Einfluss eines Adenosinrezeptoragonisten und zytosolischem Renin auf den Reperfusionsschaden nach akuter Myokardischämie

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Einfluss eines Adenosinrezeptoragonisten und zytosolischem Renin auf den Reperfusionsschaden nach akuter Myokardischämie
Aus der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B
                      (Direktor Prof. Dr. med. Stephan Felix)
     der Medizinischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Einfluss eines Adenosinrezeptoragonisten und zytosolischem Renin
   auf den Reperfusionsschaden nach akuter Myokardischämie

                             Inaugural - Dissertation
                                       zur
                           Erlangung des akademischen
                                      Grades
                               Doktor der Medizin
                                    (Dr. med.)
                                       der
                               Universitätsmedizin
                                       der
                         Ernst-Moritz-Arndt-Universität
                                    Greifswald
                                       2013

                                  vorgelegt von:

                                                     Katrin Zimmermann
                                                     geb. am: 13.02.1986
                                                     in: Weimar
Einfluss eines Adenosinrezeptoragonisten und zytosolischem Renin auf den Reperfusionsschaden nach akuter Myokardischämie
Dekan: Prof. Dr. med. dent. Reiner Biffar

1. Gutachter: Prof. Dr. St. Felix

2. Gutachter: Prof. Dr. K. Werdan

Ort, Raum: Greifswald, Seminarraum der Klinik für Innere Medizin A

Tag der Disputation: 05.05.2014
Einfluss eines Adenosinrezeptoragonisten und zytosolischem Renin auf den Reperfusionsschaden nach akuter Myokardischämie
INHALTSVERZEICHNIS                                                                                                                                     3

INHALTSVERZEICHNIS

1. EINFÜHRUNG .................................................................................................................................5!
    1.1. Der Myokardinfarkt....................................................................................................................5!
    1.2. Die ischämische Prä- und Postkonditionierung .......................................................................12!
    1.3. Adenosinrezeptoren (AR) während der Postkonditionierung ..................................................17!
    1.4. Expression des intrazellulären zytosolischen Renins im Herzen .............................................18!
    1.5. Aufgabenstellung .....................................................................................................................24!

2. MATERIAL UND METHODEN ..................................................................................................25!
    2.1. Material ....................................................................................................................................25!
         2.1.1. Chemikalien und Reagenzien ...........................................................................................25!
         2.1.2. Substanzen und Inhibitoren ..............................................................................................26!
         2.1.3. Antikörper ........................................................................................................................27!
         2.1.4. Puffer und Lösungen ........................................................................................................27!
         2.1.5. Verbrauchsmaterialien .....................................................................................................28!
         2.1.6. Software und Geräte .........................................................................................................29!
         2.1.7. Versuchstier......................................................................................................................29!
    2.2. Methoden ..................................................................................................................................31!
         2.2.1. Ex vivo perfundiertes Herz ...............................................................................................31!
             2.2.1.1. Operative Technik ....................................................................................................31!
             2.2.1.2. Gruppeneinteilung ....................................................................................................33!
             2.2.1.3. Infarktgrößenbestimmung ........................................................................................35!
             2.2.1.4. Gewinnung transmuraler Biopsien ..........................................................................35!
         2.2.2. Proteinanalytische Methoden ...........................................................................................36!
             2.2.2.1. Isolation zytosolischer Proteine ...............................................................................36!
             2.2.2.2. Bestimmung der Proteinkonzentration ....................................................................36!
             2.2.2.3. Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamidgelelektrophorese (SDS-Page)......................37!
             2.2.2.4. Western Blot Analyse von Proteinen .......................................................................38!
                  2.2.2.4.1. Nass-Blot Verfahren ........................................................................................38!
                  2.2.2.4.2. Immundetektion ...............................................................................................39!
                  2.2.2.4.3. Semiquantitative Auswertung der Bandenintensität ........................................40!
         2.2.3. Statistik .............................................................................................................................40!

3. ERGEBNISSE.................................................................................................................................41!
    3.1. Pharmakokinetische Wirkung des A2bAR Agonisten Bay 60-6583 .........................................41!
         3.1.1. Infarktgrößenbestimmung in isolierten Rattenherzen ......................................................41!
         3.1.2. Hämodynamik ..................................................................................................................45!
             3.1.2.1. Koronarfluss .............................................................................................................45!
             3.1.2.2. Herzrate ....................................................................................................................49!
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             3.1.2.3. Druck ........................................................................................................................52!
    3.2. Wirkung des zytosolischen Exon(2-9)Renins ..........................................................................56!
         3.2.1. Infarktgrößenbestimmung in isolierten Rattenherzen ......................................................56!
         3.2.2. Hämodynamik ..................................................................................................................57!
             3.2.2.1. Koronarfluss .............................................................................................................57!
             3.2.2.2. Herzrate ....................................................................................................................59!
             3.2.2.3. Druck ........................................................................................................................60!
         3.2.3. Western Blot Analyse isolierter Rattenherzen .................................................................62!

4. DISKUSSION .................................................................................................................................65!
    4.1. Methoden ..................................................................................................................................66!
    4.2. Rolle der Adenosinrezeptoren während der Reperfusion ........................................................67!
    4.3. Rolle des zytosolischen Exon(2-9)Renins in der Reperfusion .................................................71!

5. ZUSAMMENFASSUNG ................................................................................................................76!

6. LITERATURVERZEICHNIS ......................................................................................................78!

7. ANHANG ........................................................................................................................................88!
    7.1. Zusammenfassung der erhobenen Daten ..................................................................................88!
    7.2. Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................91!
    7.3. Tabellenverzeichnis ..................................................................................................................94!
    7.4. Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................95!

8. EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG .........................................................................................98!

9. DANKSAGUNG .............................................................................................................................99!
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EINFÜHRUNG                                                                                   5

1. Einführung
1.1. Der Myokardinfarkt

Der Myokardinfarkt wird definiert als ischämische Myokardnekrose, die meist auf Grund
einer koronaren Herzerkrankung mit hochgradiger Stenose einer Koronararterie entsteht. Es
handelt sich um eine akute und lebensbedrohliche Erkrankung des Herzens. In Deutschland
ereignen sich ca. 280.000 Herzinfarkte pro Jahr, an denen mehr als 40 % dieser Patienten
versterben.
Das Herz, ein muskulöses Hohlorgan, sorgt für die Förderung des Blutes durch den Körper.
Die   Herzkranzgefäße        sichern   die   Sauerstoffversorgung   des   Herzmuskels.   Durch
Arteriosklerose der Gefäße und Thrombenbildung kann es zur Verengung oder Verschluss
eines oder mehrerer Herzkranzgefäße kommen und somit zu einer Mangeldurchblutung des
Herzmuskels führen. Die Hypoxie im Versorgungsgebiet der betroffenen Arterie führt zum
Untergang von Myokardgewebe und ist später als bindegewebige Narbe erkennbar.
Auslösende Faktoren für einen Herzinfarkt können plötzliche Kraftanstrengungen oder auch
Stresssituationen mit stärkeren Blutdruckschwankungen sein. Das klinische Bild zeigt lang
anhaltende Angina Pectoris Beschwerden, die durch Ruhe oder Nitroglyzerin kaum
beeinflussbar sind. Jedoch 15-20 % der Infarkte gehen ohne Schmerzen einher, insbesondere
bei Diabetikern und älteren Menschen sind sogenannte stumme Infarkte zu beobachten. Des
Weiteren können Angst, Schwächegefühl und vegetative Begleitsymptomatik auf einen
Herzinfarkt hindeuten. Eine entsprechende Diagnostik und sofortige Therapie sollte in diesen
Fällen eingeleitet werden.
Das wichtigste Therapieziel ist so schnell wie möglich eine Reperfusion des unterversorgten
Gewebes zu erreichen. In internationalen multizentrischen Studien konnte gezeigt werden,
wie wichtig die `goldene erste Stunde´ ist, da in dieser Zeit die Herzmuskeldurchblutung am
ehesten wiederherzustellen ist [1]. Die frühzeitige Reperfusion kann sowohl mechanisch als
percutaneous transluminal coronary angioplasty (PTCA) als auch medikamentös als
konservative Therapie mit Aktivatoren der Fibrinolyse (Thrombolyse) erfolgen [2]. Bei der
PTCA wird ein Katheter über einen peripheren arteriellen Zugang bis zur verschlossenen
Koronararterie geführt und diese anschließend durch einen Ballon aufgedehnt. Die PTCA
kann mit und ohne Stentimplantation und durch einen drug-eluting stent (DES) erfolgen. Die
Thrombolyse erfolgt durch eine intravenöse Applikation fibrinolytisch wirksamer Substanzen
wie zum Beispiel Streptokinase, Alteplase oder Reteplase. Da es nach einer erfolgreichen
Lyse in 20-25 % zu Reokklusionen kommt, sollte im Anschluss an die Akutbehandlung eine
Koronarangiographie erfolgen und gegebenenfalls eine weitere Therapie eingeleitet werden.
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EINFÜHRUNG                                                                                   6

Aus mehreren Studien hat sich gezeigt, dass die PTCA der Thrombolyse überlegen ist, da sie
zu einer verringerten Mortalität und zu weniger Reinfarkten führt [3]. Des Weiteren lässt sich
durch die medikamentöse Gabe von Clopidogrel, GPIIb/IIIa-Antagonisten sowie durch einen
DES die Restenoserate verringern. Eine weitere Therapie ist die Bypass OP, wo ein
aortokoronarer Venenbypass angelegt wird. Durch diesen chirurgischen Eingriff wird ein
Umgehungskreislauf zwischen der Aorta und der Koronararterie geschaffen.
Nach einer erfolgreichen Reperfusion sollten die Komplikationen nach einem Herzinfarkt
wichtigstes Therapieziel sein. Hierbei werden Frühkomplikationen (48h) wie zum
Beispiel   Herzwandaneurysma,       arterielle   Embolien   und    Postmyokardinfarktsyndrom
unterschieden. Der gefährlichste Zeitraum nach einem Herzinfarkt stellen die ersten 48
Stunden dar, 40 % der Patienten überleben den ersten Postinfarkttag nicht. Die
Langzeitprognose ist abhängig von der linksventrikulären Funktionseinschränkung, von
Ischämiezeichen (Angina Pectoris, Veränderungen im Belastungs-EKG, Myokardperfusions-
szintigraphie), von ventrikulären Herzrhythmusstörungen, von der Anzahl der betroffenen
Gefäße und letztendlich von dem Fortbestehen der Risikofaktoren.
Die endgültige Größe eines Herzinfarktes ist von verschiedenen Faktoren abhängig. So
konnte zum einen gezeigt werden, dass die Größe und Lokalisation von perfundierten
Gewebe distal des Koronarverschlusses eine bedeutende Rolle spielt [4, 5]. Des Weiteren ist
der   durch   Kollateralarterien   zurückbleibende    Blutfluss,   die   Temperatur   und   die
hämodynamische Situation während der Ischämie wichtig [6, 7]. Dies verdeutlicht, dass die
frühzeitige Reperfusion des ischämischen Gewebes die einzige Möglichkeit ist eine
Myokardnekrose zu verhindern oder ihre Ausdehnung zu verringern. Es konnte jedoch
gezeigt werden, dass die sofortige Wiederversorgung des ischämischen Gewebes mit
ausreichendem Blutfluss anderseits zu verschiedenen Dysfunktionen geführt hat. Diese
werden im Folgenden erläutert. Zum einen wird vitales Myokardgewebe, das nach einer
erfolgreichen Reperfusion anhaltend ventrikuläre Dysfunktionen aufweist als Stunned
myocardium bezeichnet. Hier konnte gezeigt werden, dass sich das Gewebe jedoch innerhalb
von Stunden bis Wochen vollständig erholt [8]. Auch werden Arrhythmien bei der sofortigen
Wiederherstellung des Blutflusses festgestellt. Des Weiteren kann ein vaskulärer
Reperfusionsschaden auftreten, vor allem nach einer schweren und lang anhaltenden
Ischämie. Dieser wird als ‘‘no-reflow Phänomen’’ beschrieben und besagt, dass nach
Eröffnung des Koronargefäßes keine ausreichende Reperfusion des ischämischen Gebietes
stattfindet. Dieser vaskuläre Reperfusionsschaden ist verbunden mit ausgeprägten Schäden in
der Mikrovaskulatur [9]. Und zuletzt zählt der tödliche Reperfusionsschaden zu den
EINFÜHRUNG                                                                                 7

Dysfunktionen in der Reperfusion. Hierbei kommt es zum Tod von Kardiomyozyten, die
während der Ischämie nur reversibel verletzt wurden und durch die Wiederherstellung des
Blutflusses   endgültig    geschädigt    sind    [10].    Dieser    Vorgang        wird   als
Ischämie/Reperfusionsschaden bezeichnet und wurde erstmals im Jahre 1960 beschrieben
[11]. Der Endpunkt des tödlichen Reperfusionsschadens ist die enorme Schädigung von
Zytoskelettelementen nach Hyperkontraktur. Dies zeigt zum einen, dass die Reperfusion die
einzige Möglichkeit ist ischämisches Gewebe zu retten und zum anderen wird deutlich, dass
die notwendige Reperfusion zu schweren und irreversiblen Schäden führt [12, 13].
Im Folgenden werden die Vorgänge geschildert die während der Ischämie/Reperfusion im
geschädigten Gewebe ablaufen und zum tödlichen Reperfusionsschaden führen. Während
einer Ischämie kommt es zur Unterversorgung der Kardiomyozyten mit Sauerstoff und
Nährstoffen. Die für die Zelle notwendige Adenosintriphosphat (ATP) Produktion kann nicht
mehr aufrechterhalten werden. Aufgrund des Sauerstoffmangels muss die Zelle auf einen
anaeroben Stoffwechsel umstellen. Die Folge ist die Entwicklung einer Azidose durch die
Akkumulation von Wasserstoffionen (H+), anorganischen Phosphaten und Laktat. Durch die
enorme Anreicherung von H+-Ionen wird der Na+/H+-Austauscher aktiviert und es kommt zu
einem Einstrom von Na+-Ionen in die Zelle [14]. Durch den ATP Verlust ist der Na+/K+-
Austauscher inaktiv, was den initialen Einstrom von Na+-Ionen zusätzlich erhöht. Ebenso
kommt es durch den Verlust von ATP zur Akkumulation von Ca2+-Ionen, da diese nicht mehr
ins Sarkoplasmatische Retikulum (SR) aufgenommen werden können [15]. Der Na+/Ca2+-
Austauscher ist aufgrund des ATP Mangels in seinem reverse mode aktiviert, daher wird Ca2+
aufgenommen und Na+ abgegeben. Es kommt somit zu einer zusätzlichen Überladung von
zytosolischen Ca2+-Ionen in die Zelle. In dieser Situation herrscht in der Zelle eine enorme
Anreicherung sowohl von Na+- als auch von Ca2+-Ionen [16, 17]. Die Folge ist ein massives
Anschwellen der Kardiomyozyten, welches zur Zerstörung sarkolemmaler Strukturen führt
[18].
Bei Wiederherstellung des Blutflusses im ischämischen Myokard erfolgt schließlich die
erneute Versorgung der Mitochondrien mit molekularem Sauerstoff und Nährstoffen was zur
Aktivierung der Elektronentransportkette führt. Es kommt zu Bildung von ATP. In der frühen
Phase der Reperfusion ist der Na+ Gradient noch reduziert und so befindet sich der Na+/Ca2+-
Austauscher stets in seinem reverse mode, somit wird weiter Ca2+ in die Zelle aufgenommen,
siehe Abb. 1.1. Das SR wird durch das ATP aktiviert und nimmt nun Ca2+ in die
intrazellulären Speicher auf, da jedoch viel Ca2+ akkumuliert wird zusätzlich wieder welches
frei gelassen. Diese enorme Anreicherung von zusätzlichen Ca2+-Ionen kann zu Oszillationen
führen [19]. Weiterhin aktiviert ATP die Myofibrillen und in Anwesenheit von hohen
EINFÜHRUNG                                                                                      8

zytosolischen Ca2+ Konzentrationen treten unkontrollierte Kontraktionen auf, siehe Abb. 1.1.
Letztendlich kommt es zu einer irreversiblen Verkürzung von Zytoskelettelementen in den
Kardiomyozyten und führt zum Zelltod nach Hyperkontraktur. Die Hyperkontraktur ist von
gewissen Zell-Zell-Verbindungen abhängig. Es konnte gezeigt werden, dass die gap junctions
zu einer Ausweitung des Schadens führen [20, 21].

Abb. 1.1: Ionentransportvorgänge während der Ischämie und Reperfusion. links: Während der Ischämie
und zu Beginn der Reperfusion bleibt der Na+/Ca2+-Austauscher in seinem reverse mode. Enorme Ca2+
Konzentrationen entstehen. rechts: Die hohen Ca2+ Konzentrationen und das zugeführte ATP führen zu
unkontrollierten Kontraktionen (Hyperkontraktur) [19].

Durch das wieder gewonnene ATP kann der Na+/K+-Austauscher aktiviert werden, damit sich
ein Na+ Gradient einstellt. Wenn dies geschehen ist, nimmt der Na+/Ca2+-Austauscher seine
normale Funktion ein und entfernt das überschüssige Ca2+ gegen Na+ aus der Zelle. Somit
kann sich ein normaler Ca2+ Haushalt wieder einstellen [19].
Während der Ischämie sinkt der ph-Wert sowohl intrazellulär als auch extrazellulär stetig ab.
Wird das Gewebe wieder reperfundiert normalisiert sich der ph-Wert im Interstitium und ein
Gradient zwischen hohen H+-Ionen intrazellulär und normalisierten H+-Ionen extrazellulär
entsteht. Nun kann es zur Aktivierung sowohl des Na+/H+-Austauschers als auch des
Na+/HCO3−-Symporters kommen die viele H+-Ionen aus der Zelle entfernen, siehe Abb. 1.2.
Durch beide Transporter werden zusätzlich Na+-Ionen ins Zytosol aufgenommen. Durch
Aktivierung der Na+/K+-Pumpe kann dem entgegengewirkt werden. Ist die Na+/K+-Pumpe
nicht in der Lage den massiven Na+ Einstrom entgegenzusteuern, können durch Aktivierung
des Na+/Ca2+-Austauschers sekundär die Ca2+ Konzentrationen ansteigen. Die schnelle
Mobilisierung der H+-Ionen und die zusätzliche Aufnahme von Ca2+ führt zur
Hyperkontraktur [10]. Solange hohe intrazelluläre H+-Ionenkonzentrationen herrschen,
bleiben die Myofibrillen inaktiv und eine Hyperkontraktur wird verhindert.
EINFÜHRUNG                                                                                              9

Abb. 1.2: Vorgänge bei Normalisierung des Gewebe ph-Wertes. Hohe intrazelluläre H+ Konzentrationen
verhindern eine Hyperkontraktur. Schnelle Normalisierung des ph-Wertes in der frühen Reperfusion führt zur
Hyperkontraktur [10].

Zur Entfernung von überschüssigen Na+-Ionen dient die Na+/K+-Pumpe die sowohl abhängig
ist vom ATP als auch von ihrer strukturellen Stabilität welche durch die Proteine Ankyrin und
Fodrin aufrechterhalten wird. Zu Beginn der Reperfusion, wie in einigen Studien demonstriert
werden konnte, findet durch Calpain eine Proteolyse dieser beiden Proteine statt. Calpain ist
eine nichtlysosomale Ca2+ abhängige Protease, die Ankyrin und Fodrin als Substrate hat und
inaktiv ist bei niedrigen ph-Wert während der Ischämie [22].
In der Ischämie erhöht sich ebenso die intra- und extrazelluläre Osmolarität. Mit dem Beginn
der Reperfusion normalisiert sich die Osmolarität im Interstitium. Somit bildet sich hier ein
Gradient zwischen den intra- und extrazellulären Raum. Die Folge ist ein Wassereinstrom
nach intrazellulär und das Anschwellen der Zellen, was letztendlich zur sarkolemmalen
Zerreißung führen kann, wie in Abb. 1.3 dargestellt [23, 24].

Abb. 1.3: Vorgänge bei Normalisierung der Gewebeosmolarität. Die Reperfusion führt zur Bildung eines
Gradienten die Folge ist der intrazelluläre Wassereinstrom, Instabilität und Ruptur der Zelle [10].
EINFÜHRUNG                                                                               10

Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass erhöhte zytosolische Ca2+ Konzentrationen, eine
schnelle ph-Wert Normalisierung und die Bildung von reaktiver Sauerstoff -und
Stickstoffspezies (ROS/RNS) zu Beginn der Reperfusion zur Bildung der mitochondrial
permeability transition pore (mPTP) führen [25, 26]. Diese Pore ist ein spannungsabhängiger
Kanal der inneren und äußeren Mitochondrienmembran, der durch Cyclophilin D (CycD)
reguliert wird. Er hat einen Durchmesser von 3 nm und erlaubt sowohl eine schnelle
Einstellung des Gleichgewichtes für Ionen und Wasser als auch eine Passage für Moleküle bis
zu einer Größe von 1,5 kDa. Unter physiologischen Bedingungen ist die innere
Mitochondrienmembran undurchlässig bis auf einige Ionen und Metabolite für spezielle
Transportvorgänge. Dies ist notwendig, um den ph-Gradienten und das mitochondriale
Membranpotential (Δψm) für die oxidative Phosphorylierung aufrechtzuerhalten. In vielen
Studien konnte gezeigt werden, dass es während der Ischämie/Reperfusion zur Bildung der
mPTP kommt. Die Folge ist ein Zusammenbruch sowohl des Protonengradienten als auch des
Δψm. Die oxidative Phosphorylierung wird entkoppelt [27]. Die Membran wird durchlässig
und es strömt Wasser in die Mitochondrien ein. Da die äußere Membran im Vergleich zur
inneren Membran durch christae-remodelling nicht dehnbar ist, kommt es zum Einreißen der
Membran. Zusätzlich werden Cytochrom C und weitere proapoptotische Substanzen
freigesetzt [28]. Es konnte gezeigt werden, dass Inhibitoren der mPTP sowohl in isolierten
Kardiomyozyten gegen den durch Hypoxie und Reoxygenierung vermittelten Zelltod in der
Reperfusion geschützt haben als auch zu einer Reduktion der Infarktgröße im ex vivo Modell
der Ischämie/Reperfusion führen [29-31]. Weiterhin konnte dargestellt werden, dass CycD
arme Mäuse verglichen zu wild-typ Mäusen einen Schutz nach Ischämie/Reperfusion
aufwiesen [32, 33]. Ein Öffnen der mPTP führt zu erhöhten Ca2+ Konzentrationen und führt
zur Hyperkontraktur [34].
Die Reperfusion des ischämischen Gewebes führt gleichzeitig zu einer Schädigung, zum
tödlichen Reperfusionsschaden. Entscheidende Einflüsse sind die Kontraktionen, die hohen
Ca2+ Oszillationen, die schnelle Normalisierung der intrazellulären Azidose, das Anschwellen
der Zellen und eine Ausweitung der Nekrose. Letztendlich kommt es in den einzelnen
Kardiomyozyten zu einer Zerstörung des Sarkolemms durch die Hyperkontraktur, als bisher
entscheidenden Pathomechanismus. Die Abb. 1.4 zeigt eine Zusammenfassung der Faktoren,
die zum tödlichen Reperfusionsschaden führen.
EINFÜHRUNG                                                                                      11

Abb. 1.4: Übersicht über die Faktoren, die zum tödlichen Reperfusionsschaden führen. + aktivierende
Einflüsse, - hemmende Einflüsse [10].
EINFÜHRUNG                                                                                  12

1.2. Die ischämische Prä- und Postkonditionierung

Ein wichtiges Ziel in der Therapie des Myokardinfarktes ist das Ausmaß der Infarktgröße zu
reduzieren. Es konnte gezeigt werden, dass sich pharmakologische und interventionelle
Strategien in Verbindung mit der notwendigen Reperfusion positiv auf die Reduktion des
Infarktes auswirken. Der stärkste Schutz des Herzens vor einem Myokardinfarkt sekundär zur
Ischämie/Reperfusion stellt die ischämische Präkonditionierung (IPC) dar, welche erstmals
1986 von Murry et al. beschrieben wurde [35]. An isolierten Hundeherzen konnte gezeigt
werden, dass vier Zyklen von jeweils fünf Minuten Koronarverschluss und fünf Minuten
Reperfusion vor der 40-minütigen Indexischämie zur Reduktion der Infarktgröße um 75 % im
Vergleich zu den Kontrolltieren geführt haben, siehe Abb. 1.5.

Abb. 1.5: Ischämische Präkonditionierung. Kurze Intervalle von Ischämie und Reperfusion vor der
Indexischämie führen zu einer signifikanten Reduktion der Infarktgröße.

Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass die IPC nur in Verbindung mit einer rechtzeitigen
Reperfusion funktionsfähig ist. Sowohl eine verlängerte Indexischämie von drei Stunden als
auch eine Indexischämie, die über zwei Stunden nach der IPC erfolgt, kann den schützenden
Effekt der IPC aufheben. So ist der zeitliche Rahmen einer erfolgreichen IPC sehr eng [36].
Eine erfolgreiche IPC konnte sowohl in verschiedenen Spezies, als auch in verschiedenen
Organen präsentiert werden und in retrospektiven Analysen wurde gezeigt, dass dieses
Phänomen auch auf dem Menschen anwendbar ist [37-39].
Im Folgenden werden nun die Signalwege der IPC genauer erläutert. Hierbei kann
unterschieden werden zwischen biochemischen Signalen und rezeptor-abhängigen und
rezeptor-unabhängigen Signalen. Es konnte gezeigt werden, dass es während der kurzen
Ischämieepisoden zur Freisetzung von endogenen Mediatoren kommt die ihre Wirkung über
G-Proteine vermitteln. Die endogenen Mediatoren sind Adenosin [40], Bradykinin [41],
Opioide [42] und Prostaglandine [43]. Aber auch die exogene Gabe von Liganden vor der
Indexischämie führt zu einem Myokardschutz. Dabei hat sich gezeigt, dass nicht nur die
bereits erwähnten Substanzen Adenosin [44], Bradykinin [45] und Opioide [46, 47], sondern
auch weitere pharmakologische Substanzen wie Angiotensin [48], Endothelin [49] und α1-
adrenerge Stimulantien [50] kardioprotektiv wirken. Abseits von spezifischen Rezeptoren
EINFÜHRUNG                                                                                               13

kann die IPC ebenso durch die exogenen Gabe von ROS, Stickstoffmonoxid (NO) und Ca2+
ausgelöst werden [36, 51]. Die Abb. 1.6 gibt einen Überblick über die Liganden und
Signalkaskaden der IPC.

Abb. 1.6: Liganden und Signalkaskaden der IPC.
A1: Adenosin-A1-Rezeptor, ATP: Adenosintriphosphat, B2: Bradykinin-B2-Rezeptor, β1: β1-Rezeptor, Cx43:
Connexin 43, CytC: Cytochrom C, δ: δ-Opioid-Rezeptor, EP3: Prostaglandin-E-Rezeptor3, Gi: inhibitorisches G-
Protein, GSK3β: Glykogen-Synthase-Kinase-3β-Isoform, IM: innere Mitochondrienmembran, KATP: ATP-
abhängige Kaliumkanäle, mPTP: mitochondriale permeability transition pore, NO: Stickoxid, OM: äußere
Mitochondrienmembran, p38β: p38-Mitogen-aktivierte-Kinase-β-Isoform, PI3K: Phosphatidylinositol-3-Kinase,
PKA: Proteinkinase A, PKC: Proteinkinase C, PKG: Proteinkinase G, PTK: Protein-Tyrosinkinase, ROS: freie
Sauerstoffradikale [36].
Adenosin kann die Rezeptortypen A1 (Gi/o), A2a (Gs), A2b (Gs/q) und A3 (Gi/o) aktivieren [52].
Opioide sind über Gi an µ-, κ- und δ-Rezeptoren gekoppelt, jedoch exprimieren adulte
ventrikuläre Myozyten nur κ- und δ- Rezeptoren [53]. Für Bradykinin gibt es zwei
Rezeptoren die in Kardiomyozyten exprimiert werden. Zum einen den durch Stress
induzierter B1- (Gq/i) und den konstitutiv exprimierten B2-Rezeptor (Gq/i) [54, 55]. Die
rezeptorabhängigen Mediatoren Adenosin, Opioid und Bradykinin sind an inhibitorische G-
Proteine gekoppelt, wie zum Beispiel Phospholipase C (PLC). Die PLC katalysiert die
Umwandlung von Phosphatidylinositol-4,5-bisphosphat (PIP2) zu Inositoltrisphosphat (IP3)
und Diacylglycerol (DAG), was zur Aktivierung der Proteinkinase C (PKC) führt. Alle drei
Mediatoren haben unterschiedliche Signalkaskaden, welche alle in einer Aktivierung der PKC
enden [56]. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass die Signalkaskaden über den
Bradykinin- und Opioidrezeptor sehr vielfältig sind und über eine Aktivierung der
EINFÜHRUNG                                                                                14

Phosphatidylinositol-3-kinase (PI3K) erfolgen [57]. Diese aktiviert die Proteinkinase B (Akt)
und daraufhin wird die endotheliale NO-Synthase (eNOS) stimuliert und NO gebildet [58,
59]. Schließlich kommt es zur Aktivierung der Guanylatzyklase (GC) mit Bildung von
cyclischen Guanosinmonophosphat (cGMP). Es folgt die Stimulierung der Proteinkinase G
(PKG), die nachfolgend eine Öffnung der mitochondrialen ATP abhängigen Kaliumkanäle
auslöst [60, 61]. Dies führt zum Einstrom von K+-Ionen und das mitochondriale
Membranpotential wird reduziert. Die Mitochondrien schwellen an und es wird vermehrt
ROS gebildet, was letztendlich zur Aktivierung der PKC führt [56]. Die Signalkaskade von
Adenosin führt zur direkten Aktivierung der PKC durch das G-Protein [42, 62]. Exogenes NO
induziert die IPC über Aktivierung der GC, welche Guanosintriphosphat (GTP) zu cGMP
umwandelt und ebenfalls die PKG aktiviert [60]. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass ß-
Adrenorezeptoren die Proteinkinase A (PKA) aktivieren und eine IPC induzieren [63]. In
einer Studie von Vahlhaus et al. konnte gezeigt werden, dass die IPC in Schweinen nur
verhindert werden konnte bei einer Blockade sowohl der PKC als auch der Protein-
Tyrosinkinase (PTK), in Kaninchen reichte eine Blockade entweder der PKC oder der PTK
aus, um den schützenden Effekt durch die IPC aufzuheben [64]. Eine Beteiligung der
mitogen-aktivierenden Proteinkinasen p38 und extracellular-signal regulated kinase (Erk 1/2)
konnte bei der IPC dargestellt werden [65, 66]. Letztendlich scheint die Aktivierung der PKC
der entscheidende Schritt in der IPC zu sein, die darauffolgende Aktivierung der Akt und Erk
1/2 in der frühen Reperfusion konnte bei Hausenloy et al. als Resultat der IPC gezeigt werden
[67]. Das Zusammenspiel von Akt und Erk 1/2 führt zur Aktivierung der p70S6 Kinase
(p70S6K),    welche    schließlich   die   Glykogen-Synthase-Kinase-3β-Isoform      (GSK3β)
phosphoryliert und damit die Schwelle für das Öffnen der mPTP erhöht [68-70]. Das Öffnen
dieser Pore führt zum Einstrom von Ionen und Wasser ins Mitochondrium mit konsekutivem
Anschwellen und letztlich Zerstörung des notwendigen Δψm. Die primäre Funktion, nämlich
die Bereitstellung von ATP durch die oxidative Phosphorylierung kommt zum Erliegen.
Durch Zerstörung der äußeren Membran werden Cytochrom C und weitere proapoptotische
Substanzen frei gelassen [71]. Das Öffnen der Pore wird durch die IPC verhindert.
Übermäßiges Anschwellen der Zellen führt zur Zerstörung des Sarkolemms und zur Nekrose,
auch das konnte durch die IPC unterbunden werden [72]. Letztendlich führt eine bessere
Aufnahme von Ca2+ in das SR zu Beginn der Reperfusion zu weniger unkontrollierten
Kontraktionen der Myofibrillen. Es konnte gezeigt werden, dass durch die IPC und hierbei
durch die Aktivierung der PKG die sarkoplasmatische Ca2+ATPase (SERCA) aktiviert wird,
was zu einem niedrigeren Peak an Ca2+ führt [73].
EINFÜHRUNG                                                                                15

Zusammenfassend zeigt sich, dass die Signalkaskade der IPC ein großer Komplex aus den
oben erwähnten Molekülen und Mechanismen ist. Durch die Ischämie/Reperfusion werden
endogene Mediatoren frei gelassen, die über verschiedene Kinasen ein intrazelluläres Signal
auslösen, welches ebenso durch exogen hinzugefügte Liganden induziert werden kann. Es
zeigt sich, dass es ein Zusammenspiel zwischen den Mitochondrien, dem Sarkolemm und
dem SR geben muss. Bis jetzt konnte nicht geklärt werden, was das eigentliche Gedächtnis
der IPC darstellt.
Vor ein paar Jahren wurde ein weiterer Myokardschutz, die ischämische Postkonditionierung
(IPost), von Zhao et al. beschrieben. In Hundeherzen konnte eine deutliche Reduktion der
Infarktgröße gezeigt werden, indem drei Zyklen von jeweils 30 Sekunden Koronarverschluss
und 30 Sekunden Reperfusion nach einer 60-minütigen Indexischämie durchgeführt wurden,
siehe Abb. 1.7 [74]. Der Vorteil der IPost liegt nahe, denn sie führt zu einem Myokardschutz
der nach der Ischämie durchgeführt wird und Patienten kommen erst während einer Ischämie
ins Krankenhaus. Die IPost konnte ebenfalls in mehreren Studien in den verschiedensten
Spezies gezeigt werden [75, 76].

Abb. 1.7: Ischämische Postkonditionierung. Kurze Intervalle von Ischämie/Reperfusion nach der
Indexischämie führen zur signifikanten Reduktion der Infarktgröße.

Der zeitliche Rahmen für einen ausreichenden Schutz der IPost ist wiederum eng bemessen.
So   konnte    gezeigt   werden,   dass   sowohl   eine   zeitliche   Verzögerung   zwischen
Reperfusionsbeginn und IPost als auch eine ungeeignete Anzahl der Zyklen von
Koronarverschluss und Reperfusion den schützenden Effekt aufheben können [77, 78]. Des
Weiteren wurde gezeigt, dass die Zeit der Indexischämie eine Rolle spielt. In Rattenherzen
konnte demonstriert werden, dass sowohl eine Indexischämie von 120 Minuten den
Myokardschutz der IPost vollständig aufhebt als auch eine Indexischämie von 15 und 30
Minuten mit nachfolgender IPost die Infarktgröße sogar vergrößert [79].
Im Folgenden sollen die Signalwege der IPost genauer erläutert werden. Es konnten einige
Elemente demonstriert werden, die ebenso in der IPC eine Rolle spielen. So hat sich gezeigt,
dass die endogenen Mediatoren Adenosin [80], Opioide [81] und Bradykinin [82]
kardioprotektiv wirken. Die IPost lässt sich ebenfalls nicht nur mechanisch sondern auch
EINFÜHRUNG                                                                                16

durch exogen zugeführte pharmakologische Substanzen in der Reperfusion auslösen. Es
wurden verschiedene Substanzen getestet, die eine Reduktion der Infarktgröße gezeigt haben,
wie    zum    Beispiel   die   Adenosinrezeptoragonisten    AMP579      [83]   und     5’-(N-
ethylcarboxamido)adenosine (NECA) [84], GSK-3β-Inhibitoren [81] und der δ-Opioidrezeptor
Agonist [D-Ala2,D-Leu5]enkephalin acetat (DADLE) [85]. Des Weiteren konnte eine
Beteiligung des mitochondrialen ATP abhängigen Kaliumkanals, der Produktion von ROS
und der PKC gezeigt werden [86]. Hausenloy & Yellon demonstrierten, dass spezifische
Kinasen, die reperfusion injury salvage kinases (RISKs) am Signalweg der IPost beteiligt
sind, zu denen gehören PI3K, Akt, Erk 1/2, p70S6K und eNOS [87]. Auch Tsang et al.
konnten die Beteiligung von PI3K, Akt und eNOS während der Reperfusion nachweisen und
Darling et al. stellten ebenso die Aktivierung von Erk 1/2 dar [76, 88]. Die Aktivierung von
Akt und Erk 1/2, wie oben beschrieben, wurde auch während der IPC beobachtet. Auch zeigt
sich hier, dass durch Aktivierung der RISKs die GSK3β phosphoryliert und inhibiert wird und
so das Öffnen der mPTP verhindert wird [68, 69]. Wiederum konnte in Schweineherzen
gezeigt werden, dass die IPost (drei Zyklen von jeweils 30 Sekunden Reperfusion und 30
Sekunden Ischämie) die Akt und Erk 1/2 phosphoryliert aber in diesem Experiment zu
keinem Myokardschutz geführt hat [89]. Dies zeigt, dass die IPC und die IPost gemeinsame
Signalwege aufweisen, welche jedoch nicht identisch sind. Im Vergleich zur IPC zeigt sich
ein deutlicher Nutzen der IPost in der Durchführbarkeit bei der interventionellen Therapie,
PTCA [12, 90]. So konnte in einer Studie mit 30 Patienten, die eine PTCA erhielten, gezeigt
werden, dass eine IPost von vier Zyklen von jeweils einer Minute Verschluss (durch einen
aufgeblasenen Ballon) und einer Minute Reperfusion zu einer Reduktion der Kreatinkinase
geführt hat [91].
Zusammenfassend wird deutlich, dass die Signalkaskaden der IPC und IPost sowohl gewisse
Ähnlichkeiten aufweisen als auch zu einem potenten endogenen Myokardschutz führen. Das
Zeitintervall für einen potenten Myokardschutz ist bei beiden Phänomenen begrenzt, beide
sind   auch    im   Menschen     anwendbar     und    verhindern   oder    begrenzen     den
Ischämie/Reperfusionsschaden.
EINFÜHRUNG                                                                                 17

1.3. Adenosinrezeptoren (AR) während der Postkonditionierung

Adenosin ist ein Purin-Nukleosid und kommt in allen Geweben und Körperflüssigkeiten vor.
Es besteht aus der Nukleinbase Adenin und dem Zucker β-D-Ribose und ist Bestandteil der
energiereichen Verbindungen ATP, Adenosindiphosphat (ADP) und Adenosinmonophoshat
(AMP). Unter physiologischen Bedingungen liegt die extrazelluläre Konzentration von
Adenosin bei 30-300 nM, kann aber bei Ischämie und somit unter Sauerstoffverlust auf 10µM
oder höher ansteigen [92]. Kommt es zu hohen extrazellulären Konzentrationen wird
Adenosin in die Zellen transportiert und durch die Adenosinkinase zu AMP phosphoryliert
oder durch die Adenosindesaminase zu Inosin degradiert [93]. Im Herzen wird sowohl durch
Hypoxie als auch durch einen niedrigen pH-Wert die Adenosinkinase gehemmt. Die Folge ist
eine verminderte Aufnahme von Adenosin in die Zellen und somit eine erhöhte extrazelluläre
Adenosinkonzentration während der Ischämie [94]. Dies hat viele Auswirkungen am Herzen,
so führt es zu negativ dromotropen und negativ chronotropen Effekten, vasodilatierend an den
Koronargefäßen und antiadrenerg [95].
Adenosin kann als Hauptagonist an die vier Subtypen A1 (Gi/o), A2a (Gs), A2b (Gs/q) und A3
(Gi/o) der AR binden [96, 97]. Sowohl in der IPC als auch in der IPost konnte die bedeutende
Rolle von Adenosin durch Verwendung von Adenosinrezeptoragonisten gezeigt werden [83,
95, 98]. Sowohl der selektive A1AR Antagonist 8-cyclopentyl-1,3-dipropylxanthine (DPCPX)
als auch der A2aAR Antagonist 8-(13-chlorostyryl)caffeine (CSC) konnten den schützenden
Effekt   der    IPost   im   Herzen   nicht   aufheben   [99].   Jedoch   der   nichtselektive
Adenosinrezeptorantagonist 8-p-(sulfophenyl)theophylline (SPT) und der selektive A2bAR
Antagonist      8-[4-[((4-Cyanophenyl)carbamoylmethyl)oxy]phenyl]-1,3-di(n-propyl)xanthine
hydrate (MRS1754) konnten die Schutzwirkung der IPost auflösen [80]. Weiterhin zeigten
Philipp et al. eine erfolgreiche Postkonditionierung mit den A1/A2AR Agonisten NECA und
konnten durch eine zeitgleiche Gabe des A2bAR Antagonisten MRS1754 demonstrieren, dass
die pharmakologische Postkonditionierung inhibiert werden konnte. Somit wird die
bedeutende Rolle des A2bAR beim Myokardschutz deutlich. Der niedrig affine A2bAR ist an
G-Proteine gekoppelt, was zur Konzentrationserhöhung von zytosolischen cAMP,
Inositoltriphosphat und Ca2+ führt [100]. Auch der seit kurzem verfügbare A2bAR Agonist 2-
[6-amino-3,5-dicyano-4-(4-hydroxyphenyl)pyridin-2-ylsulfanyl] acetamide Bay 60-6583
schützt das ischämische Kaninchenherz [101]. Schließlich konnte in einer kürzlich
veröffentlichen Studie gezeigt werden, dass eine maximale Schutzwirkung erreicht wird,
wenn sowohl der A2bAR als auch der A2aAR gleichzeitig während der Reperfusion aktiviert
werden [102].
EINFÜHRUNG                                                                                18

1.4. Expression des intrazellulären zytosolischen Renins im Herzen

Die pharmakologische Postkonditionierung ist ein wichtiger Weg um Myokardschäden nach
einem Infarkt zu verhindern. Weiterhin gibt es andere Ansatzpunkte, die versuchen den
nekrotischen Zelltod im Herzen zu hemmen. Nekrotische Zellen locken Neutrophile und
Monozyten in das geschädigte Myokard und führen schließlich zu Zelluntergängen, Fibrosen
und kardialen Dysfunktionen [103, 104]. Das Renin-Angiotensin-System (RAS) spielt nicht
nur eine wichtige Rolle in der Blutdruckregulation und der Regulation des Wassers- und
Elektrolythaushaltes, sondern auch für die Zellproliferationen, Apoptosen, Entzündungs- und
Wachstumsprozesse. [105-107]. Im Herzen führt dieses System sowohl zur Hypertrophie als
auch zur Entzündung und Fibrose [108, 109]. Es konnte gezeigt werden, dass die
Mortalitätsrate bei Herzkraftversagen durch Angiotensin-converting Enzym- (ACE)
Inhibitoren gesenkt werden konnte [110]. Das RAS existiert in zwei verschiedenen Formen,
dem zirkulierenden RAS und dem lokalen RAS in verschiedenen Organen mit
unterschiedlichen Eigenschaften dieser beiden Systeme [111]. Beide Systeme synthetisieren
Angiotensin II. Renin, ein sekretorisches Glykoprotein ist das Schlüsselenzym des RAS. Es
spaltet Angiotensin I vom Angiotensinogen ab. Im zirkulierenden RAS wird Angiotensin I
vom ACE zum Angiotensin II umgeformt. Hingegen im lokalen RAS werden zur
Generierung von Angiotensin II lokale Enzyme benutzt. Es konnte gezeigt werden, dass es
sich um Cathepsin D und Chymase handelt [112-115]. Die Existenz und Funktion eines
lokalen, spezifischen RAS im Herzen hat immer wieder zu Diskussionen geführt.
Intrazelluläre Angiotensin II Effekte konnten ermittelt werden [116], jedoch war es schwierig
zwischen Effekten des lokalen, intrakardialen und des systemischen Angiotensin II zu
unterscheiden [117]. Wichtige Komponenten des lokalen RAS, wie Angiotensinogen [118,
119], ACE [120, 121], Chymase [122, 123] und Angiotensin I/II [124, 125], konnten leicht
identifiziert werden. Die Reninexpression im Herzen war schwierig zu beweisen. Viele
Studien bestätigten die Existenz von Renin mRNA im Herzen bei northern blotting, solution
hybridization assay und RT-PCR in verschiedenen Spezies [119, 126, 127]. In anderen
Studien konnte kein Beweis für eine lokale Reninexpression im Herzen gefunden werden
[128]. Des Weiteren wurde versucht die Reninexpression im Herzen durch eine transgene
Überexpression des nativen Renin Promotors zu beweisen. Eine erhöhte Reninproduktion im
Herzen konnte bei einem Reninkonstrukt aus dem Maus Ren-2-Gen nachgewiesen werden,
nicht jedoch bei einem humanen Reninkonstrukt [129, 130]. In anderen Studien konnte
gezeigt werden, dass die Reninexpression nicht unter physiologischen, sondern unter
pathophysiologischen Situationen involviert ist [131].
EINFÜHRUNG                                                                                    19

Renin wird überwiegend von der Niere synthetisiert und ausgeschieden. Das genetische
Transkript des sekretorischen Renins ist das Exon(1-9)Renin. Als Preprorenin gelangt es,
ähnlich jeden sekretorischen Protein, durch den cotranslationalen Transport zum
endoplasmatischen Retikulum (ER). Im ER wird das Prefragment abgespalten und es entsteht
das Prorenin was in Abb. 1.8 dargestellt ist. Das Prorenin wird zum einen als Renin
verarbeitet und abgesondert zum anderen als inaktive Form gespeichert.

Abb. 1.8: Entstehung sowohl des sekretorischen Exon(1-9)Renins als und des zytosolischen Exon(1A-
9)Renins.

Clausmeyer et al. konnten zeigen, dass zwei verschiedene Renintranskripte vom selben
Reningen abgelesen werden können. Dies wird in Abb. 1.9 schematisch dargestellt. Neben
dem herkömmlichen Transkript existiert also ein zweites Renintranskript. Diesem Transkript
fehlt das Exon 1 und damit die Signalsequenz für den cotranslationalen Transport zum ER.
Dieses zweite Renintranskript wurde isoliert und als Exon(1A-9)Renin charakterisiert. Es
verschlüsselt ein nicht sekretorisches intrazelluläres Protein [132]. Das Exon(1A-9)Renin
Transkript ist somit ein verkürztes Prorenin, dass beginnend vom ersten ATG im Exon 2
abgelesen wird und nicht sezerniert werden kann. Diesem Protein fehlt sowohl das
Prefragment vom sekretorischen Renin als auch zehn Aminosäuren vom konventionellen
Prorenin [133]. Es wurde daher Exon(2-9)Renin genannt.
EINFÜHRUNG                                                                                  20

Abb. 1.9: Identifizierung des alternativen Transkriptes nach Clausmeyer et al. [132].

Ähnliche Transkripte konnten in anderen Spezies einschließlich beim Menschen gefunden
werden [134-136]. In Rattenexperimenten konnte gezeigt werden, dass dem Exon 2, von dem
Exon(1A-9)Renin Transkript, 80 Basenpaare voraus gehen, die vom Intron A abgeleitet
werden [132]. Diese Sequenz wird nicht kodiert und hat daher vermutlich eine regulatorische
Funktion.
Des Weiteren konnten unterschiedliche Expressionen von Renintranskripten in den Geweben
der Ratte dargestellt werden, was in Abb. 1.10 dargestellt ist. So zeigte sich in der Niere nur
mRNA für das sekretorische Preprorenin. In der Nebenniere konnte sowohl das sekretorische
als auch das zytosolische Transkript ermittelt werden. Im Herzen wurde jedoch ausschließlich
Exon(2-9)Renin mRNA gefunden. Ebenfalls wurde festgestellt, dass nach vier und fünf Tagen
nach einer Ischämie die Expression des zytosolischen intrazellulären Renins Exon(2-9)Renin
verglichen zu sham-operierten Kontrolltieren deutlich angestiegen war. Im Gegensatz dazu
konnte keine Preprorenin mRNA ermittelt werden [137]. Dies zeigte, dass Exon(2-9)Renin
möglicherweise eine Rolle in den Prozessen der Ischämie/Reperfusion spielen könnte.
EINFÜHRUNG                                                                                      21

Abb. 1.10: Unterschiedliche Expression der Renintranskripte in Rattengeweben nach Clausmeyer et al.
[137].

In der Nebennierenrinde konnten Reninproteine sowohl in sekretorischen Vesikeln als auch in
Mitochondrien gefunden werden [138, 139]. Mitochondriales Renin muss daher abgeleitet
sein vom Exon(2-9)Renin Transkript, denn nur dieses ist lokalisiert im Zytosol und somit
verfügbar für den Transport ins Mitochondrium. So konnte gezeigt werden, dass Exon(2-
9)Renin an freie Ribosomen binden und in isolierte adrenale Mitochondrien importiert werden
kann [132].
Um weitere Untersuchungen durchzuführen wurde ein transgenes Modell etabliert [133, 140].
Es konnten vier transgene Linien, die Exon(2-9)Renin überexprimieren, unabhängig
voneinander generiert werden. Die Expression von Renin im Herzen konnte in allen vier
Linien nachgewiesen werden, siehe Abb. 1.11. Die Linien 294 und 307 konnten sich gut
entwickeln und wurden weiter untersucht. Die Überexpression des Exon(2-9)Renins führte
nicht zur Hypertonie oder zu pathologischen Veränderungen im Herzen. Ebenso wurde
festgestellt, dass weder Prorenin noch Renin in den transgenen Ratten verglichen zu Wildtyp
Kontrollratten im Plasma erhöht war und es folglich intrazellulär vorhanden sein musste.
Somit konnte gezeigt werden, dass sich CX-Exon(2-9) transgene Ratten als Modell zur
Analyse der Funktion von Exon(1A-9)Renin in vivo eignen [133]. In der Linie 307 konnte
sowohl im Zytosol als auch in der Fraktion der Mitochondrien und Nuclei signifikant erhöhte
Renin- und Proreninwerte im Vergleich zu den Kontrolltieren ermittelt werden. Signifikante
Unterschiede bei den Reninwerten in der Fraktion des sekretorischen Renins waren nicht zu
sehen. Für die Linie 294 konnten erhöhte Proreninwerte in der Fraktion der Mitochondrien
und Nuclei gezeigt werden, jedoch keine erhöhten Reninwerte in irgendeiner Fraktion
dargestellt werden [133].
EINFÜHRUNG                                                                                22

Abb. 1.11: Nachweis der Exon(2-9)Renin überexprimierten Linien bei Etablierung des transgenen
Modells in der Western Blot Analyse [133].

Des Weiteren wurden Zellversuche mit embryonalen H9c2 Kardiomyozyten durchgeführt, die
mit sekretorischem Exon(1-9)Renin als auch mit zytoplasmatischem Exon(2-9)Renin
transfiziert wurden [141]. Es konnte gezeigt werden, dass in Zellen, die Exon(2-9)Renin
überexprimierten, erhöhte Konzentrationen von Prorenin und Renin vorhanden waren und
dies vor allem in der mitochondrialen Fraktion. Im Gegensatz dazu konnte in Exon(1-9)Renin
überexprimierten Zellen erhöhtes Prorenin ermittelt werden in der Fraktion der sekretorischen
Vesikeln. Auch wurde gezeigt, dass Prorenin und Renin im Medium von Zellen die Exon(1-
9)Renin überexprimieren erhöht war, jedoch nicht im Medium von Exon(2-9)Renin
überexprimierten Zellen. Somit sezernieren nur Exon(1-9)Renin transfizierte Zellen Renin ins
Medium [141]. Ebenso konnte in Exon(1-9)Renin transfizierten Zellen festgestellt werden,
dass sie einen erhöhten Proteingehalt im Vergleich zu den Kontrollzellen haben und größer
sind. In den beiden Renin transfizierten Zelllinien konnten tote Zellen dargestellt werden.
Entsprechend ist sowohl das Wachstum der Renin transfizierten Zellen als auch die
Proliferation gegenüber den Kontrollen vermindert. Zusätzlich wurde die Apoptose- und
Nekroserate in den transfizierten H9c2 Zellen ermittelt. Es konnte gezeigt werden, dass
Exon(1-9)Renin Zellen eine verstärkte Nekroserate aufweisen, während Exon(2-9)Renin
transfizierte Zellen vor Nekrose geschützt waren. Dies ist in Abb. 1.12 dargestellt.
EINFÜHRUNG                                                                                 23

Abb. 1.12: Ermittlung der Nekroserate von H9c2, pIRES, Exon(1-9)Renin und Exon(2-9)Renin
transfizierten Zellen. Bestimmung des LDH Ratio in vier unterschiedlichen Gruppen [141].

Exon(2-9)Renin transfizierte Zellen zeigten eine deutlich erhöhte Apoptoserate verglichen zu
den Kontrollzellen. Zum einen wurde eine signifikante Zunahme apoptotischer Zellen und
eine erhöhte Caspase-Aktivität in Exon(2-9)Renin Zellen gefunden, zum anderen konnte
gezeigt werden, dass diese Apoptose mitochondrial bedingt ist, da es zu einer Zunahme der
Translokation   von   Phosphatidylserin   gekommen     war   [141].   Intrazelluläres,   nicht
sekretorisches Exon(2-9)Renin scheint vor nekrotischem Zelltod zu schützen und den
apoptotischen Zelltod zu fördern.
EINFÜHRUNG                                                                               24

1.5. Aufgabenstellung

Ziel dieser Studienarbeit war es mit Hilfe des ex vivo perfundierten Rattenherzes, bei dem
durch Verschluss und Wiedereröffnung der linken Koronararterie ein akuter Myokardinfarkt
simuliert werden kann, zwei unterschiedliche Aufgaben zu untersuchen. Zum einen sollte
sowohl das kardioprotektive Potential des A2bAR Agonisten Bay 60-6583 bei Zugabe in der
Reperfusion und zum anderen das kardioprotektive Potenzial der transgenen Exon(2-9)Renin
überexprimierten Ratten geprüft werden.
Die Postkonditionierung ist vom hohen klinischen Interesse. Jedoch ist es bisher nicht
gelungen Therapiemöglichkeiten, die während der Reperfusion einsetzen, in den klinischen
Alltag einzubringen. Viele Forschungsuntersuchungen befassen sich mit dem schützenden
Signalweg und so auch mit dem Potential neuer möglicher Ansatzpunkte für den Einsatz in
der Klinik.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Untersuchung des kardioprotektiven Potentials des
A2bAR Agonisten Bay 60-6583 und möglichen Signaltransduktionswegen am ex vivo
perfundierten Rattenherz.
Des Weiteren sollte das kardioprotektive Potenzial der Exon(2-9)Renin überexprimierten
Ratten untersucht werden. Bei einem Myokardinfarkt kommt es auf Grund von
Arteriosklerose oder Thrombenbildung in den Herzkranzarterien zu einer Ischämie, die zum
Absterben vom Myokardgewebe führt. Dieser Vorgang des Zellunterganges am Herzen wird
als Nekrose bezeichnet. Hierbei kommt es zu Zellschwellungen, Membranbrüchen und zu
inflammatorischen Prozesse mit der Einwanderung von Leukozyten und Makrophagen. Die
Folgen sind Fibrose, Remodelling und Herzinsuffizienz. Dem gegenüber steht die Apoptose.
Hier kommt es zur DNA-Fragmentierung bei der die Mitochondrien nicht geschädigt werden.
Die Zelle wird in kleine Teile zerlegt und die Zellmembran bleibt intakt. Es kommt zwar auch
zum Verlust von Zellen jedoch ohne inflammatorische Prozesse und Fibrose.
Daher war es Ziel dieser Studienarbeit eine Infarktgrößenbestimmung an isolierten retrograd
perfundierten Rattenherzen, die Exon(2-9)Renin überexprimieren, durchzuführen, um den
Zelluntergang durch Nekrose genauer zu untersuchen. Hierfür standen, wie bereits oben
erwähnt, die zwei unabhängigen transgenen Linien (294, 307) zur Verfügung welche mit zwei
Kontrollgruppen verglichen wurden. Zu definierten Zeitpunkten wurden transmurale Biopsien
gewonnen, um zelluläre Signaltransduktionswege während der Ischämie/Reperfusion mittels
Western Blot Analyse zu analysieren.
MATERIAL UND METHODEN                                                          25

2. Material und Methoden
2.1. Material

2.1.1. Chemikalien und Reagenzien

Chemikalien und Reagenzien            Herkunft
Acrylamide/bis-Acrylamide (37,5:1)    Roth, Karlsruhe
A.dest                                B. Braun, Melsungen AG, Melsungen
Agarose                               Serva, Heidelberg
Ammoniumpersulfat (APS)               Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
BCATM Protein assay Kit               Pierce, Rockford, USA
BSA                                   Rinderserumalbumin, Roth, Karlsruhe

β-Mercaptoethanol                     Roth, Karlsruhe

Calciumchlorid                        Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
Cell Lysis Buffer                     Cell Signalling, Danvers, USA
1,4-Dithiothreit (DTT)                Roth, Karlsruhe
Dimethylsulfoxid (DMSO)               Roth, Karlsruhe
Entwickler                            Tetanal, Norderstedt
Ethanol 100%                          Commercial Alcohols, Brampton, Ontario
Ethidiumbromid                        Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
Ethylendiaminotetraessigsäure (EDTA) Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
Fixierer                              Tetanal, Norderstedt
Fluorescent Polymer Microspheres, 2-8 Duke Scientific Corp., Fremont, USA
µM
Glukose                               Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
Glycin                                Roth, Karlsruhe
Heparin-Natrium                       B. Braun Melsungen AG, Melsungen
Heparin Sodium Injection              Pharmaceutical Partners of Canada INC
4-(2-Hydroxyethyl)piperazine-1-       Roth, Karlsruhe
ethanesulfonic acid (HEPES)
Isopropanol                           Merck, Darmstadt
Kaliumchlorid                         Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
MATERIAL UND METHODEN                                                                  26

Kaliumdihydrogenphosphat               Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
Lämmlipuffer                           Biorad, Hercules, USA
LumiGloTM Reagent                      Cell Signalling, Danvers, USA
Milchpulver                            Roth, Karlsruhe
Magnesiumsulfat                        Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
Methanol                               Roth, Karlsruhe
Natriumchlorid                         Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
Natriumchlorid 0,9 %                   B. Braun, Melsungen AG, Melsungen
Natriumhydrogencarbonat                Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
Paraformaldehydlösung 4 %              Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
Phosphate buffered saline (PBS)        PAA, Pasching, Österreich
Phenylmethylsulforylfluorid (PMSF)     Roth, Karlsruhe
Ponceau S                              Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
Salzsäure                              Merck, Darmstadt
Sodiumdodecylsulfate (SDS)             Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
N,N,N’,N’-Tetramethylethylenediamine Biorad, Hercules, USA
(TEMED)
Thiopental-Natrium (Trapanal)          Altana Pharma, Konstanz
Tris(hydroxymethyl)aminomethan         Roth, Karlsruhe
(Tris)
2,3,5-Triphenyltetrazoliumchlorid      Sigma-Aldrich, Dreisenhofen
(TTC)
Tween 20                               Roth, Karlsruhe

2.1.2. Substanzen und Inhibitoren

Substanzen und Inhibitoren                               Herkunft
Bay 60-6583                                              A2bAR Agonist, Bayer
                                                         Healthcare, Wupperthal
(2-[6-amino-3,5-dicyano-4-(4-hydroxyphenyl)pyridin-2-
ylsulfanyl] acetamide)
KT 5823                                                  Selektiver PKG Inhibitor, Sigma-
                                                         Aldrich, Dreisenhofen
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