Eine Analyse der Kodierungen und die Bedeutung für den klinischen Alltag
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146 Originalia Schmerztherapie Original Articles Pain Therapy Quo vadis OPS 8-919? Quo vadis OPS 8-919? An analysis of coding and its relevance in clinical routine Eine Analyse der Kodierungen und die Bedeutung für den S. Nardi-Hiebl1 · T. Meuser2 · G. Geldner3 · J. Schneider4 · T. Koch1 · D. Chappell5 · L.H. Eberhart1 klinischen Alltag Zitierweise: Nardi-Hiebl S, Meuser T, Geldner G, Schneider J, Koch T, Chappell D, Eberhart LH: Quo vadis OPS 8-919? Eine Analyse der Kodierungen und die Bedeutung für den klinischen Alltag. Anästh Intensivmed 2021;62:146–156. DOI: 10.19224/ai2021.146 Zusammenfassung Schlussfolgerungen: Die Kodierhäufig 1 Klinik für Anästhesie und Intensiv therapie, Philipps-Universität Marburg Hintergrund: Zur schmerztherapeuti keit im Datenbestand des betrachteten (Direktor: Prof. Dr. H. Wulf) schen Versorgung von Patienten an Zeitraums war stabil, erscheint aber 2 Direktor des Zentrums für Fachmedizin deutschen Krankenhäusern stehen de im Vergleich mit publizierten Daten, Köln, Sektion Schmerzmedizin, Köln finierte Organisationsformen, Prozesse welche ebenfalls Teilleistungen der Akut- 3 Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, schmerzversorgung abbilden, als zu ge- Intensivmedizin, Notfallmedizin und und Maßnahmen zur Verfügung, die in Schmerztherapie, Klinikum Ludwigsburg unterschiedlichem Maße Verwendung ring. Es ergeben sich Hinweise auf eine 4 Leiter der Abteilung Projekt- und finden. Der tatsächliche Anwendungs Minderkodierung. Weiterhin wird deut Prozessmanagement, Universitäts grad ist jedoch weitgehend unbekannt. lich, dass die Datensammlung der OPS klinikum Halle, Martin-Luther-Universität 8-919 in ihrer aktuellen Ausgestaltung Halle-Wittenberg Es soll daher geprüft werden, ob anhand 5 Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, von frei zugänglichen Routinedaten der nicht sinnvoll verwertet werden kann. operative Intensivmedizin, Notfallmedizin, DRG-Abrechnung über die OPS-Kodie Auch in Hinblick auf eine mögliche Er- Schmerztherapie, Klinikum Frankfurt rung 8-919 eine Übersicht geschaffen lösrelevanz sollte eine Anpassung des Höchst werden kann. Definitionsumfangs angestrebt werden. Methodik: Es wurden die öffentlich zu- Summary gänglichen aggregierten Bestände der Background: Defined organisational Datensammlungen nach dem Kranken forms, processes and technologies are hausentgeltgesetz in der DRG-Systema available and applied to a variable ex- tik aufbereitet und statistisch deskriptiv tent at German hospitals in order to ausgewertet, die beim Statistischen Bun- manage post-operative pain in patients. desamt (DESTATIS) und dem Institut für However, there is no public transpa das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) rency about their application. Therefore, Danksagungen zur freien Verfügung stehen. Die Ergeb the objective of this publication is to Die Autoren bedanken sich bei Frau Sabine nisse wurden mit publizierten Daten Nemitz vom Statistischen Bundesamt sowie assess whether it is possible to obtain verglichen. Herrn Christian Giesen vom Institut für das this transparency by analysing publicly Entgeltsystem im Krankenhaus für die Bereit Ergebnisse: Im betrachteten Zeitraum available DRG reimbursement data by stellung von Daten und fachliche Klärungen. der verfügbaren Datenjahre 2014 bis utilising OPS code 8-919. 2018 wurde die OPS 8-919 im Durch Interessenkonflikt Methods: To statistically analyse the a- schnitt bei 1,79 % der Normallieger Die Autoren geben an, dass keine Interessen vailable data we used aggregates of pu konflikte bestehen. kodiert. Die Major Diagnostic Category blic and freely available data collections (MDC) 08 – Krankheiten und Störungen based on the Hospital Remuneration Act Schlüsselwörter an Muskel-Skelett-System und Binde and provided by the Federal Statistics Postoperativer Schmerz – gewebe – ist mit 58 % aller Kodierun- gen führend, wobei bei den meisten Office (DESTATIS) as well as the Institute Akutschmerzdienst – Medizi MDCs ein leichter Rückgang der OPS for the Remuneration System in the Hos nische Kodierung 8-919-Kodierungen festzustellen ist. Ein pital (InEK). The results were compared Keywords deutlicher Zuwachs ist nur bei der MDC to other available information. Postoperative Pain – Acute 14 – Schwangerschaft, Geburt und Wo Results: The available data considered Pain Service – Medical Coding chenbett – zu verzeichnen. pertained to the years between 2014 © Anästh Intensivmed 2021;62:146–156 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Schmerztherapie Originalia147 Pain Therapy Original Articles and 2018. In this period, OPS 8-919 Evidenzgraden hinterlegt ein potenziel- „qualitativ hochwertige, spezialisierte, was coded on average in 1.79 % of ler Idealzustand der Schmerztherapie innerklinische schmerzmedizinische Ver- the in-patients. Comprising 58 % of all beschrieben, der eine optimale Versor sorgung in allen Versorgungseinheiten coding, the Major Diagnostic Category gung, weniger Schmerzen und auch eine des Krankenhauses zu gewährleisten“. (MDC) 08 – Diseases and Disorders of höhere Patientenzufriedenheit erwarten Der ASD kann somit eine entscheidende the Musculoskeletal System and Con lässt. Rolle in der Verbesserung der postope nective Tissue – was the MDC with most Jedoch erfordern die Aspekte zur Er rativen Akutschmerztherapie darstellen coding, although most MDCs showed a möglichung einer besseren Versorgung und direkten Einfluss auf die Reduktion decline in OPS 8-919 coding. This fact vielfach Investitionen und verursachen von Schmerzen und Verbesserung der was partly balanced by an increase of Aufwand – materiell und personell. So Patientenzufriedenheit nehmen [21–23], coding in the MDC 14 – Pregnancy, wird etwa bei Eingriffen, die starke idealerweise in einem interdisziplinären Birth and Postpartum. Schmerzen postoperativ erwarten lassen, Team mit definierten Kernfunktionen für eine systemische Schmerztherapie [24]. Conclusions: The frequency of the co ding in the data reviewed was seen to unter anderem die patientenkontrollierte Zum Ergreifen von Maßnahmen und be stable over the years but appeared Analgesie (PCA) empfohlen [9]. Die PCA um auch das Bewusstsein zu schaffen, to be too low in comparison with other ist ein etabliertes, umfassendes Schmerz- damit die beschriebenen Defizite der published data on acute pain. There therapiekonzept, das sich die letzten Schmerzversorgung mit dem Wissen zu were indications of insufficient coding. Jahre in mancher Hinsicht weiterent- effektiven Verfahren und Organisations- Furthermore, it has become evident wickelt hat, aber durchwegs noch ver formen gezielt beseitigt werden können, that OPS 8-919 in its current form is bessert werden kann [11]. Der Ansatz ist Transparenz zu deren Verfügbarkeit unsuitable to evaluate acute pain ma basiert auf der Überzeugung, dass der und Einsatz erforderlich. Auf bundes für diese Therapieform mündige Patient weiter Ebene erfolgt dies zumeist über nagement activities in a meaningful way. selbst in seine Schmerztherapie einbe Befragungen, die aber je nach Ausge With respect to potential a remuneration zogen wird. Im Vergleich zur Ad-hoc- staltung mitunter kein repräsentatives relevancy, the coding definition should Gabe von Opioiden haben Patienten Bild liefern. Weiterhin erfordern quali be adjusted to enhance data collection. mit akuten Schmerzzuständen, die mit fizierte Befragungen beträchtlichen Auf- einer intravenösen PCA versorgt werden, wand, werden daher nur in größeren Hintergrund weniger Schmerzen und berichten eine Zeitabständen durchgeführt und liefern höhere Zufriedenheit [12]. Auch andere somit nicht „auf Knopfdruck“ Daten. Seit Jahren wird berichtet, dass die Ver- regionalanästhesiologische Verfahren – Grundsätzlich sind jedoch Initiativen sorgung von stationären Patienten mit wie die kontinuierliche periphere und vorhanden, die eine qualitativ hochwer akuten Schmerzen, insbesondere nach rückenmarksnahe Regionalanästhesie tige Datensammlung ermöglichen. Ein kleineren und mittelgroßen Operatio oder Verfahren zur Wundinfiltration – Beispiel ist das Benchmarking-Projekt nen, in der Bundesrepublik nach wie zeigen mitunter diese Vorteile [13–15]. „Qualitätsverbesserung in der postope- vor optimierungsbedürftig ist [1–3]. Da- bei handelt es sich nicht nur um ein Die Durchführung dieser Verfahren ver- rativen Schmerztherapie QUIPS“, an deutsches Phänomen [4–8]. Es mag für ursacht jedoch einen nicht unerhebli welchem sich aktuell 224 Kliniken be- jede Klinik individuelle Gründe geben, chen personellen Ressourcenaufwand, teiligen und standardisiert Daten mit weshalb sich ein nennenswerter Anteil erfordert Fachwissen und geht häufig dem Ziel einer Versorgungsverbesserung der Patienten nach wie vor unzufrieden mit erheblichen Materialaufwendungen erheben [25]. Hier lässt sich auch eine über ihre Schmerztherapie äußert. Die- einher [16–18]. elektronische Datenerfassung bettseitig se Defizite lassen sich nicht auf eine Idealerweise sind diese Verfahren und arrangieren, und somit könnten Daten grundsätzlich mangelhafte Verfügbar ihre Prozesse in die Organisation eines zeitnah zur Auswertung bereitgestellt keit und Bekanntheit von adäquaten Akutschmerzdienstes (ASD) eingebettet. werden. Jedoch dürfte aber vor allem Schmerzmitteln, Therapieverfahren und Seit der Einführung der ersten Schmerz der mangelnde Digitalisierungsgrad deut- Organisationsformen zurückführen. Bei- dienste an deutschen Krankenhäusern in scher Kliniken ein Hindernis für die spielsweise wurde schon 2007 eine Leit den 1980 er Jahren wird deren Notwen- breite Anwendung eines derartigen Vor- linie zur Behandlung akuter periopera digkeit für eine optimierte Akutschmerz gehens sein. tiver und posttraumatischer Schmerzen versorgung immer wieder beschrieben Idealerweise sollte es möglich sein, über publiziert, die sich momentan in der [19]. Kürzlich hat die DGAI hierfür per- Routinedaten jederzeit und effektiv ein Aktualisierung befindet und 2021 in sonelle und organisatorische Empfeh bundeseinheitliches Bild vorliegen zu einer aktualisierten Form erscheinen soll lungen herausgegeben [20], wenngleich haben, um daraus therapeutische Maß- [9,10]. Die bisherige Leitlinie wurde als diese ein breiteres Spektrum aufweisen nahmen ableiten zu können und deren „S3“ klassifiziert und wurde somit in ei und nicht nur die Akutschmerzversor Effekt zu dokumentieren. Das Abrech- nem systematischen Prozess entwickelt. gung im Blick haben. Die Empfehlungen nungssystem der Diagnostic Related Es wird detailliert und mit verschiedenen betonen die Stellung des ASD, um eine Groups (DRG) bietet grundsätzlich hier- © Anästh Intensivmed 2021;62:146–156 Aktiv Druck & Verlag GmbH
148 Originalia Schmerztherapie Original Articles Pain Therapy für eine Möglichkeit. Die Leistungser den Zugang zu den Daten aller vollsta 174.385), davon waren im Schnitt pro bringung erwähnter Verfahren durch ei tionären Patienten in seiner Datenbank Jahr 14 Millionen Fälle Normallieger. nen qualifizierten ASD bei Akutschmerz GENESIS [28]. Weiterhin veröffentlicht Bei durchschnittlich 1,54 % aller Fälle patienten kann seit der Einführung des das InEK die Daten aller voll- und teil (x = 1,53 %, σ = 0,03 %) wurde die OPS Operations- und Prozedurenschlüssels stationären Patienten der Kalkulations 8-919 kodiert, bei den Normalliegern (OPS) 8-919 im Jahr 2004 im Rahmen häuser durch seinem „G-DRG-Report- im Durchschnitt 1,79 % (x = 1,79 %, σ des deutschen DRG-Systems kodiert Browser“ [29]. = 0,04 %). Bei den Kalkulationshäusern, werden [26]. Die ursprüngliche Kodie Die vorliegenden Auswertungen beru die durchschnittlich 2.944.485 (x = rung umfasste primär operativ versorgte hen auf den Fallzahlen der Aggregations 2.851.950, σ = 312.369) Fälle pro Jahr Patienten, im Jahr 2005 wurde eine ebenen Major Diagnostic Categories beitragen, lag der Mittelwert der OPS Präzisierung der einzuschließenden (MDC) und den DRG-Partitionen sowie 8-919-Kodierungen bei 1,83 % (x = Verfahren vorgenommen und seit 2006 den korrespondierenden Häufigkeiten 1,83 %, σ = 0,11 %; Tab. 1). können auch Tumorpatienten mit akuten der OPS 8-919. Für die Auswertung wer Von insgesamt 27 Major Diagnostic Schmerzzuständen oder exazerbierten den alle vollstationären Fälle der Haupt- Categories (MDC) werden 82 % aller Tumorschmerzen erfasst werden (siehe und Belegabteilungen der letzten fünf erfassten Fälle der Normallieger durch Kodierhinweis). verfügbaren Datenjahre (2014 bis 2018) zehn MDCs konstituiert. Über den be- Da somit im Rahmen des Abrechnungs herangezogen. Dabei wird primär nur trachteten Zeitraum hat die MDC 08 systems die Akutschmerzversorgung do- die Gruppe der Normallieger betrachtet. (Krankheiten und Störungen an Muskel- kumentiert wird, stellt sich die Frage, Nach Zusammenführung der Daten aus Skelett-System und Bindegewebe) mit ob nicht anhand dieser öffentlichen den einzelnen Datenquellen in eine Da- 16 % den höchsten Anteil an allen Fällen, Routinedaten die Akutschmerztherapie tenbank wurden diese statistisch de- gefolgt von der MDC 05 (Krankheiten anhand des OPS 8-919 darstellbar ist skriptiv (Mittelwert, Median, Standard und Störungen des Kreislaufsystems) mit und inwieweit Auswertungen mit der abweichung) ausgewertet. 15 % sowie der MDC 06 (Krankheiten bestehenden Kodierung für praktische und Störungen der Verdauungsorgane) Zwecke im Klinikalltag brauchbar sind. mit 10 %. Bei fünf der TOP10-MDCs ist Insofern könnten diese Daten nicht Ergebnisse im Vergleich der Jahre 2018 und 2014 nur zu Abrechnungszwecken, sondern Durchschnittlich wurden über die fünf ein Rückgang der Fallzahl bei den Nor auch zur Darstellung des tatsächlichen Jahre 2014 bis 2018 jährlich 18.762.900 malliegern zu verzeichnen, wobei der Leistungsgeschehens dienen. Fälle vollstationärer Patienten in Deutsch- höchste Rückgang mit relativ 5,8 % bei land versorgt (x = 18.754.571, σ = der MDC 06 zu verzeichnen ist (Tab. 2). Methodik Sowohl das Statistische Bundesamt Tabelle 1 (DESTATIS) als auch das Institut für das Darstellung der Gesamtfallzahlen und Kodierhäufigkeit pro Datenjahr. Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) 2014 2015 2016 2017 2018 ermöglichen den Zugriff auf die aggre gierten Datenbestände der klinischen DESTATIS – vollstationäre Patienten Abrechungsdaten des bundesdeutschen Anzahl der Fälle 18.531.819 18.665.238 18.961.650 18.901.222 18.754.571 DRG-Systems. Diese Daten müssen Anzahl der 8-919- 283.327 286.491 295.477 294.581 280.677 durch die Krankenhäuser, die im Rah Kodierungen men des Krankenhausentgeltgesetzes Anteil der Kodie 1,53 % 1,53 % 1,56 % 1,56 % 1,50 % (KHEntG) in der Bundesrepublik abrech rungen an den Fällen nen, dem InEK bereitgestellt werden, InEK – Normallieger welches eine Bereinigung und Plausi- Anzahl der Fälle 13.981.176 14.003.772 14.137.599 14.048.318 13.853.044 bilitätsprüfung vornimmt und diesen Anzahl der 8-919- 247.197 250.869 257.888 257.269 241.174 Datenbestand auch DESTATIS überlässt. Kodierungen Das InEK veröffentlicht aus dieser Da- Anteil der Kodie 1,77 % 1,79 % 1,82 % 1,83 % 1,74 % tenmenge jährlich die bereinigten Da- rungen an den Fällen ten der Krankenhäuser, welche nach InEK – Kalkulationshäuser Fallpauschalen abrechnen. Die Daten der Anzahl der Fälle 2.720.114 2.645.422 2.851.950 3.090.843 3.414.095 Normallieger („Inlier“) aus den Haupt-, Anzahl der 8-919- 46.284 46.657 52.755 61.607 62.614 Beleg- und teilstationären Abteilungen Kodierungen werden im „G-DRG-Browser“, der auf Anteil der Kodie 1,70 % 1,76 % 1,85 % 1,99 % 1,83 % der InEK-Webseite frei verfügbar ist, be- rungen an den Fällen reitgestellt [27]. DESTATIS ermöglicht © Anästh Intensivmed 2021;62:146–156 Aktiv Druck & Verlag GmbH
150 Originalia Schmerztherapie Original Articles Pain Therapy In der analysierten Zeitperiode weist 2014 auf 11.075 Kodierungen im Jahr Geschlechtsorgane) eine Sonderrolle die MDC 08 fast 58 % aller OPS 8-919- 2018 bei einer Fallzahlzunahme von ein: Beide MDCs zeigen sowohl einen Kodierungen auf. Es folgt die MDC 06 65.083 im Vergleich der beiden Jahre. Zuwachs bei den Fällen als auch bei mit 14 % sowie mit jeweils 4 % die Die Detailanalyse der MDC 08 ergibt, den OPS 8-919-Kodierungen. Der über MDC 04 (Krankheiten und Störungen dass im Gesamtzeitraum die DRG-Par- wiegende Teil der MDCs weist einen der Atmungsorgane) und die MDC 14 Rückgang bei den Fällen und auch bei tition I44 (Endoprothesen am Kniege (Schwangerschaft, Geburt und Wochen den Kodierungen auf, wobei der relative lenk) mit 25,5 % den höchsten Anteil an bett). 80 % aller OPS 8-919-Kodierungen Rückgang bei den Kodierungen stärker Kodierungen aufzeigt, gefolgt von I29 werden durch diese vier MDCs abge ausfällt (Abb. 1). (Komplexe Eingriffe am Schultergelenk) deckt. Während beim Jahresvergleich mit 21,1 % sowie der I05 (Revision oder In der Gegenüberstellung der Häufigkeit von 2018 zu 2014 bei der MDC 08 Ersatz Hüftgelenk) mit 20,1 %. In den von OPS 8-919-Kodierungen bei den nur ein relativer Rückgang von 1 % zu großen DRG-Partitionen für Wirbelsäu- TOP10-MDCs, welche über die fünf verzeichnen ist, hat die MDC 14 einen leneingriffe I09 und I10 liegt die Kodier Jahre 95 % aller OPS 8-919-Kodierun Zuwachs von 25,3 % erfahren (Tab. 3). häufigkeit bei 5,10 % und 1,66 %. gen umfassen, und der Gesamtanzahl Dieser Zuwachs ist im Wesentlichen getragen von der Zunahme der Kodie Im Vergleich relativer Veränderungen an Fällen ist in beiden Gruppen ein rungen bei der DRG-Partition O01 (Sec- zwischen den beiden Jahren nehmen Rückgang zu verzeichnen, der relativ bei tio caesarea) und O60 (Vaginale Ent die MDC 14 sowie die MDC 12 (Krank den Kodierungen jedoch höher ausfällt: bindung) von 8.787 Kodierungen im Jahr heiten und Störungen der männlichen 2,3 % versus 1,5 %. Tabelle 2 Darstellung der Fallhäufigkeit pro Datenjahr der 10 häufigsten MDCs. Major Diagnostic Group (MDC) 2014 2015 2016 2017 2018 MDC 08 Krankheiten und Störungen an Muskel-Skelett-System und Bindegewebe 2.274.269 2.270.635 2.276.360 2.286.203 2.215.958 MDC 05 Krankheiten und Störungen des Kreislaufsystems 2.068.854 2.044.015 2.066.012 2.022.325 1.973.037 MDC 06 Krankheiten und Störungen der Verdauungsorgane 1.524.813 1.495.815 1.485.107 1.459.022 1.436.893 MDC 01 Krankheiten und Störungen des Nervensystems 1.172.278 1.173.819 1.193.737 1.163.847 1.129.522 MDC 04 Krankheiten und Störungen der Atmungsorgane 1.037.054 1.111.053 1.108.985 1.127.546 1.108.092 MDC 14 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett 790.196 817.021 866.570 857.570 852.336 MDC 15 Neugeborene 661.916 685.878 734.894 742.747 740.575 MDC 11 Krankheiten und Störungen der Harnorgane 664.784 661.476 662.199 665.128 678.086 MDC 09 Krankheiten und Störungen an Haut, Unterhaut und Mamma 616.035 605.648 620.742 623.905 623.814 MDC 03 Krankheiten und Störungen des Ohres, der Nase, des Mundes und des 625.275 616.715 611.891 597.135 597.188 Halses Tabelle 2 Darstellung der 10 MDCs mit der höchsten Kodierhäufigkeit der OPS 8-919 pro Datenjahr. Major Diagnostic Group (MDC) 2014 2015 2016 2017 2018 MDC 08 Krankheiten und Störungen an Muskel-Skelett-System und Bindegewebe 139.494 145.507 149.559 151.844 138.154 MDC 06 Krankheiten und Störungen der Verdauungsorgane 36.332 35.678 35.353 34.492 33.826 MDC 04 Krankheiten und Störungen der Atmungsorgane 11.215 10.632 10.951 10.627 10.150 MDC 14 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett 9.100 9.769 11.306 11.231 11.401 MDC 07 Krankheiten und Störungen an hepatobiliärem System und Pankreas 9.029 8.854 9.334 9.133 8.820 MDC 11 Krankheiten und Störungen der Harnorgane 8.883 8.423 8.841 8.794 8.864 MDC 13 Krankheiten und Störungen der weiblichen Geschlechtsorgane 8.221 7.737 7.664 7.176 6.944 MDC 05 Krankheiten und Störungen des Kreislaufsystems 5.911 6.046 5.823 5.213 4.950 MDC 12 Krankheiten und Störungen der männlichen Geschlechtsorgane 3.385 3.180 3.416 3.616 3.599 MDC 01 Krankheiten und Störungen des Nervensystems 3.279 3.251 3.716 2.918 2.674 © Anästh Intensivmed 2021;62:146–156 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Schmerztherapie Originalia151 Pain Therapy Original Articles Abbildung 1 Diskussion 15 % Im Rahmen der vorliegenden Studie Fälle Fälle OPS 8919Kodierung OPS 8919Kodierung wurde untersucht, mit welcher Häufig- Veränderung der Fallzahl (2018 vs. 2014) keit komplexe Verfahren der Akut MDC 14, 25 %, 8 % schmerztherapie unter Einbeziehung MDC 04, 9 %, 7 % MDC 12, 6 %, 7 % eines qualifizierten ASD in den Jahren 5% 2014 bis 2018 bei vollstationären Nor MDC 11, 0 %, 2 % malliegern an deutschen Kliniken, die zur Meldung nach KHEntG verpflichtet MDC 07, 2 %, 1 % sind und mit Fallpauschalen abrechnen, MDC 01, 18 %, 4 % MDC 08, 1 %, 3 % kodiert wurden. Hierzu wurde auf die MDC 05, 16 %, 5 % 5 % Kodierung des OPS 8-919 in öffen t MDC 06, 7 %, 6 % lich zugänglichen Routinedaten der DRG-Fallstatistik zurückgegriffen und MDC 13, 16 %, 10 % Fälle Fälle ausgewertet. Es handelt sich bewusst OPS 8919Kodierung OPS 8919Kodierung um eine Auswertung in der Systematik 15 % des Abrechungssystems, da aufgrund der 30 % 15 % 0% 15 % 30 % Datenaggregation der veröffentlichten Veränderung der Häufigkeit der OPS 8-919-Kodierung (2018 vs. 2014) Daten keine eindeutige Zuordnung der Gegenüberstellung der Fallzahlentwicklung und Kodierhäufigkeit im Vergleich der Datenjahre 2018 OPS 8-919 zu bestimmten Eingriffen und 2014 – erster Wert: MDC, zweiter Wert: Veränderung der Kodierhäufigkeit, dritter Wert: Verän vorgenommen werden kann. Dies ist derung der Fallzahl; Größe des Kreises: Illustration der Fallzahl im relativen Vergleich. aber für die Ergebnisinterpretation der Analyse nicht notwendig. Die Analyse zeigt, dass über die betrach Bei der Betrachtung, mit welcher rela zu 2018 zunahm (14,66 %, 3,07 %, teten Jahre bei den drei verschiedenen tiven Häufigkeit die OPS 8-919 an der 6,38 %). Ein Zuwachs ist auch für die Datenbeständen der vollstationären Pa- Gesamtanzahl an Fällen dieser TOP10- I29 und I05 bei der OPS feststellbar tienten keine nennenswerte Zu- oder MDCs über die fünf Jahre kodiert wurde, (23,52 %, 29,34 %), in der größten Abnahme der Kodierungshäufigkeit kann festgestellt werden, dass bei acht Partition I44 nimmt die Kodierung um zu verzeichnen ist. Sie verharrt unter von zehn MDCs ein Rückgang erfolgte 12,02 % ab. den Normalliegern bei durchschnittlich (Tab. 4). 250.879 Kodierungen (min: 241.174, Jene DRGs, die mindestens eine relative In der MDC mit den häufigsten Kodie max: 257.888) von etwa 14 Millionen Kodierungshäufigkeit von 35 % aufwei rungen, der MDC 08, ergibt die Analyse Fällen, was einem relativen Anteil von der TOP3-DRG-Partitionen I44, I29 und sen, sind zumeist der MDC 06 zuzu 1,79 % entspricht. Vergleicht man diesen I05, dass in allen drei Fällen die Anzahl ordnen und umfassen große viszerale Wert mit allen vollstationären Patienten der Normallieger im Vergleich von 2014 Eingriffe (Tab. 5). (In- und Outlier) von 1,54 %, ergibt Tabelle 4 Darstellung der OPS 8-919-Kodierungen an den Fällen der 10 MDCs mit den häufigsten OPS 8-919-Kodierungen pro Datenjahr. Major Diagnostic Group (MDC) 2014 2015 2016 2017 2018 MDC 08 Krankheiten und Störungen an Muskel-Skelett-System und Bindegewebe 6,13 % 6,41 % 6,57 % 6,64 % 6,23 % MDC 06 Krankheiten und Störungen der Verdauungsorgane 2,38 % 2,39 % 2,38 % 2,36 % 2,35 % MDC 04 Krankheiten und Störungen der Atmungsorgane 1,08 % 0,96 % 0,99 % 0,94 % 0,92 % MDC 14 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett 1,15 % 1,20 % 1,30 % 1,31 % 1,34 % MDC 07 Krankheiten und Störungen an hepatobiliärem System und Pankreas 1,98 % 1,96 % 2,03 % 2,00 % 1,95 % MDC 11 Krankheiten und Störungen der Harnorgane 1,34 % 1,27 % 1,34 % 1,32 % 1,31 % MDC 13 Krankheiten und Störungen der weiblichen Geschlechtsorgane 2,84 % 2,82 % 2,86 % 2,74 % 2,68 % MDC 05 Krankheiten und Störungen des Kreislaufsystems 0,29 % 0,30 % 0,28 % 0,26 % 0,25 % MDC 12 Krankheiten und Störungen der männlichen Geschlechtsorgane 2,07 % 1,97 % 1,99 % 2,07 % 2,06 % MDC 01 Krankheiten und Störungen des Nervensystems 0,28 % 0,28 % 0,31 % 0,25 % 0,24 % © Anästh Intensivmed 2021;62:146–156 Aktiv Druck & Verlag GmbH
152 Originalia Schmerztherapie Original Articles Pain Therapy Tabelle 5 erwartende Kodierungshäufigkeit von Darstellung des Anteils der OPS 8-919-Kodierung an der Gesamtfallzahl der jeweiligen DRG aller 736.000 bis 920.000 pro Jahr. Das wäre fünf Datenjahre. mehr als das Dreifache der tatsächlich aktuell in den öffentlich zugänglichen DRG DRG Anteil Datensätzen vorgefundenen OPS 8-919- MDC 13 Krankheiten und Störungen der weiblichen Geschlechtsorgane N01A 53,76 % Kodierungen. Da der ASD auch Pa- MDC 06 Krankheiten und Störungen der Verdauungsorgane G03A 50,69 % tienten betreut, die nicht durch kom MDC 13 Krankheiten und Störungen der weiblichen Geschlechtsorgane N38Z 46,63 % plexe Verfahren therapiert werden, und MDC 06 Krankheiten und Störungen der Verdauungsorgane G03B 44,47 % somit nicht jeder Einsatz des ASD eine MDC 07 Krankheiten und Störungen an hepatobiliärem System und H01B 41,89 % Kodierung nach 8-919 auslöst, kann die Pankreas überschlagsmäßig ermittelte Häufigkeit MDC 11 Krankheiten und Störungen der Harnorgane L10Z 41,52 % des ASD-Einsatzes mit der Anzahl der tatsächlichen OPS 8-919-Kodierungen MDC 06 Krankheiten und Störungen der Verdauungsorgane G01Z 40,95 % nicht direkt verglichen werden. Ob der MDC 07 Krankheiten und Störungen an hepatobiliärem System und H01A 40,75 % Anteil der Patienten ohne komplexe Ver Pankreas fahren tatsächlich jedoch zwei Drittel MDC 11 Krankheiten und Störungen der Harnorgane L02A 40,09 % aller durch den ASD betreuten Patienten MDC 06 Krankheiten und Störungen der Verdauungsorgane G03C 39,85 % ausmacht, erscheint fragwürdig. MDC 11 Krankheiten und Störungen der Harnorgane L37Z 39,17 % Es stellt sich die Frage, ob Auswertungen MDC 06 Krankheiten und Störungen der Verdauungsorgane G37Z 38,98 % zur OPS 8-919 eine klinische Relevanz MDC 13 Krankheiten und Störungen der weiblichen Geschlechtsorgane N01B 38,30 % aufweisen. MDC 06 Krankheiten und Störungen der Verdauungsorgane G16A 35,34 % Die Kodiermöglichkeit des OPS 8-919 MDC 07 K rankheiten und Störungen an hepatobiliärem System und H33Z 35,24 % wurde 2004 erstmals eingeführt, um die Pankreas Akutschmerztherapie im DRG-System abzubilden. Leider ist die Kodierung trotz zahlreicher Bemühungen bisher sich, dass bei den Nicht-Normalliegern diesem Gesichtspunkt der Wert im Ver nicht mit zusätzlichen Erlösmöglichkei die Kodierung seltener vorgenommen gleich mit publizierten Studiendaten als ten ausgestattet [36]. Die letzte Erwäh wird. Im Vergleich mit der relativen zu gering [5]. Eine ähnliche Beobachtung nung fand er im Abschlussbericht zur Häufigkeit bei den Kalkulationshäusern ergibt sich für die MDC 06 (Verdauungs Weiterentwicklung des DRG-Systems jedoch, dessen Datenbestand ebenfalls organe) mit dem zweithöchsten relativen 2009 mit dem Hinweis, dass die vorhan alle vollstationären Patienten beinhaltet, Anteil; nur 2,37 % der Fälle weisen die dene Definition nicht detailliert genug ist mit einem Wert von 1,83 % der OPS Kodierung der OPS 8-919 auf. sei [37]. Eine Anpassung der Definition 8-919 häufiger kodiert. wurde bis heute nicht vorgenommen. 2013 wurde im Rahmen einer Umfrage Greift man beispielsweise die MDC 08 ermittelt, dass pro Jahr im Median etwa Der OPS 8-919 kann nur kodiert wer- (Skelett und Muskeln) als diejenige mit 800 bis 1.000 Patienten durch den ASD den, wenn die definierten Vorausset dem höchsten Anteil an OPS 8-919-Ko an einer Klinik betreut werden [31], zungen erfüllt sind. Der OPS 8-919 ist dierungen heraus, erscheint die durch wobei große Kliniken bis zu 4.000 Pa keine allgemeine Kodierung für den schnittliche Kodierungshäufigkeit von tienten pro Jahr durch den ASD versorgen Akutschmerzdienst. Jedoch stellt sich 6,40 % der Fälle bei den Normalliegern [32]. Der ASD gehört in aller Regel zur auch die Frage, ob alle Behandlungs „gefühlt“ zunächst einmal als niedrig. Anästhesie. Die Verfügbarkeit der ASDs fälle, die grundsätzlich die Definiton des Diese MDC umfasst sämtliche orthopä hat zugenommen, jedoch erfüllen viele OPS 8-919 erfüllen, kodiert werden: Das dische Eingriffe, die im Allgemeinen als ASDs noch immer nicht die Qualitäts Fehlen einer Zusatzvergütung begünstigt äußerst schmerzhafte Eingriffe gelten [3]. standards, die kürzlich publiziert wurden eine Minderkodierung. Insbesondere die sehr geringe Kodierung und im Grunde vorausgesetzt werden Die Leistungen der Akutschmerzthera bei den DRG-Partitionen der Wirbel müssen [33]. Unter der Annahme, dass pie, soweit sie eben von den Kalkula- säuleneingriffe wirft Fragen auf. Leitli im Jahr 2013 etwa 1.600 Allgemein tionshäusern im Rahmen ihrer Datener nien empfehlen den Einsatz adäquater krankenhäuser vorhanden waren [34] fassung tatsächlich dokumentiert wer schmerzmedizinischer Verfahren, die sowie etwa 58 % der Häuser einen ASD den, sind in den bestehenden Fallpau sich überwiegend zu den beschriebenen vorhalten, der den OPS-Anforderungen schalen abgebildet. Daraus ergibt sich komplexen Verfahren zählen lassen [9, entspricht (81 % halten einen ASD vor, jedoch ein „Henne-Ei“-Problem: Da eine 30]. Nun umfasst die Auswertung so davon entsprechen 71 % der Dienste suffiziente Akutschmerztherapie durch wohl operative als auch nicht-operative den Vorgaben des OPS 8-919) [35], einen spezialisierten ASD mit hohen Patienten. Jedoch erscheint auch unter ergäbe sich überschlagsweise eine zu Personal- und Materialaufwänden ver © Anästh Intensivmed 2021;62:146–156 Aktiv Druck & Verlag GmbH
154 Originalia Schmerztherapie Original Articles Pain Therapy bunden ist, die derzeit nicht adäquat ge bettenführende Abteilung kodiert. Die diese verlässliche Datenbasis die Bemü genfinanziert werden, scheuen sich noch Anästhesie, zu welcher der ASD meis hungen um zusätzliche Erlöse erfolglos immer viele Kliniken, diese einzuführen. tens gehört, hat als nicht-bettenführende bleiben werden. Wenn jedoch die Kalkulationshäuser die Abteilung oft keinen Einfluss auf die zu Hierfür muss man aber auch über eine Aufwendungen nicht abbilden, werden kodierenden Parameter. grundsätzliche Veränderung der Kodie diese auch nicht in der DRG-Kalkulation Der größte Teil der Schmerztherapie bei rung der Akutschmerztherapie nach- berücksichtigt. Zwar gibt es durchaus postoperativen Patienten erfolgt außer denken. Idealerweise trennt man die Untersuchungen, die zeigen, dass Akut- halb der Akutschmerzdienste [43]: So- Verfahren von der Organisationsform, schmerzversorgung durch das DRG- mit wird eine Akutschmerztherapie wie es bereits in Ansätzen schon mal Budget abgedeckt ist [38], ob dies je- durchgeführt, jedoch eben nicht in dem der Fall war, sodass eine eindeutige doch tatsächlich für eine Klinik zutrifft, Rahmen, welchen die OPS-Definition Analyse und Zuordnung möglich ist. In hängt von zahlreichen Faktoren wie fordert. Damit können diese Fälle nach den ersten Jahren nach der Einführung beispielsweise dem Leistungsportfolio OPS 8-919 nicht kodiert werden. Sollte des OPS 8-919 gab es zusätzliche Pro oder der generellen personellen Ausstat beispielsweise in einem dafür geeigneten zedurenklassen, wie beispielsweise den tung ab. Denn ein nicht unerheblicher Fall eine i.v. PCA auf der chirurgischen OPS 8-919.3 für die PCA. Diese Diffe Teil der Krankenhäuser scheint bereits Station durch das Stationspersonal erfol renzierung würde bei der Auswertung bei der hausinternen Finanzierung eines gen, würde dies eine leitlinienkonforme helfen und aufwandsgerechtere Erlöse qualitativ adaequaten ASD zu scheitern, Behandlung darstellen, aber eben nicht ermöglichen. geschweige denn eine notwendige in- zwangsläufig die Kodierung der OPS Es ist sicher nicht erforderlich, dass terne Leistungsverrechnung umzuset 8-919 bedingen. jede Tablettengabe einen Dokumenta zen [39,40]. Unabhängig von einer Er tionsaufwand auslöst. Im Interesse einer lösrelevanz besteht jedoch bei Vorliegen Zusammenfassend muss festgestellt wer transparenten Darstellung des mitunter der Voraussetzungen die Verpflichtung den, dass Auswertungen auf Basis des aufwändigen Leistungsgeschehens zur zur Kodierung des OPS 8-919; die Ko OPS 8-919 keinen Rückschluss auf die Sicherung und Steigerung der Qualität dierrichtlinien sind hier eindeutig [41]. Akutschmerzversorgung in Deutschland in der Akutschmerztherapie sowie einer Insofern ist es interessant, dass sich die zulassen. Der OPS ist nicht für eine adäquaten Vergütung sollte jedoch der Häufigkeit der Kodierung zwischen den generelle Darstellung der Akutschmerz richtige Rahmen geschaffen werden. Die Fällen aller Krankenhäuser und den Kal- versorgung in der Klinik tauglich. Auch aktuelle Ausgestaltung der OPS 8-919 kulationshäusern kaum unterscheidet. die tatsächlich vorgenommenen Kodie kann diesen nicht bieten. Auf der einen Seite würde man doch rungen werfen Fragen auf, denn Zahlen eine genauere und gewissenhaftere Do- aus verschiedenen Auswertungen sind kumentation bei den Kalkulationshäu schwerlich in Einklang zu bringen. Es stellt sich daher grundsätzlich die Frage, Kodierhinweis sern vermuten, auf der anderen Seite ist die Vergütung für die Erfassung von inwieweit diese Kodierung nutzbar ist. OPS 8-919 (Version 2020) Kalkulationsdaten nicht lukrativ und Unter der Annahme einer vollständigen Dieser Kode umfasst die Einleitung, für einen jährlich ausgewählten Teil und korrekten Kodierung in den Klini Durchführung und Überwachung ei der Krankenhäuser verpflichtend vorge ken würde der OPS zumindest einen ner speziellen Schmerztherapie oder schrieben. Rahmen für eine einfach umzusetzende, Symptomkontrolle bei Patienten mit Ein anderer Aspekt, der zu einer Minder aufwandsgerechte interne Leistungsver schweren akuten Schmerzzuständen kodierung führen kann, ist die Art und rechnung bieten, über Pauschalabrech (z. B. nach Operationen, Unfällen Weise, wie und durch wen die Doku nungen die Leistungen der Anästhesie oder schweren, exazerbierten Tumor- mentation durchgeführt wird. Je nach durch die bettenführenden Abteilungen schmerzen) mit einem der unter Arbeitsbelastung und individueller Hin zu honorieren. 8-910 bis 8-911 genannten Verfah gabe unterscheidet sich die Dokumenta Weiterhin ist Transparenz zu einem Leis- ren (Anmerkung des Autors: 8-910: tion. Auch Stresssituationen führen dazu, tungsgeschehen unabdingbare Voraus Epidurale Injektion und Infusion zur dass die Dokumentationsqualität sinkt. setzung für eine Zusatzvergütung. Nur Schmerztherapie, 8-911: Subarach Partiell wird heute schon im Rahmen wenn die tatsächliche Größenordnung noidale Injektion und Infusion zur der Schmerztherapie ein hoher Aufwand und das Ausmaß der Aktivitäten dar Schmerztherapie), mit kontinuierli für die Dokumentation betrieben. Beim stellbar sind, kann auch eine belastbare chen Regionalanästhesieverfahren bereits erwähnten QUIPS-Projekt doku Datenbasis geschaffen werden, die eine (z. B. Ple xuskatheter) oder parente raler oder sublingualer patienten mentieren die teilnehmenden Kliniken potenzielle Vergütung bei vorliegendem kontrollierter Analgesie (PCA) durch bereits zahlreiche Parameter. Auch die Aufwand realistisch werden lässt. Das spezielle Einrichtungen (z. B. Akut Vorteile der fallbegleitenden Doku bedeutet nach wie vor, dass konsequent schmerzdienst) mit mindestens zwei mentation werden transparenter [42]. kodiert werden muss. Es kann nur aus- maliger Visite pro Tag. Jedoch wird in vielen Häusern durch die drücklich betont werden, dass ohne © Anästh Intensivmed 2021;62:146–156 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Schmerztherapie Originalia155 Pain Therapy Original Articles patient satisfaction, and perceptions of Schmerzmanagements in Deutschland. Der Kode ist auch bei Tumorschmer post-surgical pain: results from a US Schmerz 2007;21:514–521. https://doi. zen anzuwenden, bei denen akute national survey. Curr Med Res Opin org/10/crx8x2 Schmerzexazerbationen oder Thera 2014;30:149–160. https://doi.org/10/ 17. Eberhart L, Nardi-Hiebl S, Kubitz N, pieresistenz von tumorbedingten oder c78t Koch T, Grond S, Schreder H: tumorassoziierten Schmerzzuständen 7. Kinstner C, Likar R, Sandner-Kiesling A, Prozesskostenanalyse in der postope im Vordergrund des Krankheitsbildes Hutschala D, Pipam W, Gustorff B: rativen Schmerztherapie – Vergleich Qualität der postoperativen Schmerz- der iv PCA mit einem nicht-invasiven, stehen und den Einsatz spezieller therapie in Österreich. 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