Länder (Vereinigtes König- wurde von den Befragten selbst vorgenommen. Erwerbs- reich). Aufgrund nicht plausibler Werte beim Erwerbsstatus tätige Befragte, die sich nicht der Rubrik Voll- oder Teilzeit von Frauen und Männern mit Kindern wurden die Daten zugeordnet hatten, blieben in der Analyse unberücksichtigt für Irland ausgeschlossen. (2.271 Personen). Zur Gruppe der nicht erwerbstätigen Per- Als Kontrollvariable ging zum einen das Alter der Befrag- sonen zählen Arbeitslose sowie Hausfrauen und -männer ten in die Analyse ein, das im Datensatz als gruppierte (inklusive Betreuung von Kindern sowie von hilfs- oder pfle- Variable in Fünf-Jahres-Schritten vorliegt. Zum anderen gebedürftigen Personen) und sonstig nicht erwerbstätige wurde in den Modellen für die Erhebungsmethode kon Personen. Ausgeschlossen wurden Schülerinnen und Schü- trolliert, um Unterschiede im Antwortverhalten ausgleichen ler, Studierende, Personen im Wehr- oder Militärdienst zu können. Die Variable wies die Ausprägungen „Face-to- sowie dauerhaft erwerbsunfähige Personen (10.715 Perso- Face“, „postalisch“, „telefonisch“, „Internet“ und „Mixed- nen). Auf eine weitere Ausdifferenzierung der nicht erwerbs- Mode“, also eine Kombination von mehreren Erhebungs- tätigen Personen in „arbeitslos“ und „Hausfrau bezie- methoden, auf. Ferner wurde für das Alter des jüngsten hungsweise Hausmann“ wurde verzichtet, da die Fallzahlen Kindes im Haushalt (Kind unter 7 Jahren im Haushalt: ja/ in einigen familiären Subgruppen sehr klein sind. Eine Sen- nein) kontrolliert sowie für die Bildung der Befragten sitivitätsanalyse zeigte, dass die Zusammenhänge bei (untere, mittlere, obere Bildungsgruppe), die mittels der Arbeitslosen sowie Hausfrauen und Hausmännern nicht Internationalen Standardklassifikation für das Bildungs- gegenläufig ausfielen, sodass eine Zusammenlegung wesen (ISCED) 2011 gemessen wurde [37]. gerechtfertigt schien. Als Moderatorvariable ging die Gruppierung der EU-Mit- 2.3 Statistische Methoden gliedstaaten entlang der oben dargestellten Typisierung der Familienpolitiken und Wohlfahrtssysteme ein. Die Grup- Die Analyse wurde begrenzt auf den Altersbereich von pierung war nötig, da die Fallzahlen in vielen EU-Mitglied- 25 bis 59 Jahren. Die Brutto-Stichprobe der 25- bis 59-Jäh- staaten zu klein für die differenzierte Analyse des Familien- rigen beträgt 85.939 Frauen und 74.404 Männer. Aufgrund und Erwerbsstatus sind. Die Ländergruppierung umfasst der Einschlusskriterien beim Partner-, Eltern- und Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 13
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS Erwerbsstatus wurden 44.334 Fälle fallweise ausgeschlos- Die Analysen wurden mit einem Gewichtungsfaktor sen (Kapitel 2.2). Durch fehlende Angaben bei der selbst- erstellt, um sicherzustellen, dass jeder EU-Mitgliedstaat eingeschätzten Gesundheit (n = 2.769) und der Bildung proportional zu seinem Bevölkerungsumfang berück- (n = 410) ergibt sich eine Netto-Stichprobe von 112.830 Teil- sichtigt wird. Bei der Gewichtung für den europäischen nehmenden (fallweiser Ausschluss). Tabelle 1 gibt einen Vergleich wird Bildung – im Gegensatz zu Auswertungen Überblick über die einbezogene Stichprobe. von GEDA 2014/2015-EHIS für Deutschland [9] – gemäß In der statistischen Analyse wurden für Frauen und den Eurostat-Empfehlungen nicht berücksichtigt. Durch Männer getrennt binär logistische Regressionen mit dem die Aufnahme von Bildung und der Interaktion aus Alter Outcome einer mittelmäßigen bis sehr schlechten Gesund- und Mitgliedstaat wird in den statistischen Modellen aller- heit berechnet, in die neben dem Familien- und Erwerbs- dings für Bildungs- und Altersunterschiede in den EU-Mit- status die Ländergruppen, die Interaktion aus Familien- gliedstaaten kontrolliert. Als Clustervariable wird für die Die größten Unterschiede und Erwerbsstatus und Ländergruppen, das Alter, die folgenden Analysen die Haushaltsindikatorvariable verwen- in der selbsteingeschätzten Interaktion aus Alter und Land, die Erhebungsmethode, det. Alle Analysen wurden mit Stata 15.1 durchgeführt. Um Gesundheit zeigen sich in das Alter des jüngsten Kindes sowie Bildung eingingen. die Clusterung der Teilnehmenden und die Gewichtung der EU zwischen Vollzeit Auf Basis dieser Modelle wurden vorhergesagte (adjus- angemessen bei der Berechnung von Konfidenzintervallen tierte) Wahrscheinlichkeiten (Predictive Margins) inklusive und p-Werten zu berücksichtigen, wurden in allen Analy- und nicht erwerbstätigen der 95 %-Konfidenzintervalle für die gesamte EU sowie für sen Stata-Surveyprozeduren verwendet. Frauen und Männern. die fünf Ländergruppen berechnet. Für Männer wird nur das Ergebnis für die EU insgesamt berichtet, da die Fall- 3. Ergebnisse zahlen für nicht oder Teilzeit erwerbstätige Männer inner- 3.1 Familien- und Erwerbsmuster von Frauen und halb der familiären Lebensformen bei Betrachtung der Männern einzelnen Ländergruppen zu klein waren. Für Deutschland wurde ein eigenes Modell ohne länderbezogene Kontroll- In der EU zeigt sich bei den Männern eine starke Cluste- variablen berechnet. Zur statistischen Absicherung der rung auf nur wenige Familien- und Erwerbsgruppen (Tabel- Unterschiede der Zusammenhangsmuster zwischen dem le 1). So finden sich 47,0 % der Männer in der Gruppe jener, Familien- und Erwerbsstatus und der Gesundheit wurden die alle drei sozialen Rollen innehaben (Partner, Vater, Voll- auf Basis von Modellen mit Interaktionstermen aus Fami- zeiterwerbstätiger). Weitere 36,4 % der Männer gehören in lien- und Erwerbsstatus und (a) Geschlecht, (b) Deutsch- die beiden Gruppen „kein(e) Kind(er), Vollzeiterwerbstä- land (ja/nein) und (c) EU-Ländergruppen adjustierte tigkeit“ mit und ohne Partnerin oder Partner. Wald-Tests berechnet. Es wird von einem statistisch sig- Bei den Frauen besteht hingegen innerhalb der EU eine nifikanten Unterschied ausgegangen, wenn der entspre- deutlich größere Heterogenität in Hinblick auf den Fami- chende p-Wert kleiner als 0,05 ist. lien- und Erwerbsstatus (Tabelle 1). Der Vergleich von Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 14
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS Deutschland und der EU gesamt zeigt, dass in Deutsch- Abstufung der Prävalenzen nach dem Grad der Erwerbstä- land ein auffallend großer Teil der Mütter in Teilzeit erwerbs- tigkeit. Auch bei den Frauen findet sich in der Gruppe der tätig ist. Auch der Vergleich der Ländergruppen lässt Nichterwerbstätigen ohne Partnerin oder Partner und Kin- deutliche Unterschiede erkennen: Während in den konti- der die höchste vorhergesagte Prävalenz für eine nicht gute nentaleuropäischen und angelsächsischen Mitgliedstaaten Gesundheit. Auffällig ist bei den Frauen allerdings, dass bei Frauen mit Kindern eine Teilzeitbeschäftigung am häu- die Unterschiede in der Gesundheit nach Erwerbsstatus figsten zu finden ist, ist eine Teilzeitbeschäftigung in Süd- bei Frauen in Partnerschaft und mit Kindern geringer aus- europa und in noch stärkerem Maße in Osteuropa eher fallen als in den anderen familiären Lebensformen. Die selten. Während in Osteuropa Frauen in allen familiären Wahrscheinlichkeit einer mittelmäßigen bis sehr schlech- Lebensformkonstellationen überwiegend Vollzeit erwerbs- ten Gesundheit ist bei nicht erwerbstätigen Frauen in Part- tätig sind, sind Frauen aus Südeuropa vergleichsweise häu- nerschaft und mit Kindern somit deutlich geringer als bei Die Zusammenhangsmuster fig nicht erwerbstätig. Dies trifft insbesondere dann zu, nicht erwerbstätigen Frauen der anderen familiären Lebens- zwischen Kombinationen wenn sie in einem Partnerhaushalt leben. In den nordeu- formen. aus Partner-, Eltern- und ropäischen Ländern ist ein Großteil der Frauen (auch der Beim statistischen Vergleich von Frauen und Männern Erwerbsstatus und der selbst Mütter) Vollzeit erwerbstätig. finden sich signifikante Unterschiede (p = 0,002) einerseits bei den nicht erwerbstätigen, in Partnerschaft lebenden eingeschätzten Gesundheit 3.2 Zusammenhänge zwischen dem Familien- und Frauen und Männern mit Kindern zuungunsten der Män- unterscheiden sich bei Erwerbsstatus und der Gesundheit ner und andererseits bei den in Vollzeit erwerbstätigen Frauen in den verschiedenen Alleinerziehenden sowie Alleinlebenden zuungunsten der EU-Ländergruppen. Bei Männern in der EU (Abbildung 1 und Annex Tabelle 1) Frauen. In allen anderen Subgruppen liegen die Anteile für zeigt sich eine graduelle Abstufung in den Prävalenzen derart, eine nicht gute Gesundheit bei Frauen und Männern auf dass Vollzeit erwerbstätige Männer am seltensten ihre einem ähnlichen Niveau. Gesundheit als mittelmäßig bis sehr schlecht einschätzen, Bei Betrachtung der vorhergesagten Prävalenzen für gefolgt von den Teilzeit erwerbstätigen Männern. Eine mittel- Deutschland (Abbildung 2 und Annex Tabelle 2) fällt auf, mäßige bis sehr schlechte Gesundheit wird am häufigsten dass die Unterschiede in der selbsteingeschätzten von nicht erwerbstätigen Männern berichtet. Dieses Muster Gesundheit nach dem Erwerbs- und Partnerstatus bei findet sich in allen familiären Lebensformen. Allerdings weist Frauen mit Kindern deutlich geringer ausfallen als in der die Gruppe der nicht erwerbstätigen, partner- und kinderlosen gesamten EU (Abbildung 1). In Deutschland zeigen sich Männer die höchste vorhergesagte Prävalenz einer allenfalls bei Müttern weder signifikante Unterschiede in der mittelmäßigen selbsteingeschätzten Gesundheit auf. Gesundheit zwischen Vollzeit-, Teilzeit- und Nichterwerbs- Bei den Frauen in der EU (Abbildung 1 und Annex tätigen noch zwischen alleinerziehenden und in Partner- Tabelle 1) zeigt sich ein ähnliches Muster einer graduellen schaft lebenden Müttern. Auch bei den kinderlosen Frauen, Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 15
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS Abbildung 1 Vorhergesagte Prävalenz (%) 60 Vorhergesagte Prävalenzen und 95 %-Konfidenz Frauen: EU gesamt1 intervalle für eine mittelmäßige bis sehr schlechte 50 allgemeine Gesundheit bei Frauen und Männern 40 in der gesamten EU nach Eltern-, Partner- und Erwerbsstatus (n = 62.111 Frauen, n = 50.719 Männer) 30 Quelle: EHIS 2 (2013 – 2015) 20 10 nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig ohne Partner(in) mit Partner(in) ohne Partner(in) mit Partner(in) ohne Kind(er) mit Kind(er) Vorhergesagte Prävalenz (%) 60 Männer: EU gesamt1 50 40 30 20 10 nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig ohne Partner(in) mit Partner(in) ohne Partner(in) mit Partner(in) ohne Kind(er) mit Kind(er) 1 EU gesamt = Durchschnitt der EU-Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen (ohne Irland) die in einem Partnerhaushalt leben, zeigen sich keine Der statistische Vergleich der Zusammenhangsmuster Unterschiede in der Gesundheit zwischen Voll- und Teil- zwischen dem Familien- und Erwerbsstatus und der selbst- zeiterwerbstätigen, wohl aber bei den alleinlebenden eingeschätzten Gesundheit in den fünf Ländergruppen der Frauen. Das Zusammenhangsmuster zwischen den drei EU ergibt, dass signifikante Unterschiede zwischen den sozialen Rollen und der Gesundheit in Deutschland unter- Ländergruppen bestehen (p < 0,001) (Abbildung 2 und scheidet sich signifikant von dem in der EU gesamt (ohne Annex Tabelle 2). Deutschland) (p = 0,002). Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 16
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS In Kontinentaleuropa (inklusive Deutschland) findet in Kontinentaleuropa (ohne Deutschland) untermauert, sich weitgehend das Zusammenhangsmuster, das für die dass das Muster in Deutschland signifikant anders ausfällt gesamte EU beschrieben wurde. Die Gruppe der Frauen, als im übrigen Kontinentaleuropa (p = 0,002). die keine der drei sozialen Rollen innehat, weist die höchste Auffällig in Südeuropa ist, dass die Unterschiede in vorhergesagte Prävalenz für eine mittelmäßige bis sehr den vorhergesagten Prävalenzen für eine mittelmäßige schlechte Gesundheit auf. Der statistische Vergleich der bis sehr schlechte Gesundheit vergleichsweise gering aus- Zusammenhangsmuster bei Frauen in Deutschland und fallen. Ähnlich wie in Deutschland sind in Südeuropa die Vorhergesagte Prävalenz (%) 60 Frauen: Deutschland 50 40 30 20 10 nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig ohne Partner(in) mit Partner(in) ohne Partner(in) mit Partner(in) ohne Kind(er) mit Kind(er) Vorhergesagte Prävalenz (%) 60 Frauen: Kontinentaleuropa1 50 40 30 Abbildung 2 20 Vorhergesagte Prävalenzen und 95 %-Konfidenz intervalle für eine mittelmäßige bis sehr schlechte 10 allgemeine Gesundheit bei Frauen in Deutschland und in Ländergruppen der EU-Mitgliedstaaten nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig nach Eltern-, Partner- und Erwerbsstatus ohne Partner(in) mit Partner(in) ohne Partner(in) mit Partner(in) (n = 62.111 Frauen) ohne Kind(er) mit Kind(er) Quelle: EHIS 2 (2013 – 2015) 1 inklusive Deutschland Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 17
Journal of Health Monitoring Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und selbsteingeschätzte Gesundheit in Deutschland und der EU FOCUS Abbildung 2 Fortsetzung Vorhergesagte Prävalenz (%) 50 Vorhergesagte Prävalenzen und 95 %-Konfidenz Frauen: Südeuropa intervalle für eine mittelmäßige bis sehr schlechte 40 allgemeine Gesundheit bei Frauen in Deutschland 30 und in Ländergruppen der EU-Mitgliedstaaten nach Eltern-, Partner- und Erwerbsstatus 20 (n = 62.111 Frauen) 10 Quelle: EHIS 2 (2013 – 2015) nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig ohne Partner(in) mit Partner(in) ohne Partner(in) mit Partner(in) ohne Kind(er) mit Kind(er) Vorhergesagte Prävalenz (%) 70 Frauen: Nordeuropa 60 50 40 30 20 10 nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit nicht Teilzeit Vollzeit erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig ohne Partner(in) mit Partner(in) ohne Partner(in) mit Partner(in) ohne Kind(er) mit Kind(er) Unterschiede nach dem Erwerbsstatus bei den in Part- In Nordeuropa zeigt sich ein vergleichsweise stark aus- nerhaushalten lebenden Müttern nicht signifikant. Bei geprägter Erwerbsstatus-Gradient: Die Prävalenzen für den Alleinerziehenden und den kinderlosen Frauen lässt eine mittelmäßige bis sehr schlechte Gesundheit sind bei sich hingegen eine graduelle Abstufung nach dem Erwerbs- den nicht erwerbstätigen Frauen am höchsten, gefolgt status derart erkennen, dass signifikante Unterschiede in von den Teilzeit erwerbstätigen Frauen. Die Prävalenzen der Gesundheit zwischen nicht und Vollzeit erwerbstätigen für die Vollzeiterwerbstätigen sind am geringsten und lie- Frauen bestehen. gen in allen familiären Lebensformen auf dem gleichen Journal of Health Monitoring 2019 4(4) 18
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